Der Königliche Gesandte in Oldenburg von Bülow hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten.
Der Wirkliche Geheime Ober⸗Baurath im Reichs⸗Eisen⸗
bahnamt Streckert hat eine Dienstreise angetreten.
8 E1““
In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staats⸗Anzeigers“ werden Nachrichten über den Stand der Kartoffeln, des Klees und der Wie en um die Mitte des Monats September 1896 und die Roggenernte des Jahres 1896 im Deutschen Reich,
im Kaiserlichen Statistischen Amt, veröffentlicht.
Oesterreich⸗Ungarn.
Der Kaiser ist gestern Abend mit dem Erzherzog Otto von den Manövern in Ungarn nach Wien ierc geäas und hat sich nach Schönbrunn begeben. Die Abreise nach
Orsowa fur Einweihung des Kanals am Eisernen Thor wird
morgen Abend erfolgen.
Bei den gestern in Steiermark vorgenommenen Landtagswahlen der Städtekurie und der Handels⸗ und Gewerbekammern wurden 9 deutsch⸗fortschrittliche und 15 Mitglieder der deutschen Volkspartei sowie 1 keiner Partei An⸗
ehöriger gewählt. Von den 60 Landtagsmandaten sind durch die ahlen der Landgemeinden, der Städte und der Handelskammern
48 besetzt. Gewählt sind: 10 A“ 9 Deutsch⸗
Stcche, 16 Mitglieder der deutschen Volkspartei,
Slovenen, 4 Mitglieder der unabhängigen Bauernpartei und 1 keiner Partei Angehöriger.
Das ungarische Unterhaus hat sich gestern bis zum 1. Oktober vertagt.
Großbritannien und Irland.
Die Königin Victoria konnte gestern auf eine Re⸗ gierungszeit zurückblicken, welche länger gedauert hat als irgend eine andere in der englischen Geschichte Allerhöchsidieselbe empfing aus diesem Anlaß von allen Seiten Glückwünsche. Der Kaiser und die Kaiserin von Rußland befanden sich unter den ersten, welche ihre Glückwünsche darbrachten.
Da das Regenwetter gestern anhielt, konnten die Majestäten
Schloß Balmoral verlassen. 8
1 nächsten nat sollen, wie „W. T. B.“ hört, 184 Offiziere und Soldaten des North Staffordshire Regiments zur Verstärkung der Nil⸗Expedition und gleichzeitig 126 Offiziere und Mannschaften vom 2. Gloucestershire Regiment von England nach Egypten abgehen. Die letzteren werden jedoch nicht zum Expeditionskorps stoßen.
Frankreich.
Der Kaiser von Rußland hat, wie dem „W. T. B.“ aus Paris berichtet wird, endgültig das Programm für den Empfang und die anlaßlich der Anwesenheit der russischen Majestäten zu veranstaltenden Festlichkeiten genehmigt. Die einzige Abänderung ist die, daß der Kaiser am 7. Oktober den Grundstein zu der Brücke legen wird, welche das bedeutendste
Bauwerk der Ausstellung im Jahre 1900 bilden wird.
Die Brücke wird den Namen Alexander's III. führen. Der
Aufenthalt des Kaisers und der Kaiserin in Frankreich ist auf fünf Tage und zwar vom 5. bis 9. Oktober berechnet.
Die Panzerschiffe „Neptune“ und „Redoutable“ sowie
die Kreuzer „Fronde“ und „Herville“ haben Befehl erhalten,
r Verstärkung des französischen Geschwaders nach der
Italien. Der König, der Prinz von Neapel und der Herzog von Genua deoae der Marine⸗Minister Brin und der Kriegs⸗Minister, General Pelloux wohnten, wie „W. T. B.“ erfährt, gestern in La Spezia an Bord der „Savoia“ einem glänzenden Manöver bei, welches Angriff und Vertheidigung von La Spezia darstellte; den Schluß bildete ein Manöver zweier Geschwader, die sodann in Flotten⸗ parade vorüberzogen. Der König und seine Begleitung waren ferner bei dem Stapellauf des Panzerschiffes „Carlo Allberto“ zugegen, der unter lebhafter Begeisterung der An⸗ wesenden gluͤcklich verlief. Der Bischof von Sarzana vollzog die kirchliche Weihe. 8
Der General Baldissera hat sich gestern mit dem General Valles in Neapel an Bord des „Umberto Primo“ nach Massowah eingeschifft.
Spanien.
Die Regierung hat, dem „W. T. B.“ zufolge, beschlossen,
8000 Mann Verstärkungen nach den Philippinen und Marinetruppen nach der Insel Fernando Po zu schicken, sich eine Anzahl cubanischer Deportierter befindet
Türkei.
8 Der bisherige Direktor im Handels⸗ und Arbeits⸗ Ministerium Ismael Bey ist zum Stellvertreter des Valis von Kreta ernannt worden. — Der französische Botschafter beif der Pforte, Cambon, sollte gestern in Konstantinopel ein⸗ treffen. Die Petirich⸗ Korrespondenz“ erfährt aus Konstantinopel, daß sich die Lage im mittleren und südlichen Macedonien ver⸗ schlechtere. In der letzten Zeit hätten vier thessalische Aufrührer⸗ banden die Grenze überschritten. Die täglich stattfindenden Kämpfe en eine Niederlage erlitten. Der Vali von Salonichi habe Verstärkungen erbeten. In den nächsten Tagen sollten 8 Bataillone aus Kreta in Salonichi eintreffen. Die Behörden von Elassona hätten zahlreiche Verhaftungen vorgenommen. 1 Aus Athen erfährt die „Agence Havas“, bei Male⸗ pyzi im Bezirk von Herakleion habe ein blutiger Zusammen⸗ stoß zwischen Türken und Christen stattgefunden. Der Gou⸗ verneur von Kreta Berowitsch Pascha treffe energische Maßregeln, um die Erregung zu beruhigen. b
In Paris ist, dem „W. T. B.“ zufolge, die Nachricht eingetroffen, daß man jetzt in Konstantinopel den Mitgliedern der revolutionären Comités auf die Spur komme. Letztere seien nach Art der ehemaligen Ventas der Carbonari organisiert, d. h. die Comités seien sich gegenseitig un⸗ bekannt und kennten selbst die b des Zentralcomitss, von dem sie ihre Befehle erhielten, nicht. Solcher Ausschüsse beständen fünf mit zusammen
etwa 200 Mitgliedern. Die Comités handelten nach dem durch das geheime Zentralcomité aufgestellten Plan. Die Mitglieder der Comités und ihre Genossen wüßten sehr wohl, daß sie auf keine Hilfe vom Auslande rechnen könnten; aber sie hätten eschworen, das türkische Reich zu zerstören und die Intervention uropas zu erzwingen.
