1896 / 251 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 21 Oct 1896 18:00:01 GMT) scan diff

Nach telegraphischer Meldung an das Ober⸗Kommando der Marine ist S. M. S. „Cormoran“, Kommandant Korvetten⸗Kapitän Brinkmann, heute von Chefoo nach

11.“ 11166“

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In der Ersten und Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staats⸗Anzeigers“ wird die vom Reichs⸗ Eisenbahnamt aufgestellte tabellarische Uebersicht der Be⸗ triebs⸗Ergebnisse deutscher Eisenbahnen für den

Monat September d. J. veröffentlicht, auf welche gestern an dieser Stelle auszüglich hingewiesen

worden ist.

Der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe ist gestern Mittag 12 ¾ Uhr von München nach Schillingsfürst abgereist. Zur Verabschiedung waren der Minister⸗Präsident Freiherr von Crailsheim und der preußische Gesandte Graf von Monts mit den anderen Mitgliedern der preußischen Gesandt⸗ schaft am e erschienen. 8

8 Hessen. 6 8 8 8

Seine Majestät der Kaiser von Rußland, Seine Königliche Hoheit der Großherzog und Seine Kaiserliche . der Großfürst Sergius trafen gestern G um Uhr von Wiesbaden wieder in Darmstadt ein. Am Abend besuchten die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften das Hof⸗ theater, wo auf den persönlichen Wunsch Ihrer Majestät der Kaiserin von Rußland die Oper de Haan „Die Inkasöhne“ zur Aufführung gelangte.

Oesterreich⸗Ungarn.

Das Subcomité des Budgetausschusses nahm estern die unveränderte Einreihung der gesammten von der egierung vorgeschlagenen Posten in das Investitionsbudget

an; ferner wurde auf Antrag des Obmanns Ruß beschlossen, die im ordentlichen Budget enthaltenen durchlaufenden Posten für den Bau von Staatseisenbahnen sowie die Kapitals⸗ beschaffung für den Bau von Lokalbahnen mit dem Erforder⸗ nisse und den Bedeckungsziffern in das Investitionsbudget auf⸗ zunehmen.

Bei der gestern seitens der Städte in Salzburg vor⸗ genommenen Landtagswahl wurden 3 Liberale (darunter der frühere Landeshauptmann Schumacher), 2 Deutsch⸗Konservative und 2 Katholisch⸗Konservative gewählt; das Wahlergebniß aus der Stadt Salzburg steht noch aus. 1

Großbritannien und Irland.

Bei einem gestern in Colchester (Essex) veranstalteten

Bankett hielt Lord Rosebery eine Rede, worin er, dem „W. T. B.“ zufolge, erklärte, er befinde sich in vollkommener Uebereinstimmung mit der von Lord Salisbury der Türkei w befolgten Politik, und wiederum betonte, daß eine solierte Einmischung seitens Großbritanniens einen europäischen Krieg herbeiführen würde.

Frankreich.

.

89 der gestrigen Sitzung der Budgetkommission be⸗ kämpfte der Kriegs⸗Minister, General Billot die meisten Reduktionsvorschläge unter Hinweis darauf, daß das Budget für 1897 niedriger sei als das vorhergehende. Die Armee müsse zum mindesten eine Friedensstärke von 550000 Mann haben. Obwohl er Anhänger einer Vereinigung der Direktionen der Artillerie und der Genietruppe sei, s halte er dieselbe doch bei der gegenwärtigen europäischen Lage für unmöglich.

Die Kommission vertagte die Beschlußfassung bisheute.

Italien.

Der erzog und die Herzogin von Aosta sind gestern zu den Vermählungsfeierlichkeiten in Rom angekommen, die Herzogin⸗Wittwe von Genua und der Graf von Turin treffen heute ein. Der Prinz Victor Napoleon und die Prinzessin Lätitia sind gestern Abend von Genua nach Rom abgereist. Die Königin⸗Mutter von Portugal und der Herzog von Oporto werden heute erwartet; der König entsandte zur Begrüßung den Admiral Brocchetti, den Peee. ier Grafen San Torre und den Major Verdinois an die Grenze. See „Savoia“, mit dem Prinzen von Neapel und der Prinzessin Helene von Montenegro an Bord, ist heute früh 8 Uhr 35 Minuten in den Haßen von Bari eingelaufen. Die Prinzessin Helene, begleitet von dem Herzog von Genua, als Vertreter des Königs, und der Prinz von Neapel verließen das Schiff um 10 Uhr 20 Minuten und begaben sich unter lebhaften Kundgebungen der Volksmenge in Hofwagen nach der St. Nikolaus⸗Kirche, wo der Uebertritt der Prinzessin shr katholischen Kirche stattfand. Der . von

ontenegro, die Prinzessin Anna von ontenegro und der Prinz Mirko blieben an Bord der „Savoia“; die⸗ selben werden sich erst Abends an Land begeben und um 10 Uhr 30 Minuten nach Rom abreisen.

Portugal. Die Königin Amalie der Vermählungsfeier des von Lissabon nach Wien abgereist. Schweiz. Das Inkrafttreten des Eisenbahn⸗Rechnungs⸗

lehie ist vom Bundesrath auf den 1. Novemberd. J. festgesetzt worden.

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ist gestern zur Theilnahme an Herzogs von Orléans

Belgien.

Die „Réforme“ veröffentlicht die Grundzüge des Gesetz⸗ entwurfs, betreffend die Reorganisation der Armee, welchen der Kriegs⸗Minister der Repräsentantenkammer in der nächsten Tagung vorlegen wird. Danach soll der Militärdienst ein persönlicher sein, mit gewissen Aus⸗ nahmen vom 20. Lebensjahre beginnen und 12 Jahre dauern, davon 8 Jahre im aktiven Dienst und 4 Jahre bei der Reserve. Die mittellosen Familien der unter der Fahne stehenden Soldaten sollen eine hohe Ent⸗ schädigung erhalten. Die letzten vier der zwölf Milizklassen sollen in der Reserve dienen und den öffentlichen Sicherheits⸗

des Kapellmeisters

dienst sowie den Dienst in den Festungen versehen. Die Bürgergarde mit Ausnahme der Spezial⸗Korps wird auf⸗ gehoben. Es soll ferner eine Kategorie von Freiwilligen ein⸗ geführt werden, welche große Vortheile genießen. Das Jahres⸗ kontingent der Infanterie wird 21 000 Mann betragen.

