1896 / 284 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 30 Nov 1896 18:00:01 GMT) scan diff

betreffend die der Bezüge der Professoren an Hochschulen, auf die großen Erfolge hin, welche seiner eit die Thun sche Studienreform gehabt habe, an deren rundgedanken, besonders der Lehr⸗ und Lernfreiheit, festzu⸗ alten sei; gleichzeitig sei aber der Entwickelung der modernen erhältnisse Rechnung zu tragen. Es müßten für die wissen⸗ schaftliche Forschung günstigere Bedingungen geschaffen werden, als die jetzigen seien. Von der neuen Bestimmung, daß alle Professoren an allen Universitäten, einschließlich der drei nicht⸗ deutschen, das gleiche Gehalt beziehen sollen, sei ein großer Fortschriit und eine mächtige Förderung des höheren Unterrichtswesens zu erwarten. Bei der alten Einrichtung der Kollegiengelder hätten sich solche Mißstände herausgestellt, daß eine theilweise Sanierung nothwendig sei. Der Minister warf dann einen geschichtlichen Rückblick 8 die g der Kollegien⸗ gelder und wies auf die ungünstigen Urtheile Adam Smith'’s und Friedrich von Schiller's über die Kollegiengelder hin. In dem Augenblick, in welchem der Staat die Einkünfte der Professoren auskömmlich regele, fehle den Kollegiengeldern als Einnahmequelle der Professoren die Berechtigung. Er hege keine Besorgniß, daß durch den Fortfall der Kollegiengelder die Spezialkollegien leiden würden. Der Minister empfahl schließlich die Annahme der Vorlage. Die Verhandlung sollte heute fortgesetzt werden.

Der Alterspräsident des ungarischen Unter⸗ hauses machte in der vorgestrigen Sitzung des Hauses die Mittheilung, daß 15 Wahlen durch Petitionen angefochten worden seien.

Die liberale Partei des Unterhauses hielt gestern Abend eine Konferenz ab, in der für die Stelle des Prä⸗ sidenten des Unterhauses Desider von Szilagyi, für die der Vize⸗-Präsidenten Albert Derzeviczy und Ludwig Lang als Kandidaten bestimmt wurden.

Großbritannien und Irland.

Das „Reuter'sche Bureau“ veröffentlicht folgendes Pariser Telegramm: Auf eine freundschaftliche Anfrage Frankreichs über die Ziele der britischen Niger⸗Expedition habe die britische Regierung die Versicherung abgegeben, daß durch die Expedition die französischen Ansprüche und Interessen nicht berührt werden würden.

Frankreich.

In dem am Sonnabend abgehaltenen Ministerrath machte der Minister des Aeußern Hanotaux Mittheilungen über die orientalischen Angelegenheiten. Der Minister erklärte, die Botschaften in Konstantinopel führen fort, that⸗ kräftig und in völliger Uebereinstimmung vorzugehen, und ließen sich besonders die ö des Verfahrens vor dem Kriminalgerichtshofe angelegen sein.

Der Kolonial⸗Minister Lebon, welcher vorgestern in Marseille bei der zwanzigjährigen Gedenkfeier der Gründung der dortigen Geographischen Gesellschaft den Vorsitz führte, be⸗ tonte, dem „W. T. B.“ zufolge, in seiner Rede mit großem Nachdruck die Nothwendigkeit, gegen den englischen und deutschen Wettbewerb außerhalb Europas anzukämpfen. 8

Die Pforte hat, wie das Wiener „Telegraphen⸗Korre⸗ spondenz⸗Bureau“ meldet, in ihrer Antwort auf die letzten, von den Botschaftern der Pforte übermittelten Forderungen erklärt, die Sendung des Generals Saad Eddin Pascha nach Kreta trage keinen politischen, sondern einen militärisch⸗administrativen Charakter. Wahrscheinlich werde der General den erkrankten Militärkommandanten Kretas ersetzen.

Gestern hat die letzte Berathung des Ausschusses für die Umgestaltung der Gendarmerie auf Kreta stattgefunden. Das Protokoll ist unter einem Vor⸗ behalt der türkischen Delegirten eschlossen worden, welcher dahin lautet, daß die forte grundsätzlich gegen die Einreihung fremder Mannschaften sei⸗ jedoch den provisorischen Eintritt fremder Offiziere gestatte. Der Ausschuß wird morgen, der russische Militär⸗Attaché Peschkow übermorgen nach Kreta abreisen; die Justizkommission reist gleichfalls am Dienstag dorthin ab.

In Philippopel eingetroffenen Berichten stantinopel zufolge verlaute daselbst, der frühere Ober⸗ Stallmeister EE16 welcher jüngst nach Aleppo ver⸗ bannt wurde und dort das Kommando einer Kavallerie⸗ Division führte, sei in das Ausland geflüchtett.

Griechenland.

Die Fegisrnns hat für heute die Besprechung der Interpellation über die auswärtige Griechen⸗ lands angenommen. Die Opposition hielt eine Vorversamm⸗ lung ab, worin sie ihre Haltung bei der Besprechung regelte.

Die „Agence Havas“ meldet, der italienische Botschafter in Konstantinopel Pansa sei gestern in Athen eingetroffen. Derselbe habe mit dem lallenischen, dem russischen und dem deutschen Gesandten eine 2 gehabt und sei am Abend auf seinen Posten zurückgekehrt.

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Der Senat und die Deputirtenkammer haben die

. Bureaux wiedergewählt.

er frühere Bürgermeister von Bukarest Filipesco und der Bruder des früheren konservativen Ministers Jonescu riefen am Sonnabend, wie „W. T. B.“ berichtet, an der Sbite von etwa 400 Individuen Straßenunruhen hervor. Die Polizei wurde beim Einschreiten mit Steinwürfen empfangen, zerstreute die Ruhestörer jedoch mit leichter Müähe.

Serbien.

Der der Skupschtina unterbreitete Voranschlag für das Budget von 1897 weist in den Ausgaben 66 730 000 Fr. in den Einnahmen 66 790 000 Fr. auf. Aus demselben ergiebt sich, daß die indirekten Steuereingänge, besonders die Ausfuhr⸗ ölle, die entsprechenden Voranschläge fůr 1896 erheblich über⸗ seigen Die diesjährige Ausfuhr hat beinahe die doppelte gah⸗ erjenigen des Jahres 1895 erreicht. Die Ausfuhr an Feld⸗ früchten übersteigt die des Vorjahres um 120 Prozent an Werth; die Ausfuhr an Borstenvieh während der letzten neun Monate allein übertrifft die gesammte Ausfuhr von Schweinen im Vorjahre um 22 600 000 Fr. Dieses günstige Ergebniß ist eine Folge der glänzenden Ernte und der inzwischen gelösten iehaus⸗ fuhrfrage. Auß Grund dieses pebtichen Wachsens des National⸗ einkommens haben sich auch die Eingänge der direkten Seahern und die Spareinlagen in den Banken bedeutend erhöht.

