. In Ungarn köͤnnen die quantitativen Ernteresultate im allge⸗ meinen als mittlere bezeichnet werden. Die Anbauflächen erga bei den Getreideflächen eine Verminderung von 5 bis 6 % (beim Weizen allein noch höher) gegen das Jahr 1895. Wie in den meisten Ländern des Kontinents haben auch hier häufige Nieder⸗ schläge, in vielen Lagen auch Hagelschäden, die Qualität der Frucht ungünstig beeinflußt. In Weizen ist die Ernte qualitativ gegen das Vorjahr allerdings nur wenig zurückstehend, in Hafer dagegen bedeutend und in Gerste gegen das qualitativ schlechte Er⸗
gebniß des Jahres 1895 wohl besser, gegen. die durchschnittliche Beschaffenheit in sonstigen normalen Jahren aber unbefriedigend. Was die Roggenernte betrifft, so kann die Qualität als gut be⸗
““
ersten Aufführung gelangen. Das Lessing⸗Theater benutzt die Muße,
welche den Künstlern durch die französischen Vorstellungen gegönnt ist, um gleichzeitig auch Hans L'Arronge’'s Schauspiel „Vor der Ehe“ einzustudieren.
Das Schiller⸗Theater bereitet die Aufführung des Ibsen⸗ schen Schauspiels „Ein Volksfeind“ in der Uebersetzung von J. C. Poestion vor, welche auch am Wiener Hofburg⸗Theater verwendet 28 Die Hauptrolle des Dr. Stockmann wird Herr Albert Patry zspielen.
Im Theater des Westens ist, wegen der.⸗andauernden Zug⸗ kraft, welche Möséer⸗Trothä's Lustspiel „Der Militärstaat“ ausübt, die Erstaufführung von „Wilhelm Tell“ bis zur nächsten Woche ver⸗
20 000 ℳ Nachdem die Stadtverordneten Justiz⸗Rath Dr.
und Dr. Schwalbe die Unterzeichner des sozialdemokratischen Protestes
nachdrücklich abgefertigt hatten, wurde der Antrag des Magistratz mit überwältigender Majorität angenommen. — b weiteren Ver laufe der Sitzung kam unter anderem der Etat des Gesinde
Belohnungs⸗ und Unterstützungsfonds für 1. April 1897/99 zur Be⸗ rathung und wurde en bloc angenommen. — Auf die öffentliche
folgte eine geheime Sitzung.
Die Einweihung des neu exhauten kathalischen Pereins hauses in der Niederwallstraße, welches sich im Besitz der Hedwigs⸗ kirche befindet, hat gestern Abend in feierlicher Weise
stattgefunden, welcher alle Räume des
durch den Propst Dr. Jahn
“
zum Deut
—
22. Januar
——9—
Agitation ein neuer Impuls gegeben und die Industrie beunruhigt Die Handelsverträge hätten der Industrie große Vortheile gebracht und der Landwirthschaft durchaus nicht geschadet. . Abg. Hilpert: Der Abg. Beckh versteht von der Landwirthschaft nichts; aber von dem Hopfen mag er mehr verstehen, denn er ver
schoben worden.
Auch im Theater Unter den Linden wird ein franzö⸗ sisches Ensemble⸗Gastspiel geplant. Der Journalist Jean Dubois in Paris versendet ein Rundschreiben an die Berliner Presse,
Berichte von dentschen Fruchtmärkten. Qualität “
zeichnet werden. 8 Theater und Musik.
stattlichen Hauses segnete. An den Weiheakt schloß sich ein Festdiner, an welchem der Kirchenvorstand, Gemeinde mitglieder und zahlreiche Mitglieder der Zentrums⸗Fraktion des Abgeordnetenhauses und des
[Außerdem
wurden am Markttage
Ver⸗ Durch⸗
Königliches Schauspielhaus. 8 An dem gestrigen 25 jährigen Franz Grillparzer's ehrte das Königliche Schauspielhaus das Andenken des Dichters durch eine Aufführung der formschönen dramatischen Dichtung „Sappho“, welche mit Fräulein Poppe in der Titelrolle vor etwa zwei Jahren neu einstudiert wurde und seitdem zu dem festen Bestande des Spielplans gehört Fräulein Poppe bewies gestern, daß sie immer mehr in den Geist derRolle eingedrungen ist, und brachte in Gemeinschaft mit ihrem Partner Herrn Matkowoky den poetischen Zauber des Werkes durch vollendeten Vportrag der Verse und feine Charakterisierung der psychologisch interessanten Momente voll zur Geltung. Neu war Fräulein von Mavyburg als Melitta. Auch sie führte, obwohl sie unter einer starken Indisposition zu leiden schien, ihre Rolle anerkennenswerth durch. Das zahlreich anwesende Publikum war von den Vorgängen auf der Bühne sichtlich ergriffen und spendete den Hauptdarstellern wiederholt lebhaften Beifall. 8. Im Königlichen Opernhause gelangt morgen Ambroise Thomas Oper „Mignon“ zur Aufführung. Die Besetzung ist folgende: Wilhelm Meister: Herr Naval; Friedrich: Herr Lieban; Philine: Fräulein Dietrich; Lasrtes: Herr Schmidt; Lothario: Herr Stammer; Mignon: Fräulein Krainz. Kapellmeister Sucher dirigiert. — Mitte nächster Woche geht neu einstudiert in gänzlich neuer Ausstattung Albert Lortzing's „Undine“, unter Kapellmeister Dr. Muck's Leitung in Scene. “ - 8 Frau Eleonora Duse wird im Neuen König lichen Opern⸗Theater am Montag, den 15. Februar, mit ihrer Gesellschaft ein einmaliges Gastspiel veranstalten. Die Vorstellung findet zum Besten der „Mildwida“ (des Frauen⸗Vereins zur Unterstützung der Wittwen und Waisen armer Musiker) statt. Vor⸗ merkungen auf Billets werden bei Bote und Bock und bei nachbenanten Damen des Comités: Frau Gräfin Hochberg (Markgrafenstraße 38), Frau Ida Becker (Matthäikirchstraße 29), Frau Hugo Bock (Kur⸗ fürstenstraße 126), Frau von Mendelssohn⸗Bartholdy (Jägerstraße 53), Frau vom Rath (Victoriastraße 6), Frau Professor Schulhoff (Matthäikirchstraße 5) entgegengenommen.
