1897 / 39 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 15 Feb 1897 18:00:01 GMT) scan diff

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in Gluthen und

kam es läßt sich nicht halten. In den Lüften verfliegt es, versinkt im Meer und wieder liegt über uns die Nacht, noch schwärzer, als sie zuvor gewesen, und eine Sehnsucht ist geblieben, die sich nie wieder stillen läßt niemals wieder! Der Aufführung dieses poetisch ungemein fesselnden Werkes verschaffte in erster Linie die meisterhafte Inscenierung, welche sich dem Stimmungsgehalte trefflich anpaßte, den Erfolg. Namentlich war der dritte Akt mit seinem „Waldweben“ von zündender Wirkung, sodaß am Schluß desselben der Direktor Dr. Blumenthal einige Dankesworte für den abwesenden Dichter an das Publikum richten konnte. Den Darstellern der drei Hauptrollen gebührt, trotzdem sie ihnen eigentlich durchgehends nicht völlig zuzusagen schienen, volle Anerkennung; diese waren Herr Stahl als Majoratsherr, Fräulein Jäger als Elisabeth und Herr Stock⸗ hausen als Fritz. Einige nur in Episodenrollen verwendete Volks⸗ iypen fanden in Herrn Schönfeld und den Damen Wirth und Pagay hervorragende Vertreter.

Im Königlichen Opernhause gelangen am Donnerstag Leoncavallo's „Bajazzi“ und das Ballet „Phantasien im Bremer Rathskeller“ zur Aufführung. 1 8

Im Königlichen Schauspielhause geht morgen Shake⸗ speare's „König Heinrich IV.“ 2. Theil, mit Benutzung der Schlegel⸗ Tieck'schen Uebersetzung für die deutsche Bühne bearbeitet von Wilhelm Oechelhäuser, in nachstehender Besetzung in Scene: König Hein⸗ ich IV.: Herr Ludwig; Prinz Heinrich von Wales: Herr Iatkowsky; Prinz Johann von Lancaster;: Herr R. Arndt; Prinz Thomas von Clarence: Herr Hertzer; Prinz Humphrey von Gloster: Fräulein Krause; Graf von Warwick: Herr Nesper; Ober⸗ richter: Klein; Graf von Northumberland: Herr Kahle; Erzbischof von York: Herr Plaschke; Lord Mowbray: Herr Arndt; Lord Hastings: Herr Keßler; Lord Bardolph: Herr Hübener; Morton: Herr Winter; Travers: Herr Hartmann; Falstaff: Herr Molenar; Bardoheb. Pistol: eae⸗

oins: Herr Purschian; Page: Fräulein Hausner; Friedensrichter: Link und Eichholz; David: Herr Blencke; Lady Northumberland: Fräulein Abich; Lady Perey: Fräulein Lindner; Frau Hurtig: Frau Schramm; Dortchen Lakenreißer: Frau Conrad. Die HKandlung spielt in England in den Jahren 1403 bis 1413. Neu sind folgende Dekorationen: Gemach auf Burg Warkworth, Zimmer beim Erzbischof, Wirthsstube vom De⸗ korationsmaler Bukacz⸗Berlin; Straße in London, Zimmer des Königs vom Königlichen Theatermaler Quaglio⸗Berlin; Hof im Hause des Friedensrichters, Flur im Hause des Friiedensrichters vom Dekorationsmaler Wagner⸗Berlin; Schlafzimmer des Königs in Westminster, Feststraße vor Westminster vom Herzoglichen Hofmaler Professor Brückner E Die Kostüme sind nach den Zeichnungen und Angaben des Theater⸗Kostümiers Maler Euthknecht angefertigt. Die Inscenierung hat der Ober⸗Regisseur Grube, die dekorative Einrichtung der Ober⸗Inspektor Brandt besorgt. Am Mittwoch wird Nicolai Gogol's Lustspiel „Der Revisor“ ge⸗ geben. Die angekündigte Vorstellung von Raimund's „Verschwender“ wird verschoben. 1 2

Ludwig Fulda's neues dramatisches Märchen „Der Sohn des Khalifen“ soll im Deutschen Theateram Sonnabend, den 27. d. M., zur ersten Aufführung gelangen. 1

Zu der am Sonnabend im Schiller⸗Theater zum Besten der Pensionsanstalt der Genossenschaft deutscher Bühnenangehörigen statt⸗ findenden ersten Aufführung von „Doktor Schmidt“, Lustspiel in drei

Schimmer und schwindet wieder, wie es b Akten von Dr. Weitbrecht, uad 2

2 88

einem Akt von Paul Linsemann, beginnt der Vorverkauf morgen an der Kasse des Theaters und im Bureau der Genossenschaft, Char⸗ lottenstraße 85. 8

Das Theater des Westens ist in ein neues Stadium ge⸗ treten: Am Sonnabend ist die gesammte artistische und technische Leitung dem Hofschauspieler Max Hofpauer, der bisher als Regisseur und Darsteller an dieser Bühne thätig gewesen, übertragen worden. Die neue Leitung wird versuchen, mit dem gegenwärtigen und durch Heranziehung neuer Kräfte ergänzten Personal das Institut einer stetigen künstlerischen Entwickelung entgegenzuführen.

