8 Stadtverordnete Dr. Preuß, anstatt „will der
8
gebrachten Auerochsen. Bemerkenswerth sind in diesem Saal ferner drei starke Rothhirschgeweihe — geforkelt —, ausgestellt von Seiner Durchlaucht dem Fürsten zu Schaumburg Lippe, sowie ein Geweih des in einzelnen oberschlesischen Revieren eingebürgerten indischen Schweinshirsches (cervus porcinus), erlegt von 5 von Thiel⸗ mann in Jakobsdorf bei Falkenberg in Oberschlesien, und schließlich ein abnormes Damgeweih von Herrn Förster Balke aus dem Gräflich Voß'schen Revier Buch (Regierungsbezirk Potsdam), das die Merk⸗ würdigkeit einer voll ehö und einer Baststange zeigt. — In dem großen vorderen Raume an der Voßstraße ist wieder die großartige Ausstellung von Rehkronen untergebracht, die noch viel schönere Stücke bietet als die vorfährige Schau; aus dieser sei die Kollektion aus Primkenau hervorgehoben, welche Jagdtrophäen Seiner Majestät des Kaisers, Ihrer Hoheiten des Ferzegs Ernst Günther zu Schleswig⸗Holstein und des Prinzen
hristian enthält, ferner die Sammlungen Seiner Majestät des Königs von Württemberg, Seiner Hoheit des Herzogs Johann Albrecht zu Mecklenburg. Seiner Durchlaucht des Herzogs von Ratibor, des Grafen Dohna⸗Mollwitz, des General⸗Majors a. D. von Arnim. — Von den Ausstellern von Gemskrickeln hat Graf von Beroldingen den Preis davongetragen. Diese Sammlung enthält auch eine reich⸗ haltige Kollektion von Abnormitäten und Kuriosen; zu den letzteren gehören zwei nicht mehr von einander zu trennende Kronen zweier verkämpften Böcke. Zum Schluß sei noch zweier mächtigen Elchgeweihe Erwähnung gethan, welche Ihre Durchlaucht die Fürstin zu Pohenlohe⸗Schillingsfürst in der Eingangshalle ausgestellt hat. Ihre Durchlaucht hat die beiden Vertreter der aussterbenden Riesen⸗ thiere am 3. und 5. September v. J. auf der freien Wildbahn der Besitzungen im russischen Gouvernement Minsk erlegt. Die ebenfalls ausgestellten Läufe des einen Thieres zeigen die gewaltige Größe der Schalen, die den Elch bei seinen Wanderungen durch Moor und Bruch tragen. Hier, im ersten Raum, hat auch Dr. Esser eine Sammlung von Elephantenzähnen, Antilopen⸗, Gazellen⸗ und Büffel⸗ hörnern ausgestellt, die er von seiner Expedition nach West⸗Afrika
Mannigfaltiges.
Zu der gestrigen Sitzung der Stadtverordneten erstattete unächst der Stadtverordnete Dr. Schwalbe Bericht über die Vorlage, etreffend die Erhöhung des Schulgeldes für auswärtige Schüler der städtischen Realschulen. Im Ausschuß war der Magistratsantrag von verschiedenen Seiten bekämpft worden. Man hob hervor, der finanzielle Gesichtspunkt müsse ganz nsgfden, weil die Wirkung der vorgeschlagenen Maßregel dahin gehen würde, die auswärtigen Schüler von den Realschulen ganz ab⸗ zudrängen und anderen Lehrstätten zuzuführen. Von anderer Seite wurde dieser Ansicht widersprochen, weil die Stadtgemeinde Berlin
keine Verpflichtung habe, auf ihre Kosten für die Vororte zu sorgen. Der Ausschuß hat sich schließlich mit fünf gegen drei Stimmen dahin geeinigt, die Ablehnung des Magistratsantrages zu empfehlen. Nach längerer Debatte, an welcher sich der Stadt⸗Schulrath, Geheime Regierungs⸗Rath Bertram sowie die Stadtverordneten Zylichz, Sachs II., Cassel, Vogtherr und Dr. Gerstenberg betheiligten, wurde in he Abstimmung der Ausschußantrag ab⸗ gelehnt und die orlage des Magistrats mit 71 gegen 31 Stimmen angenommen. — Es folgte die Vorlage, betreffend die Bewilligung von Jahrgeldern für dienstunfähig gewordene Bureau⸗ Hilfsarbeiter. Der Magistrat ersuchte um Annahme des folgenden Beschlusses: „Bei der nach zehnjähriger ununterbrochener Beschäftigung eintretenden Arbeitsunfähigkeit von Bureau⸗Hilfsarbeitern will der
Magistrat denselben, soweit nicht eine bereits anderweitig erdiente Pension †
oder ein ähnlicher Umstand das Bedürfniß ausschließt, ein Jahrgeld im 1“ von 400 ℳ mit jedem Jahre der Beschäftigung um o des Diätensatzes bis zum Höchstbetrage von 1400 ℳ steigend, ewähren. Jedoch unterliegt jede einzelne Bewilligung der Zu⸗ stimmung der Stadtverordneten⸗Versammlung.“ Hierzu beantragte der agistrat gewähren“
stimmung der Stadtverordneten⸗Versammlung Abstand genommen werden. Stadtverordneter Dr. Preuß begründete kurz seinen Antrag. In einem zweiten e. empfahl Stadtverordneter Gold⸗ schmidt, diejenigen Bureau⸗Hilfsarbeiter, welche 20 Jahre oder länger ununterbrochen beschäftigt sind, in Affistenten⸗Stellen hinaufrücken zu lassen. In der nachfolgenden Debatte sprachen sich Ober⸗Bürger⸗ meister Zelle sowie der Stadtverordnete Cassel gegen die gestellten Abänderungsanträge aus, worauf die 43 des Magistrats zur Annahme gelangte. Mit der Einführung des Stickerei⸗Unterrichts an der städtischen höheren Webeschule erklärte sich die Versammlung ein⸗ verstanden, ebenso mit der Zahlung von Vertretungskosten für Lehrer, welche an den ministeriellen Fortbildungskursen theilnehmen, und mit der Uebernahme der 21 Freibrunnen für Schiffer auf die Stadt⸗ gemeinde Berlin. Die von dem Verein für Feuerbestattung beantragte vorläufige Belassung der Ausstellungshalle im Treptower park wurde von der Versammlung genehmigt. — Auf die öffentliche folgte eine geheime Sitzung.
