Rußland.
Der Kaiser und die Kaiserin trafen gestern Nachmiitag von Peterhof in St. Petersburg ein, begaben sich nach der ““ und verrichteten daselbst am Grabe
aiser Alexander’'s III. ein Gebet. Nach dem Besuch der Kathedrale fuhren der Kaiser und die Kaiserin nach der neuen Werft der dmiralität, wo das neue Panzerschiff „Syssoi ausgerüstet wird. r⸗ Majestäten wurden von dem Großadmiral Groß⸗ ürsten Alexis, dem Admiral Avellan und dem Marine⸗ Minister, Admiral Tyrtow empfangen. Nach der Besichti⸗ gung begaben sich Ihre Majestäten auf der Nacht „Alexandria“ nach Peterhof zurück.
Wie die „Peterburgskia Wiedomosti“ melden, wirdl das russische Herbst⸗Geschwader unter dem Kommando des Admirals Alexejew, aus einem Panzer, sechs Kreuzern 1. Klasse, zwei Kreuzern 2. Klasse, zwei Torpedokreuzern. sechs Hochsee⸗Kanonenbooten und sieben Torpedobooten zusammengesetzt sein.
Italien.
Anläßlich der Verlobung des Kronprinzen von Italien mit der Prinzessin Helene von Montenegro sind dem König, der Königin und dem Kronprinzen zahlreiche telegraphische, in herzlichen Ausdrücken gehaltene Glückwünsche zugegangen. ö“
Die „Tribuna“ sheilt mit, daß der Kardinal Vincenzo Vannutelli vorgestern eine Unterredung mit Leontiew gehabt und nach derselben sich in die Congregatio de pro- paganda fide und darauf zu dem Papst begeben habe.
Spanien.
Im Senat ist die Vorlage, betreffend die Eisenbahn⸗ Subventionen, noch nicht zur Verhandlung gekommen. Die Correspondencia de Espasta“ meint, daß die Lage unverändert fei. Die Obstruktion dauere fort.
In der Deputirtenkammer forderte gestern ein
karlistischer Deputirter die Regierung auf, Maßregeln zu er⸗ greifen, um die der spanischen Flagge in Key West zugefügte Beleidigung (s. unter „Amerika“) zu rächen. Der Minister des Innern lehnte es ab, hierauf zu antworten. — Wie die Corr. de Espana“ mittheilt, werde die Regierung den Vereinigten Staaten von Amerika eine Beschwerde zugehen lassen, sobald die der spanischen Flagge in Key West angeblich angethane Beschimpfung offiziell bestätigt sei. Dieselbe “ giebt bekannt, daß sich die italienischen Gerichte in Sachen des Besitzrechts an dem in Genua ge⸗ bauten Kreuzer „Garibaldi“ gegen Argentinien ausge⸗ sprochen hätten. Spanien werde dieses Schiff kaufen und omit im Jahre 1897 über 14 Panzerschiffe verfügen.
In Barcelona sind gestern noch weitere Verhaftungen vorgenommen worden. Wie dem „W. T. B.“ zufolge daselbst verlautet, sollen die Verhafteten, die sämmtlich zu den republikanischen Föderalisten gehören, wieder auf freien Fuß gesetzt werden, sobald die nach Cuba bestimmten Truppen eingeschifft sind. — Dasselbe Bureau meldet ferner: Als die Musik gestern auf dem Paseo de Gracia in Barcelona spielte und daselbst starker Verkehr herrschte, explodierte unter einer Bank eine Petarde. Obgleich kein Unglück vor⸗ ekommen ist, entstand doch eine große Aufregung. Man legt enen wischenfall keine Bedeutung bei.
ie Militärbehörden überwachen neuerdings die Agitationen der Freibeuter unter den Soldaten und beabsichtigen, diese Agitationen energisch zu unterdrücken.
Die täglichen Ausgaben für Cuba werden, wie dem W. T. B.“ aus Madrid mitgetheilt wird, auf 1 500 000 8 Während der Manöver der Artillerie in Cara⸗ banchel, in der Nähe von Madrid, stürzte eine Brücke ein. Eine Kanone siel in die Tiefe; ein Soldat wurde getödtet, vier Soldaten wurden verwundet.
Türkei. Dem „Wiener K. K. Telegraphen⸗Korrespondenz⸗Bureau“ ufolge ist in Konstantinopel das Gerücht verbreitet, die orte beabsichtige, den früheren armenischen Patriarchen smirlian nach Tripolis zu verbannen. In armenischen reisen herrsche deshalb große Erregung. — Dem „Daily Chronicle“ wird es in einem Telegramm aus Konstantinopel bereits als Thatsache gemeldet, daß der Sultan die Ver⸗ bannung Ismirlian'’s beschlossen habe.
Nach Belgrad gelangten Nachrichten zufolge ist der tür⸗ kische Konsul in Vranja (Serbien) auf einem Spazier⸗ gange nach Presevo, zwei Stunden von Vranja entfernt, auf türkischem Gebiet durch Arnauten, welche ihn für den Kai⸗ makam von Presevo hielten, getödtet worden.
Aus Epirus wird der in Athen erscheinenden „Asty“ berichtet, daß am 16. d. M. 60 Personen, meist Frauen und Kinder, in Kozani von Koniars, die von kürzlich aus⸗
ehobenen vcbanefischen Irregulären und Baschi⸗Bozuks unter⸗ tützt wurden, niedergemetzelt und viele andere Personen mißhandelt worden seien.
Zur Lage auf Kreta theilt heute die „Agence Havas“ mit, der General⸗Gouverneur Fürst Berowitsch habe bei der Nationalversammlung eine Verlängerung der Session be⸗ antragt, damit die Deputirten in der Lage wären, über ihnen noch vorzulegende wichtige Fragen zu berathen. Die Depu⸗ tirten schienen geneigt, hierauf einzugehen.
1“ Griechenland. Die griechische Regierung läßt, wie die „Agence Havas“ aus Athen meldet, die Grenzbewachung bei Arta verstärken. An der Grenze von Epirus seien zwischen den griechischen und türkischen Posten Flintenschüsse gewechselt worden. Der Zwischenfall werde jedoch dank den abgegebenen Erklärungen keine Folgen haben. — Die Berichte der aus Epirus kommendenà — we. über die daselbst verübten Ausschreitungen der Redifs hätten in Athen große Erregung hervorgerufen. Bulgarien. 8 Wie „W. T. B.“ aus Sosia erfährt, ist das Demis⸗ sionsgesuch des Kabinets Stoiloff bereits abgelehnt. Die bisherigen Mitglieder verbleiben im Amte. Als Nach⸗ folger des Kriegs⸗Ministers Petrow wird der Oberst Papri⸗ koff genannt. Derselbe hat die St. Petersburger Militär⸗
mie absolviert.
Nach einer Depesche aus Key West bemächtigte sich gestern bei einer antispanischen Kundgebung ein Haufe einer Fahne und schleifte sie unter dem Beifall der Menge auf Erde mit sich fort. “
im Stillen Ozean,
Statistik und Volkswirthschaft. Kohlen⸗ und Salzgewinnung im Halleschen Ober⸗Bergamtsbezirk.
