— dem Ausschußantrage een der Zoll⸗ der aus dem bremischen Freibezirk ein⸗ gehenden Postsendungen, — dem Ausschußantrage zu dem Entwurf der Vorschriften über die Kontingentierung der Brennereien für die Kontingentsperiode 1898/1903, — dem Ausschußantrage, betreffend die gemeinschaftlichen Ein⸗ nahmen an Zöllen und Verbrauchssteuern sowie die in An⸗ rechnung zu bringenden Verwaltungsausgaben für 1893/94, — dem Antrag Sachsens wegen ächtigung des Steuer⸗ amts Meerane zur Eingangsabfertigung von hartem Kamm⸗ garn aus Glanzwolle, — sowie der Vorlage wegen der zoll⸗ amtlichen Abfertigung von hartem Kammgarn aus Glanzwolle seitens des Hauptsteueramts zu Mülhausen im Elsaß — wurde die Zustimmung ertheilt. Den Beschlüssen des Reichstags wegen Abänderung des Wahlgesetzes für den Deutschen Reichstag vom 31. Mai 1869 wurde die Zustimmung versagt. Außerdem wurde über eine Reihe anderer Reichstagsbeschlüsse und über verschiedene Eingaben Beschluß gefaßt. 1“
Der als Spezial⸗Kommissar in Schmalkalden stationierte Regierungs⸗Rath Haack ist zum 1. Juli d. J. in gleicher Amtseigenschaft in den Bezirk der Königlichen General⸗ Kommission zu Münster i. W. versetzt und von obigem Zeit⸗ punkte ab die einstweilige Verwaltung der Spezial⸗Kommission in Schmalkalden dem Gerichts⸗Assessor Spannagel über⸗
Der Bevollmächtigte zum Bundesrath 2 Großherzoglich mecklenburgische Ober⸗Zolldirektor Kunckel ist nach Schwerin
Der Ober⸗Regierungs⸗Rath Schreiber aus Arnsberg, zur Zeit in Düsseldorf, ist an die Königliche Regierung daselbst versetzt und ihm die Stelle des Ober⸗Regierungs⸗Raths bei dem Regierungs⸗Präsidenten mit der Befugniß der Stell⸗ vertretung desselben übertragen worden.
Der Ober⸗Regierungs⸗Rath Dr. Mejer zu Hildesheim ist an die Königliche Regierung in Stralsund versetzt und ihm die Stellvertretung des Regierungs⸗Präsidenten in Behinderungs⸗ ällen übertragen worden.
Dem Landrath Grafen Finck von Finckenstein ist die kommissarische Verwaltung des Landrathsamts im Kreise Herzogthum Lauenburg und dem Regierungs⸗Assessor Freiherrn
Zedlitz und Neukirch zu Hannover die kommissarische Verwaltung des Landrathsamts im Kreise Konitz übertragen worden.
Der Regierungs⸗Assessor Freiherr von Meerscheidt⸗ Hüllessem zu Marienwerder ist der Königlichen Regierung zu Königsberg zur weiteren dienstlichen Verwendung über⸗ wiesen worden.
Der Regierungs⸗Assessor von Eichmann zu Lüben Schl. ist dem Landrath des Kreises Teltow zur Hilfeleistung in den landräthlichen Geschäften zugetheilt worden.
Laut telegraphischer Meldung an das Ober⸗Komt nando sind S. M. S. „Bussard“, Kommandant Korvetten⸗Kapitän Winkler, und S. M. S. „Falke“, Kommandant Korvetten⸗
Krieg, gestern in Sydney angekommen. 3 6“
C8 Sachsen⸗Weimar⸗
Der Geburtstag Seiner Königlichen Hoheit des Groß⸗ herzogs, Höchstwelcher gestern das 80. Lebensjahr vollendete, ist im ganzen Lande in der herkömmlichen Weise festlich begangen worden. In Weimar wurde die Feier Abend durch einen großen Zapfenstreich eingeleitet. estern früh fand großes Wecken und Vormittags Festgottesdienst in der Hof⸗ und Garnisonkirche statt, dem sich eine Parade der Garnison an⸗ schloß. Seitens der städtischen Behörden wurde ein Huldigungs⸗ Telegramm an Seine Königliche Hoheit den Großherzog nach Schwerin gesandt. Alle öffentlichen und zahlreiche Privat⸗ gebäude hatten festlichen Flaggenschmuck angelegegtt.
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. 8 8
Der dem Landtage des Herzogthums Coburg vor⸗ gelegte Etat für die Zeit vom 1. Jult 1897 bis dahin 1899 schließt für jedes der beiden Finanzjahre in Einnahme und Aus⸗ gabe mit 925 800 ℳ ab. Von den Einnahmen entfallen auf die Domänen 194 000 ℳ, auf die direkten Steuern und Abgaben 576 800 ℳ; von den Ausgaben kommen auf die in Gemein⸗ schaft mit dem Herzogthum Gotha bestehenden Erfordernisse 202 740 ℳ, auf Verzinsung und Tilgung der Staatsschuld 164 620 ℳ, auf die Staatsverwaltung 222 000 ℳ, auf Kirchen und Schulwesen 137 100 ℳ
Oesterreich⸗Ungarn.
Gestern Nachmittag fand im Schlosse zu Schönbrunn Hoftafel statt, bei welcher der König von Siam zur Rechten des Kaisers Platz genommen hatte. An der Tafel nahmen außer den siamesischen Prinzen noch die Erzherzoge Ludwig Victor und Eugen sowie das gesammte Gefolge des Königs von Siam, ferner der Minister des Auswärtigen Graf Goluchowski und die Kaiserlichen Hofwürdenträger theil.
Den Wiener Blättern wird aus Aussig gemeldet, daß die ö den Rekurs des Bundes der Deutschböhmen gegen das Verbot des Bundesfestes ab⸗
ewiesen habe. Die vorschriftsmäßig gemeldete Jahresver⸗ ammlung werde programmgemäß am 27. d. M. in Aussig stattfinden, aber lediglich für Bundesmitglieder.