Die städtische Sparkasse hat im letzten Vierteljahr, Oktober⸗ Dezember, wiederum einen Ueberschuß von 1 955 165,19 ℳ der Ein⸗ zahlungen über die Auszahlungen zu verzeichnen gehabt. Erstere be⸗ trugen 10 461 392,09 ℳ, letztere dagegen 8 506 226,90 ℳ Hierdurch erhöht sich die auf 565 745 Sparkassenbücher vertheilte Forderung der Interessenten mit Ende Dezember 1896 auf 185 500 313,70 ℳ, sodaß auf ein Sparkassenbuch im Durchschnitt 327,89 ℳ entfallen. Das Gesammtvermögen der Sparkasse zu diesem Zeitraum betrug 203 670 382 ℳ Dasselbe setzt sich zusammen aus 6 549 592,53 ℳ in baar, Wechseln und Vorschüssen, 150 601 835 ℳ in Werthpapieren nach dem Nennwerth, 44 664 987,50 ℳ Hypotheken, 1 797 392,82 ℳ Werth der beiden Sparkassengrundstücke, desterferaße 68 und Zimmer⸗ kraße 1Se 8 56 575,50 ℳ Werth der ausstehenden Sparkassen⸗ ücher à 8
Die „Familien⸗Stammbücher“, die vom 1. Februar ab jedem neuvermählten Paar auf Wunsch in den Berliner Standesamts⸗Bureaux ausgefertigt und mit den beglaubigten Ein⸗ tragungen versehen werden, gelangen nunmehr zur Ausgabe. Die in Einband und Papier geschmackvoll ausgestatteten Stammbücher
enthalten auf starken Urkundenblättern (54 Seiten) die Formulare für die Eintragungen der Ehegatten, der Kinder und der Groß⸗ eltern der Ehegatten, sodann eine Reihe von Gedenkblättern und einen „Anhang', worin die Gesetzesvorschriften über Anmeldung und “ der Geburten und. Sterbefälle, Berichtigung der Standesamtsregister, die Strafbestimmungen sowie der Gebühren⸗ tarif verzeichnet sind. Die amtlichen Eintragungen werden von den Standesbeamten bei der Anmeldung von Geburten und Sterbefällen, welche Familienmitglieder betreffen, gebührenfrei bewirkt. Das Familien⸗Stammbuch muß daher bei der Anmeldung stets mit⸗ gebracht und vorgelegt werden. Die Eintragung der kirchlichen Einsegnung geschieht durch das Pfarramt. Der Inhaber selbst ist befugt, in die Abtheilungen II und III Notizen über die Taufzeugen, die Konfirmation und spätere Ver⸗ heirathung der Kinder, ebenso in die „Gedenkblätter“ der Ab⸗ theilung IV wichtigere, die Familie betreffende Nachrichten einzutragen. Im Vorwort wird anempfohlen, auch die Personalien der Groß⸗ eltern der Ehegatten auf Grund sorgfältiger Ermittelungen einzu⸗ tragen, da diese nicht selten nothwendig gebraucht werden, so zum Beispiel bei Anmeldung von Sterbefällen der Ehegatten. Die An⸗ schaffung dieser Stammbücher, die zum Preise von 50 ₰ abgegeben werden, wird vom Magistrat angelegentlich empfohlen.
Günstige Ausbildungs⸗Bedingungen für Kranken⸗ schwestern bietet das Krankenhaus, das der Badische Frauen⸗ verein in Karlsruhe errichtet hat und unterhält, und das auch hervorragend dem Zweck der Ausbildung von Krankenschwestern und Pflegerinnen dient. Nachdem durch Sammlungen im Lande Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzog zum 70. Geburtstage über 160 000 ℳ behufs Erweiterung dieses Krankenhauses — das fortan Friedrich⸗
zu sagen „erhalten dieselben“. Außerdem solle von der Zu⸗
Kranken haus heißen soll — überreicht worden ist und der Großherzog
einen an das bisherige Grundstück etebes Bauplatz dem rauenverein geschenkt hat, wird eine erhebliche Vergrößerung dieses
pitals vorgenommen werden; dabei soll auach die Aus⸗ bildung von Pflegerinnen wesentlich erweitert werden. Der Badische Frauenverein fordert daher Frauen und Mädchen aller Stände, die sich zur Pfle gerin eignen und den Beruf dazu in sich fühlen, auf, bei dem Friedrichs⸗ (oder bisher Ludwig⸗Wilhelms⸗) Krankenhaus behufs Ausbildung zu Krankenschwestern einzutreten. Geboten wird neben freier Station und Kleidung ein Gehalt von mindestens 200 ℳ im Jahre, das sich nach und nach bis auf 400 ℳ steigert, und es kann auch zugleich für Arbeitsunfähige und Invaliden des Dienstes Pension in Aussicht gestellt werden. Die Pensson kann auch bis zu 400 ℳ ansteigend zugesichert werden.