Im zweiten Vierteljahre 1896 wurde im Ober ⸗Bergamtsbezirk Halle der Steinkohlenbau auf 2 Werken wie 1895 betrieben. Die mittlere Belegschaft zählte 35 (1895 48) Mann, davon waren 19 (1895 33) eigentliche Bergarbeiter. Die neue Förderung betrug 1420 (1895 2156) t, und mit dem Bestand zu Anfang des Vierteljahres waren vorhanden 2621 (1895 2712) t. Der Absatz betrug 855 (1895 785) t, der eigene Bedarf ꝛc. 486 (1895 430) t, so daß Ende Juni Bestand blieb 1280 (1895 1497) t. Der Werth der verkauften Steinkohlen belief sich auf 6326 (1895 6361) ℳ, d. i. für die Tonne durchschnittlich 7,40 (19895 8,10) ℳ — Braunkohlen wurden 99 274 (1895 270) Werken ge⸗ wonnen, deren mittlere elegschaft 25 798 (1895 24 765) Mann betrug; davon waren 17 314 (1895 16 364) eigentliche Bergarbeiter. Die neue Förderung belief sich auf 4 351 477 (1895 3 916 610) t, und mit dem Bestand waren vorhanden 4 819 994 (1895 4 336 693) t. Der Absatz betrug 3 545 838 (180 3 171 572) t, der eigene Bedarf ꝛc. 899 09 (1895 804 388) t, sodaß Ende Juni ein Bestand blieb von 375 059 (1895 360 733) t. Der Werth der verkauften Braunkohlen betrug 7 955 514 (1895 7429 588) Mark, d. i. für die Tonne durchschnittlich 2,24 (1895 2,34) ℳ — Steinsalz wurde wie zur gleichen Zeit 1895 auf 5 Werken ge⸗ fördert, deren mittlere Belegschaft 454 (1895 885 Mann betrug; von diesen waren 301 (1895 354) eigentliche Bergarbeiter. Die neue Förderung betrug 58 483 (1895 65 685) t, und mit dem Bestand zu Anfang des Vierteljahrs waren vorhanden 60074 (1895 67 440) t. Der Absatz belief sich einschließlich der Deputate auf 40 486 (1895 54 202) t; zur Bereiturg anderer Produkte einschließlich des FinPases wurden 16 892 (11895 11 225) t verwendet, sodaß ein Bestand von 2695 — 2011) t blieb. — Kalisalz wurde wie 1895 auf 6 Werken gefördert, deren mittlere Belegschaft 3214 (1895 3477) Mann betrug, davon waren 2439 (1895 2714) eigentliche Bergarbeiter. Die neue CüeSee belief sich auf 181 257 (1895 205 443) t, und mit dem Anfangsbestand waren porhanden 185 216 (1895 2 116 663) t. Der Absatz belief sich auf 182 247 (1895 204 601) t. — Siedesalz wurde wie 1895 auf sechs Werken gewonnen; ihre mittlere Belegschaft betrug 669. (1895 662) Mann, davon waren 234 (1895 220) eigentliche Bergarbeiter. Die Förderung von Speisesalz belief sich auf 26 153 (1895 21 768) t, und mit dem Anfangsbestand waren vor⸗ handen 32 814 (1895 33 302) t. Der Absatz betrug 23 464 (1895 24 477) t; zur Bereitung anderer Produkte ꝛc. wurden verwendet 2163 (1895 2223) t. — An Vieh⸗ und Gewerbesalz wurden gefördert 2174 (1895 2234) t, und mit dem Anfangsbestand waren vorhanden 2410 (1895 2409) t. Der Absatz betrug 2168 (1895 2098) t.
Ueber die landwirthschaftlichen Verhältnisse in Elsaß⸗Lothringen.
Ueber die landwirthschaftlichen Verhältnisse in Elsaß⸗Lothringen liegt eine besonders beachtenswerthe, die Hauptfragen kurz zusammen⸗ fassende Schilderung in dem Bericht vor, welchen C. Lichtenberg⸗ Straßburg dem Verein für Sozialpolitik gelegentlich der Erbebungen über den Personalkredit des ländlichen Kleingrundbesitzes in Deutsch. land erstattet hat. Derselbe ist kürzlich in dem Werke „Der Per⸗ sonalkredit des ländlichen Kleingrundbesitzes in Deutschland. Berichte und Gutachten veröffentlicht vom Verein für Sozialpolitik. Erster Band. Süddeutschland (Schriften des Vereins für Sozial⸗ politik, LXXIII)“ veröffentlicht worden. Wir theilen daraus in Nachstehendem einiges auf die landwirthschaftlichen Verhältnisse im allgemeinen Bezügliche mit.
Im Elsaß ist der landwirthschaftlich benutzte Boden durchweg, wie der Berichterstatter sagt, in den Händen eines mittleren und kleinen Bauernstandes, „dem es unter gewöhnlichen Ver. hältnissen nicht allzu schwer fällt, sich wirthschaftlich zu behaupten.⸗ Die Rheinebene bietet günstige Gelegenheit zum Körnerbau und durch ergiebige Wiesen auch zur Viehzucht. Daneben finden sich in erheb⸗ . Umfange Handelsgewächse, namentlich Taback und Hopfen, neuerdings . etwas Zuckerrüben. Sehr bedeutend ist der Wein⸗ bau, dessen quantitativem Erträgniß nach Elsaß⸗Lothringen unter den weinbautreibenden Gebieten Deutschlands obenan steht. Auch der Obstbau hat sich erfreulich entwickelt. „Der landwirthschaftliche Be⸗ trieb beruht im wesentlichen noch auf der Dreifelderwirthschaft, die aber in der verschiedenartigsten Weise abgeändert ist. Die bäuerlichen Besitzungen in den beiden elsässischen Bezirken sind durchweg in den Händen der Eigenthümer, die selbst mit ihren 5 dem Hausgesinde und Tagelöhnern die Arbeit verrichten.
ie Tagelöhner sind selbst wieder meist im Besitz eines oder mehrerer Ackerstücke, zu deren Bearbeitung sie die Hilfe ihres Dienstherrn — namentlich mit Gespannen — in Anspruch nehmen.“ 8
Etwas anders liegen nach dem Bericht die Verhältnisse in Lothringen. Wenn man auch nicht von dem Ueberwiegen eines Großgrundbesitzes sprechen könne, so sei — meint der Berichterstatter — in diesem Beirk doch eine Reihe von Gütern vorhanden, welche über den Umfang eines mittleren Bauerngutes hinaus
ingen. Der Körnerbau herrsche vor, im Moselthal finde sich lebhafter
Weinbau. Die Bearbeitung des Ackers geschehe, des schweren Bodens wegen, meist mit Pferden. Wiesen seien verhältnißmäßig wenig vor⸗ handen. Die Dreifelderwirthschaft herrsche 6 mehr vor als im Elsaß bei nur theilweise bestellter Brache. Die kleineren Landwirthe bestellten zwar auch hier ihren Acker selbst, die größeren Güter aber seien meist verpachtet, und zwar in der Regel auf kurze Fristen und unter ungünstigen Bedingungen. Die Eigenthümer verzehrten die Pachterträge meist im Ausland.
