v Sachsen. “ G
Ihre Majestaͤten der König und die Königin sind
estern von ibyllenort nach Dresden zurückgekehrt. Ihre
öniglichen Hoheiten der Prinz Georg und die Prinzessin
Mathilde waren bereits am onntag früh von dort wieder in Dresden eingetroffen.
Württemberg.
Wie der „St⸗A. f. W.“ aus sicherer Quelle vernimmt, hat Seine Majestät der König am 13. d. M. angeordnet, daß zur Mitwirkung an den dem Justiz⸗Ministerium ob⸗ liegenden, aus Anlaß der Einführung des Bürgerlichen Gesetzbuchs erforderlichen Arbeiten eine Kommission nieder⸗ esetzt werde. Zum Vorsitzzenden dieser ion, an seren Arbeiten sich übrigens der Minister der Justiz von Breitling stets zu betheiligen gedenkt, hat Seine : das frühere württembergische Mitglied der Reichskommission für die Ausarbeitung des Entwurfs eines Bürgerlichen Gesetz⸗ buchs, den Professor Dr. von S in Tübingen, be⸗ rufen. Weiterhin werden aus der Mitte des Bnehh Richter⸗ standes der Landgerichts⸗Direktor Landauer in Ellwangen und die Ober⸗Landesgerichts⸗Räthe Schüz und Pfizer I., aus der Reihe der Anwalte der JustirRat Leipheimer in Stuttgart an der Kommission theilnehmen. Von den Beamten des Justiz⸗Ministeriums hat der König die Ministerial⸗Räthe Dr. Weizsäcker und Cronmüller in die Kommission be⸗ rufen. 8
Anhalt. 8 Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Friedrich Carl von Preußen ist gestern von Dessau nach Berlin abgereist.
Lippe.
Bei den Wahlen zum Landtag wurden, wie die Köln. Ztg.“ berichtet, 9 konservative und nationalliberale Abgeordnete, unter diesen von Stietendorf zweimal, sowie 9 freisinnige Abgeordnete gewählt. Außerdem haben zwei Stichwahlen stattzufinden.
Oesterreich⸗Ungarn.
Der König und die Königin von Griechenland Setstern Abend von Wien über Venedig nach Athen ab⸗ gereist.
Das österreichische Abgeordnetenhaus berieth gestern den dringlichen Antrag der Abgg. Pattai, Lueger und Genossen auf sofortige Kündigung des Zoll⸗ und
andelsvertrages mit Ungarn. Der Handels⸗Minister reiherr Glanz von Eicha erklärte, die Regierung erachte eine tillschweigende des gegenwärtigen Bündnisses auf weitere zehn Jahre für ausgeschlossen. Die Kündigung werde recht⸗ eitig vor Ablauf dieses Jahres erfolgen. Redner 11b hierauf für die Dringlichkeit und erklärten, ihre An⸗ griffe richteten sich nicht gegen Ungarn, sondern gegen die dort bö Clique. Der Abg. Lueger befürwortete ebenfalls ie Dringlichkeit und griff die ungarische Regierung heftig an. Der Minister⸗Präsident Graf Badeni führte aus: Er müsse die Angriffe gegen das befreundete und Oesterreich eng verbündete Ungarn zurückweisen. Bezüglich der Auslaßgungen der ungarischen Blätter gegen die österreichische Regierung habe er sich die Ueberzeugung verschafft, daß ein gegen Oesterreich gerichteter Artikel des „Nemzet“ ohne Wissen und Willen der ungarischen Regierung erschienen sen Er erkenne die Loyalität der ungarischen Minister bei den . ——— an. Das Haus nahm schließlich die Dringlichkeit für den Antrag Pattai sowie den Antrag selbst an. Sodann beantwortete der Minister⸗Präsident Graf Badeni die Interpellation des Abg. Pernerstorfer wegen an⸗ 8 ese Aeußerungen des Minister⸗Präsidenten über die Strafbarkeit unwahrer Angaben bei Unfallsverletzungen und erklärte: unwahre Angaben unterlägen, wenn eine dolose Ab⸗ sicht vorhanden sei, als Betrug der Strafjudikatur; die Ver⸗ cherungsanstalten seien jedoch angewiesen, derartige folgen⸗ schwere Anzeigen nur nach sorgfältiger Prüfung zu erstatten. Im weiteren Verlauf der Sitzung wurde die Gewerbe⸗ novelle in dritter Lesung angenommen. Aus Budapest geht der „Pol. Korr.“ folgende Mit⸗ theilung zu!. „Ein hervorragendes Organ der liberalen Partei hat, allem Anschein nach unter dem Eindruck der klerikalen gitation, die während der Wahlbewegung in Ungarn in den an der österreichischen Grenze gelegenen Komitaten sehr merklich zutage trat, einen Artikel veröffentlicht, in dem der Besorgniß über das Anwachsen der ultramontanen Ten⸗ denzen in Oesterreich Ausdruck gegeben wurde. In maß⸗ See. Kreisen wird jedoch betont, daß man bei nüchterner Er herder Anschauung, daß sich der Klerikalismus Ueber⸗ griffe aus Oesterreich auf ungarisches Gebiet anmaßen könnte, nicht beipflichten könne. Man dürfe vielmehr die Ueberzeugung hegen, daß bei den Gestaltungen der inneren Politik Oesterreichs, welche Richtung sie auch immer nehmen mögen, alle spezifischen Aspirationen dem obersten Ziele des innigen Einve de ens der beiden Staaten der Monarchie untergeordnet bleiben werden. An dem Grundsatze jener Politik, welche die Inter⸗ essen Oesterreichs und Ungarns in beständigem Einklang erhalten sucht, und an welcher die Regierungen der beiden Reichshälften in der korrektesten Weise festhalten, können, wie man betont, individuelle Meinungskundgebungen keinerlei Aenderung hervorrufen, ja dieselben können nicht einmal vor⸗ übergehende Mißverständnisse zur Folge haben.“
Großbritannien und Irland. 1 8 Die Königin ist in B9 eitung der Prinzessin Heinrich von Batten berg am Sonnabend Abend von Balmoral wieder in Windsor eingetroffen. vX“ 8
Frankreich. 18 J“ Der König Menelik hat, wie „W. T. B.“ berichtet, ein Filätremm an den Präsidenten Faure gerichtet, worin es
7.
