1897 / 50 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 27 Feb 1897 18:00:01 GMT) scan diff

gerufen, nicht innerhalb 10 Jahren nach dem letzten bezüglichen offentlichen Aufrufe zur Einlösung vorgezeigt worden sind.

Die Staatsschulden⸗Tilgungskasse kann sich in einen Schriftwechsel mit den Inhabern der Obligationen über die Zahlungsleistung nicht einlassen. .

Formulare zu den Qurttungen werden von sämmtlichen oobben gedachten Einlösungsstellen unentgeltlich verabfolgt. Berlin, den 2. Januar 1897. . Sauptverwaltung der Staatsschulden.

von enean

Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 27. Februar. 3 Seine Majestät der Kaiser und König wohnten gestern dem Diner des Provinzial⸗Landtages der Mark Bran⸗ denburg bei. b . 8 Fenr nahmen Seine Majestät die Vorträge des Chefs des Generalstabes und des Chefs des Militärkabinets ent⸗ gegen. Ihre Majestät die Kaiserin und Königin er⸗ theilten im Verlauf dieser Woche mehrere Audienzen und empfingen unter Anderen die Fürstin zu Fürstenberg.

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Der Ausschuß des Bundesraths für Zoll⸗ und Steuer⸗ wesen und die vereinigten Ausschüsse für Zoll⸗ und Steuer⸗ 1 und für Handel und Verkehr hielten heute Sitzungen.

In der gestrigen Sitzung des Brandenburgischen Provinzial⸗Landtages bildete die Errichtung eines Denkmals für Seine Majestät weiland Kaiser Wilhelm I. durch die Provinz den ersten Gegenstand der Berathung. Der Landes⸗Direktor Freiherr von Manteuffel begründete den vom Provinzial⸗Ausschuß dem Landtage vor⸗ gelegten Antrag. Es sei vom Ober⸗Bürgermeister Boie⸗ Potsdam seiner Zeit die Errichtung eines Kaiser⸗Denk⸗ mals auf der Langen Brücke zu Potsdam angeregt worden; auch seien dazu Beiträge in erfreulicher Weise eingegangen. Der Ober⸗Bürgermeister Boie habe sich im weiteren an die Provinzial⸗ vertretung um eine namhafte Unterstützung gewandt. Der Provinzial⸗Ausschuß sei sich indessen darüber einig ge⸗ worden, diesem Gesuch nicht Folge zu geben, und habe in seiner Sitzung vom 15. Januar d. J. beschlossen, daß lieber die rovinz dem großen Kaiser ein Denkmal setzen solle. Dieser Entschluß sei, so theilte Freiherr von 1 menteiffel mit, dem Kaiser zu Ohren gekommen, und Seine Majestät hätten aus eigener Veranlassung Sich zu ihm mit Be⸗ friedigung darüber ausgesprochen und auch den Platz, die Lange Brücke zu Potsdam, als geeignet erklärt. Ferner habe Allerhöchstderselbe das Augenmerk auf den vom Bildhauer Pro⸗ feessor Herter ausgeführten Denkmals⸗Entwurf gelenkt, der die vpoolle Zustimmung Seiner Majestät gefunden habe. Namens des Provinzial⸗Ausschusses beantrage daher der Landes⸗Direktor: „1) Der Provinzial⸗Landtag wolle sich im Prinzip mit der Frrichtung eines Kaiser Wilhelm⸗Denkmals durch die Provinz einverstanden erklären, und 2) den Ausschuß zu einer Vor⸗ lage darüber für die Tagung des Landtages 1898 ermächtigen.“ Der Landtag nahm ohne jede Berathung diesen Antrag ein⸗ timmig an. e“ 1 Abends 7 Uhr fand dann im Englischen Hause das Diner ssttatt, welches der Ober⸗Präsident, Staats⸗Minister Dr. von Achenbach alljährlich den Mitgliedern des Provinzial⸗Land⸗ tages giebt. Seine Majestät der Kaiser und König waren, wie in den Vorjahren, der Einladung des Ober⸗ Präsidenten gefolgt und trafen gegen 7 Uhr im Englischen Hause ein. Während des Diners erhob sich der Ober⸗Präsident, Staats⸗Minister Dr. von Achenbach und hielt etwa folgende Ansprache: 8 prach Vertreter der Provinz Brandenburg feiern heute ein bohes Fest, denn unser Kaiser ist wieder in unserer Mitte! Ihm klopfen unsere Herzen jubelnd entgegen, Ihm geloben wir huldigend aufs neue allte Treue! Seit Jahrhunderten stehen die Brandenburger mit ihren Fürsten zusammen, insonderheit mit den Hohenzollern, die sie zu des Reiches Herrlichkeit geführt haben. Jeder Brandenburger weiß, daß er den Aufschwung und die Machtstellung seines Vater⸗ landes allein ihnen zu verdanken hat, allen voran dem beimgegangenen großen Kaiser, seinem heldenhaften Sohne und unserem geliebten jetzigen Herrn und Kaiser. Vor zwei Jahren steanden Seine Majestät an der sizilischen Küste am Grabe des Hohenstaufen⸗ Kaisers Friedrich II. und haben wohl dort dessen Grabschrift gelesen: „Hic cinis, ubique fama“ „hier seine Asche, in aller Welt sein Ruhm!“ Könnte ein Wort besser passen auf unseres Kaisers Erlauchten Herrn Großvater und Vater? Wir haben hier ihre Asche, aber die ganze Welt hat ihren Ruhm!⸗ Der Ober⸗Präsident gedachte im weiteren der selbstgestellten Aufgabe Seiner Majestät des Kaisers,den Frieden zu erhalten, die Allerhöchst⸗ derselbe auch bis in die letzten Tage erfüllt habe. Er gedachte ferner der Friedenswerke Seiner Majestät in der Durchführung der sozialen Gesetzgebung Seines Großvaters, die Allerhöchstderselbe zu einem gewissen Abschluß gebracht. Das weitaus Größte aber, fuhr er fort, ist der Erlaß des Bürgerlichen Gesetzbuches. Als Friedrich II. mit dem Preußischen allgemeinen Landrecht das erste deutsche Gesetz gab, brach alle Welt in Staunen aus. Aber es galt doch nur für Preußen; jetzt sind alle Deut⸗ schen unter einem bürgerlichen Gesetz geeinigt: ein Zu⸗ stand, den die Geschichte unseres Vaterlandes nie zu⸗ vor zu verzeichnen gehabt hat. Auch auf dem Gebiete der sozialen Hilfe, christlicher Förderung und kirchlicher Pflege steht unser Kaiser obenan, in der Initiative für die letztere durch Seine Hohe Gemahlin unterstützt. Nicht minder wend t Allerhöchstderselbe Seine Fürsorge der Landwirthschaft und dem Handwerk zu. „Vertrauen wir Ihm des⸗ halb, schaaren wir uns als Phalanx um Seine Fahne und rufen wir Ihm in unerschütterlicher Treue zu: Unser geliebter Kaiser“ König und Herr, unser Markgraf lebe boch!“ Die Versammlung stimmte begeistert in das dreimalige Hoch ein. Seine Majestät der Kaiser und König antworteten alsbald mit folgendem Trinkspruch: In herrlichem, bilderreichem Schwung hat soeben der Herr Ober⸗ Präsident in Ihrem Namen Ihre Haldigung Mir entgegengebracht, und kann Ich nur von ganzem Herzen und tiefgerührt dafür vdanken. Ich komme eben aus der alten märkischen Haide, wo Ich um⸗