Die „Neue Freie Presse“ meldet aus Leitmeritz: Die Gemeindevertretung hat in der gestern abgehaltenen Sitzung einhellig ihre Zustimmung dazu ertheilt, daß der Bürgermeister die Besorgung der nicht durch Reichs⸗ oder Landesgesetz bestimmten Geschäfte des übertragenen Wirkungs⸗ kreises vom 15. Juli ab einstelle. .
“ 11““
Der Finanz⸗Ausschuß des ungarischen Unter⸗ hauses hat den Gesetzentwurf, betreffend die deckung der In⸗ vestitionserfordernisse für die Staatsbahnen durch eine mit 3 ½ Proz. verzinsliche Anleihe, angenommen.
Großbritannien und Irland.
Die Königin begab sich gestern Vormittag in Begleitung der Prinzessin Heinrich von Battenberg nach dem Mausoleum in Frogmore, wo sich die Kaiserin Friedrich der Königin anschloß. — Die Lords der Admiralität trafen gestern Vormittag in Windsor ein, um der Königin ihre Fre zu machen, und fuhren in ge⸗ schlossenen Königlichen Wagen nach dem Schlosse. Etwa zu gleicher Zeit trafen von Portsmouth aus die Admirale der in Spithead liegenden fremden Kriegsschiffe ein und begaben sich zum Frühstück nach dem Schlosse. Die in Portsmouth garnisonierenden Marinesoldaten mit dem Musikkorps des deutschen Kreuzers „König Wilhelm“ bil⸗ deten die Ehrenwache. Bei der Frühstückstafel brachte der Lord Steward Graf von Pembroke zuerst ein Hoch auf die Königin und sodann ein zweites auf die fremden Mächte und deren Flotten aus. Beide Trinksprüche wurden mit großer Begeisterung aufgenommen. Nachdem die fremden Admirale nach dem Frühstück der Königin vorgestellt worden waren, stellten sie ihrerseits die sie begleitenden drei Offiziere des Stabes vor. Am Nachmittag wurde das Musikkorps des „König Wilhelm“ von der Regimentsmusik der Coldstream Garde mit klingendem Spiel in das Schloß geleitet, wo ersteres vor der Königin in Gegenwart der Kaiserin Friedrich, des Prinzen Heinrich von Preußen, des Herzogs von York und der Lords der Admiralität konzertierte. “
Am Abend unternahm dann die Königin mit der Kaiserin Friedrich und der Prinzessin Heinrich von Battenberg eine Ausfahrt, um die Illumination der Stadt und den historischen Festzug in Augenschein zu nehmen, welchen die Einwohner von Windsor zu Ehren des Jubelfestes veranstaltet hatten. In dem Festzuge fiel besonders der Veteranenbund mit seinem 84 jährigen Führer auf. Die Zinnen und Thürme des alten Schlosses gewährten in ihren durch vielfarbige Lampen markierten Umrissen einen prächtigen Anblick.
Bei dem Prinzen und der Prinzessin von Wales fand gestern in Marlborough⸗House ein Diner statt, an welchem alle zu den Jubiläumsfestlichkeiten in London an⸗ wesenden ausländischen außerordentlichen Gesandten sowie die indischen Fürsten und die Premier⸗Minister der Kolonien theil⸗ nahmen. Abends hielten der Prinz und die Prinzessin von Wales im Buckingham⸗Palast großen Empfang ab. An dem⸗ selben nahmen über 1600 Personen theil, darunter fast alle Mitglieder der Königlichen Familie und die in London an⸗ wesenden Fürstlichkeiten. Der Prinz und die Prinzessin von Wales trafen mit dem Prinzen und der Prinzessin Karl von Dänemark, von Marlborough⸗House kommend, kurz vor 11 Uhr im Buckingham⸗Palast ein und wurden von der großen Menschenmenge vor dem Palast jubelnd begrüßt. Als Höchst⸗ dieselben den Hauptsaal betraten, in welchem die Gäste bereits versammelt waren, spielte die Musik die Nationalhymne; gleich darauf fand der Empfang statt. Unter den Anwesenden be⸗ fanden sich der Prinz und die Prinzessin Heinrich von Preußen sowie die anderen deutschen Fürstlichkeiten, die Großfürstin Sergius von Rußland, der Fürst und die Fürstin von Bulgarien, der Erbprinz Danilo von Montenegro, der Groß⸗ fürst Cyrill Wladimirowitsch von Rußland, der Erzherzog Franz Ferdinand von Oesterreich⸗Este, Prinz Eugen von Seweden und Norwegen und die Deputation des preußischen 1. Garde⸗Dragoner⸗Regiments (Königin von Großbritannien und Irland).
In Uebereinstimmung mit dem von der Prinzessin von Wales angeregten Plane wurden gestern in verschiedenen . Londons 300 000 arme Leute, darunter viele Kinder gespeist. Die Prinzessin von Wales erschien selbst an drei Stellen, wo Speisungen stattfanden.
Im Unterhause erklärte gestern bei der Berathung des Ausgaben⸗Etats der Parlaments⸗Sekretär des Auswärtigen Curzon, daß die Mission nach Abessynien den besonderen Zweck gehabt habe, eine Regelung der Grenze zwischen Abessynien und den britischen Besitzungen im Somalilande zu erzielen. Er könne noch keine Auskunft über die Resultate der Mission geben, glaube aber, daß dieselbe sowohl in der Grenzregu⸗ lierungsfrage, wie auch in anderen Beziehungen nicht ohne Erfolg gewesen sei. Englard wünsche das Somaliland in jeder Weise zu entwickeln, habe aber keine Interessen, welche der Unabhängigkeit Abessyniens entgegenständen. Auf eine Anfrage erwiderte Curzon sodann: die Regierung wisse, daß der Vorschlag, Hawaii zu annektieren, dem Senat der Vereinigten Staaten von Amerika unterbreitet worden sei. Es werde Sache der britischen Regierung sein, darauf zu sehen, daß alle Großbritannien und den britischen Unterthanen in Hawaii gemäß dem Völkerrecht zustehenden Rechte völlig gewahrt würden.
