Der Chef der Landgendarmerie, General der Infanterie von Rauch begeht heute die Feier seines 50 jährigen Dienst⸗ jubiläums.
Der Regierungs⸗Assessor Heinrichs zu Kreuzburg (Ober⸗ schlesien) ist bis auf weiteres dem Landrath des Kreises Glatz, Regierungsbezirk Breslau, zur Hilfeleistung in den land⸗ räthlichen Geschäften zugetheilt worden.
Der gemiethete Reichs⸗Postdampfer „Oldenburg des Norddeutschen Lloyd ist mit dem Ablösungstransport für die Schiffe in Ost⸗Asien — Transportführer: Korvetten⸗Kapitän Pustau — am 19. d. M. in Port Said angekommen und hat am 20. d. M. die Reise fortgesetzt. Der Reichs⸗Postdampfer „Koenig“ der Deutsch⸗Ost⸗Afrika⸗Linie mit der Ablösung für S. M. S. „Seeadler“ — Transportführer: Kapitän⸗ Lieutenant Wilbrandt — ist gleichfalls am 19. April in Port Said eingetroffen und hat an demselben Tage die Reise nach Sansibar fortgesetzt.
In der Ersten und Zweiten Beilage zur eutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staats⸗Anzeigers“ wird die vom Reichs⸗ Eisenbahnamt aufgestellte tabellarische Uebersicht der Be⸗ rlebs⸗Ergebnisse deutscher Eisenbahnen für den Monat März d. J. veröffentlicht, auf welche gestern an dieser Stelle auszüglich hingewiesen worden ist.
1 Sachsen. 1 Seine Majestät der König empfing vorgestern den bis⸗ herigen russischen Minister⸗Residenten, Geheimen Rath Baron von Mengden in Audienz, um das Abberufungsschreiben desselben entgegenzunehmen, und sodann den russischen Wirk⸗ lichen Staatsrath und Kammerherrn Baron von Wran Kel⸗ der das Schreiben Seiner Majestät des Kaisers von Ruß⸗ land überreichte, durch welches er als Minister⸗Resident am sächsischen Hofe beglaubigt wird. “
Mecklenburg⸗Schwerin.
Ihre Majestät die Kaiserin und Königin traf gestern Vormittag 11 Uhr 25 Minuten in Ludwigslust ein. Auf dem Bahnhofe waren Seine Hoheit der Herzog Johann Albrecht, Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin Marie und Ihre Kaiserliche Hoheit die Großfürstin Marie Paulowna zum Empfange erschienen. Ihre Majestät begab Sich alsbald nach der Ankunft mit den Fürstlichkeiten zu Wagen in das Großherzogliche Schloß.
Der Trauergottesdienst in der Kirche, in welcher der Sarg Seiner Königlichen Hoheit des verewigten Groß⸗ herzogs Friedrich Franz III. unter einer Fülle von Blumen aufgebahrt war, begann um 1 Uhr, nachdem Ihre Majestät die Kaiserin und Königin sowie Ihre Königlichen
oheiten der Prinz Friedrich Leopold von Preußen, öchstwelcher Seine Majestät den Kaiser und König vertrat, der Großherzog, der Prinz Christian von Dänemark, Ihre Kaiserlichen Hoheiten der Großfürst und die Großfürstin Wladimir von Rußland und die anderen Fürstlichkeiten eingetreten waren. Der Hofprediger Wolf hielt die Trauerrede. b Nach Beendigung des Gottesdienstes bewegte sich der Leichenzug von der Kirche nach dem Mausoleum. Den Zug ee eine Abtheilung Gendarmen, der sich eine kombinierte Eskadron des 1. Großherzoglich Mecklenburgischen Dragoner⸗ Regiments Nr. 17 mit der umflorten Standarte und dem Trompeterkorps “ Es folgten sodann die Dienerschaft und die Hausoffizianten, die Leibpagen, die dienstthuenden Kammerherren und die Geistlichkeit. Hinter dem mit acht schwarz behangenen Pferden bespannten Leichenwagen schritten die e Fürstlichen Personen in folgender Ordnung: eine Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Leopold von reußen, Seine Königliche Hoheit der Gropherug. Seine oheit der 1 Herzog Johann Albrecht, Seine Kaiserliche oheit der Großfürst Wladimir, Seine Königliche Hehe der big Christian von Dänemark, Seine Hoheit der Herzog Paul Friedrich, Seine Hoheit der Herzog Friedrich Wilhelm, Seine Hoheit der Herzog Adolf Friedrich, Seine Königliche oheit der Erbgroßherzog von Oldenburg, Seine Hoheit der e Heinrich, Seine Hoheit der Prinz Paul, Seine Durchlaucht der Prinz Aribert von Anhalt als Vertreter Ihrer Majestät der Königin von Großbritannien, Seine Königliche Hoheit der Fürst von Bulgarien, Seine Durchlaucht der Fürst von Schwarzburg⸗Rudolstadt, Seine Königliche Hoheit der Prinz Johann Georg von Seine Königliche Hoheit der Erbgroßherzog von Sachsen, Seine Königliche Hoheit der Erbgroßherzog von Mecklenburg⸗ Strelitz, Seine Großherzogliche Hoheit der Prinz Maximilian von Baden, Seine Großherzogliche Hoheit der Prinz Wilhelm von Hessen, Seine Kaiserliche Hoheit der Groß⸗ fürst Kyrill, Seine Kaiserliche Hoheit der Großfürst Boris, Seine Kaiserliche der Großfürst Georg, Seine Kaiserliche Hoheit der Großfürst Sergius, Seine König⸗ liche Hoheit der Erbprinz von Sachsen⸗Coburg und Gotha, Seine Hoheit der Erbprinz von Anhalt, Seine Durchlaucht der Prinz Ernst von Sachsen⸗Altenburg, Seine Durchlaucht der Erbprinz von Hohenzollern, Seine Durchlaucht der Ferst Heinrich XXIV. Reuß⸗Köstritz, Seine Durchlaucht der Prinz Heinrich VII. Reuß, Seine Durchlaucht der Prinz Hein⸗ 19 XXVIII. Reuß, Seine Durchlaucht der Prins ein⸗ rich XVIII. Reuß, Seine Durchlaucht der Prinz Hein⸗ rich XXXII. Reuß und Seine Durchlaucht der rinz Heinrich XXVI. Reuß. ““ Darauf folgten die Vertreter der auswärtigen Fürstlich⸗ keiten und sonstige hervorragende Personen sowie das Gefolge der Fürstlichkeiten. Den Schluß des Zuges bildeten eine Eskadron des 2. Großherzoglich Mecklenburgischen Dragoner⸗ Regiments Nr. 18 und eine Abtheilung Gendarmen.