Der griechische Metropolit in Ueskueb Methodi am Schlagfluß gestorben. 8 . EEIE11u“

aus Kon⸗

Bulgarien.

Am Sonnabend Abend hatte der Kriegs⸗Minister Petrow eine längere Audienz bei dem Fürsten. Gestern empfing der ürst den Kriegs⸗Minister nochmals und genehmigte das bschiedsgesuch desselben, indem er ihn unter Versetzung zur Reserve zum General⸗Major ernannte. 1

Wie die „Agence Balcanique“ meldet, fand gestern in Sofia anläßlich der Wahlen bereits seit dem frühen Morgen ein starkes Zusammenströmen von Menschen statt. Die Oppo⸗ sition hatte schon früher beschlossen, Unruhen zu veranlassen, um dann sagen zu können, daß die Wahlen nicht freie gewesen seien. Die Wahlen begannen in guter Ordnung; während des Se aber zogen mehrere tausend Personen, welche der Oppositionspartei ange⸗ hörten, unter Lärmen von der Umgebung des Wahllokals nach dem Platz vor dem Palais, um eine Protestversammlung ab⸗ zuhalten. Eine heranrückende berittene Abtheilung Polizei wurde mit einem Steinhagel empfangen, wobei 3 Gendarmen verwundet wurden. Die Polizei vertrieb jedoch die Menge, ohne von den Waffen Gebrauch zu machen, und duldete, daß der Radoslawowist Tontschew an die sich wieder Ansammeln⸗ den eine Ansprache hielt. Eine heransprengende Schwadron Kavallerie trat nicht in Thätigkeit; dieselbe saß in der Nähe des Wahllokals ab und wurde bald wieder zurückgezogen. Berittene Abtheilungen der Polizei sprengten später, im Galopp heranreitend, mehrmals die Menge, welche lärmte und eine herausfordernde Haltung annahm, auseinander. Als Zankow das Wahllokal verließ, bacchen mehrere Wähler in den Ruf aus: „Nieder mit Zankow!“ Später er⸗ schien eine zahlreiche regierungsfreundliche Menge vor dem Wahllokal, eröffnete ein Steinbombardement gegen einen Haufen, der das Wahllokal angegriffen hatte, und drängte denselben zurück. Nach Meldungen aus dem Innern des Landes vollzogen sich die Wahlen dort ruhig. Ernstere Zusammenstöße sind nur aus Stara Zagora ge⸗ meldet worden.

Wie die „Agence balcanique“ weiter meldet, erhielt der Minister⸗Präsident Stoilow bei der gestrigen Wahl 6714 Stimmen; es ist dies die höchste Stimmenzahl, die bisher ein Kandidat erhalten hat. Der Minister Geschow und die übrigen regierungsfreundlichen Kandidaten drangen mit ähnlichen Stimmenzahlen durch. Auf die Nachricht des glänzenden Sieges der Regierung bildete sich gestern Abend ein 1 Zug, welcher mit Fackeln und Musik vor das Gebäude zog, in welchem die Minister ver⸗ sammelt waren, und brachte den Letzteren lebhafte Huldigungen dar. Der Mönster Fröstgent Stoilow erwiderte auf eine an ihn gerichtete Ansprache, daß die Wahlen überall in vollster Ruhe vor sich gegangen seien, daß die Regierung überall gesiegt habe und daß dieser Ausdruck des Vertrauens des ganzen Bulgaren⸗Volkes für die Regierung ein Fingerzeig sein werde, die gleiche Bahn, wie bisher, zu verfolgen. In Philippopel sind Stoilow und Madjarow mit 4000 Stimmen, in Rustschuk Todorow und Benew gewählt. Wie anderweitig gemeldet wird, erhielten die Oppositionsparteien nur 15 Mandate; sämmtliche Führer derselben, Radoslawow, Grekow, Zankow und Karawelow, sind unterlegen.

Amerika.

Die brasilianische Deputirtenkammer hat vor⸗ gestern nahezu einstimmig das Uebereinkommen, betreffend die italienischen Entschädigungsforderungen, an⸗ genommen; dasselbe ist sogleich dem Senat zugegangen.

Aus Montevideo erfährt das „Reuter'sche Bureau“, daß die Mehrzahl der Insurgenten in Uruguay zerstreut worden sei. 6

1 Afrika. 1

Aus Tanger von vorgestern berichtet das „Reuter'sche Bureau“, daß die zwei beutschen Firmen, deren Reisende der Gouverneur von Marakesch vor einem halben Jahre an der Weiterreise verhindert habe, von der marokkanischen Regie⸗ rung je 300 000 Fr., die Reisenden selbst je 4000 Fr. Ent⸗ schädigung erhalten hätten.

Der „Agenzia Stefani“ wird aus Djibuti vom Freitag gemeldet: der Major Nerazzini beabsichtige, in der ersten Woche des Dezember mit ün g or 300 Gefangenen von Harrar aufzubrechen. Major Nerazzini habe am 7. d. M. Addis Abeba mit 26 Gefangenen, unter denen sich der Kommandant Gamara be⸗ finde, verlassen. General Albertone bleibe bei Menelik in Addis Abeba, um die fernere Beförderung der Gefangenen zu leiten. Eine weitere Abtheilung Gefangener werde in den ersten Tagen des Januar in Harrar zum Abmarsch bereit stehen. Die italienische Gesellschaft vom Se Kreuz sei ermächtigt worden, bis Kombolo vorzugehen, wo die Gefangenen ein Lager beziehen würden. Der Regiments⸗Arzt Mozzetti sei am 27. d. M. nach Harrar abgegangen, um die Namensliste der Gefangenen aufzunehmen.

Zu Chren des Präsidenten Krüger wurde, wie das „Reuter'sche Bureau“ berichtet, am Freitag in Prätoria ein Bankett veranstaltet, bei welchem derselbe in einer Rede die falschen und schädlichen Nachrichten, wonach die Südafrikanische Republik mit Gewalt die Londoner Konvention von 1884 beseitigen wolle, auf das schärfste verurtheilte. Der Präsident erklärte: die Konvention habe Transvaal jegliche Sicher⸗ heit für seine Unabhängigkeit gegeben. Wenn irgend eine Abänderung der Konvention gewünscht werde, so müsse sie in gesehmäßziger Weise (in a constitutional manner) herbeigeführt werden. Transvaals Motto sei nicht, Konventionen und Verträge zu verletzen, sondern sie aufrecht zu erhalten. Wenn die Republik Entschädigungsansprüche wegen des Jameson’schen Einfalles in das Land unterbreiten sollte, so würde die englische Regierung ohne Zweifel gerechten Wünschen billig entsprechen. Es sei Trans⸗ vaals Politik, niemals aggressiv, sondern defensiv zu handeln. Redner bezeichnete sodann den Gedanken, daß Transvaal einen Einfall in Rhodesia veranstalten könnte, als lächerlich und er⸗ klärte es schließlich für eine Pflicht der Regierung der Re⸗ publik, die Minenindustrie im Interesse des Landes zu fördern.