Der montenegrinische Minister des Aeußern Wukowitsch ist in Konstantinopel eingetroffen und gedenkt daselbst eine Woche zu verweilen.
Amtlich werden aus Manila zwei Zusammenstöße der fständischen gemeldet, bei denen
spanischen Truppen mit den Auf hlreiche Verwundete verloren
die letzteren 17 Todte und zal
Das ‚Reuter’'sche Bureau“ berichtet aus Kairo, daß die che Flagge in Dongola gehißt worden sei. Bei dem einen der egyptischen Truppen seien die Derwische nach Kavallerie und Kanonenboote hätten die
Süden geflohen. menbo⸗ b Verfolgung aufgenommen. Mehrere Emire hätten sich unter⸗
Die „Times“ sagt, die militärische Bedeutung von El⸗Debbe und Korti mache es wahrscheinlich, daß beide lätze bald würden besetzt werden, obgleich das ursprüngliche dziel der Expedition Dongola gewesen sei; der schwache Widerstand, dem man bisher begegnet, fordere zu weiterem Vordringen auf.
Nr. 39 der „Veröffentlichungendes Kaiserlichen Gesund⸗ heitsamts“ vom 23. September hat folgenden Inhalt: Gesund⸗ heitsstand und Gang der Volkskrankheiten. — Zeitweilige Maß⸗ egen Cholera ꝛc. — Desgl. .— Gesundheitsverhältnisse G Niederländisch⸗Indien, 2. Vierteljahr. — Gesetzgebung u. s. w. (Preußen.) Waagen und Gewichte für Jodoform. — Beamtete (Berlin). Viehabtrieb vom Viehhof. — (Reg.⸗Bez. Danzig.) Schlacht⸗ (Oesterreich. Schlesien). — (Frankreich.) Fleckfieber. — Gang der Thierseuchen in Belgien, 2. Vierteljahr. — Desgl. in Serbien. — Zeitweilige Maßregeln gegen Thierseuchen. (Deutsches Reich, Oester⸗ reich, Neu⸗Süd⸗Wales). — Vermischtes. (Deutsches Reich.) Arbeiter⸗ Krankenversicherung, 1894. — Rauchbelästigung. — (Bayern). Vieh⸗ Untersuchungsanstalten für Nahrungs⸗ mittel, 1895. — (Elsaß. Unter⸗Elsaß.) Medizinalweine. — (Groß⸗
Fleisch und Milch tuberkulöser Thiere. — entabelle über die Sterbefälle in deutschen Desgl. in größeren
egen Pest. — Des iens, 1891/93. —
hierärzte. —
viehuntersuchnng. Krankenbehandlung.
Degl. in Bulgarien. —
hof in Nürnberg, 1895.
britannien und Irland Geschenkliste. Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. Städten des Auslandes. — Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. — Desgl. in deutschen S
stadt und Landbezirken
Entscheidungen des Reichsgerichts.
1 ür die bloße
““ 142 Das Bedingen von übermäßigen Vortheilen einem Urtheil
Vermittelungeines Darlehnsgeschäfts ist, na des Reichsgerichts, IV. Strafsenats, vom 27. März 1896, niemals „Nach der ganzen historischen Ent⸗ wickelung und den früheren Gesetzgebungen wie auch namentlich dem Reichs⸗Strafgesetzbuch liegt das Wesen des Wuchers in dem Miß⸗ des Kreditbedürftigen immer nur
er zu bestrafen.
in der Ausbeutun als Wucherer
8 Aequivalent die unverhältnißmäßigen auch dem gegenwärtigen 1893) zu Grunde liegt, ng die Gewährung che den üblichen Von einem „üblichen
des Kapitals, durch den Kreditgeber;
Kredit gewährt und a Vortheile erhält. Gesetze (betre spricht entscheidend, da von Vermögensvorthei
insfuß in auffälliger Weise überschreiten. uivalent für die Leistung des Vermittlers kann
Dafür, daß diese Auff, eend den Wucher, vom 19. auch nach der jetzigen Fa esetzt wird, we
insfuße“ als Ae⸗ aupt keine 2
— Bei einer beweglichen Sa
unternommenen Pfändung von en, insbesondere auch von Geldstücken und Geldzeichen, ist nach einem Urtheil des Reichsgerichts, IV. Straf⸗ senats, vom 28. März 1896, im Gebiet des Preußischen Allgemeinen fändende befugt, den Widerstand, welchen der sitznahme des zu pfändenden Gegenstands entgegen⸗ setzt, durch Anwendung körperlicher Gewalt zu über⸗ „Der § 414 I 14 A als eine Art der Privatgewalt, na mäßig unternommenen Pfändung
Landrechts der Gegner der In
L.⸗R. bezei
net die Pfändung § 458 a. a.
. darf einer gesetz⸗ ch niemand widersetzen, und wenn der § 423 a. a. O. den Gebrauch gefährlicher Waffen und reißender Hunde, um sich der Sache, welche gepfändet werden soll, zu be⸗ mächtigen, verbietet, so spricht dies offensichtlich dafür, daß die körperlicher Gewalt im allgemeinen keineswegs Vorinstanz 8 Meinung vertritt, der zur Pfändung Berechtigte dürfe überhaupt
nicht so weit gehen, dem Gegner wider dessen Willen und unter Ueber⸗
windung seines Widerstandes mittels körperlicher Gewalt die zu
ndende Sache wegzunehmen, so erscheint dies verfehlt. eemeinen Fassung des § 424 a. a. O. läßt sich ferner nicht bestreiten, daß auch Geldstücke oder Geldzeichen als bewegliche Sachen einen enstand der Pfändung bilden können, wenngleich in den timmungen als regelmäßige Pfändungsobjekte bewegliche Sachen anderer Art vorausgesetzt werden.“ (705/96.)
