Nachweis über die praktische oder wissenschaftliche Thätigkeit dn schlegen werden muß, ist an vif Technische Deputation r das
eterinärwesen zu richten, welche uͤber die Zulassung entscheidet.
Gegen einen abweisenden Bescheid kann nach § 2 der Königlichen Verordnung vom 21. Mai 1875 die Beru ng an den Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten ver⸗ folgt werden. 8
Die Prüfung zerfällt in drei Abschnitte
1) in den schriftlichen, 8
2) in den praktischen und 3) in den mündlichen Abschnitt.
Schriftlice “
Die schriftliche 898 besteht in der Bearbeitung von wei Aufgaben, von denen die eine aus der gerichtlichen Thier⸗ eilkunde, die andere aus der polizeilichen Thierheilkunde (mit
Einschluß der Fleischbeschau) zu entnehmen ist. Die Aufgaben
werden von der Prüfungskommission festgestellt und dem Kan⸗
didaten durch die Technische Deputation für das Veterinär⸗ wesen mitgetheilt. —
Die Ausarbeitungen sind innerhalb sechs Monaten nach Empfang der Aufgaben bei der Deputation einzureichen; sie müssen sauber und leicht leserlich geschrieben sein und die eidesstattliche Versicherung des Kandidaten enthalten, daß er sie, abgesehen von den literarischen Hilfsmitteln, ohne fremde
ilsfe angefertigt habe. Die vollständige Angabe der benutzten iterarischen Hilfsmittel, welche auch im Texte regelmäͤßig zu zitieren sind, ist einer jeden Ausarbeitung beizufügen.
Eine Verlängerung der gestellten Frist ist nur unter be⸗ sonders dringlichen Umständen zulässig.
Der Vorsitzende der Deputation hat die Ausarbeitungen der Prüfungskommission zu überweisen und aus deren Mitte die Referenten zu bezeichnen.)
§ 6 Nach Ablauf der sechsmonatlichen Frist werden die Arbeiten nicht mehr angenommen, es sei denn, daß besonders bescheinigte Gründe zu einer Ausnahme vorliegen, oder daß aus besonderem Anlaß eine Nachfrist bewilligt worden ist. Wer die sechsmonatliche Frist oder die bewilligte Nachfrist nicht innehält, darf frühestens sechs Monate nach Ablauf der⸗ selben sich neue Aufgaben .
Für die schriftliche Prüfung kommen die Zensuren: „gut“, 1“] ‚ungenügend“ zur . Die drei ersten erklären den Kandidaten für bestanden.
§ 8.
Kat eine schriftliche Arbeit die Zensur „ungenügend“ er⸗ halten, so kann der Kandidat sich nach Ablauf von drei Mo⸗ naten eine neue Aufgabe aus demselben Gebiete erbitten (Nach⸗ prüfung). Die Arbeit ist alsdann innerhalb dreier Monate ab⸗ zuliefern. Wird sie wiederum ungenügend befunden, so kann em Kandidaten nochmals nach Ablauf von sechs Monaten auf seinen Antrag eine neue Aufgabe aus demselben Gebiete gestellt werden (Wiederholung der Nachprüfung). Auch diese Arbeit ist innerhalb dreier Monate einzuliefern. Erhält sie die Zensur „ungenügend“, so kann der Kandidat nicht mehr zur Prüfung zugelassen werden. Dasselbe gilt, wenn der Kandidat nicht innerhalb sechs Wochen nach Ablauf der für die Nachprüfung oder die Wiederholung der Nachprüfung gestellten Frist die
neuen Aufgaben sich erbittet.
Sind beide schriftliche Arbeiten ungenügend befunden worden, so können dem Kandidaten nach Ablauf von sechs Monaten auf seine Bitte neue Aufgaben ertheilt werden (Wiederholung der Prüfung). Die neuen schriftlichen Arbeiten sind in längstens sechs Monaten einzuliefern. Wird von diesen Arbeiten auch nur eine ungenügend befunden, so kann der Kandidat nicht mehr zur Prüfung zugelassen werden. Das⸗ selbe gilt, wenn der Kandidat sich nicht innerhalb sechs Wochen nach Ablauf der für die Wiederholung der Prüfung gestellten
Frist die neuen Aufgaben erbittet.
Dem ungenügenden Ergebniß der schriftlichen Prüfung bleich erachtet wird die Versäumung der für die Bearbeitung er schriftlichen Arbeiten festgesetzten Frist oder der bewilligten Nachfrist (§ 6). 89
. Ist die schriftliche Prüfung „ungenügend“ ausgefallen, so hat die Deputation die Prüfungsarbeiten mit den ertheilten Geen dem Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten zu überreichen, welcher dem Kandidaten da nügende Ergebniß der Prüfung eröffnen wird. “ Z
Praktische Prüfung. 10
§ 10.
Nach dem Bestehen der schriftlichen Prüfung hat sich der Kandidat innerhalb sechs Wochen nach der Mittheilung des Er⸗ ebnisses zur Ablegung der praktischen Prüfung bei der Technischen eputation schriftlich zu melden. Diese beraumt einen Prüfungs⸗ termin an, sobald sich eine hinreichende Zahl von Kandidaten ge⸗ meldet hat. Bleibt der Kandidat in diesem Termin ohne aus⸗ reichende Entschuldigungsgründe aus, so kann die Deputation seine Zulassung zur praktischen Prüfung von einer Wieder⸗
holung der schriftlichen Prüfung abhängig machen.
Die praktische Prüfung muß spätestens sechs Monate nach
ledigung der schriftlichen Prüing abgelegt werden.
