Entgleisungen
auf
eier Bahn
in Stationen. Zusammenstöße Bahn
in
11“
ationen
sonstige Betriebsunfälle.. 8 zusammen
Dabei wurden:
8 Fesende Ba
im Dienst
Fremde Pe onen, einschließlich der nicht im Dienst defenesaes Beamten und Arbeiter, aber ausschließlich der Selbstmörder
Die den Reisenden zugestoßenen Unfälle find auf folgenden Bahnen vorgekommen: 8
Verwaltungsbezirke der Königlichen Eisenbahn⸗
Direktionen in Altona CCIö 1“ „ Frankfurt a. M. . „ Hannover
Johann⸗Saarbrücken Großherzoglich badische Staatseisenbahnen .. 18 oldenburgischeStaatseisenbahnen
nbeamte und Bahnarbeiter im Dienst 8e Post⸗, Steuer⸗, Telegraphen⸗, Polizei⸗Beamte ꝛc.
8
166
17
—
112 148 e⸗ tödtet 5 25 1
10
wie vor.
Bei den Betriebsunfällen wurden
eschäͤdigt.
/
Von den Betriebsunfällen ereigneten 58 auf den Staatsbahnen bei einer
36 668 km
auf den Privatbahnen bei einer Betriebslänge
von 2051 km. .. Je ein Unfall kommt auf
Betriebslänge
26 Eisenbahnfahrzeuge erheblich, 71 unerheblich
Kilometer
etriebslänge von
140 Fälle,
Tausend
Zugkilometer
ei den Staatsbahnen ei den Privatbahnen
262 256
173 115
Wenn die Verwaltungen nach dem Cööu“ Mittel us den Betriebslängen und den geleisteten Zugkilometern ge⸗ rdnet werden, so treten an die ungünstigste Stelle:
der Königlichen Eisenbahn⸗ Direktionen in Elberfeld, in St. Johann
bei den Staatsbahnen: die Verwaltungsbezirke
und in Essen, bei den e
8
die Hessische Ludwigs⸗Eisenbahn und die Felesce dnnwie Eisenbahn. 8
Saarbrücken
Nach Mittheilungen von glaubenswürdiger und sach⸗ ndiger Seite sind die Minenverwaltungen in der
üda “ Republik Tr deutscher abgeneigt.
ansvaal der
Verwendung
rtikel, wie Maschinen ꝛc., durchaus nicht Soll diese Verwendung aber einen größeren
Umfang als bisher gewinnen, so ist es durchaus erforderlich, daß die in Frage kommenden deutschen Firmen, wie es die n hs. gr Firmen schon längst thun, gröͤßere Lager und Aus⸗ te 114 ihrer Artikel in Johannesburg einrichten und sich
urch
esondere Agenten ständig vertreten lassen, welche mit
den Managern der Gruben an Ort und Stelle unmittelbar
verhandeln können.
Der General der Kavallerie von Krosigk
ddeer 1. Kavallerie⸗Inspektion, ist hierher zurückgekehrt.
„ Inspekteur 1
Laut telegraphischer Meldungen an das Ober⸗Kommando
der Marine ist S. M.
Korvetten⸗Kapitän Brinkmann, Shanghai und S. M. S. „Ilti
„Cormoran“, Kommandant gestern von Yokohama nach 8“, Kommandant Kapitän⸗
Lieutenant Braun, am 8. Juni von Shiakwang nach Woo⸗
sung in See gegangen.
Oesterreich
Die Kaiser n und Köni
Ungarn.
est nach Wien abgereist.
aiserin
gin ist gestern Nachmittag Friedrich ist gestern in San Martino
di Castrozza in Tirol eingetroffen und gedenkt heute ihre
Rei t — seha- Lüseben. ausschuß der
eeheen gab gestern der Goluchowski ein Exposé über die aus wärtige Politik und hob dabei, wie „W. T
wärtigen Gra
Folgendes hervor:
Die Wirren in Macedonien sowie die ni
österreichischen Reichs⸗ chische des
Vorkommnisse in Kleinasien hätten Hais füchtich d
Diplomatie beschäftigt; beide Fragen seien gee
Brand zu
entfachen. Feer
in Macedonien hätten sehr bald weitverzweigte Balkanstaaten umfassenden Bewegung
eine
arien gefunden, wo einer fast alle
usbruch
vereinzelt einen Orga
us⸗
.B.“ berichtet, t minder bedenklichen
ie europäische
ignet gewesen, einen auftauchende Widerhall in
Wirren Bul⸗ nisation den
leicht zur Folge hätte haben können; erst auf die Initiative Oester⸗
reich⸗Ungarns sei eine Kundgebung sämmtlicher Sign Berliner Vertrags erfolgt und habe dem wüsten 9
atarmächte des
reiben ein Ende
semacht. Schon nach wenigen Wochen habe eine SSSe. Wir⸗
ung der Aktion konstatiert werden können.
Nicht minder
abe sich
eine vom Standpunkt des e Friedens angestrebte und zuletzt
erzielte Einmüthigkeit der bewährt. „Wir wollten“, ursprünglich an der von inscenierten Aktion trotz der völkerung in Kleinasien anderen Ursachen von
keine ersprießliche Wirkun
ächte in der so fuhr der Minister fort, . thie für die christliche B ympathie für die christliche Be⸗ nicht betheiligen, da einzuleitenden diplomatischen
erhofften, vielmehr für die Armenier
rankreich
armenischen Frage
„uns und Rußland
wir neben Schritten
Unheil Borohnten. Thatsächlich blieben die bewilligten Reformen ein
todter Buch
stabe und führten andererseits zu den bekannten Greuel⸗
thaten. Die besten Absichten des Sultans scheiterten an dem unbe⸗ segbenen Widerstand der vielfach korrupten türkischen Verwaltung. erade in dem Moment, wo die größte Einigkeit unter den drei Aktions⸗
mächten nothwendig gewesen wäre, trat eine Spaltung we
ein, die angewendet werden sollten.
