1897 / 114 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 15 May 1897 18:00:01 GMT) scan diff

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2. Mai. Kreichgauer, Garn. Bauinsp. und Garn. Bau⸗ beamter in Würzburg, Müller, Garn. Bauinsp. von der Intend. II. Armee⸗Korps, dieser als Garn. Baubeamter, gegenseitig

etzt. r 8 Mai. Dr. Daniel, Chemiker 2. Kl. von der Pulverfabrik, zum Haupt⸗Laboratorium 8

11. Mai. Dr. Mai, Schlemmer, Dr. Koch (I München), Zahnweh, Koller (Regensburg), Feil (Amberg), Lorenz otheker der Res., zu Ober⸗Apothekern der R efördert. v“

Preußen. Berlin, 15. Mai.

3 Ihre Kaiserlichen und Königlichen Majestäten begaben Sich mit den Prinzen Söhnen gestern Nachmittag von Kurzel mit der Eisenbahn nach Moulins und besuchten von dort aus die Schlachtfelder und Denkmäler. Von Aman⸗ weiler erfolgte die Rückkehr nach Kurzel. Um 6 Uhr 10 Minuten trafen Ihre Majestäten mit den Prinzen Söhnen dort wieder ein.

Heute früh 7 ¼ Uhr haben Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin Schloß Urville verlassen, um Sich über Straß⸗ burg, wo Allerhöchstdieselben dem Fürsten⸗Statthalter und der Fürstin zu Hohenlohe⸗Langenburg einen Besuch abstatten, nach Wiesbaden zu begeben. Seine Majestät nahmen auf der Fahrt den Vortrag des Chefs des Militärkabinets, Generals von Hahnke entgegen.

Aus Straßburg berichtet „W. T. B.“: Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin trafen heute Vormittag um 10 ½ Uhr unter dem Geläut der Glocken und dem Donner der Geschütze der Außenforts hier ein. Ihre Majestät die Kaiserin verließen zuerst den Salonwagen und begrüßten die Gemahlin des Statthalters, Fürstin zu e ⸗Langenburg. Ihrer Majestät folgten Seine

ajestät der Kaiser in der Uniform der Garde⸗Kürassiere; Seine Majestät begrüßten in huldvoller Weise den Statt⸗ halter und e die anderen zum Empfang erschienenen Herren. Vom Bahnhofe aus erfolgte die Fahrt nach dem Palais des Statt⸗ halters. Im ersten Wagen hatten Ihre Majestät die Kaiserin mit der Gemahlin des Statthalters Platz genommen, während Seine Majestät der Kaiser mit dem Statthalter im zweiten Wagen folgten, dem sich die Wagen mit dem Gefolge an⸗ schlossen. Vor und hinter den Wagen der Majestäten ritt je ein Detachement Jäger zu Pferde. Auf der Fahrt brachte die dichtgedrängte Volksmenge den Majestäten enthusiastische Kund⸗ ebungen dar; die Musikkorps der Spalier bildenden Truppen spieltendie Nationalbymmne, die Truppen be rüßten Ihre Majestäten mit Hurrahrufen. Später nahmen Ihre Majestäten bei dem Statt⸗ halter das Frühstück ein. Um 11 Uhr erfolgte sodann die Rückfahrt nach dem Bahnhofe in derselben Weise wie bei der Ankunft. Seine Majestät verabschiedeten Sich sehr herzlich von dem Statthalter Fürsten zu Hohenlohe⸗Langenburg, dem kommandierenden General des XV. Armee⸗Korps Freiherrn von Falkenstein und dem Gouverneur, General⸗Lieutenant von Jena. Um 11 ½2 Uhr setzte sich der Sonderzug unter brausenden Hochrufen der Anwesenden in Bewegung.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Zoll⸗

und Steuerwesen und für Handel und Verkehr hielien heute

8 1

eine Sitzung. 8 8

Nach der im Reichs⸗Eisenbahnamt aufgestellten Nach⸗ weisung der auf deutschen Eisenbahnen aus⸗ chließlich Bayerns im Monat März d. J. vorgekommenen Betriebsunfälle waren zu verzeichnen:

Entgleisungen auf freier Bahn . 8 in Stationen 224 Zusammenstöße auf freier Bahn . 1 in Stationen 20 sonstige Betreiebsuununun

zusammen 192

Die Betriebslänge betrug 39 294 km, an Zugkilometern wurden geleistet 28 038 592, sodaß je ein Unfall auf 205 km. Betriebslänge oder auf 146 034 Zugkilometer entfällt.

Bei den Unfällen wurden: täbtet kegt Bahnbeamte und Bahnarbeiter im Dienst . 30 75 Post⸗, Steuer⸗, Telegraphen⸗, Polizei⸗Beamte ꝛc.

111144“*“ fremde Perxsonen, einschließlich der nicht im Dienst befindlichen Beamten und Arbeiter

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aber ausschließlich der Selbstmörder... 13

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1* S i. Schles., 14. Mai. Dem General der Kavallerie z. D. Grafen Wilhelm zu Stolberg⸗Wernige⸗ rode auf ist, wie „W. T. B.“ meldet, gestern aus Anlaß seines 90. Geburtstages das nachstehende Glückwunsch⸗ Telegramm Seiner Majestät des Kaisers und Königs zugegangen:

„Zu Ihrem 90. Geburtstage, den Sie heute feiern, spreche Ich Ihnen von ganzem Herzen Meinen aufrichtigsten Glückwunsch aus. Möge Gottes Gnade, welche Sie nach einem thatenreichen Leben, reich an Verdiensten um König und Vaterland, ein so hohes Alter hat erreichen lassen, auch ferner über Ihnen walten, und Ihnen ein glücklicher Lebensabend beschieden sein.“ 5 8

Oesterreich⸗Ungarn.

