schon in den Verfügungen vom 7. Februar 1893 und 24. August
1893 (Anhang Nr. 8, 9 zum II. Theil der Anweisung vom
5. August 1891) angedeuteten Ausweg verwiesen.
Demnach ist dem Erlaß des Finanz⸗Ministers vom
26. v. M. zufolge auch künftig in geeigneter Weise darauf
hinzuwirken, daß überall, wo ein Bedürfniß danach besteht, or oder bei Beginn des Veranlagungsgeschäfts — nöthigenfalls
nach Anhörung von Sachverständigen — für die verschiedenen
Gattungen der Gebäude u. s. w. angemessene Durchschnitts⸗
ätze festgestell werden, bis zu welchen die von den Steuer⸗
Üchtigen “ Abnutzungsquoten unbeanstandet zu⸗ zulassen sind.
Bei Aufstellung der in der Verfügung vom 7. Februar 893 für Wohngebäude zugelassenen Sätze ist, wie hierbei ervorgehoben sei, die von dem Königlichen Ober⸗Verwaltungs⸗
gericht verworfene Zinseszinsrechnung nicht zu Grunde gelegt.
Die Anwendung dieser Sätze ist daher auch ferner un⸗ edenklich, ohne daß aber die Zulassung höherer v aus⸗ i ist, wo die Umstände dies als angemessen erscheinen (Verfügung vom 14. März 1895). In jedem Falle teuerpflichtigen unbenommen, seinerseits die
esonderen, angeblich eine größere Werthverminderung be⸗ dingenden thatsächlichen Verhältnisse geltend zu machen und seine
Anführungen nöthigenfalls mit Beweismitteln zu unterstützen. ei Prüfung derartiger Anträge ist jedochstets im Augezu behalten,
daß der Abzug vom Einkommen wegen Abnutzung den Betrag eer in dem maßgebenden Zeitraume erweislich durch die Be⸗ utzung eingetretenen Werthverminderung des betreffenden
Vermögensstücks nicht übersteigen darf; jedem diese Grenze 839 Anspruch ist daher mit Nachdruck entgegen⸗ zutreten. . b
aut Mittheilung der Pforte sind die Leuchtfeuer in Kassandra und Dedeagatsch ausgelöscht worden. Ferner bleiben, einer amtlichen Nachricht aus Salonik ufolge, das Leuchtfeuer in Panomi und das Leuchtschiff „Vardar“ bis auf weiteres ausgelöscht.
Der Königliche Gesandte in Weimar, Geheime Legations⸗ Rath Raschdau hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Uͤrlaub getreten.
8 Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Königlich bayeri⸗
cher Ministerial⸗Direktor von Herrmann und Königlich
ürttembergischer Wirklicher Geheimer Kriegsrath von Horion ind hier angekommen.
Der Reichs⸗Postdampfer „König“ der Deutschen Ost⸗ Afrika⸗Linie mit der Ablösun r S. M. S. „See⸗ adler“ — Transportführer: Kapitän⸗Lieutenant Wilbrandt — ist am 25. April in Aden angekommen und hat gestern die Reise nach Sansibar iäe 8
8 8
Baden.
Seine Großherzogliche Hoheit der Prinz Wilhelm von Baden ist nach kurzer Krankheit heute früh 6 Uhr in Karlsruhe verschieden. Höchstderselbe hatte sich, wie die Karlsr. Ztg.“ meldet, vor einigen Tagen eine Erkältung 9 ezogen, infolge deren ein fieberartiger Katarrh der thmungsorgane eingetreten war. Nachdem der vorgestrige Tag im Ganzen befriedigend verlaufen, auch die Nacht schlaf⸗ eich und ruhig gewesen war, ergaben sich gestern früh beun⸗ uhigende Erscheinungen. Die Herzthätigkeit war unregel⸗ e. bei beschleunigtem Puls und erhöhter Temperatur. Der Kräftezustand war unbefriedigend, die Eßlust mangelhaft. Der Prinz empfand große Neigung zu schlafen. In Zwischen⸗ äumen war das Bewußtsein klar. Der Sohn des verewigten Prinzen, Seine Großherzogliche Hoheit der Prinz Max, raf gestern Abend 5 Uhr 40 Minuten von Kaltenbronn in
Karlsruhe ein. Der verewigte Prinz war am 18. Dezember 1829 als der zweite Sohn des Großherzogs Leopold und der Großberzogin Sophie, ge⸗ inzesst in Karlsruhe geboren Höchst⸗ ischen Militärdienst ein.
Division; während des deutsch⸗französischen Krieges befehligte Höchst⸗ erselbe die 1. badische Infanterie⸗Brigade und betheiligte sich mit dieser an den Operationen des Generals von Werder. Seine Groß⸗ herzogliche Hoheit wurde im Jahre 1871 von dem Wahlkreise Karls⸗ uhe⸗Bruchsal zum Mitgliede des ersten Deutschen Reichstages ge⸗ wählt, dem er bis 1873 angehörte. Der Prinz war ferner Präsident er Ersten Kammer des Großherzogthums Baden. Am 11. Februar 1863 ermählte sich der Prinz Wilhelm zu St. Petersburg mit Ihrer Kaiser⸗ ichen Hoheit der Prinzessin Maria Maximilianowna Romanowsky, Herzogin von Leuchtenberg, welcher Ehe zwei Kinder entsprossen sind: hre Hoheit die Feiiselln Marie, geboren zu Baden am „Juli 1865, Höchstwelche sich am 2. Juli 1889 mit Seiner Hoheit dem Erbprinzen Friedrich von Anhalt vermählte, und Seine Hoheit der Prinz Maximilian, geboren zu Baden am 10. Juli 1867. In der preußischen Armee bekleidete der verewigte Prinz den Rang eines Generals der Infanterie und wurde à la suite des 1. Garde⸗Feld⸗ Artillerie⸗Regiments und des 1. Badischen Leib⸗Grenadier⸗Regiments Nr. 109 geführt; außerdem war Höchstderselbe Chef des 4. Badischen Infanterie⸗Regiments Nr. 112.
Anhalt.
