Handel und Gewerbe.
Belgien. stjährige Welt⸗Ausstellung in Brüssel bestimmten fremden Erzeugnisse, für welche nach der in Nr. 113 des „Deutschen Reichs⸗ und König⸗ lich ö Staats⸗Anzeigers“ vom 11. v. enthaltenen Mittheilung auch die Gewährung eines pro⸗ visorischen Patent⸗, Muster⸗ und Markenschutzes vorgesehen ist, können laut einer Königlich belgischen Verordnung vom 18. Mai d. J. unter der Bedingung der Wiederausfuhr nach Maßgabe der von dem belgischen Finanz⸗Ministerium er⸗ lassenen Vorschriften zollfrei in Belgien eingeführt werden. Die Königliche Verordnung und die auf Grund derselben unterm 19. i d. J. ergangenen ministeriellen Vorschriften sind nebst einem Muster der für Ausstellungsgüter zu be⸗ nutzenden Zolldeklaration im „Moniteur Belge“ Nr. 145 vom 24. Mai 1896 zum Abdruck gelangt. 8—
Die für die nä
Theater und Musik
Residenz⸗Theater. 8 „Der Stellvertreter“, Lustspiel in drei Akten von William Busnach und Georges Duval, deutsch von Max Schönau fand bei seiner erstmaligen Aufführung am Sonnabend eine beifällige Aufnahme. Es ist wieder eins von jenen Stücken, wie sie im Residenz⸗Theater beliebt sind, die sich in den gewagtesten Scherzen und Situationen bewegen, um schließlich harmlos zu endigen. In diesem Falle handelt es sich um einen fingierten Ebebruch, der die gerichtliche Scheidung einer Gattin von ihrem ungeliebten Manne zum Zweck ihrer Wiederverheirathun mit einem Anderen herbeiführen soll. Dieser Andere darf aber na einem gewissen Paragraphen des Code Napoléon nicht Mitschuldiger des Ebebruchs sein, wenn er die geschiedene Gattin des ersteren heirathen will; folglich muß er für das fingierte Vergehen einen Stellvertreter haben. Das ist in kurzen Worten der Vor⸗ wurf des Stücks, dessen Einzelheiten hier einer näheren Erörterung nicht bedürfen. Zu tadeln ist im zweiten Akt eine sehr unfeine und gar zu lang ausgesvonnene Karikierung der „Heilsarmee“, die, man denke über sie, wie man wolle, Vorwürfe unsittlicher Art, wie sie ihr hier gemacht werden, nicht verdient. Um die Darstellung machten sich in den Hauptrollen die Herren Alexander, Schwellach und Haack, sowie die Damen Bertens und Brock verdient. — Ein einaktiges Lustspiel „Erlauben Sie, Madame!“ von Labiche, das den Abend eröffnete, gab Herrn Pansa und Frau Carlsen Gelegenheit, ihre Kunst in der Darstellung eines alternden Liebespaares zu zeigen, das sich nach jahrelanger Trennung mit beiderfeitiger Enttäuschung wiedersieht. Beiden Luftspielen wurde lebhafter Beifall zu theil. M“ Im Schiller⸗Theater gelangte am Sonnabend zur Er⸗ öffnung des der heiteren Muse dienenden Sommer⸗Repertoires der dreiaktige Schwank „Vergnügte Flitterwochen“ von Fritz Brentano und Julius Keller zur Aufführung: ein Stück, das außerhalb Berlins schon mehrfach zur Füehes kam, hier aber gänzlich unbekannt war. Der Vorwurf zu diesem Werk steht gewisser⸗ maßen im umgekehrten Berhecen⸗ zu dem des oben besprochenen Lust⸗ spiels im Ressbenz Theater. Während dort das Fingieren eines intimen Verkehrs zwischen zwei sich gänzlich fernstehenden Menschen das Haupt⸗ motiv der Handlung bildet, ist hier ein neuvermähltes Ehepaar genöthigt, die Thatsache der bereits vollzogenen Eheschließung zu verheimlichen und gegenseitige Unbekanntschaft zu heucheln wegen einer Testaments⸗ klausel, die dem einen Theil eine reiche Erbschaft zuspricht, falls der⸗ selbe am Tage der Publikation des Testaments noch unvermählt sei. Die Schwierigkeiten, die sich aus der Bewahrung eines solchen In⸗ cognito ergeben, bieten für eine Fülle von komischen Situationen eine vortreffliche Grundlage; die neuen und überraschenden Wendungen, an denen die Handlung reich ist, ergeben 8 scheinbar ganz von selbst. Die Darstellung war höchsten Lobes werth. Die Hauptrollen lagen in den Händen des Herrn Schmasow und des e Illing. Ersterer gestaltete den neuvermählten sungen Gelehrten Johannes Töpfer zu einer rührend komischen Figur, etztere verlieh der jungen Frau desselben die ibr eigene Anmuth und Vornehmheit. Die Herren Steinecke, Reimann, Pahlau, Walden u. s. w. sowie Frau Werner vervollständigten das vortreffliche Ensemble. Auch Fräulein Elise Ewers verdient für ihr gewandtes Spiel volle Anerkennung. Die Zuschauer folgten der lustigen Handlung mit herz⸗ lichem Lachen und riefen die Pauptdarsteller sowie die anwesenden Autoren nach jedem Aktschluß immer wieder auf die Bühne zurück.
Im Koͤniglichen Opernhause gelangt morgen die dritte Vorstellung des Wagner⸗Cyelus „Tannhaͤuser und der Sängerkrieg auf Wartburg“ ( 2n-e Einrichtung) unter Kapellmeister Dr. Muck’s Leitung zur Aufführung.