Das vermißte Schiffsjungen⸗Schulschiff „Sealark“ traf gestern Nachmittag in Spithead ein.
Italien.
Ein Bericht des Befehlshabers des See⸗Departements von Neapel, Vize⸗Admirals Corsi, an den Marine⸗Minister Brin besagt, daß der König am Mittwoch das Reservegeschwader besucht und vom Bord der „Italia“ aus allen Schiffen be⸗ fohlen habe, anläßlich des Jubiläums der Königin Victoria die britische Flagge zu hissen und gleichzeitig einen Salut von 21 Schüssen gg SM.
In der eputirtenkammer gedachte gestern der Deputirte Imbriani des Jahrestages der Schlacht von Solferino und sagte: jedes Jahr erinnere er mit Begeisterung im Parlament an denselben; er wünsche, daß die beiden lateinischen Trikoloren sich immer für die Unabhängigkeit und für Freiheit der Völker und die Zivilisation vereinigt finden möchten. Hierauf wurde die Einzelberathung des Budgets des Ministeriums des Innern wieder aufgenommen.
Spanien.
Derr Führer der liberalen Partei Sagasta verlas gestern, wie „W. T. B.“ aus Mad rid meldet, in dem liberalen Klub ein Manifest, worin es heißt: der Schluß des Parlaments nöthige die Liberalen, sich direkt an das Land zu wenden. Die letzte Kabinetskrists habe den Parteien nicht Rechnung getragen; es sei unrichtig, daß die Liberalen keine Lösung für 85 cuba⸗ nische Frage hätten; die jüngsten Reformen bewiesen, daß diese Behauptung nicht zutreffe. Die liberale Partei würde einen i fähigen General nach Cuba entsenden, welchem zu empfehlen
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Hoch ein.
wäre, die politische Aktion von der militärischen zu trennen, um erforderlichen Falls die Autonomie auf der Insel her⸗ ustellen, ohne die Souveränetät Spaniens zu schädigen. Hin⸗ sichtlich der Philippinen rieth Sagasta, dort die Ruhe voll⸗ ständig wieder herzustellen. — In der Versammlung wurde die Abwesenheit mehrerer ehemaligen Minister und cubanischen De⸗ putirten bemerktt. 11“ 8
Der Ständerath hat nach langer Berathung die Artikel 2, 3 und 4 der Vorlage, betreffend den Rückkauf der Eisenbahnen, in der Kommissionsfassung mit unwesent⸗ lichen Abänderungen angenommen. Es waren zahlreiche Ab⸗ änderungsanträge gestellt worden, die meisten derselben wurden jedoch abgelehnt. Zur Annahme gelangte die folgende Be⸗ stimmung: „Der Bund ist befugt, den Betrieb von Nebenbahnen zu übernehmen und in Betriebsverträge, welche zwischen Haupt⸗ und Nebenbahnen abgeschlossen sind, einzutreten“. Ein Antrag, auch die auf schweizer Gebiet belegenen Strecken der badischen
Bahnen zu verstaatlichen, wurde abgelehnt.
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8
Der Senat hat gestern mit 47 gegen 8 Stimmen die Vorlage, betreffend den Ankauf der Eisenbahn „Grand Central Belge“ und der Nebenlinien durch den Staat, angenommen. Drei Senatoren enthielten sich der Abstimmung.
Türkei.
Wie das Wiener „Telegraphen⸗Correspondenz⸗Bureau“ aus Konstantinopel erfährt, bestehe die Pforte darauf, daß die Grenzregulierung die Salamorias⸗ und Perias⸗Linie bis Tyrnavo umfasse. Die leitenden militärischen Kreise sollen eifrigst dahin wirken, daß die neue Grenze das Kara⸗Dagh⸗ gebirge, somit auch Volo, einschließe.
Die „Agence Havas“ meldet aus Kanea, daß infolge eines vorgekommenen Waffendiebstahls in Haleppa eine Durchsuchung mehrerer Mohamedanern gehöriger Häuser und einige Verhaftungen stattgefunden hätten. Die heftig erregten
Mohamedaner hätten lebhaft protestiert. Das Stadtviertel
Pyrgos sei von den Truppen zerniert worden. .
Asien.
Aus Bombay meldet das „Reuter'sche Bureau“, daß der Ueberfall auf das Mitglied des Pest⸗Ausschusses Rand, dessen Zustand bedenklich sei, den strengen Maßregeln Rand’s gegen die Pest zugeschrieben werde. Der erschossene Lieutenant Dyerst sei irrthümlich für den Kommissar des Pest⸗Ausschusses, Lieutenant Lewis, gehalten worden. Die Ueberfälle hätten große Er⸗ regung d Se Es sei eine Belohnung von 10000 Rupien auf die Entdeckung der Thäter ausgesetzt worden. — Die Angriffe würden zu den in Poona und Bombay verbreiteten, mit der Unterschrift „Dreihundert Millionen menschliche Wesen“ ver⸗ sehenen Flugblättern in Beziehung gebracht, in welchen unter Hinweis auf das Jubiläum der Fereht Victoria diese be⸗ schimpft und die Hilfe der zivilisierten Völker für die „in der Sklaverei lebenden“ Indier angerufen werde.
