Schonungen zeitweise von der
Zagd entzogen werde.
1
Erwirbt die Forstverwal 1 olche Flächen, welche im usam hang mit dem verpachteten Revier stehen, und aus denen ein selbst⸗
ständiger Jagdbezirk nicht gebildet werden kann, oder erwirbt sie die
zur Jagdausübung auf den in dem verpachteten Revier ge⸗ legenen Enklaven, so ist der Pächter verpflichtet, auf Verlangen der Königlichen Regierung die Jagd auf diesen Orten gegen eine nach dem ltniß der Fläche zu bemessende Erhöhung des Pachtgeldes mit u übernehmen.
§ 13.
Das gebotene jährliche Pachtgeld muß zum 1. April jeden Jahres an die betreffende Forstkasse oder wohin die Zahlung sonst gewiesen wird, unerinnert und kostenfrei vorausbezahlt werden, widrigenfalls dasselbe nebst den gesetzlichen Verzugszinsen durch Verwaltungszwangs⸗ verfahren eingezogen wird.
§ 14.
Bleibt Pächter drei Monate mit der Pachtzahlung rückständig,
der wird er, oder werden die im § 5 gedachten Jäger, Schützen und Jagdgenossen oder seine Leute wegen Forst⸗ oder Jagdvergehens bezw. Uebertretung rechtskräftig verurtheilt, oder macht Pächter sich einer uwiderhandlung segen diesen Vertrag schuldig, so steht es der König⸗ n Regierung frei, den Pachtvertrag ohne Kündigungsfrist auf⸗ uheben und nach Umständen die Jagd auf die noch übrige Dauer des Vertrags auf Kosten des Pächters unter Zugrundelegung der für den Pächter gültig gewesenen Bedingungen anderweit öffentlich zu verpachten. Entsteht im letzteren Fall ein Ausfall gegen das bis⸗ herige Pachtgeld, so muß der bisherige Pächter für solchen aufkommen.
§ 15.
Der Königlichen Regierung steht es jederzeit frei, das Pacht⸗ verhältniß entweder ganz oder theilweise nach vorgängiger dreimonat⸗ licher Aufkündigung aufzulösen, wofür dem Pächter außer dem Er⸗ lasse oder der Zurückzahlung des etwa für längere Zeit vorausgezahlten Pachtgeldes keine weitere Entschädigung zusteht. Bei einer solcher⸗ gestalt eintretenden theilweisen Zurücknahme des verpachteten Jagd⸗
reviers wird das verhältnißmäßig abzusetzende Pachtgeld von dem be⸗ treffenden Königlichen Oberförster in einem besonderen Anschlag er⸗ mittelt und von der Regierung festgestellt. Hält der Pächter diese sektgestellte Ermäßigung des Perbt eldes nicht für genügend, so steht hm frei, auch den übrigen Theil des Jagdbezirks gleichzeitig mit zurückzugeben und auvs der Pacht ganz auszutreten.
§ 16.
1 Fals Pächter eine Uebergabe der Jagd wünscht, so ist spätestens vier Wochen noch dem Vertragsabschluß ein bezüglicher Antrag schriftlich bei dem Oberförster zu stellen. Sollte e während der Pachtzeit sterben, so sind seine Erben verbunden, die Pacht bis zum Ablauf der Pachtperiode, indessen nie länger als ein Jahr nach Ablauf des Pachtjahrs, in welchem der Todesfall eingetreten ist, fortzusetzen.
Nach dem Ermessen der Königlichen Regierung kann jedoch der Vertrag auch mit dem Ablauf des Quartals, in welchem der Pächter stirbt, aufgehoben werden.
„Ist Pächter ein Staats⸗Forstbeamter, so erlischt der Vertrag für ihn mit dem Tage seines Ausscheidens aus seiner bisherigen Stellung, und tritt für ihn sein Dienstnachfolger, wenn er es wünscht und die vorgesetzte Behörde es genehmigt, mit diesem Zeitpunkt in den Ver⸗ trag ein, ohne daß es der Zustimmung oder einer besonderen Zession seitens des Abgehenden bedarf.
§ 17. Der Pächter trägt alle Kosten der Bekanntmachung des Aus⸗ bietungstermins und der Ausfertigung und Vollziehung des Vertrags, mit Einschluß der gesetzlichen Stempelgebühren, sowie die durch das Pacht zeschäft entstandenen Postportos. 8
über die Befugnisse der Forstbeamten zur Nutzung des Raubzenges und der kleinen Wildarten bei Verpachtung 8 forstfiskalischer Jagden.
§ 1.
Die Forstbeamten dürfen das Raubzeug einschließlich der Raub⸗ vögel, sowie Dachse, Kaninchen, Wasserhühner, Reiher, Kormorane, Enten, Gänse, Wachteln, Schnepfen, Bekassinen, kleine Brachvögel und Drosseln erlegen und ohne Bezahlung an sich behalten. Diese Befugniß erstreckt sich auf den Obersörster, die höheren Forstbeamten und auf die etatsmäßigen Schutzbeamten des betreffenden Verwaltungs⸗ beziehungsweise Schutzbezirks. 5 87 8
Die Erlegung der im §.1 genannten Wildarten darf auch nur unter nachstehenden Bedingungen stattfinden:
a. Füchse darf der betreffende Forstbeamte, soweit nicht deren Schonung zur Verhütung von Mäusefraß an den jungen Laubholz⸗
Regierung oder dem vorgesetzten Forst⸗ beamten angeordnet ist, zu jeder Zenr innerhalb seines Verwalrungs⸗ oder Schutzbezirks schießen oder fangen, und mit Erlaubniß des Oberförsters auch graben. Treibjagden auf Füchse darf er jedoch nur mit ausdrücklicher Erlaubniß des Pächters unternehmen. Die Verfügung über die Füchse, welche auf den vom Pächter auf dessen Kosten ver⸗ anstalteten Treibjagden geschossen sind, steht dem Pächter allein zu.
b. Dachse darf der Forstbeamte innerhalb seines Verwaltungs⸗ ooder Schutzbezirks fangen. Dem Oberförster oder den höheren Vor⸗
gesetzten stehr es jedech frei, das Fangen oder Erlegen der Dachse
tweise ganz zu untersagen. Das Graben derselben darf nur in der
rt stattfinden, daß das Zerstören der Hauptbaue vermieden wird, und es ist daher dazu jedesmal die besondere Erlaubniß des Ober⸗ försters erforderlich.
