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der Gewerbeordnung und Formular B für Inländer, For⸗ mular C für Ausländer in den übrigen Fällen des Gewerbe⸗ riebes im Umherziehen bestimmt sind. IV. Schlußbestimmung. Vorstehende Bestimmungen treten mit dem 1. Januar 1897
in Kraft und an Stelle der durch die Bekanntmachungen vom 31. Oktober 1883 und 8. November 1889 (Central⸗Bl.
ür das Deutsche Reich 1883 S. 305 und 1889 S. 559) ver⸗
ündeten Bestimmungen. Berlin, den 27. November 1895. 8 Der Reichskanzler. In Vertretung: von Boetticher. 6
Bekanntmachung, betreffend die Aichung von chemischen Meßgeräthen.
Unter Bezugnahme auf die Bekanntmachungen vom 26. Juli 1893 und 8. April 1896, betreffend die Aichung von chemischen Meßgeräthen es- eEh se 1893, Beilage zu Nr. 30, und 1896, Beilage zu Nr. 9), wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß zur Aichung der in diesen Bekanntmachungen bezeichneten Meßgeräthe die nachbenannten Aichämter, nämlich 1 1) das Königlich preußische Aichamt zu Köln a. Rh., 2) das Großherzoglich sächsische Aichamt gn Ilmenau, 83) das Herzoglich sächsische Aichamt zu worden sind. 1 erlin, den 26. November 1896. 88 Kaiserliche vWI’A“ opf.
ehlberg
Der Geheime Kanzlei⸗Inspektor im Reichs⸗Marineamt ewis ist zum Geheimen Kanzlei⸗Direktor ernannt worden.
Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 38. des „Reichs⸗Gesetzblatts“ enthält unter Nr. 2348 die Bekanntmachung, betreffend die dem inter⸗ nationalen Uebereinkommen über den Eisenbahnfrachtverkehr beigefügte Liste, vom 13. November 1896; unter Nr. 2349 die Bekanntmachung, betreffend Ausnahmen von dem Verbote der Sonntagsarbeit im Gewerbebetriebe, vom 27. November 1896; und unter ’ Nr. 2350 die Bekanntmachung, betreffend Ausführungs⸗ bestimmungen zur Gewerbeordnung, vom 27. November 1896. Berlin, den 1. Dezember 1896. MMaaiserliches Post⸗Zeitungsamt. Weberstedt.
Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: dem Konsistorial⸗Präsidenten Meyer in Danzig den Rang der Räthe zweiter Klasse zu verleihen. 2 1“ 8 E 1111“ 8
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— geru 1. den Regierungs⸗Assessor Dr. jur. Rose in Schroda zum Landrath zu ernennen.
Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: dem Fabrikanten Karl Blanke in Barmen den Charakter als Kommerzien⸗Rath zu verleihen.
Seine Majestät der König haben Allergnädigst zu ge⸗ nehmigen geruht, daß der Kommunal⸗Landtag der Hohenzollernschen Lande zum 13. Dezember d. J. nach der Stadt Sigmaringen berufen werde.
Auf den Bericht vom 27. Oktober d. J. Ferbeg Ich, daß der Zinsfuß der Anleihen von 300 und 1 600 000 ℳ, zu deren Aufnahme die Stadt Koblenz dur die Privilegien vom 19. Februar 1877 (Ges.⸗Samml. S. 128 und 24. August 1885 (Gef⸗Samml. S. 336) ermächtigt worden ist, auf 3 ½ 8 herabgesetzt werde, mit der Maßgabe, daß die in den Privi egien festgesetzten Tilgungsfristen innegehalten werden, sowie daß die noch nicht getilgten Anleihescheine den Inhabern rechtzeitig für den Fall zu kündigen sind, daß die Anleihescheine dem Bürgermeisteramt zu Koblenz nicht bis zu einem von demselben festzusetzenden Termine zur Abstempelung auf 3 ½ Proz. eingereicht werden. Neues Palais, den 9. November 1896. Wilhelm R. 88 Miquel. Freiherr von der Recke.
An die Minister der Finanzen und des Innern
Das Befinden Ihrer Königlichen Hoheit der Frau
Prinzessin Heinrich von Preußen und des neugeborenen
Prinzen ist gut. Rel, den 1. Dezember 1896.
Ministerium des Innern.
Dem Landrath Dr. Rose ist das Landrathsamt im Kreise
—
Schroda übertragen worden.
Bekanntmachung.
i Einkünften der bei der Universität Berlin be⸗ stehenden Johann Christian Jüngken⸗Stiftung sind an öhne von Univer⸗ eeen und von höheren Staatsbeamten, wenn sie von einer höheren Bildungsanstalt mit dem Zeugniß der Reife entlassen sind, während ihrer Berliner Studienzeit und auch über ihre Studienzeit hinaus, behufs Erlangung
Studierende, insbesondere
89 8
einer von jährlich 900 bis 1800 ℳ zu vergeben.
Die dem zu gewährende Unterstützung wird immer nur auf ein Jahr bewilligt, kann jedoch demselben Stipendiaten, sefern er sich bewährt, 4 bis 5 Jahre hinter⸗ einander zuertheilt werden. Zur Zeit der erstmaligen Be⸗ werbung muß der Antragsteller jedenfalls auf der hiesigen Universität immatrikuliert h
Studierende haben ihrer Bewerbung das Zeugniß der Reife, das Anmeldungsbuch, die Abgangszeugnisse etwa früher besuchter Universitäten und ein Dekanatzeugniß, in welchem ausdrücklich hervorgehoben sein muß, daß die Prüfung behufs Bewerbung um eine Unterstützung aus der Johann Christian Jüngken⸗Stiftung erfolgt ist, beizufügen.
Wiederbewerber, welche nicht mehr auf der hiesigen Uni⸗ versität immatrikuliert sind, müssen ihr ihre Universitätszeugnisse sowie Zeugnisse über ihre sittliche Führung und ihre wissenschaftliche Tuͤchtigkeit einreichen.
