Majestät das kurz vorher von England zurückgekehrte älteste Vanterschiff der Kaiserlichen Marine besichrigt 5B und im
egriff standen, das Schiff wieder zu verlassen, erschien Seine Majestät der König der Belgier, um Seine Majestät in der Uniform der Admirale à la suite der Marine zu be⸗ rüßen. Unter Führung Seiner Königlichen Hoheit des
rinzen Heinrich von Preußen, Chefs der zweiten Division des ersten Geschwaders, besichtigte Seine Majestät der König der Belgier alsdann Schiff und Besatzung.
Nachdem Seine Majestät der König der Belgier hierauf bei Ihren Majestäten dem Kaiser und der Kaiserin an Bord der Jacht „Hohenzollern“ den Thee eingenommen hatte, verabschiedete
ich Allerhöchstderselbe und verließ um 9 ½ Uhr Abends auf der Dampfyacht „Clementine“ unter dem Salut der deutschen Kriegsflotte und dem Hurrah der Mannschaften den Hafen.
Heute früh um 7 Uhr schifften Sich Seine Majestät der Kaiser, wie „W. T. B.“ meldet, auf der Nacht „Meteor“ ein, um Sich zur Theilnahme an dem Wettsegeln nach Trave⸗ münde zu begeben.
Ihre Majestät die Kaiserin und Königin begaben Sich heute Morgen nach Schloß Gravenstein und gedenken Abends die Rückreise nach dem Neuen Palais anzutreten.
v1“
Der Bundesrath versammelte sich heute zu einer Plenarsitzung. Vorher beriethen der Ausschuß für Handel und Verkehr, sowie die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Eisenbahnen, Post und Telegraphen.
Der hiesige Königlich spanische Botschafter Felipe Mendez de Vigo ist vom Urlaub nach Berlin zurück⸗ gekehrt und hat die Geschäfte der Botschaft wieder über⸗
nommen. Der hiesige Königlich griechische Gesandte Cléon
Rangabsé ist von England nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder
übernommen. 1“
Kiel, 2. Juli. Die Nacht „Hohenzollern“ und der Kreuzer „Gefion“ sind heute Vormittag 9 Uhr von hier nach Travemünde in See gegangen.
Württemberg.
Die Zweite Kammer hat in ihrer gestrigen Sitzung die Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Einkommen⸗ steuer, beendet. Die Schlußabstimmung findet heute statt.
Deutsche Kolonien.
Der Kaiserliche Gouverneur von Deutsch⸗Ostafrika, Oberst Liebert, hat Gelegenheit gehabt, auch die südliche Küste des Schutzgebiets 3 besuchen, und berichtet im „Deutschen Kolonialblatt“ über diese Inspektionsreise u. a. Folgendes:
Die im äußersten Süden gelegene Kiongabucht hat die Hoff⸗ nungen, die man in handelspolitischer Beziehung auf sie setzte, nicht erfüllt. Die Einfuhr aus dem benachbarten portugiesischen Gebiet eht nicht nach Kionga, sondern über den mittleren Rovuma, wo sie sich nach Mikindani und Lindi verzweigt. Dazu beitragen mag die ungünstige Lage des Ortes Kionga; selbst kleine Schiffe müssen weit draußen vor Anker gehen, was um so unangenehmer ist, als hier meist eine ziemlich kräftige See einsteht. So bewegt sich denn der Umsatz hier in sehr bescheidenen Grenzen. Der Rovuma, dessen Wassermassen das Meer weithin gelb färben, könnte für das Land von einschneidender Bedeutung sein, als natürlichste Verbindung mit dem Nyassagebiet. Bekanntlich ist er mit Bänken und Riffen leider dermaßen durchsetzt, daß, selbst wenn die durchschnittliche Tiefe erheblicher wäre, jede Schiffahrt ausgeschlossen wäre. Nördlich folgt nunmehr eine Reihe von Buchten, die als ganz vorzügliche Häfen gelten dürfen. Allerdings verliert die Mnazibai, welche auf den Karten so außerordentlich groß erscheint, bei näherer Prüfung an Bedeutung, da sie zahlreiche flache Stellen und recht schwierige Landungsverhältnisse zeigt. Ortschaften sind am Ufer kaum zu entdecken. Vorzüglich dagegen ist die Mto⸗Mtwara genannte Bai, eine abgeschlossene, geräumige und tiefe Nebenbucht an der linken Seite des Außenhafens von Mikindani. Das Städtchen Mikin⸗ dani, welches zwar 60 Steinhäuser, aber doch nur 800 Einwohner zählt, liegt an einer kreisrunden Bucht, welche durch einen engen und ewundenen Kanal mit der großen, offenen Außenbucht in Verbindung
eht. Dichte Annäherung an die Küste ist auch hier nur kleinen Schiffen möglich. Der Ort ist von Bedeutung als Sitz des süd⸗ lichsten Bezirksamtes, dessen Verlegung von Lindi im Januar 1896 erfolgte mit Rücksicht auf die größere Nähe der portugiesischen Grenze und der Rovuma⸗Distrikte, welche in letzter Zeit vielfach Gegenstand bergmännischer Unternehmungen waren. Auch zur Zeit meines Be⸗ suches rüstete sich hier ein südafrikanischer Prospektor, Herr Schulz, zu einer Erforschungsreise. Eine andere Quelle wirthschaftlicher Be⸗ deutung verspricht für Mikindani die Perlfischerei zu werden. Von mehreren Seiten sind Verträge geschlossen, welche auf eine rationelle Ausnutzung des bisher nur mit primitiven Mitteln seitens der Eingeborenen abgesuchten Fischgebiets abzielen. Seitens eines deutschen Unternehmers wird ogar die Herausschaffung eines mittleren Dampfboots für diesen Betrieb geplant. Von untergeordneter Be⸗ deutung ist dagegen der Handel, der sich im wesentlichen auf Gummi beschränkt. Das weiter nördlich gelegene Suͤdi war seit jeher ein von den Eingeborenen bevorzugter Handelsplatz. Dem regen Ver⸗ kehr des Marktfleckens, des natürlichen Ausfuhrhafens für das Ma⸗ chembagebiet, kommt es zu statten, daß an dem oberen Ende des Krieks eine sehr leistungsfähige Werft für einheimische Segler gelegen ist. Kaum weniger malerisch als Mikindani ist Lindi an der Mün⸗ dungsbucht des Lukuledi gelegen. Dadurch ist die Verbindung mit dem Hinterland gegeben. Lindi zählt 2000 Einwohner. Die Deutsch⸗ Ostafrikanische Fesellschaft treibt am Platze einen schwunghaften Handel mit Gummi und Wachs. Der Stadt gegenüber, auf den üdlichen Hängen des Stromufers, liegt eine Pflanzung des Herrn errot, deren Größe auf 