Griechenland.

Der 69. Jahrestag der Schlacht bei Navarin wurde, wie der „Agence Havas“ aus Athen berichtet wird, gestern im Piräus an Bord des russischen Panzerschiffs „Navarin“ feeräch begangen. Die Königin von Griechenland und er Großfürst Georg Michailowitsch von Rußland wohnten der Messe auf dem „Navarin“ in Gegenwart der Mannschaften der Schiffe des russischen Geschwaders und später dem Festmahl bei, welches der Admiral Andriew den Offizieren gab

Serbien.

Der Besuch des Königs am montenegrinischen Hofe ist, dem „W. T. B.“ zufolge, der ungünstigen Witte⸗ rung wegen bis zum Frühjahr worden.

Die Skupschtina wählte gestern Garaschanin zum Präsidenten und Dragomir Rajowitsch zum Vize⸗Prä⸗ sidenten. Ersterer wird am Freitag in Belgrad eintreffen, um das Präsidium zu übernehmen. Die oppositionelle liberale Fraktion pflegt Berathungen über den eventuellen Austritt aus der Skupschtina.

Bulgarien.

Wie die „Agence balcanique“ meldet, nehmen die Arbeiten der Kommission zur Regulierung der türkisch⸗bul⸗ garischen Grenze einen fortvauernd günstigen Verlauf. Mehrere streitige, von türkischen Truppen besetzte Punkte sind an Bulgarien zurückgegeben worden. Die bulgarischen Dele⸗ girten schlugen vor, das Gebiet von Kirsebair (2) einstweilen neutral zu lassen; die Türken weigerten sich jedoch, die Truppen zurückzuziehen. Die bulgarische Regierung beauf⸗ tragte die Delegirten, auf Regelung der Angelegenhelt an Ort und Stelle zu beharren. 1“

Schweden und Norwegen.

Die schwedische Regierung beabsichtigt, wie „W. T. B.“ aus Stockholm erfährt, von dem Reichstage in der nächsten Session größere Kredite zu verlangen, und zwar 10 Mil⸗ lionen für den Bau eines Panzerschiffes, weitere größere Be⸗ träge für Torpedoboote und Kreuzer, sowie etwa 6 Millionen als erste Rate für einen größeren Festungsbau in Norrbotten.

Dem in Christiania erscheinenden „Morgenbladet“ zu⸗ folge sind die norwegischen und schwedischen Mit⸗ glieder der Kommission zur Vorberathung des schwedisch⸗norwegischen Handelsvertrags damit ein⸗ verstanden, daß ein neuer Vertrag abgeschlossen werde; indessen ist eine Einigkeit über verschiedene Einzelheiten dieses Vertrags noch nicht erzielt worden. Nach dem vorläufigen Entwurf soll der Vertrag sich auf Zollfreiheit gründen; jedoch sollen hiervon einzelne industrielle Produkte und verschiedene land⸗ wirthschaftliche Erzeugnisse ausgenommen werden.

Asien.

Der Vize⸗König Li⸗Hung⸗Chang ist, wie „W. T. B.“ meldet, gestern in Peking eingetroffen.

Die Ratifikationen des chinesisch⸗japanischen Han⸗ delsvertrags sind gestern in Peking ausgetauscht worden.

Afrika. *

Aus Massowah wird gemeldet, es verlaute daselbst, Monsignore Macario werde in Begleitung des vom Nequs Menelik freigelassenen Unterarztes Madia und des Kor⸗

porals Barbarossa gegen Ende Oktober in Djibuti sein,

nachdem alle drei am 14. d. M. in Harrar eingetroffen sein dürften.

Parlamentarische Nachrichtee.

Bei der gestern im 1. Aachener Wahlbezirk (Schleiden, Malmedy, Montjoie) vorgenommenen Ersatz⸗ wahl zum Hause der Abgeordneten wurden nach amt⸗ licher Feststellung insgesammt 230 Stimmen abgegeben. Davon erhielten Oberpfarrer Dr. Pauli (Zentrum) 117 und Bürger⸗ meister a. D. Dr. Würmeling (Zentrum) 113 Stimmen. Ersterer ist mithin gewählt.

Statistik und Volkswirthschaft.

Die Dampfkraft in Preußen 1896.

(Stat. Korr.) Obwohl im Jahr 1895 wieder lohnendere Verhältnisse im deutschen Wirthschaftsleben sich anzubahnen begonnen hatten, stand man in den gewerblichen Kreisen diesem Aufschwung vorläufig noch zweifelnd gegenüber, weil die Hoffnungen auf eine Besserung der wirthschaftlichen Lage bisher nur zu oft schon, getäuscht worden waren. Unter diesen Umständen scheint im Jahr 1895 auch eine umfangreichere Vermehrung bezw. Vergrößerung der gewerblichen Unternehmungen Preußens nicht stattgefunden zu haben, was aus der Erhebung über die Verwendung der wichtigsten Betriebskraft unserer Industrie, der Dampfkraft, insofern hervorgebt, als dieselbe im genannten Jahr zwar wiederum eine Zunahme, aber doch eine verhältnißmäßig weit geringere als in den neun Vorjahren auf⸗ zuweisen hatte. Und wenn man in den letzten Jahren auch zur gründlichen Ausbeutung der neuesten Erfindungen auf elektrotechnischem Gebiete wieder mehr zur Nutzbarmachung des Gefälles der Wasser⸗ läufe behufs Erzeugung von elekrischer Energie geschritten ist, so war dies in Preußen doch deshalb weniger als in anderen Ländern der Fall, weil hier Flußläufe bezw. Bäche mit starkem Gefälle nur in verhältnißmäßig geringer Zahl vorhanden sind, sodaß die Dampfkraft zu dem bezeichneten Zwecke weit überwiegend zur Ver⸗ wendung gelangt. Im Ganzen vermehrte sich die Zahl der Dampf⸗ kessel und Dampfmaschinen in Preußen mit Ausnahme der in der Verwaltung des Landheeres und der Kriegsmarine benutzten sowie 2 Lokomotiven zu Anfang 1896 gegen das Vorjahr, wie folgt. Es etrug

