Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗
Maßregeln.
Bombay, 29. April. (W. T. B.)
sind 11 925 Erkrankungen und 10 206 Todesfälle vorgekommen.
Gesammtsterblichkeit in der Woche betrug 61. Verkehrs⸗Anstalten.
Saßnitz, 30. April. Zur Theilnahme an der Feier der Er⸗
blfgang der Linie iEAn. trafen gestern um 2 ½ Uhr r
der Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen, der Justiz⸗Minister Schön⸗
stedt, der Minister für Handel und Gewerbe Brefeld, der Kriecs⸗Minister
von Goßler, der Präsident des ReichsEisenbahnamts Dr. Schulz und viele andere hohe Beamten hier ein. Auf dem Bahnhofe waren der Ober⸗Präsident, Staats⸗Minister von Puttkamer und Vertreter der Behörden zum Empfange erschienen; ferner hatte daselbst die Kapelle des Infanterie⸗Regiments Nr. 42 Aufstellung genommen. Nach der Begrüßung begaben die Herren sich nach dem Hafen, um die schwedischen Gäste zu empfangen. Die Minister, der schwedisch⸗ norwegische Gesandte in Berlin von Lagerheim, sowie die Spitzen der Behörden fuhren, wie „W. T. B.“ berichtet, auf Dampfern den rtretern Schwedens entgegen und begrüßten dieselben auf hoher ee. An Bord des schwedischen Dampfers „Freja“ befanden sich unter Anderen die schwedischen Minister des Aeußern Graf Douglas, der Justiz Dr. Annerstedt, der Marine Admiral Christerson, des Innern von Krusenstjerna und der Finanzen Wersäll, ferner der General⸗Direktor der Eisenbahnen Graf Cronstedt, der Reichs⸗ Marschall Freiherr von Essen und der deutsche Gesandte in Stockholm Graf von Bray⸗Steinburg. Um 4 ½ Uhr fand an der Landungsbrücke feierlicher Empfang und gegenseitige Vorstellung durch die beider⸗ seitigen Gesandten statt. Unter den Anwesenden bemerkte man auch den Admiral Köster, den Fürsten zu Putbus und den Geheimen Kom⸗ merzien⸗Rath von Hansemann. Zu Ehren der schwedischen Gäste fand um 5 Uhr Nachmittags ein Festmahl statt, an welchem etwa 90 Per⸗ sonen theilnahmen. Der Festsaal war mit Fahnen in deutschen und schwedischen Farben und mit den Büsten Ihrer Majestäten des Deutschen Kaisers und des Königs von Schweden und Norwegen ge⸗ schmückt. Beim Mahle feierte der Ober⸗Präsident, Staats⸗Minister von Puttkamer in längerer Rede die Eröffnung der neuen Dampfer⸗ linie als ein Friedenswerk, welches die beiden Völker enger verbinden werde. Redner schloß mit einem begeistert auf⸗ eenommenen Hoch auf Ihre Majestäten den Kaiser Wilhelm und den önig Oskar. Die Kapelle des Infanterie⸗Regiments Prinz Moritz von Anhalt⸗Dessau (5. Pommersches) Nr. 42 spielte darauf beide Nationalhymnen. Sodann ergriff der Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen das Wort, um die Eröffnungsfeier ebenfalls als ein Friedensfest zu begrüßen, wobei er das herrliche Wetter als ein günstiges Omen für die gede hliche Entwickelung des Unternehmens bezeichnete. Redner hieß die schwedischen Gäste namens der deutschen Eisenbahn, und Post⸗Verwaltungen aufs herzlichste willkommen und begrüßte mit hoher Freude den Tag, an welchem die Glieder des alten, mächtigen germanischen Stammes ich hier zu gemeinsamem Friedenswerk und zum Zweck der Neu⸗ ellebung ihrer gegenseitigen Handelsbeziehungen die Hände reichen, wozu der sagenumwobene Boden Rügens besonders geeignet sei. Die Rede gipfelte in einem Hoch auf die schwedischen Gäͤste. Auf die Tafelreden der deutschen Vertreter erwiderte alsbald der schwedische Minister des Innern von Krusenstjerna mit einem in deutscher Sprache ausgebrachten Trinkspruch, in welchem er gleichfalls den Charakter des Unternehmens als Friedenswerk hervorhob und das Fest als die Vollendung der direkten Verbindung zwischen beiden Ländern feierte. Die Verbindung werde dazu beitragen, die beiden Völker einander noch näher zu bringen, welche ohnehin schon bei ihrer Stamm⸗ und Sprachverwandtschaft vielfache ““ Interessen hätten. Er hoffe zuversichtlich, daß die beiden Nationen in Zukunft sich noch näher treten würden. Auch dieses Fest stehe, um mit den Worten Seiner Majestät des Kaisers Wilhelm zu reden, unter dem Zeichen des Ver⸗ kehrs. Hierbei wolle er (Redner) nicht verfehlen, dem Gefühle tiefster Dankbarkeit für den verstorbenen Staatssekretär des Deutschen Reichs⸗ Postamts von Stephan Ausdruck zu geben, welchem nicht allein sein deutsches Vaterland, sondern der ganze Weltpostverein den tiefsten Dank schulde. Die Rede des Ministers, welche wiederholt von leb⸗ haftem Beifall unterbrochen wurde, schloß mit einem Hoch auf den Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen. Nach der Tafel unter⸗ nahmen die Festtheilnehmer gestern Abend auf dem Dampfer „Freja“ eine Fahrt bis Stubbenkammer; andere mit Flaggen geschmückte Dampfer folgten. Die Küste war durch Holzfeuer, bengalische Feuer und Schein⸗
Seit Ausbruch der Pest Die
stattete der Stadtverordnete Rast Bericht über die Vorlage, be⸗
für die Planes; 2nen Austausch der erforderlichen Flächen; 3) daß die rung und
unter Verzicht auf ortsstatutarische Beiträge erfolgt; 4) daß für den Bau der Brücke über den Kupfergraben der Betrag von 200 000 ℳ
werfer beleuchtet und bot ein prächtiges Bild. Auf den Schiffen spielten Musikkorps. Der Kreuzer „Gesion“, welcher zur Eröffnungsfeier hier eingetroffen ist, beleuchtete die „Freja“ im Vorbeifahren mit dem Scheinwerfer und ließ Raketen steigen. Sahnitz selbst strahlte in wundervoller Illumination und gewährte einen herrlichen Anblick, den selbst der während der Rückfahrt eingetretene Regen nicht zu stören vermochte. Nach der Landung begaben sich die 83 nach dem feestlich beleuchteten Schlosse Dwasieden, wo der Geheime Kommerzien⸗Rath von Hanse⸗ mann dieselben begrüßte. An der Abendtafel nahmen gegen 100 Gäste theil. Geheimer Kommerzien⸗Rath von Hansemann hieß in längerer Rede, in der er die Entwickelung von Saßnitz schilderte, nochmals die schwedischen Gäste willkommen. Heute Vormittag schifften sich die Theilnehmer auf dem Dampfer „Rex“ nach Trelleborg ein.
