1896 / 286 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 02 Dec 1896 18:00:01 GMT) scan diff

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1. Aufgebots des Landw. Bezirks II 1“ Landsturm 2. Aufgebots der Abschied bewilligt.

35 Minuten nach de

unter dem Kommando Seiner Königlichen n. hat heute eine vierzehntägige Uebungsfahrt nach

vom Landw. Bezirk Leipzig, zum Sec. Lt. der Res. des 6. Inf. Regts. Nr. 105 König Wilhelm II. von Württemberg, Webers, n 8, Huste, Plath vom Landw. Bezirk Leipzig, zu Sec. Lts. der Res. des 7. Inf. Regts. Prinz Georg Nr. 106, Herrmann vom Landw. Bezirk Döbeln, Hientzsch vom Landw. Bezirk Meißen, Heucke, Diegner, Neumeister vom Landw. Bezirk Leipzig, zu Sec. Lts. der Res. des 8. Inf. Regts. Prinz Johann Georg Nr. 107, Schilde vom Landw. Bezirk Leipzig, ZInnert vom Landw. Bezirk Bautzen, Edler v. der Planitz vom Landw. Bezirk Plauen,

im mermann vom Landw. Bezirk Dresden⸗Altst., Papsdorf vom

andw. Bezirk Plauen, Rauschenbach vom Landw. Bezirk Meißen, Lößin, Wehnert, Kaumann vom Landw. Bezirk Dresden⸗ Altst., zu Sec. Lts. der Res. des Schützen⸗ (Füs.) Regts. Prinz Georg Nr. 108, Sachse vom Landw. Bezirk Leipzig, Häßler vom Landw. Bezirk Bautzen, Schulze vom Landw. Bezirk I Chemnitz, zu Sec. Lts. der Res. des 9. Inf. Regts. Nr. 133, Büttner vom Landw. Bezirk Leipzig, Geyer vom Landw. Bezirk Döbeln, Träger, Kuhn, Schönherr, Kühle vom Landw. Bezirk Leipzig, zu Sec. Lts. der Ref. des 10. Inf. Regts. Nr. 134, Dr. Mehner vom Landw. Bezirk Döbeln, Dr. Ulbricht vom Landw. Bezirk Glauchau, m Sec. Lts. der Res. des 11. Inf. Regts. Nr. 139, ornig, Blüher vom Landw. Bezirk Dresden⸗Altst., zu Sec. Lts. der Res. des 1. Jäger⸗Bats. Nr. 12, Jahn, Bach vom Landw. Bezirk Dresden⸗ Neust.,, zu Sec. Lts. der Res. des 2. Jäger⸗Bats. Nr. 13, Sachße, Wildenhain vom Landw. Bezirk Dresden⸗Altst. zu Sec. Lts. der Res. des 3. Jäger⸗Bats. Nr. 15, Seebohm vom Landw. Bezirk „Freiberg, zum Sec. Lt. der Res. des Karab. Regts., befördert. Ebert vom Landw. Bezirk Zwickau, zum Sec. Lt. der Res. des 2. Königin⸗Hus. Regts. Nr. 19, Woelker vom Landw. Bezirk Leipzig, v. Byern vom Landw. Bezirk Wurzen, zu Sec. Lts. der Res. des 1. Ulan. Regts. Nr. 17 Kaiser Franz Joseph von Oesterreich, König von Ungarn, Mühlig vom Landwehr⸗Bezirk Borna, Martienssen vom Landw. Bezirk Leipnig, zu Sec. Lts. der Res. des 2. Ulan. Regts. Nr. 18, Meding, Tiedemann, Römer vom Landw. Bezirk Dresden⸗ Altst.,, Kloß vom Landw. Bezirk Zittau, zu Sec. Lts. der Res. des 1. Feld⸗Art. Regts. Nr. 12, Schwamkrug vom Landw. Bezirk Borna, Mammen vom Landw. Bezirk 1 Chemnitz, Schleber vom Landw. Bezirk Plauen, zu Sec. Lts. der Resf. des 2. Feld⸗Art. Reats. Nr. 28, Francke vom Landw. Bezirk Meißen, Wüns chmann vom Landw. Bezirk I1 Chemnitz, zu Sec. Lts. der Res. des 3. Feld⸗ Art. Regts. Nr. 32, Jauer vom Landw. Bezirk Borna, zum Sec. Lt. der Res. des Fuß⸗Art. Regts. Nr. 12, Lan g vom Landw. Bezirk Dresden⸗Neust., zum Sec. Lt. der Res. des Pion. Bats. Nr. 12, Jensch, Zimmermann vom Landw. Bezirk Zittau, zu Sec. Lts⸗ der Res. des Train⸗Bats. Nr. 12, Dr. Meischke vom Landw. Bezirk . Tschöltsch vom Landw. Bezirk Zwickau, zu Sec. Lts. der andw. Inf. 1. Aufgebots, befördert.

Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. 25. No⸗ vember. Schultze, charakteris. Oberst z. D., zuletzt Kommandeur der Unteroff. Schule, unter Fortgewährung der gesetzlichen Pension und mit der Erlaubniß zum ferneren Tragen der Uniform des Inf. Regts. Nr. 105 König Wilhelm II. von Württemberg mit den vorgeschriebenen Abzeichen, der Abschied bewilligt.

Im Beurlaubtenstande. 25. November. Dr. Wolf, Hauptm, von der Inf. 1. Aufgebots des Landw. Bezirks Annaberg⸗ behufs Ueberführung zum Landsturm 2. Aufgebots mit der Erlaubniß zum Tragen der Landw. Armee⸗Uniform, von der Decken I., Pr. Lt. von der Kav. 1. Aufgebots des Landw. Bezirks Leipzig, Plessing,

r. Lt. von der Inf. 2. Aufgebots desselben Landw. Bezirks,

äßberg, Pr. Lt. von der Inf. 2. Aufgebots des Landw. Bezirks Glauchau, Reichelt, Sec. Lt. von den Pionieren 2. Aufgebots des Landw. Bezirks Dresden⸗Altstadt, Dehmichen, Pr. Lt. vom Train 2. Aufgebots des Landw. Bezirks Wurzen, behufs Ueberführung zum Landsturm 2. Aufgebots, der Abschied bewilligt.

