der für die Betheiligung an der im tember d. findenden Sechsten internationalen —
rathungsgegenstände, Bericht erstattet. Zur in die Organisation vom Rothen den Dispositionen treffen soll.
88
Der Berliner rung der Strafgefangenen“ hie
beimen Ober⸗Justiz⸗Rat Vorstandsmitglied beiwohnte.
iner ajestät des Kaisers
werker, 127 als Kutscher, Gärtner, arbeiter, 356 als als Landarbeiter,
Hausdiener, Knechte
und Hofgänger.
hielten nur 416 Stellungen, darunter 81 Jugend
des Vereins
Kontingent der Pfleglinge Stadtvoigtei
Gefängnisse, und zwar die
und
ängnißstrafen zu verbüßen sind. Inanspruchnahme des Vereins richtete schwächsten
und erfuhr vom November an
eine
und Ziehzeiten am monaten Gegenwärtig nehmen oft Hülhe des Vereins
Willen, sich vor einem Rückfall zu hüten, als seine vornehmste
Geheimer Justiz⸗Rath Dr. Wirth,
nur wenige Tage Gefängniß
gegeben: etwa 150 ℳ mehr als im ahlungen von Pfleglingen sind mehr eingegangen als im Vorjahre.
jedoch auch
zu besetzen habe, gefunden haben. . eeignete jugendliche Strafentlassene in die on verschiedenen Gefängnissen und
zu welchen geeignete
dies der sogenannte „Arbeitsverdienst“ diese einen rechtlichen Anspruch nicht haben.
Wetterbericht vom 14. Januar, )r Morgens.
elsius 40 R.
Temperatur in 0 C
8
5⁰° C.
Belmulletrt.. 1bedeckt Aberdeen . 77 Zö heiter Christiansund 2 wolkig Kopenhagen. 2 Dunst Stockholm. 2 bedeckt aranda. 4 bedeckt t. Petersbg. Moskau. Cork, Queens- towcww Cherbourg. Helder ... “ mburg.. W winemünde NNW Neufahrwasser SSW Memel ... S NNO ünster... 2 O Karlsruhe .. 0 NO Wiesbaden. NO München .. O Chemnitz .. Berlin.. NW Wien .... Breslau ...
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3 wolkenlos 7 Regen 1 wolkig 1 bedeckt 1 Nebel ¹) 2 bedeckt 1 Dunst 2 bedeckt 3 bedeckt fehlt halb bed. 3 bedeckt 2 bedeckt 1 Nebel still Schnee 2 Schnee stih Nebel still Nebel
ONO ö5 bedeckt
izza .. . . O 6 Regen
,7 still bedeckt 1) Nachts starker Schneefall.
Uebersicht der Witterung.
Der Luftdruck hat im Westen stark zugenommen und über Irland und Umgebung 770 mm über⸗ stiegen, über Rußland dagegen ist das Barometer gefallen. Ueber Zentral⸗Europa sind nördliche Winde vorherrschend geworden, die in den südlichen Gebiets⸗ theilen in nordöstliche übergehen. In Deutschland, wo vielfach etwas Regen oder Schnee gefallen ist, ist das Wetter trüber und etwas wärmer. In der Umgebung Deutschlands, außer nach Norden hin, herrscht Thauwetter, das sich auch über ganz Deutsch⸗
land ausbreiten dürfte. Deutsche Seewarte.
Theater.
Königliche Schauspiele. Freitag: Opern⸗ baus. 14. Vorstellung. Bajazzi. (Pagliacci.) Oper in 2 Akten und einem Prolog. Musik und Dichtung von R. Leoncavallo, deutsch von Ludwig Hartmann gesetzt vom Ober⸗Regisseur
DOSS=YWüͤSz
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11“
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6. J. in Wien statt⸗ gegebe insbesondere die von den Landesvereinen in Verkcndetene ocenissge. üͤber die Aufnahme von vö Rrhesgegsegenee wählt, welche die Normativbedingungen aufftellen und ble entsprechen⸗
8 gsein Besle. ng am ontag d im Präsidialsaale des 5 I unter Leitung des Wirklichen Ge⸗ s Dr. Starke seine erste Sitzung im neuen
Jabhre ab, welcher der Ober⸗Staatsanwalt Drescher als nengewähltes Die bisherigen Vorstandsmitglieder Wirklicher Geheimer Ober⸗ Justiz⸗Rath Delius und Landgerichts⸗ 8 annier sind zu Ehrenmitgliedern des unter dem Protektorat — 3 stehenden Vereins ernannt worden.
Die Hilfe des Vereins haben im verflossenen Jahre (1896) 3619 er⸗ wachsene und 930 jugendliche Strafentlassene nachgesucht. 4549 Personen konnten 3634 (2782 Erwachsene und 852 Jugendliche) durch den Arbeitsnachweis des Vereins in Arbeit un und zwar 75 als Buchhalter, Schreiber u. s. w., 178 als Hand⸗ 120 als Fabrik⸗
tergebracht werden,
Erd⸗ und Ziegeleiarbeiter, die In Berlin er⸗ liche. Das größte “ 8 isse, ur 46 und das Firialgefängnih in Rummelsburg (440), in welchem nur geringe .