Im Neuen Königlichen Opern⸗Theater wird morgen die Oper „Mignon“ von Thomas mit Fräulein Rothauser in der Titelrolle gegeben. Die Philine singt Fräulein Dietrich, den Wilhelm Reister Herr Philipp. Der Königliche Professor Kapellmeister Kleffel vom Stadt⸗Theater in Köln dirigiert zum ersten Mal. Im Garten findet von 6 Uhr Nachmittags an großes Konzert, g; ; von der Kapelle des Garde⸗Füsilier⸗Regiments, statt.
Im Königlichen Schauspielhause geht morgen Gustav ee Lustsviel „Die Journalisten“ in Scene. Die Damen
indner, von Mayburg, Schramm, die Herren Vollmer, Keßler, Molenar, Nesper, Hertzer, Purschian länder sind darin beschäftigt. v“
Mannigfaltiges.
Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin wohnten am Sonnabend an Bord der 9 t „Alexandria“ der Schüler⸗ Regatta in Grünau bei. Nach Schluß derselben wurde die wie im Vorjahre siegreiche Mannschaft des Boots des Luisen⸗ städtischen Real⸗Gymnasiums an Bord befohlen, um aus den Händen Ihrer Majestät der Kaiserin den behaupteten Ehrenpreis aufs neue zu S.ern — Gestern wohnten Ihre Majestäten der alljährlich ebendaselbst stattfindenden großen Berliner Ruder⸗Regatta bei. Auch bei dieser Gelegenheit wurden die Gewinner der beiden Kaiserpreise, von denen einer dem
amburger Ruderklub „Faporite Hammonia“, der andere dem „Berliner
sabemischen Ruderverein“ zufiel, an Bord der Yacht „Alexandria“ befohlen, um aus der Hand Ihrer Majestät die Preise zu empfangen. Im Gefolge der Yacht „Alexandria“ befand sich an beiden Tagen das hierher befohlene Torpedoboot 8 38.
Für die morgen in der Berliner Gewerbe⸗Ausstellung stattfindende vsstelrrminottan sind ganz besondere Veran⸗ staltungen getroffen worden. Die Ausdehnung der Beleuchtung wird sich diesmal auch auf den Vergnügungspark an dem Theater Alt⸗ Berlin vorüber bis zu Hagenbeck's Zoologischem Zirkus erstrecken. Durch Errichtung von Pyramiden, von denen farbige Lichteffekte aus⸗ gehen sollen, sowie 8. erhebliche Vermehrung der Lämpchen wird die Illumination eine besonders großartige werden. Die großen elektrischen Bogenlampen werden mit rothen Schleiern umhüllt sein.
Durch Entgegenkommen der Eisenbahn⸗Verwaltung ist es ermöglicht, daß das in der Ausstellung beschäftigte Maschinen 1. nunmehr noch um 1 Uhr von dem Ausstellungsterrain na ause befördert werden kann. Infolge dessen kann der Maschinen⸗ und Beleuchtungsbetrieb noch so lange funktionieren, daß die Lokale und Pastwege bis 12 ½ Uhr elektrisch beleuchtet werden. Ebenso ange wird von jetzt ab die Rundbahn in Betrieb bleiben. Gegen 12 Uhr wird das Publikum von dem bevorstehenden Schluß durch ein allgemein Se. Zeichen in Kenntniß gesetzt werden, um dazu noch die Rundbahn benutzen und auf den erleuchteten Parkausgängen den Fag erreichen zu können.
n dieser Woche werden im Hörsaal des Chemiegebäudes folgende V gehalten: Heute, Montag: Herr Richard Tabbert, Berlin, über eine Reise nach den Transvaal⸗Goldfeldern; Dienstag: Professor Dr. Gurlitt⸗Dresden: „Deutsches Rococo; Mitt⸗ woch: Hofrath, Prosessor Dr. Bunte⸗Karlsruhe: „Gasbeleuchtung sonst und jetzt’; Donnerstag: Professor Dr. Herzfeld: „Zucker“;
reitag: Professor Dr. Kirchner: „Ermüdung, ein pädagogisches ahnwort“; Sonnabend: Professor Dr. Kny: „Die Bedeutung der Pilze im Haushalte der Natur.“
Von heute ab wird auf dem Marfla. von „Alt⸗Berlin“ das Doppelquartett „Allemania“, bestehend aus vier Damen und vier Herren der Karlsruher Hofoper, konzertieren. Das Quartett pflegt als besondere Spezialität das altdeutsche Volkslied; die Mit⸗ glieder sind in echte Schwarzwäldertracht gekleidet. Die Konzerte finden täglich von 4 bis 10 Uhr statt.
Im Saale der Marine⸗Schauspiele in der Gewerbe⸗Ausstellung fand am Sonnabend die erste Generalversammlung des neu begrün⸗ deten „Bundes der Ind getelgen; statt. Dieselbe war von etwa 100 Delegirten aus den verschiedensten Theilen Deutschlands beschickt.
Der NMiederzssterreichische Gewerbe⸗Verein in Wien, die angesehenste Korporation Beeser Art in Oesterreich, kommt mit circa 400 Mitgliedern zum Besuch der Gewerbe⸗Ausstellung nach Berlin. Das Comité für den Empfang des Vereins, der am Sonntag, den 28. Juni, Abends, hier eintrifft, setzt sich aus der Festkommission der Ausstellung, dem Verein zur Beförderung des Gewerbfleißes, der Polpytechnischen Gesellschaft, dem Ver⸗ ein Berliner Kaufleute und Industrieller und dem Verein der Oesterreicher zusammen. Das für den Aufenthalt in
Berlin festgesetzte 5— für die Zeit vom 29. Juni bis 2. Juli an welchem Tage die Abreise nach Hamburg erfolgt, weist vor allem tägliche Besuche der Ausstellung und Besichtigungen großer industrieller Etablissements auf. Am Dienstag, den 30. Juni, Abends 7 Uhr findet im Haupt⸗Restaurant der Ausstellung die feierliche Begrüßung der Gäste mit einem Festbankett und daran anschließend zu Ehren des Vereins goßf Festillumination der Ausstellung statt.
