1896 / 169 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 17 Jul 1896 18:00:01 GMT) scan diff

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zurückbleiben wollen und wurden zunächst auf den Wagen nach⸗ gefahren. Beide wurden, wie ich vorgreifend bemerken will, im nächsten Gefecht abermals verwundet, Lieutenant Helm sogar zweimal, und beide so schwer, daß ihre Dienstfähigkeit für lange Kit in Frage estellt bleiben wird. An Kriegsfreiwilligen hatten sich der Truppe ange⸗ Lieutenant der Reserve Schmidt, gefallen bei Gobabis den 5. April, Nelson und Otto, Lieutenant a. D. van Alten, Aleithe, Albrecht, Schroeder I., Dr. jur. Feeder, Grootefend, Baumann, Schroeder II., die Boeren: Burgers, Cossée, Rietmann, La Roux, Voges; bei der Artillerie: Premier⸗Lieutenant der Landwehr a. D. Herrmann, Creutz, Dunkan jun. Bei der Wagenkolonne: Otto I. An ausgebildeten Bastardsoldaten befanden sich zwölf bei der Truppe. Der Rest war bei dem plötzlich ausgebrochenen Feldzuge nicht so rasch zur Stelle zu bringen und wird mit Major Mueller nachkommen. Dafür sind fünf noch nicht ausgebildete, aber wehrpflichtige Bastards eingetreten, welche es vorgezogen hatten, ihre Dienstzeit im Kriege abzuleisten. Sämmt⸗ liche Bastards sind uniformiert und unter die Weißen eingestellt. Dieselben haben sich tadellos gehalten, sodaß wir einen Unterschied zwischen ihnen und den weißen Reitern überhaupt nicht mehr 11 S Sie werden einst ein ausgezeichnetes Material für eine künftige farbige Kolonialtruppe liefern. Das Gleiche kann ich auch von den Witboois sagen, unter welchen eine geradezu großartige Disziplin herrscht. Solange der jetzige Kapitän lebt, werden sie sich indessen in gg. Zahl für unsere Dienste nicht gewinnen dücsen. Hierin sebe ich aber keinen Schaden, da sie unter der Führung Witbooi's für uns gerade so nützlich sind. An der Vertragstreue des Kapitäns selbst kann jetzt auch das größte Miß⸗ trauen keinen Zweifel mehr aufkommen lassen. hoffe, daß nun⸗ mehr endlich die fortlaufenden beunruhigenden Gerüchte über dessen Absichten, welche uns bis zu seinem Eintreffen in Gobabis verfolgt haben, aufhören werden. Deutlicher kann er seine Vertragstreue nicht mehr darthun, als durch sein jetziges promptes Erscheinen auf dem Kriegsschauplatze.

Die geringste Zuverlässigkeit von allen unseren Eingeborenen zeigen zweifellos die Hereros. Doch haben auch sie als Patrouillen⸗ reiter in dem ihnen wohlbekannten Gelände die schätzenswerthesten Dienste geleistet, desgleichen im Gefecht zum theil gut standgehalten. Auch der Kapitän von Hoachanas, Manasse Noroféb, wollte seinen guten Willen zeigen und brachte persönlich 12 Reiter nach Gobabis, welche ich unter die Feldkompagnien vertheilt habe. Dabei hatten sowohl er wie sein Missionar beständig Sorgen, daß während seiner Abwesenheit Witbooi Hoachanas überfallen werde. Rührend war daher auch das Wiedersehen zwischen diesen beiden alten Feinden in Gobabis, wobei sich Witbooi wiederum durch besonderen Takt aus⸗

ezeichnet hat. Es war überhaupt eine merkwürdige Gesellschaft, die

sich in Gobabis zusammengefunden hatte und nunmehr ihre Er⸗ innerungen austauschte. Alle, nämlich Deutsche, Witboois, rothe Nation und Hereros, hatten sich schon untereinander geschossen, die meisten der Anwesenden sogar Andenken daran davongetragen. Nun⸗ 8- sind sie unter deutscher Führung zu gemeinsamem Handeln vereinigt.

Der Feind war nach den Gefechten Anfang April bei und um Gobabis völlig verschwunden. Indessen fanden die von Samuel ab⸗ geschickten Hereropatrouillen bald wieder seine Spur. Es wurde fest⸗ gestellt, daß Nikodemus sich von Kahimema getrennt hatte, und daß bei letzterem die Khauas seien. Der Erstere sollte mit nur wenig Begleitern in die Nähe von Tjetjo ge⸗ flüchtet sein. Hiernach mußte ich Kahimema als den Haupt⸗ gfaner betrachten und beschloß, zunächst Pgen diesen vorzugehen.

n der Wasserstelle Owinki, bei welcher der Gegner vermuthet wurde, und die wir am 5. Morgens erreichten, fand sich, daß dieselbe vor etwa zwei Tagen verlassen worden war. Ich folgte unmittelbar den zahlreichen Spuren und erreichte noch am Abend den Abschnitt des Omurambo Epikuro. Vorausgesendete Witbooi⸗ und Hereropatrouillen brachten noch in der Nacht vom 5. zum 6. die Meldung, daß die Werften des Gegners sich 1 ½ Reitstunden nördlich befänden. Infolge dessen bestimmte ich den Abmarsch auf 3 Uhr Morgens, sodaß wir noch in der Dunkelheit in der Nähe des Feindes ankamen. Der letztere hatte sich in zwei, etwa 20 Minuten räumlich getrennten Werften festgesetzt. Hieraus entwickelte sich auch ein räumlich getrenntes Gefecht, und zwar ergab der Aufmarsch aus der Marschkolonne in die Gefechts⸗ formation von selbst, daß die Avantgarde (3. Kompagnie und Hereros) unter Premier⸗Lieutenant von Perbandt sich gegen die nächste, die rechte Flügelwerft des Feindes wendete, während das Gros unter Hauptmann von Estorff (1., 2. Kompagnie und Witboois) gegen die weiter entfernte linke Flügelwerft ausholte. Die Werften selbst lagen im dichten Gebüsch derart versteckt, daß die vorausgesendeten Spione nur ihre Anwesenheit, aber nicht ihre genaue Lage hatten feststellen können. h mich handelte es sich darum, dem Feind rasch so nahe auf den Leib zu rücken, daß ein abermaliges Ausweichen desselben ohne Gefecht, das lediglich eine unabsehbare Verlängerung des Kriegs zur Folge gehabt hätte, ausgeschlossen war. Ich ließ daher auf⸗ marschieren und setzte in Gefechtsformation zu Pferde Artillerie im ersten Treffen, Plänkler vor der Front den Vormarsch fort. Ein Vormarsch zu Fuß würde uns bei seiner langen Dauer voraussichtlich dem Feinde verrathen und demselben Zeit zum Aus⸗ weichen gegeben oder uns zu einem verlustreichen Buschkampfe ge⸗ zwungen haben, welch letzterer namentlich die Artillerie nicht hätte zur Geltung kommen lassen. Ich muß übrigens hervorheben, daß dieser Bormarsch von 350 Reitern in aufmarschierten Fronten auch seitens der Eingeborenen in lobenswerther Ordnung durchgeführt worden ist. Den Hereros hatte ich den Befehl gegeben, die feindliche Stellung im Westen abzusperren, dem Detachement von Blurgsdor mit den Witboois die gleiche Anweisung für den Osten. Direkt angreifen sollten lediglich die drei Feldkompagnien. Die Hereros kamen in dem Busch jedoch zu weit rechts und stießen gleichfalls auf die Ftont⸗ hatten in kurzer Zeit einen Todten und fünf Verwundete und wichen infolge dessen in das Gebüsch zurück, bis sich endlich ein Theil unter dem Vormann Kajata zur Betheiligung an dem Gefechte der 3. Kompagnie entschloß und schließlich auch . deren rechtem Flügel den letzten Sturm tapfer mitmachte. Ich habe Kajata, welcher sich auch schon vorher durch gutes Patrouillenreiten ausgezeichnet hatte, hierfür meine besondere Anerkennung ausgesprochen. Die feindlichen Hereros, welche um ihr Dasein, vor allem um ihre Ochsen kämpften, hielten