An Nebenbeschäftigungen für die landwirtbschaft⸗ liche Bevölkerung in Eijaß Lothringen nennt der Bericht, außer der gelegentlichen Beschäftigung, namentlich weiblicher Familienglieder, in benachbarten Fabriken, die Arbeit in den Staats⸗ und Gemeinde⸗ waldungen, die Hausweberei im Gebirge, die Strohhutflechterei an der Saar und die allerdings geringe Korbflechterei in der Rheinebene.
Allmenden sehr viele Gemeinden, die entweder gegen Pacht oder unentgeltlich an die Einwohner auf Lebenszeit überlassen werden, wodurch die Existenzfähigkeit und Seßhaftigkeit der ländlichen Arbeiterbevölkerung nach des Berichterstatters Urtheil erbeblich befördert wird. Die Lage der landwirthschaftlichen Arbeiter sei im allgemeinen, wie der Bericht sagt, nicht schlecht, zum theil verhältnißmäßig besser, als die der kleinen Besitzer. Der Uebergang der landwirthschaftlichen in die industrielle Arbeit vollziehe sich in den Fabrikbezirken mit Leichtigkeit, und wie aus Bauernfamilien einzelne Mitglieder in die Fabrik zur Arbeit gingen, so besäßen auch viele Fabrikarbeiter kleine Parzeken Land, die sie mit ihren Familien bearbeiteten, so daß eine strenge Theilung zwischen den in der Landwirthschaft und in der Industrie beschäftigten Personen häufig nicht möglich sei.
Nach der Berufsstatistik vom 5. Juli 1882, deren Angaben, wie der Berichterstatter meint, auch heute noch ungefähr als richtig gelten können 8 Zahlen von 1895 liegen noch nicht vor), entfielen bei einer Gesammtbevölkerun
in Elsaß⸗ im Ober⸗ im Unter⸗ in
Lothringen Elsaß Elsaß Lotbringen
von 61 539 580 455 862 600 767 482 951 auf Landwirthschaft, Thierzucht und Gärtnerei . . . auf Forstwirthschaft,
Jagd undFischerei 17 903 4 906 7 990 4 907
Zusammen 645 703. 170076 278 035 197 492 „Unter Zugrundelegung der Angaben bei den Erbschaftssteuer⸗ erklärungen, welche sich seit 1891 auf alle Erbschaften erstrecken, berechnet der Berichterstatter das Gesammtvermögen in den wesentlich ländlichen Bezirken — d. h. mit Ausnahme der als wesentlich städtisch anzusehenden Bezirke der Erbschaftssteuer⸗
*
627 800 165 170 270 045 192 585
Einnehmereien Colmar, Diedenhofen, Gebweiler, Markiech, M
Mülhausen, Saargemünd, St. Amarin, Schiltigheim, Straßburz, Thann) — wie folgt: 8 Es sind in den vier Jahren 1891/94 jährlich angegeben worden durchschnittlichVermögen“ rund: 60 000 000 ℳ, „Ppothekg. rische Schulden“ rund: 2 500 000 ℳ, „sonstige Schulden“ rund: 4 400 000 ℳ Daraus ergiebt sich bei der Annahme, daß jeden Vermögen alle 30 Jahre einmal zum kommt: 3 Aktivvermögen. . . . . . 1 800 000 000 ℳ 8 Hypothekarische Schulden. 75 000 000 „ Sonstige Schulden . . 132 000 000 „ Reinvermögen . . . . . . 1 593 000 000 „
Die Verschuldung würde sich demnach nur auf etwa 12 des Gesammtvermögens stellen. Daß die „sonstigen Schulden“, d. h. der Personalkredit, in den landwirthschaftlichen Bezirken, und war noch mehr als in den städtischen, die h aö- Ver. Furbdehe an Umfang erheblich übertrifft, 8 ngt, wie der Bericht. erstatter sagt, „in der Hauptsache mit der Gesetzgebung über die Boden. belastung zusammen, in der sich gerade zur Zeit der Uebergang aus dem französischen Hypothekensystem in das deutsche (Grundbuchfosteus vollzieht, wobei Unsicherheiten und Schwierigkeiten nicht zu vermeiden sind, welche aber die Nutzbarmachung des Realkredits naturgemäß ver. ringern.“ Es dürfte dabei jedoch auch auf die ähnliche Erscheinung in Württemberg und Baden zu verweisen sein, wo die Kaufschillings. reste („Ziele“) zum großen Theil nicht hypothekarisch sichergestellt werden und deshalb die Ziffern des landwirthschaftlichen Personal⸗ kredits verhältnißmäßig sehr hohe sind.
Die gesammte landwirthschaftlich benutzte Flace betrug 1893 in Unter⸗Elsaß 292 259,52 hga (darunter für Weinberge und Handelsgewächse 22 862,60 ha), im Ober⸗Elsaß 214 016,70 ha (13 430,75 ha), in Lothringen 428 956,04 ha⸗ (7 607,23 ha), zu. sammen in Elsaß⸗Lothringen also 935 232,26 ha (43 900,58 ha. An Privatforsten treten dazu 90 060 ha und ertragloser Boden 250 ha. Es würden also den lande und forstwirthschaftlichen Privat⸗ betrieben zugehören rund 1 025 000 ha mit einem Schätzungswerth von 1000 ℳ durchschnittlich für das Hektar, mithin der land⸗ und . Besitz auf rund 1 Million Mark bewerthet werden önnen.