Das Kuratorium ist außerdem berechtigt, von jedem Be⸗ werber vor der Verleihung einen eingehenden Bericht über seine wissenschaftliche Thätigkeit sowie eine Darlegung seiner wissenschaftlichen Ziele zu erfordern, kann auch im Falle der Bewerbung um eine erneute Verleihung einen Bericht über die Studien des letztvergangenen I“ verlangen.
Bewerbungen um die für das Jahr 1. April 1897/98 zu vergebenden Unterstützungen sind schriftlich an den unter⸗ zeichneten Vorsitzenden des Kuratoriums bis zum 31. De⸗ zember d. J. einzureichen.
Berlin, den 16. Oktober 1896.
Das Kuratorium der Johann Christian Jüngken⸗Stiftung. Brunner, 3. Rektor der Universität.
Nichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 1. Dezember.
Seine Majestät der Kaiser und König nahmen heute Morgen um 9 Uhr im Neuen Palais den Vortrag des Obersten von Villaume, Stellvertreters des Chefs des Militär⸗ kabinets, entgegen. Um 10 Uhr 10 Minuten begaben Seine Majestät Sich mit Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin von der Wildpark⸗Station mittels des fahrplan⸗ 1ss Zuges nach Berlin und hörten während der Fahrt die Vorträge des Ministers des Innern Freiherrn von der Recke und des Ministers für Handel und Gewerbe Brefeld.
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Ihre Majestäten besuchten alsdann hierselbst die Ateliers der
Professoren Geselschap und Anton von Werner. Um 12 Uhr empfingen Seine Majestät der Kaiser und Korig. im hiesigen Schlosse die Präsidien des Herrenhauses und des Abgeordneten⸗ Fuses welchen hierauf auch die Ehre des Empfangs durch
hre Majestät die Kaiserin und Königin zu theil wurde. Um 1 ¼ Uhr fand zu Ehren Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Bhanurangsi von Siam im Schlosse Mittagstafel statt.
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Die Bereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Handel und Verkehr und für Justizwesen hielten heute eine Sitzung.
Das Justiz⸗Ministerium hat im vergangenen Monat noch einen zweiten schweren Verlust zu beklagen gehabt, indem ihm am 29. November abermals ein hervorragendes Mitglied, der vortragende Rath, Geheime Ober⸗Justiz⸗Rath Schröder, durch den Tod entrissen worden ist.
Wilhelm Schröder, geboren am 19. November 1841 zu Brandenburg a. H, trat am 23. März 1864 in den Justiz⸗ dienst. Im Jahre 1871 wurde er zum Richter bei dem Kommerz⸗ und Admiralitäts⸗Kollegium in Danzig, 1879 zum Landrichter daselbst, 1881 zum Landgerichts⸗Rath und 1883 zum Ober⸗Landesgerichts⸗Rath ernannt. In letzterer Eigenschaft ist er bei dem Ober⸗Landesgericht in Stettin und bei dem Kammergericht thätig gewesen. — 1892 erfolgte seine Ernennung zum Geheimen Justiz⸗Rath und vortragenden Rath im Justiz⸗Ministerium und 1895 seine Ernennung zum Ge⸗ heimnen Ober⸗Justiz⸗Rath. Seit 1887 war er Mitglied der
EE.
Gleich hervorragend durch hohe Begabung, wie durch umfassende Kenntnisse, reiche Erfahrung und nie ermüdende Schaffenskraft hat der Heimgegangene stets mit voller Hin⸗ ebung seines Amtes gewaltet. Seine Thätigkeit erstreckte jiich auf die verschiedensten Zweige der Justizverwaltung und Febehta sich überall zu einer im reichsten Maße fruchtbringenden. Die strenge amtliche Pflichttreue, die ihn auszeichnete, die Lauterkeit seines Charakters, seine schlichte Liebenswürdigkeit und das Wohlwollen, das er Jedem ent⸗ gegentrug, sichern ihm auch über das Grab hinaus ein bleibendes ehrendes Gedenken. 11“
Der ö’ee zum Bundesrath, Königlich preußische Geheime Regierungs⸗Rath und Landes⸗Direktor des Fürsten⸗ thums Waldeck und Pyrmont von Saldern ist von Berlin D““ 1““ 1
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Oldenburg. Dem Landtage ist, wie der „Magd. Ztg.“ berichtet wird, eine Denk chrift uber die Kostenüberschreitungen beim Eisenbahnbau Oldenburg —Brake zugegangen. Danach sind die Ueberschreitungen in gohe von 600 000 ℳ auf ungenügende Untersuchung des moorigen Baugrundes zurückzuführen. Reuß ä. L. Aus Anlaß des Ablebens Ihrer Durchlaucht der ver⸗
Hoftrauer für eine Woche angeordnet worden.
Greiz zurückgekehrt.
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Fähzge wissenschaftlichen Ausbildung, Unterstützungen
wittweten Fürstin zur Lippe ist von Seiner Durchlaucht dem Fürsten eine zehntägige Hoftrauer, und aus Anlaß des Ablebens Seiner Durchlaucht des Fürsten zu Fürstenberg
Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Ober⸗Regierungs⸗ Rath und Kammerherr von Meding ist von Berlin nach
Oesterreich⸗Ungarn. “
Die Kaiserin ist am Sonntag früh von Wien nach Wels⸗Lichtenegg abgereist. Der Kaiser gab Allerhöchstderselben das Geleit nach dem Bahnhof. Ihre Majestät wird nur kurze Zeit in Lichtenegg verweilen, sodann eine kleine Gecreise E“ und sich Mitte Dezember nach Kap St. Martin
egeben.
