Kl. und Regts. Arzt vom 4. Magdeburg. Inf. t. Nr. 67, mit 2 und 22 biherigen Uniform, Dr. Freund, ber⸗Stabsarzt eAl. und Reats. Arzt vom Schleswig⸗Holstein. Drag. Regt. Nr. 13, mit Pension, Dr. Bartlitz, Stabsarzt der Res. vom Landw. Bezirk Kosten, Prof. Dr. Koerner, Stabsarzt der Landw. 1. Aufgebots vom Landw. vaf Rostock, Dr. E Afsist. Arzt 1. Kl. der Landw. .Aufgebots vom Landw. T ezirk Torgau, Dr. Lepers, Assist. Arzt 1. Kl. der Landw. 1. Aufgebots vom Landw. Bezirk Erkelenz, Seldner, Assist. Arzt 1. Kl. der Landw. 1. Aufgebots vom Landw. Bezirk Rastatt, Dr. Honegger, Stabsarzt der Landw. 2. Aufgebots vom Landw. Bezirk Donaueschingen, — der Abschied bewilligt. Dr. Kauenhowen, Stabs⸗ und Bats. Arzt vom 3. Bat. des Fuß⸗ rt. Regts. von Hindersin (Pomm.) Nr. 2, Dr. Rühe, Assist. Arzt 2. Kl. vom 1. Pomm. Feld⸗Art. 5 Nr. 2, Dr. Steudel, Assist.⸗ Arzt 2. Kl. vom 1. Hannov. Inf. Regt. Nr. 74, — aus dem aktiven Sanitäts⸗Korps ausgeschieden und zu den Sanitäts⸗Offizieren der Res.
übergetreten.
Nichtamtliches.
Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 11. August.
AHeber die zu Ehren Ihrer Kaiserlichen und König⸗ lichen Mazentten am Kaiserlich russischen Hofe veranstalteten Festlichkeiten berichtet „W. T. B.“ aus St. Petersburg weiter: Den gestrigen Gefechtsübungen in Krasnoje Sselo wohnten außer Ihren Majestäten dem Kaiser Wilhelm und em Kaiser Nikolaus die Spitzen der Militärbehörden, der Chef des Militärkabinets, General der Infanterie von Hahnke, und der Militär⸗Attaché bei der deutschen Botschaft, Major Lauenstein bei. Zunächst führte das Wiborgsche Leibregiment erschiedene Evolutionen und Exerzitien aus, denen der Kaiser Wilhelm mit dem größten Interefe folgte. Seine Majestät gab wiederholt Allerhöchstseine Befriedigung zu erkennen, dankte nach Schluß der Vorführungen dem Regiments⸗Kommandeur und dem Divisions⸗Kommandeur für die ausgezeichnete Haltung des Regi⸗ ments und die vorzügliche Ausführung der verschiedenen Manöver nd verlieh sodann an eine Anzahl von Offizieren und Unter⸗ offizieren Auszeichnungen. Im Anschluß an diese Manöver anden Kavallerieübungen statt. Die Kavallerie war in Re⸗ Nach dem Abreiten der Fronten
beide Majestäten manövrierte die Kavallerie gegen markierte feindliche Kavallerietruppen und die⸗ selben durch einen umfeassenden Angriff zum anken. Sodann erfolgte eine brillante Attacke der Kavallerie gegen die markierte Avantgarde eines heranmaschierenden feindlichen Infan⸗ terie⸗Korps. Die mächtige Staubentwickelung entzog zwar den Zuschauern die Details der sehr interessanten Bewegungen, Ueß aber den Werth der Verwendung der Kavallerie auch bei dem heutigen Stande der Waffentechnik glänzend hervortreten. Nach Abschluß der Manöver fand im Kaiserpavillon ein Früh⸗ stück statt, zu dem auch alle kommandierenden Offiziere geladen waren, welche an den Uebungen theilgenommen hatten. Bei theilte Seine Majestät der Kaiser Wilhelm
Seiner Kaiserlichen Hoheit dem Großfürsten Nikolaus Nikolajewitsch die Ernennung zum Chef des Magde⸗ durgischen Husaren⸗Regiments Nr. 10 mit. Der Rasser sandte alsbald ein Telegramm an das Regiment ab, worin Allerhöchstderselbe diese Ernennung mit dem Ausdruck der Hoffnung ankündigte, daß das Regiment sich dieser hohen Ehre stets würdig zeigen werde. Der Großfürst Nikpolaus richtete an den Regiments⸗Kommandeur ebenfalls ein Telegramm, in welchem Höchstderselbe als neuernannter Chef dem
Regiment seinen Gruß übermittelte und den Regiments⸗Kom⸗ mandeur ersuchte, diesen Gruß dem ganzen Regiment bekannt⸗ geben zu wollen. Seine Kaiserliche Hoheit der Großfürst Kyrill Wladimirowitsch wurde von Seiner Majestät dem Kaiser Wilhelm à la suite der Deutschen Marine
gestellt.
Trinkspruch aus:
„Ich bin hoch erfreut, die Offiziere der deutschen Flotte, zu der Ich selbst die Ehre habe zu gehören, als Gäste bei Mir zu sehen, und leere Mein Glas auf Ihr Wohl und das Gedeihen der schönen
deutschen Flotte.“
erwiderte Seine Majestät der Kaiser Wil
elm:
„Im Namen Meiner Flotte spreche Ich Eurer Majestät Meinen tiefgefühltesten Dank aus. Ich trinke auf das Wohl und Gedeihen der schönen und glorreichen Flotte Eurer Majestät, deren Admiral
zu sein, Ich jetzt die Ehre habe.“ Nach der Tafel wurde Cercle gehalten.