Im Sanitäts⸗Korps. 25. November. Dr. Klopfer, Unterarzt vom 9. Inf. Regt. Nr. 133; die Unterärzte der Res.: Dr. Peter des Landw. Bezirks Meißen, Dr. Schulze⸗Vellin hausen des Landw. Bezirks Dresden⸗Neust., Dr. Müller, Dr. Schützhold des Landw. Bezirks Leipzig, Dr. Müller des Landw. 2 ezirks Glauchau, Dr. Brion des Landw. Bezirks Plauen, zu Assist. Aerzten 2. Kl. befördert. Dr. Birkner, Stabsarzt der Landw. behufs Ueberfübrung zum

Beamte der Militär⸗Verwaltung. 1 Durch Verfügung des Kriegs⸗Ministeriums. 21. No⸗ vember. Gerlach, Militäranwärter, unter dem 1. Dezember 1896

als Kasernen⸗Insp. bei der Garn. Verw. Dresden angestellt.

Kaiserliche Marine. u“

An Bord S. M. S. „König Wilhelm“, Kiel, 23. No⸗

ember. Büllers, Korv. Kapitän, kommandiert zur Dienstleistung eim Reichs⸗Marineamt, zum Kapitän zur See befördert.

Preußen. Berlin, 2. Dezember.

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Ihre Kaiserlichen und Königlichen Majestäten ohnten gestern Abend der Vorstellung im Berliner Theater ei und übernachteten im hiesigen Schlosse.

Seine Majestät der Kaiser und König hörten eute Vormittag von 9 Uhr ab im Schlosse den Vortrag des

Geheimen Ober⸗Regierungs⸗Raths Scheller, Stellvertreters

des Chefs des Zivilkabinets, und reisten Mittags um 12 ¼ Uhr vom Lehrter Bahnhof über Stendal nach Hannover ab.

Ihre Majestät die Kaiserin und Königin besuchten

pun Vormittag die Hof⸗Kunsthandlung von Amsler und

uthardt und nahmen daselbst die Ausstellung der dies⸗ jährigen Ankäufe und Publikationen des Deutschen Kunst⸗ vereins in Augenschein. In das Schloß zurückgekehrt, em⸗ pfingen Ihre een den General⸗Superintendenten D. Dryander und kehrten mit dem Zuge um 12 Uhr im Neuen Palais zurück.

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Der Kaiserliche Gesandte in Bern Graf von Tatten⸗ bach ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten kurzen Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Ge⸗ sandtschaft wieder uͤbernommen.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Bürgermeister der e und Hansestadt Hamburg Dr. Versmann ist von

Beelin abgereist.

Der am hiesigen Allerhöchsten Hofe beglaubigte brasilianische

Gesandte Baron Itajuba ist vom Urlaub nach Berlin

übernommen.

zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wiel er

giel, 2. Dezember. Die zweite Seeeegee.

oheit des Prinzen

chweden⸗Norwegen angetreten.

Sigmaringen, 1. Dezember. Seine Königliche Hoheit der Prinz Ferdinand von Rumänien ist von . Hrh hierher zurückgekehrt.

Mecklenburg.

Dem Landtage ist der Entwurf ei

treffend 8bE113“ des mittleren und Ueln Grundbesitzes auf dem platten Lande, zugegangen.

Schwarzburg⸗Rudolstadt. be der Stadtkirche zu Rudolstadt findet heute Mittag die feierliche Beisetzung weiland Ihrer Durchlaucht der Fürstin Elisabeth zur Lippe statt. Die Ueberführung der Leiche von Detmold nach Rudolstadt war gestern erfolgt vI1I1I

Oesterreich⸗ungarn.

Gestern fand in der Wiener Hofburg bei dem Kaiser eine größere militärische Hoftafel statt, an welcher unter anderen höheren Offizieren der Landesvertheidigungs⸗Minister Graf Welsersheimb und der Vize⸗Admiral Eberan sowie der deutsche Militär⸗Attachs Graf von ülsen⸗Haeseler und der großbritannische Militär⸗Attachs Oberst Wardrop theilnahmen.

Die Kaiserin, Allerhöchstwelche Wels am Montag früh wieder verlassen hatte, traf gestern früh in Paris ein und wurde daselbst auf dem Bahnhofe von dem Präsidenken Faure begrüßt. Um 10 Uhr Vormittags setzte die Kaiserin die Reise nach Biarritz fort.

Die österreichische Regierung hat am 28. November die Kündigung des österreichisch⸗ungarischen Zoll⸗ und Handelsbündnisses seitens der ungarischen Regierung erhalten. Hierzu bemerkt das „Fremdenblatt“: es sei dies eine reine Formalität, ein Akt uner⸗ läßlicher Vorsicht, der nach keiner Richtung hin präjudiziere und höchstens ein Symptom dafür bilde, daß noch nicht alle Schwierigkeiten überwunden seien, was alle Welt seit dem resultatlosen Verlauf der Ferheatügen der Quoten⸗ deputation ohnehin wisse. Zwischen den beiden Regierungen sei die Verständigung bereits sehr weit fortgeschritten. Das „Fremdenblatt“ erblickt deshalb in dieser Kündigung von ungarischer Seite nur die Vorboten einer neuen Verständi⸗ gung, welche nicht ausbleiben könne und werde.

Im österreichischen Abgeordnetenhause erklärte gestern bei der Spezialdebatte über den Gesetzentwurf, be⸗ treffend die der Bezüge der Professoren an den Hochs chulen, er Unterrichts⸗Minister Freiherr von Gautsch: die Regierung habe nicht an eine Erhöhung der Kolle gedacht; sie vertrete die Interessen von etwa 600 Professoren gegen verhältnißmäßig wenige durch höhere Kollegiengelder begünstigte Professoren. Die Einwilligung der Regierung in neue, wesentlich erhöhte Bezüge der Professoren hänge davon ab, daß das Haus seine ustimmung zu der Verstaatlichung der Kollegiengelder ertheile.

Der Obergespan des Sohler Komitats Paul Kiß ist zum Staatssekretär im ungarischen Ackerbau⸗Ministerium worden. sch

Im ungarischen Unterhause legte gestern der Finanz⸗ Minister Dr. Lukacs das Budget für 1897 und 8, 8. visorische Steuergesetz für die Zeit bis zum 1. Mai vor.