Am Sonntag fand in Wien unter dem Vorsitz des Finanz⸗Ministers Dr. von Bilinski eine mehrstündige Be⸗ rathung der Sachverständigen der Zuckerindustrie statt. Dem “ zufolge legte der Minister dar, daß die Beibehaltung der hohen Ausfuhrprämien durch die Kartelle erschwert werde. Der Erlaß eines allgemeinen Kartell⸗ gesetzes sei als möglich in Betracht zu ziehen. Die Sach⸗ verständigen bemühten sich, die Kartelle als ein Lebensbedürfniß der österreichischen Zuckerindustrie hinzustellen, und erklärten sich bereit, demnächst Vorschläge zu erstatten, um die Bedenken beßen die erhöhten Ausfuhrprämien und gegen die Kartelle zu eseitigen.
Das ungarische UIsaes hae wählte gestern den Ab⸗ geordneten Desider von Szilagyi zum Präsidenten. Der Präsident theilte sodann dem Hause mit, daß die Berichte über 445 Wahlen eingegangen seien; von diesen Wahlen seien 422. nicht angefochten worden.
Frankreich.
Gestern fand in Paris, in der Kirche St. Philippe du Roule, die Trauerfeier für den dänischen Gesandten Grafen Moltke⸗Hvitfeldt statt. Der Minister des Aeußern Hanotaux, der deutsche Botschafter Graf zu Münster un ahlreiche Mitglieder des diplomatischen Korps, sowie der Prinz
aldemar von Dänemark und der Herzog von Chartres wohnten der Feierlichkeit bei, zu welcher der Prä sident Faure und sämmtliche Minister Vertreter entsand hatten. Die Leiche wird nach Dänemark übergeführt.
In der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer stellte, dem „W. T. B.“ zufolge, der Deputirte Faberot be⸗ der dräthuüh des Kultus⸗Etats den Antrag, den Etat abzulehnen. Dies geschah mit 340 gegen 181 Stimmen Ebenso lehnte die Kammer mit 315 gegen 212 Stimmen einen Antrag ab, welcher die Kündigung des Konkor⸗ dats verlangt. Auf Antrag des Finanz⸗Ministers Cochery beschloß das Haus mit 146 gegen 69 Stimmen, täglich zwe Sitzungen abzuhalten, um die Etats⸗Berathungen zu be⸗ schleunigen. Der Deputirte Jourde (Sozialist) brachte einen Antrag ein, nach welchem die Deputirtenkammer die sofortige ö des vorgestern in Carmaux festgenommenen
eputirten Chauvin verlangen solle. Jourde erklärte, es handle sich hierbei nicht um eine Parteifrage, sondern um die Würde des Parlaments. Der dfrn⸗ z⸗ Minister Darlan erwiderte: die Justizbehörden hätten die gerichtliche Verfolgung angeordet, weil der Thäter auf Früscher That ertappt worden sei; wenn die Kammer in⸗ dessen die Freilassung des Festgenommenen und die Einstellung der gerichtlichen Verfolgung verlange, so werde sich die Re⸗ gierung vor der Entscheidung der Kammer beugen. Der An⸗ trag Jourde wurde darauf mit 295 gegen 75 Stimmen an⸗ genommen. 3
Der Deputirte Chauvin ist noch gestern in Freiheit gesetzt worden. 8 „ Der sozialistische Deputirte Géörauld Richard beab⸗ sichtigt, die Regierung über die Vorfälle in Carmeaux somie über die Protektion zu interpellteren, zwelche die Re⸗ gierung dem Fabrikanten Rességuier zum Schaden der Arbeiton der Glasfabrik angedeihen lasse.
Italien.
Der König von Serbien unternahm gestern in Be⸗ eitung des Admirals Corsi an Bord der „Consienza“ ein Fahrt durch den Golf von Neapel. Um 11 Uhr Nachts trat der König die Rückreise nach Rom an.
Die Deputirtenkammer hat ihre Sitzungen gestern wieder aufgenommen. Der Minister⸗Präsident di Rudini legte, wie „W. T. B.“ meldet, einen Gesetzentwurf vor, be⸗ treffend eine Apanage von einer Million Lire für den Prinzen von Neapel, und fügte hinzu, der König habe beschlossen, die gleiche Summe dem Schatze aus einer Zivilliste zurückzuerstatten. Die Minister brachten weitere Entwürfe ein, darunter das Budget, einen Gesetzentwurf, betreffend die Reoorganisation der Armee, und den italienisch⸗tunesischen Vertrag. Auf Antrag des Minister⸗Präsidenten di Rudini wurde dann sofort die Berathung über die Anfragen und Inter⸗ pellationen über Afrika begonnen. Der Deputirte Dalverme, ehemaliger Unter⸗Staatssekretär im Kriegs⸗ Ministerium, begründete eine Interpellation, worin er den Wunsch vusprach die Absichten der Regierung hinsichtlich der Erythräischen Kolonie kennen zu lernen. Redner billigte den zwischen Italien und Abessynien abgeschlossenen In Zukunft möge man mit dem festen und löblichen Vorsatz vorgehen, sich nichts mehr in Abessynien zu schaffen zu machen. „Man müsse demnach den Theil des Gebietes, welcher Italien nichts nütze, gegen ein entsprechendes Zugeständniß an Abessynien abtreten. Die Ehre der italienischen Fahne sei niemals so hoch gehalten worden, als in den erbitterten Kämpfen von Dogali bis Kassala, mögen dieselben zu Gunsten oder Ungunsten Italiens ausgefallen sein. Der Deputirte Agnini verlangte im Namen der CJs den Rückzug aus Afrika. Nachdem noch mehrere Abgeordnete ihr Ver⸗ langen nach Aufklärungen der Regierung betreffs der Erythräischen Kolonie ausgesprochen hatten, wurde die Sitzung aufgehoben.
ie „Kölnische Volkszeitung“ meldet aus Rom: In dem
söhe Vormittag abgehaltenen geheimen Konsistorium
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abe der Papst einer Anzahl von Kardinälen verschiedene itel und Würden verliehen und ungefähr 20 italienische Bischöfe präkonisiert. 1
Belgien.
