1897 / 7 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 09 Jan 1897 18:00:01 GMT) scan diff

Verstärkung der Grenzbefestigungen 1 000 000 Lire; zur Vollendung der Einrichtungen der Zentral⸗Artillerie⸗Schieß⸗ schule 100 000 Lire; zur Vervollständigung des Materials der Festungs⸗Artillerie und des Genies 1 300 000 Lire; zu Ver⸗ suchen für die Konstruktion eines neuen Feldgeschützes 500000 Lire; als fällige Baurate für die Kavallerie⸗Kaserne in Florenz 300 000 Lire; zu Expropriationen in Rom 450 000 Lire; zur Vollendung des Hafendamms in Spezia 100 000 Lire. Dem Wiener „Telegraphen⸗Korrespondenz⸗Bureau“ wird aus Konstantinopel berichtet, die Pforte habe in Be⸗ antwortung der letzten Note der Botschafter die ge⸗ forderte Aufnahme auswärtiger Staatsangehörigen in die kretische Gendarmerie abermals abge⸗ lehnt. Die Botschafter würden nun dieses Verlangen nicht mehr gesondert wiederholen, sondern der Pforte einen neuen Organisationsentwurf nebst Budget, worin die Auf⸗ nahme von Fremden in die kretische Gendarmerie festgesetzt werde, zur endgültigen Annahme vorlegen. Am Donnerstag habe eine Konferenz der Botschafter stattgefunden. 8

Der Fürst Ferdinand, der seit Mittwoch, wie schon gemeldet, in Philippopel verweilt, ist von seinem Influenza⸗ Anfall wieder völlig hergestellt.

Montenegro.

Die seiner Zeit verschobene Feier des 200 jährigen Bestandes der Dynastie Petrowitsch⸗Njiegusch wird, wie „W. T. B.“ aus Cetinje berichtet, am 2. Ja⸗ nuar a. St. statifinden. Die Feier soll auf Wunsch des Fürsten einen ausschließlich nationalen Charakter tragen, weil der Fürst der durch die Ueberschwemmung stark ge⸗ schädigten Bevölkerung neue Ausgaben ersparen wolle.

Afrika. .

Der „Agenzia Stefani“ wird aus Massowah gemeldet:

das von der „Times“ verbreitete Gerücht, die Derwische wären in das Gehiet von Beni Amer eingedrungen, sei un⸗ begründet. Das Gerücht dürfte auf die verspätete Nachricht von einem Einfall zurückzuführen sein, den eine zu den Leuten Osman Digmas gehörige Abtheilung in der zweiten Hälfte des Dezember in die Gegend nördlich von Agordat

und dem unteren Barka gemacht habe. 8 1“

Parlamentarische Nachrichten.

Der Bericht über die gestrige Sitzung des Hauses der Abgeordneten befindet sich in der Ersten und Zweiten Beilage.

Das Haus der Abgeordneten trat in seiner heutigen (14) Sitzung, welcher der Minister des Innern Freiherr von der Recke beiwohnte, in die Besprechung der gestern verlesenen und beantworteten Interpellation der Abgg. Dr. Stephan⸗Beuthen und Stanke (Zentr.) über die Auflösung politischer Versammlungen in Oberschlesien, in denen die Redner sich nicht der deutschen Sprache bedienten, ein.

Abg. Munckel (fr. Volksp.): Ich stehe auf dem Standpunkte daß für die Volkeversammlungen, in denen in fremder Sprache ver⸗ bhandelt wird, dasselbe Recht gelten soll wie für die anderen Ver⸗

sammlungen; die Leute haben ein Recht, in der ihnen geläufigen Sprache zu verkehren. Wern einmal es einigen Leuten einfallen sollte, in lateinischer Sprache zu verhandeln, so wird, wenn dahinter etwas Staatsgefährliches vermathet wird, sich wohl ein Polizei⸗ Praͤsident oder ein Beamter finden, der des Lateinischen mächtig ist. Denn es ist nicht richtig, daß eine Versammlung nur sprechen darf in en Zungen, die der Polizeibeamte versteht. Die polnische und die deutsche Sprache haben Fremdwörter aufgenommen, mit denen ein rober Unfug getrieben wird, auch von solchen, welche die Fremdwörter icht verstehen. Soll der Poltzeibeamte berechtigt sein, den Gebrauch von Fremdwörtern zu verbieten? Wenn nur das geredet werden darf, was er Polizeibeamte versteht, dann darf nichts gesprochen werden, was über en Horizont des Polizeibeamten hinausgeht. Das Beispiel aus West⸗ alen trifft nicht zu. Sind die Polen dort so zahlreich daß sie Volksversammlungen abhalten, doann müssen die Polizeibehörden auch ür die gceigneten Beamten zur Ueberwachung sorgen. Was würde ür ein Geschrei entstehen, wenn eine deutsche Volksversammlung in Ungarn oder in sonst einem Lande Oesterreichs verboten werden sollte! Was der deutschen Sprache recht ist, muß der polnischen Sprache billig sein.

Acg. Dr. von Heydebrand und der Lasa (konf.): Ich hoffe, daß die einzelnen Fälle der Entscheidung des Ober⸗Verwaltungsgerichts unterliegen werden, welches die Sache wahrscheinlich anders auffassen wird als den aus dem Jahre 1876 angeführten Fall. Die Ueberwachungs⸗ behörde hat dafür zu sorgen, daß ihr für die Ueberwachung von Versammlungen das lichtige Personal zur Verfügung steht.

s wird in jedem einzelnen Falle zu entscheiden sein, ob nicht die Anwendung einer fremden Sprache das Ueberwachungsrecht illusorisch

nacht. Die allgemeine politische Lage Oberschlesiens kann dabei Betracht gelassen werden. In Oberschlesien sind die Städte ganz deutsch, die Sprache auf dem Lande ist eine Misch⸗ e aus flavischen und deutschen Elementen. Rein polnisch die Bevölkerung nicht. Berechtigte Beschwerden liegen großer Zahl. abgesehen von einzelnen Mißgriffen, nicht vor. Die Berölkerung ist des Deutschen mächtig, und wenn die Regierung darauf sieht, daß dies der Fall ist, so ist das ihre Pflicht nd liegt im Interesse der Bevölkerung dieses Landestheils, der, sei Dank, preußisch ist und bleiben wird. Aber es wird aus rein polnischen Landestheilen, aus Posen und Galizien, eine Agitation nach Oberschlesien hineingetragen, welche in gewissen⸗ loser Weise mit großpolnischen Phantasiegebilden arbeitet. Was foll es bedeuten, daß die Sokols, die Turnvereine mit polnischen Ideen und Tendenzen paradieren! Diesem Unwesen muß die Regierung ein Ende machen, und wenn die Gesetze nicht ausreichen, mag die Regierung mit ihren Forderungen an uns heran⸗ treten. Schlesien hat es dankbar empfunden, daß es durch Friedrich den Großen der deutschen Kultur zugänglich gemacht worden ist. Wir erwarten und wünschen von der Staatsregierung, daß sie das thut, was von einer preußischen und deutschen Regierung geschehen muß.

