schritt entblößten Hauptes auf die Kaiserin zu, verneigte sich tief vor ihr und küßte ihr die Hand. Der Kaiser grüßte den Präsidenten militärisch; darauf reichten der Kaiser und der Präsident sich die Hand, wobei letzterer den Kaiser willkommen hieß. Der Kaiser dankte mit einigen Worten. Nach der Segentung stellte der Prä⸗ Faure die Präsidenten der beiden Kammern und die Minister vor. Hierauf schritten der Kaiser, die Kaiserin und der Präsident Faure, welcher der Kaiserin den Arm gereicht hatte, an allen Anwesenden voruͤber und schifften sich zur Flottenrevue auf dem „Elan“ ein, wobei ein Salut von 31 Schüssen abgegeben wurde. Der „Elan“ fuhr hierauf zwischen den Reihen der Schiffe des Geschwaders hin⸗ durch. Beim Passieren grüßte die Besatzung jedes Schiffes mit lautem Hurrah, während die Tambours Marsch schlugen und die Musikkapellen die russische Nationalhymne spielten. Nachdem die Reihen des Geschwaders passiert waren, begaben sich die Majestäten und der Präsident Faure an Bord des „Hoche“, auf welchem die russische Flagge nüdesgchan und durch bie persönlichen Nlag en der beiden Staatsoberhäupter ersetzt wurde, während die e die militärischen Ehrenbezeugungen erwies. Während der „Hoche“ hierauf durch die doppelte Reihe von Schiffen fuhr, grüßte der Kaiser militäri ch. Auf dem „Hoche“ unterhielten sich der Kaiser und der räsident Faure einige Augenblicke mit dem Admiral Presmenil und ließen dann das Seesoldaten⸗Detachementan sich vorbeimarschieren. Beim Verlassen des „Hoche“ wurde wieder ein Salut von 31 Schüssen abgegeben. Während der Revue unterhielt sich der Kaiser wiederholt mit dem Präsidenten des Senats Loubet und dem Präsidenten der Deputirtenkammer Brisson. Als der Präsident Faure nach der Revue, um zu landen, den „Polarstern“ passieren mußte, rief die Besatzung desselben Hurrah, während die Musik die Marseillaise spielte. Um 6 ½ Uhr fand das Diner statt, zu welchem der Präsident Faure in Begleitung der Präsidenten des Senats und der Kammer, des Minister⸗Präsidenten, der Generale und Admirale den Kaiser vom Bord des „VPolarstern“ geleitete. Die Kaiserin hatte ihr Bedauern ausgedrückt, wegen Ueber⸗ müdung nicht an dem Diner theilnehmen zu können. Die Tafel ählte 73 Gedecke. In der Mitte der Haupttafel saßen der Kahser und der Präsident Faure; der Präsident des Senats Loubet saß neben dem Kaiser, während der Präsident der Deputirtenkammer Brisson seinen Platz neben dem Präsi⸗ denten Faure hatte. An der Haupttafel hatten außerdem noch Platz genommen: der Hof⸗Minister Graf Worontzom⸗ Daschkow, der russische Botschafter Baron von Mohrenheim, der Minister⸗Präsident Méline, der Minister des Aeußern anotaux, der Leiter des russischen Ministeriums des uswärtigen Schischkin, der französische Botschafter in St. Peters⸗ burg Graf Montebello u. A. Beim Dessert brachte der Präsident Faure einen Trinkspruch aus, in welchem er sagte: Mit großer Freude habe er in Begleitung der Präsidenten des Senats und der Deputirtenkammer den Kaiser und die Kaiserin empfangen; er sei überzeugt, den Gesinnungen der Nation zu entsprechen, wenn er sich zum Dolmetsch der einmüthigen Wünsche derselben für die Kaiserliche Familie, für den Ruhm und das Glück Rußlands mache. In Paris werde der Kaiser das Herz des französischen Volkes schlagen fühlen, und der Empfang, welchen der Kaiser und die Kaiserin finden würden, werde ihnen einen Beweis für die Aufrichtigkeit der französischen Freundschaft geben. Der Kaiser habe gewünscht, unter der Eskorte des französischen C. in Frank⸗ reich anzukommen; die Marine sei ihm hierfür dankbar und erinnere sich mit Stolz der zahlreichen Zeichen von Sympathie, die ihr von dem erhabenen Vater des Kaisers ge⸗ worden, und des Antheils, welchen sie an den Kundgebungen von Kronstadt und Toulon gehabt habe. Der Präsident Faure erhob schließlich sein Glas zu Ehren des Kaisers und der Kaiserin von Rußland, worauf die Musik die russische und die französische Nationalhymne spielte. Der Kaiser beantwortete den Toast des Präsidenten Faure mit folgendem Trinkspruch in französischer Sprache:
„Ich bin gerührt von dem sympathischen und herzlichen Empfang, der uns in Cherbourg bereitet worden ist. habe, als ich den Boden der befreundeten Nation betrat, das Geschwader, welches uns geleitete, ebenso wie das Admiralsschiff „Hoche“ sehr bewundert. Ich theile die Gesinnungen, denen Sie, Herr Präͤsident, soeben Autdruck Fosben haben. Ich erhebe mein Glas zu Ehren der französischen
ation, der Flotte und ihrer wackeren Seeleute und danke dem Prä⸗ sidenten der Republik für die Willkommengrüße, die er uns soeben ausgesprochen hat.“ um Schluß stieß der Kaiser mit dem Präsidenten an, wie Letzterer es am Schlusse seines Trinkspruchs gethan hatte. Die Musik spielte die Marseillaise und die russische National⸗ ene. die stehend angehört wurden. Nach Beendigung des anketts unterhielten sich der Kaiser und der Präsident Faure eine geraume Zeit. Der Präsident geleitete alsdann das Kaiser⸗ paar bis zum Zuge. Der Kaiser reichte dem Präsidenten die and, Letzterer üßte der Kaiserin die Fanh⸗ Als die Majestäten den Zug bestiegen hatten, wurden auf den Forts die Geschütze gelöst. Der Zug der russischen Majestäten fuhr um 8 ½ Uhr ab, während der Ziug des Präsidenten noch eine Viertelstunde in Cherbourg verblieb. In dem letzteren befanden sich auch der Präsident des Senats Loubet, der Präsident der Deputirten⸗ kammer Brisson, der Minister⸗Präsident Méline sowie andere offizielle Persönlichkeiten. Im Augenblick der Abfahrt präsen⸗ tierten die Truppen, welche Spalier gebildet hatten.
