industrien losgelöst, andere sind enger mit der Landwirthschaft ver⸗
knüpft geblieben, wie die Brennerei und die Stärkefabrikation.
Die technisch⸗wissenschaftliche wie wirthschaftliche Entwickelung der Gährungsgewerbe und Stärkefabrikation darzulegen, soll meine Aufgabe sein.
Von vornherein ist festzustellen, daß jedes einzelne der genannten Gewerbe technisch auf voller Höhe ist, ja daß ihre Leistungen, wie diejenigen der deutschen chemischen Industrie, als mustergültig und das Ausland überragend hingestellt werden dürfen. Dies ist in gleichem Maße der Tüchtigkeit der praktischen Vertreter als dem energischen Eingreifen der technischen Wissenschaft zu danken. Beide arbeiten ge⸗ meinsam und haben als die Form ihrer Verbindung die Gründung von Versuchsstationen gewählt, welche unter dem Prokekrorat der dohen Staatsregierung auch an unserer Hochschule Unterkunft gefunden haben. Die Station für Zuckerindustrie ist besonders organisiert, die übrigen sind in dem Institut für Gährungsgewerbe und Stärkefabri⸗ kation geeint, welches von fünf die verschiedenen Zweige repräsen⸗ tierenden gewerblichen, zusammen 5500 Mitglieder zählenden Ver⸗ bänden unterhalten wird.
Im einzelnen möge aus der technischen Entwickelung das Folgende hervorgehoben werden.
Die Unterlage für den Betrieb des Haupttheils der Brennerei wie der Stärkefabrikation bildet die Kartoffel; sie in ausreichender Menge und vortrefflicher Beschaffenheit regelmäßig zur Verfügung zu stellen, ist die Aufgabe der Landwirthschaft. Diese ist immer ge⸗ neigt gewesen, aus landwirthschaftlich⸗technischen Gründen den Um⸗ fang des Kartoffelbaues auszudehnen, und bei guter Ernte ist daher niemals ein Mangel an Kartoffeln gewesen, ja, es ist viel⸗ fach durch ein Ueberangebot der Preis der Kartoffeln bis zur Un⸗ rentabilität herabgedrückt, und zugleich die Produktion in Spiritus und Stärke derart vermehrt worden, daß auch die Gewerbe nicht mehr
vortheilhaft zu arbeiten vermochten. Man ist daher versucht, die Frrage zu stellen, ob es nicht angemessen sei, den Kartoffelbau ein⸗ zuschränken; davon kann aber keine Rede sein, vielmehr ist zu kon⸗ statieren, daß in weiten Ländergebieten eine wesentliche Vermehrung des Kartoffelbaues, mindestens des Hackfruchtbaues, eine landwirth⸗ schaftlich⸗technische Nothwendigkeit ist. Noch weiter: die technischen Gewerbe müssen die den Bedarf für menschliche Ernährung und Viehfütterung überschreitende Menge aufnehmen, und sind sie dazu nicht im stande, so muß versucht werden, neue Absatzgebiete aufzu⸗ schließen. Ein derartiges, die unmittelbare Verwerthung der Kar⸗ toffeln gestattendes Verwendungsgebiet ist auch in der That durch Herstellung von getrockneten Kartoffeln als Dauerwaare aufgedeckt worden, und mit dem bemerkenswerthen Erfolg, daß schon jetzt diesen Kartoffelkonserven für Schiffs⸗ und Armee⸗Verproviantierung wie für den Export eine erhebliche Bedeutung beizumessen ist. Nicht einzu⸗ schränken ist also der Kartoffelbau, vielmehr mit allen Mitteln dahin zu streben, daß die die Kartoffeln verarbeitenden Industrien, Brennerei wie Stärkefabrikation, zu der nun die Kartoffeltrocknerei hinzutritt, aufnahmefähiger gemacht werden. 1 3
Andernfalls wären ja auch alle Bestrebungen, die Ernteerträge zu steigern, den Gehalt der geernteten Kartoffeln zu verbessern, gegen⸗ standslos oder geradezu als schädlich zu bezeichnen. Aber gerade bierin hat unter Mitwirkung der Kartoffelkulturstation, des Vereins der Spiritusfabrikanten, die Landwirthschaft Hervorragendes grleistet. Werthvolle Neuzüchtungen, welche sich an die Namen Richter, Paulsen knüpfen, ihre systematische Prüfung und Verbreitung unter der Aegide von Heine⸗Hadmersleben sind es gewesen, welche den Anbau neuer Sorten so gefördert haben, daß die Erträge vom Morgen
wohl um 20 bis 25 %, gesteigert sind, ohne daß der Stärkegehalt gefallen wäre. Für Fabrikkartoffeln kann auch eine Steigerung des Stärkegehalts um 1 ½ % angenommen werden. “ Ein weiterer Erfolg liegt darin, daß eine gewisse Gleichmäßigkeit der Ernten und vermehrte Haltbarkeit erreicht ist. Mit Kartoffel⸗ mizßernten, wie sie früher Landwirth und Bevölkerung bedrohten, hat man nach menschlichem Ermessen heute nicht mehr zu rechnen; diese Gleichmäßigkeit guter Ernten ist aber auch die wichtigste Unterlage der Industrie, wenn sie, mit Vertrauen arbeitend, Absatzwege, besonders im Auslande, suchen soll. Es ist festgestellt worden, daß gerade durch zeitweise übermäßige Preissteigerung der Kartoffelerzeugnisse infolge der Kartoffelmißernten uns der englische Markt verloren gegangen ist, indem die Amerikaner, mit billigen Maiserzeugnissen einsetzend, dieses wichtige Absatzgebiet für sich eroberten. 1 Darf man bezüglich des Kartoffelbaues der Thatkraft der Land⸗ wirthe und ihrer Helfer nur volles Lob spenden, kann das Gleiche vom Gersten bau nicht in demselben Maße gesagt werden. Deutsch⸗ land hat seit jeher hervorragende Gerstenqualitäten geliefert, es sind erbhebliche Fortschritte besonders für leichten Boden zu verzeichnen, und einige Gegenden, so die Provinz Sachsen, süddeutsche Bezirke und Schlesien, genießen wegen ihrer Gerste Weltruf; aber es wird doch der Gerstenbedarf der deutschen Mälzereien und Brauereien nicht an⸗ nähernd in der Heimath gedeckt, diese sind vielmehr darauf angewiesen, Gerste im Werthe von über 70 Millionen Mark, d. i. über † ihres Verbrauchs, aus dem Auslande zu holen.
Obgleich die deutsche Brauindustrie ihren Bedarf in den letzten zwanzig Jahren um 4 ½ Millionen Doppel⸗Zentner gesteigert hat und die Preise für gute Braugerste diejenigen für Weizen übertreffen, ist die mit Gerste bebaute Fläche nicht gewachsen, vielmehr zurückgegangen. Erst im Jahre 1895 haf sich eine Wendung zum Vexsenn gehge Hier einzugreifen, ist als eine Maßregel von hoher volkswirthschaftlicher Bedeutung zu erachten; es gilt, der deutschen Gerste den deutschen Markt festzuhalten oder neu zu erobern; dies ist nur möglich durch vermehrten Bau besserer Qualitäten. Durch die Arbeiten der Gerste⸗ kulturstation der Versuchs⸗ und Lehranstalt für Brauerei in Berlin ist nachgewiesen, daß weite Gebiete, welche bisher aus Unkenntniß dem Braugerstenbau fern standen, diesen bei passender Wahl des Saat⸗ getreides und passender Kultur mit Vortheil einführen können. Weitere Beweise hierfür hat die jährliche Gerstenausstellung der genannten Anstalt erbracht; mit reichem Prämienfonds ausgestattet, giebt sie weitgehende Anregung, den Gerstenbau zu verbessern.