Mich, wieder ein paar Stunden unter Ihnen zubringen zu können; denn der Verkehr mit den Söhnen der Mark ist für Mich stets wie ein neubelebender Trank. Was die märkischen Eichen und Kiefern Mir vorgerauscht haben, das hat in sinniger Weise soeben der Herr Ober⸗Präsident erwähnt. Mit hohem Rechte haben Sie speziell Meines Hochseligen Herrn Großvaters erwähnt, Mein lieber Achen⸗ bach. Unser heutiges Fest, wie auch die ganze Zeit, stehen sie doch schon unter dem aufgehenden Frühroth des anbrechenden Morgens, des hundertjährigen Geburtstages dieses Hohen Herrn. Da wird der Blick eines Jeden von Ihnen zurückschweifen in die Vergangenheit. Denken wir zurück in der Geschichte: Was ist das alte Deutsche Reich gewesen! Wie haben so oft einzelne Theile desselben gestrebt und gearbeitet zusammenzukommen zu einem einigen Ganzen, um theils für das große Ganze ersprießlich zu wirken, theils um den Schutz des gesammten Staats gegen äußere Eingriffe zu ermöglichen. Es ist nicht gegangen: Das alte Deutsche Reich wurde verfolgt von außen, von seinen Nachbarn und von innen durch seine Parteiungen. Der Einzige, dem es gelang, gewissermaßen das Land einmal zu⸗ sammenzufassen, das war der Kaiser Friedrich Barbarossa. Ihm dankt das deutsche Volk noch heute dafür. Seit der Zeit verfiel unser Vaterland, und es schien, als ob niemals der Mann kommen sollte, der im stande wäre, dasselbe wieder zusammenzufügen. Die Vor⸗ sehung schuf sich dieses Instrument und suchte sich aus den Herrn, den wir als den ersten großen Kaiser des neuen Deutschen Reiches begrüßen konnten. Wir können ihn verfolgen, wie er langsam heran⸗ reifte von der schweren Zeit der Prüfung bis zu dem Zeitpunkt, wo er als fertiger Mann, dem Greisenalter nahe, zur Arbeit berufen wurde, sich Jahre lang auf seinen Beruf vorbereitend, die großen Gedanken bereits in seinem Haupte fertig, die es ihm ermöglichen sollten, das Reich wieder erstehen zu lassen. Wir sehen, wie er zuerst sein Heer stellt aus den dinghaften Bauernsöhnen seiner Provinzen, sie zu⸗ sammenreiht zu einer kräftigen, waffenglänzenden Schaar; wir sehen, wie es ihm gelingt, mit dem Heer allmählich eine Vormacht in Deutschland zu werden und Brandenburg⸗Preußen an die führende Stelle zu setzen. Und als dies erreicht war, kam der Moment, wo er das gesammte Vaterland aufrief und auf dem Schlachtfeld der Gegner Einigung herbeiführte. Meine Herren, wenn der hohe Hert im Mittelalter gelebt hätte, er wäre heilig gesprochen, und Pilgerzüge aus allen Ländern wären hingezegen, um an seinen Gebeinen Gebete zu verrichten. Gott sei Dank, das ist auch heute noch so! Seines Grabes Thür steht offen, alltäglich wandern die treuen Unterthanen dahin und führen ihre Kinder hin, Fremde gehen hin, um sich des Anblicks dieses herrlichen Greises und seiner Standbilder zu erfreuen. Wir aber, meine Herren, werden besonders stolz sein auf diesen gewaltigen Mann, diesen großen Herrn, da Er ein Sohn der Mark war. Daß Gott sich einen Märker ausgesucht hat, das muß etwas Besonderes bedeuten, und Ich hoffe, daß es der Mark vorbehalten sein wird, auch fernerhin für des Reiches Wohl zu sorgen. Zusammen⸗ gefügt wie Eins ist das Hohenzollersche Haus und die Mark, und aus der Mark stammen und in der Mark wurzeln die Fäden unserer Kraft und unseres Wirkens. So lange der märkische Bauer noch zu Uns steht und Wir dessen gewiß sein können, daß die Mark Unserer Arbeit entgegenkommt und Uns hilft, wird kein Hohenzoller an seiner Aufgabe verzweifeln. Schwer genug ist sie, und schwer wird sie ihm gemacht: Ich meine eine Aufgabe für uns Alle, mögen wir sein, wer und wo wir wollen. Zu dieser Aufgabe ruft uns das Andenken an Kaiser Wilhelm den Großen, und in dieser wollen wir uns um ihn, um sein Andenken schaaren, wie die Spanier einst um den alten Cid. Diese Aufgabe, die uns Allen aufgebürdet wird, die wir Ihm gegenüber verpflichtet sind zu übernehmen, ist der Kampf gegen den Umsturz mit allen Mitteln, die uns zu Ge⸗ bote stehen. Diejenige Partei, die es wagt, die staatlichen Grund⸗ lagen anzugreifen, die gegen die Religion sich erhebt und selbst nicht vor der Person des Allerhöchsten Herrn Halt macht, muß überwunden werden. Ich werde Mich freuen, jedes Mannes Hand in der Meinen zu wissen, sei er Arbeiter, Fürst oder Herr wenn Mir nur ge⸗ holfen wird in diesem Gefechte! Und das Gefecht können wir nur siegreich durchführen, wenn wir uns immerdar des Mannes erinnern, dem wir unser Vaterland, das Deutsche Reich, verdanken, in dessen Nähe durch Gottes Fügung so mancher brave, tüchtige Rathgeber war, der die Ehre hatte, seine Gedanken ausführen zu dürfen, die aber alle Werkzeuge seines erhabenen Wollens waren, erfüllt von dem Geiste dieses Erhabenen Kaisers. Dann werden wir richtig wirken und im Kampfe nicht nachlassen, um unser Land von dieser/Krankheit zu befreien, die nicht nur unser Volk durchseucht, sondern auch das Familienleben, vor allen Dingen aber das Heiligste, was wir Deutsche kennen, die Stellung der Frau, zu erschüttern trachtet. So hoffe Ich Meine Märker um Mich zu sehen, wenn sich die Flammenzeichen ent⸗ hüllen, und in diesem Sinne rufe Ich: Die Mark, die Märker Hurrah! Hurrah! Hurrah! 8 8

