1896 / 197 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 19 Aug 1896 18:00:01 GMT) scan diff

als solcher nach einander bei den Missionen in St. Peters⸗ burg, Tokio, Stockholm und Washington beschäftigt. Darauf erfolgte im März 1886 seine Charakterisierung als Legations⸗ Rath und im Juli 1888 seine Ernennung zum Gesandten in Mexiko. Von Ende 1891 ab nach Europa beurlaubt, schied er zu Anfang April 1892 aus dem Reichsdienste aus.

„Frreiherr von Zedtwitz hat sich in allen von ihm be⸗ kleideten Stellungen durch Diensteifer und gute Leistungen be⸗ währt. Dem in verhältnißmäßig jungen Jahren so jäh aus dem Leben Geschiedenen wird im eee cgen Amt ein ehrendes Andenken bewahrt bleiben.

Der General der Infanterie Bronsart von Schellen⸗ dorff traf vorgestern Abend von seinem Gute Marienhof hier ein, konsultierte 8 seinen Hausarzt und hat sich heute zur Kur nach Bad Neuenahr begeben.

Der Kaiserliche Gesandte in Brüssel, Wirkliche Geheime Rath Graf von Alvensleben hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. Während der Abwesenheit desselben fungiert der etatsmäßige Legations⸗Sekretär der ee Gesandtschaft Graf von Linden als Geschäfts⸗ träͤger.

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Fulda, 19. August. Die Bischofs⸗Konferenz ist heute Vormittag 9 Uhr nach vorausgegangenem Gottesdienst durch den bce von Köln als Vorsitzenden eröffnet worden. Der Schluß findet, dem „W. T. B.“ zufolge, vor⸗ aussichtlich am Freitag Nachmittag statt.

Sachsen. Seine Königliche Hoheit der Prinz Max, Herzog zu Sachsen, hat sich vorgestern nach London begeben. Herzog;

Baden.

Auf dem Höhgauer Kriegertag, welcher mit der Einweihung des Krieger⸗Denkmals in Hilzingen verbunden war und, wie bereits gestern berichtet wurde, eine besondere Weihe durch die Theilnahme Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs erhielt, richtete Höchstderselbe an die anwesenden Mitglieder der Kriegervereine nach der „Bad. Fan. folgende Ansprache:

Ich kann nicht von Ihnen scheiden, liebe Freunde, ohne zunächst der Gemeinde Hilzingen Meinen Dank aueszudrücken dafür, daß sie Mich aufsefordert hat, dieser Feier anzuwohnen. Mit Meinem Dank verbinde Ich den Ausdruck wärmster Anerkennung dafür, daß die Gemeinde daran gedacht hat, das Gedächtniß einer großen Zeit auf diese Weise für die Fafunft in der Ge⸗ meinde als ein Wahrzeichen hinzustellen, als ein Vorbild für die künftigen Generationen, als ein Wahrzeichen dessen, was es heißt, wenn die ganze Treue des Mannes sich so be⸗ währt, wie sie sich bewährt hat in den Jahren 1870/71. Ein schöneres Zeugniß für die Treue und Hingebung an das Vaterland kann es wahrlich kaum geben, Meine als die Leistungen unserer Krieger im Jahre 1870,/71. dieses Vorbild eine Mahnun künftigen Generationen, das ist wohl

Wenn Ich Mich heute an die

frage, was ihre dringendsten Wünsche

werden mit Mir gewiß einstimmen, daß der Wunsch ist, daß diese Eigenschaften auf die künftigen

Generationen übergehen und ihnen ganz und gar eigen werden. Wenn Sie bedenken wollen, Meine Freunde, was es heißt, Kriegerverein! o müssen Sie sich vergegenwärtigen, wie diese Kriegervereine ent⸗ tanden sind. Sie sind lange vor 1870 vorbereitet, weil in den Jahren, da die Felddienst⸗Medaille gestiftet wurde, das Bewußtsein wach wurde, was es heißt, auch in schweren Zeiten Gehorsam zu leisten. Dieser Gehorsam, der in den Zeiten der Kriege unter der Herrschaft der französischen Krone stattgefunden hat, bildet die traurigste Erinnerung für unser Vaterland. Aber der Gehorsam, der sich auch damals kundgegeben hat unter den deutschen Soldaten, dieser Gehorsam war es, der geehrt werden wollte durch diese Medaille, der Gehorsam dem Landesherrn gegen⸗ über und die treue Hingebung an alles das, was zum Wohle des Landes gehört. Als die große Zeit von 1870/71 vorüber war, da galt es, die Erinnnerung an diese Zeit festzuhalten, und daraus sind die Kriegervereine entstanden. Die Krieger⸗ vereine vergegenwärtigen die beste Schule, die man sich denken kann: die Schule der Hingebung, des Gehorsams, der Treue und all' der Eigenschaften, ohne die im Land, im Staat nichts von Erfolg geschehen kann. Trachten Sie darnach, Meine Freunde, daß die Kriegervereine an diesem Standpunkt festhalten, daß sie das Beispiel geben, allenthalben für die Jugend, ja über⸗ haupt in den Gemeinden für alles das, was Tugend heißt. Tugend eben so sehr als Furchtlosigkeit; Furchtlosigkeit gegenüber allen Gewalten, sei es von außen oder von innen. Aber he. gabere im Inneren heißt es furchtlos sein; keine Menschenfurcht aber Gottesfurcht. Mit dieser Gottesfurcht werden Sie voranschreiten und Siege erlangen, Siege über das Böse, Siege über die Unordnung, Siege zum Wohl des Ganzen, der Familie, der Gemeinde, des Staats, des Reichs. Und daran, Meine Freunde, halten Sie fest. Ich weiß, daß, wenn Ich diese Mahnung Ihnen ausspreche, sie auf guten Boden fällt und sie nicht nothwendig ist; aber Sie werden mit Mir erkennen, daß es sich zeitweise darum handelt, die tiefste Empfindung des Herzens zum Ausspruch zu bringen, und das thue Ich, das thue Ich in dem Ver⸗ trauen auf die treuen Herzen, die hier vereinigt sind.