F. 8 Parlamentarische Nachrichten.
Die Berichte über die gestrigen Sitzungen des Reichs⸗ tages, des Herrenhauses und des Hauses der Abge⸗ ordneten befinden sich in der Ersten Beilage. “
— Der Reichstag erledigte in seiner heutigen (237.) Sitzung, welcher der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe, der Staatssekretär des Innern, Staats⸗Minister Dr. von Boetticher, der Staatssekretär des Reichs⸗Schatzamts Dr. Graf von Posadowsky und der Kriegs⸗Minister, General⸗ Lieutenant von Goßler beiwohnten, in dritter Berathung die drei Nachtrags⸗Etats, darunter denjenigen, betreffend die Neuanschaffungen für die Artillerie in Höhe von 44 372 000 ℳ, ohne jegliche Debatte. 8
Damit war die Tagesordnung erledig. 8
Präsident Freiherr von Buol: Ich habe Grund zur Annahme, daß wir am Schluß unserer Berathungen stehen. Der Reichstag hat vom 3. Dezember 1895 bis 2. Juli 1896 und vom 10. November 1896 bis 25. Juni 1897, zusammen 15 Monate und einen Tag, oder 441 Tage getagt. In dieser Zeit haben 237 Plenarsitzungen statt⸗ gefunden. Der Präsident giebt darauf die übliche Geschäftsübersicht.
Abg. Dr. von Levetzow: Ich bin Ihrer Zustimmung gewiß, wenn ich Sie bitte, unserem verehrten Herrn Präsidenten für die unermüdliche Ausdauer und für die Gerechtigkeit und Umsicht, mit welcher er unsere Geschäfte in einer langen und anstrengenden Session geleitet hat, herzlichen Dank und Anerkennung darzubringen. — bitte Sie, sich zum Ausdruck dessen von Ihren Plätzen zu erheben. (Geschieht unter wiederholter Zustimmung.)
Präsident Freiherr von Buol: Ich danke Ihnen aus vollem Herzen für die freundlichen Worte und die Zustimmung zu denselben. Ich kann Sie versichern, daß Ihre Anerkennung mir ein reicher Ersatz ist für meine Mühe. Ich danke auch Ihnen Allen für Ihre Unter⸗ stützung und für Ihre Nachsicht, bitte Sie aber, einen wesentlichen Theil der Anerkennung übertragen zu dürfen auf meine Kollegen im Präsidium und auf die Schriftführer und Quästoren. 1
Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe:
Ich habe dem Reichstage eine Kaiserliche Botschaft mitzutheilen. (Die Anwesenden erheben sich, die Sozialdemokraten verlassen den Saal.) Der Reichskanzler verliest die aus Helgoland vom 23. Juni datierte Allerhöchste Botschaft, durch welche er zum Schluß der Session des Reichstages ermächtigt wird, und erklärt im Namen der verbündeten Regierungen auf Befehl Seiner Majestät des Kaisers den Reichstag für geschlossen.
Präsident Freiherr von Buol: Es liegt uns jetzt noch eins ob, nicht weil es Sitte und Uebung, sondern weil es uns ein Bedürfniß ist. Vor, bei und nach der Arbeit sind unsere Augen immer dahin gerichtet, wohin wir jetzt das Bedürfniß haben, einen lauten, weithin schallenden usdruck unserer Liebe und Treue zu richten. (Zustimmung.) Ich fordere Sie auf, auch diesem Gefühle Ausdruck zu geben, indem Sie sich mir anschließen in dem Rufe: „Seine Majestät, unser hoch⸗ bezebftes. lieber Kaiser und König Wilhelm II., Er lebe
och!“
Die Anwesenden stimmen dreimal begeistert in das
Schluß 12 ³ Uhr.
— In der heutigen (100. Sspung dez Heruses der er
Abgeordneten, welcher der Mini ür Handel 8 Ge⸗
werbe Brefeld beiwohnte, wurde zunächst die Inter⸗ pellation der Abgg. von Arnim (kons.) und Genossen verlesen:
Ist die Königliche Staatsregierung bereit, Mittheilung darüber zu machen, aus welchen Gründen die Berliner Getreid efrühbörse - als Börse im Sinne des Gesetzes, noch als Markt behandelt w
Minister für Handel und Gewerbe Brefeld erklärte sich namens der Regierung zur sofortigen Beantwortung der Interpellation bereit.
Abg. Ring (kons.) erhielt zur Begründung der Interpellation das Wort: Meine Partei glaubt, noch in dieser Tagung der Regierung Gelegenheit 3** zu sollen, sich darüber zu äußern, ob die Berliner Getreidefrühbörse als Börse oder als Markt zu betrachten ist oder nicht. Die Vorgänge, welche unserer Frage zu Grunde liegen, sind bekannt. Aus der Korrespondenz der Aeltesten der Kaufmannschaft mit dem Handels⸗Minister ergiebt sich, daß die Berliner Frühbörse eine Börse im Sinne des Gesetzes ist, und da ist es unverständlich, warum die Regierung diesen Frühmarkt nicht ebenso schließt, wie den Feenpalast. Warum hat der Berliner Polizei⸗ Präsident für diesen Markt nicht eine Marktordnung erlassen? Die Landwirthe sind durch das Vorgehen der Regierung empfindlich eschädigt worden. Die jetzige Anarchie hätte sich sehr gut vermeiden fafsen. Wir haben dem Landwirthschafts⸗Minister vorgeschlagen, hier eine selbständige Produktenbörse zu schaffen ohne Unterstellung unter die Aeltesten der Kaufmannschaft, und wir waren bereit, zu den Kosten dieser Maßregel beizutragen. Darauf ist nichts ge⸗ schehen. Im Lande versteht man es nicht, warum die Regierung so lange zögert mit der wirklichen Durchführung des Börsengesetzes, solche Langmuth ist uns unverständlich. Man hat die öffent⸗ lichen Märkte aufgehoben, die seit Jabrhunderten von den Bauern beschickt waren, und die Markthallen ein⸗ geführt. Tausende von Bauern hatten die Verordnung des Polizei⸗ Präsidiums nicht gelesen, und 4 — 5000 Bauern wurden von Schutz⸗ leuten einfach aus der Stadt getrieben. Man fragt sich: wird hier mit gleichem öeane gemessen? Von einem prinzipiellen Gegensatz zwischen Landwirthen und Kaufleuten ist gar keine Rede. Die Presse hat diese Frage aufgebauscht. Maßgebend sind hier nur die Landwirth⸗ schaftskam mern, speziell die Landwirthschaftskammer der Mark Branden⸗ burg, und diese Kammern haben sich bereit erklärt, mit den Herren zu unterhandeln. Für die Presse sind wir und Sie drüben nicht ver⸗ antwortlich. Ich hoffe, daß die Staatsregierung endlich einen Weg finden wird, um auf Grund des Börsengesetzes eine Verständigung h erbeizuführen.