Abg. Kirsch (Zentr.): Die Gendarmen verstehen oft genug nicht, was vorgetragen wird. (Redner erinnert an einen Gendarmen, der, als in einer Versammlung der Redner zum Thema kommen wollte, die Versammlung aufgelöst und erklärt habe: „Ueber Thema darf nicht gesprochen werden.) Wenn in einer Versammlung davon gesprochen wird: salus populi suprema lex, so löst der Beamte die Versammlung auf, weil er die Worte nicht verstebt. Beamte, die der polnischen Sprache mächtig sind, giebt es auch im Westen genug. Der Minister sollte sich nicht allzu sehr auf die Berichte der Polizei⸗ behörden verlassen; es ist durchaus nicht bewiesen, daß die Berichte des Abg. Dr. Stephan unrichtig sind. Das Urtheil des Oter⸗Ver⸗ waltungsgerichts hätte der Minister nicht be; Seite schieben sollen, denn es entspricht durchaus den Gesetzen, obgleich mir ein Urtheil des Reichsgerichts lieber gewesen wäre. Beim Minister ist aber weniger der Rechtsstandpunkt als vielmehr der Standpunkt der Ver⸗

g. Freiherr von Zedlitz und Neukirch (fr. kons.): Die Beamten bei ihren Berichten weise gegenüber preußischen Beamten ist altungsgericht steht an Un⸗ gleich. Das Vereinsrecht ist cht der Ueberwachung politischer

Es ist eine Forderung der

Ueberwachung Möglichkeit verpflichtet, für

k I an der bona fides der ich zurück; ein solcher Zweifel durchaus unangebracht. abhängigkeit dem Reichsgericht vollständig kein unbeschränktes, den Behörden ist das Re Versammlungen und Vereine beigelegt Id Staatsleitung, Die Poltzeibehörden sind nach welche die Muttersprache Volkes kennen.

Das Ober⸗Verw

preußischen Veipflichtung

Der Gebrauch Grund zur Auflösung vo dung einer fremden Sprache darf das Ueberwachun emad 8 Sollte das bestehend hin nicht genügende Handhaben bieten, und verpflichtet, eine Ergänzung der be

Ausführungen einer fremden Sprache allein ist kein Aber 1Rne düneg srecht nicht illusorise

e Recht vach dieser Rälsorisch „so ist die Regierung berechtigt stehenden Gesetzgebung zu fordern, Befugnisse haben,

n Versammlungen.

gemacht werden.

Agitationen entgegenzutreten, abzubröckeln Befremdlich Interpellation ng im Rechtswege hätte abwarten sollen. Die ist so künstlich nach Oberschlesien getragen Widerspruch sich Ordnung der

Beschwerden

di eingebracht doch die Entscheidun geh

mißbrauchte die Gegensatz von der deutschen und der I Hochpolnisch ist garnicht die Muttersprache wurde aus dem Gegensatz der Sprache auch leitet und so der Boden für die Diejenigen, wel

kuttersprache zu erzeugen. in Oberschlesien, t Gegensatz der Natio⸗ Saat der polnischen eelche die Sprachenfrage anregten, gitation nicht, sie haben aber ihre f wahrgenommen. einzelnen Fälle nicht urtheilen. G in einer deutschen Stadt polnischer Uebersetzung aufgeführt werden soll . entrum so etwas als selbstverständlich betrachte das zeugt von einem Mangel an deutschem Nation G Versammlungen hochpolnisch von egen muß die Regierung einschrei tets den Rücken stärken. Gera nothwendig, energisch, kräftig und zie Regierung von der Mehrheit (Schluß des Blattes.)

nalitäten h Agitation vorbereitet. wollten vielleicht die hochpolnische? patriotischen Pflichten nicht vollau kann der Abgeerdnete über befremdlich ein deutsches Stück in soll, und daß das Z 2 8 lgefühl. In den wasserpolnisch hochpolnischen ten, und wir werden ihr dabei gen gegenüber ist es Dabei wird

de solchen Bestrebun zielbewußt vorzugehen. des Hauses unterstützt werden.

Nr. 1 des „Eisenbahn⸗Verordnun egeben im Ministerium der öffentlichen Arbei at folgenden In

gsblatts“, 8 vom 6. Januar, Staatsvertrag zwischen Preußen und Braun⸗ vegen Herstellung einer Eisenbahn von Nordh ch Wernigerode mit einer vom 11. März 1896. Arbeiten: vom 23. Dezember 1896, fübrung des § 6 des Straße 1875; vom 24. Dezember 1896, betreffend Er zu den unmittelbaren Kosten bei Abnahme für fremde Rechnung; vom 31. Dezember 1 ron Stationsgehilfen und Hilfstelegr vom 31. Dezember 1896, Wagen⸗Vorschriften. Nachrichten.

Abzweigung nach dem Brocken, des Ministers der öffentlichen betreffend Beachtung und Aus⸗ n⸗ und Baufluchtengesetzes vom hebung von Zuschlägen von Materialien u. s. w. r 1596, betreffend Anstellung aphisten im Weichenstellerdienst; Aenderung der Staatsbahn⸗

Statistik und Volkswirthschaft.

terbewegung. der „Schuhmarkt“

1 Zur Arbei Aus Weißenfels berichtet in der Schuhfabrik von E. Blasig (vergl. Verein der Weißenfelser Schuh⸗ und S Generalversammlung am 6. die Fabrikanten zu der Einsicht g Blasig'schen partieller beabsichtigt,

kt“ zum Ausstand ergl. Nr. 5 d. Bl.): u Schäftefabrikanten hat in seiner Januar folgende Beschl u der Ein ekommen sind, Schubfabrik ausgebrochene sondern für alle Schuhfabriken in Weißen⸗

üsse gefaßt: doß der in der

Blasig gezahlten Löhne den von den üb nicht nachstehen und ke⸗ Geschäftslage die geforderten stand gegangenen Leuten aufgegeben, unter den ihnen direkt gemachten Bedingungen und Zugeständnissen halb drei Tagen wieder aufzunehmen, widrigenfalls d sämmtlichen . kündigen werden. . Aus St. Gallen meldet „W. T. B.“: zwischen der Verbands⸗Sekretär Dr. So der Union Suisse gewährte letztere ihren Angestellten bedeutende Zugeständnisse sowie 25 % Zuschlag auf die Uebernachtungsgel Fahr⸗ und Zugpersonals.