UUnd in diesem Vertrauen, Meine Freunde, fordere Ich Sie auf, einen Ruf erschallen zu lassen, der die Folge dieses Denkmals ist, die Folge der Siege von 1870/71, der Gründung des Deutschen Reichs. An das Deutsche Reich aber können wir nur denken, wenn wir seine

Auge fassen, und Ich rufe Ihnen zu und Sie rufen Mir dem Deutschen Kaiser ein dreifaches Hurrah! 8 8

sei für alle

Spitze ins wieder

7

Oesterreich⸗Ungarn. Der Geburtstag des Kaisers wurde gestern in allen

Theilen Oesterreichs in solennster Weise gefeiert. In sämmt⸗ lichen Städten waren die Straßen festlich dekoriert, und überall fanden Festgottesdienste statt, an denen die Spitzen der Behörden und ein zahlreiches Puhlikum theil⸗ nahmen. Der Kaiser verlieh dem Minister des Aeußern Grafen Goluchowski den Orden vom goldenen Vließ, dem Reichs⸗Kriegs⸗Minister von Krieghammer und dem General⸗Adjutanten Grafen Paar das Großkreuz des Leopold⸗Ordens sowie dem General⸗Adjutanten Bolfras von Ahnenburg den Orden der Eisernen Krone erster Klasse. In Budape wurde der Geburtstag des Königs durch Festgottesdienste in allen Kirchen gestben em meietr Gottesdienste wohnten der Minister⸗Präsident Baron Banffy und die Minister, sowie die Spitzen der Be⸗ hörden bei. Nachmittags fanden Festessen bei dem Minister⸗ Präsidenten und bei dem Korps⸗Kommandanten Prinzen Lob⸗ 1cens statt. Festgottesdienste wurden im ganzen Lande ab⸗ gehalten

Großbritannien und Irland.

Der „Daily Fegrahh⸗ theilt aus Buluwayo mit, Rho des werde vor Ende dieses Jahres nach London kommen und vor der parlamentarischen Untersuchungskommission seine Zeugenaussagen machen. „W. T. B.“ erfährt, daß heute sieben hochgestellte apaner in London eintreffen würden, um die chinesische riegsentschädigung in Empfang zu nehmen.

8 11“ Frankreich.

Während der Schießübungen des aktive Ge⸗ schwaders in der Nähe von Toulon fielen, wie „W. T. B.“ unter dem heutigen Datum mittheilt, drei Projektile, die aus den Revolverkanonen des Kreuzers „Vautour“ gegen das von dem Panzerschiff „Brennus“ geschleppte Ziel abgeschossen waren, auf die Kommandobrücke des „Brennus“, auf welcher sich der Admiral Gervais und die Offiziere befanden. Zwei Geschosse verursachten nur Sach⸗ beschädigung, dagegen wurde durch das dritte ein Untere⸗ Stuermann ziemlich schwer verletzt. Admiral Gervais ließ sofort das Feuer einstellen. 1

Rußland.

Im Kaiserlichen Schlosse zu Krasnoje Sselo fand gestern zur Feier des Geburtstages des Kaisers von Oesterreich, Königs von Ungarn, eine Fruühstücks⸗ tafel statt, zu welcher der österreichisch⸗ungarische Botschafter Prinz Liechtenstein, der Militärbevollmächtigte General Klepsch und der Erste Botschafts⸗Sekretär geladen waren. Der Kaiser trug, wie „W. T. B.“ berichtet, die Uniform seines Regiments Preobrashensky und den Groß⸗ kordon des österreichischen St. Stefan⸗Ordens. Prinz Liechten⸗ stein trug den Kordon seines russischen Ordens. Alle Groß⸗ fürsten und Inhaber österreichischer Orden hatten die letzteren angelegt. Der Kaiser toastete auf den Kaiser Franz Joseph. Prinz Lie tenstein saß der Kaiserin zur Rechten.

Der Minister für Verkehrswege Fürst Chilkow, welcher nach Sibirien abgereist ist, um den Bau der großen sibirischen Eisenbahn zu besichtigen, begiebt sich, demselben Bureau zu⸗ folge, von Wladiwostok nach Japan, wo er sich einige Zeit aufhalten wird, und sodann nach San Francisco, New⸗ ee London und Paris. Der Minister gedenkt Ende

ktober nach Rußland zurückzukehren.

Italien.

„Die „Agenzia Stefani“ macht bekannt: Der König theilte dem Minister⸗Präsidenten di Rudini mit, daß gestern die Verlobung des Prinzen von Neapel mit der Prinzessin Helene von Montenegro in Cetinje publiziert wurde, und beauftragte den Minister⸗Präsidenten, hiervon dem Ministerrath Kenntniß zu geben. Der Minister⸗Präsident theilte den Präfekten die Verlobung, welche glückbringend für die Königliche Familie und für Italien sein werde, mit und setzte dieselben zugleich von dem Wunsch des Königs in Kenntniß, daß die Stadtverwal⸗ tungen sich aller Festlichkeiten, welche den Stadtsäckel belasten könnten, enthalten sollten. Der Termin der Hochzeit wird später festgesetzt werden. Der Eheschließung werden aus⸗ Fhhh gcc die Mitglieder der Familien des Brautpaares bei⸗

ohnen.

In Rom rief, wie „W. T. B.“ meldet, die gestern Abend veröffentlichte Nachricht von der Verlobung des Kronprinzen die lebhafteste Freude hervor.

Spanien.

Dem „Heraldo“ zufolge soll ein anarchistischer An⸗ schlag, das Schloß La Granja, wo gegenwärtig die In⸗ fantin Isabella residiert, in die Luft zu sprengen, entdeckt b sein. Amtlich ist die Nachricht noch nicht bestätigt worden.

In Barcelona sind gestern, wie „W. T. B.“ meldet, auch die ehemaligen republikanisch⸗föderalistischen Deputirten Lostau und Valles sowie noch andere Personen verhaftet worden. Die Verhaftungen sollen die Folge einer unter den Intransigenten entdeckten Verschwörung sein, welche die Ab⸗ reise der Verstärkungen für Cuba hindern wollten. 3

Türkei. 8

Im Sandschak Serfidge haben in der Nähe der griechischen Grenze, nach einer Meldung des „Wiener K. K. Telegraphen⸗Korrespondenz⸗Bureaus“ vom gestrigen Tage, kleine Zusammenstöße zwischen griechischen Banden und türkischen Truppen düttgefunden, bei welchen die ersteren zurückgeworfen und zerstreut wurden. Der Verlust der griechischen Freischärler beträgt 18 Todte, mehrere Ver⸗ wundete und Gefangene.

