dieses Schriftstücks, nur wenn dies unerläßlich erscheint, sonst nur kurze Vermerke über den Inhalt desselben zu den be⸗ treffenden Akten zu bringen.
10) Runderlasse, welche, ohne im Amtsblatt veröffentlicht zu werden, durch Umdruck zu vervielfältigen sind, werden in der für den Gebrauch der nachgeordneten Behörden erforder⸗ lichen Stückzahl zu fertigen und diesen Behörden mitzu⸗ theilen sein.
Ueber die Ausführung dieser Verfügung, deren Erweite⸗ rung wir uns vorbehalten, sehen wir bis zum 1. Januar k. J. einem Bericht entgegen, dem die im Verwaltungsbereich der dortigen Regierung zur Anwendung 88 Formulare in Probestücken beizufügen sind. In dem Bericht sind auch etwaige anderweite Einrichtungen, die nicht nur im Geschäfts⸗ verkehr der Behörden unter einander, sondern auch im Dienst⸗ betriebe nach außen zur Verminderung des Schreibwerks ge⸗ eignet, sich für die allgemeine Einführung empfehlen, zu er⸗ örtern.
Berlin, den 20. Mai 1896.
Der Der Finanz⸗Minister. Minister des Innern. Miquel. Freiherr von der Recke.
An sämmtliche Herren Regierungs⸗Präsidenten ꝛ c.
Ministerium der öffentlichen Arbeiten.
Der Großherzoglich hessischen Reg egnaümg ist die Erlaubniß zur Vornahme allgemeiner Vorarbeiten für eine vollspurige Nebeneisenbahn von Sprendlingen oder einem Punkte der Nebeneisenbahn Sprend⸗ lingen — Wöllstein nach Kreuznach bezüglich des preußischen Staatsgebiets ertheilt worden.
Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten.
Die Oberförsterstelle Lüdersdorf im Regierungs⸗ Potsdam ist vom 1. September d. J. ab anderweit zu besetzen.
Hauptverwaltung der Staatsschulden.
Bekanntmachung.
Nachdem die E115 der Staatsschulden⸗ Tilgungskasse und der betreffenden Provinzialkassen für das Etatsjahr 1893/94 von beiden Häusern des Landtags dechargiert worden, sind die nach diesen Rechnungen eingelösten Staats⸗ schulden⸗Dokumente, wie sie in der Bekanntmachung vom 6. Oktober 1894 aufgeführt und in den Anlagen derselben nach Littern, Nummern und Beträgen einzeln verzeichnet sich finden, heute im Beisein von Kommissarien der Staatsschulden⸗ Kommission und unserer Verwaltung durch Feuer vernichtet
worden, nämlich: Stück über ℳ ₰ Staatsschuldscheine von 1842 13 829 4 920 075. — Staats⸗Anleihe von 1852 . . . 3 900. — Staats⸗Prämien⸗Anleihe vonls55 5 850 1 755 000. — Staats Anlalhe von 1862. . . 1 600. — Staats⸗Anleihe von 1868 A . 1 718 3 517 050. — Kurmärk. Schuldverschreibungen 277 200. — Neumärk. Schuldverschreibungen 2 .— Stamm⸗Aktien der Niederschlesisch⸗ Märkischen Eisenbahn . . .. Prioritäts⸗Aktien Ser. I der Nieder⸗ schlesisch Märkischen Eisenbahn Prioritäts⸗Obligationen Ser. u. II der Niederschlesisch⸗Märki⸗ vbbbe— Aktien der Cöthen⸗Bernburger ee 1“ Aktien der Magdeburg⸗Witten⸗ bergeschen Eisendahn . . .. Obligationen der Potsdam⸗Mag⸗ deburger Eisenbahn . . . . . Prioritäts⸗Obligationen der Rhei⸗ nischen Eisenbahhn . . . . . 99 600. Prioritäts⸗Obligationen von 1860 der Homburger Eisenbahn .. 57 771. Partial⸗Obligationen von 1861 der Homburger Eisenbahn ... 9 428. Prioritäts⸗Obligationen III. Ser. der Bergisch⸗Maͤrkischen Eisenbahn 337 800. Prioritäts⸗Obligationen III. Ser. Litt. B. der Bergisch⸗Märkischen ebööböe— 207 600. Prioritäts⸗Obligationen III. Ser. “ Litt. C. 1. u. 2. Emission der⸗ “ selben Eisenbahn . . . . .. 1836 200. — re. Litt. B. der
berschlesischen Eisenbahn ... Prioritäts⸗Obligationen Litt. E. der Oberschlesischen Eisenbahn. Niederschlesische Zweigbahn⸗Prio⸗ 1.. Waenne der Ober⸗ schlesischen Eisenbahn . . .. Schuldverschreibungen der Anger⸗ münde⸗Schwedter Eisenbahn .. — 6 000. Hannoversche Obligationen 46 537. Kurhessische Obligationen. . Nassauische Obligationen 25 414.
. 735 429.
Obligationen der Stadt Frank⸗ we11“”“ 1 1“ zusammen 36 099 14 484 396. 97 Dies wird in Gemäßheit der Bestimmung im § 17 des Gesetzes vom 24. Februar 1850 — Gesetz⸗Samml. S. 57 — zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Berrlin, den 27. Mai 1896.
15 300. 67 200. 178 200.
Pereeheen der Staatsschulden.
von Hoffmann.
1228
8 Bekanntmachung.
—
Aus Anlaß der am 30. Mai d. J., Vormittags 9 Uhr, auf dem Tempelhofer Felde stattfindenden Parade wird die Tempel⸗ hofer Chaussee von 8 Uhr an bis zur Beendigung der Parade für jeden Verkehr gesperrt. 8
Die Belle⸗Alliancestraße und die Lichterfelder Straße dürfen von La len während der Zeit vom Ausrücken der Truppen bis nach dem Einmarsch derselben in die Stadt nicht befahren werden.