Die Königin und die Königin⸗Regentin der Nie⸗ derlande trafen vorgestern Abend von Budapest wieder in Wien ein und haben sich gestern von dort nach Aussee begeben.

Der Erzherzog Franz Ferdinand von Oesterreich⸗ Este v den Minister des Auswärtigen Grafen Goluchow

Der von der Majorität des Adreß⸗Ausschusses des österreichischen Abgeordnetenhauses beantragte Adreß⸗Entwurf betont die Nothwendigkeit der Durchführung eines gerechten Ausgleichs mit Ungarn und spricht die Ueber⸗ seugung aus, daß die im Interesse einer sachgemäßen

ledigung der legislatorischen Aufgaben gebotene Beendi⸗ gung der inneren nationalen gämpse sowie der nationale nur durch gegenseitige Anerkennung der historischen Rechte der Völker Oesterreichs in allen Monarchien und Ländern zu erzielen sei, wofür eine gerechte Durchführung der Gleichberechtigung aller Nationalitäten im gesammten öffentlichen Leben, im Amt und in der Schule sowie die An⸗ erkennung der historischen Eigenberechtigung und der Inte⸗ grität der Monarchien und Länder unter Aufrechterhal⸗ tung des dieselben vereinigenden realen Verbandes eine Gewähr sei. Die Adresse betont die Nothwendigkeit der Erweiterung des Wirkungskreises der Landtage sowie der Gewährung der nöthigen Selbständigkeit in den Verwaltungen der einzelnen Länder und spricht den Wunsch aus, daß die Schule den Bedürfnissen der Nationen der verschiedenen Länder entspreche, was nur durch Erweiterung der gesetz⸗ geberischen Mitwirkung der Landtage zu erreichen sei. Die Adresse betont sodann entsprechend der Thronrede, die Wichtig⸗ keit einer religiös⸗sittlichen Schulerziehung, die Nothwendig⸗ keit sozialer Reformen, der Förderung der Landwirthschaft, des Gewerbes, der Industrie und des Handels, die Nothwendigkeit der Reform der Steuern und Gebühren so⸗ wie der Justiz, ferner die Nothwendigkeit der Fortentwickelung zahlreicher wirthschaftlicher Institutionen. Den Heeres⸗ Angelegenheiten sei unter Rücksichtnahme auf die kritischen wirthschaftlichen Verhältnisse und die hochgespannte Steuer⸗ kraft der Bevölkerung die größte Sorgfalt zu widmen. Die Adresse hebt weiter die Nothwendigkeit einer Reform des Militär⸗Strafprozesses sowie der Ausarbeitung eines Gesetzes zur Bewahrung militärischer Geheimnisse hervor und sagt: Dem hochherzigen allgeliebten Hüter des europäischen

iedens verdanken die Völker der Monarchie die frohe uversicht, daß die Entwickelung der Kultur nicht durch die randfackel des Krieges gefährdet wurde.“ Das Abgeordneten⸗ haus hoffe, daß nach der nunmehr eingetretenen friedlichen Wendung der orientalischen vne sene es dem Kaiser elingen werde, alle auf der Balkanhalbinsel interessierten ächte in der Aufrechterhaltung des Friedens, aber auch in der Sorge für die christliche Bevölkerung in den türkischen Provinzen zu vereinigen. Die Adresse schließt mit einem Segenswunsch für den Kaiser, als den Verfechter des Rechtes innerhalb und außerhalb 11 Reiches.

Der Adreßentwurf des verfassungstreuen Groß⸗ grundbesitzes des Abgeordnetenhauses begrüßt mit wahrer Genugthuung, daß die Volksschule in der ihr unent⸗ behrlichen ruhigen Entwickelung nicht beirrt werden solle, und spricht die Ueberzeugung aus, daß unter Fest⸗ haltung an den gaschas Grundlagen des Schulwesens, insbesondere an den Grundsätzen der ungeminderten sczotlichen „Aufsicht, die wichtigste Aufgabe der Volks⸗ chule in sittli Beziehung voll und ganz erreicht werden könne. Der Entwurf bedauert den Erlaß der Sprachen⸗ verordnung, indem er auf das Gefühl der unverdienten Zurück⸗ setzung hinweist, das dadurch unter den Deutschen in Oester⸗ reich hervorgerufen worden sei, und empfiehlt dringend unter loyaler Mitwirkung Aller eine Regelung der Sprachen⸗ verhältnisse im Wege eines Sprachengesetzes. Die Adresse betont die Nothwendigkeit, den Landtagen genügende Zeit zur Erledigung ihrer legislatorischen Arbeiten zu gönnen, und konstatiert mit aufrichtigster Beruhigung, daß den Völkern Oesterreichs seit einer langen Reihe von Jahren das kostbare Gut des Friedens ungeschmälert erhalten und Europa der Friede bewahrt geblieben sei, dank der treuen Bundesgenossen⸗

schaft, welcher die Monarchie als mächtiger Faktor ange⸗

höre. In dem Festhalten an dieser bewährten Politik erblicke das Abgeordnetenhaus die sicherste Bürgschaft 83 die Sicherung des Friedens, die durch die in jüngster Zeit bekräftigten freund⸗ schaftlichen Beziehungen zu dem großen Nachbarreich im Osten um eine weitere, höchst werthvolle Bürgschaft vermehrt worden sei.

Großbritannien und Irland.

Im Unterhause machte gestern der Erste Lord des Schatzamts Balfour die Mittheilung, der Sultan habe dem britischen Botschafter in Konstantinopel angezeigt, daß er aus Anlaß des Jubiläums der Königin eine Mission nach England entsenden werde. Bei der Berathung des irischen Ausgaben⸗Etats erklärte im Laufe der Debatte über die Landkommissionen der Chefsekretär des irischen Amtes Gerald Balfour: die Regierung habe beschlossen, einen Ausschuß einzusetzen, welcher Untersuchungen anstellen solle über das Vorgehen der Landkommissäre bei der Feststellung eines billigen Pachtzinses und bei der Gewährung von Vor⸗ schüssen für den Ankauf von Pachtgütern.

