1897 / 41 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 17 Feb 1897 18:00:01 GMT) scan diff

Andersen, bisher Direktor der Versicherungs⸗Aktien⸗ us „Internationaler Lloyd“ in Berlin (Burgstraße

Stellvertreter:

Bertling, Direktor der Transatlantischen Güterversiche⸗

rungegeselschaft in Berlin (Französische Straße Nr. 33),

chipmann, Direktor der Deutschen Transportversiche⸗

rungsgesellschaft in Berlin (Burgstraße Nr. 22);

C. im Ressort des Ministeriums für Landwirth⸗

schaft, Domänen und Forsten die Herren:

Jaeger in Köln, Direktor der Rheinischen Viehversiche⸗ rungsgesellschaft, Vorsitzender des Verbandes deutscher Vieh⸗

versicherungsgesellschaften a. G.,

Gans Edler Herr zu Putlitz, Rittergutsbesitzer auf Groß⸗Pankow, Vorsitzender des Verwaltungsraths der Perle⸗

berger Viehversicherungsgesellschaft,

Gruner, Vorsitzender des Verbandes deutscher Hagel⸗ versicherungsgesellschaften a. G., General⸗Direktor der Nord⸗

deutschen Hagelversicherungsgesellschaft zu Berlin,

Dr. Hahn zu General⸗Direktor der Magde⸗ tie

burger Hagelversicherungs⸗ (Aktien⸗) Gesellschaft,

Krüger in Berlin, Direktor der Hagelversicherungs⸗

gesellschaft Borussia,

Toop in Schwedt a. O., Direktor der Hagelversicherungs⸗

gesellschaft zu Schwedt,

Praefke in Neu⸗Brandenburg, Direktor der Mecklen⸗ burgischen Hagelversicherungsgesellschaft zu Neu⸗Brandenburg, Liedtke in Weimar, Direktor der Hagelversicherungs⸗

) Gesellschaft Union zu Weimar.

8r. 8

Königlich Preußische Armee. 1“

Offiziere, Portepee⸗Fähnriche ꝛc. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Berlin, 12. Februar. v. Bastineller, Rittm. und Eskadr. Chef vom Hus. Regt. von Schill (1. Schles.) Nr. 4, in das Kurmärk. Drag. Regt. Nr. 14, v. Bomsdorff, Rittm. und Eskadr. Ehef vom Drag. Regt. von Arnim (2. Brandenburg.) Nr. 12, in das

Hus. Regt. von Schill (1. Schles.) Nr. 4, v. Woikowsky⸗

Bidau, Rittm. und Eskadr. Chef vom Kurmärk. Drag. Regt.

Nr. 14, in das Drag. Regt. von Arnim (2. Brandenburg.) Nr. 12, versetzt. Frhr. v. Grünau, Sec. Lt. vom 1. Bad. Leid⸗Gren. Regt. Nr. 109, dessen Kommando zur Gesandtschaft in Peking um sechs Monate verlängert. Wallmann, Sec. Lt. von der Ref. des Garde⸗Jäger⸗Bats., als Sec. Lt. und Feldjäger in das Reitende Feldjäger⸗Korps versetzt. Abschiedsbewilligungen. Berlin, 12. Februar. Siewert, Feldjäger vom Reitenden Feldjäger⸗Korps, aus⸗ u den Offizieren der Landwehr⸗Jäger 1. Aufgebots

Kaiserliche Marine. “““ Offiziere ꝛc. Ernennungen, Beförderungen, setzungen ꝛc. Berlin, 15. Februar. Die Korv. Kapitäne: hoff, du Bois, letzterer Kommandant S. M. Kreuzer 1 „Irene“, Stiege. Kommandaat S. M. Schulschiff Thiele (Adolf), Kommandant S. M. Kreuzer 2. Klasse „Prinzeß Wilhelm“, Becker, Kommandant S. M. Kreuzer 3. Klasse „Arcona“, „Holtzendorff, Scheder, beide kommandiert zur Dienstleistung eim Stabe des Oberkommandos der Marine, Brinkmann, Güli letzterer kommandiert bei der Botschaft in London, „kommandiert zur Dienstleistung beim Reichs⸗ Marineamt, Plachte, Kommandant S. M. Kreuzer 3. Klasse „Gefion“, Graf v. Moltke, Kommandeur der 1. Matrosen⸗Art. Abtheil., Goecke, Harms, letzterer kommandiert zur Dienstleistung beim Reichs⸗Marineamt, zu Korv. Kapitänen mit Oberst⸗ Lieutenantsrang befördert. Velten, Seekadett, unter Ertheilung des Zeugnisses der Reife zum See⸗Offizier, zum Unter⸗Lt. zur See be⸗ fördert. Jäckel, Korv. Kapitän z. D., Art. Direktor der Werft zu Wilhelmsbaven, der Charakter als Korv Kapitän mit Oberst⸗Lieutenants⸗ rang verliehen. Hagenah, Marine⸗Unterarzt, zum Marine⸗Assist. Arzt 2. Kl., Kayser, Filsinger, Unter⸗Lis. zur See der Res. im Landw. Bezirk Hamburg bezw. I Bremen. zu Lts. zur See der Res. des See⸗ Offizierkorps, Wiggers, Vize⸗Feuerwerker der Seewehr 1. Aufge⸗ bots im Landw. Bezirk Hamburg, zum Unter⸗Lt. zur See der See⸗ wehr 1. Aufgebots der Matrosen⸗Art., Hurtzig, Vize⸗Steuerleute der Res. im ndw. Bezirk Hamburg bezw. I Altona und Wismar, zu Unter⸗Lts. z ee der Res. des See⸗Offizierkorps, Dr. Höring, Ober⸗Stabs 2. Kl. der Seewehr 1. Aufgebots im Landw. Bezirk Hall, zum Ober⸗Stabsarzt 1. Kl. der Seewehr 1. Aufgebots, befördert. Abschiedsbewilligungen. Berlin, 15. 8