ö“

die Zahl der 3

feststehenden Dampfkessel. 8 Dampfmaschinen beweglichen Dampfkessel . . . . . davon mit einer Maschine verbunden Binnenschiffahrts⸗Kessel 1 546 8 „Maschinen.. . 1 465 Seeschiffahrts⸗Kessel . . . . .. 504 8 -vee“ 369

1895 1896

. 57 824 58 945 1 121 60 488 62 611 2 123 15 637 15 975 338 15 168 15 526 358

Auf frühere Jahre zurückgreifend, findet man in Preußen

feststehende bewegliche Zu⸗ oder

Zunahme Dampffessel Ve sachn 8 Dampfkessel E 10 101 9,90

zu Anfang orjahr v. H. T11““ 42 956 3,71 I1I1I111“ 2,91 10 891 7,82 45 575 3,09 11 571 6,24 IA11A“ 47 151 3,46 12 177 5,24 48 538 2,94 12 822 5,29 1891. 49 914 2,83 13 769 7,39 E11““ 51 470 3,12 14 706 6,81 1161961“ 53 024 3,02 15 725 6,93 1894. 55 605 4,87 15 335 2,48 15 637 1,97 15 975 2,16

E““ 57 824 3,99 18963 .. 88 945 1,94

Wir sehen also, daß die Zunahme der vornehmlich in der Industrie verwendeten feststehenden Dampfkessel während des Jahres 1895 seit zehn Jahren die geringste war. Nachdem diese Vermehrung stets über 2 v. H., oft über 3 und 1894 sogar über 4 v. H. jährlich betragen hatte, ging sie im Laufe des Jahres 1895 auf unter 2 v. H. zucück.

Was die Verminderung der beweglichen Dampfkessel zu Anfong 1894 gegen das Vorjahr anlangt, so kam dieselbe vornehmlich daher, daß im Jahre 1893 in Preußen zahlreiche bewegliche Dampf⸗ kessel durch die Behörden als feststehende Anlagen genehmigt bezw. anerkannt worden waren, weil sich ihre Wirksamteit lediglich auf einen bestimmten Standort beschränkte, sodaß die betreffenden Kessel auch seitens der statistischen Zentralstelle von den beweglichen zu den feststehenden überschrieben werden mußten. Dieser Umstand ließ gleichzeitig die Zunahme der feststehenden Dampfkessel etwas stärker erscheinen, als sie in Wirklichkeit war. Im übrigen ist die stärkere Vermehrung der beweglichen Dampfkessel zu Anfang 1896 gegen das Vorjahr in der Hauptsache wohl darauf zurückzuführen, daß die mit einer Dampf⸗ maschine verbundenen beweglichen Dampfkessel (Lokomobilen) in der Landwirthschaft eine immer größere Verwendung finden, um dem Mangel an menschlichen Arbeitskräften dadurch

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8 Zur Arbeiterbemweguna. öW11““ In Stettin hatten, einer Mittheilung des „Vorwärts“ zufolge, bei der Firma F. M. Lenzner sämmtliche Steindrucker und chleifer, im Ganzen 19 Arbeiter, am Montag die Arbeit niedergelegt, ferner sind bei der Firma Ernst Gentzensohn 13 Stein⸗ drucker ausständig. Die Ausständigen fordern neunstündige Arbeits⸗ zeit, als Minimallohn für Steindrucker 20 ℳ, für Schleifer 16 ℳ, Abschaffung der Accordarbeit, Bezahlung der gesetzlichen Feiertage. In Hildesheim wurde am 19. Okrtober der Kongreß der sozialdemokratischen deutschen Töpfer eröffnet. Die zweite inter⸗ nationale Konferenz aller in der Thonwaaren⸗Industrie beschäftigten Arbeiter, welche in zeitlicher Verbindung mit dem Kongreß stattfinden sollte, fällt, wie die „Berliner Volks⸗Ztg.“ be⸗ richtet, aus, da außer aus der Schweiz keine Delegirten eingetroffen sind. In Leipzig haben 42 Tischler, Stuhlbauer, Polierer und Hilfsarbeiter der Firmen Hertlein u. Komp. und Werner u. Haring wegen Nichteinhaltung des Tarifs ꝛc. die Arbeit meedergelegt. Die Maschinen⸗ und Hilfsarbeiter der Firma Herrlein u. Komp. be⸗ theiligten sich, wie der „Vorwärts“ mittheilt, nicht am Ausstand.

Kunst und Wissenschaft. Das Astrophysikalische Observatorium bei Potsdam. Bericht über das Jahr 1895.

A. B. Im Anschluß an unsere fruͤheren Bericht (vergl. z. B. Nr. 252 vom 25. Oktober 1894 und Nr. 257 vom 26 Oktober 1895) geben wir im Nachstehenden eine kurze Uebersicht über die im Jahre 1895 auf dem Astrophysikalischen Observatorium bei Potsdam ausgeführten wissenschaftlichen Arbeiten.

Wie im vorigen Bericht erwähnt war, hatte Professor Wilsing eine große Anzahl von photographischen Aufnahmen der Spektra hellerer Fixsterne angefertigt, die zum Studium dieser Spektra dienen sollen. Im Jahre 1895 hat bereits eine sehr interessante Verwendung dieser Aufnahmen statt⸗ gefunden. Der Direktor des Observatoriums, Geheime Regierungs⸗Rath Professor Dr. H. C. Vogel hatte im Jahre 1894 eingehendere Untersuchungen über das eine merkwuͤrdige Doppelnatur zeigende Spektrum von ½ Lyrage angestellt und dabei einige Linien aufgefunden, deren Ursprung sich nicht deuten ließ. Nachdem nun die aus dem seltenen Mineral Cléveit hergestellien Gase durch Runge und Paschen

hinsichtlich ihrer Spektra genau untersucht worden waren, lag

es nahe, das Spektrum von 5 Lyrage mit dem Cleveitgas⸗ spektrum zu vergleichen. Geheimer Rath Vogel konnte eine ganze Anzahl von Linien als beiden Spektren gemeinsam konstatieren und nachweisen, daß mit Hinzurechnung einiger von anderer Seite direkt beobachteten Linien im sichtbaren Theile des Spektrums im Ganzen 19 Linien des Spektrums von 5 Lyrae mit solchen des Clèveitgasspektrums identisch sind.