In der gestrigen Sitzung des parlamentarischen Ausschusses zur Untersuchung des Einfalls Ja⸗ meson's in Transvaal wurde Charles Leonard, der Vorsitzende des Reform⸗Comités, als Zeuge vernommen. Derselbe legte eine etwa 200 Seiten umfassende geschichtliche Darstellung der Uitlander⸗Frage vor. Diese Ausarbeitung stellt sich als eine Anklageschrift gegen die Regierung von Transvaal dar. Drei in dem Schriftstück enthaltene De⸗ hecfe an die Chartered Company in Kapstadt wurden nicht verlesen.

Frankreich.

Heute 8 in der Kirche Saint Philippe du Roule unter zahlreicher Betheiligung die Trauerfeier für die Herzogin von Alengon statt. Der in der Mitte der Kirche errichtete Katafalk war mit den Wappenschildern des Hauses Alençon und des bayerischen Königshauses geschmückt, während, ent⸗ sprechend dem Wunsche der Verstorbenen, weder Blumen noch Kränze zum Trauerschmuck verwendet worden waren; dagegen waren zahlreiche Bänder mit verschiedenen Inschriften niedergelegt, darunter solche des Erbprinzen und der Erb⸗ prinzessin von Hohegjoger und des Prinz⸗Regenten Luitpold von Bayern. Der Sarg war um 7 Uhr früh in die Kirche überführt worden. Um den Katafalk waren versammelt: der Herzog von Alençon, welcher noch einen Verband um den Kopf trug, der Herzog und die Herzogin von Vendôme, der Graf von landern, der Prinz Alphons von Bayern, der Fürst und die ürstin von Bulgarien, der Prinz und die Prinzessin zaldemar von Dänemark, die Gräfin von Paris, die Königin von Neapel und die Königin Jaabella, ferner der sterrdgahh ungarische Botschafter, der deutsche Botschafter Graf zu Münster mit der Gräfin Marie Münster, 1“*“

der Fürst und die Fürstin Radziwill, diese als offizielle Ver⸗ treter des Kaisers Wilhelm und der Kaiserin Auguste Victorig Die Messe wurde von dem Geistlichen des girchspiels gelesen während der Erzbischof von Paris die Absolution ertheilte.“ Die Leiche des Herzogs von Aumale ist gestern Abend in Paris eingetroffen und nach der Kirche Ste. Phcn leine überführt worden. .

Rußland.

Der italienische Botschafter in St. Petersburg Marquis Maffei di Boglio ist, wie „W. T. B.“ meldet, heute früh gestorben.

Die koreanische Gesandtschaft, welche bei den Regierungen von Rußland, Großbritannien, Oesterreich⸗Ungam und Frankreich, mit dem ständigen Wohnsitz in St. Petert⸗ burg, beglaubigt ist, traf gestern in Odessa ei

sis ssrk. MPüallen;; .

In der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer es Interpellationen über Afrika zur Berathung. er Deputirte Demarinis wünschte, daß die Truppen aus Afrika zurückgezogen würden. Der Deputirte In⸗ briani forderte nicht nur das Aufgeben der Erythräischen Kolonie, sondern auch der Küste von Benadir. Der Deputirte Marazzi verlangte gleich⸗ falls, daß sämmtliche Truppen aus Afrika zurückgezogen würden, jedoch solle der Regierung die Verantwortlichkeit che die Art und Weise und über die Zeit der Zurückziehung über⸗ lassen werden. Der Deputirte Danieli wünschte, daß die Regierung ihre Absichten über die Politik in Afrika bekannt⸗ gebe. Hierauf wurd die Weiterberathung auf heute vertagt. Türkei.

Die Pforte hat, wie „W. T. B.“ aus Konstantinopel meldet, den Botschaftern auf das Anerbieten einer Ver⸗ mittelung in dem türkisch⸗griechischen Streitfall mitgetheilt: es werde dem Sultan erst nach dem Beiramfeste möglich sein, in die Behandlung dieser Frage einzutreten.

Das Wiener „Telegr.⸗Korresp.⸗Bureau“ berichtet, der Minister des Aeußern habe dem Doyen der Botschafter mit⸗ getheilt, daß Domoko genommen sei. Nur drei oder vier griechische Bataillone hätten schwachen Widerstand geleistet; die griechische Armee selbst habe sich vorher zurückgezogen.

Auf die Nachricht von dem Erscheinen griechischer Freibeuterschiffe vor verschiedenen Inseln des ägäischen Archipels hatte die Pforte dem Kommandanten des Darda⸗ nellen⸗Geschwaders Befehl ertheilt, die Freibeuter verfolgen zu lassen. Nach einem Telegramm des Kommandanten hätten die von der Verfolgung zurückgekehrten türkischen Schiffe elf Segler eingebracht, welche versucht hätten, Landungspläte herzurichten.

Wie der „Agence Havas“ aus Arta von gestern Abend gemeldet wird, entspann sich gestern um Gribowo ein heftiger Kampf. Zwei griechische Brigaden mit zahlreichen Geschützen, zwei Kompagnien Pioniere und einer Eskadron ge⸗ riethen mit den Türken, die fast gar keine Artillerie hatten, in Kampf. Die Griechen warfen die ersten Reihen der Türken, begegneten dann aber einem heftigen Widerstand; an mehreren Orten wurden die Soldaten handgemein. Die Truppen standen so nahe gegenüber, daß die Artillerie nicht eingreifen konnte. Die Schlacht endigte mit der Besetzung verschiedener Höhen durch die Griechen. 470 Griechen darunter 30 Offiziere, wurden kampfunfähig. Der Kampf dürfte heute wieder aufgenommen werden. Un 4 Uhr griff die griechische Kanonenboots⸗Flottille Nike⸗ polis an. Gleichzeitig erfolgte ein Angriff von der Landseite. Die türkischen Batterien nach der Seeseite wurden schnell zum Schweigen gebracht; diejenigen nach der Landseite erwiderten das Feuer lebhaft. Die Türken leisteten kräfttg Widerstand. Bei Einbruch der Nacht hörte der Kampf auf.