Hierauf nahm der Minister für Handel und Gewerbe Brefeld zu längerer Rede das Wort, die bei Schluß des Blattes noch fortdauerte und morgen im Wortlaut wieder⸗ gegeben werden wird.
— Die Kommission des Herrenhauses für die Vorberathung des Entwurfs eines Gesetzes zur Ergänzung und Abänderung von Bestimmungen über Versammlungen und Vereine hat sich konstituiert und den Minister des Königlichen Hauses von Wedel zum Vorsitzenden, den Staats⸗Minister Dr. Freiherrn Lucius von Ballhausen zum Stellvertreter des Vorsitzenden, den Ober⸗ — Dr. ö“ 8 öö und den ber⸗ Bürgermeister Dr. iese zum Stellvertreter des Schriftführers gewaͤhlt. s “ “
Arbeiterbewegung.
Zum Grubenarbeiter⸗Ausstande in Weißenfels (vergl. Nr. 145 d. Bl.) erfährt die „Rh.⸗Westfäl. Ztg.“, daß sich die Arbeiter in Riebeck's Montanwerken ebenfalls der Bewegung angeschlossen haben, sodaß nunmehr 3000 Mann sich im Ausstande befinden.
Die Lohnkommission der Maurer in Spandau hat, der „Volks⸗Ztg.“ zufolge, an die Arbeitgeber des Baugewerbes folgende Forderungen gestellt: Mindestlohn von 45 ₰ pro Stunde, Sonn⸗ abends 1 Stunde und an den Tagen vor den hohen Festen 2 Stunden früher Schluß der Arbeit bei voller Bezahlung, genaue Innehaltung der Mittags⸗ und Vesperpausen, humanere Behandlung seitens der
oliere. Im Falle der Nichtannahme der Forderungen seitens der
Keister ist ein partieller Ausstand wahrscheinlich. Jetzt beträgt der Lohn durchschnittlich 40 ₰ pro Stunde.
Hier in Berlin haben, wie die „Voss. Ztg.“ mittheilt, die Zimmerer in einer am Mittwoch abgehaltenen Versammlung zu dem Ausstand der Maurer (vergl. Nr. 145 d. Bl.) Stellung ge⸗ nommen und beschlossen, diese in ihrer Lohnbewegung durch die Forderung eines Stundenlohnes von 60 ₰, wie ihn die ausständigen Maurer verlangen, zu unterstützen. Es wurde eine Entschließung angenommen, worin es heißt: In Sr⸗ wägung, daß r der neunstündigen Arbeitszeit ein Stunden⸗ lohn von 60 ₰ wegen der örtlichen Verhältnisse unbedingt nothwendig erscheint, ferner weil die Arbeitsgelegenheit der Zimmerer durch die neue Bauart immer seltener, die Zahl der Arbeitslosen immer größer und der größte Theil der Berliner Maurer schon den 60 Z⸗Stunden⸗ lohn bewilligt erhalten hat, beschließt die Versammlung gleichfalls, für Erreichung dieses Lohnsatzes einzutreten. Sie e; die Lohnkommission, diesen Beschluß den Arbeitgebern unverzüglich zu unterbreiten. Von einem allgemeinen Ausstand wurde abgesehen. Ueber den Maurerausstand wurden in derselben Versammlung folgende Angaben gemacht: Die Arbeit ruht auf 52 Bauten, zu unterstützen sind 1287 Maurer, ausgezahlt sind bis jetzt 20 000 ℳ, und der Fonds der Maurer wird bei längerer Dauer der Lohn⸗ bewegung bald erschöpft sein. Die Putzer sollen sich bereit erklärt haben, die Maurer durch Geldbeiträge zu unterstützen.
„In Pillnitz bei Dresden sind dem „Vorw.“ zufolge die Tischler der Fabrik von E. Roch ausständig, weil die Firma an⸗ geblich den neuen vereinbarten Tarif nicht anerkennt.
In Meißen sind demselben Blatte zufolge sämmtliche Töpfer der Haupt'schen Ofenfabrik wegen Lohnstreits ausgesperrt worden. „In Graz sind, wie die „Wiener Zeitung“ berichtet, seit Dienstag sämmtliche Arbeiter der Brauerei Reininghaus ausständig. Der Betrieb wurde eingestellt. Die Ruhe wurde bisher nicht gestört.
Zu dem Ausstande der Feldarbeiter in Ungarn (vgl. Nr. 146 d. Bl.) theilt dasselbe Blatt mit, daß die Gendarmerie in allen Gegenden, wo man einen Ausstand erwartet, erbeblich verstärkt wurde. Beunruhigende Nachrichten sollen aus der Bacska eintreffen, wo aus⸗ ländische Agitatoren die Arbeiter ununterbrochen aufhetzen. — Die Ar⸗ beiter der in der Umgebung von Budapest befindlichen Ziegel⸗ fabriken rüsten sich, demselben Blatte zufolge, ebenfalls zum Aus⸗ stande. Die Ursache desselben ist in dem harten Vorgehen der Arbeitsaufseher und in der Nichtbewilligung der Abschaffung des Trucksystems seitens der Arbeitgeber zu suchen. Vorläufig wird mit einem Theilausstand gedroht. So haben diese Woche schon 500 Arbeiter zweier Ziegelwerke die Arbeit eingestellt. Sollte diese Aktion ohne Erfolg bleiben, so wird in der nächsten Woche allgemeine Ausstand beginnnen.