ch recht tapfer, was auch ihre starken Verluste bewiesen. Posten scheinen dieselben indessen nur in der Werft selbst ausgestellt zu haben. Anderenfalls würde der erste Schuß nicht erst haven fallen können, nachdem wir bereits an deren Umzäunung angelangt waren, sodaß das Gefecht mehr den Charakter eines Ueberfalls angenommen hatte. Indessen raffte sich der Feind rasch auf, und hatte die 3. Kom⸗ agnie unter der tapferen Führung des Premier⸗Lieutenants von Per⸗ andt zunächst einen schweren Stand, welcher sich erst mit dem Eingreifen der Artillerie besserte. Die letztere hatte ich getheilt und ein Geschütz dem Hauptmann von Estorff, zwei Fesae. der Abtheilung von Pälbandt, als der schwächeren, überwiesen. ie letzteren, unter der ührung des Premier⸗Lieutenants a. D. Herrmann selbst, hatten zunächst 500 m von der Werft abgeprotzt. Das dichte Gebüsch um die letztere hinderte Sie ihre Wirksamkeit, weshalb ich sie anwies, dicht an die Umfassung heranzufahren, wo sie auch, beinahe in der Schützenlinie, während des ganzen Gefechts geblieben ist und von ihrem Führer mit Umsicht und Ruhe geleitet wurde. Mit ihrem Ein⸗ greifen wurde sofort eine Abschwächung des feindlichen Feuers be⸗ merkbar. Völlig wurde dasselbe indessen erst durch den letzten eee zum Schweigen gebracht, obwohl die Artillerie schließlich, was ich in Afrika noch nicht erlebt habe, sich verschossen atte. Nach dem Sturm wurde bis zur jenseitigen Umfassung durch⸗ gestoßen, und kam es hier noch zu einem wirksamen Verfolgungsfeuer auf die eilends verschwindenden schwarzen Gestalten, da das dortige Gelände ein besseres Schußfeld 1 Im übrigen verweise ich bezüglich der Einzelheiten des Gefechts auf den beifolgenden Bericht des Premier⸗ Lieutenants von Perbandt. Meine Anwesenheit bei der Avantgarde während des Vormasches hatte es von selbst mit sich gebracht, daß ich zunächst in das Gefecht der Abtheilung von Perbandt mit hinein⸗ gezogen wurde. Der schwere Stand, in den dieselbe sofort gerathen

war, sowie die mir vorläufig ungewiß erscheinende Haltung der ver⸗ bündeten S bewogen mich, bel dieser Abtheilung zu bleiben sodaß ich bezüglich des Gefechts der Abtheilung von Estorff's nur auf den Bericht des Führers derselben verweisen kann.

Die Ausbeute des Sieges war gro es wurden eine Menge Gewehre gefunden, etwa 3000 Stück Vieh nebst sechs Wagen er⸗ beutet, dagegen an Gefangenen, wie dies bei den hiesigen Kriegen üblich, nur wenig Männer, aber zahlreiche Weiber und Kinder ein⸗ gebracht. Von letzteren werden in der Umgegend noch jeden Tag ge⸗ funden. Die Weiber und Kinder der Khauas schicke ich bei Ge⸗ legenheit nach Windhoek, da ich die pöllige Verpflanzung des Restes dieses Stammes dorthin ins Auge gefaßt habe. Die Khauas sind zweifellos am härtesten mitgenommen und sollen nach Aussage der Ge⸗ fangenen nur noch 40 waffenfähige Männer besitzen. Beinahe sämmt⸗ liche Vormänner des Stamms sind gefallen, unter Anderen auch der Magistrat Jonas Fledermuis, den ich bereits vor zwei Jahren ge⸗ fangen, aber wieder begnadigt hatte. Von der Kapitänsfamilie ist nur noch Jakob Lambert übrig, ein Vetter des gefallenen Kapitäns. An diesen haben sowohl ich wie Witbooi die Aufforderung gerichtet, sich von den Hereros zu trennen und sich unseren Bedingungen zu unterwerfen. Auf diesen mittels eines gefangenen Khauas⸗Hotten⸗ totten abgeschickten Brief ist bis jetzt noch keine Antwort ein⸗ getroffen. Wie verblendet die Khauas in den Krieg gezogen sind, beweist, daß deren Vormänner bis zum letzten Augenblick die Hilfe Witbooi's und Simon Cooper's in Aussicht gestellt haben. Die Ge⸗ fangenen wollten daher an die Theilnahme des ersteren auf unserer Seite nicht glauben, bis ich ihnen den Kapitän selbst präsentierte. Witbooi ist zweifellos bis jetzt der bestverleumdete Mann im Schutz⸗ gebiet gewesen. Aber auch die Leute Kahimema's sind hart mit⸗ genommen. Von ihnen haben wir etwa 30 Todte gefunden, darunter einen Bruder und zwei Söhne Kahimema's. Der erste Vormann des letzteren und selbständiger Werstbesitzer, Kajaöta, hat von fünf Söhnen drei verloren. Nach Aussage der Gefangenen soll Kahimema mit vier Begleitern, darunter einer verwundet, nach der letzten Wasserstelle in nordöstlicher Richtung, Klein⸗Okahandya, geflüchtet sein. Doch liegen auch andere Aussagen vor, und habe ich daher hier zunächst Halt gemacht, bis die nach allen Seiten Patrouillen und Spione bestimmte Nachrichten gebracht haben. Auf das Ungewisse mit der ganzen Truppe in das weite, wegelose und von hier ab nordöstlich wasserarme Land zu marschieren, würde geradezu zu einer Katastrophe führen können. Die Spuren der Geflohenen laufen nach allen Seiten auseinander, während auf die besten Merkzeichen, nämlich Wagenspuren, nicht mehr zu bjchnen 88* nachdem uns hier die Wagen des Gegners in die Hände gefallen sind. 1