Als der Trauerzug vor dem Mausoleum 8g. war, hoben die dazu berufenen Landstände den Sarg vom Leichenwagen und trugen ihn in das Mausoleum. Dort sprach der Kirchen⸗ Rath Danneel ein Gebet und den Segen, worauf der Sarg im Mausoleum beigesetzt wurde. Während der Trauerzug sich von der Kirche bis zum Mausoleum bewegte, wurde mit allen Glocken geläutet und erfolgte Minutenfeuer seitens der
Artillerie.
Ihre Majestät die Kaiserin und Königin kehrte um 4 Uhr Nachmittags nach Berlin zurück. Ebenso reisten die anderen Fürstlichkeiten im Laufe des Nachmittags von Ludwigs⸗ lust wieder ab. 1¹“ Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Hessen ist heute mit der Prinzessin Elisabeth von Coburg nach Darmstadt zurückgereist.
Oesterreich⸗Ungarn.
Im Auftrage Seiner Majestät des Deutschen Kaisers ist, wie „W. T. B.“ meldet, heute Vormittag auf dem Sarge des Kronprinzen Rudolph ein prächtiger Kranz niedergelegt worden mit der Inschrift: „Kaiser Wilhelm II. dem treuen Freunde“.
Zu der heute Vormittag auf der Schmelz abgehaltenen Parade waren zwei Infanterie⸗Divisionen mit Artillerie und Train, ferner eine Kavallerie⸗Division sowie die Zöglinge der technischen Militär⸗Akademie und der Artillerie⸗Kadettenschule aus⸗
erückt. Die Truppen waren in vier Treffen aufgestellt, welche von em Erzherzog Eugen und den . dmarschall⸗Lieutenants Sommer, von Laizner und Freiherr von Wersebe befehligt wurden. Das Ganze stand unter dem Befehl des Korps⸗Kommandanten Grafen Uexküll. Anwesend waren die Erzherzoge Otto, Joseph Ferdinand, Peter Ferdinand, Leopold Salvator, Franz Salvator, Friedrich und Rainer, ferner die Minister, das diplomatische Korps, der Erste Bürgermeister und andere Würdenträger. Gegen 8 ³G4 Uhr erschien Seine Majestät der 1 Franz Joseph, von der Menge mit Hochrufen begrüßt, ritt mit seinem Gefolge die Fronten ab und übernahm das Kommando. Bald darauf traf Seine Majestät der Kaiser Wilhelm in der Obersten⸗Uniform seines Husaren⸗Regiments auf dem Paradefelde ein und wurde unter den aclrufen der Menge mit der von allen Musik⸗ kapellen gespielten preußischen Nationalhymne empfangen. Die Fahnen wurden gesenkt und der Präsentiermarsch ge⸗ schlagen und geblasen. Der Kaiser Franz Joseph ritt dem Kaiser Wilhelm entgegen und erstattete, mit dem Säbel salutierend, den Frontrapport, welchen Allerhöchstdieser, gleich⸗ falls salutierend, entgegennahm. Beide Kaiser ritten alsbald die Fronten ab, worauf der Kaiser Wilhelm Auf⸗ stellung nahm, während sich der Kaiser Franz Joseph an die Spitze der Truppen setzte und diese vorbei⸗ führte. Als das 7. Husaren⸗Regiment in Sicht kam, ritt der Kaiser Wilhelm demselben entgegen und führte es dem Kaiser Franz Joseph vor, an dessen Seite Allerhöchst⸗ derselbe Plat nahm, bis der Vorbeimarsch beendet war. Die Parade dauerte etwas über eine Stunde, worauf die Beiden Monarchen unter den lebhaften Kundgebungen des Publikums das Paradefeld verließen.
“
Bei einem gestern in Nantes zu Ehren des Präsidenten Faure veranstalteten Bankett brachte der Maire einen Trinkspruch auf denselben aus. In seiner Erwiderung er⸗ klärte, dem „W. T. B.“ zufolge, der Präsident Faure: die Republik erstrebe ernstlich die Verbesserung der Lage der niederen Volksschichten, sie wolle aber nur ernste Henen, welche gegen keine Grundsätze der Gerechtigkeit und Freiheit verstößen.
Der Minister⸗Präsident Méline kehrt heute nach Paris Ferhcs, um mit dem Minister des Aeußeren Hanotaux über
ie Lage im Orient zu konferieren.
Es heißt, die Deputirten Goblet und Jaureès hätten mit dem Kammer⸗Präsidenten Brisson eine Besprechung wegen I der Deputirtenkammer gehabt.
Der „Kölnischen Zeitung“ wird aus Paris gemeldet: Das Arsenal zu Cherbourg sei angewiesen worden, 4 Torpedo⸗ boote mobil zu machen. Zwei Bataillone Marine⸗ Infanterie hätten den Befehl erhalten, sich heute in Marseille nach Kreta einzuschiffen.
Rußland.
Der Direktor der Kanzlei im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten Fürst Obolensky⸗Neledins ky⸗Meletz ky ist, wie „W. T. B.“ aus St. Petersburg meldet, zum älteren Rath in diesem Ministerium mit den Rechten eines Gehilfen des Ministers, und der Gehilfe des Gouverneurs der Reichsbank, Wirkliche Staatsrath Birkin zum Mitgliede des Raths des Finanz⸗Ministeriums ernannt worden. 116“
Ein außerordentlicher Gesandter des Königs von Siam ist gestern Abend in St. Petersburg eingetroffen.
Italien.
Die Postdampfer „Independente“ und „Arno“ sind, von dem Kreuzer „Siguria“ begleitet, gestern Abend mit Truppen von Neapel nach Kreta geg ga ge. .