1 ef ißen s Aus auswärtigen Geatt nissen nahmen 572 Personen die Hilfe des Vereins in Anspruch. Die sich auch hier nach der Jahreszeit: sie war in den Sommermonaten, zu den Jahrmarkts⸗ in den Winter⸗ 1 erhebliche bis hundert Personen in Anspruch. Geheimer Rath Dr. bezeichnete es als ein erfreuliches Zeichen für die Wirksamkeit des Vereins, daß immer mehr Personen, welche nur leichtere Vergehen zu fühnen hatten oder wegen Vagabondage u. s. w. eingesperrt waren, die Hilfe des Vereins in Anspruch nehmen. Es zeuge dies von ernstem — und der Verein müsse es Pflicht erachten, gerade solchen Personen seine Hilfe angedeihen zu lassen, damit sie nicht erst zu Verbrechern werden. Gel R th, Direktor des Strafgefängnisses Plötzensee, trat dieser Ansicht bei und empfahl, die Aufmerksamkeit
des Vereins gerade auf diejenigen Strafentlassenen zu lenken, welche 1 ehabt haben und deshalb mit leeren
änden, ohne einen Pfennig Arbeitsverdienst, oft auch in dürftigster
whidung das Gefängniß verlassen. Für den Transport seiner Pfleglinge nach außerhalb hat der Verein im verflossenen Jahre 12 468 ℳ aus⸗ Jahre zuvor.
. Der Leiter des Arbeitsnach⸗ weises, Herr Bischoff konnte mittheilen, daß er noch 150 Stellen — Personen sich noch nicht Auch vier Kapellmeister hätten sich gemeldet, welche Lehre nehmen wollten. sefängꝛ Zuchthäusern sind dem Verein bereits 4958,30 ℳ für hierher entlassene Strafgefangene übersandt worden, welche der Pflege des Vereins unterstellt sind. der Gefangenen, auf welchen , lichen „In Zukunft will der Verein seine Thäͤtigkeit auch auf solche Familien ausdehnen, welche durch die Bestrafung ihres Ernährers selbst schuldlos Noth gerathen und hilflos dem Elende und der Verzweiflung preis⸗
dringenden
zur Seite stehen.
kanntmachung: Im laufenden
ständen erhe
Von diesen auch bei
Vergiftung erkranken können.
übrigen 2780
Gift darstellend lã büste ft darstellenden Plätz
anderer Personen eingetreten
tägli die Arzt ausdrücklich verordnet ist.
Hücce Starke
von
Die Mitglieder der hiesigen,
fügung
Kaiserliche Wappen zeigt.
An Rück⸗ über 600 ℳ
werden. Wie die „Nat.⸗Ztg.“
zu liegen kommt; sie erhält eine
Es ist
fallen. schacht, der gleich den in die bitterste
Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Sucher. — Phantasien im Bremer Rathskeller. Pban⸗ tastisches Tanzbild, frei nach Wilhelm Hauff, von Emil Graeb. Musik von Adolf Steinmann. Dirigent: Musikdirektor Steinmann. Anfang 7 ½ Uhr.
Schauspielhaus. 15. Vorstellung. Sonder⸗ Abonnement B. 3. Vorstellung. Der Ver⸗ schwender. Original⸗Zaubermärchen in 3 Aufzügen von Ferdinand Raimund. Musik von Konradin Kreutzer. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Dekorative Einrichtung vom Ober⸗Inspektor Brandt. Musikalische Direktion: Musikdirektor Steinmann. Anfang 7 ½ Uhr.
Sonnabend: Opernhaus. 15. Vorstellung. Das Heimchen am Herd. Oper in 3 Abtheilungen frei nach Dickens' gleichnamiger Erzählung) von
M. Willner. Musik von Carl Goldmark.
Anfang 7 ½ Uhr. Schauspielhaus. 16. Vorstellung. Zum ersten Male: Genoveva. Tragödie in 5 Aufzügen und
einem Nachspiel von Friedrich Hebbel. Anfang 7 Uhr.
Deutsches Theater. Freitag: Die versunkene Glocke. Anfang 7 ½ Uhr. (Teja. Fritzchen.
Sonnabend: Morituri. Das Ewig⸗Männliche.)
Sonntag, Nachmittags 2 ½ Uhr: Die Weber. — Abends 7 ½ Uhr: Die versunkene Glocke.
Berliner Theater. Freitag (18. Abonnements⸗ Vorstellung): Neu einstudiert: Die Jungfran von Orleans. Anfang 7 ½ Uhr.
Sonnabend, Nachmittags 3 Uhr: Aschenbrödel. — Abends 7 ½ Uhr: Renaissance.
Sonntag, Nachmittags 2 ½ Uhr: Die offizielle Frau. — Abends 7 ½ ÜUhr: Kaiser Heinrich.
Lessing-Theater. Freitag: Die goldne Eva. (Jenny Groß.) Anfang 7 ½ Uhr.
Sonnabend: Zum ersten Male: Die Wieder⸗ kehr. s Schauspiel in 3 Aufzügen von Frangois de Curel. — Hierauf: Neu ein⸗ studiert: Niobe. (Jenny Groß.)
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr (volksthümliche Preise): Die goldne Eva. (Jenny Groß.) — Abends 7 ½ Uhr: Die Wiederkehr. (L'Invitée.) — Hierauf: Niobe. (Jenny Groß.)
Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗ burg. Freitag: Die Frauenjäger. (Le Dindon.) wank in 3 Akten von Georges Feydeau, übersetzt und für die deutsche Bühne bearbeitet von Benno Jacobson. Anfang 7 ½ Uhr. Sonnabend und folgende Tage: Die Frauenjäger. Sonntag, den 17. Januar, Mittags 12 Abr. Matinsée. Zum ersten Male: Junge Ehe. Lustspiel in 4 Akten von P. H. Kirstein.