Auf Kreta haben im Bezirk Pyrgolitza bei Kandia blutige Kämpfe stattgefunden. Zehn Obise und einige Klöster wurden geplündert. In Temenos kämpfen Moha⸗ medaner, von türkischen Truppen unterstützt, schon seit einigen Tagen gegen die Christen. Den kürkischen Truppen wurde eine Halbbatterie zur Hilfe nachgesandt. Die Epitropie soll beabsichtigen, die Aufständischen auf⸗ zufordern, unter der griechischen Fahne zu kämpfen. Auch heute werden wieder einige vereinzelte Zwischenfülle aus Kreta gemeldet. Der „Agence Havas“ zufolge hat der General⸗Gouverneur Fürst Berowitsch nunmehr befohlen, daß die Truppen in die Städte sich zurückziehen. Dieser Befehl, für den man den Grund nicht kennt, wird als Vor⸗ bedeutung für eine friedliche Lösung angesehen. Die Türken sind von Fort Hocksare abgerückt.

Griechenland.

Die Regierung hat nach einer Meldung der „Agence Havas“ aus Athen vom heutigen Tage an ihre Konsuln in Macedonien ein Rundschreiben gerichtet mit der Weisung, ihren ganzen Einfluß aufzubieten, um zu verhindern, daß die Landbevölkerung den griechischen Banden Hilfe leiste. Einige weitere Freischärler sind wegen Mangels an Munition wieder zurückgekehrt. 1

1— 8

Bulgarien. 11““

Die „Agence Balcanique“ meldet: Gestern zirkulierte in Sofia das Gerücht von einem neuen Zwischenfall an der bulgarisch⸗türkischen Grenze im Distrikt Küstendil. Das Blatt „Swoboda“ hatte nämlich die Nachricht von einem Einfall türkischer Truppen gebracht, bei dem Oberst Penew, ein Hauptmann und dreißig Soldaten getödtet worden. sein sollten. Auf eine Anfrage des Kriegs⸗Ministeriums antwortete jedoch Oberst Penew felbst telegraphisch, daß in den

Distrikt herrsche Ruhe. Angesichts einer aus amtlicher isigs scher Quelle stammenden, in einem auswärtigen herrfärke wiedergegebenen Mittheilung aber, daß sich an der kürkisal bulgarischen Grenze überhaupt kein Zwischenfall ereignet habe konstatiert die „Agence Balcanique“, daß die bulgarische Ne⸗ gierung infolge der vorgekommenen Zwischenfälle an das otte⸗ manische Kommissariat eine Note richtete, in der sie Thatsache 1 aufführte und neuerdings die Absendung von Delegirten für 888 gemischte Grenzkommission verlangte, huͤr deren Eintreffen fi einen Termin festsetzte, der bald abgelaufen sein wird. Sollt dieses Begehren nicht erfüllt werden, so würden die bulgarischen Truppen den Auftrag erhalten, die bulgarischen Positionen welche von den Türken eingenommen werden, wieder z9 besetzen. 8

Die ursprünglich für den 29. August anberaumten Manöver bei Plewna finden erst im September statt.

Montenegro.

Aus Cetinje meldet „W. T. B“: Gestern Mittag er⸗ folgte die feierliche Proklamierung der Verlobung der Prinzessin Helene mit dem Kronprinzen von Italien Nach der Proklamation fand ein Tedeum in der Kathedrals statt. Dem hohen Brautpaar wurden dann von allen Seiten begeisterte Huldigungen und Glückwünsche ent egengebracht Die Stadt ist mit italienischen und mont öö. Flaggen geschmückt; am Abend fand große Illumination statt. Der Kronprinz von Italien erhielt den Großkordon des Danila⸗ Ordens und den Hausorden der Familie Petrowitsch. In der Stadt herrscht großer Enthusiasmus.

8 Dänemark. Der Kaiser und die Kaiserin von Rußland werden der offiziellen Ankündigung gemäß zu einem zehntägigen vhesuch bei dem dänischen Hofe am 9. September in Kopenhagen

großen

111““

Einer in Madrid eingetroffenen Depesche aus Cuba zu⸗ folge ist es zwischen der Kolonne Zaballa's und den Banden Aguirre Mirabal's bei Las lajas, eine halbe Meile von Havanna, zu einem Gefecht gekommen. Elf Aufständische und ein spanischer Offizier wurden hetöhs und einige Spanier In Havanna wurden bedeutende Waffenniederlagen entdeckt.

Nr. 35 des „Centralblatts für das Deutsche Reich⸗ den Inhalt: 1) Allgemeine Verwaltungssachen: Herausgabe einet neuen Sachregisters zum Centralblatt für das Deutsche Reich 2) Handels⸗ und Gewerbewesen: Kündigung des Handels⸗ und Schif⸗ fahrtsvertrages zwischen dem Deutschen Reich und der Republik Uruguay. 3) Bankwesen: Status der deutschen Notenbanken Ende Jult 1896. 4) Justizwesen: Bestimmungen zur Abänderung der Verordnung vom 16. Juni 1882, betreffend die Einrichtung von E und die wechselseitige Mittheilung der Strafurtheile. 5) Versicherungswesen: Bekanntmachung, betreffend das Ausscheiden des hreischer enerbt⸗ aus der Nahrungsmittel⸗Industrie⸗Berufsgenossen⸗ schaft und die Bildung einer besonderen Berufsgenossenschaft für das⸗ selbe. 6) Konsulatwesen: Ermächtigung zur Vornahme von Zivil⸗ standsakten; Entlassung; Exequatur⸗Ertheilung. 7) Polizei⸗ wesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet.

Nr. 24 des „Eisenbahn⸗Verordnungsblatts“, heraus⸗ hegehen im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 15. August, at folgenden Inhalt: Allerhöchste Verordnung vom 12. Juli 1896, betr. die Herstellung einer Eisenbahn von Corbach nach Frankenberg in Hessen⸗Nassau. Allerhöchste Konzessionsurkunde, betr. den Bau und Betrieb der auf das preußische Staatsgebiet entfallenden Strecke einer schmalspurigen Nebeneisenbahn von Nordhausen über Ilfeld nach Wernigerode mit einer Abzweigung nach dem Brocken durch die Nordhausen⸗Wernigeroder Eisenbahn⸗Gesellschaft, vom 27. Mai 1896. Erlasse des Ministers der öffentlichen Arbeiten: vom 4. August 1896, betreffend Bestellung des ständigen Kommissars für die Aus⸗ übung des staatlichen Aufsichtsrechts über die Nebeneisenbahn von Nordhausen über Ilfeld nach Wernigerode mit einer Abzweigung nach dem Brocken; vom 8. August 1896, betr. Aenderung der Staatsbahn⸗Wagenvorschriften. Nachrichten.

