1896 / 247 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 16 Oct 1896 18:00:01 GMT) scan diff

gaben zu Erörterungen keinen Anlaß und wurden nach den Vorschlägen

es angenommen. des Ausschusse 9 „Handlungsagenten“, um⸗

lgte sodann das Kapitel Hassendedee S h. bis 81. Es wurde beschlossen, dem Antrage auf

Streichung des § 76 Folge zu geben. Abs. 2 des § 81 wurde gleich⸗ falls vhesge 8dn zum letzten Artikel des ersten Buches des Ent⸗ wurfs („Handlungsmäkler“) keine X“X“ zu machen waren, schloß der Referent unter dem lebhaften Beifall der Versammlung seine Ausführungen. se Der hdrrng. für das zweite Buch: TEEDTT’ und stille Gesellschaft⸗, Michel⸗Main eschränkte sich auf die Besprechung der wenigen Aranderungsvorschläge die hierzu vorlagen. Gegenüber dem Vorschlage der ÜUnterkommission, nach welchem die Befugniß zur Geschäftsführung einem Gesellschafter durch Beschluß der übrigen Gesellschafter, sowie durch gericht⸗ liche Entscheidung auf. Antrag eines Gesellschafters entzogen werden darf, äußerte der Regiermngskommissar, Geheime Ober⸗ Regierungs⸗Rath Hoffmann schwerwiegende Bedenken. Die Ver⸗ sammlung überließ die Entscheidung und Beschlußfassung über die Aufnahme dieses Passus der Reiche⸗Justizbehörde. Zu den Bestim⸗ mungen der nächsten Paragraphen lagen lediglich T redaktionelle Natur vor. Die Versammlung nahm schließ⸗ lich noch einen Antrag des Ausschusses an, nach welchem dem die Kommanditgesellschaft betreffenden § 148 al. 3 folgender Fusaß angefügt wird: Bei der Bekanntmachung der Kom⸗ manditgesellschaft in den öffentlichen Blättern unterbleibt die Angabe der Namen, des Stands und des Wohnorts der Kommanditisten sowie die Angabe des Betrags ihrer Vermögenseinlagen. Die Be⸗ rathung des Titels „Stille Gesellschaft“, welche zu demselben Referat gehörte, wurde hier eingeschaltet, worauf die Sitzung auf heute Vor⸗

ittag vertagt wurde. . 8 Vormittag um 10 Uhr setzte der Handelstag seine Be⸗ rathungen unter dem Vorsitz des Geheimen Kommerzien⸗Raths Frentzel fort. Das Referat über die §§ 165—305, betreffend die Aktiengesellschaft und Kommanditgesellschaft auf Aktien, erstattete Justiz⸗Rath Dr. Rießer⸗ Berlin. Besonders umstritten wurde die Bestimmung des § 250. Ein Antrag des Ausschusses ging auf Streichung dieses Paragraphen, nach welchem ein in das Handelsregister eingetragener Beschluß der Generalver⸗ sammlung, der durch seinen Inhalt eine nicht nur im Interesse der Attionäre, sondern im öffentlichen Interesse gegebene Vor⸗ schrift des Gesetzes verletzt, auch von der Staatsbehörde im Wege der Klage angefochten werden kann. Nach Ansicht des Ausschusses genüge die Ueberwachung der Legalität von Feneralversomenlungsbeschlüssen durch die Registerrichter. Die Ab⸗ stimmung über den gesammten Titel ergab hierauf die einstimmige Annahme desselben nach den Vorschlägen des Ausschusses. In Ver⸗ bindung mit dem § 250 wurde sinngemäß § 281 in Berathung gezogen. Die Plenarversammlung schloß sich ohne Debatte einem Antrage der Mainzer Handelskammer zu Alinea 1 und 2 an. Se wurde folgender Zusatz zu § 281 beschlossen: „daß die Nichtig⸗ eitsklage nur dann zulässig ist, wenn andere Mittel, insbesondere entsprechende Aufforderung an die Organe der Gesellschaft, zur Be⸗ seitigung der die Nichtigkeit herbeiführenden Umstände versagt haben. Nach Besprechung der sonst noch vorliegenden, weniger bemerkens⸗ werthen Abänderungsanträge schloß der Redner sein Referat unter dem lebhaften Beifall der Versammlung. 1

Es folgte nunmehr das Referat des Kommerzien⸗Raths Weidert⸗ München über die §§ 316 bis 446, umfassend den Titel ö eschäfte“. Zu den §§ 326, 327 und 328 lag eine eihe von nträgen vor, die sämmtlich bezweckten, eine nähere Definition des Kontokurrentverkehrs zu geben. Es wurde beschlossen, einen längeren Antrag der Handelskammer zu Mainz dem Reichs⸗Justizamt zur Be⸗ rücksichtigung zu empfehlen 1“

Verdingungen im Auslande.

Dänemark.

238. Oktober, 2 Uhr. Staatsbahn⸗Verwaltung (Baneafdelingens

Contor, No. 11 Colbjörnsensgade in Kopenhagen und Gde Bane- sections-Contor in Aarhus): Lieferung von ca. 220 000 Stück Eisen⸗ bahnschwellen und ca. 130 000 laufenden Fuß Weichenhölzern. Be⸗ dingungen an Ort und Stelle und beim „Reichs⸗Anzeiger“ in dänischer

„Augusta Viectoria“ ist

Sprache).

Wetterbericht vom 16. Oktober, 8 Uhr Morgens.

88

8 Wind. 8 .,— α

haus.

Stationen. Wetter.

Bar. auf 0Gr. Temperatur in ° Celsius

C. = 40 R.

S —‿ S 4 2*. 2 2

8

Ober⸗Inspektor

wolkig heiter bedeckt Nebel halb bed. Dunst wolkenlos

halb bed. Regen bedeckt bedeckt 88” halb bed. bedeckt wollig Regen halb bed. bedeckt bedeckt¹) wolkig wolkenlos . ²)

betent

774 NO 773

NNW 765 O

769 S 761 SW 777 S 785 SW

770 N

758 NW

757 NO

761 ONO

760 OSO

763 SO SSO

779 SO

Belmullet.. Aberdeen.. Kopenhagen. Stockholm.

aparanda.

t. Petersbg. Moskau...

Cork, Queens⸗ wn ... Cherbourg. lder 9 2 4232292 8 mburg.. winemünde Neufahrwasser Memel 771 EEEEETEEEö1ö121262121 Münster. . 754 Karlsruhe .. 761 Wiesbaden. 759 München 7564 Chemnitz. 763 öe Wien 7764 Breslau 765 le d'Aix. 764 wolkig . 2384 Triest 764 1 bedeckt

¹) Gestern Regen. ²) Nachts Regen. Uebersicht der Witterung.