Seekadett, zur Res. der Marine entlassen. Mischte, Maschinen⸗ Ingen., mit der gesetzlichen Pension nebst Aussicht auf Anstellung im Ziwildienst und der Erlaubniß zum Tragen der bisherigen Uniform mit den für Verabschiedere vorgeschriebenen Abzeichen der Abschied be⸗ willigt. Dr. van Ackeren, Marine⸗Assist. Arzt 2. Kl., aus dem aktiven Sanitäts⸗Korps ausgeschieden und zu den Sanitäts⸗Offi ieren der Marine⸗Res. übergetreten. Dr. Simon, Assist. Arzt 1. Kl. der Marine⸗Ref. im Landw. Bezirk Hambarg, der Abschied bewilligt.

Februar. Dennert, B

Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 17. Februar.

Seine Majestät der Kaiser und König statteten heute Vormittag dem Reichskanzler Fürsten zu Hohenlohe einen Besuch ab. Nach der Rückkehr in das Königliche Schloß hörten Seine Majestät den Vortrag des Chefs des Zivilkabinets, Wirklichen Geheimen Raths Dr. von Lucanus.

Abends gedenken Ihre Kaiserlichen und Königlichen Majestäten den Subskriptions⸗Ball im Königlichen Opern⸗ hause zu besuchen.

1

Der Finanz⸗ Minister macht in einem Runderlaß an die Provinzial⸗Steuer⸗Direktoren vom 28. v. M. darauf auf⸗ merksam, daß nach dem Inkrafttreten des Abkommens zwischen dem Deutschen Reich und Luxemburg über den Verkehr mit Branntwein vom 22. Mai v. J. von dem aus Luxemburg nach Deutschland und umgekehrt über⸗ gehenden denaturierten Branntwein die Uebergangs⸗ abgabe von 96 für das Hektoliter reinen Alkohols zu erheben ist.

Die Ausfertigung von Uebergangsscheinen für dena⸗ turierten Branntwein ist unzulässig, weil das Abkommen vom 22. Mai v. J. nur die Ausfertigung von Uebergangsscheinen für den aus dem freien Verkehr Deutschlands nach Luxemburg

1“

und umgekehrt übergehenden Branntwein ꝛc.

um Zwecke des übergangsabgabe Fumn 8

b . freien Eingangs vo Für flüssige alkoholhaltige Parfü „Zahn⸗ und Mundwasser herrscht 1 land und Luxemburg völlig freier da in dem Abkommen Ziffer 1 nur Branntwein und für Branntweinfabrikake, oder sonstigen Trinkbranntweinen bestehen“ verabredet ist.

Die Bestimmun vom 19. Dezember

kommens seit

merien sowie alkoholhaltige Kopf⸗ nunmehr zwischen Deutsch Verkehr, die in Liqueuren eine Einschränkung

g unter Ziffer 2 des Bundesrathsbeschlusses 1895 ist durch die Genehmigung des Ab⸗ s Bundesraths in Fortzall gekommen.

raphischer Meldungen an das Ober⸗Kommando

S. M. S. „Kaiserin Augusta“, Komman⸗ dant Kapitän zur See Köllner, am 15. Februar in Gibraltar selben Tage nach Malta in Se Kommandant Korvett Kapitän Stiege, ist gestern in Messina eingetroffen; „Kaiser“ Kommandant Kapitän zur See Zeye, beabsichtigt am 20. Februar von Hongkong nach Amoy, „Arcona“, Kommandant Korveiten⸗Kapitän Becker, heute von Hongkong nach Foochow, und S. M. S. „Cormor pitän Brussatis, am 19. Februar Swatow in See zu gehen.

der Marine i

angekommen und an dem

gegangen; „Moltke“,

Kommandant Korvetten⸗Ka von Hongkong nach

Sachsen⸗Altenburg.

er Landtag ist am Montag zusammenge Ansprache des Staats⸗Minis Eröffnung durch den Lan einem Hoch auf Seine Hoh lagen befinden sich die Entwü Gesindeordnung haltung der Sonn⸗ und Festtage. Elsaß⸗Lothringen.

In der gestrigen Sitzung des Landesausschusses inter⸗ der Abg. Winterer die jüngsten Rede des Statthalters

treten. Nach einer ters von Helldorff erfolgte die dtags⸗Präsidenten Oßwald mit . Unter den Vor⸗ rfe für eine Synodalordnung, und für die äußere

den Herzog.

Regierung wegen der in derselben in dnnen a ee Maßnahmen einheimischen Presse. Maßnahmen möchten von Puttkamer wort diesem Wunsche des Vorredners an; es nicht die Absicht des Statthalters gewe in seiner Rede deute darauf hin, daß die in A Maßregeln paragraphen Statthalters seien als eine ern hin aufzufassen, daß seine seine Sorge um das Wohl des Landes wie sie namentlich Blatt erschienen seien, gestört würden.

vermieden

sen und kein Wort ussicht gestellten sogenannten Diktatur⸗ getroffen werden könnten. ste Mahnung nach der Richtung wohlwollenden Absichten und nicht durch auf⸗ reizende Artikel, wiederholt in Colmarer Regierung wirklich aufrecht zu erhalten, so besäße

Wenn die den Wunsch hegte, den Diktaturparagraphen sie keinen besseren Bundes⸗ dieser systematischen durchkreuze die Wuͤnsche, Statthalter etwa in Berlin an maßgebender Die Etats des St der Vertretung beim Bundesrath, Elsaß⸗Lothringen, sowie des Mini wurden hierauf unverändert genehmigt.