Heute früöh um 8 ½ Uhr traf der Zug des Präsidenten Faure in Versailles ein, wenige Minuten später der Zug der russischen Majestäten. Der Präsident Faure begrüßte den Kaiser und die Kaiserin, worauf Allerhöchstdieselben den 15 des Präsidenten bestiegen, welcher um 9 Uhr 5 Minuten
ahrt nach 8 fortsetzte, wo die Ankunft auf dem Ranelagh⸗Bahnhof um 10 Uhr erfolgte. Eine Volksmenge von vielen Hunderttausenden hielt die Straßen nächst dem Bahnhof, sowie das Bois de Boulogne, die Champs Elysées, die Place de la Concorde und den Raum vor den Tuilerien besetzt. Bei der Einfahrt des Zuges wurde die dü g Nationalhymne und dann die Marseillaise angestimmt, während vor dem Hötel der Invaliden Salut⸗ schüsse abgegeben wurden. Der Kaiser, die Kaiserin und der Präsident Faure blieben 10 Minuten im Empfangs⸗ sglon⸗ wo Allerhöchstdieselben von dem Präsidenten des ariser begrüßt wurden. Hierauf fand die Besichtigung der Ehren⸗Kompagnie und die Vorstellung der Minister und des Kardinals Richard statt. Nach Verlassen des Bahnhofspavillons bestiegen der Kaiser, die Kaiserin und der Präsident Faure einen vierspännigen Wagen, welcher auf der Fahrt von Kavallerie und Spahis eskortiert wurde. Die Menge brach beim Erscheinen der Majestäten in brausende Hochrufe aus. Um 11 Uhr 5 Minuten traf der Zug in der
russischen Botschaft ein. Der Präsident Faure verließ die Botschaft wieder um 11 Uhr 20 Minuten.
Die heutigen Pariser Blätter heißen sämmtlich den Kaiser und die Kaiserin von Rußland herzlich willkommen und heben die große Bedeutung des Besuches hervor, welcher den Bund zweier mäͤchtigen Völker kröne und den Frieden Europas
Der Prinz von Neapel ist gestern Abend in Brindisi eingetroffen und von den Spitzen der Behörden und der g begrüßt worden. Nach kurzem Aufenthalt schiffte
Bevölkerun rinz an Bord der „Savoia“ zur Fahrt nach Monte⸗
sich der P
negro ein
Aus amtlicher türkischer Quelle wird, wie „W. T. B.“ aus Konstantinopel berichtet, mitgetheilt: Gegenüber den in einem Theil der europäischen Presse andauernden Mel⸗ dungen, welche die Lage in K fremdländischen Bewohner dieser könne auf das bestimmteste ver von den Behörden bewerkstelligten Au Bomben und der Inhaftnahme der Indiv Bomben gefunden, sowie dächtigen Elemente die Lage in Konstantin higendere Gestalt gewin aus verbreiteten Meldun türkische Truppen in den Vilajets begangene Ausschreitungen beruhten auf tendenziösen Er⸗
Nach Mittheilungen aus Kreisen der 60 Mann bei Grevena die aus diesem Orte Proviant und Die Verfolgung sei eingeleitet wo
Rumänien.
Der offizielle Text des Toa Rumänien bei dem Galadiner lautet, der „Wien. Abendpost“
„Eure Majestät wolle mi barkeit für den
onstantinopel als eine für die Stadt sehr bedrohliche darstellen, daß infolge der zahlreicher denen die ng aller ver⸗ pel mit jedem 8 büa,dhe⸗ — gen über angebliche, durch Monastir und Saloniki
sichert werden,
nfolge der Auswei
Tage eine beru
Grenze überschritten und einige Geiseln mitgenommen.
stes, welchen der König von am 28. v. M. in Bukarest hielt, zufolge, in wortgetreuer Ueber⸗
estatten, Ihnen unsere tiefe Dank⸗ such auszusprechen, welchen Eure
die Hauptstadt Rumäniens Eure findet einmüthigen Wider welches stolz auf die Freundschaft ist, Anwesenheit Eurer Ma ein wahres Nationalfest Werth, welchen Eure Majestät dem jungen das dank den ausgezeichneten zwischen unseren Staaten seziehungen mit Vertrauen in die Zukunft blickt. Wir be⸗ b den Besuch Eurer Majestät als ein hegen den innigsten Wunsch, daß die Vor
zum Glück Ihres mächtigen wir für Eure Majestät
hall im ganzen Lande, it der Eure Mazjestät unter uns in eklatanter Weise den Königreich an der unteren
empfangen hat,
Donau beilegt, herrschenden grüßen deshal
Ereigniß von höchster Bedeutung und gniß chste
nicht bloß und Ihre
rung gewähren möge, sondern auch die tiefste Verehrung hegen wundern. In diesen Gefühlen mit meinem Volke vereint ich mein Glas auf die Gesundheit Eurer Maj Ihrer Majestät der Kaiserin. von Oesterreich und König von Das „Amtsblatt“ Pelesch vom 4. d. M. da Minister⸗Präsidenten Sturdza: „Mein lieber Minister⸗Präsident! rumänischen Volkes zur Aufrichtung eines friedl arbeitsamen Staatswesens konnte
estät und auf die Es lebe Seine Majestät der Kaiser
veröffentlicht das nachstehende, aus chreiben des Königs an den
Bemühungen ichen, starken und Anerkennung
Der würdige und warme, aste und Freunde bereitete eingehaltene musterhafte Ordnung, die den en Bürgern ohne Unterschied geliehene Mit⸗ este besonderen Glanz zu geben, die schöne dies alles hat Mein Herz mit Mit besonderer Genug⸗ beobachtet, die während ls erneuten Beweis der rumänische Volk jeder⸗ Ich danke also Allen und jedem und den Gemeindebehörden bei steten Beistand und bitte Sie, Mein ese Gefühle zur Kenntniß des ganzen Genehmigen Sie bei dieser Ge⸗ sicherung Meiner Hochachtung und Zuneigung. “
Montenegro. 88 z von Italien ist
Kaisers und Königs Franz Joseph 1.
vom ganzen Lande Meinem hohen G Empfang, die überall
Staatsbehörden von all wirkung, um diesem Haltung Meiner gelie reude und gerecht
ten Armee, em Stolz erfüllt.
abe Ich die patriotische Stimmung des ganzen Festes herrschte, und betrachte sie a Liebe und des Vertrauens, welche Mir das zeit in Fülle entgegengebracht hat.
Einzelnen für den Meiner Regierun diesem feierlichen Anlaß gelei lieber Minister⸗Präsident, di
Landes zu bringen. eit die Ver⸗
Der Kronprin Antivari eingetroffen.
Dänemark.
Der Reichstag ist gestern Mittag Die Staatsrechnung für das Fina Ueberschuß von 4 ½
nzjahr 1895/96 weist einen Millionen Kronen auf.