1 Parlamentarische Nachrichten. 88

Der Schlußbericht über die vorgestrige Sitzung des Reichstages befindet sich in der Ersten Bellage

In der 25 (136.) Sitzung des Reichstages, welcher der Staatssekretär des Innern, Staats⸗Minister Dr. von Boetticher, der Staatssekretär des Reichs⸗Schatz⸗ amts Dr. Graf von 1 der Staatssekretär des Reichs⸗Marineamts, Admiral Hollmann und der Kriegs⸗

Minister, General⸗Lieutenant von Goßler beiwohnten, wurde die erste Berathung des Etats und des dazu gehörigen Anleihegesetzes von dem Staatssekretär des Reichs⸗Schatz⸗ amts Dr. Grafen von Posadowsky mit einer Rede ein⸗ geleitet, die bei Schluß des Blattes noch fortdauerte und morgen im Wortlaut nachgetragen werden wird.

—, Dem Herrenhause ist die Uebersicht der von der Königlichen Staatsregierung gefaßten Entschließungen auf Anträge und Resolutionen des Herrenhauses aus der Session vom 15. Januar bis 20. Juni 1896 zugegangen.

Statistik und Volkswirthschaft.

ie Bevölkerung des preußischen Staa

betrug nach dem in der „Stat. Korr.“ veröffentlichten endgültigen Ergebniß der letzten Volkszählung am 2. Dezember v. J. 31 855 123 Personen, gegen 29 957 367 am 2. Dezember 1890. Ausländer wurden 205 818 (164 805), Personen ohne Angabe der Nationalität 123 (1137), Deutsche 31 649 182 (29 791 425) gezählt. Die durchschnittliche jähr⸗ liche Volkszunahme hat während des letzten Jahrfünfts im preußischen Staat einen höheren Betrag erreicht als jemals zuvor, seitdem ver⸗ läßliche Aufnahmen des Standes der Bevölkerung stattgefunden haben, d. h. seit der Errichtung des Norddeutschen Bundes. Sie betrug aufs Tausend der Bevölkerung 12,36, dagegen in der Zeit vom 3. Dezember 1867 bis zum 1. Dezember 1871: 6,9, vom 1. Dezember 1871 bis zum 1. Dezember 1875: 10,5, vom 1. Dezember 1875 bis zum 1. Dezember 1880: 11,7, vom 1. Dezember 1880 bis zum 1. De⸗ zember 1885: 7,5, vom 1. Dezember 1885 bis zum 1. Dezember 1890: 11,3.

Die männliche Bevölkerung hat stärker zugenommen als die weibliche. Der zahlenmäßige Ueberschuß des weiblichen über das männliche Geschlecht hat sich zwar während des letzten Jahrfünfts noch um 13 088 Personen erhöht, aber im Verhältniß zur Gesammt⸗ zahl der Bevölkerung erheblich vermindert. Die Zahl der Evangelischen (20 351 448) hat etwas weniger als die der Katholiken (10 999 505) zugenommen, was hauptsächlich durch den zwischen Nord⸗ und Süd⸗ deutschland durch Wanderungen bewirkten Bevölkerungsaustausch ver⸗ anlaßt wird. Sehr hoch war die Zunahme bei den „anderen“ Christen, sehr niedrig bei den Juden (379 716). Auch die Zahl der Reichs⸗ ausländer (205 ist stark angewachsen und darf als zuverlässig gelten, da diesmal nur bei sehr wenigen Personen die Staats⸗ angehörigkeit nicht hat ermittelt werden können.

Zur Arbeiterbewegung. Aus Hamburg berichtet das „Wolff'sche Bureau“ über den Aus⸗ stand der Hafenarbeiter: In einer Versammlung der Ewer⸗ führer wurde am Sonnabend ein Antrag angenommen, nach dem die Ewerführer erklären, die Arbeit nicht eher wieder auf⸗ nehmen zu wollen, bis eine Regelung der Forderungen sämmtlicher Gewerkschaften des Hafenarbeiter⸗Verbandes erfolgt sein werde. Eine Versammlung der Kornumstecher beschloß, sich dem Ausstande der Hafenarbeiter anzuschließen. In der gestrigen Versammlung erklärten die Lagerhaus⸗Speicherarbeiter, sich dem Ausstand anzuschließen. Die Staatsquai⸗Arbeiter beschlossen in einer Versammlung, in welcher der sozialdemokratische Reichstags⸗Abgeordnete Legien eine Rede über die Arbeiterbewegung hielt, daß sie, falls sie beauftragt würden, am Quai liegende Dampfer der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗Akliengesellschaft zu löschen, ebenfalls in den Ausstand ein⸗ treten würden, und zwar im ganzen Staatsquaibetrieb. 2.

Aus Harburg wird gemeldet, daß dort bisher in die Liste der Ausständigen 238 Mann eingetragen worden sind, darunter 181 Verheirathete. Im Hafen ruht die Arbeit fast gänzlich, auch die Schiffahrt liegt beinahe völlig darnieder, größtentheils infolge der Wirkungen des Semnöuther Ausstandes. In verschiedenen Fabriken soll sich bereits Mangel an Rohmaterial geltend machen. Bei längerer Dauer des Ausstandes dürften zahlreiche Arbeiterentlassungen in sicherer Aussicht stehen.

Aus Bremen liegen folgende Mittheilungen des „W. T. B.“ zum Ausstande der dortigen Hafenarbeiter vor: Die Bremer Lagerhaus⸗Gesellschaft hat der Lohnkommission der Ausständigen ein Schriftstück zugehen lassen, in dem ihre ausständigen Arbeiter für Sonntag zu einer Besprechung eingeladen werden. Die Gesellschaft beabsichtigt dabei nicht, die Arbeiter zu irgend welchen Beschlüssen zu veranlassen, sie wird es viel⸗ mehr lediglich für ihre Aufgabe halten, etwaige Mißverständnisse zu beseitigen. Die Lagerhaus⸗Gesellschaft ist außerdem bereit, mit der Lohnkommission vor dem Einigungsamt des Bremer Gewerbegerichts weiter zu verhandeln. Die Arbeiter der Bremer Lagerhaus⸗Gesell⸗ schaft haben es abgelehnt, zu der vorgeschlagenen Besprechung zu er⸗ scheinen, und haben ihrerseits die Lagerhaus⸗Gesellschaft aufgefordert, einer öffentlichen Versammlung der Bremer Arbeiter im Kasino beizu⸗ wohnen, die gestern Nachmittag stattfinden sollte, und eventuell da vorzubringen, was sie von den Arbeitern fordert.

