In der am 22. d. M. unter dem Vorsitz des Vize⸗ Präsidenten des Staats⸗Ministeriums, Staatssekretärs des Innern Dr. von Boetticher abgehaltenen Plenarsitzung des Bundesraths wurden der einer Militär⸗ Strafgerichtsordnung für das Deutsche Reich sowie die Vorlage, betreffend den Freundschafts⸗, Handels⸗, Schiffahrts⸗ und Konsularvertrag zwischen dem Reich und Nicaragua, den zuständigen Ausschüfen — und die vom Reichstag zu Petitionen über die Währungsfrage gefaßte Resolution dem Reichs⸗ kanzler überwiesen. Dem Entwurf eines Gesetzes für Elsaß⸗Lothringen über die Besteuerung der Bergwerke wurde die Zustimmung ertheilt. Außerdem wurde über den Seiner Majestät dem Kaiser wegen Besetzung einer öööö bei dem Reichsgericht zu unterbreitenden Vorschlag, sowie über die Resolution des Reichstags wegen Aenderung der Ausführungsbestimmungen, betreffend den Verkehr mit denaturiertem Spiritus, und über verschiedene Ein⸗ gaben Beschluß gefaßt. 8
Heute beriethen die vereinigten vnsscu. für das See⸗ wesen, für Handel und Verkehr und für Justizwesen.
8 8 ““ er Kolonialrath berieth bei Beginn seiner Sitzung am 22. Oktober Vormittags den Bericht des Ausschusses für Vorbildung der Kolonialbeamten. An den eingehenden Er⸗ örterungen e.ag sich neben einer größeren Anzahl von Mitgliedern des Kolonialraths auch der Kaiserliche Gouverneur von Wissmann. Es wurde besonders betont, wie überaus wichtig die jetzt nur in geringem Maße vorhandene Möglichkeit weiterer Verwendung der nicht mehr tropendienstfähigen Kolonialbeamten im Reichs⸗ und Staatsdienst sei, da ohne eine solche Aussicht es nicht möglich sei, dauernd uͤber tüchtige Beamte zu verfügen. Gegenwärtig bleibe nichts übrig, als gute Beamte in den besten Jahren in den Ruhestand zu versetzen. Staatssekretär a. D. Herzog warnte außerdem vor weiterer Ausgestaltung und auch nur Erhaltung des Rang⸗, Titel⸗ und Uniformwesens in den Schutzgebieten. Geheimer Legations⸗Rath Dr. Freiherr von Richthofen er⸗ achtete die Erweiterung des Orientalischen Seminars zu einer Art von Kolonialschule für wünschenswerth, da dann der Leitung der Kolonialverwaltun elegenheit geboten werde, unter gut vorgebildeten jungen Leuten, welche sich dauernd der Thätigkeit in den Schutzgebieten widmen wollen, die Auswahl u treffen. 1 8 85 weiteren Verlauf der Sitzung, welche Nachmittags 2 Uhr nach kurzer Pause fortgesetzt wurde, billigte die Ver⸗ sammlung den bisher von der Kolonialverwaltung befolgten Grundsatz, die Beamten aus allen Berufskreisen zu nehmen, wenn nicht eine besondere Berufsvorbildung erforderlich sei. Sie empfahl gleichzeitig, Bewerber, welche sich eine geeignete Vorbildung auf dem Orientalischen Seminar nach seiner ge⸗ planten Erweiterung angeeignet haben, gegebenen Falls in erster Linie zu berücksichtigene Im Orientalischen Seminar soll allen für den Kolonialdienst schon ausersehenen Beamten wie Personen, welche sich dafür ausbilden wollen, Gelegenheit gegeben werden, die nöthigen allgemeinen, sprach⸗ lichen und technischen Kenntnisse zu erwerben. Es wurde auch ein Antrag Seiner Hoheit des Herzogs Johann Albrecht zu Mecklenburg angenommen, welcher Verwendung von Kolonial⸗ beamten, die zurücktreten, weil sie das Tropenklima nicht mehr vertragen, in heimathlichen Ressorts befürwortet. Der Kolonialrath sprach sich ferner dahin aus, daß es er⸗ wünscht sei, daß Referendaren die Zeit, welche sie etwa in amtlicher Stellung in den Schutzgebieten zubringen, für ihre Vorbildung angerechnet werde. Es wurde im Anschluß hieran von Seiner Hoheit dem Herzog Johann Albrecht zu Mecklen⸗ burg ein Antrag gestellt, welcher es als erstrebenswerthes Ziel bezeichnete, daß in Schulen innerhalb der deutschen Schutz⸗ vtee. falls außer der Sprache der Eingeborenen noch das Lehren einer europäischen Sprache beabsichtigt werde, auch der Unterricht im Deutschen verlangt werden solle. Die Berathung, in welcher von seiten der Vertreter der Missionen verschiedene Bedenken geltend gemacht wurden, mußte schließlich wegen vorgerückter Zeit vertagt werden.
Bei der Wiedereröffnung der Sitzung des Kolonialraths am heutigen Vormittag einigte sich die Versammlung auf die Annahme des von dem Herzog Johann Albrecht modifizierten Antrags in folgender Form: Der Kolonialrath empfiehlt der Regierung, unter Berücksichtigung der in Betracht kommenden Verhältnisse darauf hinzuwirken, daß, wenn in den Schulen neben der Sprache der Eingeborenen noch eine europäische Sprache gelehrt wird, die deutsche in den Lehrplan auf⸗ genommen werde.
8 114“ 8 111““ 1 Der Unter⸗Staatssekretär im Auswärtigen Amt, Wirkliche Geheime Rath Freiherr von Rotenhan ist vom Urlaub
zurückgekehrt und hat seine Amtsgeschäfte wieder übernommen.
Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Königlich sächsischer Geheimer Rath und General⸗Staatsanwalt Dr. Rüger und Großherzoglich hessischer Geheimer Rath ööe hier eingetroffen.
8
. 8
Nach “ Meldungen an das Ober⸗Kommando
der Marine ist S. S. „Sperber“, Kommandant Korvetten⸗Kapitän Reincke, am 21. d. M. in Las Palmas angekommen und wird am 24. d. M. nach Lissabon gehen; S. M. S. „Stein“, Kommandant Kapitän zur See von Ahlefeld, ist am 21. d. M. in Cadiz 89 und wird am 26. d. M. die Reise nach Corfu fortsetzen; S. M. S. „Cormoran“, Kommandant Korvetten⸗Kapitän Brink⸗ mann, ist heute in Chefoo und S. M. S. „IJrene“, Kom⸗ mandant Korvetten⸗Kapitän du Bois, heute in Hongkong an⸗ gekommen. “
In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staats⸗Anzeigers“ werden Nachrichten über den Stand der Herbstsaaten im Deutschen Reiche um die Mitte des Monats Oktober sowie über die diesjährige Ernte von Weizen, Spelz und Sommergerste, zu⸗ sammengestellt im Kaiserlichen Statistischen Amt, veröffentlicht.