Angeregt durch dieses interessante Ergebniß, unternahm Geheimer Rath Vogel eine Untersuchung sämmtlicher bisher erhaltenen Spektra der ersten Spektralklasse, und zwar unter⸗ warf er zunächst die Spektra der helleren Orionsterne einer Durchsicht. Nach den Untersuchungen von Professor Scheiner enthalten diese Spektra nämlich eine auffallende, im Blau gelegene Linie, die auch im Clsveitgasspektrum eine hervor⸗ ragende Rolle spielt. Es fand sich nun, daß im Spektrum von zehn Orionsternen das Vorhandensein zahlreicher Linien des Clsveitgasspektrums mit großer Wahrschein⸗ lichkeit nachgewiesen werden konnte. Professor Scheiner hatte ferner die Anwesenheit der von ihm mit „Orionlinie“ bezeich⸗ neten Linie in vier anderen Fixsternspektren konstatiert; Geheimer Rath Vogel fand bei seiner Untersuchung unter 150 Spektren nicht weniger als 25 auf, in denen die hauptsächlichsten Spektrallinien des Cléveitgases enthalten sind.

Diese Untersuchungen sollen vom Geheimen Rath Vogel in Gemeinschaft mit Professor Wilsing nach Vollendung der

Aufnahmen der Spektra sämmtlicher für ö der Be⸗

obachtung zugänglichen Sterne der ersten Spektralklasse bis etwa zur fünften Größe herab in vollem Umfange durch⸗ geführt werden.

Im Anschluß an die gewonnenen Resultate hat Geheimer Nath Vogel eine schärfere Klassifikation der Sterne der ersten Spektralklasse durchgeführt (vergl. Sitzungsberichte der König⸗ lichen Akademie der Wissenschaften, 1895, Stück XV).

Die von Dr. Lohse ausgeführten physikalischen Be⸗ obachtungen der großen Planeten haben sich im Jahre 1895 auf Jupiter und Saturn erstreckt; sie bilden die Fortsetzung der langjährigen Planetenbeobachtungen des Genannten. 1

Eine beträchtliche Förderung hat die von Professor Müller und Professor Kempf gemeinschaftlich unternommene photo⸗ metrische Durchmusterung der nördlichen Hemisphäre im Jahre 1895 erfahren. Von dem jetzt in Arbeit befindlichen zweiten Theil, Zone + 200 bis + 400 Deklination, sind bisher zu⸗ sammen 400 Zonen mit rund 6000 Sternen beobachtet worden, was ungefähr zwei Drittel des ganzen Abschnitts ausmacht. In den während der günstigeren Jahreszeiten der Beobachtung zugänglichen Himmelsgegenden sind bereits große Stücke er⸗ ledigt, sodaß im laufenden Jahre während dieser Monate

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jedenfalls schon der dritte Theil der Arbheit,

entgegen⸗

Zone + 400 his +† 60⁰, wird in Angriff genommen werden können.

Bei dieser Beobachtung ist ein veränderlicher Stern von außergewöhnlich langer Periode aufgefunden worden. Während bisher nur ein veränderlicher bekannt war, dessen Periode 2 Jahre übersteigt, dürfte dieselbe bei diesem Stern nicht unter 15 Jahre betragen.

Dr. Lohs⸗ hat im verflossenen Jahre zum Zweck der Sonnenstatistik 97 Aufnahmen der Sonne von 10 cm Durch⸗ messer hergestellt; die Gesammtzahl dieser Aufnahmen ist da⸗ mit auf 2221 gestiegen. Pefer wurden an besonders günstigen Tagen 4 Sonnenaufnahmen von 20 cm Durchmesser an⸗ efertigt. gef Ie Arbeiten zur Herstellung der photographischen Himmels⸗ karte und des Katalogs der Sterne bis zur 11. Größe hat Dr. Schwaßmann unter spezieller Leitung von Professor Scheiner bis Ende September fortgeführt. Die Zahl der aufgenommenen Platten stieg von 380 auf 625; am Schlusse des Jahres waren 66 Platten mit rund 25 000 Sternen ausgemessen, gegen 46 Platten mit rund 11 750 Sternen.

Professor Scheiner hat den ersten Theil der von ihm geplanten Ausmessung des Orionnebels, Positionsbestimmung von 379 Sternen und deren Vergleichung mit dem Bond'schen Katalog, zu Ende geführt und das Manuskript druckfertig ge⸗ macht. Für den zweiten Theil der Arbeit, Ausmessung des ö Nebels, sind noch einige Messungen und Reduktionen u erledigen.

Von den Publikationen des Observatoriums wurden im Druck vollendet:

der zweite Theil des VII. Bandes, Nr. 26. J. Scheiner, Untersuchungen über die Spektra der helleren Sterne,

und das zweite Stück des X. Bandes, Nr. 33. P. Kempf, Mteorologische Beobachtungen in den Jahren 1888 bis 1893.