Die diesjährigen großen Herbstübungen finden, der „Italia militare“ fufolge, in der Zeit vom 10. bis 21. Sep⸗ tember in dem Gelände zwischen Chiese und der Etsch statt. Es nehmen daran theil: das III. Armee⸗Korps (Mailand), das V. Armee⸗Korps (Verona), eine Kavallerie⸗Division und eine aus vier Infanterie⸗ und zwei W“ Regimentern bestehende Mobil⸗Miliz⸗Division. Bei allen übrigen Armee⸗Korps finden zu derselben Zeit die gewöhnlichen Feldmanöver statt, auf der Insel Sardinien schon vom 20. bis 31. Mai. Die an den Manövern nicht betheiligten Kavallerie⸗Regimenter üben besonders, nach Anordnung der kommandierenden Generale. 8 “
Niederlande. 8
Die Königin und die Königin⸗Regentin werden sich, wie „W. T. B.“ meldet, am 30. d. M. von Amsterdam nach Stuttgart begeben, um dem König und der Königin von Württemberg einen Besuch abzustatten. Sodann be⸗ absichtigen die Königinnen 10 bis 12 Tage in Wien zu ver⸗ weilen und darauf in Alt⸗Aussee längeren Aufenthalt zu nehmen. Die Rückkehr nach dem Haag soll Mitte Juni X“ 8 I1“
Türkei.
Dem Wiener „Fremdenblatt“ wird von wohlunterrichteter Seite mitgetheilt, daß die Absicht der türkischen Heeresleitung dahin gehe, die Griechen nur so weit zurückzudrängen, um ihre I“ auf türkisches Gebiet unmöglich zu machen.
In allen Zivil⸗ und Militarschuken sind, wie „W. T. B.“ aus Konstantinopel meldet, für die Dauer
des Krieges Gebete und das Lesen der Koransure für Sieg angeordnet worden. stantinopels wurden vorgestern Predigten gehalten, in denen die türkischen Griechen zu einem 12 Verhalten auf⸗ gefordert werden. Ein Gleiches hat das Patriarchat auf türkischen Wunsch auch für die Provin zen angeordnet.
Von den Lokal⸗ und Provinzialbehörden ist ein 15tägiger Termin für die Abreise der griechischen Unterthanen bekannt gegeben worden. Schutzes der griechischen Unterthanen ist offen geblieben. griechischer Seite hofft man eine Termin⸗Verlängerung und durch fremde Intervention die Einschränkung dieser Maßregel, da die Durchführung auch die türkischen Handelsinteressen schwer schädigen würde.
Die Nachricht, daß das erste Geschwader aus de Dardanellen nach Lemnos ehscexLassch sei, bestätigt sich nicht. Dasselbe erwartet die vorgestern von Konstantinopel
ausgelaufene Division, und erst dann wird vielleicht das Aus⸗
laufen einiger Schiffe und Torpedoboote erfolgen.
Aus Elassona in Konstantinopel eingetroffene Depeschen melden, dem Wiener „Telegr.⸗Korresp.⸗Bureau“ zufolge, daß alle Grenzpositionen auf dem griechischen Territorium zwischen dem Fluß Xeragys und Nezeros von den Türken genommen worden seien. Edhem Pascha'’s Hauptquartier habe sich am Montag in Myreve befunden. Gegenwärtig sei der Marschall im Vormarsch begriffen.
Nach einer der „Morning Post“ aus Meluna begann der allgemeine Morgens. Turnavo gegen Mittag von den Türken genommen. — Di Times“ meldet aus Meluna vom 21. d. M., daß die letzte Turnavo beherrschende Anhöhe von den Türken genommen worden sei. Der von der Kavallerie unterstützte Vormarsch der Infanterie habe begonnen. Die Feld⸗Telegraphenlinie sei bis Meluna fertiggestellt. 1
Der „Times“ wird ferner vom gestrigen Tage aus Athen
berichtet, daß aus Larissa dort eingegangene Telegramme dringend die Entsendung von Verstärkungen verlangten, da die Truppen durch die fortwährenden Angriffe der Türken er⸗ schöpft seien. Daraufhin seien in Eile Verstärkungen ab⸗ gesandt worden. Von Athen sei gestern die Garnison in Stärke von 2500 Mann nach Volo abgegangen. Die Palastwache hs ang Mann Gendarmerie würden wahrscheinlich heute nachfolgen. 8
des „Agence Havas“ meldet, daß der Kronprinz Larissa vecjasen und sich auf das Schlachtfeld begeben habe. Der Kampf bei Damassi habe auch gestern noch angedauert. Eine griechische Brigade sei von Turnavo gegen Bughazi vorgedrungen und habe Damassi beschossen. Die Türken hätten die Posten Ligaria und Karatzo, deren strategische Be⸗ deutung jedoch nicht hoch angeschlagen werde, besetzt. — Einer amtlichen Depesche aus Larissa zufolge vertheidigen die Griechen den Paß Mati mit Artillerie. — Die Bewohner Turnavos haben die Stadt verlassen.
Die Beschießung Prevesas dauerte auch gestern fort. Ueber den Verlauf des Bombardements werden nachfolgende Einzelheiten gemeldet: Die Schiffe „Basileus Georgios“ und „Miaulis“ begannen das Bombardement außerhalb des Golfs.
das Fort Pantokratoros wurden starke Breschen geschossen; ein heil der Kaserne wurde zerstört, und auch das Fort Hamidie wurde beschädigt. Innerhalb des Golfs nahmen das Fort Actium und die Kanonenboote das Feuer auf. Gestern trafen Ge⸗ schosse ein Boot des „Basileus Georgios“. G
Eine Depesche aus Arta meldet, daß der Oberst Manos auf seinem Vormarsche mehrere Ortschaften eingenommen und in Imaret die griechische Flagge gehißt habe. Die Türken hätten Philippiadha verlassen, nachdem sie Feuer in den Ort gelegt hätten. Auch Strivina hätten die Türken in Brand gesteckt, bevor sie es verließen. Philippiadha sei von den Griechen in Besitz genommen worden.