Die Gegensätze
en der Mittel atten sich so
weit zugespitzt, daß die Gefahr eines somit das Aufrollen der ganzen orientalischen Frage immer drohender wurde. In der Erkennintß dieser Gefahr gab das österreichis ch⸗ ungarische Kabinet seine bisherige Zurückhaltung auf. Seiner Initiative, sowie der Friedensliebe der anderen Mächte ist es zuzuschreiben, daß die Frage ihren akuten Charakter verlor. ämmtliche Mächte nahmen das Prinzip der offenen Aussprache und der dadurch zu erzielenden Einmüthigkeit an. Seit diesem Augenblick trachteten die Mächte nunmehr auf dem einmal betretenen Terrain zu verbleiben und sich gegen⸗ seitig zu damit keine dem Prinzip der Einmüthigkeit und der Art eines solidarischen Vorgehens untreu werde. Wir dienten dem Interesse des Friedens, als wir den 88 Entschluß be⸗ kundeten, den status quo auf der Balkan⸗Halbinsel aufrechtzuhalten. Andererseits glauben wir den Dank und die Erkenntlichkeit der Türkei beanspruchen zu können; möge diese Erkenntlichkeit darin bethätigt werden, daß die Türkei sich um die Herbeiführung erträglicher Zu⸗ stände in ihren Provinzen aufrichtig bemühe und Vorkehrungen treffe, welche das Vertrauen Europas in ihre Lebensfähigkeit rechtfertigen können; sonst werden ihre besten Freunde, zu welchen auch wir ge⸗ hören, sie vor dem schkihe Niedergang nicht behüten können.“ Der Minister ging sodann auf die Besprechung des Verhältnisses zu den verschiedenen Mächten über und hob in erster Linie die Intimität, das büenenh Vertrauen und die enge Verständigung mit Deutschland hervor. ieses Verhältniß sei beinahe zur zweiten Natur der beiden Länder gewsrden. Der Minister trat sodann jenen entgegen, welche ein Symptom der Abschwächung dieses Verhältnisses erblicken, und fuhr fort: „Unser Verhältniß zu Deutschland ist fester denn je. Wir empfinden gegenseitig das Bedürfniß, hinsichtlich aller das internationale Gebiet tangierenden Fragen in steter Fühlung zu bleiben, und infolge der Uebereinstimmung mit dem deutschen Kabinet trachten wir den Aufgaben gerecht zu werden, die sich der Dreibund vorgezeichnet at.⸗ it jenen, welche eine andere Gruppierung befürworteten, wolle er nicht darüber streiten, ob die gegenwärtige Kombination besser oder schlechter sei als die von ihnen erdachte. „Eines weiß ich aber sicher“, sagte der Minister, „daß sich die Gruppe des Dreibundes trefflich bewährt, und wir sind bescheiden genug, uns mit Vortrefflichem zu begnügen. Ebenso intim und vertrauensvoll ist unser Verhältniß mit Italien.“ Nachdem sodann der Minister den tiefempfundenen Antheil und die aufrichtigsten Sympathien für die italienischen Soldaten in Afrika ausgedrückt hatte, fuhr er fort: „In Weise gestalten sich auch unsere Beziehungen zu Rußland. Rußland hat so ategorisch die Erhaltung des status quo und das unverbrüchliche esthalten an den bestehenden Verträgen als das Ziel seiner Politik ezeichnet, daß wir keinen Grund haben, seiner Politik zu mißtrauen. Redner wies diesbezüglich auf die Stellungnahme Rußlands in einer der letzten Phasen der orientalischen Krisis hin. „Als nämlich die revolutionäre Bewegung von Konstantinopel einen immer gefahr⸗ drohenderen Charakter gewann, entstand die Frage, ob Europa dem Sultan zur Wiederherstellung der Ordnung verhelfen solle, was mittels einer genau vorgeschriebenen Aktion sämmtlicher Mächte, unter Aufhebung gewisser Bestimmungen des Pariser Vertrags 88 eine möglichst kurze Zeit, durchführbar gewesen wäre. ußland erklärte damals, es hege die größten Bedenken gegen diese Weise des Vorgehens als ein gefährliches Präzedenz und könne keiner Vorkehrung zustimmen, welche den Bestimmungen des panifer Vertrags zuwiderlaufe. Wir haben uns dieser Auffassung angeschlossen und nahmen von dieser Erklärung mit Befriedigung Kenntniß als von einer neuen Bürgschaft für die Fortentwickelung friedlicher Zustände. Solange die russische Regierung auf dem ein⸗ geschlagenen Wege verharrt, kann sie auf 85 unbedingte loyale Unterstützung zählen, denn Oesterreich⸗Ungarn strebt nichts Anderes an, als die Konsolidierung der Zustände im Orient, die Erhaltung der Türkei, die Unabhängigkeit, die Erstarkung und die freie Ent⸗ wickelung der einzelnen Balkanstaaten, freundschaftliche Be⸗ ziehungen zu denselben und endlich den Ausschluß des prädominie⸗ renden Einflusses irgend einer Großmacht zum Nachtheil der übrigen. Wir erblicken im Aufgeben des intransigenten Standpunkts Ruß⸗ lands gegenüber Bulgarien, in der Anerkennung der Wahl des Fürsten, die wir seit dem ersten Augenblick als legal und den Be⸗ dingungen des Berliner Vertrags konform ansahen, in dem Bestreben, alles zu vermeiden, was den Verdacht der Einmischung in die inneren Verhältnisse des Fürstenthums aufkommen lassen könnte, und schließlich in seiner bei jeder Gelegenheit betonten Achtung für Verträge den Beweis, daß es an der Förderung friedlicher Zustände aufrichtig mitwirken will. Unsererseits werden wir fortfahren, unentwegt an den bisherigen Prinzipien festzuhalten. Wir sind mit unserem Besitzstand vollkommen zufrieden und streben nicht nach Erweiterung desselben. Oesterreich betreibt keine Kolonialpolitik; es hieße unsere Interessen verkennen, wenn wir eine ausgreifende Richtung einschlagen sollten, die für uns nachtheiliger und gefährlicher wäre, als Kolonialpolitik; dagegen er⸗ warten wir von unseren Nachbarn Achtung und freundschaftliches Entgegenkommen.