Kunst und Wissenschaft. Berichten

rigen Fabrikanten gezahlten bei der jetzigen rd den in den Aus⸗

iner derselbes in der Lage ist, 22 Löhne zu zahlen, wi

die Arbeit inner⸗ e Fabrikanten

r n 30 Firmen. In der Schlußkonferenz urbeck und der Direktion

Angestellten 8 sich hierbei um

„Amtlichen Königlichen Kunstsammlungen“, XVIII. Jahrgang, Nr. 1, vom 1. Januar „entnehmen wir über die Neuerwerbungen im dritten Quartal Jahres 1896 nachstehende Mittheilungen:

Die Gemälde⸗Galerie wurde vermehrt durch ein Werk des Ambrogio Lorenzetti, die mittlere Tafel eines Tripiychons. In dem unteren Theil der hohen, sp tzgiebligen Tafel, wo die Anbetung der Hirten dargestellt ist, zeigt sich noch der starke Einfluß des Duccio; wie in der Verkündigung in Feinheit nnd Zierlichkeit den großen zur vollen Geltung.

verehrenden

Nachfolger Der außerhalb

er Anordnung, Duccio's charakteristisch ist, Siena's außerordentlich seltene Meister fehlte hisher in der Berliner Galerie. Um so erfreulicher ist diese Schenkung eines ungenannten Gönners. Von einem anderen Freunde der Sammlung wurde ein kleines Landschaftsbild aus der Zeit um 1620 ein Gehöft am raufziehendem Gewitter der Sammlung überwiesen. er Maler, der sich mit einem sonst nicht nachweisbaren Monogramm Tyvà bezeichnet hat, erweist sich als einer der tüchtigsten jener hollän⸗ dischen Landschaftsmaler, die unter der Anregung des Coninxloo und der anderen vplämischen Emigranten . Als Holländer charakterisiert er sich namentlich durch ein feineres Helldunkel, durch die malerische, fast tuschende Behandlung und die mehr tonige Färbung. Solche auch künstlerisch werthvolle Arbeiten seltener oder unbekannter Meister zweiten und dritten Ranges, die für die Geschichte der Malerei von Bedeutung sind, für eine Galerie wie die Berliner fest⸗ zuhalten, erscheint als eine Pflicht der V durch die Freigebigkeit der Gönn Für die Sammlung der Kunsthandel Das Grabrelief

lusse bei he

Ausbildung verwandten

nische ö empfingen. im Gegensatz

Verwaltung, deren Erfüllung er erleichtert wird.

Skulpturen wurden Grabmonumente

einer Frau, die, auf einem Stuhl sitzend

zur Bemalung hergerichteten glatten Giebelfeld steht Steins sich anpassend, in weit au staben der Name Eutheia;

dem Rande des enen kleinen Buch⸗

seinander gezo uböa stammen soll,

dam o; das Relief, das aus üblichen attischen Art wesentlich verschieden. Es zeichnet bark er Empfindung bei geringerer tec 6 der Stil entspricht etwa dem der zweiten Hälfte des V. Jahrhunderts. 2) Die Grabstelle

ist von der aus durch große Unmittelbarkeit d technischer Gewandtheit;

b einer Frau Namens Glykera mit Darstellung der zwischen zwei 8

Verstorbenen in vertieftem Relieffeld, darüber zwei Rosetten, j Giebel Palmetten und Akanthus: in autes Besetter⸗ jüngeren, flüchtig ausgeführten Gattung attischer Grabsteine. 3) Eine Grab⸗Lekythes mit RNeliefbild des sitenden Verstorbenen dessen Name Xanthos weggemeißelt und durch Buchstaben von anderer Hand ersetzt scheint, während die Namen der vor ihm stehenden Personen Melitta und Janthes in der ursprünglichen Form erhalten sind. Außerdem gelangte, ebenfalls aus dem Kunsthandel, ein alter thümliches gricchisches Frauenköpfchen von ungewöhnlicher Feinheit und 8 Sammlung. . Für die Sammlung der Gipsabgüsse wurde der Abguß eines im Museo delle Terme in Rom befindlichen Reliefs, ie römisch Theaterbühne darstellt, erworben. Z“ Die Sammlung der Bildwerke aus der chhristlichen Evpoche wurde in dem angegebenen Zeitraum bereichert durch die aus Holz geschaitzte, vergoldete und bemalte, in den meisten Theilen vortrefflich erkaltene Statue Johannis des Evangelisten von Veit Stoß, das Geschenk eines ungenannten Gönners. Das Werk ist in der erregten Empfindung, dem sehr individuellen Kopfe und der stark selöst etwas willkürlich gebauschten Gewandung höchst charakteristisch für „den großen Nürnberger Bildschnitzere, von dem rie Sammlung bisber keine so umfangreiche Arbeit besaß. An italienischen Bildwerken wurden zur Vervollständigung der Pla⸗ kettensammlung gleichfalls einige Stücke geschenkt, darunter eine sonst nicht bekannte Arbeit des hervorragenden, Caradosso genannten Meisters Herkules und Gervon darstellend, ferner als Arbeit eines unbekannten Jtalieners vom Anfang des XVI. Jahrhunderts ein nackter Knabe mit Trinkschale und Weintraube, der „Herbst“, aus einer Folge von

Jahreszeiten, aus der schon ein Stück, der „Winter“, in der Samm⸗

lung sich besand; endlich Maderna's Platte, Herkules und Antäus darstellend, die in der Sammlung vertreten war, in einem abweichenden Exemplare.

Für die Vasen⸗Sammlung des Antiquariums wurde eine Dixylonkanne aus Aegina mit der Darstellung eines Mannes zwischen

zwei Pferden erworben. Die Sammlung der Terrakotten wurde

um eine archaische Gruppe Athena im Kampfe mit einem

Giganten —, sowie um ein Kohlenbecken mit zugehörigem Topf

.

vermehrt; letzteres ist bei Jasos im Meere gefunden und bisber das einzige vollständige Exemplar dieser Gattung von Ge⸗ räthen. Als Geschenk erhielt die Sammlung von Herrn Carl Giebeler in Lichterfelde eine römisches Thonrohr aus Wies⸗ baden. Die Bronze⸗ und Miscellaneen⸗Sammlung

wurde durch zwei kleine Inschriftplatten und zwei griechische Gewichte

römischer Zeit aus Kleiaasien bereichert. An der Neuordnung der Bronzen und. Terrakotten wurde wie bisher weiter gearbeitet. Von dem Hldesbeimer Silberfund wurden drei Becher und eine Schussel wiederhergestellt.