Ihre Majestät die Deutsche Kaiserin traf gestern Vormittag gegen 11 Uhr auf der Nacht „Alexandria“ mit Ihrer Kaiserlichen Hoheit der Großfürstin Konstantin aus Peterhof in St. Petersburg ein. Am Landungsplatz hatten sich zur Be⸗
rüßung der Chef des Generalstabes der Marine, Vize⸗Admiral
vellan mit den Generalen Clayhills und Adelsson ein⸗ Die Yacht „Alexandria“, welche die Kaiserliche
tandarte gehißt hatte, wurde auf der Fahrt von Peterhof nach St. Petersburg von dem Flagg⸗Kapitän des Kaisers Nikolaus, Admiral Lomen geführt. Vom Landungssteg begab Sich Ihre Majestät in offenem Wagen in das Winterpalais. Nachdem die Kaiserin die Eremitage besichtigt hatte, fuhr Allerhöchst⸗ dieselbe mit der Großfürstin Konstantin nach dem Häuschen Peter's des Großen und von dort längs des Palast⸗Quagis an z Palais des Prinzen von Oldenburg und am Sommer⸗ garten vorbei, am Lebiashiji⸗ und Ekaterinen⸗Kanal entlang
nach dem Newsky⸗Prospekt. Von dort ging die Fahrt über die Kasansche Brücke nach der Isaaks⸗Kathedrale, an deren Ein⸗ Maäjestät von dem obersten Geistlichen der Kirche
d dem ganzen Personal der Kathedrale begrüßt
erin durch die Kirche, indem erklärte. Ihre Majestät roßfürstin Konstantin nach dem Fahrt nur am Ekaterinen⸗ den Neubau der Kathedrale errichtet wird, an welcher Gegen 1 ½ Uhr kehrte Das Dejeuner wurde auf Majestaͤt völlig incognito wurde Allerhöchstdieselbe olksmenge mit jubelnden
rde. Smirnoff führte die Kais er die Sehenswürdigkeiten ze begab Sich sodann urück 827 Kanal auf einen enblick, u der Stelle der II. getödtet wurde ch Peterhof zurück. dem Dampfer serviert. Obgleich Ihre nach St. Peters dennoch in allen Hochrufen begrüßt.
unterbrach d
zu besichtigen, Kaiser Alexan die Kaiserin na
ekommen war, Straßen von der V
eichs⸗Eisenbahnamt aufgestellten Nach⸗ deutschen Eisenbahnen — aus⸗
Juni d. J. vorgekommenen
Nach der im R
Bayerns — im Monat sunfälle waren zu verzeichnen: Entgleisungen auf freier Bahn in Stationen auf freier Bahn in Stationen sonstige Betriebsunfälle. zusammen 192 39 647 km, an Zugkilo sodaß je ein Unfall auf 202 km er entfällt.
Zusammenstöße
Die Betriebslänge betrug wurden geleistet 28 418 895, Betriebslänge oder auf 148 015 Zugkilomet
Bei den Unfällen wurden:
e und Bahnarbeiter im Dienst 8 Post⸗, Steuer⸗, Telegraphen⸗, Polizei⸗Beamte ꝛc. onen, einschließlich der nicht im ndlichen Beamten und Arbeiter, aber ausschließlich der Selbstmörder
zusammen
Bahnbeamt
im Dienst fremde P
ronprinz owie Ihre Eitel⸗Friedrich, Preußen
Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit der K des Deutschen Reichs und von P ichen Hoheiten die Prinzen Adalbert, August Wilhelm und „W. T. B.“ meldet, abgereist. Höchstdieselben
reußen s
Oskar von gestern Nachmittag von trafen um 5 Uhr
wurden auf dem schen Gesandten Grafen von
Gesandtschaft begrüßt. Um 5 Uhr mit dem Berliner Schnellzuge Die beiden jüngsten Kaiser⸗ d von Tegernsee über München, höhe bei Cassel
sind, wie Tegernsee
Bahnhof von dem preußi Monts und den Herren der 45 Minuten fuhren die Prinzen nach Berlin bezw. Plön weiter. lichen Kinder sind gestern Aben wo sie um 10 ½ Uhr eintrafen, nach Wilhelms
Im Laufe der letzten vierzehn Tage hat, wie die, Ztg.“ meldet, die Besserun Königlichen Hoheit des Gro macht; außer den Umgegend von S Königliche Hoheit ausgeübt. Immer großer Schonung. Seine Königliche einigen Tagen die Einladung des VIII. und XI. Armee⸗ Bayerischen Armee⸗ Seiner Königlichen ablehnen müssen.
sichtigten Besu Regenten in Mü 1b Chef des Königlich Bayeris Höͤchstseinen Dank abzustatten.
Oldenburg. liche Hoheit die Erbgroßherzogin von t gestern Morgen um 4 ½¼ Uhr von einem Prinzen glücklich entbunden worden.
in dem Befinden erzogs einige Fortschritte ge⸗ die Ausfahrten in die Wälder der t. Blasien einen kräftigenden Einfluß auf Seine hin bedarf Höchstderselbe noch Hoheit hat deshalb vor Paraden und Manövern Korps und der beiden Königlich Korps bei Seiner Majestät dem Kaiser und oheit dem Prinz⸗Regenten von Bayern chstderselbe ist auch verhindert, den beab⸗ Seiner Königlichen Hoheit dem Prinz⸗ nchen zu machen, um für die Ernennung zum chen Infanterie⸗Regiments Nr. 8
Bädern haben
en zu den
Nach dem Frühstück kehrten beide Monarchen nach Peterhof zrück, wo Abends ein Galadiner stattfand. Der Kaiser Wilhelm hatte dabei russische, der Kaiser Nikolaus deutsche Admirals⸗Uniform angelegt. Etwa 60 deutsche und 30 russische Marine⸗Offiziere hatten Einladungen erhalten. Auch Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich war anwesend. Ferner waren zugegen: der Reichskanzler Fürst zu Sebelahe. der Bot⸗ schafter von Bülow, der Ober⸗Hof⸗Marschall Graf zu Eulen⸗ burg, der Chef des Zivilkabinets, Wirkliche Geheime Rath Dr. von Lucanus, der Chef des Militärkabinets, General der Infanterie von Hahnke und der Chef des Marine⸗ fabinets, Kontre⸗Admiral Freiherr von Senden⸗Bibran, sowie mehrere russische Minister und die Spitzen der russischen Hof⸗ staaten. Im Verlauf der Tafel brachte Seine Majestät der Kaiser Nikolaus in deutscher Sprache nachstehenden
Ihre Köni Oldenburg i
Oesterreich⸗Ungarn.
Einer Meldung des „W. T. B.“ aus Wien zufolge war Milan gestern befriedigend. Der
vas Befinden des Königs Serbien wird sich
König Alexander von infolge dessen heute von dort nach Karlsbad begeben.
Großbritannien und Irland.
Der Prinz und die Prinzessin von gestern von London nach Deutschland abgereist.
Frankreich. Der Präsident Faure ist gestern einem von der Munizipalität von Aix⸗ Bankett theilgenommen hatte, nach Paris abgereist.