Nach mancherlei Versuchen ist es im Jahre 1892 gelungen, in Shanghai eine deutsch⸗evangelische Gemeinde zu gründen. Die Gemeinde, die jetzt 75 Hausvorstände als Mitglieder auf⸗ weist, hat im vergangenen Jahre der Landeskirche des Großherzogthums Sachsen angeschlossen. In Er⸗ mangelung der für den Bau einer eigenen Kirche nöthigen Mittel ist sie vorläufig darauf angewiesen, ihren Gottesdienst in einem ihr gegen eine geringe Entschädigung zur Verfügung gestellten englischen Gotteshause abzuhalten. Da gerade jetzt in Shanghai eine neue Aera des Wachsthums, verbunden mit einer außerordent⸗ lichen Preissteigerung des Grund und Bodens, einsetzt und ein im Innern der Stadt gelegenes Grundstück, das sich für einen deutschen Kirchenbau eignet, nach einigen Jahren voraussichtlich zu keinem Pee mehr zu haben sein wird, so hält es die evangelische Gemeinde
hanghais für ihre Pflicht, die eben noch vorhandene Gelegenheit zur Erwerbung eines passenden Grundstücks hierfür sich nicht entgehen zu lassen. Das Grundstück ist in der besten Gegend Shanghais, in der unmittelbaren Nähe des deutschen Konsulats, gelegen und kann für 20 000 Tael erworben werden. 8 den Bau einer, Raum für 250 bis 300 Personen haltenden Kirche werden weitere 25 000 Tael aus⸗ zugeben sein. Der Kirchenbau wird also im Ganzen eine Summe von 45 000 Tael oder 135 000 ℳ nöthig machen. Ein kleinerer Theil dieser Summe ist bereits von freundlichen Förderern des Vorhabens zur Verfügung gestellt worden. Ein weiterer beträchtlicher Theil wird unter den Deutschen Shanghais beschafft werden. Wegen Aufbringung eines anderen größeren Theils kann nach Lage der Sache die auswärtige Hilfe, das ist die Hilfe aus der Heimath, nicht entbehrt werden. Der Kirchen⸗ vorstand bittet daher Alle, die für Förderung des kirchlichen Lebens unter den Deutschen im Auslande ein offenes Herz haben, insbesondere aber alle die, welche selbst in China thätig gewesen sind oder geschäft⸗ liche Beziehungen zu China unterhalten, sich freundlich für die Sache zu interessiern. Der Großherzoglich sächsische Kirchenrath in Weimar befürwortet den Aufruf der Gemeinde in Shanghai an das evangelische Deutschland mit folgenden Mittheilungen: „Die Gemeinde, gegen 400 Seelen zählend, ist unter gewissenhafter geistlicher Pflege in erfreulichem Aufblühen begriffen und hat als Mittelpunkt evangelischen Glaubens und Lebens eine wachsende Bedeutung für die dort ansässigen Deutschen sowie für die den Hafen von Shanghai besuchenden deutschen Seeleute. Gern bringen sie die Mittel zur Besoldung ihres Pfarrers, zur Bestreitung ihrer gottesdienstlichen Bedürfnisse und einen Beitrag zur Erhaltung der Schule auf. Zu den Kirchenbau- kosten will die Gemeinde 20 000 ℳ beisteuern. Damit aber ist sie vorläufig an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit angelangt. Sie ist der Hilfe aus der Heimath, na wendet, in hohem Grade würdig.“ Beiträge werden von dem Groß⸗ berzoglich sächsischen Kirchenrath in Weimar angenommen und weiter befördert werden.
Belfort, 29. Januar. „W. T. B.“ meldet: Auf dem Elsässer Belchen wurden zwei französische Zollbeamte vom Schneesturm überfallen. Der eine erfror, der andere stürste
ab, erlitt einen Beinbruch und wurde erst nach 18 Stunden aufgefunden.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)
—
29. Januar,
rgens. Anfang 7 Uhr.
Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Sucher.
Schauspielhaus. 30. Vorstellung. Doctor Klaus. Lustspiel in 5 Aufzügen von In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube.
matischen Gefellschaft.
Adolf L'Arronge. Mit Vergnügen.
Sonntag, Mittags 12 Uhr: Matinée der dra⸗
Schiller⸗Theater. Sonnabend, Abends 8 Uhr:
Birkus Renz. Karlstraße. (Jubiläums⸗ Saison 1896/97.) Sonnabend, Abends 7 ½ Uhr: Parade⸗Gala⸗Vorstellung. Novität: Durchschlagender Erfolg!
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Aufführung der Aus der Mappe eines Riesengebirgs⸗Phantasten. Eine
Wetter.
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WSW 2 bedeckt WNW 4 wolkig OSO 5 wolkenlos 2 Dunst 6, Schnee
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1¹) Gestern Schnee. ²) Nachts Schnee. ³) Nachts Schneewehen. ⁴) Gestern Vorm. und Nachm. Schnee. ⁵) Nachts Schneewehen. ⁶) Vorm. u. Abends Schnee.
Uebersicht der Witterung.
Das Minimum, welches gestern über Süd⸗Schweden lag, hat seinen Ort wenig verändert und an Tiefe abgenommen, während im Westen der Britischen Inseln das Barometer stark gefallen ist. In Deutsch⸗ land, wo allenthalben Niederschlag gefallen ist, dauert die trübe Witterung fort; in den nördlichen Gebietstheilen hat erhebliche Abkühlung stattgefunden; alle deutschen Stationen, Münster und Cassel aus⸗ genommen, haben am Morgen wieder Frostwetter.
