C. Juristisches Seminar: Anleit. zu größeren wissenschaftl Arbeiten aus den Gebieten des Privat⸗ und öffentlichen Rechts „Seminar⸗Arbeiten“*): Dr. Pescatore, Dr. Weismann, Dr. toerk, Dr. Stampe, Dr. Frommhold. — Uebungen im Rechtsstoff der preußischen Verwaltung (für Referendare, Staats⸗ und Kommunalbeamte ꝛc.): Dr. Stoerk. 8 Medizinische Fakultät. 3 Anatomie des Menschen, II. Theil, Entwicklungsgesch. d. Menschen und der höheren Wirbelthiere, Arbeiten im Anatom. Institut: Dr. Bonnet. — Demonstrationen zum 2. Theil der Anatomie des Menschen: Dr. Bonnet, Dr. Solger u. Dr. Ballowitz. — Mikroskopische Uebungen, Ueber den feineren Bau des zentralen Nervensystems: Dr. Solger. — Osteologie und Syndesmologie, Topographische Anatomie: Dr. Ballowitz. — Erxperimental⸗ physiologie, eine Hälfte, Praktische physiolo ische Arbeiten im In⸗ stitut, Anleitung zu selbständiger Bearbeitun physiologischer Themata: Dr. Landois. — Bau und die Verr⸗ chtungen des menschlichen Körpers, für Nichtmediziner, Repetitorium der Physio⸗ logie: Dr. Rosemann. — Spezielle pathologische Anatomie, Demonstrativer Kursus der pathologischen Anatomie mit Mikroskopier⸗ übungen, Praktische Arbeiten im Laboratorium: Dr. Grawitz. — Sezierübungen mit Anleitung zur Abfassung des Sektionsprotokolls, Ueber Mißbildungen: Dr. Busse. —, Arzneimittellehre und Arznei⸗ verordnungslehre, Therapeutisches Praktikum, Chemisches Praktikum, Brunnen⸗ und Bäderlehre, Arbeiten im pharmakologischen Labora⸗ torium: Dr. Schulz. — Phvysikalische Diagnostik, Med. Klinik und Poliklinik, Klinisches Referat: Dr. Mosler. — Phvsikalische Diagnostik mit praktischen Uebungen, Kinderklinik und Poliklinik: Dr. Krabler. — Die Krankheiten des Kehlkopfes, Laryngoskopischer Kursus, Syphilis mit Demonstrationen, Poliklinik für Nasen⸗ uad Halskranke: Dr. Strübing. — Schutzpocken⸗Impfung, Spezielle
Pathologie und Therapie, Invasionskrankheiten II. Theil: Dr. Hee r. — Die Krankheiten der männlichen Harn⸗ und Geschlechts⸗
rgane: Dr. Hoffmann. — De enerations⸗Zustände und Degene⸗ rations⸗Krankheiten des Menschen, Ffvchiatrische Klinik: Dr. Axndt. — Chirurgische Besprechungen, Chirurgische Klinik und Poliklinik, Chirurgischer Operationskursus an der Leiche: Dr. elferich. — Chirurgisch⸗propädeutischer Kursus, Chirurgisches Examinatorium,
aktikum der Begutachtung von Verletzten mit besonderer Berück⸗ schtigung der Anforderungen der Unfall⸗Berufsgenossenschaften, für ältere Kliniziste: Dr. Heidenbain. — Ovphthalmoskopische Diagnostik, Augenspiegelkursus, Kursus der Funktionsprüfung des Auges und der Brillenwahl, Augenklinik und Poliklinik: Dr. O. Schirmer. — Kursus der Obrenkrankheiten: Dr. Hoffmann. — Theorie der Geburtshilfe, Konversatorium über Frauenkrankheiten,
Gvnäkologische Klinik und Poliklinik: Dr. Pernice. — Frauen⸗
krankbeiten, Geburtshilfliche Diagnostik, Geburtshilfliche Operations⸗
lehre mit Uebungen am Phantom: Dr. von Preuschen. —
Hygiene, Hygienisch⸗bakteriologischer Kursus, Anleitung zu selbst⸗ stäandigen Bearbeitungen bygienischer Themata: Dr. Loeffler. —
Gerick liche Medizin, Gerichtsärztliches Praktikum: Dr. Beumer.
Philosophische Fakultät. 8 Philosophie. Psvchologie, Rechtsphilosophie, Pbilosophische Uebungen: Dr. Schuppe. — Etbik und Pidagogt Die Hauptfragen der Philosopkie, Philosophische Uebungen: Dr. ehmke. 8 Mathematik. Krumme Flächen und Raumkurven, Fourier'sche
Reihen mit Anwendungen auf mathematische Physik, Uebungen im Seminar: Dr. Thomé. — Integralrechnung, Ausgewählte Anwen⸗
dungen der Determinanten auf Geometrie, Uebungen im Seminar: Dr. Study. . . 1
Naturwissenschaften. Theorie des Lichtes, Besprechungen ber neuere physikalische Arbeiten, Physikalische Uebungen, Leitung selbständiger physikalischer Untersuchungen: Dr. Richarz. — Experi⸗ mentalpbysik, zweiter Theil, Physik der Erde mit Experimenten: Dr. Holtz. — Mathematische Behandlung physikalisch⸗chemischer Fragen, Physikalische Maßbestimmungen: Dr. Schreber. Sphärische Astronomie und geographische Orts⸗ und Zeit⸗ bestimmung, Einleitung in die Mechanik des Himmels, Uebungen in geographischer Orts⸗ und Zeitbestimmung, Arbeiten auf dem Ge⸗ biete der Störungstheorie: Dr. Brendel. 8 I. Theil der Chemie, Auserlesene Kapitel der organischen Chemie, hemisches Praktikum, Chemisches Praktikum für Mediziner: Dr. mpricht. — Pharmacie II. Theil, Analytische Chemie, Aus⸗ gewählte Kapitel aus der technischen Chemie, Besprechungen über pharmazeutisch⸗chemische Gegenstände: Dr. Schwanert. — Ueber
Alkaloide, Ueber Benzolderivate: Dr. Semmler. — Chemische
Untersuchung der Nahrungs⸗ und Genußmittel, Einführung in die
elektrochemische Analvse, Colloquium in Gemeinschaft mit Dr Cohen,
Dr. Deecke: Dr. Biltz. — 1
Petrographie. Mineralogische Uebungen für Geübtere, Geolo⸗ ische Exkursionen, Arbeiten im mineralogischen Institut, Colloquium in Gemeinschaft mit Dr. Deeccke und Dr. Biltz: Dr. Cohen. —
Ueber Erdbeben, Formationslehre (Geologie II. Theil), Geologische
Exkursionen: Dr. Deecke. 8 1“
Allgemeine Botanik, Botanisch⸗mikroskopisches Praktikum, Arbeiten
im botanischen Institut, Botanische Exkursionen: Dr. Schütt. —
Ueber Thallophyten, Mikroskopische Untersuchung der Drogen und
Nahrungkmittel und ihrer Verfälschungen, Botanische Exkursionen:
Dr. Moeller.