“ Der Minister gedachte sodann speziell Rumäniens; er hob die besonders korrekte Haltung dieses Königreichs hervor, die Klugheit und staatsmännische Einsicht seines Herrschers, die Begabung seiner leitenden Kreise und die politische Reife dieses Staats, welche ihn zu einem wichtigen Faktor in der europäischen Staatengruppierung mache. „Unsere Beziehungen zum rumänischen Königrei fins die allerbesten und erfreulichsten. Bei weitem nicht so zufriedenstellend ist die Lage in Serbien; dieses Land ist innerlich so zerrüttet und wandelt so unsichere Wege, daß seine Freunde die Entwickelung der letzten Jahre nur bedauern können. Man hat in Belgrad Neigung, Andere für eigenes Verschulden verant⸗ wortlich zu machen, verkennt aber die daraus entspringenden Gefahren.“ Der Minister warnte vor einer Vorgangsweise, welche die öffentliche Meinung in Serbien irreführen könne und schließlich nur geeignet sei, das aufrichtige Wohlwollen für die Serben sehr zu ver⸗ mindern. Bezüglich Bulgariens bemerkte der Minister, dasselbe habe normale Bahnen betreten; die inneren Verhältnisse ließen jedoch manches zu wünschen übrig. „Wir nn indessen überzeugt, daß das Fürstenthum die Sympathien esterreich⸗Ungarns rechtfertigen wird. Bulgarien wird verstehen, seine elbständigkeit zu wahren, die Ordnung zu erhalten und sae Aktion zu vermeiden, welche mit dem festen Entschluß Europas, keine Konflagration im Balkan zu dulden, im Widerspruch stände.“ Der Minister erklärte sodann: „Mit Frankreich fahren wir fort, auf freundschaftlichstem Fuße zu stehen, was schon daraus erklärlich ist, daß in allen Fragen, die uns näher angehen, unsere spezifisch öster⸗ reich⸗ungarischen Interessen mit den spezisisch fransofisches Interessen nirgends kollidieren. Außerdem zeigt sich Frankreich s aufrichtig und loyal für den Frieden eingenommen, daß wir auch auf ein Zusammen⸗ Pben in der Förderung einer friedlichen Lösung der europäischen ragen stets zählen können. Mit England verbindet uns eine traditionelle Sympathie, und beiderseits ist das Bestreben vorhanden, dieselbe in den fortlaufenden Beziehungen zum Ausdruck zu bringen.“ Schließlich besprach der Minister die Frage der Dongola⸗Expedition und erklärte, Oesterreich⸗Ungarn habe die Angelegenheit nur von er-Eer Er cse⸗ 89 degsen, aen 6 5 “ mit beutschen und italienischen Kabinet auf das englische Ansinne
eine bejahende Antwort ertheilt. “
An das Exposé des Grafen Goluchowski schloß sich eine lebhafte Diskussion an. Der ö 1ega flich si für ein NSeee mit Rußland in der Orientpoliti aus und bemängelte das starke Betonen des Dreibundes in der Thronrede. Die elegirten Graf Wurmbrand, Bareuther und Ruß traten aufs wärmste für den Drei⸗ bund ein, der die beste Gewähr des Friedens sei; der vv Sen Graf Zedtwitz empfahl ein vorsichtiges Vorgehen bei Maßregeln zum Schutz der Christen in der Türkei, da ein allzu nachdruͤcklicher Schutz erfahrungsgemäß den Christen nur nachtheilig sei. Der Minister des Aeußern Graf Golu⸗ '8 wies zunächst in Beantwortung einer Anfrage des
elegirten Kramar die Annahme zuruͤck, als ob aus den
einseitigen Eingreifens und
intimen der Dreibundmächte geschlossen werden könne, daß das Verhältniß dehc ⸗ Ungarns zu anderen Mächten, speziell zu Rußland, gelitten habe. Der Minister wies auf die in dem Exposé gemachten Aus⸗ führungen hin und sagte, der Faden, von dem Kramar ge⸗ prochen habe, sei keineswegs gerissen, sondern bestehe nach wie vor. Auf die Anfrage des Delegirten Kramar, ob der Dreibund erneuert worden sei, erwiderte der Minister, daß die Nothwendigkeit einer “ des Bündnißvertrages, dessen Text im Jahre 1888 veröffentlicht worden sei, bisher nicht vorgelegen habe, da derselbe von selbst fortlaufe. Damit ent⸗ fielen alle jene Konsequenzen, welche aus einer stattgehabten Erneuerung gezogen würden. Betreffs der Beziehungen zu Serbien erklärte der Minister, daß sich der Delegirte Kramar im Irrthum befinde, wenn er annehme, daß diese Beziehungen schlechte seien. Der Minister wies die J dieses Delegirten über das Ver⸗ halten der ungarischen Behörden gegenüber der serbischen Schweineausfuhr als ungerechtfertigt zurück. Bezüglich der Frage über die Stellung der lee kegweamcgarischen Politik in Hinsicht auf die britisch⸗deutschen Differenzen erwiderte Graf Goluchowski, daß Oesterreich⸗Ungarn sich in diese Diffe⸗ renzen überhaupt nicht einzumischen gehabt habe, so sehr es auch wünsche, daß diese beiden großen Staaten miteinander in gutem Einvernehmen lebten; ebensowenig habe bisher ein An⸗ laß vorgelegen, zu einem angeblichen Interessengegensatze zwischen Rußland und England irgendwie Stellung zu nehmen. In Erwiderung auf eine Frage des Delegirten Grafen Wurmbrand führte Graf Goluchowski aus, daß die Hervorhebung des festen, zielbewußten Auftretens des Drei⸗ bundes in der Thronrede nicht so gedeutet werden könne, als ob mit den Verbündeten Oesterreich⸗Ungarns ein spezifisches Pro⸗ gramm betreffs der österreichisch⸗ungarischen Orientpolitik bestehe. Der Dreibund sei zur Erhaltung des Friedens bestimmt, und es sei selbstverständlich, daß Oesterreich⸗Ungarn sich mit seinen allernächsten Freunden über Schritte zur Erhaltung des Friedens zunächst verständige. Eine Feststellung uüͤber eine positive Orientpolitik, welche sich auf die Wahrung der In⸗ teressen