8
n sind. Solchen Familien will der Verein mit Rath und in ällen auch mit einer sofortigen kleinen Geldunterstützung
Der Königliche Polizei⸗Präsident erläßt folgende Be⸗
deren äußerlicher Anwendung an Sublimat⸗ (Quecksilber⸗)
Diese pflegt sich zuerst durch metallischen Geschmack im Munde, Im vermehrte Speichelabsonderung und Entzündung der Mundschleimhäute, sowie durch Magenbeschwerden und Diarrhöen kundzugeben. In ent⸗ sprechenden Fällen würde die Anwendung des Mittels sofort auszusetzen und ärztliche Hilfe herbeizurufen sein. Der etwaige Genuß der ein starkes C en pflegt unter entsetzlichen Qualen wegen Ver⸗ ätzung der Verdauungsorgane den Tod herbeizuführen. nannten Medizinalpersonen daher die größte Vorsicht bei Aufbewahrung und Verwendung der Pastillen zur Pflicht. lässigung dieser Vorsicht Vergiftungen auch 1 ten sein, so würden Medizinalpersonen strafrechtlich deshalb verfolgt und auch zivilrechtlich für etwaigen Schaden haftbar gemacht werden können. HK dürfen Sublimatpastillen zur Bereitung von Einspritzungen und dergl. nur in solchen Einzelfällen verwenden, in denen dies vom betreffenden
Berlin, den 24. Dezember 1896. Der Polizei⸗Präsident. Windheim.
1 8 1 dem Verbande deutscher Brieftauben⸗ Liebhaber angehörigen Vereine⸗Berolina“, „Phönix⸗ und Komet“ haben ihre Brieftauben der estellt. Das Polizei⸗Präsidium macht bekannt, daß 1 gen Tauben den Schutz des Gesetzes vom 28. Mai 1894 (Reichs⸗Gesetzblatt, Seite 463 ff.) genießen. Behufs ihrer Erkennung sind diese Tauben mit einem auf der Innen⸗ seite beider Flügel aufgedrückten Stempel bezeichnet, welcher das
die den Vereinsmitgliedern gehöri
Der Neubau der Potsdamer⸗ und der Victoriabrücke, dessen Entwurf nunmehr die Genehmigung des Polizei⸗Präsidiums er⸗ halten hat, soll mit dem Eintritt des - erfährt, soll zunächst die Victoria⸗ brücke erbaut werden, welche fast
ahrdamm und je 3 m für die Bürgersteige. ellung wird der gesammte Verkehr über die Victoriabrücke geleitet, die Potsdamerbrücke abgerissen und ihr diese Brücke wird genau, vom Potsdamer Platz aus, eine Verlänge⸗ rung der Straße bilden und eine Breite von 25 m erhalten, von je 5 m auf die Bürgersteige ent⸗ 8 ücken bleibt ein dreieckiger offener Licht⸗ ht, d Stirnseiten der Brücken durch kunstvolle schmiedeeiserne Geländer abgeschlossen werden soll. Was die bildnerische Ausschmückung anlangt, so wird es sich dabei nicht um Denkmäler
denen 15 auf den Fahrdamm und Zwischen beiden Brücken b
lahre sind in der Presse wiederholt Vergiftungen und ern durch Sublimatpastillen zur Sprache 7 V 8 Burn⸗ 2 Hern . vev. 8 geift 28¾ 8 zinal⸗Angelegenheiten vom 20. November 1896 ersuche ich daher die Herren Aerzte, Sublimatpastillen nur 8 schreiben, wie sie der einzelne Krankheitsfall voraussichtlich erbeischt, und dabei die Umgebung des Kranken auf die Giftigkeit des Mittels und die zur Verhütung von Unglücksfällen erforderlichen Vorsichts⸗ maßregeln aufmerksam zu machen.
Das niedere Heilpersonal, insbesondere die Krankenpfleger und Pflegerinnen, Hebammen, sowie die Heildiener mache ich darauf auf⸗ merksam, daß mit dem Gebrauch von Sublimatpastillen unter Um⸗
liche Gefahren für die Kranken insofern verbunden sein können, als manche Personen bei
gebracht worden. Infolge des Kichen⸗ Unterrichts⸗ und Medi⸗
in solchen Mengen zu ver⸗ stellung
es chch ance
Benutzung von Sublimatlösungen
bieten. Ich mache den ge⸗
Sollten durch Vernach⸗ nur geringeren Grades die betreffenden
wie „W. T. straße.
Hebammen
Militärverwaltung zur Ver⸗ zufolge,
gebrannt.
handeln, sondern es soll * Eö als als motorische
körpert werden. Si ee
In der alten „Urania“ (Invaliden ielt 6 her Dr. Sp 1 dilchenfcgehe hielt am Des Linde's Methode der „Verflüss 2 8 8 cher üllt, unter den Zuschauern herumgereicht. Das Versah * Verein 8. 19 . ve. über Iden 2 III“ „ utscher Ingenieure“ 1 ausführlich beschrscben⸗ scde sals perdient das (Püöhter; dn vegelehen semm läst. wicht ae Heee auf den Gebiet und der Technik dem ügli zu machen, volle Anerkennung. P.ül e zugäan
Der Billetverkauf zu dem Ballfest des Vereins „Be ess 5 1en en, mgonte m . Herrn Dr. ner ohrenstraße 10, v 1 T täglich von 4 bis 6 Uhr Nachmittags statt. “
Im Zirkus Renz wird die Erstaufführung des
setttngefee in 8 maüctg Fagen, vereelins am Sann 8 attfinden. Herr Direktor Franz ill d ’1 die „Jubiläumssaison“ zu wahrhoft afänttndsenn Bersgnss voll einlösen und dem Publikum eine ganz besondere Ueberrascee
üre he 14. 88e mühle in Servanlivry ist, nach einer Meldung des „W. T. g. durch Explosion zerstört worden. 8 1.8.