Wiesbaden, 22. Oktober. Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Sachsen hat sich heute von hier nach Baden⸗Baden begeben, wo Höchstderselbe mehrere Tage zu ver⸗ weilen gedenkt.
Württemberg.
Die Steuerkommission der Kammer der Ab⸗ eordneten ist am Mittwoch zusammengetreten und hat die Berathung des Gesetzes über die Einkommensteuer be⸗
gonnen. Hessen.
Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich machte gestern Nachmittag⸗ in Darmstadt mit Ihren Königlichen Hoheiten dem Großherzog und der geenh reis sowie Ihrer Kaiserlichen Hoheit der Großfürstin Sergius eine Spazier⸗ fahrt. Um 4 ½ Uhr kehrte Ihre Majestät, Allerhöchstwelche von dem Großherzog und der Großherzogin nach dem Bahnhof geleitet wurde, nach Schloß Friedrichshof zurück.
Ihre Majestät die Kaiserin von Rußland gewährte gestern dem Maler Professor von Angeli eine längere Sitzung. Gestern Abend wohnten Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin von Rußland der Vorstellung im Hof⸗Theater bei.
Oldenburg.
Der Landtag ist, dem „Hamb. Corresp.“ zufolge, auf den 6. November einberufen worden.
Oesterreich⸗Ungarn. Der Chef des Generalstabes, Feldzeugmeister Freiherr von
Beck hat anlaͤßlich seines 50 jährigen Dienstjubiläums auch ein
huldvolles Telegramm Seiner ajestät des Deutschen Kaisers, sowie Glückwunschschreiben von dem General⸗Obersten Grafen von Waldersee und dem Chef des deutschen General⸗ stabes, General der Kavallerie Grafen von Schlieffen, empfangen. Während der vorgestrigen kameradschaftlichen Zu⸗ sammenkunft zu Ehren des Jubilars, an welcher gegen 200 Offiziere theilnahmen, traf ferner ein Glückwunsch⸗Telegramm des deutschen Generalstabes ein.
Im Budget⸗Ausschuß des österreichischen Ab⸗ geordnetenhauses erklärte gestern der Finanz⸗Minister Dr. von Bilinski, die Frage der Ausgabe von Silber⸗ Zertifikaten sei bisher zwischen den beiden Regierungen nicht erwogen worden, er sei jedoch bereit, auf einen etwaigen Wunsch sich hierüber mit der unga⸗ rischen Regierung ins Einvernehmen zu setzen. Der Handels⸗Minister Freiherr Glanz von Eicha hob den günstigen Einfluß hervor, den die erhöhten Staatsunter⸗ stützungen für die Handelsmarine sowohl in numerischer wie qualitativer Finsich gehabt hätten. Das zur Unterhaltung eines regelmäßigen Verkehrs zwischen Triest und Nord⸗Amerika errichtete Unternehmen importiere bereits Baumwolle und fördere die Aussichten des österreichischen Exports nach Amerika.
Frankreich.
er König von Griechenland ist gestern Abend von Paris nach Wien abgereist.
Der „Matin“ meldet, es sei seitens der Regierung eine Vorlage, betreffend die Zuckerbesteuerung, zu erwarten, worin die Vertheilung eines Prämienbetrags von 16 Mill. Fr. für die Gesammtproduktion einschließlich der Fabrikationsüber⸗ schüsse vorgeschlagen werde. Gleichzeitig solle die ordentliche Steuer von 60 6 64 Fr. für 100 kg, die Steuer für die Ueberschüsse über den gesetzlichen Ausbeutebetrag (von 7,75 kg Zucker auf 100 kg Rüben) von 30 auf 32 Fr. er⸗ höht werden. Der Regierungsvorschlag werde dahin gehen, diese neue Zuckersteuer zwei Campagnen hindurch zu erproben und während dieser Zeit eine internationale Verständigung zur Abschaffung der Prämien anzubahnen.
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Italien.
Nuach dem Empfang des Fürsten von Montenegro, der Prinzessinnen Helene und Anna sowie des Prinzen Mirko auf dem Bahnhof begaben sich gestern die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften unterbegeisterten Huldigungen der Bevölkerung nach dem Quirinal. Auf dem ganzen Wege dorthin hatten die Truppen Spalier ge⸗ bildet, und die Kapellen spielten die montenegrinische und die italienische Hymne. Auf dem Platz vor dem Quirinal erfolgten seitens der dichtgedrängten Volksmenge stürmische Kundgebungen, als der Prinz von Neapel an der Seite der Prinzessin Helene von Montenegro sowie die Majestäten und die anderen Fürstlichkeiten auf dem Balkon erschienen. Die Allerhöchsten und Höchsten Herr⸗ schaften verneigten sich huldvollst dankend gegen die jubelnde Menge. Gestern Abend fand im Quirinal ein Familiendiner zu 80 Gedecken statt. ““ “
ͤaA1X.X“ Der General⸗Kapitän Marquis de Novaliches, Mit⸗ glied des Obersten Rathes für Krieg und Marine, ist, nach einer dem „W. T. B.“ zugegangenen Meldung aus Madrid, gestern gestorben. SGriechenland. 8 “ Die russischen Kriegsschiffe „Navarin „Alexander II.“, welche sich in den türkischen Gewässern be⸗ finden, werden nach Griechenland zurückkehren und während des Winters im Piräus verbleiben. Das britische Geschwader unter dem Admiral Harris wird demnächst in der Bucht von Salamis erwartet.
Rumänien. 8
Am Mittwoch fanden, in Gegenwart des Königs und des Prinzen Ferdinand, Angriffs⸗ und Verthei⸗ digungsmanöver bei der Festung Bukarest statt. Die Hälfte der bei den Manövern betheiligten Truppen gehörte dem stehenden Heere an, während die andere Hälfte aus Milizen bestand, welche zum ersten Male zu militärischen Uebungen zusammengezogen worden waren. Nach Beendigung des Manövers fand ein Vorbeimarsch der Truppen vor dem König statt.
Serbien.
Der Stellvertreter des Ersten Adjutanten des Königs, Oberst⸗Lieutenant Solarowitsch, ist, dem „W. T. B.“ zu⸗ folge, von dem Posten als Referent im Kriegs⸗Ministerium enthoben und ausschließlich in den persönlichen Dienst des Königs gestellt worden. 8 1
Die ins Stocken gerathenen Verhandlungen über den Handelsvertrag mit Bulgarien sind, nachdem der serbische Gesandte in Sofia Danitsch mit neuen Instruktionen
in Sofia eingetroffen ist, wieder aufgenommen worden
In einem gestern Abend abgehaltenen Ministerrath hat, wie „W. T. B.“ aus Sofia erfährt, der Fürst 2 erdinand auf “ des Minister⸗Präsidenten Stoilow eine Zustimmung zur Auflösung der Sobranje gegeben.
