1897 / 110 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 11 May 1897 18:00:01 GMT) scan diff

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Belmullet..

New.York angekommen. D. „Schiedam“ von Amsterdam ist am Sonntag Vormittag in New⸗York eingetroffen. Wasfbington, 10. Mai. Der Weltpost⸗Kongreß beschloß, nach einer Meldung des „W. T. B.“, das Porto für internatio⸗ nale Postanweisungen auf der Grundlage einer gleitenden Skala herabzusetzen, sobald ein bestimmter Betrag erreicht ist. Anweisungen, ie über weniger als 100 Fr. lauten, werden durch diese Bestimmung nicht betroffen. 8 82

Theater und Musik.

Im Königlichen Opernhause geht morgen die einaktige Oper „Haschisch“ von Orcar von Chelius zum 7. Mal in Scene. Hierauf folgt Humperdinck's Märchenspiel „Hänsel und Gretel“ mit Fräulein Rothauser als Hänsel, Fräulein Dietrich als Gretel und Fräulein Reinl als Knusperhexe. Am Montag, den 17. d. M., eröffnet Signorina Franceschina Prevosti ein kurzes Gastspiel als Lucia in„Lucia von Lammer⸗ moor’, den Edgardo singt Herr Emil Götze. Mit der Neueinstudierung von Verdi's „Aida“, welche demnächst mit Fräulein Hiedler in der Titel⸗ rolle in Scene geht, ist Herr Kapellmeister Sucher betraut. Den Radames singt Herr Sylva, die Anmeris Frau Götze, den Amonasro Herr Hoffmann.

Im Königlichen Schauspielhause findet morgen eine Auf⸗ führung des Schiller'schen Schauspiels „Wilhelm Tell“ in folgender Besetzung statt: Geßler: Herr Grube; Attinghausen: Herr Kahle; Wilhelm Tell: Herr Nesper; Stauffacher: Herr Molenar; Melchthal: Herr Purschian; Armgart: Fräulein Poppe; Bertha von Bruneck: Fräulein Lindner; Hedwig: Frau von Hochenburger; Gertrud: Frau Stollberg; Johannes Parricida: Herr Ludwig. Vielfachen Wünschen entsprechend, geht am Sonntag Shakespeare's „Coriolan“ in Scene. Die ursprünglich angesetzte Aufführung von „Maria Stuart“ wird verschoben.

Im Thalia⸗Theater beendet am Sonntag Frau Kopacy⸗ Karczag ihr erfolgreiches Gastspiel als „Schöne Helena“. Bis dahin

leibt die Offenbach'sche Operette ununterbrochen auf dem Spielplan.

Das Berliner Philharmonische Orchester unter Leitung des Kapellmeisters Arthur Nikisch gab am Sonntag Nachmittag sein erstes Konzert in Paris und erzielte damit einen außerordent⸗ lichen Erfolg. Der Cirque d'hiver, in welchem das Konzert statt⸗ fand, war bis auf den letzten Platz gefüllt. Jede Nummer des Programms wurde mit minutenlangem begeisterten Beifall auf⸗ genommen. Eine ergreifende Wirkung erzielte der Trauermarsch aus Beethoven's Eroica⸗Symphonie, welchen das Orchester als Huldigung für die Opfer der großen Brandkatastrophe stehend ausführte.

Mannigfaltiges. 8

Die Enthüllung des Denkmals für den Fürsten Bismarck in der Kolonie Grunewald hat gestern, am 10. Mai, stattgefunden. Die meisten Gebäude der Kolonte trugen Flaggen⸗ schmuck. Das Denkmal selbst, das auf dem Joachimsplatz errichtet ist, war von Fahnenmasten und gärtnerischem Schmuck umgeben. Für die eingeladenen Gäste waren zwei Tribünen errichtet. Das Musikkorps des Garde⸗Jäger⸗Bataillons nahm vor dem Denkmal Aufstellung und begleitete die Gesänge. Nach dem Choral „Lobe den Herrn, den mäch⸗ tigen König der Ehren“, welcher von den Schülerinnen der höheren Töchterschule vorgetragen wurde, hielt Eisenbahn⸗Bau⸗ und Betriebs⸗ Inspektor Klinke die Weiherede, in welcher er hervorhob, daß die Kolonie eine Schöpfung des ehemaligen Reichskanzlers sei. Das von dem Bildhauer Max Klein, einem Bewohner der Kolonie, modellierte Denkmal ist in der Gladenbeck'schen Gießerei hergestellt und steht auf einem Granitsockel mit geschliffener Widmungstafel. Die Tafel trägt die Inschrift: „Dem Fürsten Otto von Bismarck. Die dank⸗ bare Kolonie Grunewald.“ Der Fürst ist in stehender Haltung, den rechten Fuß leicht vorgesetzt, dargestellt; er trägt den Bürgerrock und den Schlapphut, die Rechte stützt sich auf den Stock, in der Linken hält er die Handschuhe; Tyras, seine Lieblings⸗ dogge, sitzt, sich leicht an den Herrn schmiegend, neben ihm. Der Blick des Fürsten ist der Bismarck⸗Allee zugewandt. Nachdem die Hülle unter Hochrufen auf den Fürsten gefallen war, folgte der gemein⸗ schaftliche Gesang des Liedes „Deutschland, Deutschland über Alles“. Amtsvorsteher, Forstmeister Graf Clairon d'Haussonville übernahm das Denkmal mit dem Gelöbniß, es treu zu behüten, und brachte ein Hoch auf Seine Majestät den Kaiser aus, welches stürmischen Wider⸗ he Mit dem gemeinsamen Gesange der Nationalhymne schloß

ie Feier.