— Die Benennung des verantwortlichen Redakteurs ben durch die Bezeichnun einem Urt
ausgeschlossen
erlaubten Ge⸗ folgenden Be
„Für die Sch I des Reichsgerichts, II. Strafsenats, vom 2. Juni 1896, ungenügend und als ein Ver⸗ egen die Ordnung der Presse ft des § 7 des Preßgesetzes ver erson des Redakteur eine verschärfte Verantwortli ort identifiziert werden kann. klar und bestimmt erfolgen. Angaben, welche einen Zweifel übrig lassen, sind daher ungenügend. Als eine solche muß aber die hier frag⸗ liche: „Für die Schriftleitung: R. Weberstädt“ bezeichnet werden, da ihr Wortlaut von einer Verantwortlichkeit des R. W. nichts enthält und deshalb die Möglichkeit offen läßt, daß dieser zwar Redakteur, nicht jedoch verantwortlicher Redakteur sei. nichts, daß das Instanzgericht der Ansicht ist, daß jene Angabe nur die Ergänzung durch das Wort „verantwortlich“ zulasse; denn hiermit ist zwar gesagt, wie das Gericht die Angabe verstehe, da ausgesprochen und konnte nicht aus Person auch a usdrücklich als di trage, bezeichnet worden sei.
einer Fettuns in 8e
„Die Ordnungs⸗ olgt den Zweck, zu ermöglichen, 20, 21 a. a. O.
Es muß daher die
zu bestrafen.
ch chkeit für de obliegt, so
Hieran ändert es auch
egen ist nicht esprochen werden, daß die benannte welche die Verantwortung
Gerade letzteres soll aber geschehen.“
um den Erlaß einer rechts⸗ hatsachen vorgespiegelt, so Urtheil des Reichsgerichts, I. Strafsenats, vom Betrugsversuchs be⸗ N. war wegen Fahnenflucht zu einer Geld⸗ tskräftig verurtheilt worden,
— Sind in einem Gnadengesuch kräftigen Geldstrafe zu erlangen, kann, nach einem 8. Juni 1896, straft werden. von 3000 ℳ rech
der Thäter
Bruder des N. hatte sich persönlich zur Zahlung dieser Strafe
verpflichtet, wogegen der Fiskus ihm einvierteljährige Ratenzahlungen bewilligte. Hhesfac reichte der Bruder des Fahnenflüchtigen mehrere Gnadengesuche ein, um den Erlaß der dem Fiskus gegen ihn zustehenden Forderung zu erlangen, und machte in diesen wider Ser. Wissen die unwahre Angabe, sein Bruder habe sich erschossen. Er wurde von der Strafkammer wegen Betrugsversuchs verurtheilt, und seine Revision wurde vom Reichsgericht verworfen, indem etz be⸗ ründend ausführte: „Was die Frage des Kausalzusammen⸗ sen es betrifft, so beruht allerdings die Gnade auf dem freien nüschlu e des zur Ausübung des Begnadigungsrechts befugten Staatsoberhauptes. Jedoch wäre es verfehlt, die Gnade als einen Akt einer Willkür aufzufassen. Sie erscheint vielmehr als ein Akt ernsthafter, die Interessen der Gesammtheit oder Einzelner berücksichtigender Erwägungen. Entzieht sice auch die Prüfung der den Erlaß eines Gnadenakts bestimmenden Motive in der Regel der richterlichen Beurtheilung, so muß doch immerhin anerkannt werden daß eine Täuschung in dieser Hinsicht möglich und daß durch falsche Vorspiegelungen auch fälschlicherweise Motive zur Begnadigung an Uäbrchtesftr maßgebenden Stelle hervorgerufen werden können.“
Entscheidungen des Ober⸗Verwaltungsgerichts.
Hat bei einer Streitigkeit über die Heranziehung zu den Kommunalabgaben der Herangezogene den gesetzlich er orderlichen Einspruch an den Gemeinde⸗Vorstand unterlassen und sofort Klage im Verwaltungsstreitverfahren erhoben, so ist, nach einem Urtheil des Ober⸗Verwaltungsgerichts, II. Senats, vom 20. Mai 1896, die Klage ohne weiteres abzuweisen; die Klage ist nicht als Einspruch zu behandeln und kann demnach nicht an den Gemeinde⸗ Vorstand zur Beschlußfassung abgegeben werden Es liegt kein Einspruchsbescheid vor, gegen welchen sich die Klage hätte richten können. Als ein solcher läßt sich nicht etwa die von dem Beklagten auf die Klage abgegebene Gegenerklärung auffassen. — Es feblt aber nicht nur an einem Einspruchsbescheide, sondern auch vorweg an einem Einspruche, welcher an den Gemeinde⸗Vorstand abzugeben gewesen wäre. Denn der Kläger hat sich mit einer Eingabe, welche „Verwaltungsstreitverfahren“ und Klage“ überschrieben ist, nicht an den Magistrat, sondern an das Verwaltungs⸗ gericht gewendet und bei dieser Behörde den Antrag gestellt, den Beklagten zur Anerkennung des Beamtenvorrechts und zur Freistellung, sowie Zurückzahlung zu verurtheilen, also formell und inhaltlich eine Klage erhoben, nicht eine Vorab⸗Entschließung des Gemeinde⸗Vorstands, sondern eine gegen denselben als Partei Berheh Entscheidung herbeiführen wollen. Danach fehlt es vollständig an dem unerläßlichen Vorverfahren, die Klage ist verfrüht und muß ab⸗
ewiesen werden. Daraus folgt zugleich die Verpflichtung des
lägers, die Kosten des Rechtsstreits zu tragen.“ (II. 1039.)
Statistik und Volkswirthschaft.
Die im Seeschiffahrtsverkehr in den preußischen Häfen
angekommenen Schiffe 1895.
Auf Anordnung des Bundesraths werden jährlich in allen deutschen Meeresuferstaaten seeschiffahrts⸗statistische Uebersichten zusammen estellt, welche Aufgabe für Preußen dem Königlichen Statistischen Bureau t. Die „Stat. Korr.“ bringt aus dieser Arbeit nachstehende
ngaben. .
