1896 / 195 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 17 Aug 1896 18:00:01 GMT) scan diff

E“““

Belmullet. —. 760

Christiansund 763. Kopenhagen.

üeee“ 868589 t

Moskau 758 Cork, Queens⸗

Cherbourg. 766 3

Stückes. Der Grundgedanke des Dramas übene sedeigra⸗ an Be⸗ deutung die Durchführung, die sich von Akt zu Akt farbloser und ein⸗ töniger gestaltet. An die telle der Handlung tritt der Dialog, der theoretische Fragen weitschweifig abhandelt. Die sonen verlieren so an Leben und gleichen allmählich Schattenbildern, die der Verfasser nach seinem Gefühl sich bewegen läßt. Am klarsten und am meisten innerlich ge⸗ festigt erscheint die Person eines Musikverlegers Bergfeld, der alles zu leisten vermag, der auch den Ruhm der Künstler „macht“, wenn es sein Geschäft erfordert. Dieser böse Geist des jungen Genies strotzt von Leben gegenüber dem haltlosen Komponisten selbst und seinem uten Geist, dem langweiligen und gutmüthigen Musikkritiker Presehe Grote. Ueber die Nüchternheit der dramatischen Durch⸗ ührung des Stoffes hilft auch nicht die gute Beobachtungsgabe des Verfassers hinweg, die in der Zeichnung der Schwächen und Bgen⸗ heiten der guten Gesellschaft sich ergötzlich bemerkbar macht. Die Darstellung paßte sich den Absichten des Verfassers sorgfältig an. Stahl brachte die nervöse, schwankende Stimmung des jungen omponisten Stephani onschaulich zum Ausdruck. Herr Guthery machte aus dem aufdringlichen, gewandten Musikverleger, der seinem neuen Genie sogar im Bedarfsfalle zu einer neuen Leidenschaft verhilft, eine glaubliche Persönlichkeit. Auch Herr Waldow verdient für die humoristische Ausgestaltung der Rolle des geduldigen, unfähigen Re⸗ dakteurs Cannabich lobende Erwähnung. Unter den Damen traten Fräulein Wirth als Sängerin Camilla und Frau von Pöllnitz als alte Gesangslehrerin durch charakteristische Darstellung hervor.

„Im Neuen Königlichen Opern⸗Theater (Kroll) singt

räulein Elise Kutscherra von der Großen Oper in Paris die

itelrolle in der Oper „Carmen“ als letzte Gastrolle, die übrigen e“ liegen in den Händen der Damen Steinmann, Gradl,

gli und der Herren Riechmann, Burrian, Engelmann, Dörwald, Schubert und Lieban. Am Mittwoch werden das Ballet „Phantasien im Bremer Rathskeller“, die Oper „Cavalleria rusticana“ mit Herrn Alberti vom Théàtre Royal in Lissabon als Turiddu und zum Schluß das Ballet „Die Rose von Schiras“ mit Fräulein Adelina Genée als Gast aufgeführt. Die Mitglieder der Königlichen Kapelle und des Opernchors sind vom Urlaub zurückgekehrt und haben ihre künstlerische Thätigkeit wieder aufgenommen. Das für das Neue Opern⸗Theater engagiert gewesene Orchester, und Chor⸗Personal hat sich am Sonnabend, den 15. d. M., verabschiedet.

Das riedrich⸗Wilhelmstädtische Theater giebt Abonnementsbillets zu 6 Vorstellungen (5 Schau⸗ und Lustspiel⸗ und 1 Opernvorstellung, Parquet 1 ℳ) aus. Dieselben sind im Theater⸗ bureau (Chausseestr. 25/26) in der Zeit von 9 bis 2 und 5 bis 7 Uhr, sowie in den angezeigten Filialstellen käuflich.

Mannigfaltiges. B

Das Polizei⸗Präsidium hat, wie die „Nordd. Allg. Ztg.“ mit⸗ theilt, im Einvernehmen mit der Ministerial⸗Baukommission nun⸗ mehr die landespolizeiliche Genehmigung zur Erbauung einer Brücke über. den Landwehrkanal im Zuge der Schönebergerstraße ertheilt. Dem Magistrat ist dabei u. a. die Bedingung gestellt worden, daß während des Brückenbaues der Schiffsverkehr nicht mehr, als unvermeidlich ist, gestört werden dürfe. Die neue Schöneberger Brücke erhält eine Gesammtbreite von 19 m, wovon 11 m auf den Damm und je 4 m auf die beiden Bürgersteige entfallen. Die neuen Brückenrampen sollen, mit Ausnahme derjenigen in der Schöneberger⸗ straße, Steigungen von höchstens 1:50 erhalten, während für letztere eine Steigung von 1:38 in Aussicht genommen ist.

Im Märkischen Provinzial⸗Museum hat sich die Zahl der Museumsgegenstände bis zum 31. März 1896 auf 76 214 ver⸗ mehrt. In dem Verwaltungsbericht des Museums für 1895/96 wird

mitgetheilt, daß die endliche Verwirklichung eines umfassenden Neu⸗

baues nunmehr in sicherer Aussicht stehe, nachdem der an Stelle des ausscheidenden Stadt⸗Bauraths Geheimen Bauraths Blankenstein

neu gewählte Stadt⸗Baurath Hoffmann die Aufstellung eines Bau⸗

entwurfs unter tieferem Eingehen auf die besonderen räumlichen Be⸗

dürfnisse der Anstalt in die Hand genommen hat.

Im Edison⸗Pavillon der Berliner Gewerbe⸗Aus⸗

stellung brach gestern Nachmittag 4 ½ Uhr während der Vorführung des Kinematographen Feuer aus. Das zahlreich in dem Raum an⸗

wesende Publikum verließ ohne Unfall das brennende Gebäude. Der alsbald herbeigerufenen Feuerwehr gelang es, den Brand auf seinen Herd zu beschränken. Die in dem Pavillon enthaltenen Apparate konnten größtentheils in Sicherheit gebracht werden.

In dieser Woche werden im Hörsaal des Chemiegebäudes

folgende Vorträge gehalten: Morgen, 18. August, Regierungs⸗Rath

M. Speer: „Ueber Teppiche und deren Herstellung“; Mittwoch,

Wetterbericht vom 17. August, 5 gefallen, 23 mm auf dem Brocken, 48 mm zu

8 Uhr Morgens.

Mittelwerth.