In der jüngsten Monatsversammlung des Berliner Bezirks⸗ Vereins deutscher Ingenieure sprach Professor Kammerer über „die Ausnutzung der Wasserläufe im bayerischen Hochland für elektrische Energie⸗Vertheilung“. Bekannt⸗ lich hat die bayerische Landbevölkerung von Anfang an dem elektrischen Licht einen gewissen Enthusiasmus entgegengebracht. In der Nähe von

München sind früher Dörfer elektrisch beleuchtet gewesen, als man in den Städten an die Einführung dieses Lichtes ging. Deshalb erfreut sich auch die Nutzbarmachung zahlreicher Gebirgswasserläufe zur Erzeugung zwei⸗ oder mehrphasiger starker Wechselströme, die man in einer Spannung von 3 5000 Volt zum Transformator am Verwendungs⸗ ort leitet, einer großen Popularität im Lande, die manche Schwierig⸗ keit ebnen hilft. Wie alle Gebirgswässer, sind auch die Nebenftüsse und ⸗Bäche von Inn, Isar und Lech großen Schwankungen ihres esser eicdthamn ausgesetzt. Hochwasser ist im Mai und Juni, Nieder⸗ wasser im Winter. Das letztere verhält sich zu Mittelwasser, das im größten Theil des Jahres vorhanden ist, und zu Hochwasser wie 1:5:35. Dieses unzweifelhaft wenig günstige Verhältniß für Betriebe, die eine gewisse Stetigkeit der vor⸗ handenen Wasserkraft voraussetzen, würde im Verein mit den aus dem Eisgang und der Mitführung massenhaften Gerölls und Sandes sich ergebenden Schwierigkeiten die Brauchbarkeit der Wasser⸗ läufe für elektrischen Lichtbetrieb sehr in Frage stellen, wenn es nicht verhältnißmäßig geringe Bruchtheile der gegebenen Wasserkräfte wären, die man in Anspruch nimmt, sodaß auch niedrige Wasserstände die erforderliche Kraft liefern und deshalb fast die will⸗ kommensten sind. So enthält z. B. der nördlich fließende Ablauf des Tegernsees bei einem Gefälle von 1:250 und einer mittleren Wassersörderung von 40 cbm eine Wasserkraft von 6400 P.⸗St., während das daran angelegte Elektrizitätswerk nur 400 P.⸗St. in Anspruch nimmt. Der Vortragende gab dann einige typische Beispiele von elektrischen Lichtanlagen in den Bergen, welche zumeist an Stelle früherer Sägemühlen getreten sind. Wo eine solche Mühle eingeht oder der Besitzer nach Hochwasserschäden die Lust zum Weiterbetrieb verloren hat, da siedeln sich jetzt die elektrischen Be⸗ triebe an, mit der Absicht, Licht auf einen weiten Umkreis und auch Kraft für Kleinbetriebe zu liefern. Von letzterer Gelegenheit machen Brauereien, Erzbereitungsanstalten, Schleifereien, aber auch Hand⸗ werker, wie Schlosser und Tischler, z. B. zum Betriebe einer Bandsäge, ausgiebigen Gebrauch. So wird die kleine Ortschaft Mießbach auf Entfernung von 10 km von 2 Dynamomaschinen erleuchtet und mit Kraft versehen, die, von Turbinen getrieben, an der Leitzach, einem rechten Nebenfluß des Mangfall, der in den Inn fällt, aufgestellt sind. Der sie beherbergende Bau ist von äußerster Schlichtheit bei recht praktischer Einrichtung, die Bewerthung der Maschinen ist die denkbar billigste. Von einem ganz ähnlichen Werk aus werden die Straßen⸗ beleuchtung von Tegernsee und viele Privatbeleuchtungen gespeist. Die interessanteste und zugleich größte Anlage dieser Art ist das München mit elektrischem Licht versehende Werk an der oberen Isar. Die Wasserverhältnisse dieses Flusses sind etwas günstiger, als der oben angegebene Durchschnitt. Es verhält sich Nieder⸗ zu Mittel⸗ und Hoch⸗ wasser wie 50: 110: 300; doch kommoen auch Hochwässer vor, welche der Verhältnißzahl 1000 entsprechen. Von der auf 6000 Pferdekräfte zu veranschlagenden Kraft des Stromes werden bis jetzt nicht mehr als 2000 in Anspruch genommen; die Einrichtung ist aber vorhanden, um bis 4000 benutzen zu können. Schon in seiner gegenwärtigen Gestalt hat das Werk seit etwa zwei Jahren in der Nachbarschaft eine reiche Industrie hervorgerufen. Sehr förderlich für die Ausbrei⸗ tung elektrischer Beleuchtung hat sich die in Bayern eingeführte Be⸗ rechnungsweise herausgestellt. Es wird den Benutzern je nach der Größe ihrer Lichtanlage ein bestimmter Betrag fürs Jahr abgenommen, gleichgültig, ob viele oder wenige Lampen, lange oder kurze Zeit brennen. Die Folge ist natürlich eine gewisse kultur⸗ freundliche Opulenz der elektrischen Beleuchtung, welcher man an⸗ heimelnd überall begegnet. Großes Interesse erregten die den Vortrag begleitenden Vo führungen von Projektionsbildern der ver⸗ schiedenen Werke, sowohl in ihrer äußeren Erscheinung und Umgebung, als auch in den Einzelheiten ihrer maschinellen Einrichtung. Als ein recht drastisches Beispiel für den im elektrischen Motor gegebenen Fort⸗ schritt wurde ein Bild besonders beifällig aufgenommen, welches den unscheinbaren, winzigen elektrischen Motor neben der großen Dampfmaschine zeigte, die er überflüssig ge⸗ macht und ersetzt hatte. In der sich anschließenden Debatte wurde die Frage aufgeworfen, welche nutzbar zu machende Gesammtwasserkraft wohl im bayerischen Hochland vorhanden sei. Die Frage fand indessen keine bestimmte Antwort. Die entsprechende Ziffer für die Schweiz wurde von einer Seite mit 180 000, von einer andern mit 500 000 P.⸗St. genannt. Eine Mittheilung des Herrn J. Leman über das angeblich in der französischen Marine eingeführte Verfahren zum Dichten von Kesselröhren von Vaffet⸗ darin bestehend, daß in Nuthen am äußeren Umfang der zu dichtenden und in die Kesselwand einzudrehenden Röhren Ringe von weichem Metall eingelegt werden, begegnete in der sich anschließenden Erörte⸗ rung einer sehr abfälligen Beurtheilung der Nützlichkeit und Ausführ⸗ barkeit dieser Erfindung.