Im Monat Januar d. J. haben 367 Schiffe (gegen 391 Schiffe im Januar 1896) mit einem Netto⸗Raumgehalt von 108 011 Registertons (1896: 53 113 Registertons) den Kaiser Wilhelm⸗Kanal benutzt und, nach Abzug des auf die Kanalabgabe in Anrechnung zu bringenden Elblootsgeldes, an Gebühren 56 995 (1896: 37 157 ℳ) entrichtet.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich württem⸗ bergische Ober⸗Kriegsrath von Landbeck ist nach Stuttgart abgereist.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Senator der freien

e Hanses 2 ist en Hansestadt Bremen Dr. Marcus ist

Laut telegraphischer Meldungen an das Ober⸗Kommando

der Marine ist S. M. S. „Arcona“, Kommandant Korvetten⸗ Kapitän Becker, gestern von Pagoda Anchorage in See gegangen; S. M. S. „Hyäne“, Kommandant Kapitän⸗ Lieutenant Becker, ist am 23. Februar in Mossamedes an⸗ gekommen und beabsichtigt, am 1. März nach Loanda in See zu gehen.

Posen, 26. Februar. In der gestrigen (3.) Plenar⸗ sitzung des Provinzial⸗Landtages wurde zunächst über den Antrag der Landwirthschaftskammer auf Einführung der

rauscht war von den alten märkischen Kiefern und Eichen, zu ihrem

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Männern, freue

berathen. Nach nesabes. Debatte wurde beschlossen, Bildung eines außerordentlichen wurden sodann für jedes Jahr 24 000 unter der Be⸗ dingung bewilligt, daß der Staat zum gleichen weck einen jährlichen Beitrag von 40 000 leiste. ach⸗ dem alsdann über die Abänderung der Besoldungs⸗ Ordnungen für die Lehrer an den Provinzial⸗Taubstummen⸗ Anstalten sowie an den Provinzial⸗Erziehungsanstalten Be⸗ schluß gefaßt war, nahm die Versammlung von den Berichten des Landeshauptmanns für die Jahre 1894,95 und 1895/96 über die landwirthschaftliche Berufsgenossenschaft, die Bau- Unfallversicherung, die Provinzial⸗Wittwen⸗ und Waisenkasse, die von der Provinzialverwaltung geführten woses⸗ die Veränderungen in den Verhältnissen des Grundbesitzes der Provinz, has wangserziehungswesen, die Irrenpflege, Bau und Einrichtung der Irrenanstalt Dzielanka, das Taubstummenwesen, das Blindenwesen und die Landes⸗ kultur⸗Rentenbank Kenntniß. Dem Vorschlage des Landes⸗ hauptmanns, einen Beschluß des 28. Provinzial⸗ Landtages, betreffend die Bewilligung von 140 000 ur Unterbringung von Zwangszöglingen it Unstalten, außer Kraft zu setzen, wurde zugestimmt und der Etat für das Feeneee .ne für 1897/98 u. f. J. auf 109 500 ℳ, der Etat für die Provinzial⸗Erziehungs⸗ anstalt in Schubin auf 53 200 r 8 Provinzial⸗Erziehungsanstalt in Zerkwitz auf 33 700 fest⸗ gestellt. Dem Verein „Zoologischer Garten zu Posen“ wurde eine einmalige Beihilfe von 1500 bewilligt. Gesuche mehrerer Schulvorstände um Gewährung von Beihilfen zur Einführung des Handfertigkeitsunterrichts in den Gemeinde⸗ schulen wurden abgelehnt. 5

In der heutigen (4.) Plenarsitzung wurde die Vor⸗

von Mitteln für die Förderung und Unterstützung des Baues von Kleinbahnen innerhalb der Provinz und Ergänzung des Kleinbahn⸗Baufonds durch Aufnahme einer Anleihe von einer Million Mark bei der Provinzial⸗Hilfskasse, genehmigt und die Entscheidung darüber, von welchen Bedingungen oder Vorbehalten die Bewilligung von Unterstützungen an Klein⸗ bahnbau⸗Unternehmungen abhängig zu machen sein werde, dem Provinzial⸗Ausschuß unter Berücksichtigung der Besonder heiten des Einzelfalles überlassen. Elsaß⸗Lothringen. Der Landesausschuß erledigte in seiner vorgestrigen Sitzung den Etat der Verwaltung der direkten Steuern, des Kataster⸗ und Vermessungswesens, den außerordentlichen Eta der Katastererneuerung und den Etat der Verwaltung der Finanzen und Domänen allgemeine Einnahrn nd A gaben in zweiter Lesung. .