Da gestern in der Sitzung des gfalgelnr Gemeinde⸗ raths auf Antrag der katholischen itglieder beschlossen wurde, den Mindestlohn für das Gemeindearbeiterpersonal auf 3 F. festzusetzen, haben, nach einer Meldung des „W. T. B.“, der Bürgermeister und die Schöffen ihre Entlafs ung genommen. 8 ““
Türkei. “ Der Sultan hat die Wahl des armenischen Patriarchen
Ormanian bestätigt.
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Griechenland. Die Besprechung der in der Deputirtenkammer ein⸗ Frenes Interpellation über die auswärtige Politik riechenlands ist vertagt worden.
Bulgarien. 8 bW Wie die „Agence Balcanique“ meldet, wurde der Chef
des Generalstabs, Oberst Zvanow mit der interimistischen Leitung des Kriegs⸗Ministeriums betraut.
Dänemark. In der gestrigen Sitzung des Folkething kündigte, wie „W. T. B.“ berichtet, der Vorsitzende der Reformpartei der Linken an, er werde den Minister des Auswärtigen inter⸗ .Sge welche Mittheilungen die Regierung über ihre Be⸗ rebungen zur Aufrechterhaltung der Neutralität Dänemarks machen könne.
Amerika.
Aus Washington erfährt „W. T. B.“, die Botschaft des Präsidenten Cleveland werde erst am 7. d. M. an den Kongreß gelangen.
Nach einer Meldung aus Havanna brachten die Auf⸗ ständischen mittels einer Dynamitbombe auf der Linie Jucaro — Moron einen Militärzug zur Entgleisung und griffen die Soldaten an. vS- vertheidigten sich, bis eine Ablheilung hinzukam, welche die Aufständischen auseinandertrieb. Auf seiten der geseiken wurden 8 Mann getödtet und viele ver⸗ wundet; auf seiten der Spanier fielen zwei Mann, ein Offizier und 4 Soldaten wurden verwundet.
Das „Reuter'sche Bureau“ berichtet aus Montevideo, die Truppen hätten die Aufständischen bei Capella Barrico geschlagen; die Aufständischen seien muthlos geworden.
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Parlamentarische Nachrichten.
Der Bericht über die gestrige Sitzung des Reichs⸗ tages befindet sich in der Ersten Beilage.
— In der heutigen (137.) Sitzung des Reichstages, welcher der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe, der Staats⸗ sekretär des Innern, Staats⸗Minister Dr. von Boetticher, der Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Staats⸗Minister von Marschall, der Staatssekretär des Reichs⸗
arineamts, Admiral Hollmann, der Staatssekretär des Reichs⸗Schatzamts Dr. Graf von Posadowsky und der Kriegs⸗Minister, General⸗Lieutenant von Goßler beiwohnten, wurde die erste Berathung des Reichshaushalts⸗Etats für 1897 /98 fortgesetzt.
Das Wort nahm zuerst der Abg. von Leipziger (d. kons.), dessen Rede bei Schluß des Blattes noch fortdauerte.
— Von den Abgg. von Schenckendorff und Genossen ist 69 Hause der Abgeordneten folgender Antrag eingebracht worden:
„Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen, die Königliche Staatsregierung aufzufordern, dem Fortbildungs⸗ schulwesen — dem gewerblichen, landwirthschaftlichen, kauf⸗ männischen und weiblichen — künftig eine höhere Beachtung, insbesondere durch vermehrte Staatsmittel zuzuwenden.“
Statistik und Volkswirthschaft. Kohlen⸗ und Selrgewse we im Oberbergamtsbezirk
alle. Im dritten Quartal des Jahres 1896 wurden im Oberbergamts⸗
bezirk Halle Stein kohlen gefördert auf 2 Werken wie in 1895; ihre mittlere Belegschaft betrug 39 (1895 45) Mann, von denen 17 (1895 29) eigentliche Bergarbeiter waren. Die neue Förderung betrug 1485 (1895 2014) t und mit Einschluß des Anfangsbestandes 2765 (1895 3511) t. Der 8 belief sich auf 1636 (1895 2191) t und der eigene Bedarf (mit Einmaß) 440 (1895 442) t, sodaß ein Be⸗ stand von 689 (1895 878) t blieb. Der Werth der verkauften Stein⸗ kohlen belief sich auf 13 008 (1895 16 561) ℳ, d. i. für 1 t 7,95 (1895 7,56) ℳ — Braunkohlen wurden auf 272 (1895 272 erken gefördert, deren mittlere Belegschaft 25 246 (1895 24 730) Mann betrug; von diesen waren 16 921 (1895 16 249) eigentliche Bergarbeiter. Die neue Förderung stellte sich auf 4 679 637 (1895 4 347 294) t und mit dem Afanasvestande auf 5 054 696 (1895 4 708 027) t. Der Absatz betrug 3 749 792 (1895 3 516 296) t und der eigene Bedarf (mit Einmaß) 970 307 (1895 873 746) t, sodaß ein Bestand von 334 597 (1895 317 895) t blieb. Der Werth der verkauften Braunkohlen belief sich auf 8 263 857 (1895 8 209 066) ℳ, d. i. für 1 t 2,20 (1895 2,33) ℳ Die Förderung von Steinsalz fand wie 1895 auf 5 Werken statt, die eine mittlere Belegschaft von 453 (1895 495) Mann hatten; davon waren 296 (1895 341) eigentliche Bergarbeiter. Die neue betrug 72 679 (1895 65 049) t und mit dem Anfangs⸗ estand 75 374 (1895 67 061) t. Der Absatz mit Einschluß der Deputate belief sich auf 54 634 (1895 49 067) t; zur Bereitung anderer Produkte (mit Einmaß) wurden 17 942 (1895 15 854) t ver⸗ braucht; am Schluß des Vierteljahres blieb ein Bestand von 2797 1895 2139) t. — Kalisalz wurde auf 6 (1895 6) Werken ge⸗ ördert, die eine mittlere Belegschaft von 3189 (1895 3419) ann hatten; von diesen waren 2411 (1895 2596) eigentliche Berg⸗ arbeiter. Die neue Förderung betrug 277 645 (1895 257 688) t und mit dem Anfangsbestande 280 615 (1895 26 475) t. Der Absatz mit Einschluß der Deputate stellte sich auf 277 002 (1895 257 367) t; als Bestand verblieben 3612 (1895 7383) t. — Siedesalz wurde wie 1895 auf 6 Werken mit einer mittleren Belegschaft von 660 (1895 647) Mann gefördert, von denen 244 (1895 238 eigentliche Bergarbeiter waren. Es betrug die neue Förderung von Speisesalz 28 229 1895 26 252) t und mit dem Anfangsbestande 35 416 (1895 32 853) t. er Absatz mit Einschluß der Deputate stellte sich auf 26 966 (1895 25 170) t; zur R anderer Produkte ꝛc. wurden 2151 (1895 02 t verbraucht; als Bestand verblieben 6298 (1895 5541) t. An Vieh⸗ und Gewerbesalz wurden neu erzeugt 2162 (1895 2153) t und mit dem Anfangsbestand 2404 (1895 2463) t. Der Absatz belief sich mit Einschluß der Deputate auf 2052 (1895 2101) t und der End⸗ bestand auf 352 (1895 362) t. . 8
Zur Arbeiterbewegung.