Unter Gottes Beistand haben wir unserm Volke den Frieden wiedergegeben. Indem wir heute den Friedensvertrag mit dem Be⸗ vollmächtigten Seiner Majestät des Könsgs von Italien unterzeichnen, 12-s wir uns glücklich, daß unsere Freunde sich mit uns darüber reuen.
Der Präsident Faure erwiderte dem König Menelik:
Sehr dankbar für die Zuvorkommenheit, mit der Eure Majestät mir die Wiederherstellung des Friedens angezeigt haben, beglückwünsche
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8
Der Justiz⸗Minister Darlan hat ein Rundschreiben an die Bischöfe erlassen, worin er ihnen auf Grund des Konkordats untersagt, die staatlichen Diözesangebäude an Kongresse behufs Veranstaltung von Gedenkfesten herzugeben.
Die Deputirtenkammer begann gestern die Berathung des Antrags Guillemet auf Abänderung des Wahlmodus für den Senat. Der Minister des Innern Barthou erklärte, es mangele an Zeit, um sich genügend mit dem An⸗ trage zu beschäftigen, und kritisierte den Antrag, ließ aber der Kammer volle Freiheit, darüber zu entscheiden, ob sie den Antrag annehmen wolle oder nicht. Die Kammer beschloß, die Fortsetzung der Berathung auf heute zu vertagen.
n Gegenwart des Kaisers und der Kaiserin, sowie der Mitglieder des Kaiserlichen Hauses fand gestern in St. Petersburg die Taufe des Großfürsten Roman, Sohnes des Großfürsten Peter Nikolajewitsch, statt.
Die „Politische Correspondenz“ meldet“ aus St. Peters⸗ burg: die Beschleunigung der Rückkehr des französischen Bot⸗ schafters Grafen Montebello hänge mit der Anwesen⸗ heit des Botschafters von Nelidow in St. Petersburg zusammen, da Berathungen der beiden Diplomaten unter einander und mit den für die auswärtige Politik Rußlands maßgebenden Persönlichkeiten sowie mit den Vertretern anderer Mächte über die türkische Krisis für wünschenswerth erachtet würden. Die Besprechungen be⸗ zweckten, eine gemeinsame Aktion in Konstantinopel, durch welche die Mächte eine definitive Regelung der schwebenden türkischen Fragen herbeizuführen beabsichtigten, in allen Einzel⸗ heiten festzustellen
Italien.
Der König hat, der „Agenzia Stefani“ zufolge, gestern Abend die Ratifikation des Friedensvertrags mit Abessynien genehmigt. Die Regierung hat sofort den Major Nerazzini auf telegraphischem Wege ermächtigt, die Rati⸗ fikation dem König Menelik mitzutheilen.
Das Parlament ist auf den 30. November einberufen worden.
Die „Opinione“ meldet, man erwarte, daß der König eine Depesche an Menelik richten werde. Sobald diese De⸗ pesche in Schoa angekommen sei, werde mit der Zusammen⸗ iehung der Gefangenen, die einem Delegirten der italienischen
egierung übergeben werden sollten, begonnen werden. Das Blatt fügt hinzu: in Anbetracht des Umstandes, daß die Ge⸗ fangenen im Lande sehr zerstreut seien, glaube man, daß sie erst in einigen Monaten an der Küste würden eintreffen können.
Bulgarien.
Wie die „Agence Balcanique“ meldet, ist der bisherige Privatsekretär des Minister⸗Präsidenten Stoilow Petko Taptschileschtow zum General⸗Sekretär im Ministerrath ernannt worden.
In der letzten Sitzung des gezsee azs gr s von Sofia rief die Verlesung des Protokolls über den Be⸗ chluß des Ge⸗ meinderaths in der Frage der Kanalisation der Hauptstadt eine heftige Debatte hervor. Der Bürgermeister Nats chowitsch und sechs Gemeinderäthe verließen den Sitzungssaal und demissionierten. Es wird versichert, alle beharrten auf ihrer Demission. In diesem Falle würde der Gemeinde⸗ rath außer stande sein, seine Thätigkeit fortzusetzen.
Schweden und Norwegen. “ Die Regierung hat, dem „W. T. B.“ zufolge, eine Kommission ernannt zur Berichterstattung über die Frage, ob eine Beschränkung des kommunalen Stimmrechts auf dem Lande zu empfehlen sei. 8
Amerika.
Aus Havanna wird berichtet, daß sich 482 A uf⸗ ständische den militärischen Behörden in Mantua ge⸗ stellt hätten, um sich zu unterwerfen.
General Weyler verfolge lebhaft Maceo, welcher es noch immer vermeide, eine Schlacht zu liefern.
Parlamentarische Nachrichten.
Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Reichstags befindet sich in der Ersten Beilage.
— In der heutigen (126.) Sitzung des Reichstags, welcher der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe, der Staats⸗ sekretär des Innern, Staats⸗Minister Dr. von Boetticher, der Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Staats⸗Minister . Marschall von Bieberstein, der Justiz⸗Minister chönstedt und der Kriegs⸗Minister, General⸗Lieutenant von Goßler beiwohnten, stand auf der Tagesordnung zu⸗ nächst folgende Interpellation der Abgg. Munckel ür. Volksp.) und Genossen: „Im Auftrage des Herrn Reichskanzlers hat Herr Staatssekretär Dr. von Boetticher in der Reichstagssitzung vom 20. April d. J. in Beantwortung der Interpellation des Abg. Dr. Bachem, welche aus Anlaß des Duells Schrader⸗Kotze erfolgt war, die Erklärung ab⸗ gegeben, daß der Herr Reichskanzler „in ernste Erwägungen darüber eingetreten ist, welche Maßregeln zu ergreifen sein werden, um eine Sicherung und Achtung der Strafgesetze wirksamer als bisher zu er⸗ reichen“. Das Ergebniß dieser Erwägungen mitzutbeilen, sei, da die⸗ selben noch nicht abgeschlossen sind, zur Zeit nicht thunlich Am Tage darauf, am 21. April d. J, hat der Reichstag ein⸗ stimmig den Antrag . ezaeen „die verbündeten Regierungen zu ersuchen, mit allen zu Gebote stehenden Mitteln dem mit den Straf⸗ gesetzen in Widerspruch stehenden Duellwesen mit Entschiedenheit entgegenzuwirken.“
Inzwischen hat das Duellunwesen noch weiter um sich gegriffen insbesondere in den Kreisen der Offiziere und Beamten. Eee von den Gerichten verhängten Strafen sind mehrfach durch Begnadigungen nahezu aufgehoben worden. Von einer Ausführung des Reichstags⸗ beschlusses oder auch nur von einem Ergebniß der oben erwähnten eö des Herrn Reichskanzlers ist bisher nichts bekannt ge⸗
orden.