Den aktiven Offizieren ist die Allerhöchste Genehmigung ertheilt worden, sich an dem für den 28. u. 29. Mai in Aussicht genommenen „Concours hippique“ sowie an allen übrigen Veranstaltungen

des „Deutschen Sport⸗Vereins“ betheiligen zu dürfen. Die Anmeldungen für die Konkurrenzen sind bis zum 17. Mai dem „Deutschen Sport⸗Verein“ einzusenden. Anmeldeformulare und Pro⸗ positionen sind im Bureau des Vereins, Schadowstraße 8, zu haben, woselbst auch alle etwa gewünschten Auskünfte ertheilt werden.

Bei den gestrigen Rennen in Hoppegarten siegte in dem „Henckel⸗Rennen“ des Königlichen Hauptgestüts Graditz F.⸗H. „Argwohn“ vom „Flageolet“ aus der „Amaranth“.

München, 10. Mai. Heute Mittag wurde der neue, von rofessor Friedrich Thiersch erbaute Just izpalast eingeweiht. u der Feier erschienen, wie „W. T. B.“ berichtet, Seine Köͤnigliche oheit der Prinz⸗Regent und alle zur Zeit in München

weilenden Prinzen und Prinzessinnen des Königlichen Hauses. Ferner waren anwesend das diplomatische Korps, das Staats⸗Ministerium, Mitglieder der beiden Kammern des Landtages, die Generalität, Vertreter aller staatlichen und städtischen Behörden, die Mit⸗ glieder der Justizbehörden, Notare, Rechtsanwalte und Subalternbeamte der der Justizbehörden und Andere. Nachdem Seine Königliche Hoheit von dem Justiz⸗Minister Freiherrn von Leonrod und dem Professor Thiersch in den prachtvollen Lichthof geleitet worden war, hielt der Justiz⸗Minister Leonrod die Eröffnungsrede, in welcher er nach einem Rückblick auf die Entstehung des Baues den Baumeister mit anerkennenden Worten feierte. Zum Schluß brachte der Minister ein Hoch auf den Prinz⸗Regenten aus. Seine Königliche Hoheit erwiderte mit Worten des Dankes für den Baumeister des Justizpalastes und schloß mit dem Wunsch, es möge in diesem Justizgebäude stets Ge⸗ rechtigkeit walten. An die Feier schloß sich ein Rundgang durch die Haupträume des Gebäudes, bei dem der Prinz⸗Regent alle am Bau betheiligt gewesenen Künstler und Gewerbetreibenden sich vorstellen ließ. Nachmittags gab der Justiz⸗Minister ein Festdiner. Dem rofessor Thiersch wurde das Ritterkreuz des Verdienst⸗Ordens der ayerischen Krone und dem Architekten Habich der Michaels⸗Orden IV. Klasse verliehen.

Apenrade, 10. Mai. Der deutsche Dampfer „Doris“, der hiesigen Rhederei Jebsen gehörig, ist, nach einer Meldung des „W. T. B.“, am 7. d. M. an der japanischen Küste im Korea⸗Kanal gestrandet. Kapitän und Mannschaft sind gerettet.

