465 000 Stück verschiedenen Metallknöpfen, 37 000 Stüch Rosetten, 12 000 Futtersäcken.
22. Januar. Kriegs⸗Ministerium in Bukarest: Lieferung von 56 000 m Matratzen⸗ und Kopfkissenleinwand, 770 000 m Leinwand Amerika“, 75 m Leinwand für Fußlappen, 100 000 m Blusen⸗ leinwand. 8 “
23. Januar. Kriegs⸗Ministerium in Bukarest: Lieferung von 68 000 m Zeltleinwand. 1
26. Januar. Kriegs⸗Ministerium in Bukarest: 8000 Mannschafts⸗ und 3000 Pferdedecken.
27. Januar. Kriegs⸗Ministerium in Bukarest: Lieferung von 4000 Zäumen, 4000 Kinnketten.
29. Januar. Kriegs⸗Ministerium in Bukarest: Lieferung von 102 000 m Leinwand für Betttücher und Kopfkissen, 100 000 m Furterleinwand. 3
2 Februar 1897. Kriegs⸗Ministerium in Bukarest: Lieferung
von 10 000 vollständigen Tornistern.
Verkehrs⸗Anstalten.
Laut Telegramm aus Köln (Rhein) hat die zweite englische Post über Ostende vom 26. November in Köln den Anschluß an Zug 31 nach Berlin über Hildesheim nicht erreicht. Gründe: Zugverspätung in England und schlechtes
Wetter auf See.
Bremen, 27.November. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Havel“ ist am 25. November Abends in RNew⸗York angekommen Der Schnelldampfer „Trave“ hat am 25. November Nachmittags die Reise von Southampton nach New⸗York fortgesetzt. Der Postdampfer „Aachen“ ist am 25. No⸗ vember Vormittags in Baltimore angekommen. Der Schrnell⸗ dampfer „Aller“ ist am 26. November Mittags auf der Weser an⸗
ekommen. Der Postdampfer „Habsburg“ ist am 26. November Morgens in Antwerpen angekommen. Der Postdampfer „Witte⸗ kind“ hat am 26. November Morgens Santa Cruz passiert. Der Reichs⸗Postdampfer „Prinz⸗Regent Luitpold“ hat am 26. No⸗ vember Morgens die Reise von Southampton nach Antwerpen Her Postdampfer „München“ hat am 26. November
passiert. Der Schnelldampfer „Fulda' ist am
26. November Vormittags von Genua fas New⸗York abgegangen. Der Schnelldampfer „Ems' ist am 26. November Vormittags in Neapel angekommen. 8S.S9 27. November. (W. T. B.) Hamburg⸗ Amerika⸗Linie. Der Dampfer „Phoenicia“ ist heute Morgen
Cuxhaven eingetroffen. - G 20 Rovember. (W. T. B.) Der Union⸗
Dampfer „Tartar“ ist auf der Ausreise heute in Kapstadt an⸗ gekommen. — Der Castle⸗Dampfer „Norham Castle“ ist heute auf der Ausreise in Delagoa⸗Bay angekommen. Der Castle⸗ Dampfer „Tantallon Castle“ ist gestern auf der Heimreise von
Kapstadt abgegangen. 1b e h ce. November. (W. T. B.) Holland⸗Amerika⸗
Linie. Der Dampfer „Edam“ hat heute Ve mittag Lizard
Lieferung von
ebenso sicher in der Charakteristik wie ehedem und fand bei den Zu⸗ schauern, welche das Haus bis auf den letzten Platz besetzt hatten, eine begeisterte Aufnahme. Man überschüttete ihn förmlich mit Beifallsbezeugungen, Blumen und Kränzen, und als der Vor⸗ hang zum letzten Mal gefallen war, nahmen die Hervorrufe kein Ende, bis der gefeierte Gast einige Dankesworte an das Publikum gerichtet hatte. e übrigen Rollen waren in den bewährten Händen der Mitglieder des Berliner Theaters zumeist gut aufgehoben. Be⸗ sondere Anerkennung verdienen Frau Geßner als Cordelia und vor allem Herr Grunwald, ein talentvoller, aber leider selten be⸗ schäftigter Schauspieler, als Narr. Die glänzende Inscenierung, die dem Ehakespemrer chen Trauerspiel vor nicht geworden ist, wurde bereits früher eingehend gewürdigt. Neues Theater. .
Eleonora Duse gab gestern als erste Rolle ihres diesmaligen hiesigen Gastspiels wieder die „Cameliendame“, jene Partie, in der sie stets die größten Triumphe gefeiert hat und in der sie zugleich auch alles erschöpft, was sie zu bieten hat. Wie sie diese von dem jüngeren Dumas erdachte, idealisierte Cocotten⸗Gestalt nach⸗ schafft und bis ins feinste nuanciert: von dem ersten dirnenhaften Auftreten an, hinweg über die durch die reine Neigung eines Mannes auch bei ihr sich regenden Gefühle der Schamhaftigkeit und Reue bis zu ihrem durch schwere physische Leiden fast sühnend verklärten Ende, wird man der virtuosen Leistung uneingeschränkte Bewunderung zollen müssen. Mit den Jahren hat auch manches zu⸗ erst für unser Gefühl allzu Aeußerliche durch weitere sorgfältige Aus⸗ arbeitung im einzelnen gewonnen, so namentlich der Auftritt, in welchem sich Armando von ihr abwendet, und vor allem die Sterbe⸗ scene, die sie mit einer solchen seelischen Innerlichkeit spielt, daß sich der tieferschütternden Wirkung niemand entziehen kann. — Die Gesellschaft, welche Frau Duse auf diesem Gastspiel begleitet hat, ist nicht besser, aber auch nicht geringer als die frühere. Was dem Vertreter der Rolle des Armando, Herrn Rosaspina, an ein⸗ nehmendem Aeußern abgeht, ersetzt er durch fleißig und gut durchdachtes Füllel, “ er, trotz einiger Befangenheit, seinen Vorgänger Andd überragte.