Demgemäß erlauben wir uns, an den Herrn Reichskanzler die Anfrage zu richten, ob er zum Abschluß seiner vom 20. April schweben⸗ den Erwägungen nunmehr gekommen ist, und was etwa angeordnet 1 n einstimmig gefaßten Beschluß des Reichstags Rechnung zu tragen
An den Herrn Reichskanzler erlauben wir uns die Anfrage zu richten, was den Behörden bekannt geworden ist über die Vorgänge, welche in der Nacht zum 12. Oktober d. J. in Karlsruhe zur Tödtung des Technikers Siepmann durch den Premier⸗Lieutenant von Brüsewitz geführt haben.
ich Sie herzlich zu dem glücklichen Erfolg und bin mit Ihnen als Nachbar und als Freund darüber erfreut.
1“ 6 8. 1
Der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe erklärt bereit, die Interpellation sosor⸗ zu beantworten. 5 sich
8
Hierauf nimmt der Abg. Munckel das Wort z Begründung, die bei Schluß des Blattes n.
SeER Nae. S 1
Statistik und Volkswirthschaft.
Statistik der deutschen Reichs⸗Post⸗ und Telegraphen⸗ verwaltung für das Jahr 1895.
nüt 44 366 18s eee hash dh mbelaufaen Ergebniß ung vom 2. Dezember . Es entfallen hiernach dur it 100 Einwohner auf ein Q 4 —eo tuns iim Jahre im Ja die Gesammtzahl 1895 88 8 der Wastenttlten...67 28 726 27 398 der Reichs⸗Telegraphenanstalten. 13 739 “ 13 228
der Verkaufsstellen für Postwerth⸗ 1..“ ““ 19 2722 18 035 der Postbriefkasten . . . .. LV der reichseigenen Post⸗ und Tele⸗ graphengrundstücke .. . 442 der Beamten, Unterbeamten ꝛc. 154 293 der durch die Post beförderten Sendungen . . . .. 3 428 866 041 der beförderten Telegramme. 34 602 830 der von den Stadt⸗Fernsprech⸗ Vermittelungsanstalten aus⸗ geführten Verbindungen 498 360 991 424 611 146 der Gesammtwerth der durch die Post ℳ ℳ vermittelten Geld⸗ ꝛc. Sendungen 22 013 131 239 20 123 027 440
das Gesammtgewicht der durch die k kg Post beförderten Päckereien 548 887 960 518 011 930 im Etatsjahre im Etatsjahre
Es beliefen sich ferner 8 1895/96 1894,95 ℳ ℳ 287 049 616 269 778 002
31 473 009
die Gesammt⸗Einnahmen auf die Gesammt⸗Ausgaben seinschl. der ein⸗ maligen Ausgaben von 8 955 144 ℳ im Jahre 1895/96 und von 8 602 437 ℳ im Jahre 1894/95) auf 261 781 081 249 360 750 der Ueberschuß betrug hiernach.. 25 268 535 20 417 252
Von den eingeführten Verkehrserleichterungen u. s. w. sind zu erwähnen: der Beitritt der Kap⸗Kolonie zum Welt⸗ postverein, vom 1. Januar 1895 ab; die Regelung des Brief⸗ verkehrs nach den Bestimmungen des Weltpostvereinsdienstes in Bezug auf die Gebiete von Basutoland, Ost⸗ und West⸗Gri ualand, Klein⸗ Namagualand, Pondoland, Tembuland, Transkei und Walfisch⸗ Bay, vom Mai 1895 ab, sowie auf Britisch Betschuanaland, vom März 1896 ab; der Beitritt der britischen Schutzgebiete von Sansibar und Ost⸗Afrika zum Weltpostverein, vom 1. Dezember 1895 ab; die Einrichtu ng deutscher Postagenturen innerhalb des deutsch⸗ostafrikanischen Schutzgebiets in Kilossa am 1. April 1895, in Masinde am 15. April 1895, in Moschi am 16. April 1895, in Mpapua am 20. April 1895, in Kisaki am 29. April 1895, in Langenburg am 5. Juni 1895, in Marangu am 29. Juni 1895, in Tabora am 15. Juli 1895, in Bukoba am 14. September 1895, in Muanza am 1. Oktober 1895 und in Kili⸗ matinde am 10. Januar 1896, innerhalb des deutsch⸗südwest⸗ afrikanischen Schutzgebiets in Swakopmund am 30. Mai 1895, in Otjimbingue am 1. Juli 1895, in Omarurn am 1. August 1895, in Okahandja am 12. August 1895, in Gibeon am 1. Ok⸗ tober 1895, in Keetmannshoop am 15. Oktober 1895, in Lüderitzbucht am 12. November 1895 und in Warmbad am 2. Januar 1896; die Einrichtung eines Austausches von geschlossenen Briefposten zwischen dem Marine⸗Postbureau in Berlin und bestimmten deutschen Kriegsschiffen im Ausland, unter Zulassung von Privatbriefen auch im Gewicht über 60 g, sowie von Postkarten und Geschäftspapieren, vom 1. Oktober 1895 ab; die erweiterte Zulassung von zwei⸗ und einmonatlichen Zeitungs⸗ bestellungen bei den Reichs⸗Postanstalten: Ausdehnung der Maßregel auf alle vierteljährlich zu beziehenden Zeitungen und Zeitschriften, soweit die Verleger sich einverstanden erklären, vom 1. Januar 1895 ab; die Annahme von Zeitungsbestellungen durch die Kaiserliche S in Jaluit (Marschall⸗Inseln), vom Juli 1895 ab; die inführung des Postanweisungs⸗Verfahrens auf Grund des Wiener Uebereinkommens vom 4. Juli 1891N im Verkehr mit Serbien, vom 1. Oktober 1895 ab; die Einführung eines Post⸗ anweisungs⸗Verkehrs mit Finland, vom 1. November 