mit vollem Bewußtsein die zweite Vorlage Unterschrieben, selbst in diesem Punkte so vorgeschlagen daß ich etwas materiell Unrichtiges that; ich bin noch heute der Meinung, daß der erste Entwurf materiell durchaus begründet war. Ich gebe auch heute nicht zu, daß wir durch den ersten Entwurf den Städten ein Unrecht thaten. Aber ich war so durchdrungen von der Noth⸗ wendigkeit dieses Gesetzes und so beseelt von dem Wunsche, daß auch den großen Städten die Zustimmung zu diesem Gesetz möglich ge⸗ macht werden sollte, daß ich mir sagte: Wir wollen fünf gerade sein lassen und einen Modus wählen, aus dem ganz klar hervorgeht, daß irgend ein wesentlicher finanzieller Druck durch dieses Gesetz den Städten nicht auferlegt werden kann, indem wir keiner Stadt mehr als 2 % der Einkommensteuer zu zahlen auflegen, abgesehen sogar von der Einkommensteuer, die ja in vielen Städten erhoben wird von denjenigen, die ein Einkommen unter 900 ℳ haben. Das war also eine Friedenshand, die wir offerierten. Meine Herren, die zweite Friedenshand war der Paragraph wegen der Aufhebung des Zwanges für die großen Städte, in die Alters⸗ zulagekassen einzutreten. Es war hier vorhin die Rede von einem GSegensatz zwischen Stadt und Land. Ich möchte nicht wünschen, daß dieses Wort irgend eine weitere Verbreitung fände (Zuruf: hat es schon!), denn es könnte sich höchstens handeln um einen Gegensatz zwischen den großen Städten und allen übrigen Städten des Landes und dem platten Lande. (Sehr richtig!) Die Lage der Städte bis zu 20 000 Einwohnern wird durch die neueren Beschlüsse des Ab⸗ geordnetenhauses, die die Staatsregierung acceptiert, in noch viel größerem Maße verbessert, wie es vorher der Fall war. Also von einem Gegensatz zwischen Stadt und Land kann hier überhaupt nicht die Rede sein, sondern es kann, wie der Herr Kultus⸗Minister richtig ge⸗ sagt hat, nur von dem durchaus berechtigten Unterschied der größeren oder geringeren Bedürftigkeit zwischen den einzelnen Gemeinden die Rede sein. Nun habe ich anerkannt und bleibe dabei, daß die Städte hier von ihrem einseitig städtischen Standpunkte aus eine gewisse Un⸗ annehmlichkeit, eine gewisse Schwierigkeit in ihrer Schulverwaltung erleiden. Das gebe ich zu. Ich gebe zu und bleibe dabei, daß für die Städte selbst allein von ihrem einseitigen städtischen Interesse ein Bedürfniß für solche Alterszulagekassen nicht existiert. Ich gebe auch zu, daß, da die Städte vielfach ihre Schulordnungen bereits fixiert haben, oft unter großen Schwierigkeiten mit den Stadt⸗ verordneten, wo alle diese Interessengegensätze auch spielen, ihre Gehaltsordnungen festgesetzt haben, die in der Regel weit mehr leisten als die Minimalsätze dieses Gesetzes, wenn sie in die Nothwendigkeit kommen, in dieser Beziehung Aenderungen eintreten zu lassen, für die Schulverwaltungen
dder Städte dies unbequem ist, und ich würde als Ober⸗Bürgermeister
garnicht anstehen, dieselbe Rede zu führen, die die Herren führen. Aber die Gefahr für die Städte wird doch weit überschätzt, und ich bitte die Herren — ich habe doch auch Erfahrungen in dieser Sache —, diese Gefahr nicht zu gewaltig sich vorzumalen. Die Besorgniß liegt 1 nämlich für die Städte doch nur darin, daß sie fürchten: nun alle die Kämpfe wegen Festsetzung der Lehrergehalte aufs neue zu bekommen, und zweitens — ich wage das hier offen auszusprechen —, daß die Stellung der Lehrer zu der städtischen Obrigkeit abgeschwächt werde (sehr richtig!), wenn der Staat überall Bestimmungen trifft, über die die Städte nicht hinauskönnen. Ich erkläre ganz offen, daß, wenn man die Staatsschule vermeiden will, es vom Uebel ist, denjenigen, die die Schule wesentlich unterhalten, den Einfluß auf die päda⸗ gogischen Träger der Schule allzusehr abzuschwächen. (Sehr richtig!) Auf dem Standpunkt stehe ich, nicht bloß in dieser Frage, sondern in allen Fragen. Meine Herren, wer als Finanz⸗Minister heute sieht, wie das heftige Drängen auf