Ist nun auch der Feind schwer geschlagen, so kann der Krieg doch erst als beendet angesehen werden, wenn dessen Haupt in unseren Händen ist. Ob zu diesem Zweck noch einmal gefochten werden muß, möchte ich bezweifeln. Indessen leicht wird die Aufgabe doch nicht werden, und habe ich daher den Preis auf Kahimema's Korf von 1000 auf 3000 erhöht. Ueber die ferneren Absichten unseres zweiten Gegners, Nikodemus, habe ich bis jetzt noch nichts in Erfahrung bringen können. Er scheint sich in der Nähe von Tjetjo zu befinden. Die an ihn mit der Aufforderung, sich zu unterwerfen, dorthin gesandten Boten sind zurückgekehrt und haben von ihm Unschuldsbetheuerungen mitgebracht. Eine Kahimema nachgesandte stärkere Patrouille unter Hauptmann von Estorff kehrt soeben zurück und hat dessen Entweichen in der Richtung auf Rjet⸗ fontein festgestellt. Da Kahimema sonach ohne Werft ist und mit nur wenigen Begleitern geflohen scheint, ist er selbst zunächst zu einem unfaßbaren Gegner geworden. Ich habe daher beschlossen, mich gegen dessen zahlreiche Viehposten und dann gegen Nikodemus zu wenden, dessen Loyalitätsbetheuerungen ich vorläufig keinen Glauben schenke. Der Major Mueller wird mit den Ersatzmannschaften in etwa 14 Tagen in Otjihanena⸗Seeis ein⸗ getroffen sein, und ich werde denselben dann nach Umständen ver⸗ wenden. Die Reste der Khauas⸗Hottentotten hoffe ich mit Hilfe Witbooi's zur friedlichen Unterwerfung zu bringen und sie für immer aus dieser Gegend zu verpflanzen. Im Ganzen ist der bisherige Ver⸗ lauf dieses von feindlicher Seite heraufbeschworenen „Zwischenfalls“ als ein für uns durchaus günstiger zu betrachten. Die gemeinsame Feuer⸗ taufe, welche unsere, Samuel's und Witbooi's Leute erhalten haben, wird die besten Folgen zeitigen. Auf der anderen Seite aber ist es han⸗ gut, daß ein Theil der hochmüthigen Hereros eine Fünlic

bfertigung erhalten hat. Indessen auch unsere Verluste sind nicht

gering.

(Bekanntlich hat sich inzwischen, nach einer Meldung vom 20. Mai, Nikodemus freiwillig gestellt, während Kahimema und der ganze Khauasstamm gefangen wurde.) 1

Ueber die Theilnahme der 3. Kompagnie an dem Gefecht bei Otjunda am 6. Mai berichtet der Premier⸗Lieutenant und Kompagnie⸗ führer von Perbandt weiter: Nach vollendetem Aufmarsch erbielt die Kompagnie den Auftrag, die auf dem feindlichen rechten Flügen gelegene Werft zu nehmen. Die Hereros sollten in der linken Flanke der Kompagnie vorgehen. Die Kompagnie ritt mit Tagesgrauen durch ziemlich dichten Busch auf die Werft zu und befand sich plötzlich auf etwa 15 Schritt vor einem dichten und hohen Dornenkraal, der eine ungefähre Ausdehnung von 400 m hatte und ellipsenartig um die ganze Werft gezogen war. In dem Kraale, einem sogenannten Verthei⸗ digungskraale, befanden Ih eine Anzahl Pontoks, vier Ochsenwagen und eine beträchtliche Menge Groß⸗ und Kleinvieh. Ein Reiter machte mich zugleich auf einige schwarze Gestalten aufmerksam, die sich zwischen dem Vieh bei den Wagen und Pontoks zeigten. Auf diese gab ich zwei Revolverschüsse ab, ließ die Kompagnie absitzen und die Pferde zurück in den Busch führen. Die formierte Schützenlinie ging darauf sofort bis an die Dornenhecken vor und feuerte auf die feindlichen Hereros, welche aus ihren Verstecken das Feuer heftig er⸗ widerten. Der Kampf, der von beiden Seiten sehr lebhaft geführt wurde, spielte sich während der ganzen Zeit auf der nächsten Entfernung ab, der am weitesten entfernte Wagen, aus welchem, wie auch aus den anliegenden Hecken, am längsten und mit den größten Erfolgen gefeuert wurde, war kaum 80 m von dem Standpunkt der Kompagnie entfernt. Gleich nach Beginn des Gefechts fiel der Reiter Graeber, sowie der Bastardsoldat Flor Smith, und erhielt Lieutenant Helm zwei Schüsse, die ihn schwer verwundeten. Dr. Richter, der neben mir in der Schützenlinie lag und selbst zum Gewehr gegriffen hatte, verband die Verwundeten in der Schützenlinie im stärksten Feuer. Ich ließ nun, nachdem die Seitengewehre aufgepflanzt waren, den Kraal öffnen und ging in die Werft vor, während die Kompagnie von drei Seiten ena wurde. In diesem Augenblick erschien Major Leutwein, welcher die schwierige Lage der Kompagnie sah und sie da⸗ durch zu erleichtern strebte, indem er von dem anderen Theil des Gefechtsfeldes zwei Geschütze herbeiholte, welche nun, dicht hinter der unter ihrem Führer, dem Premier⸗Lieutenant a. D. Herrmann, die Werft heftig beschossen. Nachdem das feindliche Feuer in der Front und in der rechten Flanke allmählich zum Schweigen gebracht war (mittlerweile hatten wir noch drei Verwundete: Unteroffizier Kaschub, Gefreiter Lungershausen, welch letzterer in der nächstfolgenden Nacht seinen Wunden erlag, und Kriegsfreiwilliger Schroeder), wendete ich mich gegen die linke Flanke, den vorerwähnten Wagen, aus dem immer noch Schüsse fielen, und wollte diesen mit Sturm nehmen. Der Herr Major ließ aber zuvor noch das Geschütz auf diesen einige Granaten abgeben, ordnete dann Schnellfeuer an, und ließ ich nun mit Marsch⸗Marsch, Hurrah! die verdächtige Stelle nehmen. Der Herr Major schloß sich Pesfems meiner Attacke an. Hiermit war die ganze Werft n unseren Händen, es wurde nur noch auf flüchtende Feinde im Vorterrain geschossen, dann die ganze Werft abgesucht und die Kompagnie gesammelt. Es war dies gegen 8 Uhr Morgens. Die Mannschaft hat sich während des ganzen Gefechts tapfer und kaltblütig benommen, besonders will ich hervorheben außer den Unter⸗ offizieren und Leuten, die ich durch meine Vorschläge zu einer Auszeichnung nennen werde, den Lieutenant von Ziethen, der fast während des ganzen Gefechts stehend in der Schützenlinie seine Befehle gab, trotzdem auf uns Offiziere am schärfsten gefeuert wurde, da wir uns durch die blinkende