1895 ab; die Einrichtung eines unmittelbaren Postanweisungs⸗ austausches mit der britischen Kolonie Victoria (Auftralien), vom Mai 1895 ab, und mit der britischen Kolonie Süd⸗ Australien, vom August 1895 ab; die Zulassung von Post⸗ anweisungen im Verkehr mit Zululand, vom 1. März 1895 ab, Maschonaland und Matabeleland, vom Juni 1895 ab; die Erhöhung des Meistbetrages der Postanweisungen von 210 ℳ auf 400 ℳ bz. von 10 Pfd. Sterl. auf 20 Pfd. Sterl. im Verkehr mit Neu⸗Süd⸗Wales, vom Januar 1895 ab, und Queensland, vom Juni 1895 ab; die Zulassung von Postpacketen ohne Werthangabe bis zum Gewicht von 5 kg im Verkehr mit Japan, auf dem Wege über Bremen mittels der Reichs Postdampfer der Ostasiatischen Linie, vom 1. Januar 1895 ab, nach Hawai (Sandwich⸗Inseln) über Eng⸗ land, vom Mai 1895 ab, und nach den französischen esitzungen St. Pierre und Miquelon über Frankreich und England, vom Juli 1895 ab; die Zulassung von Postpacketen ohne und mit Werthangabe bis 400 ℳ bis zum Gewicht von 3 kg nach Finland über Schweden, vom 1. Dezember 1895 ab; die Einrichtung eines Austausches von Postpacketen ohne Werthangabe und ohne Nachnahme bis zu Gewicht von 3 kg im Verkehr mit der Südafrikanischen R publik (Transvaal), vom Januar 1896 ab, und Paraguay, vo April 1896 ab; die Zulassung sperriger Postpeckete na Schweden, vom 1. Januar 1896 ab; die Zulassung von Postfrachtstücken ohne Werthangabe im Gewicht über 5 bis 10 kg (außer den schon bisher zulässigen Postpacketen bis 5 kg) im Verkehr zwischen Deutschland und den Postanstalten des deutsch⸗
Erhöhung des Meistgewichts für Postpackete von 3 kg auf
1. Januar 1895 ab, Malta, auf dem Weg über Italien, vom Fe⸗ bruar 1895 ab, Cypern, auch auf dem Weg über Frankreich, vom Juli 1895 ab, Natal und Echowe (Zululand), vom August 1895 ab, Schweden, vom 1. Januar 1896 ab, Portugal bei Beförderun
auf dem Seewege, und zwar über Hamburg oder Bremen, ferner im
ab; die Zulassung von Werthangabe bis 1000 ℳ bei Postpacketen nach den Bermuda⸗Inseln, vom April 1895 ab; die Zulassung von Werthangabe bis 400 ℳ bei Postpacketen im Verkehr mit Liberia, vom 1. Mai 1895 ab; die “ der Werthgrenze von 15 000 Rbl. auf 20 000 Rbl. bei den Postfrachtstücen aus und nach Rußland, vom 1. Dezember 1895 ab; die Erhöhung der Werthgrenze von 8000 ℳ auf 20 000 ℳ bei den Briefen mit Werthangabe im Verkehr mit den Niederlanden, vom 16. Januar 1896 ab; die Ermäßigung des Portos für Postpackete nach Serbien, vom Januar 1895 ab, nach Canada, vom 1. Dezember 1895 ab, und nach den britischen Besitzunge
bz. britischen Postanstalten in außereuropäischen Ländern und nach Gibraltar für die Wege über Hamburg oder Bremen und England
mäßigung der Taxen für Postfrachtstücke
Spanien (ü
kehr nach 2* ankreich, vom 1. Januar 1895 eer Hambur ) b
Das deutsche Reichs⸗Post⸗ und Telegraphengebiet 445 115,24 qkm (ohne die Meerestheile: Haffe, Bodden und dee G ß der
dratkilometer. In diesem Gebiet betrug
abgehalten
ostafrikanischen Schutzgebiets, vom 1. Januar 1895 ab; die 5 kg im Verkehr mit der Argentinischen Republik, vom
Durchgang durch Belgien und Frankreich über Bordeaux, vom 1. April 1896 ab, und Madeira (über Hamburg direkt), vom 1. April 19896
sowie über Belgien und England, vom Mai 1895 ab; die Er.
Braf ilien l(über Hombarg oder Bremen), vem 1 Dezember 1895
ab; die Zulassung von Kästchen mit Werthangabe unter den Be⸗ dingungen des Wiener Uebereinkommens vom 4. Juli 1891 bis zum Betrage von 8000 ℳ für die einzelne Sendung im Verkehr mit Salvador, vom September 1895 ab, und bis zum Betrage von 20 000 ℳ für die einzelne Sendung im Verkehr mit den Nieder⸗ landen, vom 16. Januar 1896 ab; die Zulassung von Nach⸗ nahme bis 400 ℳ, bei Briefen und Kästchen mit Werthangabe im Verkehr mit Salvador, vom September 1895 ab, und bei Briefen und Kästchen mit sowie bei eingeschriebenen Briespost⸗ gegenständen jeder Art im Verkehr mit den Nie derlanden, vom 16. Januar 1896 ab.
Zur Arbeiterbewegung. Aus Hamburg meldet „W. T. B.“, daß der in Aussicht ge⸗
nommene Ausstand der Schauerleute (vgl. Nr. 272 d. Bl.) nicht
zum Ausbruch gekommen sei, da die Arbeiter die von den Stauern und Rhedern angebotene Erhöhung des Minimallohnes von 4,20 ℳ auf 4,.50 ℳ angenommen haben.
In Salach bei hat, wie im „Vorwärts“ mitgetheilt wird, in der mechanischen Weberei die ganze Arbeiterschaft, gegen 100 Personen, wegen Lohnkürzung die Arbeit eingestellt.