Eine ganz besonders wertbvolle und wichtige Bereicherung ist

dem Münzkabinet zu theil geworden. Der amtliche Bericht heilt darüber. Folgendes mit: Eine Allerhöchste Bewilligung Seiner Majestät des Kaisers und Königs hat es ermöglicht, die Sammlung des am 24. Dezember 1894 zu Augsburg verstorbenen Bezirksarztes Dr. L. Fikentscher zu erwerbeu, für welche der Hoch⸗ selige Kaiser Friedrich bereits vor anderthalb Jahrzenten nach mehr⸗ stündigem Durchmustern ras lebhafteste Interesse bethätigt hat. Mehr denn 15 000 Stück umfassend, besteht dieselbe zur Hälfte aus Münzen und Medaillen der Hohenzollernschen Burggrafen von Nürnberg und Markgrafen von Franken und enthält somit von diesen mehr als das Sechs⸗ fache der bisher im Königlichen Münzkabinet vorhandenen Reiher, denen doch die alte Markgräflich Ansbacher Sammlung selbst zu Grunde liegt. Jahrzehnte hindurch nahezu ausschließlich die feänkischen Funde in sich aufnehmend, zeigt die Sammlung nicht nur eine überaus reiche Zahl der ältesten burggräflichen Gepräge, Albrecht's des Schönen und Friedrich's V., Pfennige Regensburger, böhmischen, Würzburger und 11 sosvera auch der merkmürdigen, in Gemeinschaft mit en Bamberger und Würzburger Bischöfen geprägten burggräflichen Groschen und Pfennige des XV. Jahrhunderts. Aus der Neuzeit ist die geldgeschichtlich wichtigste Periode, die Zeit der ungeheuer⸗ lichen Münzkrise zu Beginn des greibiszaß eine überaus reichliche Vertretung sowohl der geringen Silber⸗ münzen, wie der damals zuerst avusgeprägten Kupfermünzen ousgezeichnet. Im übrigen sind es für die Folgezeit besonders die Land⸗ und Scheidewünzen, welche als das Geld des zäglichen

rigen Krieges durch

25 e ö 8 8* . . zür Lebens und kleinen Verkehrs voll gewürdigt und mit peinlicher Ge⸗ nauigkeit zu großen Reihen vereinigt sind. So schließt die Samm⸗

2

lung nicht nur einen Vergleich mit jeder anderen aus, sondern bietet auch, nach der Vereinigung mit der hiesigen, eine feste Grundlage für eite Münzgeschicht⸗ der fränkischen Markgrafschaften, das eifrigst ver⸗ folgte Ziel ibres Schöpfers. Wie aber eine solche nicht isoliert und der Verbindung mit dem Münzwesen der benachbarten Territorien entkleidet herzustellen ist, so hat sich auch für Fikentscher als un⸗ thunlich berausgestellt, seinen Sammeleifer auf die hohenzollernschen Münzen zu beschränken. Daher bietet die andere Hälfte der Sammlung der hohenzollernschen an wissenschaftlicher Bedeutung nichts nachgebend, doch im wesentlichen auf das spätere Mittel⸗ alter beschränkte Folgen sämmtlicher fränkischen Münz⸗ herrschaften, sowie auch zahlreicher angrenzenden schwäbischen und bayerischen Gebiete, insonderheit der Bischöfe von Bamberg und Würzburg, sobann aber auch der Erzbischöfe von Mainz, der Pfalz⸗ grafen, der Könige von Böhmen und der Grafen von Castell, Henneberg,

W

Hohenlohe, Leuchtenberg, Nassau, Oettingen, Werthheim und Württem. berg, die durch die zablreichen Schriften des Verstorbenen veröffentlicht worden sind, sowie der Grafen von Hanau und Katzonellenbogen, die bisher völlig unbekannt geblieben. Auch diesen dürfte kaum eine zweite Sammlung zur Seite zu treten berechtigt sein. Durch fremdartigen Ballast aber wird die Sammlung zum Unterschiede von den meisten so gut wie garnicht beschwert.

Für die Egyptische Abtheilung wurde erworben die In⸗

schrift eines Antef, Fürsten von Hermonthis im Anfang des mittleren Reichs (etwa um 2300 v. Chr.), in der er erzählt, daß er das ver⸗ fallene und vergessene Grab eines seiner Vorgänger wiederhergestellt habe. Neben der Inschrift ist Antef selbst beim Mahle dargestellt, mit seinem Hunde unter dem Sessel. Geschenke erhielt die Sammlung von den Herren Donner von Richter (Scheinbrot) und Todrus Bulos (Gefäßuntersatz. Um den werth⸗ vollsten Besitz der Sammlung: die Reliefs der Grabkammer des Manofer, den Besuchern zugänglich zu machen, wurde diese Kammer so geöffnet, daß ihre vier Wände jetzt die Rückwand des sogenannten Grabersaales bilden. Die im flachsten Relief aus⸗ geführten Darstellungen zeigen, wie dem Manofer, der ein Hofbeamter des Königs Esse (um 2600 v. Chr.) war, seine Herden vorgeführt werden, wie ihm Vieh geschlachtet und Speisen und Gaben gebracht verden; besonders gelungen sind die Bilder der Thiere.

Das Kupferstich⸗Kabinet erbielt Zuwachs durch eine Reihe

von Kupferstichen, Holzschnitten und Zeichnungen. Unter den Kupfer⸗ stichen befinden sich ein Blatt von Albrecht Dürer und sechs Blätter von Rembrandt, unter den Zeichnungen elf Röthelblätter von Joachim 85 Sandrart, Studien zu Illustrationen für das Werk „Iconologia déeorum.

Der Direcktor im Reichs⸗Justisamt Gutbrod und der

Kammergerichts⸗Rath Spahn, Vize⸗Präsident des Reichstages und seiner Zeit Vorsitzender der Reichstags⸗Kommission für die Berathung des neuen Bürgerlichen Gesetzbuchs. sind von der juristischen Fa⸗ kultät der Univerfität zu Tübingen in Anerkennung ihrer Verdienste um das nene Bürgerliche Gesetzbuch zu Ehrendoktoren

kreiert worden.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Ernteergebnisse der Niederlande im Jahre 1896. Durch den im Juli erfolgten Umschlag des herrlichsten Reife⸗

wetters für die Feldfrucht zu einer andauernden Regenperiode sind die Erwartungen auf eine nach allen Richtungen außergewöhn⸗

liche Eente zum theil unerfüllt geblieben. Gleichwohl wird nach

or daran festgehalten, daß die Ernte im allg emeinen eine is, vewöönlich gute zu nennen ist, die auf alle Fälle, was Bonität und Quantität anbelangt, die Ernten der letzteren Jahre bei weitem übertrifft. In letzterer Beziehung muß allerdings in Berücksichtigung gezogen werden, daß die Anbauflächen in Holland von Jahr zu Jahr

ückgehen.

urüchoe einzelnen wird die Qualität des Weizens und Roggens als eine außergewöhnlich gute bezeichnet; gelitten haben unter der Regen⸗ periode Kartoffel, Hafer und Buchweizen. Trotzdem gilt die Kartoffelernte immer noch als eine sehr günstige, besonders sind große Sorten erzielt worden. Von Hafer sind keine Mittel⸗ qualitäten, sondern theils schöne, theils sehr dürftige Partien erzielt worden. Die Buchweizenernte wird als unbefriedigend bezeichnet.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ 1“ Maßregeln.