„Kießling's praktischer Führer durch die Berliner SERe 1896“ (24 S. 80 mit 2 Plänen; Verlag von enc; Kießling, Berlin SW.; Pr. 30 ₰) bietet in Ergänzung des amtlichen Fuͤhrers, welcher die Ausstellung eingehender nach den einzelnen Gruppen behandelt, eine Orientierung nach Art eines Reise⸗ führers. Der Besucher wird durch das gesammte Ausstellungsgelände geleitet und ihm in der sich so ergebenden Reihenfolge über alles Wichtige kurz und schnell Auskunft ertheilt. .
Graudenz, 14. Juni. Heute gegen Mittag wurde die West⸗ preußische Gewerbe⸗Ausstellung durch den Ober⸗Präsidenten, Staats⸗Minister Dr. von 8 eröffnet. Gegen 600 Aus⸗ steller aus fast allen Theilen der Provinz sind auf derselben vertreten. Nach einem Rundgang folgte ein Festmahl, bei welchem der Ober⸗ Präsident den Toast auf Seine Majestät den Kaiser ausbrachte, in⸗ dem er Allerhöchstdenselben als Friedensfürsten feierte. — Gleichzeitig erfolgte die Eröffnung der in 11 Tagen fertiggestellten, etwa 3 km. langen Graudenzer Pferdebahn. 8
Stettin, 15. Juni. Die Mitglieder der „Instit ution ot Naval Architects“ sind heute Vormittag gegen 11 Uhr, von Berlin kommend, mittels Sonderzuges hier eingetroffen und am Bahnhof von dem Aufsichtsrath des „Vulcan“ empfangen worden. Kurz nach 11 Uhr begaben sich die Mitglieder der Institution auf den Dampfer „Stettin“, um die Werft des „Vulcan“ zu besichtigen.
Hirschberg (Schlesien), 13. Juni. In der Nacht von Freitag zu heute ging über den Löwenberger Kreis ein verheerender Wolken⸗ bruch nieder. Wie aus 10 Ortschaften gemeldet wird, wurden Aecker, Wiesen, Straßen und Brücken überschwemmt und beschädigt. Der Verkehr der Gebirgsbahn bis Rabishau und auf der Strecke Greiffen⸗ berg — Goldberg war mehrere Stunden lang unterbrochen.
München, 13. Juni. Anläßlich des 10. Todestages des Königs Ludwig II. fand heute Vormittag im Schloßgarten zu Berg, am Starnberger See, durch Seine Königliche Hoheit den Prinz⸗ Regenten die Grundsteinlegung zu der Gedächtnißkirche statt. Nach einleitendem Gesang hielt der Stiftspropst von Türk eine Ansprache, worauf die Weihe des Grundsteins erfolgte. Der
rinz⸗Regent that die üblichen Hammerschläge unter folgenden
orten: „Zur frommen, wehmüthigen Erinnerung an den unglück⸗ lichen, schwergeprüften, von seinem Volke treu Fües Köni⸗ Ludwig II.“ Die ganze Feier nahm einen äußerst wüͤrdigen Verlauf. — Zu derselben Zeit fand in der hiesigen Michaelskirche ein Ge⸗ dächtnißgottesdienst statt, an welchem die hier anwesenden Mitglieder des Königshauses theilnahmen.
Budapest, 14. Juni. Die Mitglieder des internationalen Journalisten⸗Kongresses sind heute hier angekommen und an den Bahnhöfen und den Schiffsstationen durch das Comité des Klubs „Otthon“ empfangen worden. In den Klublokalitäten herrschte Nachmittags reges Leben. Abends fand in den Klublokalitäten die Begrüßung der auswärtigen Delegirten und später ein Souper statt. Am Präsidententische hatten sämmtliche Präsidenten der auswärtigen Vereine Platz genommen. Die Gesellschaft blieb in angeregter Stimmung bis zu später Nachtstunde versammelt. Morgen Vor⸗ mittag beginnen die Berathungen.
Warschau, 13. Juni. Nach einer Meldung des „Warschavski Dnevnik“ sind bei dem Eisenbahnunglück auf der Bahnlinie Warschau⸗Terespol bei Brest⸗Litowsk (ogl. r. 140 d. Bl.) 9 Waggons eines Personenzuges entgleist; zwei Reisende wurden ge⸗ tödtet und fünf schwer verwundet. Die Verwundeten wurden in das Hospital nach Brest⸗Litowsk geschafft.
Antwerpen, 15. Juni. „W. T. B.“ meldet: Etwa 50 Ma⸗ trosen eines japanischen Kriegsschiffes verweigerten im be⸗ rauschten Zustande den Dienst und gingen an Land. Dort widersetzten
e sich der Polizei, welche von ihren Waffen Gebrauch machte. Ein olizist wurde verletzt; ein Japaner erhielt schwere Verwundungen. ie Polizei überwacht das japanische Schiff. — Bei einem Wett⸗ rennen wurden sieben Personen durch ein Pferd, welches in die Menge hineinlief, schwer verletzt.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und
Zweiten Beilage.)
Gewitter G
Wetterbericht vom 15. Juni -Sdes
8 Uhr Morgens.
—
auch aus dem südwestlichen Frankreich ewitter gemeldet.