Das barometrische Maximum, das gestern bei St. Petersburg lag, ist ostwärts nach dem Innern Rußlands fortgeschritten, während eine gestern Nach⸗ mittag über Süddeutschland lagernde Depression nach dem nordöstlichen Frankreich sich forteafaaft hat. Ein zweites Maximum liegt auf dem Ozean westlich von Schottland. Bei schwacher bis frischer, meist südlicher bis östlicher Luftbewegung ist das Wetter in Deutschland mild und vorwiegend trübe; nur in den westlichen Gebietstheilen, wo meist Regen gefallen ist, und im äußersten Nordosten liegt die Temperatur etwas unter dem Mittelwerthe. Ueber der Ostsee und Umgebung, namentlich in den nördlichen Gebiets⸗ theilen, ist das Barometer stark gefallen.

. Deutsche Seewarte.

Anfang 7 ½ Uhr.

—— —Odboee**e

SbE

von Beethoven. Weber.

Cäsar. onntag, Himmelfahrt.

Sboschto rbototochdb†eroeren 2

Frau.

Montag:

fang 7 ½ Uhr. Sonnta

Traum. Montag: Groß.)

Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern⸗ 199. Vorstellung. Herd. Oper in 3 Abtheilungen leichnamiger Erzählung)

Musck von Carl Goldmark. Sber Fesiflerr Tetzlaff. Dekorative Einrichtung vom

Dr. Muck. Anfang 7 ½ Uhr. 8 Schauspielhaus. 227. Vorstellung. Ein Peege. idyll. Lustspiel in 3 Aufzügen von Rudolph Lothar. In Scene gesetzt vom Sber,Mgelen Max Grube. Dekorative Einrichtung vom Ober⸗Inspektor Brandt. Sonntag: Opernhaus. Theaterkasse bleibt geschlossen. Abend der Königlichen Kapelle. Herr Felix Weingartner.

nische Phantasie von Schillings. kisce . von Bizet. 3) Symphonie Nr. 4 B-dur

Anfang 7 ½ Uhr. s Oeffentliche Hauptprobe Mittags 12 Uhr. Schauspielhaus.

Deutsches Theater. Anfang 7 ½ Uhr. Nachmittags

Abends 7 ½ Uhr: Morituri.

Das Ewig⸗Männliche.) Montag: Morituri. (Teja. Fritzchen. Das

Ewig⸗Männliche.)

Berliner Theater. Sonnabend: Die offizielle Anfang 7 ½ Uhr.

Sonntag, Na Abends 7 ½ Uhr: König Heinrich. önig Heinrich.

Lessing Theater. Sonnabend: Zum ersten

Male: Anna’'s Traum. Adolph L'Arronge.

„Nachmittags 3 Uhr: Vorstellung zu volksthümlichen Preisen Parquet 2 —: Das Glück im Winkel. Abends 7 ½ Uhr: Anna’s (Georg Engels als Gast.)

Madame

Residenz⸗Theater. Lautenburg. Sonnabend: Der Stellvertreter. (Le Remplaçant.) Schwank in 3 Akten William Busnach und Georges Duval.

0 Verkehrs⸗Anstalten.

Hamburg, 15. Oktober. (W. T. B.) Hamburg⸗Amerika⸗ t⸗Aktiengesellschaft. Der Schnelldampfer E1““ 1S. Nachmittag von Plymouth ab⸗

bessegen. Der Postdampfer „Phönicia“ hat gestern Abend Lizard

passiert. Theater und Musik.

28 Neues Theater. 1“ Herren P. Hirschberger und C. Kraatz haben mit ihrem dreiaktigen Schwank „Bocksprünge“, den sie nach einer französischen Idee gearbeitet haben, gestern Abend einen Heiterkeits⸗ ; errungen. Die französischen Schwankdichter lieben es, neue wissenschaftliche Versuche oder plötzlich ö soziale Fragen als humoristische Haupt⸗ oder Nebenmotive in ihren Bühnenwerken zu verwen⸗ den. In dem Schwank „Bocksprünge“ wird die Blutübertragungstheorie zur Erzielung belustigender Wirkungen benutzt. Die deutschen Bearbeiter dieser Idee haben in den Einzelbheiten des Dialogs und der Scenenführung nicht hinreichende Feinfühligkeit gezeigt, durch welche das geradezu Häßliche und Unerfreuliche des Stoffs vielleicht hätte vermieden werden können. Was Witz sein sollte, war zuweilen roh und die Komik grob. So war der alte behäbige err aus Treuenbrietzen, der infolge von Transfusion jugendliche Anwandlungen bekommt, zwar von grotesker, aber keineswegs geschmackvoller Komik. Sehr komisch und weniger das Schönheitsgefühl beleidigend wirkte ein hitziger, vor Eifersucht rasender Ungar, der nach erfolgreicher Behandlung mit Lammblut mit einem Lammgesicht und mit einer Lammnatur vor seiner Schönen erscheint. Die beste schauspielerische Leistung des Abends bot Herr Jarno in letzterer Rolle; Herr Pansa spielte den alten, jugendlich entflammten Herrn aus Treuenbrietzen launig und, soweit möglich, mit Vermeidung des Abstoßenden. Von den Damen hatte nur Frau Reisenhofer als Chansonnettensängerin Ninette eine erwähnenswerthe darstellerische Aufgabe, die sie mit gewohntem Geschick löste; namentlich gelang ihr eine parodistische Scene aus der „Kameliendame“ sehr gut. Dem Schwank voran ging eine Plauderei „Opus I“ von Paul Linsemann, in der die Leiden eines Dichters vor der seines Dramas behandelt werden. Zum Glück findet der bangende Dichter eine tröstende Seele in einer jungen Malerin, deren belebenden Zuspruch er sich 1 ganze Leben sichert. Die Darsteller, Herr Georg und Fräulein Markwordt, hätten den Eindruck der dramatischen Kleinigkeit durch temperamentvolleres Spiel bedeutend erhöhen können. Die Verfasser beider Stücke wurden wiederholt vor den Vorhang

gerufen.

