1897 / 241 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 13 Oct 1897 18:00:01 GMT) scan diff

1111–*“

8— 8

noch mehr zu verstärken oder auch sämmtli u 18 liche Anleihescheine auf einmal 2 sbarhtnge ““

Die durch die verstärkte Tilgung ersparten Zinsen wachsen eben⸗ falls dem Tilgungsstocke zu. 8 88

Die ausgeloosten, sowie die gekündigten Anleihescheine werden unter Bezeichnung ihrer Buchstaben, Nummern und Beträge, sowie des Zeitpunkts, an welchem die Rückzahlung erfolgen soll, öffentlich bekannt gemacht.

Diese Bekanntmachung erfolgt einmal und zwar spätestens drei Monate vor dem Zahlungstage in dem „Deutschen Reichs⸗ und Preußischen Staats⸗Anzeiger“, dem Amtsblatt der Königlichen Resierung zu Münster, dem „Westfälischen Merkur“, dem „Muüͤnster⸗ dem „Westfalen“ und dem „Münsterschen Morgen⸗

nzeiger“.

Geht eins dieser Blätter ein, so wird an dessen Statt von dem Magistrat mit Genehmigung des Königlichen Regierungs⸗Präsi⸗ denten zu Münster ein anderes Blatt bestimmt.

Bis zu dem Tage, an welchem das Kapital zu entrichten ist, wird es in halbjährlichen Terminen, am 2. Januar und 1. Juli, von an gerechnet, mit drei und einem halben Prozent jährlich verzinst.

Die Auszahlung der Zinsen und des Kapitals erfolgt gegen bloße Rückgabe der fällig gewordenen Zinsscheine, bezw. dieses Anleihe⸗ scheins bei der Käͤmmereikasse zu Münster, und zwar auch in der nach dem Eintritt des Fälligkeitstermins folgenden Zeit.

Mit dem zur Empfangnahme des Kapitals eingereichten Anleihe⸗ scheine sind auch die dazu gehörigen Zinsscheine der späteren Fälligkeits⸗ termine zurückzuliefern. Für die fehlenden Zinsscheine wird der Betrag vom Kapital abgezogen. Die gekündigten Kapitalbeträge, welche innerhalb dreißig Jahren nach dem Rückzahlungstage t erhoben werden, sowie die innerhalb vier Jahren nach Ablauf des Kalender⸗ jahres, in welchem sie fällig geworden, nicht erhobenen Zinsen ver⸗ jähren zu Gunsten der Stadt.

Das Aufgebot und die Kraftloserklärung verlorener oder vernich⸗ teter Anleihescheine erfolgt nach der Vorschrift der §§ 838 und folgende der Zivilprozeßordnung für das Deutsche Reich vom 30. Januar 1877 (Reichs⸗Gesetzblatt S. 83) bezw. nach § 20 des Ausführungs⸗ gesetzes zur Deutschen Zivilprozeßordnung vom 24. März 1879 (Gesetz⸗ Sammlung S. 281).

Zinsscheine können weder aufgeboten, noch für kraftlos erklärt werden. Doch soll demjenigen, welcher den Verlust von Zinsscheinen vor Ablauf der vierjährigen Verjährungsfrist bei dem Magistrat anmeldet und den stattgehabten Besitz der Zinsscheine durch Vorzeigung des Anleihescheins oder sonst in glaubhafter Weise dar⸗ thut, nach Ablauf der Verjährungsfrist der Betrag der angemeldeten und bis dahin nicht vorgekommenen Zinsscheine gegen Quittung aus⸗ gezahlt werden. 1

Zu diesem Anleihescheine werden zweimal für zehnjährige Zeit⸗ räume, und nöthigenfalls für die dann noch verbleibenden Tilgungs⸗ Restjahre, Reihen albjähriger Zinsscheine, und zwar bis zur vorletzten Reihe einschließlich mit dazu gehöriger Erneuerungs⸗Anweisung, aus⸗ gegeben. Die Ausgabe der ersten Zinsscheinreihe geschieht zugleich mit der Aushändigung des Anleihescheins, die Ausgabe der weiteren erfolgt bei der Kämmereikasse zu Münster gegen Ab⸗ ieferung der der aäͤlteren Zinsscheinreihe beigedruckten Anweisung. Beim Verluste der Anweisung erfolgt die Aushändigung der neuen Zinsscheinreihe an den Inhaber des Anleihescheins, sofern dessen Vor⸗ zeigung rechtzeitig geschehen ist.

