1897 / 136 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 12 Jun 1897 18:00:01 GMT) scan diff

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Comes in Magdeburg, Knispel in Memel und Kres in

Landsberg a. W.

Der bisherige Stadt⸗Baumeister, Königliche Regierungs⸗ Baumeister Richard Schultze ist zum Land⸗Bauinspektor im technischen Bureau der Bauabtheilung des Ministeriums der

öffentlichen Arbeiten ernannt worden.

8

Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten.

Bekanntmachung.

8 Jur Abhaltung der durch meine allgemeine Verfügung vom 31. Mai 1894 eingeführten wissenschaftlichen Prü⸗

fung der Lehrerinnen habe ich Termin auf 5 Donnerstag, den 16. Dezember d. J356,. Vormittags 9 Uhr, 2

m Gebäude der hiesigen Augustaschule, Kleinbeerenstraße

Nr. 16/19, enseset⸗ 8 Die Meldungen zu dieser Prüfung sind bis spätestens um 15. September d. J. und zwar seitens der im Lehr⸗

amte stehenden Bewerberinnen durch die vorgesetzte Dienst⸗ behörde, seitens anderer Bewerberinnen unmittelbar an

mich einzureichen. Ich mache noch besonders darauf aufmerksam, daß nach § 4 der Prüfungsordnung vom 31. Mai 1894 der Meldung in selbstgefertigter Lebenslauf sowie die Zeugniss über die hestandenen Prüͤfungen und die bisherige Lehrihätigkeit beizu⸗ ügen sind, auch die Bewerberinnen die Fächer zu bezeichnen haben, in welchen sie die Prüfung abzulegen wünschen. Berlin, den 10. Juni 1897. Der Minister 5 der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗An Im Auftrage: Kügler.

Königliche Akademie der Künste. 8 Bekanntmachung. Bei dem diesjährigen, laut Bekanntmachung vom 20. September 1896 auf dem Gebiet der Musik eröffneten Wettbewerb um den Preis der Zweiten Michael Beer⸗ chen Stiftung ist dieser keinem der drei Bewerber zuerkannt vorden, weil nach dem Urtheil der berufenen Preisrichter die ingereichten Arbeiten den an sie zu stellenden Anforderungen icht genügt haben. 8 Berlin, den 9. Juni 1897. Königliche Akademie der Künste. Der Senat, Sektion für Musik. Dr. M. Blumner.

Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten.

„Der Kreis⸗Thierarzt Richter in Bunzlau ist in die ierarztstelle des Kreises Löwenberg versetzt worden

]

8 Justiz⸗Ministerium.

Versetzt sind: der Amtsrichter Riehl in Petershagen als Landrichter an das Landgericht in Duisburg, der Amtsrichter Seiler in Gräfenhainchen an das Amtsgericht in Osterwieck und der Amtsrichter Dr. Lorenz in Beelitz an das Amts⸗ gericht I in Berlin.

Bei dem Landgericht I in Berlin sind ernannt: der Kauf⸗ mann Gustav Ziersch in Berlin zum stellvertretenden Handels⸗ richter, wiederernannt: der Kaufmann George Joachims⸗ thal in Berlin zum Handelsrichter, der Fabrikbesitzer Heinrich Buchholz und der Kaufmann Hermann Bamberg in Berlin zu stellvertretenden Handelsrichtern.

Dem Staatsanwalt Dyhrenfurth in Liegnitz ist die nachgesuchte Dienstentlassung mit Pension ertheilt.

Den Notaren, Justiz⸗Rath Wolff in Bedburg und Silberstein in Danzig ist die nachgesuchte Entlassung aus dem Amt ertheilt.

Der Rechtsanwalt Schenck in Petershagen ist zum Notar für den Bezirk des Ober⸗Landesgerichts zu Hamm, mit An⸗

eisung seines Wohnsitzes in Petershagen, ernannt.

In der Liste der Rechtsanwalte sind gelöscht: der Rechts⸗ anwalt Pohl in Niederbreisig bei dem Amtsgericht in Sinzig, der Rechtsanwalt Reitz bei dem Amtsgericht in Steele, der Rechtsanwalt Sternfeld bei dem Amtsgericht in Kulm und der Rechtsanwalt Schlüter bei dem Amtsgericht in Bentschen.

In die Liste der Rechtsanwalte sind eingetragen: der Rechtsanwalt, Justiz⸗Rath Caesar aus Frankfurt a. M. bei dem Amtsgericht in Homburg v. d. H., der Rechtsanwalt Dr. Regensburger aus Frankfurt a. M. bei dem Landgericht I. in Berlin, der Rechtsanwalt Sternfeld aus Kulm bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Stettin, der frühere Amtsrichter Frenzel bei dem Amtsgericht in Oberglogau, der Gerichts⸗Assessor Dr. Schwarzschild bei dem Landgericht in Frankfurt a. M., der Gerichts⸗Assessor Herzfeld bei dem Landgericht in Halle a. S., der Gerichts⸗Assessor Selmar Schlesinger bei dem Amtsgericht in Köpenick, mit dem Wohnsitz in Friedrichshagen, und der Gerichts⸗Assessor Winkler bei dem Amtsgericht in Weißensee.

Der Ober⸗Staatsanwalt Müller in Posen und der und Notar, Justiz⸗Rath Fuisting in Jauer sind gestorben. .

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Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 23 der „Gesetz⸗Sammlung“ enthält unter

Nr. 9912 das Gesetz wegen Abänderung der 8 8 und 12 des Gesetzes, betreffend die Fürsorge für die Wittwen und Waisen der unmittelbaren Staatsbeamten, vom 20. Mai 1882, vom 1. Juni 1897.

Berlin W., den 12. Juni 1897.

Königliches Gesetz⸗Sammlungs⸗Amt. Weberstedt.

Nichtamtliches. Deuntsches Reich.

Ihre Majestät die Kaiserin und Königin besuchten heute in Potsdam das Katholische St. Josephs⸗Krankenhaus

und beabsichtigten Nachmittags nach Berlin zu kommen, um im Königlichen Schlosse Audienzen zu ertheilen. 11““

L

Deerr Kaiserliche Botschafter in Wien Graf sn Eulenburg ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Botschaft wieder übernommen.

