1896 / 270 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 12 Nov 1896 18:00:01 GMT) scan diff

enburg.

(H) Die in der gestrigen Sitzung des Landtags von

dem Vorsitzenden des Staats⸗Ministeriums, Justiz⸗Minister Jansen abgegebene Erklärung (s. die gestrige Nr. d. Bl.) autete wörtlich:

Im Namen der Chee osnn Staatsregierung habe ich mit Beziehung auf den vorliegenden Antrag die nachfolgende Erklärung zu verlesen und zu den Akten des Landtags zu übergeben:

Nach dem Gesetz vom 24. März 1855 em Landtag das Recht zu, gegen die Mitglieder des Staats⸗Ministeriums Anklage zu

erheben, wenn er der Ansicht ist, daß sie die Verfassung verletzt haben;

nach Artikel 133 des Staatsgrundgesetzes hat ferner der Landtag das Recht, über die Minister beim Landesherrn Beschwerde zu führen, wenn er Grund dazu zu haben vermeint; im übrigen steht in weitem Umfange dem Landtag das Recht zu, die Maß⸗ nahmen der Staatsregierung, wenn er sie nicht billigt, zu bekämpfen und die von den Ministern vertretenen Vorlagen abzulehnen, soweit nicht darin die Verfassung selbst eine Grenze zieht. Wenn aber der 25. Landtag den Anspruch erhoben hat, zu beschließen: diesem oder jenem vom Landesherrn ernannten Minister versagen wir der Landtag allgemein unser Vertrauen! mit anderen Worten: wir erwarten, daß dieser Minister aus seinem Amte ausscheide, nachdem ihm der Landtag die Entziehung seines Vertrauens eröffnet hat, so ist das nicht vereinbar mit der bestehenden Landesverfassung, ins⸗ besondere nicht mit dem Art. 12 des Staats⸗Grund⸗ gesetzes, nach welchem allein und ausschließlich dem Landes⸗ W zusteht, nach seinen Föchften Entschließungen die Minister zu ernennen oder zu entlassen. Die angegebene Bedeutung aber hat die Staatsregierung den Landtagsbeschlüssen vom 12. und 13. Mai beilegen müssen nach ihrem Inhalt und ihrer Form; in diesem Sinne sind sie ausgelegt im Landtag selbst, so sind sie ver⸗ standen von der gesammten Presse des Landes und so sind 5 überall auswärts aufgefaßt, wo diese Vorgänge ein roßes und allgemeines Aufsehen erregt haben gewiß nicht deshalb, weil man dort den besonderen Anlässen des Konflikts ein größeres Interesse zugewendet hätte, sondern weil man sich unter dem Eindruck eines in der Verfassungsgeschichte der deutschen Staaten ganz außergewöhnlichen Vorganges befand. Deshalb war es die unabweisbare Pflicht der Staatsregierung, gegen diese Beschlüsse im Landtagsabschied entschieden und unzweideutig Stellung zu nehmen, und es ist dies in korrektester Weise dadurch be daß gegen dieselben Verwahrung eingelegt ist, 15 ern in ihnen die Tendenz einer maßgebenden influß⸗ nahme auf die Entschließungen des Landesherrn in Betreff der ihm allein zustehenden Ernennung und Entlassung der Minister zu be⸗ finden ist. Dieser Erklärung mußte eine allgemeine Verwahrung der verfassungsmäßigen Rechte des Landesherrn hinzugefügt werden, weil es eben um einen Vorgang handelt, welcher im konstitutionellen Leben der deutschen Staaten bis dahin ohne Präzedenz ist und weil es nicht in der Absicht Seiner Königlichen Hoheit des Großberzogs liegen konnte, ein Präjudiz zuzulassen, mit welchem die Grundsätze sogenannter parlamentarischer Regierung in einen deutschen Staat Eingang gefunden hätten oder doch angebahnt worden wären. Wenn es in dem nunmehr dem gegen⸗ wärtigen Landtag vorliegenden, von der Mehrheit unterstützten Antrage, welcher dahin abzielt, die vom 25. Landtag beschlossenen sogenannten Mißtrauensvoten einfach zu wiederholen, heißt: „daß der Landtag mit diesen Beschlüssen in das der Krone verfassungsmäßig zustehende Recht der Ernennung und Entlassung der Minister nicht eingreife“, so kann dadurch die in der gewählten Form der Anträge liegende, mit der Verfassung nicht vereinbare, der soge⸗ nannten parlamentarischen Regierungsform entnommene Tendenz einer maßgebenden Einflußnahme auf die Entschließungen des Landesherrn in Betreff der ihm allein zustehenden Ernennung und Entlassung der Minister nicht beseitigt werden. Die Staats⸗ regierung steht demnach auch dem gegenwärtigen Antrage gegenüber durchaus auf dem Standpunkte des Landtags⸗ abschiedes vom 15. Juni d. J. und muß eine weitere Betheiligung an der Verhandlung über einen nach ihrer Auffassung mit der Landesverfassung nicht vereinbaren Antrag ablehnen.

1 Oesterreich⸗Ungarn.

Die Königin und die Prinzessin Marie von Griechenland sowie der Gro furs Georg Michailo⸗ witsch von Rußland sind an Bord der russischen Fregatte „Alexander“ gestern in Triest eingetroffen und haben Abends die Reise nach Wien fortgesetzt.

Der russische Botschafter in Konstantinopel von Nelidow ist gestern in Wien angekommen.

In der gestrigen Sitzung des österreichischen Ab⸗ geordnetenhauses brachten die Abgg. Kaizl, Kaftan und Genossen einen dringlichen Antrag ein, worin die Regierung aufgefordert wird, ungesäumt das Erforderliche zu veranlassen, damit das garantierte Eisenbahnnetz der Nordwestbahn und der Süd⸗Norddeutschen Ver⸗ bindungsbahn noch im Laufe dieses Jahres zur Ein⸗ lösung gelange. Im Verlauf der Debatte erklärte der Eisen⸗ bahn⸗Minister von Guttenberg: er theile vollkommen die Ansicht, daß die Angliederung der Nordwestbahn an das Staatsbahnnetz wirthschaftlich sehr vortheilhaft sei. Die

länzenden Mehreinnahmen der Nordwestbahn im Laufe des ahres machten aber die Aufnahme neuer Verhandlungen chwierig. Die Regierung werde indessen ihr Wort einlösen, obald der günstige Moment komme. Nach Lage der Ver⸗ hältnisse bleibe der Regierung nichts übrig, als die konzessions⸗ mäßige Einlösung ins Auge zu fassen. Der Minister versicherte, die Regierung werde mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln darnach trachten, die Einlösung der Nordwestbahn zum Vortheil des Staats durchzuführen, selbstverständlich unter Fhatanhaltung ungerechtfertigter Benachtheiligung der Gesell⸗ scaft⸗ denn die Rechte der Gesellschaft müßten beachtet werden.

egen die Dringlichkeit habe er nichts einzuwenden, doch sei eine gar zu nesche Erledigung nicht vorauszusetzen. An dem guten Willen der Regierung sei nicht zu zweifeln. Der An⸗ trag wurde sodann angenommen.