Zur Sicherung der hierdurch eingegangenen Verpflichtungen haftet die Stadt mit ihrem Vermögen und mit ihrer Steuerkraft.

Dessen zu Urkunde haben wir diese Ausfertigung unter unserer Unterschrift ertheilt. 8 v

Münster i. W., den .. ten 1 (Stadt⸗Siegel.)

Der Magistrat der Stadt Münster i. W. (Eigenhändige Unterschriften des Magistrats⸗Dirigenten oder seines gesetzlichen Vertreters und eines Magistratsmitgliedes unter Bei⸗

fügung der Amtstitel.) Eingetragen in die Kassenkontrole. E Ner.. Rechnungsrevisor. (Eigenbändige Unterschrift.)

Provinz Westfalen. Regierungsbezirk Münster. Zinsschein Ar. 8 zu dem Anleihescheine der Stadt Münster i. W. III. Ausgabe, Buchstabe Nr.. über Mark zu 3 ½ % Zinsen über . Mark. Pf.

Der Inhaber dieses Zinsscheins 1”-r gegen dessen Rückgabe

vom 2. Januar (bezw. 1. Juli) 18.. ab die Zinsen des vorbenannten

Anleihescheines für das Halbjahr vom .. ten bis . ten

Qeee 1 der Stadt Münster.

Münster, den.. 18

* egel.) v Der Magistrat. Der Kontrolbeamte. (Unterschriften.) (Unterschrift.)

Dieser Zinsschein wird ungültig, wenn dessen Geldbetrag nicht innerhalb vier Jahren nach Ablauf des Kalenderjahres der Fälligkeit erhoben wird. 8

Anmerkung: Die Namenzunterschriften des Magistrats⸗ Dirigenten oder seines Vertreters und des Magistratsmitgliedes können mit Lettern oder Faksimilestempeln gedruckt werden, doch muß jeder mit der eigenhändigen Namensunterschrift eines Kontrol⸗ seamten versehen werden.

Provinz Westfalen. Regierungsbezirk Münster. Anweisun zum Anleihescheine der Stadt Mänster, III. Ausgabe, Buchstabe.. Nr.. über Mark.

Der Inhaber dieser Anweisung empfängt gegen deren Rückgabe zu dem obigen Anleihescheine die .. te Reihe von Zinsscheinen ür die zehn Jahre vom.. qZ““ Kämmereikasse zu Münster, sofern nicht rechtzeitig von dem als solchen sich ausweisenden Inhaber des Anleihescheins dagegen Widerspruch erhoben wird. Münster, den .. . 1b (Stadt⸗Siegel.) Der Magistrat. Der Kontrolbeamte. (Unterschriften.) (Unterschrift.) Anmerkung: Die Namensunterschriften des Magistrats⸗ Dirigenten oder seines Vertreters und des Magistratsmitgliedes können mit Lettern oder Faksimilestempeln gedruckt werden, doch muß jede Anweisung mit der eigenhändigen Namensunterschrift eines Kontrol⸗ beamten versehen werden. Die Anweisung ist zum Unterschiede auf der ganzen Blatt⸗ breite unter den beiden letzten Zinsscheinen mit davon abweichenden

Lettern in nachstehender Art abzudrucken:

.. ter Zinsschein. V .. .ter Zinsschein. Anweisung.

Finanz⸗Ministerium. 8 Königliche General⸗Lotterie⸗Direktion.

Bekanntmachung. Die Erneuerungsloose sowie die Freiloose zur 4. Klasse 197. Königlich preußischer Kla sen⸗Lotterie

8

sind nach den 88 5, 6 und 13 des Lotterieplans, unter Vor⸗

legung der bezüglichen Loose aus der 3. Klasse, bis zum 18. d. M., Abends 6 Uhr, bei Verlust des Anrechts einzulösen.

Die Ziehung der 4. Klasse dieser Lotterie wird am 22. d. M., Morgens 8 Uhr, im Ziehungssaale des Lotterie⸗ Gebäudes ihren Anfang nehmen.

Berlin, den 13. Oktober 1897.

