Laut E“ an das Ober⸗Kommando 8
der Marine ist S. „Habicht“, Kommandant: Kor⸗ vetten⸗Kapitän Gercke (Eduard), am 19. d. M. in Kamerun an⸗ gekommen; S. M. S. „Hyäne“, Kommandant: Kapitän⸗ Lieutenant Becker, wird am 24. Juli von Kamerun aus die Heimreise antreten; der Reichs⸗Postdampfer „Stuttgart“ ist mit dem Ablösungstransport S. M. S. S. „Falke“ und „Bussard“, Kommandoführer: Korvetten⸗Kapitän Krieg,
am 19. d. M. in Melbourne eingetroffen und wird heute von dort die Heimreise fortsetzen.
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In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staats⸗Anzeigers“ wird eine Uebersicht der Groß⸗ handelspreise von Getreide im Juni 1897 veröffentlicht.
Oesterreich⸗Ungarn.
Sämmtliche oppositionellen Parteiklubs haben, wie „W. T. B.“ aus Budapest meldet, beschlossen, den Vor⸗ schlag des Minister⸗Präsidenten Baron Banffy auf Verlängerung der Sitzungen abzulehnen.
Großbritannien und Irland.
Das Oberhaus genehmigte gestern die zweite Lesung der Bill, durch welche die Anwendung des 11J. für Maße und Gewichte gestattet wird; ebenso die zweite Lesung der Bill, betreffend die Entschädigung der Arbeiter bei
Unfällen. Frankreich.
Der Senat nahm gestern den Gesetzentwurf, betreffend die direkten Steuern, ohne Abänderungen mit 217 gegen 2 Stimmen an und bewilligte ferner einstimmig den Kredit von 7 Millionen für die Marine. Nachdem hierauf der Justiz⸗Minister Darlan das Dekret, betreffend den Schluß der Session, verlesen hatte, wurde die Sitzung geschlossen. 8
Die Deputirtenkammer genehmigte in der gestrigen Vormittagssitzung ohne Erörterung mit 518 gegen 18 Stimmen den Kredit von 7 Millionen Francs für das Rechnungsjahr 1897 zur Kiellegung einer Anzahl von Schiffen, zur Beschleunigung der Ausbesserung der Kriegsflotte und zur Ausgestaltung des Hafens von Biserta zu einem Stützpunkt der Flotte. In der Nachmittagssitzung nahm die Kammer einen Gesetzentwurf an, durch welchen eine Lotterie im Betrage von 8 Millionen Franken für die Opfer der letzten Ueberschwemmungen gestattet wird. Der Minister⸗ Präsident Méline verlas hierauf das Dekret, betreffend den Schluß der Session, worauf die Sitzung der Kammer ebenfalls geschlossen wurde. 8 “
Die Panama⸗Kommission hat beschlossen, die Reise nach Bournemouth aufzugeben, da der Brief von Cornelius Herz beweise, daß derselbe sich der Erfüllung seines Versprechens zu entziehen suche und seine Aussagen von einer Bedingung ab⸗ hängig ie unmöglich ernst geno den könne.
Italien.
In Milazzo wurde gestern zur Erinnerung an die Schlacht vom 20. Juli 1860 ein Denkmal eingeweiht. Unter lebhaftem Beifall der Festtheilnehmer hielt Crispi eine Rede, worin er, dem „W. T. B.“ zufolge, zunächst einen eschichtlichen Ueberblick über den Zug der Tausend nach
arsala gab und dann ausführte! Die Erinnerung an eine Vergangenheit, an deren v Alle mitge⸗ arbeitet haͤtten, lege für die Zukunft feierliche Verpflichtungen auf. Die Monarchie sei in Italien für die nationale Existenz nothwendig, denn ohne die Monarchie würde die Einigkeit Italiens nicht bestehen. Die Monarchie einige die Italiener, während eine Republik sie uneinig machen würde. Wenn Italien nicht den übrigen Völkern gleich stehen solle, dann würde es nicht der Muhe werth gewesen sein, ein Italien zu schaffen. Italien wolle keine Herrschaft über die Welt ausüben, Italien habe aber auch das Recht, dafür zu sorgen, daß niemand eine Herrschaft über dasselbe ausübe. Ein Italien, welches in seinen Grenzen eingeschlossen bleibe und die Meere, welche es umschlössen, fremden Schiffen überlasse, ein Italien, welches im Rathe Europas nicht mitspreche, könne nicht das von Mazzini, von Garibaldi und von Victor Emanuel er⸗ träumte Italien sein. Crispi fuhr dann fort: er sei beschul⸗ digt worden, Italien ins Unglück gestürzt zu haben durch sein Bestreben, es groß zu machen. Alle seine Handlungen, die auf die Vertheidigung der Rechte Italiens gerichtet ge⸗ 8 seien als eine Herausforderung hingestellt worden, sodaß man nach gewissen Theorien immer nachgeben müsse, um nicht den Unwillen des Auslandes zu erregen. Italien habe ihn (Crispi) zu seiner Größe nicht nöthig, denn es sei groß durch seine eigene Tugend. Eine Schlacht, die durch die Unvorsichtigkeit eines Führers und nicht durch die Schuld der Nation verloren worden sei, dürfe Italien auf seinem Wege nicht aufhalten. Andere Völker häͤtten viel schwerere Prüfungen über sich ergehen lassen müssen und es doch verstanden, sich wieder aufzurichten. Crispi erinnerte an das Beispiel Frankreichs und erklärte, Italien habe nach Adua nicht so langer Zeit und so vieler Opfer bedurft, denn sein Heer sei unversehrt, und 40 000 Mann seien in Erythräa bereit gewesen, die Waffen wieder zu ergreifen, wenn man es gewollt hätte. Die Rede schloß mit Hochrufen auf Italien und 5 den König.
Der Papst empfing gestern den preußischen Gesandten von Bülow, welcher seinen Urlaub antritt, in Audienz.
Spanien. “
In Barcelona sind, wie „W. T. B.“ meldet, Un⸗ ruhen ausgebrochen, bei denen die Ruhestörer die Gendarmerie mit Steinen bewarfen. Es mußten Verstärkungen 1. werden. Die Bewegung habe indessen einen rein örtlichen Charakter.