Deutsche Seewarte.
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bedeckt bedeckt Schnee Schnee) heiter) Schnee bedeckl6) bedeckt Schnee
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PHoCnC SchSSceeboeen Seneen
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1. 1 Asönigliche Schanspiele. Sonnabend: Opern⸗ haus. 26. Vorstellung. Die Afrikanerin. Oper n 5 Akten von Giacomo Mevyerbeer. Text von Eugoône Scribe, deutsch von Ferd. Gumbert. Ballet von Paul Taglioni. In Scene gesetzt vom Ober⸗
“
Anfang 7 ½ Uhr.
Sonntag: Opernhaus. 27. Vorstellung. Undine. Romantische Zauber⸗Oper in 4 Akten von Albert Lortzing. Text nach Fouqué's Erzählung frei be⸗ arbeitet. Tanz von Emil Graeb. Anfang 7 ½ Uhr.
Schauspielhaus. 31. Vorstellung. Zum ersten Male: Die Zeifige. Lustspiel in 4 Aufzügen von Heinrich Heinemann. Insang t Uhr.
Neues Königliches Opern⸗Theater (Kroll). Das Leben ein Traum. Dramatisches Gedicht in 5 Akten. Nach dem Spanischen des Calderon de la Barca, für die deutsche Bühne bearbeitet von Karl August West. — Der Billet⸗Verkaufzu dieser Vorstellung findet heute und morgen in der Zeit von 9—10 und 12 — 1 ½ Uhr im Königlichen Schauspielhause statt. Preise der Plätze: 3, 2, 1,50 ℳ und 75 ₰. Auf⸗ geld wird nicht erhoben. Anfang 7 ½ Uhr.
Deutsches Theunter. Sonnabend: Die ver⸗ sunkene Glocke. Anfang 7 ½ Uhr.
Sonntag, Nachmittags 2 ½ Uhr: Die Wildente. — Abends 7 ½ Uhr: Zum ersten Male wiederholt: John Gabriel Borkman.
Montag: Die versunkene Glocke
Berliner Theater. Sonnabend, Nachmittags 2 ½ Uhr: Aschenbrödel. — Abends 7 Uhr: Fanst. Sonntag, Nachmittags 2 ½ Uhr: König Heinrich. — Abends 7 ½ Uhr: Kaiser Heinrich. Montag: Renaissance.
Lessing ⸗Theater. Sonnabend: Sechstes Gast⸗ spiel der Tournée Marcelle Josset. Les Demi- Vierges. Anfang 7 ½ Uhr.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr (volksthümliche FSe Das Glück im Winkel. — Abends 7 ½ Uhr: Zum ersten Male: Vor der EChe. Schauspiel in 3 Akten von Hans L'Arronge.
Montag: Vorletztes Gastspiel der Tournée Marcelle Josset. Marcelle.
Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗ burg. Sonnabend: Die Frauenjäger. (Le Dindon.) Schwank in 3 Akten von Georges Feydeau, übersetzt und für die deutsche Bühne bearbeitet von Benno Jacobson. Anfang 7 ½ Uhr.
Sonntag und folgende Tage: Die Frauenjäger.
Aenes Theater. Schiffbauerdamm 4 a./5. Direktion: Sigmund Lautenburg. Sonnabend: Marcelle. Komödie in 4 Akten von Victorien Sardou. Für die deutsche Bühne bearbeitet von Lindau. In Scene gesetzt von Sigmund
utenburg. Anfang 7 ½ Uhr. 3
Sonntag und folgende Tage: Mareelle.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Die Stützen der Gesellschaft. — Abends 8 Uhr: Der Schierling. — Die Komödie der Irrungen.
Theater des Westens. Kantstraße 12. (Bahn⸗ hof Zoologischer Garten.) Sonnabend: Unsere Frauen. Anfang 7 ½ Uhr.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu halben Preisen: Treue. Schauspiel in 4 Akten von Alexander von Roberts. — Abends 7 ½ Uhr: Unsere Frauen.
Theater Unter den Linden. Behrenstr. 55/57. Dirertion: Julius Fritzsche. Sonnabend: Flotte .Kommische Operette in 1 Akt von Joseph . Musik von Franz von Suppé. Dirigent: Herr Kapellmeister Korolanvi. — Hierauf: Rund um Wien. Pantomimisches Ballet in 9 Bildern von Fr. Gaul und A. M. Willner. Musik von J. Beyer. Dirigent: Herr Kapellmeister Dahms. Anfang 7 ½ Uhr. Sonntag: Flotte Bursche. — Hierauf: Rund um Wien. 8 Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu halben Preisen: Der Obersteiger.
Thalia⸗Theater (vorm. Adolph Ernst⸗Cheater). Dresdenerstraße 72/73. Direktion: W. Hasemann. Sonnabend: Frau Lientenant. Vaudeville in 3 Akten von Paul Ferrier und Antony Mars. Deutsch von Hermann Hirschel. Musik von Gaston Serpette und Victor Roger. Anfang 7 ½ Uhr.
Sonntag und folgende Tage: Frau Lientenant.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Trilby.
ZBentral-⸗Theater. Alte Jakobstraße 30. Direktion: Richard Schultz. Sonnabend: Emil Thomas a. G. Eine tolle Nacht. Große Ausstattungs⸗ posse mit n und Tanz in 5 Bildern von J. Freund und W. Mannstädt. Musik von Julius Einödshofer. Anfang 7 ½ Uhr.