8 Königliche General⸗Lotterie⸗Direktion.

II1“ Ulrich.

Die Personal⸗Veränderungen in der Armee

befinden sich in der Ersten Beilage.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Zoll⸗ und Steuerwesen, für Handel und Verkehr und für Rechnungs⸗ wesen, die vereinigten Ausschüsse für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Handel und Verkehr, die vereinigten Ausschüsse für

oll⸗ und Steuerwesen und für Rechnungswesen, die vereinigten lusschüsse für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Justizwesen, sowie der Ausschuß für Zoll⸗ und Steuerwesen und der Aus⸗

schuß für Rechnungswesen hielten heute Si zungen.

Der Kaiserliche Gesandte in Lissabon, Wirkliche Geheime Rath von Derenthall ist von dem ihm Allerhöchst be⸗ willigten Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Der Kaiserliche Gesandte in Tanger, Wirkliche Geheime Rath Freiherr Schenck zu Schweinsberg ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Der am hiesigen Allerhöchsten Hofe beglaubigte Königlich dänische Gesandte von Vind ist vom Urlaub nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Laut telegraphischer Meldung an das Ober⸗Kommando der Marine ist S. M. S. „Prinzeß Wilhelm“, Komman⸗ dant Kapitän zur See Thiele (Adolf), gestern in Shanghai angekommen

Cronberg, 12. Oktober. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin von Rußland, Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin von Hessen und der Erbprinz von Sachsen⸗Coburg und Gotha, sowie Ihre Durchlaucht die Prinzessin Aribert von Anhalttrafen heute Mittag von Darmstadt hier ein und wurden am Bahnhofe von Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich, Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Heinrich und Seiner Hoheit dem Prinzen Friedrich Karl von essen empfangen. Im Schlosse Friedrichshof fand sodann! oftafel zu 22 Gedecken statt. Kurz nach 3 Uhr kehrten die Aller⸗ höchsten und Höchsten Herrschaften nach Darmstadt zurück.

Bayern.

Der Finaan der Kammer der Abgeord⸗ neten begann gestern die Generalberathung des Militär⸗ Etats füͤr 1897/98. Auf eine Anfrage des Berichterstatters Abg. Wagner erwiderte, dem „W. T. B.“ zufolge, der Kriegs⸗Minister Freiherr von Asch, er könne über den Entwurf einer Militär⸗Strafprozeßordnung keinen Aufschluß geben, da derselbe den Bundesrath noch nicht verlassen habe. Auf mehrseitige Anregungen wiederholte der Kriegs⸗Minister seine Erklärung, daß er sich zu Aeußerungen über die Frage der Militär⸗Strafprozeß⸗ reform nicht für befugt halte. Indeß gab er dem Vor⸗ sitzenden des Ausschusses, Abg. Dr. Orterer, auf dessen Frage die Versicherung, daß er mit den übrigen Ministern in ein weiteres Einvernehmen treten werde und daß die Regierung auch heute auf dem Standpunkt stehe, welcher durch den Land⸗ tagsabschied vom Jahre 1893 zum Ausdruck gebracht worden sei. Die Generalberathung wurde sodann geschlossen.

Sachsen⸗Coburg⸗Gotha.

Seine Königliche Hoheit der Herzog empfing gestern in Coburg den preußischen Gesandten Raschdau in Audienz und nahm dessen Abberufungsschreiben entgegen.

Oesterreich⸗Ungarn.

Im österreichischen Abgeordnetenhause brachte die Regierung gestern eine Vorlage ein, nach welcher die Gültigkeit des Gesetzes, betreffend die Beitragsleistungen zu dem Aufwand für die E Angelegen⸗ heiten, ferner des mit Ungarn bestehenden Zoll⸗ und Handelsbündnisses, sowie endlich des Privilegiums der Oesterreichisch⸗Ungarischen Bank bis zum 31. De⸗ zember 1898 verlängert werden soll. Die Regierung legte ferner die in dem Exposé des Finanz⸗Ministers angekündigten Gesetze, betreffend die Einführung einer Transportsteuer und einer Abgabe vom Zu erverschleiß, sowie ein weiteres Gesetz vor, welches die bezüglich bestimmter Ver⸗ brauchsgegenstände abgeschlossenen Kartelle der Staats⸗ aufsicht unterwirft. Im weiteren Verlauf der Sitzung wurde die Verhandlung über den Gesetzentwurf, be⸗ treffend die Unterstützungen aus Staatsmitteln an⸗ läßlich der Elementarereignisse, fortgesetzt. Der Ver⸗ treter der Regierung, Sektions⸗Chef Dr. Roza, hob hervor, daß die Regierung sich vollauf der Nothwendigkeit bewußt sei, eine Regulierung der lüsse vorzunehmen; bei dieser Hilfs⸗ aktion sei indessen die Mitwirkung der Länder erforderlich. Die Aktion zur Linderung des Nothstandes, die von der Regierung unverzüglich unternommen sei, stehe in keinem Zusammen⸗ hange mit politischen Fragen. Nachdem noch mehrere Redner gesprochen hatten, wurde die Nothstandsvorlage dem Budget⸗