Der Betrieb der Pferdebahn⸗ und Omnibuslinien wird auf der Tempelhofer Chaussee und den aus Berlin nach dem Tempelhofer
Felde führenden Straßen (insbesondere auch in der Friedrichstraße) mit dem Beginn des Ausmarsches der Truppen (etwa von 7 Uhr ab) 8„ ei der Absperrung eingestellt, bezw. eingeschränkt oder abgelenkt.
Auf das Paradefeld östlich der Tempelhofer Chaussee werden nur solche Equipagen (nicht Droschken und derartige Personen⸗ w8g. Rlüffen, deren Inhaber mit polizeilichen Passierscheinen versehen sind.
Alle anderen Gefährte sowie die zu Fuß befindlichen Zuschauer können sich westlich der Tempelhofer Chaussee aufstellen.
Den Anordnungen der Schutzmannschaft über Anfahrt und Ab⸗ fahrt aller Wagen 88 über das Verhalten auf dem Tempelhofer Felde muß im Interesse der Aufrechterhaltung der Ordnung un⸗ weigerlich Folge geleistet werden.
Marketenderei und Restaurationsbetrieb wird auf dem Tempel⸗ hofer Felde nicht geduldet, desgleichen ist das Aufstellen von Stühlen, Tribünen, Handwagen ꝛc. auf dem Tempelhofer Felde nicht gestattet.
Berlin, den 27. Mai 1896. 1
— Der Polizei⸗Präsident.
von Windheim. 8
“ 8
Preußen. Berlin, 28. Mai.
Seine Majestät der Kaiser und König nahmen eute Vormittag im Neuen Palais die Vorträge des General⸗ ajors Freiherrn von Gemmingen vom Kriegs⸗Ministerium, des Chefs des Militärkabinets, Generals von Hahnke, und des Ministers der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten D. Dr. Bosse entgegen.
Ihre Majestät die Kaiserin und Königin er⸗ theilten heute dem ehemaligen 8 Herbette und dessen Gemahlin die erbetene Abschieds⸗Audienz. Nach⸗ mittags nahmen Ihre Majestät im Neuen Palais die Vor⸗ stellung einiger hervorragenden Mitglieder des hier tagenden
Chirurgen⸗Kongresses entgegen.
1
Der Unter⸗Staatssekretär, Wirkliche Geheime Rath Fei err von Rotenhan ist vom Urlaub zurückgekehrt und at he Amtsgeschäfte wieder übernommen.
Nach erfolgter Abberufung des bisherigen hiesigen Bot⸗ schafters der Französischen Republik fungiert der Botschafts⸗ Rath Soulange⸗Bodin bis auf weiteres als interimistischer französischer Geschäftsträger.
8
Laut telegraphischer Meldung an das Ober⸗Kommando der Marine ist S. M. S. „Loreley“, Kommandant Kapitän⸗ Lieutenant von Bredow, heute von Piräus nach Beirut in
See gegangen. 8 8
Baden.
Der Zweiten Kammer ist gestern die Nothstands⸗ vorlage aus Anlaß der Hochwasserschäden vom März d. J. in Form eines Nachtrags⸗Etats zum Budget des Innern zugegangen. Die Vorlage fordert, der „Karlsruher Zeitung“ s als Staatsbeihilfe für Gemeinden 400 000 ℳ, zur
bstellung von Hochwasserschäden und zu EE“ 900 000 ℳ und zur Ausführung von Wasserbauten 2 Millionen Mark, insgesammt also 3 300 000 ℳ 1
Schwarzburg⸗Rudolstadt. 1
Der Landtag ist gestern in Rudolstadt von dem Staats⸗ Minister von Starck mit der Verlesung folgender Ansprache eröffnet worden: 8 “
Meine Herren Abgeordneten! 1 8
Seine Durchlaucht der Fürst hat die Berufung des Landtags zu einer außerordentlichen Versammlung befohlen, um mit Ihnen eine Maßnahme von höchster Bedeutung für das Fürstliche Haus und für das Land zu berathen. “
Es liegt der thatsächliche Zustand vor, daß in beiden schwarz⸗ burgischen Fürstenthümern irekte Nachkommen der jetzt regierenden Durchlauchtigsten Herren nicht vorhanden sind, und daß das Fürst⸗ liche Gesammthaus zur Zeit überhaupt nur noch auf sechs Augen steht. Die Erkenntniß dieses Zustandes hat die Durchlauchtigsten .. Herren und die beiderseitigen Staatsregierungen zu der Ueberzeugung gelangen 8 daß es Pflicht sei, für alle möglicherweise eintreten⸗ den Fälle bei Zeiten Fürsorge zu treffen, um nicht ungeordnete Successionsverhältnisse und unerquickliche und unabsehbare Streitig⸗ keiten entstehen zu lassen. Die dieserhalb gepflogenen Verhandlungen haben zu einer höchst erfreulichen Verständigung geführt.
Die Agnaten der beiden Fürstlich schwarzburgischen Linien haben demnach den Sohn des Hochseligen Fürsten Friedrich Günther von Schwarzburg⸗Rudolstadt aus Höchstdessen im Jahre 1855 ab⸗
eschlossener zweiter Ehe, welcher damals die agnatische Ebenbürtig⸗ eitsanerkennung nicht zu theil geworden war, den Prinzen Sizzo von Leutenberg Durchlaucht nunmehr als einen ebenbürtigen An⸗ gehörigen des Mannesstammes des schwarzburgischen Fürstenhauses an⸗ erkannt und denselben eintretenfalls zur unmittelbaren Succession im Hause Schwarzburg⸗Rudolstadt berufen, während im übrigen für den Fall des Ausgangs des Mannesstammes im Hause Schwarzburg⸗ Sondershausen der Erb⸗ und Successionsvertrag vom 7. September 1713 maßgebend bleibt.