Stationen. Wetter.

amberg; an der Küste liegt die Temperatur bis zu 5, im Binnenlande bis zu 6 Grad unter dem

19. August, Professor Dr. Kräpelin⸗Heidelberg: „Hygiene der Arbeit“; Donnerstag, 20. August, Fabrikbesitzer Siemens⸗Dresden: „Gas⸗ heizung für Wohnräume“; Freitag, 21. August, Direktor H. Haack⸗ Hüningen: „Die rationelle Fischzucht und ihre volkswirthschaftliche Bedeutung“; Sonnabend, 22. August, Direktor M. Gürtler: „Spitzen⸗ führation . Die Vorträge beginnen um 6 Uhr und sind unent⸗ ge Seit gestern werden die mit Beleuchtung nicht versehenen Fesbe nicht erst um 8 Uhr, sondern bereits bei Eintritt der unkelheit geschlossen. Das Haupt⸗Ausstellungsgebäude bleibt auch weiterhin bis 9 Uhr Abends geöffnet.

Für die diesjährige Generalversammlung des Gesammt⸗ vereins der deutschen Geschichts⸗ und Alterthumsvereine, welche in den Tagen vom 6. bis 9. September zu Blankenburg am Harz stattfindet, ist jetzt das Programm festgestellt worden, dem wir Folgendes entnehmen: 7i den 6. September: Von 1 Uhr Nachmittags ab: Empfang der Theilnehmer auf dem Bahn⸗ hofe, wo auch die Ausgabe der Karten, Festzeichen ꝛc. stattfindet. Am Abend von 8 Uhr ab: Erste gesellige Vereinigung im Kiefer⸗ nadelbade Uüeftnutsae Thewes). Montag, den 7. September: 8 Uhr Morgens: Erste Hauptversammlung im großen Saal des Mauerstraße Nr. 9, wo auch die übrigen Sitzungen tattfinden. Eröffnung durch den Vorsitzenden, Begrüßungsreden, geschäftliche Berichte. Vorträge: 1) Herr Gymnaszaldirektor Professor Dr. phil. Müller aus Blankenburg: „Herzog Ludwig Rudolf von Braunschweig und das Blankenburger Theater.“ 2) Herr Professor Dr. Höfer aus Wernigerode: „Das erste Auftreten des Eisens im Nordharzgebiet.“ Hernach: Delegirten⸗ und Sektions Cö““ bezw. Besichtigung von Blankenburg (Herzog⸗ iches Schloß, Bartholomäuskirche, städtisches Museum) und dessen näherer Umgebung. 2 Uhr Nachmittags: Gemeinschaftliches Festmahl im Fürstenhofe. 4 Uhr: Ausflug nach dem entfernten Kloster Michaelstein und Besichti ung des⸗ elben unter Führung des Herrn Kreisbauinspektors Spehr. Dienstag, den 8. September: 8 ½ Uhr Morgens: Zweite Haupt⸗ versammlung; Vortrag des Herrn Regierungs⸗ und Bauraths Brinck⸗ mann aus Braunschweig: „Ausgrabungen im Braunschweigischen Henhe. 10 Uhr: Sektionssitzungen (Berichterstattungen). 3 Uhr

achmittags: Ausflug nach dem Regenstein, woselbst Herr Oberlehrer Steinhoff die Führung übernimmt. Versammlung beim Gymnasium am Thie. Später Zusammenkunft im Garten des Fürstenhofes. Mittwoch, den 9. September: 8 Uhr Morgens: Sektionssitzungen. 10 Uhr: Dritte Hauptversammlung; Bericht über das Ergebniß der Delegirten⸗ und Sektionssitzungen. 1 ½ Uhr: Fahrt mit der Zahnrad⸗ bahn nach Rübeland zur Besichtigung der Herrmannshöhle.

Für die Delegirten⸗ und Sektionssitzungen sind Berichterstattungen angemeldet über: 1) Die Angelegenheit des Denkmalschutzes (Refe⸗ renten: Archiv⸗Rath Dr. Grotefend⸗Schwerin, Architekt g Wallé⸗ Berlin); 2) die Arbeiten zur Herstellung statistisch⸗historischer Grund⸗ karten (Referenten: Professor Dr. von Thudichum⸗Tübingen und Pro⸗ fessor Dr. Brecher⸗Berlin); 3) die bisherigen Ergebnisse der Fragebogen für vorgeschichtliche Kultusstätten (Referent: Sanitäts⸗? afß Dr. Florschütz⸗Wiesbaden); 4) die ardellen⸗ frage (Referent: Sanitäts⸗Rath Dr. lorschütz⸗Wiesbaden); 5) die historisch⸗ statistische Verwerthung der Kirchen⸗ bücher (Referent: Pastor Dr. Gmelin⸗Großaltdorf); 6) die Arbeiten der zu Konstanz in der Sitzung der vereinigten dritten und vierten Sektion am 18. September v. J. ernannten Kommission zur Aus⸗ arbeitung bestimmter Vorschläge für den Inhalt und Umfang einer archivalischen Ausstellung (Referenten: Archiv⸗Räthe Dr. Ermisch⸗ Dresden, Dr. Grotefend⸗Schwerin und Dr. Prümers⸗Posen).

Der Beitrag zu den Kosten der Generalversammlung ist für alle Theilnehmer auf 3. festgesetzt; die Vereinsdelegirten haben außer⸗ dem noch für jeden von ihnen vertretenen Verein 3 zu entrichten. Anmeldungen werden bis zum 2. September bei dem Oberlehrer Steinhoff in Blankenburg a. H. erbeten.

Ueber die Witterung im Monat Juli 1896 berichtet das Königliche Meteorologische Institut auf Grund der angestellten Beobachtungen Folgendes: Der Juli wies fast allenthalben nicht un⸗ beträchtliche Temperaturschwankungen auf, welche sich im Laufe des Monats mehrfach wiederholten. Nicht selten waren die Tagesmittel um mehrere Grade unter dem vieljährigen Durchschnitt; da indessen gewöhnlich bald wieder starke Erwärmung folgte, kam im Monats⸗ mittel die Temperatur der normalen sehr nahe: im Westen zeigten sich geringe negative, im Osten geringe positive Abweichungen. Lediglich an der ostpreußischen Küste ging der Temperaturüberschuß über 2 Grad hinaus. Auch die Bewölkungsverhältnisse gestalteten sich im Nordosten am günstigsten, da hier heiteres Wetter vorherrschend war, während sonst mehr trübe als heitere Tage beobachtet wurden. Dem entsprechend war es im Nordosten auch zu trocken, indem die Niederschlagsmengen um 30 v. H. hinter dem langjährigen Mittel zurückblieben. Regen⸗

Deutsche Seewarte. 7 ½ Uhr.

Temperatur in ° Celsius 50 C. = 40 R.

Bar. auf 0 Gr u. d. Meeressp red. in Millim

bedeckt halb bed. wolkig wolkig bedeckt wolkig Regen bedeckt

. p

Aberdeen..

Stockholm. 763

Petersbg. 752 Graeb.

