9 r Pfingst⸗ kapellenverein bezw. die Potsdamer Nikolaigemeinde und die Stadt otsdam, weitere 30 708 ℳ wurden der Potsdamer Friedensgemeinde, 160 ℳ dem Potsdamer Pfingsthaus, 2000 ℳ der Viktoria⸗ Augusta⸗Krippe zu Potsdam zugewendet. Für Berliner Zwecke wurden 28 500 ℳ bestimmt, der Rest kam Vororten zu gute. — Ferner erstatteten noch der Eö“ Hesekiel und der Landesdirektor Freiherr von Manteuffel Bericht über die Verhältnisse in den Provinzen 8 und Brandenburg. Beide Berichte lauteten günstig. — Der Versammlung im Schlosse folgte eine Berathung im Stände⸗ hause, wo die Berichte über die anderen Provinzen entgegengenommen und über die Fürsor⸗ von seiten des Vereins sowie über die Aus⸗ bildung und Verwendung von Gehilfen der Seelsorge in den großen Städten und Industriebezirken verhandelt wurde.
Das Festmahl der „Institution of Naval Architects“ hatte gestern Abend die Mitglieder derselben sowie zahlreiche Ehrengäste in dem reich geschmückten Saale des Kaiser⸗ hofs vereinigt. Mit dem Staatssekretär des Reichs⸗Marineamts, Admiral Hollmann waren die Vize⸗Admirale Karcher und Schröder, die Kapitäne Gülich, Büchsel, von Prittwitz, Paschen, Fischel und Sack, der Wirkliche Geheime Admiralitäts⸗
ath Dietrich und der Wirkliche Admiralitäts⸗Rath Langner erschienen. Ferner waren anwesend der Minister der geistlichen ꝛc. An⸗ gelegenheiten D. Dr. Bosse, der Unter⸗Stäaatssekretär im Reichsamt des Innern Rothe mit dem Geheimen Tö“ von Jonquidres, der Ober⸗Baudirektor Wiebe, der Geheime Regierungs⸗ Rath Schunke, der Rektor und der Prorektor der g Hoch⸗ schule, Professoren Müller⸗Breslau und Slaby, der Präaͤsident der Aeltesten der Kaufmannschaft Herz mit zahlreichen anderen Vertretern des Handels und der Industrie. Der „Verein zur Beförderung des Gewerbefleißes“ wurde durch den Geheimen Bergrath Wedding, der „Verein der Maschinen⸗Ingenieure“ durch den Geheimen Baurath Veitmeyer vertreten. Zu Seiten des Präsidenten der Institution, Earls of Hopetoun saßen der Staats⸗Minister D. Dr. Bosse und der großbritannische Botschafts⸗Sekretär Gosselin, welchem zur Linken der Staats sekretär des Reichs⸗Marineamts, Admiral Hollmann Platz ge⸗ nommen hatte. Die Tafelmusik wurde von der Kapelle des Kaiserhofs aus⸗ seführt. Zum Vortrag kamen zumeist Musikstücke englischer Komponisten. ie . war mit der deutschen und englischen Flagge geschmückt. Nach den ersten Gängen erhob sich Lord Hopetoun, um in begeisterten Worten Seine Majestät den Kaiser zu feiern; auf das Wohl Ibrer Majestät der Königin von Großbritannien toastete Staats⸗Minister D. Dr. Bosse, auf die deutsche Marine Admiral Bowden Smith, auf die englische Marine Admiral Hollmann, auf die Gäste Sir Railton Digxon, auf die Institution der Unter⸗Staatssekretär Rothe.
Zu der gestrigen 200 jährigen Gedenkfeier des Geburts⸗ tages des General⸗Feldmarschalls Keith waren zehn Ustere vom „Regiment Keith (1. Ober lesisches) Nr. 22 hier eingetroffen, um den Ehrentag des Regiments hier zu be⸗
eehen. Gestern Vormittag um 9 Uhr legten dieselben einen Lorbeer⸗
anz am Postament des Denkmals am Wilhelmplatz nieder, auf 88 schwarz⸗weißer Schleife in Goldschrift die Worte prangen: „Regiment Keith — Zum Streite stets bereit — Für des Kaisers und des Reiches Herrlichkeit — 11. Juni 1696 — 11. Juni 1896.“Während des feierlichen Aktes blies die Kapelle des Garde⸗Füsilier⸗Regiments den „Keith⸗Marsch“. Einen zweiten prächtigen Kranz mit roth und gelber Schleife hatte der großbritannische Militär⸗Attaché seinem Landsmann“ gewidmet. Daneben lenkte der mit herrlichen Blumen geschmückte
Kranz der Stadt Berlin, der auf weißer Atlasschleife die Spenderin namhaft machte, die Aufmerksamkeit auf sich. Nach der Niederlegung des Kranzes begaben sich die Offiziere nach der Garnisonkirche, um dort 18. Feier an dem Sarge des General⸗Feldmarschalls bei⸗ zuwohnen.
Die Stadtverordneten beriethen in ihrer Feftrigen Sitzung e
nach Erledigung einiger geschäftlichen Angelegenheiten die Vorlage, betreffend den Abschluß eines Vertrags zwischen dem preußischen iskus, vertreten durch die Unterrichtsverwaltung, und der Stadt zerlin wegen Angliederung des Instituts für Infektionskrankbeiten an das IV. städtische Krankenhaus. Danach soll das Institut zwar in unmittelbarer Nähe, jedoch außerhalb des Kranken⸗ hauses errichtet und mit 100 Betten versehen werden. Dem Institut werden 6000 ℳ als Pauschalsumme für 2000 Ver⸗ Fllegungstage zur Verfügung gestellt; für alle Mehrkosten hat das⸗ selbe Ersatz zu leisten. Ein Antrag des Stadtverordneten Meyer auf Ueberweisung der Vorlage an einen Ausschuß wurde nach längerer Debatte, in welcher sämmtliche Mediziner der Versammlung für die⸗ selbe eintraten, mit großer Mehrheit angenommen. — Schließlich wurde der neue Vertrag mit der Gemeinde Neu⸗Weißensee über die Wasserversorgung dieser Gemeinde aus den hiesigen städtischen Wasser⸗ werken genehmigt.
us dem Kapitalvermögen i pezial⸗Jubel⸗ fest⸗Stiftung fand 8 die Auszahlung von 800 ℳ Zinsen an 47 Veteranen und 41 Wittwen solcher zu Beträgen von 9 und 10 ℳ statt. Der Ober⸗Bürgermeister Zelle hielt bei dieser Gelegen⸗ heit an die im Magistrats⸗Sitzungssaal Versammelten eine Ansprache, in welcher er auf die Bedeutung dieser Spende, als einer Erinnerung an die silberne Hochzeit Ihrer Majestäten des Hochseligen Kaisers Wilhelm'’s I. und der Kaiserin Augusta hinwies. Alsdann erfolgte die Auszahlung an die zum theil hochbetagten Männer und Frauen.