Im Theater Unter den Linden beginnt am Donnerstag, den 18. d. M., der erste Abend des „Strauß⸗Cyclus“ mit dem ersten Werke des Meisters: „Indigo und die vierzig Räuber“. Die Bearbeitung des Textes für das hiesige Theater war die letzte Arbeit des verstorbenen Schriftstellers Eduard Jacobson. 1

Bei dem nächsten Orgelvortrag in der Marienkirche am Mittwoch, Mittags 12 Uhr, werden Fräulein Welda Munscheid aus Dresden, Fräulein Emma Raddatz, der Cellist Herr P. Treff und der Organist Ernst Rasch aus Neu⸗Ruppin mitwirken.

ist frei. Mannigfaltiges.

An dem neuen Hause des „Vereins dentscher Ingenieure“ (Ecke der Charlotten⸗ und Mittelstraße) wurde am Sonnabend die Bronzebüste des verewigten Geheimen Raths, Professors F. Grashof aufgestellt. Es war dafür an der Sandsteinfaçade ein besonderer Platz vorgesehen, dessen rundförmiger Hintergrund von Lorbeerzweigen um⸗ rankt ist; die Cartouche am Sockel trägt die verschlungenen Anfangs⸗ buchstaben V. D. J. Grasbof, der in der Blüthe der Manneskraft dargestellt ist, hat den großen Verein 20 Jahre hindurch geleitet und zählte zu seinen Gründern. Die Büste, von Professor Karl Friedrich Moest⸗Karlsruhe, ist ein Abguß der an Grashof's Wirkungsstätte er⸗ richteten Denkmalsbüste.

Am Mittwoch, den 17. Februar, wird Herr Hauptmann Georg Schweitzer im Verein Berliner Kaufleute und Industrieller (im großen Saale des „Kaiserhofes“, Abends 8 Uhr) den bereits an⸗ ekündigten Vortrag vor Herren und Damen halten. Das Thema „Aus dem Leben Emin Paschas und aus seinen zur Vorlage gelangenden letzten Tagebüchern.“

Bei dem Winterfest des Deutschen Schriftsteller⸗Ver⸗ bandes, welches am 26. Februar in der Philharmonie stattfindet, gelangt ein für diesen Abend verfaßtes Festspiel von Rudolf Genée zur Aufführung. Hieran schließt sich ein von Herren und Damen aufgeführter Bauernreigen mit Gesang, dessen Einstudierung der Königliche Tänzer und Tanzlehrer Mürich übernommen hat. Der Kartenverkauf (für Mitglieder und deren Angehörige 5 ℳ, für Gäste 10 ℳ) sindet täglich von 9 bis 4 Uhr im Festbureau, Potsdamer⸗ straße 122 cc Gartenhaus, statt. Nähere Auskünfte über Kostüm⸗ fragen ꝛc. werden daselbst von Damen des Comités in der Zeit von 2 bis 4 Uhr ertheilt. 1

München, 14. Februar. Zur Vorfeier der hundert⸗ jährigen Wiederkehrdes Geburtstages Kaiser Wilhelm’sI. veranstaltete die Münchener Studentenschaft gestern Abend im großen Saale des Löwenbräu⸗Kellers einen glänzenden Fest⸗ Kommers, welchem, dem „W. T. B.“ zufolge, auch Ihre

er letzte Tag“, Familiendrama in

Der Eintritt

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Königlichen Hoheiten die Prinzen Ludwig und Rupprecht von Bayern und der Kultus⸗Minister von Landmann beiwohnten. Nach den mit großer Begeisterung aufgenommenen Reden auf Seine Majestät den Kaiser, Seine Königliche Hoheit den Prinz⸗ Regenten und die beiden anwesenden Prinzen hielt Student Wüst die Festrede, nach deren Beendigung die „Wacht am Rhein“ gesungen wurde. Von weiteren Reden fand besonders lebhaften Widerhall die⸗ jenige auf die drei Paladine des Heldenkaisers: Bismarck, Moltke und Roon. An Seine Majestät den Kaiser und Seine Königliche Hoheit den Prinz⸗Regenten sowie an den Fürsten Bismarck wurden Huldigungs⸗ Telegramme abgesandt.

London, 13. Februar. Beim Probieren von Zündern für

Torpedos fand am vergangenen Donnerstag auf der Kapstation an

Bord des britischen Kreuzers „Gibraltar“ eine Explosion statt, bei der vier Mann getödtet wurden.

