1897 / 114 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 15 May 1897 18:00:01 GMT) scan diff

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Volksstück „Unser Doktor“ morgen Abend, am Dienstag, Donnerstag, Freitag, nächsten Sonntag und nächsten Montag Abend mit Auguß Junkermann, Franz Guthery und Martha Glück als Gästen wieder⸗ holt. Am Mittwoch und Sonnabend wird August Junkermann den

Zm Königlichen Opernhause wird morgen Lortzing's Oper „Undine“ gegeben. Am Montag geht „Lucia von Lammermoor“ von Donizetti mit Signorina Franceschina Prevosti in der Titelrolle und Heirn Emil Götze als Edgardo in Scene. Hierauf folgt das Ballet „Slavische Brautwerbung“ mit den Damen dell’' Era und Urbanska in den Hauptpartien. Eine Wieder⸗ holung der neueinstudierten Oper „Aida“ kann erst in übernächster Woche stattfinden, da Fräulein Hiedler einer Einladung zu den Fest⸗ spielen in Wiesbaden Folge leistet, um daselbst die Aida zu singen. Aus diesem Grunde findet auch die nächste Aufführung der Oper „Haschisch“ von Oskar von Chelius erst am Sonntag, den 23. Mai, statt. Eine Gesammt⸗Aufführung von Richard Wagner'’s Bühnen⸗Festspiel „Der Ring des Nibelungen“ beginnt in den letzten Tagen des Mai.

Im Neuen Königlichen Opern⸗Theater wird morgen zu Preisen „Der Verschwender“ in der üblichen Besetzung gegeben.

Im Königlichen Schauspielhause wird morgen Shake⸗ speare's Drama „Coriolan“ mit Herrn Matkows'y in der Titelrolle gegeben. Am Montag findet eine Aufführung von Grilparzer's „Sappho“ mit Fräulein Poppe in der Titelrolle statt. Den Phaon spielt Herr Mafkowsky, die Melitta Fräulein von Mayburg, die Eucharis Frau Stollberg, den Rhamnes Herr Kahle.

Im Deutschen Theater gelangen die in der kürzlich ver⸗ anstalteten Matinée so beifällig aufgenommenen beiden einaktigen Stücke „Die Schulreiterin“ und „Guten Morgen, Herr Fischer!“, zu denen sich noch Marie von Ebner⸗Eschenbach's Scene „Am Ende“ gesellt, am Donnerstag nächster Woche zur ersten Auf⸗ führung; die Besetzung bleibt die gleiche wie in der Matinée. Der weitere Spielplan der Woche gestaltet sich, wie folgt: morgen Abend, am Mittwoch und Freitag „Die versunkene Glocken; am Montagz „Einsame Menschen“; am Diens⸗ tag gehen neu eingerichtet zum ersten Mal unter der Direktion Brahm Schiller's „Räuber“ in Scene (den Franz Moor spielt Josef Kainz); Sonnabend: „Der Sohn des Khalifen“; am nächstfolgenden Sonntag Abend: „Am Ende“, Die Schulreiterin“, „Guten Morgen, Herr Fischer!“’; Nachmittags⸗Vorstellunger: morgen „Hamlet’, nächstfolgen⸗ den Sonntag: „Hannele’s Himmelfahrt“ in Verbindung mit „Blau“.

Im Berliner Theater geht morgen „Renaissance“ zum 90. Mal in Scene und wird am Donnerstag und Sonnabend wieder⸗ holt. Am Montag wird Faust“, Dienstag „Kaiser Heinrich“ ge⸗ geben. Am Mittwoch findet, vielfachen Wünschen entsprechend, eine

Aufführung des Heovyer'schen Lustspiels „Kinder der Bühne“ statt. Anmn Freitag gelangt als 36. Abonnements⸗Vorstellung das Weyrauch'sche Volksstück „Die Maschinenbauer“ zur Aufführung und wird am darauf

folgenden Sonntag wiederholt. Als Nachmittags⸗Vorstellungen werden morgen „Die Brüder“, am häcsen Sonntag, Kabale und Liebe“ gegeben. Die Operette „Die Geisha’“ wird im Lessing⸗Theater auch in der nächsten Woche an allen Abenden zur Aufführung gelangen. Im Schiller⸗Theater kommt morgen Nachmittag Iaria Stuart“ zur Aufführung; in der Abendvorstellung werden „Bauern⸗ ehre“ („Cavalleria rusticana“) und Molidre’s Lustspiel „Der ein⸗ gebildete Kranke“ gegeben. Am Montag findet die erste Aufführung

von „Madame Bonivard“ statt; am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend wird diese Vorstellung wiederholt. Am Mittwoch geht „Der G'wissenswurm“ von Anzengruber, am Freitag Ibsen’'s Schau⸗

piel „Ein Volksfeind“ in Scene. Im Theater des Westens wird das Herrmann⸗Treptow'sche

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„Onkel Bräsig“ spielen. Die drei einaktigen Stücke „Hanne Nüte;’s Abschied“, „Müller Voß“ und „Jochen Päsel“ gehen gleichfalls mit

August Junkermann als Gast am Montag zum letzten Mal in Scene. 3 Morgen Nachmittag wird „Maria Stuart' wiederholt.