Nr. 29 des „Eisenbahn⸗Verordnungsblatts“ egeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, Bekanntmachung des Reichskanzlers, betreffend n Uebereinkommen über den Eisenbahnfracht⸗ vom 3. Juli 1896. — Bekanntmachung des erleichternder Vorschriften Eisenbahnen Deutschlands — Bekanntmachung des ionalen Uebereinkommen vom 20. September
vom 5. Oktober, at folgenden Inhalt: die dem internationale verkehr beigefügte Liste, Reichskanzlers, betreffen für den wechselseitigen Verkehr zwischen den und Luxemburgs, vom 16. September 1896. Reichskanzlers, betreffend die dem internat über den Eisenbahnfrachtverkehr beigefügte Liste, — Erlasse des Ministers der öffentlichen Arbeiten: vom 14. September 1896, betreffend Wagenü die eigene normal rr 1896, betre
d die Vereinbarung
ergang im Verkehr mit spurige Wagen nicht besitzen; vom ffend Aenderung der Grundsätze für die „ und Umzugskosten der preußischen Staats⸗ eeptember 1896, betreffend Berücksichtigung von angierarbeitern bei der Ver stellen; vom 24. September 1896, betreffend 2 Gliedmaßen für verletzte Beamte und Arbeiter; Anwärterdienstalter zum Eisenbahn⸗Sekretär; vom 896, betreffend Aenderung der 6. März 1895 (E.⸗V.⸗Bl. 1895 S. 105). — Nachr
Kleinbahnen 18. Septem Berechnung der Reise Rottenführern und R ebung von Beamten⸗ eschaffung künstlicher vom 24. September 1896, betreffend
28. September 1 Fundordnung vom
Entscheidungen des Reichsgerichts.
ssenschaftsgesetzes vom 1. Mai 1889 er Auseinandersetzung schaft auf Grund der Bilanz. das Reichsgericht, I. Zi⸗
Nach § 71 des Geno bei dem Ausscheiden einzelner Genossen die des Ausgeschiedenen mit der Genossen In Bezug auf diese Bestimmung hat
durch Urtheil vom 13. Juni 1896 ausgesprochen, daß der Ausge schiedene die Bilanz im Wege der Klage anfechten ka
unter Verletzung des Gesetzes und der Statuten der Genossens aft nicht nach der Vermögenslage der Genossenschaft zur Zeit seines Aus scheidens aufgemacht worden ist. Beispielsweise ist eine Bilanz an fechtbar, in welcher die Vermögensstücke unter ihrem zeitigen Werthe, d. h. unter dem
Verwerthung derselben zur Zeit des I
erzielen wäre, deshalb angesetzt werden, weil infolge des Ausscheidens die gedachten Vermögensstücke für die verbleibenden Genossen in Zu⸗ kunft verhältnißmäßig weniger rentabel sein werden als bisber. „Die Klägerin (eine Mllch⸗Maga äie. Faht. hat eingeräumt, daß nach der Taxe ihrer Schsrrsändhe der jetzige Werth der Gebäude 20 525 ℳ, der der Maschinen 3982 ℳ, der des Inventars 221 ℳ
betrage, das gesammte Aktivvermögen sich auf 29 812 ℳ statt der in der Klagebilanz eingesetzten 18 484,77 ℳ stelle. Die Klägerin stellt sich aber mit ihren Sachverständigen auf den Stand-
punkt, daß in die Bilanz nicht dieser Werth einzusetzen sei sondern der Rentabilitätswerth, den die gesammte Anlage nach dem Ausscheiden der 12 Beklagten für die übrig gebliebenen Genossen⸗ schafter habe. Dieser Rentabilitätswerth wird 4 die Gesammtsumme
von 14 400 ℳ berechnet, indem erwogen wird: daß nach dem Aus⸗
scheiden der Beklagten, und da auf den Zutritt anderer Genossen wenig zu rechnen sei, höchstens 150 000 1 Milch zur Verarbeitung kommen würden, daß diese einen Bruttoertrag von 12 000 ℳ ergeben würden, daß dieser 2 ruttoertrag zu 6 % 720 ℳ Zinsen abwerfe, und dieser Zins, zu 5 % kapitalisiert, 14 400 ℳ ergebe. Aus diesen Erwägungen der Sachverständigen der Klägerin, auf deren Gutachten die Einstellung der vier streitigen Aktivposten beruht, ergiebt sich ohne weiteres, daß die Bewerthung der streitigen Aktivposten nach allen ö. hin will⸗ kürlich ist und der gesetzlichen Grundlage entbehrt. Es ist davon auszugehen, daß die Vermögensauseinandersetzung, wie im § 71 des Genossenschaftsgesetzes vorgeschrieben, zur Zeit des Ausscheidens durch Verwerthung der Aktiva und Deckung der Passiva thatsächlich erfolgt. Deshalb ist für die Aktiva mindestens der Werth einzusetzen, der bei Verwerthung in diesem Zeitpunkt voraussichtlich erzielt worden wäre. Darauf dagegen, ob infolge des Ausscheidens das Unternehmen für die verbleibenden Genossen in Zukunft noch mit Vortheil und mit welchem Vortheil betrieben werden kann, kommt nichts an.“ (171/96.)
— Auf die Verletzung der Normen eines preußischen Landes⸗ gesetzes, dessen Geltungsbereich sich nicht auf den ganzen Umfang zweier Provinzen Preußens erstreckt, kann nach § 1 der ö lichen Verordnung vom 28. September 1879 die Revision nicht gegründet werden. In Bezug auf diese Bestimmung hat das Reichs⸗ gericht, IV. Zivilsenat, vom 25. Juni 1896, ausgesprochen, daß die a zac e Uebereinstimmung einzelner Vorschriften in mehreren ür verschiedene Gebiete erlassenen, wenn auch aus derselben Rechtsquelle herrührenden Gesetzen die Revisibilität an sich nicht be⸗ gründet. Diese ist vielmehr nur dann als vorhanden anzunehmen, wenn das für ein anderes Territorium erlassene Gesetz als solches, sei es im ganzen Umfang, sei es in Ansehung einzelner Theile, ausdrücklich durg einen Akt der Gesetzgebung in ein neues Geltungsbereich ein⸗ geführt wird. — In dem zu Grunde liegenden Fall handelt es sich um § 2 des preußischen Gesetzes, betreffend die Auflösung des Lehns⸗ verbandes in Alt⸗, Vor⸗ und Hinterpommern ꝛc., vom 4. März 1867, welches nur in Pommern und außerdem für einige Lehngüter in Westpreußen, der Neumark und der ÜUckermark, wohin durch die Ver⸗ ordnung vom 30. April 1815 wegen verbesserter Einrichtung der Feherhe ee. einige Ortschaften von Pommern geschlagen worden nd, Anwendung findet. Obwohl dieser § 2 mit § 5 des späteren Gesetzes vom 3. Mai 1876, betreffend die Auflösung des Lehnsverbandes in der Provinz Westfalen, theilweise gleichlautet, so erachtete das Reichs⸗ gericht dennoch den § 2 des pommerschen Provinzialgesetzes vom 4. März 1867 als nicht revisibel, indem es die oben hervorgehobenen Sätze aussprach und des weiteren ausführte: „Die matertelle Kon⸗ formität einer einzelnen Vorschrift des einen Gesetzes mit einer solchen in einem anderen Gesetze begründet nicht die Revisibilität der Rechts⸗ norm im Sinne der Kaiserlichen Verordnung. Die letztere macht in dieser Hinsicht nicht einen Unterschied, je nachdem die beiden Gesetze aus derselben oder aus verschiedenen Rechtsquellen stammen, und schließt die Revisibilität nicht allein in dem 8 aus, wenn die Gesetze von verschiedenen Gesetzgebern erlassen sind...“ (39,96.)