EESnESn

hE1664 4 bedeckt

be. 765 Bremer b 7757 Hamburg .. 757 Swinemünde Neufahrwasser 756 14 Memel 754 leigt 15

11““ wolkenlos 13. Künster.. 760 bedeckt 12

Karlsruhe .. 765 halb bed. 14

Wiesbaden 764 3 heiter 13

München . 765

Chemnitz 760

Berlin... 757

wolkig 12 bedeckt 12

988,8G. 8889889G8

Wien.. 761 wolkig 14 Breslau 759 SSW bedeckt 13 L111“ NO wolkenlos 16

Nizza. . 760 wolkenlos 19 E111““*“ 760 O bedeckt 18

Uebersicht der Witterung.

Während die Depression über Südschweden sich wenig verändert hat, ist westlich von Schottland eine neue Depression erschienen, bei deren Heran⸗ nahen das Barometer auf Irland bei südlichen Winden gefallen ist; das Hochdruckgebiet überdeckt Frankreich und England, wo überall ruhige und heitere Witterung herrscht. In Deutschland ist bei

9

Anfang 8 Uhr.

Genie.

Königliche S Opern⸗Theater (Kroll). 173. Vorstellung. Carmen. Oper in 4 Akten von Georges Bizet. Text von

Novelle des Prosper Mérimée. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Professor Kleffel. (Carmen: Fräulein Elise Kutscherra, von der Gro

in Paris, als letzte Gastrolle.) Anfang 7 ½ Uhr. C.“

Theater Unter den Linden. Behrenstr. 55/57.

frei nach Wilhelm Hauff, von Emil Graeb. Musik Direktion: Julius Fritzsche. Dienstag: Dirigent: Musikdirektor studiert: Mit glänzender Ausstattung an

veaiee; 174. Vorstellung. athskeller.

W von Adolf Steinmann. 756 Steinmann. (Bauern⸗Ehre.) Oper in 1 Aufzug von Pietro Mascagni. Text nach dem gleichnamigen Volksstück von G. Verga. Regisseur Tetzlaff. vom Théäatre Royal in Lissabon, als Gast.) meister Federmann. Ermäßigte Preise der Plätze. LXven. n 5 pal 1gc G bede 13 serzählenden Dichtung von H. Ploch, von Emil Graeb. eis Musik von Richard Gilenderb. Ansang 74 Uhr

Deutsches Theater. Dienstag: Die Weber. Die Lachtaube.

Mittwoch: Jugend. 8 Donnerstag: Die Weber.

Lessing - Theater. Dienstag: Das nene Direktion: Richan⸗ Schultz. ie. Anfang 7 ½ Uhr. 11“ Mittwoch: Das Glück im Winkel.

Residenz⸗Theater.

chauspiele. Dienstag: Neues

lbert Wicher. Anfang 7 ½ Uhr. en Oper Phantasien im Phantastisches Tanzbild, Cavalleria

In Scene gesetzt vom Ober⸗

(Turiddu: Herr Werner Alberti, gesetzt von Julius Fritzsche.

Ballet⸗Idylle nach einer ““ 2,50 Anfang 7 ½ Uhr. Mittwoch: König Chilperich.

Taund.

Zentral-Theater. Alte tolle Nacht.

Direktion:

hr. Sigmund

ebhafter nördlicher bis westlicher Luftströmung das Lautenburg. Dienstag: Der Stellvertreter. (Le 4

Wetter kühl, trübe und 2275 fast überall ist! Remplagçant.)

Schwank in 3 Akten von

Mittwoch: Der Stellvertreter. äöͤõpqp Erlauben Sie, Madame! 1XX“

Neues Theater. Schiffbauerdamm 4a./ 5.

Dienstag: Tata⸗Toto. Vaudeville in 3 Akten Gültigkeit nach Bilhaud und Barré von Victor Léon und Seben

Henry Meilhac und Ludovic Halévy, nach einer F. Zell. Musik von Antoine Bands. In Scene —————q— Tanz von Emil gesest von Sigmund Lautenburg.

Mittwoch und Donnerstag: Tata⸗Toto.

In Vorbereitung: Donnerstag, den 20. August: Gestorben: Hr. Schuldirektor Gott Neu! Zum ersten Male! Mit neuer Ausstattung: Operette in 3 Akten von Alex. Landesberg und Leo Stein. Musik von Eugen von

Jakobstraße 30.

Dienstag:

roße Ausstattungsposse mit Gesan 81 und Tanz in 5 Theen- von ngepgsse me0 5 Verlag der Expedition (J. V.: Heidrich) in Berlin.

Musik von Julius Einödshofer. Anfang Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Eine tolle Nacht. 8

mangel machte sich meist auch in den übrigen Küstenländern, sowie in

der Main⸗ und Moselgegend bemerkbar, während der übr

und Schlesien vielfach nambafte Ueberschüfse bigz über 693 esen Normalwerths aufwiesen. Die ungleichmäßige Vertheilung ha 8 zusammen mit dem lokalen Auftreten der Gewitter, die ngt wöhnlich ergiebige Niederschläge mitbrachten. In den eni Tagen des Juli hielt das kühle, böige Wetter, mit welchten der vorhergehende Monat geschlossen hatte, unter dem Ein eines über Dänemark liegenden Minimums noch an. Erst Sach als dasselbe nach dem Innern Rußlands weiterzog und ein bisher ing Südwesten gelegenes Maximum nach Mittel⸗Europa vordrang na Aufklaren und bei ungeschwächter Insolation Erwärmung ein welche am 10. mit dem Ausbruch von zahlreichen Gewittern wieder beendet wurde. Die hiermit eingeleitete Abkühlung hielt, da das im Nordwesten befindliche Maximum in Wechselwirkung mit dem niedrigen Luftdruck im Osten nordwestliche Winde herbei⸗ führte, bis zum 13. Juli an. Dann gewann das Maximum von neuem an Ausdehnung und stieg die Temperatur unter geringen Schwankungen, welche durch den Einfluß flacher Depressionen hervorgerufen wurden, bis zum Beginn der dritten Dekade an. Bei dem hierauf erfolgenden Vorübergange einer nordsüdlich verlaufenden Furche niedrigen Luftdrucks machte abermals Abkühlung und Trübung bemerkbar. Da aber hoher Luftdruck nachdrängte, trat schon um die Mitte der letzten Dekade wieder Erwärmung ein, die im Osten zum Monatsschluß hin immer intensiver wurde, während im Westen vom 26. ab durch eine neue heranrückende Depression kühles regnerisches Wetter veranlaßt wurde. Am auffallendsten war der Witterungsgegensatz um den 29., wo eine flache, von Süden herein⸗ ragende Furche niederen Luftdrucks für den Osten warme trrckene Südostwinde, für den Westen kühle regnerische Nordwinde bedingte.