Ueber die Anb auverhältnisse im einzelnen geben folgende Zahlen für 1893 Auskunft:
Von der gesammten ö“ benutzten Fläche entfielen
auf im Unter⸗ im Ober⸗ in in Elsaß. Elsaß Elsaß Lothringen Lothringen Getreide u. Hülsen⸗ b
früchte. öb909DT b 49,90 43,39 Hackfrüchte u. Gemüse 17,43 14,04 12,99 Futterpflanzen. . 6,5 I0ooö 6,90 Haus⸗ u. Obstgärten 2,13 1,78 2,22 Ackerweide 0,45 “ 0,85 Ju* “ 5,75 1“ 19,57 Weiden u. Hutungen 2,83 9,6 3 3,64 Meben .. .. 3,51 Handelsgewächse . 0,77 0,8 1,18
Den Werth des Ernteertrages nach den Erträgen und der Preisen von 1892 berechnet der Bericht für Getreide, Hackfrüchte Wiesenheu und Grummet, Kleeheu und Stroh zusammen mit 207 165 000 ℳ, dazu den Ertrag an Hopfen mit 6 600 000, a⸗ Taback mit 1 090 000 und an Wein mit 34 000 000 ℳ, im Ganzer also mit 248 855 000 ℳ
Ueber den Viehstand liegen nachstehende Zahlen der Vieh⸗ zählung vom 1. Dezember 1892 vor. Es wurden gezählt Stück im Unter⸗ im Ober⸗ in in Elsaß⸗
Elsaß Elsa Lothringen Lothringen . 43 738 P86 137 327 . 204 195 60 918 487 243 . 114 433 91 622 370 405
24 742 h1 97 303
18 200 667670 82098
17 944 21 185 28 009
Pferde. Rindvieh Schweine Schafe Ziegen
Bienenstöcke 67 138
Den Gesammtwerth des Viehbestandes giebt der Bericht
mit 181 500 000 ℳ an. Was die Grundbesitzvertheilung anbelangt, so weißt Elsaß⸗Lothringen eine hochgradige Zerstückelung auf. „Dre Ursache dieser Zerstückelung“ — schreibt der Berichterstatter — „lieg darin, daß die Rechtsregel des Code civil, daß unter den Erben alles gleich und ohne Bevorzugung getheilt werden soll, völlig imr Rechtssitte geworden ist. Der Hauptnachtheil der übermäßigen Zerstückelung, die Unmöglichkeit der Erhaltung eines kräftigen, kredit würdigen Bauernstandes, tritt auch in Elsaß⸗Lothringen zu Tag Eine Abänderung des Erbrechts in bäuerliche Güter dürfte jedoch kaum durchführbar sein, was indeß nicht ausschließen würde, daß durt gesetzgeberische Maßregeln eine Verminderung der schlimmen Folge der Zerstückelung angebahnt werden könnte.“ Nach den Zahlen von 1880 waren vorhanden: im Unter⸗ im Ober⸗ in in Elsaß⸗ Elsaß Elsaß Lothringen Lothringer Grundbesitzer . 322 657 195 075 249 750 767 482 Parzellen . 2 656 613 1 740 233 3 088 851 485 287 jeder Grundbesitzer besaß durchschnitlich 1,50 ha 1,80 ha 2,50 ha 1,90 ha jede Parzelle hatte durchschnittlich die Größe von 0,18 ha 0,20 ha 0,20 ha 0,19 ha Ueber die Verschuldungsfrage theilt der Verfasser u. a. noc aus einem Bericht aus dem Unterelsaß Folgendes mit: D. Verschuldung nehme zu, wenngleich von einer allgemeinen Ver schuldung oder Kreditlosigkeit keine Rede sein könne. Der Benutzun, der Vorschußkassen stehe häufig entgegen, daß die erforderlichen Bürger nicht erreichbar, außerdem aber die Darlehnssucher der gewollte Geheimbaltung ihrer Lage nicht so sicher seien, als bei den privatme Geldleihern. Diese, bei weitem vorwiegend aufgesucht, gäbe⸗ Geld zu 4 ½ bis 5 %, verwickelten aber, indem sie die Lage zu ande⸗ weitigen Geschäften benutzten, die Leiher in ein für sie unentwirrbare Netz von Rechtsgeschäften und trieben sie schließlich von Haus unf Hof. Nach einer Denkschrift des landwirthschaftlichen Zentralveremn für Lothringen kann dort im allgemeinen von einer Ueberschuldung der Landwirthschaft nicht gesprochen werden. Nach annähernden Schätzung betrage die Verschuldung im Durchschnitt 12 % des Werths wechsele aber in den einzelnen Kantons von 7 —8 % bis auf mett als 20 %. Sie werde vielfach dadurch herbeigeführt, daß der kleine Besitzer oder Pächter von vorn herein theun gekauft oder gepachtet habe und ohne das erforderlich Betriebskapital wirthschafte. Ein anderer Bericht aus dem östlichen Lothringen sagt: „Der Krebsschaden, an dem die hiesigen Zuständz leiden, ist in dem Borgsystem zu suchen. Ez werden nicht blof Güter, sondern auch die zum Ackerbau nöthigen Geräthe, Vieh, Mo⸗ bilꝛargegenstände und die in kürzester Fris erhobenen Erzeugnisse des Ackerbaues, Klee, Heu u. s. w. auf Borg versteigert und zma⸗ mit 5 % Aufgeld und mit der Verbindlichkeit einer Ver zinsung von 5 % bei Nichtinnehaltung des Zahlungstermins. 82 den jungen, tüchtigen und sparsamen Anfänger liegt — allerdings die Möglichkeit vor, sich, wenn nicht Unf. eintreten, nach und nach empor zu arbeiten.
Allein für die meiften Landwirthe birgt dieses System doch die schwersten Gefahren in sich Die Bevölkerung sollte wenigstens diejenigen Gegenstände, welche 0. zum vorübergehenden Gebrauche dienen und sich verzehren, nur gehe baar kaufen oder jedenfalls sich bei ihrer Bezahlung der arisa Pünktlichkeit abSee. So lange dieser Gevanke nicht in mere und Blut übergegangen ist, wird auch die vollendetste Kreditorganisat ohne nennenswerthen Erfolg bleiben.“ 88 Was im besonderen die 87b grsapee Viehyperstel lungg verträge anbelangt, so hat das Gesetz vom 18. Juli 1890, mö bei Abschluß des Vertrags eine Abschätzung des einzustellenden fir durch zwei ehrenamtliche Schätzer vorzunehmen und dem Bürgermei
sind gut gelungen. Fsa an der sch
pathologischen
es Verstellungsorts Anzeige 9 erstatten ist, — wie der Verfasser sagt — zwar den Erfolg gehabt, daß die Viehverstellungsverträge in der früher üblichen Form seltener geworden sind, materiell sei aber eine Aenderung nicht eingetreten.
Zur Arbeiterbewegung. us Barmen wird dem „Vorwärts“ berichtet, daß bei der
Firma Opterbeck u. Ziegler 20 Formern wegen Lohnstreits gekün⸗
digt worden sei und darauf 7 Former und 10 Hilfsarbeiter selbst ge⸗ kündigt hätten.
Aus Leipzig wird der „Mgdb. Ztg.“ über den Ausstand der Zimmerleute auf dem Ausstellungsplatze (vgl. Nr. 197 d. Bl.) geschrieben: Die Ausständigen sind Gehilfen der Firma Holzmann u. Co., die das Haupt⸗Ausstellungsgebäude aufzuführen hat. Von 160 von der Firma beschäftigten Arbeitern haben etwa 120 die Arbeit eingestellt, und zwar, weil der Vertreter der Firma die Forderung der Arbeiter, den Stundenlohn von 45 auf 50 4 zu erhöhen, ab⸗ gelehnt hat. Dese⸗ hatte die Firma ihre Geneigtheit erklärt, be⸗ sonders tüchtigen Arbeitern und solchen, die schwerere Arbeiten zu verrichten haben, den Lohn zu erhöhen.
In Karlsruhe hat der „Frkf. Ztg.“ zufolge am letzten Montag wieder eine Brauereiarbeiter⸗Versammlung stattgefunden, in der die Beilegung des seit zwei Monaten eesgben Bierboykotts besprochen wurde. Man einigte sich schließlich dahin, die Brauerei⸗ besitzer zu ersuchen, die verheiratheten Ausständigen sofort aufzunehmen, die übrigen je nach Bedarf.