Unter dem Namen „Goethe⸗Theater“ geht, gemäß einem

soeben zwischen dem Direktor des Berliner Theaters, Inten⸗ danten Prasch, und dem Baumeister Sehring zu stande gekommenen Vertrage, das Theater des Westens vom 1. September d. J. ab in die Leitung des Erstgenannten als Pächters über. Der bisherige

Direktor Herr Max Hofpauer wird die Stelle eines artistischen

Direktors des neuen Instituts beibehalten. Als Ober⸗Regisseur ist

Herr Siegfried Jelenko angestellt worden.

Im Theater Unter den Linden bleibt „Der Vogelhändler“

auch im Laufe der nächsten Woche auf dem Spielplan. In der Rolle

der Brief⸗Christel setzt Fräulein Dirkens vom Theater an der Wien ihr Gastspiel fort. Morgen Nachmittag geht bei halben Preisen „Der Obersteiger“ in Scene.

In dem Musikalien⸗Verlage von C. A. Challier hierselbst erschien soeben eine Anzahl gefälliger neuer Musikstücke, die, theils für Klavier, theils für Gesang komponiert, in musikliebenden Kreisen eine freundliche Aufnahme verdienen. Die „Skizzen für Klavier“ zu Uhland's Dichtung „Der junge König und die Schäferin“ von Max Wagner (op. 27), die aus vier poetisch empfundenen und ton⸗ malerisch geformten Piècen bestehen, empfehlen sich zugleich durch das geringe Maß technischer Anforderungen. Vier Klavier⸗ stücke von Hermann J. R. Wentzel (op. 1), die durch eigenthümlich rhythmische Gestaltung und durch gS Wechsel der Takt⸗ und Tonarten mehr Schwierigkeiten darbieten und daher besonders fortgeschrittenen Spielern zu empfehlen sind, lassen ein erfreuliches Kompositionstalent erkennen, welches sich auch in seinem Gesangstück „Berglied“ bethätigt. Ferner veröffent⸗ lichte der genannte Verlag vier Klavierflücke von dem wohl⸗ bekannten und beliebten Komponisten Heinrich Hofmann (op. 122): „Frühlingsfahrt“, Legende, Walzer und Impromptu; die stimmungsvollen Stückchen bereiten dem Spieler keine erheblichen Hindernisse. Von den Kompositionen für Gesang sind noch zu er⸗ wähnen: zwölf ansprechende Kinderlieder (op. 1) von A. Kruse und sechs Lieder für eine mittlere Stimme (op. 2) von demselben Kom⸗ po isten, die sich durch Melodienreichthum und leicht ausführbare Klavierbegleitung auszeichnen. Sämmtliche Musikstücke sind geschmack⸗ voll ausgestattet.

Aus Coburg meldet „W. T. B.“, daß der Geheime Legations⸗ Rath von Schoen von Seiner Königlichen Hoheit dem Herzog zum ö“ an Stelle des Herrn von Rekowski ernannt worden ist.

Mannigfaltiges.

Die gestrige Sitzung des Magistrats wurde zum größ Theil mit der Berathung des mit den Pferdebahn⸗Gesellschaften ab⸗ zuschließenden Vertrages wegen Umwandlung des Pferdebahn⸗Betriebes in einen elektrischen ausgefüllt. Es wurde beschlossen, die von der Verkehrs⸗Deputation gemachten und bereits bekannten Vorschläge mit nur einigen unwesentlichen Aenderungen zu genehmigen. Auch in Bezug auf die umstrittene Bestimmung, ob die Gesel- schaft verpflschtet sein soll, die Mitbenutzung ihrer Linien auf 400 m oder 650 m anderen Unternehmern zu gestatten, hat sich der Magistrat für 400 m, wie dies die Pferdebahn⸗ Gesellschaften verlangen, entschieden. Was die zur Zeit im Betrieb befindlichen Sommerwazgen betrifft, so sollen dieselben bei der jetzt bestehenden Betriebseinrichtung nur noch drei Jahre in Benutzung genommen, bei Umwandlung des Pferde⸗Betriebes in den elek⸗ trischen aber in neuer Konstruktion, unter Wecfan der Tritt⸗ bretter, mit einem Mittelgang für die Schaffner hergestellt werden. Aus der letzten außerordentlichen Magistratssitzung wurde mitgetheilt, daß sich ein Vertreter des Magistrats von Berlin an einer im September dieses Jahres im Anschluß an den Kongreß für Wohlfahrtspflege zu Karlsruße abzuhaltenden Besprechung b⸗⸗ theiligen werde. Gegenstand dieser Besprechung von Vertretern deutscher Städte wird der vom Magistrat von Karlsruhe gestellte Antrag sein, daß sämmtliche deutschen Städte mit über 10 000 Ein⸗ wohnern sich s einer Gesammt⸗Ausstellung zusammenschließen, die auf der Pariser Weltausstellung im Jahre 1900 in Zeichnungen, Modellen ꝛc. ein anschauliches Bild von den Fortschritten der deutschen besonders auf dem Gebiete der Gesundheitspflege geben soll.