Uebrigens würde es falsch sein, nun durchweg in Deutschland Braugerste anbauen zu wollen: Gerste dient nicht ausschließlich dem Braugewerbe, große Mengen nimmt die Brennerei auf. Es ist ein Erfolg der Bestrebungen der letzten Jahre gewesen, festzustellen, daß die beste Braugerste keineswegs auch die beste Brenngerste ist; im Gegentheil: der Brauerei dient das bierextraktliefernde großkörnige, mehlreiche, eiweißarme, hülsenfeine Korn; der Brennerei dient die leichte, dunkle, kleinkörnige, eiweißreiche Waare; denn nur diese vermag im Mälzungsprozeß die höchste diastatische Kraft zu entwickeln, welche nothwendig ist, 8 das Stärkemehl der Kartoffeln in vergärbaren
ucker umzuwandeln. .
3 Die beiden Industrien streiten sich also nicht um die Gerste, sie theilen sich brüderlich, indem jede das ihr Passende auswählt; dabei fällt 98 die Brauerei der theuxere Stoff. 8 Die Brenner verwenden Grünmalz frisch von der Tenne weg, die Brauer darren das Malz, um Dauerwaare zu haben, vor allem aber, um durch die komplizierten chemischen Umsetzungen während des Darrens durch das “ von Wärme und Wasser das kräftige Malzaroma zu bilden. u.“
ftiie beiben Malzbereitungsgebieten sind wesentliche Fortschritte erzielt; im Brennmalz hat man verstanden, derartige diastatische Kräfte zu entwickeln, daß über 50 % an Malz gespart werden, die Verbesserungen in der Braumalzbereitung sind die Grundlagen der Fortschritte im Brauwesen geworden, welche wir täglich an der vor⸗ züglichen Beschaffenheit der deutschen Biere erproben.
Als wichtiger Rohstoff kommt noch in Betracht der Hopfen; ibn in ausgezeichneter Qualität zu erzeugen, ist ein alter Ruhm Bayerns; dieser Leistung gleich zu kommen, ist das eifrige Bestreben der anderen südweftdeutschen „Gebiete — Württemberg, Baden und Elsaß⸗Lothringen; aber auch Posen und Ostpreußen leisten Vor⸗ zügliches. In gewissem Umfang ist das deutsche Braugewerbe noch auf ausländische Hopfen angewiesen, auf die berühmten
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böhmischen Provenienzen. iesen ebenbürtig erachtet zu merden, ist
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Entschiedene Besserung muß von den Leistungen der Altmark verlangt werden, und wird zu erreichen sein. . 8*
In dem Hopfenhandel ist die Provenienz für den Preis bisher entscheidend 2 den wirklichen Gebrauchswerth hierfür einzusetzen, ist eine wichtige Aufgabe; diese vorzubereiten, ist eine lährlich wieder⸗ kehrende Hopfen⸗Ausstellung in Berlin bestimmt, welche zunächst Waarenkenntniß in allen Interessentenkreisen verbreiten soll.
Eine Vermehrung des Hopfenbaues anzustreben, erscheint nicht zweckmäßig; es genügt, wenn es gelingen sollte, die vorhandenen Anbaugebiete so in ihrer Leistung zu heben, daß überall die Qualität eine das Braugewerbe befriedigende wird. e 4
In der That ist das mit Hopfen bebaute Areal seit langer Zeit ein konstantes; dies könnte wundernehmen bei Seees ess uf⸗ schwung, den das Braugewerbe genommen hat; aber dieser Au schwung st nicht nur extensiv, er ist auch intensiv. Die vervollkommneten Brau⸗ und Gährverfahren haben es ermöglicht, die auf den Zentner verbrautes Malz zu verwendende Hopfenquantität erheblich herab⸗ zusetzen. Eine Katastrophe für den Hopfenbau ist nur dadurch ver⸗ mieden worden, daß die Bierproduktion sich in aufsteigender Linie be⸗ wegte; sie kann in Zukunft nur vermieden werden, wenn diese Ent⸗ wickelung in gleicher Richtung anhält. — -
In der eigentlichen Fabrikation, für Brauerei wie Brennerei, muß das in den Rohstoffen steckende Material für die Gährung durch Auf⸗ lösung vorbereitet werden, es muß für die Brennerei die Maische, für die Wrauerei die Würze gewonnen werden. 1 8
Diese Arbeit vollzieht sich für die Brauerei sehr einfach; denn der gesammte Rohstoff für diese besteht aus dem für die Lösungs⸗ arbeit durch die Keimung bestens vorbereiteten Malz. In dem Brau⸗ gewerbe sind daher wesentliche Veränderungen in dem Sudprozeß nicht zu verzeichnen, man baut schönere, zweckmäßigere Sudhäuser, man verwendet statt feuergeheizter Kessel die Dampfpfannen, aber in der eigentlichen Würzegewinnung zeigen sich erst in den letzten Jahren Anfänge zu Wandlungen, indem man unter Vorgang unserer Anstalt gelernt hat, durch passende Temperaturführung und Verkürzung der Kochzeit dem Biere einen milderen Geschmack zu ertheilen. . Groß waren die Aenderungen im Brennereigewerbe durch die Einführung des Hochdruck⸗Dämpfverfahrens in der Form, welche der geniale Gutsbesitzer Henze erfand. 1 8 Durch die Einführung des Henze⸗Dämpfers im Jahre 1873 ist eine Rohstoffersparniß von reichlich 8 % erzielt worden. Zugleich entstanden wesentliche Verbesserungen in der Konstruktion von Maischbottichen, welche eine vollkommene Mischung der Kartoffel⸗ dämpfemasse mit dem Malz bei sicher geregelter Temperatur ermög⸗ lichten und damit eine Verzuckerung ergaben, wie sie für eine voll⸗ kommene Gährung nothwendig ist. 8
Durch gleichzeitige Einführung der Wasserkühlung gelang es, den gesammten Maischbereitungsprozeß so zu vereinfachen und zu be⸗ schleunigen, daß die Zeit zur Fertigstellung einer Maische von früher 6 bis 8 Stunden auf 2 bis 3 Stunden reduziert wurde.
Nun zu den Fortschritten in der Gährung; diese dürfen in wissen⸗ schaftlicher Beziebung als die größesten bezeichnet werden. Anknüpfend an die ein Jahrzehnt ungenutzt liegenden bahnbrechenden Entdeckungen Pasteur's aus den sechziger Jahren, stellte Märcker den Begriff der Umeinlichkeit der Gährung auf und wies nach, daß über 20 % des während der Gährung verschwindenden Zuckers nicht unter der Wirkung der Hefe Alkohol geliefert habe, sondern Spaltpilzgährungen ge⸗ horchend, in anderer Richtung zersetzt werde. Reinheit der Gährung, d. h. reine Hefengährung wurde das Ziel: sie ist heute nach einer glänzenden Entwickelung fast vollkommen erreicht.