St. Petersburg, 13. Februar. Aus allen Theilen des Reichs laufen Meldungen über heftige Stürme und starken Frost ein. In und um Odessa hat, dem 062 zu⸗ folge, ein starker Sturm, verbunden mit Regen und Frost, sämmtliche Telegraphenlinien beschädigt. Obgleich Odessa mit Kiew und Warschau wiederum telegraphisch verbunden sei, so seien doch neue Beschädigungen des Telegraphen⸗ netzes durch den andauernden Frost zu befürchten. Wie die „Nowoje Wremja“ berichtet, hat der Sturm in Odessa so gewüthet, daß die Telephon⸗ und die Telegraphenleitung vollständig zerstört sind. Sämmtliche Telegraphenpfosten seien umgebrochen, zwei Menschen erschlagen, viele verletzt worden. Einzelne Straßen seien durch umgebrochene Pfosten und Leitungsdrähte für den Verkehr gesperrt.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

welche gestern die Vertreter sämmtlicher Großmächte in Athen unter Hinweis auf die aus der völkerrechtswidrigen Haltung Griechenlands für den europäischen Frieden sich ergebende Gefahr gemacht haben, sind von dem griechischen Minister des Aeußern mit der Erwiderung beantwortet worden, daß Griechenland Kreta besetzen werde. Nach diesem Vorgange erachtet es die Kaiserliche Regierung zunächst nicht mehr ihrer Würde entsprechend, weitere diplomatische Schritte in Athen zu thun. Nach vorherigem Meinungsaustausch mit den Kabinetten der übrigen Großmächte erhielt der Kommandant von S. M. S. „Kaiserin Augusta“, welches in den nächsten Tagen vor Kanea eintrifft, den Befehl, im Einvernehmen mit den kommandierenden Offizieren der übrigen in den kretensischen Gewässern versammelten Seestreitkräfte der Großmächte jeden feindseligen Akt Griechenlands zu verhindern und außerdem

zur Wiederherstellung der Ordnung und zur Vermeidung

weiteren Blutvergießens thunlichst mitzuwirken.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten un Beilage.)

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Aufschrift:

Stationen. Wetter.

Temperatur in 0 Celsius 5 ° C. = 40 R.

bedeckt 3 bedeckt

00 00

Aberdeen.. Christiansund Kopenhagen. 2 wolkenlos 10 Stockholm Amwollig 14

ee . 764 N. 2 wolkenlos 15

1 Belmullet.. 770 jerng 3

Noskau... 41 NN. 2 Schnee 9

Cork, Queens. town.. Cherbourg.

elde

Opernhauses ein Subscriptions⸗Ball statt. Alle den Ball betreffenden Schreiben wolle man unter der eef e: Henerol, Iätendanar der Fenlehe Sger⸗ spiele, Französischestraße 36, einreichen und mit der 22*8

8 Ballangelegenheit“ versehen. Eintritt in und L. Held. das Königliche Opernhaus zum Subscriptions⸗Ball: 1) Balltheilnehmer durch Thüren Nr. 1, 2 und 3 (dem Universitätsgebäude gegenüber). mit Eintrittskarten rechts gelegener Plätze durch Thür Nr. 4 (vis-à-vis 3) Zuschauer mit Eintrittskarten Plätze durch Thür Nr. 14 (vis-à-vis dem Prin⸗ zessinnen⸗Palais). Die Anfahrt sämmtlicher Wagen ist nur von Unter den Linden aus gestattet. Die Abfahrt findet statt: v . und 3, nach der Schloßbrücke und nach den Linden zu (die Wagen stellen sich vor dem Opernhause, Front nach demselben, Nr. 4 und 14, ebenfalls nach den Linden zu (die Wagen stellen sich auf dem gepflasterten Theil des

Direktion: Julius Fritzsche.

Obersteiger. Herr Kapellmeister Korolanyi.

Mittwoch: Der Obersteiger. 2) Zuschauer und die vierzig Räuber.

links gelegener

Dresdenerstraße 72/73. Dienstag:

3 Akten von von H. Hirschel. Roger. Anfang 7 ½ Uhr.

1) Von der Thür Nr. 1, 2 auf). 2) Von der Thür

Alte

Theater Anter den Linden. Behrenstr. 55/57. Dienstag: Operette in 3 Akten von M. West Musik von C. Zeller. Anfang 7 ½ Uhr.

Donnerstag: Strauß⸗Cyelus. 1. Abend: Indigo Große Ausstattungs⸗

Thalia-Theater (vorm. Adolph Ernst⸗Theater). von Direktion: W. Hasemann. Frau Lientenant.

P. Ferrier und A. Mars. Musik von G. Serpette und V.

Mittwoch und folgende Tage: Frau Lientenant. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Trilby.

Jakobstraße 30.

Hoffmann (Gesang), Max Pauer (Klavier), Loewenberg (II. Violine), Schloming (Viola)

Der und Gowa (I. Cello).

Dirigent: 8 8

Konzerthaus. Karl Meyder⸗Konzert.