Aus Mainz wird demselben Blatt unter dem 18. d. M. ge⸗ schrieben: In einer öffentlichen Küferversammlung machte die Lohnkommission die Mittheilung, daß mit der Mehrzahl der Faß⸗ fabrikanten eine Einigung in der Lohnfrage erzielt worden sei. Die Lohnerhöhungen betragen 8 nach den einzelnen Kategorien 5 bis 40 %. (Ein bestimmter Lohnsatz für die einzelnen Faßarten wurde festgesetzt. Freies Koalitionsrecht wurde zugestanden, Maßregelungen sollen nicht vorgenommen werden. Die Arbeitszeit ist zehnstündig, doch soll diese Bestimmung wegen der bereits getroffenen geschäft⸗ lichen Abmachungen erst am 1. November d. 1 in Kraft treten. Der Lohntarif hat Gültigkeit bis zum 1. April 1897 und kann von da ab mit dreimonatlicher Frist gekündigt werden. Die Versammlun beschloß, diese Seeeeen gut zu heißen und den drei noch ruüch⸗ ständigen Firmen die Mittheilung zugehen zu lassen, es werde gegen sie, wenn bis Sonnabend die Forderungen nicht anerkannt hätten, die Sperre verhängt werden.
Hier in Berlin ist nach einer Mittheilung des „Vorwärts“ in der Schuhfabrik von Macchill ein Lohnstreit ausgebrochen. Sämmtliche Arbeiter haben die Arbeit niedergelegt. — Der Aus⸗ stand der Lederarbeiter (Portefeuiller) zeigt nach einem am Dienstag in einer Versammlung erstatteten Bericht zur Zeit fol⸗ gendes Bild: Ein Theil der d.Kvyreerne, hat die Forderungen be⸗ willigt, sodaß nur noch in zehn Werkstätten die Arbeiter ausständig sind. Die Vereini ung der Berliner Lederwaaren⸗Fabrikanten hat eine Er⸗ höhung der Accordsätze bis zu 10 % bewilligt, dagegen eine Erhöhung des festen Wochenlohns und Einführung eines Minimallohns ab⸗
elehnt. Die Lohnkommission hat dies Zugeständniß abgelehnt. Eine esolution, die das Verhalten der Kommission billigt, wurde an⸗ genommen.
Aus London berichtet die „A. K.“: Der Londoner Verein der Schneidermeister beschlg vorgestern in einer Versammlung, gegen diejenigen Konfektionsgeschäfte einen Ausstand zu erklären, welche Hungerlöhne zahlen.
Kunst und Wissenschaft.
Aus St. Petersburg meldet „W. T. B.“: Das hydro⸗ raphische Departement hat eine Depesche von dem General Baron
aidel, dem Führer der zur Beobachtung der Sonnen⸗ finsterniß nach der Insel Sachalin entsandten Expedition, er⸗ halten. Die Depesche ist vom Kap Crillon auf Sachalin datiert und meldet, daß die Beobachtung ziemlich gut geglückt ist. Der Himmel war bewölkt; indessen ist es der Expedition gelungen, zwei photographische Aufnahmen der Corona zu machen; außerdem sind Abweichungen der Magnetnadel festgestellt worden. — Die nach Nord⸗Finland zur Beobachtung der Sonnenfinsterniß entsandte russische aftronomische Expedition hat aus Tornea telegraphisch die Nachricht gesandt, daß sie bei sehr schönem Wetter mit drei verschiedenen Apparaten zehn Aufnahmen der Corona hat machen können. Die Aufnahmen Diese Beobachtungen und Aufnahmen haben in wedisch⸗russischen Grenze stattgefunden.
Literatur.
Zu dem am 1. Juli d. J. in Kraft getretenen Reichsgesetz zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs vom 27. Mai 1896 liegen vier weitere Kommentare vor: von Dr. jur. Albert Osterrierh (Berlin, Karl Heymann’s Verlag; Preis 1,60 ℳ), Birkenbihl, Amtsrichter (Berlin, Verlag von Siemen⸗ roth u. Troschel; Preis 75 ₰), Dr. Julius Hahn, Rechtsanwalt in München und Sekretär der Handels⸗ und Gewerbekammer von Oberbayern (J. Schweitzer's Verlag, München; Preis geb. 2,40 ℳ), und eine anonym bei Strecker u. Moser in Stuttgart erschienene kommentierte Ausgabe (Preis 60 ). Die ersten drei Kommentare stellen sich die Aufgabe, der Praxis vorzuarbeiten und Juristen wie
Gewerbetreibende mit den leitenden Gedanken des Gesetzes vertraut
zu machen. Knapp gehaltene Einleitungen geben vorzügliche Ueber⸗
8 ssiichten der Materie, und die Anmerkungen enthalten präzis, übersichtlich gefaßte Erläuterungen der einzelnen Bestimmungen, in denen die eigene Ansicht der Kommentatoren an geeigneten Stellen zum Ausdruck
gebracht wird. Dagegen wendet sich die anonym erschienene kom⸗ mentierte Ausgabe nur an die „Fabrikanten, Kaufleute und Gewerbe⸗ treibenden“. Die Anmerkungen zu dem Gesetz beschränken sich hier auf das nothdürftigste Maß; nach eigenem Bekenntniß sind in diesen „Erläuterungen“ ausschließlich die Materialien und der Kommentar von Roeren und Bachem benutzt worden.