Brüssel, 10. Mai. Heute Nachmittag 2 Uhr fand in Geg wart der Minister, des diplomatischen Korps, der Spitzen der Be⸗ hörden und zahlreicher Eingeladenen die offizielle Eröffnung der internationalen Ausstellung statt. In seiner Eröffnungsrede gab der Vorsitzende des ausführenden Ausschusses de Mot einen Ueberblick über die Entstehung der Ausstellung, welche den belgischen Gelehrten und Künstlern zur Ehre gereiche. Der Arbeits⸗Minister Nyssens erinnerte in seiner Erwiderung an die schmerzlichen Ereignisse, von denen Frankreich betroffen worden sei und welche Ihre Majestäten den König und die Königin sowie die Mitglieder des Königlichen Pahs wegen der Trauer verhindert hätten, der Eröffnungs⸗ eierlichkeit beizuwohnen. Der Minister wies dann auf den friedlichen Charakter der Ausstellung und auf die zahl⸗ reichen Kongresse hin, welche Gelehrte und Denker aller Nationen in Brüssel vereinen werden, und dankte den fremden Nationen für ihre Betheiligung an der Ausstellung. Gegen 3 Uhr erschien die Königliche Fanailie in der Ausstellung und unternahm, überall begeistert begrüßt, einen Rundgang durch die verschiedenen Abtheilungen. In der deutschen Abtheilung wurde Seine Majestät der König von dem Geschäfts⸗ träger, Legations⸗Sekretär Grafen von der Groeben, dem Militär⸗Attache, Hauptmann Grafen von Hacke und dem ge⸗ sammten übrigen Personal der deutschen Gesandtschaft empfangen. Graf von der Groeben stellte alsdann Seiner Majestät einzelne Mit⸗ glieder der deutschen Ausstellungskommission vor. Der König ließ sich hierauf die Abtheilung des deutschen Kunstgewerbes durch den Vertreter desselben in allen Einzelheiten zeigen.

Brüssel, 11. Mai. Eine durch Selbstentzündung von Mehlstaub hervorgerufene Explosion verursachte eine Feuers⸗ brunst, welche die Gebäude der Brüsseler Mahlwerke zer⸗ störte. Der Verlust an Material ist sehr bedeutend; ein Arbeiter wird vermißt, mehrere Feuerwehrleute sind leicht verletzt.

Melbourne, 10. Mai. Aus Süd⸗Australien und dem 1 Victoria werden mehrfach beobachtete, heftige Erdstöße gemeldet.

Wetterbericht vom 11. Mai, 8 Uhr Morgens.

Mittelwerth liegt. 4 Grad unter Null.

Auf dem Brocken fiel die Tem⸗

Deutsche Seewarte.

th liegt. Lessing⸗-Theater. Mittwoch: Die Geisha, in 3 Akten von M. West und L. Held. Musik von peratur bei einer Schneehöhe von 20 -cm am Morgen 8 85 anische Th Operette in 3 Akten von Owen Hall Sidney Jones. Deutsch von C. M. Roehr und

C. Zeller. Anfang 7 ½ Uhr. Musik von Donnerstag: Gastspiel des Fräuleins Annie Dirkens. Der Vogelhändler.

tationen. Wind. Wetter.

Bar. auf 0Gr. u. d. Meeressp red. in Millim. Temperatur in 0 Celsius 5 °C. = 40 R

* 5 8

3 wolkig S wolkig

—2 ρ

Aberdeen 758 Christiansund 749 3 Regen Kopenhagen. 747 4 Regen Stockholm. 754 Aheiter aranda. 754 SO 4 wolkig

oskau 763 wolkenlos

Cork, Queens⸗ Eqq1166 heiter Cherbourg. 759 halb bed. .. 76568 halb bed. 116 amburg. . 747

winemünde 748 Neufahrwasser 753 Memel 755

Hen 11““ ünster.. 749 W Karlsruhe. 751 N Wiesbaden 751 NW München. 753 SW Chemnitz. 749 NW Berlin.. 747 SW Wien ... . 755 SW Breslau.. 753 SO bedeckt

Fle dNix.. 759 N. bedeckt Niza 763 ℛW halb bed. Triest 752 SSW 2 Regen

Uebersicht der Witterung.

Die Depression, welche gestern über Skandinavien lag, hat sich südwärts bis über die Alpen hinaus ausgebreitet, während Hochdruckgebiete auf dem Ozean, westlich von den Britischen Inseln und über

Ober⸗Regisseur

—9,—

Anfang 7 ½ Uhr.

7 ½ Uhr.

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dauert die trübe und kühle Witterung fort; in Hamburg und auf Helgoland ist Schnee gefallen; am kühlsten ist es in Westdeutschland, wo die im Frieden Morgentemperatur bis zu 11 Grad unter demn

Königliche Schauspiele. Mittwoch: Opern⸗ haus. 116. Vorstellung. Haschisch. Oper in 1 Aufzuge. Dichtung von Axel Delmar. Musik von Oscar von Chelius. In Scene gesetzt vom Tetzlaff. Dekorative Einrichtung vom Ober⸗Inspektor Brandt. Dirigent: Kapell⸗ meister Dr. Muck. Hänsel und Gretel. Märchenspiel in 3 Bildern von Engelbert Humver⸗ dinck. Text von Adelheid Wette. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dekorative Einrichtung vom Ober⸗Inspektor Brandt. Dirigent: Musik⸗ direktor Steinmann. Anfang 7 ½ Uhr.