Dienstag: Ouverturen „Der Beherrscher der Geister“ von Weber, „Tannhäuser“ von Wagner, „Die Puppe von Nürnberg“ von Adam. Phantasie aus „Don Juan“ von Mozart. Walzer „Fliegende Blätter“ von Seifert. Czardas⸗Scenen (Heire Kati) Jeno Hubay (Herr Carnier). Ungarische Rhapsodie Nr. 2 von Liszt. „Ständchen am Morgen“ für Cornet⸗à Piston von Wolff (Herr Werner).

Saal Bechstein. Dienstag, Anfang 7 ¼ Uhr: II. (letzter) Klavier⸗Abend von Akos von Buttykay.

Birkus Renz. Karlstraße. (Jubiläums⸗

Vaudeville in

Deutsch

Berlin, 15. Februar. „(W. T. B.) Die Vorstellungen,

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ünster... Karlsruhe .. 3 Regen Wiesbaden. 2 bedeckt München .. 6 b 4 Regen Chemnitz .. 3 2 bedeckt in. I1 4 heiter 111“”“ V 2 bedeckt Breslau . .. NNO 3 edeckt Iie dAix.. ONO 3 bedeckt E111I1I““ still wolkenlos riest... 1 still bedeckt

Uebersicht der Witterung. Die Witterung West⸗Europas steht unter dem Einfluß eines Hochdruckgebietes, dessen Kern westlich von den britischen Inseln liegt, während ein neues Minimum in der Gegend von Moskau lagert. Bei schwachen nördlichen bis östlichen Winden ist das Wetter in Deutschland kälter und trübe, vielfach ist Niederschlag gefallen; ganz Deutschland, die südlichen Gebietstheile ausgenommen, hat Frostwetter, nur an der westdeutschen Küste herrscht heitere Witterung. Am Bottnischen Busen und in den angrenzenden Gebietstheilen herrscht strenge Kälte. Deutsche Seewarte.

8 heater.

Königliche Schauspiele. Dienstag: Opern⸗ haus: Keine Vorstellung.

Schauspielhaus. 47. Vorstellung. Neu einstudiert: Heinrich IV. II. Tbeil. Schauspiel in 5 Auf⸗ zügen von William Shakespeare. Mit Benutzung der Schlegel⸗Tieck'schen Uebersetzung für die deutsche Bühne bearbeitet von Wilhelm Oechelhäuser. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Dekorative Einrichtung vom Ober⸗Inspektor Brandt.

Anfang 7 ½ Uhr. Subseriptionsball.

Mittwoch: Anfang 9 Uhr.

Schauspielhaus. 48. Vorstellung. Der Ver⸗ schwender. Original⸗Zaubermärchen in 3 Aufzügen von Ferdinand Raimund. Musik von Konradin Kreutzer. Anfang 7 ½ Uhr.

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Opernhaus.

Opernplatzes bis an die Behrenstraße hin auf). Er⸗ öffnung des Hauses 7 ½ Uhr. Beginn des Balles 9 Uhr.

Deutsches Theater. Dienstag: Der Meister von Palmyra. Anfang 7 ½ Uhr.

Mittwoch: John Gabriel Borkman.

Donnerstag: Die versunkene Glocke.

ZBerliner Theater. Dienstag: Kaiser Hein⸗ rich. Anfang 7 ½ Uhr.

Mittwoch: Renaissaunce. 1b

Donnerstag: Zum ersten Male: Der Gymnasial⸗ direktor.

Lessing Theater. Dienstag: Anfang aus⸗ nahmsweise 8 Uhr: Wohlthätigkeits⸗Vorstellung des Vereins zur Errichtung von Kindergärten für taubstumme Kinder. 1

Mittwoch: Meerleuchten.

Donnerstag: Meerleuchten.

Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗ burg. Dienstag: Associés. Lustspiel in 3 Akten von Léon Gandillot. Deutsch von Max Schönau. Anfang 7 ½ Uhr. 8

Mittwoch und folgende Tage: Associés. S

Neues Theater. Schiffbauerdamm 4 a. /5. Direktion: Sigmund Lautenburg. Dienstag: Marcelle. Komödie in 4 Akten von Victorien Sardou. Für die deutsche Bühne bearbeitet von Peig Lindau. In Scene gesetzt von Sigmund

utenburg. Anfang 7 ½ Uhr

Mittwoch und folgende Tage: Marcelle.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Bei halben Preisen: Kean.

Schiller⸗Theater. Dienstag, Abends 8 Uhr:

Ein Wintermärchen. Mittwoch, Abends 8 Uhr: Ein Volksfeind.

Theater des Westens. Kantstraße 12. (Bahn⸗ hof Zoologischer Garten.) Dienstag: Wilhelm Tell. Anfang 7 ½ Uhr.

Mittwoch: Unsere Frauen.

Auf Allerhöchsten Hefes findet am Mittwoch

8

17. Februar cr. in den Räumen des Königlichen! Di

Donnerstag: Gastspiel von Gustav Kadelburg⸗ berühmte

Bentral⸗Theater. Direktion: Richard Schultz. Dienstag: Emil Thomas a. G. Ein fideler Abend. Burleske dramatische Revue in 1 Vorspiel und 3 Bildern von J. Freund und W. Mannstädt. Musik von verschiedenen Meistern, arrangiert von Julius Einödzhofer. Anfang 7 ½ Uhr.