Aus 8 liegen über den Ausstand der Hafenarbeiter folgende Meldungen des „Wolff'schen Bureaus“ vor: Die Anzahl der am Ausstande Geee; ist von der Ausstandskommission 8 nicht festgestellt worden, soll aber am Sonntag 13 000 betragen haben, darunter 8000 Verheirathete mit 17 000 Kindern. Mit dem heutigen Tage sollte die Unterstützung beginnen, welche für Unverheirathete 8 ℳ, für Verheirathete 9 ℳ und für jedes Kind 1 ℳ wöchent⸗ lich beträgt. Die Ausständigen glauben, 3 bis 4 Wochen diese Unterstützung aufrecht erhalten zu können. Mehrere Lagerhaus⸗Gesellschaften haben ihre Leute, die nicht ausstehen, entlassen und lassen den Betrieb vollständig ruhen. Die Arbeiter verhalten sich andauernd ruhig. — Ein gestern an den Vorsitzenden des Rhederei⸗ vereins Laeisz und an den Reichstags⸗Abgeordneten von Elm gerichtetes Schreiben lautet: „Im Dienste des öffentlichen Friedens unserer Stadt und zur Fernhaltung schweren ÜUnglücks erbieten
sich die Unterzeichneten zu dem Versuche, die zu I
Arbeitseinstellungen gediehenen Lohndifferenzen auf dem Ge⸗ biete der Hafenarbeiten durch schiedsamtliche Vermittelung beizulegen. Der Vorschlag geht auf Einsetzung eines Schiedsamts, das außer den Unterzeichneten aus einer von den Arbeitgebern zu be⸗ zeichnenden BII und aus vier von den Arbeitnehmern zu er⸗ wählenden Mitgliedern, v im Ganzen aus 8 Personen zu be⸗ stehen und seine endgültigen Beschlüsse mit einer Mehrheit von mindestens 6 Stimmen zu fassen hätte. Die so eventuell zu stande kommenden Beschlüsse müßten im voraus als von allen Betheiligten verbindlich anerkannt sein. Die Unter⸗ zeichneten betonen ausdrücklich, daß sie diesen 2e. ledig⸗ lich aus eigenem Antriebe und ohne über denselben mit der einen oder der anderen Partei in Fühlung getreten zu sein, der weiteren Ent⸗ schließung der Arbeitgeber und Arbeitnehmer unterbreiten. Hamburg, 29. November. Senator Dr. Hachmann, Präsident der Bürgerschaft, Sigmund Hinrichsen, Vorsitzender des Gewerbegerichts, Dr. Noack.“ — Ueber die allgemeine Lage und die Entwickelung des Ausstandes wird ferner berichtet: Der Zuzug auswärtiger Arbeiter mehrt sich mit jedem Tage; die Direktion der Hamburg, Ameri⸗ kanischen Packetfahrt⸗Aktiengesellschaft hat ihren großen Dampfer „Adria“, welcher gestern von Baltimore auf der Elbe ankam und wegen des Ausstandes angewiesen wurde, zur Entlöschung nach Nordenham zu gehen, bereits heute Mittag nach hier zurückberufen, weil inzwischen der Zuzug von fremden Arbeitern so groß gewesen ist, daß die Entlöschung des Schiffes sehr wohl hier vorgenommen werden kann. — Die Maschinisten der Hafen⸗ und Schleppdampfer haben . Mittag 1 Uhr einen wesentlich erhöhten Lohntarif an die
omtore versandt und hinzugefügt, die Arbeitgeber möchten sich bis Nach⸗ mittags 4 Uhr entschließen; sollte der Tarif am Dienstag, 1. De⸗ zember, nicht bewilligt sein, so würde die Arbeit eingestellt werden. Hierzu bemerkt der „Hamb. Corr.“: Die Frist von drei Stunden, der Umfang der ee und der Ton des Schriftstückes werden zur Folge haben, daß eine Antwort überhaupt nicht ertheilt wird. — In einer von etwa 3000 ausständigen Ewerführern besuchten Ver⸗ sammlung wurde mitgetheilt, daß die Staatsquai⸗Arbeiter den Beschluß gefaßt hätten, sofort die Arbeit einzustellen, sobald die Anforderung an sie gestellt werde, Schiffe der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft zu löschen oder zu beladen. Heute Abend findet eine Versammlung von oberelbischen Schiffern statt, um der Frage näher zu treten, ob sie sich am Ausstande betheiligen wollen. Die⸗ jenigen Ausständigen, welche im Besitz eines Zweirades sind, werden aufgefordert, sich dem Comité zur Verfügung zu stellen, da die z. Z. disponibeln 16 radfahrenden Kuriere einer Verstärkung bedürfen. — Vom Ausstandscomité ist ein Schleppdampfer gechartert worden zum Zwecke besserer Agitation und Verbreitung von Flugblättern im Hafen. Ein Bäckermeister hat dem Unterstützungscomité 100 Karten für je 1 Brot zur Vertheilung an 6 bedürftige Ausständige gegeben. Von den ausständigen Ewerführern ist die Resolution gefaßt worden, im Falle eines eintretenden Schneegestöbers keine Arbeit zur Fort⸗ schaffung des Schnees anzunehmen. Der Dampfer „Ellen Rickmers“, welcher gestern Abend erwartet wurde, sollte eine