Deutsche Seewarte. . Anfang 7 ¼ Uhr.
baum.
¼
2
Stationen. Wind. Wetter.
SW SSO
N SSW SW
S WSW NO
heiter balb bed. Nebel wolkenlos heiter bedeckt Dunst wolkig
Belmullet.. haus.
Aberdeen.. en b Swabelmn.
HerPende 8 t. Petersbg.
Mosk ht. v Cork, Queens⸗ towmn.. E,.F.. .. mburg.. winemünde Neufahrwasser Memel... rls. ünster.. Karlsruhe.. Wiesbaden. München.. Chemnitz.. Berlin... Wien. Breslau..
Ile d'Aix..
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—- Pbobehnebeee
Mignon.
heiter wolkenlos heiter wolkenlos heiter wolkenlos heiter
e heiter wolki⸗ Ib bed. halb bev. wolk wolkenlos wolkenlos wolkenlos
bedeckt 764
stin en FB1ö Ressn
Uebersicht der Witterung.
Die gleichmäßige Luftdruckvertheilung über Europa hält an, flache Depressionen lagern über der Biscaya⸗ ee und über dem füdbstlichen Curopa⸗ während auf eem übrigen Gebiete der Luftdruck überall leich ist. In Deutschland ist das Wetter ruhig, heiter und ungewöhnlich warm; zu Berlin und Katferskautern erhob sich gestern die Temperatur auf 30 Grad. Bamberg und Mülhausen hatten gestern Nachmittag
764 766 765 767 767 767
761 763 762 76³ 763 764 765 763 766
760
nalisten.
Diavolo. Anfang 7 ½ U
ebbPetog—gdcechceeeb8önnhh
Anfang 7 ½
Mittwo
Königliche S 154. Vorstellung. III. Tannhäunser und der Sängerkrieg auf Wartburg. Romantische Oper in 3 Akten von Richard Wagner. Ballet von Emil Graeb. In Scene eesetzt vom S5Shcegsscr el. Dekorative Einkichtung vom Ober⸗Inspektor Kapellmeister Dr. Muck. Anfang 7 Uhr. eues Opern⸗Theater (Kroll). 111. Vorstellung. Oper in 3 Akten von Ambroise Thomas.
27 mit
„Wilbelm Meisters Lehrjahre“ von Michel Carré
und Jules Barbier, deutsch von Ferdinand Gumbert.
Ballet von Paul Taglioni.
Kleffel. 5821 7 ½ Uhr. Schauspielhaus.
Feeasege. Reasäp ger. Rester. h
reytag. Regie: Herr er. Anfan
Miihwoch; Opernhaus.
Komische Oper in 3 Akten von Auber.
Text von v —. Scribe, bearbeitet von Carl Blum.
r.
Neues Opern⸗Theater Hänsel und Gretel. von Engelbert Wette. — Die Divertissement von von Joseph Bayer. meister Emil Graeb.
Schauspielhaus. 163. Vorstellun
Lustspiel in 5 Aufzügen von Uhr. Musik von Antoine Banés.
Sigmund Lautenburg. Kapellmeister: Gustav Deutsches Theater. Dienstag: 8 Anfang 8 88 Donners ag: Ingend.
Theater.
chauspiele. Dienstag: Opern⸗
Wagner⸗Cyelus. mit Julie Kopaczy⸗Karcza
als Gästen. An ang 7 ½
randt Dirigent:
Remplaçant.) Schwank
des Goethe'schen Romans Wüͤltan
Dirigent: Professor
162. Vorstellung. Die 4 Aufzügen von
des Labiche, von Fr. Lichterfeld. Mittwoch:
1e Erlauben Sie, Madame!
ustav p 7 ½ Uhr. 155. Vorstellung. Fra
Kroll). 112. Vorstellung. ärchenspiel in 3 Bildern zumperdinck. Text von Adelheid vgeben Pantomimisches Ballet⸗ reiter und Gaul. Musik n Scene gesetzt vom Ballet⸗ Anfang 7 ½ Uhr. Doktor Klans. dolph L'Arronge.
der Vorstellung 7 Uhr.
Nenes Theater. Vietor Leon und F.
Anfang 7 ½ Uhr. ittwoch: Tata⸗Toto.
Donnerstag: Tata⸗Toto.
Sonnabend:
Di Weber.
umpacivagabundns. 3
6
Berliner Theater. Dienstag: König Hein⸗ twoch: Soldatenherzen. — Der Schlag⸗ Donnerstag: König Heinrich.
Lessing⸗Theater. Letzte Woche. Waldmeister. Operette in 3 Akten von Gustav Davis. Musik von Johann Strauß.
Ensemble vom Carl Schultze⸗Theater in und Eduard Steinberger
Mittwoch: Waldmeister.
Residenz⸗Theater. Direktion: Sigmund Lautenburg. Dienstag: Der ane e (Le n
usnach und Georges Duval. von Max Schönau. — Vorher: Erlauben Sie, Madame! Lustspiel in 1 Akt nach dem Französischen Anfang 7 ½ ÜUhr.
Der Stellvertreter. — Vorher:
Friedrich-Wilhelmstädtischer Konzert-Park. Chausseestraße 25 — 26. Direktion: Julius Fritzsche.
Dienstag: Spezialitäten⸗Vorstellung. Kräfte ersten Ranges. Anfang des Konzerts 6 Uhr. Anfang Bei einbrechender Dunkel⸗
heit: Feenhafte Illumination.