Die praktische Prüfung wird in der Thierärztlichen Hoch⸗ schule zu Berlin vor der Kommission (§ 1) abgelegt. Während der Zeit vom 15. August bis 15. Oktober werden keine Prüfungen abgehalten. Die praktische Prüfung zerfällt in zwei Theile.
Der Kandidat hat:
1) an einem lebenden Thiere einen gerichtlich oder polizei⸗ lich wichtigen Krankheitsfall zu untersuchen und über den Ve⸗ fund einen schriftlichen Bericht mit gutachtlicher Aeußerung nach der gestellten Aufgabe unter Klausur anzufertigen;
2) a. die vollständige oder theilweise Sektion eines ge⸗ fallenen 8 unter Beachtung der für gerichtliche und polizeiliche Fälle erforderlichen Ruͤücksichten zu vollziehen, auch den Befund sofort zu Protokoll zu diktieren, und
b. ein pathologisch⸗anatomisches Präparat zu erklären, mit dem Mikroskop zu untersuchen und das Ergebniß der Untersuchung mündlich 2ntliog Hierzu sollen nur solche Objekte gewählt werd eren Begutach
81
Ueber das Ergebniß sehene Zensur ertheilt.
gegebenen Vorschriften.
nicht, so hat er dieselbe n wiederholen. Meldet sich Wochen nach Ablauf der g Deputation Nachprüfung, so hat er wiederholen.
Hat der Kandidat in b
stattzufinden. Erfolgt die praktischen Prüfung nicht irn
beiden Theile ungenügend,
Unmittelbar an die p mündliche Prüfung an, ugelassen werden, welche 8e
1) die Prüfung in der 2) die Prüfun
Verhandlung aufgenommen, fung und die Zensuren der
gegebenen Vorschriften.
in diesem
die ganze münd Hat der Kandidat Prüfung die Zensur: Wieberholun der von sechs
und für das Gesammtergebn
1) „sehr gut“, wenn halten hat, 2) „gut“, wenn in zwei in einem Abschnitt „genugen
Fälle zu 1 und 2 vorliegt,
Verhandlungen Landwirthschaft, Domänen u
abschnitt 10 ℳ
Prüfungsabschnitt 5 ℳ, bei
früher erlassenen mit dem 1. Vorschriften fortzusetzen. Der Minister für Landwirt
Bedeutung haat.
Freiherr von
Die Kommission für jeden Theil der praktischen Prüfung besteht aus zwei Examinatoren.
den betheiligten Examinatoren (§ 11) eine mit Gründen ver⸗ Die Bezeichnung der Zensuren erfolgt nach den im 87
Ist das Ergebniß der Prüfung nur in einem Theile 11) ungenügend, so kann der Kandidat nach Ablauf von drei Monaten zu einer Nachprüfung in diesem Theile zu⸗ gelassen werden. Besteht der Kandidat in der Nachprüfung
zur Nachprüfung oder zur Wiederholung der
fung die Zensur „ungenügend“ holung der praktischen Prüfung nach Ablauf von sechs Monaten e
der für die Wiederholung ge
chriftliche Prüfung zu wiederholen. chh praktischen Prüfung das 1
zur praktischen Prüfung zugelassen werden.
Tritt ein Kandidat ohne ausreichende Entschuldigung von dem bereits begonnenen Theil der praktischen Prüfung zurück, so wird dies dem ungenügenden Ergebniß gleich geachtet.
Mündliche Prüfüung. 13 C. u welcher nur ie saihen Kandidaten
Die mündliche Prüfung zerfällt in zwei Theile:
1 in der polizeilichen Thierheilkunde (mit Einschluß der Fleischbeschau). Die Kommission besteht zwei Examinatoren. 8
E1““ mündliche Prüfung wird eine protokollarische
Die Bezeichnung der Zensuren erfolgt nach den im § 7
Ist das Ergebniß der Prüfung nur in einem Theile
(S 15 ungenügend, so ist dem Kandidaten eine Nachprüfung heile nach Ablauf von drei Monaten zu gestatten.
Besteht der Kandidat die Nachprüfung nicht, so hat er dieselbe nach Ablauf von sechs Monaten zu wiederholen. der Kandidat nicht innerhalb sechs Wochen nach Ablauf der gestellten Fristen bei der Technischen Deputation zur Nach⸗ prüfung oder 328 Wiederholung der Nachprüfung, so hat er iche Prüfung zu wiederholen. in beiden Theilen der mündlichen „ungenügend“ erhalten, so hat eine mündlichen onaten stattzufinden. sur Wiederholung der mündlichen echs Wochen nach Ablauf dieser Frist, so ist auch die praktische Prüfung zu wiederholen. Ist bei der Wiederholung der münd⸗ lichen Pruͤfung das Ergebniß auch nur in einem der beiden Theile ungenügend, so kann der Kandidat mündlichen Pruͤfung zugelassen werden.
Der Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten kann, falls besondere Umstände es er orderlich machen, Aus⸗ nahmen von den Vorschriften 8 §§ 8, 12 und 14 gestatten.
1
Die Schlußzensuren für die einzelnen
Prüfungskommission festgesetzt.
Die Schlußzensur lautet: der Kandidat in mindestens zwei Abschnitten die Zensur „sehr gut“ und in einem „gut“ er⸗
3) „genügend“, wenn bei bestandener Prüfung keiner der
4) „ungenügend“, wenn die Prüfung nicht bestanden ist. Nach Erledigung der mündlichen Prüfung des Kandidaten hat die Deputation die scesfanchen Prüfungsarbeiten und sämmtliche üͤber das Ergebni
mit den Schlußzensuren dem
Denjenigen Kandidaten, wel bestanden haben, wird das Fähigkeits⸗Zeugniß für die An tellung als beamteter Thierarzt von dem Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten ertheilt.