Genf, 14. Januar. In der letzten Nacht ist, dem „W. T. 8 zu das fünfstöckige, Stadt⸗Theaters mit dem
Der Schaden ist n
die Entwickelun und die chieden enh ä quelle, 8 Figuren oder —
Vortrag üher Profse igung der atmo sefese Die Siasfigken wurde, 21 värisce
Jedenfalls verdient das Institut
2., Wweig
18. Januar, im Burerli⸗
einer wahrhaft glänzenden zu gestalle
Bremen, 14. Januar. Seit heute Morgen 3 ¼ Uhr bre B.“ meldet, die drei mittler Aktiengefellschaft für Pachänsees
„Bremer Packhäuser“ in der
Sie sind bis auf die Umfassungsmauern zerstört, 1 e. beiden angrenzenden Häuser zum theil erhalten werden konnten.
in den vom Feuer in Mitleidenschaft gezogenen 5 Häusern der Gesc schaft befindliche bedeutende Quantum Taback, welches daselbst sh Rechnung der Firmen H. F. E. Meyer und Fritz Strauch u. Ect lagerte, ist durch Feuer und Wasser völlig vernichtet worden.
Ein Theil der staatlichen Pulben
alleinstehende Re Fanzen Inhalt scht unerheblich.
quisitenhaus eh vollständig nieden
rühjahrs in Angriff genommen 1 von türki
Enn im Zuge der Bictoriastraße zreite von 17 m, 11 m für den Nach ihrer Fertig⸗
Neubau in Angriff genommen;
Nenes Theater. Schiffbauerdamm 4 2./5. Direktion: Sigmund Lautenburg. Freitag: Marcelle. Komödie in 4 Akten von Victorien Sardou. Für die deutsche Bühne bearbeitet von Paul Lindau. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Anfang 7 ½ Uhr.
Sonnabend und folgende Tage: Marcelle.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu halben Preisen: Der Hüttenbesitzer. Schauspiel in 4 Akten von Georges Ohnet. G
Schiller⸗Theater. Freitag, Abends 8 Uhr: Der Millionenbaner.
Sonnabend, Abends 8 Uhr: Der Schierling. — Die Komödie der Irrungen.
Theater des Westens. Kantstraße 12. (Bahn⸗ hof Zoologischer Garten.) Freitag: Der Militär⸗ staat. Anfang 7 ½ Uhr.
Sonnabend: Zum ersten Male: Der Dornen⸗ weg. Schauspiel in 3 Akten von Felix Philippi.
Theater Unter den Linden. Bebrenstr. 55/57. Dirertion: Julius Fritzsche. Freitag: Die Fiedermaus. Komische Operette in 3 Akten von C. Haffner und Rich. Genée. Musik von Johann Strauß. Dirigent: Herr Kapellmeister Korolanyi. Anfang 7 ½ Uhr.
Sonnabend: Neu einstudiert: Gillette von Narbonne. Komische Oper in 3 Akten von Henri Chivot und Alfred Duru. Musik von Edmond Audran.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Der Bettel⸗ student.
Thalia-Theater (vorm. Adobph Ernst⸗Theater). Dresdenerstraße 72/73. Direktion: W. Hasemann. Freitag: Frau Lientenant. Vaudeville in 3 Akten von Paul Ferrier und Antony Mars. Deutsch von Hermann Hirschel. Musik von Gustav Serpette und Victor Roger. Anfang 7 ½ Uhr.
Sonnabend und folgende Tage: Frau Lieutenant⸗
Zentral⸗-Theater. Alte Iakobstraße 30. Freitag: Emil Thomas
Direktion: Richard Schultz. a. G. Letzte Auffuͤhrung von: Eine wilde Sache. Große Ausstattungsposse mit Gesang und Tanz in 6 Bildern von W. Mannstädt und Julius Freund. Musik von Julius Einödshofer. Anfang 7 ½ Uhr.
Sonnabend, Sonntag und die folgenden Tage: Eine tolle Nacht.
Konzerte.
Konzerthaus. Karl Meyder⸗Konzert.
Freitag: Unter freundlicher Mitwirkung des Kom⸗ ponisten Herrn Martin Schmeling. „Traum⸗ bilder“, Walzer von Schmeling. „La Sylphide“ von Schmeling. Walzer „Perle de Malaga“ von
meling. „Scoène de Ballet“ von Schmeling, unter perfönlicher Leitung des Komponisten.
Konstantinopel, 14. Januar. rkischer Seite ausgehenden rage der indischen Pilger konnte der Sanitätsrath i einer gestrigen Sitzung keinen Beschluß fassen. Basra, am Schatt⸗el⸗Arab, sind Schiffe mit Pestkkranken zurückgewiesen worden. 1042 indischen Pilgern abgegangen war, von denen untermwe 2 an der Pest gestorben f an der arabischen Künste des Rothen Meeres, eingetroffen.
—
Nach Schluß der Redaktion eingegangene
Depeschen.
