begingen den Festtag in der hergebrachten Weise. Mittags fand eine Parade der in der Residenzstadt garnisonierenden Truppentheile, und Abends fanden die üblichen festlichen Ver⸗ anstaltungen statt. 8 1
1
Das Finanz⸗Ministerium hat verfügt, daß bis zum 31. Dezember 1897 alle Regierungsanstalten und Privat⸗ eisenbahnen Halbimperiale und Imperiale, deren Prägung durch Gesetz vom 17. Dezember 1885 angeordnet wurde, zum gegenwärtigen Preise von 7 ½ bezw. 15 Rubeln in Zahlung zu nehmen haben. Zu dem gleichen Kurse hat die Reichs⸗ bank nebst ihren Abtheilungen die Stücke anzunehmen und auszugeben. “
eber den Zweck der Reise des Ministers für die Verkehrswege Fürsten Chilkow nach dem Auslande
(s. Nr. 197 d. Bl.) theilt „W. T. B.“ aus St. Petersburg mit: der nächste Zweck sei das Studium aller nütz⸗ lichen Neuerungen, welche in Amerika und England auf dem Gebiet der Konstruktion und Ausnutzung der Schienenwege eingeführt sind. Fürst Chilkow habe ferner die Absicht, während der Reise über die Flußschiffahrt, die Kanalisation von Territorien, welche in ungenuügender Weise bevölkert sind, sowie auf anderen Gebieten Erfahrungen zu sammeln.
1 Der französische Botschafter Graf Montebello ist gestern nach Frankreich abgereist, wo er, dem „W. T. B.“ zufolge, den Herbst verbringen wird. Die Geschäfte der Botschaft führt der Botschafts⸗Rath Graf Vauvineuvx, welcher in St. Peters⸗ burg eingetroffen ist.
8 Italien.
Die Regierung hat, wie „W. T. B.“ aus Rom meldet,
em General Valles infolge eines Vorschlags des Generals
Baldissera die Mission übertragen, als Bevollmächtigter mit dem König Menelik über die Auslieferung der Gefangenen und den Abschluß eines für Italien und Aethiopien günstigen Friedens zu unterhandeln.
Spanien.
Der Ministerrath hat, wie dem „W. T. B.“ aus Madrid gemeldet wird, den provisorischen Vertrag zwischen dem Marine⸗Minister und der Firma Ansaldo in Genua, be⸗ treffend den Ankauf des 700 Tonnen fassenden Kreuzers „San Martino“, genehmigt.
Im Senat und in der Deputirtenkammer verlas gestern der Minister für die Kolonien eine amtliche Depesche aus Manila, derzufolge eine über die Philippinen verzweigte Verschwörung der Separatisten entdeckt worden und 21 Verhaftungen erfolgt seien; zugleich theilt der Minister mit, daß im spanisch⸗philippinischen Klub zu Madrid Haussuchungen vorgenommen und zahlreiche Papiere beschlag⸗ nahmt worden seien. Monteroros bot im Senat darauf im Namen der Liberalen der Regierung sofort Unter⸗ stützung an, um die Integrität des Vaterlandes zu schützen. Ein gleiches Anerbieten machte die Opposition in der Depu⸗ tirtenkammer. — Im weiteren Verlauf der Sitzung nahm die Kammer den Entwurf eines Gesetzes gegen die Anarchisten endgültig an. — In einer Versammlung ehemaliger liberaler Minister, die Mitglieder der Kammer und des Senats sind, wurde beschlossen, die Regierung zwar zu unterstützen, den Gesetzentwurf, betreffend die Subvention der Eisenbahnen, aber zu bekämpfen.
ie in Madrid erscheinenden Blätter protestieren gegen die Ernennung Pardo's zum ae. A A. 2 Konsul in Madrid, indem sie an seine Antecedentien erinnern. Man glaube in Madrid, daß die Regierung in Caracas die Ernennung, welche das Gefühl des e. Volks verletze, rückgängig machen werde.
In Barcelona sind gestern der Advokat Corominas und der Bürgermeister von Gracia unter dem Verdacht, an dem letzten anarchistischen Attentat betheiligt gewesen zu sein, ver⸗ haftet worden. v A1A161A6A6A“
816 A11“1“ v
Der Sultan hat gestern, wie „W. T. B.“ aus Konstan⸗ tinopel meldet, den deutschen Botschafter Freiherrn von Saurma⸗Jeltsch in Audienz empfangen.
Die Session des kretischen Landtags ist um 14 Tage verlängert worden. Infolge der Zusammenkunft der Botschafter ist, demselben Bureau zufolge, an die Konsuln auf Kreta die erneute Weisung ergangen, dahin zu wirken, daß zwischen Zichni Pascha und den Deputirten kein Bruch stattfinde. — Wie die „Agence Havas“ aus Athen mittheilt, sollen die christlichen Deputirten infolge einer Aufforderung der Konsuln in Kanea in der That sich bereit erklärt haben, Zichni Pascha die nothwendigen Erklärungen auf seine Fragen zu geben, ohne jedoch an ihren Forderungen irgend etwas zu ändern. — Die türkischen ruppen auf Kreta ver⸗ lassen ihre Positionen bei Kissamo, Lassiti und Mira⸗ bello und konzentrieren sich fortdauernd in den be⸗ festigten Orischaften dem „Wiener K. K. Telegraphen⸗ Korrespondenz⸗Bureau“ zufolge: aus Besorgniß, daß sie bei einer Zerstreuung über die Insel durch die Insurgenten von den Lebensmitteln abgeschnitten werden könnten. — Ueber die allgemeine Lage auf Kreta wird der „Köln. Ztg.“ aus Kandia Folgendes gemeldet: Die in Rethymon sei eine ähnliche, wie in Kandia. Die Zahl der geflüchteten Moha⸗ medaner beziffere sich auf mehrere Tausend. Die türkische Be⸗ völkerung wünsche dringend das Vorrücken der Truppen; dieses sei aber durch Befehl aus Konstantinopel ver⸗ boten. Die allgemeine Lage lasse sich dahin kenn⸗ zeichnen, daß auf dem Lande die Mohamedaner die Leidenden seien und in den Städten die Christen. In Kanea sei die Lage ruhig, aber ungewiß. Die Magazine der Christen seien geschlossen; die Haltung der zahl⸗ reichen Patrouillen sei gut. Die Aufständischen ständen zwei Stunden von der Stadt entfernt; in ihrem Lager werde am nächsten Sonntag die Vereidigung auf griechische Fahnen er⸗ folgen. Von den türkischen Truppen seien 35 Drusen zu den nusständischen übergegangen. In Kandia sei die Lage durch dg Zuwachs mohamedanischer Flüchtlinge bedenklich geworden.
Griechenland.
Die Regierung hat nach einer Meldung der „Agence Havas“ allen sich zur Zeit in Athen aufhaltenden kretischen Deputirten gerathen, unverzüglich nach Kreta abzureisen, um an den Arbeiten der Nationalversammlung theilzunehmen.
