die Gemeinden in erster Linie die Schullasten zu tragen haben. Nach Art. 112 foll es bezüglich der Schule bei den bestehenden Gesetzen bleiben, bis ein allgemeines Unterrichtsgesetz erlassen wird. Nun sind zwar inzwischen verschiedene Gesetze erlassen worden, aber die Verfassungs⸗ bedenken verdienen eine gewisse Rücksichtnahme, und deshalb beantrage ich gemäß den verfassungsmäßigen Vorschriften eine nochmalige Ab⸗ stimmung über die Vorlage nach 21 Tagen. b Abg. Dr. von Hepdebrand und der Lasa 99 Meine Freunde theilen diese Verfassungsbedenken nicht; sie glauben, daß inzelne Materien sehr wohl durch besondere Gesetze gersgelt werden können. Von den vorliegenden Abänderungsanträgen ist der des Abg. Lohmann wegen der Anrechnung der Dienstzeit an Privatschulen annehmbar.
8 Abg. Sack (d.kons.) macht ebenfalls verfassungsrechtliche Bedenken geltend.
Abg. Seyffardt (nl.): Meine Freunde werden keine Anträge stellen, sie halten aber ihren Standpunkt aufrecht; wir sind der Meinung, daß das Gesetz nicht ganz ausreichend ist, wenn es auch ein großer Fortschritt ist für Schule und Lehrer, und deshalb werden meine Freunde mit Ausnahme weniger für das Gesetz stimmen.
Abg. Rickert (fr. Vgg.): Wer die Vorlage für eine Aenderung der Ver dssung hält, der muß darauf halten, daß die Erledigung in den verfassungsmäßigen Formen erfolgt. Wir können uns aber dieser Anschauung nicht anschließen und halten desbalb die gewöhnlichen
ormen für ausreichend. Mir wird es schwer, für das Gesetz zu stimmen angesichts der Besoldungsverbesserung der Beamten. Denn ich kann es nicht anerkennen, daß die Lehrer und Beamten nicht gleichgestellt werden können. ch werde für das Gesetz stimmen auf die Gefahr hin, daß der Finanz⸗Minister sich für altersschwach hält, wenn die Freisinnigen mit ihm übereinstimmen. Das Gesetz befriedigt in keiner Weise die Wünsche der Lehrer; des⸗ halb werden die Forderungen der Lehrer stets wiederkehren, und jeder Kultus⸗Minister wird auf diese Frage zurückkommen müssen. Ich lebe des Glaubens, daß schließlich auch ein Finanz⸗Minister sich über⸗ zeugen wird, daß die Forderungen der Lehrer und die Klagen der großen Städte berechtigt sind.
Abg. von Tzschoppe (fr. kons.): Meine S können nicht anerkennen, daß die Vorlage den Wünschen der Lehrer in gar keiner Weise entspricht. Auch wir hätten gern einige weitere Wünsche der Lehrer befriedigt; aber da die Regierung Wider⸗ spruch dagegen erhoben hat, daß z. B. mit der Erhöhung der Alterszulagen auch das Grundgehalt erhöht wird, so mußten wir uns fügen und werden nur noch an einem Punkte eine Besserung versuchen. Wir können 8 das Gesetz, wie es fertig geworden ist, mit einer gewissen Befriedigung blicken. Es wird aber noch weiter eine Neuordnung des Lehbrerreliktenwesens erfolgen müssen. Vielleicht wiederholt der Minister seine in der Kommission abgegebenen beruhigenden Erklärungen. Eine andere Aufgabe wird sein, die Bezüge der Geistlichen, soweit sie ungenügend sind, zu erhöhen; denn manche derselben sind schlechter gestellt als die Volksschullehrer.
Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten D. Dr. Bosse: Nicht bloß die politischen Freunde des Vorredners, sondern alle Parteien des Hauses sind wohl der Meinung, daß die Ordnung des Relikten⸗ wesens der Volksschullehrer nicht genügt. Dieser Meinung ist auch die Regierung. Ich kann also die lärung, daß es der Regierung dringend am Herzen liegt, das Reliktenwesen neu zu ordnen, nur wieder⸗ holen. Ferner stimme ich darin mit dem Vorredner überein, daß wir für die Geistlichen etwas thun müssen. Ich bin auch mit der Finanzverwaltung in Verhandlungen getreten, und sobald der Gesetz⸗ entwurf über die Beamtenbesoldung erledigt sein wird, werden wir uns dieser Frage zuwenden.
Abg. Pleß (Zentr.) bringt nochmals die Verfassungsbedenken zur Sprache und erklärt das Grundgehalt für durchaus nicht aus⸗ reichend für die Lehrer der westlichen Provinzen. Man hätte das verschiedene Grundgehalt nach den Regierungsbezirken festsetzen müssen.
erfordert, daß eine gesetzliche Regelun 885 ne Regelung derselben na Regierungsbezirken
nicht möglich, weil nicht der Staat, sondern die Gemeinden und die Gutsberrschaften die Gehälter zu zahlen haben. Die Beamtengehälter kann man durch den Wohnungsgeldzuschuß nach den Servisklassen regeln, weil die Beamten in den Städten wohnen. Aber die Lehrer wohnen überall auf dem Lande, und da kann man höchstens das Grundgehalt für die billigsten Orte feststellen. Das Grundgehalt von 900 ℳ reicht meiner Meinung nach durchaus nicht aus. Aber daran kann man nichts ändern, ohne Laß ein umfassendes Schulgesetz gemacht wird. Denn das jetzige Gesetz kann nur einen provisorischen Zustand schaffen.