Grundzüge der Zoologie und vergl. Anatomie, Ueber Darwinismus,
Zoologisches Praktikum, Zoologische Exkursionen: Dr. Müller. Geographie. Allgemeine Klimatologie, Geographische Uebungen, Geographische Exkursionen: Dr. Credner. .
Geschichtswissenschaften. Geschichte des preußischen Staats, im Seminar: Histor.⸗krit. Ueb.: Dr. Ulmann. — Römisches Staats⸗ recht, Historisches Seminar: Dr. Seeck. — Deutsche Verfassungs⸗ und Kirchengeschichte, im Seminar: Ueber die Sagen von Karl dem Großen und anderen Deutschen Kaisern: Dr. Bernheim. — Ueber Raphael's Leben und Werke, Geschichte des Klosters Eldena, sowie der Greifswalder Kirchen und Schulen, Konversatorium über Pommer⸗ sche Alterthümer, sowie diplomatische Uebungen nach den betreffenden Denkmälern und Urkunden: Dr. Pyl. — Geschichte Frankreichs von der Restauration der Bourbonen bis zum Sturze Napoleon's III. (1815 bis 1870), Deutsche Geschichte im Jabre 1866: Dr. Schmitt. — Chronvslogse, Numismatik und Sphragistek des Mittelalters, Histori che Uebungen im Anschluß an deutsche Stadtrechtsquellen: Dr. Altmann. 8 8
Stgatswissenschaften. Wirthschaftsgeschichte und „Politik F Nationalökonomie), Die Volkswirthschaft des Deutschen
eichs, Uebungen im Staatsw. Seminar: Dr. Fuchs.
Archäologie und Sprachwissenschaften. Geschichte, Topographie und Beschreibung der Denkmäler der Stadt Rom im Alterthum, Archäologische Uebungen, Erklärung von Abgüssen und Abbildungen ausgewählter Kunstwerke: Dr. Preuner.
Ueber indogermanische Wortbildung (Stammbildungs⸗ und Flexionslehre), Sanskritgrammatik für Anfänger, Irisch, Kymrisch, Bretonisch: Dr. Zimmer. 8
Geschichte der griechischen Komödie, Griechische Rhythmik: Dr. Susemibl. — Geschichte der Griechischen Literatur 1. Theil, Theokrit: Dr. Gercke. — Vergil's Aeneis, im Seminar: 1) Bakchylides und Pindar: Dr. Norden. 2) Seneca, Naturales Quaestiones: Dr. Gercke. Im Proseminar: 1) Statius Silven, 2) Griechische und lateinische Stilübungen: Dr. Norden.
Geschichte und Kritik des Nibelungenliedes, Schiller's Dramen, Luther's Bibelsprache, Uebungen auf dem Gebiete der deutschen Literatur des 19. Jahrh. im germanistischen Proseminar, Erklärung des Nibelungen⸗ liedes, paläograpbische Uebungen: Dr. Reifferscheid. — Aus⸗
ewählte Kapitel der deutschen Alterthumskunde und Mythologte, Veschichte der althoch⸗ und altniederdeutschen Literatur, Interpretation altdeutscher Denkmäler: Dr. Siebs. — Erklärung von Goethe’'s Faust, Althochdeutsche Grammatik: Dr. Bruinier.
Erklärungen des altfranzösischen Rolandliedes, Paläographische Uebungen für Romanisten: Dr. Stengel. — Im romanischen Seminar: Uebungen: Dr. Stengel, Dr. Boclinville. — Ge⸗ schichte der französischen Literatur im XIX. Jahrh. (in französischer
—“
in der französischen Sprache für Anfänger, contemporains:
Dr. Boclinville. — Erklärung des Beowulf, Uebungen im eng⸗
lischen Seminar, Neuenglische Uebungen: Dr. Konrath. 1
Erklärung der Gedichte der Benü hodeil, Elfachri, Geschichte der islämischen Reiche: Dr. Ahlwardt. — Arabisch I. Kursus, Erklärung von Ibn Hishäm's Biographie des Propheten, Syrisch: Cureton’'s Spicilegium Syriacum, Aethiopisch: Dillmann's Chresto- mathia Aethiopica, Persisch für Anfänger: Dr. Keßler.
Künste. Theoretisch⸗praktischer Unterricht im liturgischen Kirchen⸗ gesang, Intervallen⸗, Harmonie, und Accordlehre: Drönewolf. — Kursus im anatomischen Zeichnen, Anleitung im perspektivischen Zeichnen und Malen: von Dewitz. — Reitunterricht: Hecht. Turn⸗ und Fechtunterricht: Dr. Wehlitz.
Greifswald, den 20. Februar 1897.
Der Rektor.
Sprache), Uebungen franzõ . Lecture et explication d'écrivains frangais
8 Deutsches Reich. Prenßen. Berlin, 25. Februar.
Seine Majestät der Kaiser und König empfingen im Jagdschlosse T.eren e gestern Vormittag den Chef des Zivilkabinets, Wirklichen Geheimen Rath Dr. von Lucanus und hörten heute von 11 Uhr Vormittags ab die Vorträge des Kriegs⸗Ministers, General⸗Lieutenants von Goßler und des Chefs des Militärkabinets, Generals von Hahnke.
Morgen Mittag gedenken Seine Majestät nach Berlin zurückzukehren.
Ihre Majestät die Kaiserin und Königin sind gestern Abend um 7 Uhr von Hubertusstock in Berlin wieder eingetroffen. 88 8
Der Bundesrath versammelte sich heute zu einer
lenarsitzung. Vorher beriethen die vereinigten Ausschüsse für
oll⸗ und Steuerwesen und für Handel und Verkehr sowie die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Justizwesen. 8
Sesterreich⸗Ungarn. Der Kaiser empfing gestern Nachmittag den Minister des Aeußern Grafen Goluchowski. Letzterer empfing den gemeinsamen Besuch des russischen Botschafters Grafen Kapnist und des neu ernannten russischen Gesandten in Kopenhagen Grafen Benckendorff. Die Kaiserliche Nacht „Miramar“ ist heute von Triest
D
nach Genua in See gegangen. Großbritannien und Irland.