Die Muße der Sommermonate hat der Inhaber des Kunst⸗ salons von Gurlitt, Herr Waldecker, benutzt, um mit Bedacht und Geschmack eine auserlesene Kollektion von Werken erster Künstler zum Beginn der bevorstehenden Wintersaison zusammenzustellen. Hinter den stolzen Namen: Feuerbach, Böcklin, Leibl, Menzel, Lenbach, Israels, Liebermann, Uhde, Kühl und L. von Hofmann stehen vollgültige Meisterleistungen, die eigentlich jede kritische Auslassung überflüssig machen; aber auch interessante neue Bilher von weniger bekannten Künstlern machen dem Spürsinn und Geschmack des Ausstellers alle Ehre. Der lyrische Schwung und die aristokratische Vornehmheit der Gartenscene Feuerbach's aus dem Jahre 1868 bilden ein stimmungsvolles Vorspiel zu diesem Kunst⸗ konzert. Ein kleines, aber bedeutendes Bild von Böcklin, das „Opferfest“, schlägt kräftige Farbenaccorde an. Das Element des Lumors, der Feuerbach fremd war, kommt hier zu seinem Rechte, ohne daß darum die Schilperung in Travestie verfällt. Vorzüglich steht auch Uhde der leise Anflug von Humor zu Gesicht, der um seine Tobiasdarstellung, eine der reifsten Arbeiten seines Pinsels, gebreitet ist. Weit weniger Eindruck hinterläßt desselben Malers „Flucht nach Eggypten’. Lenbach's kieine Porträtskizze Richard Wagner's reiht sich in die von dem Meister geschaffene Heroen⸗Galerie eben so würdig ein, wie das größere Bismarck⸗ bildniß, einer der zahlreichen Versuche Lenbach's, das Wesen des ersten Reichskanzlers künstlerisch zu fixieren. Den Reigen der Naturalisten eröffnet Ifraels mit finer überraschend liebenswüreigen kleinen Erntescene; ihm schließt sich Max Liebermann mit einer im Jahre 1876 gemalten „holländischen Nähschule“ an, die ebenfalls durch ihre freundliche Haltung und lebenswarme Charakteristik jeden Gegner des Naturalismus, den so viele Kunstfreunde und auch Künstler mit Brutalität identifizieren, entwaffnen muß. Zwei kernfeste Tirolergestalten von der Meisterhand Leibl's, der auch als Radierer in der Ausstellung ver⸗ treten ist, illustrieren die Mannigfaltigkeit realistischen Bestrebens, von dem die Individualität des Künstlers durchaus nicht aufgesogen zu werden braucht. Ooer kann man sich bei gleicher Tendenz größere Gegensätze denken, als die Nähschule Liebermann's, den Kronenwirth Leibl's übrigens eine der frühesten Arbeiten des Aiblinger Malers und die zierliche Bleistifiskizze Menzel’s? Dem letzteren Meister am ehesten verwandt ist Meissonier, von dem wir ein kleines, subtil in Gouachefarb en ausgeführtes Selbstporträt in orientalischem Kostüm bei Guͤrlitt bewundern. Auch Gortthard Kühl, der einen Blick auf die Elbe⸗Ufer bei Dresden und ein farbenreiches Interieur eines Lübecker Bauernhauses ausgestellt hat, schließt sich dieser Gruppe von Naturalisten an. Die farbenschillernden Effekte des Irnenlichts fesseln besonders Lesser Ury, der daneben aber auch mit einem Motiv vom Comersee glücklich vertreten ist, während Kurt Herrmann ein Kinderporträt zu einem etwas spielerischen luministischen Capriccio umgestaltet. Za fratzenhafter Ueber⸗ treibung neigt der Düsseldorfer Gerhard Jansen in seinen breit gemalten, nicht talentlosen Innenscenen, auch die pointillierten Landschaften von Christian Rohlffs und Paul Baum lassen hie und da künstlerische Ueberlegung vermissen. Hans Olde dagegen und der in Berliner Ausstellungen leider nur selten anzutreffende Thom Herbst aus Hamburg betunden in ihren Frei⸗ licht⸗Landschaften eine sichere Beherrschung der Mittel und jenes Gleichmaß von Wollen und Können, das stets einen har⸗ monischen künstlerischen Eindruck hervorruft. Von Eckmann’'s ausgestellten Bildern wird das Pastell, das ein kleines Bauernmädchen auf der Landstraße darstellt, sicherlich mehr Beifall finden, als die in Zwielicht gehüllte Innen⸗ secene: ein Elternpaar an der Wiege des Kindes. Beide Werke sind frei von der bei Eckmann neuersings mehr und mehr hervortretenden Neigung zum Mystizismus. Ludwig von Hofmann ist mit einer kleinen, flottgemalten arkadischen Strandlandschaft vertreten. Auf der Felskante des steilen Meeresufers liegt eine jugendliche Mädchen⸗ gestalt, deren träumerischer Blick über die Bucht hinaus auf das Spiel der Wellen gerichtet ist: trotz der skizzenhaft flüchtigen Behandlung ein intimes und feingefühltes Stimmungsbild.

Die von früheren Ausstellungen bei Schulte bereits vortheilhaft bekannte englische Bildhauerin Mrs. Cadwallader Guild hat neben anderen plastischen Kunstwerken und einem feinen kleinen Oel⸗ bilde, das die Werkstatt eines Bronzegießers darstellt, eine sehr engag charakterisierte großzügige Buüste des Kunsthistorikers Henry Thode ausgestellt, die allerdings vielleicht noch übertroffen wird von der in Holz geschnitzten Porträtbüste des Frankfurter Malers Hans Thoma. Interessante graphische Arbeiten von Gandara Valloton, L unois, Carrièdre, Raffaelli, Leibl und Struck vervollständi en die Ausstellung, deren Gesammteindruck ungemein vornehm und bedeutend genannt werden muß.

Die Reichs⸗Limeskommission hat in der letzten Woche in Altenburg am Neckar, zwei Stunden unterhalb von Tübingen, ein weiteres Römerkastell entdeckt, welches in der Mitte zwischen den schon bekannten Kastellen Köngen und Rottenburg liegt und die Fortsetzung der sogenannten Main⸗Neckarlinie von Cannstatt bis Rottweil be⸗ stätigt. Das Kastell ist ein stark verschobenes Viereck mit Mauern von 1 ½ bis 2 m Breite und durchschnittlich 100 m Länge.

In Hamburg verstarb am 18. d. M. der Bildhauer Engelbert Peiffer nach kuarzer Krankheit im 66. Lebensjahre. Derselbe war Vorsitzender des dortigen Künstlervereins sowie Mit⸗ glied der Verwaltung und des größeren Ausschusses der „Kunsthalle“.

Kamburg verdankt ihm eine ganze Reihe öffentlicher Bildwerke, wie den 8 aansabrunnen, die Standbilder Johann Buggenhagen’s, des Grafen Adolf III. von Schauenburg und des Erzbischofs Ansgarius, die Bronzebüste des Bürgermeisters Dr. Kirchenpauer, den Brunnen auf eem Meßberg und viele der monumentalen Verzierungen am neuen

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Rathhause, darunter zwei imposante Löwen. Peiffer war in Köln ge⸗ boren, aber schon anfangs der sechziger Jahre nach Hamburg über⸗ siedelt.

Bauten.

Einen Wettbewerb um Entwürfe für den Bau neuen Künstlerhauses in Berlin (Bellevuestraße 3) eröffnet der „Verein Berliner Künstler“ für die Architekten unter seinen Mit⸗ gliedern. Verlangt werden zwei bis drei Säle für Ausstellungs⸗ zwecke, Festräume im Ausmaß von 3⸗ bis 400 qm, zwölf Räume für Vereins zwecke und Nebenräume unter möglichster Erhaltung des Ge⸗ bäudes. Die Entwürfe gehen in das Eigenthum des Vereins über und können von diesem unbeschränkt benutzt werden.

