Die Agitatoren vom Witwatersrand haben in der ganzen Südafrikanischen Republik nur 13 000 Unterschriften zu Gunsten des Obersten Gerichtshofes aufzubringen vermocht. Die Burghers der Republik senden der Re⸗ gierung Eingaben, worin sie ihre Billigung der Haltung aus⸗ sprechen, welche der Volksraad und der Ausführende Rath in dieser Frage eingenommen haben.
Aus Kapstadt meldet das „Reuter sche Bureau“, daß daselbst von Braß das britische Flaggschiff „Saint George“, mit 7 Offizieren und 70 Mann an Bord, die an Fieber litten, welches sie sich auf der Benin⸗Expedition zugezogen hätten, eingetroffen sei.
Die Berichte über die gestrigen Sitzungen des Reichstages und des Hauses der Abgeordneten be⸗ finden sich in der Ersten Beilage.
— Das Haus der Abgeordneten setzte in der heutigen (49.) Sitzung, welcher der Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen beiwohnte, die zweite Berathung des Staats⸗ haushalts⸗Etats für 1897/98 beim Etat der Eisen⸗ bvahnverwaltung, und zwar bei den Besoldungen der Subalternbeamten der vom Staate verwalteten Eisen⸗ bahnen fort.
Abg. Mies (Zentr.) beschwert sich über die Zurücksetzung der Landmesser, die man gewissermaßen als minderwertbige Waare be⸗ trachte und, obwohl sie akademisch gebildete Beamte seien, unter die Eisenbahn⸗Sekretäre stelle, die ehemalige Unteroffiziere seien. Man solle sie aus den Bureaur der letzteren herausnehmen und sie auch in Bezug auf die Anrechnung der diätarischen Dienstzeit auf das Dienstalter günstiger stellen.
Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen: Mittlere Beamte und Suhalternbeamte sind dasselbe; es kann sich niemand beschweren, wenn er unter der Leitung von Subalternbeamten steht. Wernn die Landmesser aus ihrer jetzigen Stellung wieder herausgenommen würden, so würden sie in einer ganzen Reihe von Beamten⸗ kategorien den Wunsch hervorrufen, daß etwas ganz Be⸗ sonderes für sie geschehen müsse. Die Landmesser stehen auf derselben Bildungsstufe, wie die Zivil⸗Supernumerare, nur mit der Ausnahme, daß sie einen Kursus auf der Landwirth⸗ schaftlichen Hochschule durchzumachen haben. Dies kann ich als aka⸗ demische Bildung nicht ansehen. Ich kann keinen Grund finden, die Vereinigung der Landmesser mit den technischen Eisenbahn⸗Sekretären wieder aufzuheben.
Abg. Dr. Lotichius (nl.) tritt für die Besserstellung der Be⸗ amten des Abfertigungsdienstes und des äußeren Dienstes ein.
Abg. von Czarlinski (Pole) hält die Gleichstellung der Halte⸗ stellen⸗Aufsfeher mit den Weichenstellern erster Klasse, Lokomotipheizern, Maschinenwärtern ꝛc. nicht für richtig, da die erstgenannten Beamten eine höhere Bildung haben müßten und daher auch ein höheres Gehalt verdienten als die übrigen.
Abg. Dr. Böttinger (nl.) wünscht eine Gleichstellung der Betriebs⸗Sekretäre mit den Eisenbahn⸗Sekretären in den Gebalts⸗ bezügen. Die neue Besoldungsvorlage lasse die bisherige Differenz leider bestehen.
Geheimer Ober⸗Regierungs⸗Rath Gerlach begründet die Differenz mit der Verschiedenheit der Vorbildung und der Thätigkeit dieser beiden Beamtenkategorien. 8
Abg. Dr. Dünkelberg (nl.) kann nicht einsehen, weshalb die Eisenbahn⸗Landmesser schlechter gestellt sind als die Landmesser im ““ und im Landwirthschaftlichen Ministerium. Die
andmesser der letzteren beiden Verwaltungen hätten Aussicht auf Beförderung, die Eisenbahn⸗Landmesser aber nicht. Er bitte den Minister dringend, dieses Mißverhältniß zu beseitigen.
Abg. Schmidt⸗Warburg (Zentr.) beklagt, daß das Lokomotiv⸗ personal zum theil 15 bis 16 Stunden Dienst habe. Wenn auch darin Ruhepausen einbegriffen seien, so sei diese Dienst⸗ zeit doch immer noch viel zu lang. Redner tritt ferner für die Gewährung größerer Sonntagsruhe für die Be⸗ amten ein. Ein Lokomotivheizer auf der Berliner Stadt⸗ bahn, dessen Name ihm auch genannt sei, habe in 20 Wochen nur einen einzigen Kirchensonntag gehabt. Nach den Bestimmungen sollte mindestens der dritte Sonntag, in der Regel der zweite Sonntag, den Beamten frei bleiben. Er frage den Minister, ob diese Bestimmung auch für das Zugpersonal der Sonntagsausflügezüge gelte.
Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen: Das Zugpersonal ist nicht übermäßig angestrengt. Nach den Bestimmungen (welche der Minister verliest) soll die Dienstzeit im monatlichen Durchschnitt nicht über 11 Stunden täglich betragen. Die äußerste Grenze von 16 Stunden sei nur gestattet, wenn sie durch angemessene Ruhepausen unterbrochen werde, und nach einer solchen Dienstzeit soll eine längere Ruhe eintreten. In die Dienstzeit werde die Zeit für die Uebernahme des Dienstes bei der Ablösung mit eingerechnet. Das ist wohl keine übermäßige Anstrengung. Darüber, daß diese Bestimmungen innegehalten werden, wird strenge Aufsicht zeübt. In einzelnen Fällen kann ausnahmsweise einmal eine Ueberschreitung der Dienstzeit eintreten. Bei jedem Betriebs⸗ unfall wird untersucht, ob etwa eine Ueberanstrengung der Beamten im Dienste dabei in Frage kommt. Die Eisen⸗ bahnverwaltung thut in dieser Beziehung mehr als irgend eine ondere Verwaltung für ihre Beamten. Bei der Uebernahme der Hessischen Ludwigsbahn haben wir sofort 365 Beamte mehr einstellen müssen, um unsere Grundsätze für die Dienstzeit der Beamten durch⸗ führen zu können.
Abg. Dr. Opfergelt (Zentr.) befürwortet die Einreihu Eisenbahn⸗Telegraphisten in die Subalternbeamten.
(Schluß des Blattes.)
— Nach dem Reichshaushalts⸗Etat für 1897/98 betragen die Matrikularbeiträge für: Preußen 256 255 980 ℳ, Bayern 56 332 353 ℳ, Sachsen 30 447 515 ℳ, Württemberg 19 795 876 ℳ, Baden 15 082 512 ℳ, Hessen 8 358 223 ℳ, Mecklenburg⸗Schwerin 4 797 399 ℳ, Sachsen⸗Weimar 2 724 445 ℳ, Mecklenburg⸗Strelitz 816 015 ℳ, Oldenburg 3 006 006 ℳ, Braunschweig 3 493 052 ℳ, Sachsen⸗Meiningen 1 881 651 ℳ, Sachsen⸗Altenburg 1 447 881 ℳ, Sachsen⸗Coburg und Gotha 1 742 093 ℳ, Anhalt 2 359 502 ℳ, Schwarzburg⸗Sondershausen 629 003 ℳ, Schwarzburg⸗Rudolstadt 712 028 ℳ, Waldeck 464 036 ℳ, Reuß älterer Linie 542 922 ℳ,
Wetterbericht vom 13. März, 8 Uhr Morgens.
Wind.
NNW 3 beiter ONO 3 heiter OSO 3 wolkenlos
8 828 8X
wollt.
Wetter. Opernhaus.
Bar. auf 0Gr.
u. d. Meeressp. in 0° Celsius
5 ⁰0 C. = 40° R.
red. in Millim. Temperatur
Die Belmullet.. Aberdeen.. Christiansund 762 Kopenhagen. 758 ONO ö bedeckt Stockholm. 765 ONO 6 Schnee Haparanda. 774 still bedeckt St. Petersbg. 770 ONO 2Schnee Moskau 770 ONO Z bedeckt Cork, Queens⸗ I toww 753 WNW Cherbourg 747 SW Helder.. 753 O Sylt ... . 754 Hamburg. 753 Swinemünde 755 Neufahrwasser 759 Memel 761 749
Münster 753 Karlsruhe.. 751 Wiesbaden 752 München .. 752
755
Chemnitz.. 189—
Berlin 666 still heiter Breslau 754 SO 3 Schnee Ile d'Aix.. 750 WNW g bedeckt 1(7688 still Regen
¹) Gestern und Nachts Regen.
Uebersicht der Witterung.
Barometrische Depressionen von mäßiger Tiefe lagern über den britischen Inseln und über Frank⸗ reich gegenüber einem Hochdruckgebiet über Nordost⸗ Europa. Die Luftbewegung ist überall schwach, nur im nördlichen Nordseegebiet wehen starke, stellen⸗ weise stürmische östliche und füdöstliche Winde. In Deutschland ist bei nahezu normalen Wärmeverhält⸗ nissen und schwachen Winden aus östlichen Richtungen das Wetter trübe und zu Niederschlägen geneigt. Allenthalben, außer an der ostdeutschen Küste, ist Niederschlag gefallen; Karlsruhe hatte gestern Nach⸗ mittag Gewitter.
751 751
Mignon.
Anfang 5 Uhr.
O-2SUÖSSES
—
Heilbronn.
3 heiter L Sonntag:
1 Regen 1 Nebel 4 bedeckt 1 Nebeli) 4 Schnee 1 bedeckt 2 bedeckt 2 Regen stil Dunst
Auf
G 99
Anfang 5 Uhr.
SC. 9
699989
des Khalifen. Montag: Die 2 bede Dienstag: 3 bedeckt stilt wolkig 2 wolkig
2 ½ Uhr: Die Abends 7 ½ Uhr:
2O0oO SbwcreerenSbbbSeeSSn
In Civil. Civil.
burg. Sonntag: “ Anfang 7 ½ Uhr. Deutsche Seewarte.
Theater.
Königliche Schauspiele. Sonntag: Opern⸗ haus. 65. Vorstellung. Hänsel und Gretel. Märchenspiel in 3 Bildern von Engelbert Humper⸗ dinck. Text von Adelheid Wette. — Bajazzi. (Pasliacci.) Oper in 2 Akten und einem Prolog. Musik und Dichtung von R. Leoncavallo, deutsch von Ludwig Hartmann. Anfang 7 Uhr.