London, 29. April. (W. T. B.) Castle⸗Linie. D. „Dunottar Castle“ ist auf der Heimreise gestern von Mau⸗ ritius abgegangen.
New⸗York, 29. April. Die von Deutschland, Oesterreich⸗ Ungarn, Schweden und Norwegen und Belgien entsandten Delegirten zur internationalen Postkonferenz sind heute an Bord des Dampfers „Lahn“ des Nord deutschen Lloyd hier eingetroffen und von dem Superintendenten der Auslandsposten im Unions⸗Postamt, Brooks, empfangen worden. — 8
8 Theater und Musik.
Residenz⸗Theater. ““ Dank einer vorzüglichen Darstellung, hatte der dreiaktige Schwank „ Vaterfreuden“ von P. Hirschberger und G. Klitscher bei seiner gestriaen Erstaufführung einen starken Heiterkeitserfolg zu ver⸗ zeichnen. Das Werk hatte die Feuerprobe bereits in Stettin be⸗ standen, wo auch als Mitverfasser auf dem Theaterzettel der fran⸗ zösische Schwankdichter Bisson genannt war, der nachträglich jedoch die Autorschaft ablehnte. Das Werk macht, wie die meisten seiner Gattung, gar keinen Anspruch auf Wahrscheinlichkeit; es ist alles darin nur darauf angelegt, komische Situationen zu erzielen. Die Grund⸗ idee ist die sich später als Irrthum herausstellende Verurtheilung des Mielke zu einer Gefängnißstrafe, von der seine Familie nichts wissen darf, und die daraus resultierende Anwerbung eines Stellvertreters, der die Strafe verbüßen soll und welcher wiederum seinerseits einen Stellvertreter gewinnt. Dieser dritte Stellvertreter, ein heruntergekommener Gaukler, wird infolge eines Ohnmachtsanfalles, den er in einem öffentlichen Lokal erleidet, für todt gehalten. Weil er Mielke’s Legitimationspapiere bei sich führte, gelangt die irrthümliche Nachricht von dem Ableben des genannten Fabrikanten in die Zeitungen. Das ist der Höhepunkt der Ver⸗ wickelung am Ende des zweiten und besten Aktes. Der dritte bringt die oben angedeutete Aufklärung und ist in seiner Wirkung er⸗ heblich schwächer. Um den Erfolg machte sich ganz besonders Herr Richard Alexander als Mielke verdient, der die fortwährende Furcht dieses Fabrikanten mit nie versagender Komik auszustatten wußte. Zu loben waren daneben die Leistungen der Damen Schwendemann, Lux, Brock und Wilke sowie der Herren Jarno, Georg, Pansa, Pagay und Werner. Auch Herr John, der in der Rolle eines angehenden Schauspielers und eifersüchtigen Bräutigams in jedem Affekt Schiller'sche Verse zu sprechen hatte, debütierte mit Erfolg. Die Autoren wurden mit den Hauptdarstellern mehrfach hervorgerufen.
Im Khöniglichen Overnhause geht morgen zum 4. Mal die Oper „Haschisch“ von Oskar von Chelius unter Kapellmeister Dr. Muck's Leitung in bekannter Besetzung in Scene. Hierauf folgt unter Kapellmeister Sucher's Leitung Verdi's Oper „Der Troubadour’“. Im Königlichen Schauspielhause wird morgen Shakespeare’'s neu einstudiertes Lustspiel „Viel Lärm um Nichts“ wiederholt.
Mannigfaltiges.