ausschusse überwiesen. Darauf nahm das Haus die Ausschuß⸗ 8

8. vor. .

m ungarischen Unterhause legte gestern der Minister⸗ Präsident Baron Banffy die Berichte der Deputationen vor und brachte eine Vorlage, betreffend das Ausgleichsprovisorium, sowie einen Gesetzentwurf, be⸗ treffend die Verlängerung des finanziellen Ueber⸗ einkommens zwischen Ungarn und Kroatien, ein. Der Minister⸗Präsident beantwortete sodann die des Abg. Kossuthüber die griechisch⸗türkischen Friedens⸗ verhandlungen und die orientalische Frage. Baron Banffy führte aus: er habe damals, als die Interpellation gestellt worden sei, es nicht für angezeigt erachtet, dieselbe sofort zu beantworten; als er dann in die Lage gekommen sei, die ge⸗ wünschten Aufklärungen geben zu können, sei das Haus vertagt gewesen, sodaß die Beantwortung erst jetzt erfolgen könne. Er müsse auf jene Thatsachen verweisen, die allgemein bekannt seien und aus denen man folgern könne, daß die Großmächte stets bestrebt gewesen seien, den Frieden wieder herzustellen. Nur der Eintracht des europäischen Konzerts sei es zu ver⸗ danken, daß die Friedenspräliminarien hätten einmüthig fest⸗ gestellt werden können. Was die kretische Frage betreffe, so seien die Großmächte bemüht, jenen Grundprinzipien die bereits feügeelt seien und die mit der Aufrechterhaltung der Oberhoheit des Sultans der Insel eine gewisse Autonomie sichern wollten, sobald als möglich Geltung zu verschaffen. Schließlich konstatierte der Minister⸗Präsident, daß sich die Großmächte nicht mehr mit der Ernennung Numa Droz' zum Gouverneur von Kreta beschäftigten. Die Antwort wurde vom Hause zur Kenntniß genommen. 8

Frankreich.

Die Budgetkommission hat gestern nach Anhörung des Kriegs⸗Ministers eine Vermehrung des Truppen⸗ kontingents um 12 500 Mann genehmigt.

Spanien.

Die Königin⸗Regentin hat gestern, wie „W. T. B.“

aus Madrid meldet, den amerikanischen Gesandten Woodford empfangen.

Der Marschall Primo de Rivera wird den Oberbefehl auf den Philippinen behalten und dort eine Armee aus den Bewohnern der Inseln bilden. In den verschiedenen Gefechten der letzten Zeit sind auf den Philippinen 287 Aufständische und 35 Spanier getödtet worden.

Iõn nächsten Ministerrath soll die Antwort auf die von dem amerikanischen Gesandten Woodford überreichte Note festgestellt werden. Dem „W. T. B.“ zufolge wird die⸗ selbe dahin gehen, daß es unmöglich sei, einen bestimmten Zeit⸗ punkt für die Beendigung des Feldzuges auf Cuba festzu⸗ setzen, doch werde der Feldzug bald beendigt sein dank den Anstrengungen der Soldaten, der kritischen Lage der Aufständischen und der Einführung einer administrativen und wirthschaftlichen Autonomie, welche vor dem Monat Januar verwirklicht werden solle. In der Antwort wird ferner darauf hingewiesen werden, daß die in den Vereinigten Staaten organisierten Freibeuter⸗Expeditionen die Unterdrückung des Aufstandes verzögerten.