Schauspielhaus. 72. Vorstellung. Doctor Klaus. Lustspiel in 5 Aufzügen von Adolf L Arronge. Anfang 7 ½ Uhr. 8
Neues Opern⸗Theater (Kroll). Vasantasena. Drama in 5 Aufzügen von Emil Pohl, mit freier Benutzung der Dichtung des altindischen Königs Sudraka. Anfang 7 ½ Uhr.
Montag: Opernhaus. Auf Allerhöchsten Befehl: II. Gesellschafts⸗Abend. Undine. Romantische
Direktion: Marcelle.
Paul Lindau.
Sonntag,
Sonntag, den
helm.
Schauspielhaus. Lustspiel in Shakespeare, nach August Wilhelm von Schlegel's Uebersetzung, mit Benutzung der Text⸗Einrichtung von Wilhelm Oechelhäuser.
Sevilla. Cavalleria rusticana. Undine. Donnerstag: Evangelimann. Freitag: D Meistersinger von Sachs: Herr Th. Reichmann, aus Wien, a. G.) Anfang 6 ½ Uhr. an Sonntag: Auf Allerhöchsten Befehl: Théätre paré: 1812.
Schauspielhaus. Torquato Tasso. der Irrungen. Freitag: Zum 200. Male: Das Käthchen von Sonnabend: Wie die Alten sungen.
Schüler⸗Vorstellung. Neues Opern⸗Theater (Kroll). Allerhöchsten Befehl: 1812.
Deutsches Theater. 2 ½ Uhr: Hamlet. — Abends 7 ⅞ Uhr: Der Sohn
Morituri. Das Ewig ⸗Männliche.)
Berliner Theater.
Montag: Der Herr Abbé. — Hierauf: Dienstag: Comtesse Guckerl. Residenz⸗Theater. Direttion: Sigmund Lauten⸗ von Léon Gandillot. Montag und folgende Tage: Associés. Neues Theater.
Sigmund A Komödie in 4 Akten von Victorien Sardou. Für die deutsche Bühne bearbeitet von — In Scene Lautenburg. Anfang 7 ½ Uhr. Nachmittags Preisen: Der Hüttenbesitzer.
Voranzeige: Zur Jahrhundertfeier am 21., 22. und 23. März: Festvorstellungen.
22. März: Zopf und Schwert. Dienstag, den 23. März: Minna von Barnu⸗
Allen drei Vorstellungen geht voran ein prolog, gedichtet von Otto Franz Gensichen.
Schiller⸗Theater.
Was ihr
73. Vorstellung. 4 Aufzügen von William
hof Zoologischer Garten.) Anfang 7 ½ Uhr.
Der Barbier von Mittwoch:
Dienstag: Frau
Montag: König Saul. Dienstag: Letztes Gastspiel
Nürnberg. (Hans Kadelvurg.
K. K. Kammersänger Sonnabend:
Schüler⸗Vorstellung.
Dienstag: 1812. Mittwoch: Donnerstag: Die Komödie Der eingebildete Kranke.
Direktion: 3 Uhr: Bei halben Preisen:
die vierzig Räuber. in 3 Akten, nach hiesige Musik von Johann
einem Allerhöchsten Befehl: 1812. Anfang 5 Uhr.
). Sonntag: Auf Schüler⸗Vorstellung.
oggiolesi.
Mittwoch: Zweiter Abend w Der Karneval in Rom. Nachmittags in 3 Akten von J. Braun. Strauß.
Sonntag,
Thalia Theater (vorm. Adol Dresdenerstraße 72/73. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Preisen: Trilby. Drama
versunkene Glocke.
(Teja. Fritzchen.
Sonntag, Nachmittags Jungfrau von Orleaus. — Renaissance. 11u“
Roger.
Sonntag, Nachmittags
Bentral⸗Theater. Alte Herr Abbé. — Hierauf: h a. G. Ein fideler Abend. In Revue in 1 Vorspiel und 3 Wund W. Mannstädt. Meistern, arrangiert Anfang 7 ½ Uhr.
von
Associés. Lustspiel in 3 Akten
nfolge
Kinder.
Theater des Westens. Kantstraße 12. (Bahn⸗ Sonntag, Nachmittags 3 Ubr: Bei halben Preisen: Die wilde Jagb. Abends 7 ½ Uhr: Gastspiel des Herrn Gustav Kadel⸗ burg. Letzte Sonntags⸗Aufführung. Die berühmte
. des Herrn Gustav d. Die berühmte Frau. In Vorbereitung: Tropenkoller. 1
Theater Unter den Linden. Behrenstr. 55/57. Julius Fritzsche. Nachmittags 6 er Bettelstudent. — Abends 7 ½ Uhr: Strauß⸗Cyelus. Große Ausstattungsoperette ter 1 älteren Sujet für die Bühne bearbeitet von Eduard Jacobson. 8 Strauß. Drei große Ballets, entworfen und arrangiert vom Balletmeister Greco
ontag: Indigo und die vierzig Räuber. im Strauß⸗Cyelus. Operette mit Ballet Musik
W. Hasemann. tor; Prt a in ten nach dem Roman des Georges du Maurier, von G. Okonkowsky. 11 7 ½ 8 8 Lieutenant. t: ssan Akten von P. Ferrier und A. Mars. Montag: König Heinrich. von H. Hirschel. Serpette Dienstag: Kaiser Heinrich. “ ““
Lessing⸗Theater.