In der gestrigen Sitzung der Stadtverordneten er⸗ treffend die Freilegung von Fluchtlinien für die zu verlegende Stall⸗ straße sowie für die Straßen „Weidendamm“ und „Am Kupfer⸗ graben“. Der Ausschuß empfahl: 1) die Feststellung von Fluchtlinien vorgenannten Straßen nach Maßgabe des vor 85 egulie⸗ flasterung der verlegten Stallstraße auf städtische Kosten
gezahlt wird, welcher Betrag in den Etat 1898/99 aufzunehmen ist;
5) daß für den Fall, daß eine Verbindungsstraß die Spree geplanten Brücke und der Oranienburgerstraße ohne Land⸗
Kosten des Baues dieser Brücke im Betrage von etwa 300 000 ℳ von der Stadtgemeinde übernommen werden, jedoch nur unter der Bedingung, daß der Bau dieser Brücke nicht eher in Angriff genommen werde, als bis das für die Anlegung der ganzen Straße erforderliche Land der Stadt wiesen ist. Gleichzeitig möge die Versammlung
den Wun ug. Prechen, daß die prinzivielle Genehmigung zur
Durchführung der
werde. Die Stadtverordneten Dinse, Preuß, Kreitling u. Gen. stellt
den Antrag, den am Schlusse der Ausschußanträge ausgesprochenen „Wunsch“ in die Form einer „Bedingung“ zu kleiden. Bei der nach längerer Debatte vorgenommenen Abstimmung wurden die Anträge des Ausschusses angenommen, der Antrag Dinse u. Gen. abgelehnt. — Die Vorlage, betreffend den Verkauf des Grundstücks der segenannten „Alten Post“ für den Preis von 1 900 000 ℳ, wurde ohne Debatte angenommen. — Es folgte die Vorlage, betreffend die 8*8. des Zentral⸗Bau⸗Bureaus und des Nachtrags⸗Bau⸗Bureaus der Kanalisation, bezw. die Vereinigung dieses Bureaus mit dem Bureau der Deputation für die städtischen Kanalisationswerke und Rieselfelder und die Schaffung der Stelle eines technischen Direktors für die Oberleitung der gesammten Bau⸗ und Betriebs⸗Angelegenheiten der Kanalisations⸗Verwaltung. Stadt⸗ verordneter Kalisch beantragte mit Rücksicht darauf, daß dem⸗ nächst ein neuer Stadt⸗Baurath für den Tiefbau eintrete, über dessen Kompetenzen noch nicht genügend Klarheit geschaffen sei, die Vorlage an die Kanalisations⸗Deputation zurückzugeben. Stadt⸗ rath Marggraff bat um Annahme der Vorlage und führte aus, daß die zu erwartende Neuerung von keinem Einfluß sein werde. Die Versammlung beschloß nach dem Antrage Kalisch, die Vorlage an die Kanalisations⸗Deputation zurückzugeben. — Sodann gene migte die Versammlung den ihr vorgelegten Entwurf, betreffend die Verpflanzung von Bäumen in der Sieges⸗Allee und die Aende⸗ rung der Eintheilung der Allee, welche durch die demnächstige Auf⸗ stelung der Standbilder nothwendig wird. — Für die 50. Verfamm⸗ lung der Gustav⸗Adolf⸗Stiftung, am 28. September d. J., wurde der⸗ selben der Festsaal des Rathhauses kostenlos bewilligt. — Auf die öffentliche folgte eine geheime Sitzung.
Die Jury der Jubiläums⸗Gartenbau⸗Ausstellung bat nunmehr auch die großen Preise für Bindereien vertheilt. Es haben erhalten: die große silberne Staatsmedaille und zwei goldene Medaillen Theodor Hübner⸗Berlin, die große silberne Staats⸗ medaille H. van Thiel⸗Berlin, die große goldene Medaille des Vereins der Kunst⸗ und Handelsgärtner H. Faßbender⸗Berlin, ferner goldene Medaillen Paul Pirschke⸗Berlin, Chr. Käpernick, A. Nigrin, Richard Henrichs, A. Thiel, Inhaber Alfred Decker und Julius Zander, sämmtlich in Berlin.
Zwickau, 30. April. „W. T. B.“ meldet: Gestern Abend um 10 Uhr brach in der hiesigen Kaserne Feuer aus, welches 18 mit ungeheurer Schnelligkeit ausbreitete. Die Kaserne ist vollständig niedergebrannt, nur die Umfassungsmauern stehen noch. Die Soldaten sind in den umliegenden Lokalitäten untergebracht. Wie verlautet, sollen drei Soldaten erheblich verwundet sein.
„Rostock, 29. April. In den Holzlagern an der Warnow ist während der Nacht ein großes Feuer ausgebrochen, bei welchem, wie „W. T. B.“ meldet, auch der schwedische Schooner „Axel“ gerieth. Der Sachschaden wird auf 6 — 700 000 ℳ geschätzt.
Aberdeen, 29. April. Das deutsche Fischerboot „Vigi⸗ lant“ verkaufte heute auf dem hiesigen Markt eine Ladung Fische ohne Einspruch von seiten des Kanonenboots „Jackal“, nachdem der Kavitän des „Vigilant“ die Versicherung abgegeben hatte, daß die Fische in der Nordsee, in nicht verbotenen Gewässern gefangen seien.
New⸗York, 29. April. Durch die gestern gemeldete Ueber⸗ schwem mung in Oklahoma (s. Nr. 100 d. Bl.) sind dem „W. T. B.“ zufolge etwa 2000 Familien obdachlos geworden. Im Cottonwood⸗Thale wurde auf einer Strecke von vier Meilen Länge beträchtlicher Schaden angerichtet
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
richt vom 30. April,
Morgens.
L. *8 92
00 8
ꝙ— 8 H.
sp. im
2
zuge.
*
Stationen. Wind. Wetter.
Temperatur in ° Celsius
Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern⸗ haus. 105. Vorstellung. Haschisch. Oper in 1 Auf⸗ Dichtung von Oscar von Chelius. Regisseur Tetzlaff. Dekorative Einrichtun Ober⸗Inspektor Brandt.
Theater. pon. Sonntag: Die Geisha.
Montag: Die Geisha. Axel Delmar. Musik von In Scene gesetzt vom Ober⸗ vom Dirigent: Kapellmeister
von C. M. Roehr und Julius Freund
Residenz⸗Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗ burg. Sonnabend: Vaterfreuden.
Wien in Wien. Zum ersten Male: Der Wunder⸗ knabe. Operette in 3 Akten von A. Landesberg und L. Stein. Musik von E. von Taund. “
Thalia-Theater (vorm. Adolph Ernst heater).
Dresdenerstraße 72/73. Direktion: W. Hasemann.
Schwank in Sonnabend: Heirath auf Probe. Posse mit Gesang
e zwischen der über erwerbskosten für die Stadtgemeinde ausgeführt werden kann, die
kostenlos über.
traßenbahn über die Linden durch die Charlottenstraße ertheilt
u“ 8.
8
Berichte von deutschen Fruchtmärkten.
Deutschen Reichs⸗A
den 30. April
Qualität
gering
mittel gut
schnitts⸗
(100 kg)
Gezahlter Preis für 1 Doppelzentner
preis für
nie⸗ höch⸗ nie⸗ nie⸗ drigster ster drigster drigster
4ℳ 8. % 8
öch⸗ Ui
1 Doppel⸗ ientner
nnc
ℳ
Bar. auf 0Gr.
u. d. Meeres red. in Mill
50°C. = 40 R.