Seine Hoheit der Herzog beging am 25. d. M., wie der „Anh. St.⸗A.“meldet, das fünfzigjährige Militär⸗Dienst⸗ Jubiläum, da Höchstderselbe am 25. April 1847, bald 16 Jahre alt, 58* Unter⸗Lieutenant im damaligen Anhalt⸗Dessauischen Füsit er⸗Bataillon befördertwurde. Am 22. Mai 1851 zum Premier⸗ Lieutenant à la suite des 1. Garde⸗Regiments z. F., am 12. Ok⸗ tober 1852 zum Hauptmann, am 17. September 1853 zum Major, am 3. Oktober 1857 zum Oberst⸗Lieutenant, am 31. Mai 1859 zum Obersten befördert, begab sich Seine Hoheit der damalige 1864 zur Armee nach Schleswig⸗Holstein, um sich
Stabe weiland Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen
Friedrich Karl von Preußen anzuschließen. Am 25. Juni 864 zum General⸗Major befördert und zu den Offizieren à la suite der Armee versetzt, wurde Höchstderselbe am 31. De⸗ ember 1866 mit einem Patent vom 30. Oktober desselben Jahres zum General⸗Lieutenant befördert und nahm als solcher am W1“ Kriege bei dem General⸗ Kommando des IV. Armee⸗Korps theil. Am 22. Mai 1871 trat Seine Hoheit nach dem Tode des Erlauchten Vaters die Regierung an, wurde am 22. März 1873 zum General der Infanterie befördert, am 16. August 1876 zum Chef des
Anhaltischen Infanterie⸗Regiments Nr. 93 ernannt und am 13. September 1876 bei dem Königsmanöver des IV. Armee⸗ Korps bei Merseburg à la suite des 1. Garde⸗Regiments z. F. estellt. Den ausdrücklichen Wünschen Seiner Hoheit des erzogs entsprechend, war von jeder offiziellen Feier des militärischen Jubiläumstages Abstand genommen worden.
8
“ Großbritannien und Irland. “
Das Unterhaus hat gestern seine Sitzungen wieder aufgenommen. Der Lord⸗Advokat von Schottland Murray erklärte, daß das deutsche Fischerboot „Alster” (s. Nr. 96 und Nr. 97 d. Bl. unter „Mannigfaltiges“) am Sonnabend von Aberdeen nach Hull gegangen sei, um dort seine Ladung zu löschen. Im Anschluß hieran bemerkte der Parlaments⸗Sekretär des Auswärtigen Curzon, es seien bezüglich einer Abänderung der Konvention über die Fischerei in der Nordsee keine Unterhandlungen im Gange, die Frage werde aber von der Regierung erwogen. Auf eine andere Anfrage erklärte Curzon, die Regierung habe bisher keine Bestätigung erhalten, daß französische Truppen einen Theil des Bahr el Gazal⸗Gebiets besetzt hätten. Er fügte hinzu, die egyptische Regierung habe keinen ihrer Ansprüche im Becken des oberen Nil aufgegeben. Sir W. Harcourt stellte an die Regierung die Anfrage, ob sie über den tür⸗ kisch⸗griechischen Krieg und die Politik der Regierung eine Erklärung abgeben wolle, ferner ob die britische Flotte noch an der Blockade von Kreta betheiligt und ob die Blockade gegen die kretischen Aufstän ischen oder gegen die kriegfuͤhrenden Griechen auf der Insel gerichtet sei. Der Erste Lord des Schatzamts Balfour erwiderte: Dier britische Regierung habe gleich den übrigen Mächten die Beob⸗ achtung der Neutralität gegenüber den kämpfenden Türken und Griechen beschlossen; sie wünsche natürlich, sobald sich eine günstige Gelegenheit ergebe, ihr Möglichstes zu thun, um ihre guten Dienste als Vermittler anzubieten. Was die zweite Frage betreffe, so hätten die Mächte, da sie s chon vor dem Ausbruch des Krieges die Fiesnans des kretischen Küstengebiets über⸗ nommen hätten, beschlossen, daß dasselbe als neutral angesehen werden solle; ferner hätten sie beschlossen, die Blockade aufrecht zu erhalten, um die Erstarkung der Opposition gegen ihre Autorität zu verhindern. Sodann nahm das Haus mit 122 gegen 41 Stimmen die zweite Lesung der Unterrichts⸗ Bill an, nach welcher bedürftigen Volksschulen eine Unter⸗ stützung gewährt werden soll.
Die „Times“ meldet, daß in der ersten Hälfte des künf⸗ tigen Monats drei Batterien Feld⸗Artillerie würden nach Süd⸗Afrika eingeschifft werden. 8 —
Rußland
Aus Warschau wird dem „W. T. B.“ berichtet, daß sich vPhcdars die höheren Militär⸗ und Zivilbehörden, darunter der
eneral⸗Gouverneur Fürst Imeretinsky, schon um 4 Uhr früh auf dem Bahnhofe der Weichselbahn zum Empfange des Kaisers Franz Joseph versammelt hatten. Der Bahn⸗ steig, auf welchem eine Ehrenwache vom Bielgorodschen Dragoner⸗Regiment mit Musik und Fahne Aufstellung genommen hatte, war mit Blumen und Fahnen in österreichischen, ungarischen und russischen Farben reich geschmückt. Um 6 Uhr 25 Minuten traf der Hofzug ein, welchem der Kaiser Franz Joseph in der Uniform seines Bielgorodschen Dragoner⸗Regiments alsbald entstieg, indem er nach allen Seiten peundlichst grüßte. Die Wache präsentierte unter den Klängen der österreichischen Volkshymne. Der General⸗Gouverneur Fürst Imeretinsky be⸗ rüßte den Kaiser an der Waggontreppe. Der Kaiser schritt odann die Front der Ehrenwache ab, wobei er sich bei dem Kommandeur des Regiments nach mehreren Einzelheiten er⸗ kundigte. Nach dem Vorbeimarsch der Ehrenwache begab sich der Kaiser in den prächtig geschmückten Kaiserlichen Salon, wo sich die “ Generalität, die Zivil⸗ und Militärbehörden, die Konsuln und die Vertreter der österreichisch⸗ ungarischen Kolonie zur Begrüßung versammelt hatten. Mit vielen der Anwesenden unterhielt sich der Kaiser in huldvollster Weise und wandte sich wiederholt an den Fürsten Imeretinsky, welchem er für den glänzenden Empfang herzlichst dankte. Darauf nahm Seine Majestät nebst dem Gefolge in den Kaiserlichen Gemächern das Frühstück ein. Um 7 Uhr erfolgte unter den Klängen der österreichischen Nationalhymne die Weiterfahrt nach St. Petersburg.