3 Uhr (volksthümliche Preise): Comt 1 — Abends 7 ½ Uhr: e ) esse Guckerl
Direktion:
Montag und folgende Tage: Frau Lieutenanut.
Ben Jakobstraße 30. Direktion: Richard Schultz. Sonntag: Emil Thomas
Burleske dramatische Bildern von J. Freund Musik von verschiedenen Julius Einödshofer.
Montag und folgende Tage: Ein sideler Abend.
Reuß jüngerer Linie 1 058 901 ℳ, Schaumburg⸗Lippe 331 5
Lippe 1 082 545 ℳ, Lübeck 670 960 ℳ, Bremen 1 580 434 259
burg 5 489 727 ℳ, Elsaß⸗Lothringen 14 350 123 ℳ
Arbeiterbewegung.
In Stettin befinden sich, einer Mittheilung des „Vorwärt . die Maurer und Putzer im Lohnstreit mit den Arbeitgeb „ us Elberfeld⸗Barmen berichtet dasselbe Blatt zun en. stande der Tischler: Die Fabrikanten in Elberfeld haben in aus Sitzung, an der auch aus Barmen mehrere Arbeitgeber theilnahmae beschlossen, die Forderungen der Arbeiter abzulehnen. Die Zahl 88 Ausständigen ist in Elberfeld auf 206 gestiegen, 40 Arbeiter sind ei den neueren Bedingungen beschäftigt und 60 stehen in Kündigung 8 Aus Tangermünde wird dem Blatt gemeldet, daß sich in de dortigen Zuckerfabrik 1500 Arbeiter, darunter 400 Mädchen im be, — 8 . us Braunschweig wird der „Köln. Ztg.“ geschriebe 200 Arbeiter der Norddeutschen 18... Teran stedt die Arbeit eingestellt haben. 8 Hier in Berlin ist nach dem „Vorwärts“ der Ausstand der Tapezierer bei der Firma „Berliner Möbelhalle“ (Simon) nn Ungunsten der Arbeiter beendet worden. — Die Fassaden putzer Berlins haben beschlossen, sofort in eine Lohnbewegung einzutreten, Zum Ausstand der Angestellten der Schweizerischen Nordoft⸗ bahn liegen folgende Meldungen des „W. T. B.“ vor: Aus Zürich wird gemeldet: Gestern Abend konferierte die Abordnung des Bundesraths mit der Regierung und mit der Direktion der Nordostbahn. Heute soll die Abordnung Besprechungen mit dem Zentral⸗Comité der Eisenbahn⸗Angestellten haben. In den Kreifen des Zentral⸗Comitées hegte man die Hoffnung daß der Ausstand bis heute um Mitternacht beendigt sein würde. Die Delegation des Bundesraths hoffte, durch gegenseitige Zuge⸗ ständnisse beider Theile eine Verständigung zu erzielen. In St. Gallen nimmt die Post⸗ und Güterspedition keine Sendungen üͤber Winterthur hinaus an. Im übrigen dauerte der Ausstand heute unverändert fort. Bundesrath Zemp erklärte sich zur Nn⸗ nahme des Schiedsrichteramts bereit. Seit gestern Abend ist eine Kavallerie⸗Abtheilung in Bereitschaft gestellt. Die Ordnung ist nirgends gestört worden. — Aus Basel wird berichtet: Der ven Paris kommende Orient⸗Expreßzug Paris — Wien mußte gestern früh sechs Uhr wegen des Ausstandes in Basel liegen bleiben; die Reisenden, welche das Ende des Ausstandes nicht abwarten wollten, kehrten Abends nach Paris zurück. Man nahm an, daß für einige Tage der Orient⸗Expreßzug von Paris und Wien nicht abgelassen werden wird. Der Wiener Zug ist gestern Abend in Zürich ange⸗ kommen, wo die Reisenden warten müssen. Auf dem ganzen Netze der Nordostbahn verkehrt kein Zug, der Postdienst ist vollständig auf⸗ gehoben. In Zürich machen sich große Unannehmlichkeiten geltend, besonders rscht großer Mangel an Milch für K. ankenhäuser und
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten, Zweiten und Dritten Beilage.)
—
Konzerthaus. Karl Meyder⸗Konzert.
Sonntag, Anfang 6 ½ Uhr: Gesellschafts⸗Abend.
Montag, Anfang 7 ¾ Uhr: Symphonie⸗Konzert, unter gefälliger Mitwirkung des Professors Herm Fr. Gernsheim. Symphonie Nr. 4 von Gerrs⸗ heim, unter persönlicher Leitung des Komponisten
Philharmonie. Montag, Anfang Konzert der Berliner Liedertafel.
Saal Bechstein. Sonntag, Anfang 7 ½ Uhr: IX. Sonntags Abend von Amalie Ivachim. Montag, Anfang 8 Uhr: Konzert von Hedwig
Indigo und g Holtz (Klavier).
Zirkus Renz. Karlstraße. (Jubiläums⸗ Saison 1896/97.) Sonntag: Zwei große Vorstellungen. Nachmittags 4 Uhr (ermäßigte Preise und 1 Kind unter 10 Jahren frei): Tje Ni En mit dem beliebten Schellenspiel. — Abends 7 ¼ Uhr: Aufführung der Novität: Durchschlagender Erfolg! Aus der Mappe eines Riesengebirgs⸗ Phantasten. Eine romantisch⸗phantastische Hand⸗ lung von Direktor Fr. Renz und dem Greßherzeg⸗ lich hessischen Hof⸗Balletmeister August Siems. — Außerdem die hervorragendsten Nummern des Repertoires.