Opposition:; Stelle vorzu⸗ atthalters, des Staatsraths, des Landes⸗Ausschusses für teriums für Elsaß⸗Lothringen

bringen habe.

Oesterreich⸗Ungarn.

Der Minister des Auswärtigen Graf von Goluchowski hatte, wie die Wiener Blätter melden, gestern eine Bespre mit dem deutschen Botschafter Grafen zu Eulenburg.

Großbritannien und Irland.

ung des Unterhauses beantragte ertagung des Hauses, um auf die kritische ständ 1 roe 5 N kritischen Zustände auf Kreia und auf das Verhalten der Regierung die Aufmerksamkeit zu lenken. olk im allgemeinen billige das Vorgehen . 58 * Frn 2 welches Lord Salisbury vorgestern getadelt habe. stützte den Antrag. Der Erste Lord des Schatzamts Balfour bekämpfte die Erörterung nicht im Interesse sondern im Interesse Kretas, der astatischen Unterthane und im Interesse Europas. 1 wortlichkeit, dringen sollte,

In der gestrigen Si T. P. O'Connor die 2

Das britische Gnechenlands, Dillon unter⸗

Regierung, n der Pforte Es handele sich um eine große wenn das Unterhaus auf Mittheilungen die er nicht geben könne Es gebe nur zwei Möglichkeiten: den Dingen in der Türkei ihren Lauf zu lassen; bestehe darin, die Einführung von Reformen de Vorgehen der Mächte zu versuchen. Hauses schienen

und nicht geben die eine sei die, die andere irch ein geeintes Einige Mitglieder des zu wünschen, daß die Griechen nicht im Auf⸗ trage der Mächte, sondern auf eigene Hand und nach eigenem Ermessen Reformen auf Kreta einführten. Eine solche Politik würde direkt zum europäischen Kriege führen. unmöglich, das europäische Konzert für einen mit dem zusammenzuhalten und nicht für alle anderen Zwecke. Würde die Regierung daher thun, was die so würde der Zerfall des unvermeidliche Folge

Es sei absolut Reiche verknüpften Zweck gegnerischen Redner wünschten, europäischen Konzerts die alle darauf gegründeten Hoffnungen müßten

nicht durch friedliches Wach seiner Grenzen, nicht dur einem Ende bis zum anderen, so Krieg, dess

aufgegeben

sen freier Institutionen innerhalb ch Verbreitung der Zivilisation von ern durch einen europäischen Die Regierung halte chen Lösung, welcher im Er appelliere daher an das

en Folgen unabsehbar seien. an dem einzigen Weg einer friedl europäischen Konzert liege, fest.

griechischen Regierung. Falls die Politik der Regierung einfach eine Verurtheilung des Verhaltens der griechi Regierung sei, dann vertrete sie nicht die Gefühle des britischen Volkes. Falls die Regierung in Europa und im eigenen Lande durch die Erklärung Eindruck machen wolle daß der sie beseelende Geist ein Geist des Tadels und der Feindseligkeit gegen die griechische Nation sei, so sei dies eine Politik, mit der er (Redner) nicht einverstanden sei. Hierauf zog O Connor seinen Antrag zurück. Das Haus genehmigte sodann mit 355 gegen 150 Stimmen die zweite Lesung der Unterrichtsbill.

parlamentarische Ausschuß zur Unter⸗ suchung des Jameson’'schen Einfalls in das Gebiet der Südafrikanischen Republik trat gestern zufammen. Alle Mitglieder des Ausschusses waren in der Sitzung, welcher auch der Prinz von Wales beiwohnte, zugegen. Mittags erschien Cecil Rhodes vor dem Ausschuß. Derselbe verlas eine kurze Darstellung, worin er sagte, es würde zu viel Raum in Anspruch nehmen, wenn er über die Unzufriedenheit be⸗ richten wolle, welche durch die der Goldindustrie auferlegten Beschränkungen und Lasten, sowie durch die Korruption in amtlichen Kreisen verursacht worden sei. Er habe sich in Uebereinstimmung mit dem Bestreben der leitenden Persönlich⸗ keiten in Johannesburg gefunden, welche nach langen erfolg⸗ losen Bemühungen, auf konstitutionellen Wege eine Besserung herbeizuführen, dies auf nicht konstitutionellem Wege erstrebt hätten, in der Hoffnung, den gebührenden Antheil an den Regicrungsgeschäften für diejenigen zu erlangen, welche 1 %9 der Steuern und darüber zahlten. Er (Rhodes) habe gefühlt, daß die dauernd unfreundliche Haltung Transvaals gegenüber der Kap⸗Kolonie ein großes Hinderniß sei für ein gemeinsames Handeln der südafrikanischen Staaten. Deshalb habe er die Bewegung mit seinem Gelde und seinem Einflusse unterstützt. In Bezug auf den Einfall Jameson's erklärte Rhodes, er habe die Truppe Jameson's an der Grenze von Transvaal aufgestellt und habe ein Vorgehen für gewisse Eventuglitäten vorbereitet. Den Londoner Direktoren der „Chartered Company“ habe er seine Absichten nicht mitgetheilt. Jameson sei ohne seine Ermächtigung in Trans⸗ vaal eingedrungen; übrigens sei er (Rhodes) im allgemeinen bereit, das Urtheil des Untersuchungs⸗Ausschusses am Kap an⸗ zunehmen. Er sei in allen seinen Handlungen in hohem Maße durch die Annahme beeinflußt worden, die Politik des Prä⸗ fidenten Krüger gehe dahin, den Einfluß einer anderen fremden Macht in die schon jetzt verwickelten Verhältnisse in Süd⸗ Afrika einzuführen; dadurch würde ein engerer Zusammenschluß der Staaten noch schwieriger geworden sein. Cecil Rhodes wurde von Sir W. Harcourt in Betreff der Unterstützung des Aufstandes und des Einschmuggelns von Waffen von seiten der De Beers⸗Gesellschaft in ein Verhör genommen und antwortete scharf, mitunter gereizt; wenn es sich um dritte Personen handelte, gab er Sir W. Harcourt den Rath, dieselben zu vernehmen, da er es ablehne, sich auf Kosten Anderer zu rechtfertigen. Im Laufe der Verhandlung wies Rhodes dann auf die Besetzung Kretas durch Griechenland hin, welche ohne Zweifel gegen das Recht sei und doch allgemein

8

gebilligt werde. 8 8 Frankreich.