größere Anzahl Arbeiter aus England mitbringen. Der Hampfer „Minerva“ hat gestern Mittag 150 Arbeiter aus Dänemark mitgebracht, welche bis auf weiteres noch an Bord dieses Schiffes bleiben. Heute sah man in den Straßen verschiedene Trupps fremder Arbeiter, meistens Pol n, welche hier zugereist sind, um Arbeit zu suchen; alle erkundigten sich nach dem Wege zum Hafen. Für das 1 von A. W. Eid⸗ mann sind 30 Arbeiter mit Dampfer von Brunsbüttel hier e ngetroffen, sie wurden durch Polizei nach den Arbeitsstätten geleitet. Da die alten Arbeiter, welche, wie bereits berichtet, theilweise schon viele Jahre dort gearbeitet haben, nicht zum bestimmten Termin zur Arbeit zurückkehrten, sind sie endgültig entlassen worden. — Der Vorsitzende des Vereins Hamburger Quartierleute von 1886 hat der Lohn⸗ kommission der Speichereiarbeiter mitgetheilt, daß der Verein nicht in der Lage ist, den Lohntarif anzunehmen, auch die jetzigen Zeitverhältnisse es nicht gestatten, mit der Lohnkommission in Unterhandlun zu treten. Die Segelmacher in Hamburg⸗ Altona haben ebenfalls zu dem Ausstand der Hafenarbeiter Stellung enommen. Am Sonnabend Abend fand zu diesem Zwecke eine Ver⸗ fünemlung statt, worin beschlossen wurde, daß die Segelmacher sich verpflichten, keine Matrosenarbeiten zu verrichten und keine Segel um⸗ und abzuschlagen, sowie nicht als Segelmacher oder Matrosen resp. Feber oder Trimmer auf Schiffen anmustern zu lassen, bis die Arbeitseinstellungen der Seeleute ihr Ende erreicht haben. Die Versammlung erklärte sich mit den ausständigen Hafen⸗ arbeitern und Seeleuten solidarisch und versprach, ihnen mit allen gesetzlich erlaubten Mitteln zum Siege zu verhelfen. — Im Bureau der vereinigten Stauer ist die Frage nach Beschäftigung sehr groß: je mehr Leute am Platze die Arbeit niederlegen, desto mehr kommen vom Binnenlande nach Hamburg zugereist. Viele der ausständigen Schauerleute haben bereits die Arbeit wieder aufgenommen, manche der Ausständigen scheuen sich, da sie beim Beginn des Lohnstreits die Thätigkeit einstellten, jetzt bei ihrem Stauer vorstellig zu werden. Die Frauen solcher Leute haben sich in das Bureau der vereinigten Stauer begeben, worauf die Männer wieder aufgenommen worden sind. — In einer gestern Abend ab⸗ gehaltenen allgemeinen Versammlung, die von etwa 3000 Personen besucht war, kam auch der von dem Vorsitzenden des Rhedereivereins an den Reichstags⸗Abgeordneten von Elm gerichtete Vorschlag zur Bildung eines Schiedsgerichts zur Besprechung. Der Abgeordnete von Elm bemerkte, er erwarte von einem Schiedsgericht keine Beendigung der Streitigkeiten, da von acht Mitgliedern sich immer sechs zu einigen hätten, um zu einem Be⸗ schlusse zu gelangen, und forderte die Arbeiter auf, solange der Kampf dauere, hinter den Ausständigen zu stehen. — Außerdem fand gestern Abend eine Versammlung von 150 staatlich geprüften Flußmaschi⸗ nisten statt, in der mitgetheilt wurde, daß fast sämmtliche Arbeit⸗ geber die Forderungen der Maschinisten unbeantwortet gelassen und nur zwei Ferhhen dieselben genehmigt hätten. Der Antrag, heute früh in den Ausstand zu treten, wurde angenommen. Am Ausstande nicht betheiligt sind die Maschinisten der Hafendampfschiffahrts⸗Aktien⸗ gesellschaft. Die Fähren bleiben also im Betriebe.
In Altona kam es gestern Nachmittag gelegentlich einer Versammlung von Frauen ausständiger Arbeiter zu stürmischen Scenen. Viele Frauen, welche nicht mehr in den bereits überfüllten Saal gelangen konnten, verursachten Ruhestörungen. Die Polizei aus Hamburg und Altona mußte mit blanker Waffe eingreifen.
In Harburg dauert der Ausstand der dortigen Hafenarbeiter und Ewerführer unverändert fort. Am Hafen wird nur wenig ge⸗ arbeitet, einige Harburger Fabrikanten haben am Sonntag mehrere ihrer Arbeiter zum Löschen an den Hafen geschickt. Auch nach Fr burg fuhren mehrere Fabrikarbeiter, um daselbst wahrscheinlich für ihre Fabrikherren Löscharbeiten zu verrichten. Was zu er⸗ warten war und was sich die Ausständigen bei Ankündigung des Aus⸗ standes vielleicht nicht genügend überlegt haben, ist jetzt eingetroffen. Auf der hiesigen Koch'schen Oelfabrik und auch auf der Thoerl'schen Helfabrik soll es an Rohstoffen mangeln, sodaß bereits gestern eine Anzahl von Arbeitern entlassen werden mußte.