Heute Vormittag traf der Kaiserliche Sonderzug mit dem Kaiser Franz Joseph, dem Erzherzog Otto, dem Grafen Goluchowski und den anderen Personen des Gefolges auf dem Nikolai⸗Bahnhof in St. Peters burg ein. Seine Majestät wurde dort von dem Kaiser Nikolaus, den Großfürsten und den hohen Würdenträgern empfangen. Die Ehrenwache wurde von dem Grenadier⸗Regiment Kerholm ge⸗ bildet, dessen Chef der Kaiser — Joseph ist. Die Begrüßung der beiden Kaiser war eine äußerst herzaich. Begleitet von den Großfürsten und dem beiderseitigen Gefolge, begaben sich die Majestäten zunächst nach dem AntschkonvePalais. wo der Kaiser Franz Joseph die verwittwetete Kaiserin Maria Feodo⸗ rowna begrüßte, und fuhren dann nach dem inter⸗ palais, wo der Kaiser von Oesterreich Wohnung nahm. Der Kaiserliche Wagenzug wurde von zwei Schwadronen des Kaiserlichen Convoi's begleitet. Die auf den Straßen angesammelte Volksmenge brachte beiden Monarchen begeisterte Huldigungen dar. In dem Augenblick, als der Kaiser
ranz Joseph im Winterpalais ankam, gab die Artillerie einen alut von 31 Kanonenschüssen ab. Die Großfürstinnen wird der Kaiser von Oesterreich im Winterpalais begrüßen. Der Newski⸗Prospekt, den die Majestäten auf ihrer Fahrt passierten, war reich geschmückt und beflaggt. Die Truppen hatten Spalier geblldet, und hinter denselben drängte sich eine un⸗ geheuere Menschenmenge. AAAXAX““ Italien
Der König und die Königin empfingen gestern im Quirinal die Mitglieder des diplomatischen Korps, welche ihre Glückwuͤnsche anläßlich der Errettung des Königs darbrachten. 16“
8 “ “ 8 Die Pforte hat, dem Wiener „Telegr.⸗Korrespondenz⸗ Bureau“ zufolge, an die österreichisch⸗ungarische Bot⸗ schaft eine Note gerichtet, worin sie das Ersuchen stellt: die Eilschiffe des ööe „Lloyd“, welche die Erlaubniß be⸗ sitzen, auch Nachts die Dardanellen zu passieren, möchten während der Dauer des Krieges die Nachtfahrten unterlassen.
Gleichlautende Noten erhielten auch die Botschafter anderer Staaten, deren Eilschiffe die besagte Erlaubniß haben.
Die e Botschaft hat den Schutz der katholischen Griechen in Konstantinopel übernommen.
Bezüglich der Beratsertheilung wurde dem bul⸗ garischen Agenten versprochen, der Ministerrath werde die Frage nochmals durchberathen. Da jedoch die Pforte gegen⸗ wärtig sehr beschäftigt sei, dürfte sich die Erledigung ver⸗ zögern. Der Sultan hat die Erlaubniß zur Oeffnung von 10 edee Kirchen ertheilt.
8 Bataillone und 3 Batterien des II. Korps von Adrianopel haben den Befehl zum Abmarsch an die griechische Grenze erhalten. Bisher wurde 5888 für die Redif⸗Division von Panderma eine Mobilmachungs⸗Ordre auch für die Redif⸗Brigaden Konia, Kaisarieh, Denislii, Aidin und Smyrna mit zusammen 50 Bataillonen erlassen.
Vierundsechzig Bulgaren, welche wegen Bandenumtriebe verurtheilt und in Rhodos interniert waren, vom Sultan aber begnadigt wurden, haben auf der Reise nach Bulgarien Kon⸗ stantinopel passiert.
Dem Wiener „Telegr.⸗Korresp.⸗Bureau“ wird aus Kon⸗ stantinopel berichtet, das Konsularkorps in Janina habe unterm 23. und 24. d. M. gemeldet: Infolge der drohenden Haltung der vier albanesischen Bataillone, welche gemeutert hätten und vor der Stadt ständen, sei die türkische Be⸗ völkerung theils in die Stadt selbst geflüchtet, theils habe dieselbe die Stadt verlassen. Unter den Christen herrsche große Panik; dieselben hätten Waffen von dem Vali verlangt, welcher deren Ausfolgung verweigert habe. Viele seien in die Konsulate geflüchtet und verbarrikadierten sich. Die Konsuln hätten gleichfalls vergebens die Ausfolgung von Waffen zu verhindern gesucht. Infolge des neulichen Schrittes der Bot⸗ schafter scheine sich die Situation etwas beruhigt zu haben. Der Korps⸗Kommandant Achmed Hifzi Pascha sei bemüht, den Vormarsch mit 15 Bataillonen anzutreten.
Die in Athen erscheinende halbamtliche Zeitung „Proia“ veröffentlicht in einer besonderen Ausgabe folgende Mittheilung: Der Oberst Smolenski, welcher bei Reveni eine Brigade befehligt habe und seit der Vertheidigung von Reveni bei den Truppen sehr beliebt sei, sei zum Chef des Generalstabs der Armee in Thessalien ernannt worden mit der Ermächtigung, die übrigen Mitglieder des Generalstabs selbst auszuwählen. Der Generalstab der Armee berathe über die Vertheidigung von Volo und über die Ein⸗ nahme einer staffelförmigen Vertheidigungsstellung der Armee bei Pharsala. Nach Einvernehmen mit dem Kriegs⸗Minister sei Befehl ertheilt worden, die Höhen zwischen Velestinos und der Kaserne Pilaf⸗Tepe durch eine unabhängige Brigade zu besetzen und ferner auf den Höhen von Kynos⸗Kephale Stel⸗ lung zu nehmen. — Nachdem die türkischen Truppen Pente⸗ pighadia wieder erobert hatten, hätten die griechischen Truppen alle diesen Platz umgebenden Höhen besetzt. Um den Marsch auf Janina zu sichern, habe der Oberst Manos vorgestern und gestern darauf aufmerksam gemacht, daß seine Armee noch verstärkt werden müsse. Infolge dessen sei der Oberst Baizktaris mit 2000 ausgewählten Soldaten nach Epirus abgegangen. Es seien Maßregeln für die Entsendung weiterer Verstärkungen getroffen worden. Das Gerücht, der Oberst Manos habe Befehl erhalten zurückzugehen, sei unbegründet.