Kiel, 12. Juni. Der Kreuzer „König Wilhelm“ mit Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Heinrich an Bord ist heute Mittag von hier nach Portsmouth in See gegangen.

Sachsen.

Ihre Majestäten der König und die Königin gedenken, dem „Dresdener Journal“ 2 am Montag Vormittag von Sibyllenort nach Leipzig abzureisen, wo die Ankunft um 5 Uhr 26 Minuten erfolgen wird. Bei der Ankunft in Leipzig findet auf dem Dresdener Bahnhofe großer Empfang statt. Vom Bahnhofe aus begeben Ihre Majestäten sich in das Königliche Palais. Abends 1⁄210 Uhr findet seitens der Studierenden der Universität ein

ackelzug statt, welchen Ihre Majestäten vom Palais aus in Augenschein nehmen werden. Am Dienstag, Vormittags 11 Uhr, wollen Ihre Majestäten der feierlichen Einweihung der neu⸗ bez. umgebauten Universitätsgebäude in der Aula beiwohnen und Nachmittags sowie am Mittwoch Vormittag die Sächsisch⸗Thüringische Industrie⸗ und Gewerbe⸗Ausstellung besuchen. Am Mittwoch Nachmittag werden Ihre Majestäten gegen 4 Uhr die Rückreise nach Dresden⸗Strehlen antreten.

Das auf Anordnung des Königlichen Gesammt⸗ Ministeriums herausgegebene Staatshandbuch für das Königreich Sachsen auf das Jahr 1897 ist im Kom⸗ missionsverlag von C. Heinrich in Dresden erschienen. Das⸗ selbe ist nach dem Stande vom 1. Mai bearbeitet.

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. 1“

Ihre Majestäten die Königin und die Königin⸗

Regentin der Niederlande haben Weimar gestern Vor⸗

mittag wieder verlassen und die Rückreise nach dem Haag an⸗

getreten. Seine Königliche Hoheit der Großherzog hat sich

zum Besuch des Grafen von gech nach Schlitz begeben und wird demnächst auf der Wartburg Aufenthalt nehmen. 8

Sachsen⸗Coburg⸗Gotha.

Der gemeinschaftliche Landtag der Herzogthümer Coburg und Gotha genehmigte gestern die am Tage zuvor Gehälter der Regierungs⸗Sekretäre und Registratur⸗ eam en. 111““

Elsaß⸗Lothringen. GX Der Kaiserliche Statthalter Fürst zu Hohenlohe⸗ Langenburg wird sich, dem „W. T. B.“ zufolge, am Montag Straßburg zu mehrtägigem Aufenthalt nach Berlin 1XX““ 8

OesterreichUngarn.

Der Finanzausschuß des ungarischen Unter⸗ hauses hat die Vorlage, betreffend die Verlängerung der im Vorjahre gewährten Erhöhung der Zuckerprämie, angenommen. Der Finanz⸗Minister von Lukacs und Koloman Tisza hatten erklärt, die Maßregel entspreche nicht allein den öster⸗ reichischen, sondern hauptsächlich den ungarischen Wirthschafts⸗ Interessen.

Die Deputirtenkammer begann gestern die Berathung des Gesetzentwurfs, durch welchen die Regierung ermächtigt wird, Zölle, die sie zum Gegenstande eines besonderen Gesetzes zu machen beabsichtigt, sofort und bis das Parlament seine Entscheidung getroffen, durch einfachen Erlaß zur Anwendung zu bringen, falls sie eine Spekulation in Importartikeln ver⸗ hindern will (Prqjet cadenas). Der Berichterstatter RKenault sprach für d Gesetzentwurf.

Italien.

In der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer er⸗ klärte der Unter⸗Staatssekretär im Ministerium des Innern Serara, in Beantwortung einer Anfrage des Deputirten Cavalli über die vorgestrigen Unruhen in Vicenza: dieselben seien infolge von Mißhelligkeiten zwischen dem Munizipalausschuß und der klerikalen Partei ausgebrochen. Es seien keine Bürger bei den Unruhen verwundet worden. Der Unter⸗Staatssekretär beklagte den Zwischen⸗ fall und schloß mit der Versicherung, daß die Ordnung wieder hergestellt sei. Der Unter⸗Staatssekretär im Ministerium des Aeußern Graf Bonin erwiderte auf eine Anfrage des Deputirten Imbriani über neuerliche türkische Metzeleien auf Kreta, daß die Regierung keine Nachrichten über Metzeleien erhalten habe, welche die Türken in der letzten Zeit auf Kreta verübt hätten. Die einzigen Fälle der jüngsten Zeit seien am 2. d. M. aus Suda gemeldet worden. Danach wären nach den Erfolgen der Türken in Thessalien die kretischen Mohamedaner erregter geworden und hätten einige Christen getödtet, um sich für die früheren Mordthaten zu rächen. Die Ausschreitungen seien sofort unterdrückt worden und einige Türken unter dem Verdachte, Griechen er⸗ mordet zu haben, verhaftet worden. Der Unter⸗Staatssekretär versicherte, die Mächte verfolgten mit der Belassung ihrer Truppen auf Kreta hauptsächlich das Ziel, etwaige Unruhen, sei es von seiten der Türken, sei es von seiten der Griechen, zu verhindern. 1—

Türkei. 8

Das Wiener „Telegr.⸗Korresp⸗Bureau“ meldet aus Kon⸗ stantinopel, daß die Vertagung der für vorgestern angesetzten Sitzung in Sachen der Friedensverhandlungen auf heute darauf zurückgeführt werde, daß der Minister des Aeußeren Tewfik Pascha von dem Sultan noch keine endgültige Ent⸗ schließung bezuͤglich der Zurückgabe Thessaliens gegen das Zugeständniß einer Grenzberichtigung habe erlangen können. Obwohl in dieser Beziehung, Schwierigkeiten nicht als ganz FxIeh⸗ gälten, 7 herrsche doch die Hoff⸗ nung auf die schließliche Erzielung einer Verständigung vor. Ueber die Frage der Kriegsentschädigung und der Kapitulationen könne in der Hauptsache ein Einverständniß konstatiert werden. Was die Finanzkräfte Griechenlands anlange, so wolle m

das Gutachten des am Montag in Konstantinopel eintreffenden britischen Finanz⸗Attachés Loew abwarten.