einzelner Theilnehmer bezöge, würde dem defensiven Charakter des Bündnisses zuwiderlaufen, wenn auch jeder Theilnehmer nicht nur betreffs der Erhaltung des Friedens, ondern überhaupt in Bezug auf seine Politik auf die Freund⸗ chaft und Unterstützung seiner Bundesgenossen zu zählen berech⸗ tigt sei. Bezüglich der Anregung des Delegirten Kramar, betreffend die schledsrichterliche Austragung internationaler Differenzen, erklärte der Minister, daß er diesen Bestrebungen sonpathisch gegenüberstehe, jedoch die Zeit noch nicht für ekommen erachte, um diese Frage in Angriff zu nehmen. ußerdem wiederholte der Minister nochmals, daß keineswegs eine Abänderung der Bündnißverträge der Grund gewesen sei, weshalb in der diesjährigen Thronrede das Bündnißverhältniß aufs neue betont worden 5 daß dies vielmehr deshalb ge⸗ schehen sei, weil man es für nöthig erachtet habe, die Bcsss der österreichisch⸗ungarischen Politik festzustellen, unter anderem auch mit Rücksicht auf verschiedene Zeitungsstimmen, welche von einer Lockerung des Bündnißverhältnisses zu erzählen ge⸗ wußt hätten. Bezüglich Bulgariens hob der Minister hervor, daß Oesterreich⸗Ungarn niemals gewünscht habe, daß sich Bulgarien gegen Rußland feindselig stelle. Die österreichisch⸗ ungarischen Interessen seien somit durch ein korrektes und freundschaftliches Verhältniß zwischen Bulgarien und Rußland nicht gefährdet. Betreffs der Theilung in Interessensphären, von denen der Delegirte Kramar gesprochen hatte, hob der Minister nur soviel hervor, daß man bei einer solchen Thei⸗ . werde zugeben müssen, daß in einem Theile der Balkan⸗ länder eine Macht nach Willkür schalte, wogegen man sich die gleiche Freiheit in einem andern Theile vorbehalten würde. Das sei aber eben, was die Regierung nicht wolle; sie wolle lediglich die Selbständigkeit dieser Lander Der Berichterstatter Delegirter Dumba erklärte darauf, sowohl von der Thronrede, als von den Erklärungen des Ministers in hohem Grade befriedigt zu sein, und schloß mit den Worten: „Wir beglückwünschen den Minister zu der energischen und erfolgreichen Friedenspolitik, welche derselbe gleich im ersten Jahre seiner Amtsthätigkeit entwickelt hat, und wir sprechen ihm auf dieser Bahn unser volles Ver⸗ trauen aus.“ — In der Abendsitzung des Ausschusses wurde die Spezialdebatte uͤber das Budget des Ministeriums des Aus⸗ wärtigen zu Ende geführt; dasselbe wurde mit allen gegen eine Stimme angenommen. Im Verlauf der Debatte wurde beim Titel „Konsularwesen“ unter anderem auch die Errichtung einer Gesandtschaft in Peking erörtert.
Der Armee⸗Ausschuß der ungarischen Delegation erledigte in seiner gestrigen Sitzung Beantwortungen von Reso⸗ lutionen und das Heeres⸗Ordinarium. Im Verlauf der De⸗ batte gab der Kriegs⸗Minister von Krieghammer die er⸗ forderlichen Aufklärungen. Derselbe äußerte sich eingehend über die Anschaffung von Ersatzpferden, welche Angelegen⸗ heit von der Kriegsverwaltung aufmerksam verfolgt werde. Bezüglich der Freiwilligen sagte der Minister, daß die Abschaffung des zweiten ienstjahres nicht in seine Kompetenz gehöre; seiner Ansicht nach ü”. indessen die Bestimmung, daß diejenigen Freiwilligen, welche die Offiziersprüfung nicht beständen, ein zweites Jahr dienen müßten, der Gerechtigkeit; wem man Vortheile einräume, der müsse auch entsprechende Leistungen geben. Schärfer vorzu⸗ gehen werde nicht angeordnet werden, obgleich in diesem Jahre mehr Freiwillige die Offiziersprüfung nicht bestanden hätten als früher, welcher Umstand Zufall sein könne. Nachdem der Delegirte Gajary dem Minister nahegelegt hatte, auf dem Szeklerboden, wo ein kriegerisch veranlagtes Volk wohne, eine Militärschule zu errichten, erklärte der Minister, dies sei nicht thunlich, da die Vorbereitungsstadien dort fehlten. Eine andere Schule werde selbstverständlich mit deutscher Unter⸗ richtssprache errichtet werden, und die vorzüglichsten Schüler würden auf die Akademie gesandt werden. Auf eine Anfrage des Delegirten Bolgar erklärte der Kriegs⸗Minister, daß er eine Reform der Wiscgrief und des ehrenräthlichen Verfahrens ins Auge gefaßt habe; die Ehrenräthe sollten so unabhängig sein, daß nur ein Allerhöchster Gnaden⸗ akt an dem Ausspruche des S. etwas ändern könne. Die Grundlage des ganzen Verfahrens sei eben, daß das Offizierkorps vollkommen unabhängig urtheile, ob ein Mitglied desselben würdig sei, Offizier zu bleiben. Auf eine Anfrage begc. der geplanten rhöhung der Offiziersgagen erklärte der Minister, er habe in dieser Angelegenheit bereits Schritte unternommen, doch wünsche er im Einvernehmen mit den Ressort⸗Ministern beider Staaten vorzugehen. Schliehlic wurde das Ordinarium des Armeebudgris von dem Ausschu unverändert angenommen
3
Der Bericht des Steuerausschusses des österreichi⸗ schen Abgeordnetenhauses über den Gesetzentwurf, etreffend die zeitweise Abänderung einiger Bestim⸗ mungen des Zuckersteuergesetzes, empfiehlt die unver⸗ änderte Annahme der Regierungsvorlage und beantragt eine Resolution, welche die Regierung auffordert, über die Verhält⸗ nisse und die Wirksamkeit der Kartelle der Zuckerfabrikanten möglichst genaue . anzustellen und danach eventuell auf verfassungsmäßigem Wege Maßregeln zu ergreifen, welche Herabdrückung der Rübenpreise, andererseits eine künstliche Erhöhung der Zuckerpreise durch diese Kartelle verhinderten.