8

Die

Im Königlichen Opernhause geht morgen Karl Gold⸗ mark'’s Oper „Das Heimchen am Herd“ unter Kapellmeister Dr. Muck's Leitung zum 27. Mal in Scene. Herr Betz singt zum ersten Mal die Rolle des John, die der Dot: Frau Herzog, der May: Fräulein Weitz, des Eduard: Herr Sommer, des Tackleton: Herr Krolop, beace 1bt Rothauser. Seine Majestät der und König ließ nach der gestrigen Vorstellung der Oper „Die Hochzeit des Figaro“ durch den General⸗Intendanten Grafen von Hochberg sämmtlichen Mitwirkenden Allerhöchstseine Zufriedenheit und Anerkennung aussprechen. 8

Im Königlichen Schauspielhause findet morgen die 5. Aufführung von Rudolf Lothar's Luftspiel „Ein Königsidyll“ unter Mitwirkung der Herren Matkowsky, Vollmer, Eichholz, Heine, Blencke und der Damen Poppe, Conrad und Schramm statt.

Das nächste, II. Abonnements⸗Konzert des Böhmischen Streichquartetts findet am Sonnabend, den 24. Oktober, im Saal Bechstein statt; das Programm bringt u. a. die Streichquartette in D-dur von Mozart und in F-dur von Schumann. Der Kartenverkauf ist bei Bote u. Bock eröffnet.

Das Streichquartett der Herren Professor Jos. Joachim und Genossen veranstaltet am 28. Oktober seine zweite Soirbe.

Mannigfaltiges.

Der Vorstand der Deutschen Kolonial⸗Ausstellung, in dem auch

hiesigen Königlichen Museen vertreten waren, hat in seiner letzten Sitzung beschlossen, den Ueberschuß, sowie die vorhandenen Bestände der Kolonial⸗Ausstellung für ein „Kolonial⸗Museum“ zu ver⸗

wenden.

Köln, 15. Oltober. Bezüglich der Gerüchte über einen Eisenbahnzusammenstoß zweier Militärzüge theilt die König. liche Eisenbahn⸗Direktion St. Johann der „Kölnischen Zeitung⸗ mit, daß nuͤßer dem am 3. Oktober mitgetheilten Zu⸗ sammenstoß bei Neunkirchen dort von einem Eisenbche⸗ unfall nichts bekannt sei. Das Gerücht ist dadurch entstanden daß in der letzten Nacht in Merzig ein Millitär⸗Sonderzug mit Rekruten auf einen leeren Wagen gestoßen ist. Der Zug konnte jedoch mit derselben Maschine nach kurzer Zeit weiterfahren. Personen sind nicht verletzt, und Materialschaden ist nicht verursacht worden.

Bonn, 15. Oktober. Bei strömendem Regen fand heute auf dem Boden des Rheinflußbetts die feierliche Grundsteinlegung zuder Bonner Rheinbrücke statt. Nach Verlesung der Urkunde durch den Baumeister Frenzen und deren Einmauerung thaten Ober⸗Bürger⸗ meister Spiritus, Berghauptmann Brassert namens der Stadt⸗ verordneten, Baumeister Frenzen und die Vertreter der Baufirmen unter Sinnsprüchen die üblichen drei Hammerschläge. Ober⸗Bürger⸗ meister Spiritus brachte sodann ein dreifaches Hoch auf Seine Majestät den Kaiser und ein Vertreter der Arbeiter ein Hoch auf die aus. Abends fand in der Lesegesellschaft ein Fest⸗ ma att.

Nürnberg, 15. Oktober. Heute Mittag um 1 Uhr erfolgte, in Gegenwart einer großen Zahl geladener Ehrengäste, der feier⸗ liche Schluß der Bayerischen Landes⸗Ausstellung durch den Minister des Innern Freiherrn von Feeilitzsch im Auftrage Seiner Königlichen Hoheit des Prinz⸗Regenten. Der Minister betonte in seiner Rede, wie „W. T. B.“ berichtet, den über alle ö befriedigenden Erfolg der Ausstellung sowie den zahlreichen Besuch derselben aus allen Kulturstaaten und sprach die Hoffnung aus, daß das glänzende Ergebniß zu neuem Streben anregen und auch ferner das Zusammenwirken von Regierung und Gewerbetreibenden zu gedeihlichem Erfolg führen werde. Der Minister erklärte sodann unter nochmaligem Dank an alle im Auftrage des Prinz⸗Regenten die Musstellung für geschlossen. er Erste Vorsitzende des Ausstellungs⸗Comités, Bürger⸗ meister Dr. von Schuh, brachte hierauf ein begeistert aufgenommenes Hoch auf Seine Königliche Hoheit den Prinz⸗Regenten, den erhabenen Protektor und Förderer des glänzend zu Ende geführten Werkez, aus. Um 2 Uhr fand ein Festmahl statt. Abends beschloß ein Fest⸗ konzert im Stadt⸗Theater die Feier.

Bremen, 15. Oktober. Die Rettungsstation Cuxhaven telegraphiert: Heute von dem gesunkenen deutschen Ewer „Emanuel“ die aus 2 Mann bestehende Besatzung durch das Rettungsboot des zweiten Elbleuchtschiffes gerettet.

Rom, 15. Oktober. Das Anwachsen des Tiber dauerte infolge von Regengüssen heute fort; stromab außerhalb der Porta

San Paolo trat der Fluß über die Ufer; die innere Stadt blieb un⸗

versehrt. Abends wurde das Wetter besser.

Athen, 15. Oktober. Gestern um Mitternacht wurde in Gargaliani und auf einer weiten Strecke der Westküste des Peloponnes ein starkes Erdbeben verspürt. Schaden ist nicht angerichtet worden.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Konstantinopel, 16. Oktober. (Meldung des Wiener K. K. Telegraphen⸗Korrespondenz⸗Bureaus.) Die gestern er⸗ folgte Antwort der Pforte auf die Forderungen der österreichisch⸗ ungarischen Botschaft in der Angelegenheit des von Räubern erschossenen Slatko, des Bruders des österreichischen Vize⸗Konsuls in Serres, ent⸗ spricht nicht den mündlich ertheilten Zusicherungen. Der österreichisch⸗ungarische Botschafter Freiherr von Calice hat infolge dessen heute einen neuerlichen Schritt bei dem Grofß⸗ vezir unternommen.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

1

Theater.

Madame!

7 ½ Uhr.

IPen. Sonntag und

fre nach Dickens' von A. M. Willner. In Scene gesetzt vom

folgende

randt. Dirigent: Kapellmeister

prünge. serger und C. Kraatz. ½ Uhr.

Keine Vorstellung. Die Der Hüttenbesitzer.

II. Symphonie⸗ Dirigent: 1) Seemorgen, sympho⸗ 2) L'’Arlésienne

Vorher: Opus I.