Dänemark.
In der gestrigen Sitzung des Folkething gab, wie dem „W. T. B.“ aus Kopenhagen gemeldet wird, der Minister⸗ Präsident Baron von Reedtz⸗Thott auf Veranlassung des Abg. Hage⸗Regin die Erklärung ab, das Ministerium würde seine Aufgabe als beendet ansehen, falls wiederum ein unlös⸗ barer Budgetkonflikt eintreten sollte. Der Abg. Hage dankte dem Minister für die offene Erklärung, durch welche er aus⸗ gesprochen habe, daß das jetzige Ministerium unter keinen
mständen provisorische Finanzgesetze erlassen würde.
Amerika.
Gelegentlich des 150. Jahrestages der Gründung der Universität in Princeton hat der Praͤfidemt Cleveland sich an die Studenten derselben mit der Aufforderung gewandt, sie — und ebenso alle anderen Kollegien und Universitäten der Vereinigten Staaten — sollten im Namen der ameri⸗ kanischen Brüderschaft gegen die Anschläge gewisser Partei⸗ gänger bei der präsidentschaftlichen ahlkampagne, welche das nationale Wohl in Gefahr brächten und einen unheilbaren Bruch unter den verschiedenen Klassen herbeizuführen drohten, Einspruch erheben.
Der Schatzsekretär Carlisle äußerte in einer in Covington (Kentucky) gehaltenen Rede: Den ersten Schritt ur Beseitigung der finanziellen Schwierigkeiten müsse das Volk durch eine Wahl thun, welche der unheilvollen, die Industrie lähmenden und den Handel niederdrückenden Agi⸗ tation für immer ein Ende mache. Der zweite Schritt bestehe dann in der Einziehung der von den Vereinigten Staaten ausgegebenen Noten, wodurch die Last der Goldbeschaffun den Banken auferlegt würde. .““ 1
Afrik
Das „Reuter’'sche Bureau“ berichtet aus Tanger, daß der Kreuzer „d⸗Iberville“ mit dem von den Riffpiraten wieder freigelassenen Kapitän der französischen Barke „Prosper Corin“ in Tanger eingetroffen sei.
Der Präsident Steyns theilte gestern im Volksraad des Oranje⸗Freistaats mit, daß die Kapregierung das von dem Freistaat vorgeschlagene Kompromiß bezüglich der Eisen⸗ bahntarife angenommen habe. Die Befriedigung, den Streit⸗
fall wegen der Eisenbahntarife beigelegt zu sehen, ist eine
allgemeine. 8
Parlamentarische Nachrichten.
Auf der Tagesordnung für die 120. Plenarsitzung des Reichstags am 10. November steht die zweite Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffken Aenderungen und Er⸗ gänzungen des Gerichtsverfassungsgesetzes und der Strafprozeßordnung.
Statistik und Volkswirthschaft.
Zur Arbeiterbewegung. 8
Aus Leipzig berichtet die Lpz. Ztg.“: In einer Holzarbeiter⸗ versammlung wurde mitgetheilt daß der vor einiger Zeit aus⸗ gebrochene Drechslerausstano einen für die Arbeiter günstigen Verlauf nehme, da die Innung jetzt auch die aufgestellten Forderungen an⸗ erkenne und 134 Gehilfen in 3! Werkstellen mit wenigen Ausnahmen nuch dem aufgestellten Tarif bezahlt würden, während nur noch 20 Ausständige zu unterstützen seien (vgl. Nr. 242 d. Bl)
Hier in Berlin hat, wie die Berliner „Volks⸗Ztg.“ mittheilt, eine Versammlung der Töpfer beschlossen, von dem sogenannten „Fensterausstand“ in diesem Winter Abstand zu nehmen; als Grund für diesen Beschluß wird die Schwäche der Organisatton und die ungenügende Vorbereitung angeführt. Den Arbeitern der einzelnen Bauten wird empfohlen, da, wo ein Erfolg zu erwarten ist, um Ver⸗ glasung der Fenster und Sicherung vor Zugluft vorstellig zu werden. Im nächsten Jahre soll eine große Bewegung zur endgültigen Lösung dieser Frage eingeleitet wersen. — Der Ausstand der Litho⸗ graphen, Steindrucker und Berufsgenossen nimmt, einer Mittheilung des „Vorwärts“ zufolge, an Auedehnung zu. Die Fabrikanten sollen angeblich den Beschluß durchführen wollen, sämmtliche in den Luxuepapier⸗Fabriken beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen autzusperren. Die Zahl der Ausständigen beträgt jetzt bereits 1800 und wird sich möglicherweise auf 6000 steigern (vgl. Nr. 250 d. Bl.).
In Wien befinden sich nach demselben Blalt die Arbeite Albumfabrik von Zeh wegen Lohnstreits im Ausstand.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Der Stand der Reblauskrankheit im Deutschen Reich.
Der soeben erschienenen 18. „Denkschrift, betreffend die Be⸗ kämpfung der Reblauskrankheit“, entnehmen wir folgende Mittheilungen über den Stand der Reblauskrankheit im Reiche: 3
Was zunächst das Königreich Preußen anbelangt, so zeigten in der Rheinprovinz die Revisionen der in den Vorjahren zerstörten Herde überall da, wo das bewährte Vernichtungsverfahren mit Schwefel⸗ kohlenstoff und Petroleum angewandt war, das günstigste Ergebniß. Nur auf einem Rolandswerther Herde wurden an einer Grenzstelle noch zwei Wurzeln mit lebenden Rebläusen aufgefunden. Stock⸗ ausschläge waren nur in geringer Zahl vorhanden.
Tage geförderten Wurzeln zrigten sich völlig zerstört. - waren auf einem Herd in der Gemarkung Urbar, wo versuchsweise Formollösungen in verschiedenen Stärken als Desinfektionsmittel angewandt waren, die Pflanzen reich mit lebenden Rebläusen besetzt ormol ist hiernach, wie auch die theoretische Untersuchung seiner irkungen ergeben hatte, kein sicher wirkendes Mittel zur Vertilaung der Reblaus. Der Versuchsherd wurde alsdann in üblicher Weise vernichtet. — Die unter der Oberleitung des Garten⸗Inspektors Ritter ausgeführten und auf 873 000 Rebstöcke ausgedehnten Untersuchungen führten in den Gemarkungen Muffendorf, Lannesdorf, Werlau, Urbar, St. Goar und Biebernheim zur Auffindung von 20 neuen Herden mit 5952 kranken und 19 915 gesunden Stöcken auf einer Fläche von 5 ha 9,05 a. Die an der Obermosel und an dem oberen Theil der Mittelmosel mit besonderer Sorgfalt unternommenen Begehungen verstärkten die Zuversicht, daß das große Moselgebiet der Rhein⸗ provinz noch reblausfrei ist. In der isoliert liegenden Gemarkung Groß⸗Hemmersdorf im Niedthal, einem Seitenthal der Saar, fanden ch im unmittelbaren Anschlusse an die im Vorjahre entdeckten Herde
ünf weitere Herde mit 636 kranken und 19 129 gesunden Rebstöcken
auf einer Fläche von 1 ha 4,33 a.