Oesterreich⸗Ungarn.

Der Minister des Aeußern Graf Goluchowski empfing

gestern den russischen Botschafter Grafen Kapnist. Gra

Kapnist verweilte ungefähr eine halbe Stunde bei dem Minister Großbritannien und Irland.

In der gestrigen Sitzung des Unterhauses stellte, wi „W. T. B.“ berichtet, Bryn Roberts die Anfrage an die Regierung, ob im November 1895 eine europäische Groß⸗ macht Großbritannien vorgeschlagen habe, gemeinsam mit anderen Großmächten in die Dardanellen einzufahren und sich des Sultans zu bemächtigen, und was die Regie⸗ rung auf diesen Vorschlag geantwortet habe. Der Par⸗ laments⸗Sekretär des Auswärtigen Curzon erwiderte, es sei kein derartiger Vorschlag der britischen Regierung gemacht worden. Bryce fragte alsdann, ob also die Erklä⸗ rung des französischen Ministers des Auswärtigen Hanotaur inkorrekt gewesen sei. Der Parlaments⸗Sekretär des Aus⸗ wärtigen Curzon erwiderte: „Nein! Es wurde gefragt, ob ein solcher Vorschlag uns gemacht worden sei. Diese Frage habe ich beantwortet. Ich weiß nicht, daß der Minister Hanotaux etwas über einen uns gemachten Vorschlag gesagt hätte.“ 8 1 Im „United Club“ zu London hielt gestern der Par⸗ laments⸗Sekretär des Auswärtigen Curzon eine Rede, in der er ausführte: die Großmächte seien für Kreta verant⸗ wortlich und könnten nicht zugeben, daß man sich über sie hinwegsetze. Kein anderes Land, wie edel immer seine Ge⸗ fühle seien, habe das Recht, den Großmächten ihre Auf⸗ gabe aus den Händen zu nehmen. Wenn die Mächte die Aufständischen nicht b schossen hätten, würden vielleicht die ausgeschifften internationalen Mannschaften zu einem schimpf⸗ lichen Rückzug auf ihre Schiffe gezwungen worden sein. Curzon fügte hinzu, die Lösung der kretischen Frage sei haupt⸗ sächlich der Initiative Lord Salisbury's zu verdanken.

In der gestrigen Sitzung des parlamentarischen Untersuchungs⸗Ausschusses über den Einfall Jame⸗ son’'s in Transvaal verlas der Staatssekretär für die Kolonien Chamberlain ein Telegramm hes früheren Gouver⸗ neurs der Kap⸗Kolonie Sir Herkules Robinson vom 24. d. M., worin der letztere mittheilt, es sei wahr, daß er vertraulich mit Rhodes die Möglichkeit besprochen habe, im Falle eines Auf⸗ standes in Johannesburg dorthin zu gehen, eine etwaige, hierauf bezügliche Mittheilung an die Reformleute jedoch ohne sein Wissen erfolgt sei. Ehe er den Bericht über die Aussagen Rhodes' gelesen habe, habe er nicht gewußt, daß das Wort „Chairman“ sich auf ihn bezogen habe. Hierauf nahm Blake das Verhör wieder auf. Rhodes sagte aus, er habe seinen Sekretär Harris, welcher seine Pläne vollkommen gekannt habe, angewiesen, vertrauliche Mittheilungen an Personen in England zu machen, wobei er viel dem Ermessen Harris über⸗ lassen habe. Die von Harris erhaltenen Briefe und Telegramme habe ernicht nach England mitgebracht. In Betreffseiner Erklärung über die angeblich beharrlich unfreundliche Feen Trans⸗ vaals gegen die Kap⸗Kolonie befragt, erklärte Rhodes, er habe Vorstellungen an den Präsidenten Krüger nicht für Erfolg versprechend gehalten. Selbst im gegenwärtigen Augenblick werde er (Rhodes) für die Veranlassung dazu gehalten, daß der Präsident Krüger die Richter unter die Kontrole des Volksraads zu stellen wünsche. Des weiteren erklärte Rhodes: nicht er, sondern der Ausschuß habe darüber zu urtheilen, ob seine Betheiligung an den Vorbereitungen des Einfalls Jameson's mit seiner Stellung als Premier⸗ Minister unvereinbar gewesen sei; in jedem Falle aber habe er demissioniert. Blake wies auf die Erklärung Rhodes über den Einfluß einer fremden Macht in Transvaal hin

Versicherung von Pferden und Rindvieh gegen Milzbrand

und sagte, er schließe sich vollkommen der Ansicht Rhodes an,

eit von der Einführung der Versicherung abzusehen. 8 8 Meliorations⸗Fonds

in Provinzial⸗

und derjenige der

lage des Provinzial⸗Ausschusses, betreffend die Bereitstellung

1

in Zukunft gemäß Verfügung Militär⸗Gouverneur von welche denselben so zu wählen haben, daß den Wünschen der ackerbautreibenden Bevölkerung möglichst Rechnung getragen wird. Für die Marinetruppen hat der zuständige Minister für das laufende Jahr allgemein angeordnet, daß die Dienst⸗ leistung vom 23. August bis zum 19. September stattfinden soll.

neurs seit gesprochen.

aus Konstantinope schützen, Adrianopel fortdauerten.

daß derselbe guten Grund für diese Annahme gehabt habe. debodes antwortete, er freue sich, daß dies der Fall sei; denn wenn er seine Gründe auseinanderzusetzen hätte, so könnte dies Schaden anrichten und bei einer befreundeten Macht

Erregung verursachen. Blake warf

eine fremde Macht handele, so werde die Angelegenheit eine gab dies zu, sagte aber, die Die Politik Transvaals sei die

Reichsfrage werden. Rhodes Details seien lokaler Natur.

gewesen, eine fremde Macht einzumischen.

iedenen Gouverneuren

mit versch Einfall

Wenn der gelungen die Chartered einen habt haben würde.