1500 ha angegeben wird. Auf dem urbar gemachten Stück sollen 10 000 Liberiakaffeebäume ausgesetzt sein und ebenso viel in den Samenbeeten stehen. Auch sollen außer vielen anderen Versuchspflanzen 3000 Kapockbäume gedeihen. Kurz vor meiner Ankunft waren beunruhigende Nachrichten über das Auftreten von Magwangwarahorden am mittleren Rovuma aufgetreten. Die Häuptlinge selbst halten zwar fest an dem Gehorsam gegen das Gouvernement, aber alljährlich zieht die Schaar der jungen Krieger, die sich zu verheirathen gedenken, nach alter Sulu⸗ sitte aus, um durch Raub und Plünderung sich den Grundstock des zur Heirath erforderlichen Vermögens — besonders Vieh — bequem und kostenlos zu erwerben. Es sind Beispiele vorhanden, daß . diesen jungen Leuten “ sind, um sie mit nütteln an ihre Pflichten gegen den Bana mkubwa zu mahnen. Aber nicht immer vermögen sie sie zur Umkehr zu bewegen. So sind diese Kriegerhaufen der Schrecken der friedlichen Nachbarn und der Missionen. Es stand zu befürchten, daß die ange⸗ sessene Bevölkerung die Felder nicht bestellt, sondern auch in diesem
die Berge flüchtet. Ich habe daher 8. Kompagnie unter Premier⸗Lieutenant Engelhardt in die bedrohten Gebiete marschieren lassen, um dort ein Lager zu beziehen. Die Kompagnie hat den Auftrag, im eigentlichen Sinne des Wortes als „Schutztruppe“ für die fried⸗ liche Bevölkerung zu dienen. Kreisrund wie Mikindani ist die Mchingabai, nur ist die Oeffnung breiter, sodaß zeitweise eine nicht gefährliche, aber doch unangenehme Brandung hineinsteht; die ge⸗ räumige und tiefe Bucht ist fast ringsum von Niederlassungen ein⸗ gerahmt und von waldigen umschlossen. Unter der Gunst dieser Verhältnisse liegt die Bevölkerung auch hier eifrig dem Schiff⸗ bau ob. Zur Zeit untersucht Berg⸗Assessor Bornhardt die Fund⸗ stellen der Umgebung auf abbauwürdige Koblen. Sollte das Ergebniß den Erwartungen entsprechen, so würde es sich fragen, ob nicht die Mchingabai als Ausfuhrhafen vor Lindi den Vorzug verdient. Kißwere zeigt bereits den Charakter der betriebsamen, poli⸗ tisch mitlebenden nördlicheren Küstenbevölkerung. Die Bucht theilt sich vor den Augen des einfahrenden Schiffers in zwei weit auslaufende Zipfel, zwischen denen sich eine gelbe Steinwand wie eine vor⸗ springende Bastion trotzig in die See hinausschiebt. An dem südlichen Lfen liegt das von Hassan bin Omari abgebrannte alte Kißwere.
ie Bevölkerung, welche in die Sklaverei geschleppt wurde, ist nach Vernichtung des Rebellen theilweise zurückgekehrt, hat sich aber nun⸗ mehr in dem am Ende des Nordzipfels ; Mtumbo angesiedelt. Mtumbo gilt für wohlhabend. Dafür spricht auch, daß einige Inder dort ihrem Erwerbe nachgehen können. Das Kulturelement ist der dort stationierte goanesische Zollbeamte mit seiner Familie. Mit einfachen Mitteln, aber viel Geschmack und Thatkraft liegt er neben seinen Be⸗ rufsgeschäften seiner Neigung ob, die sich auf Verschönerung des Fleckens erstreckt. Gartenanlagen, in denen er als einziger Christ des Ortes sogar einen Obelisken mit krönendem Kreuz errichtet hat, um⸗ geben das Zollhaus und den von der wohlhabenden Bevölkerung aus eigenen Mitteln erbauten Ferumißie Schuppen. Dagegen hat Kilwa⸗ Kisiwani die geringe handelspolitische Bedeutung, die es besessen hat, zu Gunsten der Nachbarhäfen immer mehr eingebüßt, so daß das Neben⸗Zollamt nicht mehr besetzt ist. Dafür be⸗ sitzt es mit seinen Ruinenstädten das oft genug hervorgehobene Interesse für die Geschichte des Landes. Der vielverzweigte, oft ge⸗ wundene und tief einschneidende Hafen bietet bei seinen günstigen Tiefenverhältnissen auch für Foße Schiffe Schutz und Zuflucht in reichem Maße. Die auf der Insel zerstreut liegenden Geschützrohre aus vergangenen Zeiten lasse ich sammeln, um sie in Dar⸗es⸗Salam elegentlich zu einem architektonischen Aufbau zu vereinigen. Kilwa⸗ FFwinde. der Größe nach die dritte Stadt der Kolonie, mit 10 000 Einwohnern, entwickelt sich trotz seiner offenen, flachen Rhede immer mehr in seinen Verkehrs⸗ und Handelsverhältnissen. Eine belebte Handelsstraße über Donde und Songea nach dem Nvassasee ver⸗ mittelt den Verkehr mit dem weiteren Hinterland. Wachs und vor allem Gummi sind neben Mtama und den Mehlfrüchten die Hauptartikel. Der hier in den Handel kommende Mahengegummi erzielt besonders hohe Preise. Das strebsame Haus Hansing u. Co. hat hier im vergangenen Jahre neben der Deutsch⸗ Ostafrikanischen Gesellschaft eine Filiale eröffnet. Die nächste Umgebung der Stadt mit den sanft ansteigenden Hängen des Sin⸗ ginoberges bietet mit ihren zahllosen, prächtigen Mangobäumen und üppigen Feldern ein Bild der Fruchtbarkeit und des Gedeihens, wie es in Ost⸗Afrika selten zu finden. Die sorgsame Thätigkeit des Bezirksamtmanns Freiherrn von Eberstein hat die Anlage einer Wasserleitung für die Stadt, eines durch Rieselung zu bewaͤssernden großen Fruchtgartens, den Umbau und die Neuregulierung der alten Straßen der Stadt, sowie die Entwässerung der den Ort umgebenden Sumpfstrecken in die Wege geleitet. Die Bevölkerung (sehr zahlreich an wohlhabenden Arabern) erwies sich sehr dankbar und entgegen⸗ kommend, als ich ihnen im Schauri verkündete, daß ich von Seiner Majestät hierher gesandt sei, um absoluten Frieden im Lande aufrecht zu erhalten, daß ich dafür aber auch von ihnen Fleiß und Betrieb⸗ samkeit verlange, damit bei der außerordentlich günstigen, regenreichen Witterung eine gute Ernte erzielt werde. Die segensreiche Wirk⸗ samkeit des mit größter Liebe seines Amtes waltenden Be⸗ zirksamtmanns macht sich in der Sammlung der bisher friedlos lebenden Bevölkerung in kleinen Stadtgemeinden bemerkbar. Er hat die ein unbändiges Räuberleben führenden