Gewährung von finanziellen Mitteln aus der Staatskasse nothwendig die Folge haben muß, die Dezen⸗ tralisation im höchsten Grade zu schädigen, die Selbständigkeit der Verbände, ihre Unabhängigkeit in der Verwaltung einzuschränken, zu einer noch größeren Konzentration der Staatsverwaltung zu führen, und wer das für einen deutschen Staat für ein schweres Uebel hält, muß in jeder Sache heute diese Frage stellen. Um so mehr ist das nöthig, als der natür⸗ liche Drang, der in den wirthschaftlichen Verhältnissen liegt, diese Gefahr immer mehr verstärkt, und diese Gefahr wird sogar schließlich, wenn ich diesen Ausdruck gebrauchen darf — ich rede aus innerster eberzeugung —, zu einer Gefahr für unsere Gesellschaftsordnung werden können. (Sehr richtig!) So, meine Herren, stehe ich ganz auf dem Standpunkt, daß man jetzt die Kultusverwaltung, die bureaukratische Verwaltung nicht durch neue Gesetze dahin drängen soll, nach dieser Richtung weiter zu gehen, und ich bin glücklich, daß der Herr Kultus⸗ Minister in dieser Beziehung auf meinem Standpunkt steht. Somit wäre ich, wenn die allgemeinen Staatsinteressen icht in Frage kämen, durchaus geneigt, auch die Bedenken der ädtischen Obrigkeiten anzuerkennen; aber ich sage, sie sind doch sehr übertrieben. Wenn die Gehaltssätze und die Stufen des Aufsteigens der Lehrer in den Städten jetzt niedriger oder gleich hoch wären als die, welche die Vorlage fordert, dann wären die Bedenken gewiß sehr deutend; aber in allen städtischen Gehaltsregulierungen sind ja die ezüge der Lehrer weit höher; das Plus, was die Städte über diese geringen Minimalbezüge, die hier gefordert werden, bewilligen, welches die städtischen Behörden vollständig freiwillig be⸗ willigen, welches ihnen durch den Staat nicht aufgezwungen wird, — dieses Plus wird den Städten noch die Autorität über die Lehrer konservieren, die sie heute haben und brauchen. Es kann sich also hier höchstens um einen mehr oder minder unangenehmen und schwierigen Uebergang handeln; die eigentliche Stellung der Ver⸗ treter der Städte, die die Lasten der Schulen tragen, namentlich der großen Städte, die diese Last fast ausschließlich tragen, wird durch ies Gesetz nicht wesentlich alteriert. Nun frage ich Sie aber, meine Herren, wenn die Sache so liegt, so kann ich es zwar vollständig ver⸗ stehen, daß die Vertreter der Städte einen speziellen Paragraphen be⸗ kämpfen, aber ich kann es nicht als berechtigt anerkennen, daß, wenn dieser Paragraph nicht nach dem Wunsche der Städte geregelt wird, daraus ein Grund hergenommen wird, das ganze Gesetz zu werfen. 8 Meine Herren, wenn Sie gesehen hätten, wie im Abgeordneten⸗ hause die einzelnen Fraktionen ihre besondern Wünsche haben fallen lassen müssen, um auf eine gemeinsame Basis zu kommen, so würden Sie sagen: das müssen die Städte im Interesse des ganzen Landes — denn es ist eine Frage der Landeswohlfahrt — auch thun; Sie dürfen sich nicht auf diesen kraß einseitigen Standpunkt der Städte stellen.
Meine Herren, das würde den großen Städten auf die Dauer nur zum Schaden gereichen. Denn sie sind überall in der Minorität; und wenn sie von der einen Seite vorgehen, würde man auch von der andern Seite vorgehen. Daß damals durch die Stimmen der Städte das Schulgesetz, das das Abgeordnetenhaus mit so großer Mühe, Arbeit und Resignation ausgearbeitet hatte, hier brevi manu, ohne es auch nur in eine Kommission zu verweisen, abgewiesen wurde, hat gerade in dieser Beziehung einen sehr üblen Eindruck gemacht. (Sehr richtig!) Meine Herren, den Frieden, den wir alle wünschen, die Verminderung der Gegensätze, die ja aus anderen Gründen bisweilen heute leider nur einen zu schroffen Ausdruck finden, werden Sie am besten herstellen, wenn Sie zwar Ihrer Ueberzeugung entsprechend gegen den einen betreffenden Paragraphen stimmen, dann aber sagen: nun der Paragraph abgelehnt ist, im Interesse des ganzen Landes werden wir nunmehr das Gesetz acceptieren. (Bravo!)