Rußland. Gestern Vormittag fand, wie „ Peterhof eine längere Konferen ürsten zu Hohenlo urawjew, der Geschäfte des Botschafter von Radolin statt.
Abend, nachdem er an les⸗Bains veranstalteten
W. T. B.“ berichtet, schen dem Reichskanzler inister des Aeußern Grafen t der vertretungsweisen Wahrnehmung
deutschen Auswärtigen Amts betrauten Bülow und dem Botschafter Fürsten
en großen Manöver, chen Etsch und Chiese Esercito italiano“, der General⸗ kommandierender General des VIII. Armee⸗Korps (Florenz), bestimmt. Es werden daran das III. Armee⸗Korps (Mailand V. (Verona) theilnehmen, das letztere unter s General⸗Lieutenant
das erstere dagegen unter dem General⸗Lieutenant Mirri, kommandierendem General des VI. Armee⸗Korps (Bologna),
Zur Oberleitung der diesjährig die vom 10. bis 21. September zwis stattfinden werden, ist, nach dem
Lieutenant Lavriano,
mandierenden Tournon,
schon bei Gelegenheit der großen Manöver des Jahres 1 ein Armee⸗Korps geführt hat. Die ebenfalls an dem Mn895 theilnehmende kombinierte Kavallerie⸗Division wird der spekteur der Kavallerie, General Gozzani di S. Giorglo führen; sie wird aus der 1. Brigade, General⸗Major ’1 (Regimenter k. Nr. 9 und . Nr. 24 der 3. Kavallerie⸗ be
di Quinto (Regimenter Genova Nr. 4 und Lucca Nr. 16 der 4. Kavallerie⸗Brigade), zusammengesetzt sein.
osi rigade), und der 2. Brigade, rst Avogadro
Spanien. Die Königin⸗Regentin hat, wie „W. T. B.“ meldet,
ein Schreiben an die Wittwe des Minister⸗Präsidenten Canovas del Castillo gerichtet, worin Allerhöchstdieselbe mit bewegten Worten der großen Verdienste Canovas' gedenkt und den schweren Verlust beklagt, welchen Spanien durch dessen Tod erlitten habe.
Am gestrigen Tage fand die Ueberführung der Leiche
Canovas von Santa Agueda nach Madrid statt. Im
Auftrage der Königin folgte der Mayordomo Herzog von Sotomayor. Eine große Volksmenge gab dem Zuge das Ge⸗ leit. In dem Augenblick, als die Leiche Canovas'’ in Zu⸗ marraya ankam, wurde dort ein Ausländer verhaftet. — Viele Körperschaften der Städte des Landes werden Depu⸗ tationen zur vve; nach Madrid entsenden. In Malaga, dem Geburtsort
und alle 8. eingestellt worden.
anovas' sind sämmtliche Läden geschlossen
Die Regierung hat beschlossen, den Mörder des Minister⸗
Präsidenten Canovas den Militärgerichten zur Aburtheilung zu überweisen.
Castellar, der sich gegenwärtig in Santa Agueda be⸗
findet, erklärte, der „Köln. Zig.“ zufolge, der Tod Canovas sei ein unersetzlicher Verlust für Spanien, und fügte hinzu:
Sagasta müsse in das neue Kabinet eintreten; was ihn selbst betreffe, so werde er auch fernerhin, außerhalb der Regierung stehend, dem Vaterlande dienen, denn er könne nur Mitglied eines republikanischen Kabinets werden.
Wie einem neapolitanischen Blatte aus Lucera telegra⸗ phisch berichtet wird, ist der dortige Polizeikommissar der Ansicht, daß der Mörder Canovas' ein gewisser Michel Angiolitto, 36 Jahre alt und aus Foggia gebürtig, sei, welcher seinen Namen verändert habe. ngiolitto sei im Jahre 1895 von dem Gericht in Lucera wegen anarchistischer Propaganda mittels umstürzlerischer Schriften und wegen Beleidigung des Staats⸗Prokurators verurtheilt worden. Er habe seine Strafe im Gefängnisse von Lucera abgebüßt, se dann heimlich ausgewandert und habe sich nach Spanien geben, während er von der italienischen Polizei eifrig gesuch worden sei. 1
Aus Montevideo berichtet das „Reuter'sche Bureau“, dem dortigen Regierungsorgan zufolge dürfte der Krieg nach Ablauf des Waffenstillstandes von neuem ausbrechen; die Dele⸗ girten der Aufständischen für die Friedensverhandlungen be⸗ gäben sich nach Argentinien. ö14“ Fhe. 1
Die „Times“ meldet aus Simla, daß der Verlust der Mohamedaner bei dem Angriff auf das bei Peschawur belegene Fort (s. Nr. 185 d. Bl.) mehr als 300 Todte und mehrere Hundert Verwundete betragen habe. Bei der Gefecht am Montag habe die Garnison des angegriffenen Forts von Peschawur aus Verstärkungen erhalten.
Arbeiterbewegung.
Aus Leipzig berichtet die „Lpz. Ztg.“: In der Fabrik von Grob u. Co. in L.⸗Eutritzsch haben 40 Metalldreher die Arbeit eingestellt wegen angeblicher „Maßregelung“ von Arbeitern. E sollen nämlich von der Firma einige Arbeiter, welche wegen Lohn⸗ verkürzung vorstellig geworden seien, entlassen worden sein. — Auch 9 Holzarbeiter einer Leipziger Möbelfabrik sollen angeblich wegen Lohnkürzung in den Ausstand eingetreten sein.
Aus Bremen wird der „Voss. Ztg.“ telegraphiert, daß dort gestern Morgen sämmtliche Bauhandlanger die Arbeit nieder⸗ gelegt haben; sie fordern eine Lohnerhöhung von 37 auf 40 ₰ für die Arbeitsstunde. Ein kleiner Theil der Meister bewilligte diese Forderung; auf den meisten Bauten ruht die Arbeit. Ein Maurer⸗ ausstand soll bevorstehen.
Hier in Berlin haben die Vergolderinnen der Gold, Politur⸗ und Alhambraleisten⸗Fabrik von A. Werkmeister die Arbeit niedergelegt, wie der „Vorwärts“ mittheilt, wegen Lieferung un⸗ genügenden Materials.