Bei einem Bankett, welches gestern Abend in Zaragoza stattfand, griff der Graf Romanones den Kolonial⸗Minister Castellano heftig an. Der Vertreter der Behörde, welcher bei dem Bankett zugegen war, erhob Einspruch dagegen. In⸗ folge des dadurch hervorgerufenen Tumults zog der Beamte
Revolver. Die Theilnehmer verließen darauf den Saal und bildeten auf der Straße Gruppen unter den Rufen: „Es lebe die Freiheit!“
Schreiben der Lohnkommission
Wie „W. T. B.“ vernimmt, ist gestern das neue Ministerium, wie folgt, gebildet worden: Pierson Finanzen, der Gesandte in London Baron van Goltstein Aeußeres, Roöll Inneres, Professor Drucker Justiz, Vize⸗Admiral Mac Leod Marine, Oberst van Dam van Isselt Krieg, der vö Cremer Kolonien und der frühere Minister aterstaat, Handel und Industrie.
Belgien.
Die Repräsentantenkammer beschloß gestern, den
Gesetzentwurf, betreffend Abschaffung der militärischen Stell⸗
vertretung in Erwägung zu ziehen. Türkei. .
Das „Reuter'sche Bureau“ meldet aus Konstantinopel, daß die Verhandlungen zwischen den Botschaftern und dem Minister des Aeußern Tewfik Pascha suspendiert worden seien, da die Türkei die strategische Grenzlinie, welche von den Militär⸗Attachés festgesetzt sei, und auf deren Annahme die Mächte durchaus beständen, bisher nicht angenommen habe, ob⸗ wohl Tewfik Pascha den Botschaftern noch fortgesetzt Mittheilungen zugehen lasse, in denen es heiße, daß die Frage in be⸗ friedigender Weise werde erledigt werden, Gestern Vormittag hätten die Botschafter eine lange Unterredung abgehalten und ihren Regierungen Bericht erstattet, indem sie denselben Maß⸗ nahmen anheimstellten, welche die Lage bedinge.
Das Wiener „Telegr.⸗Korresp.⸗Bureau“ meldet aus Kon⸗ stantinopel vom heutigen Tage: es verlaute daselbst, der Ministerrath habe beschlossen, die von den Mächten bestimmte Grenzlinie anzunehmen.
us Kandia berichtet die „Agenzia Stefani“, daß die Führer der aufständischen Kreter den Admiralen mit⸗ getheilt hätten, sie seien zu einer revolutionären Versammlung zusammengetreten. Die Admirale hätten geantwortet, sie könnten eine solche Versammlung nicht offiziell anerkennen, doch sei es ihnen angenehm, sich im Bedarfsfall mit einer Art von Vertretung in Verbindung setzen zu können. Die Admirale hätten der Versammlung empfohlen, für das Auffören der Feindseligkeiten Sorge zu tragen. Eine gleiche Aufforderung sei von ihrer Seite auch an die türkischen Be⸗ hörden ergangen.
8 Amerika.
8
Im Senat legte gestern, wie „W. T. B.“ aus
Washington meldet, der Senator Allison den Bericht der
Konferenz für die Berathung der Tarifbill vor. Bei der Verhandlung über demselben kam es infolge von Unter⸗ brechungen gess der Demokraten zu längeren Debatten, sodaß die Lesung schließlich vertagt werden mußte.
Wie amtlich aus Cuba gemeldet wird, verloren die Aufständischen bei den letzten Gefechten 122 Todte sowie eine Menge Waffen und Munition. Fünf Aufständische geriethen in Gefangenschaft, 408 unterwarfen sich.
Das „Reuter'sche Bureau“ erfährt aus Montevideo: es bestätige sich, daß zwischen den kämpfenden Parteien ein Waffenstillstand von 20 Tagen abgeschlossen worden sei, da Verhandlungen im Gange seien, um Ramirez als Kandi⸗ daten für die Präsidentschaft aufhzustellen.
Parlamentarische Nachrichten.
Der Ober⸗Sekretär am Amtsgericht in Erbendorf Lehner, Mitglied des Reichstages für den 5. Wahlkreis der Ober⸗ pfalz, ist, wie das „Regensburger Morgenblatt“ meldet, gestorben. öt““
Nr. 28 des „Centralblatts für das Deutsche Reich“, berausgegeben im Reichsamt des Innern, vom 16. Juli, hat folgenden Inhalt: 1) Konsulat⸗Wesen: Ernennungen; — Ermächtigungen zur Vornahme von Zivilstande⸗Akten; — Todesfall. — 2) Zoll⸗ und Steuer⸗Wesen: Vorschriften, betreffend die Kontin⸗ gentierung der Brennereien für die Kontingentsperiode 1898/1903; — Befugniß des Steueramts Meerane und des Hauptsteueramts zu Mülhausen i. Els. zur Abfertigung von Wollengarn ꝛc. — Abänderung von Bestimmungen im § 4 des Post⸗Zollregulativs; — Veränderungen in dem Stande oder den Befugnissen der Zoll⸗ und Steuerstellen; — Bestellung eines Stations⸗Kontroleurs. — 3) Marine und Schiffahrt: Ergänzung der allgemeinen Bestimmungen der Betriebsordnung für den Kaiser Wilhelm⸗Kanal. — 4) Polizei⸗Wesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiete. 2
Nr. 26 des „Eisenbahn⸗Verordnungsblatts“, heraus⸗ gegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 16. Juli, hat folgenden Inhalt: Erlasse des Ministers der öffentlichen Arbeiten; vom 10. Mai 1897, betr. Sehvermögen der höheren technischen Be⸗ amten; vom 6. Juli 1897, betr, Beschleunigung der Untersuchung der Eisenbahnunfälle; vom 6. Juli 1897, betr. Vorschristen über die Gala⸗ kleidung und Dienstkleidung, sowie der Dienstabzeichen des Personals der Staatseisenbahn⸗Verwaltung; vom 7. Juli 1897, betr. Einstellung von Wagen ohne durchgehende Bremse bei Zügen mit dieser Brems⸗ vorrichtung; vom 8. Juli 1897, betr. Gebühren und Reiseentschädi⸗ gungen für technische Untersuchungen der Betriebsmaschinen der Klein⸗ bahnen und Privatanschlußbahnen, sowie für Untersuchung der Dampf⸗ kessel und Betriebsmaschinen von Privateisenbahnen; vom 9. Juli 1897, betr. Stellenzulagen der als technische Kontroleure verwendeten Bahnmeister; vom 10. Juli 1897, betr. Stempel zu Verträgen über Lieferung von Drehbänken; vom 10. Juli 1897, betr. Vsrschriften über Fundsachen (Fundordnung). — Nachrichten.