„Montag, Aberds 7 ½ Uhr: Aus der Mappe eines Riesengebirgs⸗Phantasten.
1 es
Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Käthe Anger mit Hrn. Gymnasial⸗ Lehrer und Lieut. d. R. Arthur Erdmann (Grau⸗ denz). — Frl. Martha von Klüfer mit Hrn. Assistenz⸗Arzt Dr. Uhlenhuth (Oldenburg). — Fll. Gertrud Esbach mit Hrn. Prem.⸗Lieut. d. R. Georg Merkel (Breslau-— Trebnitz).
Verehelicht: Hr. Lieut. Rochus Frbr. von Lütt⸗ witz mit Frl. Lucy Vonwiller (Wien). — Hr.
ermäßigten
Vaudeville in Deutsch
und V.
Deutsch von Mar Schönau. Konzerte.
Schiffbauerdamm 4a./5. Lautenburg. Sonntag:
Geburtstages Kaiser
esetzt von Si d geses gS Großen
3 Uhr: Zu halben
unter gütiger
Dr. J
21. März, und Montag, den
Kammersänger Krolop, Prof.
Fest - Herrn Prof. Ad. Schulze.
Sonntag, Nachmittags
——wnngngnnvRs Kaiser Wilhelm⸗Gedüchtnißhirche.
Montag, d. 22. März 1897, Nachmit⸗
tags 4 Uhr, zur Feier des 100 jähr. Wilhelm’s des
(78018] Fest konzert
itwirkung des Direktors d. Kgl. Akad. Hochschule f. Musik, Herrn Prof. oachim, der Damen Frl. Helene Ober⸗ beck u. Clara von Seufft, der Herren Kgl. Hofopernsänger Mödlinger u. d vs⸗ es H 8 - u. de Ca — Chors d. Kgl. Akad. Hochschule unt. g
Orgel: Dr. Heinrich Reimann. Eintrittskarten à 4, 3, 2, 1,50 u. 1 ℳ bei
Dr. jur. von Katzler mit Frl. Henny Küpper (Berlin — Duisburg). — 8 Geühchtse. Assessor Arthur Goebel mit Frl. Cecilie Brauer (Swine⸗ münde — Rittergut Eichenwalde).
Geboren: Ein Sohn: dem Braunschw. Kammer⸗ herrn Georg von Bülow (Brunsrode). — Hrn. Riktmeister Frhrn. von Oldershausen (Wandsbek). — Hrn. Prem.⸗Lieut. Honrichs (Berlin).
Gestorben: Fr. Bank⸗Direktor Frieda Schultz, geb. Schauenburg (Charlottenburg). — Hr. Re⸗ gierungs⸗ und Forstrath Dobbelstein (Minden). — Hr. Pastor Bernhard Pietsch (Groß⸗Hartmanns⸗ dorf). — Hr. Fabrikbesitzer Heinrich Bruck (Berlin). Hr. Ober⸗Bergrath Heyder (Dortmund).
—
Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth in Berlin. 8
Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗
Leitg. des
Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.
11.“
Deutschen Re
ichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen
E111“]
B
11“““
Berlin, Sonnabend, den 13. März
Berichte von deutschen Fruchtmärkten.
Qualität
gering
mittel
L2*
(100 kg)
Gezahlter Preis für 1 Doppelzentner
nie⸗ drigster
höch⸗ ster
11111 ster drigster ster
drigster V 8
2ℳ
ℳ
ℳ
Ver⸗ kaufte Menge
Doppel⸗ zentner
100 kg
Durch⸗ schnitts⸗ preis für 1 Doppel⸗ zentner
ℳ
preis
Durchschnitts⸗
8
Außerdem wurden am Markttage (Spalte 1) nach über⸗ schläglicher Schätzung verkauft Doppel⸗ zentner (Preis unbekannt)
Lissa: Liegnitz. ildesheim mden. Mayen. Landshut. Augsburg. Mainz. Breslau Neuß
Lissa.
Liegnitz. Emden . Mayen. Landshut
Mainz. Breslau Neuß
—
Lissa. Liegnitz. Mayen. Landshut
Mainz. Breslau
Lissa. Liegnitz. Emden. Mayen. Landshut
Mainz. Breslau Neuß
2B Goön b g
,—
Die verkaufte Menge wird auf volle Doppelzentner und der Verkaufswerth auf volle Mark abgerundet mitgetheilt. Der Durch⸗
Allenstein.
Allenstein.
Augsburg b
Allenstein. Augsburg 8
Allenstein.
Augsburg .
11,54 12,90 11,00 12,80
11,40 753
12,10
12,40 12,50 12,30
—— 8⁸
14,40
13,00
15,20
13,90 15,30
13,67 16,00 15,50 15,80
15,57 16,00 16,10 14,20
15,33 1720 15,80 16,30
11,13 11,30 11,60
15,36 14,80
11,40
11,10
11,38 12,60 13,60
14,23 15,80 15,15 13,30
13,00 12,40 12,80 12,70 13,50 14,52
16,20 13,55 12,90
schnittspreis wird aus den unabgerundeten Zahlen berechnet.