Graf von Zieten⸗Schwerin: Die großen Städte beklagen sich zu Unrecht. Sie haben ihre heutige Niederlage selbst ver⸗ schuldet. Wenn Sie (zu den Vertretern der Städte) im vorigen Jahre nicht mit solcher Leichtigkeit das Gesetz abgelehnt hätten — ich bedauere, daß es Ihnen gelang, einen Theil meiner Freunde mit sich zu reißen —, so hätten wir es in der Kommission in Ruhe berathen und dann zuflande gebracht. Ich bin für das Gesetz und für den § 8, wie er gestaltet ist. Wie schwierig würde später ein allgemeines Volksschulgesetz zu machen sein, wenn hier ein Unterschied zwischen Stadt und Land statuiert würde! Die Lehrer werden wohl ihre Freude haben an dem Gesetze; das be⸗ weisen schon die zahlreichen an uns gelangten Petitionen.
Ober⸗Bürgermeister Bender⸗Breslau: Ich habe sonst immer angenommen, daß die konservative Partei des anderen Hauses mit derjenigen in diesem Hause eng verbunden wäre und mit ihr zu⸗ sammenginge. Heute sagt uns Herr von Klinckowstroem: wenn seine Partei in diesem Hause unsere Wünsche erfüllte, würde die konser⸗ vative Partei im anderen Hause gegen das Gesetz stimmen! Ich muß gestehen, ich habe keinen rechten Glauben daran. Bis zum 1. April soll das Gesetz in Kraft treten; die Durchführung der erforderlichen Maßregeln, die Vereinbarung der betreffenden neuen Regulative ist bis zu diesem Zeitpunkt einfach eine Unmöglichkeit; für dieses Jahr würde also nicht die ganze Lehrerschaft das Gesetz für sich in Wirksamkeit treten sehen. Wenn schon kein voll⸗ ständiges Schulunterhaltungsgeset gemacht werden sollte, so hätte man doch Gründe dafür anführen müssen; aber außer der angeblichen Noth im Lande ist nichts ange⸗ geben worden. Es kommt im Grunde auf nichts Anderes hinaus: es fehlt auf dem Lande an Schulgemeinden, das ist der wirkliche Nothstand. Wenn die Städte gegen die Alterszulagekassen sich sträuben, so geschieht es, weil sie uns die Freude an der Selbst⸗ verwaltung verderben. Auf das Geld kommt es uns thatsächlich nicht an; wie sollten wir als Ober⸗Bürgermeister so besonders an dem Gelde hängen? Auf dem Lande, z. B. in Unterschlesien, liegt das Elend der Schulverhältnisse daran, daß bloß die armen Gemeinden die Lasten zu tragen haben, die Güter nicht. Da muß Abhilfe ge⸗ schaffen werden, nicht aber kommt man den Mißständen dadurch bei, daß man die großen Städte gegen ihren Willen in die Zulagekassen zwingt. Daß die Lehrerkreise die Haltung der Ober⸗Bürgermeister miß⸗ verstanden und des öfteren gemißbilligt hätten, ist mir nicht bekannt ge⸗ worden. Das Gesetz beschwert die städtische Selbstverwaltung auf lange hinaus. Wenn Herr von Wedel bei der ersten Berathung ausführte, die Städte müßten stärker belastet werden, weil sie finanziell so viel günstiger stehen als das platte Land, so kommt mir das vor, als wenn ein Handwerker, der vor seiner Thür in Hemdsärmeln stebt, den vorübergehenden Postboten um seine schöne Kleidung be⸗ neidet; mehr innere Berechtigung als dieses Gefühl hat auch das Argument des Herrn von Wedel nicht. Redner, der nur sehr schwer auf der Tribüne zu verstehen ist, da das Haus sehr unruhig ist, geht dann auf die Verfassungsbedenken näher ein. Die Feststellung der Be⸗ dürftigkeit einer Gemeinde durch die Behörden sei ein höchst prekäres Ding. Die Konservativen geberdeten sich immer als Freunde der Gemeindeschule, aber ihre Beschlüsse schafften lediglich eine Staats⸗ schule, für die die Gemeinden die Kosten tragen müßten. .Ober⸗Bürgermeister Zweigert⸗Essen: Von der Begeisterung für die Schule als Gemeindeanstalt, von welcher der Minister vorhin mit so beweglichen Worten Zeugniß abgelegt hat, haben wir bisber in den Städten nichts bemerkt oder doch sehr wenig. Hoffentlich wird es nach seinen heutigen Ausführungen in dieser Beziehung von jetzt an besser. Die Städte wissen nur von einer tiefen Mißstimmung zu melden, die die Handhabung des Schulaufsichtsrechts des Staats täglich neu hervorruft. Und man darf auch nicht vergessen, daß die ursprüngliche Vorlage von dem Kultus⸗Minister nur ganz larx ver⸗ theidigt, von seinem Kommissar aber direkt bekämpft wurde. Der Minister will den Städten die Macht und die Möglichkeit nehmen, Widerspruch zu erbeben, wenn er uns alte Lehrer in die Schulen hineinsetzt. Darin liegt die große Gefahr, daß dieses Gesetz den Gemeinden Lehrer wider ihren Willen aufzwingt. Der Finanz⸗ Minister empfahl uns die Annahme des Gesetzes aus dem allgemeinen Landesinteresse, das größer sei als das städtische. Das Wohl der Gemeinden sei auch ein allgemeines Landesinteresses und dieses stehe ihm höher als das Gesetz. Wir sind hier das Opfer einer Partei⸗ polntik, nicht des allgemeinen Landesinteresses. Das Gesetz ist nicht nur für die Lehrer, sondern auch gegen die Städte gemacht; deshalb stimme ich gegen das Gesetz.