(Schluß des Blattes.)
der Gehaltsfrage er⸗
8 Kunst und Wissenschaft.
Von Dr. Preuß, dem Leiter des Botanischen Gartens in Victoria (Kamerun)/, sind an das hiesige Königliche botanische Museum zur Begutachtung mehrere Proben von Stricken, hergestellt aus der in Kamerun häufigen, „Tote genannten Pflanze eingesandt worden. Die beigelegte Pflanze wurde als Urera obovata Beuth erkannt, welche im tropischen Afrika häufig ist. Ferner sandte Dr. Preuß einen Zweig von einem in Victoria wachsenden Baum von 30 m Höhe ein, den er sfür Kickxia africana hielt. Die Vermuthung von Dr. Preuß hat sich durch Vergleich mit im Botanischen Museum befindlichen Originalexemplaren dieses so werth⸗ vollen Kautschukbaumes als richtig erwiesen. Es wird sich also jetzt nur darum handeln, größere Bestände des Baumes in Kamerun behufs der Kautschukgewinnung aufzusuchen und epventvell Pflanzungen von Kickxia anzulegen. 8 b
Mannigfaltiges.
Ueber das Ergebniß der am 15. Dezember v. J. zu Gunsten der Volks⸗Lungenheilstätte am Grabowsee im Neuen Königlichen Opern⸗Theater veranstalteten Wohlthätigkeits⸗Vorstellung eht uns von Herrn Regierungs⸗Rath Lewald nachstehende Mitthei⸗ ung zu:
Es betrugen die Einnahmen aus dem Billetverkauf einschließlich einiger besonderen Spenden 18 180 ℳ, diejenigen aus den Buffets und aus dem Programmverkauf 5144,20 ℳ, die Gesammteinnahmen demnach 23 324,20 ℳ Die gesammten Unkosten haben einschließlich der für die fütige Mitwirkung der Königlichen Kapelle an deren Wittwen⸗ und Waisen⸗ asse gezahlten, also gleichfalls einem wohlthätigen Zwecke zugeführten 3182 ℳ 82 ₰ belaufen. Hiernach beträgt die Reineinnahme 20 11 % 38 ₰. Da durch die in der Presse über das Fest und dessen Anlaß veröffent⸗ lichten Mittheilungen ein anonymer Wohlthäter sich veranlaßt esehen hat, dem Schriftführer des Comités 5000 ℳ zu überweisen, onnten dem Volks⸗Heilstätten⸗Verein vom Rothen Kreuz für die Heil⸗ stätte Grabowsee 25 141 ℳ 38 ₰ zugeführt werden. Hiermit ist die Möglichkeit gegeben, die Heilstätte auch während des Winters im Betriebe zu halten und den bedürftigen Familien der daselbst auf⸗ genommenen Kranken eine angemessene Unterstützung zu theil werden zu lassen. Allen, die zu diesem erfreulichen Erfolge beigetragen haben, sei hiermit der wärmste Dank ausgesprochen.
Die Besichtigung der Rekruten der Leib⸗, 4., 5. und 13. Kompagnie des 1. Garde⸗Regiments z. F. wird am Freitag, den 22. d. M., von 9 Uhr Vormittags ab im „Langen Stall“ zu Potsdam stattfinden. 6 ö“
750 ℳ sich auf
₰
mit 988 485 ℳ ab, erfordert also einen Zuschuß aus der Stadt⸗
kasse von 831 612 ℳ — Der Etat für Unterbringung
Kinder üe in Einnahme mit 66 100 ℳ, in Ausgabe mit 168 437 ℳ ab, erfordert somit 102 337 ℳ Zuschuß. Eine Mehrausgabe von 15000 ℳ soll zur Verbesserung der Bekleivung und Ausstattung der Waisen⸗ kinder verwendet werden. — Dem Verein für Feuerbestattung wurde zugestanden, seine Ausstellungshalle im Treptower Park noch zwei Jahre lang stehen zu lassen. Diese Erlaubniß soll aber jederzeit widerrufen werden können. Die Stadtverordneten⸗Versammlung wird um Zustimmung ersucht werden. — Im nächsten Etatsjahre soll die Soldinerstraße zwischen Prinzen⸗Allee und Wriezenerstraße reguliert werden. Durch Ankauf von Theilen der an der Nordseite belegenen Grundstücke wird die Straßenbreite verdoppelt. — Die durch den Tod des Professors Dr. Anger. stein erledigte Stelle eines städtischen Ober⸗Turnwarts war vom Magistrat öffentlich ausgeschrieben worden. Die eingegangenen 29 Be⸗ werbungen wurden dem Turn⸗Kuratorium und der Schul⸗Deputation zur Begutachtung übergeben. Beide Körperschaften haben über⸗ einstimmend drei Bewerber zur engeren Wahl gestellt: den städtischen Turnwart Schröer von hier, den praktischen Arzt und Turnlehrer Luckow in Greifswald und den Real chullehrer Nußhag in Straß⸗ burg i. E. Herr Luckow ist von dem Magistrat gewählt worden.
Der erstere Etat schließt in Einnahme mit 156 873 ℳ, in Ausgabe t⸗ rloster
Der Verein für die Geschichte Berlins begeht die Feier seines 33. Stiftungsfestes am Mittwoch, den 20. Januar, im Hötel Impeérial (früher Arnim), Unter den Linden 44, durch Abendtafel und Ball. Vorträge von Mitgliedern und befreundeten Herren sowie die Aufführung eines Schwanks mit dem Titel „Ausstellungsfreuden“ von V. Laverrenz werden der Feier vorangehen bezw. das Mahl und den Tanz angenehm unterbrechen. Einlaßkarten zu 5 ℳ (für Gäste 6 ℳ) 8 bei Herrn Hoflieferanten Carl Herold, Unter den Linden 24, zu entnehmen.