Ein liegender Strich (—) in den Spalten für Preise hat die Bedeutung, daß der betreffende Preis nicht vorgekommen ist; ein
Weiz 16,20 V 14,80 15,67 17,40 16,90
16,20 16,30
Rogg
11,35 V 12,10
15,71 15,00 12,80
11,60 11,10
Ger
16,60 15,15 14,50
H a 12,50 12,80 15,05 16,40 13,75
13,10 11,60
e n.
15,94 16,40 16,70
16,30 16,66 17,67 18,40 17,40 16,50 16,80
e n. 11,25
12,40 11,66 17,14 17,00 13,20 11,80 11,60
st e.
12,00
14,00 11,00 16,15 17,20 16,20 15,40
e r. 13,20 12,60
1370
17,20 18,00 14,50 13,20 12,60
Bemerkungen.
Punkt (.) in den letzten sechs Spalten, daß entsprechender Bericht fehlt.
259
18 280 496
1 494 13 423 4 373
9 226
1 074
283 1 166 1 427
12,50
13,00 13,50 14,26 15,68
12,46
16,20
16,18 16,65 14,97 16,88
16,03 12.3.
12,45 12,00 13,44
14,47 15,60
12,53
Ueber den Anfang der Sitzung wurde in der gestrigen
8 Deutscher Reichstag. 8 190. Sitzung vom 12. März 1897, 1 Uhr.
Nummer d. Bl. berichtet.
Auf der Tagesordnung steht zunächst die zweite Berathung des Gesetzentwurfs schüssiger Reichs⸗Einnahmen zur Schuldentilgung. (§ 1) sollen die Ueberweisungen an e 1897,98 die Matrikularbeiträge übersteigen, zur Hälfte zur Schuldentilgung verwendet werden. Nach § 2 sollen aber, v. die Matrikularbeiträge 1899/1900 eesteigen, die Matrikularbeiträge un⸗
soweit die Ueberschüsse aus dem Jahre
des
Nach der Vorlage die Einzelstaaten, soweit
die Ueberweisungen ü
erhoben bleiben,
wegen
Verwendung
1897,98 zur Schuldentilgung verwendet worden sind.
Die Kommission hat einen neuen § 1 beschlossen, wonach die nach der Franckenstein'schen Klausel dem Reiche vorbehaltene Summe von 130 Millionen Mark aus den indirekten Steuern
r das Etatsjahr 1896/97 behufs Verminderung der Reichs⸗ chuld auf 180 Millionen Mark erhöht wird. Von den Ueber⸗ weisungen, soweit sie die Matrikularbeiträge übersteigen, sollen iertel zur Schuldentilgung verwendet werden.
drei
frühere § 2 (jetzt § 3) ist dahin geändert worden:
„Uebersteigen im Etatsjahre 1899/1900 die Matrikularbeiträge das Etatssoll der Ueberweisungen für die gleiche Periode um mehr als den Betrag der für das Rechnungsjahr 1897/98 über die Matrikularbeiträge hinaus erfolgenden Ueberweisungen, so bleibt der Mehrbetrag insoweit unerhoben, als auf Grund des § 2 Mittel zur Schuldentilgung verfügbar geworden sind. Die infolge dessen zur Herstellung des Gleichgewichts im ordentlichen Etat erforderliche Deckung erfolgt zu Lasten des außerordentlichen Etats. von dieser Bestimmung nur in dem Maße Gebrauch zu machen, als der Bedarfsbetrag nicht durch Mehrerträge bei den Ueber⸗
weisungssteuern Deckung findet.“ Berichterstatter ist der Abg. Dr. Lieber (Zentr.).
Staatssekretär des Reichs⸗Schatzamts Dr. Graf von
Posadowsky⸗Wehner:
Mieeie Herren! Ich glaube, es wird zur Förderung unserer Ge⸗ schäfte dienlich sein, wenn ich erkläre, daß ich gegründete Aussicht habe, daß die verbündeten Regierungen den Gesetzentwurf annehmen werden in der Fassung, wie sie von der Kommisston beschlossen ist.
Die 88 1 und 2 werden ohne Debatte angenommen. bemerkt
ich Abg. Richter (fr. Volksp.): Dem vorjährigen Entwurfe konnte ich zustimmen, weil er sich auf das Etatsjahr beschränkte. ntwurf aber verkoppelt zwei Jahre mit einander. Die Bedenken
Zu 8
3
Der neue
Zauber⸗Oper in 4 Akten von Albert Lortzing. Text
nach Fouqué's Erzählung frei bearbeitet.
Emil Graeb. Anfang 8 Uhr.
Tanz von
3 Uhr: Ein Volksfeind. — Abends 8 Uhr: Eine Palastrevolution.
Montag, Abends 8 Uhr: Die gerechte Welt.
Bote & Bock und in der Küsterei. Zum Besten des Baufonds der Kirche.
Acht Beilagen
“” “ (einschließlich Börsen⸗Beilage).
Beegen habe ich in erster Lesung vorgebracht.
wenn die
Es liegt da
ränkung des Einnahme⸗Bewilligungsrechts des Reichstages; denn Ausgaben des Reichs durch Erhöhung der Matrikularbeiträge
über⸗
Der
edoch ist
rin eine
nicht gedeckt werden können, so bleibt nichts übrig als neue Steuern einzuführen oder Anleihen aufzunehmen, wodurch wiederum die Schul⸗ Es ist nur die Einführung der vom Hause zweimal abgelehnten automatischen Regelung für zwei Jahre, wodurch die Finanzen des Reichs unübersichtlich werden.
des Reichs⸗Schatzamts Dr. Graf von
den des Reichs erhöht werden.