Auswärtigen Hanotaux empfing Sch des Ministerrathes den britischen Sir E. Monson und den Geschäftsträger

sterreich Ungarns Dumba. 8 Das Gelbbuch über die Ereignisse in Armenien

die der Türkei vorgeschlagenen Reformen ist

n in der Deputirtenkammer zur Vertheilung gelangt. Dasselbe umfaßt den Zeitraum von 1893 bis Februar 1897. Aus dem Inhalt des Depeschen⸗ wechsels wird in einem Bericht des „W. T. B.“ Folgendes hautsächlich hervorgehoben: Der französische Bot⸗ in Konstantinopel Cambon sagte in einer Depesche ve September 1896, daß der Sultan von der Ein⸗ stimmigkeit des europäischen Konzerts nicht überzeugt scheine. Der Minister Hanotaux schrieb an Cambon am 22. Oktober 1896: Das Ergebniß seiner Unterredung mit dem Kaiser von Rußland sei, daß Rußland an dem Prinzip der Integrität des ottomanischen Reichs festhalte und einen vermittelnden Meinungsaustausch mit England für opportun erachte. Am 16. November 1896 beauftragte der Minister Hanotaur den Botschafter Cambon, Konstantinopel zu ver⸗ lassen, wenn er nicht die Verhaftung Mazhar Beys erreiche. Am 12. Dezember benachrichtigte Hanotaux den französischen Geschäftsträger in St. Petersburg, Grafen Vauvineux, er wünsche ein vorgängiges Einverständniß der Mächte in fol⸗ genden drei Punkien: Aufrechterhaltung der Integrität der Türkei, kein Kondominium und kein isoliertes Vorgehen in irgend einem Punkte. Rußland nahm den Vorschlag Hanotaur am 14. Dezember, Engtand denselben am 22. Dezember an.

Eine Depesche Cambon's vom 26. Dezember 1896 theilt mit,

daß die Botschafter begonnen hätten, ihre Ansichten über die Reformprojekte auszutauschen. Eine Depesche Hanotaux vom 29. Januar 1897 besagt, daß die Minister Hanotaur und Graf Murawjew den türkischen Botschafter in Paris Munir Bey gedrängt hätten, dem Sultan mitzutheilen, daß die Mächte einig seien, die Ausführung der Reformen zu ver⸗ langen und im Falle einer Weigerung dieselbe zu erzwingen. Eine Depesche Cambon’s vom 10. Februar 1897 kündigt an, daß die Botschafter den Entwurf der Reformen unterzeichnet hätten.

Die Deputirtenkammer beendete gestern die Be⸗ rathung des Budgets. Mehrere radikale Abgeordnete beantragten, in das Budget für 1897 eine Reform der Grund⸗ steuern aufzunehmen. Der Berichterstatter Krantz, der Finanz ⸗Minister Cochery und der Minister⸗ Präsident Möéline bekämpften nach einander diesen Antrag, der das Inkrafttreten des Budgets verzögern würde, und wiesen darauf hin, daß die Regierung bereits eine Vorlage im Sinne der Antragsteller eingebracht habe, die nächstens berathen werden könne. Der Antrag wurde hierauf mit 276 gegen 267

Haus, von ein europäische Konzert gefäh zu verurtheilen, noch zu kritisieren, noch ein unterwerfen, bis die jetzige Krise vorbei nicht ferner Zeit der s erklärte: Die Opposition sei bemüht gewese auswärtigen Fragen keine klage es, daß die eine Aufklärung Das Wesentliche Verurtheilun

er weiteren Erörterung abzustehen, welche das rden könne. Die Regierung sei weder em Kreuzverhör zu sei, was, wie er hoffe, in Sir W. Harcourt n, der Regierung in Verlegenheiten zu bereiten; er be⸗ Regierung am Tage zuvor im Unterhause im Oberhause aber gegeben in den Erklärungen Lord Salis⸗ Verhaltens

Fall sein werde.

verweigert,

Stimmen abgelehnt und dann das Budget im Ganzen mit 453 gegen 46 Stimmen angenommen. Die Besprechung der

Interpellation Cochin über die orientalischen Angelegen⸗

heiten wurde auf nächsten Montag festgesetzt.

Im Hafen von Toulon wird eifrigst gearbeitet, um den baldigen Abgang des vollständigen aktiven Geschwaders nach der Levante zu ermöglichen.

Zahlreiche griechische Studenten sowe 15 Fran⸗ zosen erschienen, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern auf der griechischen Gesandtschaft in Paris, um sich für Kreta a werben zu lassen 8

8 Regierungsb ndet iner Meldung des „Regierungsboten“ sindet morgen im zu St. Petersburg in Gegenwart des Kaisers und der Kaiserin Maria Feodorowna die Taufe des Prinzen Andrej Alexandrowitsch, Sohnes des Großfürsten Alexander Michailowitsch, statt. 3 Der Großfürst⸗Thronfolger ist gestern Abend in Batum eingetroffen und hat sich sofort an Bord „Sarnita“ degeben. Die Yacht geht heute nach dem Mittel⸗ Italien. W

Am nes fand auch in Mailand eine Kundgebung u Gunsten der kretischen Bewegung statt. Eine zahlreiche menge durchzog mit Musik und Fahnen in den italienischen und griechischen Farben die Hauptstraßen der Stadt und brachte vor 1’ griechischen Konsulat Hochrufe auf die griechische Nation aus. Luxemburg.