Die Lagerhaus⸗Gesellschaft erläßt infolge dessen folgende Bekannt⸗ machung: Der Vorstand hat eine Einladung der Lohnkommission, sich heute Nachmittag im Kasino einzufinden, um eventuell seine Forderungen der ganzen Arbeiterschaft Bremens vorzulegen und darüber beschließen zu lassen, erhalten. Er sieht ch außer Stande, einer solchen Einladung zu folgen, weil er in der Angelegenheit, welche nur die Bremer Lagerhaus⸗Gesellschaft und die bei ihr beschäftigt gewesenen Arbeiter, Oberarbeiter und Krahn⸗ führer angeht, allein mit den Betheiligten zu verhandeln gewillt ist. Der Vorstand ist bereit, im Sinne der Erklärungen vom Sonnabend noch am Montag mündlich zu verhandeln, und hat nichts dagegen einzuwenden, daß dafür ein anderer, als der von ihm bezeichnete Ort vereinbart werde.

Aus Bremerhaven wird dem „W. T. B.“ gemeldet: Die

Hlanethetter von Bremerhaven, Geestemünde, Lehe und ordenham haben sich mit den Ausständigen in Bremen und Hamburg für solidarisch erklärt und sich verpflichtet, kein Schiff zu löschen, welches wegen des Ausstandes von Hamburg oder Bremen nach den Häfen an der unteren Weser zum Ausladen gesandt wird. Die Arbeit soll dagegen nicht niedergelegt werden.

In London fand gestern eine Versammlung von 700 Arbeitern der Londoner Docks statt⸗ in welcher einstimmig zwei Resolutionen angenommen wurden, von denen die eine gegen die Neecsfen Tee Man'’s aus Hamburg Einspruch erhebt, die andere sich für Errich 887 kihes Fonds zur Unterstützung der Ausständigen in Hamburg ausspricht.

In Stockholm beschloß, wie „W. T. B.“ meldet, eine Ver⸗ sammlung sämmtlicher dortigen Transportarbeiter⸗Fachverrine, kein Schiff aus Hamburg zu löschen, welches dort von nichtunionisti⸗ schen Arbeitern geladen ist, beauftragte die Vorstände, zu untersuchen, ob dies bei dem hier erwarteten Dampfer „Gefle“ der Fall sei, und forderte die übrigen Transportvereine Schwedens auf, die gleiche Haltung einzunehmen.

Aus Brüssel wird der „Voss. Ztg.“ gemeldet: Die belgische Regierung habe die sofortige Festnahme und Ausweisung jedes aus⸗ ländischen Agitators unter den Hafenarbeitern Ant⸗ werpens angeordnet.

Aus Carmaux heh⸗ folgende Wolff'sche Meldungen über deziefttlche Kundgebungen vor, die gestern dort stattgefunden

aben: -

Der Deputirte Jaurès kam, begleitet von zehn anderen sozia⸗ litischen Abgeordneten, gestern Mittagjin Carmaux an, um Rechen⸗ schaft über die Verwaltung seines Mandats abzulegen. Es waren umfäsende Maßregeln zur Aufrechterhaltung der Ordnung unter Leitung des Präfekten getroffen. Als die Abgeordneten den Bahnhof ver⸗ ließen, wurden sie von der Menge mit lautem Pfeifen 82 nur vereinzelt wurden Rufe laut: „Es lebe Jaurès!“ Einzelne Individuen warfen mit Schmutz nach dem Wagenzuge, der, von Truppen geleitet, sich nach dem Kasino begab. Unter den Personen, welche

vor dem Saale, in dem der Abg. Jaurès sprechen sollte, warteten, ent⸗ stand ein Tumult, bei dem es zu Thätlichkeiten kam. Die berittene Gendarmerie machte die Zugänge zu der Eingangsthür frei. Mehrere Verhaftungen wurden vorgenommen. Unter den Verhafteten befindet sich auch der frühere Bürgermeister Calvinhac, dessen Gesicht ganz blutig war. Sobald der Versammlungssaal geöffnet war, drängte die Menge hinein. Es kam zu lärmenden Knundgebungen, wobei gepfiffen wurde und Rufe erschollen: „Es lebe Jaurès!“ „Es lebe die Soziale!“ Jauròès versuchte vergeblich sich, Gehör zu ver⸗ schaffen und mußte von der Tribüne herabsteigen. Ein Versuch Pelletan's, zu sprechen, war ebenfalls vergeblich. Es entstand nunmehr ein großer Tumult im Saale. Der Polizeikommissar erklärte die Ver⸗ sammlung für aufgelöst. Die Gendarmen räumten den Saal. Berittene Gendarmerie hielt die Ordnung am Ausgang aufrecht. Als die sozialisti⸗ schen Abgeordneten auf die Straße traten, wurden sie mit Rufen des Beifalls und des Mißfallens empfangen. Die sozialistischen Ab⸗ geordneten begaben sich alsdann nach dem sozialistischen Kasino. Zahlreiche Patrouillen bewegten sich in den Straßen. Der Deputirte Jaurds hat nun an seine Wähler ein Manifest gerichtet, in welchem er gegen die Hindernisse protestiert, die seiner Absicht, über die Ausübung seines Mandats seinen Wählern Rechenschaft abzulegen, entgegengestellt wurden. Der Pariser Deputirte Chauvin wurde verhaftet und wird von dem Gericht in Albi wegen Schlägerei abgeurtheilt werden. Zahlreiche andere Sozialisten sind wegen Ruhestörung in Anklage⸗ zustand versetzt. Aus Paris wird gemeldet, die Zahl der Verhafteten

in Carmaux übersteige 50; dieselben wurden jedoch alsbald wieder

freigelassen.

Kunst und Wissenschaft‧⁶.