Die thessalische Stadt Trikkala ist von den Griechen ge⸗ räumt worden. Die türkische Vorhut ist gestern 4 km über Larissa hinaus gesehen worden. Nach einer Depesche Edhem Pascha's wurden von den Türken vor Larissa sechs 12 cm⸗Geschütze und zwei Gebirgs⸗Geschütze erobert.
Nach einer Meldung der „Times“ aus Larissa ist am 25. April, Morgens 7 Uhr, ein türkisches Kavallerie⸗Regiment, welchem sich Mustapha Natik Bey, Adjutant des Sultans, an⸗ geschlossen hatte, nach einem kurzen Gefecht am Peneus in Larissa einmarschiert. Das Regiment erbeutete 6 schwere Geschütze im Fort, eine Gebirgsbatterie und nahm mehrere Griechen gefangen, unter ihnen auch Offiziere. Metzeleien oder Gewaltthätig⸗ keiten sind nicht verübt worden; einige Griechen hatten an ihre eigenen Häuser Feuer gelegt. Die von der Kavallerie zersprengten griechischen Truppen sind in die Berge geflohen. Natik Bey, welcher zum Kommandanten von Larissa ernannt worden ist, hat Besitz von der Bank und den in derselben befindlichen Beständen genommen. Eine Depesche der „Times“ aus Athen meldet, daß die Türken eine Stunde Weges von Volo entfernt ständen, und daß die griechischen Truppen sich unter Mitnahme der Verwundeten aus der Stadt zurückgezogen hätten.
Aus Saloniki von heute meldet die „Agence Havas“, daß das türkische Hauptquartier von Elassona nach Kasaklar verlegt worden sei. 4
Aus Kanea wird berichtet, daß das russische Panzer⸗ schiff „Nikolaus“ nach Phaleron in See gegangen sei.P Der britische Kreuzer „Dryad“ habe sich nach Volo, der französische Kreuzer „Tronde“ und der italienische Kreuzer „Sardegna“ nach Saloniki begeben.
Griechenland.
Das Journal „Asty“ veröffentlicht siolgenz⸗ Note: Nach den jüngsten Ereignissen, welche die öffentliche Meinung er⸗ regen, hatte der Minister⸗Präsident Delyannis gestern eine lange Unterredung mit dem König. Bei derselben wieder⸗
holte der König dem Minister⸗Präsidenten gegenüber, daß er bereit
8 jede Entscheidung der Regierung anzunehmen, die geeignet ei, eine Besserung der Lage herbeizuführen. Nach der Unterredung wurde der Ministerrath zu einer Sitzung ein⸗ berufen, welche Mittags begann und um 5 Uhr noch fort⸗ dauerte.
Der Kommandant des Panzer⸗Geschwaders Sachturis
ist zur Disposition gestellt und durch den Admiral Stam tellos ersetzt worden.
Dänemark. .“
In einer gestern abgehaltenen Sitzung der gemeinschaft⸗ lichen Finanzkommission des Reichstages erklärte, dem „W. T. B.“ zufolge, der Conseil⸗Präsident, Baron von Reedtz⸗Thott, daß er, wenn auch mit großen Bedenken, die Finanzvorlage der Partei der Linken a nehmen könne.
Afrika. .
Dem „Reuter'schen Bureau“ wird aus Prä toria
berichtet, daß der Lieutenant Eloff, welcher engelagt 5
die Königin Victoria beleidigt zu haben, gestern freige prochen worden sei, weil die Zeugenaussagen einander wi
dersprächen
In der heutigen (209.) Sitzung des Reichstages,
lcher der Staatssekretär des Reichs⸗Schatzamts Dr. Graf von Posadowsky und der Kriegs⸗Minister, General⸗ Lieutenant von Goßler beiwohnten, nahm vor Eintritt in die Tagesordnung das Wort der
Praͤsident Freiherr von Buol: Meine Herren! Ich habe beson⸗ ders schmerzlicher Ereignisse zu gedenken. (Die Mitglieder des Hauses erheben sich von den Plätzen.) Seine Königliche Hoheit der Großherzog Friedrich Franz III. von Mecklenburg⸗Schwerin ist am 10. d. M. fern von der Heimath verschieden. Seine Majestät der Kaiser, Sein Allerhechstes Haus, das Reich, die Großherzogliche Familie und das von dem Entschlafenen regierte Land sind dadurch in tiefe Trauer versetzt. Der Dahingeschiedene ist seinem Lande ein edler und treuer Fürst gewesen, der zu allen Zeiten, im Frieden und auch im Kriege, mit voller Hin⸗ gebung zu Kaiser uad Reich gestanden hat. Indem der Reichstag von dem überaus schmerzlichen Todesfall Kenntniß nimmt, wird er das Andenken dieses deutschen Fürsten in Ehren halten. Wir gedenken ferner des Heimganges des am 8. April zu Berlin verstorbenen Staatssekretärs des Reichs⸗Postamts, Staats⸗Ministers Dr. Heinrich von Stephan, dessen Ruhm weit über die Grenzen unseres Vaterlandes hinausgetragen, der hochverehrt und schmerzlichst beweint worden ist, eines Mannes, der mit seinen gewaltigen Kräften für das Vaterland Großes geleistet, auch noch vor kurzer Zeit an unseren Verhandlungen theilgenommen hat.
Hierauf ging das Haus zu der zunächst auf der Tages⸗ ordnung stehenden ersten Berathung des Nachtrags⸗Etats für 1897/98 über. Bis zum Schluß des Blattes nahmen die Abgg. Bebel (Soz.) und Richter (fr. Volksp.) das Wort.