Bewohner der Matumbi⸗ berge gezwungen, südlich des Rufidji⸗Deltas sich innerhalb der von ihm abgesteckten regelmäßigen Grenzen eines städtischen Weichbildes anzu⸗ siedeln, hat diesem Ort Samangandumbo Marktgerechtigkeit verliehen, indische Kaufleute dort hingeführt, Brunnen gegraben u. s. w. und er⸗ hält die Ordnung über die bisher Unbotmäßigen nunmehr durch wenige Polizeisoldaten. Ein gleiches Beispiel findet sich in der bereits im Aufblühen begriffenen Stadt Mohorro am gleichnamigen Rufidjiarm. Das Delta des Rudfidji, das den Bezirk Kilwa nach Norden begrenzt, bietet allem Anschein nach noch für Plantagenbetrieb die günstigsten Vorbedingungen. Der Fluß, dessen Bedeutung für die Erschließung des Landes sofort nach Eintreffen eines flachen Flußdampfers hervor⸗ treten wird, theilt sich in sechs große Arme und hat ein Delta von etwa 25 geographischen Quadratmeilen schwersten und fruchtbarsten Alluvialbodens geschaffen. Die Inseln dieses Deltas sind durchweg mit äeescee ec bestanden, das bisher das Bauholz (Boriti) für ziemlich alle Bauten der Kolonie geliefert hat. Ich habe den Forst⸗ Assessor von Bruchhausen mit der genauen Durchforschung dieser Wal⸗ dungen beauftragt. Derselbe hat recht gute Bestände gefunden und ist jetzt mit der Aufstellung eines Planes für regelrechte Durchforstung und sachgemäße Ausnutzung beschäftigt. Außer dieser erheblichen Holz⸗ nutzung verspricht das untere Rufidjigebiet aber eine sehr bedeutende produktive Zukunft. In diesem fetten Marschboden gedeiht jede Pflanze, die schweren Boden und Feuchtigkeit verlangt, vor allem Reis und Taback. Der Rufidjireis wird in großen Mengen nach Indien ausge⸗ führt. Die Bananen erreichen hier eine erstaunliche Größe und ge⸗ deihen aufs üppigste. Um den Beweis zu erbringen, daß in diesem Gebiet Sumatrataback gute Aussichten bietet, hat das Gouvernement an dem füdlichsten Arm des Rufidji, dem Mohorro, eine Tabackversuchs⸗ pflanzung gleichen Namens angelegt. Diese hat sich unter Leitung der beiden erfahrenen Javapflanzer John Schröder und Ritter vor⸗ theilhaft entwickelt und im laufenden Jahre 40 Felder bewirthschaftet. Die Arbeit wird mit Chinesen und Javanen betrieben, das System der großen Trocken⸗ und Fermentierscheunen ist ganz das in Nieder⸗ ländisch⸗ Indien bewährte. Die diesjährige Probe⸗Ernte wird etwa 150 bis 200 Zentner n kommenden Betriebs⸗ jahre sollen 100 Felder bewirthschaftet werden. Mohorro wird hoffentlich den Beweis erbringen, daß Ost⸗Afrika zwar nicht auf Korallenboden (Sansibar) und nicht auf rothem Laterit (Lewa), wohl aber auf fettem Marschboden ein gutes Deckblatt zu erzeugen vermag. Zur Abwendung einer Ueberschwemmungsgefahr für die Pflanzung Mohorro habe ich 60 Mann der Kompagnie Kilwa zum Arbeitsdienst hierher herangezogen. Zum Schluß besuchte ich die Insel⸗ gruppe Feireee Die Stadt Schole mit ihren wohlhabenden e. zu beiden Seiten breiter, baumbesetzter Draßen, ihren sauberen
runnen und weiten Plätzen kann, was Ordnung, 82% mack und Sauber⸗ keit anlangt, mit mancher deutschen Kleinstadt den Vergleich aufnehmen. Die Bevölkerung, von denen jede Sippe ihre eigene Geschichte hat, hebt sich in vieler Beziehung von den Durchschnittsmsuaheli unserer Tage ab; schon die prächtigen, in den feinsten Farbentönen abgestuften seidenen Gewänder sind ein Beweis für die Eigenart dieser ab⸗ eschlossenen Bevölkerung. Schole ist zweifellos einer der schönsten Wartel der Kolonie. Der deutsche Zollassistent, der hier in einem gemüthlichen Heim mit seiner Frau unter Eingeborenen allein sitzt, versteht es, den angeborenen Sinn derselben für Ordnung und Reinlichkeit geschickt zu benutzen und Schole mehr und mehr zu einem Schmuchkästchen auszugestalten. Eine halbe Stunde flotten Segelns führt hinüber nach Mafia, das ich sodann von Osten nach Westen durchkreuzte. Die ganze Insel ist umsäumt von einem breiten Gürtel Kokospalmen. Der Mittelrücken wird theils noch wenig aus⸗ genutzt, theils bereits rationell in Reiskultur genommen. Der Reich⸗ thum der Insel ist sprichwörtlich. Die Palmen tragen 70 bis 80 und mehr Nüsse von durchschnittlich Ueberkopfgröße. Mit besonderer Genugthuung erfüllte mich der Anblick der zahlreichen Herden von
Jahre wie früher in die in Lindi stehende
ergeben. Im
brüchtigen Rindern auf Mafia. Die Insel versorgt sowohl Sansibar als zahlreiche Punkte der Küste mit Rindvieh. Um den schädlichen Folgen der Inzucht vorzubeugen, habe ich am Nordende der Insel die lage einer Viehstation unter Leitung eines erfahrenen Landwirths und alten Afrikaners angeordnet. Der Besuch von Schole⸗Mafia hat wesentlich dazu beigetragen, den Eindruck, den ich von dem Süden der Kolonie empfangen habe, günstig zu gestalten. Wenn ich meine Beobachtungen über den südlichen Theil des Schutzgebietes noch⸗ mals kurz zusammenfassen darf, so ergeben dieselben fol⸗ gendes Resultat: Der Süden bietet durchaus nicht geringere Kulturbedingungen als der Norden. Es finden sich frucht⸗ bare und gut bewässerte Landschaften, Gebiete für Zuckerrohr⸗ und Kaffeebau, überall zum mindesten für Kokospalmen. Die Be⸗ völkerung ist leider sehr dünn, aber willig und arbeitsam, sogar ver⸗ hältnißmäßig intelligent. Beim Mangel jeglicher Konkurrenz in der Nachfrage sind die Löhne erheblich billiger als im Pflanzungsgebiet des Nordens. Endlich bietet das weite Hinterland in Gummi und Wachs zwei werthvolle Massenartikel der Ausfuhr, deren Verviel⸗ fachung leicht möglich erscheint. Dies alles weist darauf hin, dem Süden mehr Aufmerksamkeit als bisher zuzuwenden und gegebenen⸗ falls deutsche Unternehmer auch hierher zu lenken, um dem Lande Kapital zuzuführen und seine Entwickelungsfähigkeit zu beweisen.