Das Hohe Fürstenhaus erwartet zuversichtlich, daß diese agnatische Festsetzung zur Erhaltung des Mannesstammes in dem alten schwarzburgischen Geschlechte im Lande freudig begrüßt werden wird.
Gleichwohl soll sich nicht auf diese Maßnahme beschränkt, sondern die “ des Landtags zu einer ausdrücklichen Berufung des Weibesstammes des Fürstenhauses zur Succession nach nelschem Ausgang des Mannesstammes erbeten werden.
Ein Gesetzentwurf, welcher alle diese Verhältnisse umfaßt, wird Ihnen sogleich zugehen. F 1
Meine Herren! Dem schwarzburgischen Lande steht die hohe Ehre bevor, von Seiner Majestät dem Kaiser und von einer
roßen Anzahl anderer Fürstlicher Herren, sowie sonstiger hochgestellter ersonen besucht zu werden, da am 18. Juni die feierliche Einweihung des großartigen Denkmals stattfinden soll, welches Kaiser Wilhelm dem Ersten die deutschen Krieger auf dem Kyffhäuser errichtet haben. Die 8 eines würdigen und gastlichen Empfangs, welche dadurch für Seine urchlaucht den Fürsten entstehen, Höchstdemselbentragen 1.Se eine unabweisbare Obliegenheit des Landes. Es wird Ihnen deshalb ein Antrag auf Bewilligung außerordentlicher Mittel zugehen, dessen Genehmigung um so zuversichtlicher erwartet wird, als diese Mittel aus den erfreulichen Ueberschüssen des Jahres 1895 ohne weiteres gewährt werden können. „Im Namen des Durchlauchtigsten Fürsten erkläre ich die gegen⸗ wärtige außerordentliche Landtags⸗Versammlung für eröffnet. Beide Vorlagen wurden einer Kommission von sieben
8
8— Elsaß⸗Lothringen. Die „Straßburger Korrespondenz“ veröffentlicht einen Erlaß des Kaiserlichen Statthalters, Fürsten zu Hohenlohe⸗ Langenburg, wonach eine Kommission von 21 Mit⸗ liedern zur Prüfung der Handwerksfrage berufen werden
oll. Die Mitglieder müssen ein Handwerk selbständig betreiben
oder früher selbständig betrieben haben.
Deutsche Kolonien.
Nach über Kapstadt eingetroffenen amtlichen Meldungen aus Südwest⸗Afrika hat Hauptmann von Estorff die Hotten⸗ totten in zwei Gefechten am 18. und 19. April bei Siegfeld, nahe Gobabis, in die Flucht geschlagen. Am 7. Mai erstürmte Major Leutwein, unterstützt von Leuten Witbooi's und des Oberhäuptlings der Herero, Samuel Maherero, die Werft des aufständischen Herero⸗Häuptlings Kahimema. Die Lieute⸗ nants Schmidt und Eggers, die Unteroffiziere Pitt und Alschaefski sind gefallen, der Lieutenant Helm leicht ver⸗ wundet. — S. M. Kreuzer „Seeadler“ ist am 20. Mai von
S. M. Kanonenboot „Hyäne“ in Swakopmund abgelöst
worden und am 25. Mai in Kapstadt eingetroffen.
Oesterreich⸗Ungarn.
Wie das „Fremdenblatt“ erfährt, wird sich der Reichs⸗
Kriegs⸗Minister General von Krieghammer als Vertreter des Kaisers zu dem Leichenbegängniß des verstorbenen Feld⸗ zeugmeisters Baron Kuhn nach Stassoldo begeben.
Demselben Blatte zufolge ist das Torpedo⸗Rammschiff „Maria Theresia“ zum Schutze der österreichisch⸗ungarischen Staatsangehörigen von Bocche di Cattaro nach der Suda⸗ Bay, an der Nordküste von Kreta, abgegangen.
In der gestrigen Signg des österreichischen Ab⸗ geordnetenhauses führte der Finanz⸗Minister Dr. von Bilinski bei der Verhandlung über den Gesetzentwurf, be⸗ treffend die Abschreibung der Grundsteuer bei Ele⸗ mentar⸗Ereignissen, aus: Die Regierung sei mit dem Be⸗ schlusse des Hauses, die Herabminderung der Grundsteuer entgegen dem Vorschlage der Regierung auf 2 ½ Millionen festzusetzen, theilweise ausgesöhnt. Nach seiner letzten Rede sei in der Oeffentlichkeit der Vorwurf erhoben worden, daß die Regierung mit einer Menge von Millionen nur so Die Regierung leugne nicht, daß sie einem nahezu einstimmigen Beschluse geas Bedeutung beilege und denselben so auffasse, daß das Haus die Interessen der Land⸗ wirthschaft über die aller anderen Produktionszweige stelle. Die Regierung stimme dem Beschlusse in der Hoffaun zu, daß das Haus die Steuerreform in der dritten Lesung sowie das Gesetz über die Entschädigung Wiens annehmen werde. Im weiteren Verlauf seiner Rede protestierte der Minister gegen die Behauptung, daß die Fassung des Punktes 1 des vorliegenden Gese es zum Nachtheil der Klein⸗ grundbesitzer und zum Vortheil der Großgrundbesitzer sei. Die Beguͤnstigung des Kleingrundbesitzes ergebe sich aus der Regierungsvorlage und sei auch aus der Ausschußvorlage er⸗ sichtlich. Nachdem die ersten sieben Paragraphen angenommen waren, wurde die Berathung abgebrochen. Das Haus ging sodann zu der Debatte über einen dringlichen Antrag der Abgg. Kaizl, Pernerstorffer und Genossen, betreffend den Zusammenstoß zwischen strikenden Arbeitern und der Gendarmerie in Dörfel, über. Der