Sieht man von dem Binnenverkehr der Seeschiffe ab. so betrug die Anzahl der 1895 überhaupt im preußischen Staat eingegangenen Schiffe 49 786 mit einem Nettoraumgehalt von 6 634 285 Register⸗ tons und 311 748 Mann Besatzung, die Kapitäne, Aerzte, Ingenieure, Heizer, Köche und Stewards mitinbegriffen. Von diesen Fahrzeugen liefen wegen Havarie, Reparatur, widrigen Windes, Eisganges, um Order zu suchen, sich zu verproviantieren u. s. w., 242 Schiffe oder 0,49 mit 39 732 Registertons oder 0,60 und 1567 Seeleuten oder 0,50 Hunderttheilen ein; ihre Zahl war also im Verhältniß zur Gesammtheit von keinem Belang und hatte dabei noch ein geringes Fallen erlitten. b
Unter den zu Handelszwecken in den preußischen Hafenplätzen und Anlegestellen eingetroffenen Schiffen waren 23 459 oder 47,35 vom Hundert Dampfer mit 5 532 494 Registertons netto oder 83,89 v. H. der gesammten Tragfähigkeit und 239 079 Köpfen oder 77,08 v. H. aller Mannschaften; die Verdrängung der Segler durch die Dampfer ist mithin noch immer im allmählichen Fortschreiten begriffken. Von sämmtlichen Fahrzeugen waren beladen 42 051 gleich 84,88, leer 7493 gleich 15,12, von den Dampfern beladen
2 261 gleich 94,89, von den Seglern 19 790 gleich 75,87 Hundertstel. Eine völlig zutreffende Beurtheilung ist jedoch nur mit Hilfe des enne cet k zu ermöglichen, welcher sich bei Ladung für die beiden Hauptgattungen zusammen auf 6 048 537 Registertons oder 91,72, für die Dampfschiffe auf 5 164 293 oder 93,34, für die Segelschiffe auf 884 244 oder 83,26 Hunderttheile bezifferte. Die durchschnittliche Tragfähigkeit eines Schiffs überhaupt stellte sich auf 133,10, eines Dampfers auf 235,84, eines Seglers auf 40,72 Register⸗ tons; sie ist entsprechend der Vermehrung der Dampfer in langsamem Steigen begriffen. Ferner kamen bei den Fahrzeugen bezw. 21,26, 23,14 und 14,94 Registertons auf einen Mann; es hat sich also die Besatzung, mit der Tonnenzahl verglichen, neuerdings wiederum um ein Geringes gehoben. Eine Nebeneinanderstellung der drei wichtigsten Zahlen shs 1894 und 1895 zeigt bei allen Schiffen zusammen eine Abnahme hrer Anzahl um 9,47, ihres Raumgehalts um 10,03 und ihrer Bemannung um 9,76 Hundertstel. Dieße sehr beträchtliche Verminde⸗ nung war wesentlich eine Folge der Beendigung des Baues des Kaiser⸗ Wilhelm⸗Kanals, welche einerseits ein bedeutendes Nachlassen der Beförderung von verschiedenartigen Baumaterialien im Küstenverkehre veranlaßte, während anderseits nach Eröffnung der neuen Wasserstraße ein großer Theil des bisherigen Seeverkehrs zwischen dem Nord⸗ und dem Ostseegebiete, z. B. zwischen den Elbhäfen und den Plätzen an der Kieler Föhrde, sich jetzt als Binnenverkehr vollzieht, folglich für die Seeschiffahrts⸗Statistit nunmehr ganz ausscheidet. Außerdem wurde der Ausfall bei der Tragfähigkeit, wo er am größten ist, auch schon etwas durch die vermittels Bekannt⸗ machung vom 1. März 1895 bewirkten Abänderungen der Schiffs⸗ vermessungsordnung vom 20. Juni 1888 erhöht, wonach Maschinen und sonstige dem Schiffahrtsbetriebe oder zum Gebrauch der S iffs⸗ mannschaft dienende Räume in stärkerem Fs⸗ als zuvor in Abzug gebracht werden. Hierdurch verkleinert sich bei eintretender Neuver⸗ messung der Nettoraumgehalt eines und desselben Fahrzeugs nicht unerheblich, obgleich seine bisherige Ladefähigkeit thatsächlich unverändert bleibt. Aber selbst wenn man den Einfluß der beregten Gründe nicht unterschätzt, wird zugegeben werden müssen, daß der Rückgang
unseres Seeverkehrs auch durch die für den Handel ungünstigen Zeit-
verhältnisse mit herbeigeführt worden ist.
8
3 Deutschlands Roheisenproduktion.
Nach den g le Ermittelungen des Vereins deutscher
Eisen⸗ und Stahlin dustrieller belief sich die Roheisenproduktion des Deutschen Reichs (einschließlich Luxemburgs) im Monat 8 ugu eFig. auf 539 440 t; darunter Puddelroheisen und Spiegeleisen 135 fer Bessemerroheisen 46 166 t, Thomasroheisen 280 784 t, Gie rretrohee 76 587 t. Die Produktion im Juli 1896 betrug 539 776 t.
1. Januar bis 31. August 1896 wurden produzierk 4 175 021 t.
S
Invaliditäts⸗ und Altersversicherung.
Versicherungsanstalt Baden hat in dem fünfjä eitraum seit dem Inkrafttreten des Inrvaliditäts⸗ und Alters⸗ versicherungsgesetzes bis zum 31. Dezember 1895 gezahlt: für 5276 Altersrenten 1 352 546 ℳ 90 ₰, für 4822 Jnvalidenrenten 534 383 ℳ r 10 098 Renten mithin 1 886 930 ℳ 05 ₰, ferner für ragserstattungen 4431 ℳ 10 ₰ und für 733
noch bezüglich der welcher direkt bezahlt wurde. Versicherten verwendet, außerdem aber sind weitere 13 084 968 ℳ 24 ₰ angesammelt worden, um die bereits bewilligten und die künftig zu bewilligenden Renten zu decken. Die in den ersten Jahren so sehr vorwiegenden und das Urtheil über die Invaliditätsversicherung beherrschenden Altersrenten sind durch die . Mai 1896 erreicht worden (1. Mai 1896: 5508 Alters⸗ und 5510 Invalidenrenten). Die Zahl der Invalidenrenten wird nun sehr rasch wachsen und damit eine zu⸗ treffendere Würdigung der ganzen Einrichtung herbeiführen.