— In der heutigen (69.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Finanz⸗Minister Dr. von Miquel und der Minister für Landwirthschaft ꝛc. Freiherr von Hammerstein beiwohnten, gelangte der von den beiden konservativen Parteien, der nationalliberalen Partei und dem Zentrum unterstützte Antrag des Abg. Grafen von und zu 85 ensbroech (Zentr.) zur Berathung:
„die Regierung zu ersuchen: dieselbe wolle ihren Einfluß im Bundesrath dahin geltend machen, daß derselbe dem vom Reichs⸗
“ tage angenommenen Antrage, betreffend die Aufhebung von oll⸗
krediten bei der Einfuhr von Getreide ꝛc., seine Feftiazsceng ertheile und die zur Durchführung dieses Antrages erforderlichen Anord⸗ nungen sobald als möglich treffe.“
Zur Begründung des Antrages erhält das Wort
Abg. Graf von Schwerin⸗Löwitz (kons.): Es bedarf zur Be⸗ gründung des Antrages einer Wiederholung aller dafür im Reichstage vorgebrachten Gründe nicht. Der preußische Staatsrath hat sich bereits am 21. März 1895 für eine Beschränkung der gemischten Transitläger erklärt. Sie sollten nach dem Beschluß nur noch bestehen bleiben für den Getreidehandel nach dem Aus⸗ lande. Die Beschlüsse des preußischen Staatsrathes können nicht einfach annulliert werden. Auch von seiten der Regierung ist der Mißstand, der in den Zollkrediten S anerkannt worden, auch in einer Denkschrift des Landwirthschafts⸗Ministers über die Lage der Landwirthschaft. Das Getreide, welches im ersten Quartal ein⸗ geführt wird, wird erst im Juli 8 und darin liegt schon ein Zollkredit von 4 bis 7 Monaten. Es kann auch vorkommen, daß ein Zollkredit für volle 5 Jahre eintritt, wenn auch dieser Fall in der Praxis wohl nur sehr selten vorkommt. Bisher ist nur ein ganz geringer Bruchtheil der Transitläger aufgehoben worden. Durch die Transitläger wird die Lage der Landwirthschaft zu Ungunsten des Inlandes verschoben; der Import des ausländischen Getreides wird dadurch befördert. Der gesammte Bestand an Vorräthen in den Transitlägern ist nach der Aufhebung einiger derselben nicht etwa ge⸗ sunken, sondern im Gegentheil gestiegen, und zwar bei Weizen allein um 200 000 t. Die Getreideeinfuhr ist im vorigen Jahre um 6 ½ Millionen Tonnen höher gewesen als 1895; denn in den Zollkrediten liegt ein Anreiz zum Getreide⸗Import. Eine bloße weitere Beschränkung der Transitläger würde diesen Mißbrauch nicht beseitigen; die Zollkredite müssen gänzlich beseitigt werden. Die Zoll⸗ kredite bedeuten eine Erleichterung des Handelsverkehrs auf Staats⸗ kosten und müßten deshalb mindestens mit einer Verzinsung belastet werden. Den Nutzen der Zollkredite hat hauptsächlich die Groß⸗ müllerei, und die kleinen Müller und die Landwirthschaft haben darunter zu leiden. Der Einwand gegen unseren Antrag, daß man den Getreide⸗Importeuren denselben Zollkredit von mindestens drei Monaten gewähren müsse wie den Importeuren anderer Waaren, trifft nicht zu; denn andere Waaren werden von dem ausländischen Fabrikanten gegen drei Monate Ziel gekauft, das Getreide wird aber ver Kasse gekauft. Der Importeur spart ein Drittel an Betriebskapital, weil er vom Staat in den Zollkrediten Kapital geliehen erhält. Eine Ab⸗ lehnung unseres Antrages brauchen wir wohl nicht zu befürchten; den Hauptwerth legen wir aber darauf, daß sobald als möglich die nöthigen Schritte gethan werden, damit sie schon für die neue Ernte wirken können. In anderen Staaten, wie z. B. Amerika und Frank⸗ reich, wären solche Mifstände wie die Zollkredite garnicht möglich; es fehlt uns eben an dem vernünftigen nationalen Egoismus. In Oesterreich müssen die Zollkredite wenigstens verzinst werden. Die Rücksicht auf das Ausland dürfte unseren Staat nicht abhalten, im Sinne unseres Antrages vorzugehen. Es handelt sich dabei nur um die Durchführung einer seit langem als gerecht anerkannten Forderung im Interesse unserer heimischen Landwirthschaft. Von einer Verletzung entgegenstehender Interessen durch die Aufhebung der Zollkredite kann keine Rede sein. Wir verlangen nichts weiter, als 8 dem Handel nicht Gelder des Reiches zinsenlos zur Verfügung gestellt werden. Wir hoffen, daß der Antrag auch hier, wie im Reichstag, mit großer Mehrheit angenommen wird.
Abg. Meßling (nl.): Der Getreidezoll ist festgesetzt in der Boraussetzung⸗ daß auch Zollkredite gewährt werden. Die Zollkredite schädigen die Landwirthschaft nicht in der Weise, wie der Vorredner bebauptet; dazu ist ihr Betrag viel zu geringfügig; denn er beträgt nur den sechs⸗ bis siebenhundertsten Theil des Durchschnittswerths des Getreides. Ein Preisdruck kann dadurch nicht herbeigeführt werden, ebensowenig wie eine Ueberschwemmung des In⸗ landes mit ausländischem Getreide. Der Antrag würde daher eine Beschränkung des Getreide⸗Imports nicht herbeiführen, wohl aber eine Beumuhigung des Handelsstandes hervorrufen. Man behauptet, mit Hilfe des Zollkredits überschwemme der Kauf⸗ mann das Inland mit Getreide, um auf den Preis zu drücken. Da verkennt man doch das Wesen des Handelsstandes; der Kaufmann kauft nicht das Getreide, um die Preise zu drücken, sondern um Geld daran zu verdienen. Die Erhaltung der gemischten Transitläger ist nach der Aufhebung des Identitätsnachweises von der ein⸗ schneidenssten Bedeutung für unsere Seestädte im Osten. Der Getreidehandel 9” die E“ für die Kon⸗ kurrenzfähigkeit Danzigs gegenüber den russischen Seestädten. Im Herrenhause hat man gesagt, daß die Aufhebung der Zollkredite die Existensfähigkeit der kleinen Müller erhalten würde. Das ist ein großes Wort, aber darauf sollten die kleinen Müller keine Luftschlösser bauen. Soll wirklich ihre Existenzfähigkeit von der Aufhebung der Zollkredite abhängen? Ich bitte die Regierung, sorgfältigst die Verhältnisse zu Prüßen, ehe sie im Bundesrath im Sinne des Antrages stimmt.