Kunst und Wissenschaft. 1
In der Sitzung der physikalisch⸗mathematischen Klasse der König⸗ lichen Akademie der Wissenschaften (vorsitzender Sekretar: Herr Auwers) las zunächst Herr Waldeyer „über das Trigonum vesicae“. In der Abhandlung werden an dem sogenannten Blasendreieck mebhrere bis jetzt weniger berücksichtigte Einzelheiten beschrieben, be⸗ treffend insbesondere die Ureterenmündungen, die Gestalt der
inneren Urethralmündung und den Harnleiterwulst. Daran werden Mittheilungen über das Verhalten des Trigo- num vesicae bei verschiedenen Thieren (Chimpanse, — Rind, Schaf und Schwein) geknüpft. — Boltzmann, Ehren⸗ mitglied der Akademie, übersandte eine Mittheilung „über irreversibele Strahlungsvorgänge“. Dieselbe wendet sich gegen die von Herrn Planck in den Berichten der Akademie der Wissenschaften über den Gegenstand gemachten Mittheilungen, indem der Verfasser die Allge⸗ meingültigkeit der dort gezogenen Konsequenzen bestreitet und die von Herrn Planck lesandene Irreversibilität vielmehr nur als Folge der gewählten Anfangsbedingungen ansieht. — Herr Klein überreichte die Schrift des von der Akademie bei seiner Untersuchung des Adamello⸗Gebiets unterstützten Privatdozenten an der Universität Heidelberg Herrn Dr. W. Salomon „Ueber Alter, Lagerungsform und Entstehungsart der peradriatischen granitisch⸗ körnigen Massen“ (Wien 1897).
In der an demselben Tage abgehaltenen Sitzung der philosophisch⸗ historischen Klasse (vorsitzender Sekretar: Herr Diels) legte zunächst Herr Erman eine Abhandlung des Herrn Schrader „öüber eine alt⸗ babylonische Thontafelinschrift“ vor. Dieselbe hat einen Brief des Königs Hammurabi von Babylon an König Si⸗ nidinnam von Larsam zum Gegenstande. — Herr Kirch⸗ hoff legte eine Mittheilung des Dr. Erich Ziebarth in Göttingen, betreffend „neue attische Hypothekeninschriften“, vor. Der Verfasser stellt 22 bisher nicht bekannte Urkunden dieser Art, die er in Athen abgeschrieben hat, zusammen und begleitet sie mit erläuternden Bemerkungen, welche ihm Gelegenheit geben, zugleich von einem Stein von der Insel Amorgos, der sich gegenwärtig in Athen befindet, eine korrektere Abschrift mitzutheilen. — Herr Harnack legte eine Abhand⸗ lung „über die Ordinationes im Papstbuch“ vor. Die in jeder Papst⸗ Biographie sich findenden Angaben über die Ordinationen der Päpste sind bisher nicht untersucht worden. Der Verfasser zeigt auf Grund eingehender “ sowie je eines Briefes des Gelasius und Gregor's I., daß ein Theil dieser Angaben auf eine offizielle Urkunde zurückgeht, die vom Jahre 468 an zuverlässig ist und bis zum Jahre 536 fortläuft, und weist weiter nach, daß die Eintragungen von der Zeit Gregor's I. ab ebenfalls wesentlich glaubwürdig sind. An diese Feststellungen schließen sich ferner Nachweise und Erwägungen 1. die eigenthümlichen Gruppen⸗Ordinationen des stadt⸗römischen
erus.
Der Verein für deutsches Kunstgewerbe besichtigte am Mittwoch Nachmittag den Neubau der Pommerschen Hypothekenbank in der Behrenstraße, Ecke der Markgrafenstraße. Unter Führung der Erbauer Wittling und Güldner und ihres Mitarbeiters O. Usbeck wurden das stattliche Treppenhaus, die Kassen⸗ und Bureauxräume, der Sitzungssaal und die Konferenzzimmer in Augenschein ge⸗ nommen, wobei insbesondere die einheitliche und reife künst⸗ lerische Durchbildung aller Einzelheiten ins Auge fiel. Die außer⸗ ordentlich mannigfachen Arbeiten in Holz, Bronze, Kupfer und ver⸗ schiedene Arten der Kunststickerei machen dem Kunstfleiß der Berliner Werkstätten alle Ehre. In der Richtung auf klare und großräumige Dekorationen sind besonders die Lehren, die die innere Ausstattung des neuen Reichstagsgebäudes gegeben bat, sehr geschickt benutzt worden. Der stellvertretende Vorsitzende des Vereins sprach am Schluß der Führung die Hoffnung aus, daß im Interesse unserer dekorativen Kunst die Art der Durchführung dieses Baues auch anderen Bauten als Beispiel dienen möge.
Literatur.