Gestern Abend wurde in Wien in einer stark besuchten antisemitischen Versammlung eine Resolution an⸗ genommen, welche die nicht magyarischen Nationen Ungarns zu ihrer Haltung gegenüber der Millenniumsfeier beglück⸗ wünscht und sich gegen diese Feier ausspricht. Dr. Lueger sagte, er lasse sich nicht von der Agitation abbringen; auch nicht durch die Drohung, daß er nicht werde Bürgermeister werden, wenn er weiter gegen Ungarn hetze.
Der Kaiser hat, wie das „Militär⸗Verordnungsblatt“ meldet, die Aufstellung von vier weiteren bosnisch⸗herzego⸗
eine
winischen Infanterie⸗Kompagnien und vier Bataillons täben
“ 8
im Herbst 1896 genehmigt.
Großbritannien und Irland. Sir Dilke richtete in der gestrigen Sitzung des Unterhauses die Anfrage an die Regierung, ob es während der schwebenden Berufung nöthig sein werde, für die egyptischen Operationen im Sudan und die indische Expedition in Suakin Geldmittel außer denen zu beschaffen, die das gemischte Tribunal als ungesetzlich vorgestreckt erachtet habe; ferner ob die Regierung beabsichtige, das Parlament aufzufordern, der egyptischen Regierung in Betreff solcher hilfreich zu sein. Der Kanzler der Schatzkammer Sir M. Hicks Beach er⸗ widerte, die Antwort auf den ersten Theil der Anfrage laute „nein“, soweit die egyptischen Operationen in Betracht kämen. Die außerordentlichen Ausgaben für die indische Garnison würden wie üblich aus dem britischen Staatsschatz bestritten werden; wie dem Schatzamt die Gelder ersetzt werden sollten, werde Sache der Erwägung sein. Die zweite von Sir Charles Dilke aufgeworfene Frage werde von der Regierung in Er⸗ wägung gezogen. Er (der Kanzler der Schatzkammer) halte an seiner bei der Budgetdebatte abgegebenen Erklärung fest. Damals habe er die Entscheidung des gemischten Gerichtshofs nicht voraussehen können; er habe dieselbe der Berufung unterworfen und hoffe, sie werde umgestoßen werden. Die egyptischen Ausgaben würden selbstredend aus egyptischen Mitteln bestritten, die keineswegs auf die bereits vorgestreckte halbe Million beschränkt seien. Es sei nichts vorgefallen, das 8 der Stellung der Regierung eine Aenderung hervorrufen önne.
Der Staatssekretär für die Kolonien Chamberlain er⸗ öffnete gestern im großen Saale der Korporation der Spezerei⸗ waarenhändler der City von London den Kongreß der
andelskammern des britischen Reichs. Der Staats⸗ ekretär drückte in einer Begrüßungsansprache seine Freude darüber aus, in der Versammlung die Vertreter der 11 Kolonien, als einen zuverlässigen Beweis für die Einheit des Reichs, zu sehen. Niemals seien die Aussichten für diese Einheit günstigere gewesen, als zur Zeit, aber alle Vorschläge für eine engere Verbindung zwischen den Kolonien und dem Mutter⸗ lande träten zurück gegenüber den Vorschlägen, welche darauf ausgingen, eine Handelsunion des Reichs zu sichern. Letzteres sei der Zweck der Berathungen des Kongressees.
Frankreich. “ In Erwiderung der Beileidsdepesche Seiner Majestät des Deutschen Kagisers anläßlich des Todes Jules Simon's hat der Präsident Faure, dem „W. T. B.“ zufolge, an Seine Majestät ein Telegramm folgenden Wortlauts ge⸗ richtet:
h „Frankefich wird sein für die Gefühle, deren Aus⸗ druck Eure Majestät aus An . netsten Söhne an mich gelangen ließen. Ich bitte Eure Majestät, 5 Ausdruck meines vollsten Dankes entgegen zu nehmen. Felix
aure.“
Im Senat hielt gestern der Präsident Loubet eine An⸗ sprache Fem Gedächtniß Jules Simon’s. Die Kreditforderung für die Bestattung Jules Simon’s auf Kosten der Republik wurde
vom Senat angenommen und alsdann die Sitzung zum
Zeichen der Trauer geschlossen.
Die Bureaux des Senats wählten gestern die Mit⸗ L der Finanzkommission; die Mehrheit derselben ist lem Reformvorschlage Cochery's, betreffend die direkten Steuern, günstig gestimmt.