In Bremen fand gestern Mittag eine vom Vorstande der Bremer Lagerhaus⸗Gesellschaft berufene Versammlung statt, in welcher es zwischen dem Vorstande und den Ausständigen zu einer Aussprache kam. Der Vorstand der veste ans. Seelche bestätigte, wie „W. T. B.“ meldet, der Abends erschienenen Lohnkommission die Mittags in der öffentlichen Besprechung vor der gesammten betheiligten Arbeiterschaft abgegebenen Erklärungen: 1) daß er bereit sei, die gesammten Oberarbeiter, Krahnführer, Vorarbeiter, führer und ständigen Arbeiter in ihr früheres Vertragsver ältniß zu⸗ rücktreten zu lassen, sofern diese sich bis gestern Abend 7 Uhr hierzu einfinden oder heute früh pünktlich zum Dienst zur Stelle sein würden; 2) daß er ferner bereit sei, diese Arbeiter nach Ablauf der Kün⸗ digungsfrist gemäß seinem Angebot vom 27. v. M. in ständigem Verhält⸗ niß zu beschäftigen. Mit Bezug auf die Oberarbeiter und Krahnführer soll die in der Vorlage der n vom 26. v. M. enthaltene Forderung (2 Lohnklassen, die niedrigste mit 22,50 ℳ Woche)
nach Ablauf der Kündigungsfrist maßgebend sein; 3) daß er bereit i
von heute früh 7 Uhr ab die bisher im nichtständigen Verhältni ewesenen Arbeiter, ohne Rücksicht darauf, ob sie im Ausstand gewesen nd oder nicht, nach Punkt 2 b seines Angebots vom 27. v. M. einzustellen, soweit die Anforderungen des Betriebes es zulassen; 4) die übrigen 5 vom 27. v. M. hält der Vorstand aufrecht. (Vgl. Nr. 283 d. Bl.) — Gestern früh erschienen 130 Mann zur Arbelt, etwa der vierte Theil der in normaler Zeit Beschäftigten. 20 Krähne waren in Betrieb.
Aus London meldet „W. T. B.“ Der Vorsitzende des Zentral⸗ raths des internationalen Verbandes der Schiffs⸗Dock⸗ und EE Tom Man, fordert zu einer all⸗ gemeinen Geldsammlung zu Gunsten der Ausständigen in Hamburg auf und weist auf den niedrigen Lohntarif in den aus⸗ ländischen Häfen hin, welcher die Bemühungen, den Stand der englischen Arbeiter und Matrosen zu verbessern, erschwere. — Ueber 1000 Arbeiter der Schiffswerft Gray und Co. in West⸗ Hartlepool stellten gestern die Arbeit ein, um die Entfernung der auf dieser Werft stationierten, ihnen mißliebigen Polizeibeamten zu erzwingen. Die Arbeit auf dieser Werft ruht gänzlich.
Aus Albi (Dep. Tare) wird gemeldet, der Staatsan walt habe zwei Mitglieder der Verwaltung der Arbeiter⸗Glashütte ver⸗ haften lassen, welche beschuldigt werden, sich an den vorgestrigen nee in Carmaux (vpgl. Nr. 284 d. Bl.) betheiligt zu
aben.
Kunst und Wissenschaft⁶.
Als neuester Band der Veröffentlichungen des Königlich preußischen Geodätischen Instituts erschien: „Bestimmung der Polhöhe und der Intensität der Schwerkraft auf zwei⸗ undzwanzig Stationen von der Ostsee bei Kolberg bis zur Schneekoppe“ (mit 4 Tafeln; Berlin, Druck und Verlag von
. Stankiewicz's Buchdruckerei). — Das Königlich preußische Geodätische nstitut hat bereits in den Jahren 1869 bis 1871 auf 10 Stationen chwerkraftsmessungen ausgeführt. Dann aber unterblieb die Fort⸗ etzung dieser Arbeiten mehr als zwei Dezennien hindurch und wurde erst im ahre 1894 aufs neue begonnen. In gleicher Weise, wie dies Oberst von Sterneck für Oesterreich⸗Ungarn durchführt, soll nun auch im preußischen Staate eine genaue Aufnahme der Störungen der In⸗ tensität der Schwerkraft auf der Erdoberfläche durch ein engmaschiges Netz von Stationen nach und nach erfolgen. Da es rathsam schien, den Beginn mit einigen, das Staatsgebiet durchkreuzenden Punktreihen zu machen, so wurde im Jahre 1894 die nahezu meridionale Linie Kolberg — Schneekoppe zu diesen Arbeiten ausersehen. Die Lage der Stationen wurde in der Nähe von Punkten des trigonometrischen Netzes der Königlichen Landesaufnahme gewählt, damit gelegentlich der Schwere⸗ Messungen zugleich die lange gehegte Absicht durchgeführt werden konnte, den Verlauf der Letgak .. g in geographischer Breite im Meridian der Schneekoppe zu bestimmen. Aus diesem Grunde wurden auch die Stationen im Gebirge wesentlich näher bei einander als im Flachlande genommen. Ueber die Art der Ausführung der Messungsarbeiten und die dabei benutzten Instrumente giebt die vor⸗ liegende Publikation eingehend uskunft. Der Direktor des Instituts, Geheime ⸗Rath, Professor Helmert hatte für die Herbeiführung eines seinen Absichten entsprechenden Er⸗ folges eine Anweisung entworfen, welche den Mitarbeitern als Richtschnur diente und im Wortlaut mitgetheilt ist. Die Darstellung der 8 der Arbeiten nebst den Tabellen und Berechnungen wird in vier Theilen gegeben, ent⸗ sprechend den Polhöhen und den Schweremessungen der in eine Nord⸗ und eine Süd⸗Abtheilung geschiedenen