Belmullet.. Christiansund Kopenhagen. Stockholm.
aparanda.
t. Petersbg. Moskau..
— 88
750 760 758 756 762 769
WSW 4 wolki
N 2 Nebe
SSW 1 Nebel
SO 2 bedeckt still halb bed.
S 1 heiter
SSO 1 wolkenlos
— — O8 00 Co dO 00 00
Cork, Queens⸗ “ Cherbourg. E1““ 11G“ amburg.. winemünde Neufahrwasser Memel..
758 761 759 759 760 762 762 761
WNW SW SW SW WSW S
wolkig heiter
bedeckt bedeckt heiter
wolkig bedeckt wolkig
8
Münster.. Karlsruhe. Wiesbaden München. Chemnitz. Berlin..
762 761 763 763 765 763 762 765 764
Regen wolkenlos wolkig halb bed. heiter heiter heiter wolkenlos 2heiter
*2SeShScohchdeo —
₰ — —
Ile d'Aix. Nizza..
763 767 767
S 3 Regen still wolkenlos
Uebersicht der Witterung.
Die Depression im Nordwesten hat sich erheblich vertieft und ihren Wirkungskreis über Skandinavien und das Nordsee⸗Gebiet ausgebreitet, während das Hochdruckgebiet über Süd⸗Europa wenig Aenderung
zeigt. In Deutschland dauert die warme, heitere Witterung bei schwacher Luftbewegung fort; seit gestern haben zahlreiche Gewitter stattgefunden. Die Depression im Nordwesten dürfte ihren Einfluß über Deutschland ausbreiten und insbesondere in den
nordwestlichen Ge
bringen.
still halb bed.
bietstheilen Trübung mit Regenfall
Deutsche Seewarte.
Dr. Muck. — Der Troubadour. Oper in 4 Akten von Giuseppe Verdi. Text nach dem Italienischen des Salvatore Camerano. Dirigent: Kapellmeister Sucher. Anfang 7 Uhr.
Schauspielhaus. 116. Vorstellung. Viel Lärmen um Nichts. Lustspiel in 5 Aufzügen von William Shakespeare, übersetzt von August Wilhelm von Schlegel und Ludwig Tieck. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Anfang 7 ½ Uhr.
Sonntag: Opernhaus. 106. Vorstellung. Die Häeeseteoe. Große Oper in 5 Akten von
iacomo Meyerbeer. Text nach dem Französischen des Eugone Scribe, übersetzt von Igna⸗ Castelli. Tanz von Emil Graeb. (Königin: Fräulein Helene Steinmann, als Gast.) Anfang 7 Uhr.
Schauspielhaus. 117. Vorstellung. 1812. Schau⸗ spiel in 5 Aufzügen von Otto von der Pfordten.
nfang 7 ½ Ubr.
Die Kaufbillets für die III. Rang Loge 4 links Plat 1 zur 105. Vorstellung und IV. Rang links
r. 39 für die 107. Vorstellung im Königlichen Opernhause sind verloren gegangen. Dieselben werden für ungültig erklärt und wird gewarnt. 8
Deutsches Theater. Sonnabend: sunkene Glocke. Anfang 7 ½ Uhr.
Sonntag, Mittags 12 Uhr: Matinée zum Besten der Genossenschaft deutscher Bühnen⸗Angehöriger. Redivivi. (Thea, oder: Die Schulreiterin. Fritzchen, oder: Guten Morgen, Herr Fischer. Das Ewig⸗Männliche, oder: Flotte Bursche.) — Abends 7 ½ Uhr: Einsame Menschen.
Montag: Die versunkene Glocke.
Die ver⸗
Anfang 7 ½ Uhr. Sonntag, Nachmittags 2 ½ Uhr: Das neue Gebot. — Abends 7 ½ Uhr: Die Brüder. Montag: Faust. Anfang 7 Uhr. 8
Lessing Theater. Sonnabend: Zum ersten Male: Die Geisha, oder: Eine japanische Theehaus⸗Geschichte. Operette in 3 Akten von
Owen Hall. Musik von Sidney Jones.
1 Bettelstudent. und Rich. Genée.
3 Akten von P. Hirschberger und G. Klitscher. — Vorher: Eine Reisebekanntschaft. Schwank in 1 Akt von Emil Berté und A. M. Willner. Anfang 7 ½ Uhr.
Sonntag: Vaterfreuden. — Vorher: Eine Reisebekanntschaft.
Neues Theater. Schiffbauerdamm 4a./5. Direktion: Sigmund Lautenburg. Sonnabend: Gast⸗ spiel des Herrn Willem Royagards vom Königlich Niederländischen Theater in Amsterdam. Trilby. Schauspiel in 4 Akten nach George Maurier und P. Potter, deutsch von Emanuel Lederer. In
—
Fhese gesetzt von Sigmund Lautenburg. Anfang r. Sonntag: Trilby.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu halben Preisen: Marcelle.
Schitler⸗Theater. Sonnabend, Abends 8 Uhr:
1 Zum ersten Male: Der G'wissenswurm.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Der Pfarrer von Kirchfeld. — Abends 8 Uhr: Die Komödie - Irrungen. — Vorher: Der zerbrochene
rug.
Theater des Westens. Kantstraße 12. (Bahn⸗ hof Zoologischer Garten.) Sonnabend: Gastspiel des Herrn Gustav Kadelburg. Zwei glückliche Tage. Anfang 7 ½ Uhr.
onntag, Nachmittags 3 Uhr: Bei halben Preisen: Aus bewegter Zeit. — Abends 7 ½ Uhr: Gast⸗
—— 1 spiel des Herrn Gustav Kadelburg. Zwei glück⸗ Berliner Theater. Sonnabend: Renaissance. ““
liche Tage. Montag: Reif⸗Reiflingen.