Oesterreich⸗Ungarn.
8 Der Minister⸗Präsident Graf Badeni hat, der „Wiener
Abendpost“ zufolge, verfügt, daß eine aus dem Ministerial⸗ rath Swoboda, dem Ober⸗Inspektor Kaan und dem Vor⸗ sitzenden⸗Stellvertreter des Versicherungsbeirathes Kink bestehende Kommission behufs Information über die Durch⸗ führung des deutschen Invaliditäts⸗ und Altersversicherungs⸗ gesetzes zum Zweck einer weiteren Ausgestaltung der Reform der österreichischen Arbeiter⸗Versicherungsgesetzgebung eine Studienreise nach Deutschland antrete, und an dem Ende Juli in Brüssel stattfindenden Kongresse theilnehme.
Wie die Wiener Blätter melden, haben die Gemeinde⸗ vertretungen von Grottau, Aussig, Karbitz, Gablonz und Krems (Niederösterreich) gleichfalls die Einstellung der Arbeiten in dem ihnen von der Regierung übertragenen Wirkungskreise beschlossen.
Großbritannien und Irland. In Aldershot fand gestern eine große Parade vor der
Königin statt. Die Truppen waren in zwei Treffen auf⸗
gestellt. Das erste Treffen bildeten Infanterie, Artillerie, Pioniere und Train, während in dem zweiten die Kavallerie stand. Die Kolonialtruppen hatten ganz in der Nähe des Wagens der Königin Aufstellung genommen. Sie defilierten zuerst, und kehrten sodann sofort wieder in ihre Stellung zurück, um dem Vorbeimarsch des ganzen Armee⸗Korps vor der Königin beiwohnen zu können. — Die zur Flottenrevue bei Portsmouth versammelten Schiffe begannen gestern den dortigen Hafen zu verlassen. Die französischen und die russischen Kriegsschiffe liefen zusammen aus. — Die Königliche Nacht „Victoria and Albert“ ist nach Sheerneß abgegangen, wo sich die Kaiserin Friedrich einschiffen wird.
Im Unterhause machte gestern der Parlamentssekretär des Auswärtigen Curzon die Mittheilung, daß die Verhand⸗ lungen über die zur Sicherung der Autonomie Kretas zu er⸗ greifenden Maßregeln zwischen den Großmächten noch fort⸗ dauerten. Es seien indessen schon bedeutende Fortschritte zur
Erzielung eines Einvernehmens gemacht worden.
Frankreich. 8 Die Deputirtenkammer hat gestern die letzten Artike
der Vorlage, betreffend die Bank von Frankreich, ange⸗
nommen. Der Deputirte Pelletan vertheidigte einen Antrag, nach welchem die Bank verpflichtet sein solle, der Regierung ihren Kassabestand oder wenigstens ihre Emissionsrechte und alle noth⸗ wendigen Hilfsmittel für den Fall einer allgemeinen Mobil⸗ machung zur Verfügung zu stellen. Der Minister⸗Präsident Méline entgegnete, daß die Einrichtung der Bank für alle Fälle ausreichend sein werde, ohne daß man nöthig habe, auf um⸗ wälzende Maßnahmen zurückzugreifen. Der Deputirte Pelletan bestand auf .ng; rderung im Namen des Patriotismus. Der Minister⸗Präsident Méline sprach darauf den Gegnern des Monopols Patriotismus ab, was auf der äußersten Linken große Unruhe und Widerspruch hervorrief. Schließlich wurde der Antrag Pelletan mit 306 gegen 231. Stimmen abgelehnt und alsdann das ganze Bankgesetz mit 409 gegen 97 Stimmen angenommen.
Der Justiz⸗Minister Darlan hat gestern an die Kommission zur Untersuchung der Panama⸗Angelegen⸗ heit ein Schreiben gerichtet, worin er erklärt, daß er bereit sei, dem Ausschuß die abgeschlossenen Prozeßsachen und den Theil des Verfahrens gegen Arton, welcher bereits aögeschiasen sei, mitzutheilen. Der Minister knüpfte hieran die Bitte, daß der Ausschuß diese Aktenstücke geheim halten möge. Der Ausschuß hat einstimmig beschlossen, den Justiz⸗Minister zu ersuchen, veranlassen zu wollen, daß die Vernehmung des Untersuchungsrichters Le Poittevin durch den Ausschuß heute vor sich gehen könne, und die Mittheilung des gesammten Aktenmaterials zu verfügen. .“
Rußland. 1 Der König von Siam ist, wie „W. T. B.“ meldet,
gestern Abend in Warschau eingetroffen und am Bahnhofe
von dem General⸗Gouverneur Fürsten Imeretinsky sowie den Spitzen der Behörden und dem aus St. Petersburg daselbst eingetroffenen Ehrendienst empfangen worden. Eine Ehren⸗ Kompagnie war am Zahnhofe aufgestellt. Das Absteige⸗ quartier nahm der König in dem Palais Lazienki. Heute findet zu Ehren des Königs eine Truppenschau statt. Die Abreise nach St. Petersburg ist auf heute Abend festgesetzt.
Italien. 8 Die französische Regierung hat den Botschafter Billot beauftragt, dem König und der italienischen Regierung ihr Beileid anläßlich des Unfalls an Bord des italienischen Kreuzers „Bausan“ auszusprechen.
Schweiz.