Im Königlichen Opernhause findet in der dritten Woche des Dezember eine Aufführung des Bühnenfestspiels „Der Ring des Nibelungen“ von Richard Wagner statt. Nachstehende auswärtige Künstler wirken in den Vorstellungen mit: Frau Ellen Gulbranson (Brünnhilde); Frau Ernestine Heink (Erda); Herr Wilhelm Grüning (Siegfried); Herr Heinrich Vogl (Loge); Herr Karl Perron (Wotan); Pr Fritz Friedrichs (Alberich); Herr Hermann Bachmann (Donner).
as Abonnement ist aufgehoben. Billetbestellungen auf den ganzen Cyeclus werden schon jetzt entgegengenommen. Der Billetverkauf be⸗ ginnt am Montag, den 30. November. Die Preise sind folgende: Fesdes es⸗ 24 ℳ, Orchester⸗Loge 24 ℳ, I. Rang Balkon und oge 18 ℳ, Parquet, Reihe 1 — 10, 18 ℳ, Reihe 11 —16, 15 ℳ, Reihe 17 — 20, 12 ℳ, II. Rang Balkon und Loge 10 ℳ, III. Rang Balkon und Loge 6 ℳ, IV. Rang Sitzplatz 3 ℳ, Stehplatz 2 ℳ — Morgen gelangen Leoncavallo's per „Bajazzi“ (Canio: err Sylva; Tonio: Herr Bulß; Nedda: Frau erzc9 und das Ballet „Phantasien im Bremer Rathskeller“, in welchem die Damen Dell' Era und Urbanska auftreten, zur Aufführung. — Demnächst wird „Der Widerspenstigen Zähmung“ von Götz wieder in den Spiel⸗
des Bisson'schen Schwanks Werschwunden⸗
langer Zeit hier zu theil
Im Residenz⸗Theater wird die Reihenfolge der E“
an fünf Abenden der nächsten acht Tage duech die Aufnahme der erfolgreichen Stücke des Neuen Theaters: „Bocksprünge“ und „Sittliche Forderung“ in das Repertoire des Residenz⸗Theaters unterbrochen.
Die Violinvirtuosin Frau Anna von ah und die Groß⸗ herzoglich mecklenburg⸗schwerin'sche Kammersäͤngerin Frau Hermine Galfy haben soeben eine erfolgreiche Konzerttournée beendet, welche eine große Anzahl von Städten in Oesterreich, Bayern, Württemberg, Sechsen, sowie in den Provinzen Ost⸗ und Westpreußen umfaßte.
Mannigfaltiges.
Aus Anlaß der heute Vormittag in Kiel Erfolßten glücklichen Entbindung Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Heinrich von Preußen von einem Prinzen wurden auf dem hiesigen Königlichen Schlosse sofort nach dem Bekanntwerden des ee Ereignisses die Königs⸗, die Kaiser. Standarte und die Brand nburgische Flagge gehißt. Erstere wehte über Portal IV, die Kaiser⸗Standarte über Portal V und der brandenburgische Rothe Adler im weißen Felde über Portal II des Königlichen Schlosses. Auch sämmtliche öffent⸗ lichen Gebäude haben aus diesem Anlaß geflaggt.
Breslau, 27. November. Wie die „Breslauer Morgenzeitung“ meldet, hat sich vorgestern Abend in Zagorze (Russisch Polen) auf der Grube „Fanny“ ein großes Grubenunglück ereignet. Im Ganzen sind 28 Bergleute verunglückt; vier von ihnen wurden ge⸗ tödtet, 24 mehr oder weniger schwer verletzt.
Arnstadt, 26. November. Amtlich wird bekannt gemacht:
Heute Vormittag gegen 3 ½ Uhr ist auf der eingleisigen Bahnstrecke Plaue — Ilmenau unter dem Gleis ein alter verlassener Berg⸗ werksschacht eingestürzt, wodurch der Güterverkehr auf vorläufig noch unbestimmte Zeit unterbrochen ist. Der Personenverkehr wird durch Umsteigen an der Einbruchstelle aufrecht erhalten. Ein Unfall ist dabei nicht vorgekommen. Athen, 26 November. Seit heute Vormittag herrscht, wie „W. T. B.“ berichtet, ein sehr starker Wirbelsturm mit Regen und verursacht großen Schaden. Der Ilissus und der Cephissus sind über ihre Üfer getreten. Die Verbindung zwischen Athen und dem Piräus ist vokllständig unterbrochen. Die Eisenbahn⸗ strecke ist beschädigt. Verschiedene Gewölbe und Häufer der Stadt sind unter Wasser gefeßzt einige Personen sind er⸗ trunken. Auch die Gasanstalt im Piräus ist durch die Ueberschwem⸗ mung unter Wasser gesetzt; die Beleuchtung der Straßen funktiontert infolge dessen nicht. Mebrere Fabriken daselbst sind von Wasser poll⸗ ständig umgeben, die Arbeiter feuern Nothschüsse ab. Neun Leichen wurden bisher aus dem Ilifsus geborgen. Ein Zug auf der Peloponnes⸗Bahn ist entgleist, der Maschinist wurde getödtet.
Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.
Wilhelmshaven, 27. November.
(W. T. B.) Der
passiert. 8 Theater und Musik.
Berliner Theater. Ludwig Barnay
Reinertrag der ebenfalls von ihm begründeten
eiert, zu gute kommen sollte.
ähriges Bestehen große
welche sfeine Barnay’'s
eine Aufgabe, 3 vermochte.
länzend zu lösen m Laufe der Jahre, in
in 27. November, orgens.
4° R.
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Wetter.
