1897 / 77 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 31 Mar 1897 18:00:01 GMT) scan diff

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Maesae-n, e91l. Agüeb2s. An, cf. „ne .— en 2 7

zu Hohenlohe Seißticher Majestäten densel Nach

Gesetzentwürfen wegen Fes

Anläßlich beglückwünschten

em Schlosse zurückgekehrt, Kaiser den Vortrag des Chefs

Geheimen Raths Dr. von Lucan

Ihre Majestät die Kaise 1 Pestern der Delegirten⸗ und heute der Generalversammlung

. des Geburtstages

2

des Reichskanzlers Fürsten]

Ihre Kaiserlichen und

des Zivilkabinets, us entgegen.

aterländischen Frauenvereins bei.

In der am 30. d. M.

unter dem Vorsitz

ben heute in dessen Palais. nahmen Seine Majestät der irklichen

rin und Königin wohnten

des

Präsidenten des Staats⸗Ministeriums, Staatssekretärs

Dr. von Boetticher a undesraths wurde den vom

istellung des Reichs

bgehaltenen Plenarsitzung

des Vize⸗

des des

Reichstage zurückgekommenen

82 1897/98, wegen Aufnahme einer Anleihe für Zwecke der Marine und der Reichs⸗

erwaltungen des Reichsheeres,

1““

Heute Mittag 12 Uhr fand die vierteljährliche Sitzung des Kurat bank unter Vorsitz des Staatssekretärs, Dr. von Boetticher in Vertretung des

Am 28. März d. J. ist de

Josef Ernst Fritsch, Sohn eines Landschaft

die Zustimmung ertheilt.

haushalts⸗Etats

der

1 eisenbahnen und wegen Feststellung des Haushalts⸗Etats für die Schutzgebiete auf das Etatsjahr 1897/98 in der vom Reichstage beschlossenen Fassung

im Reichsamt des Innern oriums der Reichs⸗ Staats⸗Ministers Reichskanzlers statt.

r Provinzial⸗Steuer⸗Direktor, Geheime Ober⸗Finanz⸗Rath Fritsch zu Posen gestorben.

s⸗ Syndikus,

wurde im Jahre 1824 zu Frankenstein in der Provinz

Schlesien geboren. nannt, trat er aus dem waltung der Jahre 1865

fördert wurde. zum Ober⸗Regierungs⸗Rath bei de se Hannover erfolgt war, wurde

esondere Leistungsfähigkeit nutzbar zu machen, Abtheilung des Finanz⸗Ministeriums

arbeiter in die die Verwaltung der indirekten Allerhöchste Bestallung vom 23 hen Finanz⸗Rath und

Im Jahre 1854

indirekten Steuern über, zum Regierungs⸗ Rath

der Provinzial⸗Steuer⸗ Direktion zu

Nachdem im Jahre 1876

vortragenden Rath in

Justizdienst in die in der er

Breslau

zum Gerichts⸗Assessor er⸗ Ver⸗

im

und Mitgliede

be⸗

seine Beförderung

r Provinzial⸗Steuer⸗Direktion er im Jahre 1884, um seine

als Hilfs⸗

für

Steuern berufen und durch

.Dezember 1884 zu

diesem

nisterium befördert. In dieser Stellung blieb er, bis ihm vom 1. April 1889 ab die Stelle des Provinzial⸗Steuer⸗ verliehen wurde, in welcher

Direktors für die Provinz Posen

er durch Allerhöchste Bestallung vom 24.

Geheimen Ober⸗Finanz⸗Rath ernannt worden ist. Während seiner langen Dienstlaufbahn hat Fritsch, der

am 1. September d. J. sein fünfzigjähriges Die

hätte feiern können, die ihm ob

Umsicht und Geschick erledigt und sich die volle Sein Andenken wi

seiner Vorgesetzten erw orben. ͤn“

Die Bevollmächtigten zum Bunde

bergischer Kriegs⸗Minister Freihe

Berlin abgereist.

liegenden Dienstgeschäfte

Dezember 1890 zum

nstjubiläum

mit

Unerkennung rd in Ehren

srath, Königlich württem⸗

1 ir Schott von Schotten⸗ stein und badischer Minister des Großherzoglichen Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten von Brauer sind von

Der hiesige Kaiserlich chinesische Gesandte Shu⸗King⸗ Chen ist nach Berlin zurückgekehrt und hat die gesandtschaft⸗ lichen Geschäfte wieder übernommen.

Der Archiv⸗Assistent August Wittich bei dem Staats⸗

Archiv in Königsberg O.Pr. ist

Mecklenburg⸗

Seine Königliche Hoheit der Großherzog ha

„Meckl. Nachr.“ melden, Grasse verlassen, da der Aufenthalt

am 25. d. M. gestorben.

Schwerin.

t, wie die

nach einigen Tagen wieder

daselbst keinerlei

günstige

Wirkung hervorgerufen hatte, und ist nach Cannes zurückekehrt.

Leider hat aber auch seitdem de

8

Andauernder Appetitmangel und vermehrte asthmatische

fälle, welche die Nachtruhe stören, Allgemeinbefinden einen ungünstigen

Herzschwäche hervorgerufen.

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Die „Weimarische Zeitung“ veröffentlicht nachstehenden Erlaß Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs:

Nur kurze Zeit nach dem Ableben

Mein Haus aufs neue in die tiefste Trauer versetzt worden. schwerste Schicksalsschlag, der uns treffen konnte, hat uns ereilt. Unermeßlich groß ist der Verlust, den Ich und die Meinigen durch das unerwartete Hinscheiden der Großherzogin, Meiner heiß⸗ geliebten Gemahlin, erlitten haben. ns dem Willen des Allmächtigen,

In tiefer Demuth beugen wir u

der uns diese neue schmerzliche Prüfung auferlegt hat. er empfinden wir die herzliche skinder Uns auch bei diesem

sie auf uns lastet, um so wohlthu

Theilnahme, die Meine getreuen Lande

end

traurigen Anlaß wieder bewiesen haben.

des Wortes ist Meine in Gott n der langen Reihe von Jahren, die ihm durch Gottes Gnade vergönnt war, sie zu besitzen.