Im Königlichen Schauspielhause werden morgen die Lust⸗ spiele „Die Komödie der Irrungen“ von Shakespeare mit den Herren Matkowsky, Purschian, Vollmer und Hartmann und den Damen von Hochenburger, Lindner und von Mayburg in den Hauptrollen, und
Der eingebildete Kranke“ von Molibre mit Herrn Vollmer als rgan gegeben.
Der heitere Schwank „In Zivil“ von Gustav Kadelburg, der
einer Zeit im Deutschen Theater zahlreiche Aufführungen erlebte, wird nunmehr in den Spielplan des Lessing⸗Theaters übergehen und in Verbindung mit dem dreiaktigen Lustspiel „Der Herr Abbé“ von H. Meilhac und St. Albin am Sonntag, den 31. Januar, zur
in welchem er anzeigt, daß er im nächsten Monat mit einer Schau⸗ spielertruppe, die den Namen „Association dramatique frangaise“ führt, hierher kommen wolle, um in dem genannten Theater eine Reihe von dramatischen Meisterwerken zeitgenössischer französischer Bühnendichter aufzuführen, vor allem solcher, die dem Spielplan der „Comédie Française“ angehören. Nähere Mittheilungen über die Darsteller, das Programm und die Eintrittspreise stellt der Unter⸗ nehmer für die nächsten Tage in Aussicht.
Das Thalia⸗Theater veranstaltet in einer am Sonntag statt⸗ findenden Matinée eine einmalige Aufführung von „Trilby“, einer Dramatisierung des gleichnamigen Romans des jüngst verstorbenen bekannten Mitarbeiters des englischen Witzblattes „Punch“, du Maurier. Die Vorstellung findet zu einem wohlthätigen Zweck statt.
Am sechsten Symphonie⸗Abend der Königlichen Kapelle, unter Kapellmeister Weingartners Leitung, kommen zur Feier von Franz Schubert’s 100. Geburtstage nachstehende Werke des Meisters zur Aufführung: Symphonie C-dur, Symphonie B-dur, Ouver⸗ türe nebst Entr'acte zu „Rosamunde“. — Kapellmeister Weingartner hat die dritte, „Ein Sommernachtstraum“ betitelte Symphonie von Gustav Mahler zur Aufführung angenommen. Drei Sätze des Werks werden noch in dieser Saison in einem Symphonie⸗Konzert der König⸗ lichen Kapelle zur Aufführung gelangen.
agd.
1“ 85 “ 11“ “ “ Von seiten des Vorstandes der 1897 er Deutschen Geweih⸗ Ausstellung, welche bekanntlich am Geburtstage Seiner Majestät des Kaisers und Königs eröffnet und 14 Tage dauern wird, geht uns die erfreuliche Mittheilung zu, daß dieselbe außer⸗ ordentlich reich beschickt worden ist und allen Freunden des Jagdsports viel Interessantes bieten wird. Annähernd gelangen 350 Rothhirsch⸗ geweihe, etwa 80 Schaufler⸗ und 1100 Rehkronen zur Ausstellung.
Mannigfaltiges
Auf der Tagesordnung der gestrigen Sitzung der Stadt⸗ verordneten stand zunächst der Antrag des Magistrats, eine ge⸗ mischte Deputation von fünf Stadträthen und fünf Stadtverordneten zur Berathung, in welcher Weise die Feier des hundert⸗ jährigen Geburtstages Kaiser Wilhelm's I. seitens der Stadt begangen werden soll, einzusetzen; sowie der fernere Antrag, zur Anschaffung einer in etwa 100 000 Exemplaren an Schüler der Berliner städtischen Schulen zu vertheilenden Festschrift über Kaiser Wilhelm I. 20 000 ℳ zu bewilligen. Der sozialdemo⸗ kratische Stadtverordnete Dr. Zadeck verlas unter großer Unruhe der Versammlung und lebhaftem Widerspruch derselben einen Protest der
sczialdemokratischen Fraktion gegen diese Feier und die Bewilligung der
Reichstages theilnahmen.