8 Land⸗ und Forstwirthschaft. Ernteergebniß und Aussaat in Rußland.

Ueber das Ernteergebniß und die Winterbestellung der Felder liegen aus einzelnen Gouvernements folgende Nachrichten vor:

In Kur⸗ und Livland erfolgte die Roggenaussaat unter günstigen Umständen, und es ist der Roggen schön aufgegangen. Auch die etwas später vor sich gegangene Weizenaussaat vollzog sich im Allgemeinen befriedigend. Die Haferernte fand in diesem Jahre sehr früh statt, hat aber nur ein dürftiges Ergebniß aufzuweisen. Auch Gerste hat unter der Dürre und Hitze zu leiden gehabt, verspricht jedoch einen besseren Ertrag. Am besten sind die Aussichten für die Kartoffelernte.

In Reval hat Roggen ein Ergebniß unter Mittel und Weizen eine Mittelernte geliefert. Die Gerste⸗ und Haferernte ist im all⸗ gemeinen dürftig ausgefallen.

In Polen war die Witterung während des Monats September günstig für die Winterbestellung der Felder. Die Kartoffelernte ist dort nach Qualität und Quantität im allgemeinen befriedigend aus⸗ gefallen, wenn auch etwas geringer als im vorigen Jahre. Der zweite Heu⸗ und Kleeschnitt hat ein befriedigendes Resultat ergeben.

In den Südwestprovinzen ist die Winterbestellung fast überall beendet. Theilweise wird darüber geklagt, daß die anhaltende Trockenheit das Aufgehen der Saaten beeinträchtigt.

Das Ernteergebniß Transkaukasiens kann im allgemeinen als befriedigend bezeichnet werden. Im Einzelnen ist auf Grund amtlicher Nachrichten Folgendes zu bemerken:

Gouvernement Tiflis. Im Kreise Achalkalaki war der Getreide⸗ stand in den Niederungen mittel, im Gebirge befriedigend. Im Kreise Gori ist der Ernteertrag mit Ausnahme von Mais befriedigend. Das Korn ist aber klein, mager und leicht. Im Kreise Telaw litten die Saaten durch Dürre. Im Kreise Bortschala haben Ueber⸗ schwemmungen und Hagelschlag großen Schaden angerichtet.

Gouvernement Kutais. Im Kreise Kutais ist die Mais⸗ ernte gut.

Gebiet Kars. In der Umgegend von Kars wurde von Weizen und Gerste das 5. und 6. Korn geerntet.

Gouvernement Eriwan. An einigen Orten hat Hagelschlag die Saaten vernichtet. Die Weizenernte ist befriedigend, der Gerste⸗ ertrag aber unter Mittel.

Gouvernement Elisabethpol. Im Kreise Elisabethpol hat Hagelschlag den Saaten Schaden zugefügt; auch sind Feldmäuse in großen Mengen zum Vorschein gekommen.

Daghestan⸗Gebiet. Im Bezirk Kurinsk ist die Ernte be⸗ friedigend. Im Bezirk Awarsk hat Platzregen die Saaten geschädigt.

Ernteergebnisse in Norwegen.

Nachrichten aus Lauervig und Drontheim zufolge ist die Getreideernte dort, sowohl was Quantität wie Qualität anbetrifft, als recht befriedigend zu bezeichnen. In Bergen soll die Kartoffel⸗ ernte durch Nässe gelitten haben. 8

Saatenstand in Dänemark

Die Wintersaaten haben sich infolge der milden und feuchten Witterungsverhältnisse der letzten Zeit kräftig entwickelt und stehen im allgemeinen gut.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Der Gesundheitsstand in Berlin blieb in der Woche vom 4. bis 10. Oktober ein guter und die Sterblichkeit eine geringe; von je 1000 Einwohnern starben, aufs Jahr berechnet, 15,6. Unter den Todesursachen kamen akute Darmkrankheiten seltener als in der Vorwoche zum Vorschein, und die Zahl der durch sie bedingten Sterbefälle sank auf 46 (von 72 der Vorwoche). Die Gestorbenen befanden sich ausschließlich im Alter unter 2 Jahren. Die Bethei⸗ ligung des Säuglingsalters an der Sterblichkeit war eine geringere als in der Vorwoche; von je 10 000 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, 51 Säuglinge. Dagegen traten akute Entzündungemn der Athmungsorgane etwas häufiger zu Tage und endeten auch etwas häufiger mit dem Tode. Von den Infektionskrankheiten blieben Erkrankungen an Unterleibstyphus vereinzelt; Erkrankungen an Masern und Scharlach wurden etwas mehr, an Diphtherie nur wenig seltener als in der Vorwoche mitgetheilt, und zwar kamen Er⸗ krankungen an Scharlach aus der Rosenthaler Vorstadt, an Diphtherie aus der jenseitigen Luisenstadt, dem Stralauer Viertel und aus der Rosenthaler Vorstadt am häufigsten zur Meldung. Rosenartige Ent⸗ zündungen des Zellgewebes der Haut blieben selten. An Kindbett⸗ fieber wurde nur 1 Erkrankung bekannt. Erkrankungen an Keuch⸗ husten, die in 6 Fällen zum Tode führten, kamen gleichfalls seltener zur ärztlichen Beobachtung, während rheumatische Beschwerden aller Art in ihrem Vorkommen im Vergleich mit der Vorwoche keine wesentliche Veränderung aufwiesen.

Handel und Gewerbe.

8 8 8 Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 20. d. M. gestellt 12 702. nichz rechtzeiti. gestelt 1002 Wagen. In Oberschlesien sind am 20. d. M. gestellt 5083 nicht recht⸗ zeitig gestellt 255 Wagen.