— Von den „Arbeiten aus dem Kaiserlichen Gesund⸗ heitsamt“, Verlag von Julius Springer in Berlin N., ist das erste Heft des XIII. Bandes erschienen. (Preis 6 ℳ) Dasselbe ent⸗ hält; Mittheilungen aus deutschen Schutzgebieten. A. Ost⸗Afrika. I. Bericht des Chefarztes der Kaiserlichen Schutztruppe für Deutsch⸗ Ost⸗Afrika, Dr. Becker, über seine besondere amtliche Thätigkeit im Jahre 1894/95. II. General⸗Sanitäts⸗Bericht über die Kaiser⸗ liche Schutztruppe für Deutsch⸗Ost⸗Afrika für das Berichtsjahr 1894/95, erstattet von Dr. Gaertner, Oberarzt ꝛc. — B. West⸗ Afrika. I. Ueber die bisherigen Ergebnisse der klimatologischen und Forschung in Kamerun, von Regierungs⸗Arzt Dr. Friedr. Plehn. — II. Klima und Gesundheitsverhältnisse des Schutzgebiets Kamerun in der Zeit vom 1. Juli 1894 bis 30. Juni 1895, von Regierungs⸗Arzt Dr. A. Plehn. — III. Aerztliche Erfah⸗ rungen und Beobachtungen auf der deutschen Togo⸗Expedition 1893/94, von Dr. Dpoering, Assistenz ⸗Arzt 2. Klasse im Garde⸗Feld⸗Artillerie⸗Regiment. — C. Marschallinseln. Bericht über die Gesundheitsverhältnisse auf Jaluit, von Regierungs⸗Arzt Dr. Schwabe. Ueber die Bestimmung des Extrakts von Most⸗ und Süßweinen, Fruchtsäften, Liqueuren, Würze und Bier, von Dr. Karl Windisch. — Experimentelle Untersuchungen über die Wirkung, Auf⸗ nahme und Ausscheidung von Kupfer, von Regierungs⸗Rath Dr. J. Brandl. — Gutachten über die Erweiterung der Stettiner Wasser⸗ versorgung durch Zuziehung von Grundwasser, Berichterstatter Regie⸗ rungs⸗Rath Dr. Oblmüller. — Ergebnisse der Wein⸗Statistik für 1894, von Regierungs⸗Rath Dr. J. Moritz.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
.“ Die Ernte in der Türkei. Die Ernte hat im Monat Juni in allen Theilen der Türkei be⸗ gonnen. Ihr Ausfall ist im Großen und Ganzen, den gehegten Er⸗ wartungen entsprechend, ein durchaus günstiger. Auch in den Gegenden, in denen die Quantität des eingeernteten Getreides zu wünschen übrig
läßt, wird dieser Mangel durch die Qualität voll ersetzt. Nur aus er. vereinzelten Gebietstheilen lauten die Nachrichten nicht günstig, o namentlich aus dem Hauran, wo die Getreideernte unter den kriege⸗ rischen Ereignissen sehr gelitten hat.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Cholera. Egypten. Vom 28. Juli bis 3. August wurden in Kairo 3 Erkrankungen (und 9 Todesfälle) angezeigt, in Mellawy 27 2 Tahta 17 (30), Dechna 10 (48), vom 2. bis 8. August in Alexandrien 33 (31), vom 1. bis 7. August in den Distrikten Fesr.tl-ena; 16 (18), Mehallet⸗el⸗Kebir 19 (33), isfteh 13 (13), Borollos 10 (18), Belcas 24 (29) Fareskour 23 (26), Galioub 21. (39), Kafr⸗el⸗Cheikh 51 (31), ferner in den Städten Zifteh 2 (25), Mit Ghamr 24 (28), Damiette 7 (21), außerdem in 59 verschiedenen Distrikten und Städten 226 gaul) Die Gesammtzahl der bis zum älle betrug in Egypten 16 086 (13 328),
8. August gemeldeten Cholera in Alexandrien 948 2. Ostindien. Kalkutta. Vom 5. bis 11. Juli starben 10 Per⸗ sonen an Cholera, 2 an Pecees und 172 an Fie bern. elbfieber.
Auf Cuba wurden, dem „Public health reports“ zufolge, in ES vom 10. bis 16. Juli 22 Todesfälle (bei ungefähr 55 Er⸗ rankungen) festgestellt, in Cienfuegos vom 6. bis 12. Juli 20, in Matanzas vom 2. bis 8. Juli 39, vom 3. bis 15. Juli 45 (100), in Santiago vom 5. bis 11. Juli 18.
Fleckfieber.
Preußen. Reg.⸗Bez. Königsberg. In Allenstein wurde einer Mittheilung vom 14 Juli zufolge, ein Krankheitsfall festgestellt. Die Ansteckungequelle konnte nicht ermittelt werden.
Verschiedene Erkrankungen.
Pocken: Odessa und Warschau je 2 Todesfälle; London 5 (erlenpavser Paris 8, St. Petersburg 10 Erkrankungen; Rück⸗ allfieber: St. Petersburg 22 Erkrankungen; Genickstarre: New⸗York 5 Todesfälle; ilzbrand: Altena 1 Todesfall; Keuchhusten: London 41 Todesfälle; Influenza: London 2 Todesfälle. — Mehr als ein Zehntel aller Gestorbenen starb an Masern (DPurchschnitt aller deutschen Berichtsorte 1881/1890: 1,30 7279 in Kaiserslautern — Erkrankungen sind in Berlin 37, Breslau 57, in den Regierungsbezirken Arnsberg 286, Düsseldorf 413, Schleswig 115, Stettin 167, Wiesbaden 107, in Lübeck 32, Hamburg 90, Budapest 23, Edinburg 33, Kopenhagen 38, St. Petersburg 82, Wien 67 gemeldet worden — desgl. an Scharlach in Berlin 52, Budapest 26, Edinburg 48, Kopen⸗ hagen 39, London 366 (Krankenhäuser), Paris 73, St. Petersburg 68, Wien 42. — An Diphtherie und Croup starben mehr als ein Zehntel (Durchschnitt aller deutschen Berichtsorte 1881/90: 4,49 %): in Solingen — Erkrankungen gelangten zur Anzeige in Berlin 53, Budapest und Kopenhagen je 25, London 89 (Krankenhäuser), Paris 58, St. Petersburg 65, Wien 39 — deegl. an Unterleibstyphus in St. Petersburg 136. 8
Handel und Gewerbe.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 19. d. M. gestellt 12 673, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 19. d. M. gestellt 5183, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen. “
Zwangs⸗Versteigerungen. 1
Beim Königlichen Amtsgericht I Berlin standen am 18. und 19. Auguß die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Köpnickerstr. 137/138, den Maurermeistern Ernst Tietz, Marienburgerstr. 37, und August Siegert, Kremmenerstr. 1, gehörig; mit dem Gebot von 510 000 ℳ blieb der Malermstr. Max Holländer, Nordhafen 5, Meistbietender. — Tieckstraße 8 und Novalisstr. 3, der Frau S. F. as⸗ —— Fläche 10,54 a; Nutzungswerth 27 950 ℳ; eistbietender blieb der Musikalienverleger Rich. Krenzlin zu Schöneberg mit dem Gebot von 415 000 ℳ — Marienburgerstr. 32 dem Kaufm. F. Lesser ebsrit. Nlache 11,51 a; Nutzungswerth 16 000 ℳ; Meistbietender blieb der aurateur Heinr. Metzner, Holzmarktstr. 72, mit dem Gebot von 261 000 %ℳ — Usedomstr. 17, dem Zimmermstr. O. Dorff zu Steglitz gehörig; Fläche 15,60 a; Nutzungswerth 20 740 ℳ; für das Meistgebot von 231 000 ℳ wurde die Berliner Lagerhof Aktiengesellschaft Ersteherin. — Brunnenstr. 110, dem Maurermstr. §. Stutz gehörig; Nutzungs⸗ werth 28 700 ℳ; Fläche 18,10 a; Ersteher wurde Kaufm. Wolff Wolfenberg, Steglitzerstr. 12, für das Meistgebot von 402 500 ℳ — Fischerbrücke 10, der Berliner Immobilien⸗Aktien⸗ Bank gehörig; Nutzungswerth 6590 ℳ; Ersteher wurde der Kaufm. “ Jerusalemerstr. 7, für das Meistgebot von 1 ℳ
Ausweis über den Verkehr auf dem Berliner Schlachtviehmarkt vom 19. August 1896. Auftrieb und Markt⸗ preise nach Schlachtgewicht mit Ausnahme der Schweine, welche nach Lebendgewicht gehandelt werden. Rinder. Auftrieb 723 Stück. (Durchschnittspreis für 100 kg.) I. Qualität —,— ℳ, II. Qualität —,— ℳ, III. Qualität 88 — 96 ℳ, IV. Qualität 76 —84 ℳ — Schweine. Auftrieb 10 234 Stück. (Durchschnittspreis für 100 kg.) Mecklenburger 90 ℳ, Landschweine: a. gute 86 — 88 ℳ, b. Fg. 80 — 84 ℳ, Galizier —,— ℳ, leichte Ungarn —,— ℳ bei % Tara, Bakonver — ℳ bei — kg Tara pro Stück. — Kälber. Auftrieb 2109 Stück. (Durchschnittspreis für 1 kg.) I. Qualität 1,02 — 1,12 ℳ, II. Qualität 0,90 — 1,00 ℳ. III. uaglität 0,84— 0,88 ℳ — Schafe. Auftrieb 1107 Stück. (Durchschnittspreis für 1 kg.) I. Qualität 1,02 — 1,16 ℳ, II. Qualität 0,96 — 1,00 ℳ, III. Qualität —,— ℳ
— Der Gewinn der Bredower Zuckerfabrik für das ver⸗ flossene Geschäftsjahr beträgt, wie der „B. B.⸗Z.“ mitgetheilt wird, 107 000 ℳ, welcher nach Abschreibungen von etwa 24 000 ℳ zur Tilgung der Unterbilanz in Höhe von etwa 83 000 ℳ verwandt wird.