Das nächtliche Hetzen des Dachses ist gänzlich untersagt. Ebenso ist das Schießen der Dachse auf dem Anstande am Baue verboten.
c. Enten darf der Forstbeamte in seinem Verwaltungs⸗ oder Schutzbezirk auf dem Zuge schießen. Das Lifn und die Jagd auf junge Enten sowie auf Mäuser⸗Enten ist demselben jedoch nur mit ausdrücklich dazu vorher eingeholter Genehmigung des Pächters
gestattet.
beamten in seinem Verwaltungs⸗ oder Schutzbezirke gestattet. Suchen nach Waldschnepfen darf jedoch nur da, wo es ohne 689 theilige Beunruhigung des Wildstandes geschehen kann, und also jedesmal nur nach vorher von dem Pächter eingeholter Erlaubniß und an den von demselben gestatteten Orten stattfinden.
e. Kleine Schnepfen und Bekassinen darf der Forst⸗ beamte innerhalb seines Verwaltungs⸗ oder Schutzbezirks suchen und erlegen. Es steht indessen dem Pächter frei, diejenigen Orte, in welchen er diese Jagd für sich vorbehalten will, von der Mitbenutzung der Forstbeamten auszuschließen, wobei jedoch darauf zu achten ist, daß dadurch den letzteren nicht jede Gelege heit zur Ausübung dieser Entsteht über die Frage, in welchem Umfang diese Jagd den Forstbeamten zu belassen ist, Streit, so entscheidet hierüber die Regierung.
f. Den Fang der Drosseln darf der Forstbeamte, sofern solcher nicht durch Gesetz oder 1 untersagt ist, unter Beobachtung der gehörigen Schonung der jungen Holzbestände bei
Anlegung des Dohnenfteiche, in seinem Verwaltungs⸗ oder Schutz⸗ bezirke ausüben. Der Dohnenstrich darf jedoch nur in der von der betreffenden Fezeflcctr Regierung hierzu freigegebenen Zeit ausgeübt werden. — Vogelherde dürfen die Forstbeamten nicht stellen.
§ 3. Die Regierung hat das Recht, in den 8 verpachteten Jagdbezirken die im § 1 und 2 erwähnten Befugnisse auch auf die⸗ jenigen Forsthilfsaufseher, welche dienstlich 8 dem Pachtrevier
beschäftiai sind, 88 . auszudehnen. 8 8
8 5 8 2
Auf den Bericht vom 27. Juli d. J. — 834 III F. — erwidere ich der Königlichen Negierung, daß nach einer Mit⸗ theilung des Herrn Finanz⸗Ministers vom 31. August d. J. — III 11 735 — die von den Herren Ober⸗Forstmeistern über
d. Waldschnepfen auf dem Zuge zu schießen ist dem Forst as
die Befähigung zum Eintritt in stimmung zu § 2 Absatz 5 des Regulativs vom 1. Oktober 1893 zu ertheilenden Bescheinigungen als amtliche Zeugnisse in Privatsachen auf Grund des Stempelsteuergesetzes vom 31. Juli 1895 stempelpflichtig und dazu nach Nr. 77 des Stempeltarifs = 1 ℳ 50 ₰ Stempel zu verwenden sind, was für die Folge zu beachten ist. Berlin, den 19. September 1896. Der Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten. Im Auftrage: Donner. 1 An die Königliche Regierung zu Minden.
Abschrift zur Nachricht und Beachtung. Berlin, den 19. September 1896. Der Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten. Im Auftrage: Donner.
An sämmtliche Königlichen Regierungen mit Ausschluß der zu Sigmaringen, Aurich und Minden.
Justiz⸗Ministerium.
Dem Kammergerichts⸗Rath, Geheimen Ober⸗Justiz⸗Rath von Gliszeozynski und den Landgerichts⸗Räthen in Guben und Dr. von Kirchbach bei dem Landgericht 1 “ ist die nachgesuchte Dienstentlassung mit Pension ertheilt.
Versetzt sind: der Amtsrichter Heuser in Walsrode und der Amtsrichter Schultze in Herzberg a. H. als Landrichter an das Landgericht in Göttingen und der Amtsrichter von Fumetti in Johannisburg an das Amtsgericht in Sögel.
Zu Handelsrichtern find wiederernannt: der Fabrikant Karl Mehler in Aachen und der Kaufmann August Erckens in Burtscheid bei dem Landgericht in Aachen.
Zu stellvertretenden Handelsrichtern sind ernannt: der Kaufmann Alfred Moeser in Breslau bei dem Landgericht in Breslau und der e Leo Vossen in Aachen bei dem Landgericht in Aachen, wiederernannt: der Kaufmann Adolf Kirdorf in Burtscheid und der Kaufmann Emil Pastor in Aachen bei dem Landgericht in Aachen.
Dem Notar, Justiz⸗Rath Wilde in Oels ist die nach⸗ gesuchte Entlassung aus dem Amt ertheilt.
n der Liste der Rechtsanwalte sind gelöscht: der Rechts⸗ anwalt, Geheime Justiz⸗Rath Stubenrauch bei dem Kammer⸗ gericht, der Rechtsanwalt, Justiz⸗Rath Graff bei dem Land⸗ gericht in Osnabrück, die Rechtsanwalte Schiemang und Karl Engel bei dem Landgericht I in Berlin, der Rechts⸗ anwalt Steinberg bei dem Landgericht in Breslau, der Rechtsanwalt Hellraeth bei dem Amtsgericht in Burgsteinfurth, der Rechtsanwalt Plack bei dem Amtsgericht in Deutsch⸗ Eylau, der Rechtsanwalt Scheibel bei dem Amtsgericht in Schmiegel und der Rechtsanwalt Nowacki bei dem Amts⸗ gericht in Krotoschin.