1 Afrika.
In Madrid eingetroffenen Depeschen sowie Meldungen des „Reuter'schen Bureaus“ zufolge hat die marokkanische Regierung in Tanger eine Verschwörung gegen den Sultan entdeckt, welche den Zweck haben sollte, den Bruder des Sultans, Muley Muhammed, auf den Thron zu erheben, weil im Lande vollständige Anarchie herrsche. Mehrere einflußreiche Personen sollen in die Verschwörung verwickelt sein.
Das von England nach dem Nil entsandte neue Kanonen⸗ boot ist gestern bei Koscheh von Stapel e worden. Die vrpe ncen rückt, wie „W. T. B.“ aus Kairo erfährt, wahr⸗ scheinlich am 5. September vor und dürfte Dongola gegen Anfang Oktober erreichen.
Der „Soir“ ist in der Lage, seinen gestrigen Mittheilun⸗ gen aus dem Congostaat über die Expedition gegen die Mahdisten weitere Angaben hinzuzufügen. Danach umfasse die Expedition mehrere Kolonnen, deren Generalkommando Baron Dhanis führe. Während Baron Dhanis noch in Stanley⸗ pool mit dem General⸗Gouverneur berathschlagt habe, seien mehrere Kolonnen schon abmarschiert. Eine von Gandua aufgebrochene Kolonne unter dem Kommando Schaltin’s dürste sich Feßehmed in Lado befinden, also mitten in einem von den Mahdisten besetzten Gebiet. Ein in den nächsten Tagen eintreffender Kurier werde ausführlichere Berichte über den all⸗ gemeinen Vormarsch der Expedition bringen. — Diese Mittheilun⸗ gen des, Soir“ erklärt indessen die „Etoile Belge“ für nicht zutreffend. Zu der Zeit, zu welcher Baron Dhanis nach der Darstellung des „Soir“ die Offensive gegen die Derwische ergriffen haben solle, habe er sich in der Nähe der Stanley⸗Fälle besinden müssen, wo der auf einer Inspektionsreise begriffene General⸗ Gouverneur Wahig mit ihm ein Zusammentreffen für den 1. September verabredet hatte.
Parlamentarische Nachrichten.
Der Majoratsherr Georg Freiherr von dem Bussche⸗ Streithorst, Mitglied des Herrenhauses, ist am Donners⸗ tag im 72. Lebensjahre in Thale a. Harz gestorben.
Steatistik und Volkswirthschaft.
Die Bekämpfung der Reblaus in Frankreich.
Das „Bulletin“ des französischen Landwirthschafts⸗Ministeriums veröffentlicht in seinem letzten Heft (15. Jahrgang, Nr. 3) den Be⸗ richt des Direktors der Landwirthschaft an den Minister über die Be⸗ kämpfung der Reblaus. Der hohen Bedeutung des französischen Weinbaues und dem ungeheuren Schaden, den die Reblaus verursacht hat, entsprechen die gewaltigen Anstrengungen, die man zur Vernich⸗ tung des Schädlings gemacht, und erfreulicher Weise, wie es scheint, auch der Ersag. den man damit erzielt hat.
Ein anschauliches Bild von dem Umfang der Verwüstungen er⸗ geben nachstehende statistische Mittheilungen des Berichts über die Situation im Jahre 1894. Es betrug danach in Frankreich (ohne Algier und Tunis) in diesem Jahr: die mit Reben bepflanzte Bodenfläche . . . . . . . 1 748 042 ha die Fläche der von der Reblaus befallenen, aber noch
Widerstand leistenden Rebgelände (attaquées, mais
résistantes encore). 1“ .. 465 599 die Fläche der überschwämmten Gelände. n“ die Fläche der mit Chemikalien behandelten Gelände . 59 196 die Fläche der mit amerikanischen Reben wieder⸗
bepftänzten Gelände . . . . . . . . . . . 663 214 die Fläche der unversehrten, mit einheimischen Reben
bepflanzten Gelände ungefähr . . . . . . . . 620 000 „
u der zuletzt genannten Kategorie gehören erfreulicherweise nach dem Bericht die vorzüglichsten Sorten des französischen Weinbaues tous nos grands crus, nos vignobles les plus renommés). Auch at, wie der Bericht sagt, die Produktion im Ganzen sich gehoben; die beiden letzten Ernten, die von 1893 mit 40 Millionen Hektoliter und die von 1894 mit nahezu 50 Millionen hätten bewiesen, daß Frankreich noch unter den Wein erzeugenden Ländern die erste Stelle einnehme.
Aus den über die einzelnen Departements mitgetheilten Zahlen greifen wir folgende heraus. Es betrug 1894.
8 die Fläche die Fläche
die Fläche der befallenen, der mit
der aber amerikanischen
Rebgelände Widerstand Reben überhaupt leistenden bevpflanzten ha Gelände Gelände
ha ha
177 628 7 888 166 566 138 105 60 408 40 730 Aude. 132 940 9 200 115 400 “ 65 000 50 000 7.000 EI““ 60 132 602 42 181 Indre⸗-et⸗Loire 8 57 925 12 587 1 700 vrénées⸗Orientales 54 882 5 080 48 460 aône⸗et⸗Loire b 50 137 10 845 15 635 Maine⸗et⸗Loire 1 50 000 45 000 2 000 uyde⸗Dome ... 42 000 6 770 20 e“] 39 492 2 468 32 024 e.““ 38 000 8 350 Lotet- Garonne * 36 200 29 580 e
im Departement
Hérault. Gironde.
Rhoöne. 35 510 13 163 Charente⸗In 35 215 16 458 6 747 Dordogne.. 31 415 8 200 23 200 Tarn⸗et⸗Garonne 30 000 16 000 15 000 Loire⸗Inférieure. 29 496 1 772
X“ 29 279 9 511 bE11““ 25 859 4 797
. 25 000 22 300
25 000 263 24 458 4 233 22 910 17 450 22 830 3 850 Côte-d'OEr.. 20 000 7 000 Vaucluse.. 18 300 3 438
Keine von der Reblaus angegriffenen oder mit amerikanischen Reben bepflanzten Gelände weisen nur auf: die Departements Ardennes mit 459 ha Rebgelände überhaupt, Creuse mit 5 ha, Eure mit 357 ha, Ille-etVellaine mit 16 ha, Meurthe⸗et⸗Moselle mit 16 015 ha, Meuse mit 9457 ha, Morbihan mit 1443 ha, Oise mit 201 ha.
er Geldaufwand aus Staatsmitteln zur Bekämpfung der Reb⸗ laus, einschließlich der Wiederherstellung der Weinkulturen, der Gründung von Zuchtgärten für widerstandsfähige Reben u. s. w. hat bisher den Betrag von 22 500 000 Fr. erreicht. Dazu kommen noch Steuererlasse in Höhe von mehr als 15 500 000 Fr. “
Seit der letzten Berichterstattung im Jahre 1890 ist das wichtige Weinbaugebiet der Champagne von der Reblaus befallen worden und zwar in den Arrondissements von Chateau⸗Thierry, Epernay, Reims und Chalons⸗sur⸗Marne. Nach dem Bericht ist nicht festgestellt worden, von wo die Einschleppung stattgefunden hat. Obwobl die Eintracht unter den Weingutsbesitzern des Departements der Marne,
cee.eeh gensingh
14“ Bouͤches⸗du⸗Rhoͤn Vienne. “
Basses⸗Pyrönées
welche in dem Bericht als conditio sine qua non für den Erfolg der Ausrottungsmaßregeln bezeichnet wird, zu wünschen übrig ließ, scheint es doch außer Zweifel, daß die Ausrottung gelungen und der Weinbau der Champagne gerettet ist.