— Nach dem Bericht der Emaillir⸗ und Stanzwerke vormals Gebrüder Ullrich in Maikammer über das Geschäfts⸗ jahr 1895/96 steigerte sich der Gewinn auf 206 799 ℳ gegen 190 529 ℳ im Vorjahre. Es wird beantragt, zu Abschreibungen und Reservestellungen 49 739 ℳ zu verwenden und nach Vergütung der statutarischen und vertragsgemäßen Tantibmen eine Gesammtdivi⸗ dende von 7 ½ % (1894/95 7 %) zur Ausschüttung zu bringen, 3000 ℳ als Gratifikationen zu gewähren und den Rest mit 8209 ℳ auf neue Rechnung vorzutragen. 88
— Die Vereinigung rheinisch⸗westfälischer Walz⸗ werke wird, wie die „Köln. Ztg.“ meldet, am nächsten Sonnabend in Köln wieder eine Versammlung abhalten. Nachdem seit der letzten Sitzung der Preis für Roheisen bereits zweimal erhöht wurde, ist es sehr wahrscheinlich, daß die Walzwerke auch wieder mit einer weiteren Preiserhöhung nachfolgen werden, um so mehr, als bekanntlich neuerdings die Nachfrage wieder erheblich gestiegen ist und bereits roße Stabeisen für das erste Viertel des nächsten Jahres — bis zum Ende 1896 sind die Werke alle ausverkauft — abgeschlossen worden sind. 8
— Der Vorstand der Knappschafts⸗Berufsgenossen⸗ schaft veröffentlicht soeben den Jahresbericht für 1895, der Ftaich. zeitig das erste Jahrzehnt der e Organisation abschließt. Eine Reihe statistischer Tabellen bietet ein übersichtliches Bild von der Entwickelung der Berufsgenossenschaft in dieser Zeit, und beigefügte Tafeln geben die Rechnungsergebnisse noch einmal in leicht verständlicher Ferhischar Darstellung wieder. Während des Berichtsjahres hat sich die Unfallversicherung im Bereich der Knapp⸗
schafts⸗Berufsgenossenschaft auf 431 Tausend Versicherte erstreckt, die eine Lohnsumme von mehr als 385 Millionen Mark darstellen; nahezu 41 000 Unfälle kamen zur Anmeldung, 4906 von diesen hatten eine Erwerbsunfähigkeit von über 13 Wochen, 912 tödtlichen Ausgang im Gefolge. Die Jahresumlage erreichte diesmal die Höhe von an⸗ nähernd 9 Millionen Mark, sodaß etwa 20,4 ℳ Unfallkosten auf 1 Arbeiter oder 22,8 ℳ auf je 1000 ℳ Lohnsumme entfielen. Die Verwaltungskosten der ganzen Berufsgenossenschaft stellen sich nur auf 3,7 % der Jahresumlage. Eine Tabelle weist nach, daß im Jahre 1895 198 Unternehmer über 25 000 ℳ und 109 Unternehmer über 10 000 bis 25 000 ℳ an Genossenschaftsbeiträgen zu zahlen hatten. Insgesammt erreichen die vom deutschen Bergbau seit dem Bestehen der Verufsgenossenschaft zur Durchführung des Unfallversicherungs⸗ esetzes aufgewendeten Mittel den Betrag von mehr als 61 Millionen kark; 21 ½ Millionen Mark flossen von diesen in den gesetzlich anzu⸗ sammelnden Reservefonds. Bemerkenswerth ist eine Dar⸗ stellung des Antheilsverhältnisses der Knappschafts⸗Berufs⸗ genossenschaft an dem Gesammtergebniß aller 64 gewerblichen Berufsgenossenschaften nach den Veröffentlichungen des Reichs⸗ Versicherungsamts. Etwa den fünften Theil von der Summe aller hat danach die Knappschafts⸗Berufsgenossenschaft zu den Lasten der Unfallversicherung beigetragen; an den Einlagen in den Reservefonds ist sie mit mehr als einem Fünftel betheiligt, nahezu mit dem gleichen Antheil an den für die Unfälle gezahlten Entschädigungen, dagegen nur mit dem vierzehnten Theil an den Verwaltungskosten. Das reich⸗ haltige, der Knappschafts⸗Berufsgenossenschaft zu Gebote stehende Unfallmaterial, hat den Genossenf “ veranlaßt, eine ver⸗ sicherungstechnische Bearbeitung desselben vornehmen zu lassen, deren Abschluß bevorsteht. Die diesjährige Genossenschaftsversammlung findet am 29. d. M. zu Berlin im Chemiegebäude der Gewerbe⸗
— Die außerordentliche Generalversammlung der Stein⸗ kohlen⸗Aktiengesellschaft Bockwa⸗Hohndorf Vereinigt⸗ feld bei Lichtenstein genehmigte die Anträge des Vorstands uns Aufsichtsraths auf r7— von je 5 Stamm⸗ und je 3 Prioritäts⸗Aktien zu je einer abgestempelten gleichberechtigten Aktie unter Zuzahlung von 150 ℳ für jede alte Aktie und die beantragten Statutenänderungen.