4) Ouverture zu „Oberon“ von

Keine Vorstellung.

Sonnabend: Inlins 3 Akten von Meilhac und Halévy. 3 Uhr: Hannele’s Ohne Liebe.

Vorher: (Teja. Fritzchen.

Die Bajadere.

7 ½ Uhr. Der kleine Die Bajadere.

ttiags 21 Uhr: Wilhelm Tell. Pumt

Lustspiel in 3 Akten von

(Georg Engels als Gast.) An⸗ 3 Akten von Viktor Léon.

Direktion: Sans⸗Gene. (Jenny wenan

wilde Sache.

reund und W. Mannstädt.

Direktion: 8 inödshofer. Anfang 7 ½ Uhr.

Sigmund

von

Deutsch

von Max Schönau. Vorher: Erlauben Sie, Lustspiel in 1 Akt nach dem zösischen des Labiche von F. Lichterfeld. Anfang

Tage: vertreter. Vorher: Erlauben Sie, Madame!

Neues Theater. Schiffbauerdamm 4a./5. Direktion: Sigmund Lautenburg. Sonnabend: Bock⸗ Schwank in 3 Akten von Paul Hirsch⸗ Vorher: lauderei in 1 Akt von P. Linsemann.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu halben Preisen: Schauspiel in 4 Akten von

Georges Ohnet. Abends 7 ½ Uhr:

Theater des Westens. Kantstraße 12. (Bahn⸗ hof Zoologischer Garten.) Sonnabend: Zum ersten Male Die Räuber. Anfang 7 ½

Theater Anter den Linden. Behrenstr. 55/57.

Direktion: Julius Fritzsche. Sonnabend: Mit neuer Ausstattung: Der kleine Herzog. Operette in

Lecocq. Insceniert vom Regisseur Herrn Glesinger. Dirigent: Herr Kapellmeister Korolany. Ballet in 1 Bilde von Greco Poggiolesi. Musik von Max Dahms. Anfang 7 ½ Uhr.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Bei bis zur ermäßigten Preisen: Der Bettelstudent. Herzog.

In Vorbereitung: Mit neuer Ausstattung: Der umpmajor. Operette in 3 Akten von Horst und usik von Alexander Neumann.

7 AE Thalia-Theater (vorm. Adolph Ernst⸗Theater). Dresdenerstraße 72/73. Direktion: W. Sonnabend: Gebildete Meuschen. Anfang 7 ¼ Uhr. Sonntag: Gebildete Menschen.

Bentral⸗-Theater. Alte Jakobstraße Richard Schultz. Sonnabend: Emil Thomas a. G. Eduard Steinberger a. G. Eine Große burleske Ausstattungsposse mit Gesang und Tanz in 6 Bildern von Musik von Julius

Sonntag: Eine wilde Sache.

Konzerte. Sing-Akademie. Sonnabend, Anfang 8 Uhr: Konzert der Violin⸗Virtuosin Leonora Jackson mit dem Philharmonischen Orchester unter gütiger Leitung des Heren Prof. Dr. Jos. Joachim.

Konzerthaus. Karl Meyder⸗Konzert. Sonnabend: IV. Operetten⸗ u. Walzer⸗Abend.

Saal Bechstein. Sonnabend, Anfang 7 ½ Uhr: Klavier⸗Abend von Ossip Gabrilowitsch.

Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Freiin Erika Bachoff von Echt mit Hrn. Prem.⸗Lieut. Curt von Ee (Dobitschen— Grimma i. S.). Frl. Alice von Albert mit Hrn. General⸗Direktor J. Klewitz (Hirschberg i. Schl. Slawentzitz i. O.“S.). Frl. Engelina

Uhr. Gudewill mit Hrn. Major von der Lippe (Klein⸗ burg—Gleiwitz).

Verebelicht: Hr. Hauptmann Hans von Oppen mit Frl. Immanuela von Levetzau (Charlotten⸗ burg). Hr. Lieut. von Wiese u. Kaiserswaldau mit Frl. Josefine Faelligen (Mohsau). Hr. Hesne Sha Roderich von Roeder mit Irene

reiin von Ende (Auf dem Hügel).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Lieut. d. R. Ferdinand von Helldorff (Merseburg). Hrn. Regierungs⸗ Rath Marcell von Wilmowski (Bromberg).

Gestorben: Hr. Oberst⸗Lieut. z. D. Georg Opper⸗ mann (Woldenberg Nm.). Hr. Geheimer Re⸗ gierungs⸗Rath, außerord. Professor Dr. Eugen Sell (Berlin). Hr. Geheimer Legations⸗Rath a. D., Professor Dr. Constantin Rößler (Berlin). Verw. Fr. Kreisgerichts⸗Rath Henriette Lutheritz, geb. Storch (Breslau). Verw. Fr. Ober⸗ Steuer⸗Kontroleur Ernstine Jensch, geb. Straß⸗ burger (Breslau). Hr. Kreis⸗Physikus a. P, Geheimer Sanitäts⸗Rath Dr. Ludwig Heer (Ratibor). 18

Fran⸗

Der Stell⸗

Opus I. Anfang

Bocksprünge.

usik von Charles

Hierauf:

älfte bends Hierauf:

8

semann. Volksstück i

AVerantwortlicher Redakteur: Siemenroth in Berlin. Verlag der Expedition (Scholz) in Assg Den de. Pehgrutg en Bacstrhafhaße hh. 82, Fünf Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage),

ulius 8

legung der im Etatsjahre 1895/96 dur Tilgungsfonds eingelösten Schuldendokumen des Dentschen Reichs.

7

und die Bekanuntmachung, betreffend die 8868 a

zum Deut

Die Schlußfeier der Berliner Gewerbe⸗Ausstellung 1896.

Die Berliner Gewerbe⸗Ausstellung, welche am 1. Mai d. T. eröffnet wurde, ist nach fast halbjähriger Dauer gestern geschlossen worden.