Eine Mutter im besten Sinne ruhende Gattin dem Lande gewesen i

ermüdlich thätig bis zum letzten Tage ihres Lebens, hat sie reichen Gaben ihres Geistes und ihres Herzens die mannig

Zustand sich nicht gebessert. g An⸗ haben auf Kräfte und Einfluß ausgeübt und

Meines geliebten Sohnes ist

Der

Je schwerer

Un⸗

mit den faltigsten

Gebiete des Lebens umfaßt, schaffend, helfend, fördernd und beglückend. hrung ist der Verewigten diese

Durch innige Liebe und Vere

mütterliche Fürforge vergolten worden;

hause in aufrichtigem Schmerz, traue

Für die edlen Herzensempfindungen, d aussprechen, drängt es Mich, Meinen tief Das treue

lich zu erkennen zu geben. s kinder in diesen schweren Tagen ist

pfand ihrer durch manches Jahrhundert hind

änderten Gesinnungen, es giebt Mir

tiefen Leide das tröstliche Bewußtsein, eiten fortleben wird in den zahllosen Spuren ih irkens ebenso wie in dem Vorbilde ihrer lichkeit, würdig des ruhmreichen Hauses Dranien, dem sie die vor ihr

sprossen ist, würdis auch der hocherle über diesem Lande gewaltet baben. We den 30. März 1897

rt um sie das ganze Land.

vereint mit seinem Fürsten⸗

die sich in seiner Theilnahme efühlten Dank auch öffent⸗ itgefühl Meiner Landes⸗

Mir ein neues theueres Unter⸗

urch bewährten unver⸗

aber zugleich auch in Meinem

daß die Verklärte für

Hixai Fürstinnen,

Carl Alexander.

alle

res reichgesegneten ersön⸗

ent⸗

8 SOachsen⸗Altenburg. Der Landtag hat am 29. d. M. nach mehrtägigen Debatten die Berathung der Vorlage über die Städte⸗ ordnung beendigt und dieselbe mit den Abänderungen an⸗

genommen, daß jeder Bürger werden könne, welcher zu einem

Satze von mindestens 4,20 Staatssteuer eingeschätzt ist (die Regierung hatte einen von 6 vor⸗ geschlagen), und daß für alle Städte des Landes obligatorisch das Klassenwahlsystem eingeführt werde. G 1 In Dessau hat vorgestern die Taufe des Sohnes Ihrer Durchlauchten des Prinzen und der Prinzessin Eduard stattgefunden. Der junge Prinz erhielt die Namen Leopold Moritz Ernst Konstantin Aribert Eduard. on auswärtigen Fürstlichkeiten waren zu den Feierlichkeiten eingetroffen: Seine Hoheit der Prinz Friedrich Karl von essen, Ihre Königliche Hoheit die Erbgroßherzogin und Ihre oheiten die Herzoginnen Marie und Jutta von Mecklenburg⸗ trelitz, Ihre Durchlauchten der Prinz und die Prinzesfin Aribert von Anhalt, der Prinz und die Prinzessin Wilhelm von Schaumburg⸗Lippe, der Prinz und die Prinzessin Sizzo von Schwarzburg⸗Rudolstadt. 1 Elsaß⸗Lothringen. Dem Landes ausschuß ist ein Gesetzentwurf, betreffend die Rechtsverhältnisse der Gerichtsvollzieher und die Errichtung einer Pensionskasse für Gerichtsvoll⸗ zieher und deren Hinterbliebene, zugegangen. 1.

Oesterreich⸗Ungarn. 8

Zu Ehren der außerordentlichen persischen Ge⸗ sandtschaft fand gestern in der Hofburg zu Wien ein Gala⸗ diner statt, an welchem außer den Mitgliedern der persischen Mission auch der persische Gesandte, General Neriman Khan, die obersten Hofchargen, der Minister des Auswärtigen Graf Goluchowski, der Reichs⸗Finanz⸗Minister von Källay und der Reichs⸗Kriegs⸗Minister von Krieghammer theilnahmen.

In der gestrigen Sitzung des österreichischen Abge⸗ ordnetenhauses überreichten der böhmische konservative Adel und die Jungezechen die übliche staatsrechtliche Ver⸗ wahrung. Die czechischen Sozialdemokraten erklärten, sie erhöden gegen diese „Ausgrabung vergilbter Privilegien und Dokumente“ Einspruch und verlangten moderne Einrichtungen für alle Nationen Oesterreichs auf der Grundlage der Gleich⸗ berechtigung, wobei sie die Ueberzeugung ausdrückten, sie würden sich dann mit ihren deutschen Brüdern verständigen können. Bei der Ausloosung der Abtheilungen behufs Prüfung der Wahlen brachte der Abg. Daszynki (Sozialdemokrat) den Antrag ein, die dem Präsidium vorgelegten Dringlichkeits⸗ anträge auf Freilassung des verhafteten Abg. Szajer noch in derselben Sitzung zu berathen. Der Justiz⸗Minister Graf Gleis⸗ pach erklärte, wenn der Beschluß zustimmend ausfallen sollte, werde er das Haus über den Stand der Sache unterrichten. Nach längerer Debotte wurde die sofortige Verhandlung über den Antrag in namentlicher Abstimmung mit 320 gegen 28 Stimmen beschlossen. Der Justiz⸗ Minister Graf Gleispach gab darauf eine eingehende Darstellung von den gerichtlichen Verhandlungen gegen den Abg. Szajer und erklärte, das Haus habe das Recht, dessen so⸗ fortige Entlassung sowie die Einstellung des Verfahrens für die Sessionsdauer zu verlangen. Dem Beschlusse des Hauses werde in jedem Falle sofort Folge gegeben werden. Der Abg. Pergelt trat für die sofortige Entlassung ein, beantragte jedoch bezüglich der zeitweisen Einstellung des Verfahrens die Einsetzung eines Ausschusses, welchem die Gerichtsakten auszufolgen seien. Der Antrag auf Einsetzung eines besonderen Ausschusses zur Berichterstattung binnen 8 Tagen wurde in namentlicher Abstimmung mit 236 gegen 108 Stimmen angenommen.