Hier in Berlin hat, einer Mittheilung der Berliner „Volks⸗ Stg. zufolge, eine vom Gesellenausschuß der Steinsetzer⸗Innung ein⸗
ufene teinsetzer⸗Versammlung beschlossen, die Vor⸗ bereitungen für eine Lohnbewegung zu beginnen. Die Hauptforderung ist der „Neunstundentag“. Der Gesellenausschuß wurde beauftragt, den Innungsmeistern die Wünsche der Gesellen demnächst vorzutragen. Später soll die Frage der Lohnerhöhung ins Auge gefaßt werden; den Minimalstundenlohn will man von 55 auf 60 ₰ erhöht wissen.
In Winterthur wird, wie der Berner „Bund’ berichtet, seit dem 14. d. M. ein Parteitag der schweizerischen Sozial⸗ demokraten abgehalten. Für die Revision des Parteiprogramms und der Parteiorganisation, sowie zur Berathung der Reformen auf landwirthschaftlichem Gebiete wurde eine Spezialkommission eingesetzt. Als nächster Vorort wurde St. Gallen bezeichnet, als Prasident Brandt (St. de- Der Parteitag wird nächstes Jahr in Zürich werden.
“ 1“
85
Kunst und Wissenschaft. 8
Den Lichthof des Königlichen Kunstgewerbe⸗Museum füllt zur Zeit eine reichhaltige Ausstellung moderner Plakate und Plakatentwürfe. Seit einigen Jahren ist man bei uns und im Auslande lebhaft bemüht, das Anschlagwesen künstlerisch zu ge⸗ stalten und einen eigenen Stil für diese Aufgaben zu schaffen. In
rankreich, England, Amerika, Belgien sind namhafte Künstler in den
ienst dieser „Plakatkunst“ getreten, die sich auf den dort üblichen großen Anzeige⸗Flächen vielseitig entfaltet hat. In Deutschland ist mehr das kleinere Plakat für Ausstellungen und neuerdinas auch für Reklame⸗ zwecke gepftegt worden. Aus allen diesen künstlerischen Richtungen hat die Bibliothek des Kunstgewerbe⸗Museums hervorragende Bei⸗ spiele gesammelt, die jetzt zum ersten Mal als geschlossene Gruppe ezeigt werden, nachdem früher nur einzelne Beispiele als Probe der ithographischen Technik ausgestellt waren. Daß es bei uns nicht an Künstlern für das Plakat fehlt, zeigen auch die Entwürfe, die von M. Fischer's Kunstverlag und aus der Unterrichtsanstalt des Museums vorgeführt sind. — Gleichzeitig ist im Lichthof eine an⸗ ziehende Auswahl alter und neuer Bücherzeichen, sogenannter „Ex- libris“, aus einer 4000 Blatt umfassenden Sammlung ausgestellt, die der verstorbene Architekt Rudolf Springer der Bibliothek des Kunstgewerbe⸗Museums hinterlassen hat. 1
— Die Internationale Vereinigung für vergleichende Rechtswissenschaft und Volkswirthschaftslehre zu Berlin hat einen Preis von 1600 ℳ (2000 Fr. oder 80 Pfd. Sterl.) für die beste Arbeit über folgendes Thema festgesetzt: „Eine vergleichende Darstellung der Grundsätze, welche in den Kolonien der wichtigsten Staaten hinsichtlich des Bodenerwerbs und der Ansiedelung befolgt worden
ind, und der wirthschaftlichen Folgen derselben.“ ür diese üvee.eeen gelten folgende Bedingungen: 1) Die rbeiten müssen bis zum 1. April 1898 an den Ersten Schrift⸗ führer der Vereinigung, Kammergerichts⸗Rath Dr. Kronecker, Berlin W., Kurfürstendamm 241, eingeliefert werden. 2) Die Arbeiten müssen in deutscher oder französischer oder englischer Sprache verfa t, die deutschen Manuskripte müssen mit lateinischen Buchstaben geschrieben sein. Es ist im höchsten Grade wünschenswerth, die Arbeiten mit einer Schreibmaschine schreiben zu lassen. 3) Die Arbeiten dürfen nicht mit dem Namen des Verfassers, sondern nur mit einem Motto bezeichnet werden, doch muß ihnen ein versiegeltes Kuvert beigegeben sein, welches das gleiche Motto als Aufschrift trägt, und in welchem der Name und die Adresse des Autors enthalten sind. 4) Das Preisrichter⸗Kollegium bilden folgende Mitglieder der Vereinigung: a. aus Deutschland: Seine Hoheit der Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg, Prä⸗ sident der Deutschen Kolonialgesellschaft (Potsdam); der Senats⸗ Präsident am Reichsgericht Dr. Paul Kayser, bisher Direktor der Kolonial⸗Abtheilung des Auswärtigen Amts (Leipzig); Dr. Freiherr Karl von Stengel, ordentlicher Professor der Rechte (Munchen); b. aus England: Right Honourable James Brvce, früher Minister (London); c. aus Frankreich: Dr. Charles Lyon⸗Caen, Professor der Rechte, Membre de l'Institut (Paris); d. aus Italien: Dr. Attilio Brunialti, Staaterath, Professor der Rechte (Rom); e aus den Niederlanden: Dr. P. A. van der Lith, ordentlicher Professor der Rechte, Rektor der Universität (Leyden); f. aus Oesterreich⸗Ungarn: Dr. Eugen Philippovich Edler von Philippsberg, ordentlicher Professor der Staatswissenschaften (Wien); g. aus Rußland: Geheimer Rath Dr. Fedor Fedorovié von Martens, ordentlicher Professor der Rechte, membre de l'Institut (St. Peters⸗ burg); h. aus Spanien: Marquis de Dalmau de Olivart, früher Professor der Rechte (Barcelona); i. aus den Vereinigten Staaten von Amerika: William James Ashley, Professor der Staatswissenschaften (Cambridge, Harvard Universit)). — Die Verkündung der Entscheidung soll, wenn möglich, noch vor dem 1. April 1899 erfolgen. Der Preis kann auch an mehrere Bewerber vertheilt werden, wenn ihre Arbeiten von wesentlich gleichem Werth erscheinen. Die mit dem Preis gekrönte Arbeit wird von der Internationalen Vereinigung veröffentlicht werden. Die Ver⸗ öffentlichung einer Preisarbeit oder eines oder mehrerer Theile der⸗ selben vor Verkündung der Entscheidung hat zur Folge, daß die Arbeit aus der Preisbewerbung und der ferneren Begutachtung durch die Preisrichter ausscheidet. Das literarische Eigenthum an der preis⸗ ia ss Arbeit, insbesondere die Rechte zur Veröffentlichung und
ebersetzung, gehen mit der Preiszahlung auf die Internationale Ver⸗ einigung über.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Aus Kopenhagen meldet „W. T. B.“, daß auf Initiative eines Comités, dem außer verschiedenen Aerzten aus Norwegen, Schweden und Dänemark auch der Geheime Medizinal⸗Rath, Pro⸗ fessor Robert Koch und Professor Lassar aus Berlin angehören, im Oktober 1897 eine Aussatzkonferenz zusammentreten werde, um Vorkehrungen gegenüber der Verbreitung der Seuche in Erwägung zu ziehen. Zu, der Konferenz sollen Vertreter der Regierungen der interessierten Länder eingeladen werden.