“
umlaufs ihre ich bei dem ganz eisenbahn⸗Verwaltung
machen, unausgesetzt auch durch vermehrte örtliche Revi
Ehrenzeugnissen ausgezeichneten
21. Oktober
Die in der Provinz Hessen⸗Nassau in den Jahren 1890 bis 1894 aufgefundenen Herde wurden zweimal mit sehr günstigem Er⸗ gebniß revidiert. Lebende Rebläuse oder Spuren solcher wurden nicht gefunden. Die wenigen aufgedeckten Stockausschläge rührten von Ein⸗ legern ber, wesche bei den Vernichtungsarbeiten unbemerkt abgerissen und tief im Boden stecken geblieben waren. Die Untersuchungs⸗ arbeiten führten in den Gemarkungen Diedenbergen, Nochern, St. Goarshausen und Paternberg zur Auffindung unbedeutender Spritzinfektionen in der Nähe älterer Herde mit 143 kranken und 13 661 gesunden Rebstöcken auf einer Fläche von 1 ha 54 a.
Auch in der Provinz Sachsen hatte die Revision der älteren 3s ein günstiges Ergebniß. Nach dem Bericht des Oberleiters der
eblausbekämpfungsarbeiten daselbst wurden jedoch 27 neue Herde mit 1787 kranken und 34 889 gesunden Rebstöcken auf einer Fläche von 2 ha 72,53 a aufgefunden.
Das Weinbaugebiet der Pfalz hatte bisher für reblausfrei gegolten; im Saptember 1895 wurde indeß in der Gemarkung von Sausenheim bei Grünstadt, Bezirksamt Frankenthal, ebenfalls ein um⸗ fangreicher Reblausherd aufgefunden. Die abgesonderte Lage desselben von den werthvollsten Rebgeländen der Pfalz läßt allerdings die Hoffnung be⸗ gründet erscheinen, daß es sich, ähnlich wie im Großherzogthum Hessen, nur um eine vereinzelte und durchaus lokalisierte Infektion handelt. An den mit der Auffindung des Herdes verbundenen Arbeiten be⸗ theiligte sich noch der bald darauf verstorbene Reichsrath Dr. Buhl, der sich um die Organisation der Reblausbekämpfung große Verdienste erworben hat.
Im Königreich Sachsen hatte die Revision der älteren Herde ein günstiges Ergebniß. Sie zeigte auch, daß bei normalen Bodenverhältnissen geringere Mengen Petroleum, als bisher verwendet wurden, zur Desinfektion genügen. Neue Reblaus⸗ herde wurden aufgefunden: in der Gemarkung Oberwertha 29 Herde mit 1193 kranken Stöcken auf einer Fläche von 51,15 a, in der Gemarkung Cossebaude 3 Herde mit 71 kranken Stöcken auf einer Fläche von 4,41 a und in der Gemeinde Gohlis (Amtshaupt⸗ mannschaft Meißen) ein Herd mit 1501 kranken Stöcken auf einer Fläche von 20,85 a.
Die Reblausbekämpfungsarbeiten in Württemberg beschränkten sich auf die verseuchten Gemarkungen Poppenweiler und Neckar⸗ weihingen. Das Ergebniß der Revision der älteren Herde befriedigte. Weitere Untersuchungen führten indeß zur Auffindung von zwei neven 13 kranken und 294 gesunden Stöcken auf einer Fläche von 0,13 a.
Im Ober⸗FElsaß wurden neue Herde in den schon seit langer Zeit befallenen Gemarkungen Lutterbach, Pfastatt und Hegenheim, sowie in der bisher reblausfreien Gemarkung Thann aufgefunden. In Lothringen wurden neue Infektionen in Vallières, St. Julien, Vantoux, Ancy, Soy⸗Chapelles und in der bisher unverseuchten Ge⸗ markung Chatel St. Germain ermittelt.
Bis zum Schluß des Etatsjahres 1893/94 oder des Kalender⸗ jahres 1894 waren von den Bundesregierungen in Reblaus⸗ angelegenheiten 5 178 728 ℳ aufgewendet worden. Im Etatsjahre 1894/95 und im Kalenderjahre 1895 haben die Kosten 421 508 ℳ betragen. Es ergiebt dies demnach eine Gesammtausgabe von 5 600 236 ℳ% Außerdem sind seitens des Reichs seit dem Jahre 1879/80 bis zum Schluß des Etatsjahres 1894/95 56 733 ℳ auf⸗ gewendet worden, davon im Etatsjahre 1894/95 ein Betrag von I10 .6 1
Ernteergebniß Italiens.
Amtlichen Schätzungen zufolge beträgt die diesjährige Weizen⸗ ernte Italiens ungefähr 48 700 000 hl, d. i. etwa 7 000 000 hl mehr als im vorigen, sehr ungünstigen Jahre.
Im nördlichen Italien scheint die Maisernte infolge günstiger Witterung besser auszufallen, als erwartet wurde, und dürfte eine Mittelernte ergeben; das Erträgniß der größtentheils beendigten Reisernte wird auf erwa 70 % einer Mittelernte geschätzt.
In Süd⸗Italien und Sizilien ist der Stand der Saaten infolge reichlichen Kegens ein recht guter. Besonders verspricht die bevor⸗ stehende Maisernte dort ein gutes Ergebniß.
Nr. 19 der „Mittheilungen der Deutschen Land⸗ wirthschafts⸗Gesellschaft“ vom 20. Oktober enthält neben Bekanntmachungen des Direktoriums und Mittheilungen der Aus⸗ schüsse ausschließlich Geschäfts⸗ und Sitzungsberichte, in einem der letzteren u. a. auch ein Referat über die Wander⸗Ausstellung zu Hamburg vom 17. bis 21. Juni 1897. — In der für die Berichterstattung der
land⸗ und forstwirtbschaftlichen Sachverständigen bei den Kaiserlichen Vertretungen im Auslande bestimmten Beilage werden Aufsätze von
den landwirthschaftlichen Sachverständigen in Washington über die Weidewirthschaft in den Vereinigten Staaten von Amerika und über
die amerikanischen Pferde⸗Ausstellungen, von dem landwirthschaftlichen Sachverständigen in St. Petersburg über die finländische landwirth⸗
schaftliche Hochschule Muͤstiola und über finländische Betriebseinrich⸗
tungen, sowie ferner der erste Theil eines Aufsatzes von dem landwirth⸗
schaftlichen Sachverständigen in Wien über den Zuckerrübenbau in Ungarn veröffentlicht. mee
Handel und Gewerbe.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 22. d. M. gestellt 12 003, nich: rechtzeitig gestellt 2082 Wagen. In Oberschlesten sind am 22. d. M. gestellt 4445 nicht recht⸗ zettig gestellt 840 Wager.