Frankreich.

In dem gestern abgehaltenen Ministerrath legte, dem „W. T. B“ zufolge, der Kriegs⸗Minister General Billot einen Gesetzentwurf vor, betreffend die Niederlegung der „Porte de France“ in Belfort. Der Unterrichts⸗Minister Rambaud ließ die Ernennung Maurice Löwy's zum Leiter der Stern⸗ warte unterzeichnen.

Die Deputirtenkammer genehmigte in der gestrigen

Vormittagssitzung das Budget der Ehrenlegion; wegen der schwachen Besetzung des Hauses mußte die Sitzung unter⸗ brochen werden. Bei Wiederaufnahme der ä trat das Haus in die Ferachene des Handelsbudgets ein. Der Handels⸗Minister Boucher versprach, alles zu thun, damit die französische Kohle von den französischen Schiffahrtsgesell⸗ schaften bevorzugt werde. Im weiteren Verlauf der Be⸗ rathung wurde ein Antrag, die Ernennung eines Sonderausschusses, welcher über Mittel zur Hebung der fran⸗ zösischen Handelsflotte berathen soll, angenommen. Im Budgetausschuß berichtete der Deputirte Lockroy über das Programm der zur Verstärkung der Marine auszuführenden Bauten; nach demselben würden 200 Mil⸗ lionen Francs erforderlich sein, welche auf 4 oder 5 Betriebs⸗ jahre zu vertheilen wäre. Der Ausschuß beschloß, die in der Sitzung erfolgenden Mittheilungen geheim zu halten und noch den Minister⸗Präsidernen Méöline sowie den Marine⸗Minister Besnard und den Finanz⸗Minister Cochery zu hören.

Der Zollausschuß setzte gestern Vormittag die Be⸗ rathung des Zuckersteuergesetzentwurfs des Abg. Graux fort. Zur Bestreitung der zu gewährenden Prämien genehmigte der Ausschuß einen Zuschlag von 2,50 Fr. zur Konsumsteuer und eine statistische Gebühr, welche zwischen 1 Fr. und 1,75 Fr. schwankt. Ein Fasaßenurah auf Auf⸗ hebung der zeitweiligen Zulassung von fremdem Zucker wurde abgelehnt. In der nächsten Sitzung wird der Ausschuß seinen Berichterstatter ernennen.

Italien.

Der König von Serbien ist gestern von Neapel wieder in Rom zugetcoffen.

In der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer brachte der Deputirte Imbriani eine Interpellation über die Politik der Regierung in Afrika ein. Redner billigte den vollständigen Abschluß des Friedens und verlangte, daß die Kolonie aufgegeben werde. er Minister⸗Präsident di Rudini erwiderte, wie „W. T. B.“ berichtet, Folgendes:

Die Regierung habe nach der Schlacht bei Abba Carima erklärt, unter welchen Bedingungen sie den Frieden angenommen haben würde. Sie habe sich nicht beeilt, einen überstürzten Frieden abzuschließen; denn sie habe es für ihre erste Pflicht gehalten, gestützt auf die Armee, der Lage die Stirne zu bieten, indem sie in die Armee das Ver⸗ trauen setze, dieselbe werde sich angesichts dieses siegreichen Feindes reorganisieren, und in diesem Vertrauen sei die Regierung nicht er⸗ schüttert worden. Adigrat und Kassala seien befreit und ein ehrenhafter riede möglich geworden. Mehrfache politische und militärische Gründe hätten zur Festhaltung Kassalas gerathen, und die Regierung sei überzeugt, indem sie denselben Rechnung getragen habe, dem Vaterland einen Dienst er⸗ wiesen zu haben. an habe es für nützlich gehalten, auf Adigrat aus logischen Gründen, und um Menelik zu 918 daß Italien

den Frieden wünsche, zu verzichten. Die dem Major Nerazzini

ertheilten Instruktionen seien dahin egangen, Kenntniß zu bringen, daß Italien den Mara nicht überschreiten wolle und auf das Protektorat verzichte. Major Nerazzini habe

Italien spreche, welche schon früher Italien gehört trat sodann den Befürchtungen entgegen, als seien Kom⸗ plikationen in der Frage der Grenzbestimmung möglich, denn der Negus habe keinerlei Interesse, solche zu provo⸗ zieren. Bezüglich der Anerkennung der Unabhängigkeit Aethiopiens erinnerte der Minister⸗Präsident an die Geschichte des Vertrages von Uccialli und sagte, es sei eine Illusion, zu glauben, Menelik habe je das Protektorat anerkannt. Antonelli habe der Regierung wiederholt gerathen, auf das zu verzichten, und sich erboten, den Negus Menelik dahin zu bringen, daß er bei Ab⸗ lehnung des italienischen Protektorats kein anderweitiges Pro⸗ tektorat annehme. Er glaube, daß dieses üier durch die des Vertrages von Uccialli und die nerkennung der Unabhängigkeit Abessyniens erreicht sei. Was die Zukunft be⸗ treffe, 8 hätten die Redner anerkannt, daß heute nicht der Augenblick sei, definitive Beschlüsse zu fassen. Der Friede habe zu⸗ nächst die Wohlthat ins Land gebracht, daß ein klares Bild geschaffen und jene Ruhe 9 geworden sei, welche allein mannhafte Absichten einflößen könne. as Land habe ein Recht, die Absichten der Re⸗ gierung kennen zu lernen. Diese seien noch dieselben, die er 1891 entwickelt habe. Erythräa bilde eine permanente Gefahr für „das Land und müsse infolgedessen schrittweise aus einer militärischen Kolonie zu einer Handelskolonie umge⸗ formt werden. Er glaube nicht, daß es augenblicklich möglich sei, sich auf das Dreieck Massovah⸗Keren⸗Asmara zu beschränken; aber man könne jetzt nicht die beiden Elemente des afrikanischen Problems, die Grenzbestimmung und die Auslagen, welche beide dem Vortheil und der Sicherheit Italiens untergeordnet werden müßten, lösen. Das Parlament müsse Beschlüsse fassen müssen, die dem wahren Interesse 86 ö ö 85 2 lange ;;S groß werden könne,

e in eine seinen teln n entsprechende Kolonial⸗ Unternehmung verwickelt befinde.