Damit schließt die Generaldiskussion.
In der Spezialdebatte wird § 1 ohne Debatte in der Kommissionsfassung angenommen.
§ 2 handelt von dem Grundgehalt. Nach der Vorlage darf auch in besonders billigen Orten das Grundgehalt nicht weniger als 900 bezw. 700 ℳ betragen. Die Kommis⸗ sion hat die gesperrten Worte gestrichen.
Kardinal⸗Fürstbischoeof Kopp beantragt die Wiederherstellung der gestrichenen Worte und bemerkt zur Begründung dieses Antrages, daß in die gute, dem Lehrerstande so sympathische Arbeit der Kommission in letzter Stunde ein Wermuthstropfen gefallen sei. Die Streichung der betreffenden Worte habe in der Lehrerschaft große Bestürzung hervorgerufen, als wenn das Grundgehalt damit wieder in die Schwebe gesetzt sei, als wenn hierin andere Verhältnisse bei der Bemessung des Grundgebalts zu maßgebender Bedeutung gelangen sollten. Der Wortlaut des Gesetzes habe zwar die Absicht des Gesetzgebers deutlich erkennen lassen, und insofern seien diese Worte thatsächlich überflüssig; aber manches sei überflüssig und darum doch nicht unzweckmäßig. Um der hervor⸗ getretenen Beunruhigung in den Lehrerkreisen zu steuern, möge man den Antrag annehmen.
Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Dr. Bosse:
Ich kann mich gegen den Antrag selbstverständlich nicht aus⸗ sprechen; denn er entspricht der ursprünglichen Regierungsvorlage. Auch ich habe in der Kommission erklärt, daß ich die Besorgniß habe, es könnte die Streichung der Worte in Lehrerkreisen leicht eine ge⸗ wisse Beunruhigung hervorrufen. Ich habe allerdings hinzugefügt — und ich möchte das auch hier ausdrücklich thun —, daß ich von der Auffassung ausgehe, daß auch nach Streichung der Worte „in den billigsten Orten“ der Sinn des Paragraphen vollständig derselbe bleibt, und daß in den Worten „nicht unter“ derjenige Sinn ausge⸗ drückt ist, der auch mit den Worten „auch in besonders billigen Orten“ nur ganz besonders scharf hat hervorgehoben werden sollen. Ich kann also dem hohen Hause die Annahme des Antrags nur anheimstellen.
Herr von Levetzow:⸗ Ueberflüssiges soll man nicht in große
1 — Gesetze unnöthig bineinschreiben. Verkürzen will niemand die Lehre. Stehen die Worte drinnen, so wird jeder Lehrer behaupten, he sei kein billiger. Diese Quelle von Mißhelligkeiten müsse derstodnt wer
den.
Nachdem auch Graf von der Schulenburg⸗Beetzen⸗ dorf für den Kommissionsantrag eingetreten, zieht Kardinal⸗ Fürstbischof Kopp seinen Antrag zurück. 2 wird an⸗ genommen.