Abg. Herold (Zentr.): Die Einfuhr ausländischen Getreides hat sich in den letzten Jahren fast verdoppelt. Dazu trägt die Maß⸗ viger der Zollkredite ganz erheblich bei. Ein Viertel des auslän⸗ dischen Getreides lagert zinsfrei in den Transitlägern, und Eeeg vössen hat das inlaͤndische Getreide einen geringeren Absaß.
ie Begünstigung der großen Exportmühlen kommt nicht shvs dem inl e Getreide zu gute; im Gegentheil: diese egünstigung macht die kleinen Mühlen vollständig kon rrenzunfähig.
Es berührt eigenthümlich. daß hier, wie in der Frage der Viehseuchen,
die er. sich so ablehnend gegen die Forderungen der Parla⸗
mente verhält. Nur einige wenige Transitläger sind aufgehoben
worden. Die ausländische Getreideeinfuhr hat daher noch zugenommen.
Ich bitte, daß die Regierung endlich diesem Antrage Folge giebt. (Schluß des Blattes.)
8 Arbeiterbewegung. ““
In Lübben haben, wie der „Vorwärts“ berichtet, die Zimmer⸗ leute am Montag wegen Lohnstreites die Arbeit eingestellt.
In Muskau haben nach demselben Blatt 60 Töpfer wegen Lohnstreites die Arbeit niedergelegt.
Hier in Berlin haben die Maurer an ihre Arbeitgeber die Forderung eines Stundenlohnes von 60 ₰ gestellt und fordern bis zum 8. Mai Bescheid. — Die Aufnahme weiblicher Mitglieder in den Gewerkverein der deutschen Klempyner und Metall⸗ arbeiter ist, wie die Berliner „Volks⸗Ztg.“ meldet, in der Urab⸗ stimmung mit erheblicher Mehrheit abgelehnt worden.
Aus Bremen berichtet die „Köln. Ztg.“ daß der Ausstand der Schuhmacher nach einer Dauer von drei Wochen gestern be⸗ endet worden ist. (Val. Nr. 85 d. Bl.) Die Innung bewilligte die Erhöhung des Stücklohns, 10 stündige Arbeitszeit und Wohnung außer dem Hause.
In Crimmitschau haben, wie im „Vorwärts“ mitgetheilt wird, in drei Fabriken die Weber und Weberinnen wegen Lohn⸗ herabsetzung die Arbeit niedergelegt.
Aus dem WEE16“ beiz Trautenau liegen folgende Meldungen des „W. T. B.“ vor: Das nach Trautenau verlegte Bataillon Infanterie wurde bei seinem Eintreffen mit Steinwürfen empfangen; sieben Verhaftungen wurden hierbei vorgenommen. Ferner wurden am Sonnabend 5 Personen verhaftet, weil sie Steine gegen die Gendarmen geschleudert hatten. In der Fabrik von Ettrich in Jungbruch erzwangen die ausständigen Arbeiter die Arbeits⸗ einstellung; hierbei wurden die Fenster der Fabrik zertrümmert. Die Lohnauszahlung am Sonnabend Abend ging in vollster Ruhe von
statten; auch am Sonntag war die Lage im Ausstandsgebiet ruhiger.
Im Ganzen sind 4350 Mann ausständig.
Aus Paris meldet „W. T. B.“: Die Leitung der Pariser Arbeiterbörse erklärt, daß am 1. Mai keinerlei Manifestationen stattfinden werden. Indessen beabsichtigt die Partei des Deputirten Guesde, gleichwohl eine Kundgebung zu veranstalten.
Kunst und Wissenschaft. 6
In die Zentral⸗Direktion des Kaiserlichen Archäo⸗ logis 88 Instituts ist an Stelle des verstorbenen Wirk⸗ lichen Geheimen Raths Curtius der Geheime Regierungs⸗
Rath, Professor Dr. Herm ann Diels, Mitglied und ständiger Sekretar der Königlich preußischen schaften, als Mitglied eingetreten.
Akademie der Wissen⸗ 8
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Saatenstand in Belgien.
Das nasse, kalte Wetter während des Monats März hat die Wintersaaten in ihrer Entwickelung beeinträchtigt und die Frühjahrs⸗ bestellung verzögert, da der Boden nicht genügend auftrocknen konnte. Am ungünstigsten lauten die Nachrichten aus Westflandern, in welcher infolge des kalten, regnerischen Wetters insbesondere Winter⸗Gerste und Weizen viel zu leiden hatten und die Frühjahrsbestellung nicht genügend gefördert werden konnte.
In der Provinz Lüttich haben sich die Wintersaaten besser ent⸗ wickelt, allein die Feldarbeit geht nur langsam vorwärts, sodaß die Landwirthe die durch den schlechten Herbst verlorene Zeit noch nicht haben wieder einholen können.
In der Provinz Luxemburg scheinen die Wintersaaten sich günstig zu enfwickeln. Was die Frühjahrsbestellung betrifft, so sind bereits der Hafer gesät und die Kartoffeln gepflanzt; weitere Feldarbeiten sind durch das nasse Wetter beeinträchtigt worden.
In der Provinz Ostflandern haben sich die Wintersaaten während des vergangenen Monats wenig entwickelt, und die Feldarbeiten sind durch das naßkalte Wetter verzögert worden.
Die Provinzen Antwerpen und Limburg haben am wenigsten zu leiden gehabt; der Stand der Wintersaaten gewährt noch immer günstige Ernteaussichten, und die Frühjahrsbestellung ist gut fort⸗ geschritten, ja theilweise beendet.
In Eisenach wurde gestern der bis zum 1. Mai andauernde zweite Lehrgang der Deutschen Landwirthschafts⸗Gesell⸗ schaft eröffnet. Vertreten sind alle deutschen Staaten, Oesterreich⸗ Ungarn, Holland und die Schweiz; im Ganzen sind etwa 260 Theil⸗ nehmer anwesend. Ministerial⸗Direktor Dr. Thiel eröffnete den Lehrgang namens des Direktoriums und begrüßte die Versammlung. Im Namen der Großherzoglich sächsischen Regierung sprach Regie⸗ rungs⸗Rath Heidenreich, im Namen der Stadt Weimar Ober⸗ Bürgermeister Müller. Es folgte der erste Vortrag des Professors Ramm über nationalökonomische Grundlagen der Viehzucht.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Belgien.