— Ein Gastwirth, welcher eine Musikkapelle für sein Gastlokal zur Unterhaltung seiner Gäste engagiert hat, wobei er dem Kapellmeister die Auswahl der Musikstücke völlig überläßt, kann, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, II. Zivilsenats, vom 10. Juli 1896, nicht ohne weiteres dafür haftbar gemacht werden, daß ohne sein Wissen der Kapellmeister fremde Musikstücke unbefugt aufführt. — Der Gastwirth Sch. hatte in seiner Wirthschaft durch eine Abtheilung der Musikkapelle eines Pr. Musikstücke zur Unterhaltung seiner Gäste aufführen lassen. Zwischen Sch. und der Kapelle war vereinbart, daß sowohl der Kapellmeister als auch die einzelnen Musiker bestimmte Lohnbeträge für jeden Mann erhalten sollten, und daß dem Kapellmeister die Auswahl der Musikstücke über⸗ lafse⸗ blieb. Der Kapellmeister hatte aber ohne Wissen des Sch. mehrere Musikstücke ohne Genehmigung der Urheber oder deren Rechts⸗ nachfolger aufgeführt, und diese erhoben demzufolge gegen den Sch. Klage auf Entschädigung, da Sch. als Veranstalter bezw. Veranlasser der Musikaufführungen sorgfältig darüber hätte wachen müssen, daß der Dirigent nicht unbefugterweise Musikstücke zur Aufführung brächte. Die Klage wurde in der Berufungsinstanz abgewiesen, und die Revision der Kläger wurde vom Reichsgericht zurückgewiesen, indem es begründend ausführte: „Wenn der Beklagte die zur Aufführung gelangenden. Musikstücke nicht kannte und auf deren Wahl keinen Einfluß hatte, können die einzelnen Stücke nicht als von ihm aufgeführt angesehen werden. Nach dct des Gesetzes vom 11. Juni 1870 trifft die Entschädigungspflicht denjenigen, welcher vorsätzlich oder aus Fahr⸗ lässigkeit ein musikalisches Werk unbefugterweise öffentlich aufführt. Dies ist der in § 55 daselbst genannte Veranstalter der Auf⸗ führung. Wenn auch nicht erforderlich wäre, daß der Beklagte alle diejenigen ve zu deren Aufführung die Genehmigung der ausschließlich Berechtigten fehlte, selbst zur Aufführung bestimmte, so konnte doch die Thaäͤterschaft des Beklagten auf Grund des Umstands. verneint werden, daß die Auswahl der Musikstücke Überhaupt nicht einer Anordnung und Bestimmung unterlag, nicht etwa bloß die
bsorge für die Auswahl in einer Anzahl von Fällen von ihm unterlassen wurde. .War aber der Beklagte nicht im Sinne des § 54 Abs. 1 des Gesetzes Veranstalter der angeblich unbefugten öffentlichen Aufführungen einzelner Musikstücke, so erscheint er nach
den festgestellten thatsächlichen Verhältnissen auch nicht als Ver⸗ anlasser derselben nach Abs. 2 des § 54 daselbst. Der Beklagte
hat auf die Entschließung des Kapellmeisters zur Veranstaltung einer
unbefugten Aufführung nicht eingewirkt, vielmehr diesem nur 82
das mit ihm getroffene Abkommen eine Gele genheit gegeben, auch Musikstücke ohne Fechtigung dazu zur Aufführung zu bringen. Letzteres ist zum Begriff des Veranlassers einer unbefugten Auf⸗
führung nicht ausreichend.“ (121/96.)
Settaatistik und Volkswirthschaft.
Die Gehöfte mit zu landwirthschaftlicher Arbeit benutzten Pferden nach deren Stückzahl sowie die Ge⸗ höfte mit sonstigen Pferden in Preußen 1892.
(Stat. Korr.) Bekanntlich ist die dritte allgemeine Viehzählung im Deutschen Reich vom 1. Dezember 1892 ebenso wie die vorletzte
vom 10. Januar 1883 nach Gehöften ausgeführt worden. Dieser
Umstand hat für den preußischen Staat eine besondere ö des Urmaterials über den Viehbesitzstand der Gehöfte ermöglicht, welche zur Aufklärung mancher wirthschaftlicher Fragen, z. B. nach dem Antheile der großen, mittleren und kleinen Viehbesitzer am
Viehstande, den Be bindung des Viehbesitzes 1 ichen Stoffe greifen wir heute
heraus, von welchen es am 812 521 gab, darunter 645 988 mit aus u landwirthschaftlicher Arbeit und 166 5 nutzten Pferden. Von ersteren entfielen 261 820 auf die Gehöfte mit 1, 230 055 auf die mit 2, 112 184 auf die mit 3 bis 5, 23 937 uf die mit 6 bis 10 sowie 17 992 auf die mit 11 und mehr Land⸗ Da aber eine Vergleichung sich besser mit Hundertsätzen vornehmen läßt, so sind in der nachstehenden Uebersicht die Antheile der Gehöfte mit Pferden sowohl nach den beiden Haupt⸗ arten ihrer Benutzung wie auch nach der Stückzahl der in der Land⸗ wirthschaft verwendeten Pferde berechnet worden. Es entfielen von der Gesammtzahl der Gehöfte mit
zu landwirthschaftlicher Arbeit benutzten Pferden
Hundertheile auf die Gehöfte mit 6- 10 1
nn, wenn sse
„welcher als Erlös bei usscheidens durch Verkauf zu
wirthschaftspferden.