Danzig. Auf dem von dem Hospital „zu aller Engel“ gekauften Gelände, links von der Großen Allee vor Langfuhr, sind von der Abegg'schen Stiftung zum 1. April d. J. 34 Häuser beziehbar hergestellt worden; davon sind 26 sogenannte Arbeiter⸗ häuser, 6 sind etwas und 2 noch spößer. Ihrem Prinzip getreu mischt die Stiftung die gewöhnlichen Arbeiterhäuser mit besseren, weil se es für vortheilhaft hält, daß die verschiedenen Bevölkerungsklassen unter einander wohnen. Kostenpreis und monat⸗ liche Miethe stellen sich bei den vorerwähnten drei Häuserarten folgendermaßen: Ein Arbeiterhaus kostet 3200 ℳ, die monatliche
Miethe beträgt 16 ℳ einschließlich 2,66 ℳ Abzahlung; ein etwas
größeres Haus kostet 4200 ℳ, die monatliche Miethe beträgt 21 ℳ einschließlich 3,50 ℳ Abzahlung; ein noch größeres Haus kostet 5050 ℳ, der monatliche Miethépreis beträgt 21,04 ℳ, außerdem sind 100 ℳ jährlich abzuzahlen. Als Anzahlung wird ver⸗ langt für ein gewöhnliches Haus 150 ℳ, für bessere mehr. Von den 34 Häusern sind 31 fest 885 und mit Ausnahme von zweien auch schon bezogen; drei stehen leer, weil die Bewerber, obgleich sie einen Verpflichtungsschein unterschrieben, schließlich kontraktbrüchig wurden. Für Arbeiterhäuser läßt sich die Stiftung kein neeh. zahlen, denn sie vertraut darauf, daß der Arbeiter, welcher ein Haus bestellt, es abnehmen wird, und mit unrühmlichen Ausnahmen hat sie die Er⸗ fahrung gemacht, daß die Arbeiter gewissenhaft den eingegangenen Verpflichtungen nachkommen. Das einförmige Ansehen der neuen Straße wird vermindert werden, wenn Vorgärten hergestellt sind, was in nächster Zeit geschehen soll. Der größere Theil der Höfe wird zu Gärten eingerichtet. — Der Beschaftigung nach bestehen die Einwohner aus: 1 Schuhmacher, 1 Maurer, 2 Tischlern, 3 Zimmer⸗ leuten, 3 Schlossern, 3 Schmieden, 1 Holzarbeiter, 1 Zuckerarbeiter, 1 Arbeiter, 1 Wäscherin, 4 Beamten, 2 Boten, 1 Briefträger, 1 Buch⸗ druckereifaktor, 1 Inhaber eines Materialiengeschäfts, 1 Inhaberin einer Meierei und 4 Personen ohne besondere Beschäftigung. Kinderreiche Familien werden bevorzugt, weil es ihnen in der Stadt oft schwer wird, angemessene Wohnungen zu erhalten. Nach einer mfffähren Aufstellung sind in der Straße 86 Kinder vor⸗ handen; die Stiftung beabsichtigt deshalb, wenn ihre Mittel es irgend gestatten, einen Kinderzarten anzulegen. Zum 1. Oktober sollen witseg. 40 Häuser beziehbar hergestellt sein; 6 davon sind bisher fest egeben.
Stuttgart, 10. Juni. Der Verein deutscher Ingenieure, welcher in diesen 8 in Stuttgart seine 37. Hauptversamm⸗ lung abhielt, ist wiederholt von Seiner Majestät dem König von Württemberg ausgezeichnet worden. Am Montag Vormittag wohnte der König dem Vortrag des Kaiserlichen Geheimen Re⸗ gierungs⸗Raths, Professors Busley aus Kiel über „unsere Flotte“ bei und besichtigte dann eingehend die reichhaltige Ausstellung von vor⸗ züglichen Zeichnungen und Schiffsmodellen, welche dem Vortragenden durch das Entgegenkommen des Reichs⸗Marineamts und der deutschen Werften zur Erläuterung seiner Ausführungen zur Verfügung gestellt waren. Nachmittags hatten der Vorstand und der Vorstandsrath des Vereins, dessen Ehrenmitglieder und Altvorsitzende, Wineaeeem etwa 80 Herren, die hohe Ehre, von Seiner Majestät auf Schloß Wilhelma empfangen und bewirthet zu werden. Nach lebhafter Unterhaltung mit einzelnen Herren geruhte der König die Anwesenden zu einem Imbiß einzuladen, an dem Allerhöchstderselbe persönlich theilnahm, die Unterhaltung aufs lebhafteste fortführend. Nach einem Hoch auf den König, das der Vorsitzende des Vereins, Kommerzien⸗Rath Kuhn⸗ Stuttgart, unter dem Jubel der Anwesenden ausbrachte, dankte Seine Majestät mit einem Hoch auf den Verein deutscher Ingenieure, dessen Streben und Leistungen der König herzliche Worte Allerhöchster An⸗ erkennung widmete. Noch längere Zeit nach Aufhebung der Tafel verweilte der König inmitten seiner Gäste. — In der vor⸗ erwähnten ersten Sitzung waren als Ehrengäste erschienen: der Minister des Innern von Pischek, der Ober⸗Bürgermeister Rümelin, der Rektor der Landesuniversität vrch or Dr. Brill, Feefede Dr. von Lemcke von der Technischen Hochschule, Kommerzien⸗
ath Merker als Vertreter der Handels⸗ und Gewerbekammern, von Leibbrand und Direktor Dr. Dorn als Vertreter der ereine für Baukunde und angewandte Chemie. Nachdem die Ge⸗ nannten namens der von ihnen vertretenen Behörden, Anstalten u. s. w. den Verein in den Mauern Stuttgarts willkommen geheißen hatten, schilderte der Vereinsdirektor Herr Th. Peters⸗Berlin die Entstehung und Ent⸗