Für die Vortragsabende des Vereins „Berliner Presse“ können unnumerierte Abonnementskarten nicht mehr ver⸗ ausgabt werden, dagegen sind noch einige numerierte Plätze zum 8 von 12 ℳ für alle Vorträge zu vergeben. Diese, sowie Finzelkarten zu 3 ℳ für einen numerierten und zu 1,50 ℳ für einen nicht numerierten Platz für den am Donnerstag, den 21. Januar, stattfindenden zweiten Vortragsabend (Dr. Ludwig Fulda: „Neue Dichtungen“) werden verkauft in den Buchhandlungen von Amelang (jetzt Potsdamerstraße 126, nahe der Potsdamerbrücke),
Speyer u. Peters (Unter den Linden 43), Trautwein (Leipzigerstraße 8) 1u6“
und (soweit der Vorrath reicht) an der Abendkasse.
Nachdem die von dem Professor Linde für sein Verfahren zur Verflüssigung der Luft konstruierten Maschinen in den Besitz der Gesell⸗ schaft „Urania“ übergegangen sind, sollen die auf diesen Gegenstand bezüglichen Vorträge des Herrn Dr. Spies unter Anwendung derselben fortgesetzt werden.
„Das Beresina⸗Panorama, welches vorläufig noch in Berlin bleiben wird, wurde in der vergangenen Woche vielfach von Schulen und Vereinen besucht. Der Eintrittspreis beträgt morgen, wie an allen Sonntagen, 50 ₰.
Ecija (Prov. Sevilla), 15. Januar. In der hiesigen Gegend herrscht, wie „W. T. B.“ berichtet, große Noth. Hungernde Männer und Frauen fallen die Karren an, in denen Lebensmittel ge⸗
fahren werden; auch fordern sie von Fußgängern Almosen unter Drohungen. Man befürchtet eine Zunahme der Unruhen.
Abg. Dr. wird die Mehrzahl meiner auch nicht gern,
Porsch (Zentr.): Trotz
weil das
Interesse
verfassungsmäßiger Bedenken Freunde für das Gesetz stimmen, wenn der Lehrer
es dringend
In der gestrigen Sitzung des Magistra die Etats für Waisenpflege und für verwahrloste Kinder nach den Vorschlägen der betreffenden Verwaltungs⸗Deputation angenommen.
ts wurden zunächst
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
vom 16.
Januar,
Morgens.
Stationen.
p.
Bar. auf 0Gr. red. in Millim.
u. d. Meeress.
Wind.
Wetter.
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Temperatur
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50 C.
Belmullet.. Aberdeen .. Christiansund Kopenhagen. Stockholm. Haparanda.
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763 758 764 767 765 766 767 769
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heiter bedeckt wolkenlos bedeckt¹) bedeckt ²) Schnee Dunst bedeckt
. “ ünster... Karlsruhe .. Wiesbaden. München .. Chemnitz .. Berlin... Wien ..
759 762 758 760 758 763 764 763 764
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bedeckt bedeckt bedeckt bedeckt Nebel bedeckt bedeckt Nebel Nebel
Ile d'Aix .. ¹) Reif.
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SRAborweeseto bocelSeoch SAde
Regen
Uebersicht der Witterung. Die Wetterlage hat sich seit gestern im allgemeinen wenig verändert; der höchste Luftdruck, über 778 mm, liegt über Lappland, der niedrigste, unter 748 mm,
über dem westlichen Mittelmeer.
Ueber
eocPSSOESeᷣSwCUOSCSSce toS
Mittel⸗
Europa dauert die schwache östliche Luftströmung
fort.
In Deutschland, wo etwas Schnee gefallen
ist, ist das Wetter trübe und etwas wärmer, Süd⸗ deutschland hat bb- Thauwetter.
s 1eeesg
An der
rüste sind in den vorhergehenden
Tagen große Regenmengen niedergegangen, zu Per⸗ pignan vom 13. bis 16. Januar 176 mm. Deutsche Seewarte.
Klaus. Lustspiel in 5 Aufzügen von Adolf L'Arronge. Anfang 7 ½ Uhr.
Montag: Opernhaus. 17. Vorstellung. Don Inan. Oper in 2 Akten mit Tanz von Wolfgang Amadeus Mozart. Text von Lorenzo Daponte. Anfang 7 ½ Uhr.
Schauspielhaus. 18. Vorstellung. 1812. Schau⸗ spiel in 5 Aufzügen von Otto von der Pfordten. Anfang 7 ½ Uhr. b
Opernhaus. Dienstag: Fidelio. Mittwoch: Hänsel und Gretel. Die Puppenfee. Donners⸗ tag: Die Hugenotten. Anfang 7 Uhr. Freitag: Das Heimchen am Herd. Sonnabend: Mignon. Sonntag: Der Prophet. Anfang 7 Uhr.
Schauspielhaus. ienstag: Genoveva. Mitt⸗ woch: Der Verschwender. Donnerstag: Zur Er⸗ innerung an den 25 jährigen Todestag Grillparzer's: Sappho. Freitag: Lessing's Geburtstag: Nathan der Weise. Sonnabend: Die Komödie der Irrungen. Der eingebildete Kranke. Sonn⸗ taa: Genoveva.
Neues Königliches Opern⸗Theater (Kroll). Sonn⸗ tag: Die Journalisten.
Deutsches Theater. Sonntag, Nachmittags 2 ½ Uhr: Die Weber. — Abends 7 ½ Uhr: Die versunkene Glocke. e“
Montag: Julins Cäsar. 8
Dienstag: Die versunkene Glocke.
Berliner Theater. Sonntag, Nachmittags 2 ½ Uhr: Die offizielle Frau. — Abends 7 ½ Uhr: Kaiser Heinrich.