Frankreich. 1 Die Königin Amalie von Portugal ist gestern früh von Wien in Paris

Das französische Comité für die Befreiung Cubas, dessen Präsident Henri Rochefort ist, hat eine Aufforderung an das französische Volk erlassen, es möge seine Stimme er⸗ heben, damit die cubanische Republik von den übrigen Staaten anerkannt werde.

Italien. 4

Der italienische Botschafter in Wien, Graf Nigra, ist gestern in Rom eingetroffen.

Der „Osservatore Romano“ veröffentlicht das Schreiben des Papstes an den König Menelik vom 11. Mai 1896 und die von Msgr. Macario überbrachte Antwort Menelik’s vom 1. Oktober d. J. Der Brief des Papstes weist den König darauf hin, daß das Zurückhalten der Kriegs⸗ gefangenen die Macht Menelik's nicht erhöhe, jedoch den Schmerz von tausend Müttern und Gattinnen vermehre. Der Papst erklärt, die Gefangenen wie seine Söhne zu lieben, und fordert

Menelik im Namen der

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reieinigkeit und dessen, was dem Könige am theuersten sei, auf, die Gefangenen in Freiheit zu setzen.

Die Antwort Menelik's beginnt mit Worten des Lobes über die Person Msgr. Macario's und sagt:

„Nach meiner ersten Herzensregung wollte ich dem edlen Wunsch Eurer Heiligkeit sofort entsprechen, da auch ich zahlreiche Unschuldige beweine, ohne eine Schuld zu tragen. Leider wurde mein lebhafter Wunsch, dem Verlangen Eurer zu entsprechen, durch das unerwartete Verhalten der italienischen Regierung durchkreuzt, welche ungeachtet des ausgesprochenen Wunsches, Frieden zu stiften und die guten Beziehungen wiederherzustellen, fortfährt, gegen mich zu handeln, als befänden wir uns im Kriegszustande. Meine Pflicht als König und Vater meines Volks verbietet mir unter solchen Umständen, die einzige in meiner Hand liegende Garantie des Friedens zu opfern und dem Wunsch Eurer Heiligkeit und zugleich dem meinigen zu entsprechen.“

Das Schreiben schließt mit dem Ausdruck der Ueberzeugung, daß der Papst zu Gunsten der Gerechtigkeit der Sache Menelik'’s, seine Stimme erheben werde, und der Hoffnung auf die baldigste Erfüllung des gemeinschaftlichen Wunsches der Frei⸗ lassung der Gefangenen. Schließlich beruhigt Menelik den Papsft über die Lage der Gefangenen.

Das Comité römischer Damen, welches sich zur Unterstützung der italienischen Gefangenen ge⸗ bildet hatte, hat folgende, von gestern datierte Depesche aus Dlibuti erhalten: Menelik soll die Errichtung eines abessyni⸗ schen Vereins vom „Rothen Kreuz“ beschlossen und die Neutralität des Sanitäts⸗Personals zur Kriegszeit anerkannt haben. Infolgedessen würden alle gefangenen Aerzte freige⸗ lassen werden und der Assistenz⸗Arzt Zarich die Erlaubniß er⸗ halten, Harrar mit der russischen Expedition gegen den 25. d. M. zu verlassen.

Belgien. Der Eisenbahn⸗Minister Vandenpeereboom hat für den zurückgetretenen Kriegs⸗Minister General Brassine interimistisch dessen Ministerium übernommen.

Türkei. 8 Aus Konstantinopel erfährt „W. T. B.“: eine den dortigen Blättern zugegangene amtliche Mittheilung zähle die im letzten Jahre fegtgesezten und sanktionierten Reformen für die Provinzen des türkischen Reichs auf und füge hirzu⸗ die Provinzialbehörden seien angewiesen, mit der Durch⸗ eeebbeeccb““

Amerika. 8 „Irn der gestrigen Sitzung der brasilianischen Depu⸗ tirtenkammer wurde eine Botschaft des Vize⸗Präsidenten Pereira verlesen, worin derselbe ankündigt, daß er die Präsidentschaft der Vereinigten Staaten von Brasilien übernommen habe.

Afrika.

Eine Depesche der „Diggers News“ aus Johannesburg meldet: die Regierung von Transvaal habe beschlossen, von der Chartered Company eine Million Pfund Sterling als Entschädigung für den Einfall Jameson's in Transvaal zu verlangen.

8 Parlamentarische Nachrichten.

Der Bericht über die gestrige Sitzung des Reichs⸗ t ags befindet sich in der Ersten Beilage. 8

In der heutigen (122.) Sitzung des Reichstags, welcher der Staatssekretär des Innern, Staats⸗Minister Dr. von Boetticher und der Justiz⸗Minister Schönstedt bei⸗ wohnten, wurde die zweite des Gesetzentwurfs, betreffend Abänderung und Ergänzung des Ge⸗ richtsverfassungsgesetzes und der Strafprozeß⸗ ordnung, fortgesetzt, und zwar bei § 62 des Gerichtsver⸗ fassungsgesetzezs.

Die Kommission hat diesem folgenden Zusatz gegeben: Zu Mitgliedern der Strafkammern sowie zu deren Vertretern buͤrfen nur ständig angestellte Richter bestimmt werden.“

Die Abgg. Günther (nl.) und von Strombeck (Zentr.) beantragen die Streichung dieses Zusatzes; für den Fall der Ablehnnüng dieses Antrags beantragt ersterer, den Satz zu streichen: „Die Mitglieder und Vertreter in den Strafkammern müssen mindestens zu zwei Dritttheilen ständig angestellte Richter sein.“

Die Abgg. Freiherr von Manteuffel und Dr. von Buchka (dkons.) beantragen für den Zusatz folgende Fassung: „Zu Mitgliedern der Strafkammern sowie zu deren Vertretern dürfen nur ständig angestellte Richter be 8n werden.“

g. Schmidt⸗Warburg (Zentr.) will den Zusatz fol⸗ gendermaßen gefaßt wissen: „Zu Mitgliedern der Lifaf kammern für die Hauptverhandlung, sowie zu deren regelmäßigen Vertretern dürfen nur ständig angestellte Richter bestimmt werden. Auch zu zeitweiliger Vertretung darf in keinem Falle mehr als ein nichtständiges Mitglied zugezogen werden.“

Berichterstatter Abg. Lenzmann (fr. Volksp.) weist darauf hin, daß in dem Zusatz das Wort „regelmäßig“ nur mit Stimmen⸗ gleichheit von der Kommission sebeichen sei; die Aufnahme des Worts würde keine erheblichen Bedenken mehr haben, nachdem gestern die Besetzung der Strafkammern mit fünf Richtern beschlossen sei. Der Berichterstatter nimmt die Kom⸗ mission in Schutz gegenüber dem Vorwurf des Abg. Rickert, daß sie sich durch die finanziellen Bedenken habe schrecken lassen. Das sei durchaus nicht der Fall. Der preu⸗ ßische Finanz⸗Minister habe die Kosten der Durchführung der Vorlage für Preußen auf 3 ½ Millionen Mark, der preußische Justiz⸗Minister nur auf 500 000 berechnet. Nach seiner Meinung seien die Zahlen des Justiz⸗Ministers vertrauenswürdiger. Aber nicht aus finanziellen, sondern aus sachlichen Gründen müßten die noch nicht fest angestellten Richter herangezogen werden, um in Verbindung mit der Rechtspflege zu bleiben. In der Strafkammer sei der Assessor eher verwendbar als auf anderen Gebieten. Für die länger dauernden Zivilprozesse und für die Leitung der Schöffengerichte, als Einzelrichter und als Untersuchungs⸗ richter könnten die Assessoren hingegen nicht gut verwendet werden. Angesichts der veränderten Sachlage solle das Haus prüfen, ob nicht der Kommissionsbeschluß einer Aenderung bedürfti sei, damit nicht aus nichtverstandenem Liberalismus ein Hinderniß für das Zustandekommen der Vorlage geschaffen werde.