In der vorgestrigen Sitzung der Stadtverordneten wurde die Vorlage, betreffend das Projekt der Anlegung einer Fußgänger⸗ brücke im Zuge der Putlitzstraße nach dem Bahnhof Moabit, genehmigt; gelangte die Vorlage, betreffend die Herstellung von Gartenanlagen auf dem Hofe des Polizei⸗Präsidiums, zur Annahme. Ausschüssen überwiesen wurde die Vorlage, betreffend die Anstellung eines städtischen Hydrologen, ebenso die Vorlage, betreffend die Auflösung

des Zentral⸗Baubureaus und des Nachtrags⸗Baubureaus der Kanali⸗ sation bezw. die Vereinigung dieser Bureaux mit dem Bureau der Deputation für die Kanalisantonsweite und Rieselfelder, endlich die Vor⸗ lage wegen Schaffung der Stelle eines technischen Direktors für die Oberleitung der gesammten Bau⸗ und Betriebsangelegenheiten der Kanalisationsverwaltung.

Im „Kolonialheim“ der Abtheilung Berlin der „Deut. schen Kolonialgesellschaft“ (Potsdamerstraße 22 a) wird am Montag, Abends 8 ½ Uhr, der Premier⸗Lieutenant à la suite der Schutztruppe für Südwest⸗Afrika, Herr Troost über die Verkehrt, verhältnisse in diesem Schutzgebiet sprechen.

Für das Sport⸗Denkmal, das zur Erinnerung an die Hundert⸗ jahr⸗Feier bei Grünau errichtet werden soll, sind, wie die „Nordd. Allg. Ztg.“ mittheilt, schon gegen 300 Steine angemeldet. Nach den Intentionen des Geheimen Regierungs⸗Raths, Professors Otzen soll der aus den Steinen gebildete Obelisk eine Höhe von etwa 30 m erhalten. S die das Denkmal umgebenden Gartenanlagen will der Berliner

egatta⸗Verein sorgen. Der Platz für das Denkmal ist nunmehr auch festgesetzt: er befindet sich auf fiskalischem Gebiet, hinter der sogenannten 1000 Meter⸗Ecke, deren Beseitigung z. Z. mit allen Kräften gefördert wird. Unmittelbar nach der am 19. Juni statt⸗ findenden Grundsteinlegung wird mit dem Aufbau der Steine begonnen 8 man noch vor Eintritt des Winters das Denkmal fertig⸗ ellen will.

„Bludapest, 14. Maf. Aus Anlaß des Eintreffens der Mit⸗ glieder der Deutschen Landwirthschafts⸗Gesellschaft hier⸗ selbst wurden zwischen dem Ehren⸗Präsidenten der Gesellschaft Grafen Haugwitz und dem ungarischen Ackerbau⸗Minister Dr. Daranyi in herzlichem Tone gehaltene Begrüßungs⸗Telegramme gewechselt.

Paris, 15. Mai. Die Morgenblätter melden: Die Frage bezüglich der an der Brondkataslrophe Schuldigen ist end⸗ gültig aufgeklärt. Der Bedienstete bei dem Kinematographen Bellac gestand dem Untersuchungsrichter, daß die Lampe des Apparats nicht genügend brannte. Er habe daher eine Flasche mit Aether genommen, um Aether in den Behälter einzugießen, und habe den Gehilfen Bazarschoff gebeten, ihm zu leuchten. Bazarschoff zündete ein Streichhölzchen an, die Aetherdämpfe fingen sofort Feuer, die ganze Aetherflasche entzündete sich, und die Flamme ergriff augenblicklich die Draperien. Bellac und Bazarschoff wurden vorläufig in Freiheit gelassen. Im erzbischöflichen Palais 882 eine Konferenz statt, in der beschlossen wurde, daß der Erz. ischof den Bauplatz in der Rue Jean Goujon ankaufen und daß daselbst ein Wohlthätigkeitszwecken gewidmetes Haus mit einer Kapelee gebaut werden solle. 8

St. Petersburg, 15. Mai. „W. T. B.“ meldet: Auf der

Eisenbahnstrecke Dorpat Walk entgleiste am Donnerstag Abend ein Militärzug. Eine Untersuchungskommission hat sich gestern nach der Unglücksstätte begeben. Der Militär⸗ zug, welcher zwei Bataillone des Krasnojarsker Infanterie⸗ Regiments beförderte, entgleiste auf einer Strecke, welche eine geringe Senkung aufweist, während eines heftigen Gewitter⸗ regens, der den Bahndamm unterwusch bezw. überschwemmte. Das angesammel te Wasser stand so hoch, daß aus dem Wagen ge⸗ sprungene Soldaten darin ertranken. Die mit dem Tender entgleiste Lokomotive steht längsseits des Bahnkörpers. Von den Wagen sind fünszehn zur Truppenbeförderung hergerichtete edeckte Wagen und die Plattformen von zwei Per⸗ onenwagen zweiter Klasse zertrümmert und bilden einen Trümmerhaufen, welcher den Bahndamm auf eine Länge von 80 Metern bedeckt. 93 Mann wurden verwundet nach Dorpat ins Hospital gebracht. Bisher sind 24 Leichen fortgeschafft worden, nach Angabe des Regiments⸗Kommandeurs sollen sich jedoch noch gegen 30 Soldaten unter den Trümmern befinden. Die Bergungs⸗ arbeiten werden eifrig fortgesetzt und von allen Seiten Sanitätszüge zur Hilfeleistung gesandt.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.) .