Staatssekretär Posadowsky⸗Wehner:
Meine Herren! Der Herr Abg. Richter hat eigentlich in seinen Ausführungen anerkannt, daß sachlich das Vorgehen, wie es durch das Gesetz beabsichtigt wird, gerechtfertigt ist. Er macht nur einen anderen Vorschlag, der dahin geht, ohne Intervention der Gesetzgebungs⸗ maschine dasselbe Resultat zu erreichen. der Budgetkommission ausgeführt, daß dieser Weg für die verbündeten Regierungen, formell gangbar wäre, allergrößten Bedenken daß nach dem Vorschlage
haft,
würde.
selbst.
Ich kann aber auch den Ausführungen des Herrn Abg. Richter darin nicht folgen, daß der vorliegende Gesetzentwurf das Matrikular⸗ beitragsrecht des Reichs gegenüber den Einzelstaaten in bedenklicher Zunächst ist allerdings vorausgesetzt, daß im korrespondierenden Jahre 1899/1900 nur insoweit Matrikularbeiträge erhoben werden sollen, als die Bundesstaaten Mehrüberweisungen im vorvorhergehenden Jahre erhalten haben. schränkung des Matrikularbeitragsrechts des Reichs, welches aber auch im dringenden Interesse seiner Finanzverwaltung liegt; die Finanz⸗ verwaltung wird sich mit größerem Erfolge gegen steigende Ausgaben sträuben können, wenn sie erklärt, daß eine höhere Spannung der Matrikularbeiträge die Nothwendigkeit zur Folge haben müßte, einen
Weise beschränkt.
wenn
er auch haben
müßte;
Ich habe
denn das
aber bereits in
Das ist zwar eine Be⸗
Theil der bewirkten Schuldentilgung wieder rückgängig zu machen.
Der fernere Vorzug des § 2, jetzt § 3 des Entwurfs, liegt darin, daß die Bundesstaaten mit erhöhten Matrikularbeiträgen nicht heran⸗ gezogen werden dürfen, so lange nicht das Reich den Betrag, der zur Schuldentilgung verwandt ist, zur Ermäßigung der Matrikularbei⸗
träge wieder zurückgegeben hat. Das scheint gerecht, so lange als die
doch die ist unzweifel⸗ des Herrn Abg. Richter den Bundesstaaten jedes Recht auf Ueberweisungen thatsächlich entzogen Wenn man aber ferner das, was hier durch Spezial gesetz geschehen soll, durch einen Beschluß einerseits zu dem Etat und ander⸗ seits zu dem Anleihegesetz zu erreichen sucht, bringt man die verbündeten Regierungen auch in eine Zwangslage; man verkoppelt die ganze Frage mit dem Anleihegesetz, was mehr oder weniger einen integrierenden Theil des Etatsgesetzes darstellt, und damit auch mit dem Etatsgesetz
Bundesstaaten noch in Gefahr sind, höhere Matrikularbeiträge zahlen zu müssen, als sie an Mehrüberweisungen im Jahre vorher bekommen
Staats⸗Anzeiger
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haben. Denn theoretisch liegt noch immer die Möglichkeit vor, daß
schon die Ueberweisungen in ihrem etatsmäßigen Ansatz hinter den Matrikularbeiträgen zurückbleiben. Schließlich ist aber für das Budgetrecht des Reichstages doch entscheidend — und ich glaube, daß der Herr Abg. Richter dies nicht genügend beachtet hat —, daß, wenn die etatsmäßige Spannung größer ist als der Gesammtbetrag der etatsmäßigen Mehrüberweisungen einschließlich des Betrages, der zur Schuldentilgung verwandt ist, die Bundesstaaten dann wieder unbeschränkt zu Matrikularbeiträgen herangezogen werden dürfen. Die Bundesstaaten haben also jetzt noch das volle Risiko, im Jahre 1899/1900 mehr Matrikularbeiträge zahlen zu müssen, als im Jahre 1897/98 ihnen an Mehrüberweisungen thatsächlich zufließt. Ich gestehe zu: die Eventualität ist nur akademisch; sie wird nicht eintreten. So lange aber noch die Bundes⸗ staaten auch nur theoretisch diesem Risiko unterliegen, ist es ge⸗ rechtfertigt, den § 3 anzunehmen und ihnen eine gewisse Sicherung dafür zu geben, wie hoch das Reich seine Forderungen an die Einzelstaaten im Jahre 1899/1900 stellen wird. Das ist der Haupt⸗ vorzug dieser Gestaltung des § 3.
Meine Herren, ich habe in der Budgetkommission schon aus⸗ geführt, daß jetzt die Bundesstaaten sich fortgesetzt in einer Art nervöser Unruhe befinden, weil sie nicht beurtheilen können, wie hoch sie die Forderungen des Reichs einstellen sollen bei der Kalkulierung ihrer eigenen Etats. Dieser Uebelstand wird bis zu einem gewissen Grade durch die Gesetzesvorlage beseitigt. Denn es liegt die Wahr⸗ scheinlichkeit nicht vor, daß, falls Sie das Gesetz annehmen, die Bundes⸗ staaten 1899/1900 mehr an Matrikularbeiträgen zu zahlen haben werden, als sie 1897/98 an Mehrüberweisungen erhalten haben. In der Vorschrift des § 3 liegt aber gleichzeitig eine wesentliche Bremse zur Verhütung weiterer Anforderungen des Reichs über jene ge⸗ setzliche Grenze hinaus.