Nach einer dem „Standard“ aus Konstantinopel von gestern zugegangenen Depesche veraute dort, daß die Mächte beabsichtigten, als Beitrag zur Unterhaltung der im Felde stehenden türkischen Armee Griechenland die Zahlung von 7000 Pfd. täglich vom Tage der Einstellung der Feindselig⸗ g ab bis zur Unterzeichnung des Friedensvertrages aufzu⸗ erlegen.

Das Wiener „Telegr.⸗Korresp.⸗Bureau“ meldet, daß der ehemalige Kommissär der Dette publique und Herausgeber des jungtürkischen Blattes „Mizan“ Nurad ey infolge von Meinungsverschiedenheiten mit dem Herausgeber des „Meschveret“ Riza Bey aus dem jungtürkischen Comité ausgetreten sei. Der Letztere sei in einer zu Genf abgehaltenen Comitésitzung aus dem Comité ausgeschlossen worden. In Regierungskreisen hoffe man infolge dieser Differenzen auf

eine Auflösung des Comités. 8

Amerika.

1“

Der Senat hat, wie „W. T. B.“ aus Washington

erfährt, den Abänderungsantrag angenommen, nach welchem der Zoll für raffinierten Zucker auf 185/100 Cent für das Pfund festgesetzt wird.

Nach einer dem „New⸗York Herald“ zugegangenen De⸗ pesche aus Buenos Aires vom 10. d. M. soll an der argentinischen Küste das uruguayische Kanonenboot „Suarez“ eine Streitmacht gelandet haben, wobei ein argentinisches Schiff zum Sinken gebracht worden sei. Die argentinische Regierung habe darauf eines ihrer Kanonenboote 8 dem Befehl ausgesandt, das Kanonenboot „Suarez“ zu apern.

Eine Depesche der „Times“ aus Buenos Aires vom gestrigen Tage meldet, daß dort die Kandidatur des Generals Roca für die nächste Präsidentschaftswahl verkündet worden sei und daß dessen Wahl für sicher gelte. Dieselbe esche meldet aus Uruguay, es solle dort eine Anzahl Auf⸗ ständischer in der Nähe von Salto und Paysandu stehen. Bezüglich der Landung uruguayischer Truppen an der argen⸗ tinischen Küste habe die argentinische Regierung von der Re⸗ gierung von Uruguay Aufklärung verlangt.

Asien.

Aus Simla vom gestrigen Tage meldet das „Reuter'’sche Bureau“, daß eine Abtheilung indischer Truppen von 300 Mann mit zwei Geschützen, welche dem britischen poli⸗ tischen Kommissar Gee zur Bedeckung diente, im Thale des Flusses Tochi nahe der afghanischen Grenze bei dem Orte Marza während der Mittagsruhe in verrätherischer Weise von Angehörigen des Malik⸗Stammes angegriffen worden sei. Dabei seien drei britische Offiziere, darunter ein Oberst, und 25 Mann getödtet, und Offiziere und Mannschaften schwer verwundet worden. Die Feinde, welche in überwäl⸗ tigender Stärke erschienen seien, hätten die Truppen nach dem Ueberfall mehrere Meilen weit verfolgt. Das 33. Pundschab⸗ Regiment der Eingeborenen⸗Infanterie hat Befehl erhalten, nach dem Ort, wo der Ueberfall stattfand, vorzurücken. Das 3. und 14. Sikhs⸗Regiment rücken nach Bannu, und das 2. Pundschab⸗Infanterie⸗Regiment rückt nach Kohat vor.

Das „Reuter'sche Bureau“ meldet aus YNokohama: es sei aus Söul die Nachricht eingetroffen, daß dort zahlreiche Verhaftungen vorgenommen worden seien. Angeblich seien Intriguen im Werke, um den König dahin zu beeinflussen, daß er seinen Vater zum Regenten ernenne und sowohl die russische als die japanische Partei bei Seite schiebe

Afrika.

Aus Prätoria vom gestrigen Tage berichtet das „Reuter'sche Bureau“, daß der Volksraad mit großer Majorität beschlossen habe, den 22. Juni zu Ehren des Jubiläums der Königin Victoria für einen gesetzlichen Festtag zu erklären.

Arbeiterbewegung.

Ueber den Ausstand der Fahrer und Schaffner der elektrischen Straßenbahn in Bochum (pgl. Nr. 134 d. Bl.) meldet die „Rh.⸗ Westf. Ztg.“, daß dieselben wiederholt versucht haben, Unter⸗ handlungen mit der Betriebsleitung anzuknüpfen, aber jedesmal mit dem Bemerken abgewiesen worden sind, daß der Be⸗ scheid, wonach die Ausständigen entlassen seien, bestehen bleibe. Von den einmal entlassenen Leuten soll überhaupt niemand wieder eingestellt werden. Aus diesem Grunde ist die Auszahlung des Lohnes und die Rückgabe der Uniformstücke bereits erfolgt. Die Anmeldungen von neuen Hilfskräften erfolgen so zahlreich, daß man boffr, in kürzester Frist den vollen Betrieb wieder aufnehmen zu können. Die Neueingestellten erhalten während der 10 bis 15 tägigen Lehrzeit 1 pro Tag, nach Beendigung derselben täglich 2,75 und nach einem Monat täglich 3 ℳ, außerdem noch eine Vierteljahrsprämie von 20 Die Wagenführer erhalten noch extra pro Tag 20 Kilometergelder. 8 1 8

In Wolgast ist der Ausstand der Tischler in der Kräft'schen Fabrik (vgl. Nr. 130 d. Bl.) zu Gunsten der Arbeiter beendet. Sämmtliche Tischler haben die Arbeit wieder aufgenommen.

Die Maurer Berlins (vgl. Nr. 135 d. Bl.) beschlossen, der „Voss. Ztg.“ zufolge, gestern Abend in einer zahlreich besuchten Ver⸗ sammlung, am nächsten Montag auf allen den Bauten in den Aus⸗ stand einzutreten, wo die Forderungen von 60 Stundenlohn und neunstündiger Arbeitszeit nicht bewilligt werden. Von einem General⸗ ausstand wurde von seiten der Lohnkommission abgerathen und deshalb vorläufig abgesehen.