Die Prsfeseag⸗paßhan 50 ℳ und zwar für den schriftlichen Prüfungsabschnitt 20 Prüfungsabschnitt 20 ℳ und für
„Ddie Einzahlung erfolgt bei der Bureaukasse des Ministeriums für Landwirthschaft, Domänen und
Der Betrag für den schriftlichen Abschnitt wird bei der Einreichung der schriftlichen Arbeiten, der Rest nach Zulassung zum zweiten Prüfungsabschnitt eingezahlt.
„Tritt ein Kandidat während der praktischen zurück, so werden ihm die Prüfungsgebühren für den münd⸗ lichen Prüfungsabschnitt erstattet.
Bei jeder Nachprüfung im ersten oder zweiten Prüfungs⸗ abschnitt sind je 10 ℳ und bei jeder Nachprüfung im dritten
ersten oder zweiten Prüfungsabschnitts je 20 ℳ, und be Wiederholung des ganzen dritten Prüfungsabschnitts 10 ℳ Prüfungsgebühren zu entrichten.
Die vorstehenden Vorschriften treten unter Aufhebung der Bereits begonnene Prüfungen sind alsdann nach den neuen
Berlin, den 19. August 1896.
§ 12. der praktischen Prüfung wird von
ach Ablauf von sechs Monaten zu der Kandidat nicht innerhalb sechs estellten Fristen bei der Technischen die ganze praktische Prüfung zu
eiden Theilen der praktischen Prü⸗ erhalten, so hat eine Wieder⸗
ldung zur Wiederholung der faaee. 1 8 Wochen nach Ablauf tellten Frist, so ist auch die Ift bei der Wiederholung
rgebniß — nur in einem der a
so kann der Kandidat nicht mehr
raktische Prüfung schließt sich die
die praktische Prüfung bestanden
gerichtlichen Thierheilkunde,
X“
welche die Gegenstände der Prü⸗ Examinatoren enthalten muß.
Meldet sich
Prüfung nach Ablauf Erfolgt die Meldung Prüfung nicht innerhalb
nicht mehr zur 6
0.
Prüfungsabschnitte iß der Prüfung werden von der
Abschnitten mindestens „gut“ und d“ erzielt worden ist,
der Prüfung aufgenommenen Minister für nd Forsten zu überreichen.
e die drei TeenSgabschn te
17.
ℳ, für den praktischen den mündlichen Prüfungs⸗
Forsten.
Prüfung
jeder Wiederholung des ganzen
jeder
Januar 1897 in Kraft.
hschaft, Domänen und Forsten.
Hauptverwaltung der Staatsschulden 8
Bekanntmachung.
ischen Staatsschulden werden bei der Staats ulden⸗ bilchenaks — 9h Taubenstraße 29 hierselbst —, Reichsbank⸗Hauptkasse, den Regierungs⸗Hauptkassen, den Kreis⸗ kassen und den übrigen mit der Einlösung betrauten Kassen und Reichsbankanstalten vom 21. d. H. ab ein⸗ felüst Auch werden die am 1. Oktober 1896 fälligen Zins⸗ cheine der von uns verwalteten Eisenbahn⸗Anleihen, mit Aus⸗ nahme der nachstehend besonders erwähnten Schuldgattungen bei den vorbezeichneten Kassen, sowie bei den auf diesen Zins⸗ scheinen vermerkten Zahlstellen vom 21. d. M. ab eingelöst.
Die Zinsscheine der S unserer Bekanntmachung vom 16. März 1896 vom 1. April 1896 ab in unsere Verwaltun gekommenen Anleihen der Saal⸗ und der Werra⸗Eisenbahn⸗ Gesellschaft werden auch in Zukunft nur bei den bisherigen Einlösungsstellen eingelöst.
Die Zinsscheine sind, nach den 1S Schuldgattungen und Werthabschnitten geordnet, den Ein ösungsstellen mit einem Verzeichniß vorzulegen, welches die Stückzahl und den Betrag für jeden Werthabschnitt angiebt, aufgerechnet ist und des ecdenden Namen und Wohnung Feng macht. Wegen Zahlung der am 1. Oktober fälligen Zinsen für die in das uldbuch eingetragenen Forderungen be⸗ merken wir, daß die Zusendung dieser Zinsen mittels der Post sowie ihre Gutschrift di den Reichsbank⸗Girokonten der Empfangsberechtigten zwischen dem 17. September und 8. Oktober erfolgt, die Baarzahlung aber bei der Staatsschulden⸗Tilgung zkasfe am 17. September, bei den Regierungs⸗Hauptkassen am 24. September und bei den sonstigen außerhalb Berlins damit betrauten Kassen am 26. September beginnt.
Die e atosehittben de geng essse ist für die Zins⸗ zahlungen werktäglich von 9 bis 1 Uhr, mit Ausschluß des vorletzten Werktags in sedem Monat, am letzten Werktage des Monats aber von 11 bis 1 ühr geöffnet.