Das ungarische Unterhaus hat gestern die Debatte über das Budgetgesetz beendet. Der Minister⸗Präsident Baron Banffy führte zum Schluß aus, es liege nicht in seiner Kraft, die Opposition zu vernichten. Es sei aber auch gar nicht nöthig gewesen, daß er dieses Werk vollziehe, die Politik der Opposition habe von selbst zu ihrer Vernichtung geführt. Ein Redner der Opposition habe erklärt, Oesterreich sei im Vortheil, weil eine lange Reihe von Parteien und Fraktionen zum Schutze der österreichischen Interessen in der Ausgleichs⸗ frage in den Kampf trete. Demgegenüber erkläre er, daß gerade darin die Stärke Ungarns liege, daß daselbst nur eine starke einheitliche Partei bestehe. Der Ausgleich könne übrigens nicht ein vollkommener Sieg des einen Theils über den anderen sein, sodaß ein Theil gan unterdrückt werde. Er glaube, daß die Politik, die Ungarn gerade be⸗ züglich des Ausgleichs befolgt habe, indem es mit ruhiger Entschlossenheit in einheitlicher Richtung die Fragen beurtheile, eine Garantie dafür bilde, daß Ungarns berechtigte Interessen und berechtigte Ansprüche keinen Schaden erleiden würden. Die Opposition beklage sich darüber, daß das Inkompatibili⸗ tätsgesetz von ihm nicht ernstlich durchgeführt werde. Dies tresse nicht zu, denn dieses Gesetz habe keine Vollzugs⸗ klausel; die Durchführung dieses Gesetzes sei jedem Abge⸗ ordneten, jedem Bürger des Landes anheimgegeben. Das Haus habe eine, er möchte sagen, als Gericht urtheilende Kommission eingesetzt, deren richterlicher Charakter gewahrt werden müsse und die über allen Parteien stehe. Aus dieser Frage könne eben keine Parteifrage gemacht werden. Hierauf wurde das Budgetgesetz im allgemeinen und im einzelnen mit großer Mehrheit angenommen.

Der liberale Klub der Abgeordneten hat be⸗ schlossen, die Abgg. Falk, Hegedues, Lang, Matlekowitsch August Pulsky, Szell, Koloman Tisza und Geza Josipowitsch' in die GOuotendeputation zu wählen. 8

Großbritannien und Irland.

Das Oberhaus genehmigte gestern mit 15 Stimmen die zweite Lesung der Schulvorlage.

Im Unterhause erklärte der arlamentssekretär des Aeußern Curzon, daß der russische Botschafter in Kon⸗ stantinopel von Nelidow am 25. d. M. den übrigen Bot⸗ schaftern Mittheilung von einem Telegramm des russischen Admirals vor Kreta gemacht habe, worin dieser im Namen der Geschwaderchefs betont habe, daß ein europäischer General⸗Gouverneur von Kreta ernannt werden müsse, und zwar mit umfassenden Vollmachten und den nöthigen Fonds,

und daß die Pforte aufgefordert we Umählich ihre

109 gegen

*

Truppen zurückzuziehen, sobald die Admirale dies forderlich bielten, Diese Vorschläge hätten die volle Unter⸗ stützung der britischen welche keine Gelegenheit verabsäumt habe, die Wi tigkeit derselben zu betonen. Die Vorschläge würden gegenwärtig von den Mächten erwogen.

Das „Reuter sche Bureau“ meldet, es sei der Befehl ergangen, daß sich 600 Mann des Regiments Wels Fusiliers zum Abgang nach Kreta bereit zu halten hätten

In der gestrigen Sitzung des parlamentarischen Aus⸗ schusses zur Untersuchung des Einfalles Jameson's in Transvaal sagte der frühere Resident in Mafeking, Newton aus, er habe am 4. Dezember von Jameson erfahren, daß letzterer nach Johannesburg zu marschieren beabsichtige, aber den Gouverneur hiervon nicht in Kenntniß gesetzt, weil Rhodes ihm eingeredet habe es würde zu früh und unnöthig sein. Hierauf wurde Oberst Rhodes als Zeuge vernommen; derselbe gab Aufklärungen über die Johannes. burger Bewegung.

Frankreich.

Der Senat setzte gestern die Berathung der Vorlage betreffend die Zuckersteuer, fort. Der Handels⸗Minister Boucher betonte die Nothwendigkeit, gegen die deutschen L. kämpfen, besonders auf den englischen Märtten. er Minister⸗Präsident Méline suchte nachzuweisen, daß der deutsche Konsument höhere Abgaben auf Zucker zahle als der französische Konsument. Schließlich wurde der erste Paragraph des ersten Artikels, durch welchen das Prinzip der Prämien eingeführt wird, angenommen. Hierauf verlas der Senator Chaumie den Bericht der Kommission zur Vor⸗ berathung der Frage der gerichtlichen Verfolgung des Senators Levrey; der Bericht spricht sich für die Zulässigkeit der ge⸗ fachaschen Verfolgung aus. Die Sitzung wurde sodann ge⸗ ossen.

Der Untersuchungsrichter verhörte gestern die Deputirten Boyer und Maret und stellte sie Arton gegenüber. Boyer wurde dann aus der Haft entlassen; Maret, der erkrankt ist, wurde vorläufig noch auf freiem Fuße belassen, wird aber von zwei Polizisten in seiner Wohnung überwacht. Es wurden viele Papiere bei ihm beschlagnahmt; auch wurden die Bureaux des von Maret geleiteten Blattes „Le Radical“ ge⸗ richtlich versiegelt. Der Untersuchungsrichter vernahm ferner den früheren Deputirten des Departements Seine⸗et⸗Oise, Vian, in dessen Wohnung darauf eine Haussuchung vor⸗ genommen wurde. b—

Türke

Das Wiener „Telegraphen⸗Korrespondenz⸗Bureau“ meldet

aus Konstantinopel, bei dem vorgestrigen Empfange des

bulgarischen Agenten Markow habe der Sultan demselben die Begnadigung von 64 auf Rhodus internierten bulgarischen Sträflingen angekündigt. Bei dem gemeinsamen Schritte der Botschafter wegen der Vorgänge in Tokat und Siwas hätten der russische und der britische Botschafter gesondert erklärt, daß sie die Haltung des Vali Kalil für inkorrekt ansähen und ihn persönlich für weitere Ereignisse verantwortlich machten. Gegenüber einem vorgestern von den Bot⸗ schaftern bei der Pforte gethanen Schritte betreffs der Entfernung der in den kretischen Häfen angesammelten mohamedanischen Auswanderer wurde seitens der Pforte auf die Schwierigkeiten hingewiesen, welchen die Unterhaltung dieser Massen und die Ansiedelung gänzlich mittelloser Per⸗ sonen im Vilajet Smyrna und an anderen Orten, wo freie Ländereien fehlten, begegnen würden.