Säbelscheide vor den Leuten auszeichneten. Alle Todten und Verwundet 18e in unserer nächsten Nähe. Dem Major Leutwein wurde em mehrgenannten Wagen ein Pferd unter dem Leibe erschossen; 9. war fast während des ganzen Kampfes bei der Batterie bezw. dich hinter der Feuerlinie der Kompagnie zu Pferde geblieben. V t Feinde fanden wir in dem Kraal in der nächsten Umgegend etw 20 Todte, 4 Verwundete; mehrere Weiber und Kinder fielen n unsere Hände, ebenso das Vieh, die Wagen und einige Pferde. Unsere Verwundungen waren alle sehr schwer und schienen zu theil von Explosionsgeschossen herzurühren. Es fielen: Gefreitn Graeber, Gefreiter Lungershausen (in der Nacht seinen Wunden 8 legen), Bastardsoldat Flor Smith. Schwer verwundet Lieutenant Helm, Unteroffizier Kaschub, Kriegsfreiwilliger Gefreiter Schroeder; Beinbruch.

Oesterreich⸗Ungarn.

Die Ausgleichsverhandlungen zwischen Oesterreich und Ungarn sind wieder aufgenommen worden. Die gestrige Konferenz hatte, der „Wiener Abdpost.“ zufolge, lediglich den Charakter einer Vorbesprechung über alle bisher noch nicht erledigten Punkte. Im Laufe des heutigen Vormittags werden die betreffenden Ressort⸗Minister einzeln mit einander berathen. Die eigentliche Konferenz findet heute Nachmittag statt. Die Verhandlungen dürften heute Abend ihren Abschluß finden.

Großbritannien und Irland.

Das Oberhaus nahm gestern nach dreistündiger Debatte mit 72 gegen 40 Stimmen den Antrag Lord Onslow's an wonach Indien die gewöhnlichen Kosten der nach Suakin ge⸗ sendeten indischen Truppen zu tragen habe.

Im Unterhause fragte Sir Charles Dilke an, oh die jüngste Einverleibung in das Uganda⸗Protektorat der brit⸗⸗ schen Einflußsphäre sich nach Westen hin auf die Gebiete er⸗ strecke, welche von dem Souverän des Congostaats gevpachtet, aber aufgegeben seien, oder auf jene, 86 zwar gepachtet, aber nicht aufgegeben worden seien. Der Parlaments⸗Sekretär des Auswärtigen Curzon erwiderte, die jüngst in das Uganda⸗ Protektorat einverleibten Gebiete erstreckten sich bis zur zweiten Art der beiden in der Anfrage erwähnten Gebiete, aber die Notifizierung der Einverleibung betreffe keine der beiden Gegenden. Im weiteren Verlauf der Sitzung erklärte Curzon, das Auswärtige Amt habe eine bei ihm eingegangene Mittheilung des kretischen Hilfsfonds⸗Comités, in welcher der Wunsch worden sei, daß die Verwaltung der eingehenden Hilfsgelder auf internationaler Basis He en solle, dem britischen Konsul auf Kreta überwiesen. Der Konsul habe berichtet, die Errichtung eines internationalen lokalen Hilfsausschusses sei unpraktisch; es würde jedoch jedem der Konsuln der übrigen Mächte, denen auch in der That das Anerbieten gemacht worden sei, freigestanden haben, den britischen Konsul Biliotti auf der von ihm beabsichtigten Reise zur Vertheilung von Hilfsgeldern zu begleiten. Ferner habe der britische Konsul auf Kreta be⸗ richtet, daß nach seiner Information häufig Zusammenstöße zwischen Christen und Mohamedanern in der Nachbarschaft von Rethymon erfolgt seien, die zu Verlusten von Menschen⸗ leben auf beiden Seiten geführt hätten Auch beklagten sich die Christen darüber, daß es den eingeborenen Mohamedanern gestattet werde, durch den Militärkordon hindurch nach chris⸗ lichen Dörfern zu gelangen, die dann von ihnen geplündert und niedergebrannt würden. Die britische Regierung könne selbstredend nicht sagen, bis zu welchem Grade der Militär⸗ Gouverneur Abdullah Pascha Kenntniß von diesen angeblichen Vor⸗ kommnissen besitze. Curzon theilte ferner mit, der Bericht des britischen Konsuls auf Kreta besage, daß am 12. Juli ein Off⸗ sier und neun Mann, welche von einem türkischen Kanonen⸗

oote ausgesendet worden seien, um Boote von Eingeborenen nach dem Vorhandensein von Munition zu durchsuchen, von Christen vom Ufer aus in der Nähe von Kalyves erschossen worden seien. Das Kanonenboot habe die Küste während der Zeitdauer von neun Stunden bombardiert, sein Feuer jedoch nicht auf christliche Dörfer oder Häuser gerichtet. Die Regierung habe keine Nachricht davon, daß Frauen oder Kinder getödtet worden seien. Die in Kalyves stationierten Truppen seien zur Erlangung der Leichen des Offsiziers und der Mannschaft am 13. und 14. Juli in das Innere des Landes vorgerück,, und ernste Kämpfe hätten seitdem stattgefunden, über welche jedoch noch keine Einzelheiten eingegangen seien. Die Vertreter der Großmächte hätten ernste Vorstellungen an die türkische Regierung in Betreff des Verhaltens der Truppen auf Kreta gerichtet, sowie dringend empfohlen, strikte Befehle zu geben, daß die Truppen gemäß den von der Pforte ein⸗ egangenen Verpflichtungen in völliger Defensive zu verharren ätten. Im weiteren Verlauf der Sitzung fragte Sir A⸗ Bartlett an, ob der Staatssekretär für die Kolonien eine Bestätigung der beunruhigenden Telegramme aus dem Mata⸗ belelande erhalten habe, besonders über den Mangel an Lebensmitteln, unter dem die Kolonisten infolge der Sperrung der Straße nach Mafeking zu leiden hätten, und über die Unzulänglichkeit der Streitkräfte. Der Staatssekretär für die Kolonien Chamberlain erwiderte, er habe keine Bestätigung der erwähnten Gerüchte erhalten. Nach dem letzten vom General Carrington eingegangenen, vom Sonn⸗ abend Abend datierten Telegramm erscheine es nicht erforderlich, weitere Truppen zur Unterdrückung des Aufstandes zu ent⸗

senden. Frankreich.