Der Ständerath beendete G Vorlage, betreffend den Rückkauf der Eisenbahnen. Der Bundesrath Zemp erklärte: nach seiner Auffassung seien die materiellen Bestimmungen über den Rückkauf der Kon jessionen weder durch das Rechnungsgesetz, noch durch das Rüͤckkaufs⸗ geseß geändert worden. Die Aufstellung der Grundsätze für die Berechnung des Rückkaufspreises sei in das freie Er⸗ messen des Bundesgerichts gestellt, welches diejenigen Gesetze zur Anwendung zu bringen befugt sei, die es anwenden zu müssen glaube. Der Ständerath nahm schließlich d
gestern die Berathung der
Vor⸗ damit geendet habe
lage mit den verschiedenen, im Laufe der Verhandlung be⸗ schlossenen Abänderungen mit 25 gegen 17 Stimmen an. — Der Nationalrath wird die Vorlage in der außerordent⸗ lichen September⸗Session berathen.
“ Türkei.
Dem „Standard“ wird aus Konstantinopel berichtet, daß Edhem Pascha dem Kriegs⸗Minister angezeigt habe, er lege das Oberkommando nieder, da er bei den vorgeschlagenen
machungen nicht in der Lage sei, für die Aufrechterhaltung der Disciplin in seiner Armee zu garantieren.
Die „Times“ meldet aus Konstantinopel vom 30. Juni: Die türkischen Bevollmächtigten würden in der nächsten ur Fortsetzung der Friedensverhandlungen stattfindenden Bitung die Erklärung abgeben, daß die Pforte das unantast⸗ bare Recht, Thessalien kraft der geschehenen Eroberung zu behalten, aufrecht erhalte. Dasselbe Blatt erfährt aus Athen, die Abgrenzung der neutralen Zone zwischen den griechischen und türkischen Truppen sei gestern zu Ende geführt worden.
Aus Kanea wird gemeldet, daß das Oberkommando der internationalen Detachements das Schutzgebiet für die Land⸗ wirthschaft weiter ausgedehnt habe. — Der italienische Admiral Canevaro habe Ismail Pascha einen Besuch abgestattet und beschlossen, Trikalaria sofort zu besetzen, worauf die türkischen Truppen abrücken sollten.
Amerika.
Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Washington weist das abgelaufene Finanzjahr einen Fehlbetrag von 18 623 108 Dollars auf. Die ö im Monat Juni beliefen sich auf 21 560 152 Dollars gegen 11 351 803 Dollars im gleichen Monat des Vorjahres.
Einer in Madrid eingetroffenen Privat⸗Depesche aus Havanna zufolge, brachten die Aufständischen auf der Eisen⸗ vahn bei Janico in dem Augenblick, als ein Zug die betreffende Stelle passierte, eine Bombe zum Explodieren. Der Lokomotivführer und der Heizer wurden getödtet.
Asien. .“
Das ‚Reuter'sche Bureau“ meldet aus Kalkutta: Die vorgestrigen Unruhen in Chittpur, einer Vorstadt von Kalkutta, waren sehr ernster Natur. Zur Unterdrückung derselben waren außer der Fortze⸗ noch fast 300 Mann Militär aufgeboten. Die Ruhestörer durchzogen gruppenweise die Straßen, beschimpften die Europäer und bewarfen sie mit Steinen, sodaß mehrere derselben verwundet wurden. Dem Umstand, daß die Hindus passiv mit den Mohamedanern sympathisierten, wird eine gewisse Bedeutung beigelegt. Gestern früh hatte die Lage noch ein sehr ernstes Aussehen. Die Kavallerie zerstreute die Gruppen der Ruhe⸗ störer, welche sich jedoch später wieder sammelten. Die Be⸗ wegung hat sich uͤber ein größeres Gebiet ausgedehnt, jedoch ist die Lage augenblicklich ruhiger.
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Aus Tanger wird gemeldet, daß die Truppen des Sultans von den aufständischen Stämmen geschlagen und alle Gefangenen getödtet worden seien.
Der Präsident Krüger hatte, dem „Reuter’schen Bureau“ zufolge, an den Volksraad die Anfrage gerichtet, ob derselbe durch die Ablehnung der Konzession für eine elektrische Straßen⸗ bahn in Johannisburg einen Mangel an Vertrauen zu ihm habe zum Ausdruck bringen wollen. In seiner gestrigen Sizung nahm der Volksraad eine Resolution an, welche dahin geht, daß der betreffende Beschluß nicht auf diese Weise ausgelegt werden dürfe. Im weiteren Verlauf der Sitzung lehnte der Volksraad die Pensionsvorlage ab.
Dem Unabhängigen Congostaat ist ein Telegramm mit Nachrichten von den Stanley⸗Falls zugegangen, welche bis zum 14. Mai reichen. Danach hätte kein neuer Zusammenstoß mit den aufständischen Soldaten der Batetelas stattgefunden. Letztere setzten ihren Marsch in südlicher Richtung fort. Lieutenant Henri habe das Fort Avakubi verlassen, um die Batetelas zu verfolgen. Baron Dhanis sei in der Richtung auf Kirundu und Nyangwe vorgegangen
Nr. 24 des „Eisenbahn⸗Verordnungsblatts“, heraus⸗ gecgeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 30. Juni, at folgenden Inhalt: Staatsvertrag zwischen S Bayern und Sachsen⸗Meiningen wegen Herstellung einer Eisenbahn von Köppels⸗ dorf nach Stockheim, vom 30. Januar 1897. — Allerhöchster Erlaß vom 16. Juni 1897, betreffend den Bau und Betrieb der in dem Gesetz vom 8. Juni d. J. ö S. 171) vorgesehenen neuen Eisenbahnlinien. — Erlasse des Ministers der öffentlichen Ar⸗ beiten: vom 20. Juni 1897, betr. ee der Zivil⸗Supernumerare; vom 20. Juni 1897, betr. Besoldungszulagen der als technische Kontroleure verwendeten Bureau⸗Diätare; vom 20. Juni 1897, betr. Amtskautionen der Magazin⸗Aufseher; vom 21. Juni 1897, betr. Beschäftigung der Regierungs⸗Bauführer des Eisenbahn⸗ baufaches bei Eisenbahnvorarbeiten; vom 22. Juni 1897, betr. An⸗ forderungen an die Interessenten wegen des zum Bau von Neben⸗ bahnen erforderlichen Grund und Bodens; vom 23. Juni 1897, betr. etatsmäßige Anstellung von Hilfs⸗Unterbeamten; vom 23. Juni 1897, betr. Besoldungsdienstalter früherer Telegraphisten; vom 29. Juni 1897, betr. anderweite Bezeichnung des Zentral⸗Wagenbureaus in Magdeburg. — Nachrichten. 8
Arbeiterbewegung. CW“ 8
Aus Weißenfels meldet „W. T. B.“ zum Ausstand der Bergarbeiter: Eine gestern abgehaltene Versammlung der Aus⸗ ständigen des Zeitz⸗Weißenfelser Kohlenreviers faßte den Beschluß: weil absolut keine Unterstützungen eingehen, den Ausstand unter Auf⸗ gabe eines Theils ihrer Forderun en sobald als möglich zu beendigen. In Kiel sind, wie der „Kö. 1. Ztg.“ telegraphiert wird, sämmt⸗ liche Arbeiter der Eisengießerei der Kieler Schiffswerft aus⸗ ständig geworden, als zwei Arbeiter infolge eines Streites mit dem Werkführer entlassen wurden. Als die Werftleitung den Arbeitern entgegenkam, verlangten sie 20 ₰ Lobnerhöhung.