„Kattowitz, 16. August. Die Königliche Eisenbahn⸗ Direktion macht bekannt: Auf der Strecke Ns —A ruht wegen Dammrutschungen der Gesammtverkehr. Der Personen⸗ verkehr wird 88 Umsteigen vermittelt. Voraussichtlich wird vom 17. d. M. ab die Strecke wieder fahrbar sein.

Baden⸗Baden, 15. August. Die Internationale Aus, stellung mit Wettstreit für Hygiene, Volksernährung Armeeverpflegung, Sport und Fremdenverkehr wurde heute Vormittag 11 Uhr auf dem Platz vor der städtischen Turnhalle in Gegenwart der Prinzessin Amelie von Fürstenberg, des Präsidenten des Ministeriums des Innern, Geheimen Raths Dr. Eisenlohr, alz Vertreters Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs, der Groß⸗

herzoglichen und städtischen Behörden und eines zahlreichen geladenen

feierlich eröffnet. Der Präsident der Ausstellung, Medizinal⸗ kath Dr. Oessinger, hielt die Festrede. Er dankte dem Großherzog, als dem Protektor der Ausstellung, sowie der Regterung und allen Be⸗ hörden, die das Unternehmen förderten, und schloß mit einem Hoch auf den Großherzog. Geheimer Rath Dr. Eisenlohr überbrachte die warmen Wünsche des Landesherrn für das Gelingen der Ausstellung und erklärte sodann im Allerhöchsten Auftrage die Ausstellung für eröffnet. Bei dem nunmehr folgenden Rundgang übernahm Direktor Gally, aus dessen Initiative die reichhaltige und vortrefflich arrangierte Ausstellung hervorgegangen ist, die Führung. In der Ausstellung sind vertreten Elsaß⸗Lothringen, Bayern, Württemberg, Baden, Preußen, die Schweiz und Oesterreich.

Hamburg, 15. August. Der Hamburger Bugsierdampfer „Paul u. Blohm“ ist heute früh bei Harburg beim Verholen 8 Dampfers „Thor“ gesunken, wobei der Maschinist ertrank.

Stockholm, 15. August. Mit Bezug auf das Telegramm aus Ottawa, nach welchem Indianer in Britisch⸗Columbia einen Ballon beobachtet haben wollten, der für denjenigen Andrée’'s angesehen wurde, hatte das Ministerium des Aeußern an den schwedisch⸗norwegischen Konsul in Victoria in Britisch⸗ Columbia eine Anfrage gerichtet. Auf diese ging folgendes Antwort⸗Telegramm ein: Gedachter Ballon passierte über am 1. August Ein Kaufmann in Hazelton am Skeenafluß auf 55 Grad 16 Min. n. B. und 127 Gr. 40 Min. östl. L. berichtete am 3. August, daß die Indianer am genannten Tage um 7 ½ Uhr Abends einen ballonähnlichen Gegenstand 4 Meilen westlich von Hazelton in einer Höhe von etwa 400 Fuß beobachtet hätten; es hätte zu der Zeit ein steifer Nordnordwest⸗Wind geherrscht. Indianer bei Headwater am Skeenafluß hätten berichtet, daß sie an demselben Abend einen ballonähnlichen Gegenstand beobachtet hätten, welcher einen starken Lichtschimmer verbreitet habe und von Nordwesten ge⸗ kommen sei. Der Kaufmann sieht die Mittheilungen als glaubwürdig an, kann aber erst nach 6 Wochen nähere Nachricht senden.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

William Busnach und Georges Duval. Deut jedrich-wi ädti 2 von Max Schönau. Iorhet⸗ Erlauben vhch Friedrich Wilhelmstüdtischer Konzert Park.

Madame! Lustspiel in 1 Akt nach dem Fran⸗ zösischen des Labiche von F. Lichterfeld.

d Chsfeegafr 29, 26,

trektion: Julius 2

Anfang Dienstag: Vollständig neues Programm. Auf⸗

E“ treten von 28 Spezialitäten ersten Ranges. Großes rher: Elite⸗Konzert, ausgeführt von der ark⸗Kapelle,

1u“ unter Leitung des Herrn Kapellmeisters C. Schüler.

8115 des Konzerts 5 Uhr, Beginn der Vorstellung

Mittwoch: Große und Konzert. Entrée 30 ₰. Dauer⸗ und Ehrenkarten haben

Kapellmeister: üün Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Auguste Davids mit Hrn. Ritter⸗ gutspächter und Prem.⸗Lieut. d. R. Carl Feddersen (Tönning⸗Rosenfelde). Frl. Sophie Credé mit Hrn. Pastor G. Deppe (Detmold⸗Hillentrup). Neu ein⸗ Verehelicht: Hr. Dr. Adolf Wirth mit Frl. Dea

ekorationen, van Randenborgh (Wesel).

rusticana. Kostümen und Requisiten: König Chilperich. : Ei —: 8 t. ittwi Burleske Ausstattungs⸗Operette in 3 Akten (5 Bil⸗ Sesg Eiböbö dern) von Hervé und Ferrier, deutsch bearbeitet von Eduard Jacobson und Wilh. Venusedt. In Scene Dirigent:

u. Gaffron (Ohlau). Hrn. Rittergutsbesitzer Conrad (Dom. Ob.⸗Baumgarten). Hrn. Land⸗ gerichts⸗Sekretär Langen (Oels). Hrn. Haupt⸗ mann von Bülow (Marburg). Hrn. Landrath

Herr Kapell⸗ und Rittmeister a. D. Werner von der Schulen⸗

Promenade 1,20 ℳ) Süs (Beetzendorf). Hrn. Frhrn. Fritz von der 6

Goltz (Mertensdoryf). Eine Tochter: Hrn. Hauptmann Viktor von Krohn (Peön)

ard Rolffs (Luckenwalde). Fr. Pastor Julie Woite, geb. Ziepult (Obernigk). Fr. Hildegard von Loeper, geb. von Lettow⸗Vorbeck (Mulkenthin). Fr. Wilhelmine Gantenberg, geb. Hellriegel (Berlin).

Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth in Berlin.

Eine Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Fünf Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage). (1420 ¹)

zum Deutschen Rei No. 195.

Statistik und Volkswirthschaft.

Die landwirthschaftlichen Genossenschaften in Deutschland bis 1895.

8 Nach dem jetzt im Druck vorliegenden Jahresbericht der Anwalt⸗

schaft des Allgemeinen Verbandes der landwirthschaftlichen Genossen⸗

schaften des Deutschen Reichs für 1894/95 war für diesen Zeitraum auf dem Gebiete des landwirthschaftlichen Genossenschaftswesens „eine Weiterentwicklung zu verzeichnen, wie in keinem Jahr

vor.