Der Präsident Faure gab gestern zu Ehren des Vize⸗ Bänie Li⸗Hung⸗Chang ein Diner, an welchem alle

Rein eet th. Fatr⸗ . Italien. 8 E1“”

Der König hat sich gestern Abend nach Monza begeben.

Visconti Venosta ist gestern in Rom eingetroffen und hatte im Laufe des Nachmittags eine längere Unterredung mit dem Miniser⸗Präsidenten di Rudini.

Der Papst, der in den letzten Tagen an einer leichten Heiserkeit litt, ist wieder vollständig hergestellt und empfing gestern während des ganzen Tages geistliche Würdenträger in ausgedehnten Audienzen. ““

Spanien.

Der Hof ist gestern nach San Sebastian bergesedet In der Deputirtenkammer erklärte gestern der Minister

des Innern Cos Gayon, er kenne die Umtriebe der Flibustier

in Spanien und überwache sie; im gegebenen Augenblick werde die CECC“ b

In Alicante ist der Belagerungszustand wieder auf⸗ gehoben worden.

An verschiedenen Punkten Kretas haben, wie dem W. T. B.“ aus Athen berichtet wird, zahlreiche Scharmützel siattgefunden; in Canea ereigneten sich ernste Unruhen.

Dem „Daily Chronicle“ wird aus Konstantinopel emeldet, in Egin, im Distrikt von Diarbekr, seien wiederum Armenier niedergemetzelt worden. Es heiße, 400 Personen seien getödtet und die Stadt geplündert worden.

Griechenland.

Die griechische u“ hat, der „Agence Havas“ ufolge, neuerdings eine Note an die Mächte gerichtet, worin se die Aufmerksamkeit derselben auf die letzten Ereignisse auf Kreta lenkt.

Rumänien.

Der „Monitorul official“ veröffentlicht ein Königliches Dekret, welches den rumänischen Gesandten in Brüssel Bengesco mit der Vertretung Rumäniens in Athen betraut. Hiermit sind die seit dem Jahr 1892 unterbrochenen diplomatischen Beziehungen zwischen Griechenland und Ru⸗ mänien wiederhergestellt. 8 8

Serbien.

Der Minister des Innern Marinkowic ist ernstlich er⸗ krankt; jedoch entbehren, dem „W. T. B.“ zufolge, die Gerüchte, daß er demissioniert habe, der Begründung. .“

Schweden und Norwegen.

Das Storthing hat, nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Christiania, gestern beschlossen, interimistisch bis zum 22. Juli den Zoll für Weizen auf 75 Oere, für Weizen⸗ mehl auf 2 Kron. per 100 kg und den Zoll für Zucker auf 27 Oere per Kilogramm zu erhöhen. Für Paraffin und Petroleum wurde der Zoll auf 5 Oere per Kilogramm fest⸗ gesetzt. Es sei beabsichtigt, die beschlossenen Zollsätze später für die ganze Budgetperiode in Geltung zu sezen.

Amerika.

Das neue canadische Ministerium ist am 13. d. M. vereidigt worden. Wilfrid Laurier ist Premier⸗Minister und Präsident des Geheimen Raths, Sir Richard John Cartwright WII““ Sir Oliver Mowat S. Fielding Finanz⸗Minister und L. H.

avies Marine⸗Minister.

Nach Meldungen aus Havanna wurden die Kolonnen der Insurgentenführer Jerez, Vapona und Morejon in der Provinz Matanzas geschlagen.

Afrika.

Der „Daily Telegraph“ fifthrt in der Delagoa⸗Bay sei neuerdings ein portugiesisches Transportschiff mit Truppen aus Lissabon angekommen.

Der französische Konsul in Prätoria gab am 14. d. M. zur Feier des Nationalfestes ein Diner. Der Präsident Krüger antwortete auf einen Toast des Konsuls und sprach seine Befriedigung daruͤber aus, eine so große Zahl Franzosen in Transvaal einwandern zu sehen. Die Franzosen seien den Boeren sympathisch, in deren Adern dasselbe Blut wie in denen der Franzosen fließe, und die unter der gleichen Re⸗ gierungsform leben. Staatssekretär Dr. Leyds nahm an dem Bankett theil. In Brüssel eingetroffenen Berichten vom Congo sufolge⸗ hat der Kommandant Chaltain den Häuptlingen bili, M'bima und N'doruma aus der Gegend von Uälle, welche sich seit langem gegen die errschaft es Congostaats

auflehnten, eine Niederlage beigebracht. 8

Nr. 29 des „Zentralblatts für das Deutsche Reich“, berausgegeben im Reichsamt des Innern, vom 13. Juli, hat folgenden Inhalt: Zoll⸗ und Steuerwesen: 1) Ausführungsbestimmungen zum Zuckersteuergesetz vom 27. Mai 1896. 2) Ausführungsbestimmungen zu dem Gesetze, betreffend die Vergütung des Kakaozolls bei der Aus⸗ fuhr von Kakaowaaren, vom 22. April 1892.

Entscheidungen des Ober⸗Verwaltungsgerichts.

Das aus der Begebung neuer Aktien erzielte Agio ist, nach einem Urtheil des Ober⸗Verwaltungsgerichts, V. Senats, 1. Kammer, vom 6. Dezember 1895, stets einkommensteuerpflichtig. „Seitens des Ober⸗Verwaltungsgerichts ist dieses Agio sowohl auf Grund des Einkommensteuergesetzes vom 1. Mai 1851 und des Kommunalabgabengesetzes vom 27. Juli 1885 als auf Grund des Einkommenftevergeseben vom 24. Juni 1891 stets für steuer⸗ pflichtig erachtet. Hieran ist auch nach dem Ergehen der, die . Auffassung vertretenden (im Bd. 32 S. 244 der Entsch. d. R.⸗G. in Zivils. abgedruckten) Ent⸗ scheidung des Reichsgerichts vom 29. November 1893 fest⸗ gehalten worden, und zwar nicht nur vom II. Senat bezüglich der Kommunalabgaben in einem Urtheil vom 16. Februar 1895, sondern auch von der I. Kammer, V. Senats, in zahlreichen Urtheilen, ins⸗ besondere auch in dem Urtheil vom 27. November 1894, welches

seinem wesentlichen Inhalt nach in Nr. 2 des Jahrgangs 1895 der

„Monatsschrift für Aktienrecht und Bankwesen“ S. 34 ff. veröffent⸗ licht sst..“ (v. A. 1903/94.)