Mittwoch und die folgenden Tage: Ein sfideler Abend.

82 Konzerte.

Sing⸗Akademie. Dienstag, Anfang 8 Uhrt III. Abonnement⸗Konzert (Schubert⸗Abend) von Zajic⸗Grüufeld. Mitwirkung: Herren Baptist

Saison 1896/97.) Dienstag, Abends 7 ½ Uhr, findet an Stelle der angekündigten und bis auf weiteres verlegten Parade⸗Vorstellung zum Besten für die Centenarfeier eine Jubiläums⸗Gala⸗Vor⸗ stellung anläßlich der 25. Aufführung „Aus der Mappe eines Riesengebirgs⸗Phantasten“ statt. Außerdem sind besonders hervorzuheben: Donner und Darius, Rapphengste, vorgeführt von Herrn Robert Renz. Frühlingsreigen, geritten von 5 Damen. 6 Trakehner Fuchshengste, in Freiheit dressiert und vorgeführt von Herrn Hugo Herzog. Auftreten des Schulreiters Mr. Gaberel mit dem Schul⸗ pferd Albarac.

Mittwoch, Abends 7 ½ Uhr: Aus der Mappe eines Riesengebirgs⸗Phantasten.

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Familien⸗Nachrichten.

Am 9. d. M. bverschied am Herzschlage [70240] Ausgerüstet mit reichen Geistesgaben,

der Herr

Regierungs⸗Präsident Schwarzenberg.

vielseitigem Wissen und unermüdlicher Arbeits⸗

kraft hat er sich während seiner nahezu vollendeten siebenjährigen Thätigkeit hierselbst bleibende

B

der Provinz erworben.

Verdienste als Regierungs⸗Präsident und Vorsitzender des Bezirks⸗Ausschusses um den ihm anvertrauten Bezirk und als Mitglied des Provinzial⸗Schulkollegiums um die höheren Schulen

Den ihm nachgeordneten Beamten war er ein wohlwollender und gerechter Vorgesetzter.

Münster, den 10. Februar 1897. Der Ober⸗Präsident. Der Bezirks⸗Ausschuß. D

Verlobt: Frl. Sophie Mehlhorn mit Hrn. Fabrik⸗ direktor und Lieut. d. R. Friedrich Reischauer (Inowrazlaw⸗Tuczno b. Jakschitz). Frl. Laise Mehlhorn mit Hrn. Dr. Georg Karau (Ino⸗ wrazlaw⸗Montwy). Frl. Margarethe Naruhn mit Hrn. Fabrikbesitzer und Lieut. d. R. Paul Klein (Berlin).

Geboren: Ein Sohn: E Amtsrichter R. Scholz (Myslowitz). Eine Tochter: Hrn. Jagdjunker von Stralendorff (Feldberg, Meckl.). 2 Pfarrer Wagner (Gallingen b. Barten⸗ stein).

Gestorben: Hr. Frhr. Hugo von EGickstedt⸗ Gieraltowitz (Gieraltowitz). Hr. Superintendent

und Schulinspektor Paul Ed ard Au

Wir werden sein Andenken alle Zeit in Ehren halten.

Das Regierungs⸗Kollegium. as Provinzial⸗Schulkollegium.

(Groß⸗Tinz). Fr. Pauline von Flottwell, geb. von Frantzius (Danzig). Hr. Paster Berger (Seefeld i. Pom.). Hr. Justiz⸗Ratb Heinrich Fendler (Breslau).

Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth in Berlin.

Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagt⸗ Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Acht Beilagen

einschließlich Börsen⸗Beilage) FfIt.)

zum Deuts

Berlin, Montag, den 15. Februar

Berichte von deutschen Fruchtmärkten.

Qualität

Außerdem wurden am

gering mittel

gut schnitts⸗

Durch⸗ Am vorigen

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Gezahlter Preis für 1 Doppelzentner

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13,98 14,29

14,09 6.2. 13,49 6. 2.

14,02

13,98

15,20 13,20

Bemerkung. Die verkaufte Menge wird auf volle Doppelzentner und der Verkaufswerth auf volle Mark abgerundet mitgetheilt. Der Durch⸗

schnittspreis wird aus den unabgerundeten Zahlen berechnet.

Deutscher Reichstag. 175. Sitzung vom 13. Februar 1897, 1 Uhr.

Die zweite Berathung des Reichshaushalts⸗Etats für 1897/98 wird bei dem Militär⸗Etat und zwar beim „Gehalt des Kriegs⸗Ministers“ fortgesetzt.