Abg. Günther 9 spricht sich für die Streichung des ganzen Absatzes aus, der die Beschäftigung nicht fest angestellter Richter radikal verbieten wolle.

Abg. von Strombeck schließt sich den beiden Vorrednern an.

do 8 nimmt der Abg. Dr. von Buchka

im Namen alles

Statistik und Volkswirthschaft.

Die Gehöfte mit Rindern nach deren Stückzahl in Preußen 1892.

(Stat. Korr.) Im Anschluß an unsere Erörterung der Gehöt mit Landwirthschaftspferden nach deren Stückzahl, sowie b.heböst mit anderen Zwecken dienenden Pferden“*) bringen wir heute einiges Nähere über die Vertheilung der Gehöfte mit Rindern, unterschieden nach der Stückzahl der letzteren. Am 1. Dezember 1892 gab es im preußischen Staate überhaupt 1 664 116 Gehöfte mit Rindern, darunter solche mit 1 Rind 332 765, mit 2 Rindern 315 556, mit 3 —5 534 736, mit 6 10 277 787, mit 11 20 138 913, mit 21 50 48 873, mit 51 und mehr Rindern 15 486. Zur Erleichterung der Vergleichung für die einzelnen Provinzen theilen wir in der nach⸗ folgenden Uebersicht nicht absolute, sondern Verhältnißzahlen mit.

Es entfielen von der Gesammtzahl der Gehöfte mit Rindern Hunderttheile auf die Gehöfte mit

vi1““ Provinzen: Rind Rindern Rindern Rindern Rindern Rindern u; mehr

Rin Ostpreußen 25,39 18,92 24,17 13,96 10,77 4,88 ünger Westpreußen. 24,06 20,13 27,52 14,57 8,42 3,82 1,48 Stadtkreis

Berlin 2,32 1,05 6,96 44,73 42,41 1,90 0,63. Brandenburg 20,19 17,38 28,53 19,56 10,98 2,39 0,97 ommern 20,48 21,24 30,51 15,36 7,54 2,98 ö1718 16,09 92,99 21,51 7,96 2,20 chlesien 14,19 18,27 39,50 16,93 7,51 2,36 Sachsen 17,25 17,03 32,55 17,48 10,91 3,78 Schleswig⸗

Holstein.

. 12,28 13,40 23,70 16,17 17,59 14,73

Hannover 17,45 19,74 31,98 16,48 10,51 3,50

G . 27,30 22,09 29,04 13,41 1,08 eesseen⸗

Nassau .17,99 18,55 37,58 19,47 V 0,58 Rheinland 24,32 20,72 33,71 15,95 1,03 Hohenzollern 6.98 15,22 47,21 23,22 3 1,25 1

im Staat 20,00 18,96 32,13 16,69 8, 2,94 0,93

Hiernach betrug im Staat der Antheil der Gehöfte mit 1 Rind und 2 Rindern ungefähr je ein Fünftel, der mit 3 bis 5 fast ein Drittel, der mit 6 bis 10 ein Sechstel, der mit 11 bis 20 ein Zwölftel sämmtlicher Gehöfte mit Rindern, während der Antheil der Gehöfte mit 21 bis 50 sowie mit 51 und mehr Rindern kaum nennenswerthe Sätze aufzuweisen hatte. Anders als bei den Gehöften mit zu land⸗ wirthschaftlicher Arbeit benutzten Pferden, von denen die mit einem einzigen Landwirthschaftspferde am stärksten vertreten waren, trifft also der höchste Antheil hier auf die Gehöfte mit 3 bis 5 Rindern, der niedrigste dagegen ebenso wie dort auf die letzte der 7 Ab⸗ theilungen mit der größten Rinderzahl eines Gehöftes. Läßt man Hohenzollern wegen seines geringen Flächeninhalts, wie früher, un⸗ berücksichtigt, so nimmt auch bei den Provinzen die dritte Gruppe mit Ausnahme von Ostpreußen, wo dies bei der ersten der Fall war, die oberste Stelle ein. Jenen in vorderster Reihe stehenden Beträgen kommen in Westfalen die der ersten und in Ostpreußen die der dritten Gruppe nahezu gleich. Im allgemeinen ist die Auf⸗ einanderfolge der Ziffern nach ihrer Größe eine ziemlich überein⸗ sie steigen von der ersten zur dritten Gruppe etwas lang⸗ amer, um von da an bis zur siebenten desto rascher zu sinken. Von dieser Anordnung weicht der Stadtkreis Berlin wesentlich ab, in welchem die vierte Gruppe, deren Satz von der fünften fast erreicht wird, den ersten Fa behauptet; beide zusammen umfassen annähernd neun Zehntel aller Gehöfte mit Rindvieh, wogegen auf die übrigen 5 Gruppen äußerst kleine Beträge zentfallen. Noch heben wir hervor, daß die durch den verhältnißmäßig bedeutendsten Rindviehstand in unserem Staat ausgezeichnete Provinz Schleswig⸗Holstein auch hier bei der Vertheilung der Gehöfte insofern eine bevorzugte Stellung besitzt, als in ihr die Gehöfte der fünften und sechsten Gruppe mit zahlreicheren Rindern weit häufiger und die mit bloß 1 oder 2 Stück Rindvieh seltener vorkommen als in irgend einer anderen Provinz. Es hängt dies damit zufammen, daß sich in der preutischen Nordmark nicht nur die Rindviehzucht zu einer sehr erxkreulichen i üthe entfaltet hat, sondern namentlich auch ungemein viele Hofbesitzer und Bauern, zumal in den fetten Marschgegenden Umfang mit der Mästung des Viehes durch

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räsen befassen.

Fus Arbeiterbewegung.

In Brandenburg a. H. haben einer Mittheilung des „Vorwärts“ zufolge 44 Schlosser, Schleifer, Dreher und Hilfs⸗ arbeiter der Fahrrad⸗Fabrik von Liepe u. Breest wegen der Löhnungsverhältnisse die Arbeit eingestellt.