Die Inhaber preußi 88b Konsols machen wir wiederholt auf die durch uns veröffentlichten „Amtlichen Nachrichten über das Preußische Staats⸗ schuldbuch“ auf merksam, deren kürzlich erschienene 6. Ausgabe durch jede Buchhandlung für 40 oder von dem Verleger J. Guttentag in Berlin durch die Post frei für 45 ₰ zu beziehen ist. 3
Berlin, den 4 September 189 1s .““
Hauptverwaltung der Staatsschulden. 86 5 Merleker. ü
Bekanntmachung.
„n Gemäß § 46 des Kommunalabgabengesetzes vom 14. Juli 1893 wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß das steuerpflichtige Reineinkommen der Königsberg⸗ Kranzer Eisenbahn⸗Gesellschaft für das Betrieb Rechnungsjahr 1895/96 98 056 ℳ beträgt. Königsberg i. Pr., den 8. September 1896. Der Königliche Eisenbahn⸗Kommissar. 6 Simson, Eisenbahn⸗Direktions⸗Präsident.
Angekommen:
Seine Excellenz der Staats⸗ und Finar Miquel,
Landwirthschaft, Domänen und Forsten Freiherr von Ham⸗ merstein, Seine E cellenz der Unter⸗Staatssekretär im Staats⸗ Ministerium, Wirkliche Geheime Rath Humbert, und der Unter⸗Staatssekretär im Ministerium Braunbehrens, vom Urlaub. 18
Preußen. Berlin, 9. September.
Seine Majestät der Kaiser und König empfingen, wie aus Görlitz gemeldet wird, gestern Nachmittag nach der Rückkehr aus dem Manövergelände den Kriegs⸗Minister, General⸗Lieutenant von Goßler und den Chef des General⸗
trage. Um 7 Uhr Abends fand im Gesellschaftshause Festtafel für die Provinz statt. Nach derselben Fans Bauß F. die Serenade des Görlitzer Kreissängerbundes entgegen.
Ihre Majestät die Kaiserin und Königin reisten gestern Abend 10 ½ Uhr mit Gefolge von Görlitz nach Karlsruhe ab. Seine Majestät der Kaiser begleiteten Allerhöchstdieselbe in
die ten der Behörden zur Verabschiedung eingefunden hatten. Die Straßen waren vom Publikum dicht hnes welches Ihre Majestäten mit den lebhaftesten Hochrufen be⸗ grüßte. Die Stadt hatte gestern abermals illuminiert.
Heute Morgen um 71 ½ Uhr fuhren Seine Majestät der Kaiser mittels Sonderzuges na Sich von dort zu Pferde in das Manövergelände.
8 Getragen von der Liebe der Unterthanen barkeit des ganzen deutschen Volkes, begeht heute Seine Königliche Hoheit der Großherzog Friedrich von Baden seinen siebzigsten Geburtstag. Aus den Blättern der verschiedensten politischen Richtungen tönt dem edlen Fürsten das einmüthige Lob seines vorbildlichen Lebens und Wirkens entgegen. Tiefer noch, als die Zeitgenossen, wird einst die „Nachwelt begreifen und durch den Mund der Geschichte aussprechen, wieviel das neugeeinte Vaterland dem echt deutsch gesinnten Herrscher Badens schuldig ist, von dessen Lippen an einem ewig denkwürdigen Tage unserer Geschichte zum ersten Mal nach langer Zeit wieder
8
Hammerstein.
der Name eines deutschen Kaisers erklang. Auf der ehrfurchtgebietenden Gestalt, die heute über die Schwelle
8 Die am 1. Oktober 1896 fälligen Zinsscheine der preu⸗
Seine Excellenz der Staats⸗Minister und Minister für
des Innern
stabes, General der Kavallerie Grafen von Schlieffen zum Vor⸗ 8
ajestät
vfehe seliaeher Equipage nach dem Bahnhof, wo sich
Kubschütz und begaben
der Dank⸗
29e Kaisers, welchem Großherzog Friedrich, neben
eßlichen Fürsten, der denselben Namen trug, ein ene enhe,e “ ist. Möchte es ihm beschieden sein, bis 4 den Grenzen menschlicher Lebensdauer seine treuen Augen über das Wohl seines blühenden Landes und über. d. G schicke des jungen Deutschen Reichs wachen zu lassen ““ 8 1 “ 1
L11“ “
örlitz, 8. September. Die dem großen Manöver
u Cue Idee ist, wie bereits gestern kurz mit⸗ getheilt worden, folgende: Eine supponierte Ost⸗Armee hat eine West⸗Armee in Breslau eingeschlossen. Zum Entsatz rückt eine West⸗Abtheilung, das XII. und ein kombiniertes Armee⸗ Kerps, unter dem Befehl Seiner Königlichen Hoheit des General⸗Feldmarschalls Prinzen Georg von Sachsen an; eine Ost⸗Abtheilung, das V. und das VI. Armee⸗Korps, unter dem General⸗Obersten Grafen von Waldersee ist beauftragt, den Entsatz zu verhindern. Die Ost⸗Armee stand vor Beginn der Kriegsmärsche um Görlitz, die West⸗Armee mit der bis Bautzen vorgeschobenen Kavallerie⸗Division bei Dresden und Bagsec von Dresden konzentriert. 1 Die Truppen beider Gegner setzten sich heute früh, den ergangenen a.h; n gemäß, auf den betreffenden Linien in Bewegung, und die Infanterie⸗Kolonnen der beiden Armeen erreichten pünktlich die ihnen vorgeschriebenen Marschziele. Von der Kavallerie⸗Division der Ost⸗Armee gelangte die 9. Brigade unter Führung des Generals von Bärensprung um 8 Uhr 40 Minuten ohne Gefecht an den westlichen Ausgang von Arensdorf. Die 11. und 12. Kavallerie⸗Brigade unter Führung der Obersten Graf von Moltke und von Bonin trafen um 9 Uhr 10 Minuten gleichfalls dort ein. Von Arensdorf aus erfolgte der Vormarsch auf Prachenau und Weißenberg. Die 11. Kavallerie⸗Brigade beobachtete die Uebergänge des Löbauer Wassers zwischen Maltitz und Kl.