Montag: Renaissance.
Dienstag: Die Jungfrau von Orleans.
Cessing . Theater. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr (volksthümliche Preise): Die goldne Eva. (Jenny Groß.) — Abends 7 ½ Uhr: Die Wieder⸗ Snr. (Louise Dumont.) — Hierauf: Niobe. (Jenny
roß. Montag: Heimath. (Louise Dumont.) Dienstag: Die Wiederkehr. (Louise Dumont.) — Hierauf: Niobe. (Jenny Groß. 1 Französisches Ensemble⸗Gastspiel: Marcelle Josset, Antoine, Jean Coquelin, Dumény, vom 25.-30. Ja⸗ nuar. Vorverkauf von Montag an.
Residenz⸗Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗ burg. Sonntag: Die Franenjäger. (Le Dindon.)
8 Lindau. In Scene gesetzt von Sigmund autenburg. Anfang 7 ½ Uhr. — Nachmittags 3 Uhr: Zu halben Preisen: Der Hüttenbesitzer. Schau⸗ spiel in 4 Akten von Georges Ohnet.
Montag und folgende Tage: Marcelle.
Schiller⸗Theater. Sonntag, Nachmittags 3Uhr: “ Tell. — Abends 8 Uhr: Ein Ehren⸗
ort.
Montag, Abends 8 Uhr: Der Schierling. — Die Komödie der Irrungen.
Theater des Westens. Kantstraße 12. (Bahn⸗ hof Zoologischer Garten.) Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Bei halben Preisen: Der Militärstaat. — Abends 7 ½ Uhr: Der Dornenweg. Schauspiel in 3 Akten von Felix Philippi.
Montag: Der Dornenweg.
Theater Unter den Linden. Behrenstr. 5557. Direttion: Julius Fritzsche. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Bei halben Preisen: Der Bettelstudent. Operette in 3 Akten von F. Zell und R. Genée. Musik von Carl Millöcker. Dirigent: Herr Kapell⸗ meister Korolanyi. — Abends 7 ½ Uhr: Gillette von Narbonne. Komische Oper in 3 Akten von
henri Chivot und Alfred Duru. Musik von
dmond Audran. In Scene gesetzt vom Regisseur Herrn Glesinger.
Montag: Gillette von Narbonne.
Sonnabend, den 23. Januar: Zweiter großer Maskeuball.
Thalia-Theater (vorm. Adolph Ernst⸗Theater). Dresdenerstraße 72/73. Direktion: W. Hasemann. Sonntag: Frau Lieutenant. Vaudeville in 3 Akten von Paul Ferrier und Antony Mars. Deutsch von Hermann Hirschel. Musik von Gustav Serpette und Victor Roger. Anfang 7 ½ Uhr.
Montag und folgende Tage: Frau Lientenant.
Bentral⸗Theater. Alte Jakobstraße 30. Direktion: Richard Schultz. Letzte Sonntags⸗Auf⸗ führung: Emil Thomas a. G. Sonntag: Eine wilde Sache. Große Ausstattungsposse mit Gesang und Tanz in 6 Bildern von W. Mannstädt und Julius Freund. Musik von Julius Einödshofer. Anfang 7 ½ Uhr.
Montag: Eine wilde Sache.
Saal Bechstein. Sonntag, Anfang 7 ¼ Uhr: V. Sonntags⸗Abend von Amalie Joachim.
Montag, Anfang 7 ½ Uhr: Klavier⸗Abend von Engenie Dietz.
Birkus Renz. Karlstraße. (Jubiläums⸗ Saison 1896/97.) Sonntag: wei Vor⸗ stellungen. Nachmittags 4 Uhr: Auf vielseitiges Verlangen: Aufführung des großen militäris Ausstattungsstückes: 1870/71. — Abends 7 ½ Uhr: Kolossaler Erfolg! Lustige Blätter! Preise der
lätze zur Nachmittags⸗Vorstellung: Logensitz 3 ℳ,
arquet⸗ und Tribünensitz 2 ℳ, Balkon 1 ℳ 50 ₰, Zweiter Platz 1 ℳ, Galerie (Stehplatz) 50 ₰. Außerdem hat jeder Besucher das Recht, auf das von ihm gelöste Billet 1 Kind unter 10 Jahren frei einzuführen. Jedes weitere Kind zahlt auf Balkon, zweitem und drittem Platz die Hälfte. Abends gewöhnliche Preise.
Montag, Abends 7 ¼ Uhr: Extra⸗Vorstellung. Lustige Blätter!
Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Hedwig Dryander mit Hrn. Pfarrer
Karl Röäöhrig (Berlin). — Frl. Gisela von Uslar mit “ Frhrn. Ferry von Steinaecker (Münster W.). — Frl. Marie von Ploetz mit Hrn. Hauptmann Hans Kotze (Berlin — Torgau). — Frl. Louise von Etzel mit dem Chefarzt der ugusta⸗Kranken⸗Anstalt in Bochum Hrn. Dr. Adolf von Bardeleben (Berlin). Verehelicht: Hr. Rittergutsbesitzer Adolf Kirch⸗ .h. Frl. Anny Schütze (Heinsdorf b. Dahme, ark). Geboren: Ein Sohn: Hrn. Prem.⸗Lieut. Eccard von Manteuffel (Potsdam). — Hrn. Ritter⸗ utsbesitzer und Rittmeister a. D. Maximilian von ucke (Ulbersdorf b. Fraustadt). — Hrn. Gymnasial⸗ Oberlehrer Ilgen (Königsberg, Neum.). — Hrn. Gerichts⸗Assessor Schneiderreit 8 8 Gestorben: Hr. Professor Dr. Ernst Heinrichs (Berlin). — Hr. Superintendent Georg Thiel (Reideburg b. Halle a. S.). — Hr. Oberst z. D. Gustav Ewald (Weimar). — Fr. lene von Frege⸗Weltzien, geb. von . (Abtnaundorf). — Verw. Fr. Regierungs⸗Präͤsident Auguste von Viebahn, geb. Bitter (Siegen). — Verw. Fr. Bertha von Festenberg⸗Pakisch, geb. von Festen⸗
*
Anzeiger und Königlich Preußischen Staat
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—
Qualität
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gering mittel V
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Ver⸗ kaufte
Durch⸗ schnitts⸗
Am vorigen
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(Spalte 1)
(100 kg) .