Der „Times“ wird aus Kanea vom gestrigen Tage ge⸗ meldet, daß die Einschiffung der griechischen Truppen kurz vor Mittag begonnen habe, nachdem alle Schwierigkeiten bis dahin beseitigt worden seien.

Griechenland.

Aus Athen, von heute früh, meldet die „Agence Havas“: Es verlaute daselbst, daß die Vertreter der Mächte en die griechische Regierung Vorstellungen anläßlich der Operationen in Epirus gerichtet hätten. Die griechische Regierung habe erwidert, daß sie durchaus nicht verpflichtet sei, ihre militärischen Operationen einzustellen, so lange de Türkei noch keinen Waffenstillstand angenommen habe. .

Nach der Küste von Epirus sind zwei Schiffe ar⸗ gangen, um Verwundete nach der Insel Santa Maura (Levkas) zu befördern. Vorgestern Abend hat das Wef⸗ geschwader auf Santa Maura 2000 Frauen und Kinder gelande. Dieselben hatten sich vor den angeblich von den türkischen Soldaten veranstalteten Metzeleien geflüchtet und wurden an der epirotischen Küste an Bord genommen.

Montenegro.

Der Prinz Franz Joseph von Battenberg some⸗ der Prinz Karageorgewitsch sind, wie „W. T. B.“ aus Cetinje berichtet, gestern Abend dort eingetroffen.

Parlamentarische Nachrichten. Der Schlußbericht über die gestrige Sizung ie

Hauses der Abgeordneten befindet sich in der Erfe

Beilage.

In der heutigen (85.) Sitzung des Hauses der nn. V

geordneten, welcher der Finanz⸗Minister Dr. von und der Minister für Landwirthschaft ec. Hammerstein beiwohnten, machte zunächst der davon Mittheilung, daß ein Gesetzentwurf, betreffend dn Erwerb von Theilen des Aachen⸗Mastrichter Eiser bahnunternehmens, eingegangen ist, worauf in die 1 Berathung des Gesetzentwurfs, hemessend die Regelnnn der Forstverhältnisse für das ehemalige Justizamt 2 im Kreise Olpe, Regierungsbezirk Arnsberg, eingetreten m 8 8 Abg. von Detten (Zentr.) beantragt die Ueberweisun der lage an die verstärkte Agrarkommission und tritt für die 8 des § 25 (Vereinigung der „Forstbezirke“ zu Waldgenofsenaee ein, weil derselbe einen Eingriff in das Privateigenthum

88½ Minister für Landwirthschaft ꝛc. Freiherr von Hammer⸗ stein:

Meine Herren! In der Tagesordnung für heute steht zur Be⸗ rathung die erste und zweite Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Regelung der Forstverhältnisse für das ehemalige Justizamt Olpe; daraus folgere ich, daß der Herr Präsident des hohen Hauses an⸗ genommen hat, daß, weil es sich um ein Provinzialgesetz handelt, es mͤglich sein würde, nicht bloß die erste Berathung, sondern auch die zweite Berathung dieses Gesetzes zu Ende zu bringen.

Für diese Anschauung, glaube ich, lassen sich doch auch gewichtige Gründe geltend machen. Es handelt sich um ein Gesetz, welches nur im Kreise Olpe in Kraft treten soll. Ueber den Inhalt des Gesetz⸗ entwurfs ist der Kreis⸗Ausschuß und dann der Provinzialverband für Westfalen gehört worden. Im Kreis⸗Ausschuß hat man mit großer Mehrheit für den Inhalt des Gesetzes sich entschieden und im Provinzial⸗Landtage ist der Gesetzentwurf einstimmig angenommen. Daraus folgere ich, daß diejenigen Faktoren, die den Verhältnissen, um deren gesetzliche Regelung es sich handelt, am nächsten stehen, der Meinung sind, daß die Staatsregierung mit dem gegenwärtigen Ent⸗ wurf einen Gesetzentwurf vorlegt, der den Interessen des Bezirks im weitesten Umfange gerecht wird. Des ist wenigstens die An⸗ schauung der nächstbetheiligten Kreise.

Meine Herren, der Herr Vorredner hat einige Spoezial⸗ bedenken gegen den allgemeinen Inhalt des Gesetzes dargelegt, im wesentlichen sich aber darauf beschränkt, den Antrag auf kommissarische Berathung, den er gestellt hat, damit zu begründen, daß er prinzipielle Bedenken gegen den § 25 des Gesetzes hervorhebt. Der § 25 sagt:

Die Eigenthümer derjenigen Grundstücke, welche unter der Be⸗ zeichnung „Forstgrundstücke“ bis zu dem Inkrafttreten des Gesetzes, betreffend Schutzwaldungen und Waldgenossenschaften gemeinschaftlich nach bestimmter Schlageintheilung unter staatlicher Aufsicht bewirthschaftet worden sind .. werden ꝛc.

Alfo es handelt sich um die Regelung der Verwaltung der so⸗ genannten Forstbezirke. Zur Erläuterung darf ich hinzufügen ich glaube, das hat der Herr Vorredner auch schon ausgeführt daß, wenn diese Bestimmung in § 25 beseitigt würde, das ganze Gesetz welches bestimmt ist, auf einen Waldkomplex von etwa 12 000 Morgen Anwendung zu finden, dann auf etwa 7000 ha be⸗ schränkt würde; genau sind es 6700 und einige dreißig Hektare. Wenn also dem Antrage des Herrn Vorredners Folge ge⸗ leistet würde, dann würde das Gesetz etwa ein Drittel des ganzen Gebiets, auf das es Anwendung finden soll, von der Anwendung des Gesetzes ausschließen.