Beim Erwerb eines Pachtrechts gegen Abstands⸗ geld auf eine bestimmte Zeit seitens eines Kaufmanns für seinen Geschäftsbetrieb ist dieser, nach einem Urtheil des Ober⸗Verwaltungs⸗ gerichts, vom 13. Dezember 1895, berechtigt, die durch Zeitablauf eintretende Verminderung des Werthes jenes Rechts bei der Bilanzziehung und bei der Veranlagung zur Einkommensteuer durch Abschreibung entsprechend zu berücksichtigen. „Der Zensit unterliegt als Theilhaber einer kaufmännische Bücher führenden offenen Handelsgesellscheft sowohl den Bestimmungen des Allgemeinen Deutschen in Artikel 28 31, als auch denen des Einkommensteuergesetzes vom 24. Juni 1891 (§§ 14 und 9). Nach den erstgenannten Bestimmungen hatte die Handels⸗ Plellscheft in der Eröffnungsbilanz auch den Werth des erworbenen

achtrechts zu verzeichnen; daß auch Rechte aufzuführen sind, ist zweifellos, da jedes Vermögensstück der Gesellschaft eingestellt werden soll. Der b. Art. 31 ve, Werth zur Zeit der Bilanz⸗ aufnahme betrug unbestritten 27 302,50 Die Buchung dieses Betrages auf Kapital⸗Konto unter den Aktivis, wie die Gesellschaft e vorgenommen hat, ist also durchaus zutreffend. Durch die Abschreibung wird nun der Minderwerth zum Aus⸗ druck bebrocht, den das Pachtrecht deshalb erfährt, weil eine Lebensdauer sich verringert. Ist ein solcher Minderwerth vor⸗ anden, so muß die e von dem Buchwerth zu dem Zweck und bis dahin erfolgen, daß der Buchwerth mit dem wirklichen Werth

übereinstimmt; daß das Objekt alljährlich weniger werth ist, je näher

das Ende des Pachtkontrakts herankommt, daß also ein entsprechender

Theil der 27 302,50 jährlich abzuschreiben ist, wenn die Jahres⸗ bilanz nach Art. 31 richtig sein soll, unterliegt keinem Zweifel. Danach fragt es sich, ob diese den Handelsgewinn schmälernde Abschreibung auch nach dem Einkommensteuergesetz berücksichtigt werden darf. Dies

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8 nc sze Beschwerde auf Grund des § 14 zu bejahen ...“

Statistik und Volkswirthschaft.

Invaliditäts⸗ und Altersversicherung.

Bei der Invaliditäts⸗ und Altersversicherungs⸗ anstalt Berlin sind im Laufe des Vierteljahrs April bis Juli d. J. 94 Anträge auf Gewährung von Altersrente eingegangen; aus der Zeit vor dem 1. April lagen noch 26 unerledigte Anträge vor. Von diesen 120 Anträgen sind bewilligt 68, abgelehnt 24, anderweit erledigt 3 und unerledigt auf das folgende Vierteljahr übernommen 25. Bis zum 30. Juni waren insgesammt bewilligt 3191 Anträge, von diesen sind ausgeschieden durch Tod 616, aus anderen Gründen 56, zusammen 702, sodaß am 1. Juli d. J. 2489 Altersrenten⸗Empfänger vorhanden waren. Innerhalb des . Zeitraums sind 348 Anträge auf Gewährung von

nvalidenrente degeengen und 135 unerledigt aus dem Vor⸗ vierteljahr übernommen. on diesen 483 Invalidenrentenanträgen sind 217 bewilligt, 136 abgelehnt, 17 anderweit erledigt, 113 un⸗ erledigt auf das folgende Vierteljahr übernommen worden. An Invalidenrenten sind bis zum 30. Juni 1896 überhaupt 2927 be⸗ willigt worden. Ausgeschieden sind inzwischen durch Tod 729, aus anderen Gründen 68, zusammen 797; mithin waren am 1. Juli d. F. 2130 Invalidenrenten⸗Empfänger vorhanden.

Zur Arbeiterbewegung.

In Mainz haben die Maurer sich, wie die „Köln. Ztg.“

u“ in Wirksamkeit Gewerbeger mit den Bauunternehmern ini ogl. get 888 dr, g ehmern geeinigt (vgl us Mannheim berichtet der „Vorwärts“, daß der Ausstand der dortigen Tischler beendet ist. Mit allen Meistern, mit 1.. von einem, wurde sbhließlich eine Vereinbarung erzielt. ier in Berlin hielten, einer Mittheilung der Berliner „Volks⸗Ztg.“ zufolge, die Tapezierer zur „Reorganisation der öffentlichen Vertretung der Tapezierergehilfenschaft“ am Mittwoch eine Versammlung ab, die jedoch zu keinem Ergebniß führte. In Berlin besteht eine Lokal⸗ und eine Zentralorganisation, und man beabsichtigte, für beide Organisationen eine gemeinschaftliche Agitations⸗ Soeeh ten zu wählen; ein dahin zielender Antrag wurde jedoch ab⸗ gelehnt.

Aus Neunkirchen bei Wien wird der „Presse“ gemeldet, daß der dortige allgemeine Arbeiterausstand beendigt ist. Da eine größere Anzahl von Arbeitecn sich bereit erklärt hat, die Arbeit bedingungslos wieder aufzunehmen, beschlossen die Fabrikanten, ihre Fabriken wieder zu öffnen. Der Ausstand war am 2. Juni ausgebrochen. (Vergl. Nr. 132 u. flgde.) b 8

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8 Kunst und Wissenschaft.

Auf der Internationalen Kunstausstellung war bisher Eduard von Gebhardt nicht vertreten. Wie der „Nat.⸗Ztg.“ mitgetheilt wird, hat der Düsseldorfer Meister religiöser Malerei noch nachträglich ein Bild gesandt, das demnächst seinen Platz im Ausstellungspalast erhalten wird. Es führt den Titel „Auferweckung des Lazarus“.

Der illustrierte Katalog der mit der bayerischen Landes⸗ Ausstellung in Nürnberg verbundenen Kunst⸗Ausstellung ist im Druck erschienen. Er besteht aus vier Abtheilungen, die fol⸗ gende Titel tragen: I. Oel⸗ und Temperagemälde, II. Aauarelle, Pastelle und Graphische Künste, III. Plastik, IV. Architektur; sie umfassen zusammen 635 Nummern. Der Katalog ist außerdem mit einem Grundriß der großen Kunsthalle versehen. Seit einiger Zeit ist der Verkauf von ausgestellten Kunstwerken ein recht reger.

Eine Eöu“ für ein Brunnen⸗Denkmal in Dresden zu Ehren des im vorigen Jahre verstorbenen Ober⸗Bürger⸗ meisters, Geheimen Raths Dr. Stübel ist vom Rath der Stadt Dresden unter Künstlern, die in Dresden geboren sind oder dort ihren Wohnsitz oder ihre Arbeitsstätte haben, ausgeschrieben worden. Zur Ertheilung von Preisen steht der Betrag von 5000 zur Verfügung. Das Preisrichteramt haben übernommen die Herren Ober⸗ Bürgermeister, Geheimer Finanz⸗Rath Beutler, Stadt⸗Baurath Bräter, Stadtrath Friedrich, Hofrath Professor Graff, Geheimer Hofrath, Profeser Heyn, Baurath Richter, Geheimer Hofrath, Pro⸗ sesso Dr. Schilling, Dr. Treu, Geheimer Baurath, Pro⸗ fessor Dr. Wallot. Ablieferung der Entwürfe bis zum 30. No⸗ vember d. J., Mittags 12 Uhr. Die Bedingungen sind im Rath⸗ hause zu Dresden zu erbalten.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Weizenernte Chiles.