Durch Königliche Verordnung vom 5. d. M. sind die in Belgien angeordneten gesundheitspolizeilichen Vorkehrungen gegen die Pest auf Grund der Bestimmungen der internationalen Sanitäts⸗ konferenz in Venedig vom März d. J., wie folgt, neu geregelt worden:
Art. 1. Die Ein⸗ und Durchfuhr der nachstehend auf⸗ geführten Waaren und Gegenstände aus Ländern oder örtlichen Be⸗ zirken, welche als verseucht von 5 erklärt worden sind, ist sowohl auf dem Land⸗ als auf dem Wasserwege verboten:
1) Leibwäsche; alte und getragene Kleidungsstücke (Gebrauchs⸗ gegenstände), gebrauchtes Bettzeug, sofern solche Gegenstände als Waaren transportiert werden; 8
2) Lumpen und Hadern;
3) Gebrauchte Säcke, alte Teppiche, gebrauchte Stickereien;
4) Rohes Leder und frische Häute;
5) Frische Thierabfälle, Klauen, Hufe, Mähnen, Haare, rohe Seide und Wolle;
6) Kopfhaar.
Doch kann dieses Verbot, soweit es sich um rohe Wolle, rohes Leder, frische Häute und gewisse Arten von Lumpen und Teppichen handelt, durch ministerielle Verfügung aufgehoben und durch besondere Ve bezüglich der Verpackung, Deeinfektion ꝛc. ersetzt werden.
rt. 2. Die Durchfuhr der in Art. 1 aufgeführten giftfangenden Waaren und Gegenstände ist unter Aufsicht der Zollbehörde gestattet, sofern diese Gegenstände so verpackt sind, daß sie während des Transports nicht berührt werden können. 8
Art. 3. Die Ein⸗ und Durchfuhr der in Art. 1 aufgeführten Waaren und Gegenstände, welche aus nicht verseuchten Ländern oder öͤrtlichen Bezirken stammen, kann von einem der Zollbehörde zu lie⸗ fernden Nachweis der Herkunft abhängig gemacht werden.
Die Gegenstände werden zur Ein⸗ und Snesbüt auch dann zu⸗ elassen, wenn sie unterwegs einen verseuchten örtlichen Bezirk berührt Füis sofern der genannten Behörde nachgewiesen wird, daß sie während des Transports nicht mit beschmutzten Gegenständen in Berührung gekommen sind. u“ 8
Art. 4. Die in Art. 1 aufgeführten Waaren und Gegenstände fallen nicht unter das Verbot der Einfuhr, wenn der Zollbehörde nachgewiesen wird, daß sie vor dem ersten Pestfall aus einer ver⸗ seuchten Gegend versandt worden sind.
Art. 5. Der Minister für Landwirthschaft und öffent⸗ — beiten wird diejenigen Länder und Gebietstheile bezeichnen, hinsichtlich deren die vorstehend aufgeführten Bestimmungen in Kraft zu treten haben, und wird die Ausführung und Dauer der vorgeschriebenen Maßnahmen bestimmen.
Art. 6. Die Maßnahmen in den Häfen baügaüch der ärztlichen Untersuchung, Isolierung und Desinfektion von Schiffen finden in Gemäßheit der Bestimmungen des der obengenannten Konvention bei⸗ gefügten Reglementz statt.
Der Minister für Landwirthschaft ꝛc. kann bezüglich der Reisenden, des Gepäcks und Umzugsguts an den Land⸗ und Seegrenzen die für nöthig erachteten Maßnahmen in dem durch die erwähnte Konvention fest⸗ gesetzten Umfang verordnen.
Art. 7. Die Königliche Verordnung vom 8. Januar d. J. und alle von der Sanitätskommission der Schelde vorgeschriebenen Maß⸗ nahmen, welche nicht im “ it der vorliegenden Verordnung stehen, sind aufgehoben. (Vergl. „R.⸗Anz.“ Nr. 16 vom 19. Januar, Nr. 40 vom 16., Nr. 48 vom 25. Februar, Nr. 55 vom 5. März und Nr. 83 vom 7. April d. J.)
Verkehrs⸗Anstalten.
Zwischen Berlin und Chemnitz werden om 1. Mai dieses Jahres vorzügliche Schnellzugsverbindungen in Kraft treten. Zum Anschluß an den 8 Uhr Vormittags von Berlin (Anhalter Bahnhof) ab⸗ gehenden Dresdner Schnellzug, welcher in Elsterwerda 9 Uhr 58 Minuten eintrifft, wird ab Elsterwerda (Berliner Bahnhof) 10Uhr 5 Minuten Vorm. ein neuer Schnellzug mit Wagen I.—III. Klasse nach Chemnitz ab⸗ gehen und bereits 12 Uhr 5 Minuten Mittags in Chemnitz an⸗ kommen. Hier ist 12 Uhr 27 Minuten Mittags guter
ersonenzugsanschluß nach den Industriestädten Glauchau und
wickau geboten. Nach der bisherigen Zugsverbindung war Chemnitz von Berlin aus erst 2 Uhr 16 Minuten Nachmittags zu erreichen, also über zwei Stunden später. Auch in der Richtung von Chemnitz wird ein neuer Schnellzug geschaffen, welcher eine vorzügliche Abendverbindung nach Berlin mit folgenden Fahrzeiten herstellt: ab Chemnitz 6 Uhr 55 Minuten Nachmittags, in Röderau An⸗ schluß an den 8 Uhr 15 Minuten Nachmittags abgehenden und in Berlin 10 Uhr 23 Minuten Abends eintreffen⸗ den Wien — Dresden — Berliner Schnellzug. Da von den künftig zwischen Berlin und Chemnitz vorhandenen vier Schnellzugs⸗ verbindungen eine, und zwar die oben zuerst erwähnte, auf dem Wege über Elsterwerda —Riesa, die drei anderen dagegen über Röderau liegen, werden vom 1. Mai ab Rückfahrkarten zwischen Berlin und Chemnitz, sowie den Zwischenbahnhöfen Riesa, Döbeln, Waldheim und Mittweida, und umgekehrt mit beliebiger Gültigkeit über beide Reisewege eingeführt, auch wird für die zusammenstellbaren Fahrscheinhefte ein Fahrschein Berlin —Riesa aufgelegt, welcher ebenfalls über beide genannten Reisewege beliebig benutzt werden kann.