Abg. Kaizl warf den Behörden Parteinahme für die Unternehmer vor und bemängelte das erlassene Versammlungs⸗ verbot sowie die Ausnahmebestimmungen als ang senac in⸗ dem er erklärte, die Staatsgrundgesetze schienen für den Reichenberger Bezirks⸗Hauptmann nicht zu bestehen. Eine rechtzeitige Requisition des Militärs würde dem Blutvergießen haben vorbeugen können. Der Minister⸗Präsident Graf Badeni erklärte, der Vorwurf, die Behörden seien nicht präventiv vorgegangen, sei Lanz unzutreffend, eben⸗ so, daß die Requisition des Militärs besser vorgebeugt haben würde. Der Minister⸗Präsident wies auf Grund der amtlichen Darstellung nach, daß die Gendarmerie erst nach wiederholter, in deutscher und czechischer Sprache er⸗ gangener Aufforderung zum Auseinandergehen und erst, als die excedierende Menge die Gendarmerie durch Steinwürfe bedroht und hinter Häusern feste Stellung genommen, angegriffen und geschossen habe. Seither herrsche Ruhe. Eine straf⸗ rechtliche Untersuchung gegen die Excedenten sei im Gange, ebenso eine Untersuchung darüber, ob der “ seftens der Gendarmerie nothwendig gewesen sei. Vor Ab⸗ chluß der beiden Untersuchungen sei eine Aeußerung der Regierung unthunlich. Der Vorwurf der arteinahme für die Unternehmer könne gegen die Behörde unmöglich erhoben werden, da diese nur die Fabrik und die nichtstrikenden Arbeiter geschützt und sich bestrebt habe, die gefährdete Ordnung und Ruhe aufrecht zu er⸗ halten. Auch in entgegengesetztem Sinne seien Vor⸗ würfe gegen die Regierung laut geworden; dies beweise, daß das Vorgehen der Regierung ohne Parteilichkeit die richtige Mitte gehalten habe. Das Versammlungsverbot nach dem Exceß sei eine leicht begreifliche Vorsichtsmaßregel zur Vermeidung fortgesetzter Beunruhigungen und neuer Zwcschen⸗ fälle gewesen. Der Minister⸗Präsident sicherte eine eingehende und objektive Untersuchung zu. Der Abg. Pernerstorffer erklärte gegenüber den Ausführungen des w“ denten, Böhmen sei das klassische Land der Hand⸗ schellen und Ketten. Wegen der Unterstützung des nord⸗ deutschen Unternehmerthums würden Manschenleben ge⸗ opfert. Der Minister⸗Präsident protestierte unter stür⸗ mischem Widerspruch der äußersten Linken gegen die Be⸗ leidigung des ganzen Standes der böhmischen Fabrikanten. Schließlich wurde bei der Abstimmung die Dringlichkeit ab⸗ elehnt. g hnt. Budgetausschuß des Abgeordnetenhauses erklärte gestern der Berichterstatter des Subcomités Dr. Beer über die Vorlage, betreffend die Regulierung der Beamtengehälter, daß, da die Regierung die Bestätigung des Gesetzes von der Bewilligung einiger Steuern ab⸗ hängig gemacht habe, das Subcomité der Ansicht sei, die Srligum er Vorlage bis zum Herbst zu ver⸗ tagen; es werde dann nach Erledigung der Deckungsfrage möglich sein, gewisse Härten des Gesetzes namentlich in Hinblick auf die „ee abzustellen. Das Subcomité erachte es auch für nothwendig, die Regierung aufzufordern, im Herbst eine Vor⸗ lage, betreffend eine Erleichterung der Gebühren bei Ueber⸗ tragungen häuerlicher Güter, einzubringen. Der Finanz⸗Minister Dr. von Bilinski erwiderte: falls es sich bei den er⸗
wähnten Aenderungen des um eine weitere finanzielle Belastung handeln sollte, könne die Regierung auch nach Lösung der Deckungsfra e kein Entgegenkommen zeigen. Er sei überzeugt, daß die Immobiliargebühren bei Uebertragungen für den bäuerlichen Besitz sehr drückend seien, viel drückender als die Grundsteuer. Da aber das Haus leider eine weitgehende Herabsetzung der Grundsteuer beschlossen habe, so könne die Regierung gegenwärtig nicht auch in eine Herab⸗ setzung der Uebertragsgebühren willigen. Sollte daher im vor⸗ liegenden Falle die Gewährung einer Gebührenerleichterun als Bedingung gestellt werden, so würde dies voraussichtli
bedauerlicher Weise ein Hinderniß für das Zustandekommen der Gehaltsregulierung bilden. Nach längerer Debatte wurde alsdann der Antrag Beer angenommen.
Das ungarische Unterhaus beendete gestern die Spezialdebatte über den Gesetzentwurf, betreffend die Ver⸗ waltungsgerichtshöfe. Im Laufe der Debatte gab der Minister des Innern Perczel die Erklärung ab, die Regie⸗ rung gedenke die Verwaltungsgerichtshöfe bereits am 1. Ja⸗ nuar 1897 in Wirksamkeit treten zu lassen. Hierauf ersuchte der Minister⸗Präsident Baron Banffy das Haus, Deputationen zu den Enthüllungen der Millenniums⸗Denkmäler zu ent⸗ senden. Das Ersuchen wurde zur Kenntniß genommen.
Großbritannien und Irland. ““
Die Königin hat sich vorgestern in Begleitung de
Prinzessin Christian zu Schleswig⸗Holstein von Windsor nach Balmoral begeben.
Frankreich.