Aus Triest berichtet die „Wiener Ztg.“ zur Ausstandsbewegung; Einem am Donnerstag gefaßten Beschluß gemäß sind vorgesten 140 Maschinenjungen des „Lloyd“ wegen verweigerter 50 preo⸗ zentiger Lohnaufbesserung in den Ausstand getreten. Desgleichen haben die Arbeiter der Seilfabrik Angeli die Arbeit am Montag eingestellt. Die Gasangestellten beschlossen an Donnerstag, eine neuerliche Bittschrift an den Verwaltungs⸗ rath um Berücksichtigung ihrer Wünsche zu überreichen, un setzten bis auf weiteres die Arbeit fort. In der Sesamöl⸗Fabril wurde vorgestern nur theilweise gearbeitet. Es ist Aussicht auf rasche Beilegung des Lohnstreites vorhanden. Die Tis chlergehilfen haben in einer am Donnerstag abgehaltenen Versammlung die pon einem freiwilligen Comité von Tischlermeistern angebotene zehn⸗ prozentige Lohnaufbesserung angenommen.
Aus London meldet „W. T. B.“ zum Ausstande der englischen Maschinenbauer: Die Aussperrung der Arbeiter in den Maschinenbauwerkstätten hat sich jetzt auch auf Oldham aus⸗ gedehnt. Die dortigen Arbeitgeber haben beschlossen, Kündigungen un erlassen, von welchen über 20 000 Mann betroffen werden. Die Ar⸗ beitgeber in Sheffield haben gestern eine Versammlung abgehalten bei welcher der Beschluß gefaßt wurde, 2000 Arbeitern zu kündigen.
—
Statistik und Volkswirthschaft.
Die Ergebnisse der Verzehrungssteuer in Oesterreich.
In den „Mittheilungen des K. K. Finanz⸗Ministeriums“ (Wie K. K. Hof⸗ und Staatsdruckerei), Jahrgang III, Heft 2, ist ers Statistik der Ergebnisse der Verzehrungssteuer im Jahre 1895 be⸗ öffentlicht, aus der nachstehende Mittheilungen interessieren dürften.
Der Verzehrungssteuer sind folgende Gegenstände unterworsen Wein, Wein⸗ und Obstmost, Fleisch, Bier, Branntwein, Zucker, da durch Raffinierung dargestellte Mineraloöl, dessen Dicht igken 880 Tausendstel der Dichtigkeit des Wassers nicht übersteigt, some endlich die mit der Branntweinerzeugung verbundene Preßhefenerzeugun⸗ Für die sogenannten Feichlossenen adt⸗ (Wien, Linz, Graz, Lalbach Triest, Prag, Brünn, Lemberg und Krakau) bestehen besondere ⸗Ling, verzehrungssteuertarife“ und unterliegen in ihnen noch weitere Or brauchsgegenstände als die angeführten der Fe ve vn Bier⸗, Branntwein⸗ Zucker, und Mineralöͤlsteuer als eine mit der industriellen Produktion in enger Verbindung st
weil dessen eigener kommandierender General⸗Lieutenant
indirekte Abgabe im Sinne der geltenden Gesetze in beiden R
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hälften nach vereinbatien gleichartigen Gesetzen 8 und Verwaltungs⸗
gehandhabt. Auch für Bosnien und die Herze⸗ gelten dieselben Bestimmungen. Die sonstigen Ver⸗ edrungssteuern in den beiden Reichshälften ꝛc. sind durch be⸗ sondere Gesetze geregelt. Die Biersteuer ist auf 16,7 Kr. von sdem Hektoliter und Saccharometergrade Bierwürze festgesetzt, die uklionsabgabe beim Branntwein beträgt 35 Kr. und die Konsum⸗ abe 35 Kr., bezw. 45 Kr. von jedem Hektoliter und Alkobolgrade nach dem vorgeschriebenen e. Alkoholometer. Für den Rübenzucker und für allen Zucker gleicher Art (Rohrzucker) in jedem ande der Reinheit mit alleiniger Ausnahme des zum menschlichen uß nicht geeigneten Sirups werden für 100 kg netto 11 Fl., für zocker anderer Art im festen Zuftande 3 Fl. und in flüssigem Zu⸗ sunde 1 Fl. erhoben. Die Verbrauchssteuer von Mineralöl beträgt 50 Kr. für je 100 kg Nettogewicht; für die Preßhefeerzeugung die Branntweinbrennereien eine besondere Abgabe von 2 ¼ Kr.
nio Liter Alkohal zu entrichten.
Nach dieser Orientierung über die Rechtslage werden folgende
arische Ertragsangaben von Interesse gemacht:
Der Gefammtertrag der Verzehrungssteuer ist 1895 gegen 1894 in der österreichischen Reichshälfte um 5 596 940 Fl. zestiegen, in der ungarischen Reichshälfte dagegen um 4 422 215 Fl. gesunken. Im Ganzen hat sich mithin ein Mehrertrag von 1174 725 Fl. ergeben. In Bosnien und der Herzegowina hat sich der Gesammtertrag um 300 803 Fl. erhöht.
Im Einzelnen haben in der österreichischen Reichshälfte einen höheren Ertrag ergeben: die Kontrolgebühr für die Dena⸗ zurierung von Branntwein um 20 449 Fl., die Wein⸗ und Most⸗ slener um 4123 Fl., die Biersteuer (mit Zuschlag) um 2 227 417 Fl., die Fleisch⸗ und lachtviehstreuer um 69 374 F. die Verbrauchs⸗ abgabe von Zucker um 4 848 831 Fl.; dagegen einen Ausfall: die Branntweinabgabe um 762 805 Fl., die Abgabe für Preßhefenerzeu⸗ gung um 40 Fl., die Verbrauchssteuer von Mineralöl um 103 775 Fl., die Besteuerung anderer Obiekte um 42 966 Fl. und die Verwaltungs⸗ einnabmen (einschließlich der Zucker⸗Ausfuhrbonifikations⸗Rückersätze und Gefällssicherstellungen) um 663 668 Fl. In der ungarischenReichs⸗ hälfte ergab sich ein höherer Ertrag bei der Preßbefensteuer um 14619 Fl., an Kontrolgebühr für Denaturierung von Branntwein um 693 Fl., bei der Fleisch⸗ und Schlachtviehsteuer um 46 126 Fl., bei der Verbrauchsabgabe von Zucker um 104 558 Fl., bei anderen Ob⸗ jekten um 24 134 Fl. und bei den Verwaltungseinnahmen um 622 864 Fl.; dagegen ein Ausfall bei der Branntweinabgabe um 1923 285 Fl., bei der Wein⸗ und Moststeuer um 14 072 Fl., bei der Biersteuer um 241 466 Fl. und bei der Verbrauchsabgabe von Mineralöl um 46 386 ffl Auch in Bosnien. ꝛc. zeigt die Brannt⸗ weinabgabe einen Ausfall, dagegen sind die Biersteuer (+ 19 946 Fl.), die Verbrauchsabgabe von Zucker (+ 42 615 Fl.) und von Mineralöl 8 294 192 Fl.) sowie die Verwaltungseinnahmen im Ertrag
iegen.