In Mülheim (Ruhr), wo die Maurer in eine Lohnbewegung eingetreten waren, haben der „Rh.⸗Westf. Ztg.“ zufolge bereits 1, wegen Nichtbewilligung ihrer Lohnforderungen die Arbeit
Aus Uelzen in Hannover wird dem „Vorwärts“ mitgetheilt, daß der Ausstand der dortigen Maurer nach achtwöchiger Dauer daß die Innungsmeister die Forderung der
Maurer: 3,50 ℳ Mindestlohn für zehnstündige Arbeitszeit, bewilligten. Am 29. Juni wurde die Arbeit wieder aufgenommen.
In Hamburg haben nach demselben Blatte die Tischler be⸗ schloffen, den Arbeitgebern neue Forderungen, die sich auf die Arbeits⸗ zeit und die Lohnsätze beziehen, zu unterbreiten.
Hier in Berlin sind nach Beendigung des Maurerausstandes die Zimmerleute in eine Lohnbewegung zur Durchführung eines Stundenlohns von 60 ₰ eingetreten. Auf das Rundschreiben der Lohnkommission sind einer Mittheilung der Berliner „Volks⸗Ztg.“ zufolge eine große Anzahl Antworten eingelaufen. 20 Firmen, darunter einige Innungsmeister, haben die Forderungen anerkannt. In den Vororten (Rixdorf, Charlottenburg ꝛc.) sind die Zimmerleute on in die Bewegung eingetreten und haben theilweise Erfolge erreicht.
Aus Paris meldet „W. T. B.“: Auf den Schiffswerften der Gironde⸗Compagnie in Bordeaux, welcher der Bau zweier Kreuzer übertragen worden ist, sind fast sämmtliche Arbeiter, deren Zahl etwa 1000 beträgt, in den Ausstand getreten.
1 Statistik und Volkswirthschaft.
Die Sparkassen in Oesterreich. “
Das kürzlich erschienene 1. Heft des XLVIII. Bandes der „Oesterreichischen Statistik“, herausgegeben von der K. K. statistischen Zentralkommission (Wien, Carl Gerold's Sohn), enthält die Statistikk der Sparkassen in den im Reichsrath vertretenen Königreichen und Ländern für das Jahr 1894. Das österreichische Sparkassenwesen der Gegenwart erhält sein charakteristisches Gepräge durch die mächtige Entwickelung der Postsparkassen. Von diesen wird indessen in den nachstehenden Ausführungen nicht die Rede sein; vielmehr soll im Folgenden ezeigt werden, wie die sonstigen Sparkassen, welche die österreichische Statistik als „Privatsparkassen“ bezeichnet, sich neben den Post⸗ sparkassen erhalten und weiter entwickelt haben. Diese Privatsparkassen, am Schlusse des Jahres 1894 in der Zahl von 472 vorhanden, bestanden aus 380 Gemeindesparkassen, 66 Vereinssparkassen und 26 Bezirkssparkassen, von denen innerhalb der letzten fünf Jahre (1890/94) 58 neu errichtet waren, und zwar 52 Gemeindesparkassen, 3 Vereins⸗ und 3 Bezirkssparkassen. Es scheint sonach, daß die Ge⸗ meindesparkassen dem neben den Postsparkassen noch vorhandenen Bedürfniß nach örtlichen Sparanstalten am meisten entsprechen. Sie, die Gemeindesparkassen, vertheilen sich auf die Kronländer,
wie folgt:
Ende 1894 1890/94 Ende 1894 1890/94
vorhanden entstanden vorhanden entstanden Nieder⸗Oesterreich 46 3 Virol u. Vorarlberg 5 — Ober⸗Oesterreich. 37 Böhmen. 141 24 Salzburg 3 q66 11 Steiermark . 34 1 Schlesien. 22 3 111 bq 115 1 .-.“ Küstenland... 1 Dalmatien —
Von den 66 Vereinssparkassen entfallen 28 auf Nieder⸗ Oesterreich, 10 auf Tirol und Vorarlberg, 9 auf Böhmen u. s. w.; neueren Datums sind von diesen nur 1 in Ober⸗Oesterreich und 2 in Steiermark. Bezirkssparkassen bestehen überhaupt nur in Steiermark 15 (neu: 1) und in Galizien 11 (neu: 2).