Hessen⸗Nassau.. Rheinland
der zweiten Gruppe. aufzuweisen mit Ausnahme von wo sie auf die vorletzte trafen. h der zu entnehmenden Vertheilung ist also für den Gebrauch von in der Landwirthschaft zunächst der durchgängig fortgeschrittenere Be⸗ trieb derselben und dann erst die stärkere Vertretung des Groß⸗ es von Einfluß. Wie wenig letzterer bei der Gesammtheit chlag giebt, geht daraus hervor, daß, obgleich von sämmt⸗ lichen Gehöften mit zu landwirthschaftlicher Arbeit benutzten Pferden diejenigen mit 11 und mehr solchen Thieren in den Gutsbezirken überhaupt 39,70 vom Hundert ausmachten, diese demungeachtet im taat lediglich 2,78 v. H. betrugen.
Invaliditäts⸗ und Altersversicherung. anseatischen Versicherungsanstalt sind I. an Gewährung von Altersrenten: im Laufe des Jahres 1891 1105, 1892 404, 1893 381, 1894 353, 1895 354 und in der Zeit vom 1. Januar bis Ende September 1896 263, zusammen 2860; b. an Invaliden⸗ des Jahres 1892 181, 1893 301, 1894 550, 1895 895 und in der Zeit vom 1. Januar bis Ende September 1896 668, zusammen 2595; mithin sind seit Beginn des Jahres 1891 Rentenanträgen 1 en auf Altersrente entfallen auf das Gebiet der wansestadt Lübeck 471, 1 n von denen auf Invalidenrente auf das Gebiet von Lübeck 275, Bremen 816, Hamburg 1504. Von den Anträgen auf Alters⸗ sind bis Ende September zwar 2453 durch Rentengewährung, 326 durch Ablehnung und 40 auf Altersrenten⸗Empfängern sind inzwischen aus⸗ geschieden 564, von diesen sind verstorben 530. Von den Invalidenrente sind bis Ende September 1896 erledigt 2452, und zwar 1784 durch Rentengewährung, 581 durch Ablehnung und 87 auf sonstige Weise. Von den Invalidenrenten⸗Empfängern sind inzwischen 828 E-eee, . kesen snd 855 vFrstorben. er drei Hansestädte vertheilen sich die noch im Bezug der Rente be⸗ Hasse Lübeck 308 Altersrenten, 149 Invalidenrenten; Bremen 409 Altersrenten, 485 Invaliden⸗ renten; Hamburg 1172 Altersrenten, 659 Invalidenrenten. Jahressumme der bis jetzt gewährten Renten beläuft sich insgesammt auf 617 188,40 ℳ, von welchem Betrage 149 408,60 ℳ für die in⸗ zwischen ausgeschiedenen Rentenempfänger abzusetzen sind. Nach den Berufszweigen vertheilen sich die 4237 Fb auf folgende Landwirthschaft und Gärtnerei 26 Industrie und Bauwesen 1795,
renten: im Laufe
sonstige Weise. Von den
findlichen Personen
on diesen 2311 remen 533, Hamburg 1590, zusammen 2311. durch Rückzahlung 1913, durch A 36, zusammen 2208, mithin unerle
Pferden
8
41,89 . 15,27
99,64
18,97 19,60 25,18
. 16,20
17,94
. 22,98 . 23,20 . 28,97
8,89
nicht V 1
zu landwirthschaftlicher Arbeit benutzten Pferden —. 20,50
B. in den Provinzen:
Oftpreußen.. Westpreußen.. Stadtkreis Berlin . 11
.
40,53
32,14 39,02 29,17 35,04 44,80 44,55 48,98 26,95 31,30 33,38 40,65 46,48 63,86 30,79
überhaupt
folgendermaßen:
theilt wird, beschlossen, in di rbeitgeber zu stellen, aber im den Neunstundentag und 10 % In Leipzig hielten die Holzdrechsler Delegirtenversammlung ab, in welcher einer Mittheilung der „Lpz. tg.“ zufolge die Forderungen der Gehilfen in Bezug auf Lohn und Arbeitszeit, welche den Prinzipalen von der Lohnkommission sofort elegt werden sollen, normiert wurden; stern Antwort bis zum 6. Oktober d. J. erbeten werden. Zum Ausstand der böhmischen Bergarbeiter wird dem aus Prag vom gestrigen Tage gemeldet: Im Aus⸗
Bremen 611,
2
35,61
30,17 30,80 16,67 39,41 34,00 38,80 32,20 41,66 37,21 46,38 37,83 35,02 25,23 51,76
Posen,
Renten
5455
3—5
17,37
24,72 17,34 33,33 20,02 13,58
9,55 12,85 23,42 26,31 17,09 19,48 15,84
9,07 16,15
noch über ein Sechstel ern auf die mit 6 — 10 In den
Pommern
3,71
8,12 6,74
16,67
3,14 2,72 2,24 2,83 5,34 3,90 2,58 1,73 1,84 1,54 1,14
darf nicht befremden;
eingegangen:
eingegangen.
Zur Arbeiterbewegung. Alus Köln wird gemeldet, daß das wegen des Ausstandes in der Kölnischen Baumwollspinnerei als Einigungsamt an⸗ erufene Gewerbegericht (vgl. Nr. 236 d. Bl.) den Parteien das seiner Berathungen mitgetheilt hat. — Eine Versammlung een Spinnern und Webern hat nun, wie die , berichtet, beschlossen, die vom Einigungsamt gemachten anzunehmen und zur Arbeit zurückzukehren, falls die Vorschläge gutheißt.
Von
1896 erledigt 2819,
nträgen auf
a. Anträge ahres 1895 425 und in
fschlag zu verlangen.
zugleich so
a.
8
sitzgruppen des gehaltenen Viehes, der Ver⸗ tzes mit der Landwirthschaft, dienen soll. Aus r die Gehöfte mit Pferden Zählungstage in Preußen überhaupt chließlich oder vorzugsweise 33 mit nicht zu solcher be⸗
1 und mehr
2,78
4,85 6,10 4,16 2,39 4,90 4,86 3,14 2,63 1,28 0,57 0,31 0,82 0,30
0,16.