Der Deputirte Franchetti meinte, daß man nach den Erklärungen des Minister⸗Präsidenten das Parlament unver⸗ weilt über die afrikanische Angelegenheit befragen müsse. Der Minister⸗Präsident di Rudini entgegnete, nach den Worten Franchetti's, die ein Mißtrauen gegen die Regierung bedeuteten, sei er gezwungen, die Vertrauensfrage zu stellen; er verlange zugleich die Vertagung aller Anträge über Afrika auf unbestimmte Zeit. Hierauf wurde die namentliche Abstimmung über einen von den Depu⸗ tirten Imbriani und Agnini eingebrachten Antrag verlangt, welcher die Berathung über das Aufgeben der Erythräischen Kolonie in einer Woche fordert. Nachdem mehrere Deputirte Erklärungen abgegeben hatten, sagte der Deputirte Sonnino, er nehme die vom Minister⸗Präsidenten verlangte würkagang anf unbestimmte Zeit an, da die in Verhandlung stehenden Fragen eine eingehende Prüfung verdienten; er könne aber trotzdem der Regierung kein Vertrauensvotum geben, da der Minister⸗Präsident die Tendenz kundgegeben habe, Afrika zu räumen. Der Deputirte Fortis gab eine ähnliche Erklä⸗

dingungen des Räumens vorbehielt. Der inister⸗Präsiden di Rudini betonte: er habe nicht gesagt, daß Erythräa auf gegeben werden müsse, sondern er habe nur ge agt, unter welchen Bedingungen die Kolonie aufrecht erhalten werden könne. Er erkenne an, daß der Augenblick für eine definitiv

wichtigen politischen Ereignissen müsse die Regierung wissen ob sie das Vertrauen der Kammer besitze. er

Deputirte Crispi sagte, eine wirksame Debatte könne i 8 Tagen nicht stattfinden, aber er billige nicht die Vertagung aller Anträge auf unbestimmte Zeit und werde daher gegen

die Regierung stimmen. Sodann wurde zur namkemesiche Abstimmung geschritten. Bei der Abstimmung über die An⸗ träge Imbriani⸗Agnini konstatierte der Praͤsident, daß die gesetzlich erforderliche Zahl von Deputirten nicht anwesend sei, 8 weshalb die Abstimmung am folgenden Tage vorgenommen werden müsse. Die Sitzung wurde hierauf geschlossen. Die „Agenzia Stefani“ bemerkt zu dem Ergebniß der gestrigen Sitzung, daß nach dem Kammerreglement das Zahl von Stimmenden nicht vorhanden sei, nicht bekannt ge⸗ geben werden dürfe. In den Wandelgängen werde versichert, daß der Antrag Imbriani⸗Agnini mit 159 gegen 25 Stimmen bei 53 Stimmenthaltungen abgelehnt worden sei. Zur gesetz⸗ lichen Zahl hätten nur 10 Deputirte gefehlt. Der Senat begann gestern die allgemeine Besprechung des von dem HS Justiz⸗Minister Lehe une eingebrachten Gesetzentwurfs,

derungen zu dem Entwurfe.

Türkei. Das Wiener „Telegraphen⸗Korrespondenz⸗Bureau“ berichtet aus Konstantinopel: die türkischen Vertreter bei der zur Neugestaltung der Gendarmerie auf Kreta ein⸗

abgereist. Die übrigen Militär⸗Attachés würden mor

Rechtspflege auf Kreta Kostaki Effendi habe seine Entlassung genommen und sei durch den Staatsprokurator im Staats⸗ rath Nazim Bey ersetzt worden.

stantinopel eingetroffen. Griechenland.

dem „W. T. B.“ aus Athen berichtet wird, der Deputirte Kaveis eine Interpellation über die Politik der Re⸗ gierung hinsichtlich Kretas. Der Redner beschuldigte die Regierung, den moralischen Verpflichtungen Griechenlands nicht nachgekommen zu sein und Kreta preisgegeben zu haben. Der Deputirte Athos Romanus führte aus, die 22 habe die in Frage kommenden Schriftstücke nicht vorlegen wollen und dadurch dem Parlament die Mittel zur Kontrole der äußeren Politik verweigert.

Deputirte Thotokio bemängelte die während der e au Kreta und tadelte, daß keine Flotte dorthin gesandt worden sei. Die Uebereinstimmung der Mächte

eine einfache Illusion, seitdem England das Dogma von der

Menelik zur

sich in geschickter Weise seiner Mission entledigt. Der Minister⸗ Präsident erklärte sodann die Klausel des Friedensvertrages be⸗- züglich der Festsetzung der Grenze und bewies, daß dieselbe juridisch den Besitz von Okulekusai 2 3 ätten. 51

mit den E .“ suchen.

rung ab, indem er sich volle Reserve bezüglich der Be⸗

Entscheidung nicht gekommen sei, aber nach den vorgefallenen

esultat einer Abstimmung in Fällen, in denen die gesetzliche

. t etreffend die Unterdrückung der Spiel⸗ mißbräuche. Die Kommission beantragte verschiedene Aen⸗ 8

gesetzten Kommission sowie der österreichisch⸗ ungarische 8 Militär⸗Attaché Freiherr von Giesl seien gestern na 85

en dahin abreisen. Das Mitglied der Kommission zur Reorm der

Der italienische Botschafter Pansa ist wieder in Kon⸗ 1

In der Deputirtenkammer begründete gestern, wie

Der Minister des Aeußern Skuzes erklärte, die Veröffentlichung der Schriftstücke würde den Staatsinteressen schädlich sein; die Regierung werde die Veröffentlichung dieser Schriftstücke stets verweigern. Der Haltung der Regierung

in den Angelegenheiten des Orients sei

Integrität der Türkei verleugnet habe; aber die hellenische

Regierung habe ihre Augen auf die Mächte gerichtet gehabt, welche an der Aufrechterhaltung der Integrität des otto⸗ manischen Reiches interessiert seien. 1 auf die kommenden Ereignisse vorbereiten, um Millionen 8 ö Bevölkerung die Freiheit zu sichern.