Arbeiterbewegung.
Aus Bochum berichtet die „Rhein.⸗Westf. Ztg.“, daß der Aus⸗
stand der Zimmerleute von der Ausstandskommission für beendet erklärt worden ist. Die Arbeitgeber haben durchweg Erhöhungen der Löhne eintreten lassen, sich aber entschieden geweigert, die sogenannten Forderungen der Kommission gegenüber schriftlich anzuerkennen. (Vgl. Nr. 162 d. Bl.) In Delmenhorst wurde, wie die „Weser⸗Ztg.“ zum Aus⸗ stande der Textilarbeiter weiter berichtet, am Montag die Arbeit in der Jutespinnerei wieder aufgenommen. Die im paufe des Tages mit der Direktion gepflogenen Verhandlungen haben zu einem befriedigenden Ergebniß geführt. Das Resultat wurde Abends in einer Versammlung mitgetheilt und die 89 spinner erklärten sich einstimmig mit den festossesten Lohnsätzen zufrieden. Daraufhin wurde der Ausstand endgültig als erledigt erklärt. In der Wollkämmerei wird die Arbeit in den Ab. theilungen, die nicht am Ausstande sich betheiligen, augenblicklich noch fortgesetzt, nur die Wäscherei mußte außer Betrieb gesetzt werden; eine kleine Stockung ist auch in der Spinnerei eingetreten.
Hier in Berlin hat, wie die Blätter melden, das Kuratorium des neuerrichteten 4214 24. im Baugewerbe auf das
er Zimmerer, betreffend die Bethei⸗
ligung der Arbeiter an der Verwaltung des Arbeitsnachweises, geant⸗ wortet, daß es im Prinzip mit dem Verlangen der Arbeiter ein⸗ verstanden sei, da es jedoch nach der Geschäftsordnung ohne Zustimmung der Innung der Bau⸗, Maurer⸗ und Zimmer⸗ meister keine Aenderung vornehmen könne. Das Kuratorium drückt seine Bereitwilligkeit aus, die Angelegenheit der nächsten Innungs⸗ versammlung zur Entscheidung vorzulegen und das Gesuch der Arbeit⸗ nehmer zu befürworten. (Vgl. 165 d. Bl.)
Aus London berichtet die „A. K.“ zum Ausstande der englischen Maschinenbauer: Nach der Liste der Arbeitgeber zählt ihr Verband gegenwärtig 250 Fabrikanten im Vereinigten Königreich; 41 sind in London. In London haben jetzt von 20 000 in der Maschinenbranche beschäftigten Arbeitern 13 000 den acht⸗ stündigen Arbeitstag; 3000 feiern, und 4000 sind bei Fabrikanten be⸗ schäftigt, welche dem Verband der Arbeitgeber nicht angehören und den achtstündigen Arbeitstag gleichfalls noch nicht bewilligt haben.
Aus Brüssel wird der „Köln. Ztg.“ zum Bergarbeiter⸗ ausstande im Borinage telegraphiert: Eine ernsthafte Wieder⸗ aufnahme der Arbeit hat die neue Woche den Bergwerken im Borinage nicht gebracht. Die Leute ziehen fortwährend in beunruhigender Weise umher. Die Unternehmer zeigen keine Neigung, nachzugeben.
Statistik und Volkswirthschaft.
Die Anbauflächen und die Ernte⸗Erträge in Preußen 1896.
(Stat. Korr.) Die Ermittelung der sich auf die wichtigsten Ge⸗
treidegattungen, Hülsen⸗ und Hackfrüchte, die Handelsgewächse und 1“ das Wiesenheu und den Wein beziehenden Ernte⸗ rträge im preußischen Staat hat, wie für die Vorjahre, so auch für 1896 während der ersten zehn Tage des Monats Februar des laufenden Jahres nach einzelnen Gemeinden und Gutsbezirken statt⸗ gefunden. Infolge der weiten Hinausschiebung des Erhebungstermins ist anzunehmen, daß sich die endgültigen Ziffern über die 1896 er Erträge der Mehrzahl nach auf den Erdrusch der einzelnen Früchte, selten wohl nur auf Schätzungen stützen. Die bei der Berechnung des Gesammtertrags zu Grunde gelegten Anbauflächen beruhen auf den im Erhebungsformular enthaltenen ziffermäßigen Angaben, aus welchen die gegen das Vorjahr vorgekommenen Abweichungen ersichtlich sind. Stellt man nun die 1896 berechneten Anbauflächen denen des Vorjahres gegenüber, so ergiebt sich, daß angebaut wurden a. mit Getreide 1895 1896 1896 gegen 1895 und Hülsenfrüchten: ha ha Winterweikeen.. 1 030 334,2 1 041 718,2 Sommerweizen.. 89 264,2 69 986,8 Winterspelz u. Emer 15 995,2 15 403,9 Sommerspelz u.⸗Emer 100,6 24,3 Winterroggen.. 4 414 798,9 4 488 180,0 Sommerroggen.. 79 310,6 70 852,9 Wintergerste.. 14 731,4 14 923,5 Sommergerste. 882 253,9 864 216,2 Wintermenggetreide 38 178,7 37 838,4 Sommermenggetreide. 194 241,2 194 761,7 afer 2 651 018,9 2 610 859,4 141 957,5 137 860,2 Erbsen 258 077,0 248 064,1 Ackerbohnen 117 641,7 114 379,3 Wicken 113 851,9 110 211,4 Mischfrucht. 174 219,9 176 900,4 Lupinen zum Drusch. 123 296,5 123 101,3
b. mit Hackfrüchten: Kartoffeln 2 078 399,8 2 078 199,0 ““ 324 305,1 344 622,3 Runkelrüben als Futter⸗ rüben Möhren me e als Haupt⸗
ruch 4
desgl. als Nachfrucht Kohlrüben
c. mit Handelsgewä Winterraps u. ⸗Rübsen Sommerraps u.⸗Rübsen Hopfen
d. mit Futterpflanzen: Klee 1 110 432,3 Lupinen zum Futter 839 811,4 Luzerne 1 513,4 Esparsette 33 717,9 Serradella Mais 8 Grassaat aller Art.. 235 331,9 236 112,6