“
wolkenlos bedeckt Regen bedeckt heiter wolkenlos bedeckt bedeckt
Temperatur in 0 Cel
5 ° C
Aberdeen.. Christiansund Kopenhagen. Stockholm. randa.
t. Petersbg. Moskau...
dOoeSSOSESES⸗
Seceeeoehdorer
halb bed. wolkenlos bedeckt wolkenlos halb bed. bedeckt halb bed. wolkenlos wolkenlos wolkenlos bedeckt Regen bedeckt bedeckt
768 768 767 ONO 768 SO RNeufahrwasser 770. sti Memel 770 OSD
82 ] arlsruhe. 763 NO Wiesbaden 763 H München. 760 NO Chemnitz . 765 NO NNO
Berlin.. 767
Wien 7764
Breslau 767 O bedeckt 758 O bedeckt 758 ONO Fö5 bbedeckt
Ile d'Aix. Uebersicht der Witterung,.
Peiestü...
Das Hochdruckgebiet hat an Höhe beträchtlich ab⸗ genommen und erstreckt sich vom norwegischen Meere üdwärts nach dem südlichen Rußland hin, während die Depression im Süden an Tiefe zugenommen hat. Die östliche Luftströmung dauert über Mittel⸗ Europa fort, wobel die Temperatur wieder weiter herabgegangen ist. Das Frostwetter ist fast bis zur westfranzösischen Küste vorgedrungen. In Rußland A der Frost abgenommen. In Deutschland ist das
„Wetter ruhig, kalt, trocken und heiter; die Tempera⸗ tur liegt an der Küste 1 bis 10, im Binnenlande 3
bis 8 ⅛ Grad unter dem Gefrierpunkte. Deutsche Seewarte.
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Theater. Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern⸗ haus. 238. Vorstellung. Bajazzi. (Pagliacci.)
Oper in 2 Akten und einem Prolog. Musik und Dichtung von R. Leoncavallo, deutsch von Ludwig
ist gestern nach mehrjähriger Abwesenheit auf der Bühne wieder aufgetreten, deren Begründer und Leiter er früher war, und zwar in einer ec Köaits eite Horsesgune deren
Fuischer Bühnenangehöriger“, welche demnächst ihr fünfundzwanzig⸗
itelrolle in Shakespeare's gewaltiger Tragödie „König Lear“':
arstellungskunst von Gestaltungskraft „hat denen er der Bühne fernblieb, buße erlitren; seine gestrige Leistung war ebenso markig und kraftvoll,
plan aufgenommen werden.
„Iphigenie auf Tauris“ mit Fräulei
auf, den Thoas spielt Herr Nesper,
Athenerin“ von Leo Evermann (im
„Genossenschaft Preuße“ von Rudolf Stratz; Shakespeare's „König Heinri S
Er spielte die gelangen bereits Oscar Blument
jeher
keine Ein⸗ am Mittwoch, den 2. Dezember, sta
Phautasien im Bremer Rathskeller. Phan⸗ tastisches Tanzbild frei nach Wilhelm Hauff, von Emil Graeb. uͤsik von Adolf Steinmann. Dirigent: Musikdirektor Steinmann. Anfang 7 ½¼ Uhr. Schauspielhaus. 267. Vorstellung. 81. auf Tauris. Schauspiel in 5 Aufzügen von Wolf⸗ gang von Goethe In Scene gesch vom Ober⸗ Reugisseur Max Grube. Anfang 7 ½ Uhr. Sonntag: Opernhaus. 239. Vorstellung. Ben⸗ venuto Cellini. Oper in 3 Aufzügen von de Wailly und Barbier. Deutsche Bearbeitung von Peter Cornelius. Musik von Hector Berlioz. (Benvenuto Cellini: Herr Ernst Kraus, vom Hof⸗ und National⸗ Theater in Mannheim, als Gast.) Anfang 7 ¼ Uhr. Schauspielhaus. 268. Vorstellung. Der Graf von Castaüar. Schauspiel in 3 Aufzügen von Francisco de Rojas, für die deutsche Bühne be⸗ arbeitet von Adalbert Matkowsky. — Ein Königs⸗ idyll. Lustspiel in 3 Aufzügen von Rudolph Lothar Anfang 7 ½ Uhr. Neues Opern⸗Theater Kroll. Abends 7 ½GUhr: Wie die Alten sungen. Der Billet⸗Verkauf zu dieser Vorstellung findet heute und morgen von 9—10 Uhr und von 10 ½ — 1 Uhr im Königlichen Schauspiel⸗ hause statt. Preise der Plätze: 3, 2, 1,50 ℳ und 75 ₰. Aufgeld wird nicht erhoben. 8
Deutsches Theater. Sonnabend: Freiwild. Anfang 7 ½ Ubr.
Sonntag, Nachmittags 2 ½ Uhr: Der Meister von Palmyra. — Abends 7 ½ Uhr: Morituri.
Montag: Freiwild.
Berliner Thenter. Sonnabend: Renaissauce. Anfang 7 ½ Uhr.
Sonntag, Nachmittags 2 ½¼ Uhr: Des Meeres und der Liebe Wellen. — Abends 7 ½ Uhr: Renaissance.
Montag: Zum 150. Male: König Heinrich.
Dienstag: Zum ersten Male: Kaiser Heinrich.
Lessing⸗Theater. Sonnabend: Der Abeud. (Georg Engels als Gast.) Anfang 7 ½ Uhr. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Vorstellung zu volksthümlichen Preisen — Parquet 2 ℳ —: Das Glück im Winkel. — Abends 7 ½ Uhr: Der Abend. (Georg Engels als Gast.)
Montag: Der Abend. (Georg Engels als Gast.)