Schiffbauerdamm
Dienstag: Tata⸗Toto. Vaudeville in 3 Akten von ell, nach Bilhaud und Barré. In Scene gesetzt von
1“
Erstes Gastspiel der Budapester Operetten⸗ und Ballet⸗Gesellschaft. duell. — Daß Franenbataillon.
Theater Unter den Linden. Direktion: ulius Fritzsche. Dienstag: Neu einstudiert: Das onntagskind. Operette in 3 Akten von Witt⸗ mann und Bauer. Musik von Millöcker. Dirigent: Herr Kapellmeister Federmann. Anfang 7 ½ Uhr. Mittwoch: Das Sonntagskind. 5
Dienstag:
erenczy⸗
urg ley’s Tante. Schwank in 3 Akten von Brandon
Thomas. Repertoitrestück des Globe⸗Theaters in London. In Scene gesetzt von Adolph f. — Vorher: Mit neuer Ausstattung: Die Bajazzi. Parsdäftisch Posse mit ang in 1 Akt von d. Jacobson und Benno Jacobson. Musik von F. Roth,. fang 8 Uhr.
Mittwoch: Charley’s Taute. — Vorher: Die
ajazzi. 8 8. Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Gisela von Reinersdorff mit Hrn. Landrath Grafen August von Kospoth (Stradam). — Frl. Elisabeth Heymann mit Hrn. Dr. phil. Fritz Kühner (Dresden — Baden⸗Baden).
Geboren? Eine Tochter: Hrn. Kammergerichts⸗ Rath Dr. Kronecker (Berlin).
Gestorben: Hr. Lieut. Otto Ulrich Hans von
e (Gera). — Fr. Regierungs⸗Präsident Lina
S. 2
E11““
Akten von Deutsch
reifr. von Massenbach, geb. von Puttkamer Konin b. Pinne). — Hr. Amtsrichter und Prem⸗“ „Theodor Becker (Eisleben). — Hr.
ieut. d. Secbumamm
Geheimer Regierungs⸗Rath Dr. (Berlin).
4 a. /5.
—
Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth
Janda. in Berlin. —
9 Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.
Druck der esa; Buchdruckerei und Verlagt⸗ Anstalt Berlin Wilhelmstraße Nr. 32.
Acht Beilagen
1111“ 2 „*
Dao Damen⸗
(1080 1)
1
15)
LW
Adolph Ernst⸗Theater. Dienskag: Char⸗
Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
Berlin, Montag, den 15. Juni
Nachweisung eich für die Zeit
4.
II“ 6.
vis
“ 9 8 Einnahme ber⸗Postdirektions⸗Bezirke 8
im Monat Mai
Hierzu Einnahme in dem Vormonat
Zusammen
ℳ
vom 1. April 1896 bis zum Schluß des Monats Mai 1896.
Einnahme in dem⸗ In 189 selben Zeitraum des Vorjahres
(Spalte 4)
ℳ ℳ
6
+ mehr — weniger
₰
I. Im Reichs⸗Postgebiet.
1) Königsberg 8 1
3 Gumbinnen .
3) Danzig.
LWö..
5) Potsdam . .
6) Frankfurt a. O.
7) Stettin
8 8 6
9) Posen...
10 S. 8
11) Breslau
12) Liegnitz.
1³) Oppeln.
14) Magdeburg e a. S.
16]) Erfurt.
“
18 Henncver 8
19) Münster.
“0) Minden.
A) Dortmund.
DTTETT1öö
23 a. M.
I““
9) Aachen.
26) Koblenz.
T Düsseldorf.
28) Trier
²9) Dresden
30) Leipzig.
81 Karlgeuhe .
82) Konstanz.
33) Darmstadt..
8 Schwerin i. M.
35) Oldenburg.
36) Braunschweig
vremen ..
38) Hamburg . . .
39) Straßburg i. E.
Mezgz ..
19 331 9 160 9 847
16 063 8 797
13 178
11 855
12 051 4 145 7 374
16 414 7 016
30 684
17 121 6 563 4 414
47 434
2 182
18 901
49 613
23 940 7 926
13 513 3 105 4 638 6 771
19 885
96 422
17 803
2 905
21 129 8 611 20 495 205 394 8 047 13 026 18 037 3 980 10 022 11 421 33 564 19 471 18 393 29 134 17 362 24 288 20 381 22 766 8 313 14 519 33 528 15 315 59 161 33 158 12 465 8 683 93 168 4 422 37 019 93 531 43 833 14 894 25 467 5 442 8 733 12 186 39 706 193 454 34 268 5 192
20 191 7 965 17 843 208 192 8 389 13 410 14 867 3 351 9 475 9 888 30 574 17 628 17 698 30 908 16 341 23 365 19 460 20 325 7 067 14 488 32 791 15 348 63 831 32 975 11 989 8 891 90 571 4 049 35 691 91 827 42 492 13 685 26 217 6 298 9 030 11 600 34 912 170 675 33 892 5 528
938 646 2 651 2 797 342 383
3 169 628 546
1 533 2 990 1 843 694
1 774 1 020 922 920 2 440 1 246 31 736 32
4 670 183 476 207 2 596 373 1 328 1 704 1 340 1 208 749 855 297 586 4 793 22 779 376 336
rtlIIeeAaabeeeaen‚nse
60 80 42 80 40 90 50 10 30 60 30 70 30 90 90 10 70 70 70
30 90 40 50 40 70 80 80 60 80 40 10 90 30 30 20
629 112 08 60 861 10
22 715 30
Summe I . 672 884 65 265
22 677
1 301 996 48
126 126 45 393
1 253 734 123 645 44 061
48 261 2 480 1 331
0 10
88 70
50
Ueberhaupt Berlin, im Juni 1896.