Das griechische Ost⸗Geschwader hat, nach einer Meldung der „Agence Havas“, Platamona und Leptho⸗ karya bombardiert. Das Pulvermagazin in Platamona ist in die Luft geflogen. Das Geschwader ist von Platamona gegen Katerina vorgegangen. 1 .
Aus Kanea wird berichtet, daß das österreichische Kriegsschiff „Sebenico“ dort 120 mohamedanische Flüchtlinge aus Kissamo gelandet habe. Italienische Truppen⸗Abtheilungen seien gestern in Suda eingetroffen.
Der französische Kreuzer „Latouche⸗Tréville“ hat Befehl erhalten, nach Phaleron in See zu gehen, wohin auch mehrere Fahrzeuge der übrigen Mächte abgehen werden.
Rumänien.
Der König und die Königin sind gestern von Bukarest nach Abbazia abgereist.
Amerika.
Die republikanischen Mitglieder des “
comités des Senats sind, wie „W. T. B.“ aus
Washington meldet, für die Ablehnung der rückwirkenden
Klausel der Tarifbill.
Parlamentarische Nachrichten.
Beiden Häusern des Landtages ist der Bericht der 16“ über die Verwaltung des Staatsschuldenwesens im Rechnungsjahre 1895/96 zu⸗ gegangen.
Nr. 15 des „Centralblatts für das Deutsche Reich’,
herausgegeben im Reichsamt des Innern, vom 16. April, hat
folgenden Inhalt: 1) Konsulat⸗Wesen: Ernennungen; — Bestellung
zweier Konsular⸗Agenten; — Ermächtigung zur Vornahme von svilstands⸗Akten; — Exequatur⸗Ertheilung. — 2) Polizei⸗Wesen: usweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet.
Nr. 12 des „Eisenbahn⸗Verordnungsblatts“, heraus⸗ gegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 15. April, hat folgenden Inhalt: Erlasse des Ministers der öffentlichen Arbeiten: vom 5. April 1897, betr. “ verletzter Beamten für entgangene Nebenbezüge; vom 6. April 1897, betr. Kundmachung 4 des Deutschen Eisenbahn⸗Verkehrs⸗Verbandes; vom 6. April 1897, betr. Gewährung von Funktionszulagen an Stelle der Tagegelder und Reisekosten an Wagenmeister; vom 7. April 1897, betr. Zuständt keit der Eisenbahnbehörden im Sinne der Gewerbeordnung; vom 7. pri 1897, betr. Aufstellung und Besteuerung nur eines Pacht⸗ u. s. w. Verzeichnisses seitens der Behörden. — Nachrichten.
In den griechischen Kirchen Kon-:
Die Frage bezüglich des vorläufigen
ormarsch der Türken am 20. d. M. Nach einem mehrstündigen Artilleriekampf wurde
Arbeiterbewegung.
In Magdeburg, legten einer Mittheilung des „Vorwärts“ zu⸗ solge, die Gußputzer der Maschinenfabrik von Koch, Bantel⸗ mann u. Paasch wegen Lohnstreites die Arbeit nieder.
In Hal . S. ist der Ausstand der Schlosser und Dreher
in der Armaturenfabrik von Haaßengier heendet, da den Arbeitern
nach demselben Blatt der geforderte Stundenlohn und eine Erhöhung der Accordlöhne bewilligt wurde (vgl. Nr. 91 d. Bl.).
Aus Helmstedt wird vom Deutschen Bergarbeitertag in der Voss. Ztg.“ weiter berichtet, daß in Resolutionen zum Maximal⸗ arbeitstag und zur Frage der Frauen⸗ und Kinderarbeit im Gruben⸗ betrieb Stellung genommen, ferner üͤber die Reform des Knappschafts⸗ und staatlichen 8 der deutschen Gruben⸗ und Hüttenarbeiter verhandelt wurde.
In Elberfeld nahmen am Dienstag die Verhandlungen der Delegirtenversammlung des Gesammtverbandes der evan⸗ gelischen Arbeitervereine Deutschlands ihren Anfang. Oberlehrer Dr. Utgenannt sprach, wie die „Voss. Ztg.“ berichtet, über die Gründung eines Unterstützungsfonds für des Gesammt⸗ verbandes in Fällen unverschuldeter Arbeitslosigkeit. Hierzu gelangte folgender Antrag zur Annahme: Die Versammlung beauftragt den Ans⸗ schuß, unverzüglich durch freiwillige Beiträge einen Fonds zu sammeln, welcher für Fälle besonderer Noth bei Mit liedern des Gesammtverbandes als Unterstützungsfonds gegen unverschuldete Arbeitslosigkeit dienen soll. Femer wurden noch folgende Anträge angenommen: Die Versammlung eschließt die Einrichtung einer Zentralstelle, an der alle für die Arbeitersache wichtigen literarischen Erscheinungen gesammelt werden sollen. Die Versammlung beauftragt den Auschuß, noch in diesem Jahre von den einzelnen Vereinen eine Berufs⸗ und Arbeitslosen⸗ Statistik einzufordern. — Der Ausstand der Tischler in Elberfeld⸗ Barmen ist für beendet erklärt worden, weil, wie im „Vorwärts“ bemerkt wird, ein weiterer Kampf aussichtslos schien. Die Mittel waren erschöpft. “ 1
Hier in Berlin haben, wie im „Vorwärts“ mitgetheilt wird, 16 Tapezierer (Polsterer) der Firma Hermann Gerson wegen Lohnstreits und aus anderen Gründen die Arbeit eingestellt.
Aus Königinhof in Böhmen wird berichtet: Seit dem 9. April stehen 600 Arbeiter und Arbeiterinnen der mechanischen Weberei von N. Hellmann in Ketzelsdorf im Ausstand wegen Lohnstreits; sie forderten vergeblich 10 % Lohnerhöhung und besseres Rohmaterial.
Kunst und Wissenschaft.
