1897 / 42 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 18 Feb 1897 18:00:01 GMT) scan diff

Gestern gab der Baritonist August Hensel im Saal Bech⸗ stein einen Lieder⸗Abend, für welchen er ein interessantes Programm hatte, das auch manche weniger bekannte Kompositionen enthielt. Der Sänger begann mit einer Arie aus „Semele“ von Händel, an welche sich Schumann's „Der Soldat“, „Zum Schluß“ und „Romanze’“, ferner die seltener vorgetragenen „Bilder des Orients“ von C. Löwe, fünf sehr gefällige Lieder von E. Pirani, ein Lied von Hugo Wolf und zwei Gesänge von Alexander Friedrich (Landgrafen von Hessen) anreihten. Die letzteren führten die Titel: „Fatthüne“ und ⸗Juli“ und erweckten durch Originalität der melodischen Erfindung wie durch ihren poetischen Gehalt besonderen Beifall. Den Schluß bildeten Lieder von M. Plüddemann, H. Hermann, R. Wustandt und ein altfranzösisches Lied: „Viens!“ Die Stimme des Sängers ist zwar nicht mehr ganz vollkräftig, hat aber ihren Wohlklang und die Vor⸗ züge ihrer guten Schulung bewahrt. Besonders zu loben sind der lebendige und ausdrucksvolle Vortrag und die sorg⸗ fältige Textbehandlung des Künstlers, welche ihn vor vielen seiner Kunstgenossen auszeichnen. Reicher Beifall folgte allen Ge⸗ sängen. Die Klavierbegleitung sowohl des Herrn O. Bake als auch des Herrn Pirani, der seine Lieder selbst begleitete, verdiente volle Anerkennung.

Im Königlichen Opernhause wird morgen Lortzing's Oper „Undine“ mit Fräulein Hiedler in der Titelrolle unter Kapell⸗ meister Sucher's Leitung gegeben. Die Bertalda giebt Frau Herzog, den Kühleborn Herr Betz, den Ritter Hugo Herr Naval. Seine Majestät der Kaiser hat dem Maschinerie⸗Ober⸗Insvpektor Herrn Fritz Brandt anläßlich der Aufführung der Oper „Undine⸗ Allerhöchstsein Bildniß (in der Uniform der Gardes du Corps, nach Franz von Lenbach) durch den General⸗Intendanten Grafen von Hochberg überreichen lassen.

Im Königlichen Schauspielbause wird morgen die Neu⸗ einstudierung von Shakespeare’'s „König Heinrich IV.“ (I. Theil) wiederholt. Die Besetzung lautet: König Heinrich der Vierte: 18 Ludwig; Prinz Heinrich zu Wales: Herr Matkowsky; raf von Worcester: Herr Nesper; Graf von Northumberland: Herr Kahle; Heinrich Percy: Herr Keßler; Glendower: Herr Arndt; Sir John Felstaß. Herr Molenar; Poins: Herr Purschian; Bardolph: Herr Heine; Küferjunge: Frau Comad; Lady Percy: Fräulein Lindner; Frau Hurtig: Frau Schramm.

Im Theater Unter den Linden kann wegen plötzlich ein⸗ getretener Heiserkeit des Herrn Steiner die für heute angekündigte erste des Strauß⸗Cyclus „Indigo und die vierzig Räuber“, nicht stattfinden. Dafür wird „Der Obersteiger“ gegeben. Die gelösten Billets werden an der Kasse zurückgenommen.

Das neue Klavierkonzert von Saint⸗Saëns, welches der fran⸗ zösische Pianist Louis Dié;mer im IX. Philharmonischen Konzert, unter Leitung von Arthur Nikisch, am Montag, den 22. Februar, zum Vortrag bringen wird, trägt die Opuszahl 103 und ist Herrn Diémer persönlich gewidmet. Der Billetverkauf zu der öffentlichen Hauptprobe für dieses Konzert ist eröffnet.

Der Erfolg, welchen die Aufführungen von Händel's „Debora“ und „Heracles“ in der Bearbeitung Dr. Chrysander's zu Mainz im Jahre 1895 erzielten, veranlaßt den Verein „Mainzer Lieder⸗ tafel und Damengesangverein“, im Laufe dieses Sommers abermals Händel'sche Oratorien in gleicher Bearbeitung zur Aufführung zu bringen, und zwar sind hierzu die Werke „Esther“, „Acis und Galathea“ und die „Cäcilien⸗Ode“ bestimmt. Zu diesen Konzerten, welche wiederum unter dem Protektorat Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich stattfinden, hofft man hervorragende Solisten zu gewinnen. Die Leitung ist den Herren Professor H. vveaeg n aus Leipzig und F. Volbach aus Mainz anvertraut worden.