Griechenland müsse sich

Der Augen⸗ lick großer Opfer sei gekommen; namentlich müsse für Um⸗ estaltung der Marine Sorge getragen werden. Um die nöthigen ittel zu erlangen, müße man eine schnelle Verständigun Die ohne Griechenlan herbeigeführte Lösung der kretischen Frage habe große Lehren gegeben, aus denen allein die keine Belehrung ge⸗ ogen habe. Der Deputirte Ralli griff die Politik der Re⸗

gierung in heftiger Weise an, sprach von Einflüssen, die auf die 8

riechische Politik eingewirkt hätten, und 8 eine Rede des

dealt gen nter⸗Staatssekretärs Curzon an, welcher Griechenland

als ungeeignet und nicht mächtig senu um die Verwaltung

Kretas in die Hand zu nehmen, hingestellt habe. Die Politik

der Regierung sei unheilvoll gewesen, und die Minister hätten Grund, die bildeten, nicht vorzulegen. Der Minister⸗Präsident Delyannis

chriftstücke, welche Beweise für diese Politik

rat den Ausführungen der Oppositionsredner entgegen und legte Verwahrung ein gegen die unsinnige Beschuldigung, r arbeite dahin, Griechenland zu einer russischen Provinz zu

machen. Griechenland bleibe unabhängig, bekümmere sich aber um die Rathschläge der Mächte. 1 verpflichtet, seine Haltung nach den jeweiligen Umständen zu

Im übrigen sei es

richten. Der Minister verspottete die Oppositionellen wegen hrer kriegerischen Ansichten, welche sie aufgeben würden, so⸗ ald sie Minister geworden wären. Denn, wenn man Minister ei, dann empfinde man die schwere Verantwortlichkeit, welche uf der hellenischen Regierung laste, und komme zu der Ueberzeugung, daß man nicht leichtsinnig handeln dürfe auf kufhezüng von unverantwortlicher Seite hin. Er sei der Ansicht, daß auf Kreta ein nützliches Werk vollendet sei, das den Interessen Kretas, welches, so lange es bestehe, nach einer Vereinigung mit Griechenland seufzen werde, benso wie Griechenland sich nach einer Vereinigung mit reta sehne, dienlich sein werde. Der Hellenismus bilde fort⸗ gesetzt eine Macht auf der Insel und auf dem Balkan, und 1S Millionen Hellenen seien bereit, sich zu erheben, um ihre Nationalität zu bethätigen. Die Weiterberathung wurde sodann auf heute vertagt.

8 8 Bulgarien. 8 8 Es wird, dem „W. T. B.“ zufolge, versichert, der Staats⸗ anwalt werde den ehemaligen Minister Tontschew und zwei andere Personen als Urheber der vor dem Palais in Sofig veranstalteten Kundgebungen und Ruhestörungen gerichtlich verfolgen. Amerika. Der General Porfirio Diaz hat gestern zum fünften ale das vierjährige Amt des Präsidenten der mexi⸗ kanischen Republik angetreten. 8 Sus Buenos Aires wird gemeldet, der Finanz⸗Minister Romero habe in der Budgetkommission wiederholt erklärt, daß es nicht angebracht sei, in den Schuldverhältnissen vor dem festgesetzten Zeitpunkte eine Aenderung eintreten zu lassen.

8 Parlamentarische Nachrichten.

1 Der Bericht über die gestrige Sitzung des Reichs⸗ tages befindet sich in der Ersten und Zweiten Beilage.

In der heutigen (138.) Sitzung des Reichstages, welcher der Staatssekretär des Innern, Staats⸗Minister Dr. von Boetticher, der Staatssekretär des Reichs⸗Marineamts, Admiral Hollmann, der Staatssekretär des Reichs⸗Schatz⸗ amts Dr. Graf von Posadowsky und der Kriegs⸗Minister, General⸗Lieutenant von Goßler beiwohnten, wurde die erste Berathung des Reichs haushalts⸗Etats für 1897/98 fort⸗

esetzt. gef be zum Schluß des Blattes sprachen die Abgg. von Kardorff (Rp.), Bebel (Soz.) und Richter (fr. Vol 8p.)

Statistik und Volkswirthschaft. Das Ende November herausgegebene 4. Vierteljahrsheft zur Statistik des Deutschen Reichs (Jahrgang 1896) bringt neben zahl⸗ reichen Beiträgen über Gegenstände, die schon bisher regelmäßig bearbeitet wurden, zwei neue Jahresnachweise, nämlich einen solchen über den Verkehr im Kaiser Wilhelm⸗Kanal vom 1. 8 1895 bis 30. Juni 1896 und die Konkursstatistik für das Jahr 1895 in ausführlicher Darstellung. Ein im Druck befindliches Ergänzungsheft wird die Statistik der Arbeitslosen auf Grund der Aufnahme vom 14. Juni und 2. Dezember 1895 bringen. 8 Ueber den Verkehr im Kaiser Wilhelm⸗Kanal während des ersten Betriebsjahres vom 1. Juli 1895 bis 30. Juni 1896 ver⸗ öffentlicht das vorliegende Heft sehr eingehende Nachweise. Im Ganzen haben den Kanal im angegebenen Zeitraum befahren 16 834 abgabepflichtige Schiffe mit einem Raumgehalt von 1 505 983 Registertons netto, wovon 11 983 Schiffe im Raum⸗ ehalt von 1 245 594 Registertons beladen waren, die übrigen n Ballast oder leer fuhren. Unter der Gesammtzahl der Schiffe befanden sich 7531 Dampfschiffe im Raumgehalt von 1 140 578 Registertons; davon gehörten regelmäßigen Linien an 2646 im Raumgehalt von 326 694 Registertons. Von den Dampfschiffen hatten einen Netto⸗Raumgehalt von über 1500 Registertons 25, von über 1000 Registertons 69 und von über 600 Registertons 276, während von den Segelschiffen einen Raumgehalt von über 100 Register⸗ tons nur 484 und von mehr als 400 Registertons nur 14 hatten. 14 957 Schiffe führten die deutsche Flagge, 3 die belgische, 184 die britische, 812 die dänische, 8 die französische, 381 die niederländische, 60 die norwegische, 84 die russische, 336 die schwedische und 9 eine sonstige fremde Flagge. Von den Schiffen, die den Kanal in der Richtung Brunsbüttel —-Holtenau befahren haben (im Ganzen 8398 mit 726 293 Registertons Raumgehalt), kamen 3736 aus Elbhäfen, 519 aus anderen deutschen Nordseehäfen, 149 aus britischen, 257 aus niederländischen, belgischen und Rheinhäfen, 37 aus anderen westlichen und südlichen Häfen, 2897 aus Häfen des Kanals und der Obereider und 803 aus Häfen der Untereider. Von diesen Schiffen gingen 3901 nach deutschen Ostseehäfen, 245 nach russischen Cmanischen 384 nach schwedischen, 3 nach norwegischen und 894 nach dänischen Häfen, während 2853 Schiffe nach Häfen des Kanals und der Ober⸗ eider und 118 nach Häfen der Untereider gingen. In um⸗ ekehrter Richtung (Holtenau— Brunsbüttel) haben den Kanal ge. 8436 Schiffe mit 779 690 Registertons Raumgehalt; davon kamen 3916 aus deutschen Ostseehäfen, 351 aus russischen (finnischen), 671 aus schwedischen, 7 aus vsexec chen, 619 aus dänischen, 2718 aus Häfen des Kanals und der Obereider, 154 aus solchen der Untereider,