Residenz⸗Theater. Dtrektion: Sigmund Lauten⸗ burg. Sonnabend: Bocksprünge. Schwank in 3 Akten von Paul Hirschberger und C. Kraatz, mit Benutzung einer französischen Idee. — Vorher: Die sittliche Forderung. Komödie in 1 Akt von
Im Assglichen Schauspielhause
n Herr Matkowsky tritt zum ersten dün Poppe seinem Urlaub als Orest Arkas Herr Kahle. — In “ die folgenden Stücke: „Die
zum ersten Male mit glänzendem Erfolge aufgeführt), „Genoveva“ von Friedrich Hebbel;
al's „Abu Said“ und desselben Dichters Lustspiel „Das zweite Gesicht“ zur Aufführung.
Im Deutschen Theater findet die Gerhart Hauptmann’'s neuem Märchendrama „Die versunkene Glocke“
eht morgen Goethe’s Geli dent
oppe als Iphigenie in Scene.
den Pylades Herr Purschian, den eingetroffen.
iener Hofburg⸗Theater unlängst Bureaus“.
„Der lange
1. und 2. Theil. Am 5. Dezember treffen.
Erstaufführung von
tt.
Sonntag: Verschwunden. (Disparu.). Schwank in 3 Akten von Alexandre Bisson und André
Sylvane. Deutsch von Franz Hofer.
Neues Theater. Schiffbauerdamm 4 a./5b. Direktion: Sigmund Lautenburg. Sonnabend: Zweiter Duse⸗Abend. Magda. (Heimath.) Drama in 4 Akten von Hermann Sudermann. Anfang 7 ½ Uhr. 1 Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu balben Preisen: Minna von Barnhelm. — Abends: Bocksprünge. — Vorher: Die sittliche Forderung.
Montag: Dritter Duse⸗Abend. Diritti dell* animn. — La Locandiera.
Um die Aufführungen des Schwankes „Bock⸗ sprünge“ nicht zu unterbrechen, wird an den Tagen des Duse⸗Gastspiels, also am 28. und 30. November, am 2., 4. und 5. Dezember „Bocksprünge“ im Residenz⸗Theater zur Aufführung gelangen.
Schiller⸗Theater. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Der Pfarrer von Kirchfeld.
Sonntaa, Nachmittags 3 Uhr: Götz von Berlichingen. — Abends 8 Uhr: Ein Schritt vom Wege.
Thrater des Westens. Kantstraße 12. (Bahn⸗ hof Zoologischer Garten.) Sonnabend, Nachmittags 4 Uhr: Zweite Schüler⸗Vorstellung. Bei kleinen Preisen: Minna von Barnhelm. — Abends 7 ½ Uhr: Schiedsmann Hempel.
Sonntag, Nachmittags 4 Uhr: Verein für Volks⸗ unterhaltungen. Maria Stuart. (Billets zu den bekannten Preisen bei den Verkaufsstellen des Ver⸗ eins.) — Abends 8 Uhr: Schiedsmann Hempel.
Montag: Schiedsmann Hempel.
Theater Unter den Linden. Behrenstr. 55/57. Direktion: Julius Fritzsche. Sonnabend: Der Ehe⸗ mann vor der Thür. Komische Operette in 1 Akt von Carl Treumann. Musik von Jacques Offenbach. Dirigent: Herr Kapellmeister Korolanyi. — Hierauf: Mit neuer Ausstattung an Kostümen, Dekorationen und Requisiten: Unter den Linden. Balletphantasie in 3 Akten von Benno Jacobson. Musik von Paul Linke. Dirigent: Herr Kapellmeister Dahms. Der choreographische Theil arrangiert und einstudiert vom Balletmeister Greco Poggiolesi. In Scene gesetzt von Julius Fritzsche. Anfang 7 ½ ÜUhr.
Sonntag: Der Mikado. — Hierauf: Unter
den Linden. 66. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Bei bis zur
Hälfte ermäßigten Preisen: Die Flebermaus.
Thalia⸗-Theater (vorm. Adolph Ernst⸗Theater). Dresdenerstraße 72/73. Direktion: W. Hasemann. Sonnabend: Gebildete Menschen. Zeitbild in
Dampfer „Lulu Kanonenboot „Hyäne“, der Hulk „Cyclop“ und dem Peilboot „Kamerun“ ist, von Kamerun kommend, hier
ohlen“, mit dem Ablösungstransport
Hongkong, 27. November. (Meldung des „Reuter’schen Zwischen dem britischen Konsul in Mapila und der Regierung in Hongkong findet ein fortgesetzter Austausch
von Depeschen statt. 1 abgegangen und wird dort mit der Brigg „Daphne“ zusammen⸗
Der Kreuzer „Pique“ ist nach Manila
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweite
Beilage.)
——
Wetterhäuschen. (Weather or no.) Mufika⸗ lisches Genrebild von Adrian Roß. Deutsch von Fehnan Hirschel. Musik von Bertram Luard Selby. 9
nfang 7 ⅞ Uhr. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Bei halben Preisen:
Prima Ballerina. — Abends 7 ½ Uhr: Das “ — Darauf: Zwei Schwieger⸗ ne!
““
Bentral⸗Theater. Alte IJakobstraße 30. Direktion: Richard Schultz. Sonnabend: Emil Thomas a. G. Eine wilde Sache. Große Ausstattungs⸗ posse mit Gesang und Tanz in 6 Bildern von Mannstädt und Julius Freund. Musik von Julius Einödshofer. Anfang 7 ½ Uhr.
Sonntag und die folgenden Tage: Eine wilde
Sache.
Konzerte.
Sing-Akademie. Sonnabend, Anfang 8 Uhr:
Orchester⸗Konzert Haasters.
Konzerthaus. Sonnabend: IX. Operetten⸗
Abend.