‚Nachdem im Frühjahr 1895 wegen Auswinterung ein großer Theil der Winterung umgepflügt und mit Sommerung bestellt worden war, ist es naturgemäß, daß sich bei einem Vergleiche der 1896er Anbaufläche mit der des Vorjahres bei den hauptsächlichsten Halmfrüchten ein Zuwachs des mit Winterfrucht bestellten Feldes zeigt. Derselbe beträgt bei dem Winterweizen, dem Winterroggen und der Wintergerste 1,1 bezw. 1,7 und 1,3 v. H. (11 384,0 bezw. 73 381,1 und 192,1 ha). Eine Zunahme hat der Anbau weiter bei dem Sommermenggetreide und der Mischfrucht erfahren, und zwar um 0,3 bezw. 1,5 v. H. (520,5 bezw. 2680,5 ha). Bemerkens⸗ werth ist die Zunahme bei der G Fruchtart: nach den Ergebnissen der landwirthschaftlichen 2 8 vom Jahre 1893 betrug die Anbaufläche 134 650,8 ha; im Jahre 1894 siieg sie auf 160 788,3, 1895 auf 174 219,9 ha und endlich 1896 auf 176 900,4 ha. Diese Vergrößerung des Areals hat sich wohl zumeist auf Kosten der Erbsen vollzogen, bei denen sich in den angeführten Jahren eine stete Abnahme zeigt; so wurden von ihnen 1896 10 012,9 ha oder 3,29 v. H. weniger als im Vorjahre angebaut. Zurückgegangen ist ferner der Anbau beim Sommerweizen um 21,6 v. H., bei dem Winter⸗ und dem Sommerspelz um 3,7 bezw. 75,8 v. H., dem Sommerroggen und der Sommergerste um 10,7 bezw. 2,0 v. H., dem Winter⸗ menggetreide und dem Hafer um 0,9 bezw. 1,5 v. H., dem Buch⸗ weizen, den Ackerbohnen, Wicken und Lupinen zum Drusch um 2,9 bezw. 2,8, 3,2 und 0,2 v. H. Von den Hackfrüchten verdient der Anbau der Zuckerrüben besondere Beachtung. Nach den Ermittelungen der landwirthschaftlichen Bodenbenutzung in den Jahren 1878, 1883 und 1893 waren mit Zuckerrüben 132 236,9 bezw. 264 528,8 und 312 366,7 ha bestellt, und im Erntejahre 1894 wurden sogar 347 215,3 ha mit dieser Fruchtart angebaut. Die in den letzten Jahren hisdih heruntergegangenen 2 erpreise, noch mehr die im Jahre 1895 in Aussicht stehende Ermäßigung der Zuschüsse für ausgeführten Zucker veranlaßten wohl im Jahre 1895 einen Rückgang des Anbaues von Zuckerrüben auf 324 305,1 ha; doch führten die 1895 erlassenen anderweiten gesetzlichen Bestimmungen, infolge deren die Gewährung von Zuschüsßen auch ferner bestehen blieb, eine Wiederzunahme der “ im Jahre 1896 um 20 317,2 ha herbei. inen weiteren Zuwachs gegen 1895 zeigen unter den Hackfrüchten die Futterrüben, die als Hauptfrucht ge⸗ bauten weißen Rüben sowie die Kohlrüben, und zwar um 0/4 bezw. 1,9 und 0,2 v. H. Abgenommen haben dagegen die Anbauflächen der Kartoffeln, Möhren und der als Nachfrucht gebauten weißen Rüben um 0,01 bzw. 0,8 und 2,8 v. H. Mit Ausnahme von Sommer⸗ raps und Rübsen haben auch die Handelsfrüchte an ihrem Areal eingebüßt, und zwar Winterraps und ⸗Rübsen 2,5 und Hepfen 4,8 v. H. Unter den Futterpflanzen zeigt sich bei der Luzerne, dem Mais und der Grassaat aller Art ein Mehr von 1,4 bezw. 3,5 und 0,3 v. H., dagegen bei dem Klee, den Lupinen zu Futter, der Esparsette und Serradella ein Weniger von 0,4 bezw. 1,8, 4,6 und 3,6 v. H. Was nun den Ernteertrag des Jahres 1896 anlangt, so
derselbe gegen 1895 bei den für die Volksernährung Halmfrüchten, dem Winterweizen und Winter⸗
1
520,5 40 159,5 4 097,3 10 012,9 3 262,4 3 640,5 2 680,5 195,2
200,8 20 317,2 1 022,0 232,1
649,8 3 277,8 277,1
1 478,9
II1
112 658,9 112 415,4
57 001,2 2 845 6 2 847,1
1 106 321,7 39 111,3 82 676,5 32 173,2
11“
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weist wichtigsten
ein Mehr von 8,9 bezw. 8,8 v. H. nach. Bedingt ist
diese Zunahme theils durch den größeren Anbau, theils aber auch durch den höhberen Hektarertrag. Während im Jahre 1895 als Staatsdurchschnitt für die in Rede stehenden Fruchtarten nur 1509 bezw. 1099 kg ermittelt wurden, betrug er 1896 1625 bezw. 1176 kg. Aus denselben Gründen ist auch die Erntemenge an Wintergerste eine um 4,2 v. H. größere als im Vorjahre. Alle übrigen Getreide⸗ und Hülsenfrüchte zeigen mehr oder weniger erheb⸗ liche Ausfälle. Unter den Hackfrüchten war zunächst die Kartoffel⸗ ernte eine bedeutend geringere als im Vorjahre; es wurden nämlich 16 089 035 Doppelzentner oder 7,4 v. H. weniger eingebracht. Beeinträchtigt wurde der Ertrag noch durch die große Ausdehnung der Kartoffelkrankheit. Waren im Jahre 1895 nur 2,4 v. H. der eernteten Kartoffeln erkrankt, so erreichte der Antheil der erkrankten Knollen an der Gesammternte im Jahre 1896 die ungewöhnliche Höhe von 9,3 v. H. Eine Abnahme der Erntemenge zeigen ferner die als Nachfrucht angebauten weißen Rüben und die Kohlrüben, und zwar bei ersteren um 12,1 und bei letzteren