Berichtigung

in der Ersten Beilage des „Reichs⸗ und Staats⸗

6“* Nr. 3 vom 5. d. M. enthaltenen Nachweisung

en Stand von Thierseuchen im Deutschen Reich

am 31. Dezember 1896.

dem bayerischen Regierungsbezirk Schwaben: Bezirk Ober⸗

irrthümlich Lungenseuche statt Maul⸗ und seuche gemeldet worden.

2

Alexandrien vom 24. v. M. ist das Pestreglement für Her⸗ künfte von Kurachee in Kraft gesetzt worden.

„Handel und Gewerbe.

Durch eine spanische Finanz⸗Ministerial⸗Verordnung vom 9. Dezember 1896 ist bestimmt worden, daß das Ver⸗ zeichniß derjenigen Waaren, welche nach Artikel 62 der spanischen Zollordnung in den Schiffsmanifesten stets spezialisiert anzugeben sind (Taback, Kolonial⸗ früchte, Gespinnste, Gewebe, Posamentierwaaren, Garne, Petroleum, Branntwein, Alkohole, geistige Getränke), auf künstliche Farben, pharmazeutische Produkte, Alkaloide, Parfümerien, Fächer, Spielzeug, Regen⸗ und Sonnen⸗Schirme sowie Hüte aller Art auszudehnen ist, und daß die in Art. 306 Ziff. 4 der Zollordnung für Zuwiderhandlungen gegen die Vorschrift des Art. 62 G Straffestsetzung (5 bis 100 Peseten für jedes Kolli) künftig auch auf Zuwiderhandlungen gegen vorstehende Bestimmung in Anwendung zu kommen hat.

Der Art. 62 der spanischen Zollordnung ist in Ueber⸗

setzung im „Deutschen Handels⸗Archiv“, Jahrgang 1895 Bd. 1, S. 689, veröffentlicht worden.

Tägliche Waßengestellung für Koh 8 an der Ruhr und in Oberschlesien. 1 An der Ruhr sind am 8. d. M. gestellt 12 735, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. 8 8 In Oberschlesien sind am 8. d. M. gestellt 5228, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.

Zufolge Beschlusses internationalen Gesundheitsraths in

Zwangs⸗Versteigerungen.

Beim Königlichen Amtsgericht I Berlin standen am und 8. Januar die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Wöhlertstraße 8, der Firma Meyer u. Dreßler u. Genossen ehörig; Nutzungswerth 8600 ℳ; Meistbietende blieb Frau Wwe. üdicke, geb. Dröhl, zu Berlin, mit dem Gebot von 125 000 Insterburgerstraße 3, dem Zimmerpolier Herm. Kunow

gehörig; Flächenraum 7,86 a; mit dem Gebot von 140 000 blieb

die Gesellschaft mit beschr. Haftg. in Firma: Bauverein „Berlin⸗ Ost“ zu Berlin Meistbietende. Buttmannstraße 8, dem Rentier Paul Lindenau gehöris; Nutzungswerth 11 580 ℳ; mit dem Gebot von 1100 blieb die Deutsche Grundschuldbank A.⸗G. zu Berlin Meistbietende.

Beim Königlichen Amtsgericht II Berlin ist das Ver⸗ fahren der Zwangsversteigerung des im Grundbuche von Groß⸗ Lichterfelde Band 71 Blatt Nr. 2134 auf den Namen des Michael Minkfitz zu Berlin eingetragenen, zu Groß⸗Lichter⸗ felde belegenen Grundstücks aufgehoben worden. Die Termine am 19. und 23. Januar d. J. fallen fort. Das Verfahren der Zwangsversteigerung wegen eines zweiten zu Groß⸗Lichterfelde belegenen, dem Michael Minkfit gehörigen Grunkstücks ist gleich⸗ falls aufgehoben worden. Die Termine am 2. und 6. Februar 1897 fallen fort. Eingestellt wurde das Verfabren der Zwangs⸗ versteigerung, betreffend das zu Schöneberg, angeblich Golz⸗ straße 35 belegene, dem Rentier Paul Lindenau zu Berlin gehörige Grundstück. ““

Berlin, 8. Januar. Marktpreise nach Ermittelungen des Königlichen Polizei⸗Präsidiums. (Höchste und niedrigste Preise.) Per 100 kg für: Richtstroh 4,50 ℳ; 4,00 ℳ. Heu 7,30 ℳ; 4,40 ℳ. Erbfen, gelbe, zum Kochen 40,00 ℳ; 20,00 ℳ. Svpeisebohnen, weiße 50,00 ℳ; 25,00 ℳ. Linsen 60,00 ℳ; 25,00 ℳ. Karroffeln

6,00 ℳ; 4,00 ℳ. Rindfleisch von der Keule 1 kg 1,60 ℳ; 1,10 ℳ. dito Bauchfleisch 1 kg 1,20 ℳ; 0,90 ℳ. Schweinefleisch 1 kg 1,50 ℳ; 1,00 ℳ. Kalbfleisch 1 kg 1,60 ℳ; 1,00 ℳ. Hammel⸗ fleisch 1 kg 1,50 ℳ; 0,90 ℳ. Butter 1 kg 2,60 ℳ; 2,00 ℳ. Eier 60 Stück 6,00 ℳ; 2,60 ℳ. Karpfen 1 kg 2,40 ℳ; 1,20 ⸗ℳ. Aale 1 kg 2,40 ℳ; 1,20 ℳ. Zander 1 kg 2,40 ℳ; 1,00 ℳ. Hechte 1 kg 1,80 ℳ; 1,00 ℳ. Barsche 1 kg 1,60 ℳ; 0,80 ℳ. Schleie 1 kg 2,40 ℳ; 1,20 ℳ. Bleie 1 kg 1,40 ℳ; 0,60 ℳ. Krebse 60 Stück 12,00 ℳ; 2,50 ℳ. Berlin, 8. Januar. (Bericht über Speisefette von Gebr. Gause). Butter: Wie alljährlich zeigte sich auch diesmal nach den Feiertagen eine bedeutende Abschwächung des Verbrauchs. Ebenso waren, wie in den Vorjahren, die von f.iner Butter reich⸗ icher als bisher und konnten selbst zu wesentlich herabgesetzten reisen nur zum theil placiert werden; auch Landbutter mußte im Preise nachgeben. Man berechnet heute: Hof⸗ und Genossenschafts⸗ utter: Ia. Qualität 100 ℳ, do. IIa. Qualität 96 ℳ; Landbutter: 5 90 Schmalz: Im neuen Jahre hat sich bisher keine be⸗ sondere Stimmung geltend gemacht. Die Märkte verliefen in Amerika n ruhiger Haltung. Hier am Platz scheint der Konsum jetzt etwas nachzulassen, auch die Kauflust bethätigte sich nur schwach. Die heutigen Notierungen sind: Choice Western Steam 29,00 ℳ, Ham⸗ burger Stadtschmalz 30,00 ℳ, amerikainsches Tafelschmalz 31 bis 32 ℳ, Fairbankfett 29,00 3 Vom oberschlesischen Eisen⸗ und Zinkmarkt berichtet die „Schl. Ztg.“: Das neue Jahr läßt sich für die Eisen⸗ industrie, wie nicht anders zu erwarten war, recht gut an. Die Nach⸗ frage für fast sämmtliche Erzeugnisse ist sehr stark und kommt durch ie Ertheilung umfangreicher Spezifikationen, welche zum theil prompt ieferbar sind, am besten zum Ausdruck. Der Roheisenabsatz läßt 8 chts zu wünschen übrig; die gesammte Produktion in Stahl⸗ wie in Puddel⸗ und Gießereiroheisen für das erste Semester ist fest ver⸗ kauft. In Qualitäts. und Hämatiteisen stellt sich reger Begehr ein, sodaß die Preise hierfür weiter aufwärts streben. Englisches Rohb⸗ eisen wird zum theil von den Lagerposten, über welche die bedeuten⸗ den deutschen Importfirmen verfügen, bezogen, sodaß auch die Preise für dieses Eisen behauptet bleiben. Die Walzwerke waren ährend des größten Theils der verflossenen Woche noch mit der Aufnahme der Inventuren und den Reparaturen an ihren