Die von Fritz Jonas besorgte kritische Gesammtausgabe der „Briefe Schiller's“ (Stuttgart, Deutsche Verlagsanstalt) liegt nach dem Erscheinen der 80. Lieferung nunmehr abgeschlossen vor. Sie bietet, gemäß der Absicht des ““ die Briefe des großen Dichters in möglichster Vollständigkeit und Zuverlässigkeit des Wortlauts. Die Anmerkungen geben Aufschluß über den Ort, wo die Originale sich befinden bezw. über die Druckvorlage, der sie entnommen sind, die ersten Drucke, sowie die Briefe, auf welche jeder einzelne Brief antwortete und durch welche jeder beantwortet wurde. Die Anordnung ist chronologisch, sodaß die Briefe als eine Hauptquelle für den Biographen Schiller's nach der Folge seiner Lebenstage die Entwickelung seines Geistes und den immer wachsenden Kreis seiner Beziehungen zu den Zeitgenossen darlegen und in ihrer Gesammtheit schon an sich einen fast vollständigen Ueberblick über seine äußeren Lebensverhältnisse, seine persönlichen Beziehungen und das Entstehen seiner Werke ge⸗ währen. Gerade dies war, wie der Herausgeber in dem Schlußwort sagt, sein Ziel, und aus diesem Grunde hat er auch an dem ersten Plan festgehalten, alle vorhandenen und bekannten Briefe chronologisch geordnet in seine Ausgabe aufzunehmen, also auch alle schon in anderen Sammlungen gedruckt vorliegenden, wie die Briefe an Charlotte von Lengefeld, Karoline von Beulwit, Gottfried Körner, Friedrich Cotta, Wilhelm von Humboldt, Goethe und an seine Eltern und Geschwister. Dies ist nur gutzuheißen, denn die Jonas'sche Sammlung gewährt auf diese Weise dem Literatur⸗ freunde wie dem Forscher einen willkommenen Gesammtüberblick über alle Interessen und Beziehungen Schiller's und ergänzt die Sonder⸗ ausgaben jener speziellen Briefwechsel in wohlberechtigter Weise. Der Herausgeber spricht die Hoffnung aus, daß, wofern es ihm selbst nicht vergönnt sein sollte, wohl ein Anderer sich finden werde, der auch alle die zerstreuten Briefe an Schiller sammeln und damit seine Ausgabe ergänzen werde. Ohne Zweifel bildet die Jonas'sche Sammlung (Preis der Ausgabe in 80 Lieferungen 20 ℳ) ein sehr werthvolles Hilfsmittel zur Förderung der Studien über Schiller's Leben und seine Werke. Die Handhabe dazu bietet ein von Albert Leitzmann mit grefem leiß bearbeitetes Register, enthaltend zunächst die Titel der Werke Schiller's mit jedes⸗ maligen Hinweisen auf die Briefe, in denen derselben Erwähnung gethan ist, und dann ein in derselben Weise behandeltes umfängliches alphabetisches Register der Personen, auf die in den Briefen Bezug genommen wird.
— Neuester Schwarzwaldführer ven Dr. C. W. Schnars. Elfte Auflage, unter Mitwirkung des Schwarzwald⸗ Vereins neu bearbeitet von Fr. Sachs. Mit 14 Karten und Plänen. Heidelberg, Carl Winter's Universitäts⸗Buchhandlung. Pr. geb. 5 ℳ — Dieses von einem der besten Kenner des Schwarz⸗ waldes verfaßte Handbuch erscheint hiermit in einer vollständig neu bearbeiteten Auflage. Der Inhalt bietet in übersichtlicher Anord⸗ nung eine Beschreibung der Hauptberge und Thäler, sowie der Eisen⸗ bahnlinien und Straßenzüge, welche das Gebirge durchschneiden. Der Tourist wird, unterstützt durch die beigegebenen zahlreichen Karten, danach in leichter Weise seinen Reiseplan entwerfen und der Führung an der Hand des Buches anvertrauen können. Während die großen kunstvollen Eisenbahnbauten im Wiesen⸗, Wehra⸗, Wutach⸗ und Donau ⸗Thal bereits der vorange⸗ VFac en Auflage eingereiht wurden, mußte die vorliegende durch die
verschiedener kleinerer Neu⸗Anlagen, wie Lokalbahnen, Straßen⸗, Wege⸗ und Hofbauten, wesentlich ergänzt und abgeändert werden. Die geschichtlichen Aufzeichnungen sind auf Grund neuerer Forschungen gleichfalls mehrfach berichtigt. Auch in seiner neuen Gestalt dürfte das Buch den Ruf bewähren, dessen es sich als bester und gründlichster Führer durch den Schwarzwald von jeher erfreute.
— Hickmann's Geographisch⸗statistischer Taschen⸗ Atlas des Deutschen Reichs. Verlag der kartographischen Anstalt von G. Freytag und Berndt in Leipzig und Wien. Preis 5 ℳ — Die 75 sorgfältig ausgeführten Diagramme und Karten dieses Atlasses belehren in anschaulicher Weise über die allgemeinen staatlichen, volkswirthschaftlichen und kulturellen Verhältnisse Deutsch⸗ lands und der einzelnen Bundesstaaten. Sie enthalten Angaben über die Pichichlich⸗ Entwickelung, die Größe der Bundesstaaten, die
inwohnerzahl, die Berufsverhältnisse, die Wappen der Länder und Städte, das Verhältniß der Staat Ein hmen usgaben,
die Ergebnisse der Einkommensteuer, die Staatsschulden, die Reichs⸗ tagswahlen, das Schul⸗ und Unterrichtswesen, die Auswanderung, die Ein⸗ und Ausfuhr, die Seeschiffahrt und den Seehandel, die lite⸗ rarische Produktion; andere Blätter veranschaulichen die Orden und Ehrenzeichen, die Porträts der deutschen Fürsten, noch andere ent⸗ halten Angaben über die deutschen Schutzgebiete u. s. w. Dem Ver⸗ fasser ist es bei seiner diagrammatischen Darstellung beke um Klarheit und Uebersichtlichkeit zu thun gewesen; er hat si allenthalben bemüht, das reiche statistische Material, welches ihm zu Gebote stand, so zu verwerthen, daß das kleine Buch mit Nutze Jedermann gebraucht werden kann. “
Land⸗ und Forstwirthschaft.
1 Ernteergebniß in Syrien.
Die den Saatenstand wie diejenigen des April. In Palästina hat die Ernte bereits begonnen und soll ein recht gutes Ergebniß liefern, während sie in den höher gelegenen Getreide produzierenden Gegenden Mittelsyriens (Hauran, Hama⸗Homs) im Juli stattfindet.
Der diesjährige Ernteertrag wird für die Sandschaks Akka und Nablus der Provinz Beirut auf 6 bis 700 000 Kele (= 17 bis 20 000 t, den Kele zu einem Gewicht von 23 Okken = 29 ½ kg ge⸗ rechnet) für Weizen und auf 60 000 bis 100 000 Kele (= ca. 1600 bis 2000 t, den Kele zu einem Gewicht von 16 Okken = 20 ½ kg gerechnet) für Gerste geschätzt. Für die Sandschaks Tripolis (der Provinz Beirut) und Hama (der Provinz Damaskus) wird die dies⸗ jährige Weizenernte auf 1 ½ Millionen Kele (= ca. 40 000 t, den Kele zu 21 ½ Okken = 27 ½ kg gerechnet), die Gerstenernte auf 1 Million Kele (= ca. 20 500 t, den Kele zu 16 Okken gerechnet) geschätzt.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Griechenland.