Brauereien bestanden im Berichtsjahre in der Gesammt⸗ Monarchie 1706, d. i. 39 weniger als im Vorjahre. Die Bier⸗ produktion betrug 18 691 304 hl, d. i. 590 481 hl mehr als im Vor⸗ jahre. Von der Produktion entfielen nur 1 415 956 hl. auf die ungarische Reichshälfte, d. i. um 168 559 weniger als im Vor⸗ jahre, der Rest auf die österreichische Reichshälfte mit einem Plus gegen das Vorjahr von 761 086 hl.
An Branntweinsteuer (Konsum⸗ und Produktionsabgabe) wurde im Ganzen vorgeschrieben in der Erzeugungsperiode 88 1894/95 1893/94 in der österreichischen Reichshälfte 33 458 212 Fl. 33 972 383 Fl.
n der ungarischen Reichshälfte 28 448 122 „ 31 850 138 „
zusammen. 61 906 334 „ 65 823 121 „
Die Zahl der Rübenzuckerfabriken stellte sich in der Ge⸗ sammtmonarchie in der Erzeugungsperiode
1850/51 auf 100 1886/87 auf 217 1860/61 „ 125 1887/88 „ 203 1870/71 215 1888/89 226 1880/81 227 1889/90 228 1881/82 230 1890/91 226 1882/83 232 1891/92 226 1883/84 230 1892/93 225 1884/85 229 1893/94 227 1885/86 „ 212 1894/95 „ 230
Die in diesen Fabriken zur Besteuerung angemeldete Rüben⸗ menge betrug 1850/51: 2 747 178 Meterzentner frische Rüben, stieg
1882/83 auf 51 911 028 und sank 1887/88 auf 35 226 999 Meter⸗ zentner. Unter dem neuen Zuckersteuergesetz betrug die (nicht amtlich) ermittelte Menge der verarbeiteten Rüben:
1888/89: 48 574 902 Meterzentner 1892/93: 71 387 417 Meterzentner 1889/90: 63 282 583 8 1893/94: 66 622 556 . 1890/91: 67 263 254 . 1894/95: 87 538 390 . 1891/92: 67 276 348 8
Außerdem ist 1894/95 aus 95 165 Meterzentnern Stärkemehl und aus 7000 Meterzentnern anderen Stoffen Zucker erzeugt worden. Ueber den Ertrag der Verbrauchsabgabe von Zucker aus inländischen Stoffen, der sich im Jahre 1850 auf nur 153 377 Fl. stellte, seien noch folgende Mittheilungen gemacht: Es ergab nach Abschlag der Steuerabschreibungen für Betriebsunterbrechungen und der Steuerrückvergütungen für die über die Zolllinie ausgetretenen Zuckermengen von der vorgeschriebenen Steuersumme 1870/71 ein Reinertrag von 4 344 212 Fl.; 1872/73 ein solcher von 6 264 788 Fl.; 1875/76 ein Ausfall von 33 601 Fl.; 1878/79 (Ges. v. 27. Juni 1878) ein Reinertrag von 6 000 000 Fl.; 1880/81 (Ges. v. 18. Juni 1880) ein solcher von 10 000 000 Fl. und 1887/88 ein solcher von 12 800 000 Fl. — Unter der neuen Zuckersteuergesetzgebung ist dann der Ertrag von 13 920 060 Fl. im Jahre 1888/89 auf 31 122 346 Fl. im Jahre 1894/95 gestiegen. eit dem 1. August 1888 beträgt die Ausfuhrbonifikation für 100 kg netto für Zucker unter 93 bis mindestens 88 % Polarisation 1 Fl. 50 Kr., für Zucker unter 99,5 bis mindestens 93 Polarisation 1 Fl. 60 Kr., für Zucker von mindestens 99,5 % Polarisation 2 Fl. 30 Kr. Dabei ist der Betrag, um welchen der mit 5 000 000 Fl. gesetzlich festgestellte Maximal⸗ betrag der Bonifikation überschritten wird, von den Zuckerfabriken an die Staatskasse zurückzuzahlen.
Unter den geschlossenen Städten zeichnet sich Wien, Triest (in der ungarischen Reichshälfte auch Budapest) dadurch aus, daß hier die Erhebung der Verzehrungsst⸗uer vom Staat selbst besorgt wird, während sie in Linz, Prag, Brünn, Lemberg, Krakau, Graz, Laibach (Preßburg) zum theil Pächtern obliegt. In Wien belief sich 1895 die Linienverzehrungssteuer unter anderem für Wein in Gebinden auf 2 086 896 Fl.; für Weintrauben auf 20 374 Fl.; für Bier auf 1 158 115 Fl.; für Rindvieh unter 400 kg Lebendgewicht auf 1 147 517 Fl., für Rindvieh bis 400 kg auf 290 353 Fl.; für Schweine über 35 kg Lebendgewicht auf 982 664 Fl.; für frisches Fülch, Würste und Konservenfleisch u. s. w., ohne Geflügel und Wild auf rund 460 000 Fl.; für eflügel auf rund 355 000 Fl.; für Wild, auf rund 100 000 Fl.; für Fische u. dgl. auf rund 94000 Fl. Die Pachtschillinge für die Erhebung der Linienverzehrungssteuer in den geschlossenen Städten stellten sich 1895 wie folgt: Prag 990 000 Fl., Graz 625 020 Fl., Brünn 460 000 Fl., Lemberg 372 152 Krakau 234 720 Fl., Linz 189 88½ Fl. und Laibach
1., 150 383 Fl., zusammen auf 3 030 948 Fl.
Kunst und Wissenschaft.