Betriebseinrichtungen beschäftigt. Alsbald nach der Beendigung derselben werden die Werke den Betrieb in voller Höhe aufnehmen müssen, um die Rückstände wieder einzuholen, welche bei den Liefe⸗ rungen allenthalben zu verzeichnen sind. Gut wickelt sich das Exportgeschäst ab, das, soweit Rußland in Frage kommt, sehr lebhaft von statten geht. Auch der Großhandel in den Donau⸗ fürstenthümern ist am oberschlesischen Eisenmarkt in letzter Zeit wieder stärker betheiliat, obwohl die Preise in diesem Gebiet erhöht worden sind. Weniger günstig entwickelt sich das Geschäft in den nördlichen Gebieten, wo westfälisches und belgisches Fabrikat immer noch zu erstaunlich billigen Preisen am Markt ist. Bleche bleiben gut gefragt, und auch alle Sorten von Fagoneisen erzielen normale Umsätze. Sehr lebhaft entwickelt sich der Verkehr in Trägern. Mit den Verhältnissen im Röhrengeschäft ist man im allgemeinen zu⸗ frieden; die Preise sind seit längerer Zeit unverändert geblieben; auch für gegossene Röhren, deren Absatz seit einiger Zeit an Lebhastigkeit verloren hatte, stellt sich eine gute Nachfrage ein. Das Drahtgeschäft gebt dauernd flott. Die Lage in den Maschinenfabriken und Gießereien hat sich nicht ge⸗ ändert. Der Rohzinkmarkt bewahrt seine günstige Stimmung. Es bessern sich nach und nach auch die Londoner Notierungen, da sich die deutschen Produzenten durch die zeitweise mattere Tendenz in England in keiner Weise beeinflussen lassen. Das Zinkblechgeschäft liegt jetzt matt, doch bleiben die Preise für Walzzink fest. Blei erzielt bei unveränderten Preisen normale Umsätze.

Verdingungen im Auslande.

Niederlande. 18. Januar, 1 ½ Uhr, im Zentralbahnhof zu Amsterdam, beim Wartesaal 3. Klasse: Lieferung von verschiedenem Hsli, Balken, Stämmen und Breottern für den Bedarf der Zentralwerkstätte der „Hollandsche yzeren Spoorweg-Maatschappy“ zu Amsterdam im Jahre 1897 in sieben Einzellieferungen (Loos Nr. 675). Be⸗ dingungshefte erhältlich für 0,50 Fl. im Zentralverwaltungsgebäude der Gesellschaft, Droogbak, Zimmer Nr. 191, oder bei Franko⸗Anfrage unter Einsendung des Betrages per Postanweisung. Nähere Auf⸗ schlüsse bei dem Chef der Zentralwerkstatte zu Haarlem.

Verkehrs⸗Anstalten.

Bremen, 9. Januar. (W. T. B.) Norddeutscher Lloy’ SD. „Spree“ 7. Jan. Vorm. in New⸗York angek. P „Aachen 7. Jan. Vorm. v. Baltimore n. d. Weser a PD. „Habsburg“, nach Brasilien bestimmt, 7. Jan. in Bak angek. RPD. „Sachsen“ hat am 7. Jan. Nachm. die Rei Genua n. Southamr ton fortgesetzt.

Hamburg, 8. Januar. (W. T. B.) Hamburg⸗Amerika⸗ Linie. Der Postdampfer „Hispania“ ist, von Hamburg kommend, heute in St. Thomas eingetroffen. Der Postdampfer⸗Rhenania“ ist, von Hamburg kommend, gestern in St. Thomas eingetroffen.

Bern, 8. Januar. (W. T. B.) Die Republik Peru hat angezeigt, daß sie zum I. Februar d. J. der internationalen Uebe einkunft, betreffend den Geldanweisungsverkehr beitritt.

Theater und Musik.

1X“

Die erste Aufführung des dreiaktigen Schauspiels Der Schuß“ von Rudolf Presber verlief gestern Abend, was den äußeren Erfolg anbetrifft, recht glücklich. Die Zuschauer, denen kräftige theatralische Effelte auf der Bühne zur Abendunterhaltung genügen, kommen bei dem neuen Stück auch wohl auf ihre Rechnung: der Ver⸗ fasser hat die moderne Dramenliteratur eingehend studiert und besitzt hinreichendes dramatisches Geschick, um die dort vorhandenen Anregungen nützlich zu verwerthen. Die Exposition des Dramas wird kurz und bündig gegeben. Es handelt sich dabei Öum das Haus einer Wittwe Warnick und seinen gesellschaft⸗ lichen Verkehr. Die Wittwe hat zwei Töchter; die ältere, welche einen früheren Liebhaber aus guten Gründen feortgeschickt hat, verlobt sich aufs neue. Zwischen dem Verlobten und dem früberen Liebhaber kommt es zum Duell und durch den „Schuß“, der hierbei fällt daher der Titel des Schauspiels —, läßt der Dichter die Töchter der leichtfertigen Frau Warnick zur inneren Einkehr ge⸗ langen. Trotz der realistischen E“ der Personen und Verhältnisse und des ganz modernen otivs der Handlung wirkt das Drama doch in den Haupiscenen unwahr und unklar. Der Charakter der aͤlteren Tochter Maria stebt in vollkommenem Gegensatz zu dem Milien ihrer Umgebung und zu ihrer Lebensweise; die Triebfedern aber solcher gegensätzlichen Lebens⸗ auffassung werden nicht offenbar. Am meisten Interesse erweckte und verdiente der zweite Akt, der im Hause des ehrwürdigen Hauptpredigers Kantor, des Vaters des Verlobten, spielt, weil hier echte Herzenstöne angeschlagen werden. Die auftretenden Nebenpersonen welche dem Schauplatze der Handlung jeweilig Stimmung verleihen, sind nicht übel, wenn auch zuweilen etwas vordringlich gezeichnet; jedoch zur Schilderung tieferer Seelenvorgänge fehlt dem Verfasser noch die Kraft. Die Darstellung fonnte natürlich nicht viel mehr als die Dichtung selbst bieten und blieb fast überall im Aeußerlichen stecken; daran konnte auch die große Kunst der Frau Prasch⸗Grevenberg, welche die Maria spielte, und des Herrn Sommerstorff, der den Verlobten gab,

nur wenig ändern. Schiller⸗Theater.