Sen as und die folgenden Tage: Eine tolle acht.
romantisch⸗phantastische Handlung von Direktor Fr. Renz und dem Greßherzeglich hessischen Hof⸗Ballet..
meister August Siems. Komische Scenen! Gebirgs⸗ episoden! Hochinteressanter Schlitten⸗Korso auf die steilen Anhöhen! Staunenerregende Auffahrt eines dahinjagenden Viererzuges, der mit Blitzesschnelle den über vierzig Fuß hohen Berg erreicht. (Erregt jedesmal die größte Sensation!) Höchster Triumph der heutigen Zirkus⸗ kunst! Naturgetreue Hörnerschlittenfahrt im Riesen⸗ gebirge. Im allet. Sonntag: Zwei große Vorstellungen. mittags 4 Uhr (ermäßigte Preise und 1 Kind unter 10 Jahren frei): Aufführung des großen militärischen
Ausstattungsstückes 1870/71. — Abends 7 ½ Uhr:
Aus der Mappe eines Riesengebirgs⸗Phan⸗ tasten.
Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Ellinor von Schwarzkopf mit
Hrn. Prem.⸗Lieut. à la suite des 2. Garde⸗ Ulanen⸗Regts. Peineigh Grafen von Haslingen gen. von Schickfus (Breslau). — Nona Freiin
von König mit Hrn. Sec.⸗Lieut. Theodor Ziegler
Saarbrücken — St. Johann). — Fer Helene
chön mit Hrn. Rittergutsbesitzer Georg Lucke (Breslau —Nißmenau). — Lollo Freiin von Brück mit Hrn. Rittergutsbesitzer und Rittmeister a. D. Hubert von Nathusius (München —Wahlitz⸗ Schnega). — Frl. Martha von Koeller mit Hrn.
Prem.⸗Lieut. Gerhard von Roöll (Berlin —-Star⸗
gard i. Pom.).
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Amtsrichter Arndts 8
(Kosten). Gestorben: Hr. Geheimer Regierungs⸗Rath Georg Stampe (Wiesbaden). —
von Kober (Tübingen). — Hr. Kirchenrath und
D. Karl e
nitz). — Verw. Fr. Geheime Kommerzien⸗Rath
Luise Kauffmann, geb. Faber (Berlin). — Fr.
Justiz⸗Kath Marie Paschke, geb. Meyenburg
(Berlin).
Konzerte.
Konzerthaus. Karl Meyder⸗Konzert. e1. 22. a g 19. Operetten⸗ und Walzer⸗ end.
V Saal Bechstein. Sonnabend, Anfang 7 ½ Uhr: IV. Lieder⸗Abend von Dr. Ludwig Wüllner.
Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth in Berlin. Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags
Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 322.
Sechs Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).
eiche des Geisterfürsten: Zauberisches
Nach 1
Verw. Fr. Major Clara Schröder, geb. Negenborn (Königsberg). — Hr. Otto von Zitzewitz (Bad Oeynhausen). — Hr. Professor
olsten (Heidelberg). — Hr. 3 nungs⸗Rath Friedrich Halbscheffel (Schweide
17 00 17,50
16,50 17,00
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N“* — 8 Döbeln. 1 — 14,00
Brumath. 14,20 14,40 14,60 14,80
Bemerkung. Die verkaufte Menge wird auf volle Doppelzentner und der Verkaufswerth auf volle Mark abgerundet mitgetheilt.
1— — — 11,60 12,60 — 11,60
12,07
12.00 3 14,40
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Der Durch⸗
schnittspreis wird aus den unabgerundeten Zahlen berechnet und auf Pfennige genau mitgetheilt.
4.
163 Sitzung vom 28. Januar 1897, 1 Uhr.
Tagesordnung: Fortsetzung der zweiten Berathung des Reichshaushalts⸗Etats für 1897/98 beim Etat der
Reichs⸗Post⸗ und Telegraphen⸗Verwaltung, und zwar bei dem Titel „Gehalt des Staatssekretärs“.
Ueber den Anfang der Sitzung wurde in der gestrigen Nummer d. Bl. berichtet. Nach dem Abg. Dr. Paasche (nl.) nimmt das Wort der Abg. Dr. Müller⸗Sagan (fr. Volksp.): Die Erhöhung des Mindestgewichts der Briefe würde gerade den kleineren Leuten zu gute ommen, die das gewöhnliche Papier und die gewöhnlichen Umschläge eunutzen. Wenn wirklich die Erhöhung des Gewichts der Briefe einen innahmeausfall ergeben sollte, so könnte dieser gedeckt werden durch ie anderweitige Gestaltung des Post⸗Zeitungstarifs. Die Verhand⸗ lunigen über den letzteren “ seit langer Zeit und kommen nicht zum Abschluß. Ist endlich mit der Reichs⸗Finanzverwaltung eine Vereinbarung erzielt worden? Die Steuerzahler haben auch ein In⸗ teresse daran, daß nicht weiter Liebesgaben an die Zeitungsbesitzer vertheilt werden. Dem Volke wird dadurch die Lektüre nicht vertheuert, die Verleger würden sich nur auf den anderweitigen Tarif einrichten vühlen der für Anzeigenblätter keine Bedeutung hätte. Ich bin ferner für die Herabsetzung der Telephongebühren. Die Kosten der Neuanlagen sind aus den laufenden Mitteln ge⸗ deckt; es handelt sich dabei um werbendes Kapital und es wäre nteressant zu prüfen, welche Verzinsung dabei herauskommt. Man at in der Kommission gesagt, die Verzinsung würde sich auf 14 %, elaufen. Für den Telephonverkehr könnte man ebenfalls Zonen
einrichten, wie für die Packetbeförderung, damit auch die kleinen
Leute sich des Telephonverkehrs bedienen können, die nur auf kurze
Entfernungen sprechen. 3 “ Abg. Hug (Zentr.) tritt ebenfalls für die Ermäßigung der
Telephongebühren ein. Staatssekretär des Reichs⸗Postamts Dr. von Stephan:
Meine Herren! Der Gegenstand beschäftigt uns ja nicht zum ersten Mal, und ich könnte einfach auf die früher abgegebenen sehr ausführlichen Erklärungen meinerseits und die sehr bestimmten — ich möchte sagen: kategorischen — Erklärungen meines Herrn Kollegen im Reichs⸗Schatzamt mich berufen. Sie werden es mir nicht verargen, wenn ich in alle Details im gegenwärtigen Augenblick nicht eingehe, um das hohe Haus nicht aufzuhalten, sondern mich beschränke auf einige neuere Gesichtspunkte, die heute zur Sprache gekommen sind.