In dem vierten Heft der im Kunstverlage von Fanz Hanf⸗ staengl in München erscheinenden Publikation der Hauprwerke der National⸗Galerie zu London) beginnt die Beschreibung der Gemälde aus der Um brischen Schule. Als das älteste derselben ist wohl
») Pictures in the National Gallery, London. With de- scriptive text, written (unofficially) by Charles L. Eastlake, keeper and secretary N. G. — Franz Hanfstaengl, Munich, London, New York. — Vgl. d. gestr. Nr. sowie d. Nrn. 204 n. 264, Jahrg. 1896, d. BBB.
ein lauf einer Tafel veranschaulichtes) Bild von Lorenzo da Severino,
einem sonst wenig bekannten Meister des 15. Jahrhunderts, anzusehen, welches als „The mystic marriage of St. Catherine“ — ist. Dem dargestellten Vorgange wohnen die Peiligen Dominicus, ugustinus und Demetrius hei, die in Haltung, Mienen und Geberden den lebendigsten Antheil daran nehmen, während über dem Sessel, auf dem die Madonna thront, eine Engelschaar das Mysterium mit Musik und Gesang begleitet. Die Figuren der Jungfrau und der bl. Katharina sind von schlichter Demuth erfüllt, während in den Mienen des Christkindes das Verständniß des feierlichen Aktes in entzückend naiver Weise ausgedrückt ist. — Ein sebhr interessantes, originelles Werk besitzt die Londoner Galerie in einer „Geburt Christi“ von Piero della Francesca, welcher diesen 2 völlig realistisch und von jeder Tradition abweichend aufgefaßt hat. Die Madonna erscheint wie eine betend knieende Bürgerfrau und gleich dem Christkinde ohne Nimbus, Joseph und die Hirten sind ebenfalls Typen ihres Standes aus der Zeit des Malers; selbst eine Gruppe von fünf musizierenden und singenden Engel⸗ estalten ist durch ihre Flügellosigkeit und die mädchenhafte Er⸗ cheinung alles Himmlischen bar und nur von irdischer Anmuth. Man möchte vermuthen, daß das Bild aus diesem Grunde das Miß⸗ fallen des frommen Bestellers erregt und infolge dessen unvollendet geblieben ist. Im Text findet man von demselben Künstler noch ein eigenartig interessantes Porträt einer Dame aus der Familie da Rimini. — Niccolo da Foligno († 1492) ist mit einem Triptychon vertreten, auf dem man in der Mitte die Kreuzigung sieht, während die beiden anderen Flügel Passionsdarstellungen ꝛc. zeigen. Die Komposition ist zwar ziemlich konventionell, aber die Auffassung dramatisch und ausdrucksvoll. — Die Allegorie der „Musik“ von Melozzo da Forli entstammt einer Serie von Darstellungen der sieben freien Künste, die der Maler für die Bibliothek des Herzogs von Urbino ausgeführt hat. Auch die Berliner Galerie besitzt zwei dieser für die Art des Meisters charakteristischen Gemälde. — Von Giovanni Santi, dem Vater Rafael's, sehen wir eine Madonna, die mit mütterlich besorgten Zügen das, wie es scheint, soeben von ihr in Schlaf gesungene Jesusknäblein vor sich hält. — Luca Signorelli ist mit drei Gemälden in der Galerie vertreten, von denen zwei reproduziert sind. Neben der „Beschneidung“, einem großen, ziemlich konventionellen Altarbilde, verdient als charakteristischer für seinen Stil, wenn das Bild auch aus einer früheren Periode stammen mag, eine „Geburt Christi“ Beachtung. Namentlich ist die Gruppe der Hirten, die, mit Maria, Joseph und En eln einen Kreis bildend, das Kind anbeten, von schlichter ergreifender Wahrheit. — Pietro Perugino's Schaffen wird nach seinem Wesen und dem außerordentlich stetigen Zuge dieses von der frühesten Jugend bis zum späten Alter seiner Ueberzeugung treu gebliebenen Künstlers durch vier Bilder vortrefflich gekennzeichnet, von denen in dem Heft drei reproduziert sind. Außer einer lieblichen Madonna mit dem Kinde und dem kleinen Johannes sowie einer „Taufe Christi⸗ (10 Figuren) von kleinem Format, aber hervorragend schöner Komposition und Zeichnung ist es namentlich ein Triptychon, welches den Meister in seiner ganzen Bedeutung zeigt. Dasselbe stammt aus der berühmten Certosa bei Pavia, wo es mit einem noch vorhandenen und zwei jetzt verschwundenen Tafeln das bervorragendste Altarwerk bildete (jetzt ist alles Fehlende dort kopiert). In der Mitte sieht man die Madonna, die Hände zum Gebet faltend, vor dem von einem Engel gehaltenen Christkinde, auf den beiden Seiten⸗Tafeln den schön gerüsteten Erzengel Michael und den jungen Tobias mit dem Engel Rapbael. — Pinturicchio, eigentlich Bernardo di Betto Bagio, ist besonders als Frescomaler berühmt und sein Ruf als solcher erst neuerdings durch die Eröffnung der Appartamenti Borgia im Vatikan wieder weit verbreitet worden. Auch die Londoner Galerie besitzt nur ein von der Wand auf die Leinwand übertragenes Gemälde von ihm, welches den wiederkehrenden Ulysses mit seinen Begleitern und die am Webstuhl sitzende Penelope in dem malerischen Kostüm der Zeit des Künstlers darstellt und für seine ganze Kunstweise äußerst charakteristisch ist. — Die Werke des umbrischen Malers Giovanni di Pietro, bekannter unter dem Namen Lo Spagna, sind häufig dem Perugino zugeschrieben worden; daß dies wegen der nahen Verwandtschaft ihres Stils wohl erklärlich ist, dafür bietet der „Christus am Oelberge“, ein kleines, anziehendes und durch seinen frommen Ausdruck ergreifendes Bild, deutliches Zeugniß. — Den höchsten Gipfel ihres Könnens erreichte die umbrische Schule in Rafael. Die Zahl der Bilder, welche die englische National⸗Galerie von ihm besitzt, ist nicht groß, aber es befindet sich eine kostbare Perle darunter: die „Madonna Ansidei“, welche im Jahre 1885 für den Preis von 70 000 Pfd. Sterl. aus der Sammlung Blenheim erworben wurde. Das von dem 23jährigen Künstler für die Familie Ansidei in Perugia gemalte Altarwerk befand sich einst in der Kirche San