⸗Radmeritz, welche bis Lautitz von dem 2 Schlesischen Jäger⸗Bataillon Nr. 6 und von einer Schwadron des 1. Schlesischen Husaren⸗Regiments von Schill Nr. 4 besetzt wurden. Um 10 ½ Uhr ging die ganze Kavallerie⸗Division westlich vom Dorfe Krischa in gefechtsbereite Formation über. uUm 11 Uhr wurde die feindliche Kavallerie⸗Division am Strohmberg sichtbar und zog sich nach kurzem Feuer der Batterien der Kavallerie⸗Division A der Ost⸗Armee in westlicher Richtung zurück. Um 12 Uhr erhielt die Division den Befehl, über Kannewitz vorzugehen und die Uebergänge zwischen Buchwalde und Kleina zu besetzen. Die Korps⸗Kavallerie⸗Brigade des U. Armee⸗Korps sicherte die Uebergänge bei Weißenberg und Weicha. Die sächsische Kavallerie⸗Division hatte um 9 ½ Uhr Leucha erreicht, bog auf die Meldung von der Besetzung der Uebergänge des Löbauer Wassers über Krappe in der Richtung auf Weißenberg ab und trat nach kurzer Erwiderung des Feuers um 12 Uhr den Rückmarsch nach Drehsa und Kumschütz an. Die Kavallerie⸗Division A der Ost⸗Armee, welche die Gegend von Gröditz erreichen sollte, beschränkte ihr Vordrängen und blieb diesseits des Löbauer Wassers stehen.
Seine Majestät der Kaiser war um 10 Uhr im Manövergelände bei Kl.⸗Radmeritz, nördlich von Löbau, ein⸗ getroffen und begab Sich zur Beobachtungeines etwa halbstündigen Artilleriekampfes nach Weißenberg. Seine Königliche Hoheit der Prinz Albrecht, der General⸗Oberst Graf von Waldersee und die fremdherrlichen Offiziere hielten auf einer Anhöhe nördlich von Radmeritz. Nach Abhaltung einer längeren Kritik kehrte Seine Majestät unter dem Jubel der Bevölkerung um 2 Uhr 30 Minuten mittels Sonderzuges von Weißenberg nach Görlitz zurück.
Kiel, 9. September. Gestern, nach dem Diner, nahmen, wie „W. T. B.“ berichtet, Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin von Rußland die Vorstellungen des komman⸗ dierenden Admirals, Admirals von Knorr, der Geschwader⸗ Chefs, Vize⸗Admirals Köster und Kontre⸗Admirals Barandon, sowie der anderen Flagg⸗Offiziere und Kommandanten der Schiffe der Manöverflotte entgegen. Die Majestäten beehrten dabei den kommandierenden Admiral und andere Offiziere mit einer längeren Unterhaltung. Späterhin unternahm Ihre Majestät die Kaiserin von Rußland mit Ihrer r. Hoheit der Prinzessin Heinrich und dem Prinzen Waldemar eine Spazierfahrt nach Düsternbrook und dem Kaiser Wilhelm⸗ Kanal, wobei die Brücke bei Levensau besichtigt wurde. Seine Majestät der Kaiser von Rußland besichtigte mit Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Heinrich das WFlag schiff des Ersten Geschwaders „Kurfürst Fried⸗ rich llbebemn⸗ und sodann den Kreuzer „Kaiserin Augusta“, wobei das Salutieren und Paradieren auf ausdrücklichen Wunsch des Kaisers unterblieb. Um 3 ½ Uhr begaben sich der Kaiser und Prinz Heinrich an Bord des Panzerschiffs „Brandenburg“ und hierauf an Bord des Panzerschiffs „Wörth“. Schließlich wurden einige Geschützübungen vorgenommen, an denen der Kaiser das lebhafteste Interesse zeigte. Später besichtigten der Kaiser und Prinz Heinrich noch die neue YNacht des Prinzen und kehrten hierauf gegen 5 ¼ Uhr in das Schloß zurück. Die Umgebung des
chlosses, die Barbarossabrücke, der ganze Hafenquai sowie alle Straßen, wo die Möglichkeit vorlag, den Kaiser und die Kaiserin von Rußland zu sehen, waren von dicht gedrängten Menschenmassen belagert. Das russische Kaiserpaar wurde überall von endlosen Hurrahs begrüßt. — Um 6 ¾ Uhr Abends begaben sich die Majestäten in Begleitung des Prinzen und der Prinzessin Heinrich sowie des Prinzen Waldemar an Bord der Yacht „Polarstern“, wo sich sodann die Prinzlichen Herr⸗ schaften von dem Kaiser und der Kaiserin verabschiedeten. Nachdem Höchstdieselben den „Polarstern“ verlassen hatten und an Bord der ohenzollern“ gegangen waren, um die Abfahrt des russi chen Kaiserpaares zu beobachten, lichtete der „Polarstern“ die Anker und setzte sich um 7 Uhr 5 Minuten in Bewegung. In diesem Augenblick feuerten alle im
afen liegenden Kriegsschiffe Salutschüsse ab. Der Kaiser
ikolaus und die Kaiserin Alexandra befanden sich auf der Kommandobrücke. Als der Donner der ge.scha verhallt war, spielte die Kapelle des „Polarstern“ die preu⸗ ische National⸗ hymne. Beim Passieren der „Hohenzollern“ gab die russische Kaiser⸗Hacht Salutschüsse. Auf allen im Hafen liegenden Schiffen hatten die Mannschaften auf Deck Parade⸗Auf⸗ stellung genommen und begrüßten den vorüberfahrenden „Polarstern“ mit dreimaligem Hurragruf, während die Kapellen auf den Flaggschiffen der vier Divisionen die russische Nationalhymne spielten. In der Festung Friedrichsort hatte die 8 auf den Wällen Aufstellung genommen; die Strandbatterie salutierte.