g des nunmehr 40 Jahre alten Vereins und kennzeichnete eine Reihe von wichtigen Arbeiten und Neuerungen, — so unter anderen die Organisation der Dampfkesselüberwachung, die Patentgesetzgebung — an denen der Verein thatkräftig mitgewirkt oder zu denen er die Anregung gegeben hat. — Aus der eigentlichen Geschäftssitzung am Dienstag, den 9. d. M., ist zu erwähnen, daß an Stelle von drei ausscheidenden Vorstandsmitgliedern die Herren Direktor Rippel⸗Nürnberg, Professor Schöttler⸗Braunschweig und Direktor Tiemann⸗Dortmund für die Jahre 1897 und 1898 in den Vorstand gewählt wurden. Ferner wurde beschlossen, die „Grashof⸗Denkmünze“ — eine Anerkennung für hervorragende Leistungen auf dem Gebiete der schaffenden und der wissenschaftlichen Technik — an die Herren Kommerzien⸗Rath Krauß⸗ München und Geheimen Regierungs⸗Rath Wöhler⸗Hannover zu ver⸗ leihen. Endlich wurde mitgetheilt, daß der Bau des Vereins⸗ hauses in Berlin in rüstigem Fortschreiten begriffen ist. — Am Nachmittag fand im Festsaal der Liederhalle ein Festmahl statt, an dem gegen 500 Gäste theilnahmen. Seine Hoheit der Prinz Hermann von Sachsen⸗Weimar beehrte dasselbe mit seiner Gegen⸗ wart. Der Vorsitzende des Vereins, Kommerzien⸗Rath Kuhn⸗ Stuttgart eröffnete die Reihe der Trinksprüche mit einem auf Ihre Majestäten den v Kaiser und den König von Württemberg ausgebrachten Hoch. achdem dasselbe verklungen war, erhob sich err Kuhn von neuem, um ein Hoch auf den Feiag von Sachsen⸗ eimar auszubringen. Seinen Dank hierfür sogleich ausspre⸗ end, ließ der Prinz die deutsche Industrie leben. Der Lend, dienste des Vereins deutscher Ingenieure gedachte aledann der Minister des Innern von Pischek in einem Toast. — Die heutige dritte Sitzung wurde durch die Vorträge der Herren Prof. Ernst⸗Stuttgart über „James Watt und die Grundsätze des modernen Dampfmaschinenbaues“ und Direktor Heyder Augobieg über „Die Arbeiten der Maschineningenieure in der Städtereinigung während der letzten 25 Jahre“ ausgefüllt. Alsdann wurde die 37. HFeehtce gn Feun geschlossen. Die Theilnehmer werden jedoch⸗ den beutigen Nachmirtag und den morgigen Tag noch zu 1 Ausflügen in die Nachbarstädte und die schöne Umgebung benutzen. Wien, 12. Juni. Verschiedene Blätter melden aus Bozen, daß zwei Touristen, ein Wiener und ein Dresdener, seit zwei Tagen vermißt werden. Dieselben dürften auf einer Tour nach dem Villanderermoos in den Sarnthaler Alpen verunglückt sein.
Southampton, 11. Juni. Bei dem heutigen Rennen des⸗ „Royal Southampton Yacht⸗Klub“ siegte die Yacht Seiner Wechs des Deutschen Kaisers bei leichter Brise mit einigen Meslen über „Ailsa“. ““ “
Paris, 11. Juni. Im Vorplatz eines Hauses am Boulevard Hausmann erplodierte, wie „W. T. B.“ meldet, heute Nacht eine 8 cm lange, mit 170 Gewehrkapseln gefüllte Konservenbüchse. Es wurde niemand verletzt, auch entstand keinerlei Sachschaden. Von mehreren Seiten wird die Explosion als ein anarchistisches Attentat bezeichnet.
Toulon, 11. Juni. Von den bei der Explosion auf dem
Panzerschiff „Jauréguiberry (s.Nr. 138 d. Bl.) Verwundeten⸗
sind bis jetzt im Ganzen sieben ihren Wunden erlegen.
Rom, 11. Juni. „W. T. B.“ meldet: In der Nähe br 8
Basilika des Vatikans entstand heute Nachmittag, als die übliche Prozession der Oktave des stattfinden sollte, infolge des Andrangs der Menschenmassen, die aus der Basilika kamen und in dieselbe gehen wollten, eine Panik. ierdurch war der Kardinal Staatssekretär Rampolla genöthigt, die Prozession mit dem Kapitel in die Sakristei eintreten zu lassen. Ein ernstlicher Zwischenfall ist indessen nicht vorgekommen; die Menge verließ schließ⸗ lich in voller Ruhe die Basilika. Die Räuberbande,
Konstantinopel, 11. Juni. 2 welche (wie in Nr. 136 d. Bl. gemeldet) zwei nach dem Badeort Jalowa fahrende Damen gefanzen nahm, fordert für die Französin 15 000 und für die Nichte des serbischen Dragomans 10 000 Pfund Lösegeld. Die Französin, welche früher im Yildiz⸗Harem angestellt war, richtete an den Sultan einen Brief, auf welchen Seine Majestät die Bezahlung des Lösegeldes zusicherte. Wie „W. T. B.“ meldet, ist der serbische Dragoman mit dem Adjutanten des Sultans und dem Lösegeld zur Befreiung der gefangenen Frauen bereits nach⸗ Jalowa abgereist. “ 16
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)
Wetterbericht vom 12. Juni, 8 8 Uhr Morgens. 2 —
und daher dürfte heitere, ziemlich warme Witterung zu erwarten sein.
Deutsche Seewarte.
Berliner Theater.
üfe = 40 R.
Wetter.
Bar. auf 0Gr
u. d. Meeressp.
red. in Millim. Tem
5 ° C.
in °
haus.
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wolkig wolkenlos wolkenlos es9. wolkig wolkenlos 1 7 U
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Ab 8 Christiansund Kopenhagen. Stockholm. aranda . oskau..
Cork, Queens⸗ town.. E11“”“ ylt. .„ 2 22272 mburg.. winemünde
Neufahrwasser
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München.