8 Es kamen demnach im Staat fast vier Fünftel sämmtlicher Ge⸗ höfte mit Pferden auf die mit zu landwirthschaftlicher Arbeit und nur ein Fünftel auf die mit anderweitig benutzten Pferden. man wegen der Kleinheit ihres Gebiets von den Hohenzollernschen Landen ab, so wird unter den Provinzen das Mittel von Ostpreußen am meisten überschritten, vom Rheinlande am entschiedensten nicht Daß im Stadtkreise Berlin die Gehöfte mit Landwirth⸗ schaftspferden nahezu ganz fehlen, 1 scheidet daher auch für die ferneren Betrachtungen aus. Von jener Gehöftegattung entfielen im Staat zwei Fünftel auf die Gehöfte mit 1, ; Ffhet auf die 88 2. bl⸗ auf die mit 3—5 und ganz geringfügige i sowie mit 11 und mehr landwirthschaftlichen Pferden. einzelnen Provinzen gestalteten sich die Verhältnisse sehr verschieden. Bei den meisten lag der Schwerpunkt ebenfalls in der ersten, bei den in der Mitte des preußischen Staats gelegenen d Hannover, Sachsen, Brandenburg und Schleswig⸗Holstein jedoch in Die niedrigsten Antheile hatte die letzte Gruppe und Schlesien, Nach der aus unserer Zahlenübersicht Pferden
Sieht
Berlin
Provinzen
den freien Hamburg 1778 und
und
Auf die Gebiete
Die
Rentenempfänger, Handel und Verkehr 810, sons lige Berufsarten 348, Dienstboten ꝛc. 1015 Rentenempfänger. — II. Anträge auf Rückerstattung der Beiträge sind eingegangen: gemäß § 30 des Gesetzes: im Laufe des der Zeit vom 1. Januar bis 30. September 1896 1525, zusammen 1950; b. Anträge gemäß § 31 des Gesetzes: im Laufe des Jahres 1895 83 und in der Zeit vom 1. Januar bis 30. September 1896 278, sammen 361; also Anträge auf Rückerstattung überhaupt 2311. nträgen entfallen auf das Gebiet von Lübeck 188, Davon sind erledi blehnung 259, auf sonstige We
kf. Ztg.* orschläge wenn die Direktion gleich⸗
In Stettin haben die Drechsler, wie im „Vorwärts“ mit⸗ esem Jahre keine Forderungen an die
68 ohnau
rühjahr zusammen mit den Tischlern eine Werkstellen⸗
von den
an
ise
standsgebiet ist die Nacht ruhig verlaufen. — Im Duxer Bezirk ist die Mannschaft der fälligen Schicht nahezu vollzählig eingefahren; auch sonst hat sich die Lage im allgemeinen wesentlich gebessert. In Alais, im französischen Departement Gard, nicht in Mais, wie gestern irrthümlich gemeldet wurde, beschlossen etwa 1000 Gruben⸗ arbeiter, die Arbeit niederzulegen.
Aus Montreal meldet „W. T. B.“: Der Ausstand der Telegraphenbeamten der Canadischen Pacific⸗Eisen⸗ bahn ist thatsächlich zu Ende. Die Ausständigen nehmen auf der ganzen Strecke die Arbeit wieder auf. Der Güter⸗ und Personen⸗ verkehr ist in Ordnung.
Kunst und Wissenschaft. Ueber die Weltuntergangs⸗Prophezeiung 1 Auf Grund unvorsichtiger und ungenauer, vielleicht auch mißverständlich entstellter Aeußerungen von wissenschaftlicher Seite verbreitet sich seit einiger Zeit in weiten Kreisen die Vorstellung, daß im Jahre 1899 die Gefahr eines sogenannten „Weltunterganges“ bevorstehe. Dieser Wahn — übrigens in ähnlicher Weise schon drei oder vier Mal in diesem Jahr⸗ hundert vorgekommen — stützt sich darauf, daß im No⸗ vember 1899 die Wiederkehr des Zusammentreffens der Erde mit einem ziemlich dichten Schwarm von kleinen Himmelskörpern bevorsteht, welcher sich mit einer Umlaufszeit von nahezu 33 ¼ Jahren in einer die Erdbahn⸗ linie kreuzenden Bahn um die Sonne bewegt, und dessen Zu⸗ sammentreffen mit der Erde an dem Erscheinen überaus zahl⸗ reicher und glänzender Sternschnuppen in den obersten Schichten der Atmosphäre wahrgenommen wird. Das letzte u“ treffen dieses Schwarmes mit der Erde hat in der Nacht vom 13. zum 14. November 1866 etwa zwischen 1 und 3 Uhr Morgens (Berliner Zeit) stattgefunden. ie nächst vorhergegangenen Epochen eines solchen Zu⸗ sammentreffens fielen in die Jahre 1833, 1799 u. s. w., und die regelmäßige Wiederkehr kann für etwa 1000 Jahre nach den Chroniken, insbesondere nach den chinesischen Aufzeichnungen mit aller Sicherheit verfolgt werden. Niemais ist dabei irgend eine Schädigung der Erdoberfläche erfolgt, sondern stets hat man nur den großartigen Eindruck eines mächtigen Feuer⸗ werks, nämlich des fast gleichzeitigen Erscheinens von Hunderten prächtiger Leuchtkugeln gehabt. 8 Die kleinen Himmelskörper dieses Schwarmes lösen sich eben, wie es scheint, sehr schnell und vollständig in kleinste Trümmer auf durch die jähen Glüherscheinungen, welche die ungeheure Geschwindigkeit ihres Eindringens in die oberen Schichten unserer Atmosphäre hervorruft. (Diese Geschwindig⸗ keit beträgt nämlich nahezu 70 km in der Sekunde, d. h. ie durchmessen in einer Sekunde ungefähr dieselbe Strecke, wie ein Schnellzug in einer Stunde.) Nach allen bisherigen Er⸗ fahrungen lieca also bei der Voraussage eines solchen Phänomens nicht der leiseste Anlaß vor, an irgend eine Gefahr zu denken. Nun bewegt sich allerdings, wie es zuerst im Jahre 1866 wahrgenommen wurde, außer jenem, eine große Strecke der Bahn erfüllenden Schwarm von Himmelskörpern, mit welchem
derselben Bahn auch ein Komet, welcher damals zwei Monate später, nämlich im Anfang Januar 1867, die Erdbahn durch⸗ kreuzte, also zu einer Zeit, wo die Erde sich schon um viele Millionen Kilometer von dem Kreuzungspunkte der Bahnen jentfernt befand. Im Jahre 1899 wird aber der Abstand der
er⸗ von diesem Kreuzungspunkte um die Zeit, um welche der K
omet denselben passiert, noch größer sein. 6“ Selbst dann aber, wenn ein ve diesem Kometen an der Kreuzungsstelle einmal künftighin erfolgen sollte, ist jetzt in allem demjenigen, was wir von den Kometen wissen, keinerlei Grund vorhanden, einen wesentlich anderen Verlauf dieses Zusammentreffens anzunehmen, als man bisher bei dem Zusammentreffen mit dem oben erwähnten Schwarm von kleinen Himmelskörpern wahrgenommen hat. Wahrschein⸗ lich besteht der Komet aus einer etwas dichteren Ansammlung von kleinen Himmelskörpern und vielleicht von solchen, die etwas größer sind, als die einzelnen Körperchen jenes Schwarms, sodaß es vielleicht, falls wir einmal durch den Kern eines solchen Kometen hindurchgingen, sich ereignen könnte, daß statt des großen kosmischen Feuerwerks von Leuchtkugeln, die in den obersten Luftschichten, so zu sagen, W zahlreiche größere Feuerkugeln bis in die Nähe der Erdoberfläche herabkämen und dort Schaaren von sogenannten Meteorsteinen ausstreuten, durch die vielleicht sogar 15 ha. Zerstörungen oder Zündungs⸗ wirkungen angerichtet werden könnten, wie sie in höchst seltenen Fällen wohl schon vorgekommen sind. Aller Wahrscheinlichkeit nach würden aber auch in solchem alle die Schrecken oder die Zerstörungswirkungen eines solchen vatc meegfen noch lange nicht diejenigen eines mächtigen ewitters oder Wirbelsturms, wie sie allsährlich vorkommen,