Im Prinzip ist die Stellung der verbündeten Regierungen dieser Angelegenheit gegenüber eine völlig unveränderte, wie auch die Gründe, aus denen die verbündeten Regierungen Ihrem Wunsche nicht entgegenkommen können — zur Zeit unverändert sind, so sehr sonst das Bestreben obwaltet, den Wünschen auf Erleichterung und Förderung des Verkehrs, in voller Anerkennung der Wichtigkeit der Aufgaben der Verkehrsverwaltung, den Interessen der Nation zu entsprechen.
Es wird bei diesen Anträgen stets übersehen — so will ich wenigstens annehmen —, daß bereits dreimal eine Ermäßigung der Fernsprechgebühren stattgefunden hat, seitdem der Fernsprecher über⸗ haupt besteht, nämlich seit 1881, also in der kurzen Zeit von 16 Jahren. Wenn keine diesmalige Ermäßigung stattgefunden hat, dann möchte ich fragen, was wollen Sie denn noch weiter? (Unruhe links.) Die erste Ermäßigung war im Jahre 1884, also vor kaum 13 Jahren; und es war eine sehr bedeutende Ermäßigung von 200 ℳ Abonnementsgebühr auf 150 ℳ Dann kam weiterhin, ein paar Jahre später, eine erhebliche Ermäßigung für den Vororts⸗ und Nah⸗ verkehr, und auf demselben Gebiete jetzt, vom 1. Januar d. J. ab, abermals eine sehr erhebliche Ermäßigung auf 25 ₰ für Entfernungen bis 50 km. Meine Herren, da kann man doch von Stillstand und Erstarrung in der Verwaltung nicht reden, wie der Herr Abgeordnete vorhin gesagt hat! Das sind die Fortschritte, die sich in kurzer Zeit vollzogen haben und von großer Bedeutung sind. Unter andern will ich ein Beispiel anführen, weil es mir gerade einfällt: Die letzte Ermäßigung der Fernsprechgebühren hat einen sehr bedeutenden Verkehr hervorgerufen. Das will ich ja zum theil bestätigen, was der Herr Vorredner und der Herr Abg. Mueller (Sagan) gesagt haben, daß durch eine Ermäßigung eine Vergrößerung des Verkehrs entsteht. Ja, meine Herren, daran hat noch niemand
gezweifelt, die verbündeten Regierungen auch nicht; das ist ja sonnen⸗
klar, daß, wenn die Tarife niedriger werden, immer mehr geschrieben und immer mehr telephoniert wird. Wenn man das Porto ganz abschaffen würde, was ja eigentlich die Konsequenz dieses Strebens ist (Lebhafte Zurufe linke) — ja, meine Herren, das sollte mich garnicht wundern; ein Antrag ist schon einmal dagewesen, das Porto überhaupt fallen zu lassen —, dann würden Sie eine noch viel höhere Verkehrsziffer haben. Aber, meine Herren, ich habe hier schon oft darauf ausmerksam gemacht: es wird immer die Kehrseite der Sache übersehen, nämlich die Ausgaben, die verursacht werden durch eine Vermehrung des Verkehrs.