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Breslau.
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est. 760 halb bed.
¹) Abends Gewitter. ²) Abends Gewitter. 3) Nachm. Gewitter. ) Nachts Gewitter. 5) Nachm. Gewitter.
Uebersicht der Witterung.
Eine Zone hohen Luftdrucks erstreckt sich von den Britischen Inseln füdwärts nach Frankreich, während eine Depression über dem westlichen Rußland lagert, 1082 über Zentral⸗Europa Winde aus nördlichen
ichtungen vorherrschend geworden sind. In Deutschland, wo seit gestern wieder Gewitter stattgefunden, ist das Wetter im Süden trübe im Norden heiter, wobei die Temperatur sich wenig verändert hat. Das Hochdruckgebiet im Westen scheint sich ostwärts nach Deutschland zu verlegen,
jahre“ von
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bedeckt 3 Akten von wolkig
3 wolkenlos Sübe
3 heiter — Karneval. 3 wolkenlos 2 Aufzügen von halb bed. Steinmann. wolkenlos 7 ½ Uhr. heiter ¹) Regen²) linger. halb bed. ²) bedeckt⁴) bedeckt
3 wolkig ⁵) wolkenlos bedeckt
wolkenlos
222 22ö2 SSS SSS 0RS S85S
Emil Graeb.
222 AAXS 5S”
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766 762 763 765 764 762 759 760 759
Max Grube. Cyclus. II.
Anfang 7 Ühr. Giacomo
Anfang 7 Uhr
Alten sungen. Niemann. 4
Weber.
Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern⸗ 152. Vorstellung. 3 Akten von Ambroise 1t des Feerbe schen nnags „Wilhelm Meisters Lehr⸗
iche deutsch von —1b2 Gumbert. Ballet von Paul Taglioni. Dirigent: Musikdirektor Steinmann. Anfang
hr.
Neues Opern⸗Theater e. 109. Vorstellung. verkaufte
Friedrich Smetana. K. Sabina, deutsch von Max Kalbeck. Tanz von In Scene Tetzlaff. Dirigent:
Dirigent: Herr Bennhold.
Schauspielhaus. Trauerspiel in 5 Akten von Ernst von Wildenbruch. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Anfang 7 ½ Uhr.
Sonntag: Opernhaus. 153. Vorstellung. Waguer⸗
Romantische Oper in 3 Akten von Richard Wagner. Der Holländer: Herr Theodor Reichmann, K. u. K. ammersänger von der Hofoper in Wien, als Gast.)
Neues Opern⸗Theater (Kroll). Der Prophet. everbeer. des Eugône Scribe, deutsch bearbeitet von Ludwig Rellstab. Ballet von Emil Graeb. Emil Götze, Königlicher Kammersänger, als Ga
Schauspielhaus. Lustspiel in 4 Aufzügen von Karl nfang 7 ½ Uhr.
Dentsches Theater. Anfang 8 Uhr.
einrich. Anfang 7 ½ Uhr. Theater. vS-ns Konig Heinrich.
Der Schlagbaum. Migunon. Oper in chlag omas. Text mit Benutzung
Carré und Jules Barbier,
Schultze⸗Theater in 852 und Eduard
1 Uhr. omische Oper in Sonntag: Waldmeister.
Text
Braut. von
gesetzt vom Ober⸗Regisseur ee meister Weingartner. — 2. Bild.) Ballet⸗Burleske in mil Graeb. Musik von Adolf Anfan;
Residenz ·Theater.
Erlauben Sie, Madame!
160. Vorstellung. Die Karo⸗
feld. Anfang Sonntag: Erlauben Sie, Madame!
Der fliegende Holländer.
Direktion: Julius
110. Vorstellung. Große Oper in 3 Akten von Text nach dem Französischen
ersten Ranges. der Vorstellung 7 Uhr.
(Johann: se
161. Vorstellung. Wie die
Victor Leon und F.
ell, na Musik von Antoine
anés.
Anfang 7 ½ Uhr. Sonntag: Tata⸗Toto. Montag: Tata⸗Toto.
Sonnabend: Die
Sonntag: Lumpacivagabundus. 8 Montag: Die Stützen der Gesellschaft.
Sonnabend:
Montag: Zum ersten Male: Soldatenherzen. —
Lessing⸗Theater. Sonnabend: Waldmeister. Operette in 3 Akten von Gustav Davis. Musik von Johann Strauß. Ferenczy⸗Ensemble vom Carl aamburg, mit Julie Kopachzv⸗ teinberger als Gästen. Anfang
Direktion: Lautenburg. Sonnabend: Zum ersten Male: Der Stellvertreter. (Le Remplaçant.) Schwank in 3 Akten von William Busnak und Georges Duval. Deutsch von Max Schönau. — ustspiel in 1 Akt nach dem Fransahen des Labiche, von Fr. Lichter⸗ ½ Uhr.
Der Stellvertreter. —
Friedrich⸗-Wilhelmstüdtischer Konzert-Park. Chausseestraße 25 — 26.
ritzsche.
Sonnabend: Spezialitäten⸗Vorstellung. Kräfte
Anfang des Konzerts 6 Uhr. Anfang
Bei einbrechender Dunkel⸗
heit: Feenhafte Illumination. 6
Nenes Theater. Schiffbanerdanm Sonnabend: Tata⸗Toto. Vaudeville in 3 Akten von ch Bilhaud und Barré.
In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Kapellmeister: Gustav
Theater Unter den Linden. Direktion: Julius Fritzsche. Sonnabend: Orphens in der Unterwelt. Burleske Oper in 4 Bildern von König Heens Cremieux, bearbeitet von Eduard Jacobson.
Musik von Jacques Offenbach. Dirigent: Herr Kapellmeister Federmann. Regie: Herr Hanno. Anfang 7 ½ Uhr.
Sonntag: Neu einstudiert: Das Sonntagskind.
Adolph Ernst⸗Theater. Sonnabend: Char⸗ ley’s Taute. Schwank in 3 Akten von Brandon Thomas. ö“ des Globe⸗Theaters in London. In ene gesetzt von Adolph Ernst. — Vorher: Mit neuer Ausstattung: Die Bajazzi. Ferssistisgf Posse mit Gesang in 1. Akt von
d. Jacobson und Benno Jacobson. Musik von F. Roth. Anfang 8 Uhr.