Company Er hoffe,

erwähnte fremde Macht sei.

absichtigt habe, ohne Zustimmung der

Vertrag zu schließen. (2) Die Politik Transvaals in ihrer ganzen Richtung begünstige die Ausländer, besonders die deutschen, olländern und Engländern.

gegenüber den H vom Kap hätten keine Aussicht, halten. Die Buren versuchten,

britischen Häfen nach der Delagoa⸗Bai abzulenken. wies auf eine Rede des Staatssekretärs des deutschen Aus⸗ wärtigen Amts Freiherrn von Marschall hin, in welcher

derselbe gegen ein Handelsbündniß

Staaten Einwand erhoben habe, da dies zum Ausschluß der Er (Rhodes) sei bereit, seine Erklärung, daß die Verwaltung Transvaals korrupt sei, zu beweisen. Rhodes gab sodann eine längere Darstellung der Beschwerden der Kap⸗Kolonie gegen Transvaal. formen in Transvaal würden sicherlich kommen, aber in ver⸗ 8 Rhodes sprach Chamberlain von jedweder Kenntniß des Einfalls frei; Chamberlain habe nur im allgemeinen davon Kenntniß gehabt, daß in Johannesburg

deutschen Waaren führen würde.

fassungsmäßiger Weise.

Unruhen ausbrechen dürften. Frankreich.

Der Senat begann gestern die allgemeine Berathung des

Budgets für 1897.

Der Zeitpunkt für die Einberufung der Mann⸗ schaften des Beurlaubtenstandes zu den ihnen ohb⸗ liegenden Dienstleistungen soll, dem „Avenir militaire“ zufolge, einer vom Kriegs⸗Minister Korps⸗Kommandanten und den

durch die Paris

Rußland.

Der russische Gesandte in Athen Onu ist, „Journal de St. Pétersbourg“ meldet, in St. Petersburg eingetroffen, um der Vermählung seiner Tochter beizuwohnen. Derselbe wird sich demnächst auf seinen Posten zurückbegeben.

Dem Adjunkten des General⸗Gouverneurs in Warschau, Geheimen Rath Petrow, wurde befohlen, den Sitzungen des Senats beizuwohnen, und demselben der Dank des Kaisers für die vorzügliche Vertretung des General⸗Gouver⸗ der Erkrankung des Grafen Schuwalow aus⸗

Türkei. Das Wi

1897 fruͤher als sonst durchzuführen.

aus Janina seien 10 000 Mann griechischer Truppen

1

gestern erfährt, werden daselbst die militärischen Vorberei⸗ 1 t. Mehrere seien bereits mobil und marschierten gegen die griechische

Sen Aus Kandia von gestern Abend meldet die „Agence Havas“, daß ecs zwischen den von dem Gouverneur bewaffneten Türken, welche aus der Stadt gezogen worden seien, um einige strategische Punkte zu besetzen, und den Christen zu einem 1 Letztere hätten dabei schwere erluste erlitten. Die Befehlshaber der im Hafen angekommenen Kriegsschiffe hätten bei dem Gouverneur gegen die Verletzung des Waffenstillstandes Einspruch erhoben.

Dem Pariser „Eclair“ ist aus Kanea die Nachricht zu⸗ gegangen, daß der griechische Dampfer „Theseus“, mit drei griechischen Deputirten an Bord, von einem britischen Torpedo⸗ boote angehalten und nach der Suda⸗Bai gebracht worden sei.

Die „Daily News“ melden aus Kanea von gestern: Die Lage werde zunehmend kritisch. Außer den türkischen Truppen seien 8000 kampffähige Mohamedaner in der Stadt; diese seien sämmtlich schwer bewaffnet und durchzögen die

t

n Arta zusammengezogen. Wie das „Reuter’'sche Bureau“

ungen unaufhörlich fortgesetzt.

usammenstoß gekommen sei.

9

d

herrschend

1 ne nothwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um jedem An⸗ 25 Deputirte der Majorität hätten eine ersammlung angekündigt, in der ein Beschluß gefaßt werden solle, bei der Reg ung vorstellig zu werden, daß dieselbe auf eer Politik des Widerst

Straßen unter Gewehr. lichen Ge

estellt. 1 Griechenland.

Die „Politische Correspondenz“ meldet aus Athen, daß Vertreter der Mächte die Reklamation Griechen⸗ lands in Betreff des Bombardements dahin beantwortet hätten, daß die Verantwortlichkeit hierfür, wie für alle künftigen peinlichen Eventualitäten, ausschließlich das in seiner bisherigen Haltung verharrende Griechenland treffe.