S . 9 —
Theater Unter den Linden. Behrenstr. 55/57. Direktion: Julius! Fritzsche. Sonnabend: Der Operette in 3 Akten von si ell
Musik von Carl Millöcker. Anfang 7 ½¼ Uhr.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Bei halben Preisen: Der Bettelstudent. — Abends 7 ½ Uhr: Gastspiel des Fraͤuleins Annie Dirkens vom Theater an der
in 3 Akten nach Gerö⸗Buchbinder von Jean Kren. Gesangstexte von Gustav Görß. Musik von Leopold Kuhn. Anfang 7 ½ Uhr.
Sonntag und folgende Tage: Heirath auf Probe.
Bentral-Theater. Alte Jakobstraße 30. Sonn⸗
abend: Ensemble⸗Gastspiel des Berliner Theaters. Kinder der Bühne. Lustspiel in 5 Akten von Edgard Hoyer. Anfang 7 ½ Uhr.
onntag, Abends 7 ½ Uhr: Dorf und Stadt. (Lorle: Frau Prasch⸗Grevenberg.)
114A*“ Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Carola von Massow mit Hrn. Hauptmann Gottfried Frhrn. von Eckhbardtstein (Frankfurt a. O. — Berlin). — Frl. Maria Wöllmer mit Hrn. Lieut. Otto Gräff C“
Verebelicht: Hr. Prem.⸗Lieut. Elimar Friedrich von Taysen mit Frl. Moldenhauer (Hannover).
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Paul von der Nahmer (Berlin). — Pen. Missionar Karl Hoff⸗ mann (Johannesburg, Transvaal). — Hrn. Prem⸗ Lieut. Carl Wilhelm von Kröcher — Eine Tochter: Hrn. Kammerherrn H. von Bülow (Rodenwalde). 1
Gestorben: Hrn. Prem.⸗Lieut. von Hedemann Sohn Christian (Bromberg). — Hr. Ober⸗Regie⸗ rungs⸗Rath Otto von Gruben (Hannover). — Fr. Superintendent Antonie Bartusch, geb. Dransfeld (Niederfinow). — Hr. Medizinal⸗Rath und Ober⸗ Stabsarzt d. L. Dr. Henry Menger (Berlin). — Hr. General⸗Lieut. z. D. Ludwig von Naso (Köln).
Verantwortlicher Redakteur: Siemenrothh
in Berlin. Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.
Acht Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage)
Wei 15,80 14,00 16,50
16,20 16,50
Rog 11,60
11,50
11,50 11,50
14,65 13,00 16,00 14,70 15,50 16,00
15,30 13,65 16,50 15,10 15,80 16,50
Aschersleben Neuß. 8G Döbeln .. Breslau. Neuß.
Ratibor... — Aschersleben. . — ““ gen Döbeln. 1
11,80 11,50 11,25 11,30 11,50
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Neuß.
11,90 11,45 12,50
11,90 11,85 13,00
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10,00 10,80 10,00
Ratibor.. Aschersleben Breslau.
12,90 13,20 12,00 12,90
12,60 12,55 11,40 12,50
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Ratibor 5 12,45
Aschersleben HZ1“ Döbeln.
Breslan . .. 11e“
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men. 16,00 15,00 17,00
16,50 17,00
gen. 11,90
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Gerste.
12,00
12,00 16,00 14,80
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13,70 1 8 12,80 11,84 12,59
13,40 8 9 12,80 1250 ⁰11,84
29. 4.
Bemerkungen. 1 Die verkaufte Menge wird auf volle Doppelzentner und der Verkaufswerth auf volle Mark abgerundet mitgetheilt. Der Durch⸗
schnitts preis wird aus den unabgerundeten Zahlen berechnet.
Ein liegender Strich (—) in den Spalten für Preise hat die Bedeutung, Punkt (.) in 85 letzten sechs Spalten, daß entsprechender Bericht fehlt.
daß der betreffende Preis nicht vorgekommen ist; ein
Deutscher Reichstag. 211. Sitzung vom 29. April 1897, 2 Uhr. Die erste Berathung des Invalidenversicherungs⸗
gefetzes und der damit verbundenen Anträge der Abgg.
von Ploetz (d. kons.) und Rösicke (b. k. F.) wird fortgesetzt.
Abg. Molkenbuhr (Soz.): Der Antrag von Ploetz ist mit dem soilolteokeeishen Antrag vom Jahre 1889 so ziem lich sdentisch. Die Vereinheitlichung der Versicherungsgesetzgebung ist das Ziel, welches viel⸗ fach erstrebt wird. Herr Rösicke meinte selbst, daß man, wenn die Sache noch einmal angefangen werden sollte, anders verfahren würde. Weshalb sollte man nicht noch jetzt zur einheitlichen Versicherung übergehen? Allerdings sind für die Unfallversicherung gewisse erpflichtungen vor⸗ handen, für die kein Deckungskapital da ist. Dieses müßte beschafft werden. Ausgeschlossen von der Unfallversicherung sind die kleinen Hand⸗ werksbetriebe, von der Krankenversicherung die landwirthschaftlichen Ar⸗ beiter. Alle Versicherungen greifen aber schließlich in einander über. Des⸗ halb ist eine einheitliche Organisation dringend wünschenswerth. Die Versicherungspflicht soll ausgeschlossen werden für die ausländischen Arbeiter, die sich vorübergehend in Deutschland aufhalten; das ist eine Prämie auf die Verwendung ausländischer Arbeiter. Die In⸗ validenversicherung hat erhebliche Ueberschüsse herbeigeführt, weil man eine größere Anzahl von Invaliden und eine geringere Sterblichkeit unter denselben vorausgesetzt hatte. Die Vorlage will die Ueberschüsse beschränken, indem schon diejenigen eine Rente erhalten sollen, welche 26 Wochen erwerbsunfähig gewesen sind, während dies früher erst nach Ablauf eines Jahres geschah. Auch die Definition der Erwerbsunfähig⸗ keit trägt ja vielkeicht etwas dazu bei, die Rentengewährung zu er⸗ leichtern. Leider wird die Alters⸗ und Invalidenrente vielfach ver⸗ wendet zur Erleichterung der Armenpflege oder zur Herabsetzung der Löhne, und zwar sowohl bei Privatunternehmern, als beim Fiskus. Dem müßte ein Fiater in den Weg gelegt werden. Man spricht davon, daß die landwirthschaftlichen Arbeiter, die selbst etwas land⸗ wirthschaftlichen Besitz haben, nur während eines Theils des Jahres versicherungspflichtig sind. Das müßte sich namentlich zeigen in Hannover, Westfalen, Oldenburg ꝛc., wo derartige Arbeiter zahlreich sind. Aber die geringe Verwendung von Marken findet sich namentlich in Posen und Ostpreußen. In den Verhandlungen des Deutschen Landwirthschaftsraths hat der Amtsrath Seer festgestellt, daß die russischen Arbeiter, wenn sie im Herbst über die Grenze gehen, sämmtliche Marken von der Karte loslösen und damit einen förmlichen Handel kreiben. Demgegenüber ist doch die Zahl der Bestrafungen in jenen Bezirken eine sehr geringe. Hier müßte eine schärfere Kontrole stattfinden. Die Vorlage will eine anderweitige Vertheilung der Lasten herbeiführen, um die Nothlage Ostpreußens zu beseitigen. Unser Ideal ist immer die Reichsanstalt gewesen, die auch die ts stände in Ostpreußen durch Unterdrückung des Markenhandels wohl schon beseitigt hätte. Die große Reform sollte man doch noch etwas hinausschieben und vorläufig nur den Antrag Rösicke annehmen.