In dem gestern abgehaltenen Ministerrath wurde zu⸗ nächst eine Reihe von Herabsetzungen im Bereich der direkten Besteuerung festgesetzt und sodann 1) die Erhöhung des Steuersatzes auf das Einkommen aus dem Eigenthum an Baulichkeiten von 3,80 auf 4,50 Proz., 2) die Besteuerung des Zinseinkommens aus Hypothekarforderungen, 3) die Erhöhung des Steuersatzes auf das Einkommen aus beweg⸗ lichen Werthen von 4 auf 4,50 Proz. sowie die Auflegung dieser Steuer auf alle französischen und ausländischen Werthe und Staatsfonds beschlossen. Der Entwurf läuft auf eine Feehneche Entlastung der landwirthschaftlichen Bevölkerung inaus.
Die ö Havas“ meldet, der russische Kriegs⸗Minister Wannowski habe dem General de Boisdeffre die Nach⸗ richt zugehen lassen, daß er dem Kaiser von Rußland von den durch den Kriegs⸗Minister Billot verfügten Be⸗ urlaubungen von Offizieren und Soldaten der fran⸗ ösischen Armee anläßlich der Krönungsfeier in Moskau
ittheilung gemacht habe. Der Kaiser habe ihn darauf beauftragt, dem General de Boisdeffre zu sagen, wie angenehm den Kaiser der Gedanke berühre, da⸗ sich das französische Heer mit dem russischen Volk bei dieser vereine. Der Kaiser habe befohlen, dem Minister Billot den wärmsten Dank zu übermitteln und dem eäezadlg. Heere die besten Wünsche sowie die Zuneigung und Anerkennung des Kaisers zum Ausdruck zu bringen.
Rußland.
Gestern Mittag fand im Andreassaale des Kreml. zu Moskau der Empfang der Mitglieder des Heiligen Synod, der hohen Geistlichkeit, der Vertreter der nicht 883 doren christlichen Konfessionen, der Mitglieder des Reichsraths, der Minister, der Mitglieder des Staatsraths, der Staatssekretäre und der Vertreter des Adels, der Landschaften und der Deputationen der Städte statt, welche dem Kaiser und der Kaiserin anläßlich der Krönung ihre Glückwünsche dar⸗ brachten. Der Kaiser stand in der Nähe des Throns, links von ihm die Kaiserin mit der Krone auf dem Haupt. Dem Empfang wohnten auch die Großfürsten und Großfürstinnen bei. Die Glückwünschenden traten in einzelnen Gruppen heran und über⸗ reichten Salz und Brot auf kostbaren Schüsseln oder kunstvoll
earbeitete Heiligenbilder. Der Kaiser dankte huldvollst, die kaiserin reichte den Deputirten die Hand zum Kuß. — Abends um 7 Uhr fand ein Galadiner für die Geistlichkeit und die höchsten Rangklassen statt. Später erfolgte wieder eine festliche Beleuchtung der 85 Stadt einschließlich des Kreml.
er Finanz⸗Minister Witte ist zum Staatssekretär er⸗ nannt worden. Das betreffende Kaiserliche Rescript hat, dem „W. T. B.“ zufolge, nachstehenden Wortlaut:
Mein hochseliger Vater berief Sie in unermüdlicher Sorge um das Wohl aller Zweige der Staatsverwaltung im Jahre 1892 auf den verantwortlichen und sehr schwierigen Posten des Finanz⸗Ministers. Nachdem Sie das Allerhöchste Vertrauen gerechtfertigt und ihm ein thatkräftiger, umsichtiger Ausführer seiner läne gewesen sind, fahren Sie fort, in ungeschwächtem Eifer auch Mein erleuchteter und nützlicher Rathgeber zu sein. Zugleich haben Sie bei der Leitung der Ihnen anvertrauten schwierigen Staatsgeschäfte bei Ihren glänzenden Gaben stets unermüdliche Energie und einsichtsvolle
estigkeit gezeigt. In anerkennender Schätzung Ihrer Arbeiten und Mühen und als Zeichen Meines besonderen Wohlwollens Ihnen gegenüber ernenne Ich Sie zu Meinem Staatssekretär. Ich verbleibe in unverändertem Wohlwollen ꝛc. ꝛc. Nikolaus.
Bei dem deutschen Botschafter Fürsten Radolin fann gestern Abend ein Diner für die Mitglieder der russischen Aristokratie statt, an das sich ein Ball anscho.
Italien. „Der Großfürst⸗Thronfolger von Rußland ist gestern Abend von Castellamare an Bord des Dampfers „Zarnitza“ über Messina nach Alexandrien abgereist.
Türkei.
Anläßlich der Krönung des Kaisers Nikolaus fand vorgestern in der Kapelle der russischen Botschaft zu Kon⸗ stantinopel ein Tedeum statt. Im Laufe des Nach⸗ mittags erschienen Munir Pascha und Schakir Pascha auf der russischen Botschaft und überbrachten die Glück⸗ wünsche des Sultans. Abends fand in der keffishen Botschaft ein großes Diner und Empfang der russischen Kolonie statt.
Die „Agenzia Stefani“ berichtet aus Kanea, daß gestern Vormittag neue, jedoch weniger belangreiche Ru 912. in der Stadt und Umgegend vorgekommen seien. Bei der Be⸗ völkerung, welche sich seit drei Tagen in den Häusern ein⸗ geschlossen halte, dauere die Panik fort. Die Verbindungen mit den umliegenden Ortschaften seien unterbrochen. an glaube, daß ganze nchen und christliche Familien ermordet worden nn Von der Garnison in Vamos fehle jede Nachricht. — In Paris ist die Nachricht eingetroffen, daß der französische Kreuzer „Cosmao“
anea angelangt sei; der Kommandant habe Maßnahmen zum Schu 88 Lanbeleute etroffen; ein britisches und ein rufch es Krfegsschif seien gleichfalls eingetroffen;
das italienische Panzerschiff „Piemon e erwartet. Die Lage in Kanea sei ruhiger, im Innern herrschten noch Unruhen. — Aus Athen erfährt „W. T. B.“, das Erscheinen der fremden Kriegsschiffe vor Canea habe viel zur Beruhigung beigetragen und auf die türkische Be⸗ völkerung großen Eindruck gemacht. In Rethymon hätten sich die Ruhestörungen wiederholt. Mohamedanische Banden schickten sich an, in Herakleion einzudringen
Rumänien.