8 Land⸗ und Forstwirthschaft.
Anbauflächen Großbritanniens und Irlands. Niach der von dem Board of Agriculture in London im Oktober d. J. veröffentlichten letzten vorläufigen Uebersicht betrugen die An⸗ bauflächen in dem Vereinigten Königreich in aares
im Jahre 1896.
. nigrei Groß Irland. einschließll Isle of
britannien. an und Kanalinseln.
““ 1 693 957 37 919 v11111“ 173 396 Füäßer ““ 3 095 488 1 193 604
oggen 74 844 13 713 Bohnen.. . 251 076 1 771 “ 196 561 318 9 Kartoffell... 563 741 705 652 1 281 319 He. sein. 54 249 — 54 249
im Jahre 1895.
Weizen. 1“ 1 417 483 36 529 EEEETTT11X““ 2 166 279 171 785 2 346 367 111X“ 3 296 063 1 216 370 4 527 899 Roggen.... 68 713 11 517 80 293 “ 242 665 2 354 245 128 Ee1““ 209 024 498 209 609 Kartoffel... 541 217 710 389 1 262 766 eg““ 58 940 — 58 940
8 5
1 734 118 2 285 933 4 303 967
1 456 042
Handel und Gewerbe.
Die Wochenübersicht der Reichsbank vom 14. November 1896 weist bei einem gesammten Kassenbestande von 875 979 000 (1895 943 013 000) ℳ der Vorwoche gegenüber eine Zunahme auf um 13 334 000 (1895 Zunahme 162 000) ℳ; der Metallbestand allein hat um 11 781 000 (18955 um 363 000) ℳ zugenommen. Der Bestand an Wechseln von 674 677 000 (1895 700 932 000) ℳ hat sich um 3 562 000 (1895 Zunahme 41 770 000) ℳ vermehrt, während der Bestand an Lombardforderungen mit 100 529 000 (1895 83 140 000) ℳ einen Rückgang um 8 208 000 (1895 Abnahme 12 796 000) ℳ zeigt; auf diesen beiden Anlagekonten zusammen hat sich also ein Ruͤckgang um 4 646 000 (1895 eine Zunahme von 28 974 000) ℳ ergeben. Die sonstigen Aktiven haben sich um 5 526 000 ℳ vermindert. Auf passiver Seite zeigt der Betrag der umlaufenden Noten mit 1 083 645 000 (1895 1 141 619 000) ℳ der Vorwoche gegenüber eine Abnahme um 20 498 000 (1895 Abnahme 19 911 000) ℳ, während die sonstigen täglich fälligen Verbindlichkeiten (Giroguthaben) mit 452 670 000 (1895 480 045 000) ℳ eine Zunahme um 23 195 000 (1895 Zunahme 43 371 000) ℳ erkennen lassen. v114“
Durch eine Königlich spanische Verordnung vom 28. Ok⸗ tober d. J. ist verfügt worden, daß in Zukunft „unechtes Blattgold in Heften“, welches auf Grund der Be⸗ stimmung 5 Ziffer 4 Absatz 1 des spanischen Zolltarifgesetzes mit Einschluß des Verpackungspapiers verzollt wurde, ebenso wie bisher „echtes Blattgold in Heften“ nach Absatz 2 a. a. O. 18 dem Nettogewicht verzollt werden soll, während die Ver⸗ packungspapiere nach der für sie zutreffenden Nummer des Zolltarifs zu verzollen sind.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. G An der Ruhr sind am 16. d. M. gestellt 13 767, nicht rechtzeitig gestellt 37 Wagen. In Oberschlesien sind am 16. d. M. gestellt 5636, nicht recht⸗ zeitig gestellt 223 Wagen.