Nach einer Meldung des „Reuter'schen Bureaus“ ist durch ein Irade die Vertheilung von Mausergewehren an die ersten fünf Armee⸗Korps angeordnet worden.

In Cetinje eingetroffenen Berichten aus Skutari (Al⸗ banien) zufolge sind daselbst der Bazar und sämmtliche Läden geschlossen. Der Vali habe Truppen zusammengezogen.

Aus Kanea berichtet die „Agence Havas“, daß die Insurgenten gestern Nachmittag um 4 Uhr das Fort Izzeddin, welches den Eingang zur Suda⸗Bay beherrscht, an⸗ gegriffen hätten. Die fremden Kriegsschiffe hätten auf die Kreter gefeuert, um das Fort, welches von Türken mit 12 Geschüͤtzen und einer Mitrailleuse besetzt sei, zu unterstützen. sachdem die Nacht ruhig verlaufen sei, habe heute früh das Bombardement wieder begonnen. Die griechischen Posten in dem Blockhause Kalami, welches das Fort Izzeddin beherrsche, hätten mit Geschützen gefeuert und die in der Suda⸗Bay liegenden Schiffe das Feuer erwidert.

Der Hauptmann Pérignon hat nach Kanea berichtet, daß während der Nacht von Montag zu Dienstag einige Schüsse abgefeuert worden seien, ohne jedoch ein Ergebniß zu haben, und vaß die Aufständischen die Anhöhen gegenüber dem Fort Sumbaschi besetzt hielten. Er verlangte die sofortige Sendung weiterer Mannschaften und bemerkte, daß in die türkischen Soldaten für den Vorpostendienst kein Vertrauen gesetzt werden könne.

Auf Spinalonga ist es, wie die „Agence Havas“ aus Athen berichtet, zu einem lebhaften Kampfe gekommen. Die Türken, welche das dortige Fort besetzt hielten, wurden von den Aufständischen vertrieben. Letztere beschlagnahmten ein türkisches Schiff, welches mit Munition beladen war. Dem „Standard’ zu⸗ zufolge währte das Gefecht 48 Stunden. Die türkische Garnison mußte nach schweren Verlusten ihre Stellung auf⸗ geben und zog sich nach einer geschützten Stellung auf der Insel zurück. Der französische Admiral hat sich nach Spinalonga bdegeben, wie angenommen wird, um auf den Entsatz der Türken hinzuwirken.

Das „Reuter'sche Bureau“ erfährt, es sei beschlossen worden, daß jede Macht ein weiteres Bataillon von 600 Mann nach Kreta entsenden solle. Nach Malta seien Anweisungen ergangen, daß eine entsprechende Zahl von Mannschaften sich bereit zu halten habe, unverzüglich nach Kreta abzugehen. Italien werde voraussichtlich ein Bataillon Alpenjäger nach Kreta entsenden. Die Lage sei unverändert. Was das Vorgehen der Mächte anbetreffe, so sei nicht be⸗ schlossen worden, die Zurückziehung der griechischen und türkischen Truppen von der Grenze zu verlangen: ein solches Vorgehen erscheine zur Zeit unthunlich. 8

Griechenland. b

Bei der Uebernahme des Kommandos über die Trupper an der Grenze hat, wie die „Agence Havas“ aus Larissa meldet, der Kronprinz folgenden Tagesbefehl erlassen:

„Der König hat mich mit dem Oberbefehl über die Armee in Thessalien betraut. Indem ich meinen Posten zu einer kritischen Stunde übernehme, welche schwer auf dem Vaterlande lastet, gebe i der Ueberzeugung Ausdruck, daß Ihr alle Eure Pflicht erfüllen und Euerem Eide treu bleiben werdet, daß Ihr Geduld und Festigkeit zeigen werdet zur Ueberwindung aller Schwierigkeiten im Gehorsam gegen die Gesetze und gegen Euere Vorgesetzten und beweisen werdet, daß Ihr Disziplin besitzt, welche die Hauptstärke der Heere bildet.

Nach einer der Times“ aus Athen von gestern sugegangenen 1

Depesche habe das kretische Zentral⸗Comité sich mit einem Schreiben an die Königin von Großbritannien, Kaiser von Oesterreich, den Deut schen Kaiser, ser von Rußland sowie an den Präsidenten Faure ge „Darin werde dem Erstaunen Ausdruck gegeben, daß die Kreter von denselben Schiffen bombardiert würden, welchen sie ihre Befreiung verdankten, und um Zurücknahme des Ent⸗ schlusses gebeten, die Kreter zur Annahme einer Konstitution dadurch zu zwingen, daß man sie neuen Leiden durch Hungers⸗ noth aussetze; ferner werde verlangt, es möge die Vereinigung Kretas mit Griechenland gestattet werden.

Dänemark. 8 Die Kaiserin⸗Wittwe von Rußland ist gestern Abend mittels Sonderzuges in Kopenhagen eingetroffen. Der Kronprinz, der Prinz Waldemar, die Prinzessinnen Ingeborg und Thyra sowie die Mitglieder der russischen Fesandtschaft waren der Kaiserin bis Gjedser entgegengereist. Auf dem Bahnhof in Kopenhagen waren der König, die Frinzessin von Wales und Höchstderen Tochter, die Prinzessin Victoria, der Prinz und die Prinzessin Carl sowie die Prinzessin Marie zum Empfang anwesend. In Kopenhagen siegten gestern bei den Wahlen zur Stadtverordneten Versammlung die Kandidaten der Oppositionsliste über diejenigen der sogenannten Bürgerliste mit einer Mehrheit von etwa 700 Stimmen. Unter den gewählten Oppositionellen befinden sich drei Sozialisten,

on denen zwei Reichstags⸗Mitglieder sind.