Ihre Königliche Hoheit die Erbgroßherzogin ist in der ö 15. d. M. von einer Prinzessin entbunden worden. 8*

. Türkei.

Amtlich ist gestern in K ek worden, daß die Fahrt des Sultans nach Stambul zum Mantel des Propheten heute in der üblichen Weise vor sich gehen werde. 2

In dem vorgestern abgehaltenen Ministerrath ist, dem Wiener „Telegraphen⸗Korresp.⸗Bureau“ zufolge, beschlossen worden, 50 000 Mann Marine⸗Reservisten und⸗Redifs einzuberufen

sowie die ganze Flotte in Dienst zu stellen. Gestern wurde ferner beschlossen, zwei Geschwader für Kreta zu bilden, welche aus neun Kriegsschiffen und zwanzig Torpedobooten bestehen

sollen, und denen sich auch die Stationsschiffe im Mittelmeer anzuschließen haben. Die Truppen an der griechisch⸗ türkischen Grenze sind durch fünf Bataillone verstärkt und der Divisions⸗General Omer Neschad, der bisherige Kommandant der sechsten Redifdivision von Panderma, zum Ober⸗Befehlshaber der Truppen an der Grenze ernannt worden. Derselbe wird am Freitag nach Elassona abreisen. Die Botschafter traten am Montag zu einer Berathung

zusammen.

Die „Agence Havas“ berichtet aus Athen: der italienische Admiral Canevaro habe dem Kommandanten der griechischen Truppen Obersten Vassos im Namen der vereinigten Ge⸗ schwader Mittheilung von der Landung der Marinetruppen in Kanea gemacht und ihm gleichzeitig anempfohlen, von jedem Angriff auf die Festung en abzustehen. Oberst Vassos habe eine Antwort hierauf adgelehnt. 1

Der Oberst Vassos hat von dem Kloster Gonia aus nach⸗ stehende Proklamation an die Kreter gerichtet:

„Die Leiden, die Ihr, den Ausschreitungen eines fanatischen Pöbels ausgesetzt, in dem gegenwärtig herrschenden Zystande der Anarchie erduldet, erweckten das narionale Bewußtsein und riefen eine tiefe Bewegung in dem hellenischen Volke hbervor. Der beklagenswerthe Zustand eines Volkes derselben Rasse und derselben Religion, dessen Schicksal das unsere ist, konnte nicht länger ertragen werden. Der König beschleß, dieser Lage durch die militärische Be⸗ setzung Kretas ein Ende zu machen. Indem ich diese Besetzung den Bewohnern der Insel ohne nterschied der Religion und der Nationalität kundthue, verspreche ich im Namen des Königs, daß ich die Ehre, das Leben und Vermögen der Bewohner beschützen und ihre religiösen Ueberzeugungen achten werde, indem ich ihnen den Frieden und die Gleichheit bringe.“

Die Landung des griechischen Expeditionskorps geschhh in der Bai von Kolymbari; die Kriegsschiffe „bydra“ und „Miaulis“ unterstützten dieselbe. Das Erpeditionskorps, welches auf Kanea vorrückte, wurde bei der Landung von 2000 bewaffneten Kretern mit Begeisterung empfangen. 8

Nach einer in Athen eingetroffenen Depesche hat das griechische Expeditionskorps das Fort Agia angegriffen und genommen; 400 Türken, unter ihnen ungefähr 100 Soldaten, seien gefangen genommen worden. 1.

Die „Times“ meldet aus Kanea von gestern, daß der griechische Kreuzer „Hydra“ und zwei kleinere griechische Kriegsschiffe auf der Höhe von Kanea erschienen seien. Eines der letzteren sei bei Sonnenuntergang wieder in See gegangen, zwei englische Torpedozerstörer und ein französischer Kreuzer seien sofort in derselben Richtung ausgefahren. Ferner wird demselben Blatt gemeldet, daß die Lage in Rethymon beunruhigend sei und die Konsuln dringend die Ausschiffung von Truppen verlangt hätten, um die Häuser der Christen vor Plünderung zu schützen. Die Ausschiffung gemischter Detachements in Rethymon und Herakleion wurde für gestern erwartet. 8

In Konstantinopel ist die Nachricht eingetroffen, das Transportschiff „Inajet“ habe in Sitia türkische Truppen gelandet.

Griechenland.

Der „Agence Havas“ zufolge hätten die Gesandten zweier

Machte in Athen an den Minister des Aeußern Skuzes freundschaftliche Vorstellungen gerichtet, worin sie die Zurück⸗ ziehung der griechischen Truppen aus Kreta mit dem Bemerken verlangt hätten, daß eine Verläng erung des Aufenthalts derselben sicher einen griechisch⸗türkischen Konflikt herbeiführen werde. Der Minister Skuzes habe erwidert: die Entsendung der Truppen habe keinen aggressiven Charakter: sie bezwecke die Pazisikation der Insel, um den europäischen Frieden zu befestigen, den sich Griechenland auf das höchste angelegen sein lasse. Der Admiral Stamatellos ist zum Befehlshaber der Seestreitkräfte ernannt worden. Zwei Jahrgänge der Marine⸗Reserve sind einberufen worden. Das Regiment in Nauplia rückte gestern Abend aus, das Regiment in Kalamata wird heute ausrücken. Der Panzer „Sp etzai“ ist im Piräus angekommen. Ebendaselbst sind auch 1500 Flücht⸗ linge aus Herakleion eingetroffen.

Zwischen den Comités der Macedonier und der Kreter soll, wie die „Agence Havas“ erfährt, ein provi⸗ sorisches Einvernehmen bestehen, um ihre Thätigkeit auf Kreta zu konzentrieren.