In seiner gestrigen außerordentlichen Sitzung setzte der Magistrat die Berathung zur Feststellung des Stadi haushalts⸗Etats für das Rechnungsjahr 1897/98 fort. Der Spezial⸗Etat der städtischen Markthallen ist in Einnahme und Ausgabe mit 2 579 821 ein⸗ gestellt. Von den 15 bestehenden Markthallen ergeben nur 7 einen Ueberschuß, während 8 Markthallen einen Zuschuß erfordern. Der größte Neberschuß (54 501 ℳ) wird in der Zentra markthalle erzielt, der sich die Marktballe auf dem Magdeburgerplatz (50 507 ℳ) anschließt, den größten Zuschuß erfordert die Markthalle auf dem Gesund⸗ brunnen (51 664 ℳ). „Der Speztal⸗Etat der Dienstpensionen, Wittwenpensionen und Waisengelder, sowie außerordentlich bewilligter Pensionen, Unterstützungen und Erziehungsgelder ist in Einnahme mit 30 155 und Ausgabe mit 1 392 542 angesetzt. Der Spezial⸗ Etat der Straßenbeleuchtung schließt in Ausgabe mit 509 860 ab, Einnahmen sind nicht vorhanden. ür die Aufstellung neuer Gas⸗ laternen sind vorgesehen 200 000 ℳ, für die elektrische Beleuchtung des Pariser Platzes und der Straße Unter den Linden 79 410 ℳ, für die elektrische Beleuchtung der Leipzigerstraße von der Friedrichstraße bis zum Potsdamerplatz einlschl. dieses Platzes 21 894 ℳ, für die elektrische Be⸗ v. der Kurfürstenbrücke 3200 ꝛc. Der Etat der städtischen Gaswerke ist in Einnahme und Ausgabe auf 26 173 440 fest⸗ gestellt. Die Ausgaben entbalten auch den festgesetzten, an die Stadt⸗ Hauptkasse abzuliefernden Ueberschuß mit 3 589 900 In der Ein⸗ nahmeposition sind die Summen enthalten für das an Private zu Beleuchtungszwecken abzugebende Gas (12 380 960 ℳ) und dasjenige zu anderen Zwecken, wie Kochen, Heizen, Betriebskraft ꝛc. (2 360 800 ℳ).

In der Kaiser Wilhelm⸗Gedächtnißkirche werden gegen⸗ wärtig acht überlebensgroße Sandsteinfiguren aufgestellt. Es sind dies die Evangelisten Matthäus und Markus (von Professor Janensch), Lukas und Johannes (vom Bildhauer Wenck), ferner Petrus und Paulus (vom Bildhauer Haverkamp) und Luther und Melanchthon (von Professor Otto Lessing modelliert). Die Figuren, welche ohne Plinthe 2 m hoch und in schlesischem Sandstein, dem⸗ selben Material, in welchem die Kirche selbst erbaut ist, ausgeführt sind, erhalten im Chor der Kirche und zwar um den Altar herum ihren Standort.

Bretten, 17. Februar. Gestern wurde hierselbst, nach vorauf⸗ gegangenem Festgottesdienst, zum Gedächtniß des 400 jährigen Geburts⸗ tages Philipp Melanchthon's die Grundsteinlegung zu dem Melanchthonhause (val. Nr. 38 d. Bl.) vollzogen. Die Fest⸗ rede hielt der bekannte Melanchthon⸗Forscher Professor Nicolas Müller aus Berlin, der auch die Anregung zu der Feier gegeben hatte. Die Hammerschläge vollführten der Präsident des Evangelischen Ober⸗ Kirchenraths Wielandt, der Kreisdirektor Pencer, der aus Melanchthon’'s Familie stammt, der Prälat Schmidt, der Konsistorial⸗Präsident Stockmann (Wiesbaden) und zahlreiche Geistliche. Mit dem Gesange „Ein' feste Burg ist unser Gott“ endete die Feier. In der zuvor abgehaltenen Ausschußsitzung wurde mitgetheilt, daß die Bei⸗ träge zu dem Melanchthonhause sich auf 28 000 belaufen. Seine Königliche Hohe t der EIIö Baden bat an den Vorstand des hiesigen Melanchthon⸗Vereins anläßlich der Feier des Melanchthon⸗Jubiläums ein Telegramm gerichtet, in welchem Höchstderselbe den Wunsch ausspricht, daß die Gründung des Gedächtniß⸗Hauses dazu beitragen möchte, die Arbeit in der evangelischen Kirche auf der festen Grundlage eines unerschütterlichen Glaubens immer mehr zu fördern und dadurch die Ziele der Refor⸗ matoren zu erreichen.

Wien, 17. Februar. Die Abendbläter melden aus Triest: Der Dampfer „Illvria“ der Austro⸗Amerika⸗Linie, welcher auf der Fahrt von New⸗Orleans nach Triest am 18. Januar d. J. die

Koblenstation Newport⸗Rews in Amerika verließ, wird seildem ver,

mißt. Der Dampfer ist mit Baumwoll d Roheisen beladen und bat 4 von 20 Monn. . Üieüen

London, 17. Februar. Nach einer bei „Lleyds⸗ eingegangenm Depesche aus St. Vincent (Kap Verdische Inseln) ist 8as dennsge Schiff⸗„Baltimore“, von London nach New⸗York mit Ballast beladen, unterwegs leck gesprungen und am 24. Januar unter⸗ gegangen. Alle an Bord befindlichen Personen sind vermuthlich verloren, ausgenommen der Seemann Gustav Christansen, den der portugiesische Schooner „Alice“ am 26. Jauuar aufnahm.