Das „Reuter'sche Bureau“ meldet aus London, Lord Salisbury habe am Dienstag lange Unterredungen mit den Vertretern der Großmächte gehabt.
Der Erste Lord der Admiralität Goschen hielt gestern in London bei einem polit schen Bankett eine Rede, worin er die Beschießung des Lagers der Aufständischen bei Kanea als den einzig möglichen Schritt zur Ver⸗ hinderung des ferneren Vorrückens der Aufständischen vertheidigte. Die Regierung habe mit steigendem Ver⸗ trauen auf das Konzert der Mächte geblickt, weil es für die gegenwärtige große Schwierigkeit eine Lösung bringe. Die britische Regierung habe, ebenso wie der deutsche Staatssekretär und der französische Minister des Auswärtigen, erkannt, daß, so⸗ lange alle zusammen vorgingen, Sicherheit, Hoffnung und Mög⸗ lichkeit vorhanden seien, eine große Katastrophe zu ver⸗ meiden; daß aber, wenn eine Macht abschwenken sollte, Ver⸗ wickelungen vorausgesehen werden müßten. Niemand, der die Reden des Ersten Lords des Schatzamts Balfour, des deutschen Staatssekretärs des Auswärtigen Amts, Staats⸗ Ministers Freiherrn Marschall von Bieberstein oder des französischen Ministers des Auswärtigen Hanotaux gelesen habe, könne glauben, daß Kreta jemals unter die direkte Herr⸗ schaft der Türkei zurückkehren werde. Goschen drückte schließlich die Meinung aus, daß Lord Salisbury und Balfour heute in Betreff der Zukunft Kretas eine deutliche Erklärung im Parlament abgeben würden.
Die britische Mission an den König Menelik wird, wie das „Reuter'sche Burcau“ aus Kairo meldet, in etwa vierzehn Tagen ihre Reise antreten.
Frankreich.
Der Pariser „Matin“ von heute meldet: Zwischen den Großmächten ist ein vollständiges Einvernehmen erzielt. Die Großmächie werden heute Griechenland von ihrem Beschluß in Kenntniß setzen, Kretas Autonomie zu sichern, es auch gleichzeitig auffordern, unverzüglich seine Truppen von Kreta zurückzuziehen und auf eine Mobilmachung zu verzichten. Auch die Pforte soll aufgefordert werden, ihre Rüstungen gegen Griechenland einzustellen. Man hofft, Griechenland werde sich dem Wunsch der Mächte fügen.
Der Senator Gauthier soll seine Demission als Bericht⸗ erstatter über das Gesetz, betreffend die Zuckersteuer, gegeben haben, angeblich wegen Mißhelligkeiten in der Kommissio⸗
Rußland.
Das im „Regierungsboten“ veröffentlichte Abkommen zwischen Rußland und Japan über Korea lsiehe die gestrige Nr. d. Bl.) berührt, wie „W. T. B.“ meldet, die Un⸗ abhängigkeit Koreas in keiner Weise, weder nach außen noch nach innen. Rußland und Japan erklären sich in dieser Uebereinkunft bereit, den König von Korea bei der Her⸗ stellung der Ordnung sowie bei der Einführung einer ein⸗ heimischen Heeres⸗ und Poliziorganisation zu unter⸗ stützen und ihm zu helfen, die Etats der Ausgaben und Einnahmen miteinander in Einklang zu bringen. Beide Staaten sind bereit, nöthigenfalls ausländische Anleihen zu garantieren, um die Bildung einer Armee und Polizei zu er⸗ möglichen, damit zur Aufrechterhaltung der Ordnung im Innern nicht die Hilfe des Auslandes nothwendig werde.
Das bereits am 14. Mai 1896 vom russischen Generalkonsul;
Vertreter
Wäber und dem japanischen diplomatischen daß
Komura in Söul ausgefertigte Memorandum besagt,
beide Mächte die Rückkehr des Königs von Korea in den treten. Diese Schiffe werden noch durch die KreuzerTronde⸗ und „Torbin verstärkt. Insgesammt haben sie 12 264 t Deplacement mit zwei schweren
Geschützen und 30 Schnellfeuerkanonen
Palast seiner eigenen Entscheidung üderließen, daß sie ihm dieselbe aber in freundschaftlicher Weise anrathen würden,
1 sobald jede Möglichkeit einer Gefahr ausgeschlossen erscheinc.
Japan wird gestattet, 200 Gendarmen zum Schutz seiner Telegraphenlinien und drei Wachtkommandos zum Schutz der japanischen Niederlassungen bei Söul, Fusan und Gensan zu halten, während Rußland gleich starke Kommandos wie Japan zum Schutz der russischen Gesandtschaft und Konsulate halten darf. Nach vollständiger Wiederherstellung der Ordnung ver⸗ pflichten sich die Vertragsmächte zur Zurückziehung ihrer Truppen. Soweit es im Hinblick auf die Erleichterung der Verbindung nothwendig ist, behält Japan die Verwaltung der gegenwärtig in seinem Besitz befindlichen Telegraphenlinie. Rußland wird eine Telegraphenlinie von Söul nach seiner Grenze herstellen. Korea wird gestattet, dieselbe anzukaufen, sobald es über die nöthigen Mittel verfügt. Etwaige Miß⸗ verständnisse der beiden vertragschließenden Regierungen über Bestimmungen dieser Konvention sind von d
beider Mächte in friedlicher Weise beizulegen.
Italien.
Nach der „Opinione“ werden die politischen Wahl am 21. März stattfinden.
Türkei.
Das Wiener „Telegraphen⸗Korrespondenz⸗Bureau“ be⸗ richtet aus Konstantinopel, es seien Sendungen von Waffen und Munition nach Adrianopel abgegangen als Vorsichtsmaßregel gegen eine etwaige Aktion von seiten Bul⸗ gariens; ein gleiches solle an der serbischen Grenze erfolgen. — Nach einer offiziellen öö“ würden nicht 64, sondern 72 Redif⸗Bataillone von Klein⸗Asien nach Saloniki und Monastir transportiert. Heute sollten bereits 9 Ba⸗ taillone zum Transport mittels der Eisenbahn bereit sein. Die Ausgabe von Mausergewehren sei definitiv beschlossen worden; der Marine⸗Minister habe 5000 solcher Gewehre verlangt. Ein Transportschiff sei nach Kreta abgegangen.
Die Pforte hat, dem „Reuter'schen Bureau“ zufolge, die telegraphische Meldung erhalten, daß bei Chersonesos in der Provinz Kandia 600 Mann griechischer Truppen sowie drei Geschuͤtze und Munition gleichzeitig mit einem von gekommenen Insurgentenführer gelandet worden eien.