Berlin, Sonnabend, den 15. Mai

Berichte von deutschen Fruchtmärkten.

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Wetterbericht vom 15. Mai, 8 Uhr Morgens.

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Wetter.

in 0Celsius

50C.

Bar. auf 0Gr u. d. Meeressp red. in Millim

Temperatur

CThristiansund wolkenlos Kopenhagen. . bedeckt Stockholm. bedeckt Frpanne 8 5 t. Petersbg. Moskau ... wolkenlos Cherbourg. ill wolkenlos b O heiter e“““ . wolkenlos Hamburg.. bedeckt winemünde bedeckt eufahrwasser Nebel 3 halb bed. 2 wolkenlos 772 2 heiter 1 3 heiter 771 4 wolkig 768 4 Regen 769 2 Regen 768 5 bedeckt 761 3 bedeckt 763 3 Regen 771 3 Dunst 760 Isheiter

Uebersicht der Witterung.

West⸗Europa wird überdeckt von einem Hochdruck⸗ gebiet, welches an der norwegischen Küste die höchsten Barometerstände aufweist, eine Depression, nordost⸗ wärts fortschreitend, liegt über Oesterreich⸗Ungarn. ei lebhaften nördlichen Winden ist das Wetter ühl und trübe, nur an der Westgrenze herrscht eitere Witterung; in den südlichen und östlichen Gebietstheilen ist Regen gefallen, 23 mm zu Grün⸗ berg; Friedrichshafen hatte gestern Gewitter. In Süddeutschland fanden Nachtfröste statt. . Deutsche Seewarte.

ARNTRNFees Kehes.As Ebedence FenremeeeeErxe-eeKM.ne ErEn e Eexee; Theater. 1 Königliche Schanspiele. Sonntag: Opern⸗

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haug. 120. Vorstellung. Undine. Romantische

Zauber⸗Oper in 4 Akten von Albert Lortzing. Text nach Fouqué's Erzählung frei bearbeitet. Tanz von Emil Graeb. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dekorative Einrichtung vom Ober⸗

Inspektor Brandt. Dirigent: Musikdirektor Stein⸗ mann. Anfang 7 ½ Uhr.

Schauspielhaus. 131. Vorstellung. Coriolan. Historisches Drama in 5 Aufzügen von William Shakespeare, übersetzt von Schlegel und Tieck. Nach der Bühneneinrichtung von Wilhelm häuser in Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Max Grube. Dekorative Einrichtung vom Ober⸗Inspektor Brandt. Anfang 7 ½ Uhr.

Neres Opern⸗Theater. Der Verschwender. Original⸗Zauberm irchen in 3 Aufzügen von Ferdinand Fesannd. Musik von Konradin Kreutzer. Anfang

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Montag: Opernhaus. 121. Vorstellung. Lucia von Lammermoor. Oper in 3 Akten von Gastano Donizetti. Text von S. Camerano. (Lucia: Signorina Franceschina Prevosti, Edgardo: Herr Emil Götze, Königlicher Kammersänger, als Gäste.) Slavische Brautwerbung. Tanzbild von Emil Graeb. Musik komponiert und arrangiert von P. Hertel. (Mit Einlagen von J. Brahms.) Anfang 7 ½ Uhr.

Schauspielhaus. 132. Vorstellung. Sappho. Trauerspiel in 5 Aufzügen von Franz Grillparzer. Anfang 7 ½ Uhr.

Opernhaus. Dienstag: Die Afrikanerin. An⸗ fang 7 Uhr. Mittwoch: Undine. Anfang 7 Uhr. Donnerstag: Carmen. (Carmen: oe e Pre⸗ vesti; Don José: Herr Emil Götze, als Gäste.) Freitag: Cavalleria rusticana. Zum 300. Male: Der Barbier von Sevilla. Sonn⸗ abend: Die Meistersinger von Nürnberg. (Hans Sachs: Herr Theodor Reichmann, Wien; Stolzing: Herr Emil Götze, als Gäste.) An⸗ fang 6 ½ Uhr. Sonntag: Haschisch. La Traviata. d Signorina Prevosti, als Gast.) Anfang

r. Schauspielhaus. Dienstag: Neu einstudiert: Der zerbrochene Krug. Die gelehrten Frauen. Mittwoch: Coriolan. Donnerstag: Der zer⸗ brochene Krug. Die gelehrten Frauen. Freitag: Coriolan. Sonnabend: Viel Lärmen um Nichts. Sonntag: Coriolan.