3 wird darauf gegen die Stimmen der freisinnigen Volkspartei angenommen.
Darauf wird die zweite Berathung des Reichshaus⸗ halts⸗Etats für 1897/98 beim Etat der Zölle und Verbrauchssteuern fortgesetzt.
Die Einnahmen aus den Zöllen (372 480 000 ℳ) und aus der Tabacksteuer (11 293 000 ℳ) werden ohne Debatte bewilligt. 3 W“ 8
Die Zuckersteuer ist mit 81 Millionen Mark ver⸗ anschlagt gegenüber 80 Millionen im laufenden Etat.
Abg. Dr. Schultz⸗Lupitz (Rp.) führt aus, daß das neue Gesetz roße Ungerechtigkeiten mit sich gebracht habe, namentlich durch die Bekriebssteuer. Mehrere hundert Bauern hätten eine neue Fabrik begründet und seien durch die Betriebssteuer von 50 000 ℳ sozusagen vor den Ruin gestellt. Jedenfalls werde ihnen der Verdienst an dem Rübenbau erheblich geschmälert. Wenn eine Prämie für Rüben,
die an der polnischen Grenze gebaut werden, gezahlt werde, dann müßten die deutschen Bauern in ihrer Produktion geschützt werden.
Staatssekretär des Reichs⸗Schatzamts Dr. Graf von Posadowsky⸗Wehner:
Meine Herren! Die Frage, ob die Kontingentierungsmaßregeln entsprechend den gesetzlichen Vorschriften und den Absichten, die man mit der Bestimmung der §§ 72 und 73 verfolgt hat, durchgeführt sind, ist bereits Gegenstand der Erörterung in der Budgetkommission gewesen. Ich habe mir gestattet, dort darauf hinzuweisen, daß, sobald einmal das System der Kontinzentierung beschritten wurde, auch vorauszusehen war, daß zahlreiche Beschwerden über unzu⸗ treffende Kontingentierung eingehen würden. Das ist garnicht anders möglich, wenn man sich vergegenwärtigt, auf welch großem wirth⸗ schaftlichem Gebiete von verschiedenen zuständigen Instanzen die Kon⸗ tingentierung im einzelnen durchgeführt wird. Wir haben in der Reichsverwaltung in dieser Beziehung bei der Branntweinsteuer ja bereits reiches Material gesammelt. Eine andere Frage ist aber, ob das, was der einzelne Betheiligte für eine Ungerechtigkeit hält, auch wirklich ungesetzlich ist; das kann doch nur die Grundlage der Beurtheilung überhaupt sein. Im einzelnen ist darauf hingewiesen, es hätten Fabriken, die nach ihrer Leistungsfähigkeit eingeschätzt worden sind, ein Kontingent erhalten, was sie garnicht verarbeiten könnten. Ich halte das für wirthschaftlich bedauerlich, gesetzlich kann es aber durchaus korrekt sein; denn in dem Gesetz ist ausdrücklich vor⸗ gesehen, daß neue Fabriken nach ihrer technischen Leistungs⸗ fähigkeit einzuschätzen sind, und wenn die Fabrik in der Provinz Posen, die hier besonders genannt ist, in der That eine so große technische Leistungsfähigkeit hat, so mußte sie auch darnach ein⸗ geschätzt werden. Der Fall ist doch kaum zu denken, daß eine Fabrik lediglich deshalb, um sich ein höheres Kontingent zu erwerben, maschinelle Anlagen herstellt, die sie dann garnicht verwenden kann, weil ihr ein entsprechendes Rübenquantum zur Verarbeitung garnicht zur Verfügung steht. Würde aber selbst eine solche Fabrik eine solch geradezu unsinnige Manipulation vornehmen, so würde ihr das nichts nützen, wenn ihr nicht das Rübenmaterial zur Verfügung stände, um ihre zu großen maschinellen Ein⸗ richtungen produktiv und gewinnbringend ausnützen zu können. Im übrigen gestatte ich mir, darauf hinzuweisen, daß die erste Kontingentierung in der Zuständigkeit der Behörden der Einzel⸗ staaten lag und daß, wenn man bei dieser Kontingentierung wirklich entgegen den gesetzlichen Vorschriften verfahren sein sollte, jedem Betheiligten das Recht zusteht, sich an den Bundesrath zu wenden, der auf dem Gebiete der indirekten Steuern die Aufsicht über die Ausführung der Reichsgesetze hat. Selbstverständlich würden solche Beschwerden nur eine Abänderung pro futuro herbei⸗ führen können, wenn sie sachlich berechtigt sind. Eine andere Sache ist die, ob es sich nicht empfiehlt, die Instanzen, welche die Kon⸗ tingentierung im einzelnen durchzuführen haben, noch einmal sehr ernstlich darauf hinzuweisen, daß sie bei der Kontingentierung neuer Fabriken mit der äußersten Vorsicht zu Werke gehen, und daß sie bei ihrem Gesammturtheil auch nicht außer Acht zu lassen haben, welches Rübenquantum der einzelnen Fabrik eventuell zur Ver⸗ fügung steht. Sie werden darnach nicht die Kontingentieruug vor⸗
nehmen können, weil bei neuen Fabriken eben lediglich die maschi⸗