In die Liste der Rechtsanwalte sind eingetragen: der Rechte⸗ anwalt Schiemang vom Landgericht I in Berlin bei dem Landgericht in Meseritz, der Rechtsanwalt Tönnies aus Kiel bei dem Amtsgericht in Husum, der Rechtsanwalt Scheibel aus Schmiegel bei dem Amtsgericht in Fraustadt und die Gerichts⸗Assessoren Aehnelt und Dr. Hermann Silberstein bei dem Landgericht I in Berlin.
Der Rechtsanwalt und Notar, Justiz⸗Rath Maximilian Wolff in Berlin ist gestorben.
Bekanntmachung.
Gemäß § 46 des Kommunalabgabengesetzes vom 14. Juli 1893 (Gesetz⸗Samml. S. 152) wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß der im laufenden Steuerjahr zu den Kommunalabgaben einschätzbare Reinertrag aus dem Betriebsjahre 1895 bei der Dortmund⸗Gronau⸗Enscheder Eisenbahn auf 1 320 000 ℳ festgestellt worden ist.
Elberfeld, den 24. September 1896.
Der Königliche Eisenbahn⸗Kommissar. 1““ L11“
1
Angekommen:
Seine Excellenz der General der Kavallerie, General⸗ Adjutant und kommandierende General des XIV. Armee⸗Korps von Bülow.
Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 26. September. Seine Majestät der Kaiser und König erlegten, wie
aus Rominten gemeldet wird, am 24. d. M. einen Zwölf⸗
ender und am 25. d. M. einen Sechzehnender.
In der Zeit vom 1. April 1896 bis zum Schlusse des Monats August 1896 sind im Deutschen Reich Gee Ein⸗ nahwern (einschließlich der kreditierten Beträge) an Zöllen und gemeinschaftlichen Verbrauchssteuern sowie andere Einnahmen zur Anschreibung gelangt:
Zölle 177 394 196 ℳ (gegen denselben Zeitraum des Vor⸗ sahr + 11 140 238 ℳ), Tabacksteuer 3 752823 ℳ (— 138618 ℳ), Zuckersteuer 45 820 310 ℳ (+ 14 084 882 ℳ), Salzsteuer 16 793 685 ℳ (+ 208 378 ℳ), Maischbottich⸗ und Brannt⸗ weinmaterialsteuer 924 893 ℳ (— 744 978 ℳ), Verbrauchs⸗ abgabe von Branntwein und Zuschlag zu derselben 48 312 803 ℳ
+ 2 495 755 ℳ), Brennsteuer 712 391 ℳ (+ 473 857 ℳ), rausteuer 12 445 372 ℳ (+ 395 519 ℳ), Uebergangsabgabe von Bier 1 519 882 ℳ (+ 31 278 ℳ), Summe 307 676 355 ℳ (+ 27 946 311 ℳ). 1 für: a. Werthpapiere 6 903 396 ℳ st 611 769 ℳ), b. Kauf⸗ und sonstige An⸗ schaffungsgeschäfte 5 614 748 ℳ (— 2788 196 8 c. Loose f Privatlotterien 2 061 302 ℳ (+ 417 070 ℳ), Staats⸗ otterien 4 514 743 ℳ (— 866 765 ℳ), Spielkartenstempel 455 350 ℳ (+ 32 391 89 Wechselstempelsteuer 3 703 ℳ (+ 182 158 ℳ), Post⸗ und Teeh 118 746 299 ℳ (+ 4 408 045 ℳ), Reichs⸗Eisenbahnverwal⸗ tung 29 823 000 ℳ (+ 1 178 000 ℳ;). 88n
e Forstlehre nach der Be⸗ 1
und
Einnahme abzügli der Ausfuhrpergütungen und Verwaltun znh betrann den nachbezeichneten Einnahmen bis de August 1896: ölle 183 671 777 ℳ 91, 12 147 991 ℳ), Kabaasteue 3 497 654 ℳ (+ 146 019 ℳ), Zuckersteuer 34 859 295 ℳ + 2 288 585 ℳ), Salzsteuer 17 361 718 ℳ (+ 570 385 ℳ aischbottiche⸗ und Branntweinmaterialsteuer 5 522 518 ℳ (— 785 289 ℳ), Verbrauchsabgabe von Branntwein und Zuschlag zu derselben 42 019 116 ℳ (+ 2 068 115 ℳ) Brennsteuer 480 158 ℳ (+ 282 496 ℳ), Brausteuer und Uebergangsabgabe von Bier 11 870 093 ℳ (+ 362 545 ℳ) Summe 279 282 329 ℳ (+ 17 080 847 ℳ). — Spielkarten⸗ stempel 582 664 ℳ (+ 29 728 ℳ).
Die su Reichskasse gelangte Ist
W 8
„Der Regierungs⸗Assessor von Uckro bei der Ministerial⸗ Militär⸗ und Baukommission ist dem Königlichen Polizei⸗ Präsidium zu Berlin und der Regierungse⸗Assessor Dr. Küster in Magdeburg der Königlichen Regierung zu Oppeln zur weiteren dienstlichen Verwendung überwiesen worden.
Der des Hunhe. Pehar de Weerth in Oppeln ist dem Landrath des Kreises Solingen zur Hilfeleistung in den land⸗
räthlichen Geschäften zugetheilt worden.
1
ach telegraphischen Meldungen an das Ober⸗Kommando der Marine sind S. M. S. „Kaiser“, Kommandant Kapitän zur See Zeye, — mit dem Chef der Kreuzer⸗Division, Kontre⸗ dmiral Tirpitz an Bord — und S. M. S. „Irene“ Kommandant Korvetten⸗Kapitän du Bois, am 23. September in Hakodate angekommen und gestern von dort nach Yokohama in See gegangen; S. M. S. „Sperber“, Kommandant Korvetten⸗Kapitän Reincke, ist gestern in Klein⸗Popo an⸗ ekommen und beabsichtigt, am 28. September die fortzuseten “
Bayern.
Das „Militärverordnungs⸗Blatt“ veröffentlicht einen Erlaß Seiner Königlichen Hoheit des Prinz⸗Regenten, betreffend die Bildung von vier neuen Infanterie⸗Regimentern aus den bisherigen Halb⸗Bataillonen, welche die Nummern 20 bis 23 erhalten sollen. Die beiden ersten werden aus je drei, die beiden letzten aus je zwei Bataillonen bestehen. Diese
Neuformationen und die durch sie bedingten Garnisonwechsel
treten am 1. April 1897 in Kraft.