In der Gesammtsitzung der Königlichen Akademie der Wissenschaften am 8. April (Vorsitzender Sekretar: Herr Waldeyer) los Herr Schwarz „über ein bestimmtes Problem der Variationsrechnung, zu dessen vollständiger Lösung ele⸗ mentare Hilfsmittel ausreichen.. Der Vortragende behandelte die Aufgabe, diejenige stetige Funktion 2 = (o, ) . “ 3 3 3 8 2 2 Veränderlichen xX, y zu bestimmen, für welche, wenn ⸗ = p, . = .
gesetzt wird, das Doppelintegral ¶Vp?* + q2 dxdy den kleinst⸗ möglichen Werth annimmt, vorausgesetzt, daß die Werthe der Funktion f (a, ") längs der Begrenzung des Integra⸗ densgehess vorgeschrieben sind. — Herr Kohlrausch legte eine Mittheilung des Herrn Professors Dr. Wien in Aachen vor: „über die Temperatur der Planeten“. Die Endtemperatur, welche die Planeten vermöge der Sonneneinstrahlung und der eigenen Aus⸗ strahlung erhalten, wird darin auf Grund des Stefan’schen Strahlungs⸗ sesehes mit der Emissionskonstanten von Graetz und der Solar⸗ onstanten von Langley unter einigen vereinfachenden Annahmen be⸗ rechnet. — Herr Dümmler überreichte den Jahresbericht über die Herausgabe der Monumenta Germaniae historica für das Jahr 1896.
Die philosophisch⸗historische Klasse hat Herrn Professor Dr. Dessau in “ für die Bearbeitung des zweiten Bandes der Prosopographie der römischen Kaiserzeit den Betrag von 832,50 ℳ und dem Oberlehrer Herrn Dr. Ellinger hierselbst zum Zweck biblio⸗ thekarischer Untersuchungen über neulateinische Literatur in Süd⸗ deutschland und Oberitalien 500 ℳ bewilligt. Die physikalisch⸗ mathematische Klasse bewilligte Herrn Professor Dr. Paschen in Hannover zu Versuchen über die Energie in den Spectren schwarzer Körper 1100 ℳ; Herrn Professor Dr. Drechsel in Bern zur Fortführung seiner Untersuchungen organischer Jod⸗ verbindungen bei Thieren auf der zoologischen Station in Neapel 500 ℳ; Herrn Dr. Norbert Herz, zur Zeit in Heidelberg, zur weiteren Reduktion der von ihm auf der von Kuffner'’schen Stern⸗ warte in Wien beobachteten Zonen 1000 ℳ — Durch den Tod hat die Akademie das korrespondierende Mitglied der physikalisch⸗mathematischen Klasse, Herrn James Joseph Sylvester in London verloren.
Die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie trat gestern Vormittag im Langenbeckhause hierselbst zu ihrem 26. Kongreß zu⸗ sammen. Der Vorsitzende, Professor Bruns⸗Tübingen, eröffnete den⸗ selben mit einer Ansprache, in welcher er der schmerzlichen Verluste gedachte, welche die Chirurgie im Laufe des letzten Jahres durch Todesfälle erlitten hat. Einen längeren Nachruf widmete er dabei dem hochverdienten englischen Chirurgen Sir Spencer Wells, der noch dem vorjährigen Kongresse als Ehrengast der Gesellschaft beigewohnt hat und dessen Porträt der Ruhmesgalerie berühmter Chirurgen der Gegenwart im großen Saal des Langenbeckhauses eingereiht ist. Ferner theilte er mit, daß der verstorbene Geheime Sanitäts⸗Rath Dr. Velten, der Leibarzt der Hochseligen Kaiserin Augusta, der Gesellschaft für Chirurgie testamentarisch eine Stiftung von 100 000 ℳ mit der Bestimmung vermacht hat, daß zwei seiner Schwestern bis an ihr Lebensende die Zinsen des Kapitals genießen sollen. Zum Dank für den edlen Spender und zum ehrenden Andenken an die Verstorbenen erhob sich die Versammlung von ihren Sitzen. Aus den dann folgenden geschäftlichen Mittheilungen ist hervorzuheben, daß die Mitgliederzahl der Gesellschaft von 738 auf 795 gestiegen und die Bibliothek durch eine Reihe von Schenkungen, namentlich seitens des General⸗Stabs⸗ arztes Dr. von Coler, erheblich vermehrt worden ist. — Hierauf wurde in die wissenschaftliche Tagesordnung eingetreten. Das erste Thema betraf die S Behandlung des Magengeschwürs, über welche Professor ilhelm von Leube⸗Würzburg und Professor Mikuliez⸗Breslau referierten. — Die Verhandlungen des Kongresses dauern bis Sonnabend.
— In Jena ist gestern der 12. Deutsche Geographentag in Gegenwart Seiner Hoheit des Prinzen Bernhard Heinrich von Sachsen⸗Weimar durch den Vorsitzenden, Wirklichen Geheimen Admi⸗ ralitäts⸗Rath, Professor Dr. Neumayer⸗Hamburg, eröffnet worden.
— In der gestern zu Coburg unter dem ee Seiner König⸗ lichen Hoheit des Herzogs abgehaltenen Sitzung des Comités für Er⸗ richtung eines Denkmals für den verewigten Herzog Ernst ist der erste Preis dem 5 Eberlein in Berlin für seinen anläßlich des veranstalteten ettbewerbs eingereichten Denkmals⸗ entwurf zuerkannt worden. Den zweiten Preis hat Professor Donn⸗ dorf in Stuttgart, den dritten Professor Sommer in Rom er⸗ halten. Mit einer lobenden Erwähnung wurde der Bildhauer Lepke in Coburg bedacht.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Der Saatenstand in E“ die Mitte des Monats 8 pr 8
b Nach den Ermittelungen des Königlichen Statistischen Bureaus erechtigte der Stand der Saaten im Königreich Preußen um die Mitte des Monats April d. J. zu folgenden Erwartungen (Note 1: sehr gute, 2: gute, 3: mittlere (durchschnittliche), 4: geringe, 5: sehr eringe Ernte): Winterweizen 2,5, Winterspelz 2,1, Winterroggen 5, Klee (auch Luzerne) 2,5, Wiesen 2,6. Die wegen Auswinterung ꝛc. dengepflügte Flüche beträgt in Hunderttheilen der Anbaufläche der etreffenden Frucht: bei Winterweizen 0,5, Winterroggen 0,3, Klee (auch Luzerne) 0,4 %.