Nach § 4 soll bei dauernder Verhindung eines Schul⸗ und Kirchenamts das Grundgehalt der Stelle ein entsprechend höheres sein. Herr von Wedel befürwortet einen Antra wonach statt „ein entsprechend höheres“ gesetzt werden solf: „entsprechend der mit dem kirchlichen Amte verbundenen Mähe⸗ waltung ein höheres“. Der Antrag solle lediglich die Absicht des Gesetzes klarstellen. 1
Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Dr. Bosse:
Meine Herren! Der Antrag des Herrn von Wedel will offenbar nur das präzisieren, was auch die Regierungsvorlage, wie sie die Kommission angenommen hat, ausdrückt. Ich darf aber darauf auf⸗ merksam machen, daß eine entsprechende präzisierende Erklärung in dem ersten Gesetzentwurf im vorigen Jahre gestanden hat, und daß sie im Abgeordnetenhause beseitigt ist, weil man wohl annahm, es könnten dadurch auch außer dem kirchlichen Amte noch andere Um⸗ stände mitsprechen, denen das Gehalt entsprechen müsse. Also für nöthig halte ich diesen Zusatz nicht und möchte es dem Abgeordnetenhause gegenüber für räthlich halten, lieber darauf zu verzichten. Daß wir sachlich dasselbe wollen wie der Herr Antragsteller, darüber kann nicht der mindeste Zweifel obwalten.
4 wird mit dem Antrage von Wedel angenommen.
uf Antrag des Ober⸗Bürgermeisters Becker wird be⸗ schlossen, nunmehr die Berathung über jan (Alterszulage⸗ kassen) vorwegzunehmen. Dazu liegt folgender Antrag vor, gestellt von Ober⸗Bürgermeister Zweigert und Graf von Hutten⸗Czapski: in den §8 eine Bestimmung einzuschalten die die Stadtgemeinden, die einen eigenen Stadtkreis bilden und alle innerhalb ihres Gebiets belegenen öffentlichen Volks⸗ schulen ohne Staatsbeihilfe unterhalten, von dem Anschluß an diese Kassen ausnehmen will, wenn sie dies innerhald 6 Monate nach dem Inkrafttreten des Gesetzes beantragen.
Vom Ober⸗Bürgermeister Becker ist die Streichung des § 8 beantragt. Außerdem liegt ein Antrag Struckmann vor, der in seinem ersten Theil materiell mit dem Antrag Zweigert übereinstimmt, aber auch noch über diejenigen kreis⸗ freien Stadtgemeinden Bestimmungen trifft, welche erst nach Inkrafttreten des Gesetzes die Volksschule in eigene Unter⸗ haltung übernehmen. Ober⸗Bürgermeister Struckmann in durch Krankheit am Erscheinen verhindert. Sein Antrag bleibt ohne Begründung. Für den Antrag Zweigert tritt der Antragsteller noch kurz ein; gelange der Antrag zur Annahme, so würden die Vertreter der Städte alle uͤbrigen Anträge zurückziehen.
Der Antrag Struckmann wird abgelehnt. Ueber den Antrag Zweigert wird namentlich abgestimmt.
Der Antrag fällt mit 110 gegen 52 Stimmen. § 8 wird mit erheblicher Mehrheit in der Kommissionsfassung ange⸗ nommen. Ober⸗Bürgermeister Becker zieht nach dieser Ar⸗ stimmung eine Reihe weiterer Abänderungsanträge zurück.
Um 4 ½ Uhr wird die Fortsetzung der Berathung auf Donnerstag 12 Uhr vertagt. (Außerdem Antrag des Grafen Frankenberg, betreffend die Margarine; Vorlage wegen Ein⸗ gemeindung von Kleinburg und Pöpelwitz in den Stadtkrei Breslau.) “ 1
Die zberleeische Asewandernags— Deutscher über Bremen, Hamburg, Stettin, Antwerpen, Rotterdam, Amsterdam und Bordeaux im Jahre 1896 betrug 32 152 Auswanderer. Davon waren 17 549 männliche, 14 513 weibliche Personen, fer 90 Auswanderer ist das Geschlecht nicht angegeben worden. Den Ein⸗ schiffungshäfen nach vertheilen sich die deutschen Auswanderer, wie folgt: Es gingen über Bremen 6527 männliche und 6021 weibliche Personen, Hamburg 7075 und 5249, Stettin 440 und 459, Antwerpern 2843 und 2356, Rotterdan 594 und 392 (außerdem 44 ohne Ee⸗ schlechtsangabe), Amsterdam 70 und 36 (außerdem 8 ohne Geschlechts⸗ angabe), Bordeaux (Männer und Frauen zusammen) 38.
VVon den Auswanderern (mit Ausschluß der über Bordeauz ba⸗ förderten) reisten 12 770 — darunter 5479 männliche, 7239 weibliche und 52 ohne Geschlechtsangabe — in Familien, 19 344 — darunter 12 070 männliche und 7274 weibliche — als Einzelpersonen.
Als Reiseziel wählten 27 360 die Vereinigten Staaten von Amse⸗ rika, 634 Britisch Nord⸗Amerika, 997 Brasilien, 741 Argentinien und Uruguay, 756 Deutsche gingen nach anderen Theilen von Amerika. 1346 nach Afrika, 144 nach Asien, 174 nach Australien.