“
Seine Durchlaucht der Erbprinz hat, im Namen Seiner Durchlaucht des Fürsten, den Geheimen Staatsrath Engel⸗ hardt zum Fürstlichen Staats⸗Minister unter Verleihung des Prädikats „Excellenz“ und den Staatsrath F. von Hin⸗ über zum Zweiten stimmführenden Mitglied des Ministe⸗ riums unter Verleihung des Prädikats „Geheimer Staatsrath“ ernannt
SDesterreich⸗Ungarlrln.
Der Kaiser ist gestern Abend in Begleitung des Ministers des Auswärtigen Grafen Goluchowski und des Chefs des Generalstabs Freiherrn von Beck von Wien nach Orsova abgereist. Ebendahin haben sich im Laufe des gestrigen Tages von Wien aus die übrigen gemeinsamen Minister, die österreichischen Minister, der Präsident des Abgeordnetenhauses Freiherr von Chlumecki, die Botschafter Deutschlands, Seee und Italiens sowie der ehemalige großbritannische Botschafter Sir E. Monson und von Budapest aus die ungarischen Minister und Deputationen beider Häuser des Reichstags begeben.
Bei den gestrigen Landtagswahlen in den Städte⸗ bezirken Kärntens wurden 8 Mitglieder der deutschen Volks⸗ partei und 4 Deutsch⸗Liberale gewählt. Von den Gewählten sind 9 wiedergewählt und 3 neugewählt. X“
Großbritannien und Irland.
Trotz anhaltenden Regens unternahmen gestern, wie „W. T. B.“ aus Balmoral berichtet, der Kaiser von Rußland, der Prinz von Wales, der Herzog von Connaught und der Prinz Franz von Battenberg eine erfolgreiche Jagd. Als sich im Laufe des Nachmittags das Wetter aufklärte, machten die Kaiserin von Rußland die Königin Victoria eine gemeinsame Spazierfahrt.
8 Frankreich.
In dem Ministerrath, welcher gestern unter Vorsitz des ö Faure im Elysée abgehalten wurde, sind, dem „W. T. B.“ zufolge, die Einzelheiten des Programms für die 1vT des Kaisers von Rußland festgestellt worden. Nach der Sitzung begab sich der Präsident Faure wieder nach Rambouillet zurück. 8
Sopanien.
Das von den Cortes bewilligte Fergn 8g für 1896/97 stellt die zur Errichtung eines achten Armee⸗Korps erforderlichen Mittel zur Verfügung. Zufolge Erlasses des Kriegs⸗Ministers wird das General⸗Kommando desselben nach Coruna kommen, wogegen dasjenige des VII. Armee⸗Korps von Leon nach Valladolid verlegt wird. Die Standorte der General⸗Kommandos sind vom 1. Oktober d. J. ab: Madrid I. Korps, Sevilla II. Korps, Valencia III. Korps, Barcelona IV. Korps, Saragossa V. Korps, Burgos VI. Korps, Valladolid VII. Korps, Corusia VIII. Korps.
Türkei.
Der Sultan empfing gestern nach dem Selamlik den französischen Botschafter Cambon, den monkenegrinischen Minister des Aeußern Wukowitsch und den montenegrini 8 Geschäftsträger Bakitsch in Audienz. Der Minister Wu 8 witsch überreichte dabei dem Sultan ein Schreiben A. Nikita, in welchem derselbe mittheilt, daß er seine
eise nach ee-; dnn. 5 nach der Vermählung der Prin⸗ eessin Helene verschieben müsse. 9f Seit vier 1e finden, dem Wiener „Tel.⸗Korrespondenz⸗ Bureau“ zufolage, täglich außerordentliche Wime. An⸗
berathungen über die armenischen und über finanzielle gelegenheiten statt. 6
8
Der „Agence Havas“ wird aus Athen berichtet, daß in den letzten Tagen bei Kozani in Macedonien, wo neue Banden aufgetaucht seien, mehrere kleine Zusammenstöße stattgefunden
tten. hes Aus Konstantinopel vom 24. d. M. wird der „Times“ gemeldet, daß die Stadt Egin niedergebrannt worden sei; in Kaisarie und Gemerik hätten Metzeleien stattgefunden, auch KFarput stehe in Flammen. Viele Mohamedaner in Konstantinopel schafften ihre Familien fort. — Der „Daily News“ zufolge wären in Gemerik 120 Armenier erschlagen worden. — Der türkischen Regierung sind Nachrichten zugegangen, wonach im Vilajet Wan ein unbedeutender Zusammenstoß der Truppen mit Armeniern stattgefunden habe, welch letztere in das Ge⸗ birge geflüchtet seien. Die Verluste seien auf beiden Seiten
gering.
Montenegro. Die Beisetzung der Prinzessin Olga hat gestern in Cetinje in Anwesenheit der Mitglieder des Fürstlichen Hauses, des diplomatischen Korps, sowie der Zivil⸗ und Militär⸗ behörden stattgefunden. Die gesammte Garnison erwies die militärischen Ehren. Nach der Trauerfeier nahm der Fürst Kondolenzbesuche entgegen.
Schweden und Norwegen.
Bei den gestern vorgenommenen Wahlen zur Zweiten Kammer des Reichstags für Stockholm⸗Stadt be⸗ hielten die Liberalen sämmtliche Mandate im ersten, zweiten und dritten Wahlkreise. Im vierten Wahlkreise, dessen fünf Sitze bisher die Konservativen inne hatten, gewannen die Liberalen zwei Sitze, verloren dagegen einen Sitz im fünften Wahlkreise, wo ein Sozialdemokrat gewählt wurde; damit ist der erste Sozialdemokrat in den schwedischen Reichstag ein⸗
b Dänemark.
Wegen der ungünstigen Berichte über das auf der Ostsee herrschende Wetter ist, wie „W. T. B.“ meldet, die Abreise der Kaiserin⸗Wittwe von Rußland von Kopenhagen
iteres aufgeschoben worden.