Die „Agence Havas“ berichtet, daß aus der in Athen en Stimmung hervorgehe, die Autonomie Kretas werde als eine unannehmbare Lösung angesehen; dieselbe sei nicht geeignet, der Insel den Frieden zu Inwesenheit türkischer Truppen ein Element beständiger Unruhen Da die Türkei mit starken Truppenzusammen⸗ lehungen an der Grenze vorgehe, sei Griechenland entschlossen,

ie

ilden würde. riffe vorzubeugen.

andes beharre.

im Kaplande besprochen. 1 wäre, so Union Süd⸗Afrikas zu stande gekommen

ie Union noch herbeiführen zu können. Hierauf fragte Labouchéère, ob Deutschland die 1 Rhodes bejahte dies; er glaube, der Präsident Krüger habe gewünscht, den Einfluß Deutschlands in das verwickelte System in Süd⸗Afrika einzuführen. Als Beweis hierfür verlas Rhodes Auszüge aus einer Rede des Präsidenten Krüger am Geburtstage des Deutschen Kaisers im Jahre 1895. Rhodes deutete die Rede dahin, daß Krüger be⸗

eine Anstellung den Handel von den

er e pondenz⸗Burea

daß die Sendungen von Ge⸗ Mausergewehren und Es sei beschlossen worden, die Einberufung und Einstellung der Rekruten des Jahrganges

Gegen dieses Element einer mög⸗ fahr seien seitens der Mächte we iger

ein, wenn es sich um

Er habe die Frage

würde die sein, von der großen Vortheil⸗ ge⸗

Königin Victoria einen Die Holländer zu er⸗

Rhodes

der südafrikanischen

Die Re⸗

erlassenen

bestimmt werden,

wie das

berichtet

Munition nach Nach einer Meldung

aus Saloniki von

Redif⸗Bataillone

8 800 Mann

*

eben, weil die

Lebensmitteln auf Kreta habe in Platan as mit Erlaubniß der Admirale, die sich nach Suda begeben hätten, ihren Anfang genommen. Dagegen meldet das „Reuter sche Bureau“, nach einem gestern Nachmittag aus Athen in London eingetroffenen Privattelegramm habe der König von Griechenland beschlossen, die Note der Mächte ans zunehmen.

Rumänien.

Diee Session des Parlaments ist bis zum 27. März ver⸗ längert worden. Der Präfident des Senats Demeter Ghika ist heute

gestorben. Bulgarien.

Auf die Glückwünsche, welche das diplomatische Korps gestern dem Fürsten Ferdinand zu dessen Geburts⸗ tage darbrachte, antwortete, dem „W. T. B.“ zufolge, der Fürst, er fasse seine Mission als eine hervorragend friedliche auf. Sein Streben sei ein zivilisatorisches, humanitäres. Die Vertreter der Mächte würden in ihm steis einen Mitarbeiter bei dem gemeinsamen Friedenswerke finden.

Der König von Serbien wird am 1. März in Sofia eintreffen und am 4. Abends von dort wieder abreisen.

Der Finanz⸗Minister hat der Sobranje einen Gesetz⸗ entwurf vorgelegt, durch welchen die Regierung ermächtigt wird, behufs Bezahlung der geplanten Eisenbahn⸗ und Hafen⸗ arbeiten Schatzbons bis zum Betrage von 20 Millionen aus⸗ zugeben. 8

Amerika.

Der spanische Gesandte in Washington hat, wie „W. T. B.“ meldet, die Regierung der Vereinigten Staaten benachrichtigt, daß der in Havannah in Haft be⸗ findliche amerikanische Staatsbürger Sanguily begnadigt worden sei.

Das Repräsentantenhaus hat mit 279 gegen 3 Stim⸗ men eine Bill, betreffend die Förderung einer inter⸗ nationalen bimetallistischen Konferenz, angenommen.

Asien.

In Madrid eingetroffenen Depeschen aus Manila zu⸗ folge ist es daselbst am Mittwoch zu größeren Unruhen ge⸗ kommen. Haufen von Tagalen und Eingeborenen griffen die Gendarmerie⸗Kaserne und die Kaserne der Zollwächter an, auch machten sie einen Offizier und vier Spanier auf der Straße nieder. Die Truppen stellten die Ruhe wieder her, wobei zweihundert Aufständische getödtet und zahlreiche Personen verhaftet wurden. Die ö. beabsichtigten, die Truppen von einem Angriff auf Cavite abzuhalten.

Afrika.

Aus Tanger meldet die „Agence Havas“, daß der Kaid des Stammes der Uled Freidi mit seiner ganzen Familie in seinem Palast bei Mazagan ermordet worden sei. Es soll ein Racheakt seitens der seiner Verwaltung unterstehenden Bevölkerung vorliegen. Unter den Kabylen in der Um⸗ gebung von Melilla seien Unruhen ausgebrochen.

Der „Tribuna“ wird aus Massowah berichtet, der Chef des Generalstabs habe den europäischen und eingeborenen Notabeln eine Depesche des Ministers des Auswärtigen Vis⸗ conti Venosta mitgetheilt, worin es für durchaus unbe⸗ gründet erklärt werde, daß die italienische Regierung daran denke, die erythräische Kolonie aufzugeben; im Gegen⸗ theil, die Regierung beschäftige sich eifrig mit der Frage der Hebung des Wohlstands der Kolonie.

Die „Times“ meldet aus Johannesburg von gestern: wahrscheinlich werde eine Neuernennung des Obersten Gerichts⸗ erfolgen; Esselen solle oberster Richter an demselben werden.

Parlamentarische Nachrichten

Die Berichte über die gestrigen Sitzungen des eichstages und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten Beilage.

Das Haus der Abgeordneten setzte in der veutchsn (39.) Sitzung, in welcher der Minister für Land⸗ wirthschaft ꝛec. Freiherr von Hammerstein zugegen war, die zweite Berathung des Etats der landwirthschaft⸗ lichen Verwaltung bei den dauernden Ausgaben fort.