Die offizielle Schlußfeier war auf Nachmittag 4 Uhr im Kuppelsaale des Hauptausstellungs⸗Gebäudes anberaumt worden. Bereits um 3 Uhr begann sich die stattliche Halle, welche durch Schnüre in zwei Hälften getheilt war: rechts für die Aussteller, links für die Ehrengäste, zu füllen. Unter den letzteren befanden sich der General⸗Major z. D. von Nickisch⸗Rosenegk, Hof⸗Marschall Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich Leopold, sowie Heetsees persönlicher Adjutant Hauptmann von Heuduck, ferner die

irklichen Geheimen Ober⸗Regierungs⸗Räthe von Wendt und Lüders sowie der Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath Ullmann aus dem Ministerium für Handel und Gewerbe und der Präsident der Königlichen Eisenbahn⸗Direktion zu Berlin, Wirkliche Geheime Ober⸗ Kranold. Die Stadt Berlin war durch den Bürgermeister Kirschner und mehrere Stadtverord zete vertreten. Kurz nach 4 Uhr ertönte, von der in der Querhalle aufgestellten Baumann'schen Kapelle ausgeführt, zur Einleitung der Feier der Marsch aus Beethoven's „Ruinen von Athen“; darauf bestieg der Erste Vorsitzende des Arbeitsausschusses, Kommerzien⸗Rath Kühnemann die mit Blumen geschmückte, unterhalb der gewaltigen Figur der „Industrie“ aufgestellte Rednertribüne, um folgende Ansprache zu halten:

„Hochansehnliche Festversammlung! Eine lange Frist der Sorgen und der Mühe, eine schöne Zeit des Erfolgs und des Lohnes, die noch für viele Jahre ihre Strahlen werfen wird, ist ihrem Ende zu⸗ gegangen. Die Berliner Gewerbe⸗Ausstellung mit so viel Muth, Thatkraft und Fleiß geschaffen, mit so kühnen Erwartungen begrüßt, mit solchem Glanz durchgeführt ist berufen, ein Merkstein in der Geschichte unserer Stadt zu sein. Die Schaaren der Fremden, die aus allen Welttheilen herbeigeströmt waren, sind zerstreut, um in der Heimath zu künden von dem gewaltigen Denkmal, das deutscher Fleiß einer Stadt zu errichten vermochte; ob neidlos bewundernd, ob prüfend und musternd, was sie geschaut sie beugen sich vor ihm. Und fürwahr, unser Vaterland kann stolz darauf sein, wie des Reiches Hauptstadt Ehre eingelegt hat bei den Völkern der Erde; wie diese Ausstellung den Ruhm unserer Gewerbe in hellem Glanze gezeigt, ihnen neue Bahnen und Wege zu weiterem, kühnerem Flug ge⸗ ebnet hat.

Wenn sich wie es bei einem so großen Werk nur zu natürlich auch alle Hoffnungen nicht erfüllt, alle Wünsche Befriedigung nicht efunden haben, so können wir doch mit berechtigtem Stolz auf unser

erk Für Jahrzehnte hinaus wird sich in allen gewerblichen Kreisen der Segen unseres Schaffens fühlbar machen, und spätere Generationen werden noch rühmend von unserem Werke sprechen. So ist das vorherrschende Gefühl bei uns heute in der Stunde des Schlusses dieses großen Werks das des Dankes und der Befriedigung; es drängt uns zunächst, dem ersteren Ausdruck zu geben. Dank empfinden wir und sprechen ihn freudig aus vor allem jenem Sproß unseres er⸗ habenen Herrscherhauses, der mit dem erlauchten Namen der Hohen⸗ zollern unserer Ausstellung den Stempel Königlicher Huld auf⸗ drückte. Väter des Volkes, Schirmherren des Friedens, Förderer der heimischen Gewerbe waren Brandenburger Kurfürsten, Preußens Könige durch Jahrhunderte stets. Und wenn wiederum Einer dieses edlen Stammes in so nahe Be⸗ ziehung mit dem Bürgerfleiß des Landes trat, so empfinden wir solches mit aufrichtigem, innigem Dank als verstärktes Zeichen geseg⸗ neten, glücklichen Zusammenwirkens. 8

1 Mefr Ausdruck dessen, was wir stolz empfinden, erschalle daher er

.

Der Hohe Protektor dieses großen Werks, Seine Königliche Hoheit Prinz Friedrich Leopold, lebe hoch hoch hoch!“

Nachdem die Versammlung begeistert in das Hoch eingestimmt hatte, nahm als zweiter Redner der Erste stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses, Baumeister und Landtags⸗Abgeordneter Felisch das

Wort zu folgender Rede:

„Hochansehnliche Versammlung! Ein hohes Fest der Arbeit, ein Werk ureigenster Berlinischer Kraft und Schaffensfreudigkeit wird jetzt seine Pforten schließen!

Das ÜUrtheil der Welt über unsere Ausstellung ist 138 und günstig ausgefallen. Berlin, unsere geliebte Feimathstadt, ah nicht nur einen reichen Zufluß von Fremden aus aller Herren Ländern, auch seine Leistungen auf den weitaus meisten Gebieten des gewerb⸗ 58 Schaffens haben bewiesen, daß man hier weder rastet noch rostet!

Und mit Stolz dürfen wir es aussprechen: Die Ausstellung war das Werk freier Bürgerarbeit! Einer Bürgerarbeit, beschienen von der Sonne unseres erhabenen Hohenzollernhauses, getragen von der Sympathie der hohen Staatsregierung und der Stadt Berlin.

Der Staat bethätigte sein Wohlwollen nicht zum geringsten dadurch, daß Seine Excellenz Freiherr von Berlepsch, der damalige Herr Handels⸗Minister, das Ehren⸗Präsidium der Ausstellung übernahm und dasselbe auch beibehielt, als er aus seinem hohen Staatsamte geschieden war. In allen Lagen und zu jeder Zeit, wo wir Eure Excellenz anriefen, waren Sie unser wohlwollender sachverständiger Berather und ein treuer Freund unseres Ausstellungswerks. Empfangen daher Eure Excellenz den ehrerbietigen und aufrichtigen Dank unseres schönen vaterländischen Unternehmens, welchen ich hiermit namens der Aus⸗ stellung darbringe. Und auch die städtischen Behörden haben, wie nicht anders zu erwarten war, nach Kräften das zur Ehre Berlins geschaffene Werk unterstützt und gefördert durch Verbesserung und Neuschaffung von Wegen, Straßen, Brücken, welche zum Aus⸗ stellungsgelände führen und für die angrenzenden Stadttheile von dauerndem Nutzen sein werden; sernee durch Hergabe dieses herrlichen Parks, aus welchem 28 und Natur einen Aus⸗ Püunssplaß zu schaffen vermochten, wie solcher niemals schöner in Berlin gesehen worden ist. Unsere Stadtvertretung wird daher auch, das Vertrauen hegen wir, den bevorzugten Theil dieser herrlichen An⸗ lagen zu erhalten wissen.“

Hierauf gedachte der Zweite stellvertretende Vorsitzende des Arbeits⸗ Ausschusses, Geheime Kommerzien⸗Rath der ehren⸗ mmtlichen Organe der Ausstellung und der Aussteller in folgenden

orten:

„Hochansehnliche Versammlung! Mir ist der ehrenvolle er seoipen, den ehrenamtlichen Organen der Ausstellung und den Aus⸗ hehen im Namen des Arbeits⸗ und geschäftsführenden Ausschusses

anken.