760 827
712 688 48
1 473 515 V 98
Haupt⸗Buchhalterei des Reichs⸗Schatzamts.
++‿ *+¼
1 421 441 52 074
08
Deutscher Reichstag. 104. Sttzung vom 13. Juni 1896, 1 Uhr.
ändert hat, so geüften, sonder
Zur zweiten Berathung stehen zunächst die von den sein würde, widerstrebt die Regierung dieser Aufhebung. der Gemeindegesetzgebung
essässischen 1Se und [ und von den sozial⸗ führung
demokratischen Abgg. Auer und Geno sen eingebrachten Gesetz⸗ entwürfe, welche sich auf die Preßverhältnisse in set⸗ Keichslanden beziehen. Beide bezwecken die Beseiti ung der Ausnahmezustände, unter denen die resse in den Reichslanden clhe de⸗ bene atthalten, susehenden dütta ersschen Befug⸗ e efindet, durch die Einführung des Reichs⸗ 3 gesetzes vom 7. Mai 1874. 1“
Abg. Preiß (b. k. F.): Nach den Erklärungen der verschiedenen Harteivertreter bei der dasten Lesung ist die “ der Föüdenen ü unserem Antrage wahrscheinlich. Die Einführung des Reichs⸗ preßgesetzes würde einem der Ferdetnsendften Bedürfnisse entgegen⸗ wnmen. Jeder, der einen Einblick in die bei uns geltende Spezial⸗ gseßgebung genommen hat, wird wissen, daß sie ein unentwirrbares henenge von I“ ist, welches eine wirklich gute Presse gar⸗
fauftommen äßt. Die meisten der bestehenden Blätter lassen das N in Unwissenheit und ühren es politischer Verdummung und mora⸗ hn ersumpfung zu. Die daneben bestehenden wenigen liberalen und ven en Blätter welche unabhängig sind, fristen unter dem Diktatur⸗ neagrepben ein fehr zweifelhaftes Dasein. Endlich sind noch einige grö ere, Se tdeutschen gegründete Blätter vorhanden, welche sich speziell die 9 inistische Verhetzun zum Zweck gesetzt haben, und welche für die besegwelt die öffentliche Meinung, in Wirklichkeit aber nur eine a Lung derselben repräsentieren. Schickt sich heute der Reichstag 8 süj tigung gn anormalen Verhältnisse an, so thut er etwas, 8 Fon vor 25 Jahren hätte geschehen müssen. Wir hoffen trotz⸗ heng aß die Regierung dem Drängen der öffentlichen Meinung und nderse Fevertfetung auch in dieser Beziehung nicht auf die Dauer verfehlter Mittel duftta en wird. Geben Sie uns eine freie Presse, welche gesunde zur Germanisieru 1 hung verbreiten kann, dann wird manches Vorurtheil gegen die Abg. Wern
ande aus der öffentlichen Diskussion verschwinden.
Geheimer Obe 8 b ;e; r.Regierungs⸗Rath, Ministerial⸗Rath im er terium für Elsaß⸗Lothringen, Halley: Die Darstellung eht erhältnisse in den Reichslaͤnden durch den Vorredner nialennet der Wahrheit vielfach auf gespanntem Fuße. Die das bat erhältnisse der Bevölkerung haben sich erheblich gebessert. lannt auch Frau Adam in der „Nouvelle Rebue⸗ ausdrücklich an⸗ Räpuebri ebenso werden doch auch die bezüglichen Aeußerungen der Peugen füne frangaise“ und des „Matin“ sar Preiß vollgültige nasbn ein. weise ferner auf die überaus gelungene vorführige lie den vger Ausstellung und auf die Anerkennung 88 welche das Mit⸗ 674 rüirberausschufes,Her etri, der Verwaltung ausgesprochen hat. b rten noch fämmtliche reichsländischen Abgeordneten, sie eichstag gekommen, um ihre Anhänglichkeit an ihr fran⸗ sg widerf and zu bekennen; nur einer, der BWüschof Räß von Straß⸗ hümlichen prach, und sein Auftreten wurde in Straßburg in der eigen⸗
nem rot Weise kritisiert, daß man einen schwarzweißen Hund mit othen und die
zukommen. währt worden, besessen haben. gebung; hier mu Bon der Befu Weise Gebrau
der Bev
die Regierungs⸗,
an Geld, noch
zu identifizieren. eifrig,
trauen welche soziale
Gefühlen des nicht weit
Ausnahmebefugni frei entwickeln. stimmen.
Üuch umwunden durch die Straßen jagte
waltung bemüht Ein
niß,
Bevölkerung hinterherschrie: „Der Bis Preiß nicht zugeben dn ich i
kann n weil
ist, wie
Anders
gemacht.
Optimismus beseelt; er ü;bersie générale für Elsaß⸗Lothringen in Frankreich 50 000 Mit, deren Bestreben unausgesetzt darauf gerichtet ist, die elsaß⸗ rage in der Bepölkerung als eine offene darzustellen. chmelzung der früheren und der gehen mit oder ohne besondere Preßg Weise Füse ne zulassen, welche bei dem no
Regierung würde es nicht verantworten können, von außerhalb her plötzlich mit hetzerischen schwemmt würde.