Der als Kunstschriftsteller in weiteren Kreisen bekannte Regierungs⸗

Rath Dr. Albert Ilg, Direktor der kunsthistorischen Sammlungen des Kaiserhauses in Wien, ist, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern da⸗ selbst gestorben. Er war am 11. Oktober 1847 in Wien geboren, besuchte von 1866 an die Universität, wurde 1871 Beamter des öster⸗ reichischen Museums, 1872 Dozent. Seit 1878 wurde Dr. Ilg Direktor der zweiten Gruppe der Kaiserlichen kunsthistorischen Sammlungen und 1891 zum Regierungs⸗Rath ernannt. Für Eitelberger's „Quellen⸗ schriften für Kunstgeschichte“, deren Herausgabe er 1888 übernahm, lieferte Dr. Ilg die mit Kommentaren versehenen Uebersetzungen des Cennini⸗ schen alerbuches von Heraklius' Schrift von den Farben und Künsten der Römer, Biondo’s „Traktat von der hochedlen Malerei“, der „schedula diversarum artium“ des Mönches Theophil sowie „Beiträge zur Geschichte der Kunst und der Kunsttechnik aus mittel⸗ hochdeutschen Dichtungen“. Von seinen übrigen Schriften seien ge⸗ nannt: „Album österreichischer Bildhauerarbeiten des 18. Jahr⸗ hunderts“ (Wien 1878) und „Kunstgeschichtliche Charakterbilder aus Oesterreich⸗Ungarn (das. 189 3).

Das soeben erschienene 2. Heft des „Klassischen Skulpturenschatzes“, herausgegeben von F. von Reber und A. Bayersdorfer (München, Verlagsanstalt F. Bruckmann; Pr. 50 ₰) bestätigt die guten Erwartungen, welche man bereits nach der ersten Eiang. über dieses Unternehmen hegen konnte. Auch die hier ge⸗ botenen Autotypie⸗Drucke sind wohlgelungen und geben die Skulptur⸗ werke wie die Bronzen aufs getreueste wieder. Das Alterthum ist vertreten durch den sitzenden Hermes in Neapel und den sog. „sterbenden Alexander“ in Florenz, die neuere Zeit durch zwei der Reliefs von Andrea Pisano vom Campanile in Florenz, Andrea del Verrocchio's bekannten „Knaben mit dem Delphin“ aus dem Palazzo Vecchio ebendaselbst, drei Porträtstatuen der niederländisch⸗burgundi⸗ schen Kunst des XIV. Jahrhunderts und Peter Vischer’'s Statue des Königs Arthur aus der Hofkirche in Innsbruck.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Niederlande.

Durch Verordnung des Königlich niederländischen Ministers des Innern vom 24. d. M. sind die für Herkünfte aus Alexan⸗ drien seiner Zeit angeordneten Quarantäne⸗Maßregeln wieder auf⸗ gehoben worden. (Vergl. „R.⸗Anz.“ Nr. 123 vom 23. Mai d. J.)

Persien.

Zufolge Beschlusses des Gesundheitsraths in Teheran ist für alle aus Indien kommenden Schiffe wegen der in Bombay herrschenden B hFeulenpest Quarantäne angeordnet worden. ““

Handel und Gewerbe.

In Paraguay ist das Zollgesetz vom 24. Dezember 1894, dessen wichtigste Bestimmungen wir in Nr. 43 d. Bl., vom 18. Februar v. J, mitgetheilt hotten, durch ein neues Gesetz vom 10. Oktober d. J. in mehrfacher Beziehung abgeändert worden. Als besondere Beachtung verdienend heben wir her⸗ vor, daß fertige Kleider und Fortenhhn im allgemeinen, Schuhwerk, Sattel, Zug⸗ und Pferde⸗

eschirr und Insshne (Alfalfa), von denen gegenwärtig ein

infuhrzoll von Proz. des Abschätzungswerthes zu zahlen ist, vom 1. Januar nächsten Jahres ab einem solchen von 50 Proz. unterliegen werden.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien.

nmnn der Ruhr sind am 28. d. M. gestellt 12592, nicht rechtzeitig

gestellt 1821 Wagen. In Oberschlesien sind am 28. d. M. gestellt 4666, nicht recht⸗ zeitig gestellt 1716 Wagen.

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Zwangs⸗Versteigerungen.

Beim Koͤniglichen Amtsgericht I Berlin standen am

27. und 28. November die nachbezeichneten Grundstücke zur Ver⸗ PeHernng; Theilung halber, Holzmarktstraße 49, der Familie ellien gehörig; Nutzungswerth 9680 ℳ; mit dem Gebot von 163 000 blieb der Möbelfabrikant Richard Toepke, Charlotten⸗ straße 13, Meistbietender. Steinmetzstraße 13, dem Maurer⸗ meister K. H. L. Drawe gehörig; Flächenraum 5,38 a; Nutzungs⸗ werth 9270 ℳ; für das Meistgebot von 162 001 wurde der Hof⸗ hutmachermeister Theodor Müller, Friedrichstraße 56, Ersteher. Pappel⸗Allee 114, dem Pensionär E. Hocke gehörig; Flächen⸗ raum 13,15 a; mit dem Gebot von 185 000 blieb der Kaufmann Herm. Hocke zu Berlin Meistbietender. Beim Königlichen Amtsgericht II Berlin standen die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Grundstück zu Groß⸗ Lichterfelde, Chausseestraße 55, dem Tischlermeister Otto Kieper zu Groß⸗Lichterfelde, Chausseestraße 54, gehörig; Nutzungs⸗ we⸗ zur Gebäudesteuer 5100 ℳ; Meistbietender blieb der Rentier ermann Koch zu Groß⸗Lichterfelde, Chausseestraße 91, mit dem ebot von 73 200 Grundstück zu Mariendorf, Südende, an der Parkstraße belegen, dem Architekten Max Trinkkeller zu Lankwitz gehörig; Flächenraum 11,7 a; Nu ur Gebäudesteuer 2400 ℳ; mit dem Gebot von 475 blieb der Rentier Reinhold von Kunowsky zu Berlin, Charlottenstraße 63, Meistbietender. Grundstück zu Deutsch⸗Wilmersdorf, E 6, dem immermeister Hermann Bielicke zu Charlottenburg gehörig; lächenraum 5,94 a; Nutzungswerth zur Gebäudesteuer 6500 ℳ; eistbietender blieb der Pribatier August Leiter zu Pankow, Kaiser Friedrichstraße 72, mit dem Gebot von 104 500 Grundstück zu Groß⸗Lichterfelde, Chausseestraße 54, dem Schlächtermeister Ludwig Roggenthin zu Schöneberg ge⸗ hörig; Flächenraum 11,06 a; Nutzungswerth zur Gebäudesteuer 4590 ℳ; mit dem Gebot von 67 800 blieb der Rentier Hermann Koch zu Groß⸗Lichterfelde, Chausseestraße 91, Meistbietender.