Dem „W. T. B.“ wird aus Prätoria gemeldet, das
¹ Gesetz, betreffend die Ausweisung von lästigen oder gefähr⸗
lichen Ausländern, werde am 30. d. M. veröffentlicht werden.
Der Schaumwein in Deutschland.
(Stat. Korr.) Geschah die Darstellung von Schaumwein in Deutschland auch schon frühzeitig, so hat sie sich doch erst neuerdings — dank einer sachgemäßen Schutzzollpolitik — zu einem beachtens⸗ werthen Gliede der nationalen Arbeit emporgeschwungen. Im Jahre 1840 wurde die jährliche Erzeugung von Schaumwein auf höchstens 8 emnbe Flaschen geschätzt; im Jahre 1873 bestanden im Deutschen Reich aber bereits 40 Schaumweinkellereien, welche 4 Millionen Flaschen herstellten, und gegenwärtig ist die Zahl der Schaumweinfabriken auf etwa 80 und deren Gesammterzeugung auf jährlich 8 — 10 Millionen Flaschen gestiegen. Der Eingangszoll auf Wein in Flaschen nebst Schaumwein hat im Laufe der Jahre nicht unerheblich geschwankt. Derselbe wurde im Deutschen Zollverein am 1. Januar 1836 auf 46,6 ℳ für 100 kg festgesetzt; am 1. Januar 1840 erfolgte eine Erhöhung auf 48 ℳ; dann trat am 1. Juli 1865 eine wesentliche Herabsetzung dieses Zolles auf 24 ℳ und am 1. Juni 1868 eine weitere auf 16 ℳ ein; jedoch blieb zunächst bis zum 1. Oktober 1873 der Zoll von 24 ℳ den⸗ jenigen Ländern gegenüber bestehen, welche den Zollverein nicht gleich den meistbegünstigten Ländern behandelten. Vom 7. Juli 1879 ab erfolgte dann wieder eine Erhöhung dieses Zolles auf 48 ℳ*), und für 85ee. insbesondere wurde am 21. Februar 1885 schließlich ein Zoll von 80 ℳ für 100 kg festgesetzt. 1 „Wiee sich unter diesen Umständen die Ein⸗ und Ausfuhrverhält⸗ nisse des Schaumweins in Deutschland gestalteten, mag man folgender
Uebersicht entnehmen: Einfuhr Ausfuhr
Menge Werth Menge Werth Tonnen Mill. % Tonnen Mill. ℳ 2 5,9 1 491 1,7 1 389 1 376 1 411 1 381 1 375 1 340 1 575 1 574 1 524 1 582 1 766 1 723 1 628 1 521 b 1 707 8
also, daß die Zollerhöhung im Jahre 1885 eine
onUC
8 —
SCüSeccceeheeeIög oto †eoe -& Scedetode 282 b0SSbdoISS=
2₰ —
— doo do —— ode.— 8 8—8 8—S=S—
SerSgESS⸗
—
rceecht beträchtliche Abnahme in der Einfuhr fremden Schaumweins
1 vac Deutschland zur weenn diese auch nicht weisen; dieselbe stieg nämlich 1895 gegen 1885 um 24,1 v. H
olge hatte. Von dem hohen Betrage des pätere Einfuhr stets weit entfernt geblieben, unerheblich schwankte. Dagegen hatte die Ausfuhr deutschen Schaumweins eine erfreuliche Zunahme aufzu⸗
Im
Jahres 1884 ist die
lübrigen wurde im Jahre 1895 für rund 3 Millionen Mark Schaum⸗
das B.
Preisverzeichniß soll im Jahre 1875 vereinbart worden sein. 8 ——;—
wein mehr 8 Deutschland ein⸗ als ausgeführt — eine Summe, welche 6481 ich Frankreich zu gute kommt. Von der gesammten 4 aumweineinfuhr dieses Jahres gingen nämlich nicht weniger als ⁊2109 Tonnen oder 98,9 v. H. aus Frankreich ein, während die deutsche Schaumweinausfuhr sich hervorragend nach Großbritannien (978 t), demnächst nach Belgien (180 t) und den Vereinigten Staaten von Amerika (92 t) wendet.
8 Zur Arbeiterbewegung vW11““ 8 n Solingen hat, wie der „Köln. Ztg.“ geschrieben wird, am letzten Montag Nachmittag das Personal der sozialdemokra⸗ zischen Druckerei die Arbeit eingestelt. Die am Dienstag fällige ummer der „Arbeiterstimme“ fiel aus; am Donnerstag aber erschien 8 att wieder in vollem Umfang. Entgegen den sozialdemokra⸗ Fsschen Grundsätzen hatte man ein neues Personal, bestehend aus 1 ichtverbandsmitgliedern, eingestellt. — Wie der „Vorwärts“ berichtet, Fescloß der Verein der Schlacht⸗, Brot⸗ und Gemüsemesser⸗ 1 eider in Solingen, selbständig ein neues Preisverzeichniß aufzu⸗ ellen, wenn der Fabrikantenverein nicht bis zum 5. Oktober sich zu erhandlungen mit dem Reiderverein bereit erklärt habe. Das jetzige
8
00 9) Aus Spanien nach dem Deutschen Reich eingehender Wein und Most in Flaschen (außer Schaumwein) hatte auf Grund der nednung vom 25. Mai 1894 einen Zoll von 72 ℳ für 100 kg 8 stragen. Diese Verordnung ist durch ein Handelsübereinkommen mit Spanien seit dem 25. Juli d. J. aufgehoben
Aus Aachen wird der „Frkf. Ztg.“ unter dem 23. September emeldet: Die Nachricht, die Firma Tasté in Eupen habe ihre aus⸗ tändigen Weber entlassen und belgische Weber eingestellt (val. Nr. 226 d. Bl.), ist in dieser Faflung unrichtig. Richtig ist nur, daß die Firma die Ausständigen für entlassen erklärt hat. Das Zwei⸗ stuhlsystem ist im Haupt.Etablissement der Firma in Verviers nicht eingeführt; ein Versuch, es dort einzuführen, ist an dem Widerstande der belgischen Weber gescheitert.