Ein Vergleich der 1896 er Zahlen mit denen der 9 Vorjabre ergiebt folgendes Resultat. Es wurden über die vorgenannten Häfer. sowie über Häavre (für welchen Hafen die Angaben für 1896 noch fehlen) deutsche Auswanderer befördert: “
im Jahre im Jahre qEPö111““ 1892 1888 103 951 1893 . 8 1889 96 070 “ 1890 97 103 1Vee**“ vvI“ 1896 (ohne Havre) 32 152
Von den deutschen Auswanderungshäfen Stettin wurden im verflossenen Jahre noch 95 803 Auswanderr fremder Staaten befördert. Davon entfallen auf Bremen 544 Hamburg 40 424, Stettin 887. Der überwiegenden Mehrzabl sind diese Personen aus Oesterreich, Ungarn und Rußland (1jusammen 40 210 und 32 127) gekommen.
Die deutsche äberseeische Auswanderung üder deutsche Häfen, Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam im Januar 1897 in dem gleichen Zeitraum des Vorjahres stellte sich folgendermaßen:
wurden ö J ũ
116 339 87 677
andere dertsche Häfen (Stettin)
deutsche Häfen zusammen. Rotterdam . . . .
überhaup
2 „
1 097 — Aus deutschen
genannten 660 deuts Staaten befördert. 895 Stettin 34.
Davon gingen über Bremen 1634, Hambarng
1““
nisse
(Nach vorläufigen Ermittelungen.)
schen Staats⸗Anzeiger.
1897.
S nkohlen⸗Bergbaues in Preußen für das Jahr 1896, verglichen gegen das Jahr 1895.
Viertel⸗ jahr.
Im Jahre 1896.
Im Jahre 1895.
Mithin im Jahre 1896 mehr (+), weniger —).
Betriebene
Förderung.
Arbeiter⸗
Absatz. sat zahl.
t
Absatz. t
Arbeiter⸗
Werke.
Bremen. Hamburg 82d
en wurden im Januar 1897 neben den chen 1. noch 2563 Angehörige fremder
74 736 73 629 74 637
5 396 251
4 790 295 5 588 757 6 027 426
4 914 130 4 356 531 5 067 373 5 577 941
482 121 433 764 521 384 449 485
452 037 459 098 517 785 297 253
21 802 729
8
1 726 173
39 736 529 738
1 886 754
293 — 17,92 —
70 + 892— 555 — 25,33 — 1148 — 57,95 —
+ +†
Summe
88 II. III. IV.
115 617 125 113 142 604
151 2419
113 944 120 991 133 464 148 614
3 451 3 447 3 439 3 467
1 926 — 29,22 —
1673 + 1,47 4122 + 3,41 9 140 + 6.85
1 964
626
4 647 12 414 4 681
Summe
4b II. III. IV.
11 025 247 10 429 628 11 605 016 11 833 413
534 583
10 980 781 10 448 143 11 616 780
11 842 523 166 965
549 298
10 044 374 9 571 298
10 514 291
11 015 782
517 013
9 990 518 9 579 821 10 523 111 11 074 019
3 451
154 383 152 851 153 367 158 195
2 635 + 1,77 17 570 + 3,40
990 263 + 9,99 868 322 + 9,06 1 093 669 + 10,39 768 504 + 6.94
22 368
980 873 858 330
Summe
18 II. III. IV.
44 893 304
44 888 227 161 678 2 362 218 2 210 836 2 463 295 2 612 033
41 145 745 2 171 956
2 019 541
2 265 580 2 516 914
41 167 469
2 118 222 1 995 302 2 187 674 2 512 975
Summe
Zusammen in Preußen 2
266 267
9 648 382
18 856 209 17 575 242 19 813 072 20 634 064
283 091 291 501
8 973 991
17 824 681
16 648 163 18 483 807 19 664 754
8 814 173
17138 449 16 053 430 17913 813 19 315 530
154 699
40 070 39 757 40 090 41 168
3 720 78 + 9,04
243 996 + 11,52 215 534 + 10,80 275 621 + 12,60 99 08 + 3.94
+ 3 747 559
264 948 251 430 241 474 103 145
eöheh
40 271
270 357 266 802 268 730 276 941
Er Ht
860 997
1 698 523 + 9,53 + 1
1 572 769 + 9,45 + 1 521 812 + 9,48
1 861 869 + 10,07 + 1 899 259 + 10,60 + 1 221 972 + 6,21 + 1 318 534 + 6.83
834 209 + 9,46 717 760 + 10,02
Fberebem
Summe
Uebe
8
265
76 878 587 282 921
rsicht über die Ergebnisse des Braunkohlen
114 411
122 238
136 262
1 399 1 280 1 255 1 339
264
„Bergbaues in Preußen für das Jahr 1896, verglichen gegen das Jahr 1895.