Die Maler in Gmünd in Württemberg fordern, wie dem „Vorw.“ mitgetheilt wird, den Zehnstundentag und 40 Stunden⸗ lohn. Die Meister wollen bei elfstündiger Arbeitszeit nur 38 Stundenlohn zahlen. 1

In Frankenthal in der Rbheinpfalz stehen, demselben Blatte zufolge, seit Sonnabend 25 Küfer und Hilfsarbeiter der Franken⸗ thaler Faßfabrik im Ausstand (vergl. Nr. 131 d. Bl.).

Wie die „Voss. Ztg.“ aus Kopenhagen erfährt, wurde gestern Mittag um 12 Uhr in der gesammten Eisenindustrie Dänemarks die Aussperrung der Maschinenarbeiter (vgl. Nr. 132 u. 133 d. Bl.) zur Thatsache, wodurch etwa 4000, nach anderen Angaben 5000 Mann arbeitslos wurden. Die Arbeiter erhielten ihren Lohn und gleichzeitig ein Exemplar des Berichtes der Fabrikanten, worin h eine Dar⸗ stellung der Vorgänge geben, die zu dieser scharfen Maßregel geführt haben. Dann wurde den Arbeitern mitgetheilt, daß die Arbeit vor⸗ läufig eingestellt werde, worauf sie die Fabriken verließen. Ruhe⸗ störungen kamen nicht vor. 1

In der gestrigen Sitzung des Internationalen Berg⸗ arbeiter⸗Kongresses in London wurde „W. T. B.“ vasae nach lebhafter Debatte eine Resolution angenommen, welche die An⸗ stellung von Bergwerks⸗Inspektoren aus den Reihen der Bergarbeiter

verlangt.

Kunst und Wissenschaft.

xv. Kongreß für innere Medizin zu Berlin .“ 8 (9. bis 12. Juni). *)

In der gestrigen Nachmit tagssitzung berichtete, nach der „Voss. Ztg.“, Professor Lenhartz⸗Hamburg über seine neueren Erfahrungen mnit der Lumbalpunktion. Diese von Professor Quincke er⸗ dachte Methode besteht in der Entleerung der in den Rücken⸗ markshäuten sich befindenden Flüssigkeit. Lenhartz schilderte zuerst seine Beobachtungen an Chlorotischen nach der Lumbalpunktion. Dann

ing er auf die Ergebnisse ein, die er mit demselben Eingriff bei erebrospinalmeningitis (Entzündung der Hirn⸗ und Rückenmark⸗ szule) gewonnen hat. Hier wird die Punktion mit zu dem Zweck vorgenommen, die entleerte Flüssigkeit auf etwaigen Inhalt in kennzeichnenden Bakterien zu untersuchen. Der bakteriologische Befund ist hierbei nach den bisherigen Feststellungen kein einheitlicher. 8 Fürbringer (Berlin) knüpfte daran Mit⸗ theilungen über seine Erfahrungen auf dem gleichen Gebiet und er⸗ örterte seine Ergebnisse bei der Lumbalpunktion der tuberkulösen Meningitis. Prof. Quincke (Berlin) besprach sodann noch einige Fälle, in denen der Hirndruck auch nach der Lumbalpunktion fortbestand.

Darauf trat der Kongreß in die Besprechung des Eulen⸗ burg'schen Vortrages über die Basedow'sche Krankheit ein. Un⸗ mittelbar daran schloß sich ein Vortrag des Dr. F. Blum (Frank⸗ furt a. M.) „über ein synthetisch dargestelltes Spezificum“. Die Blum'schen Forschungen haben die wichtige Feststellung des Professors Eugen Baumann in Freiburg zum Ausgangspunkt, durch die das Vorkommen von Jod in der Schilddrüse zur Gewißheit ge⸗ macht wurde. Dadurch wurde die Forschung über die Bedeutung der Schilddrüse für die normale Funktion des Organismus in neue Bahnen gelenkt. Blum ist darauf aufmerksam geworden, daß eine große Reihe von Eiweißkörpern mit Jod eine feste Verbindung ein⸗ gehen. Er hat daraufhin alsbald unters ucht, in wie weit diese Jod. Eiweiß⸗ derivate der Jodsubstanz der Schilddrüse ähnlich physio osisch wirk⸗ sam sind; dabei zeigte es sich, daß an Tetanie erkrankte Hunde durch diese Substanzen gerettet werden konnten. Die gleichen Präparate steigerten den Stickstoff und Phospborsäureumsatz und verhielten sich danach physiologisch durchaus ähnlich dem von Baumann hergestellten Thyrojodin. Es liegt in den Blum’schen Versuchsergebnissen der Hinweis darauf, daß in der Schilddrüse, ron der man annehmen muß, daß sie ihr Jod durchpassierenden Jodverbin⸗ dungen entnimmt, Jod freigemacht wird und dieses dann sich mit einem Eiweißkörper der Schilddrüse umsetzt. Dr. Zülzer (Frankfurt a. M.) berichtete über Untersuchungen, welche die Blum'schen ergänzen. Nachdem dann nech Professor Rumpf (Hamburg) neuere Gesichtspunkte in der Behandlung chronischer Herzerkrankungen in einem längeren Vortrage erörtert hatte, machte Professor Albert Fraenkel (Berlin) klinischeundanatomische Mittheilungenüberakute Leukaemie nach Studien, die er gemeinsam mit dem Privatdozenten Dr. Karl Benda durchgeführt hat. Am Abend vereinigten sich die Kongreßtheilnehmer im Zoologischen Garten zu einem Festmahl.