Zwangs⸗Versteigerungen. Beim Königlichen Amtsgericht I Berlin standen am 14. und 16. November die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteige⸗ rung: Kurfürstenstraße 81 a., dem Direktor H. H. Bodstein zu Berlin gehörig; Flächenraum 5,76 a; EE 040 ℳ; für das Meistgebot von 207 000 ℳ wurde der Banquier Oskar Jonas, Friedrichstraße 111, Ersteher. — Alt. Moabit 46, dem Kaufmann S. H. I gehörig; Flächenraum 12,34 a; Nutzungswerth 8510 ℳ; für das Meistgebot von 185 000 ℳ wurden die Banquiers Gebrüder Schickler, Gertraudtenstraße 16, Er⸗ steher. — Swinemünderstraße 125 und Vinetaplatz, dem Gutsbesitzer Ernst Hoefer gehörig; Flächenraum 3,37 a; Nutzungs⸗ werth 7000 ℳ; Ersteher wurde der Eigenthümer Jos. Hirschberg, Lothringerstraße 63, für das Meistgebot von 107 500 ℳ
— Bei der neuerdings im Reichsamt des Innern zwischen Ver⸗ tretern des Reichs und der Bundesstaaten, in deren Gebieten Börsen sich befinden, stattgehabten Berathung über die Ausführung des Börsengesetzes vom 22. Juni 1896 ist auch die Gestaltung der Preisnotierungen für Getreide erörtert worden. Das Börsen⸗ gesetz sieht für die Kursnotierung an den Produktenbörsen Sicherheits⸗ vorschriften vor, welche bezwecken, eine der wirklichen Lage des Börsenverkehrs entsprechende Preisanschreibung herbeizuführen und arglistigen Beeinflussungen der Notizen vorzubeugen. Zur Ergänzung der Börsennotizen ist die Herstellung eines Nachrichten⸗ wesens beabsichtigt, welches die in den Produktionsgebieten des Reichs außerhalb des Großverkehrs der Börse gezahlten Getreidepreise schnell zur Kenntniß weiterer Kreise bringt. Zu diesem Zweck sollen die bestehenden Einrichtungen der Marktpreisstatistik nutzbar gemacht werden, wie sie namentlich für den Bedarf der Militärverwaltung bereits Verwerthung findet. Für die Preisanschreibungen werden aus dem gesammten Reichsgebiet etwa 30 bis 40 Ortschaften ausgewählt werden, in denen die Hrelsbildung, ohne von den täglichen Schwan⸗ kungen an den Börsenplätzen unmittelbar beeinflußt zu werden, für einen größeren Wirthschaftsbezirk als typisch gelten kann. Die Markt⸗ kommissionen dieser Ortschaften sollen angewiesen werden, die Fest⸗ stellungen jedes Markttages alsbald, nachdem sie erfolgt sind, telegraphisch an eine bestimmte Zentralstelle mitzutheilen. Als Ge⸗ treidegattungen kommen Weizen, Roggen, Gerste und Hafer in Be⸗ tracht, hinsichtlich deren, soweit thunlich, die für gute, mittlere und geringe Sorte gezahlten höchsten und niedrigsten Preise anzugeben sein würden. Vorausgesetzt wird, daß die Marktkommissionen in der Lage sein werden, an jedem Markttage zusammanzutreten und die Feststellung vorzunehmen. Die Mittheilung der Preisfeststellungen jedes Markttages soll bereits vom 1. Januar 1897 ab beginnen. — In Preußen werden nach der Anweisung zur Notierung der Preise für Naturalien und andere Lebensbedürfnisse vom 27. September 1893 (M. Bl. S. 249) die Marktkommissionen durch den Gemeindevorstand gebildet und haben ein Mitglied des letzteren zum Vorsitzenden. Sie sind den örtlichen Verhältnissen entsprechend in der Weise zusammen⸗ zusetzen, daß den Interessen der Konsumenten und Produzenten mög⸗ lichst gleichmäßig Rechnung getragen wird. Wo kaufmännische Kor⸗ porationen oder Handelskammern bestehen, sind Abgeordnete derselben zuzuziehen. In kleineren Marktorten bleibt es dem Ermessen des Gemeindevorstandes anheimgestellt, von der Bildung einer Markt⸗ kommission abzusehen und die Obliegenheiten der letzteren selbst wahrzunehmen.
— Das Kommissariat der Berliner Fondsbörse hat den von der Preußischen Pfandbrief⸗Bank eingereichten Prospekt, betreffend die Emission von 15 000 000 ℳ 3 ½ % Kommunal⸗Obligationen, unkündbar bis zum Jahre 1907, genehmigt und den Handel in dem Papier zugelassen. Der Prospekt wird in der heutigen Nummer d. Bl. veröffentlicht. Die Bank hat mit dem Inkrafttreten ihres neuen Statuts die Konzession erlangt, an Provinzen, Kreise, Gemeinden, öffentliche Ge⸗ nossenschaften und Landesmeliorationsgesellschaften, sowie andere öffent⸗ liche Korporationen Darlehen zu gewähren, sofern zu ihrer Aufnahme esetzmäßig die Befugniß oder Genehmi ung ertheilt ist, und ferner st ihr das Recht verliehen worden, n rund solcher Darlehens⸗
geschäfte Kommunal⸗Obligationen, welche auf den Inhaber lauten, zu verausgaben. Die Deckung und Sicherheit der Obligationen be⸗ steht somit in kommunalen Verpflichtungen; außerdem haftet die Bank hr 1 r Zahlung von Kapital und Zinsen mit ihrem ganzen ermögen.
— Wie der „Frkf. Ztg.“ aus Mailand gemeldet wird, ist der Direktor der Filiale der Banca d'Italia in Parma, Cavaliere Campolmi, wegen großer Unordnungen in der Verwaltung vom Amt suspendiert worden.
Verdingungen im Auslande.
29. November, 11 Uhr: Einrichtung der elektrischen Stadt⸗ beleuchtung in Valdepen Ciudad Real.
erbien.
15. Dezember. Direktion der Autonomen Monopol⸗Verwaltung in Belgrad: Lieferung einer Schnellpresse. 2. und Bedingungen in der Buchhaltung genannter Direktion. Kaution 20 % des in Silber⸗Dinars anzugebenden Preises. 8
Verkehrs⸗Anstalten.
Bremen, 17. November. “ Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Ems“ ist am 14. November Nachmittags von New⸗York nach Genua abgegangen. Der Postdampfer „München“ ist am 14. November Nachmittags von Baltimore nach der Weser abgegangen. Der Postdampfer „Dresden“ ist am 15. November Nachmittags auf der Weser angekommen Der Postdampfer „Habs⸗ burg“ hat am 14. November Nachmittags St. Vincent passiert. Der Postdampfer „Graf Bismarck“ hat am 15. November Morgens Dover passiert. Der Postdampfer „Wittekind“ ist am 15. November Nachmittags in Antwerpen angekommen. Der Reichs⸗Postdampfer „Prinz Heinrich“ hat am 16. November Morgens Gibraltar vassiert. Der Dampfer „Wartburg“ hat am 16. November Nachmittags Vlissin 8 passieri.
London, 16. November. (W. T. B.) Der Uniondampfer „Athenian’ ist auf der Ausreise am Sonnabend von Southamp⸗ ton abgegangen. Die Castle⸗Dampfer „Garth Castle“ und „Arundel Castle“ sind am Sonnabend auf der Heimreise von Kapstadt und der Castle⸗Dampfer „Lismore Castle“ an dem⸗ selben Tage von Mauritius abgegangen.
— 17. November. (W. T. B.) Der Uniondampfer „Scot“ ist auf der Heimreise gestern von Madeira abgegangen.
otterdam, 16. November. (W. C. B.) Holland⸗Amerika⸗ Linie. Der Dampfer „Schiedam“ ist am Sonnabend Vormittag von Amsterdam, der Dampfer „Veendam“ von New⸗York abgegangen und der Dampfer „Zaandam“ ist heute Vormittag in New⸗York angekommen.