Der zweite der von dem Verein „Berliner Presse“ zum Besten seiner Unterstützungskasse veranstalteten Vorträge wurde von
Herrn Ludwig Fulda gehalten, der gestern Abend im Saale des Architektenhaufes vor einer großen Zuhörerschaft eigene Dichtungen vorlas. Den Anfang machten zwei kleine Erzählungen in Prosa: ein ernste: „Das verbannte Märchen“, in der ein Kind selbständig
Märchen entdeckt, das ihm von den Eltern, begeisterten Wahrheits freunden, mit peinlicher Gewissenhaftigkeit ferngehalten worden war und dann eine heitere neue „Duellgeschichte“. Den interessantesten Theil des Abends bildete aber der Schlußvortrag, das launige dramatische Gedicht „Lästige Schönheit“. Eine junge Dam
beklagt, daß über der Schönheit ihres Körpers der Reiz und 15 8 uf
Werth ihrer Seele vergessen werden und ungewürdigt bleiben. einem Maskenfest findet sie endlich den Mann, der nur ihre Seele⸗ kennt und durch diese so begeistert wird, daß er sie „trotz ihrer Schönheit“ doch zu seinem Weibe machen wird, obgleich er vorher von dem nachtheiligen Einfluß der Körperschönheit auf die Geistesgaben viel Weises gesagt hat. Die Sinnigkeit und Anmuth der Dichtung wird noch durch den leichten Fluß und den Glanz der Verse gehoben wurde für seine künstlerischen Gaben lebhafter Beifall gespendet.
Breslau, 21. Januar. Der gestern in der Heinitzgrube bei Beuthen i. O.⸗Schl. ausgebrochene Brand (s. Nr. 18 d. Bl.) ist, der „Breslauer Zeitung“ zufolge, auf der 4,20 m tiefen Sohle ent⸗ standen. Diese Sohle ist ein neues Flötz, das zum Abbau kommen sollte. Der Kohlenbrand war durch eine 6 m starke Mauer ab⸗ gedämmt, die von den Gasen durchbrochen wurde. Dabei ver⸗
unglückten 5 Bergleute, von denen einer getödtet und vier schwer verletzt 8
wurden. Cassel.
Errichtung einer Lungenheilstätte für Unbemittelte
250 000 ℳ gespendet. Zur Verwirklichung des Werkes sind bereits 8
die ersten Schritte gethan.
Greiz, 21. Januar. dem „W. T. B.“ zufolge, gebrannt. sind brotlos geworden. Einige Personen befanden sich in Gefahr und mußten durch die Fenster gerettet werden.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten, Zweiten und Dritten Beilage.)
Die Fabrik von Schulze u. Co. ist, bis auf die Umfassungsmauern nieder⸗
—
gering V mittel gut
Gezahlter Preis für 1 Doppelzenener (100 kg)
nie. höch, nie⸗ höch⸗-⸗ nie⸗ höch⸗ drigster eer drigstee ster drigster ster
ℳ ℳ ℳ ℳ ℳ8 ℳ
kaufte Menge
Doppel⸗ zentner
schnitts⸗ preis
für 1 Doppel⸗ zentner
ℳ
(Spalte 1) nach über⸗ s chlaäglicher Schätzung verkauft Doppel⸗ zentner (Preis unbekannt)
„In hochherziger Weise wurden von einer hiesigen 8 Dame, welche ihren Namen nicht genannt wissen will, zum Zweck der
500 Webstühle wurden vernichtet, und 250 Arbeiter
Weizen. 16,40 16.80 17,00 15,40 15.40 16,00 17,00 17,00 17,50 15,40 16,00
Roggen.
12,00 12,30 12,30 12,40
V — 12,30 12,50 11,80
16,10 15,20 16,50
Breglau 15,10 15,80 Ratibor . . . 14,90 15,20 Reuß. . . . . 16,00 16,00 Döbeln. E1“
Breslan. Ratibor . . . — .b. 11,30 Döbeln. —
11,80 12 30 12,20] 12,60
Gerste. 14,70 15,40 14,00 14,50 Hafer. 13,10] 13,20
11,60 12,60 11,60 12,00
13,40
Breslau 11,00
Ratibor Döbeln.
12,50
Breslau 11,50
11,50
12,10
20. 1.
Deutscher Reichstag.
158. Sitzung vom 21. Januar 1897, 1 Uhr.
Tagesordnung: Fortsetzung der zweiten Berathung des Reichshaushalts⸗Etats für 1897/98 bei dem Gehalt des Staatssekretärs des Reichs⸗Schatzamts.
Ueber den Anfang der Sitzung wurde in der gestrigen Nummer d. Zl. berichtet.
Nach dem Abg. Hilpert (b. k. F.) nimmt das Wort der
Abg. Fischbeck (fr. Volksp.). Redner spricht seine Befriedigung darüber aus, daß der Bundesrath den Antrag auf Einführung eines Quebrachozolls abgelehnt habe. Aus Furcht vor den Agrariern scheine
brachoholz einführen,
oder es würden Gegenforderungen gestellt werden, die für uns voll⸗ kommen unerfüllbar wären.
Wenn es also selbst gelänge, andere Vertragsstaaten zu bewegen, sich damit einverstanden zu erklären, daß wir einen Zoll auf Que⸗ so würden wir doch nie einen Zoll auf Quebrachoextrakt einführen können, und damit würde die Maß⸗ regel wirthschaftlich vollständig wirkungslos werden.
Selbst wenn es uns aber jetzt gelänge, was ja natürlich eine vollkommen utopische Annahme ist, alle Gerbmittel, namentlich alle diejenigen, deren Konkurrenz für den Schälwald bedauerlicherweise preis⸗ drückend wirkt, mit einem hohen Zoll zu belegen, so würden ganz
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Uebersicht der Witterung.