Gezahlter Preis für 1 Doppelzentner
nach über⸗ schläglicher Schätzung
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ℳ ℳ ℳ ℳ ℳ
verkauft Doppel⸗ zentner (Preis unbekannt)
Doppel⸗ zentner
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höch⸗ zentner
ster ℳ 100 kg. ℳ
Allenstein. Thorn 8
v1“ 8 Breslau 15,30 15,80 16,30 Liegnitz —
15,0 — Hildesheim. . — — 15,00 Emden. 1 — 15,75 —
16,00 16,50
Neuß. 16,00 Landshut 12,00 13,61 14,00
17,00 17,10
17,00 15,66
Allenstein Thorn Breslau Liegnitz. Hildesheim Emden. Neuß. Landshut
10,70 1 . 11,80 12,10
11,30 11,80
Allenstein. Thorn. Breslau Liegnitz. Hildesheim
14,70
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Roggen.
12,40
12,40 —. 13,10
Gerste.
Emden. Neuß .. Landshut.
13,40 13,00
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Allenstein Thorn. Breslau Liegnitz. ildes heim. mden. Neuß. Landshut
12,97 — —
12,10 12,30 12,50 13,10 15,80 13,20 13,80 13,98
12,50 12,60 188 11,83 12,37
12,00 10,22
15,00 Hafer.
e n. 16,21
1720 17,30
16,40
17,25 14,89
17,50 17,00
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12,30 14,28
12,05 13,83 12,50
15,40 14,50
16,54
12,65 13,20 13,60
14,30 15,59
Deutscher Reichstag. 153. Sitzung vom 15. Januar 1897, 1 Uhr.
Tagesordnung: Fortsetzung der zweiten Berathung des Reichshaushalts⸗Etats für 1897/98 bei dem Etat für das Reichsamt des Innern.
. Ueber den Anfang der Sitzung wurde in der gestrigen ummer d. Bl. berichtet. Nach dem Königlich sächsischen Geheimen Regierungs⸗Rath Dr. Fischer nahm das Wort der Abg. Dr. Schoenlank (Soz.): Ich könnte so viel Material bei⸗ ingen, daß ich stundenlang die Geduld des Hauses in Anspruch nehmen üßte. Die angeführte “ war eine Stichprobe, vielleicht nnen wir aber im nächsten Jahre umfangreiches gedrucktes Material orlegen. Die „Leipziger Zeitung“ und das „Dresdener Journal“ sind amtliche, auf dem Etat stehende Blätter und die Regierung ist dafür verantwortlich. Den Polizei⸗Rath Müller habe ich nicht als Verfasser bezeichnet; ich kenne den Verfasser, es ist der Polizei⸗ Assessor Krüger. Daß die „Leipziger Zeitung“ die von ihr beschimpften
Leute um Entschuldigung gebeten hat, ist nur die Folge des richter⸗
chen Urtheils, das in der „Leipziger publiziert werden ußte. Die Regierung duldet alle Angriffe der „Leipziger Zeitung“ nd erst, wenn sie dafür angefaßt wird, erklärt sie die Zeitung als . Es ist nicht schön, daß in dem Boykottprozeß der Wald⸗ schlößchenbrauerei ein Richter mitwirkte, der Aktien der Brauerei saß. Ich erinnere an den Freiberger Geheimbundsprozeß. Die Amts⸗ hauptmannschaft in Chemnitz hat einem sozialdemokratischen Redakteur den Aufenthalt in den Vororten von Chemnitz verboten, ihn also in der Stadt interniert.
Abg. Stolle (Soz.): Es sind Vereine aus bürgerlichen Kreisen unter einander in Verbindung getreten, ohne daß eine Bestrafung erfolgte; aber gegen die Sozialdemokraten geht man ohne weiteres vor. Wenn es in der Intention der Regierung liegt, daß gegen die Sozialdemokraten anders verfahren werden soll als gegen die anderen Parteien, dann kann von einem gleichen Recht für Alle nicht mehr die Rede sein. Der Gesangverein „Frohe Sänger“ ist aufgelöst worden, weil er mit einem anderen Verein in Verbindung getreten sein sollte. Der Gesangverein ist gar kein politischer Verein, man hat dies nur aus verschiedenen Dingen gefolgert. Die landwirth⸗ schaftlichen Vereine treten aber sehr oft mit einander in Verbindung und verhandeln über politische Dinge, ohne daß die Polizei sich deswegen aufregt. In dem Bericht der sächsischen Fabrikinspektoren wird ausdrücklich hervorgehoben, daß Fabrikanten gegen ihre Arbeiter wenig Mitgefühl zeigen, trotzdem einige von ihnen selbst die Söhne von Arbeitern 1. Wenn solche Zustände herrschen, dann ist es selbftverständli ‚„daß die Arbeiter darüber in scharfen Worten sich
eschweren. Da müßte die Regierung eingreifen. Weil aber durch die
Aenderung des Wahlrechts die Sozialdemokraten aus dem Landtage inausgedrängt sind, so müssen wir hier das Wort nehmen, und wenn es sich nicht ändert, dann wird man hier noch oft solche Scenen erleben. Daß die „Leipziger Zeitung“ ein Regierungsorgan ist, ist stets offen zugegeben worden; wir können es daher nicht hingehen lassen, daß sie uns direkt beschimpft.