Meine Herren, die Gründe, die dafür sprechen und die anscheinend, sowohl im Provinzial⸗Landtage wie im Kreisausschuß Anerkennung gefunden haben, die sog. Forstbezirke auch unter dieses Gesetz zu bringen, sind auf Seite 16 und Seite 18 der Begründung ausgiebig dargelegt. Daraus geht hervor, daß die Nichtunterstellung dieser Bezirke unter Staatsaufsicht zu Anfang dieses Jahrhunderts zu der bedenklichsten Devastation geführt hat. Man nahm daher damals in Aussicht, diese sogenannten Forstbezirke auch unter das Jocheschaftsrecht, unter das Gesetz von 1801 zu stellen. Durch die Art und Weise, wie das ge⸗ schehen ist, hat man allerdings die Möglichkeit gelassen, im öffentlichen Interesse nach bestimmter Richtung hin auf die Bewirthschaftung dieser Waldungen einzuwirken. Dagegen hat sich im Laufe der Zeit herausgestellt, daß ganz besonders in privatrechtlicher Beziehung und namentlich mit Rücksicht auf die inzwischen eingeführte Grundbuchordnung, auf die Judikatur u. s. w. außerordentliche Schwierigkeiten entstanden sind. Würde man den gegenwärtigen Zustand besteh en lassen, wie er jetzt ist, so bleiben einmal diese be⸗ denklichen privatrechtlichen Schwierigkeiten, die meistens zum Nachtheil der Besitzer führen, fortbestehen; anderntheils liegt die Gefahr nahe, daß derselbe Mißstand, der im Anfang des Jahrhunderts bei der Ver⸗ waltung der sogenannten Forstbezirke sich herausgestellt hat, fortbesteht, ja in besonders bedenklicher Weise noch erweitert wird.

Nun, meine Herren, ersehen Sie aus der Begründung, daß die Staatsregierung, in Uebereinstimmung mit dem Kreisausschuß und der Provinzialvertretung, in dem Erlaß gesetzlicher Vorschriften für diese sogenannten Forstbezirke sich auf das äußerste Maß beschränkt hat. In die Eigenthumsverhältnisse soll garnicht eingegriffen werden, es sollen nur in rechtlicher Beziehung die Schwierigkeiten geregelt werden, an denen jetzt die Verhältnisse kranken, und das Aufsichtsrecht soll an sich nicht ausgedehnt werden, namentlich soll die Aufbringung der Verwaltungskosten in dem Gesetz geregelt werden. Meine Herren, ich glaube ich beschränke mich übrigens auf den Hin⸗ weis auf die Motive, Seite 16 bis 18 der Vorlage daß, nachdem die Nächstbetheiligten, der Kreisausschuß und der Provinzialverband mit großer Einstimmigkeit sich für den Entwurf ausgesprochen haben, es doch schwerlich Aufgabe des hohen Hauses ist, durch grundlegende Aenderung des ganzen Gesetzes das Zustandekommen des Gesetzes zu gefährden. Ich bin ja nicht in der Lage, Widerspruch gegen den Antrag auf Kommissionsberathung zu erheben, würde aber bedauern, wenn das Zustandekommen einer von den Nächstbetheiligten bereits so grün dlich durchberathenen Vorlage durch die hiesige Kom⸗ missionsberathung gefährdet würde. Es scheint mir das nicht Auf⸗ gabe des hohen Haufes zu sein. Ich hege die Befürchtung, daß, weil dem hohen Hause ein noch so umfangreicher Berathungsstoff vorliegt, das Zustandekommen des Gesetzes in der gegenwärtigen Session durch Beschluß der Kommissionsberathung gefährdet wird. Dadurch würde das hohe Haus doch anscheinend mit der An⸗ schauung aller derer, die zunächst berufen sind, hier die lokalen In⸗ teressen zu prüfen, und die zweifellos besser in der Lage sind, hier diese in Frage kommenden Interessen zu würdigen, in Widerspruch treten. Am liebsten würde es mir daher sein, wenn durch die Ge⸗ neraldebatte in der ersten Lesung und durch die zweite Lesung die Angelegenheit gefördert würde.

Abg. Noelle (nl.) will dahingestellt sein lassen, ob der Vorschlag des Abg. von Detten zweckmäßig i. er weist darauf hin, daß der

Kreistag auch dem § 25 zugestimmt hat. Eine nähere Prüfung in Kommission würde sich aber jedenfalls empfehlen.

Abg. Freiherr von Plettenber, „Mehrum (kons.) stimmt namens seiner Freunde der Vorlage zu, ist aber mit der Kommilsions⸗ erathung einverstanden, da zwei Parteien ste wünschten. b

Abg. Freiherr von Eynatten (Zentr.) kann den Kreistag nicht als die geeignete Vertretung der hier in Frage kommenden Interessen zsehen, da derselbe bei der hzescglagässana nicht ordnungsmäßig esetzt gewesen sei. Man müsse sich hüͤten, auf Kosten des Privat⸗ eigenthums den Polizeistaat zu stärken.

Geheimer Oder⸗Re serungs⸗Rath Freiherr von Seherr⸗Thoß bestreitet, daß der Kreiskag nicht ordnungsmäßig besetzt gewesen sei.

Nach einigen weiteren B en des Abg. von Detten und des Regierungskommissars wird die Vorlage der ver⸗ stärkten Agrarkommission esen.