Nach dem von dem Vorstand der Thüringischen Versiche⸗ rungsanstalt veröffentlichten Verwaltun betrugen die Einnahmen an Versicherungs Zinsen 310 065 ℳ Die Beitragseinnahme ist gegen das Vorjahr um 62 757 ℳ, die Zinseneinnahme um 74 053 ℳ gestiegen. Von den Ausgaben entfallen 468 450 ℳ auf Rentenzahlungen, 5488 ℳ auf Kosten des Heilverfahrens, 76 986 ℳ auf Verwaltungskosten im engeren Sinne (davon sind 43 939 ℳ Gehälter der Beamten,, 68 426 ℳ auf Gebühren der Krankenkassen für Einziehung der Bei⸗ Die gesammten Aufwendungen der Verwaltung beliefen sich 1895 auf 162 261 ℳ und betrugen 61 ₰ für einen Versicherten oder 5,72 % der Gesammteinnahme gegen 59 ₰ oder 5,74 % im Jahre 1894, 61 ₰ oder 6,05 % in 1893, 69 ₰ oder 6,99 % in 1892 und 70 ₰ oder 7,49 % in 1891. — Die Leistungen der Versicherungs⸗ der Versicherten (Ausgaben Kapitalabfindungen an Ausländer, Erstattung von Beiträgen und Kosten des Heilverfahrens) verhielten sich 1895 zu den Verwaltungs⸗ kosten etwa wie 6:2, 1894 wie 5:2, 1893 wie 4:2, 1892 wie 3:2, sind im Laufe des Jahres 1895 1155 Invalidenrenten und 659 Altersrenten, seit Bestehen des Ge⸗ setzes überhaupt 3134 Invalidenrenten und 5659 Altersrenten zu⸗ Von den im Jahre 1895 bewilligten Renten ent⸗ fallen 32 % auf die Land⸗ und Forstwirthschaft, 47 % auf die In⸗ dustrie und 21 % auf alle übrigen Berufsgruppen. der Rentenantheile, mit denen die Versicherungsanstalt bis 31. De⸗ zember 1895 belastet worden ist, beläuft sich auf rund 4 ½ Millionen Das zinstragende Vermögen der Anstalt hat sich im Jahre 1895 um 2 259 348 ℳ vermehrt und betrug am Jahresschluß 9 757 496 ℳ%ℳ Es war angelegt mit 2 148 290 1 599 444 ℳ in Hypotheken und 6 009 761⸗ kommunaler Korporationen.
Zur Arbeiterbewe Zum Ausstand der Buchbinder „Vorwärts“, daß die Forderungen der Arbeiter in 76 Werkstuben bereits bewilligt worden seien; unter diesen befinden sich die größeren und maßgebenden Firmen; namentlich haben auch die Firmen Lüderitz Vogt u. Sohn die Forderungen bewilligt. Im Ausstand befinden sich no Ausstand ist in einer Versammlung Von 1300 in Berlin be⸗
eilverfahren 1 995 544 ℳ 53
183 ℳ 85 104 der Reichszuschuß
Dann 70 376 ℳ 27 Summen sind für
Invalidenrenten der
sbericht für das Jahr 1895 eiträgen 2 513 579 ℳ, an
zu Gunsten
An Renten
erkannt worden. Der Kapitalwerth
ℳ in Inhaberpapieren, Schuldverschreibungen
n Berlin berichtet der
Nr. 223 und 226 d. Bl.) Drechsler
Werkstätten. (vgl. Nr. 219 d. Bl.) am Dienstag für beendet erklärt worden. schäftigten Holzdrechslern haben sich, der „Voss. Ztg.“ zufolge, etwa 6 Von diesen erhielten 280 sofort, 687 in 166 Werkstätten erst während des Ausstandes die geforderte neunstündige Arbeitszeit bei einem Mindestlohn von 21 ℳ bewilligt. Ueber sieben Werkstätten, die sich den Forderungen gegenüber durchaus ablehnend verhielten, ist die Sperre verhängt worden.
Aus Wien berichtet „W. T. B.“: emelder wird, ist in der Werkstatt der Staatseisen⸗ esellschaft ein Ausstand ausgebrochen. Angestellten diefer Gesellschaft waren von den Prager Genossen auf⸗ Ausstand einzutreten.
1000 an der Bewegung betheiligt.
Wie den Blättern aus Die in Wien
Versammlung Werkstättenarbeiter der Oesterreichischen Staatseisenbahn⸗Gesellschaft in namentlicher Abstimmung mit 370 gegen 153 Stimmen den Antrag, in den Ausstand einzutreten, ab.
In Dallwitz in Böhmen ist, wie im „Vorwärts“ berichtet wird, das gesammte Personal der 420 Arbeiter und Arbeiterinnen, ausgesperrt worden, weil es gefordert hatte, daß 25 plötzlich entlassene Druckerinnen wieder eingestellt und die Kündigung von 20 Drehern zurückgenommen werden sollte.
Kunst und Wissenschaft.
eschichtsmaler Moritz von Beckerath Er wurde, wie die „Allg. Ztg.“ berichtet, im Jahre 1838 zu Krefeld geboren, war von 1857 an Schüler der Düssel⸗ dorfer Akademie unter Kehren und kam 1859 nach München, wo er, längst durch Alfred Rethel's Vorga Richtung gewonnen, unter Mori Studium sich weiter bildete. 2 legte auch Beckerath alles Gewi und treffende Charakteristik. n Karton mit dem die Sachsen zum Kampf anfeuernden Wittekind. olgten: ein Cyclus mit Zeichnungen zu Brunhild's Geschichte, ode aus einer Cimbern⸗Schlacht und als seine gelungenste ung eine Folge von sieben Blättern mit Bildern aus der „Ge⸗ te des ersten Kreuzzugs“. Beckerath vereinte in diesen farbig nur deren erste 1861 erstand, die wuchtige nmuthiger Erzählergabe. Später folgte it der Darstellung der Belage
orzellanfabrik, an Zahl
in Münch 8 ist gestorben.
für die ernste historische schwind und durch eigenes Kach dem Beispiel seiner Meister cht auf Komposition und Zeichnung
Zu seinen ersten Arbeiten gehörte
icht untertuschten Zeichnungen, Rethel's mit Schwind's a ch eine große Federzeichnung m gen Stadt. Weniger glücklich war der „Tod des Grafen Schlacht bei Döffingen“ (1388), wozu Ludwig Ganz in Alfred Rethel'’s Zigeunern“
ürttemberg in der Uhland's Ballade ihn anier erschien und „Die Bestatt
begeistert hatte. „Götz von Berlichingen ung des Westgothenkönigs Alarich im Flußbett des (nach Platen). — In dem Oberlichtsaal der Te⸗ hat der Verstorbene einen Cy t, welche allegorische Darstellungen der Künste und Wissenschaften enthalten.
vereinigten medizinischen sammelten deutschen r. Paul Rosenberg⸗Berlin von Nahrungsmitteln, der
in Charlottenbu
raffitomalereien ausgefü
der Hochschule gelehrten In der gestrigen Sitzung der
1b der in Frankfurt a. M. ver
Naturforscher und Aerzte sprach D
ür nachgewiesen und hat namentlich bei. Keu
usten und Tuberkulose ehr gute Erfolge erzielt. Föuften un erkulos
Konservierun Nahrungs⸗
en Gelatineüberzug, nach rungsmittel dur leichzeitig zur chhustenbehandl iterium für die
vorangegangener Sterilisation der Nah⸗ en Verdunstungsapparat, der ohnungsräumen, wie auch Redner hat als Haupt⸗ ren im freien Raume ge⸗ des Kongre dner, die e eersuche gemacht, vor Optimismus. on mit dem Ausdruck des Dankes
Ffischen Sudan, 800 km wie der Münchener
ige Fischgattung,
einen kleinen einfa terilisation von W zung Verwendung findet.