Neues Opern⸗Theater. Sonntag: Der Ver⸗ schwender. 1“

5

Deutsches Theater. Sonntag, Nachmittags 2 ½ Uhr: Hamlet. Abends 7 ½ Uhr: Die ver⸗ sunkene Glocke.

Montag: Einsame Menschen.

Dienstag: Neu einstudiert: Die Räuber.

Berliner Theater. Sonntag, Nachmittags

2 ½ Uhr: Die Brüder. Abends 7 ½ Uhr: Renaissance.

Montag: Faust. Anfang 7 Uhr. Dienstag: Kaiser Heinrich.

Lessing⸗Theater. Sonntag: Die Geisha, oder: Eine japanische Theehaus⸗Geschichte. Operette in 3 Akten von Owen Hall. Musik von Sidney Jones. Deutsch von C. M. Roehr und Julius Freund. (Ferenczy⸗Ensemble.) Anfang 7 ½ Uhr.

Montag: Die Geisha. (Ferenczy⸗Ensemble.)

Dienstag: Die Geisha. (Ferenczy⸗Ensemble.)

Restoͤenz⸗Theater. Direttion: Sigmund Lauten⸗ burg. Sonntag (letzte Sonntags⸗Vorstellung): Vaterfreuden. Schwank in 3 Akten von P. Hirsch⸗ berger und G. Klitscher. Vorher: Der neue

Ganymed. (Café Lefort.) Schwank in 1 Akt

von Bolten⸗Bäkers. Anfang 7 ½ Uhr.

Montag und folgende Tage: Vaterfreuden. Vorher: Der neue Ganymed.

Neues Theater. Schiffbauerdamm 4 a./5. Direktion: Sigmund Lautenburg. Sonntag: Gast⸗ spiel des Herrn Willem Royaards vom Königlich Niederländischen Theater in Amsterdam. Trilby. Schauspiel in 4 Akten nach George Maurier und 3 Potter, deutsch von Emanuel Lederer. In

cene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Anfang 7 ½⅞ Uhr. Nachmittags 3 Uhr: Zu halben Preisen: Marrelle. Komödie in 4 Akten von Victorien Sardou.

Montag: Trilby.

Schiller⸗Theater. Sonntag. Nachmittags 3 Uhr: Maria Stuart. Abends 8 Uhr: Bauernehre. Der eingebildete Kranke.

Montag, Abends 8 Uhr: Zum ersten Male: Madame Bonivard. ö1“

Theater des Westens. Kantstraße 12. (Bahn⸗ hof Zoologischer Garten.) Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: halben Preisen: Maria Stuart. Abends 7 ½ Uhr: Gastspiel des Herrn August Junkermann, des Herrn Franz Guthery und Fräulein Martha Glück. Unser Doctor.

Montag: Gastspiel des Herrn August Junkermann. Hanne Nüte’s Abschied. Hierauf: Müller Voß. Zum Schluß: Jochen Päsel, wat büst

Dienstag: Unser Doctor.

Theater Unter den Linden. Behrenstr. 55/57. Direktion: Julius Fritzsche. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Bei halben Preisen: Der Obersteiger. Operette in 3 Akten von M. West und L. Held. Musik von C. Zeller. Abends 7 ½ Uhr: Gastspiel des Fräuleins Annie Dirkens vom Theater an der Wien in Wien. Der Vogelhändler. Operette 2 3 See von M. West und L. Held. Musik von

. Zeller.

ontag: Gastspiel des Fräuleins Annie Dirkens. Der Vozgelhändler.

Thalia⸗-Theater (vorm. Adolph Ernst⸗Theater). Dresdenerstraße 72/73. Direktion: W. Hasemann. Sonntag: Letztes Gastspiel der Frau Julie Kopaczy⸗Karczag und des Herrn Oscar Bauberger vom Stadt⸗Theater in Leipzig. Die schöne Helena. Fpaäctte in 3 Akten von J. Offenbach. Anfang

r. Montag und folgende Tage: Frau Lieutenant.

Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Meta Blank mit Hrn. Sec.⸗Lieut. Winkelmann (Berlin). Frl. Marie Holtzheuer mit Hrn. Pastor Carl Hild (Weferlingen Wilhelmsdorf b. Bielefeld). Frl.-⸗Margaretha Oblert mit Hrn. Sec.⸗Lieut. Ottmar Klinger (Gr. Lichterfelde). . Gertrud Schultz mit Hrn. Musikdirektor Leo Zellner (Steglitz Berlin). Frl. Frieda Gumpert mit Hrn. Fabrikbesitzer Wilhelm Ruß (Brandenburg a. H. Berlin⸗ Charlottenburg). 3

Verehelicht: Hr. Dr. Adolf von Bardeleben mit Frl. Louise von Etzel (Berlin).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. von Jena (Nettelbeck). Hrn. von Bethe (Reichenbach). Gestorben: Hr. Pfarrvikar Wilhelm von Mutiuns (Jannowitz i. Schl.). Fr. Gymnasial⸗Ober⸗ lehrer Charlotte Sander, geb. Cabos (Anklam). bn Lieut. a. D. Grafen Bertold von Erlach ochter Elisabeth (Gerzensee b. Bern, Schweiz). Frl. Anne de la Croix (Berlin). Verw. E. Ritter 2 Johanna Miketta, geb.

tokowy (Januschkowitz).

Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth in Berlin.

Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sechs Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage). 8 4

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Bemerkungen.

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Die verkaufte Menge wird auf volle Doppelzentner und der Verkaufswerth auf volle Mark abgerundet mitgetheilt. Der Durch⸗

schnittspreis wird aus den unabgerundeten Zahlen berechnet.

Ein liegender Strich Ep. in den Spalten für Preise hat die Bedeutung, daß der betreffende Preis nicht vorgekommen ist; ein S

Punkt (.) in den letzten sechs

alten, daß entsprechender Bericht fehlt.

Preußischer Landtag. Haus der Abgeordneten. 84. Sitzung vom 14. Mai 1897.

Auf der Tagesordnung steht zunächst die erste Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Entschädigung für Verluste durch Schweinekrankheiten in der Provinz Schlesien.

Ueber den ersten Theil der Debatte ist gestern berichtet

worden. 8 Abg. Ring (kons.) hält, wie hier kurz wiederholt sei, diese Schweineversicherung für zwecklos, solange die russische Grenze nicht gänzlich gesperrt sei. Der von ihm, dem Redner, nach Schlesien andte Thierarzt habe gegen den beamteten Grenz⸗Thierarzt, weil ser dem Ministerium einen falschen Bericht über ihn eingesandt hatte, Privatklage angestrengt; das Gericht habe aber nach Eingreifen des Staatsanwalts dem beamteten Thierarzt den Schutz des § 193 t und die Klage abgewiesen. Redner bittet nunmehr den

ter, dem Beleidigten eine Ehrenerklärung zu geben. gei Minister für Landwirthschaft ꝛc. Freiherr von Hammer⸗ ein:

Meine Herren! Auf die ersten Ausführungen des Herrn Abg. Ring habe ich keine Veranlassung näher einzugehen. Er sagte, daß nach seiner Auffassung das Gesetz über Schweineversicherung so lange bedeutungslos sei, als nicht eine absolute Grenzsperre eingeführt sei. Das hohe Haus wird darüber zu entscheiden haben, ob diese Ansicht richtig oder nicht richtig ist. Ich jedenfalls habe keine Veranlassung, mich jetzt schon dazu zu äußern. Sollte ich mich dazu äußern müssen, so würde meine Meinung sein, daß die Ansicht des Herrn Ring nicht zutreffend ist.

Herr Ring hat dann die Frage an mich gerichtet, ob das Ein⸗ greifen des Ersten Staatsanwalts in die Verhandlungen über die Privatklage, die der Thierarzt Arnons gegen den Kreis⸗Thierarzt an⸗ gestrengt hat, auf meine Veranlassung geschehen sei. Ich erkläre be⸗ stimmt, daß das nicht der Fall ist. (Hört! hört! rechts.) Ich habe allerdings durch einen Bericht des Regierungs⸗Präsidenten Kenntniß davon erhalten, daß das geschehen sei, habe über den vollständigen Vorgang aktenmäßiges Material zur Zeit noch nicht, erwarte das in diesen Tagen. Ich bemerke aber hier schon, daß die Lage der ganzen Angelegenheit, also die Lage der Privatklage und die Frage, ob der Erste Staatsanwalt befugt war, in das Privatklageverfahren einzugreifen, wie das Herr Ring geschildert hat,eine derartige ist, daß nicht mehr mein Ressort, sondern dasjenige des Herrn Justiz⸗Ministers jetzt für die streitigen Fragen zuständig ist.

Dann hat Herr Abg. Ring an mich die Frage gerichtet, ob ich nächt aus dem mir vorgelegten Material die Ueberzeugung habe ge⸗ winnen müssen, daß der Kreis⸗Thierarzt unrichtige Mit⸗

theilungen in seinem offiziellen Bericht gemacht habe und daß Herr Arnons durchaus korrekt in dieser Sache gehandelt habe?

Ich beantworte die Frage dahin: Die Darlegungen des Herrn Ring, auch das mir vorgelegte Aktenmaterial reichen nicht aus, um über den springenden Punkt Klarheit zu verschaffen. Der springende Punkt ist der, ob Herr Arnons bei seinem Erscheinen bei dem Kreis⸗ Thierarzt behauptet hat, er sei heimlich von dem Minister nach Schlesien geschickt, um hinter dem Rücken des Kreis⸗Thierarztes zu konstatieren, ob letzterer seine Pflicht erfüllt habe oder nicht. Diese Frage ist durch die Mittheilungen des Herrn Ring, ebenso⸗ wenig durch das mir vorgelegte Aktenmaterial des Herrn Ring nicht klargestellt. Sie wird erst klargestellt werden können, wenn gegen das Erkenntniß, das jetzt in erster Instanz ergangen ist, die Betheiligten Berufung erheben und nun, wie ich hoffe, in zweiter Instanz das Erkenntniß aufgehoben wird und eine vollständige Klarstellung dieser Frage durch die Zeugenvernehmung eingetreten sein wird.