Afrika.

In Lissabon herrscht, wie „W. T. B.“ berichtet, Be⸗ unruhigung über die Lage des Obersten Monshimo, welcher am 24. Februar von Mozambique landeinwärts einen Zug egen die Naniaras (2) angetreten habe. Seit einigen Tagen ei keine Nachricht von der Expedition mehr eingegangen.

Das „Reuter'sche Bureau“ meldet aus Kapstadt, daß das britische Geschwader in der Simonsbay Befehl er⸗ halten habe, sich für den 10. April segelfertig zu halten; der Admiral Rawson, der zur Zeit den Rand bereise, habe den Befehl erhalten, sofort zurückzukehren.

Parlamentarische Nachrichten. 8 Die Berichte über die gestrigen Sitzungen des Reichs⸗

tages und des Hauses der Abgeordneten befinden sich

in der Ersten und Zweiten Beilage.

In der heutigen (202.) Sitzung des Reichstages, welcher der Staatssekretär des Innern, Staats⸗Minister Dr. von Boetticher und der Minister für Handel und Gewerbe Brefeld beiwohnten, wurde die erste Berathung des Gesetz⸗ entwurfs, betreffend die Abänderung der Gewerbe⸗ ordnung (Handwerkervorlage), fortgesetzt.

Das Wort nahm zuerst der Abg. Jacobskötter (d. kons.), der in längerer Rede für die Vorlage eintrat und ausführte, daß seine Partei dieselbe als eine Abschlagszahlung auf zu⸗ künftige weitere Zugeständnisse betrachte. Bei Schluß des Blattes nahm der Abg. Bassermann (nl.) das Wort.

Das Haus der Abgeordneten setzte in der heutigen (61.) Sitzung, welcher der Finanz⸗Minister Dr. von Miquel beiwohnte, die Spezialberathung der Beamtenbesol dungs⸗ vorlage fort.

Die mittleren technischen Betriebsbeamten, wie Bau⸗ und Maschinen⸗ Inspektoren, Gewerbe⸗ Inspektoren, Versicherungs⸗ sollen 3600 bis 5700, durchschnittlich 4650 erhalten.

Die Abgg. von der Acht (Zentr.) und Gen. und die Abgg. Junghenn (nl.) und Gen. beantragen übereinstimmend, das Höchstgehalt aller dieser Beamten auf 6000 und demgemãß das Durchschnittsgehalt auf 4800 zu erhöhen.

Abg. Wallbrecht (nl.) beantragt, das Gehalt der Eisenbahn⸗, Bau⸗ und Betriebs⸗ bezw. Maschinen⸗Inspektoren auf 3600 6600, durchschnittlich 5100 ℳ, festzusetzen.

Die Oberförster sollen 2700 bis 5700, durchschnittlich 4200 erhalten.

Die Abgg. von der Acht und Junghenn beantragen, dafür zu setzen 2700 bis 6000, durchschnittlich 4350

Die wissenschaftlichen Lehrer an den höheren Lehranstalten sollen 2700 bis 5100, durchschnittlich 3900 erhalten.

Die Abgg. von der Acht und Junghenn beantragen, dafür zu setzen 2700 bis 5400, durchschnittlich 4050

Abg. Schmieding (nl.) befürwortet, die Ungleichheiten in der Besoldung für Beamte gleicher Vorbildung zu beseitigen. Finanz⸗Minister Dr. von Migquel: Ich kann nur meine Bitte, über die Beschlüsse Ihrer Kommission nicht hinauszugehen, wieder⸗ holen. Auch sachliche Gründe sprechen gegen weitere Gehaltserhöhungen. Die Gehälter der Bauinspektoren sind nach und vor 1872 ganz be⸗ deutend erhöht worden. Dasselbe gilt von den Oberförstern. Für diese sind noch 60 000 im Etat ausgeworfen, die dem Gehalt neuer⸗ dings hinzutreten. Außerdem haben sie freie Wohnung u. s. w., sodaß sie sich nicht viel schlechter stehen wie die Richter.

rotz aller unserer Sympathie für die grüne Farbe können wir dennoch ein Bedürfniß für eine weitere Gehaltserhöhung nicht an⸗ erkennen. Die Lehrer sind durch den letzten Normal⸗Etat besonders bevorzugt worden. Bei einer weiteren Erhöhung müssen wir auch die Interessen und die Lage der Gemeinden ins Auge fassen. Mit den Richtern kann man die Lehrer doch nicht vergleichen. Diese haben keine Nebeneinnahmen und nicht so lange Ferien. Außerdem hat es staatsrechtliche Bedenken, der Staatsregierung Ausgaben aufzudrängen, die sie nicht für nöthig hält. Man sollte nicht Unzufriedenbeit unter hervorrufen, die unter der Disziplin der Regierung

Abg. Freiherr von Richthofen⸗Mertschütz (kons.): Es wäre am besten, wenn die Herren nach dieser Erklärung ihre Anträge zurück⸗ zögen. Der Vergleich mit den Richtern hinkt. Dagegen wäre es wünschenswerth, wenn den Bautechnikern das Diätariat angerechnet würde. Ihnen wäre die Anrechnung des Diätariats über die Zeit Jahren hinaus lieber als eine Erhöhung ihres Maximal⸗

Finanz⸗Minister Dr. von Miguel: Wir werden diese schwierige

rage in Erwägung ziehen. Infolge der sehr bedeutenden Ver⸗ debnang der Bauinspektorenstellen wird die Wartezeit der Bau⸗ vhaes bis zur festen Anstellung nur zehn Jahre betragen. Wollen die Herren konsequent sein, so müssen Sie auch die Gehälter der Kreis⸗Schulinspektoren und anderer Beamten erhöhen, und das würde im Ganzen 1 ½ Millionen kosten.