Epochemachend wirkten die Arbeiten E. Ch. Hansen’'s (Kopen⸗ hagen), welcher Methoden erfand, Hefe, von einer Stammzelle aus⸗ gehend, absolut rein in solchen Mengen herzustellen, daß die unmittel⸗ bare Ueberführung in die Praxis ermöglicht wurde. Die Forschungen bezogen sich zunächst auf das Brauereigewerbe, sie fanden schnell An⸗ erkennung und Nachfolge in Deutschland; das Hansen’sche System ist in den deutschen Brauereien das herrschende geworden. Die Ueber⸗ tragung dieser Arbeiten auf das Brennereigewerbe gelang schnell. Heute geht die Heferasse II. des Vereins der Spiritusfabrikanten in Deutschland aus dem für ihre Züchtung eingerichteten Großbetrieb als Saathefe in zahllose deutsche Brennereien; man kann fast sagen, daß die gesammten deutschen Kartoffelbrenner diese Rasse zur Gährung verwenden, denn fortgezüchtet, wandert sie von Brennerei zu Brennerei. -“ Aber es genügt nicht, für Brauerei wie für Brennerei, die reine Saathefe zu liefern, es mußte auch die Behandlung der Hefe im raktischen Betriebe, die Hefeführung so eingerichtet werden, daß die achzucht durch Monate rein erhalten blieb.
Die Regeln, welche hier zu befolgen sind, wurden mit wissen⸗ schaftlicher Methode aus der Praxis der Gährungsgewerbe abgeleitet, von dem Vortragenden als die „Gesetze der natürlichen Reinzucht“ bezeichnet.
Ihre Rachachtung ermöglicht, daß nicht nur eine rein bezogene Rasse rein bleibt, nein, daß auch eine durch schädliche Pilze ver⸗ unreinigte Hefe, in geschickter Leitung des Kampfes ums Dasein, von diesen befreit wird. Die Kraft einzelner Rassen, sich die Gegner vom Leibe zu halten, ist so groß, daß man wohl dem Gedanken Raum geben kann, auch auf anderen Gebieten einen Bacillus gegen den anderen ins Feld ziehen zu lassen. 1
Der Erfolg dieser Entwickelung ist eine erhebliche Steigerung der Erträge an Spiritus in den Brennereien, die sich sowohl auf, die Ausnutzung der Rohstoffe, als auch des Inhalts der Gährbottiche, welcher der Besteuerung unterliegt, bezieht. Man kann sagen, daß die Mehrausbeute nach beiden Richtungen, die Vortheile des unter Hochdruck hinzugezogen, sich auf mehr als 25 % belaufen.
Noch bedeutungsvoller sind die Erfolge für das Braugewerbe: dem Zufall, der reinen Empirie entrissen, isft dieses Gewerbe auf sichere Erkenntniß der Thatsachen gestellt: es gelingt heute bei Verwendung tadellosen Malzes und edlen Hopfens, nicht nur Bier von köstlichem Geschmack und Aroma zu erzielen, vor allem ist die dauernd gleich⸗ mäßige Herstellung eines reinen, haltbaren und demgemäß be⸗ kömmlichen Getränkes gesichert. Besonders die norddeutschen Biere sind es, welche sich durch eine ungewöhnliche Reinheit aus⸗ zeichnen und vielfach ihre Konkurrenten in Süddeutschland und Böhmen, welche als Meister des Geschmackes zu bezeichnen sind, weit übertreffen.
Zwei Dinge noch sind es, welche in beiden Gewerben den Er⸗ folgen einen Abschluß gegeben haben, es sind im Brennereigewerbe die Konstruktion von Destillier⸗Apparaten, welche gestatten, den rein in der Gährung erzeugten Spiritus nunmehr in reiner hoch⸗ prozentiger Waare vollkommen zu gewinnen; in dem Brauereigewerbe ist es die Erfindung zweckmäßiger Eis⸗ und Kältemaschinen, welche unter der Führung von Linde ihren Einzug in die Brauereien ge⸗ halten haben und hier gestatten, Sommer und Winter gleichmäßige niedere Temperaturen zu echalten. Es soll aber nicht vergessen werden, daß die neueren Forschungen auch den obergährigen, bei warmen Tempe⸗ raturen arbeitenden Brauereibetrieben zu gute gekommen sind; so hat sich z. B. das Berliner Weißbier an dem Siegeszuge zur Gewinnung reinen Bieres mit vollem Erfolge betheiligt.
In die Augen fallend sind auch die Fortschritte in der Preßhefen⸗ fabrikation, welche als ein Nebenzweig der Kornbrennerei betrieben wird. Diese Industrie lag lange in gesetzlichen Fesseln, indem die Maischraumsteuer verhinderte, ein nach Pasteur's Beobachtungen auf der Hand liegendes Verfahren, die Ausnutzung der Luft als Treibmittel für das Wachsthum der Hefe zu benutzen. Das Brannt⸗ weinsteuergesetz von 1887 befreite die Preßhefenfabrikanten von der Maischraumsteuer, alsbald begann die Bewegung, welche damit endete, daß das neue Lufthefeverfahren eine vollständige Revolution in dem Gewerbe hervorbrachte. Nicht zum durchgehenden Nutzen der Gewerbs⸗
enossen, denn die plötzlich eintretende Ausbeutesteigerung brachte eine
aum zu erwartende Preisdepression in peeae zu Wege. 28 Das alte Verfahren beruht darauf, daß bei bestimmter Gähr⸗ führung aus Kornmaischen die Hefe in einen sich auf der Maische
Trennung von den Trebern erzielt wird: es ergab an Hefe eine Aus⸗ beute von 10 bis 12 Pfd. auf 100 Pfd. Getreide. .
— Nach dem neuen Verfahren wird wie in der Brauerei eine Würze gezogen, und diese unter Zuführung eines so starken Luft⸗ stroms vergohren, daß die Masse fortgesetzt in starker wellenschlagender hochaufschäumender Bewegung erhalten wird. Der Erfolg war ein großer, die Hefenausbeute wurde unter Herabfetzung der ganzen Gähr⸗ arbeit auf etwa 10 Stunden, auf das Doppelte gesteigert, ausleinem Zentner Korn werden 24 Pfd. Hefe gewonnen. ie Naturgesetze für dieses als Schnellgährung zu bezeichnende Verfahren sind von dem Vortragenden entwickelt worden: es wirken zusammen eine hohe Temperatur, starke Aussaat, die Bewegung, der Sauerstoff der Luft, um nicht nur eine große Ausbeute, vielmehr auch eine besondere Rein⸗ heit der Hefe zu sichern. Das Verfahren ist so ausgezeichnet, daß es der vom Verein der Spiritusfabrikanten eingerichteten Züchtung von Reinhefe zu Grunde gelegt werden konnte.