Abg. Hofmann⸗Dillenburg (nl.): Es wäre wohl wünschens⸗ werth gewesen, wenn man statt der verschiedenen Organisationen für die Arbeiterversicherung eine einheitliche Organisation geschaffen hätte. Die Vorlage will nur Reparaturarbeiten vornehmen. Aber wir müssen durchaus das andere Ziel der einheitlichen Organisation im Auge behalten. Man hatte die Nothwendigkeit erkannt, die gewerb⸗ lichen Arbeiter, die besonders gefährdet sind, zu schützen. Das gescheh zuerst durch das Haf füchtgeseß, bis man nachher die Tö einrichtete, die mehr eine Ver⸗ sicherung der Arbeitgeber als der Arbeitnehmer sind. Mit der Unfallversicherung ist auch die Unfallverhütung verbunden, auf welche der Arbeiter in erster Linie Anspruch hat. Die Vorschläge des Herrn von Ploetz wollen den Kreis der Versicherungspflichtigen ausdehnen und die Kosten durch Steuern aufbringen, also eersonen heranziehen, welche garnicht daran betheiligt sind, während jetzt der
rbeiter einen Rentenanspruch durch seine Beiträge erwirbt. Das würde nur eine Rückkehr zur Armenpflege bedeuten. Der ganze Ge⸗ danke wäre aber nur dann durchführbar, wenn man eine arbeits⸗ pllichtige Bevölkerung hätte; das wäre ein Uebergang zum sozialistischen
taat. Den Theil der Vorlage, welcher 909 mit der .“ Renteavertheilung beschäftigt, halte ich nicht für das Beste; ich bin n Geg
ner dieser neuen Rente vertheilung, die nur im
Ostpreußens liegen würde. Aus allen ostelbischen landwirthschaftlichen Bezirken findet eine starke Abwanderung statt. Es zeigt sich überall, daß da, wo recht zahlreiche Beiträge der höheren Lohnklassen gezahlt werden, die Deckungskapitalien am höchsten sind; da wo die niedrigen Lohnklassen .2n.e⸗ fehlt es an den Deckungskapitalien für die bewilligten Renten. In Ostpreußen werden die versicherungs⸗ pflichtigen Personen ständig in Arbeit bleiben; diejenigen, welche in den höheren Lohnklassen in Berlin Beiträge zahlen, machen sich vielfach selbständig und beanspruchen nachher keine Rente. Ihre Beiträge verfallen zu Gunsten der Anstalt. In einer einheitlichen Reichsanstalt würde sich ein Ausgleich dieser Ver⸗ schiedenartigkeit der Verhältnisse von selbst finden. Aber dazu braucht man nicht überzugehen. Man sollte nur dafür sorgen, daß die Arbeiter stets die Beiträge an ihre Heimathprovinz bezahlen. Eine Nothwendigkeit, die Versicherungsanstalten unter stärkere Polizei⸗ aufsicht zu stellen, liegt nicht vor. Es wird schon jetzt die Beaufsich⸗ tigung zu weit getrieben. Gegen die anderweitige ““ der Invalidenrenten habe ich nichts einzuwenden. Der Antrag Rösicke ist mir ganz sympatisch. Er betrifft zum theil Vorschriften, die schleunigst geändert werden sollten. Aber wenn diejenigen Punkte herausgegriffen werden, über welche Uebereinstimmung herrscht, dann schwindet die Neigung, das Ganze nachher noch zu erledigen. Ich wünsche, daß die Vorlage noch in dieser Session zur Verabschiedung kommen möge, wenn ich auch stark bezweifle, daß das möglich sein wird. Abg. Dr. Freiherr von Hertling (Zentr.): Auch bei uns ist der Gedanke erwogen worden, ob man nicht die Bestimmungen, über welche Uebereinstimmung herrscht, vorab erledigen könnte, wenn es sich auch nicht empfiehlt, an einem so weittragenden Gesetze alle Augenblicke Aenderungen vorzunehmen. Bei der ersten Berathung dieses Gesetzes richtete sich die Opposition meiner Freunde namentlich gegen die zu weite Ausdehnung der Versicherungspflicht auch auf die Landarbeiter. Auch von denen, die schließlich für das Gesetz gestimmt haben, wurde hervorgehoben, daß das Gesetz nicht für alle Versicherungs⸗ pflichtigen paße daß man es auf die Industrie beschränken solle. ber aus politischen Erwägungen entschloß man sich damals für die ausgedehntere Versicherungspflicht. Wir mußten uns bescheiden und die Erfahrungen abwarten. Die Kritik dieser Erfahrungen wird uns in der Begründung der Vorlage ausführlich vorgetragen; es ergiebt sich daraus, daß es ein Fehler gewesen ist, die Versicherungspflicht auszudehnen auf die Landwirthschaft. Die Versicherungspflicht der landwirthschaftlichen Arbeiter besteht die Kritik der Thatsachen nicht. Der Gedanke, die Resorm noch etwas hinauszuschieben, ist durchaus nicht zurückzuweisen. Aber die Gründe der verbündeten Regierungen, die dagegen sprechen, sind auch nicht zu unterschätzen. Die Ausführung des Ge⸗ setzes leidet an manchen Schwächen; namentlich ist die Anwendung der Beiträge durchaus noch nicht in die richtige Bahn gelenkt worden. Der stellvertretende Vorsitzende der Versicherungsanstalt Posen hat in einer Broschüre den Ausfall an Beiträgen auf 40 v. H. taxiert. Die roße Unpopularität des Gesetzes hat es zur Folge