Das gesammte Manöver⸗Geschwader ist in der letzten Nacht bezw. heute Vormittag nach der Rordsee in See gegangen.
H
8
nalters schreitet, ruht ein Abglanz der milden Weisheit)
wo sie die Polizei aufgefunden habe. ““ 9 “
Sachsen
Seine Majestät der Kaiser hat, wie das „Dresd. Journal“ berichtet, für den von der Bürgerschaft Dresdens bereiteten festlichen Empfang Allerhöchstseinen Dank in einem an den Rath der Stadt gerichteten Handschreiben ausge⸗ sprochen, dessen Wortlaut Frae. ist: „Ich habe bei den diesjährigen shei en en nur kurze Zeit in der Haupt⸗ und Residenzstadt der schönen sächsischen Lande weilen können. Um so wohlthuender bin Ich durch den Mir auch jetzt zu theil gewordenen ena Empfang berührt worden. Zu Meinem Bedauern muß Ich schon heute die Stadt ver⸗ lassen, kann dies aber nicht thun, ohne Ihnen Meinen herzlichsten Dank auszusprechen und Sie zu bitten, ihn auch allen denen zu übermitteln, welche Mich durch so zahlreiche Beweise ihrer Zuneigung erfreut haben. Ich scheide mit dem Gefühl leb⸗ haftester Befriedigung und der dee egnn. daß Dresdens Bewohner allezeit in Liebe und Treue wie zu ihrem Landesherrn, so auch zum Deutschen Reich stehen werden. Dresden, den 4. September 1896. Wilhelm. I. RE..“ 11861*“
Baden.
Die Festlichkeiten zur Feier des 70. Geburtstages Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs nahmen bereits gestern in Karlsruhe ihren Anfang. Die Stadt ist auf das prächtigste und glänzendste geschmüct. Die Hauptstraßen und der Marktplatz sind durch ohe Flaggen⸗ masten eingefaßt, welche Fahnen und Embleme in den badi⸗ schen und deutschen Farben tragen. An der Einmündung der Carl⸗Friedrichstraße in den Markt erhebt sich auf einem halbkreisförmigen, säulengetragenen Unterbau eine hohe Säule, welche von der Kolossalstatue der Badenia, die in der erhobenen Rechten einen Lorbeerkranz hält und die Linke auf einen Schild mit dem badischen Wappen stützt, gekrönt wird. Den Fuß der Säule ziert die Kolossalbüste Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs.
Vormittags von 9 Uhr ab ertheilte, wie die „Karlsr. Ztg.“ meldet, Seine Königliche Hoheit der Großherzog einer großen Anzahl von Abordnungen Audienz. Es wurden empfangen: Abordnungen beider Kammern des Landtags, der kommandierende General des XIV. Armee⸗Korps, General von Bülow, der Weihbischof Dr. Knecht aus Freiburg, Abord⸗ nungen der Universitäten Heidelberg und Freiburg, der Akademie der bildenden Künste, des grundherrlichen Adels, der verschiedenen Religionsgemeinschaften, der evangelischen Landesgeistlichkeit, ferner Deputationen der Industrie, des Handels und der Schiffahrt, der Städte, der Kreisausschüsse des Landes u. s. w. Der Empfang währte bis 2 Uhr; um 5 ¼ Uhr empfing der Großherzog den “ des Auswaͤrtigen Amts, Staats⸗Minister Freiherrn von Marschall. Um 6 Uhr fand Hoftafe statt, zu der etwa 170 Einladungen ergangen waren.
Abends 8 Uhr wurde die ganze Stadt glänzend illuminiert. Ihre
Königlichen Hoheiten der Großherzog, die Großherzogin, der Erbgroßherzog, die Erbgroßherzogin und die Kronprinzessin von Schweden und Norwegen durch⸗ fuhren die Beraßen und wurden von der zahlreichen Menge, welche dieselben durchwogte, mit begeisterten Jubel⸗ rufen begrüßt. Das Festbankett, welches die Stadt gestern Abend im großen Festhallensaale veranstaltet hatte, nahm einen äußerst glänzenden Verlauf. Anwesend waren die Spitzen der Behörden und zahlreiche Ehrengäste, während die Damen auf den Galerien Platz nahmen. Mit den Vor⸗ trägen der Kapelle des Leib⸗Grenadier⸗Regiments wechselten Aufführungen des Gesangvereins “ ab. E“ auf den Großherzog und der Trinkspruch auf Seine Majestät den Kaiser wurden mit lauter Hege ierun aufgenommen. Die b9gn 5b galten dem Großherzoglichen Hause und dem Vaterlande.