Nachrichten aus Concepcion zufolge haben sich die in die dies⸗ ätrig⸗ u in den südlichen Provinzen gesetzten Erwartungen nicht erfüllt.

Infolge überaus trockener Witterung während der Monate Dezember vorigen und Januar dieses Jahres haben die Saaten stark 1.e. sodaß in den Provinzen Concepcion, Biobio, Malleco und Cautin nur ein mittelmäßiges Ergebniß und in den nördlich von Concepcion gelegenen Provinzen Nuble und Linares ein solches unter mittel erzielt worden ist. In der Provinz Valdivia wird der dies⸗ jährige Ertrag für den eigenen Bedarf zwar ausreichen, doch wird für den Export nichts übrig bleiben; in den weiter südlich gelegenen Pro⸗ vinzen Llanquihue und Chiloe ist die Ernte so schlecht ausgefallen, daß dort zur Deckung des lokalen Bedarfs Import aus dem Norden Chiles nothwendig wird.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln. E“

Portugal. 8 Durch Verfügung des Königlich portugiesischen Ministeriums des Innern sind die Häfen von Hongkong und Macao, sowie die⸗ jenigen der Provinz Canton vom 4. d. M. an für „rein“ von Bubonenpest erklärt worden. (Vergl. „R.⸗Anz.“ Nr. 31 vom 4. und Nr. 44 vom 19. Februar d. J.)

Budapest, 16. Juli. 8 T. B.) Die protokollarische Ver⸗ einbarung in Betreff der Aufhebung der Grenzsperre für die bie bit e Schweineausfuhr soll dem Vernehmen nach gestern ier unterzeichnet worden sein.

Kairo, 16. Juli. (W. T. B.) Gestern und am Dienstag sind 495 neue Erkrankungen und 419 Todesfälle an Cholera vor⸗ gekommen, bei den egyptischen Truppen 18 neue Erkrankungen, 13 Todesfälle, bei den englischen Truppen kein Todesfall.

Handel und Gewerbe.

Durch ein in der amtlichen spanischen „Gaceta“ vom 2. d. M. veröffentlichtes Gesetz vom 30. v. M. wird die schon bestehende Suspendierung der spanischen Aus⸗ 1 ölle auf Bleiglanz und silberhaltiges Blei wiesilberhalli e Bleiglätte (Nr. 3, 4 und5des spanischen Ausfuhrzoll⸗Tarifeh für die ganze Dauer des Budgetjahres 1896/97 verlängert. Die Regierung bleibt jedoch ermächtigt, diese Bestimmung denjenigen Staaten gegenüber außer Wirk⸗ samkeit zu setzen, welche auf die gleichen Artikel Spaniens Einfuhrzölle gelegt haben.

Das norwegische Storthing hat beschlossen, den im vorigen Budgetjahre gültig gewesenen Zolltarif mit einigen Veränderungen bis zum 30. Juni 1897 beizubehalten.

8—

Unter den Veränderungen erscheinen die nachfolgenden bemerkenswerth: 1 Erhöht sind die Zollsätze auf Kartoffelmehl, Stärke und Stärkegummi von 5 auf 10 Oere, auf Honig von 20 auf 40 Oere und auf geschlachtetes Federvieh von 10 auf 25 Oere per Kilogramm. Timotheesamen und Kleesamen, welche nach dem neuen Zolltarif 10 bezw. 20 Oere zu zahlen haben, waren früher zollfrei. Zündhütchen für Schußwaffen, welche früher ,33 Kr. per Kilogramm zahlten, können nunmehr zollfrei eingeführt werden.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks An der Ruhreß Nabr an8 9. Ohesf Mlelen. r 1-— 8 . U. . 4 gestei rein g Pn. m gestellt 12 153, nicht rechtzeitig n Oberschlesien sind am 15. d. M. zeitig gestellt keine Wagen. vnt 8 nicht recht.

Zwangs⸗Versteigerungen. Beim Käniglichen Amtsgericht I Berlin standen am

16. Juli die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Lychener⸗ straße 2/3, dem Maurermeister Paul Otto gehörig; Fläche 11,62 a; Nutzungswerth 14 400 ℳ; Meistbietender blieb der Rentier Jacob Appelbaum, Voßstraße 31, mit dem Gebot von 208 000 Lychenerstraße 9, dem Apotheker Th. Wagner gehörig; Fläche 9,89 a; Natzungswerth 11 700 ℳ; Ersteher wurden der Fabrikant Herm. Meister, Brandenburgstraße 42, und General⸗ Agent Herm. Hilgenfeld, Zimmerstraße 13, für das Meistgebot von 178 500 Schliemannstraße 5, dem Maurer⸗ meister Paul Otto gehörig; Fläche 11,46 a; Nutzungswerth 13 900 ℳ; Meistbietende blieb die Neue Berliner Baugesellschaft, Roonstraße 12, mit dem Gebot von 259 500 Eingestellt wurde das Verfahren wegen des Grundstücks Waldenserstraße 40, der Frau Antonie Koppenberg gehörig.

Ausweis über den Verkehr auf dem Berliner Schlachtviehmarkt vom 15. Juli 1896. Auftrieb und Markt⸗ preise nach Schlachtgewicht mit Ausnahme der Schweine, welche nach Lebendgewicht gehandelt werden. Rinder. Auftrieb 1379 Stück. (Durchschnittspreis für 100 kg.) I. Qualität —,— ℳ, II. Qualität —,— ℳ, III. Qualität 80 92 ℳ, IV. Qualität 68 76 Schweine. Auftrieb 6920 Stück. (Durchschnittspreis für 100 kg.) Mecklenburger 82 84 ℳ, Landschweine: a. gute 78 80 ℳ, b. geringere 74 76 ℳ, Galizier —,— ℳ, leichte Ungarn —,— 84 292% Tara, Bakonyer bei kg Tara pro Stück. Kälber. Auftrieb 1960 Stück. (Durchschnittspreis für 1 kg.) I. Qualität 1,00 1,10 ℳ, II. Qualität 0,86 0,98 ℳ, III. Gualität 0,74 0,84 Schafe. Auftrieb 1556 Stück. (Durchschnittspreis für 1 kg. I. Qualität 0,98 1,08 ℳ, II. Qualität 0,92 0,96 ℳ, III. Qualität —,—