Entscheidungen des Ober⸗Verwaltungsgerichts.

Niach § 16 der Kreisordnung vom 13. Dezember 1872 muß das⸗ jenige Einkommen, welches einem Abgabenpflichtigen aus seinem außerhalb des Kreises belegenen Grundeigenthum zufließt, bei Fest⸗ stellung des im Kreise zu veranlagenden Einkommens desselben außer Berechnung gelassen werden; „dies geschieht durch Absetzung der be⸗ züglichen Einkommensquote von dem zur Staatssteuer ver⸗ anlagten Gesammteinkommen und durch verhältnißmäßige Herabsetzung des festgestellten Steuersatzes’. In Bezug auf diese Bestimmung at das Ober⸗Verwaltungsgericht, II. Senat, durch Urtheil vom 26. März 1896 ausgesprochen: Die Ausführung der verhältnißmäßigen Herabsetzung vollzieht sich in der Weise, daß der auf das forensische Einkommen entfallende Steuer⸗ betrag im Wege der Proportionsrechnung gefunden wird. Das Gesammteinkommen verhält sich zu dem Forensaleinkommen, wie die auf das Gesammteinkommen entfallende Kreissteuer zu x, und die im Domizilkreise zu entrichtende Steuer ist demnach die auf das Gesammt⸗ einkommen entfallende F ee9es minus xX. In dem zu Grunde liegenden Fall hatte der Bezirksausschuß als Steuerobjekt ein Einkommen von 18 467 angenommen, und er war dazu gelangt dadurch, daß er von dem staatsseitig eingeschäßzten Gesammteinkommen des Zensiten 19 020,90 den Ertrag des in Str. belegenen Hauses mit 553,90 abzog. Diesen Rechnungsmodus mißbilligte das Ober⸗Verwaltungsgericht, indem es die oben erwähnten Sätze aussprach und des weiteren ausführte: „Es mag dem Vorderrichter zugegeben werden, daß die Fassung des § 16 der Kreisordnung in der beregten Richtung keine glückliche ist. Indessen bestehen schon seit langer Zeit in der Judikatur keine Zweifel dar⸗ über, daß die fragliche Vorschrift in dem deargelegten Sinne zu verstehen und zu handhaben ist, wie denn au

die Gesetzgebung auf dem verwandten Gebiet der Gemeindebesteuerung kein Bedenken getragen hat, das solchergestalt klargelegte Prinzip des § 16 der Kreisordnung zu rezipteren 49 des Kommunalabgabenges. v. 14. Juli 1893). Nach diesem Grundsatz beträgt die Jahressteuer des

Klägers nicht, wie der Vorderrichter annimmt, 8122” = 162 ℳ,

sondern 166,02 Denn nach der Proportion 19 020,90: 553,90 = 171: X beträgt X 4,98 ℳ, mithin die reduzierte Kreissteuer (171 4,98 =) 166,02 Aus diesem Grunde war die Vorentscheidung wegen Verletzung des bestehenden Rechts aufzuheben.“ (II. 601.)

Statistik und Volkswirthschaft.

Ueber die Hebung des Gerstenbaues in Deutschland. 1 In den beiden letzten Heften der Conrad'schen Jahrbücher für

letzten Taßs weder an der Grenze noch sonst irgendwo in dem strikte sich n Zwischenfall ereignet habe. Im ganzen 8 8

ationalökonomie und Statistik (dritte Folge, Band XII, Heft 1

zwischen

herausgegeben im Reichsamt des Innern, vom 14. August, hat folgen

mahnt ein mit sehr reichlichem statistischen Material versehener

100) 9- W. May über „Die Eeehlen.⸗ und Lage der

6 Gerstenkultur und des deutschen Außenhandels

in Gerste und Malz während der Jahre 1881—1895“ auf

das eindringlichste die deutschen Landwirthe zu quantitativ und amentlich qualitatip erhöhtem Gerstenbau.

8 Der Verfasser knüpft an die Thatsache an, daß „der Umsatz

Landwirthschaft und Brauerei, also nur der Rohstoffe, die

Landwirthschaft in die Brauerei gelangen, und der Abfallstoffe,

aus der ünger wieder dahin zurückkehren, sich im Deutschen

tter oder die als Fn 300 000 000 beläuft“. Leider entfalle dieser Umsatz

Reic, auf ghe auf die ausländische Landwirthschaft, weil namentlich die in Deutschland erzeugte Gerste, jährlich etwa 22 Millionen Dovppelzentner, nur zur Hälfte für die Brauerei ver⸗ wendbar sei. Von den 16 Millionen Doppelzentnern „Brau⸗ gerste“, die in Deutschland gebraucht würden, müßten also 5 Millionen Doppelzentner aus dem Auslande bezogen werden. Diese Thatsache und die daran geknüpfte Erwägung, daß sich bier der deutschen Landwirthschaft noch ein weites Feld biete, durch Verbesserung ihres Erzeugnisses das ausländische entbehrlich zu machen, habe in neuester Zeit berufene Kreise veranlaßt, besonders auf eine

ebung des Gerstenbaues nach der qualitativen Seite hin in denjenigen Heöhtezen Deutschlands Bedacht zu nehmen, wo die Gewinnung brauch⸗ barer Braugerste bisher mehr oder weniger vernachlässigt worden sei. Darauf ziele namentlich das Streben des Vereins „Versuchs⸗ und Lehranstalt für Brauereien in Berlin“ durch die alljährlich in Berlin veranstalteten Ausstellungen hin, wie ja auch schon im preußischen Landes⸗Oekonomie⸗Kollegium 1888 angeregt worden sei, bei einer Hebung der deutschen Getreidekultur speziell der Hebung des Braugerstenbaues erhöhte Aufmerksamkeit zuzuwenden. Die von dem enannten Verein ins Leben gerufene deutsche Gerstenkulturstation abe bereits durch das Resultat ihrer Arbeiten dargethan, „daß die kulturtechnische Möglichkeit zur Hebung und Erweite⸗ rung des deutschen Gerstenhaues speziell in der Richtung auf Braugerste vorhanden ist“.