Alle übrigen Dinge, die Herr Ring angeführt hat, sind nebensächlicher Natur. Wenn wirklich einzelne Angaben des Herrn Kreis⸗Thierarztes, wie Herr Ring behauptet, nicht vollständig zutreffend sind; wenn es richtig ist, daß schon mehrere Tage vor diesen Vorgängen durch die Händler dem Kreis⸗Thierarzt Mittheilung geworden sei, daß ich heimlich Thier⸗ ärzte nach dort schicken würde, um festzustellen, ob der Kreis⸗Thierarzt seine Pflicht erfülle, ob die Zustände an der russischen Grenze wirklich so seien, wie sie Herr Ring schildert so hat das mit dieser Sache nichts zu thun. Es kommt darauf an, ob es richtig ist, daß Herr Arnons sich bei dem Kreis⸗Thierarzt mit der Bemerkung eingeführt hat, er sei von mir oder dem Herrn Unter⸗ Staatssekretär Sternberg geschickt, und diese Sache ist zur Zeit noch nicht klargestellt, auch nicht durch das Material, das Herr Ring mir zugestellt hat. Zur Zeit steht Behauptung gegen Behauptung.

Uebrigens muß ich ein weiteres Eingehen auf die Sache bis dahin ablehnen, bis das Material über den ganzen Verlauf der Sache mir vom Königlichen Regierungs⸗Präsidenten mitgetheilt ist. 8

Abg. Gamp (fr. kons.) beantragt, die Vorlage der um sieben Mitglieder zu verstärkenden Agrarkommission zu überweisen, und zieht eine freiwillige Versicherung der Zwangsversicherung vor. Die An⸗ gelegenheit sei überhaupt noch nicht spruchreif, oder die Zwangs⸗ versicherung müßte mindestens auch auf Posen und Brandenburg aus⸗

ehnt werden. 8 Ober⸗Regierungs⸗Rath von Friedberg widerspricht diesen Bedenken. Die Regierung habe auf den Wunsch des Hauses denselben Gesetzentwurf für den ganzen Staat fallen lassen. Dieses Provinzialgesetz set Fäsghege auf Wunsch des schlesischen Provinzial⸗

eingebracht.

898 1ace,„ (kons.) führt aus, daß die Vorlage einer großen Fahl seiner Freunde allerdings sympathisch sei, daß sie die⸗

selbe aber noch für verfrüht hielten. Der obligatorische Charakter der Versicherung müsse abgemildert werden. Vor allem müsse die Re⸗ gierung darin fest geworden sein, die Landwirthschaft durch vollständige Grenzsperre schützen zu wollen.

Minister für Landwirthschaft ꝛc. Freiherr von Hammer⸗ tein:

Der geehrte Herr Vorredner hat aus meinen Aeußerungen den Schluß gezogen, ich hätte mich dahin ausgesprochen, daß die Grenz⸗ sperre ich nehme an, gegen Rußland nicht möglich sei. Ich weiß nicht, aus welcher Aeußerung diese Folgerung hat gezogen werden können. Ich habe mich über die Frage überall nicht geäußert, habe dazu auch keine Veranlassung gehabt.

Dann möchte ich allgemein darauf hinweisen, daß der Herr Ab⸗ geordnete meines Erachtens den Beschluß des Schlesischen Provinzial⸗ Landtages nicht richtig auslegt. Der Beschluß des Schlesischen Land⸗ tages lautet:

Der Erlaß eines Gesetzes, welches dem Provinzialverbande die Befugniß zur Einführung einer obligatsrischen Schweineversicherung giebt, ist geboten.

Also der Landtag verlangt den Erlaß eines solchen Gesetzes. Es heißt dann, die Ausführung dieses Gesetzes köͤnne erst dann vom Provinzial⸗Landtage beschlossen werden also die Durchführung des Gesetzes —, wenn es auch in den Nachbarprovinzen zur Durchführung komme. Das ist etwas ganz Anderes, als was der geehrte Herr Abgeordnete dem hohen Hause anheimgiebt, nämlich das Gesetz abzulehnen. Damit würde man mit dem Beschluß des Pro⸗ vinzial⸗Landtages von Schlesien in Widerspruch treten, denn der ver⸗ langt ja den Erlaß des Gesetzes.