Abg. Knebel (nl.) lenkt die Aufmerksamkeit der Regierung auf die schwierige Lage des landwirthschaftlichen Kleinbesitzes im Westen. Neben der Förderung des Genossenschaftswesens sei die Hebung des geistigen Niveaus der kleinen Besitzer das beste Mittel zur Hebung ihrer wirthschaftlichen Lage. Der Fortbildungsschul⸗ unterricht müsse sich an den landwirthschaftlichen Betrieb, besonders den landwirthschaftlichen Kleinbetrieb anschließen. Die landwirth⸗ schaftliche Winterschule sei die eigentliche Fachschule für den Klein⸗ bauer. Und dieses Winterschulwesen sei in erfreulichem Aufschwunge begriffen. Im Zusammenhange mit diesen Schulen ständen die Wanderlehrer, die am besten in der Lage seien, das praktische Leben kennen zu lernen und das Vertrauen der Bevölkerung zu gewinnen. In der Rheinprovinz beständen 30 Winterschulen. Die Kosten des Wanderlehrerthums trage der Staat, die der Winterschulen die Provinz. Leider sei ein Antrag des landwirthschaftlichen Vereins auf Erhöhung der Zuschüsse für die Wanderlehrer abgelehnt worden; ohne diesen erhöhten Zuschuß werde es nicht möglich sein, ü4 neue Winter⸗ schulen zu errichten. In dieser Verweigerung der Mittel scheine ein indirekter Zwang zur Errichtung einer Landwirthschaftskammer in der Rheinprovinz zu liegen.

Abg. Rickert (fr. Vgg.): Die Ziele des Vorredners theile ich vollkommen. Es freut mich, daß der Abg. Gamp in seiner gestrigen programmatischen Rede den Antrag Kanitz nicht mehr in den Vorder⸗ grund gestellt hat. In diesem Antrage liegt in der That eine Ge⸗ waltmaßregel, eine Expropriation der Besitzenden und eine Annähe⸗ rung an die Sozialdemokratie. Diese Erkenntniß dämmert auch schon auf agrarischer Seite. Gewundert hat es mich, daß ein Vertreter der Handelsverträge, wie Herr Szmula, die Einführung des Wollzolles verlangen konnte; eine solche Forderung ist zur Zeit ganz unaus⸗ führbar und kann nur einen agitatorischen Zweck haben. Eine Reform der Unterstützungswohnsitz⸗Frage halte auch ich für nothwendig; in solchen praktischen Dingen werden die Landwirthe mich stets deg Seite finden. Da die gemischten Transitläger überall abgeschafft werden sollen, hat auch die eg nicht für möglich erklärt, sie sind namentlich in den Seestädten nicht zu entbehren. Will man die Zollkredite abschaffen, so muß man alle Zollkredite ab⸗ schaffen, auch die für Zucker u. s. w. Herr Gamp hat mit grausamer Härte das Verdienst um die Aufhebung des Identitätsnachweises mir entrissen und für sich in Anspru See er hat daran nur ein latentes Verdienst. Wäre es nach ihm gegangen, so hätten wir noch heute den Identitätsnachweisz. In dem Kampf gegen die Börse haben die Herren von der Rechten 85 viel Lorbeeren geerntet. Ihre Agitation hat der Landwirthschaft selbst geschadet, das hat ein einsichtiger Landwirth zugegeben. Der Inlandpreis ist abhängig vom

Die Ausschiffung von

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alle künstlichen Mittel heben die Preise nicht. Natürlich paßt es den Herren nicht, wenn der Verein Nordost anderer esicht ist. Man spricht von Hetzreden, während man unsere Versammlungen auf jede Weise zu stören sucht. Redner kommt auf die Nichtbestätigung der beiden freisinnigen Amtsvorsteher⸗ Kandidaten in Pommern zurück und schildert die Angriffe der Landwirthe gegen diese beiden Herren. Für Kleinbahnen, führte er weiter aus, müssen noch größere Mittel bereitgestellt werden. Ueberall, wo es angebracht ist, sollte man lieber Kleinbahnen als Chausseen bauen. Die Einführung eines Reichsamts für Bakteriologie, die Herr Schultz⸗ Lupitz beantragen will, möchte ich der Regierung dringend ans Herz legen. Solche praktischen Zwecke sind besser als die Phantasien des Bundes der Landwirthe, wie sie in einem Zeitungsartikel zum Ausdruck ge⸗ kommen sind. Dort macht man Pläne, wie es im Jahre 1922 im Reichstage aussehen wird: Der Antrag Kanitz ist durchgeführt, die Goldwährung abgeschafft; alle anderen Wünsche der Agrarier sind erfüllt, und in einer Reichstagssitzung spricht der Abg. Müller der Regierung seinen Dank dafür aus. Mit 360 gegen 13 sozialdemokratische Stimmen wird dieser Dank votiert. Zentrum ist weg, Freisinnige sind weg, alles ist weg, nur noch Herr von Plötz und seine Gesinnungsgenossen sowie die Sozialdemokraten sind übrig. Anstatt immer zu schreien, sollten die Herren das Wort beberzigen, das einmal ein praktischer Landwirth und besonnener Mann, der Abg. Schultz⸗Lupitz, gesprochen hat: Verzagen ist Unkraut, reißt es heraus; nur Arbeit und Thatkraft erbauen ein Haus!

(Schluß des Blattes.)

Arbeiterbewegung.

Aus Hamburg wird der Frkf. Ztg.“ zur Entwickelung der Arbeiterverhältnisse nach der Beendigung des Hafenarbeiterausstandes gemeldet: Die Korn⸗Accordarbeiter nahmen trotz der Auf⸗ hebung des allgemeinen Ausstandes bisher die Arbeit nicht auf. Sie beschlossen in einer Versammlung am Donnerstag, auch ferner den angebotenen Taglohn abzulehnen und die Herstellung des früheren Lohntarifmodus zu verlangen. Die bestehende Kommission soll nächstens in Verbindung mit den Stauern treten zur Anbahnung eines Ausgleichversuchs.

Aus Lübeck wird der „Köln. Ztg.“ berichtet: Der von den Arbeitnehmern im Baugewerbe in Aussicht genommene Ausstand wird hinfällig, da die Arbeitgeber die Arbeitszeit auf 9 ½ Stunden herabgesetzt haben. Die Arbeiter hatten, wie der „Vorwärts“ be⸗ merkt, den Neunstundentag gefordert.