(W. T. B.) Wegn Widerstandes in
Nur i Ein englisches Schiff, welches ii
—
ind, ist bei der Insel Kamarer
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweirr
Beilage.)
—
Saal Bechstein. Freitag, Anfang 7 ½ ll II. Konzert (mit eigenen Kompositionen) un Albert Eibenschütz. Mitwirkung: Frau Schmibt Steenebrügge, Herren Professor Hollaende Rampelmann und Hekking.
Birkus Renz. Karlstraße. Saison 1896/97.) Freitag: Große brillante Vorstellung. Lustige Blätter! Neue Einlage. Leuchte Karrikaturen. Außerdem: Donner und Darzz Rapphengste, vorgeführt von Rob. Renz. A der Schulreiterin Mlle. Wilma mit dem Stü pferde Pretty⸗Boy. Ferner: Das phäno meutt Rechengenie Mr. Inandi als Gast. Auftrte der neu engagierten Kunstkräfte allerersten Rangu Die vorzüglichsten Clowns.
Sonnabend: Lustige Blätter!
(Jubi länn Abends 7 ½ Uhr. Kolossaler Erfohzg
Familien⸗Nachrichten. Berlobt: Frl. Lotte Trusen mit Hrn. Paft Beyer (Magdeburg —Annarode b. Mansfeld). Frl. Carola Frey mit Hrn. Lieut. Georg Emm (Breslau). — Frl. Emmi Serno mit §r Syndikus Paul Voigtel (Glogau). — Fr. N. Lühe, geb. Kolbenach mit Hrn. Rechnungs⸗NRn
Theodor von Rekowsky (Liegnitz).
Verehelicht: Hr. Prem. ⸗Lieut. Graf von Bismank Bohlen mit Frl. Klara von Wedel (Berlin).
Hr. Ernst von Eicke und Polwitz mit Frl. Mechtkü 8
Scheurich (Breslau).
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Prem.⸗Lient. un Colditz (Berlin). — Hrn. Bürgermeister Spring (Liebau i. Schl.). — Eine Tochter: vm Hans Heinrich von Scheliha (Jeschütz). — He Amtsrichter David (Breslau).
Gestorben: Hr. Polizei⸗Rath a. D. Edunf Crusius (Alt⸗Landsberg)h. — Emmi Gräfin 1 Lusi (Gandersheim). — Hr. Major Valer Mau (Wittenberg). — Hr. Regierungs⸗ und Baur Ernst Moritz Reinike (Wiesbaden). — Hr. Kre baumeister und Prem.⸗Lieut. a. D. En⸗ Böttger (Reichenbach i. Schl.) — Hr. Ritt utsbesitzer Dr. jur. Erich Frhr. von Richthen Bracelshof). — Verw. Fr. Oberförster Mathll Cusig, geb. Gillet (Stoberau). — Hr. Kanzl Rath Hermann Kalähne (Berlin). — Hr. Krets gerichts⸗Rath a. D. Eduard Heintze (Berlin). Hr. Kreis⸗Direktor Sengenwald (Gebweiler).
Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth in Berlin.
Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlag Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32,
Sechs Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).
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Berlin, Donnerstag, den 14. Januar
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Telegraphische Berichte von deutschen Fruchtmärkten.
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Gezahlter Preis für 1 Doppelzentner
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werbeordnungsvorschriften hat die Ziegelei⸗Industrie aufzuweisen.
Deutscher Reichstag. 151. Sitzung vom 13. Januar 1897, 1 Uhr.
Die zweite Berathung des Reichshaushalts⸗Etats für 1897/98 wird fortgesetzt, und zwar bei dem Gehalt des Staatssekretärs des Reichsamts des Innern.
Abg. Hüpeden (b. k. F.): Eine Wahrheit hört nicht auf, beherzigenswerth zu sein, wenn sie von sozialdemokratischem Munde ausgesprochen wird. Ich kann also Manches von dem unterschreiben, was die sozialdemokratischen Redner über die Fabrikinspektoren gesagt haben. Ich schließe mich namentlich der Forderung der Einführung weiblicher Inspektoren an. Die meisten Ueberschreitungen der e8
in Gewerkverein der Ziegler hat sich im Lippeschen gebildet; die Männer sind von einem guten Geist beseelt. Wenn die Wünsche dieses Ge⸗ werkvereins der Reichsregierung vorgetragen werden, so sollten sie ein freundliches Gehör finden. Auch bei den Zieglern ist das System des Accordmeisters und Zwischenmeisters vorhanden, und der Aufsichtsbeamte von Potsdam hat Recht, wenn er meint, daß diese Zwischenmeister nicht als selbständige Unternehmer gelten dürfen. Auch der Arbeitsnachweis spielt eine große Rolle, so namentlich auch in Hamburg, wo der Heuerbaas und der Schlafbaas großen Anlaß zur Unzufriedenheit gegeben haben. Bei der Seemannsordnung sollte man darin eine Aenderung treffen und überhaupt an die Verstaatlichung des Arbeitsnachweises denken. Der Casseler Beamte hat eine Sprechstunde eingeführt, aber im dortigen Evangelischen Arbeiterverein kannte kein Mensch den Aufsichts⸗ beamten und seine Sprechstunde. Die Arbeiter fürchten, wenn sie zu den Beamten in Beziehungen treten, entlassen zu werden. Die Beamten und die e Arbeiter müssen in engste Fühlung treten. Die Arbeiter haben vielfach nicht über die Arbeitgeber selbst, sondern über die Zwischenorgane zwischen ihnen und den Arbeitgebern zu klagen. Die