Amerika. Der argentinische Kriege⸗ und Marine⸗Minister Villa⸗ nueva hat, wie aus Buenos Aires gemeldet wird, auf Er⸗ e--12 Präsidenten Uriburu sein Entla ssungsgesuch zurück⸗

onstantinopel bekannt gemacht

Asten. In Madrid eingetroffenen Meldungen aus Manila zu⸗ folge hat der General Lachambre San Domingo ohne Kampf besetzt. Beim Vormarsch nach Silang nahm die Truppenabtheilung unter Barraquer die verschanzten Stellungen des Feindes auf dem Wege dorthin mit dem Bajonett. Die Aufständischen hatten 400 To te, di Truppen

26 Todte und 60 Verwundete.

Afrika. Das „Reuter'sche Burcau“ meldet aus Lagos von gestern, daß die nach Benin entsandte Expedition das erste Dorf auf dem Wege zur Stadt des Königs nach einem scharfen Gefecht, bei dem ein englischer Offizier gefallen und zwei Offiziere und vier Mann verwundet worden seien, erobert habe.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Berichte über die gestrigen Sitzungen des Reichstages, des Herrenhauses und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.

In der heutigen (178.) Sitzung des Reichstages, welcher der Kriegs⸗Minister, General⸗Lieutenant von Goßler beiwohnte, theilte zunächst der Präsident Freiherr von Buol dem Hause mit, daß Seine Durchlaucht der Reichskanzler die Glückwünsche des Reichstages mit herzlichem Dank entgegen⸗ genommen habe.

Darauf wurde die zweite Berathung des Reichshaus⸗ halts⸗Etats für 1897,98 bei dem Etat der Militär⸗ verwaltung, und zwar bei dem Kapitel „Militär⸗ Erziehungs⸗ und Bildungswesen“ (Unterrichtsgelder für die Truppen 362 616 ℳ) fortgesetzt, zu welchem Anträge der Abgg. Dr. Pichler und Dr. Lieber (Zentr.) vorlagen.

Bis zum Schluß des Blattes nahmen der Abg. Dr. Pichler und der General⸗Major von der Boeck das Wort.

Das Herrenhaus trat in seiner heutigen (10.) Sitzung, in welcher der Finanz⸗Minister Dr. von Miquel und der Minister der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegen⸗ heiten D. Dr. Bosse zugegen waren, in die zweite Be⸗ rathung des Lehrerbesoldungsgesetzes ein. 8.

Referent Freiherr von Durant führt aus, daß das größere Entgegenkommen, das die Vorlage in diesem Jahre im Hause habe, zum großen Theil auch darauf zurückzuführen se Lehrerschaft inzwischen das Maß ihrer Forderungen bescheideneres Niveau berabgedrückt habe. Dennoch in der Kommissionsberathung sehr bald die 3 keiten erkannt, die der Erledigung eines bloßen Lehrerbesoldungs⸗ gesetzes, an Stelle eines vollständigen Schulunterhaltungsgesetzes und an Stelle eines allgemeinen Volksschulgesetzes, im Wege ständen. Unverdrossen sei man gleichwohl an die Ueberwindung dieser Schwierig⸗ keiten gegangen, was dadurch erleichtert worden sei. daß man fast allgemein in der Vorlage nur ein Prorisorium erblicke. Einig sei man darin, daß mit der Gesetzgebung von 1888 und 1889 ein bedenklicher Schritt auf dem Wege zur Werstaatlichung der Volks⸗ schule gemacht worden sei, dem weitere folgen zu lassen sich nicht empfehle. Aenderungen seien nur in Punkten von nicht prinzipieller Bedeutung vorgenommen. 1“

Ober⸗Bürgermeister Becker⸗Köln referiert darauf über die ein⸗ gegangenen 90 Petitionen, die zum thbeil von Lehrervereinen, zum theil von Kommunalvorständen und Magistraten herrühren. Einige Magistrate beantragen die Ablehnung, andere erblicken in der Vorlage eine Verfafsungsänderung.

In der Generaldiskussion erklärt zunächst

Ober⸗Bürgermeister Becker: Der Entwurf ist zu meinem Bedauern aus der Kommission wesentlich in der Fassung des anderen Hauses hervorgegangen. Insbesondere sind die Wünsche der städtischen Mitglieder dieses Hauses in der Kommission in keiner Weise berücksichtigt worden, obwohl die betreffenden Anträge zum theil im anderen Hause von der Regierung als zulässig erklärt worden sind. Auch § 8, der

ie Alterszulagekassen ohne Noth mit diesem Gesetz verbindet, ist auf⸗ recht erhalten worden. Danach haben sich die Vertreter der großen Städte darauf beschränkt, die Wiederherstellung der Regierungsvorlage, welche das Ausscheiden der großen Städte aus diesen Kassen auf ihren Antrag gestattete, zu beantragen; eine 1 langen gewesen. Auch der attler, den Städten ihre Bezüge nach dem Gesetz von 1888 n, also den Abzug der 2 % des Einkommensteuersolls fallen z ssen, fand vor der Kommissionsmehr⸗ heit keine Gnade. Unter diesen Umständen müssen die Vertreter der großen Städte nochmals eindringlich die Ungerechtigkeit kennzeichnen, die mit den Kommissionsbeschlüssen den großen Kommunen zugefügt wird. Auch diese wollen den Lehrern belfen; aber warum muß es denn auf dem Wege der Vorlage geschehen? Wozu die lterszulagekassen, nach denen gar kein Bedürfniß vorliegt, die den Ruhegebaltskassen nachgebildet sind, die sich bereits als eine unvor⸗ theilhafte Einrichtung herausgestellt baben. Die Alterszulagekassen fisd nicht nöthig, und sie sind schädlich. Warum werden sie denn nicht auch gleichzeitig für die höheren Lehrer eingeführt, die ihrer doch gerade so gut bedürfen müssen?