Aus Anlaß der Krönung des Kaisers von Rußlan wurde vorgestern in Bukarest ein Tedeum zelebriert, bei welchem der König durch den Minister⸗Präsidenten Sturdza und den General Arion vertreten war.
Der frühere Generalsekretär im Ministerium des Aeußern Djuvara ist zum Gesandten in Konstanti el ernannt worden. 1“
Serbien. I“
„Der König nahm am Dienstag das Abendessen bei dem Minister⸗Präsidenten Nowakowic in dessen Villa ein und verweilte dort bis Mitternacht in Gesellschaft aller Minister und des Stadtpräfekten. Dem „W. T. B.“ zufolge wird dies als Zeichen des unerschütterlichen Vertrauens betrachtet, welches der König in den Minister⸗Präsidenten setze.
Bulgarien.
Gestern wurde in Sofia auf Anordnung des Fürsten ein Requiem für den verstorbenen Erzherzog Carl Ludwig abgehalten, welchem die Minister und das diplomatische Korps
Dänemark.
Bei dem gestrigen Galadiner in Schloß Bernstorff, zu
welchem die Mitglieder der russischen Gesandtschaft mit ihren Damen eingeladen waren, brachte der König einen Trink⸗ spruch auf den Kaiser und die Kaiserin von Rußland aus. Nach dem Toast wurde die russische National⸗Hymne
gespielt. 8
Aus Massowah berichtet die „Agenzia Stefani“, den aus Kassala eingetroffenen Nachrichten zufolge befinde sich das Korps Osman Digma's, welches keine Verstärkungen erhalten habe, in Adarama. Wie versichert werde, habe Osman Digma das Gebiet zwischen Tokar und Suakin ver⸗ lassen, nachdem er die Nachricht erhalten, daß der Emir Ahmed Fadi sich vom Flusse Gasch zurückgezogen habe.
Das „Reuter'sche Bureau“ erfährt aus Kapstadt, daß Gardener Williams in Kimberley wegen Betheiligung an der Fortschaffung von Schießvorräthen nach Johannesburg zu einer Geldstrafe von 40 Pfd. Sterl. oder zu drei Monaten Gefängniß verurtheilt worden sei.
Nach einer Meldung des „Daily Telegraph“ aus ist der Präsident Krüger an der Influenza er⸗ rankt.
Entscheidungen des Ober⸗Verwaltungsgerichts.
Als Dienstzeit eines Lehrers oder einer Lehrerin im Sinne des Lehrerpensionsgesetzes vom 6. Juli 1885 und hinsicht⸗ lich der Berechnung des Dienstalters für die Dienstalterszulagen ist, nach einem Urtheil des Ober⸗Verwaltungsgerichts, I. Senats, vom 10. Januar 1896, nicht nur die Fes der Adjuvantur und provisori⸗ schen Anstellung, sowie der kommissarischen Verwaltung einer vakanten Schulstelle oder der Vertretung eines beurlaubten oder sonst behinderten Lehrers, sondern auch die Zeit einer unterrichtlichen Thätigkeit in einer nicht als dauernde Einrichtung der Schule bestehenden, mithin den Anspruch des Unterhaltungs⸗ pflichtigen auf den Staatsbeitrag gemäß den Entlastungsgesetzen vom 14. Juni 1888 und 30. März 1889 nicht begründenden Schulstel le zu erachten. So ist beispielsweise die Zeit anrechnungs⸗ fähig, während welcher der Lehrer oder die Lehrerin mit Genehmi ung der Schulaufsichtsbehörde vor ihrer definitiven Anstellung fakule tativen Turnunterricht an einer öffentlichen Schule probe⸗ weise und gegen eine nicht pensionsfähige Remuneration er⸗ theilt hat. „Bei Berechnung der pensionsfähigen Dienstzeit zählt zweifellos auch eine Dienstzeit mit, welche, obschon nicht in Wahr⸗ nehmung der Funktionen einer etatsmäßigen Stelle, so doch immer⸗ hin im öffentlichen Schuldienste zurückgelegt ist, und deshalb ö3. ein Gleiches hinsichtlich der Berechnung der für den Genuß von Alterszulagen maßgebenden Dienstzeit gelten, da diese denselben Grundsätzen wie jene folgt, die Vorschriften für beide thunlichst in Uebereinstimmun gebracht werden sollten und in Wirklichkeit großentheils sogar wörtlich übereinstimmen. Abweichungen von den Grundsätzen des Pensions⸗ 58 werden daher betreffs der Alterszulagen nur zuzulassen sein, ofern sie für letztere positiv verordnet sind. Nirgends ist aber in Ansehung der Alterszulagen die Bexfcstchtigag einer in die Zeit vor der Anstellung im Schuldienste fallenden Dienstzeit an die Voraus⸗ setzung geknüpft, daß sie nothwendig durch kommissarische oder vertretungsweise Versehung einer Schulstelle, für welche der Träger der Unterhaltungslast den gesetzlichen Staatsbeitrag empfängt, zugebracht sein müsse. Nur die vor Beginn des 21. Lebensjahres zurückgelegte Dienstzeit soll, wie für die Berechnung der pensionsfähigen Dienstzeit so auch bei der S. der staatlichen Dienstalterszulagen na dem Erlasse vom 31. Dezember 1891 in der 1. und namentlich dann, wenn sie vor 77 Anstellungsfähigkeit lediglich der Vor⸗ bereitung für den Lehrerberuf gedient hat, außer Ansatz bleiben.“ (I. 39.) 8 8
Statistik und Volkswirthschaft.