Abg. Weiß (fr. Volksp.), wann bezüglich der Roßhaarspinnerei eine Verordnung zum Schutz der Arbeiter erlassen werden werde; in der letzten Zeit seien 29 Erkrankungen an Milzbrand in diesen Be⸗ trieben vorgekommen, von denen nicht weniger als 11 tödtlich verlaufen seien. Man sollte einen Desinfektionszwang für Thierwaaren einführen. In Nürnberg und in Baden bestehe dieser Zwang schon, aber er sei lokal und daher nicht genügend.
Direktor des Kaiserlichen Gesundheitsamts Dr. Köhler: Die Er⸗ hebungen, die seitens der Einzelregierungen angestellt sind, sind ab⸗ geschlossen, und das Ergebniß läßt sich jetzt übersehen. Das inländische Material von Thierhaaren bringt keine Gefährdung der Arbeiter mit sich. Anders ist es mit dem ausländischen Material, welches Ge⸗ sundheitsschädigungen hervorgerufen hat. Die bisher vorgeschlagenen Desinfektionsverfahren sind von den Fabrikanten zum theil als für die Waaren schädlich bezeichnet. Es werden deshalb andere Verfahren geprüft werden. Es besteht die ernste Absicht, die Sache zum Ab⸗ schluß zu bringen, aber es muß nach einem sicher erreichbaren Ziel gestrebt werden, damit nicht das Desinfektionsverfahren Härten für die Betriebe mit sich bringt.
Abg. Grillenberger (Soz.) bedauert, daß man keine voll⸗ ständigere Antwort geben könne. Bei den zahlreichen Erkrankungen in den Pinselfabriken hätte man schon vor Jahr und Tag Anordnungen erwarten sollen, da die Beschwerden der Arbeiter schon Jahre lang zurückliegen. Schon 1894, führt Redner aus, hat der Nürnberger Magistrat den Desinfektionszwang für Thierhaare angeordnet. Trotzdem ist die Zahl der Todesfälle nicht zurückgegangen, und erst neuerlich sind wieder deren drei vorgekommen, durch Roßhaare und durch Schweine⸗ borsten. Durch die Zögerung der Regierungen und bei der Furcht vor der Schädigung der Unternehmer werden die letzteren zu einem schnelleren Vorgehen wohl nicht veranlaßt werden. Die Unter⸗ nehmer klagen über die Schädigungen, welche ihnen die Desinfektion durch Dampf mit sich bringt, während Sachverständige eine solche Schädigung durchaus bestreiten. Auf Grund des § 120 a der Gewerbe⸗ ordnung könnte schon jetzt mit Verordnungen vorgegangen werden in Bezug auf die Kleidung und Reinlichkeit der Arbeiter in den Thierhaar⸗Bearbeitungsanstalten. Aber es müßte ein Zwang aus⸗ geübt werden, denn die Arbeiter haben jetzt keine Zeit zu solchen Dingen, weil sie sich zusammennehmen müssen, um einen menschen⸗ würdigen Lohn zu erzielen. An Wasch⸗ und Badegelegenheit fehlt es aber in den Fabriken. Die Polizeibeamten begnügen sich bei der Kontrole schon damit, w. sie nachsehen, ob die Karbolflasche gefüllt ist; ob sie mit Karbol gefüllt ist, wird nicht einmal untersucht. Die Unternehmer haben von der Polizei sogar verlangt, daß ihnen die Namen der denunzierenden Arbeiter genannt werden sollten. Als neulich wieder eine Versammlung der Pinselarbeiter shättoe andes hatte, kam auch ein Vertreter des Kaiserlichen Gesundheitsamts nach Nürnberg. Aber die Sache war vier Wochen vorher bekannt geworden, und es wurde überall gescheuert und gefegt, damit er alles rein finde. Mit den Arbeitern hat er nicht verhandelt, sondern nur mit den Unternehmern. Um möglichste Sicherheit zu schaffen, sollte man das Rohmaterial schon vor dem Transport desinfizieren.
Abg. Rettich (d. kons.): Das Nahrungsmittelgesetz und seine Ergänzungen haben einen sehr geringen Erfolg gehabt. Nur die Fleisch⸗ kontrole ist in den größeren Städten mit Schlachthöfen durchgeführt, die Trichinenschau sogar zum theil auf dem Lande. Aber eine
regierung ihren Einfluß wirksam ausübt, daß endlich eine strenge Kontrole über den Verkehr mit Nahrungsmitteln eingeführt wird.
Direktor des Kaiserlichen Gesundheitsamts Dr. Köhler: Die ver⸗ bündeten Regierungen theilen den Wunsch des Vorredners, aber ich kann den Vorwurf nicht als berechtigt anerkennen, daß bisher sehr wenig geschehen sei auf diesem Gebiete. In Hessen und Baden bestehen Untersuchungsstellen in größerer Zahl, und auch in anderen Staaten geht man immer mehr und mehr damit vor, solche Kontrol⸗ stellen einzurichten. Die Strafen wegen Uebertretung des Nahrungs⸗ mittelgesetzes sind auch schon recht zahlreich.
„Abg. Schultze⸗Königsberg (Soz.) behauptet, daß es bezüglich gewisser Schädlichkeiten noch an den nöthigen Verordnungen fehle. In Königsberg seien im vorigen Sommer bei der großen Hitze 37 Arbeiter am Hitzschlage gestorben. Man hätte bei dieser Hitze das Arbeiten auf den Schiffen, Bauten u. s. w. während der Zeit von 11 bis 3 Uhr verbieten sollen.