Ins Gewicht fällt für dieses Verlangen wie der Verfasser mit

Recht wiederholt hervorhebt schon der Umstand, daß es sich aner⸗ kanntermaßen bei dem Absatz von Braugerste für die deutsche Landwirthschaft um ein Bodenerzeugniß handelt, welches im satz zu den anderen Massenprodukten der Landwirthschaft den außer⸗ ordentlichen Vortheil aufweist, daß es bezüglich seiner Preis⸗ gestaltung nahezu unabhängig ist von den schwer übersehbaren und häufig wechselnden Konjunkturen des Weltmarktes“. Gerste, namentlich aber „Braugerste“, nehme, so sagt der Verfasser, in der Preisgestaltung eine „eigene, autonome“ Stellung ein. Sie sei höher bewerthet als alle anderen Massenprodukte der Landwirthschaft; der Markt notiere Braugerste duchschnittlich 40, manchmal 80 höher als Roggen, und „auch nicht annähernd sei die Gerste solchen durch inter⸗ nationale Zoll-, Währungs⸗, Valutaverhältnisse, Terminspekulationen ꝛc. bewirkten Preisfluktuationen ausgesetzt, wie Weizen und Roggen.“

Auch das macht der Verfasser für die Hebung des Gerstenbaues,

und zwar gegenüber dem Zuckerrübenbau geltend, daß die deutsche Gerste ihren Absatz zum größten Theil zu ganz bestimmten Zeiten im eigenen Lande finde, und zwar bei einer Industrie, die sich ihrerseits wieder auf den Massenkonsum des eigenen Volks gründe. Dieser Faktor sichere so meint der Verfasser der Gerstenproduktion eine nicht hoch genug anzuschlagende Stabilität und mache sie zu⸗ leich vom Auslande gänzlich unabhängig, während bei der Zuckerindustrie und Spiritusbrennerei die jeweiligen Chancen des Erports die Produktion der dazu erforderlichen landwirthschaftlichen Rohprodukte verhängnißvoll beeinflussen.

In dem Jahrzehnt 1885 bis 1894 hat sich nun die deutsche Einfuhr von Gerste auf 777,6 Millionen Mark, d. h. auf fast 25 % der gesammten deutschen Getreideeinfuhr, belaufen. Dazu kommt für den gleichen Zeitraum eine Malzeinfuhr im Werthe von 164,6 Millionen Mark, sodaß einschließlich des in diesen Zahlen nicht mitgerechneten Imports der Freihafengebiete von Hamburg und Bremen, nahezu eine Milliarde Mark als Werth der Einfuhr von Gerste und Malz sich ergiebt, welchem die Ausfuhr nur mit dem Werthe von zusammen 41,1 Millionen Mark gegenübersteht.

Nachstehende Zahlen geben ein Bild der Entwickelung des keedere und der Kultur von Gerste in Deutschland eit 1886.

Ernte

in Deutschland Doppel⸗Ztr.

Anbau⸗ fläche ha.

Ausfuhr Doppel⸗ Ztr.

Erntejahr

(Juli⸗ Juni)

1885/86 1886/87 1887/88 1888/89 1889/90 1890/91 1891/92 1892/93 1893/94 1894/95 1885/94 1885/89

Kalender⸗ Jahr

Einfuhr Dovppel⸗ Ztr.

3 538 956 5 115 256 4 439 360 6 514 554 7 352 921 7 255 193 5 832 966 8 517 404 10 974 970 9 290 087 68 831 667 26 961 047

1 739 524 1 731 449 1 731 120 1 723 115 1 664 188 1 806 695 1 806 694 1 690 096 1 627 133 1 628 058 17 148 102

22 648 290 23 372 060 22 055 040 22 605 900 19 384 190 22 834 320 25 173 740 24 207 360 19 469 440 24 329 130 226 079 470 110 065 480 8 589 426 1891/95 41 870 620% y887 875] 1890/94] 116 013 990 8 558 676

Indem wir bezüglich des übrigen, sehr umfangreichen und erschöpfenden statistischen Zahlenwerks auf das Studium unserer Quelle selbst verweisen müssen, folgen wir dem Verfasser in nach⸗ stehendem noch in einigen seiner wesentlichsten Ausführungen. 8

Wenngleich zur Zeit, schreibt er u. a., nur etwa die Hälfte der deutschen Gerstenproduktion als „Braugerste“ Verwendung findet, so habe diese doch bereits einen Werth von rund 170 000 000 jährlich. Dazu komme die jährliche Einfuhr an Braugerste im Werth von etwa 80 000 000 und die Malzeinfuhr mit 17 000 000 ℳ, das seien etwa 268 000 000 ℳ, während vergleichsweise der „Zuckerexport“ des Deutschen Reichs ch nur auf 209 200 000 bewerthete. Das schon, meint der Verfasser, lasse die hohe Bedeutung der Brauindustrie für die deutsche Landwirthschaft erkennen. Noch mehr springe aber diese Bedeutung in die Augen, wenn man vergegenwärtige, daß die deutsche Rübenzuckerindustrie in dem Jahrzehnt 1885/86 bis 1894,95 etwa rund 950 Millionen Doppelzentner Zucker⸗ rüben im Werthe von rund 1 900 000 000 verarbeitet habe, während der Verbrauch der deutschen Brauereien an Gerste und Malz also ohne Hopfen, Weizen ꝛc. einen Werth von mindestens 2 400 000 000 repräsentiert habe. „Thatsächlich; 8 bemerkt der Verfasser wörtlich „ist also der Konsum landwirthschaftlicher Erzeugnisse auf Seiten der deutschen Brauerei ein viel bedeutenderer als auf Seiten der deutschen Zuckerindustrie: ein Moment, das bisher wenig oder garnicht berücksichtigt worden ist.“