In der Reihe der Jahre, während deren Arbeit und Sorge unserem gemeinschaftlichen Werke zugewendet waren, ist kein Auftrag mir so willkommen gewesen, hat keiner so sehr wie dieser dem eigenen uneren Herzensdrange entsprochen. Nur wer selbst in Reihe und Glied gestanden, weiß die Anstrengungen zu würdigen, die nöthig waren, damit unsere Ausstellung so erstehe, wie sie erstanden ist, und den Erfolg erziele, der ihr beschieden ge⸗ wesen. Unsere Ausstellung sollte aller Welt zeigen, was Gewerbe und Industrie in unserer Vaterstadt, was manche

weige im ganzen Vaterlande vermögen. Wir vertrauten

1116“ 8

Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußis

Berlin, Freitag, den 16. Oktober

sie im stande sein würde,

ervorragendes zu zeigen, u unser Vertrauen ist 8 9 zu zeigen nd

1 gerechtfertigt worden. Noch nie ist eine lokale Ausstellung nach Umfang so groß und nach Inhalt so bedeutend gewesen, wie die Berliner Gewerbe⸗Aus⸗ stellung 1896. Sie wurde neben die Welt⸗Ausstellungen gereiht, und selbst diesem übertreibenden Maßstabe gegenüber konnte sie be⸗ stehen. Die Presse aller Länder hat rühmend von den Wunderdingen im Treptower Park berichtet, und auch minder freundliche Beurtheiler bezeugten, daß man hier Bedeutendes kennen gelernt.

Der weite Rahmen, das eigenartige Gelände erzwangen wachsende Aufwendungen. Daß der Garantiefonds in raeFer ig mäßigen Grenzen nicht unbeansprucht bleibt, kann den Erfolg unseres Werkes nicht beeinträchtigen. Die Männer, die in freudiger Opfer⸗ willigkeit über ihre Bürgerpflicht hinaus die finanziellen Grundlagen dieses Werkes geschaffen, sind sich bewußt, daß sie für die Gesammtheit große Vortheile haben erzielen helfen, daß sie zu der gesteigerten Geltung unseres vaterstädtischen Gewerbes, seinem erhöhten Ansehen, der Erweiterung seines Absatzgebietes bei⸗ getragen, daß sie der Stadt Berlin eine nach vielen Hunderttausenden zählende nutzbringende Besucherschaar zugeführt haben.

„Berlins Gewerbe und Industrie haben die selbst gewollte Probe glänzend bestanden. Hierzu war eine zielbewußte Organisation nöthig, innerhalb deren alle Berufenen selbstlos und mit Aufbietung aller Kraft thätig sein mußten. Die Gesammtorganisation hätte nicht zu voller Wirksamkeit I können, wenn nicht die Organisatoren der einzelnen Theile sich zusammenschickten und Gemeinsinn durch sach⸗ Schöpfungen und zuweilen auch durch weisen Verzicht be⸗ undeten.

Mein herzlicher, inniger Dank gilt deshalb den Männern, die an der Spitze der Gruppen und Kommissionen und als deren Mit⸗ glieder still, doch in aufreibender Rührigkeit dem Werke unschätzbare Dienste geleistet, den Männern des Preisrichter⸗Kollegiums, die die lasten⸗ und verantwortungsreiche Arbeit der Preisvertheilung hingebungs⸗ voll übernommen haben, der Vortragskommission, die während der Dauer der Ausstellung für lebendiges, belehrendes Wort sorgte, der Festkommission, die ihrer Obliegenheit mit Eifer und Takt gerecht wurde, den anderen Kommt sionen allen, und den Ehrensyndici, die uns mit ihrem reichen juristischen Wissen zur Seite standen.

Unsere vornehmste Pflicht aber ist es, unserer Aussteller selbst mit herzlichem Dank zu gedenken, unserer treuen, opferbereiten Mitarbeiter, die ihr Bestes gegeben, ihr ganzes Können eingesetzt haben zum Ruhme unserer Stadt, zur Ehre seiner Gewerbe, die den vollgültigen Beweis erbracht haben, daß sie auch im großen Wettstreit aller Völker mit Auszeichnung bestehen werden. Wir dürfen noch so sehr mit Wahrheit sagen, daß wir ihren Nutzen vor allem im Auge gehabt: der Haupttheil aller Arbeit lag doch bei ihnen, und jeder sachliche Erfolg unserer Ausstellung ist ihr Verdienst.

Darum fasse ich noch einmal die mir zu theil gewordene Auf⸗ gabe in die kurzen Worte zusammen: Den ehrenamtlichen Organen der Ausstellung und den Ausstellern allen entbiete ich namens der Ausstellungsleitung aus aufrichtigem Herzen aufrichtigen Dank!“

Nunmehr nahm der Minister für Handel und Gewerbe Brefeld das Wort, um etwa Folgendes auszuführen:

„Mieine Herren! Bevor die Ausstellung förmlich geschlossen wird, liegt mir die angenehme Pflicht ob, den großen Leistungen, mit welchen die vaterländische und insbesondere die Berliner Industrie auf der Ausstellung in so glänzender Weise ist, offen und rück⸗ haltslos die Anerkennung der Königlichen Regierung auszusprechen.

Meine Herren, wenn wir zurückblicken auf die Entwickelung, welche die deutsche Gewerbthätigkeit in den letzten Jahrzehnten, ins⸗ besondere seit der Gründung des Deutschen Reichs genommen hat, so haben wir alle Ursache, stolz zu sein auf die errungenen Erfolge. Unter dem mächtigen Schutze des geeinten Deutschen Reichs ist es der deut⸗ schen Arbeit möglich geworden, mit immer wachsenden Erfolgen in den Wettkampf der Nationen einzutreten. Mit der Ausbildungeines einheitlichen deutschen Wirthschaftsgebietes, mit der gemeinsamen Gewerbegesetzgebung, der einheitlichen Maß⸗, Münz⸗ und Gewichtsordnung, unter dem Schutze der Verwaltungseinrichtungen im In⸗ und Auslande, unter dem Schutze der deutschen Flagge und der deutschen Marine haben Handel und Verkehr einen mächtigen Aufschwung genommen, die nur noch dem Ue gn Wettbewerb Englands nachstehen, aber auch dort bereits zu ängstlichen Betrachtungen und Befürchtungen Anlaß geben, ob der Vorrang Englands sich dauernd werde behaupten lassen.