Lorenzo daselbst, wurde 1764 dort von Lord Robert Spencer gekauft und seinem Bruder, dem dritten Herzog von Marlborough geschenkt, worauf es im Besitz der Nachkommen desselben bis zum Verkauf verblieb. Von den drei Figuren des Bildes: der thronenden Madonna mit dem Kinde auf den Knien, Johannes dem Täufer und dem heiligen Nikolaus von Bari, fesselt die würdige Gestalt dieses Bischofs, welcher in einem Buche lesend dargestellt t 1 am meisten das Interesse. Die Züge der Jungfrau haben bei aller zarten Schönheit etwas kühl Konventionelles, während die edle Figur des Täufers durch die gesuchte Drapierung der 8. beeinträchtigt wird. Das Gemälde trägt das Datum 1506. Im darauffolgenden Jahre scheint die „Hl. Katbarina von Alexandria“ entstanden zu sein. Das aus der Sammlung Borghese angekaufte Bild zeigt die Heilige in halber Figur, auf ihr Marterrad gelehnt, die Augen gottergeben gen Himmel gerichtet, aus dessen Wolken eine Glorie ihr entgegenstrahlt. Weit mehr als das bekannte Porträt des Papstes Julius II., dessen markige Züge sich in Wiederholungen (ob von der Hand des Meisters oder von Schülern) auch dem Besucher anderer Galerien einprägen, interessiert schließlich ein kleines Bild mit kaum fünf Zoll hohen Figürchen, das ebenfalls aus dem Palazzo Borghese in Rom nach London gelangt ist. Dieses „Die Vision eines Ritters“ betitelte Bildchen zeigt den Meister noch ganz im Stil seines Lehrers Perugino befangen. Zu beiden Seiten des am Fuße eines Bäumchens auf seinem Schilde schlummernden jugendlichen Kriegers sieht man je eine weib⸗ liche Figur, links eine dunkel gekleidete ernste Gestalt, die ihm ein Schwert und ein Buch darreicht, rechts ein anmuthiges Mädchen, in hellem Obergewande und mit einem Myrthensträußchen in der aus⸗ gestreckten Linken. Die Feinheit und Anmuth der Zeichnung erheben dieses Werkchen, welches wegen seines räthselhaften allegorischen Ge⸗ dankeninhalts auch den Geist anregt, weit hinaus über den Rang, den man ihm seiner geringen Dimensionen wegen sonst anzuweisen geneigt sein möchte. Die Wiedergabe der Gemälde in Photogravüre ist in den neuesten beiden 5 eine ebenso sorgfältige und technisch vollendete wie in den früheren. Die Hansstaengl'sche Anstalt liefert damit den Beweis, daß sie der Ehre des Auftrags der Londoner Galerie⸗Verwaltung zur Vervielfältigung ihrer Schätze würdig war. Auch in deutschen kunst⸗ freundlichen Kreisen verdient das schöne Werk eine gute Aufnahme. Dasselbe erscheint in 10 Lieferungen (Folio) zum Preise von je 15 ℳ, jede Lieferung mit 10 ganzseitigen Tafeln, 5 halbseitigen Abbildungen und erläuterndem Text.
Land⸗ und Forstwirthschaft. Ernteausfall in Rumänien.
Ueber den Ernteausfall in Rumänien liegen von Anfang dieses Monats folgende Nachrichten aus Galatz vor: Das regnerische Wetter, welches im Mai und Juni herrschte, hat auch im Juli, wenngleich in abgeschwächtem Maße, angehalten; dies besonders in der zweiten Hälfte des Monats. Die * nungen und Ansichten bezüglich des Ausfalls der diesjährigen Ernte slad daher namentlich in den Donauniederungen mehr und mehr pessimistische Feecden, während aus dem gebirgigen Innern, welches sonst meist ber Trockenheit zu klagen hat, zum theil recht günstige Zerichte ein⸗ laufen. Die starken Regengüsse, welche bis in den August hinein fortgedauert haben, gingen zur Zeit des Drusches nieder, als das Getreide noch auf den Feldern sich befand. Die Qualttät der an den
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Markt gebrachten Proben neuer Ernte zeigt, daß die Waare
u zu leicht und daher minderwerthig ist. So hat z. B. eizen nur ein Gewicht von 50 — 54 fd., ist feucht und vielfach brandig, auch schwach im Korn. Gerste ist leicht und feucht, hat schmutzige Farbe und ein Gewicht von 35 — 42 Pfd. Die Braugerste ist meist nur als Futtergerste verwendbar. Roggen ist noch nicht an den Markt gekommen. Dagegen hat sich Mais nicht nur erholt, son⸗ dern steht gut, namentlich verspricht der Mais, welcher frühzeitig
esät und rechtzeitig behackt und bearbeitet worden ist — das scheint eeii etwa der Hälfte der betreffenden Anbaufläche der Fall zu sein —, eine geradezu vorzügliche Ernte. Hierin wird Rumänien voraus⸗ 2n eine freilich nicht ausreichende Entschädigung für die Verluste aben, welche an dem Ausfall in der Ernte, vmenklih von Weizen und Gerste bezüglich der Quantität wie namentlich auch der Qualität, erlitten werden. Auch wird die Höhe der Preise, welche Haussetendenz be⸗ wahren, wohl einen weiteren Theil der Verluste wettmachen. Endlich wird der vermuthlich bis zum Ende des Jahres günstige Wasserstand der Donau sowie der fortgesetzt niedrige Stand der Frachtensätze den freilich geminderten Export lukrativer für die Landwirthe bezw. Exk-. porteure gestalten.
Angesichts der Klagen und Berichte über die Ernteergebnisse in den meisten europäischen Produktionsländern macht die Hausse⸗ Bewegung bei den geringen sichtbaren Vorräthen immer weitere Fort⸗ schritte. In Braila wurde unlängst eine Partie Donau⸗Weizen guter Qualität zu 170 ℳ verkauft; vor 3 Wochen hatte man dafür nur 130 ℳ geboten. Spogenannter 10 % faq. Weizen wird mit 140 ℳ bezahlt gegen 110 ℳ zu Anfang Juli. Zu 11 ½ Fr. per Hektoliter geschlossene Kontrakte wurden mit 147—15 Fr. weiter⸗ Mber. Die hiesigen Mühlen zahlen willig 17 Fr. per Hektoliter ür guten Weizen.
„Roggen ist als geräumt zu betrachten und neue Waare erst später zu erwarten. Gerste fehlt ebenfalls. Dabei ist die schöne alte Waare zu steigenden Preisen gesucht, aber kaum noch aufzutreiben. 6 ür Mais ist gleichfalls Nachfrage bei steigender Tendenz. ie Fracßten sind auf 8/— gesunken.