In der Deputirtenkammer richtete gestern Berry eine Anfrage an die Regierung, betreffend die Medizin studierenden Ausländer, und beklagte sich über die denselben ertheilte Erlaubniß, den ärztlichen Beruf in Frankreich auszu⸗ üben, ohne daß sie im Besitz des Baccalaureats seien. Der Unterrichts⸗Minister Rambaud erkannte in seiner Erwiderung an, daß sich viele Ausländer als 56 in ; reich niederließen, und betonte, daß Mittel gesucht werden müßten, um diesen Mitbewerb zu ver⸗ hindern. Was die ausländischen Studierenden betreffe, deren Zahl von Jahr zu Jahr zunehme, so würde es unwürdig sein, ihnen die Pforten der Fakultäten zu verschließen. Die Kammer nahm schließlich ohne namentliche Abstimmung eine Tagesordnung an, welche die Regierung auffordert, einen Gesetzentwurf, betreffend die ausländischen Studierenden, aus⸗ zuarbeiten. Der Minister⸗Präsident Méline brachte sodann eine Kreditforderung zum Zweck der feierlichen Bestattung Jules Simon's auf Staatskosten ein; die Forderung wurde mit 351 gegen 45 Stimmen bewilligt.
Der Deputirte Graux hielt gestern bei der Uebernahme des Vorsitzes in der Zollkommission eine Rede, worin er er⸗ klärte, er werde der treue Hüter der Traditionen und der Lehren Méline’s sein. Redner hob sodann die günstigen Re⸗ sultate des Zollregimes von 1892 hervor und fügte hinzu, die Tarife könnten und müßten abgeändert werden, denn dies sei ein Gebot der Nothwendigkeit, doch dürften die veereenen nur nach reiflicher Erwägung geschehen. Der Redner Fhrnß mit der Bemerkung, man müsse sich bemühen, der Aus
br einen neuen Aufschwung zu geben.
8 Rußland. Der Großfürst Sergius ist zum Kommandeur der
Feuppen des Militärbezirks Moskau ernannt worden, unter Belassung in seinem bisherigen Amte als General⸗Gouverneur von Moskau.
Jaß des Todes eines seiner ausgezeich
Der Senat “ gestern über den Gesetzentwurf, betreffend die Ueberschreitungen des Ausgaben⸗Etats bef Afrika. In Beantwortung der Ausführungen verschie⸗
ener Redner erklärte der Minister des Aeußern Herzog von Sermoneta: die Regierung habe in Afrika eine kluge und bedächtige Haltung eingenommen und die Grenzen der Kolonie bestimmt. Die Regierung hoffedort bald Ruhe einkehren zu sehen. Wenn die Erythräische Kolonie einer e sei, so werde diese durch eine landwirthschaftliche Kolonisation und eine starke Einwanderung erfolgen. Er beglückwünsche sich dazu, daß die Erhaltung Kassalas von sachkundiger Seite ge⸗ billigt worden sei. Kassala, welches durch die Tapferkeit der italienischen Waffen behauptet worden sei, habe der Regierung nach so vielen Unfällen einen Trost geboten. Aber die Be⸗ hauptung Kassalas koste Italien viel Menschen. Wenn die Derwische Kassala in großer Zahl angreifen sollten, so werde es kein leichtes Unternehmen sein, die Garnison zu befreien. Wenn Italien in Kassala verbleibe, so habe man schwere Probleme im Sudan zu erwägen, wo heute wilde Bedrückung durch ein sehr grausames Volk herrsche. Die afrikanischen Stämme besäßen kriegerische Eigenschaften ersten Ranges, und täglich bessere sich die Ausrüstung ihrer Heere. Italien habe den afrikanischen Krieg satt. Die Regierung habe das Vertrauen, in einigen Monaten dem Interesse des Landes entsprechend das Problem lösen zu können, welches Kassala biete.
vII “ ““
Aus Konstantinopel erfährt „W. T. B.“: bei Kisa 8 Kreta habe ein Gefecht zwischen den türkischen Truppen und den Aufständischen stattgefunden, bei welchem beide Theile Verluste erlitten hätten. Die Aufständischen seien hierauf in das Gebirge geflüchtet. Da der gleichnamige westliche Bezirk von Kreta sch bisher ruhig verhalten habe, flüße diese Meldung einige Besorgniß ein. Die Meldung des türkischen Gesandten in Athen, daß die griechische Regierung die Intervention aller Großmächte nachgesucht habe, beunruhige in den Kreisen der Pforte. Vorgestern und gestern hätten im Yildiz⸗Kiosk Ministerberathungen stattgefunden. In türkischen Kreisen werde versichert, die Pforte sei dh energischen Niederwerfung des Aufstands entschlossen. inige Beunruhigung herrsche wegen der Haltung derjenigen auf Kreta neu eingetroffenen Truppentheile, welche aus Zeitun dahin dirigiert worden seien, da dieselben durch die monatelangen Strapazen, sowie durch Krankheiten sehr gelitten hätten, ihre Stimmung eine sehr erbitterte sei und dies Besorgnisse wegen e Ausschreitungen dieser Truppentheile
ußland und Frankreich hätten der Pforte Rathschläge er⸗ theilt zur Eindämmung der Bewegung auf Kreta durch fried⸗ liche Zugeständnisse, indem sie darauf hingewiesen hätten, daß die entsandten Verstärkungen zur Niederwerfung des großen Aufstande im Innern sich als nicht ausreichend erweisen könnten.
Das griechische Blatt „Asty“ meldet, das Reform⸗ Comité für Kreta verlange die Einsetzung eines General⸗ Gouverneurs unter der Bürgschaft der Mächte, wirthschaftliche Unabhängigkeit der Insel, Reorganisation der Gendarmerie, Errichtung einer Militärschule in Canea, und ein nur dem Gouverneur, der in seiner Hand die Militär⸗ und Zivil⸗ verwaltung vereinigen solle, zustehendes Veto gegen die von der gesetgebend Versammlung genehmigten Gesetze.
8 8 e 1
“
Die Königin und die Prinzen sind von Moskau nach Athen zurückgetegrt. 2 Schweden und Norwegen.