Die technische Entwickelung der Stärkefabrikation bedarf einer Darstellung für sich. Obgleich wir in Deutschland auch Fabriken haben, welche Weizen, Mais oder Reis als Rohstoff verarbeiten, ist wirthschaftlich ausschlaggebend doch die Kartoffelstärkefabrikation; sie ist den anderen nicht nur vermöge der Billigkeit des Rohstoffes über⸗ legen, sondern auch wegen der außerordentlichen Einfachheit der Fa⸗ brikation: die Kartoffeln müssen soweit zerkleinert werden, daß jede Zelle geöffnet wird, um das Stärkemehl herauslassen zu können, alsdaun ist eine sorgfältige Siebung erforderlich, welche die voll⸗ kommene Trennung der Stärke von den Kartoffelschalen ꝛc., der „Pülpe“ ermöglicht. Die zunächst gewonnene feuchte Stärke wird Die Fortschritte lagen daher wesentlich in zweckmäßigerer Dis⸗ position der Gesammtanlage: Verbesserung der Kartoffelreiben, An⸗ ordnung von Mahlgängen zu einer Nachzerkleinerung, Aufbau aus⸗ gezeichneter Trockenvorrichtungen und endlich in einer durchgebildeten Betriebekontrole. 8 Diese haben den Erfolg gehabt, daß die Ausbeuten und Berück⸗ sichtigung der zur Verfügung 5 esseren Kartoffeln um etwa
zielt ist, mit der das Ausland nicht zu konkurrieren vermag. Ebenso ist in der Dextrin⸗ und Stärkezuckerfabrikation, welcher die Stärke als Rohstoff dient, eine erhebliche Qualitätsverbesserun erzielt worden, welche unsere deutschen Erzeugnisse als die weißeste, appetitlichste Waare erscheinen lassen und ihnen einen erheblich ge-⸗ steigerten Verbrauchswerth gegeben haben. j 8— So ergiebt das Gesammtbild der technischen Entwickelung eine Reihe glänzender Fortschritte. 8 Sind nun die wirthschaftlichen Erfolge den technischen ebenbürtig? Ist die schnelle Entwickelung dem Gewerbe zum Segen ausgeschlagen?
Für einzelne Zweige kann man mit einem unzweideutigen „Ja“ ant⸗
worten, für andere muß man dieses „Ja“ sehr wesentlich einschränken: denn schnelle Erfolge der Technik zeitigen gelegentlich das Resultat, daß der Starke, Kapitalkräftige sie schneller auszunützen versteht und so seinen schwächeren Nebenbuhler unterdrückt. Soll man diese Fort⸗ schritte deshalb bedauern? Dreimal nein: denn sonst hieße das, den Fortschritt der Menschheit in Banden schlagen. Der Wettbewerb ist auch nicht auf die Heimath beschränkt, er fordert die Welt in die Schranken. Bleiben wir zurück, so werden andere Nationen um so sicherer uns unterdrücken.
Und weiter: der große Vortheil der Fortschritte, welche dur im öffentlichen Interesse arbeitende Versuchsstationen geschaffe werden, liegt darin, daß sie Jedem zur Verfügung stehen, daß si nicht, als Fabrikgeheimniß verwerthet, nur Einzelnen zum Vortheil gereichen. Die nicht zu leugnende Thatsache, daß technische Fort⸗ schritte unter Umständen mit rauher Hand in wirthschaftliche Ver⸗ hältnisse eingreifen, muß mit Gleichmuth ertragen werden; wenn aber in der That das Wirthschaftsleben bedroht sein sollte, dann darf nicht durch Unterdrückung der Fortschritte, sondern es muß durch⸗ eine fürsorgliche Gesetzgebung eine Ausgleichung ihrer wirthschaftlichen Folgen erstrebt werden. In der That ist dies der Geist der modernen Gesetzgebung, und gerade unfere; der Besteuerung unter⸗ liegenden technischen Gewerbe sind klassische Beispiele dafür, wie tief
eine weitschauende Staatsverwaltung einzugreifen vermag. Die Ab⸗
stufung der Steuersätze nach der technischen Leistungsfähigkeit ist ein Grundsatz geworden für die Besteuerungssysteme in der Brauerei, Brennerei und Zuckerfabrikation. 4
Doch es ist meine Absicht nicht, mich auf das dornige Gebiet der Besteuerungsfragen im einzelnen zu begeben, vielmehr die wirthschaft⸗ liche Entwickelung etwas näher ins Auge zu fassen und daran zu er⸗ örtern, wo einzusetzen ist, um die segensreichen Beziehungen zur Land⸗ wirthschaft zu erweitern. .
Die Entwickelung unserer Gewerbe ist eine recht verschiedenartige gewesen: zunächst die Brauerei.
Die Entwickelung des Brauwesens ist, wie schon an anderer Stelle dargelegt, eine glänzende gewesen.
Die Produktion hat sich seit den siebziger Jahren von 39 auf 55 Millionen Hektoliter gehoben. Was dies für die Landwirthschaft besagen will, mag daraus ermessen werden, daß sich die Aufnahme an Gerste durch die Brauerei entsprechend gehoben hat, denn das deutsche Brauwesen stellt das Bier fast ausschließlich aus Malz und Hopfen her. Hopfensurrogate giebt es überhaupt nicht, und Malzsurrogate — Zucker, Reis ꝛc. — sind am Brauprozeß noch nicht mit ½ % betheiligt, in einigen Theilen des Deutschen Reichs sind sie gänzlich verboten.
Wird diese Entwickelung für die Zukunft die gleiche sein? Wird sie sich mit Sicherheit in der Bahn bewegen, daß die Beziehungen zur Landwirthschaft engere werden? 1
Man darf getrost, ohne unser Volk der Völlerei zu zeihen, wün⸗
schen, daß der Bierverbrauch in Norddeutschland noch wesentlich steige. Die Brauerei lernt mehr und mehr, leichte und haltbare, zugleich doch nahrhafte Biere herzustellen — auch ist es das Bier keineswegs, welches den Alkoholgenuß beföoördert; andernfalls müßten die Nationen, für welche Bier das Nationalgetränk ist, in dem Alkoholkonsum an der Spitze stehen. Dies ist aber nicht der Fall, denn es liegt der stärkste Alkoholkonsum nicht in den Branntwein⸗, auch nicht in den Bierländern, sondern in den Weingebieten. Den höchsten Alkohol⸗ genuß ni Kopf der Bevölkerung zeigt nächst dem kleinen Belgien Frankreich. 8 Die Zunahme des Verbrauches an Bier ist ein Zeichen des auf⸗ steigenden Wirthschaftslebens; es ist höchst charakteristisch, wie in der Bierproduktion — und diese schmiegt sich unmittelbar dem Bedarf an — sich die allgemeine Wirthschaftsentwickelung widerspiegelt.
In Rheinland⸗Westfalen hob sich die Bierproduktion in 10 Jahren um 2,5 Millionen Hektoliter, in Westpreußen, Ostpreußen und Posen zusammen um nur ⅛ dieses Betrages. Und doch steigt in den zu vergleichenden Bezirken der Bierverbrauch pro Kopf der Bevölkerung in fast gleicher Weise. 1 3 8
Es erfreut sich demnach der Westen und die großen Städte der vortheilhaften Entwickelung nicht wegen größerer Leistungsfähigkeit und Beweglichkeit, sondern infolge des Bevölkerungszuwachses, der ihnen bekanntermaßen aus den östlichen Provinzen Preußens durch Ab⸗ wanderung zufließt. So ist denn die weniger günstige Entwickelung der Brauindustrie des Ostens eng verknüpft mit den allgemeinen wirthschaftlichen Verhältnissen. Nur der Festhaltung der Bevölkerun im Osten, die Besiedelung des Ostens, die Belebung dort von Hand
Braugewerbes; alles das wird aber nur möglich sein, wenn das Fundament des Ostens, die Landwirthschaft, wieder zum Gedeihen zurückgeführt werden kann.