Sonntag: Charley’s Tante. — Vorher: Die Bajazzi.
EFEOASIN DxKs EExMNAFMAxEwxNerPxtxe- x 6 —
Familien⸗Nachrichten.
Verehelicht: Hr. GEerichts⸗Assessor Ferst von Bena scheetc mit Frl. Elisabeth von Bruchhausen eipzig. 3 Ein Sohn: Hrn. Ferdinand von⸗ Vvther: Prttherst und Gaffron (Kawallen). — Eine orher: ochter: Hrn. Vize⸗Konsul Freise (Stettin). — Hrn. Oberlehrer Dr. Troost (Frankenstein). Gestorben: Fr. Agnes von Klitzing, geb. von Gersdorff (Demerthin). — Ernst Graf Harrach (Klein⸗Krichen). — Fr. General⸗Lieut. Marie von Görne, geb. Haenel (Berlin). — Hr. Kanzlei⸗ Rath J. Haase (Charlottenburg). — Hr. Stabs⸗ arzt a. D. Dr. Louis Hennet (Görlitz). — Verw. r. Justiz⸗Rath Jeanette Eschmann, geb. Senger Breslau). — Verw. Fr. von Egödy (Leipzig),
Sigmund
Vorher:
Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth in Berlin.
Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.
Seechs Beilagen einschließlich Börsen⸗Beilage).
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. 12.
Königreich Preußen.
. Privilegium wegen Ausfertigung auf den Inhaber lautender Anleihe⸗ scheine der Stadt Bonn im Betrage von 4000 000 ℳ
Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen ꝛc.
Nachdem die Stadtverordneten⸗Versammlung der Stadt Bonn uli 1895 und 31. Januar 1896 beschlossen hat, diejenigen Mittel, welche zur Bestreitung der durch den Bau einer festen Brücke über den Rhein von Bonn nach Beuel bedingten Ausgaben erforderlich fnd. m eh e einer Anleihe zu beschaffen, wollen Wir auf den Antrag der Sta onn, zu diesem Zwecke auf jeden Inhaber lautende, mit Zinsscheinen versehene, seitens der Gläubiger unkündbare Anleihescheine im Betrage von 4 000 000 ℳ ausstellen zu dürfen, da sich hiergegen weder im Interesse der Gläubiger, noch der Schuldnerin etwas zu erinnern gefunden hat, in Gemäßheit des § 2 des Gesetzes vom 17. Juni 1833 zur Ausstellung von Anleihescheinen zum Betrage von 4 000 000 ℳ, in Buchstaben: „Vier Millionen Mark“, welche in folgenden Abschnitten: .“ 300 Stück zu 5000 ℳ = 1 500 000 ℳ 500 „ „ 2000 „ = 1 000 000 „ 1900 „ „ 1000 „ 1 000 000 „ 1000 „ „ 500 „ = 500 000 „
zusammen 4 000 000 ℳ, nach dem anliegenden Muster auszufertigen, mit drei Prozent jährlich zu verzinsen und nach dem festgestellten Tilgungsplane mittels Ver⸗ loosung jährlich vom Etatsjahre 1899/1900 ab mit wenigstens drei⸗ viertel Prozent des Schuldkapitals, unter Zuwachs der Zinsen von den getilgten Anleihescheinen, zu tilgen sind, durch gegenwärtiges Privi⸗ legium Unsere landesherrliche Genehmigung ertheilen. Die Ertheilung erfolgt mit der rechtlichen Wirkung, daß ein jeder Inhaber dieser Arlelbescheine die daraus hervorgegangenen Rechte geltend zu machen befugt ist, ohne zu dem Nachweise der Uebertragung des Eigenthums verpflichtet zu sein. 8
Durch vorstehendes “ welches Wir vorbehaltlich der
Rechte Dritter ertheilen, wird für die Befriedigung der Inhaber der Anleihescheine eine Gewährleistung seitens des Staats nicht über⸗ nommen. Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Insiegel. Gegeben Prökelwitz, den 20. Mai 1896. 1 (L. S.) 1u6. Wilhelm R. Zugleich für den Finanz⸗Minister: Freiherr von der Recke.
8
Rheinprovinz. Regierungsbezirk Köln. 2 Anleiheschein
der Stadt Bonn, siebente Ausgabe, Buchstabe .. . „ Nr... „
über Mark Reichswährung.
in Gemäßheit des landesherrlichen Privilegiums
vom. . ten . 189. (Amtsblatt der Königlichen Regterung
zu Köln vom. 1 189. Nr. Seite ... und
Gesetz⸗Sammlung für 189 „Seite ..., laufende Nr.. . )).
Auf Grund der von dem Bezirksausschusse zu Köln genehmigten Beschlüsse der Stadtverordneten⸗Versammlung zu Bonn vom 12. Juli 1895 und 31. Januar 1896 wegen Aufnahme einer Anleihe von 4 000 000 ℳ bekennen sich die Unterzeichneten namens der Stadt Bonn durch diese, für jeden Inhaber gültige, seitens des Gläubigers un⸗ kündbare Verschreibung zu einer Darlehnsschuld von Mark, welche an die Stadt Bonn baar gezahlt worden und mit drei Prozent jährlich zu becfinfin ist.
Die Rückza mittels Verloosung der Anleihescheine in den Jahren 1900 bis 1954 einschließlich aus einem Tilgungsstock, welcher mit wenigstens dreiviertel Prozent des Kapitals jährlich unter Zuwachs der Zinsen von den getilgten Anleihescheinen sebüldet wird.
Die Ausloosung geschieht in dem Monat Juni jeden Jahres. Der Stadt Bonn bleibt jedoch das Recht vorbehalten, den Tilgungsstock zu verstärken oder auch sämmtliche noch im Umlauf befindliche Anleihescheine auf einmal zu kündigen.