Saal Bechstein. Sonnabend, Anfang 7 ½ Uhr: Konzert von Vera Neumann (Klav.) und Margarete Steeger (Ges.)
a111AXAX*X“ Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Eva Pelzer mit Hrn. Lieut. Friedrich Amann (Berlin). — Frl. Elsbeth Schneider mit Hrn. Topographen P. Lettkow (Friedeberg Nm. —Berlin). 8
Verehelicht: Hr. Hans von Nordheim mit Frl. Anna von Luyken (Herford i. Hes. act
Geboren: Eine Tochter: Hrn. ajor von
Winterfeld (Frankfurt a. O.). Gestor 6 — 1 r. Versicherungs⸗Beamter und Haupt⸗
nann a. D. Franz von Rodbertus (Magdeburg). 8 Hrn. Fasfir⸗ Ranh Willert Tochter Kaüth
(Neu⸗Ruppin).
Karl Meyder⸗Konzert. und Walzer⸗
Berantwortlicher Redakteur: Siemenroth in Berlin.
Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 3209
Sieben Beilagen —
Hartmann. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Dr. Muck. —
Otto Erich Hartleben. Anfang 7 ½ Uhr.
3 Akten von Vittor Loon Hierauf:
(einschließlich Börsen⸗Beilage)
der Klaviervirtuosin Anna
8 Heizvorrichtungen bei
zum Deutschen Reichs⸗
No. 282.
Deutsches Reich.
8 DNekanitmnashnnnn
ollzug des Bauunfallversicherungsgesetzes vom
11. Juli 1887, hier die Revision 111“ betreffend.
Auf Grund des § 24 des Bauunfallversicherungsgesetzes vom 11. Juli 1887 ist vom Königlichen hethecgerhgegnecas⸗ amte für die Versicherungsanstalt der bayerischen Bau⸗ gewerks⸗Berufsgenossenschaft mit Wirkung vom 1. Ja⸗ u 1897 ab der nachstehende Prämientarif festgesetzt
en:
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Lohnbeträgen zu entrichten, ausgedrückt
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Laufende Nr. fangene halbe Mark des in Betracht onach sind von den in Prozenten
kommenden Lohnes zu nachgewie
Betrag der für jede entrichtenden Prämie
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Bohner, Wachser. Feldme er, Geometer, Mark⸗ scheider, Wiesenbauer und Drain⸗ ““ Ziegeleiarbeiter ohne Elementar⸗ F1146“*“ Ofensetzer (Hafner; Anbringung, Abnahme oder Reparatur von Oefen und anderen Feuerungs⸗ ve114““ Tapetenankleber (Tapezierer, De⸗ korateure), Anbringer und Ab⸗ nehmer (inkl. Reparaturarbeiten) von Wettervorhängen und Läden (Rouleaux, Marquisen, Jalousien) Maler, Anstreicher, Baulackierer, Baumaler, Dekorationsmaler, Kunstmaler a. Bauten, Schilder⸗ maler, Tüncher, Weißbinder, Stubenmaler, Staffierer. b11611*“ Ziegeleiarbeiter mit Elementarkraft⸗ betrieb v1114“ Steinm etzen, Steinbildhauer, Grab⸗ malverfertiger, Kunstbildhauer in Stein, Marmorwaaren⸗Ver⸗ fertiger, Steinschläger, Stein⸗ säger, Steinschleifer, Stein⸗ polierer, Steinhauer, Anfertiger rober u. feiner Steinwaaren, Rühlstein⸗Verfertiger. Theaterbauarbeiter.. Stuckateure, Verfertiger von künst⸗ lichen Marmor⸗ und Stein⸗ 11114“*“ Asphbaltierer, Asphaltschläger, Ze⸗ mentierer, Fliesenleger... Steinse er (Pflasterer) . . . . Einrichter von Gas⸗ und Wasser⸗ anlagen, Installateure... . Schiffsbauer in Holz, Bootsbauer, 164464“*“ Architekten, Bau⸗ und Zivil⸗In⸗ genieure, Baumeister, Bautech⸗ niker, Bauführer (Bautechnische e“*“ Banunternehmer ....... Maurer, Gipser, Verputzer, Ofen⸗ bauer, Backofenmacher, Schorn⸗ steinbauer. 1111A“ Kanalisierungsarbeiter 3 Zement⸗ und Betonarbeiter .. Erdarbeiter ohne Rollbahnbetrieb Straßen⸗ und Wegbauarbeiter. Brückenbauarbeiter . . . .. Bauklempner, Spängler, Bau⸗ kupferschmiede und Bauschlosser Mühlenbauer in Holz . . . . Sand⸗, Kies⸗, Lehm⸗ und Thon⸗ gräbereiarbeiter; Erdtiefbau⸗ vb14“*“ Staaker (Wickeldeckenmacher). D 111“ litzableiterverfertiger und setzer Brunnenmacher, Brunnenbauer, Brunnenbohrer, Pumpensetzer, Rohrmacher, Pumpenmacher, raöF Steinbruchsarbeiter, deren Hilfs⸗ v“ 1“ - E. sagf s as⸗ ahnbau⸗, Fortbau⸗Arbeiter Rollbahnbetrieb. Abbruchsarbeiter .... Dachdecker, Schieferdecker, Papp⸗ decker, Schindeldecker, Stroh⸗ u. Rohrdecker, Ziegeldecker .. . Wartung u. Bedienung von Dampf⸗ kesseln, Kraftmaschinen (Wind⸗, Dampf⸗, Wasser⸗, Gasmotoren) und von Arbeitsmaschinen, welche durch Motoren genannter Art betrieben werden, ferner Be⸗ dienungsmannschaften von offenen Feuerungen und mangelhaftern 115 8 Bemerkung: Hinsichtlich der in dem vorstehenden Prämien⸗ tarif nicht aufgeführten Bauarbeiter ist vorkommenden Falls der Prämtensatz mit 3 Pfennigen für jede angefangene halbe Mark des
mit
88
89 8
8 in Betrachi kommenden Lohnbetrages in Anwensung zu bringen
8 München, den 20. November 1896.
Königlich bayerisches Landesversicherungsamt. von Thelemann, Königlicher Ministerial⸗Rath.