Folgende Zahlen bringen dies klar zum Ausdruck.

Es wurden aufgelöst: 1894 1893 1892 1891 1890 Kreditgenossenschaften. 12 10 14 8 20 Bezugsgenossenschaften . 23 54 18 22 35 Molkereigenossenschaften. F11“ 9 85

Sonstige Genossenschaften. 2 8 6 8111

1“ 84 51 77 107 Errichtet wurden 1894 1893 1892 1891 1890

Kreditgenossenschaften 1034 816 390 436 306

Bezugsgenossenschaften. 89 119 72 181 78

Molkereigenossenschaften. 85 93 139 116 118

Zusammen . 1185 1036 623 699 526

Im Ganzen waren bis zum 1. Juli 1895 dem Genossen⸗

schaftsgesetz unterstellt landwirthschaftliche 6“

Kreditgenossenschaften 4872 Zezugsgenossenschaften . . 869 11 vs111ö6“ Zusammen 7170

VTpon der Gesammtzahl entfielen unter anderm auf Preußen 3386 Genossenschaften, auf Bayern 1440, auf Sachsen 84, auf

Württemberg 774, auf Baden 313, auf Hessen 491, auf Mecklenburg⸗Schwerin 98, auf Sachsen⸗Weimar 83, auf Oldenburg 96, auf Sachsen⸗Coburg⸗Gotha 51, auf Waldeck 40, auf die Reichslande 165 u. s. w.

Vergleicht man die Anzahl der Genossenschaften in den einzelnen Ländern mit der Größe der landwirthschaftlich be⸗ nutzten Fläche, so ergiebt sich, wie wir aus dem Bericht erfahren, daß eine Genossenschaft kam in Hessen auf 961 ha, in Bayern links des Rheins auf 1019, in Waldeck auf 1170, in Württemberg auf 1376, in Oldenburg auf 2428, in Baden auf 2483, in Sachsen⸗ Weimar auf 2567, in Bayern rechts des Rheins auf 3207, in den Thüringischen Staaten auf 3713, in den Gebieten der Hansa⸗ städte auf 3922, in Elsaß⸗Lothringen auf 4382, in Schaumburg⸗Lippe auf 4424, in Braunschweig auf 5047, in Lippe auf 5017, in Preußen auf 5176, in Mecklenburg⸗Schwerin auf 6152, in Mecklenburg⸗Strelitz auf 9648, im Königreich Sachsen auf 10 997 und in Anhalt auf 13 313 ha. Im ganzen Reich kam eine Genossenschaft auf 3831 ha.

Innerhalb der preußischen Monarchie stellten sich in den einzelnen Provinzen diese Zahlen wie folgt: Hessen⸗Nassau 1256 ha, Rhein⸗ provinz 2240, Westfalen 3026, Hannover 3429, Schleswig⸗Holstein 3741, Sachsen 6870, Schlesien 7183, Ostpreußen 8709, Brandenburg 11 498, Pommern 12 176, Posen 16 097, Westpreußen 16 912 und in den Hohenzollernschen Landen 7152. b

An Spar⸗ und Darlehuskassen sind u. a. im Berichtsjahr neu errichtet worden: in Preußen 659, davon in Schlesien 156, in

essen⸗Nassau 153, in der Rheinprovinz 100, in Brandenburg 86,

stpreußen 50; in Bayern rrhn. 162, Irhn. 61, in Württemberg 40, in Baden 20. Von den 1895 bestehenden Spar⸗ und Darlehnskassen waren 98,8 % mit unbeschränkter Haftpflicht, 1,02 % mit beschränkter Haftpflicht, 0,18 % mit unbeschränkter Nachschußpflicht errichtet.

Bei den Bezugsgenossenschaften war die Zahl der Auflösungen verhältnißmäßig am größten; es stehen hier 24 Auflösungen 39 Neu⸗ 1 gegenüber. Von den bestehenden Bezugsgenossenschaften atten 83,7 % unbeschränkte Haftpflicht, 16,2 % beschränkte Haftpflicht, 0,1 % unbeschränkte Nachschußpflicht.

An Molkereigenossenschaften wurden neu errichtet in der Rheinprovinz 9, in Westfalen 8, in Hannover 6, in Schleswig⸗ Holstein 5, in Bayern rrhn. und in Württemberg je 4, in Hessen 3, in Westpreußen und Brandenburg je 2, in Posen, Provinz Sachsen, Oldenburg, Fampurg und Schleswig⸗Holstein je 1. Von den Molkereigenossenschaften hatten 78,5 % unbeschränkte Haftpflicht, 17,5 % beschränkte Haftpflicht, 4,0 % unbeschränkte Nachschußpflicht.

Von den „sonstigen“ Genossenschaften hatten 62,8 % unbe⸗ schränkte Haftpflicht und 37,2 % beschränkte Haftpflicht.

Ueber die Zeutral⸗Kreditanustalten der Genossenschaften theilt der Bericht unter anderem Folgendes mit:

„Einen mächtigen Faktor für die Entwickelung des landwirth⸗ schaftlichen Genossenschaftswesens, insbesondere die Förderung des Personalkredits der ländlichen Bevölkerung, bilden neben der Thätig⸗ keit der für die einzelnen Landestheile bestehenden Verbände die von denselben ins Leben gerufenen Landes⸗ und Provinzial⸗Ge⸗ nossenschaftskassen, die Zentral⸗Kreditanstalten für die an⸗ geschlossenen Geno enschaften, in erster Linie für die Spar⸗ und Darlehnskassen. Es ist dies eine durch die Erfolge der zum theil seit einer Reihe von Jahren schon segensreich wir⸗ kenden Verbands⸗ erwiesene Thatsache, welche von den Kennern unseres Genossenschaftswesens anerkannt und bei der weiteren Lmafisnfchstnices Arbeit, dem Ausbau der genossenschaft⸗ lichen Organisation, gemäß den auf den allgemeinen Vereinstagen zu Darmstadt, Kiel und Hannover gefaßten grundlegenden Beschlüssen allseits berichtet wird. Demzufolge wurden seit der letzten Bericht⸗ erstattung Verbandszentralkassen ins Leben gerufen von unseren Pro⸗ vinzialverbänden landwirthschaftliche Genossenschaften der. Mark Brandenburg und der Niederlausitz mit dem Sitz in Berlin, der Provinz Schlesien mit dem Sitz in Breslau und der Provinz Pommern mit dem Sitz in Stettin.“ Eigene Zentralkassen der Verbände bestanden zur Zeit der Berichterstattung für die bezüglichen Verbände, bezw. die denselben angesch Nenen Genossenschaften, im Ganzen 16 und zwar in Ostpreußen, Schlesien, Hessen⸗Nassau und der Rheinprovinz je 2 eigene Zentralkassen; in Brandenburg,