Wie die „Karlsr. Ztg.“ meldet, sind folgende Ordens⸗ verleihungen und Beförderungen anläßlich des Geburtstages Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs erfolgt: Der Präsident des Staats⸗Ministeriums, Staats⸗Minister Dr. Nokk erhielt den Orden Berthold's I. von Zähringen; die goldene Kette zum Großkreu des Ordens vom Zäh⸗ ringer Löwen erhielten: der Minister des Großherzoglichen Hauses und des Auswärtigen von Brauer, der Präsident der General⸗Intendantur der öö Zivilliste, Ge⸗ heime Rath von Regenauer und der Präsident des Ministe⸗ riums des Innern, Geheime Rath Dr. Eisenlohr. Ferner wurde der Präsident des Ministeriums der Finanzen, Staats⸗ rath Dr. Buchenberger zum Geheimen Rath erster Klasse ernannt. 18 1
Heute früh 7 Uhr wurde die Feier des Geburtstages Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs durch das Geläute sämmtlicher Glocken eingeleitet. Gleichzeitig wurden 101 Ka⸗ nonenschüsse abgegeben. Um 9 Uhr fand in allen Kirchen Festgottesdienst statt.
8
. Frankreich. 8 8
Der Minister des Aeußern Hanotaux machte in dem gestern unter dem Vorsitz des Präsidenten Faure abgehaltenen Ministerrath Mittheilung über die Vorbereitungen 5 den Empfang des Kaisers und der Kaiserin von Rußland. Der Voranschlag für den Heereshaushalt in dem am 1. Juli begonnene Etatsjahr 1896/97 weist im Ordinarium 256 924 500 und im Extraordinarium 15 948 000 Lire auf. In jener Summe sind 39 ½ Millionen für die Kolonie Ery⸗ thräa inbegriffen. Die betreffenden Summen für die Marine betragen 94 092 300 und 1 375 000 Lire.
Spanien. 1 Der Ministerrath beschäftigte sich, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern mit einem Gesetz zur Niederhaltung der Anarchie und der Bildung einer besonderen Polizeitruppe. Der Marine⸗Minister führte aus, er bedürfe 35 Millionen esetas zur Deckung der Ausgaben für Cuba im September. be Augenblick sei zur Aufnahme einer Anleihe nicht günstig, der Fesftaschet werde daher die Summe vorschießen. Aus Barcelona wird gemeldet, die Mitschuldigen an dem anarchistischen Komplott, durch welches die letzte Explosion in der Straße Cambios nuevos hervorgerufen worden war, sihen nunmehr ausfindig gemacht und ins Gefängniß ge⸗ bracht worden. Das Haupt derselben sei der 27 jährige Thomas Asheri aus Marseille; 70 andere Anarchisten hätten an dem Komplott theilgenommen. Es sei beschlossen gewesen, bei dem Es überzuge der Prozession drei Bomben zu werfen, doch habe im entscheidenden Augenblick niemand handeln wollen. Hierauf
5 - illevar niedergelegt worden, seien zwei Bomben in der Rue Fi Afheri Habe nun ame
nächsten Sonntag, als die Monstranz vorübergetragen worden ei, in der Straße Cambios nuevos die dritte Bombe ge⸗ L.-v.r Die Anarchisten hätten ein vollständiges Geständniß abgelegt.
Türkei.
Die Pforte ha wie das Wiener „Telegraphen⸗Korrespo denz⸗Bureau“ erfährt, den Botschaftern in einer Noteangezeigt, daß ein außerordentliches Tribunal eingesetzt sei, um die aufständischen Armenier sowie die Mohamedaner, welche Gewaltthaten verübt, und endlich die Po izeiorgane, welche ihre Pflicht versäumt hätten, rasch und öffentlich ab u⸗ urtheilen. — Ueber 600 Armenier, welche sich bisher in die russische Botschaft, in die achifnagenni⸗ und auf das Schiff „Katharina“ geflüchtet hatten, sind russischerseits anderweitig untergebracht worden. Die von türkischer Seite geführte Untersuchung, ob sie in Konstantinopel beschäftigt seien oder nicht, werde überwacht. Im ersteren Falle sollten sie dort bleiben, im letzteren Fall heimgeschickt werden.
Aus Athen erfährt die „Agence Havas“, das kretische National⸗Comité habe Transportdampfer zur Ueberführung der kretischen Flüchtlinge von Athen nach Kreta gechartert.
Nach einer Meldung des „Daily Telegraph“ aus Athen werden in ganz Thes farien Abschriften eines Aufrufs verbreitet, in welchem die Macedonier dringend aufgefordert werden, sich zu erheben und Macedonien zu retten. 8
Dänemark. 8e““ In einer gestern Abend in Odense abgehaltenen poli⸗
tischen Versammlung kündigte, wie „W. T. B.“ berichtet, der Kultus⸗Minister eine Regierungsvorlage für die bevor⸗ stehende Reichstagssession an, nach welcher der Zoll 8 ver⸗ chiedene Artikel herabgesetzt werden soll. Als Kompensation she die hierdurch entstehenden Mindereinnahmen werde eine Branntweinsteuer⸗Vorlage eingebracht werden.