Adelaide, 7. Januar. Große Hitze herrschte, wie der „Ks Ztg.“ geschrieben wird, zu Weihnachten v. J. in einzelnen Punkten, wie auf der Albemarle⸗Station im Riverina⸗ Distrikt, stieg die Temperatur während der Weihnachtsfeiertage dbis m 452 ( Dazu wehte ein so rasender Staubsturm, daß es im Freien fast unmöglich war, die Augen zu öffnen. Besonderz schwer wurde die Ortschaft Nevertire (Neu. Süd⸗Wales) heimgesucht. Am 28. Dezember fuhr ein Sturm über die Stadt hin, der dieselhe vollständig vernichtete. Fast alle Gebäude und die beiden Kirchen wurden umgeworfen, das große Ingar⸗Hotel wie ein Kartenhaus weg. geblasen. Ganze Dächer wurden weithin fortgetragen, die Eisenbahn⸗ station ist verschwunden, und nicht ein Telegraphenpfahl blieb steben. Die Verluste sind groß, viele Menschen verbargen sich in den Wasser⸗ löchern und retteten so wenigstens das nackte Leben. Auf einer Stre‚he von 30 km Länge und 10 km Breite ist blühendes Land in eine Wüste verwandelt worden. 8

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Konstantinopel, 17. Februar. (Meldung des Wiener Telegraphen⸗Korrespondenz⸗Bureaus.) Der Verkehr der grie⸗ chischen Gesandtschaft mit der Pforte beschränkt sich zur Zeit auf die Erledigung der laufenden Geschäfte Ein Gerücht, daß die Mobilisierung weiterer drei Redif⸗ Bataillone in Crusa, Angora und Trapezunt, sowie die Ent⸗ sendung von Linientruppen aus Adrianopel verfügt worden seien, bestätigt sich nicht. Dagegen verlautet bestimmt, daß die Bewaffnung der albanischen Stämme und die Bildung von Baschibozuk⸗Schaaren ander griechisch⸗ türkischen Grenze beschlossen worden sei. Der Sultan hat der vom Ministerrath beantragten E⸗ nennung von Photiades Bey zum General⸗Gouverneur von Kreta bisher nicht zugestimmt. Da es für die auszu⸗ rüstenden Torpedoboote an Torpedos mangelt, wurde die schleunige Anschaffung des nöthigen Materials verfügt. Der Kriegs⸗Minister hat beim Marine⸗Ministerium 25 Transport⸗ schiffe beansprucht.

Kanea, 17. Februar. (Meldung des „Reuter’'schen Bureaus“) Die Admirale der fremden Geschwader haben den griechischen Konsul aufgefordert, im Hinblick auf die Aktion der griechischen Regierung in Kreta die Flagge über dem Konsulat einzuziehen. Der Konsul entfernte die Flagge und zog den Flaggenstock ein; er hat sich jedoch noch nicht eingeschifft.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

Wetterberich

5 om 18. Februar,

Norgens.

7 ½ Uhr.

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50 C. = 40 R.

Temperatur

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Uebersicht der Witterung.

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Ein neues Minimum ist über Nordnorwesen er⸗ 7 ½ Uhr: Meerleuchten.

schienen, Wind und Wetter im Nord⸗ und Ostsee⸗ gebiete beherrschend, während die Witterung Zentral⸗ Europas unter dem Einfluß eines Hochdruckgebietes steht, welches in Süddeutschland und Südfrankreich burg. die höchsten Barometerstände aueweist. Bei wenig von veränderter Temperatur ist das Wetter in Deutsch⸗ Anfang 7 ½ Uhr. land ruhig und theilweise heiter ohne meßbare Niederschläge. In Nordrußland hat der Frost ab⸗ genommen. Auf den britischen Inseln ist bei Heran⸗ nahen einer neuen Depression das Barometer stark

gefallen. . Deutsche Seewarte.

Freitag:

Direktion:

Sardou.

Paul indau. Theater.

Königliche Schauspiele. Freitag: haus. 43. Vorstellung. Undine. Romantische Zauber⸗Oper in 4 Akten von Albert Lortzing. Text nach Fouqué's Erzählung frei bearbeitet. Tanz von

Sonntag,

Tetzlaff. Dekorative Einrichtung vom Inspekt Son abend

Brandt. Dirigent: Kapellmeister Sucher. Anfang

Schauspielbaus. Abonnement B. 8. Vorstellung. König Heinrich IV. IJ. Theil. Schauspiel in 5 Aufzügen von Wlliam Shakespeare. Mit Benutzung der Schlegel⸗Tieck'schen Uebersetzung für die deutsche Bühne bearbeitet von Frau. Wilhelm Oechelhäuser. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. vom Ober⸗Inspektor Brandt. Anfang 7 ½ Uhr.