In Leipzig hielten die Holzdrechsler am Dienstag eine Werkstatt⸗Delegirten⸗Versammlung ab, die, der „Lpz. Ztg.“ zufolge, den Beschluß faßte, noch im laufenden Herbst in eine Lohnbewegung einzutreten. Hierbei wurde mitgetheilt, daß in Leipzig etwa 300 Holz⸗ drechsler arbeiten und daß die Gummi⸗, Celluloid⸗ und Horndrechsler hnsc an der Lohnbewegung sich nicht betheiligen sollen, weil für diese a6, Frühjahr die günstigere Jahreszeit für ei lche Be⸗ 1 8 3
Kunst und Wissenschaft.
In der gestrigen, zweiten allgemeinen und Schlußsitzung des Se5h921882 deutscher Naturforscher und Aerzte in Frank⸗ furt a. M. dankte zunächst Professor Dr. Schmidt nach Begrüßung des als Vertreter der Staatsregierung erschienenen Regierungs⸗Präsi⸗ denten in Wiesbaden von Tepper⸗Laski den Kongreßmitgliedern für ihre mühevolle, aufopfernde Thätigkeit. Sodann wurden Vorträge
ehalten von Professor Dr. Verworn⸗Jena über „Erregung und
Läbhmung⸗ von Dr. Below⸗Berlin über „die praktischen Ziele der Tropenhygiene’ und von dem Geheimen Sanitäts⸗Rath, Professor Dr. Weigert⸗Frankfurt über „neue Fragestellungen in der pathologischen Anatomie“. Professor von Ziemßen⸗München sprach hierauf den staatlichen und städtischen Behörden in herzlichen Worten für die freundliche Aufnahme und das bereitwillige Entgegenkommen den Dank der Versammlung aus. Mit dem Wunsch auf ein frohes Wiedersehen schloß Professor Dr. Schmidt dann die Versammlung, nachdem er zuvor ein inzwischen eingegangenes Telegramm Seiner Majestät des Kaisers verlesen hatte, in welchem der Dank für den an Seine Majestät gerichteten telegraphischen Huldigungsgruß des Kongresses ausgesprochen wird. 1
— G. Hirth's Kunstverlag in München (Verlag der illustrierten Wochenschrift für Kunst und Leben „Jugend“) eröffnet einen Wett⸗ bewerb behufs Erlangung von Zeichnungen zu den Bühnen⸗ dichtungen Richard Wagner'’s, die beliebige Scenen aus diesen Werken illustrieren, namentlich ihren geistigen Inhalt in allegorischer Weise veranschaulichen, den Charakter eines Werks in ein dekora⸗ tives Ganzes zusammenfassen oder sonstwie in freiester Weise die Kunst des Meisters verherrlichen können. Erbeten werden Schwarz⸗ weißzeichnungen, zu denen höchstens ein Farbenton auf bei⸗ gefügter Skizze anzugeben ist, mäßig große Formate, nicht über das Doppelte der eventuellen Reproduktionsgröße. Die Blätter sind ungerollt, zwischen Papptafeln, nicht auf Rahmen gespannt, bis zum 1. Dezember d. J. einzusenden; das Kuvert, das als Aufschrift das Motto trägt und im Innern Namen und . des Künstlers mittheilt, ist an der Zeichnung selbst durch Ankleben, Annähen u. s. w. zu befestigen. Die Entscheidung des Preisgerichts wird bis zum 15. Januar 1897 erfolgen. Ausgesetzt sind ein erster Preis zu 300 ℳ, zwei Preise zu je 200 ℳ und zwei Preise zu je 100 ℳ; ferner ist der Ankau weiterer Blätter vorbehalten. 8
Handel und Gewerbe. “
Die Wochenübersicht der Reichsbank vom 23. September weist bei einem gesammten Kassenbestande von 919 052 000 (1895 1 010 697 000) ℳ der Vorwoche gegenüber eine Abnahme auf von 3 292 000 ℳ (1895 Zunahme 439 000 ℳ); der Metallbestand allein hat um 2 338 000 (1895 1 277 000) ℳ abgenommen. Der Bestand an Wechseln von 651 984 000 (1895 602 630 000) ℳ erscheint um 4 459 000 ℳ niedriger (1895 Zunahme 14 281 000 ℳ) und der Bestand an Lombardforderungen mit 98 101 000 (1895 76 609 000) ℳ um 462 000 ℳ niedriger (1895 Zunahme 5 087 000 ℳ); auf diesen beiden Anlagekonten zusammen ist also ein Rückgang von 4 921 000 (1895 Zunahme 19 368 000) ℳ erfolgt. Auf passiver Seite zeigt der Betrag der umlaufenden Noten mit 1 048 800 000 (1895 1 079 823 000) ℳ eine Zunahme um 17 239 000 (1895 Zunahme 19 831 000) ℳ, während die sonstigen täglich fälligen Verbindlich⸗ keiten (Giroguthaben) mit 523 517 000 81288 502 355 000) ℳ eine Fhenee um 5 497 000 (1895 Zunahme 2 950 000) ℳ erfahren aben. 8
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 25. d. M. gestellt 13 268, nicht rechtzeitig gestellt 51 Wagen. In Oberschlesien sind am 25. d. M. gestellt 4737, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.
BVerdingungen im Auslande.
“ 8 Niederlande.
12. Oktober. Timmerhuis zu Rotterdam: Lieferung von 1) Verschlußstücken nebst Zubehör, 2) Brandkrahnen in einer Größe von 76 mm (30) nebst Zubehör für die Trinkwasserleitung der Ge⸗ meinde. Bedingungen kaͤuflich für 1 Gulden bei den Buchhändlern Wed. P. van Waesberge u. Zoon in Rotterdam.
Norwegen.
15. Oktober. Holmenkolbahn: Lieferung von 22 000 m Schienen mit zugehörigen Laschen und Schrauben. Angebote in ge⸗ schlossenem Briefumschlag mit der Aufschrift „Anbud“ sind an das Komtor der Bahn, Kirkeveien 47 in Christiania, zu richten, wo auch die Lieferungsbedingungen und Zeichnungen erhältlich sind. Lieferungs⸗ termin 1. Januar 1897.