Schauspielhaus. Tell. Schauspiel in 5 Aufzügen von Friedrich von Schiller. Regie: Dekorative Einrichtung vom Ober⸗Inspektor Brandt.

Donnerstag: Opernhaus. 117. Vorstellung. Undine. Romantische Zauber⸗Oper in 4 Akten von Albert Lortzing. Text nach Fouqué's Erzählung frei be⸗ arbeitet. Tanz von Emil Graeb. Anfang 7 ½ Uhr.

Schauspielhaus. 128. Vorstellung. Zum 100. Male: Viel Lärmen um Nichts. Lustspiel in 5 Auf⸗ zügen von William Shakespeare, übersetzt von August Wilhelm von Schlegel und Ludwig Tieck. Anfang

Deutsches Theater. Mittwo sunkene Glocke.

Donnerstag: Die Weber.

Freitag: Die versunkene Glocke.

Berliner Theater. Mittwoch: Kaiser Hein⸗

dem Innern Rußlands lagern. In Deutschland rich. Anfang 7 ½ Uhr. Donnerstag: Renaissance. Freitag (35. Abonnements⸗Vorstellung): Krieg

Theater.

127. Vorstellung. Wilhelm

Ober⸗Regisseur Max Grube.

8

ch: Die ver⸗ Anfang 7 ¼ Uhr.

Julius Freund. (Ferenczy⸗Ensemble.) Anfang 7 ½ Uhr. Donnerstag: Die Geisha. (Ferenczy Ensemble.) Freitag: Die Geisha. (Ferenczy⸗Ensemble.)

Residenz⸗-Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗ burg. Mittwoch: Vaterfreuden. Schwank in 3 Akten von P. Hirschberger und G. Klitscher. Vorher: Der neue Ganymed. (Café Lefort.) Fhmank in 1 Akt von Bolten⸗Bäkers. Anfang

2

Donnerstag und folgende Tage: Vaterfreuden.

Vorher: Der neue Ganymed.

Neues Theater. Schiffbauerdamm 4a./5. Direktion: Sigmund Lautenburg. Mittwoch: Gast⸗ spiel des Herrn Willem Royaards vom Königlich

iederländischen Theater in Amsterdam. Trilby. Schauspiel in 4 Akten nach George Maurier und P. Potter, deutsch von Emanuel Lederer. In Fen. gesetzt von Sigmund Lautenburg. Anfang

r.

Donnerstag: Trilby.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu halben Preisen: Marcelle.

Schiller⸗Theater. Mittwoch, Abends 8 Uhr: Der G'wissenswurm. 8

Donnerstag, Abends 8 Uhr: Zum ersten Male: Madame Bonivard.

Theater des Westens. Kantstraße 12. (Bahn⸗ hof Zoologischer Garten.) Mittwoch: Gastspiel des Königlich württembergischen Hofschauspielers Herrn August Junkermann. Zum ersten Male: Hanne Nüte’s Abschied. Hierauf: Müller Voß.

um luß: Jochen Päsel, wat büst Du vorn

el. Anfang 7 ½ Uhr.

Theater Unter den Linden. Bebrenstr. 55/57. Direktion: Julius Fritzsche. Mittwoch: Gastspiel des Fräuleins Annie Dirkens vom Theater an der Wien in Wien. Der Vogelhändler. Operette

Thalia⸗-Theater (vorm. Adolph Ernst⸗Theater). Dresdenerstraße 72/73. Direktion: W. Hasemann. Mittwoch: Gastspiel der Frau Julie Kopaczy⸗ Karczag. Die schöne Helena. Operette in 3 Akten von Offenbach. Anfang 7 ½ Uhr.

Donnerstag und folgende Tage: Die schöne Heleng.

8nb

Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Martha Klausa mit Hrn. Forst⸗ Assessor und Sec. Lieut. d. R. Wilhelm von Braunmühl (Tarnowitz (O.⸗S.). Frl. Else Rodde mit Hrn. Dr. jur. Max Müller (Groß⸗ Lichterfelde Leipzig).

Verehelicht: Hr. Referendar und Lieut. d. R. Ludwig Frhr. Hiller von Gaertringen mit Frl. Hedwig von Donat (Berlin). Hr. Pastor Emil Witte mit Frl. Elisabeth Gerland (Halle a. S.). Hr Regierungs⸗Assessor Dr. Grapow mit Frl. Luise Seydel (Halle a. S.).

Geboren: Eine Tochter: Hrn. Superintendent Trommershausen (Treptow a. Toll.).

Gestorben: Hrn. Oberst⸗Lieut. a. D. varr Fa⸗ bricius Sohn Walter (Berlin). Fr. Agnes von Mach, geb. von Massow (Dresden). Hr. Os⸗ wald Frhr. von Gillern (Bromberg). Hr. Ober⸗ Regierungs⸗Rath Eduard Haarland (Stade). be vess emer. Dr. Heinrich Huß (Charlotten⸗

urg).

Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth in Berlin.

Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagt⸗ Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Neun Beilagen 8 (einschließlich Börsen⸗Beilageh,

sowie die Inhaltsangabe zu Nr. 6 des öffent⸗

lichen Anzeigers (Kommanditgesellschaften auf Aktien und Aktiengesellschaften) für die Woche vpom 3. Mai bis 8. Mai 1897.

zum Deutschen Reichs⸗Anz

110.

der in de

Erste Beilage

Berlin, Dienstag, den 11. Mai

S Uebersicht April 1897 vorgenommenen

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eiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger

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Goldmünzen

Silbermünzen

Nickelmünzen Kupfermünzen

1) Im Monat April 1897 sind geprägt worden in:

Doppel⸗ kronen Kronen

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Halbe auff Fünf.] Zwei⸗ Ein⸗

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Fünfzig⸗

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Zwanzig⸗ Zehn⸗ 8 markstücke! markstücke markstücke pfennigstücke] pfennigstücke pfenmigftüce pfennigstücke pfennigstücke pfennigstücke pfennigstücke

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Berlin Karlsruhe Hamburg . . .

2 509 240

2 509 240 300 000 300 000

Summe 1. 2 509 240 300 000

„Worher waren geprägt*) 2 552 326 040 1558 663 800 27 969 92571814250130]92 176 190 119 073 1088188 981 673 171 681 024 50⁄ 35 717 922

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I

5 005 860/ 80]/ 33 093 150 80 17 346 764 55 ß6 213 207 ,44

105 931/80

3) Gesammt⸗Ausprägung 2 554 835 280558 903 800727 969 925 SS705937092 176 190119073 108 188 987 675 71687 52250 35 717 922 805 005 860 8033 199 082 6017 346 764 55 6 213 v27 22

4) Hiervon sind wieder eingezogen 8) Bleiben

1 712 660 3 892 410 12 160 2 553 122 620ʃ[555 071 390[27 957 765 3 136 151 775

61 995, 114 624 14 685, 205 490 13 005 686 40

V V 87 60 2 210 10 681 25 72/42

mEEE;IᷓgEmEEAEEmEmEEAEEEEEEEEEEEAEEEEEESTeET

494 227 437,90

*) Vergl. den „Reichs⸗Anzeiger“ vom 13. April 1897, Nr. TZ8. 8

Berlin, den 10. Mai 1897.

H des Reich Biester.

55 548 729 13 470 645,11

Berichte von deutschen Fruchtmärkten.

Qualität

Außerdem wurden am

gering mittel gut kaufte schnitts⸗

Ver⸗ Durch⸗ Am vorigen Markttage 2” 58

(100 kg)

Gezahlter Preis für 1 Doppelzentner Menge

preis nach über⸗

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100 kg

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17,00 17,25

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Neußß j 15,30 15,30 15,80 16,30 V 89

Gerste.

ze n. 16,80 375 18,00 64 16,50

gen. 303 11,80 2 642 14,00 189 11,70

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14,40 12,80

1475 13,50

Bemerkungen. Die verkaufte Menge wird auf volle Doppelzentner und der Verkaufswerth auf volle Mark abgerundet mitgetheilt. Der Durch⸗

schnittspreis wird aus den unabgerundeten Zahlen berechnet.

Ein liegender Strich (—) in den Spalten für Preise hat die Bedeutung, daß der betreffende Preis nicht vorgekommen ist; ein Punkt (.) in den letzten sechs Spalten, daß entsprechender Bericht fehlt.

Preußischer Landtag. Haus der Abgeordneten.

80. Sitzung vom 10. Mai 1897.

Auf der Tagesordnung steht die dritte Berathung des Staatshaushalts⸗Etats für 1897/98. 1 8

Ueber den Beginn der Generaldiskussion ist gestern berichtet worden.

Abg. Graf zu Limburg⸗Stirum (kons.): Der Gedanke, daß man wegen Kriegsgefahr als berechtigt anerkannte Ausgaben nicht machen dürfe, ist mir unbegreiflich. Was soll man für eine Vor⸗ stellung von einem großen Kulturstaat haben, wenn er wegen Kriegs⸗ gefahr solche Ausgaben verweigern wollte! Ein berechtigterer Ein⸗ wand wäre es, daß ein großer Theil unserer ländlichen Bevölkerung in Noth ist. Viele Kreise des Landes sind der Meinung, daß die Beamten deswegen warten könnten. Wir haben aber diese Erwägung zurückgedrängt und für die Besoldungsvorlage gestimmt. Wir werden gegen etwaige Abänderungsvorschläge und für die Vorlage stimmen, wie sie aus der zweiten Lesung hervorgegangen ist. Ich verdenke es den Gegnern nicht, daß sie ihren Standpunkt vertheidigen. Eine Einigung ist hier kaum zu erzielen. Je nachdem man den einen oder anderen Gesichtspunkt betont, wird das Urtheil über die Vorlage ein verschiedenes sein. Will man Großes erreichen, so muß man kleinere Bedenken hintansetzen. Es werden 20 Millionen jährlich an die Beamten vertheilt, das ist doch eine große Sache. Wir freuen uns also, daß wir diese Vorlage verabschieden können. Für gewisse Kategorien der Unterbeamten muß in Zukunft etwas geschehen. Augenblicklich war dies nicht möglich, wenn wir nicht die ganze Vorlage gefährden wollten. Auch hier heißt es: In der Beschränkung zeigt sich erst der Meister. Der Finanz⸗ Minister hat sich durch sein energisches Vorgehen in der Kommission und im Hause um die Vorlage verdient gemacht.