3 Auswärtiger Handel des deutschen Zollgebiets im April 1896
nach dem vom Kaiserlichen Statistischen Amt herausgebenen Aprilheft.
A. Einfuhr im April in Tonnen zu 1000 kg netto: 3 057 888 egen 2591 474 im April 1895, daher mehr 466 414. Hierunter delmetalle 77, übrige Artikel 3 057 811. An der Steigerung nehmen
hauptsächlich theil: Eisen und Eisenwaaren mit. 15 771 +, Erden und Erze ꝛc. mit 71 608 +, Getreide mit 134 986 +, Holz ꝛc. und Waaren daraus mit 74 786 +, Steine und Steinwaaren mit 15 904 +, Kohlen ꝛc. mit 210 217 +. Wesentlich abgenommen Pgen die Einfuhr im gleichen Monat des Vorjahres hat die von 6 Fenwoll⸗ (3834 —), Droguerie⸗ ꝛc. Waaren (54 545 —), Flachs
B. Ausfuhr im April in Tonnen zu 1000 kg netto: 2 034 251 gegen 1 970 781 im April 1895, daher mehr 63 470. Hierunter Edelmetalle 44, übrige Artikel 2 034 207. An der Steige⸗ rung sind hauptsächlich betheiligt: Eisen und Eisenwaaren mit 14 801 +, Holz ꝛc. mit 6971 +, eeng; Maschinen und Fahr⸗ zeuge mit 2274 +, Steine und Steinwaaren mit 49 252 +, Kohlen mit 55 143 +, Thonwaaren mit 19 107 +. Wesentlich abgenommen gegen die Ausfuhr im April 1895 hat nur die von Getreide (31 348. gegen 73 940, daher weniger 42 592) und von Material⸗ ꝛc. Waaren
(147 050 gegen 180 942, d 3 892).
Roheisenproduktion im Deutschen Reich.
Nach den statistischen Ermittelungen des Vereins deutscher Eisen⸗ und Stahlindustrieller belief sich die Roheisen⸗ produktion des Deutschen Reichs (einschl. Luxemburgs) im Monat April 1896 auf 538 396 t; darunter Puddelroheisen und Spiegel⸗ eisen 148 241 t, Bessemerroheisen 44 259 t, Thomasroheisen 264 805 t, Gießereiroheisen 81 091 t. Die Produktion im April 1895 betrug 470 420 t, im März 1896 551 157 t. Vom 1. Januar bis 30. April 1896 wurden produziert 2 098 751 t gegen 1 875 843 t im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Zur Arbeiterbewegung.
Aus Aachen berichtet „W. T. B.“ über die Verhandlungen des internationalen Bergarbeiter⸗Kongresses, daß in der gestrigen Sitzung ein von deutschen Bergarbeitern eingebrachter Zusatz⸗ antrag zu der Entschließung der Miners⸗Federation, betreffend die Versöhnungskommission, berathen wurde. Nach diesem Zusatzantrag soll als Normallohn für den achtstündigen Arbeitstag für Deutschland ein Lohn von 5 ℳ festgesetzt werden und jede Nation ihren eigenen Normal⸗ lohn zu bestimmen haben. Der Kongreß nahm schließlich mit 961 000 Stim⸗ men gegen 36 000 englische Stimmen folgende Erklärung an: Die Ver⸗ tretungen oder Organisationen der Bergarbeiter der einzelnen Länder mögen einen bestimmten, ihren besonderen Verhältnissen und der Konjunktur entsprechenden Mindestlohn bezeichnen, an welchem bei den Lohnbestrebungen festzuhalten ist, da⸗ mit die Agitation für die Lohnerhöhung eine feste Grundlage erhält. Die Vertreter von 90 000 englischen Stimmen enthielten sich der Abstimmung. — Weiterer Gegenstand der Berathung war die Ueberproduktion. Die Beschlußerklärung der deutschen Delegirten, betreffend das Verbot aller Ueberstunden, welche direkt oder in⸗ direkt die Produktion vermehren, wurde mit allen gegen 16 000 Stimmen angenommen. In den Bezirken, welche durch diese 16 000 Stimmen vertreten sind, ist die Ueberproduktion bereits abge⸗
(schafft. — Die Entschließung der französischen nnd belgischen De⸗
legirten, die Kohlenproduktion zu beschränken und mit dem Bedarf ins Verhältniß zu bringen, wurde einstimmig angenommen. — Der Tagespräsident Calvignac, französischer Delegirter, hatte zeitweise den Vorsitz niedergelegt, weil während der Sitzung infolge eines Miß⸗ verständnisses erregte Scenen vorkamen.
„In Darmstadt sind am 21. d. M. die Gießer der Röder'schen Herdfabrik wegen Lohnstreits in den Ausstand ein⸗ getreten. Die Ausständigen fordern, der „Darmst. Ztg.“ zufolge, u. a. Festsetzung eines Mindestlohnes nach Maßgabe der Be⸗ stimmungen des Deutschen Metallarbeiterverbandes. Der Arbeit⸗ geber will auf diese Forderungen nicht eingehen. Er hat einen Termin für die Rückkehr zur Arbeit festgesetzt, nach dessen Verstreichen die Ausständigen als endgültig entlassen gelten. — Wie die „Frkf. Ztg.“ berichtet, besprach eine Metallarbeiter⸗Versammlung am Dienstag den Ausstand und die mit der Firma geführten Verhandlungen. Ein Theil der Arbeiter schien auf Grund der Röder'schen Zugeständnisse zur Wiederaufnahme der Arbeit geneigt. Als aber bekannt wurde, daß der Arbeitgeber weitere Unterhandlungen ablehne und sofortige Wiederaufnahme der Arbeit verlange, beschloß man, den Ausstand fortzusetzen.