„21. Oktober, 7 Uhr. Staatsbahnen: Lieferung von 10 offenen Güterwagen. Angebote in geschlossenem Briefumschlag mit der Auf⸗ schrift „Grusvogne“ werden im Expeditionskomtor der Verwaltung der Staatsbahnen, Jernbanetorvet 8/9, Christiania, entgegen⸗
enommen. Zeichnungen und nähere Bedingungen im Komtor des irektors der Maschinenabtheilung in Christiania ebenda.
Theater und Musik.
Königliches Schauspielhaus. “
Henrik Ibsen's Schauspiel „Ein Volksfeind“ ging gestern
an dieser Kunststätte zum ersten Mal und mit schönstem Gelingen im Einzelnen und Ganzen in Scene. Ibsen’'s Bühnengeschick, die ge⸗ schlossene, alles Nebensächliche und Episodenhafte verschmähende Hand⸗ lung, die straffe Führung aller Flochi chen Fäden, die mit zwingender Noth⸗ wendigkeit den Konflikt berbeift ren, sichern dem nordischen Dichter die Wirkung auch dieses Werks, in welchem statt des Spannenden, Mpysteriösen, Gekünstelten einmal das gerade und ehrliche Denken eines leidenschaft⸗ lich fühlenden Idealisten ungezwungen zum Ausdruck gelangt. Aller⸗ dings gehört sur Erzielung einer Kofen Wirkung gerade dieses Schau⸗ spiels eine besonders bedeutende Darstellung, und diese wurde gestern auf der Königlichen Bühne unzweifelhaft geboten. Ibsen’s Bühnen⸗ gestalten sind nicht Typen allgemeinen und alltäglichen Gepräges; er schafft Naturen von ungewöhnlicher Eigenart und starker Individualität, die dem Darsteller ebenso schwierige wie anziehende Aufgaben stellen. Herr Molenar hatte als Dr. Stockmann seine ganze Kraft der Charakterisierung einzusetzen, um den klaren Gedanken⸗ und Gefühlsmenschen lebendig und ohne Uebertreibung zu gestalten. Seiner Vorliebe für das höchste Pathos, das ihm in anderen Rollen wohl ansteht, hätte man im * Akt mehr Zurückhaltung wünschen können; dennoch hat er die Rolle in ihrem entscheidenden Wesen richtig erfaßt, wirklich empfunden und lebenswahr und überzeugend dargestellt. Sehr wirksam wurde sein Spiel im vierten Akt durch die Dispositionen der Regie
unterstützt, die Massen der Volksversammlung waren in steter,
ungezwungener und lebensvoller Bewegung. Die Art, wie die von dem Dr. Stockmann der Bürgerschaft gegenüber ausgesprochenen ernsten Wahrheiten an der „kompakten Majorität“ wie Sturmeswogen am Fels sich brachen, verlieh einen poetischen Reiz auch diesem Akt, der nichts enthält, als die Auflehnung des vornehmen, freien Geistes gegen die hemmende Wucht seiner massigen Umgebung. Die übrigen Darsteller schufen zu dem stürmischen Weltverbesserer wirksame Herr Keßler flößte der Gestalt des Bürgermeisters wirkliche, interessante und lebendige Eigenart ein; Herr Heine war trefflich als Buchdrucker Thomsen, und auch Herr Purschian konnte als Redakteur des „Volksboten“ wohl befriedigen. Besondere Anerkennung verdient auch Fräulein Abich, die als Gattin des Volksfeindes alle Charakterseiten der Frau verständig zur Geltung brachte; nur in dem Augenblick, als sie sich muthig ihrem von Allen verlassenen Gatten an die Seite stellt, hätte
sie höhere Momente der Innerlichkeit zeigen können.
Berliner Theater.
Als Abonnements⸗Vorstellung Ling gestern Abend Roderich Benedix' dreiaktiges Lustspiel „Der Vetter“ in Scene, ein Stück, das seiner Zeit manche erfolgreiche Aufführung auf deutschen Bühnen erlebt hat. Heute kann nur ein naives und gänzlich un⸗ verwöhntes Publikum an den veralteten Scherzen, unwahrscheinlichen Situationen und der altmodischen Technik 98 Lustspiels Gefallen finden; ein solches Publikum schien aber gestern die weiten Räume des Hauses zu füllen, denn es wurde recht viel und recht herzlich gelacht, sogar über den letzten Akt, der in seiner Situationskomik fast auf das Niveau der Zirkuspantomime herabsinkt. Ein Hauptantheil an dem Beifall muß dem vortrefflichen Darsteller des Allerweltvetters und „Vertrauten, Herrn Emil Hecht, zuerkannt werden, der durch fein⸗ abgetöntes, diskretes Spiel dieser Gestalt wenigstens den Schein der Wahrscheinlichkeit zu verleihen wußte; neben ihm zeichneten sich die erren Beck und Wehrlin sowie Fräulein Tondeur besonders aus. räulein Schroth gab die Knabenrolle des verliebten Schülers ilbelm zwar recht munter und beweglich, aber auch ein wenig zu aufdringlich; die junge Künstlerin muß sich im allgemeinen mehr Unterordnung unter das Gesammtspiel angewöhnen und dem Publikum nicht Alles gleichsam doppelt und dreifach unterstrichen dar⸗ bieten. Der dem Benedix'schen Lustspiel voraufgehende, schon öfter aufgeführte Einakter „Ich heirathe meine Tochter“ von A. J. Groß von Trockau fand ebenfalls eine freundliche Aufnahme
Schiller⸗Theater.