und es gingen hiervon 3595 Schiffe nach Elbhäfen, 642 nach anderen deutschen Nordseebäfen, 171 nach britischen, 346 nach niederländischen, belgischen und Rheinhäfen, 61 nach anderen westlichen und südlichen Häsen, 2904 nach Häfen des Kanals und der Obereider und 717 nach äfen der Untereider. An Kanalabgaben sind 827 876 und an Gebühren im Ganzen seinschließlich der Schleppgebühren u. s. w.) 896 452 erhoben worden. ““

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Hamburg berichtet das „Wolff'sche Bureau“ über den Ausstand der Hafenarbeiter und Seeleute: Soweit sc gestern übersehen ließ, war der Ausstand der Maschinisten no nicht allgemein. Man sprach davon, daß gestern Nachmittag eine größere Anzahl derselben in den Ausstand treten wollte. Es herrscht aber unter den Maschinisten Unschlüssigkeit. Der Ausstandsausschuß hat außer dem Schleppdampfer „Kehrwieder“ einen weiteren Dampfer und sechs Motorbarkassen für den Ausstandsdienst gemiethet. Gestern Vormittag ist die erste vete fignc an 7000 Schauerleute, Kohlenarbeiter und Quaiarbeiter gezahlt worden; die Ewerführer haben vorläufig auf Unterstützungen verzichtet. Die Oberländer Schiffer haben beschlossen, die Arbeit nicht niederzu⸗ legen. Die Baggerer haben beschlossen, wöchentlich 3 in die Ausstandskasse zu zahlen. Nach dem „Echo“ sind jetzt 14 500 Mann ausständig und bis Montag 75 000 Unterstützungs⸗

elder eingegangen. Der Verein Hamburger Rheder hat das Schreiben wegen eines Schiedsgerichts, von dem estern hier berichtet wurde, mit dem Ausdruck des

ankes für die freundliche Anregung dahin beantwortet, daß der Ver⸗ ein das Schreiben zur weiteren Veranlassung an die Arbeitergeber verband überwiesen habe. Bei der Ausdehnung, die der Ausstand ange⸗ nommen habe, seien außer den Rhedern und Stauern die Ewerführer, die Kornumstecher, die Lagerhaus⸗Gesellschaft, die Speichereibetriebe und die Elbdampfer⸗Gesellschaft betheiligt. Demnach könne nur die Gesammt⸗ heit der Unternehmer über den Vorschlag entscheiden. Der Aus⸗ stand der Steinsetzer Hamburgs ist, wie im „Vorwärts“ mit⸗ getheilt wird, wegen des Ausstandes der Hafenarbeiter vorläufig auf⸗ Lehoben worden.

Aus Bremen liegen zum Ausstand der Hafenarbeiter folgende Meldungen des „W. T. B.“ vor: Der Vorstand der Bremer Lagerhaus⸗Gesellschaft erklärt, daß die betheiligte Arbeiterschaft am Schluß der gestrigen Besprechung un⸗ aufgefordert den Bestrebungen des orstands zugestimmt hat, eine Vermittelung auf Grundlage des bisherigen ständigen Arbeitsverhältnisses zu finden, daß die betheiligte Arbeiterschaft dabei unaufgefordert und einhellig ihre Lohn⸗ kommission ermächtigt hat, den Vermittelungsvorschlag des Vor⸗ stands anzunehmen, und daß die an den Vermittelungsvorschlag ge⸗ knüpften Zusagen des Vorstands auf Wunsch der Lohnkommission auch schriftlich festgelegt worden sind und zwar in Gemeinschaft mit der Lohnkommission. Der Vorstand stellt weiter fest, daß die Lohn⸗ kommission, trotzdem sie dazu ermächtigt war, ihm gestern keinerlei Erklärungen abgegeben, vielmehr bei ihrem Erscheinen lediglich mitgetheilt hat, daß sie sich genöthigt halte, die Angelegenheit der gesammten Arbeiterschaft Bremens vorzulegen. Hiernach sieht der Vorstand den letzten Versuch, auf der Grundlage des bisherigen ständigen Arbeitsverhältnisses zu einer Einigung zu gelangen, als ge⸗ scheitert an und wird nach dieser Richtung hin keine Verhandlungen mehr führen. Wegen anderweitiger Verhandlungen hat der Vorstand zunächst das Einigungsamt des hiesigen Gewerbegerichts angerufen, da er nach den bisherigen Vorgängen, insbesondere nach dem letzten Verhalten der Lohnkommission, keinen Erfolg mehr von unmittelbaren Ver⸗ handlungen erwartet. Von 48 Schuppenkrähnen waren gestern bereits wieder 30 im Betrieb; die weitere Inbetriebsetzung der Ver⸗ kehrsanstalten des Freihafenbezirks ist nach den Aussichten, die gestern Abend bestanden, zu erwarten. 8

In Bremerhaven beschloß eine Gewerkschaftsversammlung, für die Ausständigen in Hamburg und Bremen Geldsammlungen zu veranstalten und den Ausstand zu unterstützen. In Bremerhaven selbst wird ein Ausstand nicht geplant. .

Aus Basel meldet „W. T. B.“, die dortige Arbeiter⸗ vereinigung vertheilte in allen Herbergen an Arbeitslose und Zureisende gedruckte Warnungen vor der Anwerbung nach Hamburg.