Die Budgetkommission des Storthing 8 „W. T. B.“ aus Christiania erfährt, die Fegie ungh. vorlage, betreffend die Aufnahme einer neuen Staats⸗Anleihe
von 25 Millionen Kronen, einstimmig angenommen.
1A1“ 11““ H una wird berichtet, daß die Aufständischen am Montag die Stadt Guanabazoa bei Havanna angegriffen hätten. Sie hätten sich aber wieder zurückgezogen, nachdem ein Haus von ihnen in Brand gesteckt worden setr. Aus Kairo berichtet das „Reuter'sche Bureau“, Major Burnside habe mit der Kavallerie Suarda erobert, wobei eine Anzahl Derwische umgekommen sei. Auf dem Marsche dorthin habe er sich eines ganzen Lagers der Derwische be⸗ mächtigt, wobei er 40 Gefangene gemacht und eine große Menge Vorräthe in vesis genommen habe. General Kitchener lasse jetzt die Fh anterie von Firket aus vorrücken, um Suarda zu halten, dessen Einnahme die Egypter zu Herren des Nils im Norden dieser Stadt mache. Die gesammte Streitmacht der Derwische im Norden von Suarda sei ge⸗ tödtet oder gefangen worden mit Ausnahme von ungefaͤhr 200 Mann.
Die „Tribuna“ meldet aus Massowah vom Montag, daß Ligg Merteha am 6. d. M. nach Kairo sei mit Briefen Ras Mangascha's und Ras Alula's an Lord Cromer, welche die Antwort der ersteren auf ein ihnen von Lord Cromer im April d. J. übersandtes Schreiben ent⸗ S General Baldissera habe die Einschiffung Ligg Mer⸗ eha’'s auf einem bis Suez gemietheten Packetboote gestattet.
Das „Reuter’'sche Bureau“ erfährt aus Suakin: Nach dem Briefe eines griechischen Gefangenen aus Omdurman würden die europäischen Gefangenen von dem Khalifen hart verfolgt, weil desseibe annehme, daß sie mit den Engländern in Verbindung ständen. Seit der Khalif Kenntniß von der Nil⸗Expedition habe, habe er die Gefangenen despotischer und grausamer behandelt als je und sie mit dem Tode bedroht. Die Gefangenen befürchteten, der Khalif werde seine Drohungen zur Außfuͤhrung bringen. 1““ 1
Parlamentarische Nachrichten.
Die Berichte über die gestrigen Sitzungen des Reichs⸗ tags und des Hauses der Abg eordneten befinden sich in der Ersten Beilage.
— In der heutigen (101.) Sitzung des Reichstags wurde die dritte Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Abänderung der Gewerbeordnung, beim Artikel III fortgesetzt, der die Konzessionspflichtig⸗
keit der Konsumvereine, soweit sie das Schankgewerbe betreiben, betrifft. 1 1
Abg. Dr. Schädler ( 8888 wollte die Landesregierungen bevoll⸗ mächtigen, auch den Kleinhandel mit Bier der Konzessionspflicht zu unterwerfen. 1 b b
Abg. Stadthagen (Soz.) empfahl den sozialdemokratischen Antrag, nach welchem keinem Gastwirth die Veranstaltung von Tanzlustbarkeiten untersaät werden dürfe, wenn sie einem anderen Gafzwirth an demselben Ort gestattet werde.
(Schluß des Blattes.) ““
— Im Hause der Abgeordneten stand in (76.) Sitzung, in welcher der Finanz⸗Minister Dr. Miquel ugegen war, zunächst zur Berathung die Denkschrift über ie Ausführung des Gesetzes vom 13. August 1895, betreffend die Bewilligung von Staatsmitteln zur Verbesse⸗ rung der Wohnungsverhältnisse von Arbeitern, die in staatlichen Betrieben beschäftigt sind, und von gering besoldeten Staatsbeamten.
Abg. vom Rath (nl.): Wir haben das Gesetz vom vorigen Jahre mit Freude begrüßt und angenommen und aus der Denkschrift mit Genugthuung ersehen, daß die Maßregel mit Energie in Angriff genommen worden ist. Bisher war der Staat und vor allem die Eisenbahnverwaltung als größte Arbeitgeberin in der Schaffung von Wohnungen für ihre niedrig bezahlten Arbeiter hinter den Privatunternehmern zurückgeblieben. ir würden uns freuen, wenn die Regierung für diesen Zweck noch weitere Mittel von uns verlangen würde. Die Baukosten scheinen mir etwas hoch gegriffen zu sein, und ich muß sagen, daß man bei uns und in anderen Gegenden privatim mit weniger Geld auskommt. Dies gilt sowohl von dem Bau der Wohnhäuser selbst wie von den Grunderwerbs⸗ kosten. Ich beantrage, die Denkschrift der Budgetkommission zur näheren Prüfung zu überweisen.
inanz⸗Minister Dr. Miquel: Es ist sehr schwer, aus den Baukosten irgendwelche Schlußfolgerung zu ziehen, da die Hauptkosten immer lokale Bedeutung haben. Wir haben diese Wohnungen Leuten möglichst in General⸗Entreprise geben wollen. Es ist hier eine An⸗ leihe gemacht zu Lasten der allgemeinen Staatskasse; deshalb müssen die Kosten auch eine mäßige Verzinsung ergeben. Wäre letzteres nicht der Fall dann müßte zu Lasten der einzelnen Verwaltungen gebaut werden. Auf Schwierigkeiten sind wir namentlich in der Bergwerksverwaltung Pefohen. Bei der Frage der Verzinsung kommt auch die Höhe der 2öhne in Betracht; daher wird die Rentabilität im Westen leichter erreicht werden als im Osten.
Die Abgg. Dasbach (Zentr.) und Möller (nl.) behaupteten, daß in Saarbrücken und St. Johann hinsichtlich der Arbeiter⸗ und der Beamtenwohnungen geradezu schreiende Mißstände beständen, und baten um Abhilfe.