Für das Königreich Bayern ist im Hinblick auf die Ein⸗ führung des Bürgerlichen Gesetzbuches für das Deutsche Reich und die hierdurch bedingte Veränderung der Einrichtung des Rechtsstudiums und der furistischen Prüfungen folgende, die Bestimmungen der Allerhöchsten Verordnung vom 12. Juli 1893, betreffend die sfür den höheren Justiz⸗ und Verwaltungs⸗ dienst und die Vorbereitung für diese Prüfungen, abändernde Bekannt⸗ machung vom 3. Mai d. J. amtlich veröffentlicht worden, welche bis zum Erlaß der in Aussicht genommenen neuen Prüfungsvorschriften in Geltung bleiben soll. 1

1) Das deutsche bürgerliche Recht hat künftighin den Mittel⸗ punkt des zivilrechtlichen Unterrichts zu bilden und im Lehrplan der Universitäten an die Stelle zu treten, welche gegenwärtig den beiden Vorlesungen über Pandekten und über Deutsches Privatrecht eingeräumt ist. 2) Dementsprechend wird an Stelle der Prüfung aus den in § 5 der Allerhöchsten Verordnung vom 12. Juli 1893 an erster und zweiter Stelle aufgeführten Gegenständen (Römisches Zivilrecht und Deutsches Privatrecht einschließlich des Handels⸗ und Wechselrechts) künftighin die Prüfung aus folgenden Gegenständen zu treten haben: a. Römische Rechtsgeschichte und System des Römischen Privat⸗ rechts, b. Deutsche Rechtsgeschichte und Grundzüge des Deutschen Privatrechtes, c. Deutsches bürgerliches Recht (Bürgerliches Gesetzbuch nebst reichs⸗ und landesrechtlichen Ergänzungen), d. Handels⸗ und Wechselrecht, e. Uebersicht über die Rechtsentwickelung in Bayern mit Rücksicht auf die einzelnen Landestheile.é 3) Die vorstehend unter Ziffer 2a und b angeführten Gegenstände werden einer frühestens nach drei Semestern der Studienzeit abzulegenden Zwischenprüfung zu⸗ gewiesen werden, die Gegenstände unter Ziffer 2c bis e werden bei dem wie bisher am Schlusse der Studienzeit abzulegenden I. juristi⸗ schen Examen zur Prüfung gelangen. 4) Der Zwischenprüfung haben sich erstmals diejenigen Kandidaten zu unterziehen, welche im Winter⸗Halbjahre 1897/98 ihre Universitätsstudien beginnen. Die erste Zwischenprüfung findet im Jahre 1899 statt. Derselben können sich auch Kandidaten unterziehen, welche das Studium vor dem Winter⸗Halbjahr 1897/98 begonnen haben. 5) Die Kandidaten, welche in den Jahren 1897 und 1898 der I. Prüfung sich zu unter ziehen haben, werden noch aus den bisherigen Prüfungsgegenständen geprüft werden. Die Kandidaten, welche im Jahre 1899 diese Prüfung ablegen, haben neben dem bisherigen Prüfungsstoff auch Fragen allge⸗ meiner Art aus dem neuen bürgerlichen Recht zu gewärtigen. Die Kandidaten des Prüfungsjahres 1900 werden aus den neu normierten Gegenständen geprüft werden mit der Maßgabe, daß sie, insofern sie nicht etwa freiwillig sich dem Zwischenexamen unterzsgen haben, neben den

ragen aus dem neuen bürgerlichen Recht auch Fragen aus dem

ömischen Zivilrecht und dem Deutschen Privatrecht zu beantworten haben werden. 6) Für die Kandidaten, welche die II. Prüfung in den Jahren 1897 und 1898 ablegen, verbleibt es bei den bisherigen Normen. Bei der II. Prüfung in den Jahren 1899 und 1900 haben die Kandidaten neben den bisherigen Aufgaben aus dem Landes⸗Zivil⸗ recht und dem Reichs⸗Zivilrecht und Zivilprozeßrecht auch Fragen aus dem neuen bürgerlichen Recht zu gewärtigen.

Zur Ausführung dieser Bestimmungen ist an die Senate der drei Landes⸗ Fanibersitäten seitens des Staats⸗Ministe⸗ riums des Innern für Kirchen, und Schulangelegenheiten im Einverständniß mit den Staats⸗Ministerien der Justiz und des Innern nachstehende Anweisung von demselben Tage ergangen: Vom Winter⸗Semester 1897/98 an haben an die Stelle der bisherigen Vor⸗ lesungen über Rechtsencyklopädie, Römische Rechtsgeschichte, Institutionen des Römischen Rechts, Pandekten, Deutsche Rechtsgeschichte, Deutsches Privatrecht, Bayerisches Landrecht folgende Vorlesungen zu treten: 1) Einführung in die Rechtswissenschaft, 2) Rechtsgeschichte und System des Römischen Privatrechts, 3) Deutsche Rechtsgeschichte und Grundzüge des Deutschen Privatrechts, 4) Deutsches bürgerliches Recht (Bürgerliches v, nebst reichs⸗ und landesrechtlichen Ergänzungen) in eingehender dogmengeschichtlicher Entwicklung, 5) Uebersicht über die Rechtsentwickelung in Bayern mit Rück⸗ sicht auf die einzelnen Landestheile. Die Vorlesungen über Handels⸗ und Wechselrecht sind wie bisher auch künftig als besondere Vor⸗ lesungen abzuhalten. Die Vorlesung über Deutsches bürgerliches Recht soll in jedem Semester wenigstens einmal voll vertreten sein. Die Gesammtzahl der Wochenstunden der neuen Vorlesungen soll keine größere sein, als die Gesammtzahl der Wochenstunden der Vorlesungen, an deren Stelle sie treten, bisher übungsgemäß gewesen ist. Im Ein elnen sind für die neuen Vorlesungen in Aussicht genommen für a. Einführung in die Rechtswissenschaft 2 bis 3 Stunden, b. Römische Rechtsgeschichte und System des Römischen Privatrechts zusammen 8 bis 1 Stunden, c. Deutsche Rechtsgeschichte und Grundzüge des Deutschen Privatrechts zusammen 6 bis 8 Stunden, d. Deutsches bürgerliches Recht 16 bis 20 Stunden, e. Uebersicht über die Rechtsentwicklung in

Bayern mit Rücksicht auf die einzelnen Landestheile 1 bis 2 Stunden insgesammt 33 bis 43 Wochenstunden. Es muß der größte Werth

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*) S. die Nrn. 133, 134 und 135 des „R

darauf gelegt werden, daß die Studierenden nicht nur die theoretischen

Vorlesungen besuchen, sondern auch an den exegetischen und praktischen Uebungen, insbesondere solchen mit schriftlichen Arbeiten, sich fleißig betheiligen. Es ist daber dafür Sorge zu tragen, daß solche Uebungen, insbesondere solche mit schriftlichen Arbeiten, in jedem Semester in ausreichender Zahl stattfinden. Die Uebungen werden in mindestens 2 Wochenstunden abzubalten sein. Uebungen, mit welchen schriftliche L verbunden sind, sollen als solche ausdrücklich angekündigt werden.