Arbeiter schließen sich der Sozialdemokratie an, weil sie sehen, daß sie eine Besserung ihrer Lage nicht erreichen können. Darin liegt das Unglück, daß man den Arbeitern die Vertretung ihrer Interessen nicht gestattet. Wer die Sozialdemokratie als eine Aus⸗ eburt der Hölle betrachtet, der sollte gerade eine Organisierung der Gewerk⸗ schaften fördern, über deren guten Einfluß vielfach berichtet wird. Die Abneigung der Arbeitgeber gegen die Arbeitervereine ist höchst bedauerlich. Die Unterdrückung der Arbeiter führt zur Bevormundung und Gewalt⸗ samkeit. Das ist Herrn von Stumm bezeugt worden von den Geist⸗ lichen des Saarreviers, die sein System kennen und auch dessen gute Seite anerkennen. Sie erkennen aber auch seine Schattenseiten. Herr von Stumm hat am 12. April 1896 eine Rede in Neunkirchen ge⸗ halten. Seine Behauptung, daß die Geistlichen des Saarreviers Un⸗ wahrheiten ausgesprochen hätten, ist ihm gerichtlich als unbegründet nachgewiesen. (Präsident Freiherr von Buol bittet den Redner, von der Rede des Herrn von Stumm zu dem Gehalt des Staats⸗ sekretärs zurückzukommen. Zwischenruf des Staatssekretärs des Innern,
Staats⸗Ministers Dr. von Boetticher: Ich bin für die Reden des
Herrn von Stumm nicht verantwortlich.) Es ist ganz gut, daß von den Autoritäten der Regierung festgestellt wird, daß sie mit Herrn von Stumm nicht übereinstimmen. Die Kaiserlichen Erlasse sind noch nicht ausgeführt, auch wenn Herr von Stumm dies behauptet. Die Regierung wird sich entscheiden müssen, ob sie in Bezug auf Organisation der Arbeiter sich auf seiten des Herrn von Berlepsch oder auf seiten des Herrn von Stumm stellt. Herr von Stumm hat verwirrend gewirkt dadurch, daß er jeden, der nicht ihm folgen wollte, als Sozialdemokraten bezeichnete. Wo es sich um die Erkämpfung einer besseren Lebenslage, einer freieren Bewegung der Arbeiter handelt, da soll man nicht immer das Christenthum hineinbringen; denn das Christenthum will Charaktere, und der Kulturkampf um die Verbesserung der wirth⸗ schaftlichen Lage verträgt sich sehr wohl mit dem Christenthum. Herr von Stumm hat erklärt, daß er kein Gegner von Arbeiterorgani⸗ sationen sei; dann möchte ich ihn aber bitten, uns 858 läge zu machen, wie er sich die Organisation denkt. Es handelt sich darum, daß die Arbeiter als gleichberechtigter Faktor anerkannt werden. Wie sich alle Landesherren haben gefallen lassen, daß ihre Macht zu Gunsten der Volksvertretung beschränkt wurde, so muß
sich das ein Arbeitgeber in seinem Betriebe auch gefallen lassen. Für die Arbeiter muß eine Instanz geschaffen werden, wo sie ungestraft ihre Wünsche kundgeben können. So lange Herr von Stumm dafür nicht sorgt, ist seiner Behauptung, daß er kein Feind der Arbeiterorgani⸗ sationen sei, kein Glauben beizumessen.
Abg. Freiherr Heyl zu ve (nl.): Was das Ver⸗ hältniß des Herrn von Stumm zu seinen Arbeitern betrifft, so kenn⸗ zeichnet sich dasselbe als geradezu vorbildlich. In den großen Fabriken des Herrn von Stumm bestand längst ein Aeltestenausschuß, der mitzu⸗ reden hatte, und der jetzt in einen Arbeiterausschuß umgewandelt ist. Die Ermittelungen über die Lage der Arbeiter in der Kleider⸗ und Wäschekonfektion liegen jetzt vor, und sie zeigen die Leiden der Arbeiterinnen in dieser Branche. Die Kommission für Arbeiter⸗ statistik hat Vorschläge noch nicht ausgearbeitet; sie hat aber jetzt dem Reichskanzler Vorschläge gemacht, welche sich in der Richtung der Anträge bewegen, welche meine Freunde bei Gelegenheit der Inter⸗ pellation im vorigen Jahr eingebracht haben. Ich möchte an den Herrn Staatssekretair die Frage richten, welche Maßregeln die ver⸗ bündeten Regierungen zu ergreifen gedenken. Arbeitgeber und Arbeit⸗ nehmer der Konfektion haben sich dem Spruche des Gewerbegerichts unterworfen. Die Arbeiter haben es ermöglicht, daß die Kon⸗ fektionäre ihre Saisonarbeiten erledigen konnten. Aber die Arbeit⸗ geber haben sich später an die Vereinbarungen nicht gehalten, weil sie meinten, dieselben seien getroffen, um den Ausstand zu beseitigen. Die Ermittelungen des Gewerbegerichts haben ergeben, daß die Löhne menschenunwürdig niedrig sind, nicht wegen der niedrigen Preise, welche die Konsumenten zahlen, sondern weil von anderer Seite die Löhne unterboten wurden. Zu den schlechten Löhnen kommt die schlechte Ernährung und die schlechten Wohnungen. Sogar die Zuthaten müssen die Arbeiterinnen von ihrem kargen Lohn noch bezahlen. Die Zwischenmeister stehen nicht im Dienst⸗, sondern nur in einem Werkvertrage zu den Konfektionären, die letz⸗ teren haben also nicht die