Abg. Rösicke (b. k. F.): Ich empfehle ebenfalls eine energische und systematische Nahrungsmittelkontrole, aber es muß für die Ge⸗ werbetreibenden eine Garantie gegen falsche Handhabung geboten werden. Was seß eschieht, ist durchaus “ und falsch; namentlich die Prüfung der Milch mit dem rohen Instrument des Milchprobers ist sehr primitiv, während gerade die Prüfung d Milch eine schwere Aufgabe ist, die von der Wissenschaft noch nich gelöst wurde. Die gewöhnlichen Polizeibeamten sind für solche Zwecke großentheils nicht geeignet. Die Polizei warnt das Publikum vor allen Geheimmitteln und ähnlichen Handelsartikeln, um das Publikum vor Schädigung seiner Gesundheit und vor Ausbeutung zu schützen. Diese Warnungen sollten nur publiziert werden, wenn die Sache klargestellt ist durch gerichtliches Verfahren oder technische Unter⸗ suchung. In zwei Fällen hat sich das Polizei⸗Präsidium von Berlin von der Unrichtigkeit seiner Warnungen überzeugen müssen; in einem Fall hat das Gericht entschieden, in dem anderen hat das Gesundheits⸗ amt die Behauptungen der Polizei als übertrieben bezeichnet. Min⸗ destens sollte die Polizei sich vorher an das Gesundheitsamt wenden, ehe sie solche Warnungen erläßt. 1
Direktor des Kaiserlichen Gesundheitsamts Köhler: Es giebt kein Gesetz, welches solche Warnungen verbietet; deshalb muß es de BE“ überlassen bleiben, nach seinem Ermessen vorzugehe
ie Milchkontrole ist schon zum Gegenstand eingehender Erwägunge
Fnen worden, die aber ergeben haben, daß es nicht richtig sei, ein
eitliche Kontrolvorschriften zu erlassen; je nach der Besonderheit d Futters und der Rasse ist die Milch verschieden, und die Kontrole muß von den lokalen Behörden festgestellt werden. Ebenso muß man den Lokalbehörden auch überlassen, ob sie Proben durch unifo mierte oder nicht⸗uniformierte Beamte entnehmen lassen.
Abg. Dr. Langerhans (frs. Volksp.): In Preußen besteht ein große Bewegung, die Aerzte aus der Gewerbeordnung herauszu nehmen und eine besondere Aerzteordnung zu schaffen. Ich meine nun die Reichsverwaltung follte wohl aufpassen, wie der Gedanke de Trennung der Aerzte von der Gewerbeordnung aufgenommen wird Wird der Aerztestand besonders gestellt, so muß es doch im Anschlu an die Gewerbeordnung geschehen, denn es liegt unzweifelhaft die Aus übung eines Gewerbes vor. Das Reich darf sich diese Gesetzgebun nicht nehmen lassen, diese Angelegenheit muß vielmehr für das gan Reich gleichmäßig geordnet werden. Die zuerst erwähnten Gese wären längst zur Ausführung gekommen, wenn wir vom Reiche aus mehr Einfluß auf die Materie hätten. Das Reichs⸗Seuchengesetz scheiterte an der Schwierigkeit der einheitlichen Ordnung der ö In Preußen steht das Aerztewesen unter dem Unterrichts Ministerium, hier im Reiche steht es unter dem Reichsamt der Innern. Das ist viel richtiger, denn es handelt sich nicht bloß um das Studium der Medizin, sondern um die praktische Ausübung. Deshalb sollte die Sache beim Reichsamt des Innern bleiben. Au die Nahrungsmittelkontrole und die Einrichtung von Untersuchungs stationen läßt sich viel leichter durchführen, wenn das Reichsamt de Innern die Sache in der Hand hat.
Abg. Weiß: Nahrungsmittel⸗Kontrolstellen habe ich schon be⸗ Berathung des Margarinegesetzes angeregt, aber der Staatssekretär de Innern hatte Bedenken wegen der Finanzlage im Reiche. Redne tritt dann nochmals für den Desinfektionszwang für Thierhaare ein.
Abg. Grillenberger (Soz.) bedauert, daß für die Arbeit in den Thierhaar⸗Verarbeitungsanstalten seitens des Kaiserlichen Gesundheitsamts nichts geschehen sei. Bezüglich der Nahrungs⸗ mittelkontrole sei die Hauptsache, daß jedes gegen die Verfälscher ergehende Urtheil veröffentlicht werde.
Direktor des Kaiserlichen Gesundheitsamts Dr. Köhler: In den „Mittheilungen“ des Gesundheitsamts wird jedes Urtheil veröffentlicht es muß den Zeitungen überlassen bleiben, die Urtheile abzudrucken des Schutzes der Arbeiter in den Thierhaar⸗Bearbeitungs⸗ anstalten hat das Kaiserliche Gesundheitsamt eifrig gearbeitet; wenn bisher ohne Ergebniß, so liegt das an der Schwierigkeit der Materie Die Desinfektion mit Dampf beschädigt die Schweineborsten nicht, wohl aber die Roßhaare, welche in ganzer Länge bearbeitet werden sollen. Die beste Methode der Desinfektion mit Damvf ist trotz kost spieliger Versuche der Fabrikanten noch nicht gefunden worden. Ich würde mich freuen, wenn wir mit der Verordnung in drei Monaten kommen könnten, aber in einem Jahre wird sie spätestens erscheinen.