Vom oberschlesischen Steinkohlenmarkt berichtet die

„Schl. Ztg.“: Infolge des günstigen Wasserstandes der und der hierdurch sich um etwa 3 bis 4 für den Zentner niedriger stellenden Wasserfrachten hat sich der Absatz für oberschlesische Stein⸗ kohlen nach den entfernteren Absatzgebieten in der letzten Zeit wesentlich gehoben; bedeutende Sendungen, namentlich an Stückkohlen, gingen zu Wasser nach Berlin und Stettin. Die Nachfrage ist gegenwärrtig für sämmtliche Kohlensorten recht rege, besonders aber find die kleinen Sortimente sehr ent begehrt. Feierschichten kommen auf keiner der oberschlesischen Kohlengruben vor; die frische Förderung gelangt schlank zur Verladung, und da sie zur Erledigung der ein⸗ Fnde Verladeordres nicht ausreicht, so werden bereits die Be⸗ stände angegriffen. Auch die Kohlensendungen durch Galeeren auf der Przemsa nach Galizien mußten verstärkt werden, da den östlich gelegenen Gruben die Verladeaufträge, besonders aus den öster⸗ reichischen Gebieten, jetzt reichlicher zugehen als vorher. Da sich in letzter Zeit der Absatz für Steinkohlen auch im Nikolaier und Rybniker Revier gehoben hat, so ist die Lage des oberschlesischen Kohlengeschäfts im allgemeinen als befriedigend anzusehen. In der Lebhaftigkeit des Koksgeschäfts sowohl, wie in der Koksfabrikation ist in letzterer Zeit eine Aenderung nicht eingetreten. Theer und Theerprodukte erfreuen sich eines guten Absatzes bei angemessenen Preisen. Größere Bestände sind auf den Werken nicht vorhanden. „— Die Krefelder Eisenbahn hat im Geschäftsjahre 1895/96 im Betriebe 451 002 eingenommen, die Ausgaben beliefen sich auf 301 055 ℳ, der Ueberschuß stellte sich auf 149 947 gegen 127 702 im Vorjahre. Aus dem Ueberschuß sind zu entrichten: für Zinsen und Amortisation 23 000 ℳ, zum Erneuerungsfonds 42 411 ℳ, zur Spezialreserve 2928 ℳ, zur Bilanzreserve 3600 ℳ, für Eisenbahn⸗ steuer 2211 Die Dividende beträgt 4 § % und erfordert 72 000 ℳ, während im Vorjahre 3 % Dividende vertheilt wurden.

Düsseldorfer “. vom 16. Juli 1896. (Amtlicher Kursbericht.) Der Eisenmarkt ist fortgesetzt sehr fest; auf dem Kohlenmarkt hält die günstige Lage an. Kohlen und Koks. 1) Gas⸗ und Flammkohlen: Gaskohle für Leuchtgasbereitung 10,00 11,00 ℳ, Generatorkohle 10,00 11,00, Gasflamm⸗ förderkohle 8,00 8,00; 2) Fettkohlen: Förderkohle 7,50 bis 8,50, melierte beste Kohle 8,50 9,50, Kokskohle 7,00; 3) magere Kohle: Förderkohle 7,00 8,00, melierte Kohle 8,00 102,00, Nußkohle Korn II (Anthracit) 18,00 20,00; 4) Koks: Gießereikoks 13,50 14,50, Hochofenkoks 12,00, Nuß⸗ koks: Febrahen 14,00 16,00 : 5) Briquets 9,00 12,00. Erze: 1) Rohspath 9,10 9,60, 2) Spatheisenstein, gerösteter 13,00 13,50, 3) Somorrostro f. o. b. Rotterdam —, 4) nassauischer Rotheisenstein mit etwa 50 % Eisen 10,00, 5) Rasenerze franko —. Roh⸗ eisen: 1) Spiegeleisen Ia. 10 12 % Mangan 58,00 59,00, 2) strahliges Qualitäts⸗Puddelroheisen: a. rheinisch⸗westfälische Marken, b. Siegerländer Marken 52 —53 mit Fract ab Siegen, 3) Stahleisen 53 54 mit Fracht ab Siegen, 2 engli ce Bessemereisen ab Ver⸗ schiffungshafen —,—, 5) spanisches Bessemereisen Marke Mudela cf. Rotterdam —,—, 6) deutsches do. —,—, 7) Thomaseisen frei Verbrauchsstelle 56,00, 8) Puddeleisen (Luxemburger Qualität) 44,80, 9) englisches Napeisen Nr. III ab Ruhrort 57,00, 10) Luxem⸗ burger Gießereieisen Nr. III ab Luxemburg 50,00, 11) deu . Giezereieisen Nr. 1 65, 12) do. Nr. II —, 13) do. Nr. III 57, 14) do.

matit 65, 15) spanisches Hämatit Marke Mudela ab Ruhrort 2,00. Stabeisen: Gewöhnl. Stabeisen 125. Bleche: 1) Gewöhnliche Bleche aus Flußeisen 130 135, 2) Kesselbleche aus lußeisen 150, 3) Kesselbleche aus Schweißeisen 175, 4) Fein⸗ leche 140 150. Draht: 1) Eisenwalzdraht —,—, 2) Stahl⸗ walzdraht 108—112. „— Die Einnahmen der Pfälzischen Eisenbahnen eh im Juni d. J. 1 999 675 (+ 136 502) und vom 1. Januar bis Ende Juni 11 248 457 (+ 785 078) ¹ Die Einnahmen der Hessischen Ludwigs⸗Eisenbahn⸗ Gefellschaft betrugen im e d. J. 1 881 238 (— 5822) und vom 1. Januar bis Ende Juni 10 653 584 (+ 713 952)

Wie die „Hamb. Brsh.“ meldet, hat die asiatische Küsten⸗ fahrts⸗Gesellschaft in Hamburg mit der Aktiengesellschaft „Neptun“, Schiffswerft und Maschinenfabrik in Rostock, den Bau eines 3000 t großen Dampfers für Fahrten nach China, zur Lieferung im März 1897, abgeschlossen.

Stettin, 16. Jult. (W. T. 9) Getreidemarkt. Weizen unverändert, loko —, per Juli⸗August —, per Sept.⸗Oktober 137,50. Roggen unverändert, loko —,—, per Juli⸗August —,—, pr. Sept.⸗ Okt. 110,50. Pommerscher Hafer loko 118 124. Rüböl loko matter, per Juli⸗August 45,50, per Septbr.⸗Oktbr. 45,50. Spiritus 2 vF loko mit 70 Konsumsteuer 33,40. Petroleum oko 10,75.

Breslau, 16. Juli. (W. T. B.) Getreide⸗ und Pro⸗ duktenmarkt. Spiritus per 100 1 100 % exkl. 50 Verbrauchs⸗ abgaben pr. Juli 53,40, do. do. 70 Verbrauchsabgaben pr.

Juli 33,40.