Die Mahnung zu eneegsscher Hebung des deutschen Gerstenbaues glaubt der Verfasser noch besonders durch einen Hinweis auf die voraussichtliche Entwickelung der Verhältnisse in der Zukunft unter⸗

lit salsten atet sich pieser Himnzes auf die vabzschellih Zunã richtet si eser Hinweis auf die wahrscheinliche Steigerung des Bierkonsums in Deutschland. Nicht nur p len Bayern, sondern auch gegen Baden und Württemberg tehe Norddeutschland noch erheblich in Bezug auf den ierkonsum zurück, zeige aber eine stark steigende Entwicke⸗ ung. Es unterliege keinem Zweifel, daß die norddeutsche Bier⸗ brauerei noch einer „außerordentllchen Entwickelung fähig“ sei, wenn man auch das Erreichen des bayerischen Bierkonsums nicht erwarten dürfe. Sowohl die Vermehrung der Bevölkerung wie die steigende Kaufkraft der weniger bemittelten Masse des Volks weise darauf hin. Falls sich, was nicht ausgeschlossen sei, der Bierkonsum in einigen

580 803 207 476 232 454 221 635 64 251 38 992 82 350 82 349 194 047 490 137 2 194 494 1 306 619

1886 1887 1888 1889 1890 1891 1892 1893 1894 1895 1886/95 1886/90

Jahrzehnten verdoppele, so würde der Werthaustausch zwischen der deutschen Landwirthschaft und der deutschen Bierbrauerei sich vielleicht auf jährlich 500 bis 600 000 000 steigern.

Sollte aber die deutsche Landwirthschaft sich diese Aussichten zu nutze zu machen verabsäumen, so ist nach des Verfassers Ansicht die dringende Gefahr vorhanden, daß das Ausland den Vor⸗ theil davon zög e, namentlich durch die Zufuhr billigerer Rohprodukte, wie dies vorzubereiten Amerika bezüglich des Mais bereits alle An⸗ strengungen mache. Dieser Gefahr könne aber vorgebeugt werden, wenn die deutschen Landwirthe energisch an die Hebung der Gersten⸗ kultur herangingen.

„Die klimatischen und Bodenverhältnisse großer Landstriche des Deutschen Reichs“⸗ sagt der Verfasser unter anderem am Ende seiner Ausführungen „ermöglichen ja auch die Produktion vor⸗ züglicher Gerstenqualitäten, und andererseits sichert die Verbesserung der Gerstenqualität dem Landwirth auch eine entsprechende Preis⸗ steigerung seines Produkts, weil Braugerste eben wegen der bedeutenden Unterschiede in der Qualität nur effektiv auf Muster (also nich „Usancewaare“) gehandelt werden kann.“

8 Zur Arbeiterbewegung. Aus Leipzig wird dem „Vorwärts“ berichtet, daß die Zimmerleute der dortigen Firma Wenk u. Co,, soweit sie auf dem Areal der nächstjährigen säch ezezertngites Gewerbe⸗Aus⸗ stellung thätig waren, die Arbeit niedergelegt haben; sie fordern Er⸗ höhung des Stundenlohnes von 45 auf 50 ₰. ier in Berlin fand, Zeitungsmeldungen zufolge, am Sonntag eine Besprechung der Buchbinder und Berufsgenossen statt, welche die Vorbereitungen für eine allgemeine Lohnbewegung zum Gegenstande hatte. Von den Vertretern von Hamburg, Brandenburg und Leipzig wurde ein einmüthiges Vorgehen mit den Berlinern in Aussicht gestellt. Die Dresdener werden sich auf die Verweigerung der Arbeit für ge⸗ sperrte Firmen beschränken. In einer Erklärung wurden die Vor⸗ schläge des Verbandsvorstandes als Grundlage der Bewegung an⸗ genommen. Die Berliner Drechsler aller Arbeitszweige waren am Montag versammelt, um, wie die Berliner „Volks⸗Ztg.“ be⸗ richtet, zu der von einigen Gruppen unternommenen Lohn⸗ bewegung Stellung zu nehmen. Die Baudrechsler wollten bereits am nächsten Sonnabend ihre Forderungen geltend machen, um dann am 24. d. M. in den Ausstand einzutreten. Sie waren der Ansicht, daß ein späterer Beginn des Ausstandes diesen aussichtslos mache, und wollen deshalb auch ohne Unterstützung des Holzarbeiter⸗ verbandes und der übrigen Drechsler allein vorgehen. Hiergegen sprachen die Redner aus der Möbel⸗ und Galanteriebranche. Es wurde mitgetheilt, daß zum nächsten Montag eine Versammlung der Kleinmeister einberufen werden solle, um diese für die Bewegung der Gehilfen zu gewinnen. Hierauf soll dann in einer Vertrauens⸗ männersitzung über den Termin der Verkündigung des Ausstandes be⸗ rathen werden. Spätestens Ende August könne endgültig Beschluß gefaßt werden. Die Forderungen: 52 stündige Arbeitszeit und 21 Mindestlohn wurden enehmigt. Die „Schoßarbeiter“ unter den Schuhmachern der Friedrichstadt hielten am Montag eine Versammlung ab, um Stellung zu den Arbeiterentlassungen zu nehmen. Die Versammlung kam zu dem Beschluß, daß die augenblickliche Geschäftslage einen neuen Ausstand nicht räthlich erscheinen lasse, daß jedoch im ber mit Einzelausständen vorgegangen werden solle. Aus Wien berichtet die „Presse“: Nach mehr als sechswöchiger Dauer ist am Montag der Ausstand der Wagnergehilfen zum Abschluß gelangt. on den ursprünglich ausständigen etwa 300 Gehilfen sind dem größten Theil etwa 200 Gehilfen in 45 Werk⸗ stätten die gestellten Forderungen bewilligt worden, während eine Anzahl von Gehilfen auswärts Arbeit erhielt und dem⸗ zufolge Wien verließ. In einer Versammlung der Vertrauensmänner wurde erklärt, daß die noch im Ausstand befindlichen Gehilfen zwar zum Ausharren entschlossen seien, daß es jedoch mit Rücksicht auf ihre geringe Zahl sich empfehle, den Lohnkampf zu beenden. Dieser Vorschlag wurde genehmigt. (Vgl. Nrn. 159 u. flgde. d. Bl.)

Kunst und Wissenschaft.