Abg. de Witt (Zentr.): Die Subalternbeamten der Justiz be⸗ klagen sc über eine Zurücksetzung bei der Wahl zu Reserve⸗Offizieren. Sie bekommen zwar die Qualifikation, werden dann aber nicht ge⸗ wählt. Ich kann mir nicht denken, daß dieser Mißstand auf eine Ver⸗ fügung des Kriegs⸗Ministers zurückzuführen ist. Kriegs⸗Minister General⸗Lieutenant von Goßler:

Die von dem Herrn Vorredner berührte Frage ist an das Kriegs⸗Ministerium noch niemals herangetreten. Die Wahl der Offiziere des Beurlaubtenstandes liegt dem Offizierkorps der Land⸗ wehrbezirke ob. Auf diese Wahl übt das Kriegs⸗Ministerium keinen Einfluß. Allgemeine Bestimmungen über die angeregte Frage existieren nicht. Aber ich bin sehr gern bereit, derselben näher zu

treten.

Abg. Dr. Förster⸗Neustettin (Reformp.): Die Soldatenmißhand⸗ lungen werden wohl von allen Parteien gleichmäßig verurtheilt. Von süddeutscher Seite ist oft behauptet worden, daß die Mißhand⸗ lungen unter dem Einfluß des norddeutschen Wesens in Süddeutsch⸗ land vorgekommen seien. Der Abg. Galler hat das einmal auch behauptet; aber der „Schwarzwälder Volksbote“ hat ihm darauf er⸗ widert, daß die Gemeinen erst besser behandelt werden, seitdem Württemberg, um den Ausdruck zu gebrauchen, preußisch geworden ist. Die alten Unteroffiziere werden von dem Blatte dahin daß sie eine halbe Stunde lang hintereinander uchen könnten, ohne einen Fluch zu wiederholen. Das Duellwesen verträgt sich nicht mit der Religion; es

eine Don⸗Quichoterie, die mit der modernen Zeit nicht übereinstimmt. Die Fleischlieferungen für die Garnisonen und für die Konservenfabriken werden im Ganzen vergeben. Es können sich also nur große Unternehmer dabei betheiligen. So hat z. B. die Lieferung für die Konservenfabrik in Haselhorst ein Herr Iaaak, der nicht gelernter Schlächter ist, sondern nur Händler. Man sollte doch seber die Hilfe der Landwirthschaftskammern in Anspruch nehmen, um den direkten Ankauf von Vieh bei deutschen Landwirthen zu bewirken. In Bayern hat man mit dem Einkauf bei landwirthschaftlichen Verkaufsgenossenschaften gute Erfahrungen gemacht. Ich eri die zahlreichen Fälle, in denen die meist

gestellt worden ist;

jüdischen Hee die Militärverwaltungen betrogen und ge⸗ schädigt haben durch Lieferung schlechter Waaren und verdorbener Medikamente.

Kriegs⸗Minister General⸗Lieutenant von Goßler:

Ich habe nur einige thatsächliche Bemerkungen zu machen.

Die Anschauung, daß höhere Offiziere, um das Avancement zu beschleunigen, pensioniert worden seien, ist unrichtig. Auch kenne ich keinen Fall, in dem ein Lieutenant, der einen Streit mit seinem Vorgesetzten gehabt, sofort pensionirt worden wäre. Auch diese Auf⸗ fassung kann ich als eine richtige nicht bezeichnen. Hieran war die Bemerkung geknüpft, man sollte sich hüten, so viel Lieutenants zu pensionieren. Hierzu bemerke ich, daß der zehnjährige Durchschnitt der Anzahl von Lieutenants, welche pensioniert worden sind, in Summa 93 beträgt, und daß trotz aller Heeresverstärkungen diese Zahl dauernd zurückgegangen ist. Die letzten Zahlen betreffen das Jahr 1894/95; es sind 88; 1895/96 waren es 86 Lieutenants; diese Zahlen dürften den Herrn Vorredner beruhigen. Unter meinem Herrn Amtsvorgänger ist eine Petition von Sattlergesellen ein⸗ gegangen, die darauf berechnet war, die Hausindustrie zu unter⸗ drücken. Mein Herr Amtsvorgänger, dessen Grundfatz ich darin vollständig theile, hat es für unnöthig gehalten, in prinzipiellen Fragen mit unbekannten Leuten zu diskutiren, und hat denselben daher keine Antwort gegeben. (Sehr gut! Heiterkeit.)

General⸗Major Freiherr von Gemmingen: Ich bin be⸗ auftragt, auf einige weitere Einzelheiten, die der Abg. Dr. vorgetragen hat, einzugehen. Es handelt sich in erster inie um die Frage der Privatbeschäftigung von Oekonomiehandwerkern. Die Bestimmungen darüber besagen, daß der Privatbetrieb auf Handwerkstätten überhaupt untersagt ist, daß er nur für Angehörige des Heeres mit Genehmigung der Vorgesetzten eintreten darf, daß hierfür nur dienstfreie Stunden herangezogen werden dürfen und dies nur mit Einverständniß des Betreffenden gegen Entgelt. Außerdem muß jeder Ausübung eines solchen Gewerbebetriebes die Anmeldung bei den zuständigen Behörden vorangehen. Es sind das die allgemein gegebenen Bestimmungen über die Beschäftigung der Handwerker auf den Handwerkstätten. Demnächst hat der Herr Abgeordnete die Fleischverdingung in Berlin zur Sprache gebracht. Ich glaube, daß er an eine Zeitungsnachricht angeknüpft hat, die durch eine Entgegnung des Gencral⸗Kommandos des Garde⸗Korps kurze Zeit darauf richtig wenigstens habe ich vor wenigen Tagen in den