Asg. Kirsch (Zentr.): Meine Freunde halten ihren Antrag zufrecht. Wir haben bhier nicht die Interessen der Gemeinden zu ver⸗ reten, sondern die des Staats. 1 böh Abg. Ehlers (fr. Vgg.) spricht sich gegen die Anträge auf Er⸗ vn vn aus im Interesse der Gemeinden und der Steuerzahler. Er

ürde allen diesen Beamten ein möglichst hohes Gehalt gönnen, wenn

—.

die Mittel dazu aus einem Säckel kämen, der irgendwie von oben

herkäme; aber es sollten 20 Millionen unter die höheren Beamten vertheilt werden auf Kosten der Steuerzahler. Die Vorlage mache schon eine Erhöhung der Kommunalzuschläge von 15 bis 18 % er· sorderlich. Naturlich sage man nun den Beamten, Ehlers und Ge⸗ nossen hätten keine Sympathie für die Beamten. Nicht nur wegen des Widerspruchs der Regierung, sondern aus allgemeinen sachlichen Gründen stimme er gegen die Anträge. 8

Abg. Schmieding (nl.): Ich begreife nicht, weshalb Herr Ehlers diesen fiskalischen Gesichtspunkt gerade bei diesen Beamten bervorhebt und warum er es nicht bei der Erhöhung der Gehälter der Regierungs⸗Räthe gethan hat. Ich kann dem nicht bei⸗ stimmen, daß der Landtag nicht Erhöhungen vorschlagen solle. Die Rollen sind eben vertauscht. Früber war der Landtag sparsam. Jetzt ist die Regierung sparsamer, als nöthig ist.

Abg. Ehlers betont nochmals, daß man auf die Gemeinden und die Steuerzahler Rücksicht nehmen müsse. Wenn die Erhöhundzen der Gehälter der Regierungs⸗Räthe und der Richter, führt er aus, für unseren Danziger Stadtsäckel einen Einfluß hätten, wäre ich au dagegen gewesen. Ich hätte das einfach für meine Pflicht gebalten. Wir können froh sein, daß wir einen sparsamen Finanz⸗Minister haben, und müssen auch im Landta sparsam sein. 1t

Abg. Kirsch (Zentr.): Wir können nicht einseitig auf die Ge⸗

meinden Rücksicht nehmen.

Abg. Dr. Sattler (nl.): Mein Freund Schmieding hat kein Wort davon gesagt, daß wir nicht auch sparsam sein und daß wir nicht auf die Gemeinden Rücksicht nehmen sollen. Herr Ehlers will sich gerade hier in den Mantel eines Vertreters sparsamer

inanzwirthschaft hüllen. Aber dieser Mantel ist sehr löcherig. Herr

blers hat ja in der Kommission selbst die Erhöhung der Richter⸗ gehälter angeregt. So steht dieser Vertreter der Sparsamkeit da! Herr Ehlers ist garnicht der Vertreter aller Steuerzahler, sondern nur der Steuerzahler in Danzig.

Finanz⸗Minister Dr. von Miquel: Unterschätzen Sie nicht die Rückwirkung der Vorlage auf die Gemeinden. Schon der neue Normal⸗Etat ist in den Gemeinden hart empfunden worden, und des⸗ halb müssen wir uns vor neuen Belastungen der Gemeinden hüten. Herr Ehlers hat damit nicht bloß Danzig vertreten, sondern alle Gemeinden.

Abg. Ehlers: Die Schilderung des Abg. Sattler wird nicht die Wirkung haben, daß kein Mensch mehr im Lande mit mir etwas zu thun haben will. Die Sache mit dem Mantel habe ich nicht ganz erfaßt. Sie war sehr witzig, 1 verständlich. ein politisches Programm ist: Prüfet alles und das Beste behaltet. Wie im einzelnen das Ergebniß meiner Prüfung ist, ist meine Sache Daß ich nur die Interessen Danzigs vertrete, ist nicht richtig. Die Leute, welche die Gemeindesteuern bezahlen, sind auch dieselben, welche die Staatssteuern bezahlen.

Abg. Dr. Sattler: Ich kann den Ausdruck nicht unangefochten durchgehen lassen, daß wir 20 Millionen auf Kosten der Steuerzahler den höheren Ständen geben, und muß dagegen protestieren.

Abg. Wallbrecht zieht seinen Antrag zurück. .

Die Anträge der Nationalliberalen und des Zentrums bezüglich der technischen Beamten und der Oberförster werden gegen die Stimmen dieser Parteien abgelehnt. Das Haus nimmt die Beschlüsse der Kommission an.

Bei den Gehältern der Lehrer empfiehlt

Abg. Dr. Böttinger (nl.) den Antrag Junghenn.

Abg. von Knapp (nl.) spricht den Wunsch aus, daß die bis⸗ herigen Funktionszulagen der Lehrer an den Vollanstalten in Alters⸗ zulagen umgeändert werden mögen. 8

Abg. Dr. Dittrich (Zentr.) macht darauf aufmerksam, daß die Verschiedenheit zwischen den Richtern und den Oberlehrern im Höchst⸗ gehalt durch die Kommissionsbeschlüsse zu Ungunsten der Lehrer noch gesteigert worden sei, da die Kommission das Höchstgehalt der Richter noch weiter erhöht habe. Redner empfiehlt deshalb den Antrag seiner Partei. 8 3 3 8

Abg. Wetekamp (fr. Vp.) befürwortet gleichfalls die Anträge auf Erhöhung. Er könne in der Vorlage nur das eine System er⸗ blicken: Wer da hat, dem wird gegeben. Man halte den Lehrern ihre Nebeneinnahmen durch Privatstunden und Pensionäre vor, aber auch andere Beamte hätten Nebeneinnahmen, ohne daß sie ihnen in Anrechnung gebracht würden. .

Abg. Trimborn (Zentr.) spricht sich in demselben Sinne aus. Die Richter hätten auch Nebeneinnahmen, z. B. durch den Vorsitz in Schiedsgerichten. Die Berufsfreudigkeit der Lehrer müsse gestärkt werden durch eine angemessene Besoldung. Fürst Bismarck habe 1895 gesagt: Es bestehe ein Mißverhältniß veh e der Bedeutung der höheren Lehrer für unsere nationale Zukunft und ihrer bisherigen Würdigung. Also, schloß Redner, sorgen Sie dafür, daß die Bedeutung der Lehrer für unsere nationale Zukunft genügend gewürdigt wird, und stimmen Sie für unseren Antrag.