Die durch die verstärkte Tilgung ersparten Zinsen wachsen eben⸗ falls dem Tilgungsstock zu. 1
Die ausgeloosten, sowie die gekündigten Anleihescheine werden unter Bezeichnung ihrer Buchstaben, Nummern und Beträge, sowie des Termins, an welchem die Rückzahlung erfolgen soll, öffentlich bekannt gemacht. Diese Bekanntmachung erfolgt spätestens drei Monate vor dem Zahlungstermin in dem „Deutschen Reichs⸗ und Preußischen Staats⸗Anzeiger“, dem Amtsblatt der Köhig lichen Regierung zu Köln und dem „General⸗Anzeiger“ zu Bonn. Geht eines dieser Blätter ein, so wird an dessen Statt von der Stadt Bonn mit Genehmigung des Königlichen Regierungs⸗Präsidenten in Köln ein anderes Plaßt bestimmt.
Bis zu dem Tage, wo solchergestalt das Kapital zu entrichten ist, wird es in halbjährlichen Terminen, am 2. Januar und am 1. Juli von heute an gerechnet, mit drei Prozent jährlich verzinst.
Die Auszahlung der Zinsen und des Kapitals erfolgt gegen bloße
Rückgabe der fällig gewordenen Zinsscheine bezw. 88 Anleihe⸗ Uüess bei der Stadtkasse 2 Bonn und zwar auch in der nach em Eintritt des Fälligkeitstermins Zeit. Mit dem zur Empfangnahme des Kapitals eingereichten Anleihescheine sind auch die dazu gehörigen insscheine der späteren Fälligkeitstermine zurückzuliefern. Für die fehlenden Zinsscheine wird der Betrag vom Kapital abgezogen. 1
Die gekündigten Kapitalbeträge, welche innerhalb dreith Jahren rasß dem Rückzahlungstermin nicht erhoben werden, sowie die inner⸗ halb fünf Jahren nach Ablauf des Kalenderjahres, in welchem sie benig. Porden, nicht erhobenen Zinsen verjähren zu Gunsten der
adt Bonn.
Das Aufgebot und die IN“ verlorener oder ver⸗ nichteter Anleihescheine erfolgt nach Vorschrift der §§ 838 und ff. der
ivilprozeßordnung für das Deutsche Reich vom 30. Januar 1877 (Reichs⸗Gesetzblatt S. 83) bezw. nach § 20 des Ausführungsgesetzes E Peltschen Zivilprozeßordnung vom 24. März 1879 (Gefetz⸗Samml.
Zinsscheine können weder Secefbnt noch für kraftlos erklärt werden. Doch soll desf ee gen⸗ welcher den Verlust von Zinsscheinen vor Ablauf der fünfjaͤhrigen Verjährungsfrist bei der Stadtver⸗ waltung anmeldet und den stattgehabten Besitz der Zinsscheine durch Vorzeigung des Anleihescheins oder sonst in glaubhafter Weise darthut, na nblauf der Verjährungsfrist der Betrag der angemeldeten und bis dahin nicht vorgekommenen Zinsscheine gegen Quittung aus⸗ gezahlt werden. b
Mit diesem Anleihescheine sind halbjährige b bis zum Schlusse des Jahres .... ausgegeben; die ferneren Zinsscheine werden für zehnjährige Zeiträume ausgegeben werden. Die Ausgabe einer neuen Reihe von Zinsscheinen erfolgt bei der Stadtkasse in Bonn gegen 1Sn der der älteren Zinsscheinreihe beige⸗ druckten Anweisung. Beim Verlust der den zate erfolgt die Aus⸗
8
Ausgefertigt
händigung der neuen Zinsscheinreihe an den scheins, sofern dessen Vorzeigung rechtzeitig gef⸗
nhaber des Anleih
lung der ganzen Schuld von 4 000 000 ℳ erfolg
Zur Sicherung der hierdurch eingegangenen Verpflichtungen haftet die Stadt Bonn mit ihrem Vermögen und mit ihrer Steuerkraft Dessen zu Urkunde haben wir diese Ausfertigung unter unserer Unterschrift ertheilt. 8 SWan 8 8 (Trockener Stempel der Stadt Bonn.) BPer Seee., Se. Die Anleihe⸗Deputation. U rift.) (Unterschriften.) Der Stadite eliier. U(Unterschrift.)
—
Rheinprovinz. Regie
Reihe .... Zinsschein Aur dreiprozentigen Anleihe der Stadt Bonn,
VII. Ausgabe über . . . ℳ
Buchstabe .. .. Nr. . .. Der Inhaber dieses Zinsscheins empfängt gegen dessen Rückgabe in der Zeit vom .ab die Zinsen des vorgenannten Anleihe⸗ scheins für das Halbjahr vom . . ten HIW““ mit Mark bei der Stadtkasse zu Bonn, oder den bekannt zu machenden Zahlstellen. Bonn, den .. ten Der HEE Anleihe⸗Deputation. (Faksimile.) 88 8 (ae sesa e. Ausgefertigt
Dieser Zinsschein ist ungültig, dessen Geldbetrag nicht innerhal 2 Jahren nach Ablauf des Kalenderjahres der Fälligkeit erhoben wird.
Anmerkung. Jeder Zinsschein muß mit der eigenhändigen Unterschrift eines Kontrolbeamten versehen werden.
Rheinprovinz. Regierungsbezirk Köln. Anweisung zum Anleihescheine der Stadt Bonn, VII. Mhsgebe⸗ Buchstabe Nr. über . Mar
““ Der Inhaber dieser Anweisung empfängt gegen deren Rückgabe zu dem obigen Anleihescheine die .. te Reihe von ginsf einen für die zehn Jahre bis.. . bei der Stadtkasse zu Bonn, sofern nicht rechtzeitig von dem als solchen sich ausweisenden Inhaber des Anleihescheins dagegen Widerspruch erhoben wird. 1I1““ Der Ober⸗Bürgermeister. Die Anleihe⸗Deputation. (Faksimile.) (Faksimile.) Ausgefertigt
8 Anmerkung. Die Anweisung, welche mit der eigenhändigen Unterschrift eines Kontrolbeamten versehen werden muß, ist zum Unter⸗
schiede auf der ganzen Blattbreite unter den beiden letzten Zinsscheinen mit davon abweichenden Lettern in nachstehender Art abzudrucken:
. .. ter Zinsschein. .. ter Zinsschein.
Anweisung.