Deutscher Reichstag.
133. Sitzung vom 26. November 1896.
Auf der Eah e Fettaß steht zunächst die folgende Inter⸗ pellation der ozialdemokratischen Abgg. Auer und Genossen: „Die Unterzeichneten fragen hiermit den Herrn Reichskanzler,
welche Schritte die Reichsregierung gethan hat, um die Verfügung des russischen Zolldepartements vom 22. August (3. September) d. J, betreffend die Zollbehandlung feiner Lederwaaren ꝛc., rück⸗ fäsaig zu machen, und wie weit die eventuellen Schritte gediehen Staatssekretär Dr.
von Boetticher: 1
Zu meinem lebhaften Bedauern sehe ich mich genöthigt, die Beantwortung der Interpellation abzulehnen, und ich zweifle nicht daß der Grund, der für diese Ablehnung entscheidend gewesen ist, in diesem hohen Hause voll gewürdigt werden wird.
Es schweben zur Zeit hier in Berlin internationale Verhand⸗ lungen über die Wünsche und Beschwerden, die bezüglich der Durchführung unseres Handelsvertrags mit Rußland laut ge⸗ worden sind. Bevor diese Verhandlungen nicht zum Abschluß ge⸗ kommen sind und bevor die Vereinbarungen, die als Ergebniß dieser Verhandlungen werden getroffen werden, die Zustimmung der be⸗ theiligten Regierungen gefunden haben, erscheint es nicht im Interesse der deutschen Wirthschaftspolitik, daß ein Gegenstand in diesem Hause öffentlich behandelt wird, welcher einen wesentlichen Theil jener Be⸗ rathungen ausmacht.
Nun koͤnnte man den Einwand erheben, daß dieser Grund nur die augenblickliche Beantwortung der Interpellation ausschließt, daß er aber einer späteren Behandlung derselben nicht hinderlich ist. Ich würde nun gern bereit sein, mich sofort zur Beant⸗ wortung an einem späteren Termin bereit zu erklären, wenn ich mit einiger Sicherheit den Termin, zu welchem das möglich ist, übersehen könnte. Das ist heute noch nicht der Fall. Die Be⸗ rathungen haben eben erst begonnen. Außerdem besteht aber die Möglichkeit und ist es denkbar, daß der Anlaß, der zu der Inter⸗ pellation geführt hat, durch die internationalen Verhandlungen be⸗ seitigt werden wird. (Hört, hört! links.) Ich bin deshalb heute außer stande, anderes als die Ablehnung sans phrase zu erklären, und habe den Herren Interpellanten anheim zu geben, zu geeigneter Zeit auf den Gegenstand zurückzukommen.
Abg. Ulrich (Soz.) beantragt die Besprechung der Inter⸗ pellation. 5
Da der Antrag keine Unterstützung findet, kommt hierauf die zweite sozialdemokratische Interpellation zur Ver⸗ lesung, welche die Besteuerung der Konsumvereine im Königreich Sachsen betrifft. Die Interpellation nimmt Bezug auf den Beschluß der sächsischen Zweiten Stände⸗ kammer vom 27. März d. J., worin die Regierung zur Herbei⸗ führung einer Prozentualbesteuerung auch der Erwerbsgenossen⸗ aufgefordert wird, — erwähnt, daß das süchfische
kinisterium des Innern an die unterstellten Kreis⸗Haupt⸗ mannschaften eine Verfügung erlassen habe, worin angeregt wird, die Gemeinden zu veranlassen, im Sinne dieses Be⸗ schlusses vorzugehen, und daß bereits eine größ re Zayl von Gemeindevertretungen die Einführung einer solchen Umsatz⸗ steuer beschlossen habe — und befragt schließlich den Reichs⸗ kanzler, was er gegen diese Maßnahmen, durch welche die Ge⸗ werbeordnung, die Reichsverfassung und das Genossenschafts⸗ gesetz verletzt würden, zu thun gedenke.
Staatssekretär des Innern, Staats⸗Minister Dr. von Boetticher:
Die Interpellation wird sogleich beantwortet werden.