In Leipzig fand am Dienstag eine Versammlung der Zimmer⸗ leute statt, in welcher über die vor kurzem in Dresden abgehaltene Landeskonferenz der Zimmerer Sachsens berichtet wurde. Diese Kon⸗ ferenz, auf welcher 9 Ortschaften durch 15 Delegirte vertreten waren, hat zum Zwecke der Verbesserung der Arbeits⸗ und Lohnverhältnisse beschlossen, überall Unterstüungsfonds zu gründen und auf die Ver⸗ kürzung der Arbeitszeit und die Beseitigung der Sonntagsarbeit hinzuwirken. Der Sitz des Agitationscomités ist, wie die „Lpz. Ztg.“ mittheilt, von Dresden nach Leipzig verlegt worden, wo auch ie nächste Landeskonferenz abgehalten werden soll.

Aus Eisenberg in Sachs⸗Alt. wird der „Geraer Ztg.“ ge⸗ schrieben: Ungefähr 60 Arbeiter und Arbeiterinnen haben am Rontag in eklichen Etuisfabriken, weil ihnen die zehnstündige Arbeitszeit und 25 % Aufschlag für Ueberzeitarbeit nicht bewilligt worden die Arbeit niedergelegt.

Kunst und Wiss enschaft.

lichtsaal des Salons Schulte füllt, haben 959 Künstler und drei Künstlerinnen vereinigt. Die stärkste Persönlichkeit unter den Aus⸗ stellern ist zweifellss Wilhelm Trübner, der eine reichhaltige Kollektion älterer und neuerer Arbeiten dem Berliner Publikum vor⸗ führt. Trübner bleibt trotz vieler Absonderlichkeiten in Se. und Ferbemmeh stets interessant. Seine breite, spachtelnde Art des eger. seine Vorliebe für dunkle, oft schmutzig graue Töne und reizlose Modelle werden niemals einen großen Kreis aufrichtiger Bewunderer um seine Werke schaaren. Wer aber der eindringlichen Art seiner Charakteristik nachgeht, wer die tiefempfundene, ernste Stimmung seiner Landschaften auf sich wirken läßt, wird für immer sein Freund. Ein Nachhall Feuerbach'scher Vornehmheit klingt dur eine die aber dabei auf fleißige Naturbeobachtung si gründet. Zwei männliche Bildnisse von ernster Nachdenklichkeit, der an Goya's flotte Art erinnernde Kopf einer Römerin, ein Bauernhof und zwei Waldinterieurs sind die am meisten fesselnden unter den ausgestellten Bildern. Von dem früh verstorbenen Bruno Pigl⸗ hein finden wir eine großzügig angelegte, aber aus dem ersten Stadium skizzenhafter Vorbereitung noch nicht herausgearbeitete „Kreuzabnahme“. Unter den Berliner Malern und Malerinnen, die sich an der Kollektiv⸗ ausstellung betheiligt haben, hat Ludwig Dettmann eine Reihe frisch gemalter Landschaftsbilder kleineren Formats ausgestellt, von denen einige, wie die beiden Herbstbilder, sich in kecken Farbenzusammen⸗ stellungen gefallen und in der E an schottische Vorbilder erinnern. Kühn, aber überzeugend wirkt auch eine Strand⸗ scene bei Abendlicht, während der „belagerte Maler“, den die Dorfjugend neugierig umsteht, feinere Empfindung und Fefstasecbes der Bildwirkung vermissen läßt. Auch Max Uth begnügt sich, seine nicht geringe Kunstfertigkeit Fömeishe kleineren Freilichtlandschaften zu zeigen, während Philipp rank in seinen großen, satt und leuchtend gefärbten Landschaften

1 S. Nr. 238 des „Reichs⸗ und Staats⸗Anzeigers“ vom 6. Ok⸗

tober d. J.

sich in ausgedehntem

sind,

Zu einer Ke estip, Nungfk lnung⸗ die den ganzen T

mm pathetischen Stil sich hinneigt, ohne doch eigentlich zu kompo⸗ Die Fntenfstät der Farben in diesen Bildern, deren Motive dem norddeutschen Flachlande entnommen sind, hat etwas Unwahr⸗ scheinliches und Unmotiviertes. Seiner Lust, zu experimentieren und durch gewagte Fin-de-siècle-Effekte zu überraschen, giebt sich Kurt Herrmann neuerdings allzu sehr hin. Zur Schau gestellte, inner⸗ lich unwahre Nonchalance raubt seinen Porträts den Ernst und die Natürlichkeit. Sein Talent, das in einigen Stillleben sich sehr beachtenswerth erweist, ist vorwiegend auf dekorative Farben⸗ tönung beschränkt. Dieser alles Uebrige, auch den geistigen Gehalt eines Porträts unterordnen zu wollen, darf ungestraft nur ein Whistler oder ihm gleichstehender Maler wagen. Auch Dora Hit steht unter dem Bann dekorativen Farbenempfindens; der zart silbergraue Gobelin⸗ ton, den sie dem Bildniß der unlängst verstorbenen Freifrau von Lipperheide verliehen, wirkt sehr vornehm, aber man empfindet zu lebhaft, daß auf diese Wirkung allein das Streben gerichtet war, daß Aehnlichkeit, Incarnation und alles, was wir von einem Bildniß als Erinnerung an den Dargestellten verlangen, dahinter zurückstehen muß. Mit anerkennenswerther Bescheiden⸗ heit und Feingefühl bleibt die Schülerin von Dora Hitz, Marie von Brocken stets im Rahmen dekorativer Erfindung; ihre Ofenschirme und Panneaux sind darum oft harmonischere Kunstwerke als die Porträts ihrer Lehrerin. Die plastischen Arbeiten von Frau Henny Geiger⸗Spiegel, eine Büste der heiligen Magdalena und der kleine Entwurf einer Pietà, zeigen ernstes Streben, aber wenig individuelle Kraft, im Gegensatz zu früheren Schöpfungen der Bildhauerin. Unter den übrigen Gemälden der Ausstellung, die in den vorderen Räumen aufgestellt sind, fesselt ein Doppelporträat von Karl Böcklin, das den Maler selbst und seinen berühmten Vater vor einem Bilde des Ersteren zeigt, durch liebevolle Einzelbehandlung, die aber etwas ins Harte und Leb⸗ lose verfällt. Karl Böcklin war ursprünglich Architekt und hat sich erst neuerdings der Malerei zugewandt; eine Landschaft mit idyllischer Staffage erinnert deutlich an die unvergleichliche Kunstweise seines Vaters, deren zwingende Kraft sie leider nicht besitzt. Pariser Augenblickseindrücke 5 Paul Höniger in flotter und pikanter Manier festgehalten; zahlreiche Landschaftsstudien von Müller Kurzwelly und Bildnisse aus der Berliner Gesellschaft in etwas verflachter Lenbach'scher Manier von O. von Krumhaar sowie ein meisterhaftes kleines Bild von Wilhelm Diez aus dem Jahre 1886 seien u noch genannt. 1