um 0,3 v. H. Die übrigen Hackfrüchte ergaben Mehrerträge. Die Handelsgewächse er⸗ litten mit Ausnahme von Sommerraps einen Ausfall, der beim Winterraps und ⸗Rübsen 5,4 und beim Hopfen 15,7 v. H. beträgt. Unter den Futterpflanzen zeigen Lupinen zu Hen und Stroh, Luzerne und Mais einen um 0,6 bezw. 2,2 und 6,9 v. H. höheren Ertrag. Nicht unerheblich in ihren Erntemengen zurückgegangen sind Klee, Esparsette, Serradella als Hauptfrucht, Grassaat aller Art und Ulefen⸗ und zwar um 11,1 bezw. 6,4, 5,9, 6,3 und 4,3 v. H. Einen reichen Ertrag hat dagegen der Wein geliefert, von dem 590 943 hl. gegen 295 894 hl im Vorjahre geherbstet wurden. Nach der endgültigen Ermittelung im Februar d. J. wurden gewonnen “ bei a. den Getreide⸗ und Hülsenfrüchten: dem Winterweizen.. Sommerweizen.. Winterspelz Sommerspelz.. Winterroggen.. „ Sommerroggen der Wintergerste „ Sommergerste dem Wintermenggetreide Sommermenggetreide. 11“ „ Buchweizen. den Erbsen Ackerbohnen.. „ Wicken der Mischfrucht den Lupinen zum Drusch. b. den Hackfrüchten: den Kartoffeln davon krank Fucerricben utterrüben
Möhren weißen Fupifrucht Rüben als Nachfrucht
„ Kohlrüben c. den Handelsgewächsen: dem Winterraps u.⸗Rübsen
„ Sommerraäps
1805 1896 100 kg 100 kg 15 552 540 16 929 045 1 171 012 951 616
154 320 129 669
1 089 203
48 522 6599 52 778 481 494 043 411 137
. 258 060 268 871 . 12 272 237 11 529 354 471 917 456 773
2 083 565 1 933 067 33 336 315 30 849 192 953 380 867 339
2 104 643 1 844 029 1 690 650 1 535 300 899 321 764 049
1 868 711 1 773 525 884 105 859 769
1896 gegen 1895 + 100 kg 1 376 505 219 396 24 651 886 4 255 822 82 906 10 811 742 883 15 144 150 498 2 487 123 86 041 260 614 155 350 135 272 95 186 24 336
LIIIIII 8
16 089 035 13 447 522 10 239 095 2 855 046 208 967
1 413
683 680
43 513
201 226 098 18 650 898 97 884 565 50 033 584
4 625 050 3 800 409 4 955 735 17 289 694
217 315 133 . 5 203 376 . 87 645 470 47 178 538 4 416 083 3 798 996 5 639 415 17 333 207
29l
41 556 1 441 715
732 539 18 072 14 540
d. den Futterpflanzen:
dem Klee als Futter..
8 bb“
den Lupinen (Heu u. Stroh)
der Luzerne.. 3
„ Esparsette
„ Serradella als Haupt⸗ frucht
dem Mais
der Grassaat aller Art
3 657 783 61 148 12 324 71 551 62 817
55 254 100 719
9 260 177 82 238
32 917 960 143 386
1 966 978 1 979 302 3 196 561 3 268 112 981 206 918 389
936 666 881 442 1 462 283 1 563 002 5 293 244 4 960 454 332 790
e. dem Wiesenheu 85 593 937 81 897 300 — 3 696 637 hl hl hl
f. dh 295 894 590 943 + 295 049
Zum weiteren Vergleiche seien die Ertragszahlen von 1896 denen der vorhergehenden Jahre gegenübergestellt. Geerntet wurden:
1 1892 1893 1894 1895 1896 en 8 Tonnen zu 1000 kg
Winter⸗ weizen 1 558 591 1 672 789 1 592 084 1 555 254 4 610 116 5 263 251 4 946 176 4 852 266
Winter⸗ roggen Sommer⸗ 1 132 136 949 765 1 163 231 1 227 224 1 152 935 8 er 2 889 854 2 068 758 3 251 609 3 333 632 3 084 919 artoffeln 16 899 996 20 668 747 18 947 593 21 731 513 20 122 610
gerste dav. krank v. H. 1,2 2,2 6,1 2,4 9,3 e 3 143 197 3 632 863 4 419 664 4717 854 5 003 378 Winterraps 79 525 76 975 71 814 77 410 73 254 Kleeheu 2 564 258 1 736 425 2 305 053 3 291 796 2 926 018 Wiesenheu 6 603 563 5 308 942 7 523 288 8 559 394 8 189 730
Die folgende Uebersicht zeigt einen Vergleich der in den Monaten September, Oktober und November 1896 von den zur Bericht⸗ erstattung über den Saatenstand berufenen 2879 Vertrauensmännern nach den Probedrüschen vorgenommenen Schätzungen der Ernte mit den endgültigen Ermittelungen im Februar d. J.
Die 1896er Ernte betrug in Kilogramm vom Hektar
nach den Schätzungen nach den endgültigen bei im September, Oktober Ermittelungen im und November 1896 Februar 1897 1 909 1 625
Sommerweizen 1 360
Winterspelz 1 278 842
Sommerspelz. 8 835
Winterroggen. 1 403 1 176
„ Sommerroggen 860 580 der Sommergerste. 1 696 1 334 dem Haste .. 1 446 1 182 den Erbsen.. 991 743
„Kartoffeln 8 11 067 9 683 dem Klee.. 3 715 2 645 X“ 2 503.
Wie in den Vorjahren, so blieben auch die Zahlen der endgültigen Ermittelung des 1896 er Ernteertrags durchweg nicht unerheblich hinter den Schätzungen der Saatenstands⸗Berichterstatter zurück, und zwar stellten sich die Februar⸗Ermittelungen in Hunderttheilen der im Spät⸗ herbst vorgenommenen Schätzungen bei dem Winterweizen auf 85,1, dem
ommerweizen auf 84,3, dem Winterspelz auf 65,9, dem Winter⸗ uageen auf 83,8x, dem Sommerroggen auf 67,4, der Sommergerste auf 78,7, dem Hafer auf 81,7, den Erbsen auf 75,0, den Kartoffeln auf 87,5, dem Klee auf 71,2 und bei den Wiesen auf 7727.
E1
1 692 905 5 277 848
dem Winterweizen.
Deutschlands Roheisenproduktion.