Der Minister der öffentlichen Arbeiten hat folgenden
Erllaß an die Königlichen Eisenbahn⸗Direktionen gerichtet: „In der
säßten Woche ist die Wagengestellung sowohl in dem ober⸗ schlesischen als auch im Ruhrbezirk erheblich hinter der Anforderung zurückgeblieben. Wenn ich auch annehmen darf, daß die König⸗ lichen Eisenbahn⸗Direktionen der Beschleunigung des Wagen⸗ vollste Aufmerksamkeit widmen, so nehme hervorragenden Werth, den die Staats⸗ ö im Interesse der Industrie und Land⸗ wirthschaft auf eine rechtzeitige zu legen hat, Anlaß, den Königlichen Eisenbahn⸗Direktionen erneut zur Pflicht zu
darüber u wachen, daß alle zur Beschleunigung des Wagenumlaufs ienlichen Mittel angewendet werden. Insbesondere ist streng darauf u halten, daß eine vorzeitige Deckung des Bedarfs einzelner Sta⸗ ionen unterbleibt.“
In der Liste der auf der Berliner Gewerbe⸗Ausstellung 896 durch Beschluß des Sööö vom 8. Oktober mit — ussteller (veröffentlicht in Nr. 243. d. Bl., Erste und Zweite Beilage) ist unter Gruppe VI, Nr. 15, Kat.⸗Nr. 1256, statt Paul Welzel zu lesen: Wetzeel; ferner nter Gruppe XXa, Nr. 53, Kat.⸗Nr. 3425, statt J. Knaack Stettin: riedrich Knaack, Stettin. Zwangs⸗Versteigerungen. Beim Königlichen Amtsgericht I Berlin standen am 1 die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Lübbeckerstraße 27, der Deutschen Handelsbank, G. m. b. Hftg., gehörig; Flächenraum 11,43 a; Nutzungswerth 16 680 ℳ; für das Meistgebot von 229 000 ℳ wurde Frau Alice Faehn drich, vFr. Freiin von Nordeck zur Rabenau, Ehefrau des preußischen mtsrichters a. D. Faehndrich zu München, Ersteherin. — Strom⸗ raße 43, zur Tischlermeister Alb. Walter'schen Konkurs⸗ [ache gehörig; Flächenraum 14,68 a; Nutzungswerth 11 430 ℳ; für das Meistgebot von 139 100 ℳ wurde Frau Fabrikbesitzer Clara Jürst zu Schöneberg Ersteherin. — Aufgehoben wurde das Ver⸗ fahren wegen des Grundstücks Urbanstraße 65, dem Kaufmann Bernh. Auerbach gehöri 6 u“
8
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Beim Königlichen Amtsgericht II Berlin standen die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Grundstück zu Lichten⸗ berg, angeblich Margarethenstraße 20 belegen, dem Verwalter Wilhelm Roß zu Berlin gehörig; Flächenraum 10,51 a; Meist⸗ bietender blieb der Klempnermeister Otto Conrad zu Rummels⸗ burg, Kantstraße 15, mit dem Gebot von 83 000 ℳ — Grundstück zu Französisch⸗Buchholz, angeblich an der Chaussee belegen, dem Tischlermeister Gustav Borck zu Französisch⸗Buchholz gehörig; Flächenraum 10,16 a; Nutzungswerth zur Gebäudesteuer 372 ℳ; 8 das Meistgebot von 200 ℳ wurde der Rentier Ludwig Leh⸗ mann zu Französisch⸗Buchholz Ersteher. — Grundstück zu Pankow, Florastraße 58, dem Baumeister Gustav Behrendt zu Nieder⸗Schönhausen, gehörig; Flächenraum 6,81 a; Nutzungs⸗ werth zur Gebäudesteuer 3400 ℳ; für das Meistgebot von 75 000 ℳ wurde der Rentier Max Lahl zu Berlin, Thaerstraße 36, Eesteher.
Grundstück zu Reinickendorf, in der Lette⸗Allee 13 belegen, dem Rohrleger Gottlieb Ruppert zu Berlin gehörig; Flächen⸗ raum 4,48 a; Nutzungswerth zur Gebäudesteuer 432 ℳ; mit dem Gebot von 197,20 ℳ blieb die Gutsbesitzer Julius Alberts 'sche Nachlaßmasse Meistbietende. — Grundstück zu Weißensee, angeblich Prenzlauer Chaussee 18 belegen, dem Bauunternehmer und Maurer⸗ meister Wilhelm Ulrich zu Weißensee, Langhanestraße 77 ge⸗ hörig; Flächenraum 6,27 a; Nutzungewerth zur Gebändesteuer 2040 ℳ; mit dem Gebot von 39 700 ℳ blieb der Töpfermeister Carl Jung zu Weißensee, Gustav⸗Adolfstraße, Meistbietender. — Grundstück zu Weißensee, Heinersdorfer Weg 35 belegen, dem Schankwirth Friedrich Stiegler gehörig; Flächenraum 9,55 a; Nutzungswerth zur Gebäudesteuer 2270 ℳ; Meistbietender blieb der Gastwirth Ernst Torper zu Berlin, Prenzlauer Allee 165, mit dem Gebot von 37 000 ℳ — Grundstück zu Lankwitz, Annastraße 5 belegen, dem Zimmermeister Karl Heinschke zu Berlin gehörig; Flächenraum 5,37 a; Nutzungswerth zur Gebäudesteuer 843 ℳ; für das Meistgebot von 19 200 ℳ wurde die Handelsgesellschaft in Firma Maluschke u. Co. zu Berlin, Eberswalderstraße 11/13, Ersteherin. — Grundstücke zu Steglitz an der Straße 10 11, 15 und an der Forst⸗ straße belegen, der Kommandit⸗Gesellschaft Stralauer Flaschen⸗ fabrik Evert u. Neumann zu Stralau gehörig; Reinertrag 17,03 Thaler; Flächenraum 1 ha 8 a 72 qm; für das Meistgebot von 82 000 ℳ wurde der Banquier Julius Model zu Berlin, Oberwallstraße 4, Ersteher. — Aufgehoben wurde das Verfahren der Zwangsversteigerung wegen des zu Groß ⸗Lichterfelde, Lorenz⸗ straße 65, belegenen, dem Baumeister Arthur Petzenbürger gehörigen Grundstücks.