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zeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger

1897

Zeitungen eine Mittheilung gefunden, worin die einzelnen Unternehmer genannt worden sind, welche die in zwei Loosen für Berlin ver⸗ gebenen Fleischlieferungen übernommen haben. Wenn er übrigens glaubt, daß nach dieser Richtung hin gegen früher eine Veränderung eingetreten wäre, so ist das nicht der Fall. Es haben bereits früher, als die Truppentheile einzeln ihren Fleischbedarf verdungen haben, vielfach Unternehmer große Posten einer z. B. für 16 Bataillone übernommen, und zwar zu Preisen, die bis zu 10 pro Kilogramm unter den einzelnen Truppentheilen verschieden waren. Was demnächst die Fleischlieferung für die Konservenfabrik in Spandau betrifft, so hat der Herr Abgeordnete Gesichtspunkte aufgestellt, die sich keineswegs im Widerspruch mit dem befinden, was die Militärverwaltung auf diesem Gebiete angestrebt hat. Es hat bereits vor drei Jahren ein Benehmen mit verschiedenen Herren der Landwirthschaft statt⸗ ob sie in der Lage wären, die Lieferungen zu übernehmen. kach eingehenden Verhandlungen über die Bedingungen, welche gestellt werden mußten, haben sie davon abgesehen. Es hat demnächst in der Fabrik in Spandau ein Versuch stattgefunden, um der Land⸗ wirthschaft entgegen zu kommen, vor allem zur Ermittelung von Mastrersuchen. Bei diesen Versuchen hat sich herausgestellt,

daß bei der Lieferung von 88 Ochsen ein Verlust von gegen 5000 für

die Betreffenden entstanden ist, weil ihnen nur die Preise zugebilligt werden konnten, welche dem Unternehmer der gesammten Lieserung gezahlt wurden. Mit Rücksicht auf den sehr erheblichen Verlust und bei der großen Bedeutung des Versuchs für die Landwirthschaft hat soweit mir bekannt der Herr Landwirthschafts⸗ Minister den Verlust getragen. Die Zahl der Ochsen, welche der Konservenfabrik in Spandau täglich im Durchschnitt geliefert werden, beträgt 18. Sie steigt indeß von 8 bis 10 im Anfang bis zu einigen 20 bis 30. Diese Ochsen müssen am Tage vorher eingeliefert werden der betreffende Lieferant muß es sich gefallen lassen, jedes Stück, au nachdem es geschlachtet ist, zurückzunehmen, wenn es aus irgend einem Grund nicht abnahmefähig oder gesundheitlich bedenklich erscheint. Er muß ferner Haut, Kopf, Klauen, den sogenannten inneren Kram zurücknehmen und erhält nur die vier Viertel bezahlt. Das sind so schwere Bedingungen, daß sie ein einzelner Landwirth oder eine land⸗ wirthschaftliche Vereinigung nur würde erfüllen können, wenn man Stallungen baute, in denen das Vieh längere Zeit konzentriert werden kann, und eine weitere Menge von Aufwendungen machte, zu deren Uebernahme noch niemand bereit gewesen. Was den Preis anbelangt, zu dem die Lieferung vergeben, so ist es bei einer öffentlichen Ver⸗ dingung nicht möglich anders zu verfahren, als daß der Mindest⸗ fordernde, wenn er sonst nichts gegen sich hat und vollkommene Sicherheit für die tadellose Ausführung der Lieferung bietet, die Lieferung erhält. Was schließlich die Frage wegen des Schächtens anbelangt, so sind in der Fabrik zu Mainz die Ochsen eine Zeit lang durch den Halsschnitt; getödtet worden, es hat aber nach keiner Richtung hin irgend eine rituelle Rücksicht vorgelegen, etwa für jüdische Soldaten oder dergleichen, sondern lediglich der Grund, daß ein Gutachten der wissenschaftlichen Deputation für das Medizinal⸗ wesen ꝛc. diese Tödtungsart als die am wenigsten empfindliche dar⸗ gestellt hat. Außerdem ist festgestellt worden, daß die Brühe, die aus diesem Fleische bereitet ist, erheblich weniger Blutkörperchen und Bluttheile enthalten hat, als in der Spandauer Fabrik, wo ein ähnliches Verfahren nicht stattfand.