(Schluß des Blattes.)

Bei der am 11. d. M. im 2. badischen Reichs⸗ tagswahlkreise erfolgten Stichwahl erhielt nach der amtlichen Feststellung von 20 513 abgegebenen Stimmen der praktische Arzt Dr. Merz von Furtwangen (nl.) 10 262 Stimmen, der Bürgermeister Schueler (Zentr.) 10 251 Stimmen. Dr. Merz ist somit gewählt.

Aus Hamburg wird dem „Wolff'schen Bureau“ über die Entwickelung der Arbeiterverhältnisse nach Beendigung des Ausstandes der Hafenarbeiter weiter berichtet: Am 1. März d. J. tritt für die Hamburg⸗Amerika⸗Linie eine vollständige Neu⸗ gestaltung der Arbeits⸗ und Anstellungsbedingungen im Quaibetriebe ein, die in erster Linie den Zweck verfolgt, die Arbeiter durch feste An⸗ stellung in ein dauerndes Arbeitsverhältniß zur Gesellschaft zu bringen. Die Krahnführer, die Vorarbeiter, die Schuppenschreiber, die vereidigten Wäger sowie die Küper werden mit einmonatlicher Kündigung an⸗ gestellt und in die Pensionskasse aufgenommen. Es werden ferner auf jedem Schuppen 20 feste Arbeiter mit 14 tägiger Kündigung an⸗ gestellt. Für alle die genannten Kategorien von Arbeitern erhöhen sich die Löhne nach zweifjähriger Dienstzeit ohne weiteres jährlich um 52 ℳ, bis nach 5 Jahren der Maximal⸗Lohnsatz erreicht ist.

Aus Dresden berichtet das „Dresd. Journ.“: Die sächsische Staats⸗Eisenbahnverwaltung hat bereits in den letzten Monaten des Vorjahres Erörterungen zu dem Zweck eingeleitet, die

Löhne ihrer Arbeiter wieder auf den Stand zu bringen, der den in der letzten Zeit von der Industrie gezahlten Löh

entspricht. Einestheils war bei dieser Gelegenbeit nicht nur

eine Erhöhung der Arbeitslöhne, die gleichmäßig und etwa

prozentual m leichterer Mühe durchzuführen gewesen wäre,

sondern eine Neuregulierung der Lohnsätze nach Maßgabe der

an die verschiedenen Arbeiter⸗Kategorien zu stellenden dienstlichen An⸗

forderungen und der Lebensbedingungen, denen sie je nach den Stationsorten in verschiedener Weise unterworfen sind, ins Auge zu

fassen; andererseits aber konnte die sächsische Staatseisenbahn⸗ verwaltung nicht allein, sondern nur im Einvernehmen mit der preußischen Staatseisenbahnverwaltung vorgehen, die vor allem

in Leipzig zahlreiche Arbeiter beschäftigt. Nachdem durch dieses

Einvernehmen eine vollkommene Uebereinstimmung im beiderseitigen

Vorgehen erzielt worden war, sind in Leipzig und Dresden die erhöhten

und neugeordneten Löhne eingeführt worden. Hiernach ist man an

die gleiche Erhöhung und Neuordnung der Löhne auch in den übrigen

Theilen des Landes gegangen, und es ist gelungen, mit Beginn

der neuen Lohnperioden in der ersten Hälfte dieses Monats

auch hier die neuen Löhne überall in Kraft treten zu lassen.

Wie dem „Geraer Tabl.“ aus Dresden geschrieben wird, planen

die dortigen Bauarbeiter für den Mai dieses Jahres einen Aus⸗

stand. Die Arbeiter fordern Erhöhung des Stundenlohns von 42

auf 45 und neunstündige Arbeitszeit. Die Bauherren haben sich

ihrerseits gleichfalls zusammengethan.

Aus Leipzig berichtet die „Lpz. Ztg.“ zum Ausstande der

Zimmerleute (vgl. Nr. 40 d. Bl.): Etwa 320 Gehilfen haben die Arbeit niedergelegt, da ihnen der geforderte Stundenlohn von 50 nicht bewilligt worden ist. Nur einige wenige Gehilfen, deren Meister die Forderung anerkannt hatten, arbeiteten weiter. Nachträglich hat jedoch die Frankfurter Firma Holzmann, welche den größten Theil der Zimme erarbeiten auf dem Ausstellungs⸗

platze liefert und etwa 150 Gehilfen beschäftigt, die Forderung der

letzteren anerkannt, und es steht auch zu erwarten, daß noch meh

Unternehmer nachgeben werden, da für sie einerseits durch die Dringlichkeit der Arbeiten eine Zwangslage geschaffen wird und da andererseits die Arbeiter auf dem Ausstellungsplatz infolge der ungünstigen Bodenbeschaffenheit unter besonders schwierigen Verhältnissen arbeiten müssen und deshalb zu dem Verlangen einer den ortsüblichen Satz übersteigenden Entlohnung einige Berechtigung haben. Gestern früb haben die Holzmann’schen Zimmerer und auch noch einige andere, zu⸗ sammen etwas über 150 Gehilfen, die Arbeit wieder aufgenommen, sodaß

nwärtig noch etwa 140 150 Ausständige vorhanden sind.

Aus London meldet „W. T. B.’: 13 000 Arbeiter der Schiffsbauwerften an der Nordostküste sind gestern in den Ausstand getreten, um höbere Löhne zu erreichen.