Sterilisation Milzbrandspo Der Vortrag fand die lebhafte B In der darauf folgenden Diskuf falls mit den neuen Mitteln Der Vorsitzende schloß die Diskus an den vortragenden Redner Dr. Gegend von Nioro, im franz t eernt, entdeckte Dr. Suard Ulg. Ztg.“ mitgetheilt wird, eine merkwürd Monate des Jahres hindurch auf dem T isch gehört zur Klasse der Welse oder Siluren und
on warnten drei
zur Familie der Clarias. Er hält sich in den Sümpfen auf, die zwei Monate lang durch die Regenzeit vee. werden, und verkriecht sich dann in Erdlöcher, die er nur Nachts verläßt, um seine Nahrung zu suchen, die in Hirsekörnern besteht. Suard fing mehrere dieser Thiere und zog sie in Blechkisten auf. Leider wurden sie aber auf dem Schiff zu “ Hitze ausgesetzt, sodaß sie nicht lebend nach Europa kamen. ie auch beim 11n Wels vorkommenden vier bis sechs Barteln des Oberkiefers sind bei diesem „Clarias Lazera“ achtfach vorhanden und sehr entwickelt. Von dem schon lange bekannten afrikanischen e-.⸗eSw; Trosopteros unterscheidet sich die Lebensart dieses Welses dadurch, daß er sich während der trockenen Jahreszeit nicht einkapselt und erstarrt bleibt, sondern bloß die heißen Tages⸗ stunden im Versteck zubringt. ““ 11
Bauten.
Ueber die Wiederherstellung der Thürme des Doms in Halberstadt berichtet das „Centralblatt der Bauverw.“ 15 gendes: Am 18. September wurde in Halberstadt die glückliche Voll⸗ endung der in den Jahren 1893 bis 1896 wiederhergestellten Thürme des dortigen berühmten Doms gefeiert. Die jetzigen Domthürme stammen in ihren älteren Theilen aus der Zeit von 1181 bis 1220. Am 22. September 1179, bei dem Einfall Heinrich's des Löwen in das Land, wurde Halberstadt eingeäschert und der Dom mit den an⸗ liegenden Stiftsgebäuden derart verwüstet, daß man zu einem voll⸗ ständigen Neubau schreiten mußte. Dieser Neubau soll bereits im Jahre 1181 durch den Bischof Theoderich begonnen worden sein. Am 16. August 1220 wurde er vom 5 Füeenc von Halberstadt unter Beistand der Bischöfe von Hildesheim, Minden und
avelberg geweiht. Bei den Thürmen ließen sich zwei ver⸗ chiedene Bauabschnitte deutlich erkennen. Der untere Theil bis zum Gurtgesims stammt aus einer Zeit, wo der roma⸗ nische Stil noch vorherrschte. Deshalb sind nicht allein die Formen noch “ romanisierende, auch die esfücgenng ist viel sorgfältiger als die der oberen Thurmtheile. Das Mauerwerk, aus sehr hartem Muschelkalkstein hergestellt, befindet sich noch jetzt in durchaus tadel⸗ losem Zustande; auch an den Fundamenten hat die vorgenommene Untersuchung nicht die geringsten Mängel ergeben. Aus diesen Gründen konnten beim letzten Wiederherstellungsbau die unteren Thurmtheile unbedenklich wieder benutzt werden. Die aus späterer Zeit stammenden, der Gothik näher stehenden drei oberen Thurmgeschosse über dem Gurtgesims waren zwar auch aus Kalkstein, aber offenbar aus viel geringerem Material hergestellt und in Bezug auf Technik und Konstruktion sehr leichtfertig ausgeführt. Die Mauern waren außen und innen mit nur wenig eingreifenden Quadern ver⸗ blendet, dazwischen befand sich Bruchstein⸗Füllmauerwerk in Gips⸗Kalkmörtel. Dieser mangelhafte Verband im Verein mit dem schlechten Mörtel ist als Hauptursache der im Laufe der Zeiten entstandenen Baufälligkeit der drei oberen Stockwerke der Thürme anzusehen. Der starke Druck der Thurmhelme und der oberen Mauermassen, dem das schwache Verblendungsmauerwerk nicht war, erzeugte in diesem Risse, durch welche die atmosphärischen
iederschläge in das Füllmauerwerk eindrangen und, unterstützt durch das Treiben des Gipses, die allmähliche Auflockerung desselben herbeiführten. Von den Schicksalen der Thürme sei hier 89 erwähnt, daß am 5. Dezember 1454 der Blitz den Südthurm traf und die große Glocke zerstörte. Dann wurde am 30. Januar 1513 derselbe Thurm nochmals vom Blitz getroffen; ein daraufhin bewirkter Ablaßbrief besagt, daß der Thurm ausgebrannt und reparatur⸗ bedürftig sei. Bei der ersten neuzeitlichen Wiederherstellung der Thürme im Jahre 1859 wurde den geschilderten Verhältnissen zu wenig Gewicht beigelegt. Man glaubte das Mauerwerk durch eiserne Anker zusammen⸗ halten zu können, was sich aber als trügerisch herausgestellt hat. Auch wirkte die große Last der damals aufgebrachten steinernen Eckthürmchen schädlich auf die Standfestigkeit des Mauerwerks ein. Dieses wich nach außen aus, und es entstanden Risse, die sich mit der Zeit derart erweiterten, daß man 1882 zum Abbruch der beiden obersten Geschosse des Nordthurms schreiten mußte. Bei den in den folgenden Jahren angestellten vielfachen Untersuchungen gelangte man zu dem Ergebniß, daß auch der Südthurm nicht zu halten sei und daß ferner die unmittelbar über dem Gurtgesims befindlichen Ge⸗ schosse beider Thürme bis auf die an das Miiteesschiff stoßenden Mauerkörper niedergelegt werden müßten. Dieser Abbruch wurde in den Jahren 1891 und 1892 bewirkt. Der Wieder⸗ aufbau beider Thürme wurde sodann im Frühling 1893 in Angriff genommen und im August dieses Jahres beendet.