gehabt, daß die Behörden es an der nöthigen Energie bei der Ausführung des Ge⸗ etzes haben fehlen lassen. Für die industriellen Bezirke sind die großen Kapitalien angesammelt, aber die Lasten für diese Bezirke wachsen erst später und zwar dann in starker Steigerung. Auf dem bisherigen Standpunkt kann man nicht verharren; aber den Ausweg den die Regierung vorgeschlagen hat, halten wir prinzipiell nicht für richtig und thatsaͤchlich für bedenklich. Jetzt liegt der versicherungstechnische Nachweis vor, daß die Landwirthschaft nicht in das Gesetz hineinpaßt. Wir halten uns für berechtigt auf unsern alten Standpunkt zurückzukehren. Die Reform mu eine gründliche sein, wir wollen die Axt an die Wurzel legen und das beseitigen, was der Grundfehler war. Wir sind der Meinung, daß es jetzt noch an der Zeit ist, den Fehler zu korrigieren. Wir denken nicht daran, daß für die Kategorien, welche wir heraus⸗ nehmen wollen aus dem Ea8 keine Fürsorge stattfinden soll; wir wollen das in anderer Weife besorgen. Zur zweiten Lesung des Gesetzes wird ein Antrag vorgelegt werden, der dahin gehen wird, die Zwangsversicherung zu beschränken auf die Großindustrie; ausgeschlossen sollen werden das Handwerk, das Gesinde, die Landwirthschaft und die Kleinindustrie, natürlich unter Wahrung der erworbenen Rechte durch Gestattung freiwilliger ortsetzung der Versicherung oder durch Rückzahlung der Beiträge. adurch würde eine Zusammenlegung der Unfall⸗ und Inva⸗
nzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger. Berlin, Freitag,
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lidenversicherung ermöglicht und der berufsgenossenschaftliche Ge⸗ danke gestärkt werden. Gerade aus landwirthschaftlichen Kreisen wird man dagegen Einwendungen erheben, weil das Gesetz der land⸗ wirthschaftlichen Bevölkerung zu 2* gekommen ist. Aber es kommt doch nur ein kleiner Theil, höchstens ein Drittel, der Bevölkerung zum Genuß einer Rente. Daß bei Versagung der Rente für die landwirthschaftlichen Arbeiter der Zuzug nach den Städten sich ver⸗ mehren werde, glaube ich nicht. Die Nichtzahlung des Beitrags und die dadurch entstehende momentane Besserung wird man höher anschlagen als die Aussicht auf eine zukünftige Rente. Ich weiß nicht, welchen Anklang dieser Gedanke im Hause und bei den verbündeten Regierungen findet. Aber die Regierung selbst sagt ja: Auf dem bisherigen Weg geht es nicht weiter, und, da der vor⸗ der Regierung vorgeschlagene Ausweg keine Aussicht hat, so würde die Entwicklung der Arbeiterpersicherung eine ganz andere werden, wie sie durch den Antrag von Ploetz bereits angedeutet jst. Bei der Schaffung des Gesetzes war der starke Wille eines mächtigen Staatsmannes maßgebend, und man hat damals Verschiedenes aufgegeben, nament⸗ lich hat man bei der Invalidenversicherung den berufsgenossen⸗ schaftlichen Gedanken, auf den man damals große Hoffnungen setzte, fallen lassen. Der berufsgenossenschaftliche Gedanke büßt mehr und mehr an Vertretern ein, und wir laufen Gefahr, diesen Gedanken mit einem anderen zu vertauschen. Für uns war bestimmend, daß durch die Annahme einer territorialen Gliederung die zentralistische Gestaltung verhindert würde; jetzt zeigt es sich, daß es mit der territorialen Gliederung nicht Pöbt. und das Ende wird sein, daß man den ganzen Gedanken der Versicherung Preis giebt und zu einer anders organisierten Armenversorgung übergeht, die nicht mehr an den Familien⸗ und Gemeindeverband anknüpft. Ich habe garnichts dagegen, daß die Armenversorgung in Zukunft an⸗ geknüpft wird an das Arbeitsverhältniß. Natürlich können dann die Kosten nicht durch die Einkommensteuerzuschläge gedeckt werden, sondern durch eine besondere Steuer für die Arbeitzunfähigen. Ich wünsche diese Entwickelung nicht; denn dann würden alle die Nebenziele, welche wir mit der Arbeiterversicherung verfolgten, preisgegeben werden müssen. Wer das nicht will, der stelle sich auf den Boden unseres Antrags. 