Und nicht bloß die Ausdehnung und der Umfang der deutschen gewerblichen Produktionen, auch die Qualität, die Art und der Werth derselben haben große Fortschritte aufzuweisen. Noch zur Zeit der ersten amerikanischen Ausstellung in Philadelphia war es möglich, der deutschen Waare ein so hartes verletzendes Epigramm wie das bekannte „billig und schlecht“, aufzuheften o mit Recht oder Unrecht, bleibe dahingestellt. Diese Zeit, meine Herren, ist längst vorüber, daran ist nicht mehr zu denken. Im Gegentheil, das viel berufene „made in Germany“, die Marke, mit welcher man in England die Herkunft deutscher Waaren und ihre Geringwerthigkeit zu kennzeichnen versuchte, sie ist bekanntlich das mächtige Paßwort geworden, um der deutschen Waare die fremden Absatzgebiete zu eröffnen, ihr die Thore des Auslandes zu erschließen.

as ist ein großer, beispielloser Erfolg, den wir vor allem der geeinten deutschen Kraft, dem Schutze und der Fürsorge Seiner Majestät des Kaisers verdanken.

So ist das Ansehen der deutschen Arbeit im In⸗ und Ausland stetig gewachsen. Und in ihrer vordersten Reihe führend und leitend steht die Berliner Industrie. Wie die Bedeutung der deutschen ge⸗ werblichen Arbeit auf der Ausstellung in Chicago zuerst zur allge⸗ meinen Anerkennung gelangte, so die Bedeutung der Berliner Industrie auf der diesjährigen Berliner Ausstellung. Das ist ihr besonderes und großes Verdienst. Durch die Bedeutung ihrer Leistungen auf allen Gebieten der gewerblichen Arbeit, durch den Glanz ihrer Ausstellung ist es weltkundig geworden, daß Berlin in der That das Zentrum, die Empore der deutschen Industrie geworden ist. Hier haben die bedeutendsten ge⸗ werblichen Unternehmungen ihren Sitz, und soweit sie in anderen Theilen des Landes und des Reichs begründet sind, zum großen Theil ihre bedeutenden Niederlassungen, um ihre Produkte auf den Markt zu führen, der 8 die Preisbildung vorzugsweise ausschlaggebend ist.

Darum ist denn auch die Berliner Ausstellung nicht lediglich eine lokale, sie ist in Wirklichkeit eine Ausstellung der nationalen Arbeit, die in ihren Dimensionen manche internationale Ausstellung überboten hat. Weit über die Grenzen des Reichs hinaus hat sie den Ruf und das Ansehen der deutschen Arbeit begründet.

Dank schuldet das Land und die Regierung vor allem den Aus⸗ stellern, die durch den Glanz ihrer vereinigten Leistungen unseren glänzenden eh herbeigeführt haben. Dank und Anerkennung nicht minder den Männern, die zuerst das schöne Werk geplant und in mühevoller Arbeit zur Ausführung gebracht haben. Die Schwierigkeiten waren um so größer, als das Werk unter ihren

änden stetig gewachsen ist aus dem ursprünglichen einer lokalen usstellung zu dem gewaltigen Umfange, in welchem sie zur Aus⸗ führung gelangt ist. Dank schulden wir dem leitenden Vorstand, Dank aber auch vor allem den Gruppenvorständen, die jeder an seinem Theil zu dem Gelingen des Ganzen mitgewirkt haben.

Ich schließe, meine Herren, indem ich die Hoffnung und den Wunsch ausspreche, daß die Zukunft halten möge, was die Gegenwart

1896.

so verheißungsvoll verspricht, daß die deutsche Arbeit fortschreiten möge uf dem Wege, den sie erfolgreich betreten hat, daß sie zu noch höherer Vollendung emporsteigen und in dem Wettkampf der Nationen dereinst die Palme in sicherer und fester Hand halten möge. Das wünschen und hoffen wir zur Ehre der deutschen Arbeit, zur Ehre und zum S deutschen 18 8 nd nun, meine Herren, komme ich auch nicht mit leeren Händen: Seine Majestät der Kaiser haben Allergnädigst geruht, den Handen⸗ dern des Vorstandes der Ausstellung Ordensauszeichnungen zu verleihen, und zwar dem Kommerzien⸗Rath Fritz Köhhgerxdman den Rothen Adler⸗ Orden dritter Klasse, dem Baumeister Felisch den Königlichen Kronen⸗ Orden dritter Klasse, dem Geheimen Kommerzien⸗Rath Goldberger den Königlichen Kronen⸗Orden dritter Klasse. Ich überreiche den Herren die Ordensdekorationen mit dem Ausdruck meines Glückwunsches. Seine Majestät der Kaiser haben ferner Allergnädigst geruht, die Medaille mit der Umschrift: „Für gewerbliche Leistungen“ an 8 Aussteller zu verleihen, deren Namen sogleich verlesen werden ollen. Ich füge hinzu, daß seitens der eien. die silberne edaille mit der gleichen Umschrift an 80 und die bronzene Medaille an 300 Aussteller verliehen worden ist.

„Nachdem hierauf der Wirkliche Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath Lüders die (bereits sestern im amtlichen Theil d. Bl. veröffentlichte) Liste der mit der goldenen Medaille Ausgezeichneten verlesen hatte, bestieg der Ehren⸗Präsident der Ausstellung, Staats⸗Minister Freiherr von Berlepsch das Podium und hielt nachstehende Rede:

„Am Schluß der Ausstellung, in dem Augenblick, von dem an gerechnet in wenigen Monaten voraussichtlich all die Anlagen, die ihr dienten, verschwunden sein werden, wirft sich wohl Jedem die Frage auf: Hat die Berliner Gewerbe⸗Ausstellung 1896 den Zweck erreicht, den sie sich helest um den Jahre lange Arbeit verrichtet worden ist, so viel Mühe und Sorge gewaltet hat? Und die Antwort darauf wird verschieden sein, je nachdem der Frager sich den Zweck der Aus⸗ stellung gestaltet hat, nach dem, was er sich selbst und für sich selbst von der Ausstellung erwartet hat. Ich meine, die Frage kann richtiger Weise zunächst nur so gestellt werden: Hat die Ausstellung dem In⸗ und Auslande ein Bild von der Leistungsfähigkeit und dem Fortschritt der Berliner Industrie und der Berliner Gewerbe gegeben?