Aus Kanea meldet die „Agence Havas“, daß seit dem 22. d. M. kein weiterer Angriff erfolgt und die Lage in der Umgegend der Stadt eine viel ruhigere sei. Die Kriegsschiffe hätten sich längs der Küste vertheilt. Der Dampfer „Suchet“ habe in Sitia ungefähr 300 verwundete Christen und Mohamedaner aufgenommen; dieselben würden an Bord be⸗ handelt.
Bei dem Brande des Regierungsgebäudes in Kanea (s. die gestrige Nr. d. Bl) stürzte der Geldschrank des Gouverneurs herab und wurde zertrümmert. Türkische Offiziere und Sol⸗ daten beabsichtigten, die 7000 Pfund an sich zu nehmen, welche der Geldschrank enthielt; europäische Offiziere erhoben hiergegen Einspruch. Von türkischer Seite wurden die fremden Seeleute des Diebstahls bezichtigt, die Untersuchung ergab jedoch, daß diese Anschuldigung vollkommen unbegründet sei. Um die Mohamedaner fern zu halten, waren die Seeleute gezwungen, von den Waffen Gebrauch zu machen. Der Vorfall hätte bei⸗ nahe zu einem Kampfe zwischen Türken und Europäern geführt. Während des Brandes des Regierungsgebäudes wurde ein italienischer Matrose schwer verletzt. — In
stattgefunden haben.
Nach einer Meldung der „Times“ aus Kanea von
gestern verursacht die bedrohliche Lage der Mohamedaner in Kantano den Konsuln dauernd Besorgniß. Drei Kriegs⸗ schiffe, welche in der letzten Nacht von Kanea abgegangen seien, hätten den Führern der Belagerer von Kantano ein
Schreiben überbracht, worin die unbehelligte Ueberführung der
Belagerten nach dem nächsten Punkte der Küste verlangt werde. Von heute berichtet die „Agence Havas“: Die Konsuln
hätten mit den Geschwader⸗Chefs eine Berathung gehabt
und beschlossen, die Sudabai sowie das zwischen Akrotiri, Haleppa und Kanea der Mächte zu stellen. Prolamation unterzeichnet, in angekündigt schwaderchefs morgen vertheilen lassen. Die Flaggen der Mächte hätten nur in Suda gehißt werden können: sie ander wärts zu hissen, sei unmöglich. Da die Christen im Distrik Selino sich mit dem freien Abzuge dereingeschlossenen Moha medaner, sowie der Frauen und Kinder derselben einverstander erklärt hätten, seien italienische und russische Schiffe ab gegangen, um sie an Bord zu nehmen. Eine in Athen eingegangene Depesche aus Kanea von estern englischen Schiffes „Scout“ habe telegraphisch mit getheilt, daß die Nachricht, 104 Türken seien von der christ lichen Bevölkerung ermordet, der Begründung entbehre.
welcher die
Nach amtlichen, in Athen eingetroffenen Angaben hätten die Verluste der Türken in den letzten Kämpfen 500 Todte,
Verwundete und Vermißte und 104 Gefangene betragen.
Das Wiener „Fremdenblatt“ bringt folgende Zusammen stellung der Kriegsschiffe der europäischen Mächte welche sich vor Kreta oder im Mittelmeer befinden und in kürzester Frist nach den Punkten dirigiert werden können, an denen ihre Anwesenheit nöthig erscheinen sollte.
Ueber das britische Geschwader in der Levante führt da
Kommando Admiral Sir John Hopkins auf dem Schlachtschiff
„Ramillies“, dem die Schlachtschiffe „Hocd“, „Nilk“ und „Anson“ die Kreuzer „Astraca“, „Blanche“, „Cambrian“. Hawke’“, „Scylla“, „Sybille“, die Torpedo⸗Kanonenboote „Hussar“ und „Hebe“, der Torpedobootzerstörer „Banshee“, das Torpedo⸗Depotschiff „Vulcan“ und das Torpedo⸗Rammschiff „Polyphemus“ zugetheilt sind Die drei Kreuzer „Endymion, „Minerva“*, „Iphigenia“, welche vor kurzen mit Ablösungsmannschaft daselbst eintrafen, können zur Verstärkung ebenfalls beigezogen werden. Vor Kreta selbst befanden sich vorige Woche, und zwar in Kanea: SchlachtschiffRevenge“ mit Kontre⸗Admiral Harris an Bord, die Schlachtschiffe „Barfleur“, „Rodney“ und „Camperdown“, die Torpedo⸗Kanonenboote „Dryad“ und „Harrier und die Torpedobootszerstörer „Ardent“, „Bruizier“, „Borxer“ und „Dragon“; in Herakleion: Schlachtschiff „Trafalgar“; in Rethymon: Kreuzer „Fearleß“, während Kreuzer „Scout’ und Korbette „Nympbe an rer Nordkü ste Kretas kreusten. Alle riese Schiffe zusammen de⸗ placieren 155 000 t Wasser und führen 36 schwere und 172 Schnell⸗ feuerkanonen mittleren Kalibers an Bord. Ueberdies kreuzt die eng⸗ lische Kanal⸗Eskadre in der Nähe Gibraltars. Frankreich ist in Kreta durch den Kreuzer „Amiral Charner mit Admiral Pottier an Bord und die Kreuzer „Suchet“ und „Wattignies“ ver⸗
mittleren Kalibers. Das
Vertretern 8 — 8 9
8 Haleppa sollen Angriffe von Soldaten und Mohamedanern auf Christen
gelegene Thal unter den Schuß Die Geschwader⸗Chefs hätten eine Occupation werde; diese Proklamation würden die Ge⸗
Mittag meldet, der Kommandant des vor Sitia
aktive Mittelmeergeschwader, das erst vor kurzem durch die zwei großen Schlachtschiffe „Jauréguiberryv“ und „Carnot“ verstärkt wurde, be⸗ findet sich in der Nähe von Toulon.
Italien ist in Kanea durch das Schlachtschiff „Sicilia“, Flaggschiff des Vize⸗Admirals Canevaro, die Schlachtschiffe „Francesco Morosini“, „Rê Umberto“ und „Ruggerio di Lauria“, die Kreuzer „Vesuvio“ und „Euridice“ vertreten, ferner befinden sich in der Levante noch das Schlachtschiff „Andrea Doria“ und die Kreuzer „Etna“ und „Urania“, während einer fliegende Eskadre, bestehend aus den Kreuzern „Marco Polo“, „Liguria“ und „Dogali“, demnächft nach den griechischen Gewässern abgeht. — Diese Schiffe verdrängen insgesammt 67 000 Tonnen Wasser und führen als Bestückung 20 schwere Geschütze und 104 Schnellfeuerkanonen mittleren Kalibers.