Zwangs⸗Versteigerungen. Beim Königlichen Amtsgericht I Berlin standen am 19. und 20. Oktober die nachbezeichneren Grundstücke zur Ver⸗ steigerung: Schliemannstraße 23, dem Zimmerpolier Wilh. König gehörig; Flächenraum 8,58 a; Nutzungswercth 10 200 ℳ; Meistbietende blieb die Neue Berliner Baugesellschaft, Roonstraße 12, mit dem Gebot von 193 000 Putbuser⸗ straße 33, dem Rentier Wilh. Fischer gehörig; Flächenraum 10,90 a; Nutzungswerth 11 000 ℳ; Meistbietender blieb der Apotheker und Stadtverordnete Herm. Friederici, Weißenburger⸗ straße 36, mit dem Gebot von 156 000 Rigaerstraße 126, dem Zimmerpolier Aug. Rudolph gehörig; Flächenraum 9,71 a; Nutzungswerth 10 400 ℳ; Meistbietende blieb die Berliner Bau⸗ Terraingesellschaft, Gesellschaft m. b. Hftz⸗ mit dem Gebot von 157 500 Köslinerstraße 3, dem Rentier J. Gruen gehörig; Nutzungswerth 19 440 ℳ; Meeiistbietender blieb mit

203 200 der Rentier Jul. Sachs zu Berlin.

Vom rheinisch⸗westfälischen Eisenmarkt ist, wie die „Rhein.⸗Westf. Ztg.“ berichtet, wenig Neues zu melden, da in dem gleichmäßig günstigen Verhalten, welches die verschiedenen Fabrikations⸗ zweige seit langer Zeit durchweg zeigen, nennenswerthe Aenderungen nicht vorgekommen sind. Den Siegerländer Eisensteingruben sind in den letzten vierzehn Tagen weitere Aufträge in größerer Zahl zugegangen, und damit ist die voraussichtliche Förderung bis September nächsten Jahres als verschlossen zu be⸗ trachten. Ob und inwieweit es möglich sein wird, den noch nicht gedeckten Bedarf an Siegerländer Eisenstein zu be⸗ friedigen, hängt davon ab, in welchem Maße es Pelingfa, wird, die Förderung im Laufe des kommenden Jahres noch zu steigern; im

1.“

Monat September hat die Gesammtförderung eine Zunahme von rund 2 % gegen den Monat August erfahren. Die Preise sind un⸗ verändert. Die nassauischen Gruben haben infolge der starken Nach⸗ frage nach Erzen entsprechend zu thun und fördern nach Kräften, um den an sie herantretenden Anforderungen entsprechen zu können. Die Abschlüsse für nächstfährige Lieferung wickeln sich glatt ab. Die verschiedenen Marken Luxemburger Minette finden gleichfalls flotten Absatz. Auf dem Roheisenmarkt war der Geschäfts⸗ gang ein außerordentlich lebhafter; für das I. Semester haben die Verkaufsstellen die Produktion der Hochöfen abgeschlossen, bedeutende Anfragen liegen schon jetzt für Lieferung im I11. Semester n. J. vor, doch hält man mit Abschlüssen an leitender Stelle vorerst noch zurück; eine weitere Steigerung der Preise dürfte sobald nicht eintreten. da die Hochofenwerke bis fast für das III. Quartal n. J. sich in Erzen gedeckt haben; die sich hiernach ergebenden Selbstkosten lassen bei den heutigen Notierungen einen hinreichenden Verdienst. Fort⸗ gesetzt sehr stark ist die Nachfrage nach Altmaterial, und die von den Händlern verlangten Preise sind hoch und sehr fest, das Angebot ist schon seit Wochen verhältnißmäßig nicht groß, speziell alte Schienen sind fast gar nicht am Markt. Die Preise für Halbfabrikate in Fluß⸗ und Schweißeisen sind weiter gestiegen. Der Preis für Walzdraht, der bisher am wenigsten von der Besserung auf dem Eisenmarkte berührt worden war, ist um 5 erhöht worden. Die Stabeisenwerke sind vor wie nach angestrengt beschäftigt, weshalb in den meisten Fällen ehr lange Lieferfristen in Anspruch genommen werden. Für Gruben⸗ chienen werden zur Zeit durchweg etwas höhere Preise gefordert, 110 bis 112 für die Tonne, bedeutende Geschäfte können indeß hierzu nicht hereingebracht werden, da die Bergwerksgesellschaften zu 105 bis 107 ihren nächstjährigen Bedarf durchweg gedeckt haben. Die Träger⸗Walzwerke sind noch auf Monate hinaus mit Auf⸗ trägen versehen, und der Betrieb ist infolge dessen unbeschränkt; neue Be⸗ stellungen gehen allerdings infolge Nachlassens der Bauthätigkeit lang⸗ samer ein. In Grobblechen ist für das I. Semester ziemlich die anze Produktion untergebracht, und auch für mehrere weitere Monate iegen reichlich Spezifikationen vor, weshalb den Werken ein flotter Betrieb für die nächste Zeit gesichert ist; hauptsächlich ist in Kesselblechen viel zu thun, und es kommt nicht selten 8 vor, daß hierfür höhere als Konventionspreise erzielt werden. In Feinblechen wird von den Werken auf einen Preis von 140 gehalten, ebenso für Bandeisen auf 136 Vielfach aber werden diese Werkpreise noch aus zweiter Hand, in der sich aus älteren Ab⸗ schlüssen noch viel billiges Eisen befindet, unterboten. An Aufträgen für die nächsten Monate fehlt es den Werken nicht; vielfach reichen diese schon bis ins nächste Frühjahr; indessen gingen bei einzelnen Feinblechwerken die Ausführungsaufträge in letzter Zeit nicht immer prompt ein. Die Röhrenwalzwerke erfreuen sich schon über ein Jahr einer ungewöhnlichen starken Thätigkeit, und da der Verband ihnen im Inlande wenigstens sehr gute Preise sichert, so dürfen sie mit ihrer Lage zufrieden sein. Auch die Zukunft läßt sich gut an. Dasselbe gilt von den Waggonfabriken, die mit Anspannung aller Kräfte für die Staatsbahnen, Kleinbahnen und elektrische Bahnen beschäftigt sind. Auch bei den Maschinen⸗ fabriken und Gießereien sind nun die Klagen verstummt; überall liegen viele und lohnende Aufträge vor.