Rach anderer Richtung droht der deutschen Brauindustrie und mit ihr der Landwirthschaft geradezu Gefahr, und zwar durch die Mög⸗ lichkeit, das Gerstenmalz durch Mais, wie es in den Vereinigten Staaten von Nord⸗Amerika geschieht, zu ersetzen. Der Mais ist erheblich billiger als Gerstenmalz; 82 machen die Amerikaner An⸗ strengungen durch Agenten, die Einführung zu fördern. Das deutsche Bier würde seine Eigenart verlieren, die deutsche Landwirthschaft ein Absatzgebiet im Inlande von ungeheurer Bedeutung einbüßen. Hier
das stolze und nicht vergebliche Bestreben unserer nordostdeutschen Hopfenbauer.]
bildenden Schaum zetrieben und auf diese Weise eine mechanische
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kann nur eins Sicherung geben: das Verbot der Verwendung von
nun mechanisch entwässert und dann getrocknet. 1“
25 % gesteigert sind, daß aber vor allen Dingen eine Qualität er-
und Industrie gewährt die Möglichkeit besserer Entwickelung des
Malzsurrogaten, wie es in Süddeutschland bereits ht, wie es die norddeutschen Brauer lange vergeblich erstreben. eus Die wirthschaftliche Entwickelung der Industrie der Kartoffel⸗ fabrikate ist eine bei weitem ungünstigere. Eine genaue Statistik de Prazetier giebt es hier nicht; immerhin kann man annehmen, daß die Zunahme seit den 70er Jahren wohl einer Verdoppelung sich genähert hätte, wenn nicht, wie schon früher ausgeführt, der Export Einbußen aufwiese, deren Größe nur mit Kummer gusgesprochen werden kann. Während im Jahre 1887 fast 800 000 Heppel er an Stärke, Zucker, Syrup und Dextrin exportiert wurden, ist diese iffer in 1892 auf 200 000 Doppel⸗Ztr. gefallen und hat sich nur mühsam auf 440 000 Doppel⸗Ztr. für Stärke und Dextrin wieder gehoben, während der Ausfall für Zucker, Syrup ein dauernder zu sein scheint. Niecht Minderwerthigkeit ist es, die unseren Fabrikaten den Markt verschließt, sondern lediglich die übermächtige Organisation des Handels in dem Konkurrenzgebiete Nord⸗Amerika. Dortk leitet ein Syndikat die gesammten Bewegungen und ist im stande, unter Festhaltung der Preise im Inlande jedes Angebot auf dem englischen Markte zu unterbieten. Hiter kann nur mit gleicher Waffe entgegengewirkt werden. Das ist die Zusammenfassung des Gewerbes zu Verkaufsgenossenschaften im größten Stil. Möge es gelingen, die in diesem Sinn eingeleitete Bewegung zu glücklichem Ende zu führen. Nun das Brennereigewerbe. In schneller Folge steigerte sich die Produktion im Laufe der 70er Jahre von 275 auf über 400 Millionen Liter, bald überstieg sie den Bedarf und war zu einem Viertel auf den Abfatz im Ausland angewiesen — zunächst ohne erheblichen Nach⸗ theil für die Preise; denn ein ebensolcher Bedarf trat im Weltmarkte auf. Aber nun betrat die Konkurrenz Rußlands und Oesterreichs, auf ungeheuerliche Exportprämien gestützt, denselben Weg, und so begannen die Preise abzubröckeln — in den 80er Jahren ein fortgesetztes Sinken, so daß endlich, als großer Geldbedarf im Reiche einstelte, von der Gesetzgebung das Ungeheure verlangt wurde, gleichzeitig dem Reiche das Vierfache von Branntwein⸗ steuer und dem Gewerbe Gesundung zu bringen. Die radikale Lösung, die Einführung des Branntweinmonopols, mißlang; eine andere wurde gefunden, das Gesetz von 1887. In genialer Konzeption wurde Inland⸗ preis von Auslandpreis getrennt, indem die Kontingentierung geschaffen wurde, welche jeder Brennerei einen sicheren Antheil am Inlandmarkt dadurch sicherte, daß die über das Kontingent erzeugten Spiritus⸗ mengen mit einem Steuerzuschlage von 20 ℳ für das Hektoliter bedacht wurden. Der Erfolg war der vorhergesehene, aber in seiner ganzen niederschmettenden Konsequenz doch kaum ausgedachte. CEs gelang, die Preisdifferenz von 20 ℳ zwischen Kontingent und Superkontingent zu fixieren, aber der Preis des Kontingentspiritus stieg nicht um 20 ℳ, sondern der aus dem Superkontingent zu er⸗ löͤsende fiel um 20 ℳ
Zu dem Schaden trat der Spott: die Legende vom 40 Millionen⸗ Geschenk; das Kontingent, die Hälfte der früheren Produktion aus⸗ machend, wurde zum Preise der älteren guten Zeit verwerthet, für den einen Theil des Restes war der Absatz überhaupt verloren ge⸗ gangen — der Export schwand zusehends, der Trinkkonsum im In⸗ land war um gesunken — für den anderen Theil konnte nur gegen einen um 20 ℳ herabgesetzten Preis Unterkunft gefunden werden.
Der Inlandsbedarf theilt sich in den Absatz für Trinkzwecke und denjenigen für technische. Dem ethischen Gedanken des Ge⸗ seges von 1887 entsprechend, ist der Konsum von Trinkbranntwein trotz steigender Bevölkerung vermöge des hohen Preises konstant; ihn zu steigern hat das Gewerbe immer verschmäht; ihm zur Seite wächst in steigendem Maße der Bedarf der Technik. Hier einzusetzen ver⸗ lohnt sich der Mühe; denn in der kurzen Zeit seit 1887 ist diesem Konsum, indem nach langem Kampf es gelungen ist, den Absatz von allen beengenden Fesseln zu befreien, von 39 Millionen Liter auf 72 Millionen gestiegen — und weitere früher kaum geahnte Gebiete erschließen sich. —
„Mitt dem Augenblick des Auftretens des Gasglühlichtes war die Möglichkeit der Verwendung des Spiritus zu Leuchtzwecken gegeben. Durch eifrige Thätigkeit ist es erfinderischem Geiste gelungen, die Spiritusglühlichtlampe so zu gestalten, daß sie, in der Annehmlich⸗ keit die Petroleumbeleuchtung weit übertreffend, in der Zweckmäßig⸗ keit der Verwendung sie erreichend, berufen sein kann, aus dem Haus⸗ halt die Petroleumlampe zu verdrängen.
Doch die Bedingung: es muß gelingen, den Kleinpreis für Liter gegen Liter auf der Preishöhe des Petroleums
Wenn auch die beim Glühlicht allein zur Geltung kommende Heizkraft des Spiritus hinter dem Petroleum weit zurückfleht, und wenn es auch nicht als ausgeschlossen erachtet werden kann, daß es auch mit Petroleum Heringt⸗ ein Glühlicht zu erzeugen — eine solche Lampe ist schon im Markte — so besitzt der Spiritus doch in der Sicherheit einer vollkommenen Verbrennung — und damit der Vermeidung des Verrußens und Blakens einen derartigen Vorzug, daß man in der That die völlige Verdrängung des Petroleums ins Auge fassen kann. Ja, dasselbe ist auch denkbar für Spiritus als Ersatz des Petroleums zur Krafterzeugung: auch hier haben neueste von uns angestellte Versuche gelehrt, daß der Spiritus bon ebeagsech 8
elch ein Feld der Entwickelung; man beachte di peerpeamtzbact 8 g; chte die Zahlen des 8 er Petroleumverbrauch in Deutschland ist gestiegen von 700 000 Doppelzentnern in den 70 er Jahren auf 7 600 000 Doppel⸗ zentner in den 90 er Jahren; er hat sich verzehnfacht. 80 Millionen Mark führt Deutschland jährlich an das Ausland ab für den Einkanf von esse 3 8 s darf kein Zweifel bleiben: der Spiritus ist nur konkurrenz⸗ fähig mit dem Petroleum bei einer Abgabe im Kleinverkauf, der ner Erzeugungskosten kaum entspricht. Wo sollen die Mittel herkommen, wo die Wege gefunden werden, den Spiritus ohne Preiszuschlag aus der Brennerei dem einzelnen Haushalt zuzuführen?