b Interessant ist zunächst die Bewegung des von diesen Sparkassen seit 1878 gewährten Zinssatzes für die Einlagen. Während im Jahre 1878 noch 91,22 % aller Einlagen mit 5 % und darüber ver⸗ zinst wurden, findet eine so hohe Verzinsung 1894 nur noch bei 1,27 % der Einlagen statt, und zwar bei 6 Sparkassen in Galizien mit 5 %. Der Antheil der 4 ⅞ prozentigen Einlagen stieg zunächst von 1878 bis 1884 von 2,51 % bis auf 40,90 % aller Ein⸗ lagen, um dann bis 1894 wieder auf 4,45 % zu fallen. Die 4 pro⸗ zentigen Einlagen, die 1878 etwa 6 % der Summe aller Einlagen ausmachten, bildeten 1891 bereits 79,22 % dieser Summe, waren aber Ende 1894 auf 65,25 % heruntergegangen. Die mit weniger als 4 % verzinsten Gelder machten 1888 erst 0,49 % aus, waren aber 1894 bereits auf 29,03 % gestiegen. Hinsichtlich der durch⸗ schnittlichen Verzinsung, welche 1894 im Ganzen mit 3,912 % (1893: 3,942 %) avnzunehmen ist, rangieren die Länder folgender⸗ maßen: Galizien 4,407, Steiermark 4,028, Kärnthen, Krain und Dalmatien 4,000, Ober⸗Oesterreich 3,994, Schlesien 3,989, Salz⸗ burg 3,950, Mähren 3,895, Tirol und Vorarlberg 3,833, Böhmen 3,816, Nieder⸗Oesterreich 3,793, die Bukowina 3,750, das Küstenland 3,667 %. — Gehoben hatte sich der Zinsfuß gegen 1893 nirgends, in 6 Ländern war er gleich geblieben, in 8 Ländern war er gegen das Vorjahr gesunken. — Von den 1894 vorhandenen 472 Svarkassen hatten 394 nur einen einzigen Zinssatz für alle Einlagen ohne Rück⸗ sicht auf die Höhe des Betrags oder der Kündigungsfrist bezw. der Dauer der Einlage festgesetzt, bei 60 Sparkassen kamen zwei, bei 18 drei verschiedene Zinssätze zur Anwendung. b 8
Die Summe des Einlagekapitals bei allen Sparkassen
belief sich 1885 auf 985 756 360 Fl. 1890 auf 1 282 759 132 Fl. 1886 „ 1 054 021 902 „ 1891 „ 1 335 925 661 „
1887 „ 1 091 201 620 „ 1892 „ 1 406 578 732 „
„ 1 153 758 154 „ 1893 „ 1 46 630 191 „
53³3 8
1888 1 1889 „ 1 235 498 989 ‧„ 1894 „ 0 713 348
Bei der Verwendung der Sparkassen⸗Kapitalien kommen in erster Linie die Hypotbekardarlehen in Betracht; auf sie entfielen 1 021 010 025 Fl. im Jahre 1894 gegen 8
1893 1892 1891 1890 970 157 146 923 103 144 877 466 402 832 783 552
Ueber die Höhe der Einlagen, der Gesammtaktiva und die Ver⸗ wendung der Kapitalien der Sparkassen zu Hypothekardarlehen in den einzelnen Kronländern gewährt die folgende tabellarische Ueber⸗ sicht Aufschluß. Es kamen von
den Einlagen
Gulden 380 742 398 125 955 395
23 546 484
den den Gesammt⸗ Hypothekar⸗ Aktiven darlehen Gulden Gulden 412 189 841 255 146 420 143 197 252 74 805 194 25 533 306 16 595 755 175 231 145 106 702 289 33 907 937 17 740 530 40 892 269 18 798 120 13 882 732 5 422 304
103 926 8650 55 283 532 522 726 489 328 142 832 111 642 183 72 871 124 36 482 363 24 629 078 77 721 107 41 870 518
auf Nieder⸗Oesterreich. „ Ober⸗Oesterreich. Salzburg.. 84 Steiermark 152 560 436 Kärnten 22 836 821 28* das Küstenland. 12 135 638 Tirol und Vorarl⸗ berg 92 801 080 Böhmen .466 676 101 Mähren . . 1902 796 223 Schlesien 32 740 249 Galizien 68 992 204 Bukowina... 6 168 674 7 015 080 3 591 986 Dalmatien 191 853 203 504 — zusammen. 1 530 713 348 1 704 552 067 1 021 010 025 Was die Bewegung des Zinsfußes für Seebe es. darlehen anbelangt, so betrugen 1875 die mit mehr als 5 % ver⸗ zinslichen Darlehen 97,90 % der ganzen Darlehenssumme, waren aber bis Ende 1894 auf 6,41 %, dieser Summe zusammengeschmolzen — und zwar auf 1 Sparkasse mit 7 %, ferner 1 mit 6 ½ % und 13 Spar⸗ kassen mit 6 % in Galizien, ferner je 1 Sparkasse mit 6 % in Böhmen und dem Küstenlande, 9 Sparkassen mit 5 ½ und 2 mit 5 ½ % in verschiedenen Ländern. Die fünfprozentigen Hypothekardarlehen stiegen von 1,75 % der Gesammtsumme im Jahre 1875 auf 63,26 % im Jahre 1889, um dann bis 1894 auf 35,82 % zu sinken. Die niedriger verzinslichen Beträge machten 1875 nur 0,35 %
aus, 1894 dagegen 57,77 %0. sich im Jahre 1875 auf 6,280 %, 1894 auf 4,756 %, wies also einen Rückgang von 1,524 % auf, während der Rückgang der Einlage⸗ verzinsung nur auf 1,267 % zu berechnen ist.
Nach den Hypothekardarlehen führt die Statistik den „Wechsel⸗ escompte“ unter den Anlagen der Sparkassenkapitalien auf. Er nimmt von Jahr zu Jahr an Bedeutung ab und beansprucht nur
Der höchste Normalzinssatz bezifferte
8
8 *
noch 3,07 % der Geldanlagen der Sparkassen. Der Gewinn ist
dabei ein geringer, häufig ein verschwindend kleiner. Auch die „Vor⸗ schüsse auf Werthpapiere und Pfänder“ erfordern nur einen kleinen Theil, 2,90 % im Jahre 1894. Der zu berechnende Durchschnittszinsfuß für diese Vorschüsse giebt kein klares Bild, da hier rovisionen in wechselnder Höhe erhoben werden. Der höchste Zins⸗ atz, der 1875 sich noch auf 6,578 % belief, war 1894 auf 5,304 % zurückgegangen. Die „Darlehen auf Personalkredit“, die weiter erwähnt werden, betragen nur 6,06 % der Anlagen. Die rasch zunehmende Einrichtung von Raiffeisen'schen Darlehnskassenvereinen macht die Thätigkeit der Sparkassen in dieser Richtung, wie der Be⸗ richt andeutet, mehr und mehr entbehrlich. b 1
Dagegen bildet der Besitz von Werthpapieren mit einem Kurswerth von 434 312 664 Gulden im Jahre 1894 einen beträcht⸗ lichen Theil — 25,48 % — des Aktivvermögens der Sparkassen. Endlich sei noch erwähnt, daß der Immobiliarbesitz der Spar⸗ kassen im Berichtsjahre sich auf 32 573 133 Gulden = 1,91 % aller Aktiven bezifferte, und 8 die Baarbestände sich auf 23 655 807 Gulden = 1,39 % stellten.
Der Gesammt⸗Reinertrag belief sich 1894 auf 14 077 671 Gulden, von denen 5 348 966 Gulden für gemeinnützige und wohl⸗ thätige Zwecke, 12 477 086 zur Zuwendung an die Reserven und 1 234 966 für sonstige Zwecke verwandt wurden.
Kunst und Wissenschaft.