Unter Aufrechterhaltung der Vollstreckungsmaßregeln wurde das Ver⸗ fahren wegen des Grundstücks zu Deutsch⸗Wilmersdorf, Eis⸗ lebenerstraße 1, Ecke Nürnbergerstraße 28, dem Rentier Rudolf Schmidt zu Berlin gehörig, eingestellt. 1

Ausweis über den Verkehr auf dem Berliner Schlachtviehmarkt vom 28. November 1896. Auftrieb und Markt⸗ preise nach Schlachtgewicht mit Ausnahme der Schweine, welche nach Lebendgewicht gehandelt werden. Rinder. Auftrieb 3430 Stück. (Durchschnittspreis für 100 kg.) I. Qualität 116 —122 ℳ, II. Qualität 102 112 ℳ, III. Qualität 88 98 ℳ, IV. Qualität 74 84 Schweine. Auftrieb 5297 Stück. (Durchschnitts⸗ preis für 100 kg.) Mecklenburger 100 102 ℳ, Landschweine: a. gute 94 98 ℳ, b. geringere 88 92 ℳ, Galizier —,— ℳ, leichte Ungarn —,— bei 20 % Tara. Bakonyer —,— bei k Tara pro Stück. Kälber. Auftrieb 886 Stück. (Durchschnitts⸗ preis für 1 kg.) I. Qualität 1,20 1,26 ℳ, II. Qualität 1,08— 1,18 ℳ, III. Qualität 0,98 1,06 Schafe. Auftrieb 7217 Stück. (Durchschnittspreis für 1 kg.) I. Qualität 0,86— 1,08 ℳ, II. Qualität 0,76 0,82 ℳ, III. Qualität —,—

Berlin, 28. Nopember. (Wochenbericht für Stärke, Stärke⸗ fabrikate und Hülsenfrüchte von Max Sabersky, Berlin W. 8.) Ia. Kartoffelmehl 17 ½ —918 ℳ, Ia. Kartoffelstärke 17 ½ —918 ℳ, IIa. Kartoffelmehl 16 17 ℳ, Feuchte Kartoffelstärke, Frachtparität Berlin 9,75 ℳ, Gelber Syrup 20 ½ 21 ℳ, Kap⸗Syrup 21 22 ℳ, Export 22 ½ 23 ℳ, Kartoffelzucker gelb 20 20 ½ ℳ, Kartoffelzucker Kap 21 ½ 22 ½ ℳ, Rum⸗Kuleur 31 32 ℳ, Bier⸗Kuleur 30 31 ℳ, Dextrin gelb und weiß Ia. 23 ½ 24 ½ ℳ, do. sekunda 22 23 ℳ, Weizenstärke (kleinst.) 32 33 ℳ, do. (großst.) 38 39 ℳ, Hallesche und Schlesische 39 40 ℳ, Reisstärke (Strahlen) 50 52 ℳ, do. (Stücken) 49 50 ℳ, Maisstärke und Mehl 40 41 ℳ, Schabestärke 34 45 ℳ, Viktoria⸗Erbsen 16 20 ℳ, Kocherbsen 15 19 ℳ, grüne Erbsen 16 20 ℳ, Futter⸗Erbsen 12 13 ℳ, Inl. weiße Bohnen 24 26 ℳ, Flachbohnen 24 27 ℳ, Ungar. Bohnen 20 22 ℳ, Galiz.⸗russ. Bohnen 18 20 ℳ, große Linsen 34 48 ℳ, mittel do. 28 34 ℳ, kleine do. 20 26 ℳ, blauer Mohn 22 28 ℳ, weißer do. 40 50 ℳ, weiße Hirse 16 20 ℳ, gelber Senf 22 30 ℳ, Hanf⸗ körner 17 ½ 19 ℳ, Winterrübsen 23 ½ 24 ℳ, Winterraps 24 24 ½ ℳ, Buchweizen 13 ½ 15 ℳ, Wicken 13 14 ℳ, Pferde⸗ bohnen 13 ½ 14 ℳ, Leinsaat 19 20 ℳ, Mais loko 10 10 ½ ℳ, Kümmel 44 50 ℳ, Prima inl. Leinkuchen 13 ½ 15 ℳ, do. russ. do. 11 ½ 13 ℳ, Rapskuchen 12 13 ℳ, pa. Marseill. Erdnußkuchen 14 ½ 16 ½ ℳ, pa. doppelt gesiebt Baumwollen⸗Saatmehl 58 62 % 13 14 ½ ℳ, pa. helle getr. Biertreber 28 30 % 10 11 ℳ, pa. getr. Getreideschlempe 31 34 % 11 ¾ 12 ¾ ℳ, pa. getr. Mais⸗ Weizenschlempe 32 34 % 12 ¾ 13 ¾ ℳ, pa. getr. Maisschlempe 40 42 % 12 ³¾ - 13 ¼ ℳ, Malzkeime 9 ℳ, Roggenkleie 9 9 ½ ℳ, Weizenkleie 9 9 ¾ (Alles per 100 kg ab Bahn Berlin bei Partien von mindestens 10 000 kg.)

„Heyden's Finanz⸗Kalender“, das bekannte Taschen⸗ Notizbuch, welches als Finanz⸗ und Sparkassen⸗Kalender von Dr. jur. Heyden in Essen (Ruhr) im Selbstverlage herausgegeben wird, liegt in der Ausgabe für 1897 vor. Das Büchlein, welches neben dem üblichen Kalenderinhalt einen reichen Schatz von Mittheilungen bringt, die nicht nur wozu sie in erster Linie bestimmt für Finanzleute und Sparkassenbeamte von Interesse sind, sondern die jederzeit zur Hand zu haben, im einzelnen und im Ganzen, für alle gewerblichen und Kapitalistenkreise von großem Nutzen ist, hat sich von Jahr zu Jahr mehr Freunde erworben. Wir haben wiederholt den nützlichen Inhalt des Kalenders gekenn⸗ zeichnet, der u. -a. über das Geld⸗ und Münzwesen, über Eisenbahn⸗, Post⸗ und Telegraphenwesen, über Finanz⸗ fragen aller Art, über Steuer⸗ und Zollwesen, über die ver⸗ schiedenen Berufsarten (besonders die Beamtenlaufbahn), über Maße und Gewichte, über allerhand statistische Materien und vieles Andere in gedrängter Kürze, aber überall klar und ausreichend unterrichtet. In dem neuen Jahrgang finden wir mancherlei neue Einfügungen, von welchen folgende besonders erwähnt sein mögen: Auszug aus dem Börsengesetz; Die größten Meerestiefen, die höchsten Berge und Bauwerke; Pensionsberechnungs⸗Tabelle; Preußens Wachsthum. Dem kleinen nützlichen Kalender⸗Nachschlagebuch ist auch in dem neuen Jahrgang weiteste Verbreitung zu wünschen.