Belgien.

ie Deputirtenkammer hat gestern, nach einer Pause von zwei Monaten, ihre Sitzungen wieder aufgenommen.

8 Türkei.

Das den Vertretern der Türkei bei den Mächten über die kretische Frage übermittelte RKundschreiben der Pforte legt, dem Wiener „Telegr.⸗Korresp.⸗Bureau“ zufolge, folgenden Plan einer Lösung vor: Entwaffnung der Christen und Mohamedaner durch türkische Truppen, deren Anzahl zu ver⸗ mehren sei, unter Mitwirtung der internationalen Truppen, sämmtlich unter dem Kommando eines europäischen Generals in türkischen Diensten; ferner Ernennung eines geeigneten Gouverneurs durch den Sultan und schließlich Bildung eine Gendarmerie⸗Truppe.

In einer gestern abgehaltenen Konferenz der Bot⸗ schafter und Geschäftsträger wurde die sofortige Abreise der Militär⸗Attachés, die im Verein mit den griechischen und türkischen Delegirten die neue thessalische Grenze abstecken sollen, beschlossen. Die Botschafter haben bei der Pforte auch Schritte betreffs der Rückkehr der geflüchteten Thessalier unter⸗ nommen.

Die Militär⸗Attachés werden am nächsten Montag nach Thessalien abreisen und sich mit den türkischen und griechischen Delegirten in Platamona versammeln. Die Grenzabsteckung wird im östlichen Theile Thessaliens beginnen. Da der russische Militär⸗Attaché zur Zeit beurlaubt ist, wird Rußland in der Abgrenzungskommission nicht vertreten sein. Der Erste Dragoman der deutschen Botschaft in Kon⸗ stantinopel Testa ist, wie „W. T. B.“ meldet, gestern nach Athen abgereist, um an den Sitzungen der Kontrolkommission theilzunehmen.

Der durch das Irade vom 29. v. M. zum Bisthums⸗ verweser von Uesküb ernannte Monsignore Firmilianos ist dorthin abgereist.

Aus Kanea erfährt die „Agence Havas“, daß der Archi⸗ mandrit Parthenios Kelaides, ein Führer des Aufstandes von 1866, an Bord eines italienischen Fahrzeugs aus dem Piräus dort eingetroffen sei. 8

Griechenland. 5 Der „Agence Havas“ wird aus Athen berichtet, daß die Türken die griechische Flottille im Golfe von Aola, unter dem Vorwande, die Friebenspräliminarien sähen nur freie Fahrt für die Handelsfahrzeuge vor, am Auslaufen ge⸗ hindert hätten. Bulgarien. Das Wiener „Telegr.⸗Korresp.⸗Bureau“ berichtet aus Sofia, daß der Delegirte Frankreichs bei der Verwaltung der ottomanischen Schuld in den letzten Tagen mit der bulgarischen Regierung über die Zahlung des ost⸗ rumelischen Tributs verhandelt habe. Wie verlaute, sei ein Einvernehmen erzielt worden; die bulgarische Regierung habe die Zahlung eines zehnmonatigen Rückstandes zuge anden.

Schweden und Norwegen.

Der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin von Baden sind gestern Nachmittag von Stockholm nach Deutsch⸗ land abgereist. Gleichzeitig verließ der bisherige deutsche Gesandte Graf von Bray⸗Steinburg Stockholm.

116“

8 Amerika.

Die Konvention der brafilianischen republikanischen Regierungspartei hat, dem „W. T. B.“ zufolge, die Kandidatur des früheren Ministers Campos Salles zum Präsidenten der Republik angenommen. 8

Nach einem Telegramm des „Reuter'schen Bureaus“ aus Mandalay drang in der Nacht zum Dienstag ein Haufe von 25 Birmanen in das Fort von Mandalay ein und griff das Haus an, in welchem der kommandierende Offizier wohnt. Der letztere schlug mit anderen Offizieren und einigen Sepoys die Birmanen zurück. Letztere verloren 4 Todte und 4 Verwundete; auf seiten der Engländer wurden ein Lieutenant

und drei Privatpersonen verwundet.

b nwira.

In Paris eingetroffenen Mͤeldungen aus Prätoria zu⸗ folge fanden anläßlich des 72. Geburtstages des Präsi⸗ denten Krüger zahlreiche Sympathie⸗ undgebungen für denselben statt.