Der Deutsche Gewerbekammertag in Weimar, dessen Verhandlungen, dem „W. T. B.“ zufolge, der Geheime Ober⸗Re⸗ gierungs⸗Rath Dr. Wilhelmi vom Reichsamt des Innern, ferner der Geheime Regierungs⸗Rath Slevogt und der Ober⸗Bürgermeister Pabst aus Weimar beiwohnten, erklärte sich in seiner gestrigen Sitzung mit dem Grundprinzip des Entwurfs der Handwerker⸗Organtsation auf der Basis der Zwangs⸗Innungen einverstanden. Dafür sprachen sich u. a aus: Bremen, Chemnitz, Dresden, Hamburg, Leipzig, Lübeck, München, Plauen, Würzburg, Weimar, Zittau; dagegen Ludwig⸗ hafen, Nürnberg und Stuttgart.

Die Betriebs⸗Einnahmen der Schweizerischen Nordost⸗ bahn betrugen im September 1896 für den Personenverkehr 964 000 (im September 1895 963 000) Fr., für den Güterverkehr 1 248 000 (im September 1895 1 181 000) Fr., verschiedene Ein⸗ nahmen im September 1896 86 000 (im September 1895 88 126) Fr. Gesammteinnahme im Sevtember 1896 2 298 000 (im September 1895 2 232 126) Fr. Die Betriebs⸗Ausgaben betrugen im September 1896 1 119 000 (im September 1895 1 030 163) Fr.; demnach Ueberschuß im September 1896 1 179 000 (im September 1895 1 201 963) Fr.

Königsberg, 20. Oktober. (W. T. B.) Getreidemarkt. Weizen steigend. Roggen steigend, pr. 2000 Pfd. Zollgewicht 121. Gerste behauptet, Hafer fest, do. loko pr. 2000 Pfd. Zollgewicht 130. Weiße Erbsen pr. 2000 Pfd. Zollgewicht 117,00. Spiritus pr 100 Liter 100 % loko —,—, do. pr. Oktober —,— Gd., do. pr. Frühjahr —,— Br. b

Danzig, 20. Oktober. (W. T. B.) Getreidemarkt. Wetzer loko höher, Umsatz 350 t, do. inländ. hochbunt und wei 170 176 do. inländ. hellbunt 165 169, do. Transit hochbunt und wei 134 140, do. hellbunr 129 —133, do. Termin zu freiem Verkehr pr. Nov.⸗Dez. 174,00, do. Transit pr. Nov.⸗Dez. 140,00, Regulterungspreis zum freien Verkehr 172,00. Roggen loko fest, inländ. 120,00, do. russischer und polnischer zum Transit 87,00, do. Termin pr. Nov.⸗Dez. 120,00, do. Termin Transit pr. Nov.⸗Dez. 88,00, do. Regu⸗ lierungspreis zum freien Verkehr 121. Gerste, große (660 700 Gramm) 127. Gerste, kleine (625 —660 Gramm) 113,00. Hafer, inländischer 117,00. Erbsen, inländische 130,00. Spiritus loko kontingentiert 56,75, nicht kontingentiert 36,75.

Zucker, Transit, Basis 88 % Rendement franko Neufahrwasser

8,80 Gd. Stetig.

Stetrin, 20 Oktober. (W. T. B.) Getreidemarkt. Weizen höher, loko —,—, per Oktober 171,00, per Oktober⸗ November 171,00 Roggen höher, loto —,—, pr. Oktober 130,00, per Oktober⸗November 130,00. Pommerscher Hafer loto 125— 133. Rüböl loko fester, per Oktober 54,50, per November⸗Dezember 54,20. Spiritus fester, loko mit 70 Konsumsteuer 37,70. Perroleum loko 11,10. 1 8

Leipzig, 20. Okiober. (W. T. B.) (Schluß⸗Kurse.) 3 % Sächsische Rente 97,00, 3 ½ % do. Anleihe 101,00, Zeitzer Paraffm⸗ und Solaröl⸗Fabrik 100,00, Mansfelder Kuxe 718,00, Leipziger Kredit⸗ anstalt⸗Aktien 210,80, Kredit⸗ u. Sparbank zu Leipzig 120,75, Leipziger Bankaktien 170,40, Leipziger Hypothekenbank 138,25, Sächsische Bankattien 124,75, Sächsische BodenKreditanstalt 118,75, Leipziger Baumwollspinnerei⸗Aktien 179,00, Leipziger Kammgarnspinnerei⸗Aktien 195,00, Kammgarnspinnerei Stöhr u. Co. 195,00, Wernhausener Kammgarnspinnerei 89,50, Alten⸗ burger Aktienbrauerei 230,00, Zuckerraffinerie Halle⸗Aktien 118,00, Große Leipziger 169,75, Leipziger Elektrische Straßenb. 156,25, Thüringische Gasgesellschafts⸗Aktien 199,00, Deutsche Spitzen⸗ fabrik 224.00, Leipziger Elektrizitätswerke 138,00, Böhmische Nord⸗ bahn⸗Aktien 183,25.

Kammzug⸗Terminhandel. La Plata. Grundmuster B. pr. Oktober 3,07 ½ ℳ, pr. November 3,07 ½ ℳ, pr. Dezember 3,10 ℳ, pr. Januar 3,12 ½ ℳ, pr. Februar 3,15 ℳ, pr. März 3,15 ℳ, pr. April 3,15 ℳ, pr. Mai 3,17 ½ ℳ, pr. Juni 3,17 ½ ℳ, pr. Juli 3,17 ½ ℳ, pr. August 3,17 ½ ℳ, pr. September 3,17 ½ Umsatz 50 000. Ruhig. 1

Colchester, 20. Oktober. Lord Rosebery hielt bei der heutigen Eröffnungsfeier der neuen technischen Schule eine Rede, in welcher er den Mangel solcher Institute in England beklagte: Er stehe nicht an zu sagen, daß er den deutschen Wertbewerb in Zu⸗ kunft fürchte. Er fürchte die Deutschen in dieser Hinsicht, da er sie so hoch bewundere und schätze, weil sie ein sehr betriebsames Eund vor allem systematisches und wissenschaftliches Volk seien, welches, was es auch immer in jeder Kunst des Friedens oder Krieges unternehme, bis zur höchsten Vollkommenheit durchführe. England verliere jetzt an Terrain. Eine große Autorität auf dieem Gebiet, welche kürzlich Deutschland besuchte, habe einem seiner (Red⸗ ners) Freunde erzählt, daß er von dem Fortschritt der Deutschen in der technischen und kommerziellen Erziehung ganz betroffen gewesen sei. Lord Rosebery verlangte zum Schluß dringend eine Untersuchung

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