— Vom schottischen Eisen⸗ und Kohlenmarkt wird der „Rh.⸗Westf. 37. aus Glasgow unter dem 17. August geschrieben: Der schottische Koheisenmarkt war in der vergangenen Poche nicht sonderlich belebt, was nach englischen Blättern auf neue, allerdings übertriebene Gerüchte ficgczelc eines bevorstebenden Ausstandes der Schiffsbau⸗Arbeiter am Clyde zurückzuführen ist. Die Streitpunkte sind noch nicht vollständig beigelegt, doch ist kaum zu erwarten daß nach den Erfahrungen, welche sowohl die Arbeitgeber als auch die Arbeiter zu Anfang des Jahres machten, ein neuer Ausstand ausbrechen wird. In jüngster Zeir sind vier weitere Hochöfen an⸗ geblasen worden, davon 1 auf gewöhnliches Roheisen, 3 auf Hämatit⸗ roheisen, im Ganzen sind jetzt 79 Hochöfen im Betrieb gegen 74 in der gleichen Zeit des Vorjahres. Der Bestand in den Stores hat keine Aenderung erfahren, ausgenommen in Glasgow selbst. wo eine geringe Abnahme zu verzeichnen ist. Die Verschiffungen in Roh⸗ eisen sind in den letzten Wochen etwas eesser gewesen, sie erreichten 7497 t gegen 6242 t entsprechend im Vorjahre⸗ davon wurden ausgeführt 525 t nach Deutschland, na Belgien 80 t, die Verladungen nach anderen Theilen Großbritanniens betrugen 3267 t. Der Handel mit Schmiedeeisen wickelte sich ruhig ab, die Preise erfuhren wenig Aenderung; die Stahlwerke sind aus⸗ nahmslos gut beschäftigt, und namentlich nach Konstruktionsmatertal ist lebhafte Nachfrage. — Auf dem schottischen Kohlenmarkt be⸗ friedigt die allgemeine Lage fortgesetzt, bei ausreichenden Preisen haben ich die eeeen * belebt, sodaß für flotten Absatz nach jeder
ichtung hin gesorgt is
Stettin, 19. August. (W. T. B.) Getreidemarkt Weizen fest, loko 139 — 142, per September⸗Oktober 141,50, per Oktober⸗ November —. Roggen behauptet, loko 110 — 113, pr. Sept.⸗Oktober 112,00, per Oktober⸗November 113,00. Pommerscher Hafer lofo 115 — 121. Rüböl loko fest, per August 47,20, per Sentember⸗ Oktober 47,20. Spiritus unverändert, loko mit 70 ℳ Konsumstener 33,10. Petroleum loko 10,70.
Breslau, 19. August. (W. T. B.) Getreide⸗ und Pro⸗ duktenmarkt. Spiritus per 100 1 100 % exkl. 50 ℳ Verbrauchs⸗ I“ 53,10, do. do. 70 ℳ Verbrauchsabgaben pr.
ugust 33,10.
„Breslau, 19. August. Der Verhandstag deutscher Bäcker⸗Innungen faßte gestern, wie „W. T. B.“ meldet, eine längere Resolution, in welcher erklärt wird, daß die 3 f sation eine bedeutende und sehr nützliche Förderung zur des eeeine sei, und die nung ausgesprochen wird, es der
orstehenden Handwerker⸗ eerenz gelingen möge, die Mängel in dem Entwurf zu beseitigen. Weiterhin bezeichnet die Resolution den EA“ als überflüssig, doch dürfe das Recht, Lehrlinge zu halten, nur solchen Meistern zuerkannt werden, die eine Gesellen⸗ und Meisterprüfung abgelegt haben; endlich wird die Er⸗ b8898 eines Deutschen Reichs⸗Handwerksamts gefordert. Eine andere Resolution handelt von der Sonntagsruhe, die als das Bäckergewerbe schwer schädigend bezeichnet wird; zugleich wird die Er⸗ wartung ausgesprochen, 8es die Regierung den Bäckern den Verkauf selbsterzeugter Waare an Sonn⸗ und Feiertagen wenigstens bis Nach⸗ mittags 5 Uhr gestatten werde. Schließlich wurde noch eine Reso⸗ lution über die Beschränkung der Konfumvereine angenommen und hierauf der Verbandstag Feschloee.
Magdeburg, 19. August. (W. T. B.) Zuckerbericht. Korn⸗ zucker exkl. von 92 % —,—, Kornzucker exkl. 88 % Rendement 10,45, Nachprodukte exkl. 75 % Rendement —,—. Ruhig, stetig. Brotrafftnade 1 24,75 — 25. Brotraffinade I 24,50. Gem. Raffinade mit E“ 25, Melis I mit Faß 23,75. Ruhig. Rohzucker I. Pro Transito 3 a. B. Hamburg per August 9,62 ½ Gd., 9,67 ½ Br., pr. Sept. 9,67 ½ bez. und Br., pr. Oklober⸗Dezember 9,80 Gd., 9,90 Br., pr. Januar⸗März 10,12 ½ bez. u. Br., pr. April⸗Mai 10,30 Gd., 10,40 Br. Ruhig.
Leipzig, 19. August. (W. T. B.) Kammzug⸗Terminhandel. La Plata. Grundmuster B. pr. August 3,20 ℳ, pr. September 3,22 ½ ℳ, pr. Oktober 3,22 ½ ℳ, pr. November 3,25 ℳ, pr. Dezember 3,27 ½ ℳ, pr. Januar 3,27 ½ ℳ, . Februar 3,27 ½ ℳ, pr. März 3,30 ℳ, April 3,30 ℳ, pr. Mai 3,30 ℳ, pr. Juni 3,32 ½ ℳ, pr. Juli 3, ℳ Umsatz 15 000 kg. Ruhig.
Mannheim, 19. August. (W. T. B.) Produktenmarkt. Weizen pr. Novemher 14,45. Roggen pr. November 12,25. Hafer pr. November 12,20. Mais pr. November 8,50.
Bremen, 19. August. (W. T. B.) Börsen⸗Schlußbericht. Raffiniertes Petroleum. (Offizielle Notierung der remer EI“ Ruhig. Loko 6,40 Br. Russisches Petroleum.
6,20 Br. Schmalz. Stetig. Wilcox 21 ¾ ₰, Armour shield 21 ₰, Cudahy 22 ½ ₰, Choice Grocery 22 ½ ₰, White label 22 ½ , Fairbanks 21 ₰. Speck ruhig. Short clear middl. loko 22 ₰ Reis sehr fest. Kaffee fest. Baumwolle steigend. Upland middl. loko 43 ½ 4. Tabak 286 Packen Carmen.
Hamburg, 19. August. (W. T. B.) Getreidemarkt Weizen loko fest, holsteinischer loko neuer 136 —- 138. loko fest, hiesiger —,—, mecklenburger loko neuer russischer loko sa. 76— 80. Hafer fest. Gerste fest. fest, loko 48 ½. Spiritus 1 Br., pr. September⸗Oktober 17 ¼ Br., pr. Oktober⸗ 17 ¾ Br., pr. November⸗Dezember 17 ¼ Br.
2500 Sack. Petroleum fest. S
Kaffee. (Nachmittagsbericht.) Good average Santos pr September 53 ¼¾, pr. Dezember 51 ½ März 51 ½, pr. Mai 51 ½¼† Schleppend. — Zuckermarkt. d lußbericht.) Rüben⸗Rohzucker I. Produkt Basis 88 % Rendement neue Usance, frei an Bord Hamburg pr. August 9,57 ½, pr. September 9,60, pr. Oktober 9,80, pr. Dezember 9,95, pr. März 10,22 ½, pr. Mai 10,37 ½. Ruhig.
Wien, 19. August. (W. T. B.) Getreidemarkt. Weizen
unverzollt
ruhig, pr. 2
November Kaffee fest. Umsatz Standard white loko 6,40.