Wie aus Dresden geschrieben wird, ist dort für das nächste Jahr eine große internationale Kunstausstellung im Werke, und das Zustandekommen derselben, nachdem seit ungefähr einem Jahre die schwierigsten Vorarbeiten von den Mitgliedern der Ausstellungs⸗ Kommission in aller Stille und in umsichtiger Weise erledigt worden sind, sowohl durch die Unterstützung der Königlichen Staatsregierung wie das bereitwillige Entgegenkommen der städtischen Behörden außer Frage gestellt. Eines der wichtigsten Erfordernisse: ein vollkommen genügendes, großes Ausstellungs⸗ gebäude, ist dank der Fürsorge der Stadt vorhanden. Dresden tritt also jetzt neben München und Berlin an dritter Stelle auf, um in einem allgemeinen Wettbewerb der schönen Künste einen Vergleich der deutschen Kunst mit der des Auslandes zu ermöglichen. Seine volle Berechtigung hierzu hat die Dresdner Künstlerschaft nicht nur durch die drei wohlgelungenen Aquarell⸗Ausstellungen der früheren Jahre bewiesen, sondern mehr noch durch ihre aufstrebende und schon allent⸗ halben mit Beifall begrüßte jugendfrische lebendige Kunst. Da man nur die besten Kunstwerke des Inlandes und des Auslandes vorführen will, so wird man sich auf eine Zahl von etwa 1000 Ge⸗ mälden und eine entsprechende Anzahl von Werken der Bildhauerei und der zeichnenden Künste beschränken. Jedes einzelne Kunstwerk, das zur Aufstellung gelangt, soll nur im besten Lichte und in gewähltester Umgebung gezeigt werden. Hierfür soll auch dieunter Leitung des Geheimen Bauraths Wallot stehende innere Einrichtung und Ausstattuung des ganzen Ausstellungsgebäudes bürgen. Die Ausstellungskommission at bereits an viele der hervorragendsten Künstler des In⸗ und Auslandes Einladungen zur Betheiligung ergehen lassen, die, wie mit Genug⸗ thuung hervorgehoben wird, überall empfänglichen Boden gefunden haben. Ferner haben auch nee. aeh Mitglieder der Ausstellungs⸗ kommission in deren Auftrage Reisen ins Ausland unternommen, um 5 auf Werke ihrer eigenen Wahl rechtzeitig die Hand legen zu

nnen.

Die dekorative Kunst⸗Stickerei. Von Frieda Lipperheide. Vierte Lieferung: III. Goldstickerei, IV. Platt⸗ stickerei, V. Netzstickerei. Dazu eine Mappe in Groffolio⸗Format mit 4 farbigen und 2 Holzschnitttafeln. Berlin, 1896, Verlag von Franz Lipperheide. Pr. 15 Mit dieser Lieferung gelangt das lehrreiche und schöne Werk über die verschiedenen Techniken der Kunst⸗ Stickerei zum Abschluß. Im Ganzen sind in dem Werk nunmehr fünf Stickweisen in einzelnen, durch viele Abbildungen im Text und prachtvolle Farbendrucktafeln erläuterten Lehrgängen behandelt, und zwar die Aufnäh⸗Arbeit, die Leinen⸗, die Gold⸗, die Platt⸗ und die Netz⸗Stickerei. Die großen e Tafeln in den beigegebenen Mappen veranschaulichen mit größter Treue kostbare alte Musterstücke aus den besten Zeiten der Stickkunst deutscher, italienischer und spa⸗ nischer Herkunft. Ergänzend hinzu kommen in Holzschnitt ausgeführte Tafeln mit Umrißzeichnungen als Vorlagen zur Ausführung. Aber nicht allein zum Nachahmen, mehr noch zum Selbstschaffen soll das Werk anregen. Hierzu bietet es eine Fülle der manni he en Motivpe, die sich unter geschickten Händen in immer neuer Kombination usammenfügen können, um im Geiste der alten Meisterschaft neue Frnstczeren ns Leben zu rufen. Leider hat die unermüdlich thätige Herausgeberin die Vollendung ihres vortrefflichen Werkes nicht mehr erlebt, wenn es ihr auch vergönnt war, die Redaktion und Herausgabe noch zu Ende zu führen. Kunstsinn und ihrem edlen Streben für de Wiederbelebung derjenigen Thätigkeit, in welcher Frauenhände von jeher Schöneres als auf irgend einem anderen Kanstgebiet ge⸗ schaffen haben, hat sie damit ein bleibendes Denkmal gesetzt.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Aus den „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“ Nr. 46 vom 11. November.

Cholera. Egypten. Vom 17. bis 23. Oktober wurden in Mehallet⸗ etKett. 1 Erkrankung und 1 Todesfall gemeldet. Insgesammt gelangten in Egypten bis zum 23. Oktober 21 732 Erkrankungen und 18 132 Todesfälle zur Anzeige. Nach einer vom Gesundheitsrath in Alexandrien unter dem 24. Oktober getroffenen Bestimmung werden weitere Zusammenstellungen über den Stand der Cholera im Lande ve der Voraussetzung des Erlöschens der Seuche nicht mehr ausgegeben. ritisch⸗Ostindien. Kalkutta. Vom 27. September bis 3. Oktober starben 5 Personen an Cholera und 130 an Fiebern. Straits Settlements. In Singapore sind im Monat September 58 Erkrankungen zur Behandlung und 60 erst nach ein⸗ getretenem Tode zur amtlichen Kenntniß gelangt.

Pest. Britisch⸗Ostindien. Einer Mittheilung vom 10. Oktober Pfolge⸗ wurden in der an diesem Tage endigenden Woche in ombay täglich etwa 15 Todesfälle amtlich bekannt; am stärksten herrschte die Seuche im Bezirk Mandvi. Außerhalb der Stadt scheint bis dahin nur 1 Fall in Ahmedabad festgestellt zu sein. Nach einer weiteren Mittheilung ist bis zum 17. Oktober ein wesentliches Zurückgehen der Seuche nicht bemerkbar gewesen. Aus vfn Stadttheil Mandvi soll etwa die Hälfte der Bewohner ver⸗ zogen sein. Japan. Laut Mittheilung vom 28. Oktober ist die Krankheit in Taipehfu ausgebrochen. Gelbfieber. Auf Cuba gelangten, den „Public health reports“ kufolge, in Havanna vom 2. bis 8. Gktober 54 Todesfälle (bei etwa 0 Neuerkrankungen) zur Anzeige, davon 47 unter dem Militär, in

Cardenas vom 20. Sep

tember bis 3. Oktober 10, in Sagua la Grande vom 27. September bis 3. Oktober 17 (139), in Cien⸗ fuegos vom 28. September bis 4. Oktober 12. Verschiedene Erkrankungen. u“