In Algerien, wo die Reblaus sich vor 10 Jahren gezeigt hatte, ist die Lage nach dem Bericht durchaus zufriedenstellend, obgleich hier die Bedingungen für die Ausbreitung des Schädlings besonders günstig liegen. Ungünstig äußert sich der Bericht über Philippeville (De⸗ partement Constantine), wo infolge der, einer energischeren Durch⸗ führung der Ausrottungsmaßregeln erwachsenen, Schwierigkeiten, der Weinbau jetzt ganz verseucht und die Nothwendigkeit vorzu⸗ liegen scheint, zur Anpflanzung amerikanischer Reben überzugehen, was jedenfalls Geldopfer verlangen dürfte, die über die Kräfte der interessierten Bevölkerung gehen.
In Femntn selbst hat seit 18950 die Anpflanzung ameri⸗ kanischer Reben folgenden Fortgang genommen. Es wurden damit bepflanzt 1890: 436 018 ha; 1891: 452 282 ha; 1892: 529 460 ha; 1893: 608 613 ha; 1894: 663 214 ha. Der Ueberschwämmung unter⸗ worfen sind im Ganzen 35 325 ha, mit den zur Tödtung der Reblaug empfohlenen Chemikalien (sulfure de carbone et sulfocarbonate de potassium) sind behandelt worden im Ganzen 60000 ha.
Man beschäftigt sich zur Zeit eingehend mit der wissenschaftlichen und praktischen Bearbeitung der Frage, ob durch Bastardzüchtung zwischen amerikanischen und einheimischen Reben den Bodenverhält⸗ nissen entsprechende widerstandsfähige Arten erzeugt werden können. Namentlich ist die Ackerbauschule in Montpellier mit der Weinbau⸗ station in Cognac in dieser Richtung thätig. Nach dem Be⸗ richt erstrecken sich diese Bestrebungen aber auch auf die quantitative und namentlich die qualitative Hebung des Weinbaues, abgesehen von der Heilung der durch die Reblaus zugefügten Schäden. Der Bericht bezeichnet es als ein Hauptziel, gute Qualitäten zu erzeugen, welche immer gesucht wären und immer gute Preise erzielten. Der Berichterstatter glaubt in jeder Beziehung mit den besten Hoff⸗ nungen für das Gedeihen des französischen Weinbaues in die Zukunft blicken zu können.
Zur Arbeiterbewegung. 8
In Köln ist, wie die „Rh.⸗Westf.⸗Ztg.“ erfährt, unter den Schreinern ein partieller Ausstand ausgebrochen, nachdem am Mitt⸗ woch eine stark besuchte Versammlung über 5 Werkstätten die Sperre verhängt hatte. Die Gesellen verlangen 10 % Lohnerhöhung und einen 9 ½ stündigen Arbeitstag, welche Forderungen die Inhaber jener Werkstätten abgelehnt hatten.
In Leipzig erklärte sich, der „Lpz. Ztg.“ zufolge, eine von 150 Personen besuchte öffentliche Versammlung der Schriftgießer⸗ gehilfen mit dem ersten Theil eines neuausgearbeiteten Tarifs, der eine Erhöhung von 2 bis 10 ₰ gegen den alten Tarif in Aussicht nimmt, einverstanden. Der zweite Theil des Tarifs kommt nächsten Montag zur Berathung. — Die Buchdruckergehilfen, die gegen die Tarifgemeinschaft und damit gegen den Vorstand des Buchdrucker⸗Verbandes Deutschlands in Wort und Schrift kämpfen, sind, wie dasselbe Blatt mittheilt, aus dem Verbande ausgeschlossen worden. Die Betreffenden, die dabei von einem be⸗ trächtlichen materiellen Verlust betroffen werden, werden zunächft ge⸗ richtliche Hilfe in Anspruch nehmen und kündigen bereits jetzt die Gründung einer zweiten Buchdruckergebilfen⸗Organisation an.
Aus Melsungen wird dem „Vorwärts“ gemeldet, daß der Ausstand der dortigen Weber beendet ist. (Vgl. Nr. 192 d. Bl.)
Hier in Berlin ist einer Mittheilung der Berliner „Volks⸗Ztg.“ zufolge in einer Versammlung der Schlosser am Donnerstag ein allgemeiner Ausstand für die nächste Zeit beschlossen worden. Gefordert wird der Neunstundentag und theilweise Lohnerhöhung. Verschiedene Redner traten für die sofortige Verkündigung des Aus⸗ stands ein und stellten dahia dinas. Anträge. Letztere wurden jedoch von dem Referenten Naether bekämpft, der darauf hinwies, daß verschiedene Ausstände dieses Jahres lediglich deshalb für die Arbeiter verloren gegangen seien, weil sie nicht gehörig vorbereitet waren. Jetzt habe man mit 11 000 aus⸗ wärtigen Kollegen zu rechnen, die durch die Arbeiterpresse erst hin⸗ länglich von dem Vorgehen der Berliner Schlosser informiert werden müßten. Er beantrage daher, die Beschlußfassung über den Beginn des Ausstandes noch 14 Tage auszusetzen. Die Ver⸗ sammlung erklärte sich schließlich mit diesem Vorschlage einverstanden. — Die Berliner Lithographen und andere im graphischen Ge⸗ werbe thätigen Arbeirer und Arbeiterinnen beschlossen am Donnerstag Abend in einer Versammlung nach längerer Erörterung, dem Kartell der in der Papierindustrie thätigen Arbeiter ꝛc. nicht beizutreten. Zwar war der größte Theil der Redner im Prinzip für ein derartiges Kartell, doch hegte man Bedenken gegen eine gemeinsame Kasse, gegen Gründung eines Kartellorgans und gegen die Beitragsleistung zur Gründung eines allgemeinen Ausstandsfonds.