Sonnabend: Opernhaus. Oper in 5 Akten von Giacomo . Meyerbeer. Text von Eugoöne Scribe, deutsch von Ferd. Gumbert. Ballet von Paul Taglioni. An⸗

Schauspielhaus.

Sonnabend: Renaissance. 8 1 Sonntag, Nachmittags 2 ½ Uhr: König Heinrich. Abends 7 ½ Uhr: Renaissance. Sae 12

4 LTessing-Theater. Freitag: Das Glück im ¹) Reif. Winkel. (Louise Dumont.)

Sonnabend: Meerleuchten. Nachmutags Fall Clémenceau. Abends Meistern,

Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗ Associés.

Sonnabend und folgende Tage: Associés.

Neues Theater.

Sigmund

Opern⸗ Preisen: Die Grille.

Schiller-Theater.

Emil Graeb. In Seene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Eine Palastrevolution. b Abends 8 Uhr: Zum Besten der Pen⸗

Sonder⸗ ö

50. Vorstellung. nfang 7 ½ Uhr.

Dekorative Einrichtung

44. Vorstellung. Die Die berühmte Frau.

51. Vorstellung. König Hein steiger.

Freitag: Die ver⸗

Anfang 7 ½ Uhr. Der Bettelstudent.

(Teja. Fritzchen. setzter großer Maskeuball.

Freitag: Frau Lientenant.

Roger. Anfang 7 ½ Uhr.

8

Bentral⸗Theater. Alte Anfang 7 ½ Uhr. 3 Uhr (volksthümliche und W. Marnstädt. 2 arrangiert von Anfang 7 ¼ Uhr.

Abend.

Lustspiel in 3 Akten

sionskasse deutscher Bühnenangehöriger. Zum ersten Male: Der letzte Tag. Doktor Schmidt. 11. Populärer Lieder⸗Abend

Sonnabend: Die berühmte Fran. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Bei halben Preisen: Der Ranb der Sabinerinnen. Abends 7 ½ Uhr:

Theater Unter den Linden. Bebrenstr. 55/57. Direktion: Julius Sere. Freitag: Der Ober⸗ 2. 2 2 Ov 3 8 N. We d rich IV. II. Theil. Schauspiel in 5 Aufzügen 2. Held. 1“ 2. am Shake speare, mit Benutzung der Kapellmeister Korolanyi 4 Schlegel⸗Tieck'schen Uebersetzung. Anfang 7 ½ Uhr. 4

Deutsches Theater.

sunkene Glocke. Sonnabend: Morituri. Das Ewig⸗Männliche.) Sonntag, Nachmittags 2 ½ Uhr: Die Wildente. Abends 7 ½ Uhr: Die versunkene Glocke.

Anfang 7 ½ Uhr. Sonnabend: Indigo und die vierzig Räuber.

Ausstattungs⸗Operette mit 3 großen Ballets. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Bei halben Preisen:

Sonnabend, den 27. Februar:

Thalia⸗Theater (vorm. Adolph Ernst⸗Theater). QQ-—— Dresdenerstraße 72/73. Direktion: W. Hasemann.

Berliner Theater. Freitag (23. Abonnements⸗

4 3 Akten von P. Ferrier und A. Mars. Deutsch Vorstellung): Der Gymnasialdirektor. Anfang von H. Hirschel.

Musik von G. Serpette und V.

Sonnabend und folgende Tage: Frau Lieutenant. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Trilby.

Jakobstraße 30. Direktion: Richard Schultz. Freitag: Emil Thomas a. G. Ein sideler Abend. Burleske dramatische Revue in 1 Vorspiel und 3 Bildern von J. Freund Musik von verschiedenen Julius Einödshofer.

Sonnabend und die folgenden Tage: Ein fideler

Sonntag. Nachmittags 3 Uhr: Bei ermäßigten Preisen: Ein fideler Abend. Abends 7 ½ Uhr:

Lgon Gandillot. Deutsch von Max Schönau. Ein sfideler Abend.

Freitag, Anfang 7 ½ Uhr von Selma

Philharmonie. Nicklaß⸗Kempner.

Theater des Westens. Kantstraße 12. (Bahn⸗ hof Zoologischer Garten.) Freitag: Die berühmte

Saal Bechstein. Freitag, Anfang 7 ½ Ubr Konzert von Lillian Sanderson und Hermanz Gansche.

Zirkus Renz. Karlstraße. (Inbiläune. Saison 1896/9 7.) Freitag, Aber ds 7 ½ Uhr Große humoristische Vorstellung. Auffübrung der stets den ungetheilten Beifall aller Kreise findenden Novität: „Ans der Mappe eines Riefengebirgs⸗ Phantasten“ von Direktor Fr. Renz und den Greßherzoglich bessischen Hof⸗Balletmeister Augrt Siems. Außerdem die hervorragendsten Nummern des Repertoires. 6 Trakehner Raprhengste (Original- Dressur), in Freibeit vorgeführt von Herrn Roben Renz. Hoch⸗ und Weitsprünge über 6, 8 und 10 Pferde, ausgeführt von den besten Springen der Gesellschaft. Eine Schulquadrille, geritten ben 8 Herren. Gebr. Clarkonniens, Dentschlande großartigste Luftturner.