ommern, Posen, Provinz Sachsen, Hannover, West⸗ alen, Bayern, Württemberg, Hessen je 1 eigene Zentral⸗ 8 se Fünf Genossenschaftsverbände (Königreich Sachsen, Baden, Rheinpfalz, Unterfranken, Müttelsranken) bedienten sich zur Vermittelung der Geldausgleichung unter den Verbandsgenossen „fremder“ Geldinstitute. Die Verbände in Westpreußen,

chleswig⸗Holstein, Oldenburg und e besaßen derartige Organisationen noch nicht, da Spar⸗ und Darlehns⸗ kassen ihnen nicht angeschlossen waren. Die Errichtung war jedoch bereits als eine der nächsten und wichtigsten Verbandsaufgaben ins Auge gefaßt. Eine Fenteallasse die „Landwirthschaftliche Zentral⸗ Darlehnskasse für Deutschland“ (Aktiengesellschaft) zu Neuwied fungierte für den seine Thätigkeit über das ganze Deutsche Reich ausdehnenden „Neuwieder Generalanwaltschaftsverband“ als Zentral⸗ geldausgleichsstelle.

Von den Verbandszentralkassen hatten nur 3 die Form veftaftiergeselsschaften, 14 waren Genossenschaften mit beschränkter

icht.

Ueber den Stand der Einzelgenosseuschaften (Spar⸗ und aliebnerassen) theilt der Bericht folgende für 1893 ermittelte hlen mit.

Berlin, Montag, den 17. August

8

taats⸗Anzeiger.

Die Zahl der Spar⸗ und Darlehenskassen, von welchen die Statistik für 1893 überhaupt vorgelegen hat, betrug in 15 Landes⸗ und Provinzialverbänden: 1836 (außerdem im Neuwieder General⸗ anwaltschafteverbande: 579) —; die Mitgliederzahl 170 549 (Neu⸗ wied: 2) —; der Gesammtkassenumsatz: 219 981 862 (Neuwied: 49 651 913 ℳ) —; Aktiva: 118 081 080 (Neuwied: 27 396 201 ℳ) —; Passiva: 117 375 202 (Neuwied: 26 334 416 ℳ) —; Ge⸗ winn: 729 137 (2) —; Verlust: 23 259 (2) —; Reserve⸗ fonds und Betriebsrücklage: 2 686 023 (2) —; (Stiftungsfonds Neuwied: 862 241 ℳ); Geschäftsguthaben der Genossen: 3 262 401 (2) —; Eigenes Vermögen: 5 948 424 (2) —; fremdes Kapital: 111426 778 (2) —; Gesammtbetriebskapital: 117 375 202 (Neuwied: 26 334 316 ℳ) —.

Die Zahl der zur Statistik berichtenden, dem „Allgemeinen Verbande angehörigen also nur dieser Spar⸗ und Darlehnskassen war von 463 im Jahre 1892 auf 538 in 1893, also Dum 12 % gestiegen. Diese Kassen standen durchschnittlich im 8. Ge⸗ schäftsjahr. Die Mitgliederzahl war von 51 551 auf 58 912, also um 14 % gewachsen. Der Gesammtkassenumsatz (nicht Geschäfts⸗ umsatz) war von 87,7 auf 98,8 Millionen Mark gestiegen, also um 12,6 %. Das eigene Betriebskapital hatte zugenommen 14,4 %, das gesammte Betriebskapital um 16,5 %. Die Verwaltungskosten hatten sich um 30 % vermehrt; sie betragen 3 % vom Kassenumsatz und 5 pro Mitglied.

Bezüglich der landwirthschaftlichen Bezugsgenossenschaften wird berichtet, daß die gemeinsamen Bezüge der Zentral⸗Einkaufs⸗ genossenschaften und Geschäftsverbände des Allgemeinen Ver⸗ bandes im Berichtsjahr 1894 sowohl in der Menge als auch im Werthe abgenommen haben. Erklärt wird dieser Rückgang nicht etwa dadurch, daß der gemeinsame Einkauf aller Artikel in der Ab⸗ nahme begriffen sei. Im Gegentheil, der Bezug von Dünge⸗ mitteln hatte um 396 061 Ztr. zugenommen, der Bezug von Sämereien um 33 915 Ztr. und der Bezug von Kohlen um 131 543 Ztr. Nur bei den Futtermitteln machte sich ein Rück⸗ gang geltend, und zwar bedingt durch die große Zunahme des Bezugs im Jahre 1893, die 1894 in eine starke Verwendung von Getreide an Stelle der käuflichen Kraftfuttermittel umschlug.

Der Waarenbezug bezifferte sich 1884 auf 579 961 Ztr. im Gesammtbetrage von 2 248 072 ℳ, dagegen 1894 auf 5 054,463 Ztr. im Betrage von 15 184 432 b

Zu diesen Zahlen sind nun noch die ohne Vermittelung der Zentral⸗Einkaufsstellen direkt von den Einzelgenossen⸗ schaften bezogenen Waaren zu rechnen, und zwar in einem ein⸗ bis zweimal so hohen Betrage. Der Werth aller der Anwaltschaft bekannt gewordenen gemeinsamen Bezüge landwirthschaftlicher Bedarfs⸗ artikel, speziell durch Genossenschaften, wird in dem Bericht für 1894 auf rund 36 100 000 angenommen.

Die Bezugsgenossenschaften suchten den Landwirthen aber auch Gewähr zu bieten für den Gehalt und die Güte der Waare. Die Zentral⸗Einkaufsgenossenschaften haben im Berichtsjahr in dieser Beziehung 5167 Untersuchungen vornehmen lassen und an die Landwirthe an Entschädigung für festgestellten Minder⸗

ehalt gezahlt: für Dünger 31 186 ℳ, für Futtermittel 5880 ℳ, ür Sämereien 580

Sämmtliche dem „Allgemeinen Verband“ angeschlossenen Geschäftsverbände und Zentral⸗Einkaufsgenossenschaften berechneten die bezogenen Waaren den Einzelvereinen zu „mäßigen Tagespreisen“, und nicht wie dies in früheren Jahren bei den meisten Ver⸗ bänden der Fall gewesen ist zu „Einkaufspreisen“ zuzüglich der entstandenen Verwaltungs⸗ und Geschäftsunkosten. Die Differenz zwischen dem Einkaufspreis und dem Verkaufspreis bildet den Bruttogewinn; von dem durch Abzug der erwachsenen Kosten ge⸗ fundenen Nettogewinn werden die gesetzlich bezw. statutarisch vor⸗ gesehenen Reserpefonds und Betriebsrücklagen entsprechend dotiert, die Geschäftsguthaben verzinst und der alsdann verbleibende Ueberschuß als Waarendividende bezw. als Rückvergütung den betheiligten Einzel⸗ genossenschaften überwiesen. 1