Ein tiefes Minimum, das sich gestern Abend über Dänemark entwickelt hat, liegt an der mecklenburgi⸗ schen Küste und scheint nach Suͤden CG““ wo das Barometer sehr stark gefallen ist. Am höchsten ist der Luftdruck über Nordwest⸗ und Ost⸗ Europa. Ueber Dänemark wehen östliche Winde, die sich über die westdeutsche Ostsee ausbreiten werden. In Deutschland ist bei schwacher Luftbewegung das Wetter trübe und kalt; vielfach ist Schnee gefallen, namentlich in den nordwestlichen Gebietstheilen. Deutsche Seewarte.
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Theater.
Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern⸗ haus. 22. Vorstellung. Mignon. Oper in 3 Akten von Ambroise Thomas. Text mit Benutzung des Goethe'schen Romans „Wilhelm Meister's Lehrjahre“ von Michel Carré und Jules Barbier, deutsch von Ferdinand Gumbert. Ballet von Paul Taglioni. Dirigent: Kapellmeister Sucher. Anfang 7 ½ Uhr.
Schauspielhaus. 23. Vorstellung. Die Komödie der Irrungen. Lustspiel in 3 Aufzügen von William Shakespeare. Für die Bühne eingerichtet von Karl von Holtei. In Seene gesetzt vom Ober⸗ Regisseur Mar Grube. — Der eingebildete Kranke. Luftspiel in 3 Aufzügen von Jean Baptiste Mo
mit der Wolf Graf Baudissin'’schen Uebersetzung. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang 7 ½ Uhr.
Sonntag: Opernhaus. 23. Vorstellung. Der Prophet. Große Oper in 4 Akten von Giacomo Mevyerbeer. Text nach dem Französischen des Eugène Secribe, deutsch bearbeitet von Ludwig Rellstab⸗ Ballet von Emil Graeb. Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus. 24. Vorstellung. Genoveva. Tragödie in 5 Aufzügen und einem Nachspiel von Friedrich Hebbel. Anfang 7 ½ Uhr.
Neues Königliches Opern⸗Theater (Kroll). Die Journalisten. Lustspiel in 4 Aufzügen von Gustav Freptag. — Der Billet⸗Verkauf zu dieser Vorstellung findet heute und morgen in der Zeit von 9—10 und 12 —1 ½ Uhr im Königlichen Schauspielhause statt. Preise der Plätze: 3, 2, 1,50 ℳ und 75 ₰. Auf⸗ geld wird nicht erhoben. Anfang 7 ½ Uhr.
„Die Billets Nr. 26 und 27, II. Rang Balkon links, zur 24. und 25. Vorstellung im Königlichen Schauspielhause sind dem Besitzer abhanden ge⸗ kommen. Dieselben werden für ungültig erklärt und wird vor Ankauf gewarnt.
Deutsches Theuter. Sonnabend: Romeo
und Julia. Anfang 7 ½ Uhr.
Sonntag, Nachmittags 2 ½ Uhr: Der Kaufmann von Venedig. — Abends 7 ½ Uhr: Die ver⸗ sunkene Glocke. 1
Montag: Die versunkene Glocke.
Herliner Theater. Sonnabend, Nachmittags 3 Uhr: Aschenbrödel. — Abends 7 ½ Uhr: Kaiser Heinrich.
Sonntag, Nachmittags 2 ½ Uhr: König Heinrich. — Abends 7 ½ Uhr: Zum 50. Male: Renaissance.
Montag: Die Weisheit der Aspasia. — Spitzbubeustreiche.
Lessing⸗Theater. Sonnabend: Die Wieder⸗
Sübr. Sontfe Dumont.) — Hierauf: Niobe. (Jenny roß.)
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr (volksthümliche Preise): Die Haubenlerche. — Abends 7 ½ Uhr: Die Wiederkehr. (Louise Dumont.) — Hierauf: Niobe. (Letztes Auftreten von Jenny Groß vor ihrem Urlaub.)
Montag: Erstes Gastspiel der Tof née Marrelle Josset. Frou-Frou. “
Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗ burg. Sonnabend: Die Franenjäger. (Le Dindon.) Schwank in 3 Akten von Georges Feydeau, übersetzt und für die deutsche Bühne bearbeitet von Benno Jacobson. Anfang 7 ½ Uhr.
Sonntag und folgende Tage: Die Franenjäger.
Nenes Theater. Schiffbauerdamm 4 a./5. Direktion: Sigmund Lautenburg. Sonnabend: Marrelle. Komödie in 4 Akten von Victorien Sardou. Für die deutsche Bühne bearbeitet von Paul Lindau. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Anfang 7 ½ Uhr.
Sonntag und folgende Tage: Marcelle.
Sonntag, Nachmittags 3Uhr: Zu halben Preisen: Die Grille. Ländliches Charakterbild in 5 Akten von Charlotte Birch⸗Pfeiffer.
Schiller⸗Theater. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Mit Vergnügen.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Des Meeres und der Liebe Wellen. — Abends 8 Uhr: Der Millionenbauer.
Theater des Westens. Kantstraße 12. (Bahn⸗ hof Zoologischer Garten.) Sonnabend: Der Militär⸗ staat. 7 ½ Uhr.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Vorstellung des Vereins fuͤr Volksunterhaltungen: Schiedsmann Hempel. — Abends 7 ½ Uhr: Der Militärstaat.
Montag: Der Militärstaat.