Es würde zu weit führen, hier auf eine nähere Beschreibung dieser neueren Bauausführung einzugehen. Erwähnt sei nur, daß am Fuße eines jeden Thurmes ein Gasmotor aufgestellt war, welcher die
asten nach oben beförderte. Diese wurden von einem aus Holz hergestellten Drehkrahn der auf vier Schrauben ruhte und von Schicht zu Schicht mit dem wachsenden Mauerwerke ge⸗ hoben wurde; auf diese Weise vermied man die sehr umständlichen und kostspieligen Standgerüste. Das Mauerwerk, welches größten⸗ theils aus dem sehr harten Kalkstein vom Fallstein (Kreis Halber⸗ stadt) besteht, ist in den Außenflächen aus scharrierten Quadern, im Innern als gutes, lagerhaftes Bruchsteinmauerwerk ausgeführt. In höhen von 1,5 bis 2 m wurden vollständig durchgehende Binder⸗ chichten hergestellt, deren Quadern durch eiserne Klammern mit ein⸗ ander verbunden sind. Zum Mörtel wurde Braunschweiger Zement⸗ kalk verwandt. — Der Entwurf zur Wiederherstellung der Thürme ist seiner Zeit von dem Baurath Varnhagen ausgearbeitet und nach Begutachtung durch die Akademie des Bauwesens vom Ministerium der öffentlichen Arbeiten in den Hauptsachen genehmigt worden. Die Eisenkonstruktion der Thurmspitzen hat der Ingenieur R. Cramer in Berlin entworfen. Die besondere Bauaufsicht war unter Leitung des Bauraths Varnhagen dem Regierungs⸗Baumeister Koehler über⸗ tragen, welchem der bereits bei der Willibrordikirche in Wesel thätig gem bewährte Steinsetzmeister Gleichmar zur Seite stand.
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Literatur.
Deutsches Kolonial⸗Handbuch, nach amtlichen Quellen bearbeitet von Rudolf Fitzner. Berlin, Verlag von Hermann Paetel. Preis 5 ℳ — Eine Fülle theils bisher schon zugänglichen, theils völlig neuen Materials wird hier in knapper Form und doch erschöpfender, treffender Darstellung geboten. Mit Geschick hat der Verfasser alles Wissenswerthe über die deutschen Schutzgebiete aus der umfang⸗ reichen Literatur ausgewählt und den so gewonnenen Stoff durch zahlreiche, ihm zugegangene amtliche und nichtamtliche Beiträge ergänzt, sodaß ein Werk ent tanden ist, welches ein klares Bild der geographischen, ethnographischen, wirthschaftlichen und politischen Verhältnisse unserer Schutzgebiete giebt, und in welchem sich jedermann leicht und zuver⸗ lässig über alle auf dieselben e⸗. Fragen orientieren kann. Von praktischem Werth ist auch das dem Handbuch beigefügte Namen⸗ und Sachregister.
— Annalen des Deutschen Reichs für Gesetzgebung, Verwaltung und Statistik, unter Mitwirkung vahlrecher Fach⸗ männer herausgegeben von Dr. Georg Hirth und Dr. Max von Seydel. 29. Jahrgang. Heft 5—8. München, Verlag von G. Hirth. — Von den wissenschaftlichen Abhandlungen der vor⸗ liegenden Hefte verdient namentlich eine Beachtung, in welcher das französische Fremdenrecht, insbesondere die Rechtsstellung der Deutschen in Frankreich, zum Gegenstande eingehender Untersuchungen ge⸗ macht ist. Der Verfasser, Amtsrichter Dr. Otto Mayr in Rosenheim, durchmustert hier das gesammte geltende französische Recht und gelangt dabei zu dem Ergebniß, dcß ein gewisser nationaler 82 die ganze französische Gesetzgebung beseele. Der amfisch
8N1. habe streng das eine Ziel im Auge: welche rechtliche Regelung ist für den Franzosen, für Franfeich ins F”s. am nütz⸗ lichsten⸗ Und auch der praktische französische Jurist sei stet von dem einen Gedanken beseelt: welche Auslegung des Rechts ist dem Fran⸗ zosen am günstigsten? SSs Gedanke führe nicht selten zu einer einseitigen und engherzigen Auffassung des echts über⸗ haupt, ganz besonders aber gerade bei der Frage nach den
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Nichtfranzosen, Ausländers in Frankreich. Ueberdies seien die Bestimmungen des französischen Rechts, die von usländers handeln, oft unklar. die Vermuthung, die Analogie und die Auslegung eine ielten und daß die Auslegungen selbst wieder vielfach estritten seien, mit einem Worte, daß der durch die Ges⸗ Ausländer gewährte rechtliche Boden sehr schwanke
juristischen Abhandlung
Handelsstatistik über die Arbeitseinstellungen im Gewerbebetriebe in rend des Jahres 1894 zu erwähnen.
der rechtlichen Stellung des
umfangreiche bayerischem Ober⸗Zollrath, und ein Aufsa Oesterreich wä enthalten die vorliegenden Hefte das 1— betreffend die Abänderung des Branntweinsteuergesetzes vom 24. Juni 1887, nebst Begründung des Gesetzentwurfs (mit zwei Anlagen: Statistische Uebersicht und Belastung des in den einzelnen Brenne⸗ reien erzeugten Branntweins mit der Brennsteuer), den Entwurf Handwerks⸗ das Reichsgesetz vom 27. Mai Zuckersteuergesetzes,
An Materialien eichsgesetz vom 16. Juni 1895,
nebst Begründung, Abänderung den Gesetzentwurf der verbündeten Regierungen nebst B. (mit zwei Anlagen: 1) Zucker⸗Statistik für die Zeit von 1871/72 ab, Produktion, Einfuhr, Ausfuhr und Verbrauch; 2) Preise für Zucker und Rüben von 1890/91 ab) und den Bericht der XIV. Kom⸗ mission des Reichstags mit zwei Beilagen: 1) Berechnung über die 2 Zucker bei Zugrundelegung verschiedener zuschußsätze; 2) Schätzung der Weltproduktion von Zucker
— Vierteljahrsschrift für Staats⸗ und Volkswirth⸗ aft, für Literatur und Geschichte der Staatswissen⸗ aften aller Länder, unter ständiger Mitwirkung von zahl⸗ reichen Fachmännern herausgegeben von Dr. Kuno V. Band, 2. Heft. L diesem zweiten Viertelja
öhe der Steuersätze für
Frankenstein. Verlag von C. L. Hirschfeld. — In te ist zunächst eine Abhandlung aus der erausgebers über die „Arbeiterberufsvereine in Deutsch⸗ elung“ von Interesse, in welcher der ckelung und der Leistungen der deutschen denkt, andererseits die Vorschläge kurz erörtert, egelung des Berufsvereinswesens bisher gemacht eiter sind hervorzuheben die „Beiträge zur Geschichte des Sozialismus und des Kommunismus“ von Professor Dr. H. Dietzel in Bonn, der Aufsatz „Die soziale Metaphysik“ von G. Fiamingo in Rom, die Abhandlungen über „die politische Thätig⸗ keit und die nationalökonomischen Schriften des Grafen Pietro Verri“ von Professor Dr. G. Macchioro in Turin und über „Ent⸗ stehen und Werden der physiokratischen Theorie“ Dr. A. Oncken in Bern. fassende, übersichtlich zusammengestellte 2 Zeit vom 15. Februar bis zum 15. Mai d. J. veröffentlichten staats⸗ wissenschaftlichen Werke und Abhandlungen des In⸗ und Auslandes berücksichtigt.