Pocken: Odessa 6, Warschau 8 Todesfälle; St. Petersburg 13, Wien 3 Erkrankungen; Flecktypus: Reg.⸗Bez. Posen 5 Er⸗ krankungen; Rückfallfieber: Moskau 2 Todesfälle; St. Petere⸗ burg 22 Erkrankungen; Genickstarre: Berlin 3, Hamburg 2, Moskau 2, New⸗York 3 Todesfälle; Influenza: London 13, Moskau 2, Paris 3 Todesfälle. Mehr als ein Zehntel aller Ge⸗ storbenen starb an Masern (Durchschnitt aller deutschen Berichts⸗ orte 1881/90: 1,30 %): in Zwickau Erkrankungen kamen vor in den Reg.⸗Bez. Arnsberg 288, Düsseldorf 354, Königsberg 135, in Budapest 29, Kopenhagen 347, Wien 90 an Scharlach (1881/90: 1,39 %): in Krakau und Odessa Erkrankungen wurden gemeldet in Berlin 50, Breslau 32, München 31, Budapest 25, Edinburg 52, Kopenhagen 39, London 367 (Kranken⸗ bu 8 aris 36, St. Petersburg 71, Stockholm 27, Wien 46 an Diphtherie und Croup (1881/90: 4,49 %): in Zwickau Erkrankungen sind angezeigt in Berlin 111, in den Reg.⸗Bez. Arns⸗ berg 121, Düsseldorf 105, in München 40, Christiania 24, Kopen⸗ hagen 25, London 122 (Krankenhäuser), Paris 48, St. Peters⸗ burg 108, Wien 66 desgl. an Unterleibstyphus in Buda⸗ pest 21, St. Petersburg 217.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks .“ an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 11. d. M. gestellt 13 575, nicht rechtzeitig gestellt 106 Wagen.

8 Zwangs⸗Versteigerungen.

8 Beim Königlichen Amtsgericht I Berlin standen am 11. November die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Usedomstraße 15, dem Zimmermeister G. Eichler gehörig, Flächen⸗ raum 8,9 a; Nutzungswerth 11 910 ℳ; für das Meistgebot von 191 9900 wurde der Rentier Wilh. Prerauer zu Berlin Ersteher. Am Oberbaum 1/2, der Handelsgesellschaft W. Stephan u. Co., gehörig; Flächenraum 5,14 a; Nutzungs⸗ werth 12 970 ℳ; für das Meassgebot von 230 3900 wurde der Steinhändler C. J. Krause, Mühlenstraße 78/79, Ersteher.

Beim Königlichen Amtsgericht II Berlin standen die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Grundstucke zu Groß⸗Lichterfelde, angeblich Chausseestraße 5/7 belegen, der ver⸗ ehelichten Malermeister Luise geb. Messerschmidt, zu Berlin gehörig; Flächenraum 1 ha 17 a 29 qm, Nutzungswerth zur Gebäudesteuer 1773 ℳ, und 21 a 73 qm; mit dem Gebot von 96 100 blieb Graf Julius von Lüttichau zu Berlin, Blumes⸗ hof 2, Meistbietender. Grundstück 58 Groß⸗Lichterfelde, angeblich an der Chausseestraße 76 belegen, dem Maurermeister Johann chmidt zu Groß⸗Lichterfelde gehörig; Flächenraum 7,55 a; Nutzungswerth zur Gebäudesteuer 3100 ℳ; mit dem Gebot von 39 400 blieb der Baumeister Richard Hintz zu Groß⸗Lichterfelde, 1, Meistbietender. Grundstück zu Steglitz, an der Forststraße und Straße Nr. 10 belegen, der Kommanditgesellschaft in Firma Stralauer Flaschenfabrik Ewert und Neumann zu Stralau gehörig; Flächenraum 17,72 a; mit dem Gebsot von 13 500 blieb der Banquier Oskar Jonas zu Berlin, Friedrichstraße 111, Meistbietender. Aufgehoben wurde das Verfahren der Zwangsversteigerung wegen des Grundstücks zu Steglitz, angeblich Herderstraße 3 belegen, der Ehefrau des Kauf⸗ manns Arthur Preuß, Elisabeth, geb. Hahn, zu Breslau, Paulinenstraße 10, gehörig. Ferner wurde das Verfahren der Zwangsversteigerung wegen des Grundstücks zu Schöneberg, an⸗ geblich Gothenstraße 48 belegen, der verehelichter Bertha Viohl, geb. Scher, zu Schöneberg gehörig, aufgehoben.

In der Sitzung des Aufsichtsraths der Ver. Werderschen Brauereien zu Werder a. H. vom 10. d. M. kam der Abschluß des abgelaufenen Geschäftsjahrs zur Vorlage; es wurde 6 der für den 5. Dezember d. J. einzuberufenden Generalversammlung die Vertheilung einer Dividende von 8 % vorzuschlagen, nachdem etwa 82 000 zu Abschreibungen verwendet, dem Reservefonds 5 % und einem Spezial⸗Reservefonds 2 ½ % des Gewinnes zugeführt worden sind. 1n

In Cassel fand aebe eine Sitzung des Aufsichtsrathes und der Direktion der ktiengesellschaft für Treber⸗ Trocknung statt, in welcher beschlossen wurde, bei einer alsbald ein⸗ zuberufenden außerordentlichen Fregehndegh Erhöhung des zur Zeit 3 000 000 betragenden Aktienkapitals um 3 Millionen Mark zu beantragen. Die jungen Aktien sollen laut Beschluß der Verwaltung zum Kurse von 200 % emittiert und gemäß einem mit der Leipziger Bank getroffenen Abkommen den alten Aktionären zu diesem Kurse innerhalb eines noch bekanntzugebenden Zeitraumes durch die Leip⸗ ziger Bank zum Bezuge angeboten werden. Die jungen Aktien, auf welche bei der Zeichnung 4 % Stückzinsen ab 1. Oktober zu vergüten sind, nehmen bereits an der Dividende des laufenden Geschäftsjahres zur Hälfte theil. Die Erhöhung des Aktienkapitals ist bedingt durch das außerordentliche Anwachsen der Geschäftsthätigkeit der Gesell⸗ schaft, insbesondere auch mit Rücksicht auf die Durchführung der in Gemeinschaft mit der Leipziger Bank geplanten großen Unternehmungen.

Wie „W. T. B.“ aus St. Petersburg meldet, wird sich das Mitglied des Raths des russischen mnanz Ministeriums Timiriasew morgen nach Berlin begeben. Derselbe ist mit dem Mitgliede des Ratßs des Ministeriums Sabugin und dem russischen General⸗Konsul in Danzig Baron Wrangel zum Delegirten für die Konferenz in Berlin ernannt worden, welche gewisse Mißverständnisse auf⸗ klären soll, die bezüglich des deutsch⸗russischen Handelsvertrages entstanden sind. 8

Stettin, 11. November. (W. T. B.) Getreidemarkt. Weizen fest, loko 168 172, per November —,—, per November⸗ Dezember —,. 88 fest, loko 126 —129, per November —,—, per November⸗Dezember —,—. ommerscher Hafer loko 128 134. Rüböl loko fest, per November 58,50, per April⸗Mai 58,20. Spiritus fest, loko mit 70 Konsumsteuer 36,50. Petroleum loko 11,20.

Breslau, 11. November. (W. T. B.) Getreide⸗ und Pro⸗ dukten markt. Spiritus per 100 1 100 % exkl. 50 Verbrauchs⸗ abgaben pr. November 54,70, do. do. 70 Verbrauchsabgaben pr. November 35,20.