Bei der Berathung des Berichts der Rechnungs⸗ kommission über die Uebersicht von den Staatsein⸗ nahmen und Ausgaben des Jahres vom 1. April 1895/96

iebt 1 Abg. Rickert (fr. Vgg.) dem Finanz⸗Minister zu erwägen anheim, ob nicht einige der kleineren fiskalischen Bäder zu verkaufen seien, und wirft ferner die Frage auf, ob das Kautionswesen der Beamten richtig geregelt sei. Am besten wäre es, das ganze Kautions⸗ wesen zu beseitigen. Selbst bei Kassenbeamten liege in der Kaution nicht die geringste Garantie für eine größere Ge⸗ wissenhaftigkeit der Beamten. Die Kautionen betrügen insgesammt 44 Millionen Mark, und die Defekte beliefen sich auf 200 180 000 Im Jahre 1893/94 seien Defekte von 162 000 zu verzeichnen ge⸗ wesen, darunter ein Defekt von 70 000 bei der Gestütsverwaltung. Die Kaution schütze nicht vor Defekten. Die Regierung sollte mittheilen, wieviel von den 162 000 durch die Kautionen gedeckt sei. Mit diesem Schaden des Staats würden wahrscheinlich die Kosten der Kautionsverwaltung in keinem Verhältniß stehen. Bei der Postverwaltung ständen in einem Jahre 26 500 Defekte den 47 9922 Verwaltungskosten für die Kautionen gegenüber. Der verstorbene Staatssekretär von Stephan sei ein ent⸗ schiedener Gegner des Kautionswesens gewesen. Jährlich müßten die Beamten etwa 1 Million für die Kautionen aus ihrer Tasche aufbringen. Unter welchen Verhältnissen müßten sie sich dieses Geld oft verschaffen! Eine Kautionsgesellschaft lasse sich bei F einer Kaution 1 ½ % Abschlußprovision und eine jährliche isikoprämie von 3 ½ % bezahlen. Unsere sämmtlichen großen Banken hätten auf die Kautionen ihrer Beamten verzjichtet. Der Beamte der Gestütsverwaltung habe 2000 Kaution gestellt; was wolle das bedeuten, wenn er 70 000 veruntreut habe! Wer ein Spitzbube sein wolle, schere sich nicht um seine Kaution, zumal wenn sie aus dem Vermögen Anderer gestellt sei. In der Schweiz bestehe eine Genossenschaft, welche dem Staat Garantie für die Beamten leiste in der Höhe der Kautionen.

b nimmt der Finanz⸗Minister Dr. von Miquel das Wort. (Schluß des Blattes.)

Im Reichstage ist von den Abgg. Rickert, Ehni, Dr. von Jazdzewski, Dr. Lieber (Montabaur), Richter, Singer und Werner folgender Antrag eingebracht worden:

Der Reichstag wolle beschließen: dem nachstehenden Gesetzentwurf die verfassungsmäßige Genehmigung zu ertheilen:

Entwurf eines Gesetzes, betreffend das Vereinswesen. Einziger Artikel. b

Inländische Vereine jeder Art dürfen mit einander in Verbindung treten. Entgegenstehende landesgesetzliche Bestimmungen sind auf⸗ gehoben.

Dem Herrenhause ist der Entwurf eines Gesetzes über den Erlaß polizeilicher Strafverfügungen wegen Ueberschreitung strom⸗ und schiffahrtspolizeilicher Vorschriften auf der Elbe und auf dem Rhein zugegangen. .

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Nr. 19 des „Centralblatts für das Deutsche Reich', herausgegeben im Reichsamt des Innern, vom 14. Mai, hat folgenden Inhalt: 1) Allgemeine Verwaltungs⸗Sachen: Anwendung der Bezeichnung „Doppelzentner“ für 100 kg im amtlichen Verkehr. 2) Konsulatwesen: Ernennung; Todesfall; Exequatur⸗ Ertheilung. 3) Finanzwesen: Ernennung eines Kontroleurs des Reichskriegsschatzes. 4) Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiete.

Nr. 15 des „Eisenbahn⸗Verordnungsblatts“, heraus⸗ gegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 13. Mai, enthält den Erlaß des Ministers der öffentlichen Arbeiten vom 2. Mai 1897, betreffend die Genehmigung und Untersuchung der Dampfkessel.

Zu der in Nr. 113 d. Bl. mitgetheilten Nachricht der „Mgdbg. Ztg.“ über den Ausstand der Hafenarbeiter in Magdeburg dringt das Blatt eine Berichtigung des dortigen Hafen⸗Direktors, der zufolge die Wiedereinstellung der Ausständigen nicht davon abhängig gemacht worden sei, daß sie dem Hafenarbeiterverband nicht angehören. Es wurde nur abgelehnt, mit dem Hafenarbeiterverbande als solchem zu verhandeln. Einer Mittheilung des „Vorwärts“ zufolge hat in Magdeburg ein allgemeiner Ausstand der Steinsetzer begonnen.

n Wedel im Regierungsbezirk Schleswig sind nach demselben Blatt sämmtliche Arbeiter der dortigen Hampezlegelei ausständig wegen der Löhnungsverhältnisse. 8

In Zwickau sind nach dem „Vorwärts“ die Maurer in eine Lohnbewegung eingetreten.

n Sewa ach haben die Baugewerksmeister, wie der „Frkf. Ztg.“ aus Nürnberg geschrieben wird, durch Bewilligung der zehnstündigen Arbeitszeit und Gewährung eines Theils der verlangten Lohnerhöhung den Bauhandwerker⸗Ausstand nach zweitägiger Dauer beigelegt. Die Ausständigen haben die Anerbietungen der Meister angenommen. (Vgl. Nr. 111 d. Bl.)

Aus London berichtet die „A. K.“ zum Ausstande der Londoner Hufschmiede, g. viele Firmen die Forderungen der Arbeiter schon bewilligt haben. Die Zahl der angsicnd gen hat infolge dessen schon bedeutend abgenommen. Von den 3000 Hufschmieden in der City haben 1900 schon die Arbeit zu den neuen Lohnsätzen wieder aufgenommen. (Vgl. Nr. 110 d. Bl.) 3

Kunst und Wissenschaft.