— Der Verein Berliner Kaufleute und Industrieller hat für seinen nächsten Arbeitsabend am 30. Oktober, im kleinen Saal des Kaiserhofs, folgende Tages ordnung aufgestellt: 1) Geschäft⸗ liche Mittheilungen. 2) Die Verhandlungen der Deutsch⸗Oester⸗ reichischen Gewerbeschutzkonferenz vom Standpunkt der Gesammt⸗ interessen des Handels und der Industrie. Referenten: Dr. Albert Osterrieth, Syndikus des Deutschen Vereins zum Schutz des gewerb⸗ lichen Eigenthums, und Kommerzien⸗Rath Hugo Lissauer. 3) Die Handhabung des Nahrungsmittelgesetzes in Berlin, Referent: der Syndikus des Vereins Dr. Heinrich Fränkel.
— Die nächste Börsen⸗Versammlung zu Essen findet am 26. Oktober im „Berliner Hof“ statt.
— Die Einnahmen der Königlich bayerischen Staats⸗ bahnen betrugen im September d. J. 11 921 343 (+ 537 592) ℳ und vom 1. Januar bis Ende Septbr. 93 501 326 (+ 5 686 794) ℳ
— In Karlsruhe ist gestern zum ersten Male der badische Gewerberath. zusammengetreten. Er beschäftigte sich unter dem Vorsitz des Präsidenten des Ministeriums des Innern Eisenlohr in vierstündiger Berathung mit der Frage der Organisation des Hand⸗ werks. Wie „W. T. B.“ berichtet, kam man zu der Erklärung, daß dem neuen Gesetzentwurf gegenüber an dem badischen Entwurf vom Jahre 1892 über die Gewerbekammern festzuhalten sei, die Zwangs⸗ innungen zu verwerfen seien, dagegen die Einführung von Hand⸗ werker, und Gewerbekammern sowie die obligatorische Lehrlingsprüfung zu befürworten sei.
Stettin, 22 Oktober. (W. T. B.) Getreidemarkt. Weizer niedriger, loto 166— 169, per Oktober 169,00, ver Oktober⸗ November 169,00 Roggen niedriger, loko 127 — 129, pr. Oktober —,—, per Oktober⸗November 127,50. Pommerscher Hafer loke 128— 133. Rüböl loko unverändert, per Oktober 55, per November⸗Dezember 54,70. Spiritus flau, loko mit 70 ℳ Konsumsteuer 36,70. Petroleum loko 11,10. 1G
Breslau, 22. Oktober. (W. T. B.) Getreide⸗ und Pro⸗ duktenmarkt. Spiritus per 100 1 100 % exkl. 50 ℳ Verbrauchs⸗ abgaben pr. Oktober 55,50, do. do. 70 ℳ Verbrauchsabgaben
pr. Oktober 36,00.
Magdebhnrg, 22 Oktober. (W. T. B.) Zuckerbericht. Kornzucker exkl. von 92 % —,—. Kornzucker exkl. 88 % Rendem. 9,75 — 9 95. Nachprodukte exklusive 75 % Rendement 7,50 — 7,95 Nach lebhaftem Geschäft ruhiger. Btrorraffinade I 23,75. Brotraffinade 11—. Gem. Rafstnade mit Faß 23,25 — 24,25, Melis 1 mit Faß 22,25. Rubig. Rohzucker I. Produkt Transito fr. a. B. Hamburg per Oktober 9,12 ½ Gd., 9,17 ½ Br., pr. November 9,10 Gd., 9,15 Br., pr.
dezember 9,20 Gd., 9,25 Br., pr. Januar⸗März 9,42 ½ Gd., 9,50 Br., pr April⸗Mai 9,70 Gd., 9,75 Br. Matt.
Frankfurt a. M., 22. Oktober. (Getreidemarktbericht von Joseph Strauß.) Auf dem Weltmarkt setzte sich in der letzten Woche die aufstrebende Konjunktur mit Energie fort. Hauprsächlich wirkten wieder die von Oseindien vorliegenden Meldungen und die mit ihnen unmittelbar zusammenhängende Waarenbewegung anregend. Die schon früher vorhandene Vorliebe für Weizen und Hafer dauert fort. Tendenz fest, mit weiteren Kurserhöhungen. — Weizen ab Umgegend etwa 16 ¼ — 16 ½ ℳ, Wetterauer und kurhessischer frei hier etwa 17 — 17 ¼½ ℳ, Redwinter, Kansas und russischer 17¾ —19 ℳ; Roggen, hiesiger etwa 13 ½ — 13 ¾ů ℳ, do. russischer etwa 13 ¾ — 14 ℳ; Braugerste, hiesige und Pfälzer, je nach Qualifät 15 —17 ℳ; Hafer, hiesiger 12 ¼ — 12 ¾ ℳ, do. russischer 14 ¼ — 15 ℳ, Mais (Migxed) etwa 10 ℳ, Weizenkleie etwa 8 ℳ, Roggen⸗ kleie etwa 9 ℳ, getr. Biertreber etwa 8 — 8 ½ ℳ, Malzkeime 7 ¾ bis 8 ¼ ℳ, Spcelzenspreu per Zentner 1 ¼ ℳ, Milchbrot⸗ und Brot⸗ mehl im Verband 47 — 51 ℳ, norddeutsches u. westfäl. Weizenmehl Nr. 00 23 ½ 24 ½ ℳ, Roggenmehl Nr. 0/I etwa 19 ½ — 2 ℳ Die Preise verstehen sich für 100 kg ab hier, häufig auch loko aus⸗ wärtiger Stationen bei mindestens 10 000 kg.
„Leipzig, 22. Oktober. (W. T. B.) (Schluß⸗Kurse.) 3 % Sächsische Rente 96,90, 3 ½ % do. Anleihe 101,10, Feise Paraffin⸗ und Solaröl⸗Fabrik 105,00, Mansfelder Kuxe 710,00, Leipziger Kredit⸗ anstalt⸗Aktien 210,90, Kredit⸗ u. Sparbank zu Leipzig 120,75, Femüigfn Bankaktien 170,75, Leipziger Hypotbekenbank 138,50, Saͤchsische Bankaktien 125,00, Sächsische Boden⸗Kreditanstalt 118,60, Leipziger Baumwollspinnerei⸗Aktien 179,00, Leipziger Kammgarnspinnerei ⸗ Aktien 195,50, Kammgarnspinnerei Srebr u. Co. 195,00, Wernhausener Kammgarnspinnerei 89,00, Alten⸗ burger Aktienbrauerei 231,00, Zuckerraffinerie Halle⸗Aktien —,—, Große Leipziger , See 169,00, Leipziger Elektrische Sgeergk. 156,00, eheeaa c⸗ “ 99,00, Deutsche Spitzen⸗ fabrik 224 00, Leipziger Elektrizitätswerke 138,00, Böhmische Nord⸗ bahn⸗Aktien 183,25.