In der neuesten Nummer des Limesblattes berichtet der Strecken⸗ kommissar der Reichs⸗Limeskommission, Proofessor Wolff aus Frankfurt a. M., über die in letzter Zeit IücteFeegn Nach⸗ forschungen über die Ausdehnung des römischen traßen⸗ netzes in der Umgebung der Stadt Frankfurt. Es wurden danach die am Taunus entlang ziehenden, sowie die in das Ge⸗ birge führenden Straßen weiter untersucht und der Lauf der rechtsmainischen Straßen im Einzelnen näher festgestellt. Immer klarer tritt die Bedeutung hervor, welche die Position von Frankfurt mit ihrem Mainü erzanße auch in römischer Zeit gehabt hat, und zwar, wie die in diesem Jahre unternommenen Aus⸗ grabungen in der Altstadt Frankfurt bestätigt haben, nicht nur für die Occupation des Maingebiets, sondern auch während der ganzen Zeit der römischen Herrschaft im rechtsrheinischen Ger⸗ manien. Dem entsprechend läßt sich auch bereits erkennen, daß, wie Heddernheim, Höchst, Okarben und Friedberg, so auch Frankfurt das Ziel einer ganzen Reihe konvergierender Straßen bildete. Ab⸗ gesehen von der den Main 8. und der oben erwähnten, von der unteren Nidda über Bergen führenden Straße, ist eine Verbindung mit Vilbel und eine solche mit der römischen Stadt bei Heddernheim nachgewiesen und eine dritte, die in der Nähe von Bonames die Nidda überschritt, in hohem Grade wahrscheinlich ge⸗ macht. Durch ältere und neuere Funde wird endlich eine Straßen⸗ linie markiert, die von der römischen Station in der Rich⸗ tung des Kettenhofwegs südlich an Bockenheim vorüberzog und bei Rödelheim die Nidda überschritt, um dann in stumpfem Winkel sich nordwestlich dem Taunus zuzuwenden. In den Gemarkungen Rödelheim, Eschborn, Oberhöchstadt, Schönberg und Cronberg ist sie durch Mauerfundamente und alte Wegabschnitte, die in gerader Linie sich aneinander reihen, bezeichnet. Nördlich vom Schlosse Friedrichshof fehlen noch deutliche Spuren; es ist aber keinem Zweifel unterworfen, daß die Straße identisch ist mit der vom Pflasterweg beim Fuchstanz abbiegenden alten Steinstraße, welche den Altkönig auf der westlichen Seite umgeht.

Die Sonnenfinsterniß wurde, wie dem „W. T. B.“ aus Hammerfest gemeldet wird, bei klarstem Himmel in Kautokeino

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(Finmarken) von dem Engländer Butler beobachtet.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Ernteaussichten in Rußland.

Ueber den Saatenstand in Rußland zu Ende vorigen Monats liegen uns folgende Nachrichten vor:

In Kur⸗ und Livland ist der Stand der Rosgenfelhes mit wenigen Ausnahmen ein günstiger, weniger befriedigend der der Weizenfelder. Die schon dur die Kälte stark beschädigten Kleefelder haben durch die Dürre im Sommer noch mehr gelitten, sodaß im allgemeinen ein recht be⸗ deutender Ausfall erwartet wird. Wiesenheu dagegen bietet eine un⸗ gewöhnlich reiche Ernte dar. Die Sommersaaten haben durch die Kälte und spätere Dürre gleichfalls sehr gelitten. Für Gerste wird kaum auf eine Mittelernte gerechnet.

In Polen sind die Ernteaussichten für Roggen, Weizen und Kartoffeln andauernd günstig. Die Zuckerrüben sollen sich weniger entwickelt haben. Die Heu⸗ und Klee⸗Ernte ist befriedigend aus⸗ efallen. 8 8 aef In den Südwestprovinzen hat die Qualität des Winter⸗ etreides durch die seit Ende Juni eingetretenen häufigen tarken Niederschläge und Stürme gelitten, „qualitativ erwartet man jedoch eine Mittel⸗, und in einigen Theilen sogar eine gute Mittelernte. Auf den Sommerweizen und Hafer hat die feuchte Witterung günstig eingewirkt, nachtheilig dagegen auf

Gerste, Raps und Rübsen. Die vor kurze

bietet kaum Fubchet auf eine geringe Mittelernte. Dagegen steht Leinsaat fast überall vorzüglich. 1

In dem auf dem Festlande gelegenen Theile des Taurischen Gouvernements ist der Stand der Wintersaaten des Roggens und des Weizens als unter mittel zu bezeichnen. Das Sommergetreide ist völlig befriedigend, zum theil gut. Im Fekaterinoslaw'schen Gouvernement dürfte das Wintergetreide kaum eine mittlere Ernte ergeben, dagegen kann der Stand der Sommersaaten als über mittel bezeichnet werden.

Besonders ungleich sind die Erneanssichten im Cherson'schen Gouvernement: in manchen Theilen ist eine völlige Mißernte zu erwarten, während die Felder an anderen Stellen ganz gut stehen. Der Durchschnitt ist unter mittel. In Bessarabien wird nur in wenigen Kreisen ein günstiges Ernteergebniß erwartet.

In Kaukasien erwartet man im Gouvernement Eriwan und im Daghestangebiet eine gute, im Gouvernement Kutais eine schlechte Ernte und in den übrigen Gegenden im allgemeinen eine Mittelernte.

In Finland verspricht man sich im Durchschnitt Ee gute M

ernte für Roggen, Weizen, Gerste und Hafer.