Rußlands Marine entsandte nach Kanea die Schlachtschiffe „Navarin“*, „Nikolaus I.“ und „Alexander II.“, und nach Herakleion das Kanonenboot „Groziastschi'. — Drei weitere Schiffe, das Schlachtschiff „Sissoi Velikiz“, der gepanzerte Küstenvertheidiger „Admiral Seniawin“ und das Kanonenboot „Zaporozetz“, kreuzen in den griechischen Gewässern. — Das Kanonenboot „Posadnik“ und zwei Torpedoboote befinden sich ebenfalls im Mittel⸗ meer und haben vor kurzem Algier mit Ostkurs verlassen. Diese Schiffe führen zusammen 25 schwere Geschütze und 46 mittlere Schnellfeuerkanonen und deplacieren an 42 000 t. Die Schwarz⸗ meerflotte, bestehend aus sechs Schlachtschiffen, mehreren Kanonen⸗ booten und Torpedobooten, steht in Sebastopol unter Kommando des Admirals Kopitoff dienstbereit.
Oesterreich⸗Ungarn ist seit längerer Zeit bereits in den levantinischen Gewässern durch den Rammkrerzer „Kaiserin und Königin Maria Theresia“, sowie das Kanonenboot „Sebenico“ vertreten. Hierzu gesellten sich vor kurzem unter dem Kom⸗ mando des Kontre⸗Admirals Hinke das Schlachtschiff „Kron⸗ prinzeisin Stefanie“, Torpedo⸗Kanonenboot „Satellit“ und die drei Torpedoboote „Sperber“, „Elster“ und „Kibitz“, die alle sich gegenwärtig um Kreta befinden und insgesammt 12 160 t Wasser ver⸗ drängen und vier schwere Geschütze nebst 37 Schnellfeuerkanonen mittleren Kalibers an Bord haben.
Deutschland endlich entsandte vor kurzem den geschützten Kreuzer „Kaiserin Augusta“ nach Kreta, der 6290 t Wasser verdrängt und mit zwölf Schnellfeuerkanonen mittleren Kalibers bestückt ist. Daneben kreuzt in der Levante das Schul⸗Geschwader, bestehend aus den Fregatten „Stosch“, „Stein“, „Gneisenau“ und „Moltke
Griechenland.
Die russische Nacht „Sarniza“, mit dem Großfürsten⸗ Thronfolger von Rußland an Bord, ist heute von Patras wieder in See gegangen.
Die Deputirtenkammer hielt, wie die „Agence Havas“ berichtet, gestern keine Sitzung ab, da die Minister nicht er⸗ schienen waren. Der Minister⸗Präsident Delyannis hatte dieselben in das Finanz⸗Ministerium berufen. Die Ver⸗ treter der Mächte statteten gestern dem Minister des Aeußern Skuses Besuche ab.
Serbien. Die „Politische Korrespondenz“ erfährt aus Belgrad, daß der zum serbischen Gesandten in Wien ausersehene bisherige Gesandte in St. Petersburg Mihailowitsch bereits für ge⸗ nehm erklärt worden sei. Zu dessen Nachfolger in St. Peters⸗ burg sei Sava Gruitsch ausersehen. 8
Bulgarien. “
Der „Agence Balcanique“ zufolge hätte die Regierung mit dem Vertreter der Vereinigten Werke im Creuzot einen Vertrag über die Lieferung von drei Gebirgsbatterien und 48 Festungsgeschützen, darunter eine Anzahl von Zwäͤlftentzmneter⸗GCeschüben, zu einem Preise von 1 ¼ Millionen Francs abgeschlossen. Die Bestellung des Materials für 15 neu aufzustellende Batterien werde wahrscheinlich bei der Firma Krupp in Essen erfolgen. .
Afrika.
Dem ‚„Reuter'schen Bureau“ wird aus Prätoria ge⸗ meldet, daß der Oberste Gerichtshof auf dem Recht bestehe, die Beschlüsse des Volksraad zu bestätigen, um fest⸗ stellen zu können, ob sie etwa im Widerspruch mit der Ver⸗ fassung ständen. Der Volksraad berathe jetzt über einen Gesetz⸗ entwurf, nach welchem die Richter einen neuen Eid dahin ablegen sollen, daß sie die Beschlüsse des Volksraad als Gesetz annähmen. In der gestrigen Sitzung des Volksraad sei der Präsident Krüger in ernstester Weise zu Gunsten der Annahme dieser Bill eingetreten und habe ausgeführt: Rhodes habe seit Jahren versucht, die Republik zu untergrahen, und sei nur durch die Beschlüsse des Volksraad gehemmt worden. Sofern die Souveränetät der Republik nicht aufrecht erhalten werde, würde die Londoner Konvention gebrochen werden, und ein Krieg könnte dann folgen. Die Richter haben eine Er⸗ klärung abgegeben, worin 8 auf Vertagung der Berathung d und ihre Unterstützung zu einer gütlichen Regelung anbieten.
Parlamentarische Nachrichten. 8
Der Bericht über die gestrige Sitzung des Reichs⸗ tages befindet sich in der Ersten Beilage.
— In der heutigen (185.) Sitzung des Reichstages stand zunächst auf der Tagesordnung die erste Berathung des von den elsaß⸗lothringischen Abgg. Colbus (b. k. F.) u. Gen. beantragten Gesetzentwurfs wegen Neuregelung der Wahlen zum Landesausschusse von Elsaß⸗ Lothringen. Danach sollen die Wahlen durch direktes, allgemeines und geheimes Wahlrecht erfolgen und auf je 30 000 Einwohner ein Abgeordneter gewählt werden.
Zur Begründung des Antrages nahmen bis zum Schlusse 9. Mlattes die Abgg. Winterer und Preiß (b. k. F.)
as Wort.
— Der Gesetzentwurf, betreffend die Ergänzung einiger jagdrechtlicher Bestimmungen, ist, da das Haus der Ab⸗ geordneten den Beschlüssen des Herrenbauses nicht überall beigetreten ist, an das Herrenhaus wieder zurückgegangen.
Arbeiterbewegung.
Aus Lüdenscheid wird der „Rhein.⸗Westf. Ztg.“ geschrieben: Der Ortsverein Lüdenscheid der Bauhandwerker hat an die Arbeit⸗ geber im Baugeschäft ein Schreiben gerichtet, in welchem mitgetheilt wird, daß die Bauhandwerker im kommenden Frühjahr eine zehn⸗ stündige Arbeitszeit, und zwar von Morgens 6 bis Abends 6 Uhr, verlangen werden. An Lohn beanspruchen sie für Maurer und Hand⸗ langer nach dem beutigen Lohn 5 ₰ für die Stunde mehr, für Zimmerer 40 — 42 ₰ für die Stunde, für Sonntags⸗ und Nachtarbeit doppelten Lohn.