Ich erwähne, daß der Vorortsverkehr seit der Erleichterung der Gebühr, seit dem 1. Januar 1897, in einigen Bezirken ganz bedeu⸗ tend zugenommen hat. Aber wie stellt es sich heraus? Wir haben von einem Ober⸗Postdirektionsbezirk erst vor drei oder vier Tagen einen Nothschrei bekommen, daß sofort wieder Mittel bewilligt werden müssen, um die neuen Leitungen zu besorgen, die nothwendig sind, um den Verkehr zu bewältigen, und zwar beträgt die geforderte Summe bei diesem einen Bezirk 40 000 ℳ, und wir haben deren vierzig. So geht das in die Millionen. Das wird aber regel⸗ mäßig übersehen, und ganz ähnlich stellt sich das bei einer Er⸗ mäßigung der Gebühren von 150 auf 100 ℳ in kleineren Städten, um auch diesen Punkt zu berühren, den der Herr Vorredner angeführt hat. Ich habe eine Berechnung aufstellen lassen. Darnach ergiebt sich bei Herabsetzung der Gebühren von 150 auf 100 ℳ — das ist wohl das Geringste, was man thun müßte, wenn man überhaupt eine Er⸗ leichterung eintreten lassen wollte —, daß für Orte bis zu 10 000 Ein⸗ wohnern sich ein Einnahmeausfall von 305 004 ℳ ergeben würde. Zur Deckung dieses Ausfalls von 305 004 ℳ würde eine Zunahme der Anschlüsse von 3054 Sprechstellen erforderlich sein. Die Her⸗ stellungskosten für diese Sprechstellen würden 1 527 000 ℳ be⸗ tragen. (Hört! hört! rechts) Geht man weiter und läßt die Ermäßigung für Orte bis zu 20 000 Einwohnern eintreten, so würde das einen Einnahmeausfall von 593 000 ℳ ergeben. Zur Deckung dieses Ausfalls ist eine Zunahme von 5930 Sprechstellen nöthig und die Kosten, die für die Herstellung der Leitungen entstehen würden, belaufen sich in diesem Falle auf 2 965 000 ℳ Geht man bis zu den Städten bis zu 30 000 Einwohnern, so würde der Ein⸗ nahmeausfall 850 800 ℳ betragen. Zur Deckung wären 8508 Sprach⸗ stellen nöthig, und die Herstellungskosten würden 4 254 000 ℳ betragen. Sie sehen, wie rapide die Steigerung zunimmt, in je größere Verhältnisse wir kommen. In den Orten bis zu 40 000 Einwohnern würde der Einnahmeausfall 1 018 600 ℳ sein. Dafür wären nöthig 10 186 neuer Abonnenten, und die Herstellung dieser 10 186 Anschlüsse würde 5 093 000 ℳ betragen. Ich überspringe die Städte bis zu 50 000 Einwohnern. Da ist die Steigerung in demselben Maße vorhanden. Ich schließe mit den Städten bis zu 100 000 Ein⸗ wohnern. Hier würde der Einnahmeausfall 1 693 000 ℳ betragen. Zur Deckung dieses Ausfalls würden 16 930 neue Anschlüsse erforder⸗ lich sein, und das würde 8 465 000 ℳ kosten. Ja, meine Herren, wenn man sich solche Sachen an der Hand genauer Berechnungen klar legt, so wird man doch ein bischen stutzig, ob man in der Weise vor⸗ gehen soll bei der Finanzlage, die Sie ja alle kennen und die ich nicht näher zu schildern brauche. Außerdem möchte ich den Ausführungen entgegentreten, daß die Gebühren in der Schweiz und in Württemberg geringer seien als im deutschen Reichs⸗Postgebiet. In keinem größeren Staate sind die Fernsprechgebühren niedriger als bei uns. Die Schweiz und Württemberg sind eben nicht zu vergleichen mit unseren größeren Verhältnissen. Was sind das für Entfernungen in der Schweiz und Württem⸗ berg, die kann man doch nicht vergleichen mit denen im Deutschen Reiche, davon kann keine Rede sein. Es sind sogar die Gebühren in allen größeren Staaten erheblich höher als bei uns. In Amerika be⸗ tragen sie bis zu 981 ℳ, in Frankreich und England 400 bezw. 600 ℳ Das ist doch bedeutend höher wie bei uns. Aehnlich ist es in Oesterreich. Keinem von diesen Staaten ist es bisher eingefallen, auch keine der parlamentarischen Versammlungen ist bisher auf den Gedanken gekommen, eine Ermäßigung der Fernsprechgebühren zu fordern, infolge der Finanzlage dieser Staaten, die alle ja durch die gegenwärtige Lage in Europa und im Orient in Anspruch genommen sind.
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eiger und Königlich Preußische
Berlin, Freitag, den 29. Januar
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Das hat sich in keinem Staate geltend gemacht. Wie kommt man nun eigentlich dazu, bei uns in Deutschland die Sache immer fort und fort von Jahr zu Jahr zu urgieren? (Zuruf links. Sehr richtig! rechts.) Glauben Sie denn, daß das Volk damit einverstanden ist? (Zuruf links.) Stellen Sie einmal die Frage in einem Plebiszit so: Jetzt haben wir in Deutschland die Zahl von 125 000 Abonnenten für den Fernsprechverkehr. Für diese 125 000 Abonnenten, welche von der Heruntersetzung von 150 auf 100 ℳ einen Ausfall von 6 bis 6 ½ Millionen Mark erleben würden: wollt ihr das durch Steuern aufbringen? — Stellen Sie die Frage so, so werden Sie sehen, was Sie für eine Antwort bekommen. (Sehr wahr! rechts.) Ich denke, wir hätten Besseres zu thun, als unsere Mittel dazu zu verwenden, was, abgesehen von den Handelskammern, nicht weiter verlangt wird. Die Petitionen sind nur von Handelskammern ausgegangen. Daß diese beflissen sind, die Spesen für das Handelsgeschäft herunter zu setzen, das ist klar.
In keinem Staate also sind die Gebühren geringer. Was Württemberg betrifft, welches, wie angeführt wurde, 100 ℳ fordert, so muß man die Verhältnisse kennen. Die 100 ℳ in Württemberg finden nur Anwendung für Gespräche bis zu 3 km, während im Deutschen Reich die Zone bis 5 km reicht. Sowie Sie 5 km weit sprechen wollen, müssen Sie auch in Württemberg 150 ℳ zahlen. Sie sehen also, daß der Unterschied nicht so groß ist. Das ist von dem Herrn Abgeordneten nicht erwähnt worden; das ist aber ein außerordentlich wichtiger Punkt. Ferner möchte ich darauf aufmerksam machen, daß Württemberg erst von dem Augenblick an, wie es auf diesen niedrigeren Satz herunterging, die dringenden Telegramme und dringenden Fernsprechgespräche, welche das Dreifache kosten, eingeführt hat, gegen welche es sich Jahre lang gesträubt hatte. Dadurch wird ein Theil des Ausfalls ausgeglichen.