Was die Molkereigenossenschaften anlangt, so hatte die gemein⸗

schaftliche Thätigkeit in dem Bezuge von sel kassen und in dem Absatz von Butter durch die Molkereigenossenschaften bis 1895 noch keine Aufnahme in dem Bericht der Anwaltschaft gefunden. Der Bezug von Hilfsstoffen geschah in manchen Verbänden bereits durch die C 1“ Im Berichtsjahre waren innerhalb des allgemeinen Verbands nur fünf Verbände (Produktiv⸗ und Absatzgenossenschaft) dieser Branche thätig. Bemerkt wird, daß die jüngeren 18t enossenschaften bestimmtere Vor⸗ schriften für die Butterl zu treffen veranlaßt gewesen sind als die alten. Durch den sachverständigen Rath eines Molkerei⸗ Instruktors tragen diese Genossenschaften für die Produktion von ein⸗ heitlicher guter Butter Sorge und bringen die Waare in bestimmter Verpackung, mit einer Schutzmarke versehen, in den Handel. Während die Genossenschaften von Königsberg, Graudenz und Rostock natur⸗ emäß ihren Absatz in Berlin und Mitteldeutschland suchen mußten, at sich die Genossenschaft in Hannover, wie der Bericht sagt, „die nicht geringe Aufgabe gestellt, die deutsche Waare auf dem eng⸗ lischen Markt wieder zu Ehren zu bringen.“

Wir müssen darauf verzichten, hier näher auf die aus den einzelnen Bezirken für 1894/95 mitgetheilten lehrreichen Wahrnehmungen und Erfahrungen einzugehen. Vieles blieb danach freilich noch zu thun übrig, vielfach noch wurde über Mangel an Verständniß und Gemein⸗ sinn geklagt. Aber das, was damals bereits erreicht war, berechtigte wohl zu der Hoffnung, daß das Verwaltungsjahr 1895/96, über welches das Berichtsmaterial heute schon abgeschlossen vorliegt, einen noch erheblich weiteren, erfreulichen Fortschritt zu verzeichnen haben werde. Man darf jedenfalls mit besonderem Interesse dem Erscheinen des von der Anwaltschaft des „Allgemeinen Verbandes“ für 1895/96 erstatteten Jahresberichts entgegensehen.

Die Wirksamkeit des Vaterländischen Fr⸗o⸗ im Jahre 1895.

Der Bericht über die 30. Generalversammlung des unter dem Allerhöchsten Protektorat Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin stehenden nö. Frauenvereins, welche am 9. Mai d. J. in der Sing⸗Akademie hierselbst abgehalten wurde, liegt jetzt im Druck vor. Dem darin veröffentlichten, von dem Schrift⸗ führer des Vereins, Geheimen Ober⸗Regierungs⸗Rath von Roux, in jener Versammlung erstatteten Rechenschaftsbericht ist Folgendes ent⸗ nommen:

Im Jahre 1895 hat sich die Zahl der Zweigvereine um 11, die der Mitglieder um 10 631 erhöht, sodaß der Vaterländische

rauenverein jetzt 841 Vereine mit 38 093 Mitgliedern umfaßt. iese Zweigvereine haben sich in den einzelnen Ländern, Provinzen ꝛc. zu 18 Verbänden zusammengethan. Von den General⸗ und Delegirtenversammlungen, welche einige dieser Verbände für ihre Zweigvereine vv ingen auch im Berichtsjahre mannig⸗ fache Anregungen zu ersprießlicher Thätigkeit aus. Von wichtigen ersonalveränderungen in den Verbänden sind folgende zu erwähnen: en Vorsitz des Ostpreußischen Provinzialverbandes übernahm Frau

Ober⸗Präsident Gräfin von Bismarck⸗Schönhausen, den des Schlesischen Ihre Königliche Hoheit die Erbprinzessin von Sachsen⸗Meiningen. In dem äußeren Wachthum der Vereine und ihrer Mitgliederzahl sind die Erfolge jener Anregungen der Verbandsvorstände im Berichtsjahre besonders zur Erscheinung gelangt: in Schleswig⸗Holstein, dessen erst vor sechs Jahren begründeter Verband mit schnellen Schritten ältere Verbände eingeholt hat, in Westfalen, wo gerade in den letzten Jahren der Vaterländische Frauenverein einen erfreulichen Aufschwung genommen hat, und in Schlesien. Von den 10 631 Mitgliedern, die dem Vaterländischen Frauenverein im Jahre 1895 hinzugetreten sind, entfallen allein 5000 auf Schlesien, dessen Mitgliederzahl sich in den letzten beiden Jahren von 14 156 auf 21 622 erhöht hat. Der Grund liegt in einem Vorgang, welcher Beachtung und Nach⸗ folge verdient, nämlich in der dort erfolgten Bildung großer Kreisvereine, welche sich auf sämmtliche Theile des Kreises erstrecken, diese in zahlreiche Bezirke mit besonderen Vorständen theilen und auf diese Weise die gesammte, überhaupt für Werke der Mildthätig⸗ keit zugängliche Bevölkerung an sich heranziehen. Schlesien besitzt jetzt sechs solcher Vereine mit 1000 bis über 2000 Mitgliedern: Ziffern, welche nur noch 4 Vereine in Westfalen, je 3 in Pommern und Brandenburg, je 1 in Ostpreußen und Sachsen erreichen. Der erst seit zwei Jahren bestehende Verein für den Landkreis Bres lau besitzt über den ganzen Kreis verstreut 11 Stationen für Kranken⸗ pflege und Kleinkinderschule mit 14, theils evangelischen, theils katho⸗ lischen Schwestern. Aehnlich schnell entwickelten sich undihre Thätig⸗ keit die erst im vorigen Jahre begründeten Vereine für die Kreise Ohlau, Neumarkt und Bunzlau.