In Dresden⸗Pieschen legten, wie im „Vorwä ts“ berichtet wird, in dem Ofengeschäft von Robert Heidrich sämmtliche Töpfer die Arbeit nieder. Als Grund wird u. a. angegeben, daß die Arbeiter die Materialien nicht unentgeltlich transportieren wollten.
Aus London meldete „W. T. B.“ vom gestrigen Tage: Der Ausstand unter den Angestellten der Nordost bahn nimmt zu; der Passagierverkehr ist theilweise, der Güterverkehr zwischen Newcastle und Hartlevool gänzlich eingestellt. — Vom heutigen Tage wird weiter aus Hartlepool gemeldet, daß die Angestellten der Nordostbahn den all⸗ gemeinen Ausstand beschlossen haben. — Gestern begann in London, wie dem „Vorwärts“ telegraphiert wird, die internationale Kon⸗ ferenz der Hafenarbeiter und Seeleute. Von deutschen Ver⸗ tretern sollen Kellermann für die Hamburger Hafenarbeiter, Störmer für die Hamburger Seeleute und Schmalfeldt für die Hafenarbeiter Bremens anwesend sein.
Kunst und Wissenschaft.
Ueber neue archäologische Funde zu Worms theilt die „Wormser Ztg.“ Folgendes mit: Nachdem die Ausgrabung römischer Gräber „im Schild“, welche seit dem Sommer v. J. Freiherr von Heyl zu Herrnsheim zu Gunsten des Paulus⸗Museums vor⸗ nehmen ließ, bis Anfang Februar angedauert hat, und während dieser Zeit 295 unversehrte Grädber aufgedeckt und untersucht worden sind, haben Nachforschungen im Südwesten der Stadt ein weiteres, an⸗ scheinend ebenso großes römisches Grabfeld ergeben. Während das erstgenannte Eräberfeld sich an der vom Niederrhein über Mainz und Straßburg nach dem Oberrbein ziehenden römischen Heerstraße be⸗ findet und noch lange nicht völlig untersucht ist, erstreckt sich das neu entdeckte längs der auf dem linken Ufer des Eisbaches über Horch⸗ heim, Heppenheim und Offstein, also nach Westen, ziehenden Römer⸗ straße. Auch diese Straße ist in ihrem ganzen Verlauf von der Mitte der Stadt an bis zu ihrer äußersten Grenze am „Kirschgarten“ genau bekannt und in vielen Querschnitten bloß⸗ gelegt worden. Sie verläuft über die vorhin genannten Ort⸗ schaften nach der nächsten größeren römischen Station Eisen⸗ berg in der Pfalz hin, um von hier über das Gebirge nach Kgisers⸗ lautern und in die Westpfalz zu ziehen. Eine im Süden der Stadt neu angelegte Straße wurde deshalb „Eisenbergerstraße“ genannt. An der erstgenannten Straße wurden im frühen Mittelalter, als die Römerstraßen noch die alleinigen Verkehrswege bildeten, das Kloster Mariamünster und das längst verschwundene „Gutleuthaus“ erbaut, an der nach Eisenberg ziehenden Straße das Kloster Kirschgarten. Mit letzterer Straße zusammen verläßt noch eine dritte Römerstraße die Stadt, welche sich in der Nähe des neu entdeckten Gräberfeldes von ihr trennt, um sofort west⸗ wärts zu ziehen. Diese, jetzt noch „Hochstraße“ genannt, zieht in gerader Linie auf der Höhe hin, an „dem hohen Kreuz“ bei Pfedders⸗ heim vorbei nach Hohen⸗Sülzen und an der Stelle vorüber, wo seiner Zeit die im Mainzer und Bonner Museum befindlichen, berühmten durchbrochenen und geschliffenen Gläser gefunden worden sind. Dieser Straße zu Ehren wurde die neu angelegte, die Eisen⸗ berger Straße rechtwinkelig schneidende Straße auch „Hochstraße“ genannt. Das jetzt aufgefundene Gräberfeld liegt in seiner ganzen Ausdehnung ebenfalls auf von Hevyl'schem Fabrikgebiete. Freiherr von Heyl wird es ebenfalls für das Paulus⸗Museum unter⸗ suchen lassen. Es ist dies bis jetzt die fünfte der in einem großen Halbkreise um die Stadt gelagerten römischen Nekropolen, an welche sich meist noch größere fränkische Grabfelder anschließen. Mit der Exploitierung des neuen Gräberfeldes ist sofort begonnen worden. Es fanden sich bereits Steinsarkophage und Bestattungen in Holzsärgen mit ihren charakteristischen Beigaben. 8
8
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Entschädigungen der Besitzer für Verluste an Thieren aus Anlaß der Bekämpfung von Thierseuchen im Jahre 1895.