Die Zunahme der Fernsprecher bei uns hat mindestens gleichen Schritt gehalten mit der Zunahme der Fernsprecher in Württemberg. Ich habe darüber sehr ausführliche Zahlen hier, welche be⸗ weisen, daß in der Verwaltung kein Stillstand herrscht. Wir hatten im Jahre 1881 1504 Fernsprechstellen; jetzt haben wir 125 810 im Deutschen Reich bei 180 989 km Leitung und 1 284 468 Gesprächen täglich. In Berlin befinden sich allein 32 865 Sprech⸗ stellen und werden täglich 267 000 Gespräche geführt. In Hamburg haben wir 12 000 Sprechstellen und es werden täglich 230 000 Ge⸗ spräche geführt, in Dresden 5070, in Leipzig 4507. Nun haben wir 583 Anlagen in die Weite, und hier kommt eben der Vergleich mit der Schweiz mit ihren nahen Entfernungen vollkommen in Wegfall. Zwischen Berlin und Breslau, also auf eine bedeutende Entfernung, werden täglich 150 Gespräche geführt, von Berlin nach Köln täglich 81, von Berlin nach Frankfurt am Main täglich 203 Gespräche — das sind alles Entfernungen über 500 km. Von Berlin nach Hamburg, 295 km, werden 254 Gespräche täglich geführt, von Berlin nach Königsberg⸗ Memel — 1031 km, die längste Linie, die bis jetzt auf dem ganzen Kontinent besteht — werden täglich 112 Gespräche geführt.
Ferner die Sprechanlagen in Industriebezirken. Sie wissen, daß wir in den Hauptindustriezentren besondere Fernsprechanlagen eingerichtet haben, und zwar im oberschlesischen Industri bezirk, welcher die Kohlengruben, die Zink⸗ und Galmeihütten, die Montan⸗ industrie umfaßt, haben wir 597 Sprechstellen, und es werden dort täglich 7519 Gespräche geführt zwischen Kattowitz, Myslowitz, Tarno⸗ witz u. s. w. Im rheinischen Seidenbezirk Krefeld, Düren, M.⸗Glad⸗ bach u. s. w., befinden sich 1655 Sprechstellen und es werden täglich 22 700 Gespräche geführt; dann in dem niederrheinisch⸗westfälischen Kohlen⸗ und Industriebezirk, also Hagen, Gelsenkirchen, sind 3245 Sprechstellen, und es werden 39 210 Gespräche geführt; in dem bergischen Industriebezirk Remscheid, Solingen befinden sich 420 Sprechstellen mit 2967 Gesprächen; dann in dem Industriebezirk der sachsischen und preußischen Oberlausitz, Bautzen, Görlitz, Reichenau, Löbau, befinden sich 960 Sprechstellen mit 8460 Gesprächen täglich; dann⸗ haben wir noch Fernsprechnetze im Kreise Halberstadt, wo die Zucker⸗ industrie, die ja nur einige Monate im Jahre für ihre Thätigkeit in Anspruch nimmt, auch 400 Sprechstellen und 1884 Gespräche nöthig macht. Am bedeutendsten ist es aber in dem Distrikt Frankfurt a. M. mit den kleinen Städten im Rheingau und am Main. Dort befinden sich 6205 Sprechstellen, und es werden täglich 67 000 Gespräöche ge⸗ führt. Dann haben wir noch den Bezirk der Leinwandweberei Hirsch⸗ berg, Landeshut u. s. w.; da sind 170 Sprechstellen mit 1561 Ge⸗ sprächen täglich.
Meine Herren, Sie werden aus diesen wenigen Zahlen, die noch vielfach ergänzt werden könnten, ersehen, daß die Sorgfalt der Ver⸗ waltung ständig darauf gerichtet ist, das Verkehrswesen weiter aus⸗ zudehnen und die entsprechenden Mittel zu ergreifen. Ich glaube, es hat sich aber niemand darüber beklagt, daß er nicht Gelegenheit ge⸗ funden hätte, für seine Geschäftsverbindungen die nöthige Kommuni⸗ kation zu finden. Soweit meine Wahrnehmungen reichen, ist das nicht geschehen. Ich glaube kaum, daß in irgend einem anderen Staate Europas das Telephonwesen in dieser rapiden Weise fortgeschritten ist, als gerade bei uns in Deutschland, und wenn etwa Verkleinerungen laut werden sollten gegen unser Vaterland in dieser Beziehung, so muß ich sie zurückweisen, und ich behaupte noch heute, daß wir das erste Fernsprechwesen der Welt be⸗ sitzen und verhältnißmäßig die niedrigsten Gebühren. Ich möchte Ihnen zur Beherzigung empfehlen, daß in keiner Stadt der Welt ein so niedriger Tarif besteht wie gerade in Berlin, wo täglich 267 000 Gespräöche geführt werden, und das Gespräch nur 3,3 ₰ kostet. In Norwegen kostet es 4 ₰ und in der zitierten Schweiz 4—5 ₰; also in keinem Lande kann man so billig sprechen, als gerade hier in Berlin.
Nun sagt der Herr Abg. Müller: warum hat denn der Herr General⸗Postmeister nicht die Kraft, dem Herrn RNeichs⸗ Schatzsekretär entgegenzutreten? Meine Herren, was wollen Sie denn mit der Kraft ausrichten 2 (Heiterkeit) Der Herr Abg. Singer hat in der Budgetkommission, und ich din ihm dankbar für seine Mitwirkung, einen ähnlichen Gedanken ausgesprochen. Er sagte: a,
die Jahre machte er dem Herrn Staatssekretär nicht zum Vorwurf,