Zwei Gaben der heiteren Muse brachte das Schiller⸗Theater gestern seiner zahlreichen Zuschauerschaar dar, und beide, obgleich recht verschieden gestaltet, fanden volle Anerkennung. Den Abend eröffnete das Jugendwerk eines modernen französischen Autors, „Der Schierling“, Lustspiel in zwei Akten von Emile Augier. Das antike griechische Gewand der handelnden Personen und die an den klassischen französischen Stil, anklingende gebundene Rede, deren sie sich bedienen, erscheinen nur als reizvolle Ver⸗ mummung; ihrem Wesen nach sind es modern empfindende Menschen gallischer Abstammung, die uns bier entgegentreten, und die Ideen, welche sie uns vermitteln, wurzeln ganz in unserer Zeit. Darin soll für den Dichter durchaus kein Vorwurf liegen, man folgt ihm willig in die Welt der Unwahrscheinlichkeit, sofern er auch dort die dichterische Wahrheit verkündet, die uns vielleicht gerade aus dem, „was sich nie und nirgends hat begeben“, reiner und erhabener ent⸗ gegenleuchtet, als aus naturalistischen Nachbildungen der Welt, in der wir leben. Die weihende, neugestaltende Kraft reiner Liebe wird uns hier an dem Beispiel eines reichen Jüngltzg⸗ ezeigt, der dem Genusse bis zum Ekel vund Lebensüberdruß gefröhnt hat und im Be⸗ griffe steht, seinem Dasein ein Ende zu machen. Das Stück wurde in der Verdeutschung Sigmar Mehring's aufgeführt, der sich mit Erfolg bemüht hat, Form und Geist des Originals getreu wiederzugeben. Dennoch können wir den Versuch, die französischen Verse, die Alexandriner, beizubehalten, so sorgfältig der Uebersetzer sie auch behandelt hat, nicht gutheißen. Für das deutsche Ohr hat dieses Versmaß nun einmal etwas Eintöniges; Jamben wären vorzuziehen gewesen. Die Darsteller, namentlich Herr Bach und Fräulein Pauly, welche das Liebespaar gaben, waren mit Erfolg bemüht, die dem Werke innewohnende Grazie zum Ausdruck kommen zu lassen. Weniger wollte das den Herren Laurence und Eyben glücken, welche zwei alternde Epikuräer etwas zu drastisch gestalteten. Auf die Arbeit des modernen Franzosen folgte die ausgelassen lustige „Komödie der Irrungen“ des großen Briten Shakespeare, welche, ohne jeden Anspruch auf Wahrscheinlichkeit zu machen, als Fast⸗ nachtsschwank aufgefaßt sein will. Sie wurde in dem erforderlichen wirbeligen Tempo gespielt, das den Zuschauer nicht zum Nachsinnen kommen läßt, und ihre drollig wirkenden Verwechselungs⸗ scenen erweckten stürmische Heiterkeit. Die beiden Antipholus wurden von den Herren Bach und Froboese mit gleicher Lebendigkeit und Frische gegeben, während die beiden Dromio in den Herren Schmasow und Eyben geeignete Vertreter hatten. Unter den Damen ragten namentlich Fräulein Pauly g. Frau Grete Meyer hervor.

onzerte.

Am Donnerstag fand im König lichen Opernhause der

V. Symphonie⸗Ab b d Königlichen Kapelle unter

Kapellmeister Weingartner's Leitung stütt. Er wurde mit der vorzüglich vorgetragenen, bekannten „Symphonie pathétique“ von Tschaikowsky eröffnet. Dann folgte, als Novität für diese Abende, ein Konzert für zwei Bläserchöre mit Begleitung des Streichorchesters von G. F. Händel, das indessen trotz einwand⸗ freier Ausführung keinen allzugroßen Eindruck hervorrief. Am besten gefiel noch der ein reizvolles Oboenduett enthaltende vierte Saß. Den Schluß des Abends bildete die geraume Zeit nicht mehr aufgeführte Jupiter⸗Symphonie von Mozart, welche, in vollendeter Klangschönheit wiedergegeben, stürmischen Beifall erweckte.

Die verflossene Woche war im übrigen recht reich an Konzert⸗

veranstaltungen. In der Sing⸗Akademie ließ sich am Dienstag Fräulein Martha Siebold hören, eine Pianistin, die sich schon einen Ruf der Tüchtigkeit erworben hat. Alle Schwierigkeiten moderner Klaviertechnik vollkommen beherrschend, ist ihr Spiel sauber korrekt, doch von etwas kühlem Empfinden, welches besonders die Sonate op. 101 von Beethoven benachtheiligte; auch in dem Trauermarsch der Chopin'schen Sonate war mehr Gewicht auf den festdurch⸗ geführten Marschraythmus gelegt, als auf die ihn durchwehende Trauer. Dagegen zwangen die klar ausgeführten chromatischen Quartengänge des Scherzo und die perlende Triolenkette des Finale derselben Songte zu ungetheilter Bewunderung. Aus Moszkowski's Suite „Frühling“ werden „Ungeduld“ und „Frühlkagsläuten“ wie an diesem Abend so stets beifällig aufgenommen werden, während das „Blumenstück“ auch bei gutem Willen der Phantasie

eine Blumen hervorzuzaubern vermochte. —in demselben Abend

fand in dem stark besuchten Saal Bechstein die erste Abonnements⸗ Soirée (11. Cyclus) des Böhmischen Streichquartetts statt, dessen Leistungen jedem Musikliebhaber einen ungetrübten Genuß bieten und nochmals mit wärmster Anerkennung erwähnt seien.

Unter den Orchesterwerken, die am Mittwsch im Konzerthause

von der Meyder'schen Kapelle ausgeführt wurden, befanden sich einige erwähnenswerthe, wenig bekannte Piècen. Eine schwungvolle und fein instrumentierte „Schauspiel⸗Ouvertüre“, ein tonmalerisch behandeltes Vorspiel zur Oper „Loreley“, eine Introdukrion nebst Walzer aus der Suite „Karveralsfest“ von dem dänischen Komponisten, E. Hartmann, in der die Blechblöser der Kavpelle außerordentlich wirkfam zur Geltung kamen, und eine rhythmisch und melodisch fesselnde „Fantaisie espagnole“: „Fest zu Aranjuez“, von Demersseman. Der zweite und dritte Theil des Programms enthielt beliehte Ouvertüren, Opernphantasien und zwei Solovorträge des Konzert⸗ meisters Schmidt⸗Reinecke (Violine), sowie eine brillante Phantasie für Cornet-à-piston, von Fritz Werner vortrefflich vorgetragen. Diese mit lebhaftem Beifall von dem zahlreich erschienenen Publikum

aufgenommenen Werke ließen die bewährte Tüchtigkeit der

Kapelle und ihres Dirigenten von neuem erkennen.