Durch Königliches Dekret ist im Hinblick auf die Pest verboten
worden, daß Herkünfte von den arabischen Küsten des Rothen Meeres, und zwar von Bab⸗el⸗Mandeb bis Suez (beide Punkte inbegriffen), welche aus jenen Gegenden seit dem 7. d. Mts. abgegangen sind, in einem griechischen Hafen aufgenommen werden. 18
Verkehrs⸗Anstalten.
Bremen, 25. Juni. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd⸗ D. Kaiser Wilhelm II., v. New⸗York kommend, 23. Juni 8 Abds. in Genua angekommen. „Saale“, v. New⸗York kommend, 24. Juni 3 Mrgs. a. d. Weser angek. „Prinz Heinrich“ 23. Juni 3 Nm. Reise v. Neapel nach Genua fortges. „Roland“ 23. Juni 2 Nm. v. Baltimore n. d. Weser abgeg. „Fulda“ 24. Juni 10 Vm. v. Genua via Neapel u. Gibraltar n. New⸗York abgeg. „Lahn“ 24. Juni 10 Vm. in New⸗York angekommen.
„Hamburg, 24. Juni. (W. T. B.) Hamburg⸗Amerika⸗ Linie. D. „Augusta Victoria“ von New⸗York kommend, hat heute Nachmittag Lizard passiert.
— 25. Juni. (W. T. B.) SD. „Auguste Victoria“ ist gestern von Cherbourg abgegangen. PD. „Palatia“ ist, von Hamburg kommend, gestern in New⸗York eingetroffen.
London, 25. Juni. (W. T. B.) Castle⸗Linie. D. „Roslin Castle'“ ist auf der Heimreise am Mittwoch von Kapstadt abgegangen.
Rotterdam, 24. Juni. (W. T. B.) Holland⸗Amerika⸗ Linie. D. „Obdam“, von Rotterdam nach nach New⸗York, ist heute Vormittag von Rotterdam abgegangen.
Bukarest, 24. Juni. (W. T. B.) Heute begannen die Kon⸗ ferenzen von Vertretern der deutsch⸗österreichisch⸗ungarisch⸗ rumänischen Vereinigung von Eisenbahnen zur Berathung von Tariffragen. .“
Theater und Musik.
Theater des Westens.
Herr Heinrich Bötel setzte gestern sein Gastspiel in Adam's anmuthiger Oper „Der Postillon von Lonjumeau“ fort. Das Haus war nicht so gut besetzt, wie am ersten Tage des Gastspiels, hatte aber eine immerhin recht stattliche Besucherzahl aufzuweisen. Nach dem bekannten Postillons⸗Liede erscholl der Beifall wiederum so stark, daß der Gast, wie in früheren Zeiten, genöthigt war, dasselbe zu wiederholen. Der Genuß wurde leider durch die mißlichen akustischen Verhältnisse des Hauses wieder beeinträchtigt; Herr Bötel, der früher immer rein intonierte, sang gestern manches zu tief, vermuthlich weil er das fast unter dem Bühnenpodium be⸗ findliche Orchester nicht hören konnte. Diese Erscheinung hat sich bei den Opernaufführungen in diesem Theater so oft gezeigt, daß man die Schuld unmöglich den Sängern zuschreiben kann. Im übrigen gab Herr Bötel seinen Postillon mit gewohnter Frische und humorvollem Spiel. Die Madeleine sang Fräulein Triebel mit anerkennenswerther Koloratur⸗ gewandtheit, ihre Darstellung hinterließ jedoch wiederum jenen eigen⸗ thümlichen Eindruck der Unfreiheit, welcher sich schon in der Auf⸗ führung des „Trompeters von Säkkingen“ bemerkbar machte. Ein bumorvoller, vortrefflicher Bijou war Herr Kirchner. Für den Margquis de Torey sah Herr Fourneß zu jung aus, sein Spiel konnte indessen befriedigen. Das Orchester leistete unter Kapellmeister Thienemann's Leitung Anerkennenswerthes, war aber wiederum nur unvollkommen eingestimmt. ““ vC
„Im Neuen Königlichen Opern⸗Theater wird morgen Richard Wagner's „Lohengrin“ mit Herrn Ernst Kraus in der Titel⸗ rolle gegeben. Die Elsa singt Fräulein Hiedler, die Ortrud Frau Götze. — Im Garten findet von Nachmittags 6 Uhr ab großes Militär⸗ konzert statt. — Das Gastspiel des Großherzoglich hessischen Kammer⸗ sängers Herrn Franz Schwarz ist auf Anfang September verschoben worden. Der Künstler wird alsdann in seinen Hauptrollen: Hans Sachs, Hollaender, Wotan, auftreten.
Im Theater des Westens sind die Proben zu der Spinelli⸗ schen Oper „A basso porto“ so weit vorgeschritten, daß die Erst⸗ e für Mitte nächster Woche in Aussicht genommen ist. Frau Moran⸗Olden, welche die Hauptpartie übernommen hat, ist bereits hier eingetroffen.
In dem Musikalien⸗Verlage von Richard Stern in Berlin erschienen soeben zwei Hefte, betitelt: 24 Unterrichtsstunden für Pianoforte von Fritz Hager“. Der Verfasser, der als Komponist wie als Kritiker wohlbekannt ist, bekundet sich in vorliegendem Werk auch als praktischer Lehrer des Klavierspiels. Durch die Anfangsstufen der Lehre von der Notenkenntniß, dem Werthe der Noten, dem Takte und den Tonarten führt die sichere Hand des Verfassers den Lernen⸗ den in zweckmäßiger Weise vorwärts, wobei zugleich eine zu schwere Auswahl der vorkommenden Beispiele sorgfältig vermieden ist. Di Ausstattung beider Hefte läßt nichts zu wünschen.
Witterungsverhältnisse waren im Mai ebenso günstig für
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