„In der Gesammtsitzung der Königlichen Akademie der Wissenschaften vom 24. Juni (vorsitzender Sekretar: Hr. Auwers) legte Herr von Bezold eine Mittheilung des Herrn Professors M. Eschenhagen in Potsdam vor: „öüber schnelle periodische Veränderungen des Erd⸗ magnetismus von sehr kleiner Amplitude“. Der Verfasser berichtet im Anschluß an eine frühere Veröffentlichung über die durch sehr ver⸗ schärfte Registrierung der magnetischen Horizontalintensität nach⸗ periodischen Aenderungen ehr kurzer Periode: etwa 30 Sekunden oder noch weniger. Besonders auffallend ist hierbei das zeitweilige gleichzeitige Auftreten zweier solcher Perioden von nahezu gleicher Dauer, die zu Erscheinungen Anlaß geben, welche in überraschender Weise an die Schwebungen erinnern, wie sie durch das Zusammenwirken zweier Töne von nahezu gleicher Tonhöhe hervorgebracht werden. S lich wird nachgewiesen, daß die beobachteten Thatsachen nicht etwa in instrumentellen Eigenthümlichkeiten begründet, sondern wirklich durch den Erdmagnetismus hervorgerufen sind. — Herr Jagié, korrespon⸗ dierendes Mitglied der philosophisch⸗historischen Klasse, über⸗ sandte ein Exemplar der von ihm herausgegebenen „Veteris Testamenti Prophetarum interpretatio istro-croatica saeculi XVI“. — Herr Ftumpf überreichte den von dem Verfasser einge⸗ sandten I. Halbband der zweiten, neu bearbeiteten Auflage der „Ge⸗ schichte der neueren deutschen Psychologie“ von Prof. Dr. Max Dessoir hierselbst. — Die physikalisch⸗mathematische Klasse hat Herrn Dr. Martin Krüger hierselbst 700 ℳ bewilligt zu Untersuchungen über die in thierischen und pflanzlichen Organen vorkommenden Panthin⸗ stoffe. — Durch den Tod verloren hat die Akademie das korrespon⸗ dierende Mitglied der physikalisch⸗mathematischen Klasse C. Remigius Fresenius, gestorben in Wiesbaden am 11. v. M.
Land⸗ und Forftwirthschaft.
Saatenstand in Süd⸗Rußland. “ Niachrichten aus Odessa zufolge befinden sich die Saaten in Süd⸗ Rußland, die sich infolge der reichlichen Niederschläge im Laufe des Mai und zu Anfang v. M. günstig entwickelt haben, im allgemeinen in gutem Stande. Stellenweise, namentlich in Bessarabien, hat man freilich über zuviel Regen geklagt; man fürchtete, daß das Getreide zu leicht werden und daß unter anderem auch das Gedeihen des Mais nach⸗ theilig beeinflußt werden würde. Der fast überall gehegte Wunsch nach trockener Witterung ist gegen Mitte Juni theilweise er⸗ füllt worden. Neuerdings meldet man jedoch aus Bessarabien Schädigungen durch Platzregen, der das Getreide zu Boden gelegt und in seiner Entwickelung gestört hat. An verschiedenen Orten ist infolge der übermäßigen Feuchtigkeit das Unkraut massenhaft zwischen dem Getreide emporgeschossen, dieses im Wachsthum hindernd.
Der verursachte Schaden scheint indessen zur Zeit noch verhältniß⸗ mäßig gering zu sein im Vergleiche zu dem großen Nutzen, den der rechtzeitige häufige Regen den Saaten im ganzen Süden Rußlands ebracht hat. Gelobt wird in manchen Kreisen das gesunde Aussehen, der schöne Wuchs und die Frische des Sommer⸗ getreides; weniger zufrieden ist man mit dem Wintergetreide. Zu be⸗ merken ist, daß die Gerste, die in diesem Jahre in größerer Menge eingesäct worden ist, wenn die Witterung keinen Strich durch die Rechnung macht, eine reichliche Ernte ergeben wird; man hat sogar die Hoffnung ausgesprochen, 150 Pud pro Dessjätine zu erhalten, gegen durchschnittlich 0 Pud im Vorjahre. Bei dem vorzüglichen Stande der Gerstensaat dürfte die Ernte, günstige Witterung voraus⸗ gesetzt, binnen kurzem beginnen.
Im westlichen Theile des Odessaer Kreises ist der Prußkäfer auf⸗ getreten, doch stiftet er, wie man glaubt, keinen großen Schaden.
des Erdmagnetismus von 8
Stellenweise hat ihn der starke Regen in die Gräben getrieben, und 8
in einigen Wolosten wird der Vertilgungskampf gegen ihn mit Erfolg geführt. Auch an einigen Orten Bessarabiens ist der Pruß in Masse erschienen, und im Chersonschen Kreise dem Pruß Rosenkäfer und Eulenraupe gezeigt. Im Jelisawetgradschen Kreise sind die Hoffnungen auf eine glänzende Ernte durch das starke Auftreten der Hessenfliege etwas herabgestimmt, und im Taurischen Gouvernement wird die Eulenraupe, deren Vorkommen inzwischen auch an einigen Orten der Krim beobachtet worden ist, als erheblich schädigend empfunden.
8 .8 Zeit läßt sich sagen, daß eine gute Ausbeute an Gerste und Hafer — soweit dieser überhaupt angebaut wird — und eine mittlere Weizenernte zu erwarten sein dürfte, während Roggen vielleicht kaum einen Durchschnittsertrag liefern wird, und die Oelsaaten mit wenigen Ausnahmen schlechte Aussichten bieten.
Saatenstand in Russisch⸗Polen.
Die Witterungsbedingungen waren während des Monats Juni günstig für die Entwickelung der Saaten.
Die Wintersaaten haben überall ein gutes Aussehen, und auch der Stand der Sommersaaten wird als befriedigend bezeichnet. t und Zuckerrüben stehen im allgemeinen ebenfalls be⸗ riedigend. “
Die Heuernte ersten Schnitts ist gut ausgefallen.
Saatenstand in Spanien.
Die hier vorliegenden Nachrichten über die diesjährigen Ernte⸗ aussichten in Spanien lauten im allgemeinen günstig. Die letzte Woche des Monats Mai und die erste des Juni brachten in den meisten Gegenden des Landes reichlichen Regen und eine für die Jahreszeit frische Temperatur, die der Ausreifung der Körner sehr zu statten kamen. Bis jetzt ist nur die Gerste 8 worden, doch wird an vielen Orten darüber geklagt, daß die Regenfälle für die Gerste zu spät K kommen sind. In einzelnen Provinzen, wie z. B. in Katalonten, auch der Roggen und Weizen schon völlig reif.
Der Reis soll bis jetzt gut stehen; der Anbau desselben ist in diesem Jahre umfangreicher betrieben worden als früher, weil man hofft, daß die guten Preise des letzten Jahres sich auch in diesem Jahre behaupten werden.
aben sich außer