Amerika. Bryan wurde gestern in Lincoln (Nebraska) von seiner
rnennung zum Kandidaten für die Präsidentschaft
durch die nationale Silber⸗Partei unter enthusiastischen Kundgebungen der versammelten Menge in Kenntniß gesetzt. Bryan erklärte, er halte den Gold⸗Standard für eine Verschwörung gegen das Menschengeschlecht; ebensowenig, wie er sich in eine Armee einreihen lassen würde, welche die Ab⸗ sicht habe, seine anzugreifen, seine Familie zu ver nichten, könne er sich den Reihen der Goldanhänger zugesellen Zum Gouverneur von Arkansas ist, wie „W. T. B. erfährt, Jones mit einer Mehrheit von etwa 50 000 bie 60 000 Stimmen gewählt worden. Die Demokraten stimmten
ür ihn. — Nach Privatnachrichten aus Havanna soll die dortig Polizei eine Anzahl Personen, welche dem Aufstand Vorschub
geleistet hätten, verhaftet und ins Gefängniß gesetzt haben. Dem „New⸗York Herald“ wird aus Rio de Janeiro gemeldet, daß der frühere Minister des Auswärtigen Carvalho auf dem Bahnhof von einem Deputirten in Anwesenheit des Präsidenten Moraes erschossen worden sei. Drei Kugeln hätten Carvalho getroffen. ö11““ Asien.
Eine aus Manila in Madrid eingegangene amtliche
Depesche meldet, daß die Erhebung noch immer auf die Pro⸗ vinz Cavite beschränkt geblieben sei. Die Haltung der Truppen sei eine rühmenswerthe. — Eine Privatdepesche besagt, die Aufständischen hätten sich vor den spanischen Truppen ins Innere zurückgezogen und auf dem Marsche die Gebäude in
Brand gesteckt.
Statistik und Volkswirthschaft.
. Zur Areiesdemes höee Aus Köln wird der „Frkf. Ztg.“ vom gestrigen Tage gemeldet In der Kölner Baumwollspinnerei und Weberei brach wegen einer vorgenommenen Lohnkürzung ein Ausstand aus. 130 Spinner egten die Arbeit nieder. 8 8— Aus Berlin berichtet der „Vorwärts“ zur Lohnbewegung der Drechsler: Bis gestern Abend waren die Forderungen der Arbeiter in 126 Werkstätten von 594 Gehilfen gestellt. In 64 Werk⸗ stätten mit 352 Gehilfen wurden sie bewilligt, während 242 Gehilfen der übrigen Werkstätten ausständig sind. — In der Kronleuchter⸗ fabrik von D. Schlesinger in Berlin haben 23 Schlosser die Arbeit niedergelegt, angeblich weil der dortige Vertrauensmann des Deutschen Metallarbeiter⸗Verbandes entlassen worden war. — Der gegenwärtige Stand der Lohnbewegung der Berlin er Schuh⸗ macher gestaltet sich, wie die Berliner „Volks⸗Ztg.“ berichtet, nach dem Ergebnisse der letzten Branchenversammlungen, wie k Die Ballschuhmacher beschlossen, in allen Werkstätten ferenzen einzuberufen, Lohntarife auszuarbeiten und die bereitenden Schritte zu einem allgemeinen Ausstande nn thun. Es werden die neunstündige Arbeitszeit und ein prozentualer Lohnaufschlag gefordert. Ueberdies sollen bis zum 1. April k. J. Betriebewerfstätten eingerichtet werden. In einer Ballschuhfabrik von Cohn sind die Arbeiter, der Ablehnung ih er Forderungen wegen, bereits in den Ausstand getreten. — Von den Arbeitern der mechani⸗ schen Schuhfabriken sind nur noch etwa 90 Mann in den Werkstätten von Himmelreich, Eckstein u. Bahnitsch und von Machill ausständig. — Die Erfolge des Ausstandes der Schoßarbeiter sind durch Lohn⸗ abzüge der Arbeitgeber, welche die erhöhten Tarife bewilligt hatten, fast vollständig wieder verloren gegangen. — Die Einsetzer Tischler) beschlossen in einer Versammlung, von der beabsichtigten “ für dieses Fabe und erst im nächsten Früh⸗ agen hervorzutreten. Pcs mitt ncen en mo. T. B.“: Die Zentralversammlung des Internationalen Dockarbeiter⸗Verbandes hat gestern hier ge⸗ tagt. Es wurden die Einzelheiten der Bewegung für eine Lohnerhöhung berathen. Der Hauptführer der Dockarbeiter Tom Mann berichtete, daß die Bewegung aus Rotterdam, Antwerpen, Hamburg, Bremen, Bremerhaven Stockholm und Gothenburg Unterstützung erhalte. Sodann kam ein Brief Lord Salisbury's zur Verlesung, in welchem der Minister es ab⸗ lehnt, eine Abordnung wegen der Verhaftung des Arbeiterführers Tillet in Antwerpen zu empfangen, und mittheilt, daß die Verhand⸗ lungen mit der belgischen Regierung über diesen Fall noch fortdauern. In Edinburg wurde vorgestern der 29. Jahres⸗Kongreß der britischen Gewerkvereine vom Präsidenten der Bergleute von Yorkshire, Cowey, eröffnet. Auf dem Kongreß sind 168 Gewerk⸗ vereine durch 360 Delegirte vertreten. Ahgesandte der amerikanischen öderation der Arbeit und der deutschen Gewerkvereine wohnen den Verhandlungen bei. Das britische Handelsamt hat, der Londoner
A. K.“ zufolge, den Vorstand seines Departements für Arbeiter⸗ 8
Angelegenheiten, Burnett, auf den Kongreß entsandt.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Heft 16 der „Mittheilungen der Deutschen Land⸗ wirsd fth dts dcesen. chaft“ vom 5. September bringt 5 e über die augenblickliche Lage der deutschen Vieh⸗ und Fleischeinfuhr von Oekonomie⸗Rath Boysen⸗Hamburg), über Düngungsversuche mit 88, Poudrette (von Gutsbesitzer Dr. Schultz⸗Lupitz) und über die