Wie aus London berichtet wird, dauert der Ausstand der Arbeiter der Schiffswerft Gray & Co. in West⸗Hartlepool fort. Nahezu 2000 Arbeiter feiern. Es sind Verhandlungen zur Beilegung des Ausstandes im Gange.

on der Volme (Westfalen) berichtet die „Rh.⸗Westf. Ztg.“: Sämmtliche Hammerschmiedegesellen von der Volme und der Hälver haben sich vereinigt und beschlossen, falls vom 1. Januar 1897 ab keine Lohnerhöhung von 75 für 1000 Pfund erfolgt, die Arbeit niederzulegen. 1

Aus Hanau wird der „Frkf. Ztg.“ geschrieben, daß die Arbeiter in allen dortigen Diamantschleifereien am Montag gekündigt haben, weil sie den von den Geschäftsinhabern aufgestellten neuen Lohntarit nicht anerkennen mot e““

Kunst und Wissenschaft.

Dem Königlichen Museum für Naturkunde ist aus Deutsch⸗Neu⸗Guinea von Professor Dahl, dem Leiter der mit Unterstützung des Auswärtigen Amts und der Königlichen Akademie der Whehgun aften durch den Geheimen Rath, Professor Dr. Dohrn in Neapel angelegten Forschungsstation in Ralum, eine Sammlung verschiedener, 85* gut konservierter Thiere zugegangen. Sie enthielt 6 Arten Säugethiere, 27 Arten Vögel, 14 Arten Amphibien und Reptilien, ferner trocken: 200 Stück Lepidopteren, 161 Stück Orthopteren, 190 Stück Hemipteren, 26 Stück Odonaten, 136 Stück Hymenopteren, 227 Stück Dipteren und 161 Röhrengläschen, angefüllt mit Insekten aller Ordnungen in Alkohol. Alle Sachen sind mit Nummern ver⸗ sehen, welche zufolge brieflicher Mittheilungen den Tagebuch⸗Aufzeich⸗ nungen Dahl'’s über Vorkommen, Fangzeit und Lebensweise behufs späterer Bearbeitung entsprechen. Da das Museum bisher aus Neupommern keine Thiere erhalten hat und über die dortige Fhnbe überhaupt noch sehr wenig Sicheres bekannt ist, haben diese

eobachtungen und Sammlungen einen großen wissenschaftlichen Werth. Außer den Thieren enthielt die Dahl'sche S auch ein Packet getrockneter Pflanzen, welche dem Botanischen Museum übergeben worden sind. 8

88 Saatenstand in Rumänien. 6

1 89 dn Saatenstand in Rumänien zu Anfang v. M. liegt olgende Nachricht vor: Der ktober war trocken und warm. Die Felder konnten nur zum theil bestellt werden. Das im Rückstand gebliebene Areal ist erheblich und wird auf annähernd 50 % geschätzt. Jedenfalls wird es außergewöhnlicher Gunst des Wetters im November, vor allem baldigen ausgiebigen 85 bedürfen, um das Versäumte nachholen zu können, bevor der Winter einsetzt.

Fn Anfang vorigen Monats ist geringer Regenfall eingetreten.

Die Nächte brachten bereits Frost.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ 8 Maßregeln. 8

deedolic⸗ Perracehe ers eß. Noreben . b

Durch Königliche Verordnung vom 25. November d. J. e

für Dench Kgrig aus Alexandrien seiner Zeit angeordnete Qua⸗

rant äne unter den üblichen Bedingungen wieder aufgehoben worden. (Vgl. „R.⸗Anz.“ Nr. 88 vom 13. April d. J.) 8

Der Gesundheitsstand in Berlin war in der Woche vom 15. bis 21. November kein so günstiger wie in der vorhergegangenen Woche, und auch die Sterblichkeitsziffer zeigte eine Steigerung auf 17,2 pro Mille und Jahr (von 15,2 der Vorwoche). Vorherrschend waren auch in dieser Woche akute Entzündungen der Athmungsorgane und Katarrhe der Luftwege, die auch in erheblich größerer 82 als in der Vorwoche tödtlich endeten; auch Erkrankungen an Grippe wurden häufiger beobachtet. Dagegen blieb das Vorkommen von a kuten Darmkrankheiten ein beschränktes und die Zahl der durch diese Krankheitssormen bedingten Sterbefälle fast die gleiche mäßige wie in der Vorwoche. Die Betheiligung des Säuglingsalters an der Sterblichkeit blieb eine geringe, von je 10 000 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, 40 Säuglinge. Von den Infektionskrankheiten kamen Erkrankungen an Masern, Scharlach und Diphtherie in ge⸗ steigerter Zahl zur Anzeige, und zwar wurden Erkrankungen an Masern aus dem Stralauer Viertel und der Rosenthaler Vorstadt, an Scharlach aus Moabit, an Diphtherie aus der jenseitigen Luisenstadt, dem Stralauer Viertel und der Rosenthaler Vorstadt am häufigsten zur Meldung gebracht. Erkrankungen an Unterleibstyphus blieben selten; Erkrankungen an Kindbettfieber sind nicht bekannt geworden. Rosen⸗ artige Entzündungen des der Haut blieben häufig. Auch Erkrankungen an Keuchhusten, die in 9 Fällen zum Tode führten, gelangten nicht selten zur Behandlung; ebenso kamen rheumatische Beschwerden aller Art, besonders akute G um tismen, in ge. steigerter Zahl zur ärztlichen Beobachtung.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 1. d. M. gestellt 12 824, nicht rechtzeitig gestellt 48 Wagen. In Oberschlesien sind am 1. d. M. gestellt 6002, nicht recht⸗ zeitig gestellt 166 Wagen.

Die Hauptversammlung des Siegerländer 8b verbandes beschloß, einer Meldung der „Köln. Volksz.“ zufolge, den Sasgtnß an das allgemeine Roheisen⸗Syndikat, welches am 1. Januar 1897 mit dem Sitze in Düsseldorf ins Leben tritt.

Die gestrige Hauptversammlung der Aktiengesellschaft für Trebertrocknung in Cassel beschloß, wie „W. T. B.“ meldet. nftiäahis das seitherige Akrienkapital um weitere 3 Millionen Mari zu erhöhen. 6 8

Verkehrs⸗Anstalten.