In Wilhelmshaven beabsichtigen, einer weiteren Mittheilung des „Vorwärts“ zufolge, die Bauarbeiter aller Branchen, Maurer, Zimmerer, Maurer⸗Arbeitsleute, Tischler, Maler, Dachdecker, Töpfer, Klempner und Schlosser, im kommenden Frühjahr in eine Lohnbewegung einzutreten. Die Forderungen sind: neunstündige Arbeitszeit und eine Lohnerhöhung von 10 %. Die Arbeitszeit betrug bisher zehn Stunden.

In Friedrichsfelde bei Berlin haben nach demselben Blatt die Grün⸗Korbmacher ihren Meistern einen neuen Lohntarif unterbreitet und wollen, wenn ihre Forderungen abgelehnt werden, die Arbeit einstellen.

Aus New⸗Castle meldet „W. T. B.“: Nach einer Zusammen⸗ kunft der Vertreter der Angestellten mit dem General⸗Direktor der Nord⸗Ost⸗Eisenbahn empfahl der Sekretär der Vereinigung der Angestellten die Wiederaufnahme der Arbeit, da die Gesellschaft ver⸗ sprochen habe, die Forderungen der Angestellten nach Wiederaufnahme der Arbeit in Erwägung zu ziehen. Die Angestellten haben dem Rath ihres Sekretärs zugestimmt; der Ausstand ist demnach beendet.

Verkehrs⸗Anstalten.

Nach den Cook⸗Inseln (Raratonga) können von jetzt ab 1 ohne Werthangabe bis zum Gewicht von 5 kg anstatt, wie bisher, 3 kg) versandt werden.

Bremen, 27. Februar. (W. T. B.) Norddeutscher Llopd. RPD. „Sachsen“, nach Ost⸗Asien best., 26. Febr. Vorm. in Colombo angek. RPD. „Prinz Heinrich“, 26. Febr. Mrgs. Reise v. Port Said nach Neapel fortges. SD. „Kaiser Wilhelm II.“, v. New⸗York kommend, 26. Febr. Vm. Horta passiert. PD. „Willehad“, v. Baltimore kommend, 26. Febr. Mrgs. Dover passiert.

„Rotterdam, 26. Februar. (W. T. B.) Holland⸗Amerika⸗ Linie. D. „Schiedam“, von New⸗York, ist heute Vm. in Amsterdam angekommen.

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Theater und Mufik.

Schiller⸗Theater. P. K. Rosegger's Volksschauspiel in vier Aufzügen „Am Tage des Gerichts“ welches vor einigen Jahren am Lessing⸗ Theater mit schönem Erfolge zum ersten Mal in Berlin in Scene ging, fand gestern bei seiner ersten Aufführung im Schiller⸗Theat eine begeisterte Aufnahme. In der That trifft dieses Stück, leider das einzige Bühnenwerk des Dichters, so gut den Ton, der für eine Volksbühne geeignet ist, daß man seine Einverleibung in den Spiel⸗ plan des Theaters, welches auf breitere Massen des Volks erzieheris zu wirken bestrebt ist, nur mit Freuden begrüßen kann. D Darstellung wurde dem Werke in vollstem Maße gerecht. Im Mittel⸗ punkt des Interesses, sowohl wegen seiner vortrefflichen Regieführun als auch als Schauspieler, stand Herr Pategg, welcher den Mordes an einem Förster verdächtigten Anton Straßl das feinste charakterisierte. Den steierischen Dialekt Herr Pategg vollkommen und fand für den dieser ilderer seinen Verfolgern entgegensetzt Reue, die ihn schließlich vor dem Gerichtshof ergreift, d angemessenen, überzeugenden Ausdruck. Nicht minder zu loben ist die Leistung von Fräulein Detschy, welche Straßl's kränkliches, darbendes Weib, ohne in die Uebertreibungen zu gerathen, zu welchen die Roll leicht verführen kann, darstellte. Die Künstlerin hat die selbe Gestalt bei der Erstaufführung im Lessing⸗Theater scho verkörpert. Den beiden Vorgenannten ebenbürtig war Fräulein Barth, welche als Gast die junge Wittwe des er⸗ schossenen Försters darstellte. Diese junge Schauspielerin, welch bisher dem Theater des Westens angehörte, verfügt über eine an muthige Erscheinung und eine schlichte, rührende Ausdrucksweise, die hier ganz besonders gut am Platze war. Auch sie beherrschte den Dialekt vollkommen. Inwieweit sie sich in hochdeutschen Auf 18’. bewähren wird, wird die Zukunft zeigen. Auch di Träger der Nebenrollen, insbesondere die Herren Evyben Schmasow und Walden, welche die von köstlichem Humor ge⸗ würzte Spitzbubenscene im Untersuchungsgefängniß spielten und ebenso die Herren Voigt, Pauly, Froboese, Winterstein u. A verdienen ebenfalls volle Anerkennung. Das Publikum nahm das Werk, wie oben erwähnt, begeistert auf und rief am Schluß nach dem Dichter, der indessen leider durch einen Vortrag, den er im „Verein Berliner Presse“ hielt, verhindert war, der Vorstellung beizuwohnen Theater des Westens. Der gestrige Abend brachte drei einaktige Novitäten, von welchen die literarisch unbedeutendste, das kleine Schauspiel„ Im Trappisten⸗: kloster“, den Anfang machte. Der Verfasser, Oskar Mummert., hat hier eine recht sentimentale Fabel zur dramatischen Bearbeitung erfunden. Ein Offizier, der seine Geliebte mit ihrem Kinde verlassen hat und desertiert ist, um hinter Klostermauern den Seelenfrieden zu suchen, wird nach langen Jahren von seinem eigenen Sohn gefangen genommen. Der altväterische Stoff ist weder seelisch tief erfaßt noch

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Weltmarktpreis, das ist das A⸗B⸗C der Preisbildung, und

scenisch originell behandelt. Herr Ries, der Träger der Hauptrolle

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