1 Abg. von Salisch (d. kons.): Als das Räderwerk der Invaliden⸗ versicherung in Thätigkeit gesetzt wurde, da hörte man das Geräusch der arbeitenden Räder doch sehr erheblich und die Vorlage bringt in dieser Beziehung in manchen Punkten Besserungen durch die ander⸗ weitige Definition der Erwerbsunfähigkeit und durch klarere Fassung der Uebergangsbestimmungen. Eine weite Perspektive eröffnet die Er⸗ weiterung der Selbstversicherung, aber sie bringt auch große Gefahr mit sich, weil den Versicherungsanstalten eine Grofe von unsicheren Risikos auferlegt wird. Für enthält die Vorlage auch einige Vortheile, Versicherungspflicht der ausländischen Arbeiter; die Strafbestimmungen sind etwas gemildert. Wesentlich ist auch die Herabsetzung der Beiträge der untersten Lohnklassen von 14 und 20 auf 12 und 18 ₰ und der Ausgleich der Rentenlasten im Reiche, der in den Einzelstaaten noch weitergehen kann, als er sür das Reich gehen soll. Aber durch die Verstärkung des Staatsaufsicht durch den Staats⸗ kommissar tödtet man die Selbstverwaltung. Für den in Aussicht gestellten Antrag des Zentrums kann ich nicht stimmen; i für bedenklich, die landwirthschaftlichen Arbeiter von den b 1 dieses Gesetzes ganz auszuschließen. Die Landwirthe haben für ihre alten Arbeiter früher auch gesorgt durch Zuweisung von leichten Arbeiten. Aber wenn die Güter jetzt verkauft werden, so kann der Nachfolger nicht in dieser Weise für die alten Leute sorgen. Deshalb können wir das Gesetz nicht empfehlen. Aber wenn das Gesetz unverändert bleibt, dann müssen die Beiträge und deshalb muß ein Ausgleich gefunden werden. und Dienstboten des platten Landes wandern in deshalb kann es keine Ungerechtigkeit sein, einen darin zu finden, daß die Versicherungsanstalten der Bezirke etwas schlechter gestellt werden als bisher. Wenn Herr Rösicke nicht der Landwirthschaft so feindselig gegenüberstände, dann hätte er den Antrag von Ploetz, mit dem ich mich durchaus nicht identifiziere, etwas wohlwollender beurtheilt. Wenn für die Arbeiter, die ein Zwischenmeister beschäftigt, der Großunternehmer eintritt, warum soll nicht für die Arbeiter eines veft der Besitzer ein⸗ treten und für die Arbeiter des mit Schulden belasteten Besitzers der Hypothekengläubiger, welcher den Vortheil von den Leistungen der Arbeiter hat? Redner schließt mit dem Antrage auf Ueberweisung an eine Kommission und empfiehlt eine gründliche Durchberathung der Vorlage. ““ . 8 Abg. Hilpert (b. k. F.) hält die Invalidenversicherung für verfehlt; er stelle sich auf den Standpunkt des Antrags von Ploetz, weil jetzt Leute, die Millionen besäßen, nicht soviel bezahlten, wie ein kleiner Bauer. Abg. Dr. Graf zu Stolberg⸗Wernigerode (d. kons.): Die Debatte hat das bemerkenswerthe Resultat gezeitigt, daß sowohl die Regierung als die maßgebenden Parteien eine durchgreifende Reform für nothwendig halten. Die Lasten dieses Gesetzes drücken sehr ver⸗ schieden; je ärmer die Gegend ist, desto mehr drückt das Gesetz. Je fruchtbarer eine Gegend ist, desto größer ist der Werth, den ein Arbeiter schafft, desto mehr kann man auch Marken für ihn kleben. In 8 Gegenden werden die Lasten des Gesetzes kaum gefühlt. Die asten drücken auch mehr auf die verschuldeten Besitzer als auf die unver⸗ schuldeten. Deshalb muß eine Vertheilung der Lasten erfolgen auf breitere Schultern. Die Nothwenadigkeit hat auch Herr von Hertling anerkannt. ür den Einschluß der landwirthschaftlichen Bevölkerung in die Ver⸗ icherung bin ich von vornherein gewesen, und ich möchte sie auch jetzt nicht ausschließen, denn der Zug in die Stadt wird noch größ werden, wenn die Leute außer dem höheren Lohn auch noch die Au sicht auf eine Rente erhalten. Jedenfalls bin ich für den Ausschlu der landwirthschaftlichen Arbeiter von der Versicherung nicht eher, b Herr von Hertling mir gesagt hat, in welcher anderen Weise er für sie sorgen will. Die Herren von der Linken haben den Antrag von Ploetz mit Geringschätzung behandelt. Herr von Hert⸗ ling hat danach gemeint, daß die Arbeiterversicherung, wenn sie nicht verbessert würde, sich in der Richtung des Antrags von Ploetz bewegen würde. Meine Wünsche bewegen sich in der Richtung dieses Antrags; ich halte auch eine Erhöhung des Reichs⸗ zuschusses für unbedingt erforderlich. ch verstehe die unbedingte Gegnerschaft gegen den Reichszuschuß. Aber wenn man sich dafür entschieden hat, dann ist die ded des Zuschusses doch lediglich eine rage der Erfahrung. Der Vertreter der verbündeten Regierungen 5b ausgeführt: Wenn die neue Rentenvertheilung nicht angenommen würde man zur Reichsanstalt kommen. wäre damit vollständig zufrieden, wenn sie zu erreichen wäre. Ich spreche dabei nur in meinem eigenen Namen, nicht im Namen meiner Freunde. Das Beste ist der Feind des Besseren; man soll nehmen, was man bekommen kann. Die Bevölkerung hat sich in dem bestehenden Gesetze e orientiert. Wenn man etwas Neues bringe macht man die Bevölke⸗ rung konfuse, namentlich wenn es sich dabei nur um ein Uebergangs⸗ stadium handeln sollte. Einem Nothgesetz würde ich nur zustimmen, wenn darin weiter nichts als die anderweitige Vertheilung der Renten enthalten wäre, damit der gegenwärtige Zustand nicht schlimmer wird.
würde,
Ein solches Nothgesetz würde nur für die Versicherungsanstalten eine Ben balche sedis wissen Alle, daß aus diesem Gesetze in dieser