Abg. Kirsch (Zentr.): Ich acceptiere die Erklärung des Vor⸗ redners, daß seine politischen Freunde einer Vorlage für die Unter⸗ beamten freundlich gegenüberstehen würden. Was Herr Rintelen über die Politik zur Vorlage gesagt hat, entspricht nicht der Meinung meiner ganzen Partei. Er hat nur im eigenen Namen gesprochen. Die ablehnende Haltung unserer Freunde ist durch diesen Punkt nicht beeinflußt, sondern dadurch, daß mit der Aufbesserung nicht von unten, sondern von oben angefangen worden ist. 8

Finanz⸗Minister Dr. von Miquel:

Meine Herren! An anderer Stelle heißt es: ich höre von alle⸗ dem nur das „Nein“; ich kann hier umgekehrt sagen: ich höre von alledem nur das „Ja“. (Heiterkeit.) Ich danke den verehrten Herren Rednern, daß sie so bestimmt und entschieden eine auf das Ganze gehende Erklärung abgegeben haben. Meine Herren, der Herr Graf

Limburg⸗Stirum hat ein sehr wahres Wort gesagt: es ist unmöglich, eine volle Uebereinstimmung bei allen Einzelnen und bei allen Parteien in Betreff aller Einzelfragen einer solchen Vorlage zu erzielen, wie die Vorlage auch beschaffen sein könnte. Wenn wir den Anschauungen des Herrn Dr. Sattler und seiner Freunde in allen Punkten gefolgt wären, würden wir wahrscheinlich auf der anderen Seite des Hauses ebenso großen Widerspruch erfahren haben. Und umgekehrt kann ich es durchaus verstehen, daß, nachdem manche Wünsche der Herren links nicht be⸗ friedigt sind, sie mit einem gewissen Unbehagen nunmehr für die ganze Vorlage einzutreten sich veranlaßt fühlen müssen.

Meine Herren, aus den Erklärungen der Parteien geht hervor, daß das hohe Haus in allen seinen Parteien doch diesmal über die Einzelheiten das Ganze nicht vergißt und wohl versteht, trotz der vielen Bäume den Wald zu sehen. Man läuft ja sonst gar zu leicht Gefahr, in den parlamentarischen Kämpfen das große Ganze aus dem Auge zu verlieren und die Bedeutung einer Maßregel in ihrer Gesammtheit vor lauter Einzelheiten nicht mehr zu erkennen. Und leider haben wir Deutschen diese Eigenschaft im hohen Grade. Ich kenne in meiner langen parla⸗ mentarischen Thätigkeit kaum einen großen mächtigen Fort⸗ schriit in deutschen Landen, der nicht gelitten hätte unter einer ganz überwiegenden Kritik im einzelnen, wodurch die Freude an diesem Fortschritt dem Volk verdorben wurde, durch das Uebermaß der Hervorhebung einzelner Punkte unter Außeracht⸗ lassung der großen Wirkung des Ganzen. Ich möchte, meine Herren, Sie bitten, das Gefühl in der Beamtenschaft, soweit es möglich ist, zu stärken, daß doch die Staatsregierung und der Landtag mit dieser Vorlage einen großen Beweis ihrer Fürsorge für das materielle Wohl der Beamten gegeben hat, wie dies selten möglich ist, daß eine Besserung der Gehalte der mittleren und eines Theils der höheren Beamten von 20 Millionen doch etwas sehr Großes und sehr Bedeutsames ist, und daß die einzelnen Beamtenkategorien doch mehr sehen mögen auf den Betrag, um den sie verbessert sind, als darauf, ob sie im Verhältniß zu anderen Beamtenkategorien nach ihrer subjektiven Meinung genügend verbessert sind. (Sehr richtig! rechts.) Es hat hier ja eine allgemeine Dis⸗ kussion gegeben über die Stellung der Ober⸗Landesgerichts⸗Räthe zu den Regierungs⸗Räthen. Das habe ich schon mehrfach zurückgewiesen und muß ich noch einmal gegenüber den Aeußerungen des Herrn

Rintelen zurückweisen, als wenn hier die Staatsregierung irgendwie nur den Gedanken gehabt hätte, die Stellung der Richter gegenüber den Verwaltungsbeamten zurückzusetzen. Ich will auf die einzelnen Gründe, die mich zu der jetzigen Gehaltseintheilung geführt haben und die in der Diskussion fortwährend wieder vergessen oder ignoriert werden, nicht eingehen. Wenn man beispielsweise die Stellung der unteren Richter, der Land⸗ und Amtsrichter, mit der Stellung und den Gehaltsbezügen der Landräthe vergleicht, wie sie aus dieser Vorlage hervorgehen, so könnte man nach meiner Meinung vielleicht mit mehr Recht von einer Zurücksetzung der Verwaltungs⸗ beamten gegenüber den Richtern sprechen. (Sehr richtig! rechts Widerspruch links.)