Abg. Bebel (Soz.): Die Erörterung der durch die Interpellation angeregten Frage ist um so dringlicher, als inzwischen in Bayern ein ähnlicher Antrag seitens unseres Kollegen Lutz eingebracht und auch in Preußen ein analoger Antrag auf Besteuerung der großen Waaren⸗ Versandhäuser und Filialgeschäfte diskutiert worden ist. Es erscheint nothwendig, diese Frage hier in ihrer ganzen Ausdehnung zu ver⸗ handeln, denn das Vorgehen der partikularen Vertretungen ist in seiner Konsequenz geeignet, die bestehende Reichs⸗Gewerbeordnung völlig aufzuheben. Die Entwicklung der letzten Jahrzehnte läßt einen kolossalen Konzentrationsprozeß des Kapitals erkennen; aus der Berufs⸗ statistik und aus der Produktionsstatistik ergiebt sich gleichmäßig, daß die Zahl der selbständigen Existenzen zurückgegangen, die gesammte Auedehnung der Produktion aber ganz ungeheuer gewachsen ist. Der Aufsaugungsprozeß der kleinen Existenzen durch das Großkapital ist auf allen Gebieten der gewerblichen Thätigkeit gleich rapide; in Zukunft wird er sich noch viel rascher als bisher vollziehen, da die Widerstands⸗ fähigkeit der kleinen Betriebe immer geringer wird. Die Interpellation fragt die Regierung und die Parteien, wie sie es anfangen wollen, einen solchen Prozeß, der für ganze Schichten der Bevölkerung ver⸗ hängnißvoll wird, zu hemmen. Die bayerische Kammer hat über den Antrag Lutz zwei Tage lang heftig diskutiert. Herr Lutz hat da aus⸗ geführt, daß ein Hofbäcker und Kommerzien⸗Rath, der neben seinem Münchener Hauptgeschäft noch neunzig Filialen habe und besonders gegen den Antrag eiferte, in die Liste der gemeingefährlichen Leute auf⸗ genommen und zu den Raubthieren gerechnet werden müßte. Schärfer hätte sich nach allgemeiner Anschauung auch ein Sozialdemokrat nicht aussprechen können. In ähnlicher Weche hat man sich in der sächsischen Kammer auegelassen. Dort war die Auferlegung einer Umsatzsteuer von 3 % beantragt worden; das Ende der betreffenden Aktion war die Annahme des in der Interpellation zuerst erwähnten Beschlusses. Ueber die Zulässigkeit einer solchen Umsatzsteuer ließ sich die Regierung dahin aus, daß sie in der sächsischen Gewerbesteuer⸗Gesetzgebung kein Hinderniß für den Antrag sehe. „Auf dem Wege der freien Inter⸗ pretation“ sei die Regierung zu dieser Auffassung gekommen, erklärte später einer der Freunde des Antrages in der Kammer. Weitere Auftlärung über diesen Punkt ist nicht gegebem worden. Nach dem bestehenden Reichsgesetz ist doch die sächfische Regierung gar nicht ohne weiteres in der Lage, eine solche Steuer einzuführen oder zuzulassen; jedenfalls bestreite ich das auf das allerentschiedenste. Man nimmt auf § 7 der Gewerbeordnung Bezug; aber der dortige Vor⸗ behalt trifft nicht die Einführung einer neuen, bei Erlaß der Gewerbeordnung nicht vorhandenen Steuer. Auch gehen nach der Reichsverfassung die Reichsgesetze den Landesgesetzen vor, und keine Regierung darf Feesh erlassen, welche mit den Reichsgesetzen in Widerspruch stehen. Auch das Genossenschaftsgesetz giebt keine Hand⸗ habe für solche Steuern und Umlagen. Unsere Auffassung wird als die richtige auch durch die Verhandlung im preußischen Ab⸗ geordnetenhause im April d. J. bezeugt. Daselbst hat in der Kommission der General⸗Steuerdirektor Burghart ausdrücklich auf die Gewerbe⸗
des Innern, Staats⸗Minister
1896.
ordnung sich bezogen und erklärt, die beantragte Sond sei als eine Gewerbesteuer im Sinne des § 78 der Feeee kaum noch anzusehen. Im Plenum hat er diese Auffassung noch schärfer präzisiert, so daß die Mehrheit des Ab⸗ geordnetenhauses von der scharfen Fassung des Antrages absah und sich darauf beschränkte, die Regierung zu ersuchen etwaige gesetzgeberische Maßnahmen zu erwägen. Nach den Aus⸗ lassungen des General⸗Steuerdirektors hat das Reich auf diesem Gebiete die volle und ausschließliche Kompetenz. Daß dieser Stand⸗ punkt der richtige ist, geht aus der Geschichte der Gewerbeordnung und des ihr vorausgegangenen Nothgesetzes von 1868 auf das deut⸗ lichste hervor. Gerade von der damaligen Fortschrittspartei wurde der betreffende Passus beantragt, der jetzt im § 7 der Gewerbe⸗ ordnung steht. Durch dieses Einschiebsel wurde erst das durch die Vorlage nicht ganz aufgehobene Sonderbesteuerungsrecht der Einzel⸗ staaten völlig beseitigt, und der betreffende Antrag wurde vom Reichs⸗ tage mit großer Mehrheit angenommen, die sächsische Re ierung hat also mit ihrem Vorgehen weit über das Ziel imausgeschossen und einem Beschluß ihre Zustimmung gegeben, den sie nie gutheißen durfte. Die Praxis der Ausführung des Beschlusses aber ist das Interessanteste an der ganzen Sache. Zuerst war die Absicht des Antrages auf die Heranziehung der großkapitalisti⸗ schen Unternehmungen im Detailverkauf, der großen Waaren⸗ häuser und Bazare, sowie der Genossenschaften gerichtet; noch in der Kommission wurde ausdrücklich ausgesprochen, daß die Konsumpvereine nicht darunter zu begreifen seien. Die Regierung hat ihrerseits ein Gutachten über die Konsumvereine abgegeben, welches auf beiden Schultern trägt; es erkennt die Bedeutung der Konsumvereine für die ärmeren Bevölkerungsklassen an, klagt aber gleichzeitig über die dadurch den kleineren Kaufleuten und Gewerbetreibenden erwachsene Konkurrenz. Daß man die Konsumvereine in erster Linie treffen wolle, ist in dem schließlichen Beschluß der Kammer nirgends aus⸗ gesprochen; aber je weiter die daraufhin ergangene Verfügung nach