— Kammzug⸗Terminhandel, La Plata. Grundmuster B. pr. Oktober 3,10 ℳ, pr. November 3,10 ℳ, pr. Dezember 3,12 ½ ℳ, pr. Januar 3,12 ½ ℳ, pr. . 3,15 ℳ, pr. März 3,15 ℳ, pr. April 3,15 ℳ, pr. Mai 3,17 ½ ℳ, pr. Juni 3,17 ½ ℳ, pr. Juli 3,20 ℳ, pr. August 3,20 ℳ, pr. September 3,20 ℳ Umsatz 25 000. Ruhig.
Mainz, 22. Oktober. (W. T. B.) In der gestern stattgehabten Versammlung des mittelrheinischen Fabrikanten⸗Vereins, in welcher die Handelskammern Ssen. a. M, Bingen, Heidelberg, Koblenz, Mainz, Mannheim, Offenbach und Wiesbaden vertreten waren, referierte der Reichskommissar für die Weltausstel⸗
Paris im Jahre 1900, Geheime Regierungs⸗Rath Dr.
lichste zur Schau gebracht werde.
ung in eichatr. Beale über diese Ausstellung. Redner führte aus, die Ausstellung solle auf einem halb so großen Platze, als der in
(108 ha), in 22 sachlich und räumlich begrenzten Gruppen, welche wieder in Untergruppen zerfallen, stattfinden. Von dem Gesammtraum beanspruche Frankreich für sich 60 %., In Anbet acht des sehr beschränkten Platzes und der großen Zahl der Aussteller sei daher bei der Auswahl der Ausstellungsgegenstände mit größter Vorsicht vorzugehen, damit von dem Besten nur das Vorzüg⸗ ur Schau gebl Die Versammlung empfahl in einer Resolution die reichliche Beschickung der Ausstellung. Der Vortrag des Geheimen Regierungs⸗Raths Dr. Richter wurde mit lebhaftem Bei⸗ fall aufgenommen.
Bremen, 22. Oktober. (W. T. B.) Börfen⸗Schlußbericht. Raffiniertes Petroleum. (Offizielle Notterung der Bremer Petroleum⸗ Börse.) — Fest. Loko 6,80 Br. Russisches Petroleum. Loko 6,60 Br. Schmalz. Matt. Wilcox 26 ₰, Armour shield 26 ₰, Cudahy 27 ₰, Choice Grocery 27 ₰, White label 27 ₰. Fairbanks — ₰. Speck matt. Short clear middl. loko 26 5. Reis fest. Kaffee unverändert. Baumwolle ruhig. Upland middl. loko 41 ¼ ₰4. Taback. 174 Faß Kentucky, 522 Faß Virginy.
— Kurse des Effekten⸗Makler⸗Vereins. 5 %⁄ Norog⸗ deutsche Wollkämmerei und Kammgarnspinnerei⸗Aktien 175 ½ Gd. 5 % Norddeutsche Lloyd⸗Aktien 111 bez Bremer Wollkämmerel
300 ½ Br.
Hamburg, 22. Oktober. (W. T. B.) (Schlußkurse.) Hamb. Kommerzb 129,75, Bras. Bk. f. D. 170,00, Lübeck⸗Büch. 146 10, A.⸗C. Guano W. 80,00, Privatdiskont 4 ⅛, Hamb. Packetf. 132 60, Nordd. Lloyd 111,60, Trust Dynam. 172,00, 3 % H. Staatsanl. 96,75, 8 “ 105,50, Vereinsbank 151,60, Hamburger Wechsler⸗ an „C0.
— Abendbörse. Oesterr. Kreditaktien 312,20, Diskonto 205,60,
Packetfahrt 132,75. Fest.
— Getreidemartt. Weizen loko ruhig, holsteinischer loko meuer 165 —167. Roggen loko ruhig, diesiger —, mecklenburger loko neuer 130—138, russischer loko ruhig, 96 — 99 Hafer fest, Gerste fest. Rüböl fest, loko 57,00. Spiritus (unverzollt) behauptet, pr. Oktober⸗November 19 ½ Br., pr. November⸗Dezember 19 ¼ Br., pr. Dezember⸗Januar 19 ⅞ Br., pr. April⸗Mai 19 x½ Br. eeg Umsap 2000 Sack. Petroleum ruhig, Standard white oko 6,80.
— Kaffee. (Nachmittagsbericht.) Good average Santos pr. Oktober 51 ½, pr. Dezember 52, pr. März pr. Mai 52 ¾. Ruhig. — „Zuckermarkt. (Schlußbericht.) Ruüͤben⸗Rohzucker 1. Produkt Basis 88 % Rendement neue Usance, frei an Bord Homburg pr. Oktober 9,05, pr. November 9,02 ⅛½, pr. Dezember 9,15, pr. März 9,52 ½, pr. Mai 9,70, pr. Juli 9,90. Matt.
Wien, 22. Oktober. (W. T. B.) Im österreichisch⸗ ungarischen Zollgebiet betrug die Einfuhr im September 54 000 000 Fl., gegen September 1895 weniger 900 000 Fl., die Ausfuhr 69 900 000 Fl., gegen den gleichen Monat des Vorjahres mehr 3 800 000 Fl. Der Ueberschuß der Ausfuhr betrug somit 15 900 000 Fl. gegen 10 900 000 Fl. im Vorjahre. Die Gesammteinfuhr bis Ende September 1896 stellte sich auf 538 800 000 Fl, d. h 4 300 000 Fl. mehr als in dem entsprechenden Zeitraum des Vorjahres, die Aus⸗ fuhr auf 562 700 000 Fl., also ein Mehr von 28 200 000 Fl. Das Aktivum der Handelsbilanz beträgt demnach 23 900 000 Fl. gegen die Ein⸗ und Ausfuhrgleichheit im Vorjahre. b 8
Wien, 22 Oktober. (W. T. B.) (Schluß⸗Kurse.) Oestr. 4 ⅛5 % Pavierr. 101,17 ½, do. Silberr. 101,20, do. Goldr. 121,90, do. Kronenr. 101,15, Ungar. Goldr. 121,50, do. Kron.⸗A. 99,20, Oestr. 60 er Loose 144,25, Anglo⸗Austr. 154,00, Länderbank 247,50, Oestr. Kredit 368,25, Unionbank 292,50, Ungar. Kreditb. 405,25, Wiener Bk.⸗V. 260,50, Böhm. Westb. —,—, do. Nordbahn 274,00, Buschtiebrader 541,50, Brüxer 240,00, Elbethalbahn 276,75. Ferd. Nordbahn 3390, Oest. Staatsb. 364,00, Lemb. Czer. 287,00, Lombarden 101,50, Nordwestb. 272,40, Pardubitzer 215,50, Alp.⸗Montan. 84,50, Amsterdam 99,10, Dtsch. Plätze 58,86, Lond. Wchs. 119,90, Pariser do. 47,55, Napoleons 9,53, arknoten 58,86, Russ. Bankn. 1,27 ⅞.