Zu dem Ausstand der Tischler in Brüssel (vgl. Nr. 185 d. Bl.) erfährt die „Köln. Ztg.“, daß die vereinigten 8Sb] des Brüsseler Bezirks durch Flugblätter bekannt machen, daß es ihnen unmöglich sei, ihren ausständigen Gesellen eine weitere Lohnerhöhung zu bewilligen. Die Arbeitgeber hätten sich schon durch eine am 20. Jult zugestandene Erhöhung der Lohnsätze ein großes Opfer auferlegt, da sie ihre sämmtlichen Aufträge zu den alten Preisen ausführen münten; sie seien überzeugt, daß die Preise sich nicht heben würden, da der Mit⸗ bewerb der Werkstäften in der Umgebung von Brüssel und in den Provinzen, wo die Löhne weit niedriger seien, das Geschäft verderbe. Das Flugblatt weist darauf hin, daß seit dem Schreiner⸗ ausstande von 1872 die Löhne um 33 % gestiegen, die Preise dagegen um 25 bis 40 % gefallen seien, und fordert sämmtliche Arbeitgeber zu einmüthigem Zusammenhalten auf. Inzwischen dauert der Ausstand fort. Die feiernden Arbeiter halten täglich Versammlungen und Straßenkundgebungen ab. Aus der Provinz fließen der Ausstandskafse bedeutende Unterstützungen zu. 8
Literatur.
Der in der XXXVII. Hauptversammlung des Vereins deutscher Ingenieure zu Stuttgart, am 8. Juni 1896, von dem Ge⸗ heimen Regierungs⸗Rath, Professor C. Busley gehaltene Vortrag „Unsere Flotte“ ist als Sonderabdruck aus der Zeitschrift des Vereins jetzt im Verlage von Julius Springer (Berlin N.) im Buch⸗ handel erschienen.
— Anleitung zur Aufstellung und Prüfung von Arbeits⸗Ordnungen für gewerbliche 9. nach den Er⸗ fordernissen der Reichs⸗Gewerbeordnung. Zum Gebrauche für Arbeit⸗ geber, Gewerbeaufsichtsbeamte und untere Verwaltungsbehörden be⸗ arbeitet von W. Oppermann, kommissarischem Regierungs⸗ und Gewerbe⸗Rath. Zweite, völlig umgearbeitete Auflage. Verlag von Robert Oppenbeim, Berlia. Preis 1 ℳ — Die im Jahre 1892 veröffentlichte erste Auflage dieser Schrift ist zu einer Zeit verfaßt, als die Novelle zur Gewerbeordnung vom 1. Juni 1891, welche die gesetzliche Regelung des Erlasses von Arbeitsordnungen vorschrieb, erst in Kraft treten sollte oder eben in Kraft getreten war. Es ist hiernach erklärlich, daß das Buch bei der Neuheit der Materie durchgehends Lücken und Mängel aufwies. Die vorliegende zweite Auflage, welche die Entscheidungen der Zentralbehörden und der Gerichte noch Möglichkeit berücksichtigt, will dem Bedürfniß nach einem zuverlässigen Wegweiser in allen An⸗ gelegenheiten, die den Arbeitsvertra 17. dem Arbeitgeber und Arbeitnehmer und insbesondere die Arbeitsordnungen betreffen, abhelfen. Die Schrift soll in erster Linie jedem Arbeitgeber, der in die Lage kommt, eine Arbeitsordnung erlassen zu müssen, eine zuverlässige An⸗ leitung sowohl zur Aufstellung wie zum Erlaß einer solchen eben. Daneben bietet die Schrift ein pollständiges Handbhuch über alle *8 Arbeitsordnungen betreffenden Fragen, sowohl für die Gewerbe⸗Au 1 sichtsbeamten wie auch für die unteren Verwaltungsbehörden, die zur
brüfung der erlassenen Arbeitsordnungen berufen sind. Ein ausführ⸗ iches Eeahteoihten ermöglicht eine leichte Orientierung.
— Eine hervorragende literarische Erscheinung darf die poetische Uebertragung der Gesänge Homer’s in niederdeutsche Mundart ge⸗ nannt werden, die der Oberlehrer Dr. August Dühr unternommen hat. Vor uns liegt der erste Theil des Werkes, der Homer’s „Ilias“ umfaßt und im Verlage von Lipsius u. Tischer in Kiel und Leipzig erschienen ist. Nach der Meinung des Uebersetzers ist der volksthüm⸗ liche Dialekt mehr geeignet zur Wiedergabe der wirklichen Stimmung und der ursprünglichen heroischen Leidenschaft als unsere hochdeutsche Sprache; er meint, daß, wenn es ein Mittel gebe, einer Homerübersetzung einen populären Anstrich zu verleihen und dadurch der für Griechenland bekannten groß⸗ artigen Wirkung des Volksepos nahe zu kommen, dies nur durch eine mundartliche Uebertragung möglich sei. Der Verfasser hat seine Arbeit eine „poetische Uebertragung“ genannt, weil die Uebersetzung oft sehr frei gewählt ist, um „den homerischen warmen Ton zu treffen und das poetische Gold des unvergleichlichen griechischen Sängers leuchten zu lassen“. — Unzweifelhaft wird jeder Leser dieser poetischen Uebertragung zuerst den Eindruck des Seltsamen und Ungewohnten haben. Wer mit dem von Dühr für die Uebertragung gewählten mecklenburg⸗strelitzschen Dialekt vertraut ist, wird sich aber schnell in die Dichtung hineinlesen und dann den vollen Genuß ihrer naiven Ausdrucksweise haben. Die Uebertragung ist nicht in dem hexametrischen Versmaß des Originals, sondern in Trochäen erfolgt, die in der niederdeutschen Mundart natürlicher “ Die dialektische Sprache Düht's bewegt sich durchaus in den gewohnten Wendungen, Redensarten und Bildern des mecklenburgischen Volks. g hat der Kenner niemals den Eindruck, daß die Sprache dem Ausdruck der homerischen Erzählung und ihrem Gedankeninhalt nicht gewachsen, daß sie für sie zu niedrig oder nicht erhaben genug sei. Wenn man an dieser dialektischen Sprache für den Homer etwas aussetzen wollte, so könnte man etwa nur geltend machen, daß der mecklenburgische Dialekt für uns den Charafter des Tiefgemüthvollen und Innigen habe, welches oft zu den kriegerischen und großsprecherischen Reden der griechischen Helden im Gegensatz stehe. Leser, denen der Dialekt wenig oder gar nicht vertraut ist, werden sich allerdings sehr schwer in dsese Uebertragung hineinfianden, weil ihnen manche im Volke üblichen Ausdrücke und Metaphern, die in ernster Verbin⸗ dung stehen und ernst gemeint sind, zuweilen komisch erscheinen mögen. Hier kann aber die Gewohnheit und die Uebung vieles ausgleichen, so daß auch ihnen die Lektüre Genuß bereiten wird. Unter allen Um⸗ ständen ist die geschickte und wirklich „poetische“ Uebertragung Dühr's eine verdienstliche und fleißige Arbeit.