unten drang, um so mehr veränderte sie ihren Charakter. Als sie an die Aratshauptmannschaften herabgelangt war und von diesen an die Gemeinden, war von der Besteuerung der großen Aktiengesell⸗ schaften u. s. w. gar keine Rede mehr, jetzt handelte es sich nur noch um die möglichst scharfe Anfassung der Konsumvereine. Eine große Zahl von Gemeindevertretungen hat einfach den Weisungen der Amtshauptmannschaften Folge geleistet. (Redner zählt eine Reihe von derartigen Gemeinden auf.) Mindestens ¾¼¾ oder ⅛ der ge⸗ sammten Gemeinderäthe dürften sich für die Umsatzsteuer erklärt haben; in den meisten Gemeinden sind 2, vereinzelt 3, in zwei Fällen sogar 4 und 5 v. H. beschlossen worden. Auf Antrag eines Groß⸗ bauern ist in Marienthal, wo diese ungeheuerliche Steuer von v. H. auferlegt ist, beschlossen worden, aus diesen Erträgen die Grundsteuer zu ermäßigen. Diese Beschlüsse bedürfen freilich der Genehmigung; die Besteuerung in Höhe von 2 v. H. ist mittler⸗ weile von der Kreishauptmannschaft Leipzig genehmigt worden. Von einem Konsumverein, der 150 000 ℳ umsetzt, sind danach 3000 ℳ Steuer zu entrichten; das Vermögen des Vereins beträgt aber nur 10 000 ℳ, erspartes Vermögen der ärmeren Mitglieder der Be⸗ völkerung, die Steuer verschlingt also 3⁄10 des ganzen mühsam erdarbten Vermögens des Vereins. Die sächsische Regierung nimmt ohne Rücksicht auf die Höhe des Einkommens hiernach eine Steuer von 20 v. H., während die Scozial⸗ demokraten in ihren kühnsten Träumen erst bei einem Einkommen von 1. Million 10 v. H. nehmen wollten. Als in Preußen von Einkommen über 100 000 ℳ 4 v. H. Steuer verlangt, wurden, eiferte die „Kölnische Zeitung“ über diese Vermögenskonfiskäationen. Hier in Sachsen werden kalten Blutes 20 v. H. des Einkommens genommen, es wird dem Aermsten auch das Letzte geraubt. Gerade in Sachsen und dort erfreulicher Weise gerade in der Landwirthschaft hat das Genossen⸗ schaftswesen die größten Fortschritte gemacht. Die sächsischen 148 Konsumvereine zahlen an Staatseinkommensteuer 81 000, Gemeindesteuer 109 000, Grundsteuer 7000, Schanksteuer 3000, zusammen etwa 200 000 ℳ Der Reingewinn beträgt etwa 3 Millionen, also zahlen sie an diesen Steuern bereits 6 v. H., also dasselbe was ein Mann ven 10 000 — 100 000 ℳ Einkommen in Sachsen zu zahlen hat. Hiergegen ist nichts einzuwenden; das Vorgehen mit der Umsatzsteuer ist aber nur zu verstehen, wenn man die ganze Politik der sächsischen Regierung gegen die Arbeiter im Auge behält. Das Fechitemsresh ist augenblicklich in Sachsen völlig aufgehoben; das Wahlrecht ist den Arbeitern verkümmert. Alles dies steht in einer Verbindung mit den Maßregelungen der Konsumvereine. Alles wird aufgeboten, um diese mit Mühe und schwerer Arbeit ins Leben ge⸗ rufenen Organisationen der Arbeiter im Interesse der Staatsraison zu unterdrücken, weil Sozialdemokraten an ihrer Spitze stehen. Die als solche steht den Konsumvereinen ganz neutral gegenüber. äre es so, wie die Antisemiten behaupten, daß diese Vereinsgrün⸗ dungen der Sozialdemokratie seien, bestimmt, den kleinen Gewerbe⸗ und Handelsstand zu zerstören, dann würden wir doch die Parole ausgeben müssen: Gründet überall Konsumvereine! Davon ist keine Rede. Wir stehen noch heute auf dem Standpunkt, den Lassalle in seinem offenen Antwortschreiben vom März 1863 entwickelte. Wenigstens ist der weitaus größte Theil der Partei noch heute nicht gewillt, seine Mittel und Kräfte für solche Unter⸗ nehmungen herzugeben. Thatsächlich bestehen manche Konsum⸗ vereine, welche sich in höchster Blüthe befinden, so der große Leipziger Konsumverein mit 11 000 Mitgliedern, der sich bereiks eine eigene Bäckerei errichtet und in dieser den Achtstundentag ein⸗ geführt hat. Gewiß schlägt ein so großer Verein einen Theil der kleinen Geschäftsleute; aber wie wollen Sie ihm das verbieten, was bei dem Großkapital selbstverständlich ist? Die größte Thorheit, die unsere Staatsmänner begehen können, ist, derartige Existenzen zu untergraben. Von diesem Verein in Leipzig sind 2000 Personen in ihrer Existenz abhängig. Glauben Sie, daß dieser Verein, wenn er auch in der Hauptsache aus Sozialdemokraten besteht, irgendein Interesse daran hat, die heutige Staats⸗ und Gesellschaftsordnung verschwinden zu sehen? Ich hoffe, daß die heutige Verhandlung uns eine Antwort der Reichsregierung bringen möge, die die Geschä⸗ digten befriedigt.
Staatssekretär des Innern, Staats⸗Minister Dr. von Boetticher:
Der Herr Abg. Bebel hat der Begründung der Interpellation einen sehr viel breiteren Rahmen gegeben, als wie es der Wortlaut der Interpellation erkennen ließ. Ich habe angenommen, als ich die Interpellation las, daß es sich einfach um die Frage handle, ob der Beschluß der Zweiten sächsischen Ständekammer und die Maßregeln, die von seiten der Königlich sächsischen Behörden im Anschluß an diesen Beschluß getroffen sind, mit der Reichsgesetzgebung in Wider⸗ spruch stehen. Ich war nicht darauf gefaßt, einem Exkurs auf das Gebiet der hohen Wirthschaftspolitik, den der Herr Vorredner unternommen hat, hier zu begegnen, und muß es ablehnen, auf diesen Exkurs ein⸗ zugehen, schon um deswillen, weil das Material und insbesondere die Statistik, auf die sich der Herr Vorredner bezogen hat, mir nicht zur Hand sind. Ich würde wünschen, daß uns, wenn in Zukunft wieder über den Rahmen gestellter Anfragen hinaus eine Diskussion
beabsichtigt wird, doch darüber gütigst eine Andeutung zugehe, na