PDeeutscher Reichstag. 102. Sitzung vom 11. Juni 1896, 2 Uhr. 8
1“
Die dritte Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Abänderung der Gewerbeordnung, wird fort⸗ esetzt. ges Art. 8, der das Verbot des Detailreisens enthält, liegt von freisinniger Seite der Antrag vor, denselben voll⸗ tändig zu streichen. Wenn dies aber nicht geschehe, dann fainn die gestatteten Ausnahmen vermehrt werden. Nach den Beschlüssen zweiter See bi ausgenommen die Druckschriften und Bildwerke und die Gegenstände der Leinen⸗ und Wäsche⸗ fabrikation; dem Bundesrath ist ferner die Befugniß ertheilt, für andere Waaren, Gegenden oder Gruppen von Gewerbetreibenden weitere Ausnahmen zuzulassen. Die Anträge gehen dahin, das Detailreisen weiterhin zuzulassen für Gegenstände der Textilindustrie und Bekleidungsstücke aller Art Antrag Ancker, fr. Volksp.), für landwirthschaftliche aschinen (Antrag Bassermann, nl.), für Wein, Zigarren und andere Tabackfabrikate hüsgh echnice⸗ fr. 98), Musikinstrumente, Gegenstände der Möbelfabrikation und der Bautischlerei (Antrag Lenzmann, fr. Volksp.), 29ey der Zimmerausstattung (Antrag Ca seln ann, fr. ecaeg). Baumaterialien (Antrag Fisch eck, fr. Volksp.), endlich Näh⸗ maschinen und Fahrräder (Antra Ancker, fr. Volksp.).
Ein Antrag des Abg. Fischbeck (fr. Volksp.) will be⸗ stimmen, daß unter Gewerbebetrieb im Sinne der Bestim⸗ munhen auch der Betrieb der Landwirthschaft zu verstehen ein solle.
Eine Milderung der Bestimmungen unter Aufrechterhaltung des allgemeinen Hrunpces ist von zwei Seiten beabsichtigt: Der Abg. Dr. Hitze (Zentr.) will das Detailreisen zugelassen wissen, wenn eine ausdrückliche Aufforderung dazu ergangen ist. Der Abg. Dr. Hasse (nl.) will falgenge Bestimmung: Die Landesre weere. sind befugt, mit Zustimmung des Bundes⸗ raths für ihr Gebiet oder einzelne Theile desselben das Aufsuchen von Bestellungen für bestimmte Waarengattungen bei anderen als Kaufleuten und solchen Pefbeaes zu verbieten, in deren Gewerbe⸗ betriebe Waaren der —5 otenen Art Verwendung finden; von den etwa erlassenen Verboten ist dem Reichstage sofort oder be seinem nächsten Zusammentritt Mittheilung zu machen.
Abg. Placke (nl.) beantragt, in den Antrag Hitze noch einzuschalten, daß das Detailreisen verboten sei, soweit der Bundesrath nicht noch für andere Waaren oder Gegenden oder Gruppen von Gewerbetreibenden Ausnahmen zulcshe
Abg. Richter (fr. Volksp.) faßt in seinem Antrag alle von anderer Seite beantragten Ausnahmen zusammen und will diese sämmtlichen Ausnahmen sowohl in die Beschlüsse Lesung, als in den Antrag Fsße. tumm, als auch in en Antrag Hasse⸗Krüger eingefügt wissen, bei letzterem in der Form, daß die vom Bundegran zu erlassenden Verbote 8 mlsane in den Ausnahmen genannten Waaren nicht beziehen ürfen.
Die Abgg. Dr. Hasse und Krüger ändern ihren Antrag dahin ab, daß nicht die Landesregierungen mit Genehmigung
des Bundesraths, sondern der Bundesrath allein Ausnahmen gestatten könne. b . Abg. Dr. diben entr.) bestreitet trotz der Behauptung des Abg. rinzen Hohenlohe, daß von einem Verbot des Detailreisens die Rede ein könne. Die Rede des Fihs Richter gegen Artikel 8 sei denk⸗ würdig in den Annalen des Reichstags gewesen, aber sie habe sich gegen Gegner gewandt, die im Hause nicht vorhanden seien. Redner wendet sich ausführlicher gegen die Rede des Abg. Richter, der von einem Verbot spreche, während es sich nur darum handle, andere Be⸗ dingungen für das Detailreisen aufgestellt werden sollen als bisher, nament⸗ lich daß ein Wandergewerbeschein gelöst werden müsse. Die Bedingungen für die Ertheilung des Wandergewerbescheins 5 tten sehr gut auf die Detailreisenden, Höchstens könnte man zweifelhaft sein, ob Personen unter 25 Jahren ausgeschlossen sein sollen. Aber für die älteren Reisenden sei es nicht angenehm, daß junge Burschen sich als Reisende zu ernähren suchen, wodurch der Stand herabgedrückt werde, viel mehr als dadurch, daß man den Detailreisenden zumuthe, einen Wander⸗ gewerbeschein zu lösen. Unser Kompromißantrag, fährt Redner fort, will den be e Zustand schützen, die vorhandenen Beziehungen aufrecht erhalten. Die Absicht allerdings besteht, das Delailrecsen etwas einzuschränken, daß sich die Zahl der Reisenden nicht über 70 000 hinaus vermehrt. Eine Erschwerung des Betriebes findet nicht statt; anstatt der Legitimationskarten als Handelsreisender wird der den Wandergewerbeschein haben. Wenn er letzteren hat, darf kein Polizist fragen, ob er aufgefordert ist, Bestellungen ent ee. äg.gE DVadurch⸗ daß bei vorangehender Bestellung das Detailreisen gestattet ist, können die Ausnahmen entbehrt werden; aber wenn besondere Ausnahmen aufgenommen werden, so wird das kein Grund sein, gegen den Antrag zu stimmen.
g. Dr Hasse erkennt an, daß die Beunruhigung vielfach durch Mißverständnisse entstanden sei; aber besser sei es doch wohl den umgekehrten Weg zu gehen, den die Vorlage gehen wolle, nämli im Zweifel das Detailreisen zu gestatten und nur da, wo 1¹ Schädigungen herausgestellt haben, das Verbot eintreten zu lassen, und zwar nicht durch die Landesregierungen, sondern, wie der Antrag jetzt laute, durch den Bundesrath. enn dieser Antrag nicht ange⸗ nommen werde, dann werde ein wesentlicher Theil der Nationalliberalen für den Kompromißantrag Hitze⸗Stumm stimmen, die übrigen würden dann für den Antrag Richter auf Anstellung einer Enquête stimmen.