Abg. von Vollmar (Soz.): Wenn die Urtheile wegen Nah⸗ rungsmittelverfälschung veröffentlicht werden, so fragt es sich nur, ob der Name genannt wird. Denn es muß der Name der Sünder bekann gemacht werden. In München werden von der Staatsanwaltschaft die Namen der Verurtheilten dem Magistrat mitgetheilt und in öffentlicher Sitzung verkündet und an der Anzeigetafel Fescser⸗ Dieselbe Rolle, die jetzt die Milzbrandvergiftungen spielen, spielten früher die Quecksilbervergiftungen. Darüber war seitens unseres Kollegen Schönlank ein Buch erschienen, aber das Reichs⸗Gesundheits⸗ amt 86 damals nicht die Initiative ergriffen, ebenso wenig wie das jetzt der Fall ist.
Direktor des Kaiserlichen Gesundheitsamts Dr. Köhler: Damals mußten erst große Versuche in unserem Laboratorium stattfinden, ehe wir zur Entscheidung der Frage kommen konnten. Bezüglich der Urtheile in Fällen der Nahrungsmittelverfälschung haben die Ge⸗ richte das Recht, die Beren ehe auf Kosten des Verurtheilten zu bewirken. Aber eine Veröffentlichung aller Urtheile würde doch
des Guten zu viel sein. Damit ist die Debatte erledigt. Die Ausgaben für das Kaiserliche Gesundheitsamt werden bewilligt. Bei den Ausgaben für das Reichs⸗Patentamt fragt Abg. Dr. Ham macher (nl.), ob eine Aenderung der Ansichten der verbündeten Regierungen über die Berner Union zum Schutze der Erfindungen eingetreten sei. Es empfehle sich dieser Beitritt, damit
Theater.
Königliche Schanspiele. Sonntag: Opern⸗ haus. 16. Vorstellung. Nienzi, der Letzte der Tribunen. Große tragische Oper in 5 Akten von Phen Wagner. Ballet von Emil Graeb. Anfang
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Schauspielhaus. 17. Vorstellung. Die Hermanns⸗ schlacht. Ein Drama in 5 Aufzügen von Heinrich von Kleist. (Mit Benutzung der Bearbeitung von Rudolf Genée.) Anfang 7 ½ Uhr.
N. Königliches Opern⸗Theater (Kroll). Docto
Schwank in 3 Akten von Georges Feydeau, übersetzt „Paki üben). und für die deutsche Bühne bearbeitet von Benno Ege Se. e he Jacobson. Anfang 7 ½ Uhr. — Mittags 3 Uhr: Matinée. Zum ersten Male: Junge Ehe. Lustspiel in 4 Akten von P. A. Kirstein.
Montag und folgende Tage: Die Franenjäger.
Neues Theater. Schiffbauerdamm 4a./5. Direktion: Sigmund Lautenburg. Sonntag: Marcelle. Komödie in 4 Akten von Victorien Sardou. ie deutsche Bühne bearbei
Kontrole des Verkehrs mit den übrigen Nahrungsmitteln besteht nur in wenigen Staaten. In Bayern besteht das Hygienische Institut, aber die Sache muß allgemein angefaßt werden. Denn jetzt finden Uebertretungen nur selten ihre Strafe; das zeigt besonders der Verkehr mit Margarine, die Verfälschung des Mehls mit Schwer⸗ spath, Gips und Alaun, die Verfälschung der Wurst und des Käses. Die Einrichtung der Probenehmer ist unzureichend; die Polizei muß die Proben selber nehmen und dadurch eine ständi e Kontrole schaffen. Der Landwirthschaftsrath hat sich in dieser Angelegenheit an die verbündeten Regierungen und an die Einzelregierungen ge⸗ wendet. Ich möchte die Sache auch hier anregen, damit die Reichs⸗
Königlich sächsischer Geheimer Regierungs⸗Rath Dr. Fischer:
verkläre es für eine direkte Unwahrheit, daß der sächsische Minifter⸗Präsident erklärt habe, die Gesetze würden der Sozialdemo⸗ kratie güeegher anders ausgelegt als gegenüber den anderen Parteien.
Abg. Stolle: Ich erkläre es für eine Unwahrheit, daß Herr von Metzsch in der Kammer nicht erklärt haben soll, daß die Gesetze der Sozialdemokratie gegenüber anders gehandhabt oder ausgele werden sollen, als anderen Parteien gegenuüber.
Damit schließt die Diskussion. .“ Bei den Ausgaben für das Kaiserliche Gesundheits⸗
die deutscher Erfindungen im Auslande leichter herbei⸗ geführt werden könne. Namentlich der internationale Ausführungs⸗ zwang, der die Verwerthung der deutschen Patente hindere, könnte dadurch erleichtert werden. 8 Geheimer Ober⸗Regierungs⸗Rath Hauß: Eine Aenderung der Meinung der verbuͤndeten Regierungen ist nicht eingetreten. Es werden alle Vorkommnisse bezüglich der Union auf das sorgfältigste geprüft. Die Reichsverwaltung ist von je her bemüht gewesen, alle Kultur⸗ und Industriestaaten zusammenzuschließen, um die Verwerthung von Patenten zu fördern. Es sind aber in der Union Bestimmungen vorhanden, die mit den besonderen Verhältnissen unserer Gefetzge
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Konzerte.
Sing-Akademie. Montag, Anfang Klavier⸗Abend von Sophie Menter.
Aosnzerlhaus. garl Meyder⸗Konzert. Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.
Sonntag, Anfang 6 Uhr: Gesellschafts⸗Abend. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗
Feher. enge 8—3 8 Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. unter freundlicher Mitwirkung der Pianistin Fräulein 8 88 8 8 Ottilie Lichterfeldt und der Konzertsängerin Mme. Fünf Beilagen 8
1 . Ostaszewska⸗Ostoja. G (einschließlich Börsen⸗Beilage).
Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth in Berlin.
amt fragt