Nach dem schon mehrmals erwähnten Bericht des Kaiserlichen Gesundheitsamts über die Verbreitung von Thierseuchen im Deutscher Reiche im Jahre 1895 sind für Verluste an Thieren aus Anlaß der Bekämpfung von Thierseuchen auf Grund der §§ 57 u. ff. des Reichs⸗ gesetzes vom 23. Juni 1880/1. Mai 1894, betreffend die Abwehr und Unterdrückung von Viehseuchen, sowie der einschlägigen landesgesetz⸗ lichen Bestimmungen nachstehende Summen an die Viehbesitzer ge⸗ zahlt worden. 1
Aus Anlaß der Bekämpfung des Rotzes (Wurmes) sind für getödtete 718 Pferde 280 559,58 ℳ gezahlt, für weitere 42 Pferde ist auf Grund der §§ 61 bis 63 des erwähnten Reichsgesetzes die Ent⸗ schädigung versagt worden. Für 179 Pferde wurde der volle Werth mit 68 383,99 ℳ, für 539 drei Viertel des Werths mit 212 175,59 ℳ entschädigt. Von den entschädigten Pferden entfallen auf Preußen 602 (worunter 164 zum vollen Werthe) und hiervon allein auf Schlesien 148, auf Bayern 30 (1), Sachsen 1 (0), Württemberg 28 (3),
essen 5 (1), Mecklenburg⸗Schwerin 8 (3), Mecklenburg⸗Strelitz 4 (3),
Zraunschweig 1 (0), Schwarzburg⸗Sendershausen 5 (0), Schwarzburg⸗ Rudolstadt 1 (0), Bremen 8 (0), Hamburg 10 (2), Elsaß⸗Lothringen 15 (2). Gezahlt sind in Preußen 224 954,38 ℳ (wovon 61 665,99 ℳ für die zum vollen. Werthe entschädigten Pferde), der höchste Gesammtbetrag in Schlesien mit 49 395,66 ℳ; in Bayern 12 318,25 ℳ (634,00 ℳ], Sachsen 450,00 ℳ (0), Württemberg 12 014,00 ℳ (1034,00), Hessen 3352,50 ℳ (840,00), Meckenburg⸗Schwerin 3850,00 ℳ (1975,00), Mecklenburg⸗Strelitz 697,50 ℳ (435,00), Braunschweig 525,00 ℳ (0), Schwarzburg⸗Sondershausen 1837,50 ℳ (0), Schwarzburg⸗ Rudolstadt 487,50 ℳ (0), Bremen 2737,50 ℳ (0), Hamburg 3590,00 ℳ (500,00), Elsaß⸗Lothringen 13 745,45 ℳ (1300,00). Die Durchschnittssumme für ein zum vollen Werthe entschädigtes Pferd betrug 382,03 ℳ Der höchste Durchschnittsbetrag ist im Reg.⸗Bez. Schleswig gezahlt (1000,00 ℳ), der geringste im Reg.⸗Bez. Hildes⸗ heim (95,00 ℳ). 3
Aus Anlaß der Bekämpfung der Lungenseuche sind für 1682 getödtete Stuüͤck Rindvieh 245 192,76 ℳ Entschädigung gezahlt worden. Eine solche wurde versagt auf Grund § 62 des erwähnten Reichsgesetzes für 10 Stück Rindvieh. Zum vollen Werth ent⸗ schädigt sind 167 Stück Rindvieh mit 25 258 95 ℳ (darunter 87 zu⸗ folge besonderen Uebereinkommens mit den Besitzern nur zu Werth mit 7352,11 ℳ entschädigte seuchenfreie Thiere); zu vier Fünfteln 1515 Stück mit 219 933,81 ℳ In Preußen wurden 1574 Stück Rindvieh entschädigt (136 zum vollen Werth), wovon allein in der Provinz Sachsen 478 (114); in Bayern 4 (2), Königreich Sachsen 36 (18), Sachsen⸗Weimar 9 (0), Anhalt 22 (3), Sachsen⸗Alten⸗ burg 37 (8). Gezahlt sind in Preußen 221 454,98 ℳ (18 345,91 ℳ für die zum vollen Werthe entschädigten Thiere), davon in der Provinz Sachsen 92 486,49 ℳ (12 351,44 ℳ); in Bayern 881,00 ℳ (525,00 ℳ), im Königreich Sachsen 7675,08 ℳ (4248,23 ℳ), in Sachsen⸗Weimar 1228,0 ℳ (0), Anhalt 6497,00, ℳ (253,00 ℳ), Sachsen⸗Altenburg 7455,90 ℳ (1886,81 ℳ). Die Durchschnitts⸗ summe für ein zum vollen Werthe entschädigtes Stück Rindvieh betrug 223,84 ℳ
Die Gesammtsumme der aus Anlaß des Föses (Wurmes) und der Lungenseuche entschädigten 718 Pferde und 1682 Stück Rindvieh beläuft sich auf 525 752,34 ℳ gegen 418 293,01 ℳ für 676 Pferde und 994 Stück Rindvieh im Vorjahre.
Auf Grund landesgesetzlicher Bestimmungen in Bayern, Sachsen, Württemberg, Baden, Sachsen⸗Weimar, raunschweig, Sachsen⸗Altenburg, Reuß ä. L., Reuß j. L. und Elsaß⸗Lothringen wurden für “ von 136 Pferden und 3587 Rindern durch Milzbrand, Rauschbrand und Maul⸗ und Klauenseuche 827 567,96 ℳ
“
vom 24 Februar. 3 „ „2 1 2 8 8 2 2 . 88
Britisch⸗Ostindien. 3 beih einer Mittheilung vom 26. Ja⸗ nuar war in Bombay und Kurrachee ein Rückgang der Seuche bishin nicht festzustellen. Neuerdings scheint sich die Pest auch im Innern von Indien auszubreiten. Wie in Bombavy, so verlassen auch in Kurrachee die Eingeborenen die Stadt in großen Massen. In Poona hat schon seit geraumer Zeit die Zahl der Erkrankungen zugenommen; nunmehr werden solche auch aus Agra und dem Punjab gemeldet. Kalkutta ist bisher von der Fr verschont geblieben.
olera.
Britisch⸗Ostindien. Kalkutta. Vom 10. bis 16. Januar starben 26 Personen an Cholera, 5 an Pocken und 172 an Fiebern. 2
Verschiedene Erkrankungen.
Pocken: London 2, Odessa 11, Warschau 3 Tcodesfälle; London 20 (Kranken häuser); Paris 8, St. Petersburg 12 Erkrankungen; Flecktyphus: St. Petersburg 2 Erkrankungen; Rückfallfieber: Moskau 3 Todesfälle; Genickstarre: Regierungsbezirk Arns⸗ berg 2 Todesfälle und 5 Erkrankungen: Influenza: Berlin 7, Barmen, Halberstadt je 2, Kopenhagen 5, London 14, Moskau 4, New⸗York 2, Paris 4 Todesfälle; Regierungsberirk Marienwerder 46, Hamburg 21, Kopenhagen 932, Stockholm 57 Er⸗ krankungen. — Mehr als ein Zehntel aller Gestorbenen starb an Masern (Durchschnitt aller deutschen Berichtsorte 1881/90: 1,30 %): in Dessau, Fürth und Nürnberg — Erkrankungen kamen vor in Berlin 66, in den Regierungsbezirken Arnsberg 466 Aurich 83, Düssel⸗ dorf 86, Münster 100, Posen 282, in München 76, Nürnberg 300, Hamburg 29, Budapest 137, Edinburg 139, Kopenhagen 62, St. Peters⸗ burg 93, Prag 33, Wien 187 — desgl. an Scharlach in Berlin 40, Breslau 24, München 32, Budapest 28, Edinburg 42, Kopenhagen 40, London 226 (Krankenhäuser), Paris 65, St. Petersburg 77, Wien 52 — desgl. an Diphtherie und Croup in Berlin 64, in den Reg⸗Bezirken Arnsberg 209, Düsseldorf 121, Schleswig 87, in München 36, Hamburg 33, Kopenhagen 31, London 104 (Kranken⸗ h äuser), Paris 97, St. Petersburg 107, Wien 68 — desgl. an Unterleibstyphus in Budapest 16, Paris 22, St. Peters⸗ burg 148. b Belgien.