Nur ein Mittel giebt es: die Preise für Trinkbranntwein müssen von denjenigen für denaturierten Spiritus vollkommen unabhängig gemacht werden, den letztern ist eine solche Beweglichkeit zu geben daß sie den sinkenden für Petroleum — denn ein solches Sinken mu nothwendig eintreten — zu folgen vermögen. Die Mittel hierzu fönnen nur gewonnen’werden,iwenn aus dem Trinkbranntwein⸗Verkauf ein entsprechender Gewinn erzielt wird.
Man darf nicht davor zurückscheuen, die Preise für Trinkbrannt⸗ wein zu erhöhen und einen Theil aus dem Preiszuschlag des Zwischen⸗ bandels, der sich auf 200 ℳ beläuft, zu nehmen. Daß das Brannt⸗ Feinmogapon 5 bon 28 der u“ 88 in Ruß 8 eingeführt „ in Frankreich vorbereitet wird, die zweckmäßigste Lösung geben würde, kann nicht bezweifelt werden. di WW b Hier gilt es mit großem Entschluß einzugreifen, dem Volke eine billige Lichtquelle zu erschließen und gleichzeitig unendlichen Segen für die deutsche Landwirthschaft zu schaffen.
Gelingt es auch nur einen Theil des Terrains dem Petroleum abzugewinnen, so kann sich das Brennereigewerbe aufs Doppelte aus⸗ dehnen, und neue Verwendung für 60 Millionen Zentner Kartoffeln ist geschaffen.
Ich eile zum Schlusse.
Das Bild, welches ich für die Entwicklung der Brauindustrie zu geben vermochte, ist ein im wesentlichen erfreuliches, wenn auch hier wi2 88 den allgemeinen wirthschaftlichen Verhältnissen entsprechend,
ritt.
Für die Brauindustrie kann man nur Eins wünschen — unter Feststellung der Eigenart des deutschen Bieres freie Bahn der Ent⸗ bickelung Zöö“ bens⸗ meine güngstige isseh t.
elung des Vaterlandes, vornehmlich des Ostens und der Land⸗ wirthschaft daselbst.
Für die Industrie der Kartoffelfabrikate ist Syndikatsbildung . wenn anders das verlorene Exportgebiet wieder erobert
rden soll.
den Verbrauch des Brennspiritus zu Konkurenzpreisen gegenüber dem Petroleum zur Verfügung zu stellen: dies ist nur denkbar durch Ein⸗ greifen der Staatsgewalt. Es sind in der That hohe Aufgaben, welche zu lösen sind; sind 8 als richtig erkannt, erweisen sich die Wege gangbar zu ihrer ösung, so ist ein Wille erforderlich zu ihrer Durchführung. Ein solcher Wille ist uns und wird uns immer verkörpert sein für Deutschland wie für Preußen in dem Hause Hohenzollern. Wir wissen, mit welch warmem Herzen unser Erhabener Monarch die Ent⸗ wicklung der wirthschaftlichen Kräfte des Vaterlandes verfolgt, wie Seine tägliche Sorge dem Gedanken der Hebung von Industrie und Landwirthschaft zugewendet ist. Wir sind festlich versammelt zur Vorfeier des Geburtstages Setner efs ves 85 n 2 r een die Blücte u n; wir erbitten, aus Seiner Regierun sen und Wohl⸗ fahrt dem deutschen Volke erblühe! 2 g;. 3 Möge es unserem geliebten Monarchen in starker Wehr zu sser und zu Lande gelingen, äußere und innere Feinde nieder⸗ zuhalten, auf daß uns der Friede zur Entfaltung segensreicher Kultur⸗ arbeit gesichert bleibe! Seine Majestät unser Kaiser und König Wilhelm II. lebe hoch!
„Die Entwickelung und die Aufgaben der Veterinär⸗ hygiene.“
Festrede,
gehalten am 27. Januar 1897 zur Feier des Allerhöchsten Geburtstages Seiner Majestät des Kaisers und Königs von Ferofesor Dr. Sferkn in der Aula der Thierärztlichen Hochschule zu Berlin.
Hochgeehrte Festversammlung!
UMUnter den Zweigen der medizinischen Wissenschaft nimmt keiner in ähnlichem Grade das öffentliche Interesse in Anspruch wie die Gesundheitspflege oder die Hygiene. Als der erste Hygieniker der empirischen eeriode, J. P. Frank, vor 100 Jahren den Satz nieder⸗ schrieb: „Die Hygiene, welche zur Erhaltung der gegenwärtigen Ge⸗ sundheit die zweckmäßigsten Maßregeln vorschreibt, ist gewiß der nöthigste, nützlichste und vornehmste Theil der Medizin“, da glaubte er denselben eingehend begründen zu müssen. Heute ist dieser Satz eine anerkannte Wahrheit. Die Hygiene der Hausthiere hat nun zwar nicht die ideale Aufgabe der menschlichen Gesundheitspflege; ihr Schwerpunkt liegt vielmehr auf materiellem Gebiet, da sie es mit der Gesunderhaltung von Werthobjekten zu thun hat. Dieser Umstand thut aber der allgemeinen, öffentlichen Bedeutung der peterinären Hygiene keinen Eintrag; denn die Hausthiere bilden einen sehr beträcht⸗ ichen Theil des nationalen Vermögens und sie sind unter den jetzigen Verhältnissen für die Mehrzahl der Landwirthe die wichtigste Ertragsquelle. Von unberechenbarem Werth ist ferner die Gesundheit und die Leistungsfähigkeit des Pferdes für die Armee. Es sei mir daher gestattet, an dem Tage, welcher uns zur Geburtsfestes unseres Staatsoberhaupts versammelt, über die ntwickelung und die Aufgaben der veterinären Hygiene zu sprechen.