Stationen. Nach der eographischen Breite von Norden nach Süden geordnet, waren die tationen folgende: Kolberg, Bartin, Klorberg, Kleistberg, Arns⸗ walde, Sehlsgrund, Goray, Tirschtiegel, Bomst, Grünbergshöhe, Neustädtel, Wolfers dorf, Gröditzberg, Ludwigsdorf, Grunau, Kuners⸗ dorf, Stonsdorf, Seidorf, Giersdorf, Querseifen, Alter Bruch, Schneekoppe. Die Ausarbeitung der einzelnen Abschnitte wurde von je einem der an den Messungen Betheiligten bewirkt. Ueber die aus den Schweremessungen und Polhöhenbestimmungen ab⸗ geleiteten Schwerestörungen und Lothabweichungen wird nachfolgende zusammenfassende Darstellung gegeben: In der Nähe des Gebirges macht sich seine Anziehung ersichtlich geltend; der größte Werth der Lothabweichung ist in 917 m Höhe auf der Station Alter Bruch am Fenes der Koppe erreicht (er dürfte überhaupt nahezu das längs des anges stattfindende Maximum darstellen); auf der Koppe ist die Lothrichtung von den südlich gelegenen Massen beeinflußt. Auffallend groß waren die Lothabweichungsbeträge in Goray, Tirschtiegel und Bomst. Sie sind eine Folge des Gegensatzes der unterirdischen Störungsmassen von Kleistberg bis Tirschtiegel einerseits und von Tirschtiegel bis Gröditzberg anderer⸗ seits, wobei anzunehmen ist, daß die Störungsmassen sich in ungefähr gleicher Weise wie im Meridian auch zu beiden Seiten desselben nach Ost und West erstrecken. Für Grunau ergab sich nur eine geringe Lothabweichung; dieselbe erklärt sich durch die Kompensation der An⸗ ziehungen nach Nord und Süd. In den Lothabweichungen, welche auf den Stationen Kolberg, Bartin und Klorberg verzeichnet wurden, scheint die Attraktion der Masse der pommerschen Seenplatte vorzu⸗ herrschen, dagegen der Einfluß der positiven unterirdischen Störung zurückzutreten, sodaß letztere nach Ost und West wohl nur eine geringe Ausdehnung haben dürfte.
— In der jüngsten Sitzung der anthropologischen Sektion der „Naturforschenden Gesellschaft“ zu Danzig berichtete, wie die „Danz. Allg. Ztg.“ meldet, Herr Dr. Kumm über seine in diesem Sommer im Auftrage des Provinzial⸗Museums vorgenommenen Ausgrabungen bei Warmhof, nördlich von Mewe, im Kreise Marienwerder. Diese Gegend war schon lange bekannt als eine an Alterthümern reiche Fundstelle. In der Nähe von Mewe sind Funde aus der Skeinzeit, der Bronzeperiode, der römischen, der nordisch⸗arabischen Zeit ꝛc. gemacht worden, wie sie im ganzen Weichselthale nicht wieder vorgekommen. Aus der Burgwall⸗ Periode weist allein Warmhof drei Wälle auf. Die neuesten Funde sind nun 1 km nördlich von dem Dorfe Warmhof geborgen worden. Besonders reich ist in dieser Beziehung der Besitz des Herrn S. korn daselbst, an der langen Parowe, wo schon in den siebziger Jahren Skelett⸗ und Urnenfunde gemacht wurden. Zuerst fand Herr Dr. Kumm bei seinen im April begonnenen Ausgrabungen ein Skelett und als Beigabe eine Bronzefibel mit Silberfassung, dann bei einem anderen Skelett in der Gürtelgegend ein Messer. Im Ganzen waren die Resultate der ersten Ausgrabungen nicht sehr er⸗ muthigend. Im August nahm err Dr. Kumm aber⸗ mals Ausgrabungen vor und zwar nicht mehr auf dem Skkelett⸗
räberfeld, sondern in den Brandgruben. Hier waren die Funde schon ohnender. Bei einem Meter Tiefe wurden hier Urnen mit den üblichen Beigaben gefunden. In der ersten aufgedeckten Ses, wurden keine Urnen, wohl aber Beigaben als Bogennadeln, eiserne Messer, Spinnwirtel, sowie Reste eines Knochenkammes, bestehend aus zwei Decken und einer Mittelplatte, an welcher noch die Zähne zum theil gut erhalten waren, ausgegraben. Aehnlich waren auch die Funde in den anderen Brandgruben, in denen noch geschmolzene Glasperlen, Gürtelringe ꝛc. zu Tage gefördert wurden. Die aufgedeckten Urnengräber enthielten in den eigenartig geformten Urnen schön gearbeitete Bogenschnallen, während in den neueren Skelettgräbern kunstvoll “ Armbrustfibeln mit Spiralen, anscheinend versilberte Bronzenadeln, ebenso solche aus Eisen, ferner Emailperlen mit eingelegten rothen und weißen Streifen und mit Blumennachbildungen, ebenso Bernsteinperlen, mehrere Senkel, Eimer⸗Berloques ꝛc. gefunden wurden. Die Urnen 8155 seltene Verzierungen; ferner wurde in den Beigaben verhältnißmäßig viel Silber bemerkt. Der interessanteste Fund aber wurde in einem Skelettgrabe gemacht, das anscheinend einen reichen Mann barg. bestand in einer bei dem Skelett, unter dem Kinn, gelegenen gol⸗ denen Berloque von hervorragend künstlerischer Arbeit sowie in drei eiserne Brustfibeln mit silbernem s; ferner wurden an anderer Stell Fibeln in „T*„Form sowie seltene Bronzesporen mit eingelegtem