ersicherungswesens sowie über die Berufsorganisation
Erläuternd wird zu diesen Zahlen in der „Stat. Korr.“ Folgendes
bemerkt:
Bei hinreichend starker Schneedecke auf durchgefrorenem Boden sind die Weizen⸗ und Roggensaaten fast durchweg gut durch⸗ gewintert. Ausgenommen hiervon sind eine Anzahl Berichlsbenirke in den vier westlichsten Provinzen, in denen die Bestellung infolge über⸗ reicher Niederschläge des vorigen Herbstes erst spät erfolgen konnte. Die Saaten kamen deshalb nur schwach und mangelhaft bestockt in den Winter. Klagen über 1e der Wintersaaten durch Mäusefraß sind nur aus den 1 st⸗ und Westpreußen nicht zu verzeichnen; sonst werden sie in allen Regierungsbezirken laut. Jedoch konnte festgestellt werden, daß die Mäuse zur Zeit wenigstens zum theil, in den ezierungzbenirken Schleswig und Stade durch plötzlich eingetretenes Thauwetter und darauf gefolgten Frost sogar ganz vernichtet sind. In denjenigen westlichen Bezieken, welche im Herbst des Vorjahres unter großer Nässe zu leiden hatten, haben die Schnecken die Saaten hin und wieder abgefressen; es soll aber der Schaden kein bedeutender sein. Trotz der im Allgemeinen günstigen Ueberwinterung wird die gedeihliche Weiterentwickelung der Saaten durch übergroße Mas verbunden mit Nachtfrösten, welche bis in die letzte Zeit hinein stattfanden, gehemmt. Besonders haben Roggen⸗ saaten gelitten; sie werden schon hier und da spitz oder zeigen eine fahle Farbe. Dies gilt hauptsächlich für die beiden Provinzen Ost⸗ und Westpreußen, wo es noch in den letzten Tagen vor der Bericht⸗ erstattung geschneit und gefroren hat und demgemäß die Saaten nicht von der Stelle kommen. Vereinzelt allerdings wird auch hervor⸗ gehoben, daß das naßkalte Wetter den besonders stark bestockten und entwickelten Saaten eher genützt als geschadet hat. Erst in den Berichtstagen ist es etwas wärmer geworden, und die Niederschläge haben nachgelassen.
Ebenso störend haben die Witterungsverhältnisse auf die Be⸗ stellung der Felder mit Sommerfrucht gewirkt. In Ost⸗ und Westpreußen ist noch fast nichts gesäet; in den übrigen Provinzen hat man damit erst in den letzten Tagen begonnen. Gegen normale Jahre erfolgt die Einsaat in diesem Jahre je nach der Gegend acht bis vierzehn Tage später. Wenn gleichwohl hier und da von Be⸗ richterstattern Noten für Sommerung gegeben worden sind, so haben dieselben kaum irgend welchen Werth, da, wie dies auch an einer Stelle besonders hervorgehoben wurde, mehr ein Urtheil uͤber das hat ab⸗ gegeben werden sollen, was nach dem jeweiligen Stande der Be⸗ stellungsarbeiten und den augenblicklichen Witterungsverhältnissen zu erwarten, als über das, was von Sommersaaten in der That schon vorhanden ist. Mit dem Legen der Frühkartoffeln ist erst ganz vereinzelt der Anfang gemacht worden.
Die Kleefelder sind infolge der Dürre des Vorjahres in den meisten östlichen Provinzen nur lückenhaft bestanden; am ungünstigsten lauten in dieser Beziehung die Nachrichten aus dem Regierungsbezirk Stralsund. Ueber Beschädigungen durch Mäuse wird viel geklagt, besonders in den E öö Stade.
Die Flußwiesen stehen, soweit sich die Berichte darüber äußern fast sämmtlich unter Wa sser. Die Feldwiesen sind im Osten noch ohne alles Wachsthum; in 85 Bezirken des Westens werden sie bereits grün, haben aber durch Nachtfröste, welche bis in die jüngste Zeit stattfanden, gelitten.
Wieviel von der mit Winterfrucht bestellten Fläche umgeackert werden muß, wird sich mit Sicherheit erst im Mai feststellen lassen, da bei einigermaßen fruchtbarer Witterung sich ein großer Theil der Feblstellen noch erholen dürfte. Doch scheint bereits festzustehen, daß von den Weizen⸗ und Roggensaaten nur ein verschwindend kleiner Theil zur Umackerung kommen wird, und zwar wird dies weniger eine Folge ven Frost und Schnee im Winter als vielmehr eine solche von verspäteter Bestellung. und minderwerthigem Saatgut sein. Etwas umfangreicher dürften die Umackerungen infolge Mäusefraßes bei Klee werden.
Nach den Ermittelungen der Vertrauensmänner sind bisher
umgepflügt worden: 8 in Winterweizen Winterroggen Klee Ostpreußen.. 70 ha 677 ha 99 ha Westpreußen... — „ 357 196 Brandenburg.... 8G. 62 „ 1046 — 111A4A4X*“] 780 1427 943 435 387 „ 1851 138 “ 8 761 „ 479 59 Holstein.. 8 11 89 394
Hannover.. “ 825 1978 248 Westfalen.. —. 346 1603 437 Hessen⸗Nassau “ 393 1290 Rheinland.. 1312 3110 Sigmaringen. L“ — zusammen im Staate 4725
Gesundheitswesen, Thierkrankheite Maßregeln.
Die Regierung von Birma hat für Rangoon, Akyab, Moulmein und Bassein Quarantänevorschriften gegen Goa erlassen. Diese Vorschriften sind am 15. v. M. in Kraft getreten.