; n der Gesammtsitzung der Akademie der Wissenschaften vom 29. April (vorsitzender Sekretar: Herr Auwers i. V.) las zu⸗ nächst Herr Koser uͤber die von der Archivverwaltung aus dem Nachlaß von Feuillet de Conches angekaufte Sammlung der Briefe Friedrich's des Großen an Maupertuis. Der Vortragende kenn⸗ zeichnete die Fälschung dieser Sammlung durch de la Beaumelle im sücharn der „Vie de Maupertuis“ (Paris 1856) und eröͤrterte die Be⸗ deutung der echten, fast durchweg eigenhändigen Briefe als Quelle für die Geschichte der Akademie. vher .C. Röntgen, korrespon⸗ dierendes Mitglied der pbysikalisch⸗mathematischen Klasse, ließ eine Mittheilung, betreffend „Weitere Beobachtungen über die Eigenschaften der X⸗Strahlen“, vorlegen. Die Ergebnisse dieser Beobachtungen lassen sich dahin zusammenfassen: Von Luft, die von X⸗Strahlen ge⸗ troffen wird, gehen X⸗Strahlen aus. Der Photometer für X. Strahlen läßt erkennen, daß die Intensität der X.Strahlen von 00 bis zu 89° unabhängig ist vom Emanationswinkel. Es iebt verschiedene Arten von X⸗Strahlen; die Zusammen⸗ etzun des von einem Apparat ausgehenden Strahlen⸗ gemise hängt von dem zeitlichen Verlauf des Entladungsstromes ab. Hee bei der Absorption bevorzugten Strahlen sind für die verschiedenen Körper verschieden. Der Vorsitzende überreichte ein neues Stück Abth. 1, St. 1X) des Sternkatalogs der Astronomischen

sellschaft, umfassend Zone 250 bis 300, beobachtet auf der Sternwarte Cambridge (England). Herr von Bezold

überreschte zwei neue Veröffentlichungen des Königlich preußischen

Meteorologischen Instituts: „Ergebnisse der meteorolsgischen Beobachtungen in Potsdam im Jahre 1895“, und greonalegis der Beobachtungen an den Stationen II. und III. Ordnung im Jahre 1896“. „Steenstrup, korrespondierendes Mitglied der physikalisch-mathematischen Klasse, übersandte ein Exemplar seiner Schrift „Til forstaaelsen af Nordens Guldbrakteat-Faenomen“, e. Sn— . 1 bvsikalischmath

n der itzung der physikalisch⸗mathematischen Klasse d Akademie der Wissenschaften vom 6 Mai Hetfgenaen⸗ Benelafe 1 Auwers) las Herr Landolt „Ueber das Verbalten einiger dampf⸗ förmiger Substanzen im elektrischen Lichtbogen“. Die mitgetheilten Beobachtungen erstreckten sich zunächst auf die Beschaffenheit des in Brom, oder Joddampf erzeugten und durch eine ungewöhnliche Größe sich auszeichnenden Flammenbogens. Sodann wurde das Verhalten der Dämpfe von Schwefel, Schwefeltrioxyd, Kohlenstofftetrachlorid, Zinn⸗ tetrachlorid und Antimonpentachlorid besprochen. Die Versuche sollen weiter fortgesetzt werden. Herr van’t Hoff überreichte eine von ihm mit Herrn Dr. F. B. Kenrick bearbeitete vierte Mittheilung aus seinen „Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der ozeanischen Salzablagerungen, insbesondere des Staßfurter Salzlagers“. Die⸗ selbe betraf die Bildungs⸗ und Löslichkeitsverhältnisse des Tachhydrits. Tachbydrit (2MgClz. CaClz. 12 H20) bietet danach für die Bildungs⸗ verhältnisse der Salzlager ein wesentliches Interesse dadurch, daß es sich aus seinen Lösungen nur oberhalb 21 295 ausscheidet, welche Temperaturgrenze durch Anwesenheit anderer Meeressalze nicht merk. lich herabgedrückt wird. Herr von Bezold legte eine Abhandlung der Herren Professoren Dr. J. Elster und Dr. H. Geitel in Wolfen⸗ büttel vor über die Abhängigkeit des photoelektrischen Stromes vom Einfallswinkel und der Schwingungsrichtung des erregenden Lichtes und seine Beziehung zur Absorption des Lichtes an der Kathode“. Die Er⸗ gebnisse der Untersuchung sind folgende: Ein Bündel paralleler Licht⸗ strahlen fällt durch ein Nicol’'sches Prisma auf die natürliche Ober⸗ fläche der aus der flüssigen Kalium⸗Natrium⸗Legierung gebildeten Ka⸗ thode einer lichtelektrischen Zelle. Bei Lichtstärke und konstantem senkrechten Querschnitt des Strahlenbündels nimmt die Intensität des durch das Licht ausgelösten Stromes mit wachsendem Einfallswinkel durchweg ab, wenn das Licht in der Einfallsebene polarisiert ist, sie erreicht dagegen ein Maximum bei einem von der Kathodensubstanz abhängigen Einfallswinkel, wenn das Licht senkrecht zur Einfallsebene polarisiert ist. Die Stromintensität folgt in ihrer Abhängigkeit vom Einfallswinkel der Licht⸗ absorption, bei in der Einfallsebene polarisiertem Licht ist sie der⸗ selben proportional, bei senkrechter Polarisation findet angenäherte Proportionalität statt zwischen den Antheilen der Stromstärke und der Lichtabsorption, die der zur Oberfläche senkrechten und der parallelen Komponente der Lichtschwingung entsprechen. Wesentliche Beihilfe im optischen Theile der 2 osten des Elizabeth Thompson Science Fund ausgeführten Untersuchung verdankten die Verfasser den Herren Professor Drude in Leipzig und Geheimen Rath Quincke in Heidelberg.