Magdeburg, 11. November. (W. T. B.) Zuckerbericht. Kornzucker exkl. von 92 % —,—. ornzucker exkl. 88 % Rendem. 10,15 10,30. Nachprodukte exkl. 75 % Rendement 7,70 8,35. Fest. Brotraffinade I 23,75. Brotraffinade II 23,50. Gem. Raffi⸗ nade mit Faß 23,50 23,87 ½. Gem. Melis I mit Faß 22,50 22,62 ½. Fest. Rohzucker I. Produkt Transito 9. a. B. Hamburg pr.

ovember 9,55 bez., 9,62 ½ Br., pr. Dezember 9,70 bez., 9,72 ½ Br., pr. Januar 9,80 bez. und Br., pr. April⸗Mai 10,05 Gd., 10,10 Br., pr. Juni⸗Juli 10,20 Gd., 10,27 ½ Br. Fest.

Leipzig, 11. November. (W. T. B.) (Schluß⸗Kurse.) 3 % Sächsische Rente 97,10, 3 ½ % do. Anleihe 101,30, Zeitzer Paraffin⸗ und Solaröl⸗Fabrik 101,00, Mansfelder Kuxe 740,00, Leipziger Kredit⸗ anstalt⸗Aktien 213,50, Kredit⸗ u. Sparbank zu Leipzig 121,25, Leipziger Bankaktien 183,00, Lese, e Hypothekenbank 139,50, Sächsische Bankaktien 124,10, chsische Boden⸗Kreditanstalt 119,60, Leipziger Baumwollspinnerei⸗Aktien 179,50, Leipziger Kammgarnspinnerei⸗Aktien 200,50, Kammgarnspinnerei Stöhr u. Co. 205,00, Wernhausener Kammgarnspinnerei 94,75, Alten⸗ burger Aktienbrauerei 236,50, Zuckerraffinerie lle⸗Aktien 115,00, Große Leipziger F Se. 169,50, Leipziger Elektrische 1e 154,00, Thür ngis asgesellschafts⸗Aktien 199,00, Deutsche Spitzen⸗ fabrik 224,00, Leipziger Elektrizitätswerke 138,00, Böhmische Nord⸗ bahn⸗Aktien 182,50.

Kammzug⸗Terminhandel. La Plata. Grundmuster B. pr. Novbr. 3,22 ½ ℳ, pr. br. 3,25 ℳ, pr. Januar 3,25 ℳ,

pr. Februar 3,25 ℳ, pr. März 3,27 ¾ ℳ, pr. April 3,27 ¼ ℳ,

pr. Mai 3,27 ℳ., pr. Juni 3,27 ½ ℳ, pr. Juli, 3,30 ℳ, pr. August 3,30 ℳ, pr. September 3,30 ℳ, pr. Oktober 3,30 Umsatz

2 Fest.

Mannheim, 11. November. (W. T. B.) Produktenmarkt. Weizen pr. November 18,30. Roggen pr. November 14,50. Hafer pr. November 14,20. Mais pr. November 10,10.

Bremen, 11. November. (W. T. B.) Börsen⸗Schlußbericht. Raffiniertes Petroleum. (Offizielle Notierung der Bremer Petroleum⸗ Börse.) Höher. Loko 6,90 Br. Russis Petroleum. Loko 6,70 Br. Schmalz ruhig. Wilcox 25 ₰, Armour shield 24 ½ ₰, Cudahy 26 ₰, Choice Grocery 26 ₰, White label 26 ₰, Fair⸗ banks ₰. Speck. Ruhig. Short clear middl. loko 25 ₰. Reis sehr fest. Kaffee ruhig. Baumwolle. Schwach. Upland middl. loko 42 ¼¾ ₰. Taback. 32 Faß Kentucky.

Kurse des Effekten⸗Makler⸗Vereins. 5 % Nord⸗ deutsche Wollkämmerei und Kammgarnspinnerei⸗Aktien 180 Br. 3 % Notddeutsche Aoyd⸗Aktien 112 ¾ Gd., Bremer Wollkämmerel

2

Bremen, 12. November. (W. T. B.) Dem Präsidenten der Bremer Baumwollbörse Herrn Gesrg Plate ist folgendes Tele⸗ gramm aus Berlin zugegangen: Den Entschluß der Bremer Baumwollbörse, zur Aussendung von Sachverständigen nach Ost⸗ Asien in so wirksamer Weise beizutragen, habe ich mit besonderer Freude begrüßt, und spreche ich namens der Reichsverwal⸗ tung meinen verbindlichsten Dank aus, hoffend, daß die Entsendung auch dem dortigen Handel zum Heil gereicht. Die Erfüllung der ausgesprochenen Voraussetzungen liegt im Plan und wird mit Iöhnen besprochen werden. von Boetticher.

Hamburg, 11. November. (W. T. B.) (Schlußkurse.) Hamb. Kommerzb. 130,00, Bras. Bk. f. D. —,—, Lübeck⸗Büch. 146,50, A.⸗C. Guano W. 79,75, Privatdiskont 4 ¼, Hamb. Packetf. 133,60, Nordd. Lloyd 113,20, Trust Dynam. 172,00, 3 % H. Staatsanl. 96,00, 3 ½ do. Staatsr. 105,40, Vereinsbank 151,00, Hamburger Wechsler⸗ bank 130,00.

Abendbörse. Oesterr. Kredit 307,80, Diskonto⸗Kommandit 204,50, Lombarden 210,00. Behauptet.

Getreidemarkt. Weizen loko fest, holsteinischer loko 172 176. Roggen loko fest, mecklenburger loko 132 138, russischer loko fest, 98 99. Mais 100 102. Hafer fest, Gerste fest. Rüböl fest, loko 60 Gd. Spiritus (unverzollt) ruhig, pr. November⸗Dezember 18 ¾ Br, pr. Dezember⸗Ja⸗ nuar 18 Br., pr. Januar⸗Februar 18 ½ Br., pr. April⸗ Mai 18 Br. Kaffee fest, Umsatz 2000 Sack. Petroleum fest, Stan⸗ dard white loko 6,85 Br.

Kaffee. (Nachmittagsbericht.’.) Good average Santos pr. Dezember 53 ¼, pr. März 53 ¾., pr. Mai 54, pr. Juli 54 ½. Behauptet. Zuckermarkt. (Schlußbericht.) Rüben⸗Rohzucker I. Produkt Basis 88 % Rendement neue Usance, frei an Bord Hamburg pr. November 9,60, pr. Dezember 9,70, pr. Januar 9,80, pr. März 10,00, pr. Mai 10,15, pr. Juli 10,32 ½. Fest.