Aus Hartlepogl wird ferner gemeldet: Mit Rücksicht auf die in Aussicht stehende Arbeitseinstellung in der Schiffsbau-⸗ Industrie haben die Firma Gray & Co. und andere große Schiffs⸗ baufirmen alle von ihnen gemachten Bestellungen von Stahlplatten und Schiffsbaumaterial rückgängig gemacht. 3

In Anina sind, wie der „Frkf. Ztg.“ telegraphiert wird, die Arbeiter der Bergwerke der Oesterreichisch⸗ungarischen Staats⸗ bahngesellschaft am Montag zu allten Schichten eingefahren. (Pgl.

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Kunst und Wissenschaft.

Zum Gedächtniß des vierhundertsten Geburtstages Pbilipp Melanchthon's fand gestern Mittag um 12 Uhr eine Feier in der Aula der Universität statt. Als Ehrengäste waren erschienen: der Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten D. Dr. Bosse mit dem Ministerial⸗Direktor Dr. von Bartsch und mehreren anderen Räthen seines Ministeriums, der kommandierende Admiral von Knorr, Mitglieder des Evangelischen Ober⸗Kirchenraths und des Konsistoriums, der General⸗Superintendent D. Dryander, Vertreter der Akademien der Wissenschaften und der Künste u. A. Abgeordnete der studentischen Korporationen mit ihren Fahnen hatten sich schon vorber versammelt und aufgestellt, als unter den Klängen eines Orgelvorspiels von G. Muffat der Zug der Professoren und Privatdozenten, mit dem Rektor Magnisicus, Geheimen Justiz⸗Rath, Professor Brunner an der Spitze, den Saal betrat. Nachdem der Gesang des Chorals „Nun bitten wir den heil'gen Geist“ von Balthasar Resinarius (1544) verklungen war, begann Herr Professor Dr. Adolf Harnack die Festrede. Er wies auf die universelle Bedeutung Melanchthon’'s für Wissenschaft und Bildung hin und erinnerte daran, daß erst jüängst zwei Berliner Gelehrte, Dilthey und Paulsen, Me⸗ lanchthon's Stellung sowohl in der Geschichte der Geisteswissenschaften als auch in der des gelehrten Unterrichts bestimmt haben, und daß der Berliner Hochschule auch der Gelehrte Professor Nicolaus Müller angehöre, der unermüdlich thätig sei, verborgene Schriften und Briefe Melanchthon's ans Licht zu ziehen. Der Festredner legte nun zunächst die theologische Bedeutung Melanchthon's dar, wie er, bevor er seine leitende Wirksamkeit beginnen konnte, zwei Sturm⸗ und Drangperioden durchzumachen hatte: die erste, in der er ganz unter dem humanistischen Einfluß des Erasmus stand, und eine zweite, die begann, als er 1518 nach Wittenderg kam und hier so von Luther's Erscheinung fasciniert wurde, daß er zunächst den Humanismus ganz zu verwerfen schien. Erst 1523 erkannte dann Melanchthon, daß das wahre Heil in einer Verbindung des humanistischen Ideals und der von Luther verkündigten Erneuerung des Glaubens bestehe. Der Festredner zeigte nun weiter, wie Melanchthon dadurch in eine gewisse Spannung mit Luther selbst gerieth, der vom Humanismus nie etwas wissen wollte, und wie Melanchthon als Pädagoge das Werk Lutber's auch nach der rein theologischen Seite hin werth⸗ voll ergänzt babe. Er ging dann auf die allgemeine wissenschaftliche Bedeutung Melanchthon’s über, erinnerte an seine Lehrbücher, die alle Kreise der Wissenschaft umfaßten und die weit über Deutschland und das Gebiet des Protestantismus hinaus eingeführt wurden, an die Lehr⸗ thätigkeit Melanchthon's, dem die Schüler zuströmten, wiederum nicht nur aus Deutschland, sondern ebenso von Siebenbürgen und Ungarn, wie von England und Schottland, und der ob der Lauterkeit und Unbe⸗ stechlichkeit seiner Gesinnung von überall her ersucht wurde, aus der Zahl seiner Schüler Lehrer in Vorschlag zu bringen; endlich an das, was Melanchthon durch das Wittenbergische Universitätsstatut und die kursächsische Schulordnung für die Ordnung des höheren Unterrichts und des Studiums überhaupt gethan. Der Redner schloß mit dem Hinweis auf die Bedeutung, die auch heute noch dem von Me⸗ lanchtbon vertretenen christlichen Humanismus zukomme. Verständniß und Raum sei heute weder für einen bloßen Klassizismus, noch für eine Theologie, die sich gegen die fortschreitende Erkenntniß in anderen Wissenschaften absperren zu können meine; der chriftliche Humanismus Melanchthon's aber sei auch heute noch an seinem Platze, wenn es gelte, den Adel des Geistes und die Reinheit der Seele zu schützen.

Im Anschluß an die Rede erfolgte die Verkündigung einer Reihe von Ehrenpromotionen. Es wurden ernannt:

zu Doktoren der Theologie honoris causa der Ober⸗Konsistorial⸗ Rath Theodor Braun, Mitglied des Evangelischen Ober⸗Kirchenraths, der General⸗Superintendent Faber, der Geheime Justiz⸗Rath, Pro⸗ fesser Dr. Hinschius, der außerordentliche Professor der Theologie in Berlin Nikolaus Müller und der Pro⸗ fessor und Prediger an der Marien⸗Kirche in Berlin Hermann Scholz; zum Lizentiaten der Theologie honoris cansa der Dr. Carl Schmidt aus Mecklenburg, der sich um die Kirchengeschichte durch Entdeckung neuer Quellen aus dem Koptischen verdient gemacht hat.

Mit dem Gesange des Chorals „Ein’' feste Burg“ nach der Melodie von Hans Walther (1535), dessen erster Vers von Hans Kugelmann (1540) dreistimmig gesetzt ist, und dessen letzter Vers vierstimmig nach J. S. Bach's Anordnung vorgetragen wurde, schloß die Feier.