Nach den statistischen Ermittelungen des Vereins deutscher Eis 8 8 4* Eans söen u str 8 4 sich 8 e eeutschen Reichs (einschli uxemburgs) im Monat Juni
1897 auf 542 303 t; n. Puddelroheisen und Bpiegeleisen 139 605 t,
Bessemerroheisen 40 706 t, Thomasroheisen 274 475 t, Gießereiroheisen 87 517 t. Die Produktion im Mai 1897 betrug —icher. t, im Juni 1896 515 131 t. Vom 1. Januar bis 30. Juni 1897 wurden produziert 3 341 815 t gegen 3 095 805 t im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Kunst und Wissenschaft.
Von der VII. Internationalen Kunstausstellung 1897 in München wird berichtet: Soeben sind auch die letzten noch er⸗ warteten französischen Werke vom Champ de Mars eingetroffen. Es ist eine Reihe hervorragender Gemälde, darunter das Triptychon von Aman⸗Jean, das schon in 5— großes Aufsehen erregt hat, ferner ein größeres Gemälde von Courtois „Die Liebe beim Mahle“, zwei sehr feintönige Bilder von Cazin, mehrere geistreiche Darstellungen aus dem spanischen Leben von Al. Lunois, ein sehr interessantes Gemälde von Thaulow „Kohlenauslader in Dieppe“, mehrere Porträts von Antonis de Gandara, drei Gemälde von G. de Latenay und eine Reihe hervorragender Arbeiten von Wengel, Burnand, Dinet, Blanche, Binet und Anderen; namentlich wird der „verlorene Sohn“ von Burnand nicht verfehlen, großes Interesse zu erwecken; ein Doppelporträt von Blanche gehört ebenfalls zu den am meisten besprochenen Werken des Champ de Mars. Eine Kollektion plastischer Werke von Fix Masseau endlich wird sich wegen ihrer Eigenart gewiß viele Freunde erwerben. Auch andere Abtheilungen haben noch Bereicherungen erfahren, so besonders die schottische. Von Lavery sind noch zwei sehr schöne Porträts angekommen, ebenso ein solches von Guthrie. Von Brangwyn trafen zwei größere Gemälde ein, von denen das eine „Die Spötter“ betitelt ist; das zweite ist ein Entwurf zu einem Gobelin: beides Meister⸗ werke der Brangwyn'schen Kunst in ihrer wunderbaren Farbengebung. Somit wäre die Ausstellung nunmehr wohl als vollständig anzusehen. In der nächsten Woche schon tritt die Preisjury zusammen, welche außer den deutschen Juroren auch Abgesandte der verschiedenen fremden Staaten in München vereinigen wird, um die Preise in diesem künst⸗ lerischen Wettkampf zu vertheilen.
Literatur.
ff. Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde. 22. Band, 2. Heft. Hannover und Leipzig, Hahn, 1897. — In diesem Heft schildert K. Hampe eine im Auftrage der Monumenta Germaniae unternommene Forschungsreise nach England. Von seiner Ausbeute in dortigen Archiven publiziert er einige Briefe des einflußreichen Kardinals Ottobonus aus den Jahren 1259 bis 1267; sie sind gerichtet an Papst Clemens IV., den König von Frankreich und andere Machthaber der Zeit und enthalten werth⸗ volle Nachrichten und Urtheile über die gleichzeitigen Ereignisse und Personen. Daneben bietet Hampe textkritische Untersuchungen zu Papstbriefen in englischen Handschriften. Von den übrigen Aufsätzen erwähnen wir noch Th. Mommsen'’s kleine Arbeit über das Nonnen⸗ alter, worin er ausführt, daß im 5. Jahrhundert durch römisches Reichsgesetz verboten wurde, das Gelübde der Ehelosigkeit vor dem 40. Jahre abzulegen — eine Bestimmung, die später in päpstlichen Er⸗ lassen wiederholt wurde. 8
ff. Geschichts⸗Blätter für Stadt und Land Magde⸗ burg. 31. Jahrgang 1896, 2. Heft. Magdeburg, Niemann, 1896. — In diesem Heft findet man zwei Aufsätze über die Regententhätig⸗ keit zweier brandenburgischen Prinzen als Administratoren des Herzog⸗ thums Magdeburg im 16. und 17. Jahrhundert. Magdeburg, ursprünglich Erzbisthum, trat in der Reformationszeit zum evange⸗ lischen Glauben über und wurde seitdem nicht mehr durch Erzbischöfe, sondern durch weltliche Administratoren fürstlichen Standes regiert, die von dem Domkapitel gewählt wurden. In der ö Hälfte des 16. Jahrhunderts führte über ein Menschenalter Joachim Friedrich von Brandenburg, der spätere Kurfürst, die Regie⸗ rung, und von seiner Fürsorge für seine Unterthanen legt eine hier von M. Dittmar veröffentlichte Amtsordnung“ Zeugniß ab, die genaue Anweisungen für rationelle Landwirthschaft giebt. Ihm folgte sein Sohn Christian Wilhelm, dessen Regierung Karl Wittich schildert. Er kam minderjährig zur Herrschaft, und während der Regentschaft verstand das Domkapitel, den Einfluß des Fürsten auf ein Mindestmaß zu beschränken. Nach seiner Großzjährigkeit suchte Christian Wilhelm vergebens, in heftigen Konflikten mit dem Kapitel dessen Macht zu brechen; insbesondere scheiterten seine Bemühungen, die Wehrkraft seines Ländchens zu heben, und so hatte er im Dreißigjährigen Kriege die ganze Bitterkeit eines ohnmächtigen Fürsten durchzukosten, der zwischen den großen Parteien hin und hergeworfen wurde und bald diesem schmeicheln, bald jenem
ehorchen mußte, ohne dabei feiner Existenz sicher zu sein. — Seine interlassenen Denkwürdigkeiten, die Wittich vornehmlich benutzt hat, verrathen einen lebhaften und originellen Geist, sind jedoch nicht frei von Unrichtigkeiten und ungerechten Urtheilen. — Ferner ist noch zu erwähnen Waldemar Kawerau’s Lebensskizze des Magisters Kindleben, eines nicht unbegabten, aber moralisch haltlosen E r. und Pädagogen aus der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts. Ursprünglich Theologe, mußte er unsittlichen Lebenswandels wegen sein Amt niederlegen und führte dann ein unstetes Wanderleben, bis er, noch ziemlich jung, im Elend unterging. Daß er nicht ohne Talent war, zeigen einige erhaltene Lieder. k “