72 621 405
70 421 222
(Nach vorläufigen Ermittelungen.)
127 778 105 117 114 410 128 562
b
98 836 83 373 90 608
103 856
270 708
“
1 8+ 6 355 133 + 8,75 + 6 457 365 + 9,17 597 2411
7 158 18 334
7 398 9 294 7 828 7 700
⁸=8₰ —
—
508 087
4 615 348 4 351 477
4 679 637
5 414 249
1 318
25 873 25 798 25 246 26 311
403 979
3 498 737 3 545 838 3 749 792 4 434 839
475 867
4 400 855 3 916 610 4 347 294 4 986 423
376 673
3 388 234 3 171 572 3 516 296 4 052 098
27 306
110 503 374 266 233 496 382 741
32 220
214 493 434 867 332 343 427 826
— —
FAü s
19 060 711
101 9;65 85 898 93 378
137 836
25 807
1 337 1 169 1 208 1 522
15 229 206
17 651 182
102 459 76 191 90 105
123 415
14 128 200
86 424 62 524 78 006 109 008
1 409 529
494
9 617 3 273 14 421
uIII1118“ PFEö
Ese
1 101 006
1 599 10 005 10 932 12 454
Summe
J. II. III. IV.
418 987
507 470 447 731 490 978 543 995
1 309
2 609 2 219 2 158
440 050 2 274
392 170
385 235 355 676 380 736 485 530
335 962
266 097 168 898 247 004 283 001
31 792
179 503 234 094 204 322 157 049
26 817
122 235 92 055 110 242 58 465
149 579 437 413
Summe
I. II. Zusammen in Preußen III.
1 990 174
5 359 959 4 999 427 5 386 231 6 232 342
2 315
31 218 30 466 29 867 31 446
1739 888
4 127 401 4 107 143 4 387 822 5 118 541
375
1 607 177
5 016 327 4 453 594
4 932 545 5723 930
965 000
3 839 591 3 486 367 3 931 914 4 547 963
394
1 504 502 94 332
774 968
287 810 620 776 455 908 570 578
382 997
343 632 545 833 453 686 508 412
EESSEEEEEETT11“]
IV. Summe
370 21 977 959
17 740 907 30 749
370
20 126 396
15 805 835
1 935 072 12,24 + 609
FFreürrbe ereaühberrrH
1 851 563
+ do —₰½
Handel und Gewerbe.
Der Zentral⸗Ausschuß der Reichsbank war 8* heute Vormittag 10 Uhr zu einer Sitzung berufen. Nach
Präsidenten des Reichsbank⸗Direk⸗ Raths Dr. Koch hat nach einer schlusse seitdem der Rück⸗ fluß der Gelder zur Reichsbank weitere Fortschritte ge⸗ Die Anlage ist seit der letzten Diskontherabsetzung Notenumlauf um 121 Millionen Das Metall ist um 51 Millionen, die Letztere ist freilich
Vortrage des Vorsitzenden,
toriums, Wirklichen Geheimen Monats
leichten Anspannung am
macht.
um etwa 129 ½ Millionen, der
Mark zurückgegangen.
Notenreserve um 177 Millionen gewachsen. Lef noch um etwa 10 Millionen Mark kleiner, die Anlage um das Metall um 44 Millionen Mark Der Privatdiskont an den Börsen um die
36 Millionen größer, schwächer als im Vorjahre.
ist gestiegen und erheblich höher als 3 Wechselkurse sich zum theil dem Goldpunkt. ische Beunruhigung der Geld⸗ die Reichsbank⸗ des Zentral⸗Ausschusses
Zeit 1895. Die
G fremden sestiegen und nähern
ächlich weil überdies die politische märkte noch nicht geschwunden ist, verwaltung unter allseitiger Zustimmung des noch Anstand, eine fernere Diskont⸗Ermäßigung vorzunehmen. cht des Reichsbank⸗Direktoriums ber die Prüfung der er. der Reichsbank statt⸗ ich der Zentral⸗Ausschuß
Sodann wurde der Jahresberi 1 Nachdem die Deputirten uü⸗ Jahresbilanz, welche auf Grund der Bü gefunden hat, berichtet hatten, äußerte
verlesen.
sind
nimmt
gutachtlich über den Befund und über die Höhe ntheilseignern zu gewährenden Dividende, welche setzung des Reichskanzlers unterliegt.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien.
dem
gleiche ebenfalls Haupt⸗
der den der Fest⸗
An der Ruhr sind am 17. d. M. gestellt 13 153, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.