In der Generalversammlung der Berliner Maschinen⸗ bau⸗Aktien⸗Gesellschaft vormals L. Schwartzkopff vom 28. November d. J. war ein Kapital von 1 516 800 mit 2528 Stimmen vertreten. Dem Vorstande und Aufsichtsrathe wurde unter Genehmigung der Bilanz und der Gewinn⸗ und Vellustrechnung Ent⸗ lastung ertheilt. Das ausscheidende Mitglied des Aufsichtsrathes, Geheimer Kommerzien⸗Rath Wm. Conrad, wurde wieder⸗ und der General⸗Konsul A. Zwicker neu in den Aufsichtsrath gewählt. Die auf 12 % festgesetzte Dividende gelangt von heute ab zur Auszahlung.

In der ordentlichen Generalversammlung des Georgs⸗ Marien⸗Bergwerks⸗ und Hütten⸗Vereins zu Osnabrück rom 28. November wurde die Bilanz, welche einen Bruttogewinn von 2 600 668 ausweist, genehmigt. In Gemäßheit der Vorschläge des Aufsichtsraths wurde die Vertheilung einer Dividende von 5 ½ % für die Vorzugs⸗ und Stamm⸗Aktien beschlossen. Die ausscheidenden Mitglieder des Aufsichtsraths wurden wiedergewählt. Ueber die Ge⸗ schäftslage sowie über die Aussichten des laufenden Rechnungsjahres konnte der Vorstand günstige Mittheilungen machen.

Stettin, 28. November. (W. T. B.) Getreidemarkt. Weizen ruhig, loko 163 169, per November —,—, per November⸗ Dezember —,—. Rozggen ruhig, loko 123 —128, per November —,—, per November⸗Dezember —,—. Pommerscher Hafer loko 128 134. Rüböl loko still, per November 57,50, per April⸗Mai 57,50. Spiritus unverändert, loko mit 70 Konsumsteuer 36,00. Petroleum loko 10,90.

Zürich, 29. November. (W. T. B.) Der Stadtrath beschloß die Erbauung einer neuen städtischen Gasanstalt mit einem täglichen Lieferungsvermögen von 100 000 cbm. Die Gesammtkosten betragen 7 800 000 Fr. 3

VBerdingungen im Auslande.

““ Spanien.

31. Dezember. Diputaciòn provincial de Vizcaya in Bilbao: Einrichtung einer Zentralheizung irgend welchen Systems im Gebäude des Provinzialausschusses. Grundsätze für die Ausführung in spanischer Sprache beim „Reichs⸗Anzeiger“. b

14. Januar, 1 Uhr. Direcciön de Obras Püblicas im Ministerio de Fomento zu Madrid: Dammarbeiten im äußeren Theile des Hafens von Grao de Valencia. Voranschlag 13 511 623,41 Pesetas. aution 600 000 Pesetas. Anmeldungen auf Stempel⸗ papier 12 er Klasse bis 9. Januar an die 1 Behörde oder im Zivil⸗Gouvernement der Halbinsel. Pläne, Bedingungen und Kostenvoranschlag bei der ausschreibenden Behörde und dem Zivil⸗ Gouvernement von Valencia zur Einsicht. Auszug aus den Be⸗ dingungen und Angebotformular in spanischer Sprache beim „Reichs⸗ Anzeiger“. v“

Verkehrs⸗Anstalten. 8

Bremen, 29. November. (W. T. B.) Norddeutscher Llopd. Der Schnelldampfer „Fulda“ hat am 27. November Abends die Reise von Neapel nach New⸗YPork fortgesetzt. Der Postdampfer „Mark' ist am 27. November von Buenos Aires nach der Weser abgegangen Der Reichs⸗Postdampfer „Bayern“ ist am 27. No⸗ vember Vormittags in Aden angekommen. Der Dampfer „Heim⸗ burg' ist am 27. November von Pernambuco nach der Weser abgegangen. Der Postdampfer „Pfalz“ ist am 28. November Vor⸗ mittags auf der Weser angekommen. Der Reichs⸗Postdampfer „Stuttgart“ ist am 28. November Morgens in New⸗York

angekommen. Der Postdampfer „Habsburg“ hat am 28. Novembe Vlisfsingen passiert. Der Reichs⸗Postdampfer „Friedrich de Große“ hat am 28. November Morgens Gibraltar passiert. Der Reichs⸗Postdampfer „Oldenburg“ ist am 28. November Nachmittags in Colombo angekommen. Der Postdampfer „Crai⸗ gearn“ ist am 28. November von Buenos Aires nach Antwerpe abgegangen. 8

London, 28. November. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfe „Warwick Castle“ ist heute auf der Ausreise in Mauritiu angekommen.

Belgrad, 28. November. (W. T. B.) Der Verkeh zwischen Belgrad, Sofia und Konstantinopel ist wieder⸗ hergestellt L“ 8

Theater und Musik.

Neues Theater.

Am Sonnabend spielte Frau Eleonora Duse in Sude mann s „Heimath“ („Magda“¹) unter stürmischem Beifall d Zuhörer die dramatische und mit vielen feinen Zügen ausgestattete Pelht Die geniale Schauspielerin gab vermöge ihrer künstlerischen Eigenart eine völlig neue und originelle Schöpfung, die in ihrer ganzen Auffassung in einem gewissen Ge 1 zu den Darstellungen der ein⸗ heimischen Künstlerinnen steht. Zweifellos kann der Charakter der „Magda“ nach seiner Wandlung verschieden aufgefaßt werden, ohne daß die dichterische Gestalt beeinträchtigt wird. Die durch ihre Vergangenheit und den Fluch des Vaters mit ihrem Kinde Verstoßene ist dem Elend preisgegeben. Für ihr Kind kämpft sie und in dem verzweifelten Ringen steigert sich ihre Willenskraft; zugleich trägt ihre künst⸗ lerische Genialität sie zu den höchsten Staffeln des Ruhmes empor. Aus eigner Kraft herrscht sie in ihrem Reich: da läßt sie sich be⸗ stimmen, das Vaterhaus wieder aufzusuchen, „theils aus Neugier, theils aus Trotz“. Hier hebt die Darstellung an. Diese „Magda“ war mehr als eine verwöhnte ünstlerin, die launenhaft, kapriziös, voll Bitterkeit und herber Schroff⸗ heit sich nur widerwillig den Ideen ihres Vaters fügt.