erreichen, sodaß kein Grund für die Menschheit als 0
Ganzes vorliegt, vor solchen Dingen jahrelange Furcht zu hegen. Jedensalls ist auch nicht der leiseste Grund vor⸗ handen, auf das Jahr 1899 mit irgend welchem Bangen obiger Art zu blicken. 8Zelin zgenigliche Sternwarte, Oktober 1896. “ ö Professor Wilhelm Foerst
8
1 8
Ein interessanter Fund aus der Römerzeit ist, wie die „Mittheilungen ser Kaiserlich Königlichen Zentralkommission zur Er⸗ forschung und Erhaltung der Kunst⸗ und historischen Denkmale“ be⸗ richten, in Kärnten in der Nähe des Gutes Hohenstein an der Straße von Feistritz nach Pulst gemacht worden. Im August d. J. wurden daselbst die Grundmauern eines kleinen römischen Tempels freigeleagt, der die Gestalt eines länglichen Rechtecks und eine Breite von 7,35 m, eine Länge von 12,50 m hat. Durch eine dünne Zwischenwand wird das Gebäude in zwei ungleiche Theile zerlegt, von denen der größere, nach hinten gelegene an der Rückwand einen herdartigen Bau enthält, der vielleicht zur Aufstellung einer Statue bestimmt war. Der vordere Raum ist bedeutend kleiner und enthielt wahrscheinlich das Eingangsthor. Vor demselben lag ein gut gepflasterter Vorplatz, auf dem die das
ortal tragenden Säulen gestanden haben m gen. In einiger 85 von den Grundmauern des Tempels, die eine Stärke von 1 ½ m haben, fanden sich andere Grundmauern, die bedeutend chwächer waren, wahrscheinlich Umfassungsmauern, welche eine rt Hofraum bildeten. Während ch nun innerhalb der Umfassungsmauern außer Topfscherben und zertrümmerten Dach⸗ ziegeln nichts Bemerkenswerthes vorfand, wurden in einigem Abstand davon an der Böschung der heutigen Straße mehrere Inschriftsteine, Säulenfragmente und ein Stück eines Postaments mit der Fuß⸗ spitze einer Statue entdeckt. Leider sind die Inschriftsteine, die aus krystallinischem Kalk bestehen, ziemlich schadhaft, sodaß mehrere Stellen der Schrift abbröckelten; nur die eine Inschrift läßt sich noch einigermaßen wieder herstellen. Sie besteht aus drei Zeilen und dürfte die Inschrift des Tempels gebildet haben. Die erste Zeile
enthielt die Worte Aug(usto) sacrum, die zweite den Namen Claudi Clementiani proc(onsulis) Aug(usti), der auch aus
wir . im November jenes Jahres zusammentrafen, in
dem Corpus inscriptionum bekan st. Von den Säulen⸗ fragmenten sind zwei besser erhalten; das größere ist rund und bildete wahrscheinlich das Kapitäl einer Säule, die vor dem Tempel stand und das Vordach trug; das kleinere dagegen ist vierkantig und flach und stand wahrscheinlich innen an der Wand als Balkenträger. Außerdem wurden im Schutt der Straßenböschung noch einige Gegen⸗ stände gefunden, die aus einem prähistorischen Grabe zu stammen cheinen, darunter das Bruchstück einer Fibel aus Bronze aus der a Toͤne⸗Zeit und eine blaue Glasperle mit vier durch gelbe Schnecken⸗ windungen verzierten Ecken. b 8
— Hirth's 1“ (G. Hirth's Verlag in München und Leipzig; jährlich 12 Hefte, Pr. 15 ℳ) ist in dem neuen Jahr⸗ gang 1896 bis zum 8. Heft gediehen. Der werthvolle und reiche Inhalt auch der letzten Hefte beweist, daß der Leiter dieser in Künstler⸗ und kunstfreundlichen Kreisen mit Recht hochgeschätzten Publikation es sich fortdauernd sorgsam angelegen sein läßt, sie nicht nur auf der früheren Höhe zu erhalten, sondern stetig zu erweitern und darin immer aufs neue der Oeffentlichkeit bisher venr Schätze aus Galerien und Kabinetten zu erschließen. ie letzten Liefe⸗ rungen bieten außer zahlreichen Aufnahmen antiker Original⸗ Skulpturen aus dem Vatikan, den Museen in Rom, Neapel ac., Statuen gothischer Kirchen und Bildwerken erster Meister der Renaissancezeit, wie Michelangelo, Benvenuto Cellini, Luca und Giovanni della Robbia ꝛc., Reproduktionen nach Gemälden von Botticelli, Perugino, Tizian, Paris Bordone und Rubens. Besonders werthvoll sind die getreu faksimilierten Handzeichnungen nach den kost⸗ baren, sorgsam gebltelen und schwer zugänglichen Originalblättern von Michelangelo, Lionardo da Vinci (zwei Studienköpfe), Sandro Botticelli, Filippino Lippi, Varotari und Albrecht Dürer. Ihnen reihen sich an Radierungen von Rembrandt (Tod der hl. Jungfrau und Anderes), Salvator Rosa, Tiepolo (mehrere Blätter aus den genialen Scherzi di fantasia), Kupferstiche von Mare Anton Raimondi, dem „Meister des Amsterdamer Kabinets“, ꝛc. Dem Kunsthandwerker bieten die vorliegenden Hefte für die jetzt von der Mode bevorzugten Stile Louis seize und Empire die mannigfachste Anregung durch Musterblätter aus Werken berühmter französischer Meister dieser Epochen, wie Daniel Marot (Uhrgehäuse ꝛc.), Lalonde (Plafonds ꝛc.), Delafosse (Allegorien), Gille Paul Cauvet (Vasen, Panneaus), Bourguignon Gravelot (Schlußvignetten aus dem „Decamerone“ des Boccaccio) ꝛc. Aber auch die älteren Stilperioden sind durch charakteristische Vorbilder aus den verschiedensten Gebieten, wie Möbel, Schmiede⸗ und Schlosserarbeiten, Fayencen, Stickerei⸗ und Kalligraphievorlagen, Ornamente ꝛc., mannigfach vertreten.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Aus Neuwied wird über die Entwickelung des Raiff⸗ eisen'schen Seno Folgendes mitgetheilt: Während dem Generalanwaltschaftsverband Ende 1892 erst 952 Ver⸗ eine angehörten, zählte er Ende 1893 1146, Ende 1894 1414, Ende 1895 1914 und am 1. Oktober d. J. bereits 2286 Vereine. Der 2000. Verein schloß sich am 8. Februar d. J. dem General⸗ anwaltschaftsverband an. Einen gleichen Aufschwung nahm die Ent⸗ wickelung der Landwirthschaftlichen Zentraldarlehnskasse in Neuwied, welche den Vereinen als Geldausgleichstelle dient; ihr Umschlag betrug im Jahre 1892 14 Millionen, 1893 20 Millionen, 1894 27 Millionen, 1895 63 Millionen und im Jahre 1896 bis zum 1. Ok⸗ tober 73 Millionen Mark. 8 Verdingungen im Auslande.