Bremen, 27. April. (W. T. B.) Norddeutscher Lloypl. RPD. „Bayern“, v. Ost⸗Asien kommend, 24. April Nm. in Hongkong angek. PD. „Dresden“ 24. April Nm. v. Bal⸗ timore n. d. Weser abgeg. PD. „Aachen“, v. Baltimore kom⸗ mend, 25. April Abds. auf Weser angek. PD. „Weimar“ 24. April Abds. in New⸗York angek. RPD. „Darmstadt“, n. Australien bestimmt, 24. April Nm. in Adelaide angek. SD. „Werra“ 26. April Mittags Reise v. Gibraltar n. Neapel fortges. PD. „Halle“, n. New⸗York und Baltimore bestimmt, 26. April Vm. Prawle Point passiert. PD.⸗Bonn“ 26. April Mrgs. in Baltimore angek. PD. „Oldenburg“, n. Ost⸗Asien bestimmt, 25. April Nm. Aden passiert. RPD. „Preußen“ 26. April Nm. Reise v. Southampton n. Genua fortges. RPD. „Sachsen“, v. Ost⸗Asien kommend, 26. April Mrgs. in Neapel angek. RPD. „Karlsruhe“ 26. April Nm. Reise v. Suez n. Aden fortges. RPD. „Barbarossa“, v. Australien kommend, 25. April Nm. in Aden angek. PD. „Kronprinz Friedrich ö n. Brasilien bestimmt, 25. April Abds. Las Palmas passiert.
Hamburg, 26. April. (W. T. B.) Hamburg⸗Amerika⸗ Linie. PD. „Pennsylvania“, von New⸗York kommend, ist gestern Abend in Cuxhaven eingetroffen.
London, 26. April. (W. T. B.) Castle⸗Linie. D. „Arondale Castle“ ist auf der Ausreise am Sonnabend von Southampton abgegangen. D. „Warwick Castle“ ist auf der Ausreise am Sonnabend in Durban (Natal) angekommen. „Pembroke Castle“ ist auf der Heimreise am Sonntag in London angekommen.
Union⸗Linie. D. „Athenian“ ist auf der Heimreise heute von Madeira abgegangen.
Rotterdam, 26. April. (W. T. B.) Holland⸗Amerika⸗ Linie. D. „Obdam“, von New⸗York nach Rotterdam, ist am Sonnabend Vormittag von New⸗York abgegangen.
Theater und Musik.
Im Königlichen Opernhause geht morgen zum 5. Mal Victor Hansmann's einaktige Oper „Enoch Arden“ mit Herrn Bulß in der Titelrolle in Scene. Hierauf folgt die dritte Aufführung von „Haschisch“ von Oskar von Chelius in der bekannten Besceanc. Den Schluß bildet Mascagni's „Cavalleria rusticana“. ie Kapell⸗ meister Sucher, Dr. Muck und Musikdirektor Steinmann dirigieren.
Im Königlichen Schauspielhause gelangt morgen Gustav Freytag's Lustspiel „Die Journalisten“ in nachstehender Besetzung zur Aufführung: Oberst Berg: 5* Molenar; Ida: Fräulein von Mayburg; Adelheid Runeck: Fräulein Lindner; Senden: Herr Professor Oldendorf: Herr Ludwig; Conrad Bolz: Herr
eßler; Bellmaus: Herr Hertzer; Schmock: Herr Hartmann; Piepen⸗ “ 5* Oberländer; Lotte: Frau Schramm; Kleinmichel: err Heine.
Die Erstaufführung des Schwanks „Vaterfreuden“ im Residenz⸗ Theater findet nicht, wie ursprünglich angekündigt, morgen, sondern am Donnerstag statt. Herr John, vom Stadt⸗Theater in Stettin, debütiert darin in der Rolle des Schauspielers Wachenhuse Abend wird der Einakter „Eine Reisebekanntschaft“ eröffnen.
Mannigfaltiges.
Die große Jubiläums⸗Ausstellung, welche der „Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den preußischen Staaten“ zur Feier seines 75 jährigen Bestehens im Treptower Park veranstaltet hat, wurde schon heute, am Tage vor der Eröff⸗ nung, einem geladenen Pablikum zugänglich gemacht. Werden auch noch an vielen Stellen fleißige Hände sich regen . um die Aus⸗ stellung in allen ihren Theilen bis morgen fertig zu stellen, so ließ sich doch schon heute ein überraschender Ueberblick gewinnen, der die Groß⸗ artigkeit der Veranstaltung zur vollen Erscheinung brachte. Berlin hat in der That eine Gartenbau⸗Ausstellung von gleicher Ausdehnung und Pracht noch nicht gesehen. 425 Aussteller haben die hervorragendsten Erzeugnisse ihrer Zucht zu einem Gesammtbild vereinigt, das sich in dem schönen Rahmen des Treptower Parkes und seiner aus dem Vorjahr stehen gebliebenen Ausstellungsbauten ganz besonders wirkungsvoll darstellt. Die Arrangements sind mit Geschick getroffen, und im Aufbau der einzelnen Gruppen haben einzelne der Aussteller geradezu be⸗ wundernswerthen Geschmack entwickelt. Die allgemeine Anordnung ist, wie folgt, Eehe Das „Chemiegehbäude“ enthält die dekorative Abthei ung, die Orchideen, Gewächshauspflanzen aller Art, das große e. die getriebenen 868 u und die angetriebenen buntblätterigen und grünen Gehölze. Zu beiden Seiten des Chemiegebäudes stehen die Gewächshäuser, die mit
andelspflanzen aller Art und mit Kakteen u. dgl. angefüllt sind. er „Pavillon der Stadt Berlin' ist ausschließlich der Binderei vor⸗ behalien; im früheren Gebäude der Nahrungsmittelindustrie findet man die Kamelien, Pelargonien, Cyclamen, Primeln, die
Stauden⸗, Knollen⸗ und Zwiebelgewächse u. dgl.; die