Ernst Wichert's Lustspiel „Ein Schritt vom Wege“, das vor Jahren ein beliebtes Repertoirestück des Königlichen u⸗ spielhauses gewesen ist, fand gestern seine erste und noch immer erfolg⸗ reiche ven Schiller⸗Theater. Mag die Technik des Stücks dem modernen Auge auch etwas veraltet erscheinen, so entschädigt doch dafür die fröhliche und stets behagliche Laune, welche die Helden des Stücks, ein junges Ehepaar, beseelt. Der Gut besitzer von Schmettwitz und seine Gattin, die, einer Laune der Frau Rechnung tragend, auf der Heimkehr von der
ochzeitsreise einen „Schritt vom Wege“ abweichen, Börse und otizbuch in den Abgrund schleudern und einige Tage fesselloser in unbekannter Gegend genießen, sind eben auch eute noch unterhaltende und erfreuliche Erscheinungen, und ihre Schicksale und Erfahrungen wirken an sich belustigend. Das Schiller⸗Theater war erkennbar mit Lust und Liebe an die In⸗ scenierung und Einstudierung des Lustspiels gegangen und wurde denn auch 8 verdientes Gelingen belohnt. Fräulein Levermann spielte die junge Frau, die ihren Flug in das romantische Land mit vielen Unannehmlichkeiten büßen muß und bald als Sängerin die Reisespesen ersingt, die ihr Gatte sofort großmüthig den Armen überreicht, bald in dem klatschsüchtigen Bade Kiefer⸗ thal für eine Abenteurerin gilt, anmuthig und lebendig. Herr Patiy war in der Rolle des jungen Gatten voll kräftigen, gut⸗ müthigen und stets die Heiterkeit des Publikums hervorrufenden Humors, der sic noch vertiefte, als die Badegesellschaft ihm, als einem inkognito reisenden Prinzen, mit devoten Ver⸗ beugungen huldigte. Der junge Prinz Egon wurde von errn Froböse ungezwungen und gewinnend dargestellt, doch ätte er vornehmeres und mehr ritterliches Wesen zeigen können. Sehr gefällig, warmherzig und natürlich zeichnete Herr von Winter⸗ stein den jungen Liebhaber, Kurt von Hagen, der sein Waldesecho sucht und es in einer hübschen und neckischen jungen Dame findet, die von Fräulein Heinsdorff frisch und frohsinnig gegeben wurde. Unter den Darstellern der Nebenrollen erzielte Frau Agnes Werner als moralisch entrüstete Pensionsvorsteherin durch ihre launig ge⸗ haltene Ermahnungsrede an den Pseudoprinzen eine besonders kräftige
Wirkung. 8 B
Im Königlichen Opernhause wird morgen Rossini's „Wilhelm Tell⸗ unter Kapellmeister Dr. Muck's Leitung kelren⸗ Herr Demeter vom Königlichen Deutschen Theater in Prag astiert in der Titelrolle auf Engagement. Im übrigen lautet die
esetzung: Arnold: Herr Sommer; Walther Fürst: Herr Mödlinger; Mathilde: Fräulein Hiedler; Hedwig: Frau Götze; Gemmy: räulein t; Fischer: Herr Philipp; Melchthal: Herr Stammer; 227 Herr Krasa. — Am Montag gastiert Signorina Fran⸗ ceechina Prevosti in der Oper „Der Barbier von Sevilla“. Den Figaro singt Herr Bulß, den Grafen Almaviva Naval. Signorina Franceschina Prevosti singt im 2. Akt eine rie aus der Oper „La perle du Brésil“ und „Oomin’ thro' the rye“ (schottisches Volts ied). Kapellmeister Weingartner dirigiert. Vorher wird Mascagni's „Cavalleria rusticana“ unter Kapell meister Dr. Muck’'s Leitung in folgender Besetzung gegeben: San⸗ tuzza: Frau Pierson; Turiddu: Herr Sylva; Alfio: Herr Demeter Popovici als Gast.
Im Neuen Koöniglichen Opern⸗Theater werden morgen zu ermäßigten Preisen die Lustspiele „Die Prüfung“, „Die stille Wache’ und Kleine Mißverständnisse“ gegeben. Die Damen: Schramm, Conrad, von Mayburg, die Fe. Vollmer, Klein, Hertzer und Blencke sind darin beschäftigt. (Preise der Plätze: Mittel⸗Parquet und Mittel⸗Balkon 3 ℳ, Seiten⸗Parquet 2 ℳ, Seiten⸗Balkon 1,50 ℳ, Stehplatz 0,75 ℳ)
Im Königlichen Schauspielbause wird morgen Henrik Ibsen's Schauspiel „Ein Volksfeind“ mit Herrn Molenar als Dr. Otto Stockmann wiederholt. — Am ontag findet eine Aufführung von Schiller's „Maria Stuart“ mit Fräulein
oppe in der Titelrolle statt. Als Elisabeth gastiert Fräulein Anna
verland, den Grafen Leicester giebt Herr Lndwig, den 285 1
ir Klein, den Mortimer Herr Matkowsky, den Paulet Herr Kahle, den Shrewsbury Herr Nesper.
Das Deutsche Theater bringt in nächster Woche Wieder⸗ holungen von Gerhart Hauptmann’s Traumdichtung „Hannele’s
immelfahrt“ in Verbindung mit dem Lustspiel „Ohne Liebe“ von
arie von Ebner⸗Eschenbach außer morgen Abend noch am Dienstag und Freitag. Am Montag werden die „Weber“ gegeben. Am Mittwoch — spielt Guido Thielscher als erste Rolle am „Deutschen Theater“ den Habakuk im „Talisman“; den König giebt Josef Kainz. Am Donnerstag elangt „Julius Cäsar“ zur Darstellung; der Sonnabend bringt alserste Aufführung neuer Bühnenwerke in diesem Spieljahr drei Einakter von Hermann Sudermann: „Teja“, „Fritzchen“ und „Das Ewig⸗Männ⸗ liche“; dieselbe Vorstellung wird am nächstfolgenden Sonntag Abend wiederholt. Als Nachmittagsvorstellung zu ermäßigten Preisen ist sowohl für morgen, als für den nächstfolgenden Sonntag „Der Talis⸗ man“ bestimmt. 2 1
Der Spielplan des Berliner Theaters wird in nächster Woche von den Schauspielen „König Heinrich“ und „Die offizielle Frau“ beherrscht. Morgen, am Montag, Mittwoch, Sonnabend und nächsten Sonntag Nachmittag geht „König Heinrich’ in Scene, am Dienstag, Donnerstag, Sonnabend und nächsten Sonntag Abend „Die offizielle Frauu“. Am Freitag gelangt als 4. Abonnements⸗ Vorstellung Goethe's „Faust“ zur Aufführung.
Im Lessing⸗Theater wird, mit Georg Engels als Gast,
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Oscar Blumenthal's neues Lustspiel „Das Einmaleins“ morgen, am