Theater und Musik. 8 Zentral⸗Theater.
Am Sonntag Nachmittag fand die Aufführung des zweiaktigen „modernen“ Dramas „Wohlthäter“ von Max be einem jungen und bisher unbekannten Dichter, statt. Das Werk verräth das Interesse des Verfassers an der modernen Kunstrichtung auf dra⸗ matischem Gebiet; denn in Stoff und Behandlungsweise schließt er sich eng an deren Vorbilder an. Die dramatische Technik und das dichterische Charakterisierungsvermögen des Autors erscheinen indessen vorläufig noch wenig entwickelt; man merkt die Anfängerarbeit fast in jeder Scene. Das Seelenleben der Heldin des Stückes, die nichts besitzt und auch nicht arbeitet, aber doch in Sammet und Seide einhergeht, und welche sich, als ein ehrlicher Mann ihr Eheanerbieten zurückweist, aus dem Fenster stürzt, wird mit übergroßer Naivetät gezeichnet. Fräulein Illing vom Schiller⸗Theater spielte diese undankbare Rolle mit starkem Temperament und tiefem Empfinden, sodaß die Vorstellung durch ihre Leistung an Interesse gewann.
Konzerte.
Das erste Abonnements⸗Konzert der Herren Florian Zajiec und Heinrich Grünfeld, das am Freitag voriger Woche im Saal der Sing⸗Akademie stattfand, war gut besucht und bot mannigfache Kunstgenüsse dar. Beethoven’s Trio in Es-dur, op. 70, in welchem Herr M. Pauer die Klavierpartie übernommen hatte, wurde präzis und verständnißvoll ausgeführt. Auch der Fe einer Romanze von Volkmann und einer Serenade für Violoncello durch Herrn Grünfeld, der auf dem Gebiete der Salonmusik weit Besseres leistet als in Werken größeren Stils, war zu loben. Besonderen Anklang fand eine Suite für Violine und Klavier, welche durch die Herren Zajic und Pauer tadellos ausgeführt wurde; diese Pièce sowie das Scherzo für alle drei Instrumente von Arensky wurden mit lebhaftem Beifall aufgenommen. Eine willkommene Abwechslung boten außerdem die Gesangsleistungen der Konzertsängerin Martha Gey, die, mit einer wohlklingenden Mezzosopranstimme begabt, Lieder von Schubert, Jensen und Schumann sehr ausdrucksvoll vortrug. — An demselben Tage gab Fräulein Helene Bratanitsch im Saal Bechstein einen Lieder⸗Abend, den sie mit einer Arie aus Gluck's „Orp eus“ eröffnete. Die klangvolle und gut geschulte Altstimme, die bei einem Umfange von zwei Oktaven in der Tiefe ebenso klar und kräftig erklingt wie in den höheren Tönen, kam vor Kurzem bereits in der Aufführung des „Elias“ durch den Stern’schen Gesangverein vortrefflich zur Geltung. Dem Vortrag blieb mitunter etwas mehr Lebendigkeit zu wünschen; Intonation und Aussprache waren dagegen in Liedern von Schubert, Chopin, Berlioz, Liszt, Franz ꝛc. durchaus befriedigend. — Ueber den Lieder, und Duett⸗Abend der Damen Cilli Fischer (Sopran) und Hilde Schwarzbach (Alt), die sich zu derselben Zeit im Konzertsaal, Potsdamerstraße, hören ließen, kann leider
nur berichtet werden, daß beiden Damen noch die zu einem öffent.
lichen Auftreten berechtigende Ausbildung fehlt.
Am Sonnabend gab die jugendliche Sängerin Lalla Wiborg aus Christiania im Saal der Sing⸗Akademie ihr erstes hiesige Konzert, welches von den Professoren R. Hausmann und F. Mannstaedt mit einer Sonate für Klavier und Violoncell von Brahms eröffnet wurde: einem Werke, das in „allen vier Sätzen originelle Gedanken enthält, jedoch an erheblichen Längen leidet. ie Ausführung war vortrefflich. Endlich erschten die Sängerin, von de zahlreichen Publikum aufs freundlichste begrüßt. Ihre Mezzosopran⸗ stimme ist weder stark, noch umfangreich; doch fesselt die Künstlerin durch die Lieblichkeit und Anmuth ihres Vortrags. Ganz besonder gefielen „Holder Schlaf“ aus Händel'’s „Semele“, und zwei Liede von Grieg: „Primula veris“, welches wiederholt wurde, und „Solpeigs Lied“. Außerdem wurden noch einige neue, nicht besonders interessante Stücke mit dem Titel „Romanzero“ von Leo Sch rattenhol vorgetragen, in denen der Komponist die Klavierpartie selbst über nommen hatte. Der hierauf folgende Beifall galt mehr der Aus führung als der Komposition. — Im Saal Bechstein fand an diesem Tage der V. Klavierabend des seinen Leistungen nach bereit hinlänglich gewürdigten Josef Sliwinsky statt.
Unter den gestrigen musikalischen Veranstaltungen muß das erste dietwinterliche Konzert des Philharmonischen Chors unter Leitung von Siegfried Ochs in der Philharmonie an erster Stelle genannt werden. Die Programme dieser Konzerte sind 138- mit besonderer Sorgfalt T und bieten fast mmer entweder eine interessante Novität oder Werke von historischer Bedeutung, die man nur selten zu hören bekommt Der gestrige Abend vereinigte beides. Die erste Nummer bildet „Die Flucht nach Egypten“, der zweite Theil der biblischen Legend L'enfance du Christ“ von Hector Berlioz: ein für Tenorsolo Chor und Orchester geschriebenes Werk, bestehend aus einer Duvertüre welche das Philharmonische Orchester stimmungsvoll zu Gehör brachte, einem Chor: „Abschied der Hirten“ und einem von Herrn Kammersänger Carl Dierich gesungenen Tenorsolo: „Ruhe der heiligen Familie“, welches durch einen aus der Ferne erklingenden Engelchor wirkungsvoll abgeschlossen
wird. Das Hauptinteresse des Abends konzentrierte sich indessen au
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