Gleichzeitig fand im Saal Bechstein ein Konzert von Agnes Miles (Klavier), einer Schülerin Moszkowski's, statt, und zwar unter Mitwirkung der Konzertsängerin Frau Regina Moszkowski. Die Pianistin ließ in bekannten Stücken von Bach⸗Liszt, Ed. Grieg, Chopin und Moszkowski sorgfältig geschulte Technik und geschmackvolle Vortragsweise erkennen; ebenso bewährte sich die Sängerin, die, im Besitze einer wohlklingenden und koloraturgewandten Mezzosopran⸗ stimme, Gesänge von Saint⸗Saöns, Grieg, Chaminade und Anderen wirkungsvoll vortrug. Frau Bielenberg führte die Begleitung am Klavier mit Geschick durch. Allen Ausführenden wurde reicher und wohlverdienter Beifall zu theil.

Am Donnerstag fand im Saale der Sing⸗Akademie ein Konzert statt, zu welchem sich die Damen Hedwig Ribbeck (Mezzosopran). Mizi Muck (Violine) und Helene Leubuscher (Klavier) vereinigt hatten. Erstere ist hier schon wohlbekannt und brachte ihre sorgfältig geschulte, wenn auch nicht besonders kräftige Stimme und ihre verständige Vortragsweise in Liedern von Schubert, Jensen und Anderen trefflich zur Geltung. Die Violinistin (aus Wien) hatte ein Konzert von Godard, „Sarabande und Tambourin“ von Leclair (1697), sowie einige moderne Stücke zum Vortrag gewählt. Sie erweckte durch ihre gut entwickelte technische Fertigkeit und die Zartheit ihres Bogenstrichs bei den Hörern lebhaften Beifall, während die hier auch bereits bekannte Pianistin, bei Anerkennung ihrer Sicherheit in der Ausführung aller nur erdenklichen Schwierigkeiten, doch von einer gewissen Härte des Anschlags nicht frei war. Die Künstlerinnen dankten für den ihnen gewordenen Beifall durch einige Wiederholungen und Zugaben. An demselben Tage fand im Saal Bechstein das zweite Konzert des Herrn Ludwig Strakosch aus Wiesbaden statt, der mit bekannter Künstlerschaft Lieder, Balladen und Gesänge von Beethoven, Schubert, Brahms, Löwe, Graf Eulenburg und Rückauf zum Vortrag brachte. Der Konzertgeber wurde durch den Klaviervirtuosen Carlos Sobrino, welcher Tonstücke von Chopin, Rubinstein und Liszt spielte, würdig unterstützt.

Gestern fand das zweite Abonnement⸗Konzert der Herren Florian Zajiec (Violine) und Heinrich Grünfeld (Violoncello) im Saale der Sing⸗Akademie statt. Ein Trio für Klavier, Violine und Violoncello, aus vier Sätzend bestehend, unter dem Titel Dumky (Trauer⸗ und Klagesang der Tschechen) von Dvokäͤk, eröffnete den Abend. Dieses Werk, das, ohne seinem Titel recht zu entsprechen, sich durch originelle Motive auszeichnet und mehr eine Charakteristik der tschechischen Nationalität, als eine stilgerechte, musikalische Gedanken⸗ entwickelung erkennen läßt, wurde durch die Konzertgeber und den Hofpianisten Alfred Grünfeld vortrefflich ausgeführt. Die Mezzosopranistin Fräulein Lula Gmeiner, die schon einmal als Solistin im Philharmonischen Chor mitgewirkt hat, trug drei Lieder von Brahms vor, die bei dem vielleicht der Befangenheit zuzuschreibenden unausgesetzten Tremolieren der Sängerin nur wenig zur Geltung gelangten. Einen größeren Kunstgenuß gewährten dagegen die Solovorträge der Konzertgeber, die aus zwei Piècen für Klavier und Violoncello von Rubinstein und zwei sehr anmuthigen Violinstücken von Pb. Scharwenka bestanden, denen Herr Zajic einen ungarischen Tanz ven Brahms hinzu⸗ fügte. Nachdem die Sängerin zwei Lieder von Franz und Schumann zu Gehör gebracht hatte, wurden zum Schluß von dem Pianisten noch drei kleine Stücke von Mozart, A. Grünfeld und R. Schumann unter lebhaftem Beifall des zahlreich erschienenen

blikums vorgetragen.

Im Königlichen Opernhause gelangt morgen Karl Gold marl's Oper „Das Heimchen am Herd“ unter Kapellmeister Dr. Muck's Leitung und in folgender Besetzung zur Aufführung: John: Herr Betz; Dot: Frau Herzog; May: Fräulein Weitz; Tackleton: Herr Krolop; Eduard: Herr Sommer; Heimchen: Fräulein Rothauser. Am Montag gehen Richard Wagner'’s „Meistersinger von Nürnberg“ in Scene. Die Besetzung lautet: Sachs: Herr Betz; Eva: Fräulein Heedlcg, Magdalene: Frau Götze; David: Herr Lieban; Pogner: Herr Mödlinger; Beckmesser: Herr Schmidt; als Walther Stolzing gastiert Herr Emil Götze. Kapellmeister Dr. Muck dirigiert.

Im Königlichen Schauspielhause wird morgen Ferdinand Raimund's Zaubermärchen „Der Verschwender“ in folgender Be⸗ setzung gegeben: Cheristane: Frau von Hochenburger; Azur: Herr Stammer; Flottwell: Herr Arndt; Wolff: Herr Klein; Valentin: Herr Vollmer; Rosa: Frau Conrad; Präsident von Klugheim: Herr Nesper; Chevalier Dumont: Herr Grube. Am Montag gelangt gmef von Wildenbruch's Trauerspiel „Die Karolinger“ zur Auf⸗ führung.

Im Neuen Königlichen Opern⸗Theater wird morgen zu ermäßigten Preisen Heinrich Laube's „Graf Essex“ mit Herrn Matkowsky in der Tifelrolle gegeben. Die Königin Elisabeth spielt Anna Haverland, die Gräfin Rutland Fräulein Lindner. Mittags 12 Uhr findet daselbst eine Matinée zur Unterstützung kranker und arbeitsunfähiger Kriegs⸗Veteranen und deren Hinterbliebenen statt, unter Mitwirkung der Königlichen Sän⸗ gerinnen Frau Marie Götze und Fräulein Ida Hiedler, der Königlichen Schauspielerinnen Fräulein Lindner und von Mayburg, des Königlichen Sängers Herrn Sommer des Königlichen Konzertmeisters

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