Theater Unter den Linden. Behrenstr. 55/57. Direktion: Julius Fritzsche. Sonnabend: Zweiter eßer Maskenball. Ballmusik: Das verstärkte
heater⸗Orchester, unter Leitung des Kapellmeisters Herrn Max Dahms, die vollständige Kapelle des 2. Garde⸗Ulanen⸗Regiments unter Leitung des König⸗ lichen Musikdirigenten Herrn Neese, die Szegediner Magnaten⸗Kapelle „Kolompar“ (zum ersten Male in Deutschland). Büffets sowie die Wiinlieferungen hat der Hof⸗Traiteur Seiner Majestät des Kaisers Herr A. Huster (Englisches Haus) übernommen. Herrenkarten 8 ℳ, im Vorverkauf 7 ℳ, Damen⸗ karten 5 ℳ, im Vorverkauf 4 ℳ, sind zu haben an der Kasse des Theaters Unter den Linden und in den bekannten Vorverkaufsstellen. Der Eintritt ist nur in Ball⸗Toilette oder eleganter Maske gestattet. Beginn des Balles 10 Uhr.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Bei halben Preisen:
Der Mikado. — Abends 7 ½ Uhr: Der Bettel
student.
Thalia-Theater (vorm. Adolph Ernst⸗Theater). Dresdenerstraße 72/73. Direktion: W. Hasemann. Sonnabend: Frau Lieutenant. Vaudeville in 3 Akten von Paul Ferrier und Antony Mars. Deutsch von Hermann Hirschel. Musik von Gustav Serpette und Victor Roger. Anfang 7 ½ Uhr.
Sonntag und folgende Tage: Frau Lieutenant.
Sonntag, Mittags 12 Uhr: Matinée. Trilby. Drama in 5 Akten, nach dem Roman des George du Maurier, von Georg Okonkowsky.
Bentral⸗Theater. Alte Jakobstraße 30. Direktion: Richard Schultz. Sonnabend: Neu in⸗ sceniert: Emil Thomas a. G. Eine tolle Nacht. Große Posse mit Gesang und Tanz in 5 Bildern von J. Freund und W. Mannstädt. Musik von Julius Einödshofer. Anfang 7 ½ Uhr.
.Spentas und die folgenden Tage: Eine tolle
a 2
Konzerte.
Sing⸗-Akademie. Sonnabend, Anfang 8 Uhr: Konzert von Clara Krause (Klavier) und Lulu Heynsen (Gesang) mit dem Philharmonischen Orchester.
Konzerthaus.
Sonnabend: 18. Operetten⸗ Abend.
Karl Meyder⸗Konzert.
Saal Bechstein. Sonnabend, Anfang 7 ½ Uhr: III. Klavier⸗Abend von Muriel Elliot.
Birkus Renz. Karlstraße. Saison 1896/9 7.) Sonnabend, Abends 7 ½ Uhr: Première „Aus der Mappe eines Riesen⸗ gebirgs⸗Phantasten“. Eine romantisch⸗phantastische Handlung, mit komischen Scenen, Gebirgsepisoden, einer naturgetreuen Hörnerschlittenfahrt im Riesen⸗
gebirge und einem zauberischen Ballet: Im Reiche
des Geisterfürsten! Von Direktor Fr. Renz und
dem Greßherzeglich hessischen Hof⸗Balletmeister m Musik von Aug. Siems und O., Heyer, für Orchester arrangiert vom Kapell-
August Siems.
meister Carl Krüger. Noch nie gesehene Kostüm⸗ Pracht! Höchst charakteristische Dekorationen! Ueberraschende maschinelle Effekte! Elbfall! Kochelfall! Zackelfall! Außerdem: Auftreten der
hervorragendsten Künstler⸗Spezialitäten, Vorführen und Reiten der bestdressierten Freiheits⸗’, Spring⸗
und Schulpferde. Komische Entrées und Intermezzi.
Sonntag: Zwei große Vorstellungen. Nach⸗
mittags 4 Uhr (ermäßigte Preise und 1 Kind unter 10 Jahren auf allen Plätzen frei): Aufführung des großen militärischen Ausstattungsstückes: 1870/71. — Abends 7 ½ Uhr: Aufführung der
Novität: Aus der Mappe eines Riesengebirgs⸗ 1
Phantasten.
Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Käthe Bowien mit Hrn. Amts⸗ richter und Prem.⸗Lieut. d. L. Heinrich Augar (Mohrungen). 3
Verehelicht: Hr. Sec.⸗Lieut. Achim von Frisch mit Frl. Eveline von Portatius (Itzehoe).
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Gerichts⸗Assessor Dr. Berger (Berlin). — Hrn. Robert von Boet⸗ ticher (Landsberg a. d. W.). — Eine Tochter: Hrn. Regierungs⸗Assessor Meusel (Cölln a. 2% — Hrn. Geheimen Ober⸗Regierungs⸗Rat Dr. Kruse (Berlin). — „Hrn. Pastor Kusche (Meuselwitz).
Gestorben: Hr. Rittmeister a. D. Friedrich Wil⸗ helm Frhr. von der Borch (Halle a. S.). — Hr. Kommssiions⸗Rath F. V. Grünfeld (San Remo). — Verw. Fr. Major Therese Poersch, geb. Eckoldt (Meiningen). — Hr. Oberlehrer Alfred Sündermann (Berlin). — Hr. Oekonomie⸗Rath Heinrich Jungck (Berlin).
Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth in Berlin. .
Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.