Sonnabend, Abends 7 ½ Uhr: High- life⸗ Vorstellung. Aus der Mappe eines Riesen⸗ gebirgs⸗Phantasten.

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Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Martha Schmieder mit Hrn. Gea⸗ nasial Oberlehrer Wilhelm Schmidt (Wittenbers Berlin).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. von Alten (Tietzon⸗ Eine Tochter: Hrn Lieut. Carl von Klenc⸗ (Oldenburg i. Gr.). Hrn. Amtsrichter Krüge (Charlottenburg). 8

Gestorben: Fr. General⸗Mojor Dorothee de⸗ Diebitsch, geb. Gräfin zu Dohna (Kunzender b. Buchwald, Kr. Sagan). Hr. Minifter⸗ Resident z. D. Anton von Gramatzki (Bade⸗ Baden). Hr. Hauptmann Constantin 109 Bentheim (Potsdam). Hr. Rittergutsbesthe Eugen Graf von Hepffsarten (Berlin). Angelique Baronin von Sevydlitz, geb. Freiin 84

Vierter und

Vaudeville in

8 Konzerte. Sing-Akademie.

Schiffbauerdamm 4a /5. Lautenburg. Freitag:

gesetzt von Sigmund

Freitag: Unter freundlicher

von Meverbeer (Signor Lenzini).

Freitag, Anfang 8 Uhr: Konzert von Waffili Besekirsky (Violine) mit Marcelle. Komödie in 4 Akten von Victorien dem Philharmonischen Orchester.

Für die deutsche Bühne bearbeitet von ¶·¶·2C— In Scene utenburg. Anfang 7 ½ Uhr Sonnabend und folgende Tage: Marcelle. Freita . Mitn Nachmittags 3 Uhr: Bei halben Sene öA Duver⸗ türen „Der Freischütz“ von Weber, „Haydée“ von 2 2 Auber. Arie 8 Figard aus Da Barbier Druck der Norddeut chen Buchdruckerei und Sevella“ von Rossini (Signor Lenzini). Ungarische Freitag, Abends 8 Uhr: Rhavsodie Nr. 1 von Liszt. Arie

Konzerthaus. Karl Meyder⸗Konzert. Mitwirkung des

Troschke (Winiec). Fr. Else von dem Knesebc⸗ geb. Hufeland (Frankfurt a. O.) Pr. Instx Ratb Carl Seger (Eisenach). Fr. Mai⸗ Elisabeth Reinhart, geb. von Bally (Breslau⸗ Hr. Bürgermeister Albert Rey (Auras). Hr. Senats⸗Präsident, Geheimer Ober⸗Juftr Rath Leske (Bieslau).

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Verantwortlicher Redakteur: Siemenr oth in Berlin.

Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.

Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Sieben Beilagen einschließlich Börsen⸗Beilage).

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Berlin, Donnerstag, den 18. Februar

Erste 8 eiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger

Berichte von dentschen Fruchtmärkten.

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11,23 15,60 14,00 15,40

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14,50 15,00 13,10 13,20

Bemerkung.

lle Doppelzentner und der Verkaufswerth auf volle Mark abgerundet mitgetheilt. Der Durch⸗

schnittspreis wird aus den unabgerundeten Zahlen berechnet.

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18,20 10. 2.

16,50 10 2.

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13,20 13. 2. 12,53 13. 2.

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13,50 10.2.

Deutscher Reichstag. 178. Sitzung vom 17. Februar 1897, 1 Uhr. Die zweite Berathung des Reichshaushalts⸗Etats fuͤr 1897/98 wird beim Etat der Militärverwaltung fort⸗ Ffebt und zwar bei dem Kapitel „Militärerziehungs⸗ und ildungswesen“ (Unterstützungsgelder für

362 616 ℳ).

Hierzu liegt folgender Antrag des Abg. Dr. Pichler

(Zentr.) vor:

Den Reichskanzler zu ersuchen, veranlassen zu wollen, daß dem Stenographie⸗Unterricht in den Kapitulantenschulen und den übrigen der Militärverwaltung unterstehenden Schulen das am weitesten in Deutschland verbreitete Gabelsberger'sche System zu Grunde ge⸗

legt werde.“

Für den Fall der Ablehnung des vorliegenden Antrages stellt der Abg. Dr. Lieber (Zentr.) folgenden Eventual⸗

antrag:

und den übrigen der Militärverwaltung

nach Anhörung von Sachverständigen nur ein System oder eine moöglichst beschränkte Anzahl von Systemen zu Grunde gelegt wird, die leichte Erlernbarkeit, Schreibflüchtigkeit und die Sicherheit des Wiederlesens maßgebend sein soll.“

Abg. Dr. Pichler (Zentr.): Die preußische Kriegsverwaltung hatte sich für das Stolze'sche System entschieden, es nachher aber den Korps⸗Kommandeuren überlassen, für welches System sie sich Das Gabelsberger'sche System ist am ver⸗ das wird in der Eingabe der

bei deren Auswahl

entscheiden wollten.

breitetsten in ganz Deutschland,

Stolze’schen Stenographen selbst zugegeben.