Aus Tetschen wird der „Voss. Ztg.“ telegraphiert: Sämmtliche Arbeiter der Fabriken A. Mat tausch u. Sohn in Franzens⸗ thal sind ausständig geworden; sie verlangen Lohnerhöhung, Ver⸗ kürzung der Arbeitszeit und Entlassung aller Arbeiter, die am 1. Mai arbeiteten.
Aus London berichtet die „A. K.“ zum Ausstande der dortigen Bauhandwerker, daß noch 5500 Tischler und Zimmerleute, 4800 Fernalanger 2800 Gipser, 1500 Maurer und 250 Maschinisten aus⸗ ändig sind.
In Lugano haben, wie der Berner „Bund“ meldet, die IS1 am 25. Mai beschlossen, in den Ausstand ein⸗ zutr G 1
8 Kunst und Wissenschaft.
Die diesjährige internationale Kunstausstellung des Vereins bildender Künstler Münchens „Sezefsion⸗ wird, wie man aus München schreibt, am Sonnabend Vormittag um 10 Uhr feierlich eröffnet werden und von 12 Uhr ab allgemein zugänglich sein. München selbst ist hervorragend vertreten. Von Frankreich sind bis jetzt 50 Oelgemälde und Pastelle eingetroffen, ebenso interessante plastische Arbeiten von Bartholomé, Rodin und Madame Besnard. Für die Plastik ist in diesem Jahre ein eigener Saal mit Seitenlicht eingerichtet. England ist durch eine sehr interessanten Kollektion von Werken der Mitglieder der Royal Society of Painters in Water Colours in London repräsentiert. Professor Herkomer hat das Porträt Seiner Königlichen Fohett des Prinz⸗Regenten von Bayern und die in einem Rahmen vereinigten Porträts der drei Erbauer seines Hauses, außerdem ein Aquarell und seine neuesten Maler⸗Radierungen ausge⸗ stellt. . und reich ist die Betheiligung der Schotten. Aus Holland und Belgien sind etwa 70 Werke in einem Saale vereinigt. Dieselben zeichnen sich durch Frische und Vielseitigkeit (auch mancher junge, noch unbekannte Künstler befindet sich darunter) vortheilhaft vor früheren Kollektionen aus, sodaß dieser Saal der Ausstellung zu besonderer Zierde gereicht.
8 Saatenstand in Rumänien.
Die vorwiegend kühle und regnerische Witterung während des Monats April war den Saaten im allgemeinen günstig. Nur in der Walachei, wo die diesjährige Anbaufläche um etwa 10 % geringer ist als 1894, wird über den Stand der Wintersaaten geklagt. Raps soll in der Moldau gut stehen; von anderen Orten lauten die Nach⸗ richten darüber nicht so günstig. Der Maisanbau ist überall im besten Gange.
Handel und Gewerbe.
Liquidationskurse der Berliner Börse für Ende Mai 1896. 3 % Deutsche Reichs⸗Anleihe 99,60, 3 % Preuß. Konsols 99,60, Oesterreichische Kredit⸗Aktien 217,25, Lombarden 40,50, ranzosen 148,25, Berliner Handelsgesellschaft 148,50, Darmstädter
ank⸗Aktien Mark⸗St. 153,50, Deutsche Bank⸗Aktien 187,25, Dis⸗ konto⸗Kommandit⸗Antheile 207,00, Dresdner Bank 155,75, National⸗ bank für Deutschland 140,50, Russische Bank für auswärtigen Handel 132,00, Wiener Bank⸗Verein —,—, Neeecstsg. „Dortmund⸗ Gronau 155,50, Lübeck⸗Büchener 155,00, Ludwigshafener 119,00, Marienburg⸗Mlawka 88,50, Ostpreußische Südbahn 90,50, Böhmische Nordbahn —,—, Buschtehrader 274,75, Canada Pacifie 60,25, Gotthardbahn 174,50, Italienische Meridional 123,25, do. Mittelmeer 93,25, Jura⸗Simplon (konv. Schwz. W.) 108,50, Oesterreichische Nordwestbahn 129,50, do. do. Elbe⸗ thal 138,75, ince Henri 83,00, Schweizer Zentralbahn 140,50, do. Nordostbahn 139,50, do. Union 92,25, Warschau⸗ Wiener 278,50, Eopptis Anleihe 4 % unifiz. —,—, Italienische 5 % Rente 87,00, exikaner 6 % Anleihe 96,00, do. v. 1890
96,00, Oest. 1860er Loose 152,00, Russische 4 % Konsols 103,75,
do. 4 % 80er Anl. 102,75, do. 4 % Rente 66,30, Türken konv.
do. Loose 108,75, Türkische Taback
4 % Gold⸗Rente 103,90, do. Kronen⸗R 99,40, Russ.
Gold 3 ½ % —,—, Bochumer Gußstahl 160,50, Konsoli⸗
dation 223,00, Dannenbaum 101,25, Dortmunder Union 6 % Stamm⸗ rioritäten 48,50, Gelsenkirchen 168,00, Guano 8 acketfahrt⸗Akt. 132,75, Harpener 158,50, Hi
und Laurahütte 155,50, Norddeutscher Lloyd 75. †
179,50, Russische Banknoten 216,75, Buenos Aires 29,50, Mexikan
1893 95,00, Chinesische Staats⸗Anleihbe 1896 100,00, † ssische
3 ½ % Kente 98,75. Heutiger emtlicher Hurchschittstues für
deutsche Fonds und ahn⸗Aktien. 29 schnittskurs
hem 8 d. M. für Oesterr. Noten, Wechsel pr. Wien u. S ersburg.
eeee 88 ö 8