Mit Genugthuung können die verflossenen Jahre geleistete ernste Friedensarbeit zurück⸗ blicken. Aber auch die ursprüngliche Aufgabe des Vater⸗ ländischen Frauenvereins, die Thätigkeit im Kriege und die noth⸗ wendige Vorbereitung für diese, ist nicht außer Acht gelassen worden. Fortschritte hat namentlich gemacht das planmäßige Zusammen⸗ wirken des Vaterländischen mit den anderen bei der freiwilligen Kriegskrankenpflege betheiligten Faktoren: den Männervereinen, den Krankenträgerkolonnen, der Genossenschaft frei⸗ williger Krankenpfleger, sowie ferner die Verständigung mit den Militär⸗ behörden. Die in einigen Provinzen bestehenden Depots der Ver⸗ bände wurden durch regelmäßige Lieferungen der Zweigvereine ver⸗ mehrt. Von mehreren Verbandsvorständen und Zweigvereinen sind regelmäßig Pflegerinnen in Krankenhäusern ausgebildet worden. An zahlreichen Orten haben Krankenpflegekurse, längere und kürzere, nur theoretisch oder auch praktisch in einem Krankenhause, stattgefunden. Besonders erfreulich ist es, wie der Berichterstatter hervorhebt, daß aus so vielen Orten zugleich über die allseitige Theilnahme und die hohe Befriedigung, mit welcher diese Kurse aufgenommen worden, Mittheilungen eingingen. Den zahlreichen Zivil⸗ und Militärärzten, welche dafür Opfer an Zeit und Mühe bringen, wird dafür der wärmste Dank und zugleich der Wunsch ausgesprochen, daß sich diese Kurse immer mehr zu einer festeren Einrichtung des Vater⸗ ländischen Frauenvereins gestalten möchten. Was für die Kriegs⸗ krankenpflege nothwendig, berühre sich aufs engste mit der ersten Hilfe bei Unglücksfällen, mit dem, was in jeder Krankenstube zu beobachten, mit der Verhütung von Ansteckung, mit all den Fragen der Volks⸗ h s8,. welche in heutiger Zeit zu so großer Bedeutung gelangt

Vereine auf die im

ind. Sollen die Lehren der Wissenschaft zu allgemeiner Durch⸗ führung gelangen, so müßten sie auch dem allgemeinen Verständniß und insbesondere auch den Frauen näher gebracht werden. Der Vaterländische Frauenverein mit seinen auf Krankenpflege 8 richteten Zielen erscheine in erster Linie berufen, auch nach dieser Richtung durch Veranstaltung von Kursen und Vorträgen nutzen⸗ stiftend zu wirken. Eine praktische Erprobung der für den Kriegs⸗ fall bestimmten Einrichtungen der freiwilligen Kriegskrankenpflege fand im verflossenen Jahre anläßlich der Einweihung des Nordostsee⸗ Kanals statt. Auf Anregung Ihrer Majestät der Kaiserin und Koͤnigin wurde auf dem Festplatz bei Holtenau am Kieler Hafen vom Zentralcomits und dem Vaterländischen Frauenverein ein Lazareth vom Rothen Kreuz mit 30 Betten errichtet, um für Unfälle und die etwaige Einschleppung einer Epidemie gerüstet zu sein und zugleich Gelegenheit zu einer möglichst feldmäßigen Uebung zu geben. Verwendet wurden dazu transportable Baracken des Zentralcomités aus dem Depot auf dem hiesigen Ostbahnhof, welche auf dem Wasser⸗ wege hintransportiert wurden, und deren Verwendbarkeit nach längerem Lagern bei dieser Gelegenheit geprüft werden konnte. Die unter den Aerzten thätigen Pflegerinnen wurden vom Vaterländischen Frauen⸗ verein zu Altona, das männliche Personal von der Genossenschaft freiwilliger Krankenpfleger und einer Sanitätskolonne gestellt. Telephonische Verbindungen, Krankenträger⸗Patrouillen sorgten für sofortige Zuführung Kranker. Obwohl glücklicherweise keine größeren Unfälle eintraten, wurde das Lazareth doch vielfach benutzt. Es wurde aber auch sehr viel besichtigt und hat dazu gedient, weite Kreise mit den Einrichtungen des Rothen Kreuzes bekannt zu machen und mit Interesse dafür zu erfüllen. Nach Beendigung der Feierlichkeiten wurden die Baracken noch bis in den September hinein als Erholungsstation für Schwestern vom Rothen Kreuz benutzt, wozu sie sich bei ihrer schönen Lage in einem Buchenwald an der See vortrefflich eigneten. Der furchtbare Brand, welcher im Juli v. J. den thüringischen Flecken Brotterode vollständig zerstörte, nahm die Thätigkeit des Vaterländischen Frauenvereins sowohl im Bezirk Cassel, wohin Brotterode gehört, wie in der Nachbarprovinz Sachsen in besonderem Mahe in Anspruch. Eine Flecktyphus⸗ Epidemie im Kreise Karthaus wurde unter Beihilfe des Ferptwereins durch sachgemäße Maßregeln des dortigen aterländischen Frauenvereins und des westpreußischen Provinzial⸗ verbandes, insbesondere durch Stationierung einer Diakonissin, Be⸗ schaffung von Desinfektionsmitteln u. s. w., bald unterdrückt.

Im allgemeinen konnte sich der Vaterländische Frauenverein im ver⸗ flossenen Jahre ungestört seinen Friedensarbeiten in den gewohnten Bahnen widmen. Diese Arbeiten sind bekanntlich überaus mannigfaltiger Art; sie bezieben sich auf alle Formen der Wohlthätigkeit je nach den besonderen Bedürfnissen jedes Orts: Verschaffung von Arbeit für arme Frauen, Fürsorge für Kranke und Wöchnerinnen, für Kostkinder, Einkleidung von Konfirmanden, Sendung von Kindern in Soolbäder, Ertheilung von Handarbeitsunterricht u. s. w. Ein roßer Theil der Vereine besitzt Krankenhäuser, Siechenanstalten,

syle und Mägdeherbergen, Waisen⸗ und Erziehungsanstalten, Klein⸗ kinderschulen und Krippen, Volksküchen. Auch im letzten Jahre sind eine Reihe solcher Anstalten neu begründet worden; andere sind erweitert worden, andere haben auf neu erworbenen Grundstücken, in neu errichteten Gebäuden ein besseres, sicheres Heim erhalten. Hervorbhebung verdient namentlich die am 2. ober v. J. in Anwesenheit Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin erfolgte Einweihung des Krankenhauses des brandenburgischen Provinzialverbandes zu Eberswalde, das besonders als Pflanzstätte zur Ausbildung von Pflegerinnen dienen soll. Den hreitesten Raum nehmen in der Thätigkeit der Vaterländischen Frauenvereine Kleinkinderschulen und vor allem die Gemeindekrankenpflege ein. Die stete Ausdehnung dieser Einrichtungen, das stete Anwachsen der im Dienste der Vereine stehenden Pflegerinnen: Schwestern vom Rothen Kreuz, Diakonissen und barmherzigen Schwestern, wie es in erfreulichster Weise auch im letzten Jahre stattgehabt hat, war in fast allen Provinzen Gegenstand ernstesten Strebens. Es dient gleichzeitig den Friedens⸗ wie den Kriegsaufgaben des