Finanz⸗Minister Dr. Miquel wies darauf hin, daß dieser Fonds zur Befriedigung des Wohnungsbedürfnisses für mittlere Beamte nicht bestimmt sei. (Während der Verhandlung dieses Gegenstandes herrschte im Hause eine derartige Unruhe, daß es kaum möglich war, den Ausführungen der Redner zu folgen.)
Abg. Dr. von Heydebrand und der Lasa kkons.): Wir sind mit den Ausführungen des Finanz⸗Ministers einverstanden; es müssen in dieser schwierigen Sache erst weitere Erfahrungen vorliegen. Für d. stellen wir deshalb den Antrag, die Denkschrift für erledigt zu erklären.
Abg. Möller: Wir können doch in eine Berathung über die Art eintreten, wie werden soll. Die himmelschreienden Uebel⸗ stände in Saarbrücken müssen beseitigt werden.
Wirklicher Geheimer Ober⸗Regierungs⸗Rath Dr. Micke: Die Verhältnisse in Saarbrücken liegen nicht schlimmer als an anderen Orten, wo durch die Ferrgehah Uen der Eisenbahnverwaltung neue Behörden eingesetzt sind; da reichen die Wohnungen nicht aus. Die Eisenbahn⸗Direktion ist aber verpflichtet, selbst einzugreifen, wo Miß⸗ stände vorliegen. Herr Möller sollte der Verwaltung die einzelnen Mißstände zur bringen.
Abg. Stephan⸗Beuthen (Zentr.): Ueber die Verwendung des Baufonds müssen wir uns jetzt in der Kommission unterhalten, nachher ist es zu spät. In der Kommission müßten auch die Mitglieder die einzelnen Wünsche wegen Errichtung von Arbeiterwohnhäusern äußern. Die Häuser müssen so eingerichtet werden, daß die Bewohner vor sitt⸗ lichen Gefahren geschützt sind. 8 88 —
Die Denkschrift wurde an die Budgetkommission verwiesen
Hierauf folgte die Berathung von Petitionen.
(Schluß des Blattes.) 1,
Nr. 23 des „Centralblatts der Bauperwaltung“, hera us⸗ legeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 6. Juni, hat folgenden Inhalt: Amtliches: Dienst⸗Nachrichten. — Nicht⸗ amtliches: Die Schwingungen eines Trägers mit bewegter Last. — Der Wettbewerb für den Neubau eines Rathhauses in Hannover. — Die Schleswig⸗Holsteinsche Provinzial⸗ und internationale Schiffahrts⸗ Ausstellung in Kiel. — Stauanlage in der Ochtum bei Bremen. — Enthüllung des Schmidt⸗Denkmals in Wien. — Vermischtes: Preis⸗ bewerbung für den Erweiterungsbau des Rathhauses in Quedlinburg a. H. — Hebewerk und geneigte Ebene. — Reinigung der Abwässer in Glasgow. — Neue Patente.
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Statistik und Volkswirthschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
In Mainz sind, wie die „Köln. Ztg.“ erfährt, die Maurer in eine Lohnbewegung eingetreten. Sie begehren einen Stundenlohn von 40 ₰ für Maurer und 30 ₰ für Handlanger, zehnstündige Arbeitszeit und Unterlassung aller Ueberstunden, Nothfälle aus⸗ genommen. 8
85 Höchst a. M. haben der „Frkf. Ztg.“ zufolge die Müller der Gregory’'schen Brotfabrik die Arbeit niedergelegt. Sie hatten die Forderung eines wöchentlichen Minimallohnes von 22 bis 23 ℳ und der Bezahlung der Ueberstunden mit 35 ₰ gestellt, wo⸗
egen sie auf das Sack⸗ und Partiegeld verzichten wollten. Der
Wochenlohn betrug bis jetzt bei vierzehnstündiger Arbeitszeit 15 bis 18 ℳ, nur ein Arbeiter erhielt 20 ℳ; für Ueberschichten, Säcke⸗ tragen u. s. w. wurde noch ein geringer Nebenverdienst erzielt, wodurch sich der Durchschnittsverdienst auf 18 bis 20 ℳ erhöhte. Die For⸗ derungen wurden abgeschlagen. —
Der Ausstand der Schiffsarbeiter in Nordenham (vgl. Nr. 131 u. 132 d. Bl.) ist, der „Weser⸗Ztg.“ zufolge, als beendigt anzusehen, da sich neben den sog. Accordsleuten genügend fremde Hüls get. (Arbeiter von den Mühlenwerken in Bremen und Hand⸗ werksburschen ꝛc.) gefunden haben, um den dort liegenden Getreide⸗ dampfer zu entlöschen. 1
Ein Kongreß der Textilarbeiter und ⸗Arbeiterinnen aus den sömgtüchen thüringischen Staaten findet, wie die „Geraer Ztg.“* meldet, am 21. Juni in Gera statt. 1b
In London haben sich der „Allg. Korr.“ Thefolge auch die aus⸗ ständigen Handlanger mit überwältigender Mehrheit bei der vor⸗ genommenen namentlichen Abstimmung für Fortsetzung des Ausstandes erklärt: 1060 gegen 327. Im Ausstande bleiben nunmehr: Handlanger, 400 Gipser, 1500 Tischler und Zimmerleute, 2000 Maurer und 260 Maschinisten.
In Berlin sind, wie der „Voss. Ztg.“ gemeldet wird, die selb⸗ ständigen Mützenmacher in eine Lohnbewegung eingetreten. Etwa 170 von ihnen wollen ihren Arbeitgebern drei Forderungen unter⸗ breiten und beabsichtigen am Montag in den Ausstand zu treten, 8 die Forderungen nicht bewilligt werden. — Der Ausstand der
aurer (vgl. Nr. 133 ff. d. Bl.) zeigt, der „Volks⸗Ztg.“ zufolge, nach
einem von der Kommission gestern erstatteten Bericht 8 Bild: Bewilligt wurde an den beiden ersten Tagen des Ausstandes die neun⸗