Statistik dahin, daß sie Bayern und Sachsen ausschließen; dann soll die Stolze'sche Stenographie im übrigen Deutschland am weitesten t Provinz Brandenburg ausschließt, dann ist die Gabelsberger'sche Stenographie auch in Preußen noch am meisten verbreitet. Es ist dem Herrn, der die Eingabe eingereicht hat, schon gerichtlich nachgewiesen, daß er in seiner Agitation gegen die Gabelsbergeraner Unwahrheiten vorgebracht hat. In Bayern und Sachsen wird der Unterricht offiziell in der Gabelsberger’'schen Steno⸗ gaphie ertheilt; in Württemberg und Baden steht die Wahl des Systems frei; in Preußen wird offiziell Unterricht nicht ertheilt. ren Bundesgenossen zusammengehen. Gabelsberger'sche Stenographie am

verbreitet sein.

Die deutsche Armee muß mit ih In Oesterreich ist jedenfalls die S8 Der Schwierigkeit S er Systems stellt Redner die Dreizeiligkeit der Stolze'schen Schrift und die Schwierigkeit ihrer Vokalifation gegenüber.

bi General⸗Major von der B0*9.

fäb ich beauftragt zu erwidern, daß die . 8 führung der Stenographie in die Armee durchaus sympatbisch gegen⸗ Fcerstest und die Bedeutung der Stenogr die 8 einer Weise verkennt, wie sie das bethätigt hat durch die Einstellung eines Mehransatzes von 32 000 in den augenblicklich zur Er⸗

weitesten verbreitet.

Wenn man die

örterung stehenden Titel des Etats. Die

Dem geehrten Herrn Vorredner Heeresverwaltung der Ein⸗

aphie für die Armee in

unterstehenden Schulen

Sie korrigieren aber die

des Gabelsberger'’schen

Heeresverwaltung

Stenographie i tigt aber nicht, für diesen Unterricht schon jetz System zu entscheiden; denn die Ansichten über beste System gehen d Kapitulant, der sich zu einem solchen Unterrichte meldet, natürlich Unterricht nehmen, welches für seine die Truppen spätere zivile Stellung das zweckmäßigere ist. Und endlich wird die Wahl des Systems abhängig sein davon, ob

ern in dem Systeme den

geeigneter verwaltung beabsichtigt deshalb, den Kapitulantenschulen es den dasjenige System zu wählen, welches sie nach den hältnissen für das zweckmäßigste halten. sammelten Erfahrungen behält sich die Heeresverwaltun zu dieser Frage endgültig Stellung zu nehmen. konn es der Heeresverwaltung nur erwünscht sein, wenn die Titel vorliegenden Resolutionen für jetzt abgelehnt werden. Rickert (fr. Vgg.): Wenn der Kriegs⸗Minister und Räthe sich noch nicht klar geworden sin 1 „den Reichskanzler zu ersuchen, veranlassen zu wollen, daß für sollen wir dann eine Entscheidung treffen? Im

den Unterricht in der Stenographie in den Kapitulantenschulen arbeiten di

bevorzugt werden? Die Mitgliederza maßgebend. en Erfahrungen der Einführung des Schulen abwarten.

Abg. Dr. Lieber (Zentr.): - der beiden Schulen bin ich ein vollständig unpartei verlangt eine größere Summe zur Einführung des Unter⸗ der Grund, daß sie sich noch nicht für kann nicht maßgebend für Die Regierung wird wofür ich die maßgebenden In unserem steno⸗

Regierung richts in der Stenographie; de ein bestimmtes System entschieden hat, die Ablehnung dieser Forderung sein. verständige Gutachten Momente in meinem Antrage bezeichnet habe. graphischen Bureau arbeiten Stolzeaner möchte den Präsidenten bitten, anordnen zu wo Blättern der stenographischen Uebertragungen vermerken zu lassen, System stenographiert worden ist; dann werden wir Spsteme bilden können. Ich halte den Reichstag für nicht Die Statistik der Es kommt schließlich Darüber wird aber ein Auch das Gabels⸗ Hauptsache sein,

nach welchem 08 uns ein Urtbeil über die Leistungen beider Abg. Stadthagen (Soz.): I. zuständig zur Entscheidung dieser Frage. der Vereinsmitglieder ist vollständig werthlos. darauf an, welches Spstem das beste ist. einzelner Mann kaum die Entscheidung fällen können. berger'sche ist nicht das b - nicht den Weg zu verlegen für eine Verbesserung der bestehenden Systeme. Auswahl des Sypstems für den stenographischen Unterricht kommt Verwendbarkeit des Stenogra⸗ Das beste