Meine Herren, wenn wir uns auf den Weg des Herrn Vorredners begeben, dann beginnen wir zweifellos einen circulus vitiosus. Wir haben vor zwei Jahren versucht, ein Gesetz zu erlassen, welches die Grundlagen schafft, auf denen jeder Provinzialverband eine Ver⸗ sicherung gegen die Schweinekrankheiten einführen könnte. Darin hatten wir eine sehr viel größere Zahl von Latitüden gegeben als in diesem Gesetz. Das Gesetz hat der hohe Landtag abgelehnt, ob⸗ gleich auch damals für die einzelnen Provinzialverbände nur die fakultative Möglichkeit, das Gesetz zur Durchführung zu bringen, ge⸗ schaffen werden sollte. Der Landtag war aber der Ansicht, die meisten Provinzen wollen ein solches Gesetz nicht, und aus diesem Grunde lehnte damals der Landtag das Gesetz ab. Herr Gamp beantragt nun, nicht ein allgemeines Gesetz für die ganze Monarchie zu erlassen, sondern das Gesetz für diejenige Provinz zu schaffen, die, wie damals schon vorlag, wünschte, daß ein solches Gesetz erlassen werde. Der Anheimgabe hat die Staatsregierung Folge geleistet, ich habe mich also auf diesen Beschluß des hohen Hauses gestellt und jetzt sucht man wieder darzulegen, daß die Staatsregierung einen verkehrten Weg betreten.

Abg. von Arnim (kons.) hofft, daß das Gesetz in der Agrar⸗ kommission eine annehmbare Fassung erhalten werde; es könne aber nur wirksam sein, wenn die Grenze gesperrt werde. Die Höhe der Prämien könne noch herabgesetzt werden, wenn man neben der Zwangs⸗ versicherung der Schweine noch die Zwangsrückversicherung einführe.

Abg. Gorke (Zentr.) stellt sich der Vorlage sympathisch gegen⸗ über und spricht sich namentlich für die Zwangsversicherung aus.

Abg. Ring (d. kons.) hebt hervor, daß der Grenz⸗Thierarzt der Regierung berichtet habe, die Seuchen würden fortgesetzt von Rußland nach Schlesien eingeschleppt, daß aber trotzdem die Grenze nicht

esperrt worden sei. Der von ihm entsandte Thierarzt Arnons sei der Berliner Schutzmannschaft gewesen, und diese Stellung sei ihm gekündigt worden am Tage darauf, nachdem Redner von seiner Entsendung in das Seuchengebiet im Hause Mittheilung gemacht habe. Der Minister solle endlich dem Wunsch nach Sperrung der Grenzen Folge leisten. stei Minister für Landwirthschaft ꝛc. Freiherr von Hammer⸗ ein:

Meine Herren! Ich habe keine Veranlassung, auf die Dar⸗ legungen, die Herr Ring über Steinbruch gemacht hat, näher ein⸗ zugehen; ich will nur feststellen, daß, als der erste Fall einer Ver⸗ seuchung deutscher Viehbestände durch Import aus Steinbruch statt⸗ gefunden hatte, sofort die Sperrung von Steinbruch eingetreten ist. Das scheint Herr Ring vergessen zu haben.

Meine Herren, die Gründe, aus denen der Schluß der Grenze gegen Rußland im oberschlesischen Gebiet bisher nicht stattgefunden hat, sind doch hier im hohen Hause genugsam bekannt, da sie zu wiederholten Malen Gegenstand eingehender Verhand⸗ lungen waren. Es sind im wesentlichen Gesichtspunkte im Interesse der Ernährung der oberschlesischen Industriebevölkerung gewesen (Widerspruch rechts), und dafür sind sowohl der Ober⸗Präsident wie der Regierungs⸗Präsident, die betheiligten Landräthe und ein großer Theil schlesischer Bewohner selbst eingetreten. Außerdem konnte man auf einmal das frühere große Kontingent nicht beseitigen. Seit Jahresfrist, wenn ich nicht irre, ist das Kontingent auf ein Drittel von dem zurückgeführt, was es früher war. Außerdem ist es sehr bestreitbar, ob dann, wenn Vieh direkt von der Grenze auf einer kurzen Strecke bis in die Schlachthäuser geführt wird unter den nöthigen Kautelen und dort abgeschlachtet wird, dadurch wirklich eine erhebliche Gefahr für die heimischen Viehbestände herbei⸗ geführt wird.

Im übrigen kann ich nur erklären, daß die Staatsregierung gewillt gewesen ist, die Sperre gegen Rußland weiter durchzuführen; die Frage, ob und wann das geschehen kann, ist nach den verschiedenen Richtungen hin Gegenstand der Prüfung im Staats⸗Ministerium. Meine Herren, wie Herr Ring dazu kommen kann, aus der Sachlage, in der die Privatklage des Herrn Arnons gegen den Kreis⸗Thierarzt sich befindet, eine Uneinigkeit in den Spitzen der Staatsbehörden zu konsta⸗ tieren, ist mir vollständig unerfindlich. Es ist doch Herrn Ring auch wohl bekannt, daß in Privatangelegenheiten jeder seine Interessen und Rechte selber wahrnehmen muß. Wenn in erster Instanz die Privatklage abgewiesen ist, und wenn unberechtigter Weise, wie Herr Ring meint, der Ober⸗Staatsanwalt sich in das Verfahren ein⸗ gemischt hat, so steht dem Betheiligten einmal gegen das unbefugte

Einmischen des Ober⸗Staatsanwalts Beschwerde an dessen vorgesetzte