Arbeiterbewegung.

In Manchester trat am Montag, wie „W. T. B.“ meldet, das Vereinigte Comité, welches fünf Arbeitgeber⸗Vereinigungen der Baumwollenbranche vertritt, zusammen und beschloß, möglichst bald die Arbeiter zur Theilnahme an einer Besprechung aufzu⸗ fordern, in der, wie es heißt, die Zustimmung zu einer fünfprozentigen Lohnherabsetzung verlangt werden soll. 8

Aus Brest wird der „Köln. Ztg.“ gemeldet: Die Fischer von Camoret beschlossen den Ausssand⸗ Die Direktoren der Sardinen⸗Niederlagen erklärten, sie würden ihren Betrieb schließen, wenn der Ausstand sich verlängere.

Statistik und Volkswirthschaft.

Die Durchschnittspreise der wichtigsten Lebens⸗ und

Futtermittel im Monat September 1897

betrugen im Königreich Preußen nach einer Zusammenstellung des Statistischen Bureaus im Vergleich mit den in Klammern beigefügten Preisen des Monats August für 1000 kg Weizen 177 (170) ℳ, Roggen 132 (128) ℳ, Gerste 137 (129) ℳ, Hafer 136 (137) ℳ, Kocherbsen 211 (208) ℳ, Speisebohnen 265 (265) ℳ, Linsen 409. (408) ℳ, Eßkartoffeln 47,4 (51) ℳ, Richtstroh 40,3 (39,9) ℳ, Heu 52 (50,3) ℳ, Rindfleisch im Großhandel 1061 (1059) ℳ; für 1 k Rindfleisch im Kleinhandel von der Keule 1,35 (1,35) ℳ, vom Bauch 1,15 (1,14) ℳ, Schweinefleisch 1,38 (1,36) ℳ, Kalbfleisch 1,30 (1,27) ℳ, Hammelfleisch 1,28 (1,27) ℳ, geräucherter inländischer Speck 1,52 (1,49) ℳ, Eßbutter 2,28 (2,21) ℳ, inländisches Schweine⸗ schmalz 1,54 (1,51) ℳ. Weizenmehl 0,32 (0,31) ℳ, Roggenmehl 0,26 (0,25) ℳ; für ein Schock Eier 3,40 (3,21)

Arbeiter⸗Wohlfahrtseinrichtungen. Die Firma Siemens u. Halske in Berlin⸗ Charlottenburg hat aus Anlaß ihres 50 jährigen Jubiläums der Pensionskasse für die Wittwen und Waisen ihrer Angestellten eine weitere erhebliche Summe, und zwar in Höhe von einer Million Mark über sen.

Kunst und Wissenschaft.

Der Hildesheimer Silberschatz

Ende vorigen Monats ist auf dem Galgenberge bei Hildesheim, wo am 17. Oktober 1868 der berühmte Silber⸗ schatz gefunden wurde, unter Leitung des Direktors Schuchhardt vom Kestner⸗Museum in 1 und im Beisein eines Vertreters des Berliner Museums eine Ausgrabung vor⸗ genommen, die den Zweck hatte, über die sogenannte Pappen⸗ heimer Schanze östlich oberhalb der Fundstelle des Schatzes Aufklärung zu gewinnen. Diese Anlage, die aus einem Hügel und durch Gräben getrennten, um den Hügel herumlaufenden Wällen besteht, ist früher mit dem Schatze in Verbindung gebracht worden. Oberst von Cohausen hatte sie, als er kurze Zeit nach der Entdeckung des Schatzes im Auftrage des König⸗ lich preußischen Ministeriums eine genauere Untersuchung am Galgenberge vornahm, für den Rest eines altgermanischen Heilig⸗ thums erklärt und daran die Vermuthung geknüpft, daß dieses den Silberschatz einst besessen habe. Von archäologischer Seite war damals die verführerische Hypothese aufgestellt und mit vielem Geschick zu begründen versucht worden, daß der Schatz, vielleicht das Silberzeug des Quintilius Varus, nach dem Siege im Teutoburger Walde als Beute den Germanen in die Hände gefallen und später bei der Vertheilung der Beutestuͤcke den Cheruskern zugesprochen sei. Arminius, so folgerte von Cohausen weiter, habe diese nächst den Legionsadlern kostbarste Beute den Priestern des Stammes⸗ heiligthums übergeben; in dem heiligen Hain seien die Gefäße, die einst die Tafel des römischen Feld⸗ herrn geschmückt hätten, aufgehängt und hier bewahrt, bis sie in Karl's des Großen Zeit, als die heidnischen Heilig⸗ thümer der Zerstörung anheim fielen, in der Erde vergraben wären. In den Prell'schen Fresken in der Halle des Rath⸗ hauses von Hildesheim lebt diese Version von den Schicksalen des Schatzes fort: die Wissenschaft hat sie längst aufgegeben und wie so oft, so auch hier das Bekenntniß des Nichtwissens, des Nichtwissen⸗Könnens vorgezogen. Der Schatz selbst büßt dadurch nichts von seinem außerordentlichen Werthe ein, daß er den Schmuck berühmter Namen aus der deutschen Ver⸗ gangenheit verliert und seine Geschichte in geheimnißvolles Dunkel gehüllt bleibt.