Aus Wien vom gestrigen Tage meldet „W. T. B.“ das Ab⸗ leben des ehemaligen Direktors des österreichischen Museums für Kunst und Industrie von Falke. Jakob von Falke, ein Bruder des 1876 in Dresden vberstorbenen Historikers Johannes

alke, war am 21. Juni 1825 in Ratzeburg geboren, widmete sich in

rlangen und Göttingen philosophischen Studien, wurde 1855 Konservator am Germanischen Museum in Nürnberg, 1858 vom Fürsten Liechtenstein als Bibliothekar und Direktor seiner Gemälde⸗Galerie nach Wien berufen, wo er 1864 zogleich die Stelle eines Kustos am K. K. österreichischen Museum für Kunst und In⸗ dustrie erhielt. Im Jahre 1871 wurde er zum Regierungs⸗Rath und 1885 zum Direktor des Museums an Eitelberger’s Stelle ernannt. Der Verstorbene ist auch vielfach als Schriftsteller des kulturgeschichtlichen und kunstgewerblichen Fachs mit großem Erfolg thätig gewesen. Genannt seien nur die Werke: „Geschichte des deutschen Kunstgewerbes“ (in Grote's „Geschichte der deutschen Kunst“, Berlin 1888) und „Aus dem weiten Reiche der Kunst“ (ausgewählte Aufsätze, das. 1893).

Land⸗ und Forstwirthschaft.

““ Saatenstand in Rußland. Die russische „Handels⸗ und Industrie⸗Zeitung“ hat in ihrer Nr. 108 vom 2. Juni/21. Mai d. J. eine auf Grund der Berichte der Landschaftsverwaltungen und ihrer eigenen Korrespondenten zu⸗ sammengestellte Uebersicht über den Saatenstand zum 1. Mai d. J. (alt. St.) veröffentlicht.

Wir entnehmen dieser Uebersicht nach einem von der „St. Peters⸗ burger Zeitang“ gebrachten Auszug Folgendes: 8

Die Wintersaaten kamen nach dem Winter auf einem recht be⸗ deutenden Flächenraum des schwarzerdigen Rayons in unbefriedigendem Zustande hervor. Die südwestlichen Gouvernements, die kleinrussischen, der Don mit dem nördlichen Kaukasus, sowie die nördlichen Gouverne⸗ ments Pensa, Tambow, Rjasan alle litten mehr oder weniger entweder unter der Dürre im Herbst oder unter dem anormalen Winter; im nördlichen Theil des Wolgagebiets in den Gouvernements Kasan und Kostroma waren ebenfalls im Frühling Beschädigungen zu verzeichnen, die vornehmlich auf die Fäulniß der Wurzel im aufgethauten Boden, der sich plötzlich mit tiefem Schnee bedeckte, zurückzuführen sind. Im füdlichen und südöstlichen Theil des schwarzerdigen Strichs theilte der dürre Herbst bekanntlich die Herbstsaat an vielen Orten in zwei Perioden. Die frühen Saaten gingen im Herbst auf, die späten Saaten konnten nicht mehr aufgehen, und es wurde stellenweise an⸗ enommen, daß sie ganz umgekommen sind. Wie es sich jetzt heraus⸗ stellt haben die späten Saaten verhältnißmäßig gut überwintert, während die frühen Saaten, in Ermangelung einer Schneedecke mehr von den Winterfrösten gelitten haben. In den südwestlichen Gouvernements haben die Rapsfelder am meisten gelitten, im Früh⸗ jahr wurden sie zum theil mit Sommergetreide besäet. Im allgemeinen hat sich beim Stand des Wintergetreires die Abnormität der Schnee⸗ decke am meisten fühlbar gemacht. Im südlichen und südwestlichen Theil des europäischen Rußlands, wo die Schneedecke nicht dauerhaft war und nur kurze Zeit gelegen hat, erfroren die Saaten zum theil; im nordöstlichen Theil des schwarzerdigen Strichs, sowie auch in einigen Gouvernements außerhalb des schwarzerdigen Rayons waren die großen Schneemengen, die sich auf den nicht durchfrorenen Boden lagerten, von schädlichem Einfluß für die Felder. Im Laufe der Monate März und April entwickelten sich die Wintersaaten spärlich infolge des Regenmangels und der Kälte, und der Stand derselben besserte sich in den geschädigten Rayons nur stellenweise, im allgemeinen machte sich eher eine Verschlechterung der Wintersaaten bemerk⸗ bar. Die Felder verschlechterten sich besonders im nördlichen schwarzerdigen Strich, in den Gouvernements: Rjasan, Tula, Kaluga, Tambomw; eine Verschlechterung wurde zum theil auch südlicher eobachtet, in den Gouvernements Orel, Kursk und Wo⸗onesch.

Demnach befindet sich der größte Flächenraum mit unbefriedigenden Saaten im südöstlichen Winkel des europäischen Rußlands, er um⸗ faßt den nördlichen Kaukasus und den größten Theil des Don⸗ gebiets; hinsichtlich des mit Wintergetreide bebauten Areals hat dieser Rayon indessen keine besondere Bedeutung, da in demselben die Sommersaaten überwiegen. Einen recht großen Rayon mit unbefriedigendem Saatenstand nehmen ein Theil des Dnjevrgebiets und die südwestlichen Gouvernements ein, wo die Saaten im Winter gelitten haben infelge der Abnormitäten der Schneedecke und im Herbst infolge der Dürre und Kälte; in diesem Rayon litt vornehmlich der Raps, der zum größten Theil durch Sommergetreide ersetzt wurde. Den dritten Rayon mit unbefriedigendem Stand des Wintergetreides bilden die zentralen Gouvernements, wo, ab⸗ gesehen von den ungünstigen meteorologischen Bedingungen besonders während der Frühlingsperiode, die Dürre und kalte Winde im Gefolge hatte, die Saaten zum theil noch im Winter unter dem Schnee faulten, zum theil arg von Mäusen mitgenommen worden waren. Ja den übrigen Ravons des europäischen Rußlands sind die Wintersaaten zum größten Theil befriedigend, stellenweise gut, wie z. B. in der nördlichen Hälfte des Czarthums Polen und in den baltischen Gouvernements.