Für die b nicht der Dienst in Betracht, sondern die phierens in späteren Zivillebensstellungen der Kapitulanten. Sostem sollte die Milstärverwaltung auswählen; Einheitlichkeit ist nicht erforderlich. Erfreulich ist es, daß die Kriegsverwaltung wenigstens den Unterricht in der Stenographie einfü

Kultus⸗Minister sich dagegen sträubt.

sichtigt mit diesen 32 000 einen f

weit auseinander.

einholen müssen,

älteste System;

Wir wollen den freien Wettbewerb zulassen 1 Stenographie⸗Unterrichts in den

Ferner

akultativen Unterricht der in den Kapitulantenschulen einzuführen. Sie beabsich⸗ t sich für ein bestimmtes das zur Zeit bestehende wird jeder

in der betreffenden Garnison ein Lehrer für die betreffende Methode zu finden ist. Die Heeres⸗ bei Einführung derartiger Kurse in Truppenkommandeuren zu überlassen, örtlichen Ver⸗ Auf Grund der hierbei ge⸗ vor, später Bei dieser Sachlage zu diesem

Wegen Nicht⸗Zugehörigkeit zu einer ischer Mann.

und Gabelsbergeraner.

es wird die

der

Uen, auf den einzelnen

seine d über das beste System, wie Reichstagsbureau e Vertreter von Gabelsberger und Stolze friedlich neben einander. Wozu soll auf Herrn Pichler's Wunsch Gabelsberger's System

Bloß weil es älter ist, ist es doch nicht besser! hl der stenographischen Vereine ist durchaus nicht und erst die

sach⸗

ahl

reußische

1897

Kriegs⸗Minister General⸗Lieutenant von Goßler:

Ich habe nur persönlich zu bemerken, daß ich es ablehne, von dem Herrn Vorredner auf Kosten des preußischen Herrn Kultus Ministers gelobt zu werden. (Heiterkeit.)

Abg. Dr. Osann (nl.) hält beide Anträge für überflüssig, nach⸗ dem die Kriegsverwaltung ihre Meinung kundgegeben habe. Die Stenographie sei eine Kunst, in welcher man Fortschritte mache, da könne man nicht ein fest abgeschlossenes System einführen, sonder müsse den Wettstreit der Verbesserungen offen lassen.

Der Abg. Dr. Pichler zieht seinen Antrag zurück. .

Der Antrag des Abg. Dr. Lieber wird darauf gegen die Stimmen des Zentrums und einiger Freisinnigen abgelehnt. Die Ausgabe wird genehmigt.

Beim Kapitel „Bau Festungen“, weist Abg. Rickert (fr. Vgg.) darauf hin, daß trotz der Zusage des früheren Kriegs⸗Ministers bezüglich der Rayonbeschränkungen in Danzig

keine Erleichterung eingetreten sei.

Kriegs⸗Minister General⸗Lieutenant von Goßler: 1 Ich gebe ohne weiteres zu, daß Danzig in einer ganz besonders schwierigen Lage ist. Die Stadt ist in einer Weise befestigt, die den heutigen Verhältnissen nicht mehr ganz entspricht, und das Streben, die Rayongrenzen bei Danzig auszudehnen, ist nicht unberechtigt. Eine prinzipielle Entscheidung zu fällen, ist zur Zeit natürlich nicht möglich. Der Herr Abg. Rickert hat ja auch schon selbst angedeutet, daß die Reichs⸗Rayonkommission diejenige Behörde ist, mit der der Kriegs⸗Minister zu rechnen hat; das Votum der Reichs⸗Rayen⸗ kommission ist für mich entscheidend. Ich kann nur versichern, daß ich dieser Angelegenheit in derselben wohlwollenden Weise gegen⸗ überstehe wie mein Amtsvorgänger.

Das Kapitel wird bewilligt, ebenso der Rest der laufenden Ausgaben und die Einnahmen des Etats.

Bezüglich der einmaligen Ausgaben führt der

Berichterstatter Abg. Dr. Bachem (Zentr.) aus, daß die Budget⸗ kommission sich nicht entschieden habe über die Bewilligung von 3 120 000 zur Vermehrung der Reserven an Verpflegungsmitteln; ferner habe die Kommission sich vorbehalten zu entscheiden, ob die an sich zu bewilligenden einmaligen Ausgaben aus den laufenden Mitteln oder aus einer Anleihe gedeckt werden sollen. Der Gesammt⸗ betrag der Streichungen bei den einmaligen Ausgaben betrage 4 059 000 ℳ, das bedeute gegen das Vorjahr eine Verbesserung um 13 Millionen Mark.

Entsprechend den Beschlüssen der Budgetkommission werden G 30 000 zur Beschaffung von Zeltmaterial für

riegsverpflegungszwecke, 300 000 zur Verlegung des Be⸗ kleidungsamts von Düsseldorf nach Münster, 150 000 zur Erweiterung des Bekleidungsamts in Cassel, 100 000 für Bauten beim Eisenbahn⸗Regiment in Berlin, 300 000 für eine Infanterie⸗Kaserne in Kolberg, 300 000 für Er⸗ weiterung der Feld⸗Artillerie⸗Kaserne in Magdeburg, 100000 für den Neubau der Waschanstalt in Posen.