Die Deutsche Kommission zur Erforschung der Pest ist, eingegangenen Nachrichten zufolge, am 8. März in Bombay eingetroffen und hat, dank dem Entgegenkommen der dortigen Be⸗ hörden und des von der egyptischen Regierung nach Indien entsandten deutschen Bakteriologen Dr. Bitter, bereits am 10. v. M. ihre Arbeiten aufnehmen können. Als Arbeitsraum wurde ihr ein Laboratorium in den Municipal Buildings zur Verfügung gestellt und außerdem, um Versuche an größeren Thieren anstellen zu können, ein provisorisches kleines Thierspital auf einem fiskalischen Grundstück errichtet. Die Anschaffung des für die bakteriologische Untersuchung erforder⸗ lichen Materials von Pestkranken und Pestleichen hat sich wegen der Vorurtheile der eingeborenen Bevölkerung als sehr schwierig erwiesen. Trotz dieses Hindernisses und trotz der Mannigfaltigkeit hinsichtlich der Krankheitserscheinungen bei den zahlreichen klinisch beobachteten Pest⸗ fällen und bezüglich der in den Leichen gefundenen pathologischen Ver⸗ änderungen ist die Kommission in der Lage gewesen, sich über die Art, wie der spezifische Krankheitskeim, der Peftbaclus, in den mensch⸗ lichen Körper eindringt, und über die Wege, auf welchen er den Körper verläßt, auf Grund eigener Anschauungen und Untersuchungen ein vorläufiges Urtbeil zu bilden. — In der überwiegenden Mehr⸗ zahl der Fälle sind es kleine Verletzungen, Kratz⸗ wunden und dergleichen, welche dem Pestbacillus als Eingangs⸗ pforte dienen; bei 89 8 entstandenen Erkrankungen pflegen die bekannten primären Druüͤsenschwellungen (Pestbubonen) beobachtet zu werden. Solange das von den Drüsen gebildete Filter nicht durchbrochen wird, kommt es nicht zur Entwickelung der wohl fast stets tödtlich verlaufenden septihämischen Form der Pest, bei welcher die Bacillen überall im Blut und dementsprechend in den inneren Organen gefunden werden. Tritt Eiterung der Bubonen ein, so gehen, wenigstens der Regel nach, die Pestbazillen sehr bald zu Grunde; es kommt dann aber nicht selten noch zu gefährlichen sekundären Infektionen, zumal mit Streptokokken. In den leichten Fällen bilden sich die Bubonen auch ohne Eiterung zurück. Fär ihre Umgebung gefährlich werden die erwähnten Pestkranken höchst⸗ wahrscheinlich erst dann, wenn die ö des Blutes er⸗ folgt ist, wobei, zumal infolge zahlloser kleiner Blutgefäß⸗ zerreißungen, die Krankheitserreger sowohl mit den Darmentleerungen, als auch mit dem Urin den Körper verlassen können. — Eine zweite, bei weitem kleinere Gruppe von Erkrankungen ist durch die höchst⸗ wahrscheinlich primäre Betheiligung der Lungen, in einzelnen Fällen auch der Mandeln, charakteristert. Im ersten Fall kommt es zur Entwickelung von entzündlichen, mehr oder weniger ausgebreiteten süden in den Lungen, in denen Pestbacillen in großer Menge ge⸗ u
nden werden. Die Bacillen, welche von solchen Kranken mit dem ungenauswurf entleert werden, gefährden offenbar die Personen
der Umgebung in um so höherem Maße, je rücksichtsloser die Entleerung des Auswurfs auf den Boden, die Wände ꝛc. erfolgt. — Ein Fall, in dem eine primäre Infektion vom Verdauungs⸗ kanal aus hätte angenommen werden müssen, war der Kommission bislang nicht zur Kenntniß gekommen. — Im Anschluß an die im Vorstehenden wiedergegebene Auffassung erscheint es verständlich, daß die Pest in Bombay unter der eingeborenen, vielfach dichtgedrängt in ärmlichen, von Ungeziefer bevölkerten Wohnungen und unter schlechten Ernährungsverhältnissen lebenden Bevölkerung einen so außerordentlich
günstigen Boden gefunden hat, während die besfer situierten Europäer
fast ganz verschont geblieben sind. Nach der von der Kommission
gemachten Erfahrung kann eine mikroskopische Untersuchung des
Blutes die Diagnose nur dann sichern, wenn im Blute
zahlreiche Pestbacillen vorhanden sind; spärlichere Bacillen im Blute werden weit sicherer durch das Kulturverfahren nach. gewiesen. Diagnostisch, nicht minder auch von allgemeinen Gesichts. punkten aus bedeutungsvoll erscheint ferner die von der Kommission gemachte Beobachtung, daß das Blutserum von Menschen und Thieren, die eine Pesterkrankung durchgemacht haben bezw. in deren Körper Pestbacillen vorher eingeführt waren, wenn es im Reagensglase mit den Auffchwemmungen einer Pestbacillen⸗Reinkultur gemischt wird, eine spezifische Wirkung auf die Pestbazillen ausübt, wie dies in ähnlicher Weise durch Typhusserum in Typhusbacillen⸗Aufschwemmung, durch
Choleraserum in Choleravibrionen⸗Aufschwemmung bewirkt wird. 8
Der Gesundheitsstand in Berlin dlieb in der Woche vom 4. bis 10. April ein der Vorwoche ähnlich günstiger und die Sterblichkeit nahezu die gleich niedrige (von je 1000 Einwohnern starben, aufs Jahr berechnet, 17,1, in der Vorwoche 17,2). — Unter den Todesursachen blieben akute Entzündungen der Athmungsorgane vor⸗ herrschend, und die Zahl der durch dieselben veranlaßten Sterbefälle zeigte noch keine Abnahme. Dagegen kamen Erkrankungen an In⸗ fluenza seltener zum Vorschein, und es wurden auch nur noch 5 Sterbefälle infolge derselben mitgetheilt. Etwas häufiger als in der Vorwoche traten akute Darmkrankheiten als Todesursache zu Tage und führten auch in gesteigerter Zahl (in 33 Fällen) zum Tode. Die Gestorbenen standen fast ausschließlich im kindlichen Alter unter 2 Jahren. Die Betheiligung des Säuglingsalters an der Sterblichkeit war ein wenig größer als in der Vorwoche; von je 10 000 Lebenden starben, aufs Vahr berechnet, 49 Säuglinge. — Da⸗ gegen war das Vorkommen der meisten Infektionskrankheiten ein selteneres, namentlich kamen Erkrankungen an Scharlach und Diphtherie erheblich seltener als in der Vorwoche zur Meldung. Er⸗ krankungen an Masern wurden nur aus der Tempelhofer Vorstadt, solche an Diphtherie aus der Rosenthaler Vorstadt in nennenswerther Zahl zur Anzeige gebracht. Erkrankungen an Unterleibstyphus blieben vereinzelt. An Kindbettfieber wurden 2 Erkrankungen bekannt. Zahlreich kamen immer noch Erkrankungen an Keuchhusten zurärztlichen Beobachtung doch endeten sie erheblich seltener mit dem Tode als in der Vorwoche; es wurden nur 7 Todesfälle (gegen 15 der Vorwoche) mitgetheilt. 2 als in der Vorwoche wurden rosenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut zur Behandlung gebracht, während rheumatische Beschwerden aller Art in ihrem Vorkommen im Vergleich mit der Vorwoche keine
che Veränderung aufwiesen.