Acht Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).
und Walzer⸗
(Jubiläums⸗
man versucht zu haben, ob nicht doch der Zoll eingeführt werden könnte. Hoffentlich bringe die gründliche Prüfung der Sache der Lederindustrie auf längere Zeit die ihr sehr erwünschte Ruhe. Redner bestreitet, daß hierbei die neu entstandenen großen Gerbereien in — kämen; gerade in Schleswig⸗Holstein sei die Gerberei⸗ ndustrie eine alteingesessene, und es seien dort die kleinen Betriebe ver⸗ treten, die aber allerdings dem neuen Verfahren sich zugewendet hätten. Infolge der Verbilligung des Gerbstoffes habe die Leder⸗ industrie einen großen Aufschwung genommen. Der Lederzoll sei durch die Handelsverträge gebunden. Würde der deutschen Lederindustrie der Zoll auf Quebracho aufgebürdet, so würde sie mit dem Auslande nicht konkurrieren können. Die deutsche Loheproduktion könne den Bedarf jetzt nicht decken; man müßte 20 Jahre warten, ehe das ge⸗ schehen köͤnnte. Freiherr von Stumm habe gehofft, daß nach Ablauf der Hervelwerazg⸗ die Solidarität zwischen Landwirthschaft und Industrie sich bewahrheiten würde durch Einführung eines Zolles auf Lohe und Quebracho. Wolle Herr von Stumm nach der Parole des Grafen Limburg⸗Stirum die Handelsverträge kündigen?
Staatssekretär des Reichs⸗Schatzamts Dr. Graf von Posadowsky⸗Wehner:
Meine Herren! Es ist von den beiden ersten Herren Vorrednern die wirthschaftliche Frage der Schälwaldungen und ihre soziale Be⸗ deutung für weite Theile des Westens ausdrücklich hervorgehoben worden. Ich erkenne die Ausführungen, die in dieser Beziehung von den beiden ersten Herren Vorrednern gemacht sind, in ihrem vollen Umfange auch heute an und habe sie bereits in den Ausführungen, die ich im vorigen Jahre die Ehre hatte, dem hohen Hause in dieser Frage zu machen, ebenfalls rückhaltlos anerkannt.
Ich glaube aber, es ist richtig, um das Verständniß für den Beschluß des Bundesraths in weitere Kreise dringen zu lassen, meinen gestrigen Ausführungen gegenüber, die absichtlich die Frage auf das eingehendste nach der technischen Seite hin erörtert haben, die Gründe des Bundesraths auf die einfachste Formel zurückzuführen, und zwar auf eine Formel, von der ich bestreite, daß ihre Richtigkeit von irgend einer Seite des hohen Hauses mir widerlegt werden kann. Theilten also die verbündeten Regierungen selbst die wirth⸗ schaftlichen und sozialen Erwägungen, die die beiden ersten Herren Vorredner vorgetragen haben, so könnten sie doch den Wünschen der Schälwaldbesitzer nicht wirksam zu Hilfe kommen.
Warum nicht? Eichengerberlohe hat einen Gerbstoffgehalt von 12 %, Quebrachoholz in Blöcken hat einen Gerbstoffgehalt von durch⸗ schnittlich 18 bis 20 %; flüssiger Extrakt hat einen Gerbstoffgehalt von 40 %, Quebrachoextrakt in fester Form hat einen Gerbstoffgehalt bis zu 80 %. Was würde also die Folge davon sein, wenn wir Quebracho in Blöcken und zerkleinert durch hohe Schutzzölle jetzt aus⸗ schlössen? Es würde dann das Quebrachoholz in Blöcken oder zer⸗ kleinert nicht mehr hineinkommen; statt dessen würden aber die in anderen Ländern bereiteten Extrakte eingehen, und zwar würde im Interesse der Exportfähigkeit der feste Extrakt eingeführt werden, der 80 % Gerbstoff enthält. Damit würden aber die Wirkungen eines Schutzzolles, wenn man auch die zolltechnischen Schwierigkeiten über⸗ winden sollte, unseres Erachtens vollkommen illusorisch. Ich habe aber schon darauf hingewiesen, daß selbstverständlich der Versuch, Oesterreich, Italien und andere Staaten, die Extrakte für die Gerberei herstellen, zum Verzicht auf die Zollfreiheit für diese Extrakte, d. h. für chemische Fabrikate zum Gewerbegebrauch, die ihnen kraft der Handelsverträge zusteht, zu bewegen, scheitern würde; darauf würde keine Nation sich einlassen. Wenn einem nationalen Erzeugniß vertragsmäßig Zollfreiheit zugesichert ist, wird der berechtigte Staat diese Zollfreiheit nicht eher aufgeben, als der Vertrag abläuft,
zweifellos an Stelle der ausländischen Gerbmittel mit Quebracho gegerbtes Leder und Lederwaaren nach Deutschland eingeführt werden, weil wir nicht in der Lage sind, während der Zeit der Handels⸗ verträge die Schutzzölle auf Leder, insoweit sie gebunden sind, zu erhöhen.