Oesterreich⸗Ungarn.
25. Oktober, 12 Uhr. K. K. Staatsbahn⸗Direktion in Triest: Lieferung für das Jahr 1897 von: 1) ee Bindemittel und Chamottewaaren; 2) Diverse vegetabilische Oele und Fettwaaren (Leinöl, Terpentinöl, Seife, Kerzen); 3) Diverse Beleuchtungs⸗, Putz⸗ und Dichtungsmaterialien (Dochte, Fackeln, Jutefaden, Werg, Lagerwolle, Hanf ꝛc.); 4) Walzeisen, Eisen⸗ und Stahlbleche, Stahl, Herd⸗ und Ofenbestandtheile, (Band⸗,
lach Rund⸗, Quadrat⸗ und Fagoneisen, Weißblech,
eder⸗ und Werkzeugstahl ꝛc.); 5) Diverse Eisenwaaren (Eisendraht, Drahtseile, Draht⸗ und Gliederketten, Draht⸗Gewebe und Geflechle, Nieten, Schraubenmuttern, Holz⸗ und Gestellschrauben, Splinten, Nägel, Drahtstifte, Charnierbänder ꝛc.); 6) Rohmetalle und Metall⸗ waaren (Antimon, Blockblei, Blockzink, Kupfer⸗ und Messingloth, Messing⸗ und Packfongblech, Zinkblech, Messingdraht, Bleiplomben, Rothguß und Phosphorbronze⸗Abgüsse ꝛc.); 7) Firnisse und Lacke, Farbwaaren, Chemikalien, Leim, Schmirgel und diverse Natur⸗ produkte; 8) Textilwaaren, Wachstuch, Linoleum, Zwirn, Näbhseide; 9) Posamentierwaaren; 10) Seilerwaaren; 11) Kautschukwaaren (auch Kautschukschläuche für Dampfheizungen und Bremsvorrichtungen); 12) Lederwaaren; 13) Bürstenbinderwaaren; 14) Glas⸗ und Porzellan⸗ waaren; 15) Kanzleimaterialien. (Von diesen nur Hektographenmasse und Stempelfarben.) Näheres bei der bezeichneten Behörde.
Italien. b
14. Oktober, 11 ½ Uhr. I. Marine⸗Departement in La Spezia: Lieferung von farbigem Linoleum (ohne Muster) sowie des zur Be⸗ festigung erforderlichen Leims. Voranschlag 80 000 Fr. Kaution 8000 Fr. Kosten 1500 Fr. b
15. Oktober, 10 Uhr. Prepesellefe Laboratorium in Capua: Lieferung von 50 000 kg Mulden⸗Blei. Voranschlag 19 000 Fr. Kaution 1900. Lieferzeit 40 Tage.
de
17. Oktober, 2 Uhr. tadtverwaltung von Medina de Rioseco, Provinz Valladolid: Elektrische Beleuchtung der Stadt für die Dauer von 10 Jahren. Voranschlag 6500 Peseten jährlich. Kaution 8125 Peseten. Auskunft bei genannter Stadtverwaltung.
Portugal.
24. Oktober, Mittags. Königlich portugiesische Eisenbahn⸗Ge⸗ sellschaft in Lissabon: Lieferung von kupfernen Stangen und Nieten. Auskunft in den Bureaux der Gesellschaft in Paris, Rue de
Ateaudun 28. hee Niederlande.
12. Oktober. Timmechuis zu Rotterdam: Lieferung von Granitsteinen in verschiedenen Größen. Bedingungen käuflich für 10 Cents bei den Buchhändlern wed. P. van Waesberge & Zoon in
Rotterdam. Norwegen.
28. Oktober, 7 Uhr Abends. Staatsbahnen. Christiania: Lieferung von 5 Güterwagen. Angebote in geschlossenem Brief⸗ umschlag mit der Aufschrift „Bogiegodsvogne“ werden im Expeditionskomtor der Verwaltung der Staatsbahnen, Jern⸗ banctorvet 9 Christiania, entgegengenommen. Zeichnungen un nähere Bedingungen im Komtor des Direktors der Maschinen
abtheilung. Egypten. 25. Oktober. Verwaltung der Eisenbahnen, der Telegraphen 8
des Hafens von Alexandrien in Kairo: Lieferung von mt Kok erster Qualität. 1“ 1
11“ Verkehrs⸗Anstalten.
Kiel, 5. Oktober. (W. T. B.) Das Kaiser Wilhelm⸗ Kanalamt theilt mit: Der Dampfer „Johann Siem b und geht his spätestens morgen von der Unfallstelle weg. Passage ist für Schiffe bis 5 m Tiefgang schon jeßt frei und ist von morgen ab für alle Schiffe frei wie vor dem Unfall.
Rotterdam, 6. Oktober. (W. T. B.) Niederländisch⸗ Amerikanische Dampfschiffahrts⸗Gesellschaft. Der Dampfer „Maasdam“ hat gestern Abend Prawle Egx- passiert.
Peking, 4. Oktober. Einer PSe des „R. B.“ zufolge sei der Weiterbau der Sibirischen Eisenbahn durch die Nord⸗ Mandschurei von China mit der Bedingung des Vorkaufsrechtes nach 30 Jahren bewilligt worden. Die Erlaubniß zum Bau einer
Zweigbahn durch die Süd⸗Mandschurei sei dagegen verweigert worden.