Abg. Colbus (b. k. F.) sucht an konkreten Bei zuweisen, wie jeder, der für irgen Zeitung etwas schreibe, stets das Damoklesschwert der Einkerkerung ja der Landesverweisung über 1
Maß es die Gemeinden
d auch die auswärtige neue Zeitungen zu gründen, wird in umfa
ihm nicht helfen. die Aufhebung der Diktatur zeigt, wie se di Bedürfnissen des k. - Serbfesesttven. 858 1
den von freilich liegen die D Jahren
Herr
sich schweben sehe.
die Kreisblätter schreiben, was sie wollten.
müsse dem Volke gute Zeitungen verschaffen; aber
sei nicht ein einziges unabhängiges Blatt vorhanden. - an gutem Willen
aufzuklären, es fehle nur an Freih
und die Pflicht, das Land
Seit ng der
Hen 1 er (Reform⸗P. sich vollständig mit den Ausführungen der
15 Volk durch eine bessere ett. u germanisieren; aber 8 g sieren;
emacht worden.
ist
chof, der Bischof!“ Wenn Herr sich in dieser Beziehung sehr 8 e⸗ Nicht aus Macht⸗ inopportun Die Durch⸗ Ver⸗ entgegen⸗ ge⸗ nge bef per Prehorses! ei der Preßgesetz⸗ Agitation berücksichtigt 1ea. sendster reiß ist hier von einem 1ggelgüe t unter anderem, daß die Association lieder zählt, othringische . Die Ver⸗ jetzigen Verhältnisse wird vor sich “ neshalc oppositionellen Thei lkerung nur zu fruchtbaren Boden finden würden? Lüh wenn das Reichsland Revancheartikeln über⸗
ielen nach⸗ eine reichsländische, seieng nach⸗
Dagegen könnten
Man in ganz Lothringen Es fehle weder
resse Die Regierung habe des Press sie bediene sich ahren sei noch nicht ein einziger Schritt
spricht sich für den Antrag aus, ohne elsässischen Vertreter
Jedenfalls habe es zahlreiche Beamte gegeben, die
Bevölkerung Rechnung zu tragen. einen schweren Stand egegnete.
des Patriotismus Ausdruck zu verleihen. müßten die Mittel der Ver Herzen einander näherbringen. kommen.
ehabt, weil ihnen die Bevölkerung mi Sehr schwach s ün 8 auf die Annektion bezögen. age gebessert und erträglicher man doch auch den eingewanderten Deu
eien
seshr Allgemein
85 ältere Beamte Dann brauche man auch
artei für den Antrag
an 5— insbesondere die beec
vielleicht sogar zu sehr bemüht gewesen, den Gefühlen d Die Beamten hätten 8 viel 85
iß⸗
die Ausführungen gewesen, Thassachlich Habe Lewe eie
könne
tschen nicht verbieten, ihren Auf beiden Seiten söhnung angewendet werden, welche die 9n 8 der Schneidigkeit werde man müßten eschickt werden, welche mit den berech Zevölkerung zu rechnen besi 8 mehr. aher würde seine
hin⸗
igten Eigenthümlichkeiten der
keine ü6
olbus
1896.
Abg. Bebel (Soz.): Die Gegner des Antrages scheinen heute überhaupt nicht sprechen zu wollen; sie sind mit E bereits zu Ende. Bei der ersten Lesung haben sich Nationalliberale und Konservative für die Aufrechterhaltung der Ausnahmezustände er⸗ eifert. Von der Gründung des Reichs an haben sich ja die National⸗ liberalen für jede Art von Ausnahmegesetzgebung begeistert; kein
under, daß sie auch hier denselben Strang ziehen. Wunderbar ist es indessen, daß gerade der Abg. von Marquardsen, einer der energischsten Vorkämpfer der gh Schleswig⸗Holsteins vom däni⸗ schen Joch, hier Ausnahme⸗ und Gewaltmaßregeln zu vertheidigen über sich Fnönnen hat. Die einseitige Auffassung, welche die Rede des Abg. Preiß durch den Vertreter der Landesverwaltung von Elsaß⸗ Lothringen gefunden hat, spiegelt nur die Thatsache wider, daß die Re⸗ ierung das Volk der dacgeae. eben nicht versteht. Die Presse der
eichslande besteht zum größten Theil aus Amtsblättern; diese komm
also bei dem angeblichen Aufschwung der dortigen Presse in Frage Wenn behauptet wird, daß der Neugründung von Blättern nichts im Wege stehe, so wird dabei übersehen, daß ein täglich erscheinendes Blatt 20 000 ℳ Kaution stellen muß, ein eehnaf wöchentlich er⸗ scheinendes 10 000 ℳ u. s. w. Ferner wird übersehen, daß der Drucker, bevor er überhaupt die Erlaubniß bekommt, das Blatt zu drucken, erst den Treueid leisten muß! Mit welchen Gefühlen muß ihn derjenige leisten, der ein sozialdemokrat sches Blatt drucken will! Aber er leistet ihn. meil er ihn leisten muß.
Die Fhasct vor der ausländischen Agitation kann der nmeß. schlagende Grund, für die Haltung der Regierung nicht sein; denn dann würde sicher die große Mehrheit des Reichskags einer Aus⸗ fuhrung des Reichs⸗ reßgesetzes mit denjenigen Kautelen zustimmen, welche diese ausländischen Agitationen ee⸗ zuhalten geeignet wären.