Versicherungspflicht für die Arbeiter. Jetzt sind die Zwischenmeister keine Sachverständigen mehr, sondern nur noch Arbeitsvertheiler, die 40 % der Löhne in ihre eigene Tasche stecken. Die Heimarbeiterinnen stehen ja nur halb so gut im Lohn wie die Fabrikarbeiterinnen, aber sie genießen nicht die Vortheile der Arbeiterversicherung. Wir hatten beantragt, die Fabrikaufsicht auf die Heimarbeit in der Konfektion auszudehnen. Wir halten diese Anträge auch heute noch aufrecht. Es sollte der Arbeitsvertrag zwischen Konfektionär und Zwischenmeistern in eine bestimmte Form gebracht werden, wodurch die Zwischenmeister zur Einrichtung von Werkstätten gezwungen würden, sobald nur ein einziger nicht zur Familie ge⸗ höriger Arbeiter beschäftigt wird; es müßte aber auch die Arbeits⸗ zeit geregelt, Lohnbücher eingeführt werden ꝛc. In England, in der Schweiz und in Amerika sind schon weitgehende Bestimmungen nach dieser Richtung hin getroffen worden, mit denen die Arbeiter sehr zufrieden sind. Bei der schlechten Lage dieser Arbeiterinnen muß man wünschen, daß die Regierungen bald eingreifen. Es sollte dem Titel VII der Gewerbeordnung ein neuer Titel über die Heim⸗ arbeiter eingefügt werden, damit den Arbeitgebern auch die Verant⸗ wortlichkeit für die Lage ihrer Arbeiter auferlegt wird.
Staatssekretär des Innern, Staats⸗Minister Dr. von Boetticher:
Meine Herren! Daß die Reichsverwaltung volle Sympathie für die Lage der Arbeiter und Arbeiterinnen in der Konfektionsbranche hegt, das haben Sie aus meiner vorjährigen Rede über diese Ver⸗ hältnisse entnommen. Diese Sympathie ist im Laufe dieses Jahres nicht geringer geworden, und wir beklagen es insbesondere, daß der Versuch, den das hiesige Einigungsamt gemacht hat, um wenigstens rücksichtlich der Löhne ein befriedigendes Verhältniß für die Arbeiter der Konfektionsbranche herzustellen, nicht von Erfolg begleitet gewesen ist. Man hat sich zwar damals über einen Tarif geeinigt, der geeignet war, die Lage der Arbeiter wesentlich zu verbessern, allein dieser Tarif ist demnächst von den Arbeitgebern verlassen worden, und ich unterschreibe, was die Beurtheilung dieses Vorgangs anlangt, alles das, was der Herr Freiherr von Heyl die Güte gehabt hat, hier zu
“
zeiger und Königlich Preußischen
sagen. (Sehr gut! links.) Ich beklage es auf das äußerste, daß
man sich ohne weiteres dazu entschlossen hat, einseitig von diesem
Tarif abzugehen.
Nun, meine Herren, konnten Sie sich darüber wundern, daß das hobe Haus, nachdem nahezu ein Jahr seit jener Februardebatte ver⸗ gangen ist, noch nicht mit Vorschlägen zur Besserung auf dem Gebiet der Hausindustrie befaßt worden ist. Meine Herren, wir sind inzwischen nicht müßig gewesen, wir haben vielmehr Vorschläge ausgearbeitet, haben aber natürlich Anstand genommen, mit diesen Vorschlägen hervorzutreten, so lange nicht die Enquste, die die nächste Frucht jener Februarberathungen war, zum Abschluß gelangt ist. Das ist, wie Sie aus dem Vortrage des Herrn Abg. Freiherrn von Heyl entnommen haben, erst in den allerletzten Tagen geschehen, und der Herr Freiherr von Heyl ist sogar der Zukunft etwas vorausgeeilt, wenn er annimmt, daß die Enquste, die in die Hände der Kommission für die Arbeiterstatistik gelegt war, schon zu bestimmten formulierten Vorschlägen sich verdichtet hätte bezw. daß diese Vorschläge bereits an den Herrn Reichskanzler gelangt wären. Die Berathungen der Kommission sind allerdings abgeschlossen, aber der Bericht, den die Kommission dem Herrn Reichskanzler zu erstatten hat, liegt noch nicht vor. Er wird jedoch in kurzer Frist dem Herrn Reichskanzler zugehen.
Sie werden, meine Herren, unter diesen Umständen es begreiflich finden, wenn ich nicht tiefer in diese Materie eindringe und wenn ich mich nur auf die allgemeine Bemerkung beschränke, daß im allgemeinen die Vorschläge, welche Herr Freiherr von Heyl gemacht hat, auch demnächst als solche anzusehen sein werden, die wir dem Bundesrath zu machen beabsichtigen. Insbefondere wird es sich dabei handeln um die Ausdehnung der Arbeiterschutzbestimmungen der §§ 135 bis 139 b der Gewerbeordnung, einschließlich der Gewerbe⸗ inspektion, auf die Werkstätten in der Konfektionsindustrie. Es wird sich weiter darum handeln, den Arbeitsvertrag in eine bestimmte Form zu bringen — ein Punkt, auf den der Herr Abg. Freiherr von Heyl ein ganz besonderes Gewicht gelegt hat — und zwar voraussichtlich in der Weise, daß ein Lohnbuch vorgeschrieben wird, in welchem die Arbeitsbedingungen, unter denen die Arbeit übernommen und geleistet werden soll, ganz bestimmt formuliert werden.