Abg. Freiherr von Richthofen (kons.): Herr Wetekamp wolltenicht pro domo sprechen; ich überlasse das Urtheil dem Hause. Seit 1863 ist das Maximalgehalt der Lehrer fortgesetzt erhöht worden. Für eine festere Regelung der Funktionszulagen bin ich auch.

Unter Ablehnung der gleichlautenden Anträge Junghenn und von der Acht beschließt das Haus nach dem Kommissions⸗ vorschlag. . 1

Ebenso wird ein Antrag der Nationalliberalen und des Zentrums auf Erhöhung des Höchstgehalts der Staats⸗ Archivare und Archivare und der Bibliothekare an Universitäts⸗Bibliotheken von 5100. auf 5400 ab⸗ gelehnt. 8

Bei den Gehältern der Ober⸗Bergamts⸗Mark⸗ scheider 3000 bis 5000, durchschnittlich 4000 erklärt

Abg. Gothein (fr. Vgg.), daß er seinen in der Kommission abgelehnten Antrag auf Erhöhung dieser Gehälter nicht wiederholen wolle, weil er doch aussichtslos sei, weist aber darauf hin, daß es sehr schwer sei, bei dem unzulänglichen Gehalt tüchtige Beamte für diese wichtigen Aemter zu erhalten.

(Schluß des Blattes.

Arbeiterbewegung.

In Münder am Deister in Hannover haben, einer Mittheilung des „Vorwärts“ zufolge, die Stuhlarbeiter der Fabrik von Gebr. Jörns durch ihren Ausstand (vgl. Nr. 71. d. Bl.) erreicht, daß die deabsichtigte Lohnherabsetzung zurückgenommen wurde.

In Wilhelmshaven befinden sich, wie dasselbe Blatt meldet, die Hachdecker wegen Lohnstreits im Ausstande, einige Meister haben die Forderungen bewilligt.

Aus Dresden wird der Frkf. Ztg.“ telegraphiert, daß jetzt auch die Brauerei⸗Böttcher den Ausstand beschlossen haben, sodaß jetzt fast sämmtliche Böttcher Dresdens ausstehen. (Vgl. Nr. 71 d. Bl.)

In Geringswalde in Sachsen haben, wie der „Vorwärts“ berichtet, die Arbeiter der Stuhlfabrik von Frühauf u. Beck die Arbeit eingestellt. 8

In Kissingen haben die Bauhandwerker (Tüncher, Maurer,

Zimmerleute und Dachdecker) die Arbeit wegen Lohnstreites nieder⸗ gelegt. b dens Mainz wird der „Frkf. Ztg.“ eschrieben: Die Lohn⸗ kommission der Zimmergehilfen und die Fimmermeister hatten am Sonnabend eine Besprechung über die erhobenen Forderungen; man einigte sich auf folgende Punkte: Erhöhung des tundenlohns von 35 auf 38 bei 10 ½ stündiger Arbeitszeit. (Die ursprüng⸗ liche Forderung betrug 42 ₰.) Ferner wurde Mehrbezahlung der Ueberstunden ꝛc. festgesetzt. Eine Gehilfenversammlung erklärte sich mit diesen Abmachungen einverstanden. Am BG.“ findet eine Zusammenkunft statt, in welcher wohl auch die Zustimmung der Meister erfolgen wird.

Hier in Berlin haben nach dem „Vorwärts“ die Kupfer⸗ schmiede bei der Firma Martin u. Pilzing die Arbeit niedergelegt. Sie hatten seit dem 1. Juli v. J. bei 10 stündiger Arbeitszeit einen Stundenlohn von 50 erhalten. Am 27. März kündigte der Arbeitgeber eine wöchentliche Lohnkürzung von 3 an. Da die Kupferschmiede hierin nicht willigten, erhielten sie ihre Entlassung.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Indien. Die von Bengalen hat für den Hafen von Kalkutta gegen Goa, wo estfälle vorgekommen sein sollen, Quarantäne⸗ vorschriften erlassen.

Verdingungen im Auslande.

Italien.

8. April, 11 Uhr. Provinzial⸗Deputation von Lucca: Ver⸗ größerung der St. Quiricio⸗Brücke über den Serchiofluß und Regu⸗ lierung der Zufahrrampen. Voranschlag 92. 193 Fr., Kaution vor⸗ läufig 4500 Fr.

12. April, 10 Uhr. Ministerium der öffentlichen Arbeiten in Rom: Lieferung von folgendem Kleineisenzeug: 1) Schienenlaschen aus weichem, homogenem Winkelstahl und eiserne Scheiben: 2) eiserne Bolzen, Schrauben, Klammern u. s. w.; vorläufige Kaution zu 1 3600 Fr., zu 2 1400 Fr.; endgültige Kaution zu 1 7200 Fr., zu 2 2800 Fr.

ö14. April. Ministerium der öffentlichen Arbeiten in Rom: Lieferung von ca. 1582 t Schienen aus Bessemer⸗ oder Martin⸗Guß⸗ stahl. Voranschlag 363 860 Fr., Kaution vorläufig 18 200 Fr., end⸗ gültig 36 400 Fr. Portugal.

20. April, Mittags. Königlich portugiesische Eisenbahngesellschaft

in Lissabon: Lieferung von 20000 kg Gußstahl für Federn. Näheres

bei der Gesellschaft in Paris, Rue de Chateaudun 28. Niederlande.

917. April, 2 Uhr. Gesellschaft für den Betrieb der Staats⸗ Eisenbahnen, im Bureau des Sektions⸗Ingenieurs in Zutphen: Ausführung der Arbeiten für die Unterhaltung der Linien Arnhem Zwolle, Zutphen —Gronau und Zwolle —Almelo.