Die Commission sanitaire de l'Escaut hat das von ihr
unter dem 6. d. M. erlassene Verbot der Ein⸗ bezw. Durchfuhr von Herkünften aus Indien auf alle Textilwaaren aus thierischen und vegetabilischen Rohstoffen, wie Wolle, Baumwolle und Jute, sowie auf Fasern von solchen Stoffen und auf Kokusnuß⸗ fasern, soweit sie nicht in mechanisch gepreßten und mit
bundenen Ballen zur Versendung gelangen, ausgedehnt. Anz.“ Nr. 40 vom 16. d. M.) “
Verkehrs⸗Anstalten.
London, 25. Februar. (W. T. B.) Union⸗Linie. UD. „Tartar' ist auf der Heimreise gestern von Kapstadt abgegangen.
Theater und Muftk.
Theater Unter den Linden.
Der nge vorbereitete „Strauß⸗Cyelus“ beg gest Abend mit des Meisters Operette „Indigo und die vierzig Räuber“. Der kürzlich verstorbene Eduard Jacobson hatte diese große Ausstattungs⸗Operette nach einem älteren Sujet für die hiesige Bühne bearbeitet und ihr neue Kuplets und andere humoristis Beigaben eingefügt. Den Eindruck der gestrigen Aufführung kann man kurz dahin zusammenfassen, daß alles gut war: die Musik, die Ausstattung, und das Spiel der Darsteller, nur nicht das Libretto. Unter diesem interesselosen Text hatten natürlich alle trefflichen Faktoren der Vor⸗ stellung zu leiden; trotz der Mühe, welche sich die Darsteller gaben, wollte die rechte, lustige Operettenstimmung nicht zum Vorschein kommen. Der mustkalische Theil des Werkes zeigt eine quellende Frische der Erfindung, eine Fülle von anmuthigen Melodien, die eigentlich einen vollen Erfolg verdient hätten. Fast ohne Unterbrechung — stets sich anschmeichelnd durch den Wohlklang und lebensfroh in der Empfindung — folgen sich die Tanzweisen, denen es bei den Aktschlüssen auch an kunstvoll gebauten Ensemblesätzen nicht fehlt, welche die Komposition weit über den Durchschnitt der landläufigen Operettenmusik erheben. Dagegen wurde der Eindruck der Leere der Handlung noch verstärkt durch die eingeschobenen breiten Balletscenen, die an und für sich durch ihre geschmackvolle Erfindung, ihre glänzende Farben⸗ pracht und ihre blendenden Lichteffekte lebhafte Anerkennung verdienten. Die Darsteller bielten sich durchweg wacker. Fräulein Fischer sang die Hauptrolle der Fantaska mit großer Verve, und Herr Bruch trug als Janio, der lustiger Rath und Liebhaber zugleich ist, seinen Part sehr wirkungsvoll vor. Für den Humor sorgten mit ge⸗ wohnter Treffsicherheit die Herren Hanno, Wellhof und Klein.
2 Konzerte.
Am Dienstag gab der Großherzoglich mecklenburgische Kammer⸗ sänger Herr Karl Mayer im Saal der Sing⸗Akademie einen Lieder⸗Abend, der zahlreich besucht war. Seine klangvolle und um⸗ fangreiche Baritonstimme ist auf das sorgfältigste geschult und kam in dem Vortrag der Lieder von Philipp zu Eulenburg, H. Wolf, Löwe und Anderen trefflich zur Geltung. Am besten aber gelangen dem Sänger die Schubert'schen Lieder: „Wohin?“, „Der Tod und das Mädchen“ und „Liebesbotschaft“. Nach anhaltendem Beifall erfreute der Künstler noch durch einige Zugaben. Die Klavierbegleitung befand sich in den bewährten Händen des Herrn O. Bake. — An demselben Abend gab der bekannte Violin⸗Virtuose Walther Cavallery im Saal Bechstein ein Konzert, in welchem er mit großer technischer Sicherheit und tief empfindender Aus⸗ drucksweise die selten gehörte Sonate in A-dur von Händel, das Konzert von Mendelssohn und zwei kleinere Stücke von Vieuxtemps unter großem Beifall vortrug. Frau Adelina Sandow⸗Herms, welche das Konzert unterstützte, erfreute durch die mit hübscher, wenn auch nicht mehr ganz frischer AltStimme vorgetragenen Lieder von Draeseke, die von Brahms bearbeiteten Volkslieder, sowie Lieder von Franz und Anderen. Auch sie erntete lebhaften Beifall, für welchen sie durch einige Zugaben dankte.
Fräulein Helene Jordan, die als Konzertsängerin und Lehrerin in weiteren Kreisen vortheilhaft bekannt ist, gab gestern im Saal der Sing⸗Akademie ein Konzert, und zwar unter Mit⸗ wirkung der Pianistin Louise Schmidt, der Sopranistin Vera Goldberg und des Streichquartetts der Herren Moser, Schäffer, Wiggers und Sandow. Die nicht eben starke, aber auf das sorgfältigste in der Königlichen Hochschule ausgebildete Altstimme der Konzertgeberin kam in Liedern von s
(Vergl. „
Weber, Schubert, de Fesch Leschetitzky und Anderen vortrefflich zur Geltung. Die Pianistin, die demselben Institut ihre Ausbildung verdankt, trug eine Gigue von Joh. Häßler (1584) und zwei kleinere Stücke von Chopin mit technischer Sicherheit und interessanter Ausdrucksweise vor. Das Streichquartett stand im Vortrage des C-dur-Quartetts von Havdn nicht auf der Höhe künstlerischer Vollendung, wie man sie hier und in anderen Konzert⸗ fälen zu hören pflegt. Den Schluß des Abends bildeten fünf Duette von Brahms, Dvooraͤk, Stange, Kahn und Rossini, die gleich den übrigen Vorträgen von dem zahlreich erschienenen Publikum mit leb⸗ haftem Beifall aufgenommen wurden.
Im Königlichen Opernhause wird morgen Lortzing’s „Undine“ unter Kapellmeister Dr. Muck's Leitung mit Fräulein Hiedler in der Titelrolle gegeben. Die Bertalda singt Frau Herzog, den Ritter Hugo Herr Sommer, den Kühleborn Herr Bulß. — Am Montag, den 1. März, gehen Meyerbeer’s „Huge⸗ notten“ unter Kapellmeister Dr. Mug's Leitung in Scene. Die für diesen Tag angekündigte Vorstellung von „VTristan und Isolde“ wird auf kurze Zeit verschoben. — Die Königliche
Sängerin Fräulein Hiedler hat am Mittwoch, den 24. d. M.,
Aus den „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“ Nr. 8