Und wenn sie so gestellt wird, kann zuver ichtlich die Antwort ge⸗ geben werden: Ja, die Ausstellung hat ihren Zweck erreicht. Vielfach und groß waren die Schwierigkeiten, die sie zu überwinden hatte. Wir alle wissen, daß die Männer, die den Plan faßten, ihn mit ungewöhn⸗ licher Energie ausführten, um diese Schwierigkeiten, insbesondere auch diejenigen finanzieller Natur, zu überwinden. Verursacht wurden letztere durch die Größe des Ausstellungs⸗Terrains, durch Kanali⸗ sation, Beleuchtung und Verwaltung, durch die Bauten, zu denen im Interesse der Sicherheit und der äußeren Erschei⸗ nung feuerfeste Materialien verwandt wurden, insbesondere durch den Bau der 15 Industriehalle, die ca. 56 000 qm bebaute Fläche hat und die größte sein dürfte, die bisher zu gleichem Zwecke in Europa errichtet ist. Und nun trat zu all diesen Schwierigkeiten ein so ungünstiger Sommer, wie wir ihn kaum erlebt haben, Kälte und Regen waren seine ständigen Begleiter, während Wärme und Sonnenschein neben dem Interesse zur Sache die wirksamsten Förderer eines zahlreichen Besuchs jeder Ausstellung sind.

Erwägt man alle diese und andere Schwierigkeiten, was billiger Weise geschehen muß, so muß die Antwort auf die Frage: „Hat die Ausstellung ihren Zweck erreicht?“ erst recht mit einem lauten „ja“ beantwortet werden. Und dafür bürgt ja auch die stattliche Zahl der Besuc er von ca. 7 Millionen an den Kassen zahlender und von ca. 3 Millionen Besuchern, welche auf die Inhaber von Dauerkarten, auf die Aussteller und deren Vertreter entfallen. Unter den Besuchern bilden unsere utesshrarfticfer deutschen Landsleute und die Ausländer einen erheblichen Bruchtheil. Unter letzteren waren besonders stark die nordischen Reiche, Oesterreich und England vertreten.

Aber auch die weitergehende Frage: „Wird die Ausstellung der Berliner Industrie, nachdem sie gezeigt hat, was sie leisten kann, den erhofften Nutzen bringen?“ kann mit „ja“ beantwortet werden. Nach dem Urtheil derjenigen, die die Dinge übersehen, nach dem Urtheil der Gruppenvorstände herrscht fast in allen Gruppen Zufriedenheit mit dem Erfolg. In vielen Fällen ist ein unmittelbarer Erfolg durch Bestellungen auf der Ausste ung eingetreten und noch mehr werden erwartet infolge der auf der Ausstellung angeknüpften Geschäfts⸗ verbindungen im In⸗ und Auslande.

An die Ausstellung der Berliner Gewerbe, die auch in be⸗ merkenswerther Weise einzelne Gebiete des öffentlichen Lebens, wie Krankenpflege, Gesundheitspflege, Arbeiterschutz u. a. umfaßte, reihte

ch eine Zahl von Privatunternehmungen, die wenigstens zum theil von erheblichem allgemeinen Nutzen waren und starke Anziehungskraft ausübten. Ich nenne vor allem die so wohl gelungene deutsche Kolonial⸗Ausstellung, deren zahlreiche Besucher sich an der erwünschten und gebotenen Belehrung über die Beschaffenheit, die Bedeutung und Entwickelung unserer Kolonien .n. und das Riesenfernrohr, eine wissenschaftliche und technische Leistung ersten Ranges.

Das Berliner Gewerbe wird, dessen bin ich überzeugt, befriedigt auf die Ausstellung und ihre Refultate zurückblicken und dabei den Dank nicht vergessen, den sie den Männern schuldet, die in uneigen⸗ nütziger Weise mit Umsicht und Thatkraft das Unternehmen ins Leben riefen, förderten und hielten bis zum Schluß, insbesondere den Mit⸗ gliedern des Arbeitsausschusses.

das Gelingen zu ermöglichen, gebührt aber nicht minderer Dank un Anerkennung. Diese Anerkennung findet 2 theil ihren Ausdruck in der Verleihung von Auszeichnungen, die, soweit sie von Seiner Majestät dem Kaiser und König verliehen sind, oder von Seine Excellenz dem Herrn Handels⸗Minister gegeben werden, bereits Erwähnung gefunden haben. Ihre Majestät die Kaiserin und Königin hat 4 goldene und 20 Lbern Porträtmedaillen zu verleihen geruht sergelben wachen von Herrn Professor Hartmann verlesen, und werden päter mitgetheilt werden). Der Herr Minister für Landwirthschaft hat für Gruppe 22 6 silberne und 12 bronzene Medaillen verliehen. Außerdem hat der Arbeitsausschuß auf Grund der Vorschläge der Preis⸗ richter etwa 1e. ertheilt, deren Empfänger demnächst be⸗ kannt gegeben werden. Bei der angegebenen Zahl von 1800 Ausgezeichneten ist zu berücksichtigen, daß eines der hervorragendsten Berliner Gewerbe, nämlich die in Abtheilung I der Gruppe 11 vertretene Optik und Mechanik, auch diesmal wie schon bei anderen Gelegenheiten außer Wettbewerb getreten ist.

Und nun, meine Herren, lassen Sie uns die Ausstellung so schließen, wie wir sie eröffneten: mit dem Ausdruck des ehrerbietigen, innigen Dankes gegen Seine Majestät den Kaiser und König. Seine Majestät haben der Ausstellung von ihrem Beginn an das leb⸗ hafteste Interessezugewandt, dieselbe wiederholt besucht und die Allerhöchste Anerkennung ausgesprochen und bis zum Schluß erhalten. In dem Schreiben, in dem Seine Majestät dem Arbeitsausschuß haben mit⸗ theilen lassen, daß Allerhöchstdieselben verhindert seien, dem Schlußakt beizuwohnen, haben Seine Majestät geruht, die Ausstellung als eine groß angelegte und schön verlaufene zu bezeichnen.

Diese Anerkennung des verehrten und geliebten Landesherrn er⸗ höht den Dank, den die Berliner Industrie Ihm darbringt, Ihm, der, stark in Waffen, den Frieden schützt und so auch der sicherste Hort und Schutz aller gewerblichen Thätigkeit ist. Seine

Majeste

ät unser Allergnädigster Kaiser und König lebe hoch!

Den Ausstellern, die ja schließlich das Wichtigste hergaben, um