Wien, 11. November. (W. T. B.) (Schluß⸗Kurse.) Oesterreichische 4 ⅛16 % Pavierrente 101,32 ½, Oesterreichische Silberr. 101,30, do. Goldr. 122,60, do. Kronenr. 101,05, Ungarische Goldrente 122,30, do. Kron.⸗A. 99,35, Oesterreichische 60er Loose 144,25, Anglo⸗Austr. 153,00, Länderbank 247,00, Oestr. Kredit 365,65, Unionbank 291,00, Ungar. Kreditb. 403,00, Wiener Bk.⸗V. 256,00, Böhm. Westb. —,—, do. Nordbahn 273,50, Buschtiehrader 537,00, Brüxer 240,00, Elbethalbahn 273,25, Ferd. Nordbahn 3390, Oest. Staatsb. 356,00, Lemb. Czer. 287,00, Lombarden 100,00, Nordwestb. 267,75, Pardubitzer 215,00, Alp.⸗Montan. 84,80, Amsterdam 99,20, Dtsch. Plätze 58,82 ½, Lond. Wchs. 119,85, Pariser do. 47,55, Napoleons 9,53, Marknoten 58,82 ½, Russ. Bankn. 1,27 ⅞.

Getreidemarkt. Weizen vr. Feüciahr 8,50 Gd., 8,52 Br. Roggen pr. Feühtahr ,81 Gd., 7,33 Br. Mais pr. No⸗ vember Gd., Br., pr. Mai⸗Juni 4,52 Gd., 4,54 Br. Hafer pr. Frühjahr 6,42 Gd., 6,44 Br.

12. November. (W. T. B.) Schwach. Ung. Kredit⸗Aktien 400,50, Oesterreichische Kredit⸗Aktien 363,50, Franzosen 354,25, Lom⸗ barden 100,00, Elbethalbahn 273,00, Oesterreichische Papierrente 101,32 ½, 4 % Ungar. Goldrente 122,20, Oesterr. Kronen⸗Anleihe 101,05, Ungar. Kronen⸗Anleihe 99,30, Marknoten 58,82 ½, Napoleons 9,53 ½, Bankverein 255,50, Taback⸗Aktien —,—, Länderbank 246,50, Buschtie⸗ rader Litt. B.⸗Aktien 535,00, Türkische Loose 47,00, Brürer —.—.

Pest, 11. November. (W. T. 87 Produktenmarkt. Weizen loko fest, pr. Frühjahr 8,12, Gd., 8,13 Br. Roggen pr. Frühjahr 6,93 Gd., 6,95 Br. Hafer pr. Frühjahr 6,03 Gd., 6,05 Br. Mais pr. Mai⸗Juni 4,15 Gd., 4,17 Br. Kohlraps pr. August⸗ September 11,65 Gd., 11,75 Br. .

London, 11. November. (W. T. B.) (Schluß⸗Kurse.) Engl. 2 ½ % Kons. 110 ⅛, Preuß. 4 % Kons. —, Ital. 5 % Rente 87 ⅛, 4 % 89 er Russ. 2. S. 103, Konvert. Türken 19 ¾, 4 % Spanier 58 ⅛, 3 ½ % Egypt. 100 ¼, 4 % unif. do. 103 ½, 3 ½ % Trib.⸗Anl. 91 ½, 6 % kons. Mex. 93, Neue 93 er Mexik. 91, Ottomanbank 11 ½, Canada Pacific 60 ½, De Beers neue 29 ¼, Rio Tinto 25 ½, 3 ½ % Rupees 63 ½, 6 % fund. Arg. A. 80, 5 % Arg. Goldanl. 79 ½, 4 ½ % äuß. do. 51, 3 % Reichs⸗ Anl. 97 ¼, Brasil. 89 er Anl. 62, 5 % Western Min. 66, 8 diskont 3 ¾, Silber 29 ⅞, Anatolier 86, 6 % Chinesen 108, 6 9% Chinesen (Chartered Bank⸗Anleihe) 112, 5 % Chinesen (neueste) 98.

Aus der Bank flossen 36 000 Pfd. Sterl.

Getreidemarkt. (Schluß.) Getreidemarkt ruhig aber fest. Mehl ruhig, sh. höher. 1 1“

96 % Javazucker 11 i fest, Rüben⸗Rohzucker⸗lolo 99⁄6 fest. Chile⸗Kupfer 49 ⁄6, pr. 3 Monat 49 ⅛. 1

Liverpool, 11. November. (W. T. B.) Baumwolle. Umsatz 12 000 B., davon für Spekulation und Export 1000 B. Unverändert. Middl. amerikanische Lieferungen: Kaum stetig. No⸗ vember⸗Dezember 422764 4²2⁄64 Käuferpreis, Dezember⸗Januar 420 ⁄64 Verkäuferpreis, Januar⸗Februar 419⁄64 do., Februar⸗ März 419⁄84 do., März⸗April 418⁄34.² Werth. April⸗Mai 415⁄64— 42 %4 ꝑKäuferpreis, Mai⸗Juni 4 ²⁄64 do., Juni⸗Juli 421⁄64̊ Verkäuferpreis, Juli⸗August 42²1⁄64— 422⁄14 d. Werth.

St. Petersburg, 11. November. (W. T. B.) Zu der heu- tigen Feier des 25 jährigen Jubiläums der Russischen Bank für auswärtigen Handel gingen der Bank zahlreiche Sympathie⸗ bezeugungen von offizieller Seite, wie von sämmtlichen Banken und finanziellen Gesellschaften zu. In den Adressen und Telegrammen wird allgemein die Bedeutung des Instituts in der Finanzgeschichte Rußlands hervorgehoben.

Rio de Janeiro, 11. November. (W. T. B.) Wechsel auf London 72²7⁄22. 88

Verdingungen im Auslande.

Niederlande.

16. November, 10 Uhr, im Gemeindehaus zu Diepenveen: Lieferung von 140 chm groben Basaltschlags. Die Lieferung hat bis hens 30. April 1897 zu erfolgen. Einsendung von Einschreibungs⸗

illetten und Muster vor dem 14. November cr. im Gemeindehaus, woselbst auch die Bedingungen zur Einsicht ausliegen. 8

21. November, 11 ½ hr, im Gemeindehaus zu Arnheim: Lieferung von Steinen, Kalk, Holzwaaren, Eisenwaaren, Kupfer, Zink, Blei, Geräthschaften, Gas⸗ und Wasserleitungs⸗Artikeln, Bürstenwaaren, Tuch, Tauen, Tapezier⸗ und Dekorateur⸗Artikeln, Manufakturen und Kleidungsstücken, Drogen, verschiedenen Materialien und Geräthschaften, Vogelfutter u. s. w. Aufschlüsse sind bis zum Tage der Verdingung werk⸗ täglich von 10 bis 12 Uhr im Geschäftszimmer für Gemeindewerke in der Radestraat erhältlich, woselbst auch Muster und Zeichnungen zur Einsicht ausliegen. Bedingungsheft mit gesiegeltem Einschreibungsbillet sind 8 Eentnms für Gemeindewerke im Gemeindehaus sae075 Fl.

„Verkehrs⸗Anstalten.

Bremen, 11. November. Wie „Boesm. Tel. B.“ meldet, nahm die heutige Probefahrt des auf der Werft des „Vulkan“ in Bredow bei Stettin für Rechnung des Norddeutschen Lloyd neu-