— Unter dem Titel „Ein Ausflug nach dem Sinai“ hat der Ober⸗Hof⸗Marschall z. D. Ed. von Liebenau eine anspruchslos, aber lebendig und anschaulich verfaßte N im Ver⸗ lage von J. F. Bergmann in Wiesbaden erscheinen lassen. Die Sinai⸗Halbinsel mit ihrer geheiligten, geheimnißvollen Vergangenheit und mit ihrem berühmten Kloster besitzt an und für sich das Interesse aller Gebildeten, sodaß es nicht neuer, bisher unbekannter Forschungs⸗ ergebnisse bedarf, um die Theilnahme für die Beschreibung einer Reise durch die an eigenartigen Reizen reichen Wüsten⸗ und Gebirgs⸗ landschaften der Halbinsel zu wecken. Bei der hier vorliegenden Reisebeschreibung handelt es sich eigentlich nur um eine Touristen⸗ Partie, von welcher der Verfasser in der Vorrede sagt, sie sei als Erholungs⸗ und Jagdausflug geplant und ausgeführt worden. Der Leser 89 immerhin bedauern, daß er von dem Sinaiklioster, obgleich es auf der Reise besucht wurde, sehr wenig erfährt, er wird aber durch wohlgelungene photographische Aufnahmen des Klosters und seiner Umgebung einigermaßen entschädigt, wie denn überhaupt eine große Anzahl schöner Photographien die Beschreibung der Land⸗ schaften und Oertlichkeiten erfreulich ergänzt. Der en he schildert mit großem Fleiß die Vorbereitungen zur Reise, ihre Freuden und Leiden und findet Gelegenheit, auch die Bewohner in einigen typischen Gestalten charakteristisch zu zeichnen. Das äußerlich geschmackvoll ausgestattete Büchlein ist wohlgeeignet, den Leser während einer Stunde der Muße angenehm zu unterhalten.
— Im Verlage von Paul Baumann in Dessau hat Julius Werner unter dem Titel „Aus dem Lande der Gegensätze englische Reisebriefe erscheinen lassen, welche in zwanglosen Schilde⸗ rungen, die der Verfasser im Vorwort bescheiden „Plaudereien“ nennt, Charakteristisches über Land und Leute aus dem Vereinigten König⸗ reich beibringen. Der Verfasser bevorzugt soziale und wirthschaftliche Erscheinungen und beweist in der Darstellung derselben zumeist feine Beobachtungsgabe und sicheres Urtheil. Seine Ausfüh⸗ rungen gewinnen durch die Hervorhebung des geschichtlichen Zu⸗ sammenhangs und der sittlichen und religiösen Seite der behandelten Themata ein allgemeineres Interesse. Aus dem Büchlein im Ganzen ergiebt sich die Berechtigung zu der Wahl des Titels „Aus dem Lande der Gegensätze“; denn es ist dem Verfasser gelungen, die 5 en⸗ sätzlichen Erscheinungen des englischen Lebens auf wirthschaftlichem und geistigem Gebiet in knappe Einzelbilder zusammenzufassen, die für die Entwickelung und den gegenwärtigen Zustand des englischen Volkes von maßgebender Bedeutung sind.
— In einer wenige Seiten umfassenden Abhandlung „Der letzte Grund der Dinge und die Entstehung der beseelten und geistigen Organismen“, die im Verlage von Hannemann'’s Buchhandlung in Berlin SW. erschienen ist, versucht Dr. phil. Eduard Löwenthal die ersten und letzten Probleme aller speku⸗ Utiven Philosophie zusammenzufassen und zu lösen. Von einer die Aufgabe erschöpfenden Arbeit kann unter diesen Umständen nicht die Rede sein, und die zumeist beweislosen Ausführungen, die sich auf zaturwissenschaftlicher Grundlage bewegen, lassen den denkenden Leser unbefriedigt.
— Unter dem Titel „Instruktion für ethnographische Beobachtungen und Sammlungen in Deutsch⸗Ostafrika“ hat Dr. F. von Luschan im Auftrage der Direktion des hiesigen Königlichen Museums für Völkerkunde in den „Mittheilungen aus den deutschen Schutzgebieten“ (Bd. IX, 1896, Heft 2) eine Arbeit ver⸗ öffentlicht, die einem wirklichen Bedürfniß abhilft. In dieser Schrift, die nun auch im Sonderabdruck mit durchschossenen Blättern er⸗ schienen ist, sind von der geschickten Hand des bekannten Ethnographen alle wichtigen Gegenstände, Sitten und Bräuche, kurz alles, was der Afrikareisende fragen, beobachten und sammeln soll, in achtundachtzig Nummern zusammengestellt worden. Diese Zusammenstellung ist in erster Reihe den Laien auf ethnologischem Gebiete dienlich, auf deren Angaben über Afrika die Wissenschaft ja noch heute vielfach angewiesen ist. Sie haben nunmehr in der kleinen Schrift eine beachtenswerthe Richtschnur, nach der sie rationelle Beobachtungen anzustellen im stande sind, die nicht nur für die Wissenschaft der Anthropologie und Ethnographie, sondern auch praktisch für die Kolonisation fruchtbar gemacht werden können. Erst wenn das Thun und Denken der Be⸗ wohner unserer Schutzgebiete in seinem ganzen Umfange bekannt und ewürdigt ist, wird die Kolonisation die rechten Früchte tragen. Die Luschan'sche Schrift, welche zur regelrechten Erforschung der Lebensumstände der Neger eine gute Handhabe bietet, sollte einen Theil der Ausrüstung jedes Afrikareisenden bilden.
— Geographisch⸗statistischer Taschen⸗Atlas des Deutschen Reichs von Professor A. L. Hickmann. I. Theil. Verlag von G. Freytag und Perndt in Wien. Preis 2 ℳ — Wie o manche anderen „Statistischen Uebersichten“ allgemeiner Art verdankt auch das vorliegende Buch dem Bedürfniß nach Popularisierung der statistischen Wissenschaft se ine - Im Gegensatz zu jenen bietet aber Hickmann in seinem geographisch⸗statistischen Täschen⸗Atlas nicht Zahlen und Tabellen, sondern bringt sein Material gleichsam durch eine Art Anschauungsunterricht den Lesern näher. Seine ver⸗ gleichenden Tafeln geben nicht nur dem rechnenden Geiste, sondern sugleich dem Auge deutliche Anhaltspunkte und lassen an Klarheit und Uebersichtlichkeit nichts zu wünschen übrig. Der auch äußerlich ansprechend ausgestattete erste Theil, dem noch zwei beüere Bändchen folgen sollen, enthält auf 24 Tafeln und Diagrammen
-reits ein umfangreiches Material, gemeinverständlich dargestellt: die röße der deutschen Staaten nach Flächenraum und Bevölkerung, mit einander verglichen — seßläͤngen und Stromgebiete der Flüsse — Eröße, Höhenlage und Tiefe der Seen — Höhenprefile der be⸗
deutendsten Erhebungen über dem Spiegel der Nord⸗ und Ostsee — Leä Hütten⸗ und Salinenproduktion — Vertheilung und Ver⸗ werthung der Bodenfläche — Staats⸗Einnahmen und ⸗Ausgaben — Organisation des Heeres und der Marine — Größe und Eintheilung der einzelnen Armeetheile im Frieden und im Kriege — Größe der bedeutendsten Städte nach ihrer Einwohnerzahl — Stamm⸗ und Regententafel der deutschen Fürstenhäuser, — ferner die Por⸗ träts sämmtlicher Deutschen Kaiser seit Karl dem Großen — die Wappen der Länder und Städte, die Flaggen u. s. w. An Landkarten bringt dieser erste Theil: Deutschland zur Zeit Karl's des Großen und seiner Nachfolger bis zum Jahre 870 und Deutsch⸗ land zu Ende des dreißigjähregen Krieges; eine politische Uebersichts⸗ karte und eine geologische des Deutschen Reichs, ferner eine Höhen⸗ schichtenkarte, sowie Karten von Nordwest⸗ und Mitteldeutschland. Vorangeschickt ist den Diagrammen eine längere Einleitung, welche über die staats⸗ und verwaltungsrechtlichen Verbältnisse im Reich, ins⸗ über die Organisation der Reichsbehörden, den Leser unter⸗ richtet.