Ich habe also nicht ausgeführt, daß die Lederindustrie nicht unter Umständen eine Vertheuerung ihres Gerbmittels bis zu einem gewissen Grade vertragen könnte, sondern ich habe nur ausgeführt, daß die Einführung eines Quebrachozolles dem Schälwald nichts nützen könnte, weil das Quebrachoholz in konzentrierter Form als Extrakt bei uns eingehen würde, und daß selbst, wenn man über⸗ seeische Gerbmittel prohibieren würde, es derjenigen Industrie, die noch mit Eichenlohe gerbt, nichts nützen könnte, weil wir die Lederzölle während der Vertragsdauer nicht erhöhen können, und an Stelle des Quebrachoholzes das mit Quebracho gegerbte Leder eingehen würde, daß mithin die Konkurrenz des Quebracholeders fortdauern würde, nur daß es nicht im Inlande, sondern im Aus⸗ lande hergestellt würde. Also, meine Herren, so lange wir durch die Handelsverträge gebunden sind und in dieser Beziehung durch deren Ablauf nicht tabula rasa haben, können wir wirksam den Schälwaldbesitzern zu unserem lebhaftesten Bedauern nicht helfen. Haben wir einmal freie Hand, sind die Handelsverträge abgelaufen, so bin ich fest überzeugt, wird man die Frage sehr ernst von neuem prüfen.
Abg. von Salisch (d. kons.): Die heutigen Erklärungen des Staatssekretärs waren sympathischer als die gestrigen; aber sie haben uns die Ueberzeugung gebracht, daß der Bundesrath sich festgelegt hat und von seinem Standpunkt nicht weichen kann. danke aber für die daß nach Ablauf der Handelsverträge die Frage aufs neue geprüft werden soll. .
Abg. Beckh (fr. Volksp.) bestreitet eine Nothlage der Schäl⸗ waldbesizer. Die Nutzung eines Schälwaldes sei immer noch größer als die semnstige Waldnutzung. Uebrigens hätten die Handelsverträge die Landwirthschaft nicht geschädigt, sondern durch Erhöhung der Hopfenausfuhr sogar die bayerischen Hopfenbauern begünstigt.
Abg. Freiherr von Stumm (Rp.): Grundsätzlich habe ich mich nicht gegen die Handelsverträge ausgesprochen, sondern nur gegen die Erneuerung derselben in der Form, daß die darin enthaltene Schädi⸗ gung der Landwirthschaft beibehalten werde. Ich werde daher gegen eine Bindung der Getreidezölle auf 3 ½ ℳ und gegen die Zoll⸗ freibeit für Lohe sein. Ich bin Mitglied des Zentralverbandes deutscher Industrieller und Vorsitzender industrieller Vereine und weiß, daß die Industriellen mit mir übereinstimmen. Im preußi⸗ schen Herrenhause sind neben mir noch andere Vertreter der Industrie vorhanden, und Herr Friedberg wird wohl demnächst, wenn das Fendchünsreüeset an das Herrenhaus kommen wird, sehen, daß die Vertreter der Industrie sich rühren werden. Dem Eichenschäl⸗ wald macht die Lohe, welche aus Oesterreich eingeführt wird, nicht so viel Schaden wie das gerbstoffreichere Quebrachoholz, während die Extrakte nur für die chemische Industrie in Betracht kommen. Bei dem Raubbau, der in Argentinien mit dem Quebrachoholz getrieben wird, wird die Einfuhr desselben bald anz aufhören oder so zurückgehen, daß die Lohe doch an die Stelle desselben treten muß. Dann wird es schwer sein, den Eichenschälwald aufs neue zu schaffen. Deshalb hat das Haus alle Veranlassung, bei seinem Beschlusse stehen zu bleiben und ihn nöthigen⸗ falls zu wiederholen. 1
Abg. Dr. Barth (fr. Vgg.) hält die Gefahr, daß es der deutschen Gerberei an Gerbstoffen fehlen werde, wenn man den Eichen⸗ schälwald nicht schütze, für nicht sehr nahe bevorstehend. Die Be⸗ merkung, daß bei Ablauf der Handelsverträge die Frage wohl⸗ wollend aafs neue geprüft werden solle, sei wohl mehr der
öflichkeit entsprungen, aber Herr von Salisch habe darin eine feste Heflic gesehen. Durch solche Bemerkungen werde lediglich der
kehrt wohl viel mit den Hopfenhändlern in Nürnberg. 1 Staatssekretär des Reichs⸗Schatzamts Dr. Graf von Posadowsky⸗Wehner: 8 Meine Herren, dem Herrn Abg. Freiherrn von Stumm möchte ich nur bemerken, daß er eine Aeußerung von mir irrthümlich ver⸗ standen hat. Es hat mir selbstverständlich fern liegen müssen, zu bestreiten, daß die steigende Ausfuhr der überseeischen Gerbstoffe auch Einfluß auf die Preisbildung der einheimischen Schälwald⸗Industrie ausgeübt hat und ausübt. Ich habe nur gesagt: belegen wir das Quebrachoholz in Blöcken mit einem wirksamen Zoll, so wird statt des Quebrachoholzes in Blöcken, was 18 — 20 % Gerbstoff hat, fester Extrakt eingehen, der bis 80 % Gerbstoff hat, und das ist einer der Haupteinwände, weshalb zur Zeit derartige Zölle na Ansicht der verbündeten Regierungen keine Wirkung haben koͤnnten. Ich möchte aber noch dem Herrn Abg. Barth gegenüber bemerken, wie es doch selbstverständlich ist, daß, wenn eine große Mehrheit des Hauses sich dafür ausgesprochen hat im Interesse einer heimischen Kultur und zwar einer landwirthschaftlich so wichtigen Kultur, wie die Eichschälwaldung, überseeische Gerbstoffe mit einem Zoll zu be⸗ legen, wir diese Frage, sobald wir unsere Arme frei haben, das beiß nach Ablauf