Wir gehen außerdem damit um, die Kranken⸗, Invaliditäts⸗ und Altersversicherung auf die Hausindustriellen der Konfektionsindustrie auszudehnen, und wir sind endlich der Meinung, daß, wenn wir die Gewerbeaufsicht, wie sie für die Industrie geregelt ist, auch auf die Hausindustrie werden ausgedehnt haben, in Bezug auch auf alle die⸗ jenigen Mängel, die wir mit dem Herrn Abg. Freiherrn von Heyl — rücksichtlich der gesundheitlichen Behandlung und Stellung der Ar⸗ beiter beklagen, Abhilfe sich wird schaffen lassen. Ich bitte die Herren, sich also noch eine kurze Zeit zu gedulden, dann werden wir hoffentlich so weit sein, daß wir mit positiven Vorschlägen werden hervortreten können.
Nun gestatten Sie mir noch eine Bemerkung zu den Aus⸗ führungen des Herrn Abg. Hüpeden. Er hat aus einem Zwischenruf, der dem Zaun meiner Zähne entfahren ist (Heiterkeit), einen Schluß auf die politische Stellung der Regierung gezogen, der ein durchaus unberechtigter sein würde. Der Herr Präsident hatte den Herrn Ab⸗ geordneten darauf aufmerksam gemacht, daß die Reden des Herrn Abg. Freiherrn von Stumm doch nicht zu dem Etat des Reichsamts des Innern gehörten, und ich habe mir im Anschluß an diese durchaus zutreffende Erinnerung des Herrn Präsidenten nur die Be⸗ merkung erlaubt, aß ich für diese Reden nicht verantwortlich sei. Ich wollte damit ausdrücken, daß man bei der Etatsdebatte Aufschluß von dem betreffenden Ressortchef erwartet oder auch die Gelegenheit benutzt, ihn anzugreifen, daß ich aber über diese Reden des Herrn Freiherrn von Stumm keine Auskunft zu geben vermöchte. Daraus hat der Herr Abg. Hüpeden den Schluß gezogen, daß nun- mehr ein anderer Wind in Bezug auf die Gewerbepolitik wehe. Ich habe an die Gewerbepolitik dabei garnicht gedacht (Heiterkeit), sondern bloß an die formelle Stellung der Reden des Herrn Abg. Freiherrn von Stumm zum Etat des Reichsamts des Innern. Wenn der Herr Abg. Hüpeden von mir zu wissen wünscht, wie der Bundesrath zu der Frage stehe, ob die Kaiserlichen Erlasse vom 4. Februar 1890 schon als durchgeführt anzusehen sind, oder nach welcher Richtung hin sie noch der Durchführung bedürfen, so habe ich darauf hinzuweisen, daß der Bundesrath sich niemals mit akademischen Betrachtungen abgiebt. Er wartet vielmehr, und zwar auch auf sozialpolitischem Gebiet, ab, ob ihm von irgend einer Seite, sei es von seiten des Präsidiums, sei es von seiten einer Landesregierung, gesetzgeberische Vorschläge gemacht werden, nimmt dann dazu Stellung und prüft sie namentlich auch nach der Richtung hin, ob sie mit den Grundsätzen harmonieren, die in den Februarerlassen vom Jahre 1890 ausgesprochen worden sind.
Abg. Freiherr von Stumm (Rp.): Die Rede des Abg. Hüpeden erinnert an den Erfurter Kongreß, wo so viele Meinungen als Per⸗ sonen vorhanden waren und niemand mit seinem Nachbarn überein⸗ stimmte. Ich nehme Herrn Hüpeden seine Rede nicht übel. Aber es war nicht schön, daß er einen abwesenden Abgeordneten angegriffen hat. Seine Entschuldigung war nicht ausreichend, daß Herr von Kardorff meinen Namen genannt hat. Er hat auch darauf hingewiesen, daß ich Verhandlungen des Landes⸗Eisenbahnraths beiwohnte. Daß Herrn
üpeden das Wort abgeschnitten worden sei, ist doch nicht maßgebend. Beim Bürgerlichen Gesetzbuch, als ich anwesend war, hätte er Ge⸗ legenheit gehabt, sich mit mir auseinanderzusetzen. Wenn ein Abgeord⸗ neter seit 30 Jahren im Parlament nicht ganz ohne Erfolg gearbeitet hat, dann sind solche Angriffe unberechtigt. Der Vorwurf der mangel⸗ haften Wahrheitsliebe, den mir Herr Bebel gemacht hat, ist von keiner Seite aufgenommen worden, auch von Herrn Hüpeden nicht. Der letztere hat mich aufgefordert, herauszurücken mit dem, was ich unter Arbeiterorganisation verstehe. Ich habe das so oft ausgeführt, daß ich mich scheue, es zu wiederholen; 1869, 1878 habe ich die Arbeiterorganisation bn. auf Grund der Knavppschafts⸗ kassen, ein Zusammengehen der Arbeiter und Arbeitgeber. Ich habe ausdrücklich darauf hingewiesen, daß ich heute noch auf diesem Boden stehe. Bei der Novelle zur Unfallversicherung werde ich meiner Meinung wieder Ausdruck geben, daß die Arbeiter nicht bloß in die Schiedsgerichte, sondern auch in die Verwaltung hineingebracht werden müssen. Wiederholt habe ich im Reichstage festgestellt, daß ich mit