— Unter dem Titel „Die Liebhaber⸗Künste, Zeitschrift für häusliche Kunst“ erscheint im Verlage von R. Oldenbourg in München und Leipzig schon im sechsten Jahrgange eine Halb⸗ monats⸗Publikation, die es sich zur Aufgabe macht, Vorbilder der verschiedensten kunstgewerblichen Techniken aus älterer und neuerer Zeit in guten Reproduktionen nebst Anleitung zu ihrer Ausführung zu veröffentlichen. Bei der Auswahl ist stets darauf Rücksicht genommen, daß die Herstellung für Dilettanten nicht mit zu großen Schwierigkeiten verbunden ist. Die Jugend beiderlei Geschlechts findet eine Fülle von Anregung zu künstlerischer Handarbeit jeder Art in diesen Blättern, die damit auch einen erzieherischen Werth erhalten und Eltern ein Hilfsmittel bieten, um die in ihren Kindern schlummernden schöpfe⸗ rischen Triebe zu wecken und zu pflegen. Das vorliegende 10. Heft des VI. Jahrgangs der „Liebhaber⸗Künste“ enthält u. a. folgende illustrierten Beiträge: Der Niederrheinische Rund⸗ und Hohlschnitt, eine neue „alte“ Schnitztechnik; Aus einem englischen Heim; Das Weben im Hause mit dem Handapparate „Textil⸗Eugenia“. Für die nächsten Hefte werden nachstehende Aufsätze Dekorative Verwendung gesammelter Skizzen; Echte farbige Fenster; Kokosnüsse; Jmitationen: Majolika Zhegent per Mosaik ꝛc.; ve Liebhabersprüche; Was ist
eichnen? Das Geheimniß des Kreises; Krustiermalerei; Das Ueber⸗ tragen von Zeichnungen; Bildhauerei; Terrazzo; dazu an kleineren Artikeln: Dekoration, Festschmuck, Neuheiten aus Geschäften, Berichte und Notizen. — Die Zeitschrift erscheint monatlich zweimal zum pre⸗ von vierteljährlich 3ℳ (ohne farbige Tafeln) bezw. 5 ℳ (mit arbigen Tafeln) und kann durch alle Postanstalten und Buchhand⸗ lungen bezogen werden.
— Die neueste Nummer 42 der im Verlage von Adolf Mahn in Leipzig erscheinenden Wochenschrift „Von Haus zu Haus“, welche von Anny Wothe herausgegeben wird, bringt einen Artikel von Schippang über den Kriegsmaler Theodor Rocholl, nennt in einer besonderen Abtheilung empfehlenswerthe Töchterpensionate und schildert in der Rubrik „Reiselust“ eingehend Potsdam und das an der Elbe gelegene Kleinzschachwit. Außerdem finden sich wieder zahl⸗ reiche Artikel über Fragen, welche die Hausfrau interessieren. Endlich enthält diese Nummer den Schluß der Erzählung „Erste Liebe“ und die Fortsetzung des Romans „Der neue Glaube“ von Marco Brociner.
Land⸗ und Forstwirthschaft. Saatenstand in FPrsn8 um die Mitte des Monats uli 1897.
Nach den Ermittelungen des Königlichen Statistischen Bureaus berechtigte um die Mitte des Monats Juli der Stand der Saaten in
Preußen zu folgenden Erwartungen (Note 1: sehr gute, 2: gute, 3: mittlere (durchschnittliche], 4: geringe, 5: sehr geringe Ernte): Winterweizen 2,4 (im Juni 2,3), Sommerweizen 2,8 (im i 2,6), Winterspelz 2,1 (im Juni 2,2), Winterroggen 2,5 (im Juni 2,4), Sommerroggen 3,2 (im Juni 2,7), Sommergerste 3,0 (im Juni 2,6), Hafer 3,1 (im Juni 2,7), Erbsen 3,2 (im Juni 2,8), Kartoffeln 2,9 (im Juni 2,8), Klee (auch Luzerne) 2,8 (im Juni 2,1), Wiesen 2,8 (im Juni 2,3). 1
3 wird zu diesen Zahlen in der „Stat. Korr.“ Folgendes emerkt:
In der weitaus größten Anzahl der eingegangenen Berichte wird über große, mit ausdörrenden Nord⸗ und Ostwinden verbundene Dürre Klage geführt. Besonders hart davon betroffen sind die östlichen Provinzen, in denen es schon am Schlusse der vorigen Berichtsperiode an Regen mangelte. In Westfalen und Hessen⸗Nassau sowie im Rheinlande erfuhr die Trockenheit zwar durch Gewitter einige Milderung; aber auch hier reichten in vielen Berichtsbezirken die Niederschläge zu einer gedeihlichen Weiterentwickelung der Sommer⸗ saaten nicht aus. Erst vom Beginn des zweiten Drittels des Monats Juli ab trat in den Provinzen Ost⸗ und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Posen und Schlesien genügender Regen ein, der zwar in vielen Gegenden, insbesondere solchen mit leichtem Boden, für das Sommergetreide zu spät kam, wohl aber für das Gedeihen der Kar⸗ toffeln und Futterpflanzen noch von großem Nutzen sein wird. In einem Theile der übrigen Provinzen, ausgenommen Schleswig⸗Holstein, wo in den letzten Tagen Regen eingetreten ist, hielt die Trockenheit zur Zeit der Berichterstattung noch an. Infolge dieser ungünstigen Witterungsverhältnisse sind die Aussichten auf eine gute Ernte bei der Sommerung wesentlich herabgemindert worden. Großen Schaden sollen in manchen Gegenden die Hagelwetter an⸗ gerichtet haben. Soweit die Berichte sich darüber äußern, sind zwar bedeutend weniger Berichtsbezirke als im gleichen Monate des Vorjahres, nämlich 35 gegen 61, vom Hagel betroffen worden; doch scheint der Schaden in diesem Jahre umfangreicher zu sein als im Vorjahre. Beispielsweise sollen im 3. Berichtsbezirk des Kreises Oberbarnim strichweise 95 vom Hundert der Felder beschädigt und im 2. Bezirk des Kreises Posen West, mit Ausnahme der Kartoffeln, sämmtliche Früchte vernichtet worden sein. Vom Hagel betroffen wurden in den Provinzen Posen und Rheinland 7 bezw. 6, in Schlesien und Hannover je 5, in Sigmaringen 3, in Brandenburg, Sachsen und Hessen⸗Nassau je 2, in Ost⸗ und Westpreußen sowie in Pommern je 1 Berichtsbezirk. Ueber Insektenschäden wird nur selten berichtet. Zahlreicher sind die Klagen über das Ueberhand⸗ nehmen des Unkrautes, von dem nicht selten die Sommersaaten über⸗ wuchert werden.