In Oberschlesien sind am 17. d. M. gestellt 4699, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.
In der Sitzung der Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin vom 15. d. M. gelangte folgendes Dankschreiben zur Vorlesung, welches Seine Majestät der Kaiser und König auf die zu Allerhöchstseinem Geburtstage überreichte Glückwunsch⸗ Adresse an die genannte Körperschaft hat ergehen lassen:
„Die Glückwunsch⸗Adresse, welche die Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin Mir beim Eintritt in ein neues Lebensjahr gewidmet haben, hat durch ihre geschmackvolle und künstlerische Ausführung Mein besonderes Wohlgefallen erregt, und spreche Ich Ihnen für diese werthvolle Geburtstagsspende Meinen Königlichen Dank aus. Ich freue Mich herzlich, daß Handel und Gewerbe im letzten Jahre einen bemerkenswerthen Aufschwung genommen haben, und vertraue, daß die Grundlage für das wirthschaftliche Gedeihen, der Friede nach außen und innen, unter Gottes Führung unserem deutschen Vaterlande noch lange erhalten bleibt. 2 Z
Die Adresse habe Ich dem Hohenzollern⸗Museum zur dauernden Aufbewahrung überwiesen.
Berlin, den 8. Februar 1897. Wilhelm R.“
—Die im Auftrage der Kreditkanzlei des russischen Finanz⸗ Ministeriums haldjährlich erscheinende Liste der bis zum 1. De⸗ zember v. J. gezogenen, jedoch noch nicht zur Einzahlung gelangten Stücke Russischer Staatsfonds kann von heute ab an der Kasse der Firma Robert Warschauer Co unentgeltlich bezogen
— In der gestrigen Aufsichtsrathssitzung der Stettin⸗ Bredower Portland⸗Cement⸗Fabrik wurde beschlossen, nach reichlichen Abschreibungen der Generalversammlung die Vertheilung einer Dividende von 7 % vorzuschlagen gegen 4 % im Vorjahre.
— Der Aufsichtsrath der Gelsenkirchener Bergwerks⸗ Aktiengesellschaft hat beschlossen, eine Dividende von 7 ½ %, gegen 7 % im Vorjahre, in Vorschlag zu bringen, 2 405 727 gegen 2 468 984 ℳ im Vorjahre zu Abschreibungen, 200 000 ℳ zur Dotie⸗ rung der Spezialreserve zu verwenden und 353 176 gegen 342 107 ℳ im Vorjahre auf das neue Jahr vorzutragen.
— FJn der gestrigen Sitzung des Aufsichtsraths der Dresdner Bank wurde die Bilanz für 1896 vorgelegt. Der Bruttogewinn beträgt, nachdem vorher erhebliche Abschreibungen vorgenommen wurden, einschließlich 74 212 ℳ Vortrag aus dem Vorjahre 12 110 185 ℳ Nach Abzug der Handlungsunkosten und Steuern von 2 926 004 ℳ und der Abschreibungen auf zweifelhafte Debitoren, Mobilien und Immobilien von zusammen 223 198 ℳ verbleibt ein Reingewinn von 8 960 982 ℳ. Der Gewinn setzt sich zu⸗ sammen aus Sorten 127 053 ℳ, Zinsen, abzügli gezahlter Zinsen, einschließlich Gewinn auf Wechselkonto 5 871 338 ℳ, Provisionen einschließlich des Erträgnisses der Wechselkomtore Dresden, abzüglich vergüteter Provision 3 395 445 ℳ, Effekten⸗ und Konsortialkonto abzüglich Zinsen 2 181 062 ℳ, Gewinn bei dem Verkauf des alten Bankgebäudes in Dresden 425 000 ℳ und Diverse 36 072 ℳ Der auf den 15. März d. J. einzuberufenden Generalversammlung soll vorgeschlagen werden, eine Dividende von 8 % (wie im Vorjahre) zur Vertheilung zu bringen, 80 856 ℳ dem Pensionsfonds zuzuführen, der dadurch auf die Höhe von 1 100 000 ℳ
ebracht wird, auf Bankgebäude 500 000 ℳ abzuschreiben und nach sibsepong der statuten⸗ und vertragsmäßigen Tantièmen, sowie der Gratifikationen 57 640 ℳ auf neue Rechnung vorzutragen. — e Bilanz für Ende 1896 weist folgende Positionen auf: Aktiva. Kassa⸗ Konto 17 988414 ℳ, Wechsel⸗Konto 76 682 112 ℳ8, Ver⸗ fügbare Guthaben bei Banken und Banquiers 4 805 974 ℳ