Ddie ältesten Ueberlieferungen über eine Gesundheitspflege bei den Hausthieren findet man bei Aristoteles. Derselbe hat in seiner Naturgeschichte der Thiere zahlreiche Beobachtungen gesammelt, welche die Kunst betreffen, die Gesundheit der Rinder, Pferde, Schweine und Hunde zu erhalten. Penophon befaßte sich eingehend mit der Pflege des Hufes. Die Hufpflege hatte für die Armeen der Völker des klassischen Alterthums besondere Bedeutung, weil dieselben den Hufbeschlag nicht kannten. Die römischen Schriftsteller Columella und Vegetius schildern die Vorbeuge gegen Thierseuchen durch Verscharrung der an Seuchen gefallenen Thiere und die Gesunderhaltung der Thiere durch Beamaäͤßtge Fütterung und Tränkung und rationelle Einrichtung der Ställe. Im Mittelalter sucht man vergebens nach Spuren einer Gesundheitspflege bei den Hausthieren. Noch länger als beim Menschen wurden Vorbeugungsmaßregeln gegen Krankheiten verabsäumt, da man die Ursachen in unabwendbaren Naturereignissen erblickte. Erst die verheerenden Thierseuchen des 16. und 17. Jahrhunderts, vor allem das Wüthen der Rinderpest, schafften hierin Wandel. Diese Seuche, welche ganze Länder ihres Rindviehbestandes beraubte, war auch der Anstoß zur Gründung der Thierarzneischulen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die Hygiene ist hier sofort richtig ge⸗ würdigt worden. Denn sie gehörte schon an den ältesten Thierarznei⸗ schulen zu den ersten Lehrgegenständen. Der erste Dozent der Hygiene an der Thierarzneischule zu Berlin war Sick. Mit der Errichtung der Thierarzneischulen begann auch die hygienische Forschung. Die⸗ selbe erstreckte sich, wie es die hohe wirthschaftliche Be⸗ deutung der Thierseuchen erheischte, zunächst ausschließlich auf die Erforschung des Wesens der seuchenhaft auftretenden Krankheiten. Die Thierhygiene ist in dieser Hinsicht der menschlichen Hygiene um ein Beträchtliches vorausgeeilt, weil sie sich in dem Vortheil befand, mit den Seuchen an empfänglichen Thieren experimentieren zu können. Es wurde die zuvor angezweifelte Kontagiosität des Rotzes, der Lungenseuche, der Schafpocken experimentell erwiesen, die Tenazität der Ansteckungsstoffe festgestellt und die Impfung als Tilgungs⸗ mittel zum theil mit Erfolg angewendet. Gegen Schaspocken ist schon 1770 mit Erfolg geimpft worden. Piese Arbeiten haben den Grundstein zu der großartigen Viehseuchen⸗Gesetzgebung gelegt, welche Preußen bezw. Deutschland seit zwei Dezennien besitzt.
„Während sich die Untersuchungen an den Thierarzneischulen der Klärung der Aetiologie der Thierseuchen zuwandte, wurde von thier⸗ ärztlichen Lehrern an landwirthschaftlichen Schulen ein anderer Zweig der Hygiene bearbeitet, die sütterxangsrebre Von grundlegender Be⸗ deutung sind in dieser Hinsicht die Arbeiten von Haubner geworden. Die neuere systematische Bearbeitung der Veterinärhygiene schließt sich sehr eng an diejenige der allgemeinen Hygiene und somit an die Namen an, welche die letztere begründet haben: an Pettenkofer und Koch. Pettenkofer regte durch seine Experimentalforschungen über die Physiologie der Umgebung zu analogen Untersuchungen bei den Haus⸗ thieren an, und Koch schuf durch die schöpferische Gestaltung der Bakteriologie die Basis für die exakte Arbeit auf dem Gebiete der Thierseuchen. Zu den neueren Entdeckungen auf dem Gebiete der Veterinärhygiene gehören die Schutzimpfung gegen Thierseuchen, welche die Pasteur'sche Schule, und die Vorbeuge gegen Schmarotzerkrankheiten, welche die Feststellungen von Küchenmeister, Zürn und Leuckart inauguriert haben. Endlich ist in den letzten 20 Jahren ein Theil der Gesundheitspflege des Menschen, nämlich die Hygiene der animalischen Nahrungsmittel, von der Thier⸗ heilkunde methodisch bearbeitet worden.
„Zu den hygienischen Errungenschaften der Neuzeit gehört die Er⸗ richtung besonderer Lehrstühle für Hygiene und besonderer hygienischer Institute an den Universitäten. Die Anregung hierzu ist von Petten⸗ kofer ausgegangen. An den Thierärztlichen Hochschulen ist die Hygiene noch getheilt, wie früher an den Universitäten. Nur der Berliner Thierärztlichen Hochschule ist die Möglichkeit gewährt worden, die einzelnen Lehrgegenstände der Gesundheitspflege zu einem Lehrauftrage zusammenzufa sen.
Die Aufgaben, welche die Veterinärhygiene auf Gebiete der Fheschung und des Unterrichts zu erfüllen hat, machen diese Zusammen⸗ assung dringend erforderlich.
Die veterinärhygienische Forschung hat sich mit wichtigen Fragen der Fütterungslehre, der Pathologie der Futtermittel, mit der Beurthei⸗ lung des Trinkwafsers, der hygienischen Einrichtung der Ställe, mit biologischen Studien über pathogene Schmarotzer, mit der Aetiologie und Prophylagxe der Infektionskrankheiten der Hausthiere und mit der Vertiefung der Fleischbeschau und der sanitätspolizeilichen Milchkunde zu befassen. Der Unterricht in der Hygiene hat die Bestimmung, den angehenden Thierarzt so vorzubereiten, daß er den Behörden und den Thierbesitzern als hygienischer Rathgeber zur Seite stehen kann. erzu ist erforderlich, daß der Studierende der Thierheilkunde nicht loß mit den Grundzügen der theoretischen Hygiene, sondern auch mit
1 Die weitgehendste und wirthschaftlich tiefgreifendste Entwickelung ann dem Brennereigewerbe vorausgesagt werden, wenn es gelingt,
den wichtigsten hygienischen Versuchsmethoden auf das sorgfältigste
Die Geschichte der Hygiene zeigt, daß diese Wissenschaft von deutschen Forschern begründet worden ist, und ihre bedeutungs⸗ vollsten Fortschritte auf die Zeit der letzten zwanzig Jahre entfallen. Die Wiedergeburt des Deutschen Reichs hat auch hier durch die Ver⸗ einigung der arbeitenden Kräfte einen Faltigen Fortschritt angebahnt. Mit Recht spricht man von einem Erwachen der Gesundheitspflege nach den großen Ereignissen der siebziger Jahre, welche zur Einigung Deutschlands geführt haben. Das Gleiche hat sich auf zahlreichen anderen Gebieten wiederholt. Und die Wissenschaft arbeitet im engern und weitern Vaterlande rüstig fort. Daß sie dieses vermag, dankt sie dem Schutz und Schirm unseres Erhabenen
rrschers. Seine weise Regierung bewahrt uns das Gut des riedens, in dessen Hort die Wissenschaft ihre stille Arbeit verrichtet. Dankbar und freudig stimmen wir daher mit ein in den hellen Jubel, welcher heute durch alle deutschen Gaue ertönt, und geben unserer Euldigung Ausdruck durch den Ruf: b beigeeafeft ät, unser König und Kaiser Wilhelm II. e och!
Deutscher Reichstag. 162. Sitzung vom 26. Januar 1897, 1 Uhr.
Die erste Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend Ab⸗ änderungen der Unfallversicherungsgesetze, wird fortgesetzt.