Abg. Vogtherr (Soz.): Ob das Detailreisen verboten ist oder nicht eine müßige Frage, jedenfalls wird es dem Hausieren gleichgestellt. Klar ist die Sache auch keineswegs, das zeigen die zahlreichen Anträge und die noch zahlreicheren Petitionen, welche noch viel weiter 2 Ausnahmen wünschen, als her beantragt sind. Vor der Großindustrie wird bei dieser
orlage Halt gemacht. Aber die kleinen Gewerbetreibenden sollen überall für ihre Detailreisenden die Kosten des -öSeah veee e scheins tragen. Am meisten werden die Handlungsgehilfen betroffen werden, welche sich allerdings noch nicht gemeldet haben, weil sie leider nicht organisiert sind, aus Furcht vor der Brotlosigkeit, ebenso wie die Arbeiter im Saargebiet nicht organisiert sind, weil sie fürchten, brotlos zu werden. Auch viele Arbeiter werden ge⸗ schädigt, namentlich in solchen Industrien, deren Produkte durch Detailreisende während des ganzen Jahres abgesetzt werden, sodaß die Arbeiter auch während der stillen Zeit “ können. Die Anträge sind unannehmbar, soweit sie eine Reihe von Ausnahmen - wollen, noch unannehmbarer, soweit vorher die Erlaubniß zum Besuche eingeholt werden soll. Unannehmbar ist auch der Antrag Hasse, weil er dem z die Initiative nimmt und ihm nicht einmal die Möglichkeit giebt, Verbote des Bundesraths 1 redressieren. Die ganze Vorlage ist nicht entsprungen dem Wunsche des Publikums und der Betheiligten, sondern auf Andrängen der Majoritätspartei mit ihren zünftlerischen Ideen. Die Mißstände, über welche man klagt, sind Auswüchse der Massenfabrikation, die die heutige Gesellschaft nicht mehr beseitigen kann, am allerwenigsten durch solche kleinliche Maßregeln.
Abg. Freiherr von Stumm (Rp.) wendet sich ebenfalls gegen die Rede des Abg. Richter, die von falschen Voraussetzungen aus⸗ gehe, wenn er ihm auch dankbar sein könne dafür, daß er Baumaterialien ausnehmen wolle. Eine erhebliche Erschwerung des Verkehrs, führt Redner aus, findet nicht statt; die Bestimmung über das Detailreisen ist ein Glied der Kette von gesetzgeberischen Maßregeln, welche seit
ahren zum Schutz der kleinen Gewerbetreibenden getroffen worden sind.
g. Lenzmann (fr. Volksp.): Bei diesem Eingriff in die Gewerbefreiheit hat 1 Abgeordnete die Pflccht noch in letzter Stunde seine warnende Stimme zu erheben. er badische Finanz⸗ Minister hat vollständig Recht, wenn er meinte, daß diese Gesetz⸗
ebungsquacksalberei das Wort: Selbst ist der Mann! r. eseitige. Eine solche Aeußerung eines Mannes, der nicht au unserer Seite steht, sollte doch auch diejenigen bedenklich machen, welche an der Gewerbeordnung immer mehr abbröckeln. Sei einigen Jahren sind 14 Abbröckelungen an der Gewerbeordnung vorgekommen. Die Betheiligten sind sich in der langen
eit etwas klar geworden und haben ihren g gegen die
esetzgebung geltend gemacht. Manche Leute haben gar nicht 5 wußt, daß sie unter diese Bestimmung fallen. Daß die Handels⸗ kammer des Abg. Freiherrn von Stumm sich für die Be⸗ schränkung des Detailreisens ohne sein Zuthun ausgesprochen hat⸗ ist nicht wunderbar. Es mu . endlich einmal ein Ein⸗ alt geboten werden, daß alles unter Polizeiaufsicht gestellt wird. Die Detailreisenden haben jetzt ihre Legitimationskarten und . nicht solchen Polizeichicanen unterworfen wie die Hausierer. Die Gleich⸗ stellung beider Klassen ist eine Rückkehr zu mittelalterlichen Zu⸗ säänden. Wenn man die Reisenden in jeder Gemeinde besonders be⸗ teuert, dann kommt man schließlich auch dazu, die Waaren aus den anderen Gemeinden zu besteuern, dann kommt man zu mittelalter⸗ lichen Zwangs⸗ und Bannrechten und zu der strengen Kontrole an den Thoren. Der Staatssekretär von Boetticher ist ja nicht sehr erbaut von der Sache; er hat die Verantwortlichkeit dem Reichstag und den 5-b ugeschoben. Vor Ostern sprach man von dem Schutz des kaufenden Publikums hene spricht man von dem Schutz des Mittelstandes und des feß aften Kaufmanns, aber der Schutz erfolgt nicht auf Kosten der höheren Klassen; die Bestimmungen, die ushin fübten würden, sind wohlweislich vermieden. (Präsident Frei⸗ herr von Buol bittet den Redner, nicht in die Generaldebatte zurückzufallen.) werden ja die Detailreisenden nicht; aber vernichtet wird die Existenz der Hausierer unter 25 Jahren, und die ganzen Detailreisenden werden ebenso wie die Hausierer zu deon abhängigen n Herr von Stumm meinte, daß die
nvaliden der eher Hausierer und Detailreisende und verfügen nicht über das Kapital, um Kaufleute zu werden. Redner erklärt gegen den Antrag t. Stumm und auch gegen den Antrag Hasse, welcher immer noch fü gewisse Gewerbe die Gefahr mit sich bringe, daß sie unter Polizei⸗ aufsicht gestellt würden. Die Furcht davor werde ein Darniederliegen des betreffenden Gewerbszweigs mit sich bringen. Seine Partei werde egen alle Anträge und gegen die Beschlüsse zweiter Lefung stimmen. r den Fall der Annahme eines Antrags, namentlich des Antrags asse, würde se für den zusammenfassenden Antrag Richter stimmen, um die Befugnisse des Bundesraths wenigstens einigermaßen einzuschränken. Abg. Jacobskötter (d.kons.): Der Petitionssturm ist nur
.vn worden dadurch, daß für die Leinenindustrie und Wäsche⸗ fabrikation eine Ausnahme zugelassen werden soll; deshalb haben auch
rbeit zu kleinen Kaufleuten würden. Diese Leute werden