Abg. Dr. Lieber (Zentr.): Das Anwachsen des Pensionsfonds ist allerdings bedenklich, und wenn das weiter so geht wie bisher, so würden meine Freunde bei anderen Ausgabetiteln das ersparen müssen, was die Pensionen mehr kosten. Die Zahlenangaben des Ministers bringen uns nicht von der Ansicht ab, daß bei der Pensionierung ein langsameres Tempo eingehalten werden muß. Die pensionierten Offiziere entwickeln meist noch eine solche Thatkraft, daß man ihre Versetzug in den Ruhestand eigentlich nicht begreift. In dem Kaiserlichen Erlaß können wir nicht die Erfüllung derjenigen Förderungen erblicken, die wir bezüglich des Zweikampfs gestellt aben. Die Versprechungen des Fürsten Reichskanzlers haben wenigstens höhere Hoffnungen in uns erweckt. Wir erkennen willig und dankbar an, daß die Allerhöchste Ordre einen wesentlichen Schritt vorwärts bedeutet. Wir fürchten nur, daß diese Ordre auf dem Papier stehen bleiben wird. Wir werden die Wirkungen vertrauens⸗ voll abwarten. Die Selbstmorde in der Armee sind im Rückgange be⸗

griffen; sie sind meist eine Folge der Mißhandlungen; man kann also

annehmen, daß die Mißhandlungen selbst auch im Rückgange be⸗ griffen sind. Dem Kriegs⸗Minister danken wir, daß er das Urtheil d sces dem Reichstag bekannt gegeben hat. Eine Kritik will ch nicht üben. Für den bürgerlichen Verstand wird es immer ein unverständliches Ding bleiben, wie man in diesem Falle von mil⸗ dernden Umständen sprechen kann. Man mag über das Benehmen des Erstochenen urtheilen, wie man will, für einen Erzieher muß es ausgeschlossen sein, sich durch solche Dinge zu einer solchen That hinreißen zu lassen. Die Behauptungen über das Verhalten des Er⸗ stochenen widersprechen sich aber vollkommen. Durch die Annahme mildernder Umstände sind wir abermals vor die Frage einer besonderen militärischen Ehre gestellt; denn einem bürgerlichen Verbrecher wären mildernde Umstände in diesem Falle nicht zugebilligt worden. Wir Bürgerlichen können nie und nimmer anerkennen, daß es eine besondere Offiziersehre giebt.

Abg. Peus (Soz.): Daß die Mißhandlungen in der Armee und die Selbstmorde abgenommen haben, ist erfreulich; aber die Gerechtigkeit verlangt es, anzuerkennen, daß die Kritik der Sozial⸗ demokratie wesentlich dazu beigetragen hat. Bezüglich verschiedener Artikel über den Fall Brüsewitz sind Anklagen gestellt und Ver⸗ urtheilungen erfolgt. Das Kriegs⸗Ministerium hätte hier Enthalt⸗ samkeit üben sollen; denn in diesem Falle war die Kritik jedenfalls berechtigt. Einen wirthschaftlichen Boykott verhängen wir aus wirthschaftlichen Gründen, aber niemals gegen Gesinnungen. Die Militärbehörde dagegen übt ihren Boykott in ausreichendem Maße. Redner führt eine große Anzahl von Beispielen zum Beweise seiner Behauptung an undschließt mit dem Wunsche nach einer baldigen Reform der Militär⸗Strafprozeßordnung.

Abg. Graf von Roon (d. kons.): Wozu die Tribüne des Reichs⸗ tages benutzt wird, haben wir erlebt. Es febn mir der parlamentarische Ausdruck für solche Ausführungen. Es ist nur eine neue Auflage der Phantasien, die wir schon früher gehört haben. Der Vorredner ist auch Soldat gewesen; er hat also auch den Fahneneid geleistet, aber von der militärischen Erziehung hat man bei ihm nichts gemerkt. Wenn junge Leute im schwarzen oder bunten Rock den Verführungen der Umsturzparteien anheimfallen, so sind daran ihre sozialdemokra⸗ tischen und anarchistischen Theorien nicht schuld. Wir wissen das besser und wollen die jungen Leute davor bewahren. Das Erstaunen des Abg. Lieber über die mildernden Umstände im Falle Brüsewitz erklärt sich doch wohl nicht daraus, daß der Erstochene ein Bürgerlicher war oder daß ein Unterschied gemacht wird zwischen der Offiziersehre und einer anderen Ehre; die mildernden Umstände sind begründet aus der großen Gereiztheit. Ich kenne die Armee und weiß, daß die Be⸗ fehle, die der Kriegsherr giebt, auch befolgt werden. Bezüglich der Pensionierung der Offiziere sind wir vollständig ein⸗ verstanden mit dem Kriegs⸗Minister. Was zur Aufklärung gegen⸗ über den sozialdemokratischen Reden nothwendig war, hat der Minister schon gesagt. Die Freunde der Armee können nur be⸗ friedigt sein, daß der Minister so fest, deutlich und bestimmt für die Armee eingetreten ist. Wir sind stolz auf unsere Heeresverwaltung, welche es verstanden hat, die ihr obliegenden schwierigen Aufgaben zu

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