Gegen die Verlegung der Artillerie von Neustadt und Ober⸗Giogau nach Neisse wenden sich die

Abgg. Strzoda und Metzner (Zentr.), weil dadurch wieder ein ganzer Kreis von Garnisonen entblößt und erheblich geschädigt werde.

General⸗Major Freiherr von Gemmingen: Meine Herren! Die beiden Herren Vorredner haben im Interesse der betreffenden Städte den Wunsch, es möge die Verlegung der beiden Abtheilungen nach Neisse nicht durchgefuͤhrt werden, dargelegt und zur Begründung im wesentlichen die Gesichtspunkte vorgetragen, welche sich wobl immer von seiten der Städte dafür vorbringen lassen. Es ist ferner, ganz besonders von dem letzten Herrn Vorredner, die Frage g stellt worden welche militärischen Gründe für die Zusammenlegung sprächen. Ich nehme keinen Anstand, obgleich ich diese Gründe des weiteren in der Budgetkommission dargelegt habe, hier Folgendes auszuführen: In den beiden Städten Neustadt und Oberglogau stand früher je eine Husaren⸗Eskadron, bei deren Verlegung nach Leobschütz wurde aus⸗ drücklich bemerkt, daß die Verlegung von Artillerie nur eine provi⸗ sorische sein könne, und daß Neisse als spätere Garnison für dse Artillerie⸗Abtheilungen in Aussicht genommen wäre. In Neisse werden durch die Verschiebung der Infanterie im nächsten Jahre zwei Kasernen verfügbar, in welchen die Mannschaften der beiden Ab⸗ theilungen Unterkunft finden können. Die eine der Kasernen ist im Jahre 1863/64 erbaut und die andere, aus der Fridericianischen Zeit stammend, im Jahre 1850 durch einen Durch. und Umbau wieder in Stand gesetzt worden. Die Erbauung der Ställe für die beiden Abtheilungen ist, wie aus dem Etat ersichtlich, mit einem Kosten⸗ aufwand von 650 000 angesetzt worden. Wenn ich mich nun zunächst auf die finanzielle Seite der Frage einlasse, so bemerke ich, daß an Miethen für die Mannschaftskasernen, für die Ställe, Reit⸗ bahnen, Exerzier. und Schießpläße und Lazarethe zusammen in den beiden Städten Oberglogau und Neustadt 39 470 gezahlt werden müssen. Wenn Sie jene 650 000 selbst mit 6 % Zinsen in Berechnung ziehen, ein Betrag, den ja das Reich einschließlich Amortisations⸗ und Unterhaltungskosten kaum aufzuwenden hat, so kommt das noch nicht derjenigen Summe gleich, welche in Neisse und Ober⸗Glogau zu bezahlen ist. Und was haben wir dafür? In Neustadt und Ober⸗Glogau recht mäßige Untertunft, und ganz un⸗ geeignete und zu kleine Exerzierplätze. Der eine in Neustadt ist 37 ha, der andere in Ober⸗Glogau 42 ha groß. Beide zusammen kosten 12 374 Pacht. Ich habe mir neulich schon zu erwähnen erlaubt, daß wir für die Artillerie einen Exerzierplatz von 80 ha ge⸗ brauchen. Diese Größe ist, obgleich eine Artillerie⸗Abtheilung ein kleiner Truppentheil ist, für die Ausbildung derselben unerläßlich. In Neisse ist ein Exerzierplatz von über 100 ha vorhanden, und es hat gar kein Bedenken, auch diese beiden Abtheilungen auf diesen Exerzierplatz anzuweisen. Ich sehe ganz davon ab, daß die Mobil⸗ machungsrücksichten für die Artillerie eine Zerlegung auf mehrere Orte geradezu jetzt ausschließen, daß die Vereinigung also schon aus diesem Grunde eine zwingende ist; ich betone vielmehr nur, daß hier eine provisorische Belegung der beiden Orte beseitigt werden soll, nach⸗ dem die Möglichkeit hierzu gegeben ist. Es würden sonst in Neisse fiskalische Kasernements leerstehen, und wir würden eine Ausgabe von nahezu 40 000 jährlich haben, die wir bei der Verlegung aus Neustadt und Ober⸗Glogau vermeiden. Nach dieser Darlegung hat die Budgetkommission sich überzeugt, daß diese Maßregel von der Militärverwaltung lediglich aus militärischen Gründen im militärischen Interesse und unter vollständiger Beachtung auch der finanziellen Ge⸗ sichtspunkte beschlossen und geplant ist. Daß dabei einzelne Ein⸗ wohner in den betreffenden Städten in Mitleidenschaft gezogen werden, und daß überhaupt die Städte dabei eine Einbuße erleiden, das zu leugnen, bin ich weit entfernt. Es ist das aber leider eine

und Unterhaltung der

Härte, welche zu beseitigen uns keine Mittel zur röe Sollte in späterer Zeit die Belegung von Städten m ruppen