Die 1 per 1000 kg cif. Weizen (nominell,) ℳ 170—180 Roggen (nominell) bC1X“ Gerste.
reise sind:
Washington, 10. August. (W. T. B.) Nach dem August⸗ Bericht des Ackerbau⸗Departements stellt sich der Durchschnitts⸗ stand des Mais am 1. August d. J. auf 84,2 oder 3 Points unter dem August⸗Durchschnittsstand der letzten 10 Jahre. Der Durch⸗ schnittsstand des Frübjahrsweizens war am 1. August 86,7 gegen 91,2 am 1. Juli, EE“ 89,8 gegen 90, Hafer 86 gegen 87,5 und Gerste 87,5 segen 8,5. Der Durchschnittsstand der Baumwolle im August stellt sich auf 86,9. 11“ “
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Der Gesundheitsstand in Berlin blieb in der Woche vom 25. bis 31. Juli im allgemeinen ein der Vorwoche ähnlicher, doch war die Sterblichkeitsziffer etwas gesteigert (von je 1000 Einwohnern starben, aufs Jahr berechnet, 20,7). — Unter den Todesursachen herrschten auch in dieser Woche akute Darmkrankheiten vor und forderten besonders unter kleinen Kindern zahlreiche Opfer. Die Zahl derselben war noch größer als in der Vorwoche; es erlagen diesen Krankheits⸗ formen 241 Personen (gegen 214 der Vorwoche) und lieferten die beiden Luisenstädtischen Stadttheile, sowie das Stralauer und Königs⸗ viertel, die Rosenthaler und Oranienburger Vorstadt, sowie der Wedding das größte Kontingent zu diesen Todesfällen, während in der Friedrichstadt, der Dorotheenstadt, der Tempelhofer Vorstadt und im Spandauer Viertel die Zahl der gemeldeten Sterbefälle eine kleine blieb. Die überwiegende Mehrzahl der Gestorbenen stand im Alter von noch nicht zwei Jahren. Die Betheiligung des Säuglings⸗ alters an der Sterblichkeit war eine größere, von je 10 000 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, 107 Säͤuglinge. — Akute Ent⸗ zündungen der Athmungsorgane zeigten sich dagegen seltener als Todesursachen; auch Todesfälle an Influenza sind nicht zur Anzeige gebracht worden. — Das Vorkommen der meisten Infektionskrankheiten blieb ein beschränktes. Erkrankungen an Typhus, Masern, 8. und Diphtherie kamen in keinem Stadttheile in nennenswerther Zahl zu Tage. Erkran⸗ kungen an Kindbettfieber wurden 3 bekannt; auch rosenartige Ent⸗ zündungen des Zellgewebes der Haut waren selten. Erkrankungen an Keuchhusten, die in 3 Fällen zum Tode führten, haben abgenommen. Auch rheumatische Beschwerden aller Art, namentlich akute Gelenk⸗ rheumatismen, wurden seltener in ärztliche Behandlung gebracht.
Verdingungen im Auslande.
Belgien. 1
Nächstens. Börse zu Brüssel: Lieferung von eich Pfählen zur Fundamentierung von Drehscheiben, 2 Loose zu je 600 Stück, Kaution für jedes Loos 550 Fr.; ferner von 40 Drehscheiben von Eisen, Durchmesser 4,80 m, 3 Loose, Kaution: Loos 1 9500 Fr., Loos 2 8000 Fr. Loos 3 8000 Fr.; von Schienenkreuzungen, die Offerten müssen mindestens 20 Vorrichtungen von jeder Art um⸗ fassen, Kaution 30 Fr. für jede Vorrichtung; von 20 hydraulischen Saͤulen System Majolini, Kaution 1250 Fr.; von 5200 Stück eichenen Planken, die Offerten müssen mindestens 200 Stück umfassen, Kaution 0,50 Fr. pro Stück, endlich von Weichenzungen, 2 Loose, Kaution 950 Fr. für das Loos.
Verkehrs⸗Anstalten.
Die „Zeitschrift für Binnen⸗Schiffahrt“, welche vom Zentral⸗Verein für Hebung der Deutschen Fluß⸗ und Kanal⸗Schiffahrt verausgegeben wird, zugleich Verbands⸗Zeitschrift für den Deutsch⸗ IEb Verband für Binnenschiffahrt unter der verantwortlichen Leitung des Majors z. D. Hilken ist und im Ver⸗ lage von Siemenroth & Troschel in Berlin W erscheint, hat in dem vorliegenden zehnten Heft des III. Jahrgangs vom Juli 1897 folgen⸗ den Inhalt: Vereins⸗Nachrichten. Preisaufgabe der Schlichting⸗ Stiftung. — Deutsch⸗Oesterreichisch⸗Ungarischer Verband für Binnen⸗ Schiffahrt. Der zweite Verbandstag in Wien am 25. bis 28. Mai 1897. — Staffeltarife und Wasserstraßen. Dr. Emminghaus⸗Mannheim. — Die Kanalisierung des Mains von Offenbach bis Hanau. Bericht der Handelskammer zu Hanau. — Verein zur Hebung der Fluß⸗ und Kanalschiffahrt in Bayern. Die Passauer Tagung. Der 23. Mai. Bericht über die VII. Hauptversammlung. — Gesetz, betreffend die Tagegelder und Reisekosten der Staatsbeamten. Vom 21. Juni 1897. — Der Masurische Kanal und die Pregel⸗Regulierung. Mit Karten⸗ skizze. — Von unseren Wasserstraßen. — Eingänge an Drucksachen vom 15. Juni bis 15. Juli 1897. — Vermischtes. — Bekanntmachung des Vorstandes.
Linz, 10. August. (W. T. B.) Heute wurde die Strecke 1ö16“ für einen beschränkten Personenverkehr wieder er⸗ net.
Bremen, 11. August. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. „Fulda 9. Aug. Nm. Reise v. Gibraltar n. New⸗PYork fortges. „Friedrich der Große“ 9. Aug. Nm. Rreise v. Southampton n. New⸗York fortge. „Darmstadt“, n. Australien best., 10. Aug. Vm. Reise v. Genua n. Neapel fortges. „Karleruhe“, v. Australien kommend, 10. Aug. Vm. in Antwerpen angek.
„München“, v. Baltimore kommend, 10. Aug. Nm. auf der Weser angekommen.