Magda, wie Frau Duse sie giebt, kehrt nicht als Fremde zurück. Ihr ist in den Kämpfen des Lebens das Vaterhaus stets die Heimath ge⸗ Die wohlbekannten Räume wirken auf sie wie ein fSs

blieben. artiger Zauber aus der Kindheit Tagen. Sie vergißt auf kurze Zeit die Vergangenheit mit ihrem Leid und ihrer erdrückenden Last. ie sie mit der Schwester tändelt, wie sie dem Vater und der Mutter begegnet all dies beweist, daß ihr Herz in den Schicksalswirren einer fremden Welt der Familie nicht völlig fremd geworden ist. Der Grundzug ihres Wesens ist die Liebe 1“ und fern von jeder Schroffheit und Härte ist sie milde, nachgiebig, ja zärtlich. Dadurch bringt sie dem Zuschauer die dichterische Gestalt menschlich näher und umwebt ihr Geschick mit rührender Tragik. Die Heimgekehrte bleibt trotz alledem die dem Vater in der Charakter⸗ anlage gleichende Tochter, die unbezwinglich ist in ihrem Willen, un⸗ beugsam in ihrem Stolz. Frau Duse beherrscht jeden Wechsel der Stimmung, jede Stufe der Leidenschaft durch ihr virtuoses Geberdenspiel und die Ausdrucksfähigkeit ihres Organs, das vom süßesten Schmeichellaut bis zum heiseren Aufschrei der Wildheit stets das Richtige findet. Deshalb war die Leistung der genialen Künstlerin in einzelnen Scenen von hinreißender Wirkung. Mag man auch die Magda, welche die italienische Tragödin gestaltet, theils zu sentimental, theils zu heiß⸗ blütig finden, es war jedenfalls überall ein Bild wahrer Mensch⸗ lichkeit, das sie darbot, bis in die kleinsten Züge tief empfunden und lebenswahr hingestellt. Das Zusammenspiel der Truppe war dies⸗ mal tüchtiger und abgerundeter als bei früheren Gastspielen.

Im Königlichen Opernhause gelangt morgen Otto Nicolai's komische Oper „Die lustigen Weiber von Windsor“ unter Kapellmeister Weingartner's Leitung und in folgender Besetzung zur Aufführung: Fluth: Herr Betz; Reich: Herr Mödlinger; Fenton: Herr Naval; Junker Spärlich: Herr Lieban; Doktor Cajus: Herr

chmidt; Frau Fluth: Frau Herzog; Frau Reich: Frau Götze; Jungfer Anna Reich: Fräulein Weitz. Als Falstaff gastiert Herr Fritz Friedrichs. Die Aufführung des Bühnenfestspiels „Der Ring des Nibelungen“ von Richard Wagner findet an fol⸗ genden Tagen statt: am 9. Dezember „Das Rheingold“; 10. Dezember „Die Walküre“; 11. Dezember Sieg⸗ fried“; 13. Dezember „Götterdämmerung“. Seine Majestät der Kaiser und König 89 nach der gestrigen Vorstellung von Benvenuto Cellini“ allen Mitwirkenden Allerhöchstseine besondere Anerkennung durch den General⸗Intendanten Grafen von Hochberg übermitteln.

Im Königlichen Schauspielhause geht morgen Goethe'’s „Faust“ (der Tragödie 1. Theil) mit der Musik vom Fürsten Anton von Radziwill und Peter Josef von Lindpainter in folgender Be⸗ setzung der Hauptrollen in Scene: Faust: Herr Ludwig; Mephistopheles: Her Klein; argarethe: Frau von Hochenburger; Valentin: Herr

urschian; Marthe: Frau Schramm.

Im Theater des Westens wird, wie schon gemeldet, als nächste Novität die neueste Arbeit von Otto Franz Gensichen vor⸗ bereitet. Es ist dies eine Bearbeitung der bekannten Novelle „Zwischen Himmel und Erde“ von Otto Ludwig. Da dieselbe das Dachdecker⸗ leben auf die Bühne bringt und die packendsten Scenen vor der Dach⸗ luke eines Kirchthurmes sich abspielen, so waren von dem Bearbeiter ganz besondere Schwierigkeiten zu überwinden, die auch an die Regie und Inscenierung große Anforderungen stellen. Die Erstaufführung ist auf nächsten Sonnabend festgesetzt. Am Nachmittag desselben Tages 1,. wieder eine Schülervorstellung statt, und zwar ist dazu das Schauspiel „Treue“ von Alexander von Roberts ausersehen worden.

Am 17. Dezember findet der vierte Symphonie⸗Abend der Königlichen Kapelle unter Kapellmeister Weingartner’'s Leitung statt. Zur Feier von Beethoven’s Geburtstag gelangen nur Kompositionen dieses Meisters zur Aufführung. Der mitwirkende Pianift Ferruccio B. Busoni spielt das Es-dur Konzert von

eethoven.

Das Programm des am Donnerstag in der Philharmonie stattfindenden Konzerts mit Kompositionen von Reinhold Becker bringt unter anderem das Vorspiel zur Oper „Ratbold“ (kürzlich in Mainz mit Erfolg aufgeführt), ferner eine neue Ballade für Alt mit Derbe terbegleitang. betitelt „Die Wellenbraut“, sowie eine Ballade für Bariton mit Orchester „Die drei Schwestern“ und das Baritonlied „Der Trompeter an der Katzbach“. Die Mitwirkung übernehmen die Damen Selma Nicklaß⸗Kempner (Sopran) und Louise Geller (Alt), die Herren Kammersänger Carl Scheidemantel ashenn César Thomson (Violine) sowie das Philharmonische

rchester.

Bei dem Orgelvortrag in der Marienkirche am nächsten Mittwoch (Mittags 12 Uhr) werden mitwirken; Fräulein r Linsener, Frau Emilie Jeschke und Herr Organist Friedrich Finke aus Spandau. Der Eintritt ist frei.

Im Stadt⸗Theater zu Schweidnitz fand, wie der „Schl

Ztg.“ berichtet wird, am 28. d. M., Nachmittags, die erste Aufführung der Tragödie „Die Perser“ von Aeschylos in der Köchly'schen Uebersetzung mit der Musik Seiner Hoheit des Erbprinzen von 886e statt. Der hohe Kom⸗ ponist wohnte mit Ihrer Königlichen Hoheit der Erb⸗ prin Alst Charlotte und der Prinzessin eo dora der Vorstellung bei. Ferner waren unter den alle Plätze des Hauses füllenden, von nah und fern herbeigekommenen Zuschauern der Kontre⸗Admiral à la suite der Marine Graf von Waldersee der Kommandeur der 11. Kavallerie⸗Brigade, Flügel⸗Adjutant Oberst Graf von Moltke, Oberst von Körber, Kommandeur des Feld⸗ Artillerie⸗Regiments von Peucker und andere höhere Offiziere sowie zahlrei itglieder der schlesischen Aristokratie zu bemerken. Die im Chor und als Träger der einzelnen Rollen mitwirkenden

Primaner und Sekundaner des Schweidnitzer Gymnasiums boten