„— Die heute im Verlage von J. J. Weber in Leipzig er⸗ schienene Nr. 2773 der „Illustrirten Zeitung“ trägt den Nebentitel„Sommer⸗Nummer“ und enthält u. g. folgende Ab⸗ bildungen: „Am Strand“, Originalzeichnung von René Reinicke; Bilder vom Pflerscher Tribulaun (Tirol), 9 Abbildungen, nach der Natur gezeichnet von Ernst Platz; „Zwei Glückliche“, nach einem Gemälde von Leopold Schmutzler, doppelseitig; „Angeseilt“, nach einem Aquarell von Hugo Engl; „Sommermorgen“, nach einem Ge⸗ mälde von Charles Frederik Ulrich; „Die Malerin“, nach einem Ge⸗ mälde von Ludwig Dettmann; „Blumenfest in Paris“, nach einem Gemälde von Friedrich Stahl, aus der Internationalen Kunst⸗Aus⸗ stellung in Berlin; „Im Führerzimmer der Berliner Hütte“ (Ziller⸗ thaler Alpen), Originalzeichnung von J. Bahr. Als Kunstbeilage ist der Nummer beigefügt ein vorzüglicher doppelseitiger Holzschnitt nach dem „Nachtigall’ benannten Gemälde von Gabriel Max.
— Die Wochenschrift „Von Haus zu Haus“, welche im Verlage von Adolf Mahn in Leipzig erscheint, enthält in der neuesten Nr. 45 unter der Rubrik „Selbsterlebtes aus dem Leben berühmter Männer und Frauen“ Mittheilungen von Konrad Telmann: „Wie ich Schriftsteller wurde“, in welchen der Verfasser eine Art Selbst⸗ bekenntniß giebt, das im Verein mit einem wohlgelungenen Bilde alle Literaturfreunde interessieren wird. Die Nummer enthält ferner zwei Novellen: „Weshalb?“ von Natalie Gut, und „Friede gefunden“ von M. Hartwig. Endlich seien von den Artikeln und Notizen, welche die verschiedenartigsten Lebensgebiete berühren, folgende erwähnt: Bad Kreischa, mit Abbildung; Aus Ungarn, Einfluß der Natur auf Geist und Gemüth des Menschen; über Werthpapiere, Schmuck⸗ sachen; Elend der Näherinnen und Konfektionsarbeiterinnen und Vor⸗ schläge zur Abhilfe; über den Altersunterschied zwischen Mann und Frau in der Ehe; Blumensträuße und Guirlanden geschmackvoll zu binden; eine gute Suppe; Fleckenreinigungsmittel; Himbeersaft.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
“ Die Ernte in Dänemark. 88
Begünstigt durch die trockene und warme Witterung der letzten Wochen, ist die Ernte der Wintersaaten, die den eingegangenen Meldungen zufolge sowohl in qualitativer wie quantitativer Be⸗ ziehung durchschnittlich als eine Mittelernte wird bezeichnet werden können, fast überall beendet. Auch das Einbringen der Frühjahrssaaten, deren Ergebniß namentlich hirsichtlich der Menge hinter einer Mittelernte nicht unbeträchtlich zurückgeblieben zu sein scheint, ist seinem Abschluß nahe.
Von den Wurzelgewächsen versprechen Zucker⸗ und Runkel⸗ rüben anscheinend einen günstigen Ertrag, während die Kartoffeln an manchen Stellen infolge der lang anhaltenden Dürre vielfach gelitten zu haben scheinen.
Handel und Gewerbe.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 21. d. M. gestellt 13 058, nicht rechtzeitig gestellt 64 Wagen. In Oberschlesien sind am 20. d. M. gestellt 5472, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen; am 21. d. M. sind gestellt 5405, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.
Zwangs⸗Versteigerungen.
Beim Königlichen Amtsgericht I Berlin standen am 21. August die I“ Grundstücke zur Versteigerung: Gör⸗ litzer⸗Ufer Nr. 14, 31 und 33, dem Maurermeister Ernst Mudrak gehörig; Fläche 7,94 a; Nutzungswerth 13 000 ℳ; Meistbietender blieb der Kaufmann Adolf Poßling zu Treptow, Lohmühlenstraße, mit dem Gebot von 216 100 ℳ — Raumerstraße 43, dem Maurerpolier Julius Thorack gehörig; Fläche 6,58 a; Meistbie⸗ tender blieb der Restaurateur Otto Fricke, Königstraße 32, mit dem Gebot von 106 800 ℳ
— Nach einem bei dem Syndikat für Bewässerungs⸗ anlagen in Deutsch⸗Südwestafrika eingelaufenen Telegramm ist der mit den Untersuchungen der Bewässerungsanlagen in der Kap⸗ Kolonie und in Deutsch⸗Südwestafrika betraute Regierungs⸗Baumeister und Wasserbau⸗Ingenieur Theodor Rehbock in Kapstadt angekommen und hat seine Untersuchungen aufgenommen.
— Am Donnerstag starb der Konsul z. D. und langjährige General⸗Sekretär des Deutschen Handelstages Walter Annecke.