„Aus Trier wird berichtet: Die Weinberge zeigen bis jetzt einen außergewöhnlich guten Stand. Der Heuwurm, welcher in einzelnen Weinbergsgemarkungen beobachtet wurde, wird von den Winzern fleißig bekämpft, und der durch die häufigen Gewitterbildungen mit nachfolgender Schwüle gesteigerten Gefahr eines starken Auf⸗ tretens der Blattfallkrankheit hat man in ausgedehntem Maße durch rechtzeitiges Bespritzen der Reben, mit der bekannten Kupfervitriol⸗ Lösung erfolgreich vorzubeugen gesucht. Die Traubenbläthe nahm einen raschen und, was für die Güte des Wachsthums sehr in die Waagschale fällt, gleichmäßigen Verlauf. Sie hat sich auch unter günstigen Witterungsverhältnissen vollzogen, sodaß in Bezug auf Menge schon jetzt eine reiche Ernte angenommen werden kann, welche bei der vorgeschrittenen Entwickelung der Trauben auch in Bezug auf Güte eine hervorragende zu werden verspricht, wofern die Witterung eine günstige bleibt.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Der Gesundheitsstand in Berlin blieb auch in der Woche vom 2. bis 8. August ein günstiger, und auch die Sterblichkeit zeigte eine Abnahme der Sterblichkeitsziffer von 24,0 der Vorwoche auf 22,6 pro Mille und Jahr. Auch in dieser Woche blieben akute Darm⸗ krankheiten unter den Todesursachen vorherrschend, obwohl die Zahl der Todesfälle an diesen Krankheitsformen von 295 der Vor⸗ woche auf 262 herabging. Das größte Kontingent hierzu stellten der östliche Theil der jenseitigen Luisenstadt, das Stralauer Viertel, die Rosenthaler und Oranienburger Vorstadt und der Wedding, während in der Friedrichstadt, Dorotheenstadt und in der Tempelhofer Vorstadt nur verein⸗ zelte Todesfälle mitgetheilt wurden. Fast ausschließlich standen die an diesen Krankheiten Gestorbenen im Alter von unter 2 Jahren. Die Theil⸗ nahme des Säuglingsalters an der Sterblichkeit war eine geringere als in der Vorwoche; von je 10 000 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, 124 Säuglinge. Akute Entzündungen der Athmungs⸗ organe blieben in mäßiger Zahl; auch kam 1 Todesfall infolge von Grippe zur Mittheilung. Von den Infektions⸗ krankheiten kamen rkrankungen an Typhus, Masern und Diphtherie in wenig gegen die Vorwoche geänderter Zahl zur Anzeige. Eine größere Steigerung erfuhren nur Er⸗ krankungen an Scharlach, die besonders aus dem Stralauer Viertel und der Rosenthaler Vorstadt in größerer Zahl zur Meldung kamen. Erkrankungen an Kindbettfieber wurden 3 bekannt; auch eine weitere Erkrankung an Genickstarre kam zur Kenntniß. Erkrankungen an Keuchhusten, die in 9 Fällen tödtlich endeten, blieben zahlreich, während rosenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut seltener zur Beobachtung kamen. Seltener traten auch akute Gelenkrheumatis⸗ men zu Tage, rheumatische Beschwerden der Muskeln zeigten jedoch im

Vergleich zur Vorwoche keine wesentliche Veränderuug.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 18. d. M. gestellt 12 405, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 18. d. M. gestellt 4950, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.

Dem „Verein der Brauereien Berlins und der Umgegend“ sind durch Allerhöchste Kabinetsordre vom 12. Juli d. J. die Rechte einer juristischen Person verliehen worden. Der Verein pflegt besonders die heiee.. technisch⸗wirthschaftliche Förderung des Braugewerbes, sowie die Unterstützung in Noth ge⸗ rathener Gewerbskollegen und Arbeiter, für welche Zwecke von ihm in den letzten Jahren erhebliche Mittel aufgewendet worden sind; auch unterhält der Verein einen eigenen Arbeitsnachweis für das ge⸗ sammte Brauereienpersonal.

In der gestrigen Generalversammlung der Königsberg⸗ Cranzer Eisenbahn⸗Gesellschaft wurde unter einstimmiger Genehmigung der Tagesordnung beschlossen, eine Dividende von ghere (gegen 6 ½ % im Vorjahre) für das letzte Geschäftsjahr zu ver⸗

eilen.

Nach dem Abschluß der Märkischen Maschinenbau⸗ anstalt vorm. Kamp u. Ko. Wetter a. Ruhr vom 30. Juni d. J. beträgt der Bruttogewinn mit Einschluß des Vortrags von 34960 aus dem Vorjahr 253 365 ℳ, von welchem für Abschrei⸗ bungen 65 528 verwendet werden sollen und 187 837 als Netto⸗ zur Verfügung bleiben. Hiervon sind für den Reservefonds und für Tantième zusammen 15 287 abzusetzen. Der Aufsichtsrath empfiehlt der zum 10 Oktober d. J. zu berufenden Generalversamm⸗ lung der Aktionäre 150 000 als 7 ½ % ige Dividende zu vertheilen und 22 549 auf neue Rechnung vorzutragen.

Dem Aufsichtsrath des Annener Gußstahlwerks, Aktien⸗ Gesellschaft, wurde von der Direktion die Bilanz und die Gewinn⸗ und Verlustrechnung vom 30. Juni d. J. vorgelegt. Nach Abzug der Gewinnantheile stellt sich der Reingewinn 888 81 400 gegen 14 635 Betriebsverlust im voraufgegangenen Geschäftsjahre. Der Aufsichtsrath schlägt vor 42 675 zu Abschreibungen zu verwenden vund nach Abzug von 2100 für den Aufsichtsrath aus restlichen 31 190 2 % Dividende mit 21 500 zu vertheilen, während rest⸗ liche 15 190 dem Reservefonds zugewiesen werden sollen.

Königsberg, 18. August. (W. T. B.) Getreidemarkt. Weizen unverändert. Roggen fest, pr. 2000 Pfd. Zollgewicht 102. Gerste ruhig, Hafer träge, do. loko pr. 2000 Pfd. Zollgewicht 118. Weiße Erbsen pr. 2000 Pfd. Zollgewicht 106,00. Spiritus pr. 100 Liter 100 % loko 33,80, do. pr. August 33,50, do. pr. Sept.

Danzig, 18. August. (W. T. B.) Getreidemarkt. Weizen loko fest, Umsatz 100 t, do. inländ. hochbunt und weiß 139, do. inländ. hellbunt 135, do. Transit hochbunt und weiß 105, do. hellbunt 101, do. Termin zu freiem Verkehr pr. Sept.⸗Okt. 135,00, do. Transit pr. Sept.⸗Okt. 101,00, eeh zum freien Verkehr 137. Roggen loko fest, inländischer 100, do. russischer und polnischer zum Transit 65, do. Termin pr. Sept.⸗Okt. 102,00, do. Termin Transit pr. Sept.⸗Okt. 69,50, do. Regu⸗ lierungspreis zum freien Verkehr 101. Gerste, große (660 700 Gramm) 114. Gerste, kleine (625 660 Gramm) 105,00. Hafer, inländischer 115,00. Erbsen, inländische 110,00. Spiritus loko kontingentiert 53,00, nicht kontingentiert 33,00. .

Stettin, 18. August. (W. T. B.) Getreidemarkt. Weizen fest, loko 139 141, per September⸗Oktober 141,00, per Oktober⸗ November —. Roggen fest, loko 109—112, pr. Sept.⸗Oktober 112,00, per Oktober⸗November 113,00. Pommerscher Hafer loko

begonnene Dolterernte

8111“

120 128. Rüböl loko unverände t, per August 46,70, per Se tember⸗