Die Feldarbeiten wurden in diesem Jahre früher als gewöhnlich ausgeführt, aber Anfang Mai war die Aussaat nur im Süden beendigt worden. Soweit die Saaten Ende April be. urtheilt werden konnten, waren sie im abgemeinen befriedigend, doch entwickelten sie sich langsam. Ueber unbefriedigenden und schlechten Stand der Sommersaaten wurde aus einigen Ortschaften der Gou⸗ vernements Bessarabien, Cherson, sowie auch aus dem nördlichen Kaukasus berichtet. Der in der ersten Hälfte des Mai im ganzen Süden 1,. Regen mußte die Sommer⸗ und Wintersaaten stark beleben, die infolge des Regenmangels ernstlich zu leiden begannen.

b Saatenst and in Nord⸗Italien.

Der Stand des Winterweizens hat sich während des Monats Mai in der Emilia bedeutend gebessert, dagegen hat der Weizen in Piemont, der Lombardei und namentlich in Venetien zeitweilig unter starken Niederschlägen und Temperaturschwankungen gelitten. Zu Ende v. M. ist das Wetter warm und trocken geworden, sodaß die Fe nten günstigere sind. Mais, Hafer und Reis stehen be⸗ riedigend.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

London, 11. Juni. Nach einer Meldung des „Reuter'schen Bureaus“ aus Dschedda ist daselbst der Ausbruch der Pest offiziell bekannt gegeben worden.

Theater und Musik.

Theater des Westens.

Das Repertoire des Opern⸗Ensembles im Theater des Westens ist wieder um ein Werk bereichert worden: Albert Se komische Oper „Der Wildschütz“ ging gestern in einer ve.e in Scene, welche wiederum einen vorwiegend günstigen Eindru hervorrief. Die Hauptrolle des Schulmeisters Baculus befand sich in den Händen des Herrn Kirchner, welcher sie schon zur Zeit der Morwitz'schen Direktion im Belle⸗Alliance⸗Theater mit vielem Glück gegeben hatte; daß seine Leistung damals neben dem klassischen Baculus des inzwischen so plötzlich aus dem Leben geschiedenen Kammer⸗ sängers Krolop mit Ehren bestehen konnte, spricht für ihre Vorzüge. Auch gestern fand der Künstler allgemeine Anerkennung. Frisch und

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munter in Gesang und Spiel war auch seine

erin Fräule David als Gretchen. Die schwierige Rolle der Baronin Freimann war der sehr vielseitigen Künstlerin Frau Schuster⸗Wirth an vertraut, welche, nachdem sie sich kürzlich in den Hugenotten als treffliche Koloratursängerin eingeführt, ihre Verwendbarkeit für Auf aben heiteren Charakters sowohl gesanglich wie schauspielerisch dar egte. Herr Josef Fanta, der als Trompeter von Säkkingen vo einigen Tagen erfolgreich debutierte, gab den Grafen von Ebersbach Zur Verkörperung dieses Kavaliers bringt der Künstler alles Erforder liche mit: eine hochgewachsene, elegante Gestalt und eine überaus symvpathische Baritonstimme; Schade nur, daß er mit beiden noch nicht recht umzugehen versteht Gang und Gesten bedürfen ebenso wie die Stimme noch sorgfältiger Schulung. Der wirksamen Rolle der Gräfin war I Sedele, welche über eine angenehme Mezzosopran Stimme verfügt, schauspielerisch nicht ganz gewachsen, und Herrn That fehlte als Baron Kronthal jegliche Vornehmheit. Sehr gut gelang von den vier letztgenannten Künstlern vorgetragen, das berühmte, abe recht schwierige Quartett des dritten Aktes. Unter den übrigen M wirkenden ist noch Herr Krähmer, der auch die Regie mit Geschi geführt hatte, als Pancratius zu nennen. Die ganze Aufführung ver lief unter Kapellmeister Thienemann's Leitung, von einigen kleine Mißverständnissen abgesehen, sehr gut und fand allseitigen Beifall.

Im Neuen Königlichen Opern⸗Theater wird morgen Meyerbeer's Oper „Die Afrikanerin“ unter Kapellmeister Sucher’s Leitung und in nachstehender Besetzung gegeben: Don Pedro: Herr Mödlinger; Don Diego: Herr Krasa; Ines: Frau Herzog; Vasco d Gama: Herr Sylva; Don Alvar: Herr Sommer; Oberpriester: He Stammer; Nelusco: Herr Bulß; Selica: Frau Sucher. Am Montag geht Richard Wagner's „Lohengrin“ in Scene. Herr Emil Götze tritt zu 4 letzten Mal in dieser Spielzeit in der Titelrolle auf, die Elsa sing Fräulein Hiedler, den Telramund Herr Bulß, die Ortrud Frau Sucher den König Herr Stammer, den Heerrufer Herr Fraenkel. 2 Garten findet am Sonntag von Nachmittags 4 Uhr, am Mo von 6 Uhr ab großes Militär⸗Konzert flatt.

Im Königlichen Schauspielhause wird morgen als vor⸗ letzte Vorstellung vor den Ferien Raimund’'s Original⸗Zauber⸗ märchen „Der Verschwender’ in folgender Besetzung gegeben: Cheristane: Fräulein Lindner; Azur: Herr Schmidt; Flottwell: Herr Arndt; Valentin: Herr Vollmer; Rosa: Fräulein Hausner; Wolff: Herr Heine; Chevalier Dumont: Herr Grube; ein altes Weib: Frau Schramm. Die Musik von Konradin Kreutzer wird unter Mitwirkung der Königlichen Kapelle und Leitung des Musik⸗Direktors Steinmann zu Gehör gebracht. Am Montag geht als letzte Vorstellung vor den Ferien Shakespeare's Drama „Coriolan“ mit Herrn Matkowsky in der Titelrolle in Scene.

Im Deutschen Theater finden vor den Ferien nur noch drei Vorstellungen statt, und zwar morgen Nachmittag „Einsame Menschen“, Abends „Die versunkene Glocke’“ und am Montag ebenfalls (zum 100. Male) „Die versunkene Glocke“.