— Vom oberschlesischen Eisen⸗ und Zinkmarkt berichtet die „Schles. Ztg.“: Die Lage des oberschlesischen Eisenmarktes ließ auch während der verflossenen Woche nichts zu wünschen. Die Verladungen von Roheisen gingen flott von statten; Vorräthe der verschiedenen Qualitäten sind auf keinem Werke vorhanden, da auch die Bestände in Gießereiroheisen durch verstärkte Lieferungen während der letzten Wochen aufgebraucht sind. Puddelroheisen ist durchweg bis zum Jahresschluß fest verschlossen; auch über diesen Zeitpunkt hinaus sind Verkäufe bereits zu verzeichnen. Stahl⸗ werkseisen kommt nicht an den Markt, weil es in voller Höhe der Produktion von den darstellenden Hütten verbraucht wird. Das Erzgeschäft bleibt ein reges und die Hätten schreiten bereits zu Einkäufen für die nächstjährige Kampagne. Mit Spezi⸗ fikationen für Walzeisen sind die Werke noch reichlich versehen; die vom Großhandel eingegangenen Schlüsse gelangen prompt und glatt zur Abwickelung. Auch die ausländische Kundschaft bleibt mit der Abnahme nirgends im Rückstand, woraus auf eine günstige Fortentwickelung des Eisengeschäfts auch im Ausland geschlossen werden kann; nur die russischen Händler beobachten seit einiger Zeit eine gewisse Zurückhaltung, die auf die zum theil weniger Lünfeüsen Ernteaussichten zurückzuführen sein dürfte. In Blechen ist der Absatz vorzüglich; den Werken liegen bis in den Winter hinein Aufträge vor. Kesselbleche gelangen nur mit erheblicher Fristüberschreitung zur Ablieferung, wodurch den Kesselfabriken arge Verlegenheiten und Ver⸗ luste durch Konventionalstrafen bereitet werden. Auch die Kon⸗ struktionswerkstätten haben trotz der bereits vorgeschrittenen Baufaison noch gut zu thun, und auch die Schienenwalzwerke sind andauernd flott im Betriebe. Für gegossene Röhren hat sich die Nachfrage abgeschwächt, dagegen erfreuen sich die Röhrenwalzwerke noch eines flotten Absatzes. Bei den Drahtwerken blieb die Lage un⸗ verändert; auch der Kleineisenzeug⸗Industrie liegt ausreichende Arbeit vor. In Alteisen ist das Geschäft flau, und die Händler sind in ihren Forderungen bereits stark herabgestimmt. — Auf dem Zinkmarkte ist es merkbar ruhiger geworden, da die Be⸗ stellungen vom Auslande e; haben, immerhin steht aber zu hoffen, daß sich das Geschäft im September noch einmal beleben dürfte. Der Rückgang der Notierungen in London kam zum Stillstand, sobald einige Käufer auftraten, und machte sogar wieder einer steigenden Be⸗ wegung Platz, da zu den herabgesetzten Notierungen nur sehr wenig Waere
erhältlich war. Hier verhielten sich die Produzenten abwartend, da sie ohnehin nur noch unbedeutende Quantitäten für das laufende Jahr frei haben. Gewöhnliche Marken dürften aus zweiter Hand zu 34 ℳ ab Zütte erhältlich sein. Zinkstaub bleibt gut gefragt. — Blei erhielt sich in der vorwöchigen Preislage.
Stettin, 21. August. (W. T. B.) Getreidemarkt. Weizen still, loko 137 — 142, per September⸗Oktober 142,50, per Oktober⸗ November —. Roggen matt, loko 110—113, pr. Sept.⸗Oktober 112,5), per Oktober⸗November 113,50. Pommerscher Hafer loko 115 — 121. Rüböl loko fest, per .; 47,50, per September⸗ Oktober 47,50. Spiritus unverändert, loko mit 70 ℳ Konsumstener 33,10. Petroleum loko 10,75.
Breslau, 21. August. (W. T. B.) Getreide⸗ und Pro⸗ duktenmarkt. Spiritus per 100 1 100 % exkl. 50 ℳ Verbrauchs⸗ abgaben pr. August 53,20, do. do. 70 ℳ Veva e pr. August 33,20.
Magdeburg, 21. August. (W. T. B.) Zuckerbericht. Korn⸗ zucker exkl. von 92 %I —,—, Kornzucker exkl. 88 % Rendement 10,35 — 10,45, Nachprodukte exkl. 75 % Rendement 7,75 — 8,45. Ruhig, stetig. Brotraffinade 1 24,75 — 25. Brotraffinade II 24,50. Gem. Raffinade mit Faß 24,75 — 25,25, Melis I mit Faß 23,50. Rubig. Robzucker I. Produkt Transito pr. a. B. Hamburg per August 9,60 Gd., 9,67 ½ Br., pr. Sept. 9,60 Gd., 9,67 ⅜˖ Br., pr. Oktober⸗Dezember 9,80 bez., 9,82 ½ Br., pr. Januar⸗März 10,10 bez., 10,12 ½ Br., pr. April⸗Mai 10,25 Gd., 10,32 ½ Br. Anfang stetig, dann ruhiger. — Wochenumsatz im Rohzuckergeschäft 22 000 Ztr.
Leipzig, 21. August. (W. T. B.) Kammzug⸗Terminhandel. La Plata. Grundmuster B. pr. August 3,20 ℳ, pr. September 3,20 ℳ, pr. Oktober 3,22 ½ ℳ, pr. November 3,22 ½ ℳ, pr. Dezember 3,25 ℳ, pr. Januar 3,27 ½ ℳ, pr. Februar 3,27 ½ ℳ, pr. März 3,27 ½ ℳ, pr. April 3,30 ℳ, pr. Mai 3,30 ℳ, pr. Juni 3,30 ℳ, pr. Juli 3,30 ℳ Umsatz 10 000 kg. Ruhig.
Bremen, 21. August. (W. T. B.) Börsen⸗Schlußbericht. Raffiniertes Petroleum. (Offizielle Notierung der Bremer R Ruhig. Loko 6,40 Br. Russisches Petroleum.
oko 6,20 Br. Schmalz. Ruhig. Wilcox 21 ½ J, Armour shield 20 ¾ ₰, Cudahy 22 ₰, Choice Grocery 22 ₰, White label 22 ₰,
“ 21 ₰. Speck ruhig. Short clear middl. loko 22 ₰. Reis sehr fest. Kaffee fest. Baumwolle steigend. Uyvland middl. loko 43 ¾ ₰. Taback. 271 Faß Kentucky, 94 Packen China, 144 Packen Brasil, 61 Seronen Carmen.
Hamburg, 21. August. (W. T. B.) Getreidemarkt. Weizen loko et holsteinischer loko neuer 138 — 141. Roggen loko fest, hiesiger —,—, mecklenburger loko neuer 118—122. russischer loko fest. 76 - 80. Hafer fest. Gerste fest. Ruͤböl fest, loko 48 ½. Spiritus (unverzollt) ruhig, pr. 9s veeee 17 ¼ Br., pr. September⸗Oktober 17 ¼ Br., pr. Oktober⸗November 17 ¾⅔ Br., pr. November⸗Dezember 17 ½ Br. Kaffee fest. Umsatz 5000 Sack. Petroleum fest. Standard white loko 6,40.