Was die einzelnen Feldfrüchte betrifft, so hat der Winter⸗ weizen der Dürre am besten Widerstand geleistet; im allgemeinen hat er den Stand des Vormonats gewahrt und verspricht eine gute Ernte. Theilweise vö und zwar besonders auf kräftig bestandenen Feldern, wird der Körnerertrag durch Lagern. In den Regierungsbezirken Danzig, Posen, Breslau und Oppeln befürchtet man für den Winterweizen Schaden durch Blattrost.
Der Winterroggen hat die auf ihn gestellten Hoffnungen nicht ganz erfüllt, wenngleich die Note im Staatsdurchschnitt immer noch um ein Bedeutendes über das Mittel hinausgeht. Da es in den östlichen Provinzen während der Entwickelung des Kornes fast ganz an Regen fehlte, so ist vieler Orten Nothreife eingetreten. Es findet sich an leichtem Boden viel schmales und verkümmertes Korn, auf schwerem aber viel Lager. In der Provinz Pommern hat die Roggen⸗ blüthe durch Sturm gelitten, weshalb die Aehren nicht voll besett sind. Auch der durch Frost während der Blüthe verursachte Schaden erweist sich größer, als zuerst angenommen wurde. Am hänfigsten sind nach dieser Seite hin die Klagen in der Provinz Schleswig⸗ Holstein. Allgemein wird die Länge des Strohes hervorgehoben.
Unter den Sommerfrüchten hat sich während der wochenlangen Dürre die Sommergerste am widerstandsfähigsten erwiesen. Be⸗ sonders da, wo die Saaten so stark entwickelt waren, daß sie den Boden beschatteten, machen sich die Folgen der Dürre weniger be⸗ merkbar. Immerhin aber bleibt die Note in mehreren Regierungs⸗ bezirken unter dem Mittel. Mit am ungünstigsten lauten die Berichte über den Hafer. Während die Trockenheit den Feldern mit früher Einsaat weniger geschadet hat, gilt die Ernte in denjenigen Bezirken des Ostens, in welchen der Acker im Frühjahr wegen übergroßer Nässe erst spät bestellt werden konnte, für verloren. Die mitgetheilten Noten bleiben in der Mehr⸗ zahl der Regierungsbezirke unter dem Mittel und gehen in den übrigen wenig darüber hinaus. An dem Ergebniß dürfte der inzwischen ein⸗ getretene Regen wenig mehr ändern. Auch bei den Erbsen kann auf eine Mittelernte kaum noch gerechnet werden. Infolge des gänzlichen Regenmangels zeigen sie nur wenig Schotenansatz, und man erwartet 8ö kaum die Aussaat.
Die Aussichten auf eine gute Kartoffelernte waren gerade in den Gebieten, welche für den Anbau dieser Frucht mit die wichtigsten sind, bisher nur gering; doch wird der in den letzten Tagen eingetretene Regen bei dieser Fruch jedenfalls von Finfluf sein. Auf schwerem Boden sind die Kartoffeln infolge der Nässe im Mai in einzelnen Gegenden ausgefault und die Felder deshalb nur lückenhaft bestanden; auf leichtem Acker sind die Knollen wegen der anhaltenden Trockenheit klein geblieben. Erfreulicher lauten die Berichte aus den westlichen Provinzen.
Während der erste Klee⸗ und Wiesenschnitt einen selten reichen Ertrag gegeben hat und auch in vorzüglicher Beschaffenheit eerntet werden konnte, sind die Aussichten auf einen ergiebigen zweiten
chnitt geringer. Die Noten für Klee und Wiesen würden im Ver⸗ gleich zum Vormonat noch ungünstiger lauten, wenn sämmtliche Berichterstatter über den augenblicklichen Stand ein Urtheil ab⸗ gegeben hätten und nicht von einem Theil derselben bei der Be⸗ urtheilung der erste Schnitt mit in Betracht gezogen wäre. In den östlichen Provinzen sind die jungen Kleefelder theilweise aus⸗ ebrannt. Vereinzelt hat man aus Mangel an Grünfutter zur Trocken⸗ ütterung übergehen müssen. “
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
In der Woche vom 4. bis 10. Juli machte sich in Berlin der Einfluß der wärmeren Witterung auf das Vorkommen von tödtlich verlaufenden akuten Darmkrankheiten (namentlich Brech⸗ durchfälle) bei kleinen Kindern dadurch kenntlich, daß in jener Woche 192 Todesfälle infolge dieser Krankheitsformen (gegen 49 der Vor⸗ woche) zur Mittheilung kamen. Die Gestorbenen waren in der über⸗ wiegenden Mehrheit noch nicht 2 Jahre alt, und zwar lieferten die Rosenthaler Vorstadt, die jenseitige Luisenstadt und der Wedding hierzu das größte 1öe Die Be⸗ theiligung des Säuglingsalters an der Sterblichkeit war dabei nur unbedeutend gesteigert; von je 10 000 Lebenden hren aufs Jahr berechnet, 83 Säuglinge. Die allgemeine Sterblichkeitsziffer stieg ebenfalls nur wenig; von je 1000 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, 20,0. Akute Entzündungen der Athmungsorgane kamen seltener zum Vorschein und verliefen milder. Todesfälle infolge von Influenza sind nicht zur Meldung gekommen. — Von den Infektionskrankheiten blieben Erkrankungen an Typhus selten; Erkrankungen an Masern und Scharlach haben ab⸗, an Diphtherie etwas zugenommen, und zwar “ sich Masern nur im Stralauer Viertel, Diphtherie nur in der Rosenthaler Vorstadt in nennenswerther Zahl, Erkrankungen an Kindbettfieber wurden 2 be⸗ kannt. Rosenartige Entzündungen des Zellgewebes der 89 kamen weniger zur Beobachtung; auch Erkrankungen an Keuchhusten, die in 5 Fällen zum Tode führten, blieben seltener. Dagegen hat die Zah der zur ärztlichen Behandlung gekommenen Erkrankungen an akutem Gelenkrheumatismus erheblich zugenommen, während rheumatische Beschwerden der Muskeln sich seltener zeigten.