In der Sitzung der philosophisch⸗historischen Klasse der Akademle von demselben Tage (vorsitzender Sekretar: Herr Diels) las Herr Lenz: „Ueber den Ausbruch des ersten Rerolutionskrieges 1792“„. Im Anschluß an seine früheren Untersuchungen über die Politik der Tuilerien und des österreichischen Kabinets legte der Vortragende den Antheil dar, den Friedrich Wilhelm II. von Preußen an der Herbei⸗ führung des Krieges hatte. Bischoffwerder’s Miision nach Wien im Februar und März 1792, die Wandlungen der österreichischen Politik in derselben Zeit und ihre Verflechtung mit derjenigen der fran⸗ zösischen Parteien bis zur Kriegserklärung bildeten den weiteren In⸗ halt der Uatersuchung. Der Vorsitzende legte vor: „Joh. Philoponus in Aristotelis de generatione et corruptione ed. H. Vitelli (Comm. Arist. XIVz). Berolini 1897.“

In der Konkurrenz des Vereins für deutsches Kunst⸗ gewerbe um Entwürfe zu einem Meisterbrief für die Ber⸗ liner Steinmetz⸗Innung hat das Preisgericht die ausgesetzte Summe von 600 in drei gleiche Preise zerlegt und an die Herren Maler Fric Maler Theodor Henselmann und Maler Heinrich Phieler vertheilt.

Zu dem Wettbewerb um einen Monumentalbrunnen in Altona waren 53 Entwürfe eingeliefert worden. Den ersten Prech von 1000 erhielt der Entwurf „Kampf“ des Bildhauers

aul Türpe in Berlin, den zweiten von 600 der Entwurf „Bellini“ des Bildhauers Emil Dittler in München, den dritten Preis von 400 derjenige der cand. arch. Richard Berndl und Ludwig Hohl⸗ wein in München mit dem Kennwort „Märchen“.

Die diesjährige VII. Internationale Kunstausstellung in München wird am 1. Juni von dem Allerhöchsten Protektor, Seiner Königlichen Hoheit dem Prinz⸗Regenten Luitpold von Bayern, feierlich eröffnet werden. Das ausführliche Programm wird noch bekannt gegeben. Für den musikalischen Theil des Akts hat Hof⸗ Kapellmeister Richard Strauß eine Festhymne komponiert.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Die Deutsche Landwirthschafts⸗Gesellschaft veranstaltet auf ihrer vom 17. bis 21. Juni in Pamburg stattfindenden 11. Wanderausstellung eine Sonderausstellung von Brennere geräthen, welche von hervorragenden Firmen beschickt werden wird. Da dem Brennereigewerbe durch die besondere Rolle, die es im Land⸗ wirthschaftsbetriebe spielt, wie auch schon durch den Umfang seiner Produktion eine außerordentliche Bedeutung zukommt, 8 dürfte dieser Abtheilung das Interesse nicht fehlen. Die Fischerei⸗ Abtheilung, wird in 95 Aauarien zahlreiche Vertreter der wichtigsten Fischarten sowie die verschiedensten Hilfsmittel zum Fischereibetriebe zur Darstellung bringen, insbesondere auch Netze, Versandvorrichtungen für lebende und füͤr todte Fische u. s. w. An Abendunterhaltungen und Ausflügen sind in Aussicht ge⸗ nommen und vorbereitet: am 16. Juni, Abends: Begrüßung der Landwirthe seitens der Stadt Hamburg in den Räumen des Raths⸗ kellers (zuvor: Alster⸗Dampferfahrt); 17. Juni: abendliche Vereinigung in der Festhalle der Gartenbau⸗Ausstellung; 18. Juni: Gartenfest im

oologischen Garten; 19. Juni: Dampferfahrt nach Blankenese und iner daselbst.

8 1“ Theater und Mufik.

Königliches Opernhaus.

Karl Goldmark's Oper „Das Heimchen am Herd“ be⸗ hauptet vermöge 6 außerordentlich kunstvollen Instrumentierung und seiner für die Sänger ungemein dankbaren Partien, welche über die Schwächen des Textes und die Erfindungsarmuth der Komposition hinwegtäuschen, immer noch einen ehrenvollen Platz auf dem Spielplan. Die gestrige Aufführung des Werks gewann noch an Interesse durch das Gastspiel des Herrn Bachmann vom Stadt⸗Theater in Nürnberg, welcher die Rolle des Postillons John sang. Der Gast ist hier nicht mehr unbekannt. In den Auffüh⸗ rungen des „Rings des Nibelungen“ im vergangenen Jahre hatte er als Donner erfolgreich mitgewirkt. Gestern fiel er durch 8 schöne, kräftige, etwas dunkelgefärbte Baritonstimme und seine stattliche männliche Erscheinung wiederum sehr angenehm auf. Ein wenig gezwungen trat der für die Partie unerläßliche Humor zu Tage, doch ist es wahrscheinlich, daß eine gewisse Befangenheit den Künstler hierin noch behinderte. Jedenfalls erwies er sich als einer der wenigen Sänger, deren Organ sich der anspruchsvollen Akustik des Opernhauses völlig gewachsen zeigt. Eine prächtige Leistung bot wiederum Frau Herzog als Dot. Die Besetzung der übrigen Rollen mit den Herren Philipp (Plummer), Krolop (Tackleton), sowie Fräu⸗ lein Weitz (May) und Fräulein Rothauser (Heimchen) war ebenfalls die bekannte. lle Mitwirkenden sangen und spielten mit Hingabe an ihre Aufgaben; Kapellmeister Dr. Muck leitete die Aufführung mit Geschmack und gewohnter Sicherheit. 1