Verkehrs⸗Anstalten. e

Bremen, 31. März. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. PD. „Willehad', n. New⸗York, bestimmt, 29. März Nm. Prawle Point passiert. PD. „Habsburg“, n. Brasilien bestimmt, 29. März Abds. St. Vincent passiert. RPD. „Darmstadt“ 29. März Vm. Reise v. Suez n. Aden fortges. RPD. „Preußen“ 29. März Nm. Reise v. Neapel n. Genua fortges. RPD. „Sachsen“, v. Ost⸗Asien kommend, 29. März Nm. Hongkong angek. PD. „Kronprinz Friedrich Wilhelm⸗ 30. März Nm. Reise v. Antwerpen n. Bremen fortges. RPD. „Prinz Heinrich“, n. Ost⸗Asien bestimmt, 30. März Mrgs. Ouessant passiert. D. „John Fothergill“, v. La Plata kommend, 29. März Abds. auf Weser angek. D. „Louisiana“, n. d. La Plata bestimmt, 30. März Mrgs.

Dover passiert.

Theater und Musik

Königliches Opernhaus.

Gestern Abend gelangte nach der neuen Oper „Enoch Arden“ Leoncavallo's Oper „Bajazzi“ zur Aufführung, in welcher Herr Baptist Hoffmann vom Stadt⸗Theater in Hamburg als Gast der Königlichen Bühne die Rolle des Tonio sang. Herr Hoffmann besitzt eine wohlklingende, ausdrucksfähige Baritonstimme, die kraftvoll genug ist, den grozen Raum gut auszufüllen, und hinreichend geschult, um die gesangstechnischen Schwierigkeiten der Rolle leicht zu überwinden; das zeigte sich besonders im „Prolog“, den er mit Gefühl und Wärme eindringlich vortrug, ohne doch seinen Vor⸗ gänger Bulß in der Gemüth und Seele ergreifenden Wirkung zu er⸗ reichen. Im Verlaufe der Vorstellung trat der Gast gegenüber den ausgezeichneten übrigen mitwirkenden Künstlern etwas zurück, weil namentlich Herr Sylva als Bajazzo sich gesanglich wie schauspielerisch durch weises Maßhalten auszeichnete, wie auch Frau Herzog besonders gut disponiert war und die Partie der Nedda musterhaft sang und

spielte. Deutsches Theater.

Gerhart Hauptmann'’'s Schauspiel „Einsame Menschen“ ging gestern an der Stätte, wo es vor einigen Jahren unter L Arronge’'s Direktion aufgeführt wurde, in neuer Einstudierung in Scene, und zwar dieses Mal in der ungekürzten fünfaktigen Form, in welcher es der Dichter geschrieben hat. Einen Vortheil für die dramatische Wirkung des Werkes schließt der fünfte, fast nur aus Wiederholungen und nebensächlichen Episoden bestehende Akt nicht in

sich; der Zuschauer weiß am Ende des vierten Aufzuges alles, was er

zu wissen braucht, ohne daß es gewissermaßen eines esumés bedürfte,

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um den Eindruck zu vertiefen. Dramatisch steht die Dichtung nur auf schwachen Füßen, die äußere Handlung ist dürftig und die Folge

der Ereignisse vollzieht sich nicht immer logisch; manchem, was in dem Stück geschieht, merkt man zu sehr die Absicht des Dichters an, dadurch gewisse Charaktereigenthümlichkeiten der von ihm gezeich⸗ neten Gestalten hervorleuchten zu lassen Dadurch erhält das ganze Seelengemälde etwas Unruhiges, gleichsam als würde der Standpunkt

der Beleuchtungsquelle fortwährend verändert, um dem Betrachtenden

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nur ja nichts von der minutiösen Arbeit des Künstlers entgehen zu

lassen. Bewundernswerth ist freilich diese minutiöse Arbeit, sie ist es, die der ganzen Schöpfung den Reiz verleiht, wenn auch in ihr der große Zug, den das Schauspiel seiner Anlage nach haben könnte verloren geht; sie ist es ferner, welche den besonders auf seelische Klein⸗ malerei eingeschulten Darstellern des Deutschen Theaters Gelegenheit giebt, ihr Koͤnnen am wirksamsten hervortreten zu lassen. Der Zuschauer erhält auf diese Weise in vielen kleinen Zügen den Eindruck ver blüffender Naturwahrheit, welcher indessen urtheilslose Gemüther leicht dazu verführt, sowohl den dichterischen Werth des Werkes als auch die schauspielerische Leistung der Mitwirkenden bedeutend zu überschätzen Darin liegt die Gefahr einer Richtung, die freilich im Deutscher Theater bis zur höchsten Vollkommenheit gepflegt worden ist Von dieser Vollkovmmenheit lieferte die gestrige Aufführun wiederum einen vollgültigen Beweis, insonderheit durch die Leistungen de Herren Sauer, Fischer, Müller und Reinhardt sowie der Damen Meyer Trenner und von Pöllnitz. Fräulein Lehmann, die einzige, welche die schon früher von ihr gespielte Rolle der Käte Vockerat innehatte, sollte sich vor einer bei ihr zur Manier werdenden Neigung, da Gesicht fortwährend zu verzerren, hüten. Das Publikum lich von der musterhaften Aufführung dauernd fesseln und spendete so leb haften Beifall, daß der Direktor Dr. Brahm sich am Schluß ver anlaßt sah, für den abwesenden Dichter zu danken.

Im Königlichen Opernhause wird morgen Lortzing's Oper „Undine“ mit Fräulein Hiedler in der Titelrolle unter Kapellmeister Dr. Muck's Leitung gegeben.

Im Königlichen Schauspielbause geht morgen Leo Ebermann's Drama „Die Athenerin“ in Scene. Die Damen Poppe, von Hochenburger, die Herren Matkowskv, Molenar, Ludwig und Ke ler find darin beschäftigt. 8

Mannigfaltiges.

Der Vaterländische Frauenverein hielt gestern mittag im Ministerium der öffentlichen Arbeiten seine Delegirten⸗ Versammlung unter dem Vorsitz des Staats⸗Ministers von Hofmann ab. Por Beginn der Sitzung erschienen die Erlauchte Protektorin, Ihre Majestät die Kaiserin und Königin,