Im Berliner Theater erleben die „Maschinenbauer“ am kommenden Sonnabend bereits ihre 25. Aufführung. Die Posse wird in der nächsten Woche allabendlich, mit Ausnahme des Freitags, gegeben. An diesem Tage gebt als 40. und letzte Abonnements⸗ Vorstellung Ibsen's „Nora“, mit Auguste Prasch⸗Grevenberg in der Titelrolle, in Scene. Arthur Kraußneck und Dr. Max Pohl werden sich in dieser Vorstellung von dem Abonnenten⸗Publikum des Berliner Theaters verabschieden.

Die Operette „Die Geisha“, welche im Lessing⸗Theater auch in der nächsten Woche an allen Abenden zur Darstellung gelangt, erlebt am Sonnabend, den 19. d. M., die 50. Aufführung. Die Be⸗ setzung bleibt dieselbe wie in der Premidre.

Das Schiller⸗Theater beschließt die diesjährige Saison am 30. d. M. und bringt bis dahin in steter Abwechselung die beliebtesten Repertoire⸗Lustspiele der Saison. Für diese Woche ist folgender Spielplan festgesetzt: morgen Abend: „Deutsche Schwänke aus vier Zeitaltern“; Montag: „Der G'wissenswurm“; Dienstag: „Eine Palastrevolution“; Mittwoch: „Papa Nitsche“; Donnerstag: „Deutsche Schwänke“; Freitag: „Papa Nitsche“; Sonnabend: „Bürgerlich und Romantisch“; Sonntag, den 20.: „Madame Bonivard“.

Im Theater des Westens beginnt die morgige Vorstellung, wie an allen Sonn⸗ und Feiertagen, um 7 ½ Uhr. Zur Aufführung gelangt die Lortzing'sche Oper „Der, Wildschütz“. Am Montag (Anfang 8 Uhr) wird Verdi's populäres Werk „Der Troubadour“ gegeben, in welchem gleichzeitig eine neue Altistin, Fräulein Frieda Hawliczek (als Azucena), Gelegenheit haben wird, sich dem Publikum vorzustellen. 1

Mannigfaltiges.

Am 11. d. M. fand, wie die Zeitschrift „Rothes Kreuz“ mit⸗ theilt, im Sitzungssaal des Ministeriums der geistlichen ꝛc. Angelegen⸗ heiten unter dem Vorsitz des Ministerial⸗Direktors Dr. Kügler die diesjäährige Delegirtenkonferenz der „Genossenschaft freiwilliger Krankenpfleger im Kriege“ statt. Er⸗ schienen waren etwa 25 Vertreter aus allen Theilen des Reiches, unter ihnen General⸗Arzt Dr. Pflegmacher⸗Potsdam, Geheimer Ober⸗Regierungs⸗Raͤth Dr. Naumann⸗Berlin, Ober⸗ Regierungs⸗Rath Schönian⸗Cassel, Professor Dr. Wiegand⸗ Straßburg, Bankdirektor Gelpke⸗Berlin, Professor Dr. Brunner⸗ Berlin, Professor Dr. Loofs⸗Halle, Stadtrath Vorkastner⸗Potsdam, Oberst Gäde⸗Freiburg. Nach dem erstatteten Geschäfts⸗ bericht verfügt die Genossenschaft für den Kriegsfall über ein Personal von insgesammt 5389 Pflegern, von denen 2081 praktisch, 2961 nur präparatorisch ausgebildet, 347 noch in der Ausbildung begriffen sind. Referate erstatteten: Professor Dr. Kleinstüber⸗Breslau über die Nothwendigkeit des Schutzes des Rothen Kreuz⸗Abzeichens, Stabsarzt Dr. Pannwitz über die Friedens⸗ thätigkeit des Rothen Kreuzes im Zusammenwirken mit den Organen der sozialpolitischen Gesetzgebung, Professor Dr. Markull⸗Danzig über die sich vollziehende Verbindung des Rothen Kreuzes mit den Berufs⸗ genossenschaften. Die Verhandlungen bekundeten eine erfreuliche Ent⸗ wickelung der für den Dienst des Rothen Kreuzes so bedeutungsvollen Hilfsorganisation.

Das Garde⸗Pionier⸗Bataillon ist heute behufs Abhaltung von Schießübungen nach dem Truppenübungsplatz bei Döberitz aus⸗ gerückt. Die Rückkehr desselben erfolgt am 17. d. M.

Der Verein deutscher Ingenieure, mit seinen 37 Be zirksvereinen und einer derzeitigen Mitgliederzahl von 11 700, der be⸗ deutendste und verzweigteste aller deutschen Fachvereine, feierte gestern Nachmittag um 5 Uhr den Einzug in sein auf dem Grund⸗ stück Charlottenstraße 43 (Ecke der Mittelstraße) neuerbautes eigenes Heim. Zu der Festversammlung, unter deren zahl reichen Theilnehmern sich der Staats⸗Minister von Delbrück, de Geheime Baurath Veitmeyer u. A. befanden, hatten auch manche Bezirksvereine Delegirte entsandt, insbesondere waren die Ab See zum Vorstandsrath, an ihrer Spitze der gegenwärtige Erste Vor itzende des Vereins, Herr Kommerzien⸗Rath Kuhn⸗Stuttgart, erschienen Das größte Kontingent der Theilnehmer stellte jedoch begreifliche Weise der große Berliner Bezirks⸗Verein, dessen Vorstandsmitglied zugleich Leiter des Bau⸗Ausschusses, Kommerzien⸗Rath Henneberg, di Uebergabe des vollendeten Baues an den Gesammtverein durch eine nach Form und Inhalt gleich fesselnde Ansprache einleitete „Mein Haus ist meine Burg“, dies selbstbewußte Wort, sprach der Redner, dürfe auch ein zu solch wohlerworbenem Eigenthum gelangter Verein auf sein Vereinshaus anwenden. Da Wort werde seine Kraft und seinen tiefen Sinn auch am Verein deutscher Ingenieure bewähren, der seit dem Besitz eines eigenern er oviel fester und sicherer und zu neuer Arbeit bereiter im heimath

chen Boden wurzele. Der Redner schloß: „Möge das neue Haus, wie es der sichtbare Mittelpunkt, das Herz des Vereins, zu werden bestimmt sei dessen kräftiger Pulsschlag sich in den Adern derdeutschen Industrie bemerk lich machen solle, allezeit auch das Wahrzeichen der Größe, Macht und Gesinnung des Vereins deutscher Ingenieure sein!“ Aus dem erstatteten