Abg. Preiß repliziert auf die Einwände des Abg. Werner, die Seg und die Hoheitsrechte der Regierung genügten völlig, aus⸗ ändische Preßerzeugnisse vom Nrsgeheee Der Worte en einmal eine That sehen. Dr. Barth (fr. Vgg.): Es kann doch niemand Aehe. im Zweifel sein, 1 seit der Aufhebung des Sozialistengesetzes das Verhältniß der übrigen Bevölkerung zur Sozialbdemokreahe ein sehr viel besseres geworden ist, als es früher bestand. Was hat man denn von diesen kleinlichen Beschränkungen der Preßfreiheit, wie sie heute noch in den Reichslanden beftehen Man kann damit doch nichts erreichen, aber man reizt und verbittert die Bevölkerung. Es würde eine Maßnahme wvon einschneidender Bedeutung sein, wenn mit einem Schlage die gesammte Feesedat en esen⸗ fiele; dann würde auch Frankreich die Ueberzeugung bekommen, has es nach der Ansicht der maßgebenden “ dieser Aus⸗ nahme nicht mehr bedarf. Und gerade der Moment der Wieder⸗ kehr des Tages, wo vor 25 Ig die Vereinigung der Reichs⸗ lande mit Deutschland erfolgte, würde für eine solche wahrhaft ftaate ani e heüshene der gegtaactsg⸗ d.
eheimer Ober⸗Regierungs⸗Ra alley bestreitet gegenübe
Abg. Colbus, daß es offiziöse Blätter heute 8 in de Nngesr dem
gebe.
Abg. Dr. von Marquardsen inl. meint, daß der Abg. 2 wohl anders urtheilen würde, wenn 28 8 die La⸗ 8 8 Barth halter von Elsaß⸗Lothringen seine Theorie in die Praxis zu übersetzen. Im übrigen halte er seine Ausführungen bei der ersten Be⸗ Füthung lediglich aufrecht; danach sei die Einführung des Reichs⸗⸗
reßgesetzes nur mit den nöthigen Kautelen denkbar, welche die
ücksicht auf die ausländische, zumal die französische Presse erfordere. Die Hetzblätter könne kein Mensch in die Reichslande saeefhehfer der für die Aufrechterhaltung der Ruhe in Elsaß⸗Lothringen sich mit verantwortlich fühle. Komme ein solcher Antrag, so würden die Nationalliberalen ihm mit Freuden zustimmen.
Abg. Bebel behauptet, die Furcht vor der ausländischen resse
änzlich unbegründet; in dem Maße, wie man die Bevöl erung Maßregeln gewinne, verliere jene Presse jeden Einfluß. Lenzmann (fr. Volksp.): An Gründen für das Fort⸗ bestehen dieser Auas dn gesebgebung ist uns auch heute nichts ange⸗ führt worden. Die Angst vor der französischen Presse kann nicht darauf Anspruch machen, als ein solcher Grund anerkannt zu werden. Dennoch bleiben Regierung und Nationalliberale dabei, daß es ohne die Diktatur nicht geht. Daß Bebel in Straßburg gewählt ist, beweist doch 8 dafür, daß mit diesen Ausnahmemaßregeln die Erziehung der Reichsländer zu loyalen Staatsbürgern im Sinne der Regierung erreicht wird.
Damit schließt die Diskussion. Der einzige Artikel des Gesetzentwurfs Auer wird gegen die Stimmen der beiden Bö.;. der Rechten und der Nationalliberalen angenommen.
amit ist der Antrag Colbus erledigt.
Auf Antrag des Abg. wird der Gesetzentwurf, da aus dem Hause ein Widerspruch nicht erfolgt, 852 ge; in dritter Lesung, und zwar ohne Debatte, endgültig genommen.
Es folgt die erste Berathung des von dem Abg. Grafen von Holstein (d. kons.) eingebrachten Gesetzentwurfs, be⸗ treffend die Abänderung des Gesetzes üb er die Be⸗ schlagnahme des Dien⸗ und 2
Der Entwurf bezweckt die Ausdehnung der heschlagnahme und der Pfändung ohne Rücksicht auf den Betrag, auf die Beitreibung der ee, der unehelichen Kinder, aber nur so weit, als nicht eheliche 1 zu unterhalten sind.
39 Graf von Holstein führt als Antragsteller aus, daß die vorgeschlagene Maßeeaen infolge einer großen Reihe ernster und trauriger Fälle sich als dringende Nothwendigkeit erwiesen hab Man dürfe die selbstsüchtige Rohheit derjenigen, welche 252 V 9 tungen trotz Gerichtsspruchs nicht nachkämen und sich vor der
es lomahme nach der bestehenden Gesetzgebung sicher wüßten, nicht länger ruhig gewähren lassen. Wenn auch eine Statistik der Selbst⸗ und Kindermorde febn. welche auf Grund dieses gesetzlichen Zustands begangen seien, so stehe doch fest, daß eine Mutter, auf deren schwachen Schultern allein die ganze Last der Erhaltun ihrer 8 Ab⸗
seien 1S gewechselt, man wolle auch
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Person und des Kindes gelegt sei, eher zu verzweifelten Schritten
Der ganze Reichstag mäse in dieser Sache † Pelhen und die Fortdauer solcher unerhörten Zustände du änderung der Gesetzgebung verhindern.
Abg Dr. Balhem (Zentr.) erkennt das Bedürfniß an, wenn auch in Rheinland auf Grund des Code Mißstände nicht vorgekommer seien. allen sittlichen Gfannsäßen Bestim⸗ mung des Code werde aber hoffentlich bald verschwunden sein. Redner empfiehlt die Annahme des Antrages in zweiter und auch vielleicht in dritter Berathung.
Staatssekretär des Reichs⸗Justizamts Nieberding:
Meine Herren! Ich würde an und für sich, da es sich um einen Initiativantrag aus dem Hause handelt, keine Veranlassung haben, in dieser ersten Lesung das Wort zu ergreifen. Ich bin ja nicht in der Lage, den Standpunkt der verbündeten Regierungen zu der Sache zu entwickeln. Inzwischen scheint mir aber doch Anlaß zu sein, nach⸗ dem in Anregung gekommen ist, der ersten Lesung des Entwurfs, der
greifen würde. 8
8
hier
vorgelegt worden ist, auch gleich die zweite folgen zu lassen