Bremen, 2. Dezember. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Fulda“ hat am 30. November Nachmittags die Reise von Gibraltar nach New⸗York und der Schnelldampfer . Wilhelm II.“ Abends die Reise von Gibraltar nach Neapel fortgesetzt. Der Reichs⸗Postdampfer „Friedrich der Große“ ist am 30. November Nachmittags in Genua an⸗ gekommen. Der Reichs⸗Postdampfer „Prinz⸗Regent Luitpold“ ist am 1. Dezember Vormittags auf der Weser angekommen Der Schnelldampfer „Werra“ ist am 1. Dezember Morgens in New⸗ Vork angekommen. Der Postdampfer „Kronprinz Friedrich Wilhelm“ ist am 1. Dezember von Santos abgegangen.

Hamburg, 1. Dezember. (W. T. B.) Hamburg⸗ Amerika⸗Linie. Der Postdampfer „Palatia“ ist gestern Abend in New⸗York eingetroffen.

London, 1. Dezember. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Guelph“ ist auf der Heimreise heute in Southampton an⸗ gekommen.

Rotterdam, 1. Dezember. (W. T. B.) Holland⸗Amerika⸗ Linie. Der Dampfer „Amsterdam“ ist gestern Vormittag in New⸗York angekommen.

88 Theater und Musik.

Berliner Theater.

Ernst von Wildenbruch's mit dem Schillerpreise gekrönte Dichtung „Heinrich und Heinrich's Geschlecht“ ging an zwei auf einander folgenden Abenden in Scene, und zwar am Montag zum 150. Male „König Heinrich', gestern zum ersten Male „Kaiser Heinrich“. Zum ersten Male bot sich damit die Gelegenbeit, das ganze gewaltige Werk in seiner Gesammtwirkung auf der Bühne kennen u lernen, das in der Spanne von elf Akten fast das ganze Leben einer der seffelndsten Herrschergestalten umfaßt, die jemals auf dem deutschen Throne gesessen haben. Es braucht hier kaum von neuem wiederholt zu werden, daß die Dichtung die wechselvollen Schicksale Heinrich's IV., der während seiner langen Regierungszeit das höchste Glück und die tiefste De⸗ müthigung erfuhr, zum Gegenstande hat, und daß der erste Theil, „König Heinrich“, den mühevollen Streit mit Papst Gregor VII. in einer alle großen geschichtlichen Momente umfassenden und doch poetisch vertieften Art widerspiegelt. Ueber den ersten Abend bliebe daher nur zu sagen, daß er sich zu einer intimeren Feier für den Dichter und die bewährten Darsteller gestaltete, welche der Tragödie Leben verliehen. Die Aufführung war so frisch wie am ersten Tage; nament⸗ lich boten Herr Sommerstorff als Heinrich und Herr Kraußneck als Gregor wiederum anzuerkennende, kraftvolle und fesselnde Leistungen, ebenso die Damen Geßner (Bertha) und Pospischil (Praxedis). Blumen und Lorbeerkränze, Beifall und Hervorrufe wurden dem Dichter und ihnen in reichem Maße zu theil. Die äͤußere Physiognomie des zweiten Abends war ein festlich be⸗ leuchtetes, fast überfülltes Haus, dessen Publikum sich wesentlich ander zusammenzusetzen schien, als sonst bei Premibren. Nicht die Absich zu richten las man auf allen Gesichtern, sondern diejenige den der Dichtung bereits zuerkannten Preis zu bestätigen Die anders Denkenden, meist Bekenner der naturalistischen Richtung welche die Erfolge Wildenbruch's von jeher mit scheelen Blicken be trachteten, waren in der Minderzahl. Im Ganzen machte der 5 schauerraum den Eindruck, als sollte eine Festvorstellung vor sich gehen, und dieser Eindruck erhöhte sich noch, als Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin in Begleitung der beiden ältesten Söhne Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Albrecht und Aller⸗ höchstihres Gefolges die für den Hof reservierten Logen betraten und der Vorhang zum Beginn der Aufführung sich hob. Die Vorgänge des zweiten Theils des ganzen Werks begeben sich etliche Jahrzehnte später als die des ersten. Heinrich IV., der seinen großen Ge Gregor und zwei seiner Nachfolger überlebte, ist gealtert. Von Al gemieden, weilt der dreimal gebannte Kaiser in Italien in den Trien⸗ tiner Alpen. Praxedis, seine Gemahlin zweiter Ehe, und Konrad, der ältere von seinen beiden Söhnen, verlassen ihn; letzterer, nachdem er zuvor seinem jüngeren Bruder Heinrich, den er dur Eid verpflichtet, den Vater zu schirmen, sein Erstgeburtsrecht und die Königskrone abgetreten hat, um einem Zuge ins heilige Land zu folgen. Wir sehen nun Heinrich mit seinem ehrgeizigen jüngeren Sprossen nach Deutschland zurück⸗ kehren, wo Buͤrger und Bauern ihm zujubeln, während der Adel, f1 Uebermuth er bekämpft, ihn haßt. Wir sehen ferner, wie Heinrich der Jüngere, dort sophistisch seiner Eidespflicht gegen den gebannten Vater entbunden, die warnende Stimme seines Herzens er⸗ stickend, mit dem aufrührerischen Adel gemeinsame Sache macht, den alten Kaiser bekämpft, bis der Letztere wie ein zu Tode gehetztes Edelwild in einem Nonnenkloster am Rhein, wo er Zuflucht suchte, stirbt, kurz bevor sein Sohn mit den Verfolgern ihn erreicht. Hier ergreift den jüngeren Heinrich die Reue. Mit allen einem Kaiser Ehren will er den Vater bestatten; allein die Kirche, die ihn gebannt, versagt der Leiche die Weihe. So beschließt denn Heinrich V., als Rächer seines Vaters nach Rom zu ziehen und wenn es sein muß, mit bewaffneter Macht den schwachen apft Paschalis zur Lösung des Bannfluchs zu zwingen. Sein Anschlag eelingt, und ffegreich kehrt er nach Deutschland zurück, um m Dom zu Speyer die feierliche Beisetzung seines Vaters zu bewirken. Hier aber vollzieht sich an ihm der Fluch der bösen

That, die er mit dem Treubruch gegen Heinrich IV. auf sich geladen.