Abg. Dr. Paasche (nl.): Von dem Standpunkt der Parteien welche sich auf den Boden der bestehenden Gesel chunt, den ,— stellen, haben sich alle Redner dafür ausgesprochen, daß die Versicherungs⸗ gefetzgebung eine gedeihliche Entwickelung genommen hat, daß es sich nur darum handelt, Einzelheiten, die sich nicht bewährt haben, zu bestitigen. Ob die Novelle, wie sie vorliegt, nicht besser durch ein einheitliches Gesetz hätte ersetzt werden können, lasse ich dahingestellt. Mit besonderer reude sehen meine Freunde den Versuch gemacht, die verschiedenen Zweige der Versicherung zusammenzufassen, wie dies bei der Seeberufsgenossenschaft geschehen ist. Wir hoffen, daß in der Zukunft noch manches nach dieser Richtung hin zu erreichen ist. Die besonderen Verhält⸗ nisse der Seeberufsgenossenschaft laden allerdings besonders dazu ein. Eine Verbesserung liegt in der Erweiterung der Unfallversiche⸗ rung auf die häuslichen Dienste, in der Ausdehnung der Versicherung auf die Nebenbetriebe u. s. w. Die Sozialdemokraten wollen die Unfallversicherung ausdehnen auf das Handwerk, die Hausindustrie und die Dienstboten. Ich bin nicht ganz überzeugt von der Nothwendigkeit der Einbeziehung des Handwerks; aber wenn die⸗ selbe bewiesen wird, dann wird man nicht eine eigentliche berufs⸗ genossenschaftliche Organisation dafür bilden können, sondern man wird, wie für die Landwirthschaft, territoriale Organisationen dafür schaffen können; denn eine Gefahr für das Handwerk liegt darin, daß die Handwerksgesellen von den Wohlthaten der Unfallversicherung aus⸗ geschlossen sind, während die Fabrikarbeiter versichert sind. Die meisten
orschläge der Vorlage sind Fortschritte, die wir ohne weiteres anerkennen können; dahin gehören die Gewährung von Renten an die Ascendenten, die Selbstversicherung der Unternehmer, die Kapital⸗ abfindung kleiner Renten. Dagegen sind wir gegen jede Beschränkung der Rekursinstanz, die wir nun einmal haben und die in der aus⸗ giebigsten Weise benutzt wird. Wenn der Arbeiter an diese Rekurs⸗ instanz sich gewöhnt hat, so ist es doch bedenklich, dieselbe irgendwie zu beschränken. Auch der Gedanke ist zurückzuweisen, daß für die Rekurse vielleicht in jeder Provinz eine Instanzgeschaffen wird; denn dadurch würde die Einheitlichkeit der Rechtsprechung leiden. Auch die schwächere Be⸗ setzung der Sehee hat Bedenken; denn bei der Herabsetzung der Zahl der Beisitzer würden, da die Laien nicht fortfallen sollen, gerade die Persönlichkeiten in Wegfall kommen, welche die Arbeit su. leisten haben. Das Reichs⸗Versicherungsamt kommt Feheglic⸗ ei der Vorberathung solcher wichtigen Vorlagen auch in Betracht. Nach den Mittheilungen des Herrn von Boetticher ist das letzte Gutachten des Reichs⸗Versicherungsamts im Jahre 1889 erstattet worden. Warum hat man nicht auch jetzt noch das Reichs⸗Versiche⸗ rungsamt hinzugezogen? Eine größere Mitwirkung der Arbeiter bei der Unfallversicherung wünschen auch wir, aber so weit wie Herr Hitze können wir nicht gehen. An der Wahl sollen sich die Arbeiter ausreichend betheiligen können, das wünschen auch die Arbeitgeber, weil sie einsehen, daß gegen einen Theil der jetzigen Arbeiter⸗Beisitzer das Mißtrauen der Arbeiter sich ebenfalls richtet. Gegen die Er⸗ höhung der Rente von auf ¾ des Lohnes haben wir grund⸗ sätzlich nichts einzuwenden, wenn uns das genügende statistische Material darüber unterbreitet werden kann, ob eine solche Steige⸗ rung zulässig ist. Bei der ärztlichen Behandlung haben sich ja auch einige Mißstände herausgebildet, aber die hierzu gemachten Vorschläge bedürfen einer genauen Fealang. Es ist in einer gewissen Verallgemeinerung von den Heilanstalten abfällig gesprochen worden. Ich halte diese Heilanstalten für eine große Errungen⸗ schaft, weil sie die Folgen der Unfälle möglichst vermindern. Es mögen ja dabei Irrthümer vorkommen, aber diese sprechen nicht gegen den Grundsatz, daß jedem Arbeiter möglichst seine gesunden Gliedmaßen wiedergegeben werden. Daß sich die Berufsgenossenschaften gegen die Simulanten wehren, ist ein Interesse der Selbstvertheidigung. Die Arbeiter sind ja bei dieser Frage oft viel hartherziger als die Arbeitgeber. Herr Rösicke ist als Arbeitgeber keine Ausnahme, man kann ihm Hunderte und Tausende zur Seite stellen. Die Krankenhauspflege sollte überhaupt ausgedehnt werden da, wo die Aerzte so leicht nicht erreichbar sind. Jetzt werden vielfach kleine Unfälle verschwiegen und führen zu langwierigen Krankheiten. Es war interessant, zu beobachten, wie die Sozialdemokraten sich dem Gesetz gegenüber stellen. Sie haben das Gesetz nicht angenommen, aber sie entschuldigen sich deswegen, also müssen sie das Gesetz nicht für so schlecht halten. Aber trotzdem hetzt man die Arbeiterschaft dagegen auf, weil in einem einzelnen Falle einmal ein Unrecht geschehen ist. Jedenfalls ist ein solches Verhalten nicht dazu angethan, Zufriedenheit zu verbreiten. Das Gesetz ist ei gewaltiger Fortschritt gegenüber der rein zivilrechtlichen Haftpflicht Diesen Fortschritt erkennen auch die Arbeiter an; mit den Redens arten von Handelsspesen und Geschäftsunkosten ist es nicht gethan Die Großindustrie kann diese Lasten auf ihre Preise übertragen, abe die Landwirthschaft und der Kleinbetrieb nicht. Diese Leute bringen harte Opfer im Interesse des sozialen Friedens. Die Arbeiter in den gefährlichen Betrieben lassen sich nicht mit dem Lohne abspeisen, den die anderen Arbeiter bekommen. Das Risiko wird im Lohn mitbezahlt Die Rente wird dem Arbeiter nicht bloß während der Zeit gezahlt wo er Lohn verdienen würde, sondern auch für die Zeit, wo er wahrscheinlich nichts mehr oder sehr wenig verdienen würde. Das ganze Gesetz ist ein Fortschritt im eminentesten Sinne des Wortes da der Arbeiter nicht mehr das Verschulden des Arbeitgebers nachzu⸗ weisen braucht. Die Gesetzgebung, die wir geschaffen haben unter Führung unseres Kaisers, dessen hundertjährigen Geburtstag wir venmäch feiern, hat Deutschland allen anderen europäischen Staaten vorangestellt, und diese Freude werden wir uns durch nichts trüben lassen, wir werden auf diesem Wege noch weiter energisch fortschreiten. Abg. Fischbeck (fr. Volksp.): Den Vorzug der Vorlage sehen wir in ihrer Beschränkung. Wir wünschen keine Ausdehnung der Unfallversicherung auf das Handwerk im allgemeinen, aber wir sind damit einverstanden, daß die Arbeiter versichert sind, wenn sie für häusliche Zwecke beschäftigt werden, und daß die Bauhandwerker unter allen Umständen versichert sein sollen. Gegen die 13 wöchige Karenz⸗ 8 haben wir uns ausgesprochen. Eine Durchbrechung derselben at schon stattgefunden, insofern die Berufsgenossenschaften schon früher das Heilverfahren übernehmen. Bezüglich der Erweiterung des Kreises der Rentenberechtigten stimmen wir der Vorlage zu. Daß die Arbeiter einen Theil der Kosten des Verfahrens tragen sollen, ist bedenklich. Es ist wahrscheinlich nicht allzuschlimm gemeint, wie die
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Begründungen ergeben. Es sind nur die schlimmsten Fälle gemeint. Ich habe es erlebt, daß denen 100 % 98. 9. zugebiüligt
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