land und ihre gesetzliche Re Verfasser einerseits der Entw Arbeiterberufsvereine die behufs gesetzlicher worden sind.
Professor Dr.
von Professor bildet eine 42 Seiten um⸗ ibliographie, die alle in der
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Aus den „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“, Nr. 39 vom 23. September.
Cholera. Vom 29. August bis 5. September wurden Alexandrien 18 Erkrankungen (und 15 Todesfälle) angezeigt, vom ugust bis 4. September in Damiette — (1), — (2), Suez 3 (1), vom 25. bis 31. August in Kairo 19 (46), in den Bezirken Sohag 25 (44), Guergueh 54 (109), Tama 55 Tahta 12 (51), außerdem in 42 verschiedenen 145 (225). Die Gesammtzahl der bis zum 4. September gemeldeten haeace betrug in Egypten 20 289 (16 841), in Alexandrien Straits Settlements. In Singapore sind am 10. August 9 Mekkapilger nach der Entlassung aus der Quarantäne erkrankt und von da ab täglich 1 bis 3 Erkrankungen festgestellt worden.
Egypten.
tädten und Be⸗
Pest. China. Einer Mittheilung vom 31. Juli zufolge wird die Krankheit in Swatow als erloschen angesehen, nachdem seit Mitte des Monats neue Fälle nicht zur amtlichen Kenntniß gelangt waren.
Gelbfieber. Auf Cuba wurden in Havanna vom 14. bis 20. August 56 Todesfälle (bei ungefähr 145 Erkrankungen) festgestellt, vom 9. bis st in Cardenas 8 (26), in Santia 16. August in Cienfuegos 14, vom 13. Matanzas 29. In Guantanamo kamen im Juli 13 Todesfälle
zur Peeg. In am 29. Juli
o 27, vom 10. bis is 19. August in
era Cruz wurden den „Public health reports“ 3, vom 30. Juli bis 3. August 6 Erkrankungen gemeldet.
Verschiedene Erkrankungen. Pocken: Odessa 4, Warschau 6 Todesfälle;
burg 5 Erkrankungen; Rückfallfieber: St. Petersburg 13 Erkrankungen; Ge New⸗York 2 Todesfälle; Keuchhusten: London 31 Todesfälle; In⸗ fluen za: London 3, Moskau 2 Todesfälle. — Mehr als ein Zehntel aller Gestorbenen starb an Masern (Duvchschnitt aller deutschen Berichtsorte 1881/90: 1,30 %): in Edinburg. — Erkrankungen kamen vor in den Regierungsbezirken Arnsberg 124, Düsseldorf 284, Königs⸗ berg 157, Posen 140, Stettin 127, Wiesbaden 119, in Kopenhagen 36, St. Petersberg 25 — an Diphtherie und 4,49 %): in Königsberg — Erkrankungen Berlin 86, Budapest 26, Kopenhagen 28, London 133 (Krankenhäuser), Paris 39, St. Petersburg 95, Wien 45 — an Unterleibstyphus (1881/90: 1,09 %): in Halberstadt — Erkrankungen wurden a in Budapest 35, Christtania 27, Paris 32, St. Petersbur desgl. an Scharlach in Berlin 40, Breslau 29, Königsberg 121, in Wien 34, Budapest 21, Christiania 24, Edin⸗ penhagen 38, London 316 (Krankenhäuser), Paris 32, St. Petersburg 46.
Der Gesundheitsstand in Berlin war in der
6. bis 12. September ein niedrige, wie in der Vorwo angenen Woche kamen akute Darmkran ührten auch in wesentlich geringerer Zahl zum Tode (in 112 Fällen Die Gestorbenen befanden si lter (unter 2 Jahren). Die mei älle an diesen Krankheitsformen kamen aus der Rosenthaler Vorf und dem Wedding zur Anzeige. Die Theilnahme des Säuglingsal an der Gesammtsterblichkeit war eine geringere als in der Vorwoche; von je 10 000 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, 70 Säuglinge. Etwas häufiger als in der vorangegangenen Woche traten dagegen akute Entzündungen der Athmungsorgane zu Tage und endeten auch in etwas größerer Zahl tödtlich; auch 1 Todesfall infolge von Grippe Von den Infektionskrankheiten waren Erkran⸗ Erkrankungen an Masern und Scharlach blieben in beschränkter Zahl, Erkrankungen an Diphtherie gelangten ahl wie in der Vorwoche zur Anzeige und zwar aus iertel und der Rosenthaler Vorstadt am zahlreichsten. Erkrankungen an Kindbettfieber wurden 3 bekannt. Rosenartige Ent⸗ ndungen des Zellgewebes der rkrankungen an Keuchhusten, nahmen, waren häufi
rheumatische Beschw
Bombay, 23. September. Hier ist, dem „W. T. B die Beulenpest ausgebr Der festgeste itasato während der
aris 6, St. Peters⸗ Todesfälle; nickstarre:
Flecktyphus:
roup (1881/90: wurden gemeldet in
— Woche vom r und die Sterblichkeit die gleich eltener als in der voran⸗ heiten zum Vorschein und
b 147 der Vorwoch ießlich im kindlichen
wurde gemeldet. — kungen an Typhus selten;
in fast gleicher dem Stralauer
aut wurden nicht häu ie in 9 Fällen tödtl. Seltener als in der Vorwo aller Art in ärztliche Behandlung.
beobachtet. en Ausgang
ochen; bereits Ute Bacillus eest in Hong
nd über 300 Todesfä oll mit dem von Profess entdeckten identisch sein.