— Getreidemarkt. Werzen pr. Herbst 8,20 Gd., 8,25 Br pr. Frühjahr 8 34 Gd., 8,36 Br. Roggen pr. Herbst 7,00 Gd., 7,05 Br., vr. Frühjahr 7,21 Gd. 7,23 Br. Mais pr. September⸗ Oktober 4,55 Gd., 4,60 Br., pr Mai⸗Juni 4,59 Gd., 4,61 Br. Haf pr. Herbst 6,10 Gd. 6,15 Br. pr. Frühjahr 6,32 Gd., 6,34 Br.
— 23. Oktober. (W. T. B.) Ruhig. Ung. Kredit⸗Aktien 406 25 Oesterreichische Kredit⸗Aktien 368,50, Franzosen 363,75, Lom barden 101,25, Elbethalbahn 276,75, Oesterreichische Papierrent 101,20, 4 % Ungar. Goldrente 121,60, Oesterr. Kronen⸗Anleihe 101,20 Ungar. Kronen⸗Anleihe 99,20, Marknoten 58,83, Napoleons 9,53 Bankverein 260,25, Taback⸗Aktien —,—, Länderbank 247,75, Buschtie rader Litt. B.⸗Aktien 541,00, Türkische Loose 47,20, Brürer —,—
Pest, 22. Oktober. (W. T. B.) Produktenmarkt. Weizen loko weichend, pr. Herbst 7,60 Gd., 7,65 Br., pr. Frühjahr 7,97 Gd., 7,99 Br. Roggen pr. Herbst 6,80 Gd., 6.85 Br., pr. 6,88 Gd., 6,99 Br. Hafer pr. Herbst 5,60 Gd., 5,65 Br., pr. Frühjahr 5,95 Gd, 5,97 Br. Mais pr. Mai⸗Juni 4,24 Gd., 4,25 Br.
London, 22. Oktober. (W. T. B.) (Schluß⸗Kurse.) Engl. 2½ % Kons. 1081⁄16, Preuß. 4 % Kons. 102 ½. Ital. 5 % Rente 87 ½. 4 % 89 er Russ. 2. S. 102 ¼, Konvert. Türken 18 ⅜, 4 % Spanier 58 ½, 3 ½ % Egvpt. 100, 4 % unif. do. 104 ⅛, 3 ½ % Trib.⸗Anl. 91 ½, 6 % kons. Mex. 91 ¼, Neue 93 er Mexik. 89 ¼, Ottomanbank 10 ⅜, Canada Pacific 599, De Beers neue 28 ⅜, Rio Tinto 24, 4 % Rupees 61 ⅜, 6 % fund. Arg. A. 79 ¾, 5 % Arg. Goldanl. 78 ½, 4½ % äuß. do. 51, 3 % Reichs Anl. 96 ½, Brasil. 8-er Anl. 64 ½, 5 % Western Min. 66 ½, Platz⸗ diskont 3 ½, Silber 30 ½, Anatolier 84, 6 % Chinesen 107 ½, 6 % Chinesen (Chartered Bank⸗Anleihe) 111 ¼, 5 % Chinesen (neue te) 97 ¾. — Wechselnotierungen: Deutsche Plätze 20,66, Wien 12,16, Paris 25,40, St. Petersburg 25 ½. Die Bank von England hat heute den Diskont von 3 auf 4 % erhöht. 8
Bankausweis. Totalreserve 25 920 000 Abn. 851 000 Pfd Sterl., Notenumlauf 26 980 000 Abn. 646 000 Pfd. Sterl., Baar . vorrath 36 099 000 Abn. 1 498 000 Pfd. Sterl, Portefeuille 28 397 000 Zun. 411 000 Pfd. Sterl., Guthaben d. Privaten 45 807 000 Abn. 1 899 000 Pfd. Sterl., do. des Staats 5 334 000 Abn. 87 000
fd. Sterl, Notenreserve 23 855 000 Abn. 835 000 Pfd. Sterl.,
egierungssicherheiten 14 662 000 Abn. 1 523 000 Pfd. Sterl. Prozent⸗ verhältniß der Reserve zu den Passiven 50 ½ gegen 50 ¼ in der Vor⸗ woche. Clearinghouse⸗Umsatz 168 Millionen, gegen die entsprechende Woche des vorigen Jahres mehr 5 Millionen.
— 96 % Japazucker 11 stetig, Rüben⸗Robzucker loke 91 ⁄6 stetig. — Chile⸗Kupfer 475⁄16, pr. 3 Monat 48 ½. 8
Liverpool, 22. Oktober. (W. T. B.) Baumwolle. Umsat 10 000 B., davon für Spekulation und Export 500 B. Willig. Middl. amerikanische Lieferungen: Kaum stetig. Oktober⸗ November 4 3 ⁄14 Werth, November.⸗Dezember 410⁄6 Verkäuferpreis, Dezember⸗Januar 4 %₰4 do., Januar⸗Februar 48/⁄64 — 4 %4 Käuserpreis,
ebruar- März 48,64— 4 864 do., März.April 4 8⁄4 — 49/64̊ do., Avril⸗ ai 4 64 — 410 924 Verkäuferpreis, Mai⸗Juni 410 %4 — 411 ¼4 do., Juni⸗ Juli 41 ½14 Käuferpreis, Juli⸗August 411 ¼64. -41 ¾4 d. do. .
Offizielle Notierungen. American good ordin. 4 ½, do. low middling 4 ½, do. middling 415⁄32, do. good middling 411/2, do. middling fair 145⁄2, Pernam fair 41 ⁄16, do. good fair 51 ⁄16, Ceara fair 411 ⁄16, do. good fair 415⁄16, Egyptian brown fair 5 ⁄86, do. good fair 51 ¼¹18 do. good 515/16, Peru rough good fair 515⁄1 , do. good 61⁄16, do. fine 6 83⁄6, do. moder rough fair 5 ½, do. good fair 5 ⅛, do. good 513,18, do. smooth fair 411⁄16, do. good fair 41⁄16,
.G. Broach good 3 ¼, do. fine 4 ⁄16. Dhollerah good 3 ⅜, do. fully good 3 ¾, do. fine 4, Oomra good 311⁄16, do. fully good 313⁄16 do. fine 4 16, Secinde good fair 2 ⅝, do. good 2 ⅞, Bengal fully good 3 ⁄⁄2, do. fine 311⁄22.
Glasgow, 22. Oktober. (W. T. B.) Roheisen. Mirxed numbers warrants 47 sh. 10 ¼ d. Stetig. — (Schluß.) Mixed numbers warrants 47 sh. 8 ⅛ d.
Bradford, 22. Oktober. (W. T. B.) Wolle fest, aber ruhiger, Käufer zögern, in Mohair mehr Geschäft, feine stramm. Croßbreds fester, englische mäßiger Umsatz; Garne ruhig, Käufer
Chicago war
halten sich reserviert; Stoffe fest, aber ruhiger.
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