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Berdingungen im Auslande.
Italien.
6. Mai, 10 Uhr. Präfektur von Neapel: Regulierung des Stanzone⸗Kanals und Baggerarbeiten. Voranschlag 98 795 Fr., Kaution vorläufig 5000, endgültig 10 000 Fr., Kosten 2000 Fr.
1 Spanien.
12. Mai, 1 Uhr. General⸗Direktion der öffentlichen Arbeiten in Madrid: Lieferung des nöthigen Paraffins für die Beleuchtung der Leuchtthürme der Halbinsel und der anliegenden Inseln während des Jahres 1897/98. oranschlag 159 075,26 Peseten, Kaution 1591 Pe⸗ seten. Näheres bei genannter Behörde. 22. Mai, 1 Uhr. General⸗Direktion der öffentlichen Arbeiten in Madrid: Kanalisationsarbeiten am Zancara⸗Flusse (Provinz Albacete). Voranschlag 453 229,29 Peseten, Kaution 22 662 Peseten. Länge: 40 858,51 m, Ausführungsfrist: 2 Jahre. Näheres bei ge⸗ nannter Behörde.
24. Mai, 1 Uhr. Direcciéon general de Obras públicas zu Madrid: Anlegung eines ““ im Hafen von Huelva. Voranschlag 166 562 Peseten 90 Cts. Kaution 8328 Peseten 14 Cts. Voranschlag, Bedingungen und Pläne bei der ausschreibenden Behörde und im Zivil⸗Gouvernement von Huelva. Anmeldungen auf Stempel⸗ papier 12 er Klasse bis 19. Mai bei der ausschreibenden Behörde oder einem Zivil⸗Gouvernement der Halbinsel. Formular dazu in spanischer Sprache beim „Reichs⸗Anzeiger“.
26. Mai, 1 Uhr. General⸗Direktion der öffentlichen Arbeiten in Madrid: Bau einer eisernen Brücke über den „Noya“⸗Fluß bei Martorell. Voranschlag 344 364,22 Peseten, vorläufige Kaution 17 500 Näheres bei genannter Behörde.
8. Juni, 1 Uhr. General⸗Direktion der öffentlichen Arbeiten in Madrid: Konzession einer elektrischen Bahn von Barcelona nach verschiedenen Punkten der Umgebung. Vorläufige Kaution 53 686 Peseten. Näheres bei genannter Behörde.
3. Juli, 11 Uhr. Ministerio de Hacienda zu Madrid: Ver⸗ pachtung der Salinen zu Tonevieja und la Mata (Provinz Alicante) auf 25 Jahre. Jährliche Pacht 640 000 Peseten und 50 % des Reinertrags, soweit er diesen Betrag übersteigt. Provisorische Kaution 125 000, definitive 500 000 Peseten. Angebote auf Stempelpapier 12 er Klasse. Ausführliche Bedingungen und Angebotsformular in spanischer Sprache beim „Reichs⸗Anzeiger“.
Portugal. 1
30. April, Mittags. Königlich portugiesische Eisenbahngesellschaft in Lissabon: Lieferung von 8000 kg galvanisiertem Eisendraht von 3 mm Durchmesser. Näheres bei der Gesellschaft in Paris, Rue de Chateaudun 28.
Rumänien.
30. April, 3 Uhr. Kriegs⸗Ministerium in Bukarest: Lieferung von Lederfutteralen, und zwar 6400 für Schaufeln, 2600 für Krampen, 450 für Rundmesser, 1100 für Glieder⸗ oder Kettensägen. Kaution 5 % des Angebotswerthes. Näheres bei der Genie⸗Direktion genannten Ministeriums.
3. Mai, 4 Uhr. 15 000 kg Zink in Platten, 2500 kg Zink in Stangen, 1500 kg Blei und 1000 kg Staniol.
4. Mai, 4 Uhr. General⸗Post⸗ und Telegraphen⸗Direktion in Bukarest: Lieferung von verschiedenen Arten Bronze⸗Siliziumdrahts und Messingdrahts, Messingtafeln und Zylindern.
5. Mai, 2 Uhr. eneral⸗Direktion des „Monitor official“ und Staatsdruckerei in Bukarest: Lieferung von Papier, Karton und Kuverts.
10. Mai, 4 Uhr. General⸗Post⸗ und Telegraphen⸗Direktion in Bukarest: Lieferung von verschiedenen Werkzeugen und Materialien
27. Mai, 3 Uhr. Stadtverwaltung von Crajova: Konzession für die Versorgung der Stadt mit Trinkwasser für eine unbestimmte Zahl von Jahren. Vorläufige Kaution 25 000 Fr. Näheres bei ge⸗ nannter Behörde.
20. August. General⸗Direktion . Bukarest: Lieferung von 55 000 Porze Glocke und 10 000 Porzellanknöpfen.
Serbien. 3. Mai. Direktion der serbischen Staatsbahnen in Belgrad: Lieferung von Eisen⸗ und Stahlmaterial (Tafelblech, Rundeisen und dergl., Spengler⸗ und Kesselnieten, Beilagscheiben, Schrauben, Splinten, Nägel u. s. w.). Kaution 2400 Dinar. hea. 1 % und 10⁄00. Lieferungsfrist zwei Monate von der Zuschlags⸗ ertheilung ab. Frankolieferung Zentralmagazin der Belgrader Station zoll⸗ und gebührenfrei. Die mit einer 10 inar⸗Stempelmarke ver⸗ sehenen Offerten 82. zu W „Angebot behufs Lieferung von igen. und Stahlmaterial. n die Direktion der ferbischen bahnen in Belgrad“.