der Handelsverträge, einer sehr ernsten und eingehenden Erwägung unterziehen werden (Bravol rechts), und ich glaube, d Hoffnung kann man sich auch nicht hingeben, daß die neuen Handels verträge, die wir 1904 abschließen werden, einfach die Abschrift d bisherigen Handelsverträge sein werden (sehr gut! rechts), nich allein aus wirthschaftlichen Gründen, sondern vor allem aus rein zoll technischen Gründen. Es ist vielleicht ein Mangel unseres autonomen Tarifs, der ein recht ehrwürdiges Alter in seiner jetzigen Gesta hat, daß er nicht genügend spezifiziert ist in seinen einzelnen Positionen und daß deshalb Handelsvertrags⸗Verhandlungen mit Staaten, die einen sehr spezifizierten Tarif haben, für uns durch einen solche Tarif, der große Gruppen zusammenfaßt, jedenfalls nicht erleichter werden. Ich glaube, es wird deshalb nothwendig sein, als Grund lage für den Abschluß neuer Handelsverträge vor allen Dingen eine viel spezifizierteren neuen autonomen Tarif aufzustellen. (Sehr richtig rechts.) Mit dieser Arbeit ist das Schatzamt zunächst beschäftigt — und darauf beruht es, daß im Etat des Reichs⸗Schatzamts ein neue Stelle für einen vortragenden Rath von Ihnen erbeten wird. Sie können sich denken, daß das eine ganz außerordentlich schwierig Arbeit ist. Es muß zunächst das System für einen neuen auto nomen Tarif festgestellt und demnächst jede einzelne Position d jetzigen Tarifs durchgegangen werden; es müssen ferner die aus den Interessentenkreisen hervorgegangenen Wünsche auf Tarifänderungen einer genauen Erwägung unterzogen werden, und schließlich muß üb die einzelnen Positionen gruppenweise mit den Interessenten selb verhandelt werden. Erst wenn man so eine feste wirthschaftliche Unterlage aus dem Verständniß der betheiligten Kreise heraus ge⸗ wonnen hat, kann man die Arbeit abschließen und dem Bundesrath und später dem Reichstag zur Beurtheilung und Beschlußfassung vor legen. Das ist eine jahrelange Arbeit; aber es folgt schon zolltechnis⸗ daraus, daß die neuen Handelsverträge nicht eine einfache Abschri
derjenigen Handelsverträge sein können, die jetzt bestehen. (Bravo! rechts.)
Abg. Beckh weist darauf hin, daß er einen großen Theil seines Lebens auf dem Lande zugebracht habe, weil sein Vater und Großvat Grundbesitzer gewesen seien, sogar Großgrundbesitzer. Er verstehe als von der Landwirthschaft genügend.
Abg. Brunck enl.) tritt für den Quebrachozoll im Interesse der kleinen Lohgerber ein. 1 “
Abg. Graf von Kanitz 8 kons.): Glauben die Freisinnigen, daß i Jahre 1902 eine Mehrheit für die einfache Verlängerung der Handels verträge zu finden sein würde? Der Staatssekretär hat also nicht Neues, Ueberraschendes vorgebracht, sondern nur etwas bestätigt, wa wir alle wissen, daß von einer Fortführung der Handelsvertragspoliti nach 1902 nicht die Rede sein kann. Einen spezialisierten Zolltari wie andere Staaten müssen wir auch haben. Aus der Spezialisierung des russischen Tarifs sind ja die Schwierigkeiten wegen der Verzollun 8 feiner Lederwaaren in Rußland entstanden. Wenn auch die Zölle fü Gerbstoffe gebunden sind, so fällt doch darunter nicht ohne weiteres das Quebrachoholz. Denn jeder Staat genießt die Zoll⸗ begünstigung nur für seine eigenen Produkte, zu diesen abe gehört Quebracho nicht. Die Einführung des mit Quebrach gegerbten Leders würde verhindert werden können, denn der Zoll au Leder ist nicht allgemein gebunden, sondern nur der Zoll auf Sohl leder. Maßgebend ist, daß das Quebracholeder minderwerthig ist gegen über dem lohgaren Leder. Welche Erfahrungen hat denn die Militär verwaltung mit den Stiefeln aus Quebracholeder gemacht? Nichts sieh trauriger aus als eine Truppe mit abgerissenem Schuhwerk. Di Eichenschälwaldbesitzer werden jetzt viel mehr geschädigt, als di Arbeiter durch die Vertheuerung ihres Schuhwerks geschädigt werde könnten. Hoffentlich kommt man doch noch vor Ablauf der Handels verträge zur Einführung eines Quebrachozolles.
Abg. Dr. Barth: Soviel ich weiß, hat die Militärverwaltun schon einmal die Auskunft gegeben, daß das Schuhzeug von Quebracholede nicht weniger werth ist, als das von anderem Leder. Es hindert die Militärverwaltung garnichts, bei ihren Abschlüssen nur eichen lohgares Leder zu kaufen. Warum soll die ganze Bevölkerung in dieser Beziehung bevormundet werden? Die Mehrheit des Reichstages für die Handelsverträge war eine sehr beträchtliche, und ich habe das Vertrauen, daß bei derselben Frage der Reichstag zu demselben Ergebniß kommen wird, nachdem er sich überzeugt hat, daß die Handelsverträge sehr segensreich waren. Es handelt sich nicht um diesen Reichstag, sondern um einen nächsten brär.eev und ich für meine Person wünsche mir gar keine bessere Wahlparo als die Handelsverträge.
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(Fortsetzung in der Zweiten Beilage, zweite Seite
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