Ich will auf die Sache nicht weeiter zurückkommen; ich nehme die Vorlage als gesichert an. Lange Reden zu halten zu einer gesicherten Vorlage, ist jedenfalls verkehrt. Ich bin überzeugt, mein Herren, der größte Theil unserer preußischen Beamtenschaft wird dem hohen Hause und der Staatsregierung dankbar sein für das, was hier geschieht, und ich persönlich, der ich in der Presse vielfach auf das allerheftigste angegriffen bin, werde mir dadurch auch die Freude an diesem Werk nicht verderben lassen. (Bravo!l rechts.)

Abg. Ehlers (fr. Vgg.): Herr Sattler hätte deutlicher sein können in Bezug auf das Schicksal der Vorlage in der Kommission. Es ist nicht wahr, daß der Finanz⸗Minister die eine Stimme, nämlich die meine, gewonnen hätte. Ich war schon früher aus sachlichen Gründen derselben Meinung. Ich bestreite auch, daß an der Vorlage nichts mehr zu ändern war. Wenn die ganze nationalliberale Partei, die Zentrumspartei, die freisinnige Volkspartei und meine Partei schließlich alle dagegen gewesen wären, wäre die Sache abzuändern gewesen. Aber Sie (zu den Nationalliberalen) wollten eben nicht schließlich zur Ablehnung kommen. Ich muß Widerspruch dagegen erheben, daß die Sache so dargestellt wird, als wenn ich durch die große Liebenswürdigkeit und Beredsamkeit des Finanz⸗Ministers zu meiner Stellung veranlaßt worden wäre.

Abg. Dr. Sattler (nl.): Herr Ehlers braucht sich nicht zu erregen. Es steht fest, daß es dem Finanz⸗Minister gelungen ist, die eine Stimme zu gewinnen. Die Staatsregierung hat ihre ganze Beredsamkeit für das Zustandekommen der Vorlage in der von ihr vorgeschlagenen Form eingesetzt. Der Vorredner hätte es sich wohl überlegen sollen, ehe er uns den Vorwurf machte, wir hätten die Vorlage nicht abändern wollen. (Zuruf links: „Ablehnen!“) Wir haben mehrere Anträge gestellt, um die Vorlage abzuändern. Daß wir sie nicht ablehnen wollten, haben wir selbst zugegeben. Wir wollten eben die Vorlage zu stande bringen. Daß man uns aber so etwas ins Gesicht sagt, muß ich mir ganz gründlich verbitten.

Finanz⸗Minister Dr. von Miquel:

Wenn der Herr Abg. Dr. Sattler sagt, es wäre meiner Bered⸗ samkeit gelungen, den Herrn Abg. Ehlers in der Kommission zu der Regierungsanschauung herüberzuziehen, so muß ich diese Schmeichelei mit der größten Entschiedenheit ablehnen. (Heiterkeit.) Ich halte mich dazu in keiner Weise befähigt (Dho! Große Heiterkeit) d Warten Sie doch den Schlußsatz ab ich sage: ich halte mich in keiner Weise befähigt, einen Mann, wie den Herrn Abg. Ehlers, der in der Kommission von vornherein eine so feste und sichere Stellung zu den gesammten Fragen eingenommen hat, von der die Abstimmung in diesen speziellen Fragen nur eine Konsequenz war, daß es mir ge⸗ lingen könnte, ihn zu einer anderen Meinung zu bringen als er vor⸗ her hatte, und ich kann bezeugen, daß die gesammte Anschauung, mit der der Herr Abg. Ehlers in allen Fragen in der Kommission sich geäußert und abgestimmt hat, eine solche Unterstellung von vornherein ausschließt. (Bravo! rechts.) 1

Abg. Ehlers: Ich habe selbstverständlich nicht bezweifeln wollen, daß es der Wunsch des Abg. Sattler und seiner näheren Freunde gewesen ist, der Vorlage eine andere Fassung zu geben. Ich hätte das auch für meine vessesn gewünscht; ich halte aber daran fest, daß, wenn die Mehrheit des Hauses diese Abänderungen unter allen Umständen, selbst auf die Gefahr hin, daß die Vorlage nicht zu stande käme, hätte durchsetzen wollen, sie dazu in der Lage ge⸗ wesen wäre. 1 8 88

Damit schließt die Generaldiskussion. In einer persönlichen Bemerkung weist 3

Abg. Rintelen (Zentr.) den Vorwurf zurück, daß er Kriegs⸗

furcht habe. 8

Abg. Graf zu Limburg⸗Stirum: Ich bin überzeugt, wenn die Kriegsgefahr einmal da ist, wird Herr Rintelen ihr muthig ins Angesicht schanen; aber etwas Anderes ist es, wenn er hier solche un⸗ gerechtfertigte Besorgniß äußert. . 1

Abg. Freiherr von Zedlitz und Neukirch ffr. kons.): Die logische Konsequenz einer Kriegsbefürchtung ist die Bewilligung der Kriegsmittel; aber Logik ist nicht Jedermanns Sache.

In der Spezialdiskussion beschwert sich beim Etat der Domänenverwaltung 8

Abg. Cahensly (Zentr.) darüber, daß die Pächter von Nieder⸗

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