Kaffee. (Nachmittagsbericht) Good average Santos pr. September 53 ¼, pr. Dezember 50 ¾, pr. März 50 ½, pr. Mai 50 ½. Ruhig. — Zuckermarkt. t I. Produkt Basis 88 % Rendement neue Usance, frei an Bord Hamburg pr. August 9,62 ½, pr. September 9,65, pr. Oktober 9,77 ½, pr. Dezember 9,92 ½, pr. März 10,22 ½, pr. Mai 10,35. Ruhig.
Wien, 21. August. (W. T. B.) Getreidemarkt. Weizen pr. Herbst 6,98 Gd., 7,00 Br., pr. Frühjahr 7,33 Gd., 7,35 Br.
Roggen pr. Herbst 6,12 Gd., 6,14 Br., pr. Frühj. 6,41 Gd., 6,43 Br. Mais pr. August⸗September — Gd., — Br., pr. September⸗ Oktober 3,84 Gd., 3,86 Br., pr. Mai⸗Juni 4,08 Gd., 4,10 Br. Hafer pr. Herbst 5,59 Gd. 5,61 Br., pr. Frühjahr 5,86 Gd., 5,88 Br.
Wien, 21. August. (W. T. B.) Das „Fremdenblatt“ erfährt über die Verhandlungen zwischen der Regierung und der Oester⸗ reichisch⸗Ungarischen Bank: Einen der allerwichtigsten Gegen⸗
stände bei diesen Verhandlungen bildete die künftige Ordnung der so⸗
genannten 80 Millionen⸗Schuld, deren Lösung sowohl im Interesse
Oesterreichz als Ungarns liegt. Die beiden Regierungen konnten daher ein Zugeständnisß der Bank, das sich hierauf bezog, nicht wieder aufgeben. Die Bank hatte schriftlich die Bereit⸗ willigkeit ausgesprochen, von der Staatsschuld an die Bank einen Betrag in solcher Höhe auf Rechnung des Reservefonds abzuschreiben, daß dieselbe auf 60 Millionen Gulden reduziert werde, wenn man sich staarlicherseits zu einer Abzahlung von 30 Millionen Gulden auf diese Schuld verpflichten würde. Dieses Zugeständniß war erfolgt auf die wiederholte Erklärung des Finanz⸗Ministers, daß er ohne dasselbe keine Abzahlung auf die 80 Millionen⸗Schuld leisten werde, noch auch in eine Verlängerung des Bankprivilegiums zu willigen vermöchte. Bei den Verhandlungen wurde eine andere Pro⸗ position der Bank abgelehnt. Diese Ablehnung nahmen die Vertreter der . zum Anlaß, das vorbehaltlos gemachte Zugeständniß zurück⸗ zuziehen.
London, 21. August. (W. T. B.) Getreidemarkt. (Schluß.) Markt fest. Weizen fest aber ruhig, Kalifornier 3 — 4 ½, Donauweizen 3 Pence höher gehandelt. Anderes unverändert.
An der Küste 8 Weizen ladungen angeboten.
96 % Javazucker 11 ¼ ruhig, Rüben⸗Robzucker loko 9⅛ Käufer. — Chile⸗Kupfer 47 8, pr. 3 Monat 4711/16.
Liverpool, 21. August. (W. T. B.) Baumwolle. Umsatz 7000 B., davon für Spekulation und Export 500 B. Steigend. Amerikaner ½, Brasilianer und Indier 116 höher. Middl. amerika⸗ nische Lieferungen: Fest. August⸗Sevtember 4˙9⁄24 Verkäuferpreis, September⸗Oktober 422⁄64¶ do., Oktober⸗November 4²0%4 do., November⸗Dezember 423⁄½4 — 422⁄86 Käuferpreis, Dezember⸗Januar 4²⁵‧14— 4 ⁄64 do., Januar⸗Februar 428/64 — 4 %4 do., Februar⸗März 4²⁰⁄14 do., März⸗April 42²9⁄14 — 4 0/ 64 do., April⸗Mai 4³0⁄64 do., Mai⸗ Juni 420⁄64 — 42164 d. do.
Baumwollen⸗Wochenbericht. Wochenumsatz gegenwärtige Woche 36 000 (vorige Woche 43 000), do. von amerikanischen 29 (36 000), vo. für Spekulation 2000 (2000), do. für Export 1000 (1000) do. für wirklichen Konsum 26 000 (33 000), do. unmittelb. ex. Schiff 46 000 (48 000), wirklicher Export 4000 (4000), Import der Woche 17 000 (8000), davon amerikanische 13 000 (5000), Vorrath 549 000 (552 000), davon amerikan. 419000 (449 000), . 5 1“ 33 000 (33 000), davon amerikanische 30 000
Manchester, 21. August. (W. T. B.) 12r Water Taylor 6, 30r Water Taylor 7 ⅜, 20r Water Leigh 6 ½, 30r Water Clayton . 32r Mock Brooke 7 ¼, 40r Mayoll 7 ⅛⅝, 40r Medio Wilkinson 8 ½, 32r Warpcops Lees 7 ½ 36r Warpcops Rowland 7 ⅛, 36r Warpcoyps Wellington 8, 40r Double Weston 9 ½, 60r Double courante Qualität 12, 32“ 116 vards 16 % 16 grey Printers aus 32r/46r 160. Steigend.
Glasgow, 21. August. (W. T. B.) Roheisen. Mixed numbers n 88 sh. 8 d. Stetig. — (Schluß.) Mixed numbers warrants
Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 363 4599 Tons gegen 285 435 Tons im vorigen Jahre. Die Zahl 88 82 Betriebe befindlichen Hochöfen heträgt 77 gegen 75 im vorigen Jahre. 3 1
Paris, 21. August. (W. T. B.) An der heutigen Börse herrschte bei ruhigem Geschäft allgemein recht feste Stimmung. Türkenwerthe gefragt und höher. Italiener nachgebend.
Paris, 21. August. (W. T. B.) (Schluß.) Rohzucker behauptet, 88 % loko 28 à 28 ¼. Weißer Zucker behauptet, Nr. 3, pr. 100 kg, pr. August 33 ⅞, pr. September 30 ⅛, pr. Oktober⸗Januar 28 ¾, pr. Januar⸗April 29 ⅞.
St. Petersburg, 21. August. (W. T. B.) Produktenmarkt. Weizen loko 8,00. .Neene oko 4,60. Hafer loko 3,10. Leinsaat loko 9,50. Hanf loko —. Talg loko 48,00, pr. August —.
Amsterdam, 21. August. (W. T. B.) Getreidemarkt Weizen auf Termine fest, do. pr. sovember 149, do. pr. März 149. Roggen loto sehr fest, do. auf Termine behauptet, do. pr. Oktober 93
do. pr. März 97, do. per Mai 97. Rüböl loko 25 ⅜, vo. pr. Herbst 24 ⅞, do. pr. Mai 1897 25¼.
Java⸗Kaffee good ordinary 50. — Bancazinn 36 ½.
(Schlußbericht.) Rüben⸗Rohzucker
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