Der Vermuthung von dem altgermanischen Heiligthum und seinem Silberschatz ist durch die jetzige Ausgrabung der Boden entzogen. Die Form der Anlage auf dem Galgenberg deutet nicht auf ein Heiligthum, sondern auf eine Befestigung. Die Grabung hat, wie eine in der „Hildesheimer Allgemeinen Zeitung“ vom 21. September veröffentlichte Notiz mittheilt, als Fundstücke außer verkohltem Holz und Thier⸗ knochen Mauerziegel von 8 bis 8 ½ cm Stärke, durchlochte Schieferplatten, die zur Bekleidung oder Bedachung eines Bauwerks gedient haben, und Scherben irdener Gefäße ergeben. Diese Scherben 5. eine Datierung in mittelalterliche Zeit. Es mag ein Wart⸗ thurm hier angelegt gewesen sein. Ob die Stelle schon im frühesten Mittelalter und darüber hinaus im Alterthum zu einer Anlage benutzt war, bleibt völlig unbekannt. Und somit fehlt es denn auch an jedem Anhalt zu bestimmen, was dazu hectbet hat, daß der Silberschatz gerade an dieser Stelle unter⸗

alb der Schanze am Abhang des Galgenberges vergraben worden ist. Gleichzeitig mit der Ausgrabung ist in dem soeben aus⸗ gegebenen dritten Heft des diesjährigen „Archäologischen An⸗

8

zeigers“ (Beiblatt zum Jahrbuch des Kaiserlich deutschen archäologischen Instituts) ein ausführlicher Bericht über die Arbeiten veröffentlicht, die im Antiquarium der Königlichen Museen während der letzten Jahre an den Originalen des Silberschatzes vorgenommen sind. Man ist damit beschäftigt, die zum theil sehr stark beschädigten Gefäße, die bisher in ihrem defekten Zustande, wie sie gefunden wurden, belassen waren, soweit es möglich ist und mit aller Schonung des Erhaltenen geschehen kann, wiederherzustellen. Im Zusammen⸗ hang mit dieser Instandsetzung ist eine Neuaufstellung in einem eigens für den Silberschatz hergerichteten, gut beleuchteten immer des Antiquariums und eine größere, dem wissenschaft⸗ Uichen und künstlerischen Werthe des Schatzes entsprechende Publikation, an der es bisher immer noch gefehlt hat, in Aussicht genommen und vorbereitet. Hierdurch wird denn so ist wenigstens zu hoffen von neuem auch das allgemeinere Interesse auf den Schatz hingelenkt werden, nachdem er in den 29 Jahren, die seit seiner Auf⸗ findung verflossen sind, einigermaßen in Vergessenheit ge⸗ rathen war.

Die unternommenen Arbeiten haben zugleich eine über⸗ raschende Bereicherung des Bestandes, für einzelne Theile wesentliche Vervollständigungen und über den ursprüng⸗ lichen Zustand mancher Gefäße vwichtigen Aufschluß gebracht. Zunächst war es darauf abgesehen, die Henkel und Füße der Gefäße, die im Alterthum angelöthet gewesen waren und sich während des langen Lagerns in der Erde losgelöst hatten, wieder anzusetzen, sowie die zahlreich vorhandenen Einzelbruchstücke in ihren alten Zusammen⸗ hang einzufügen und die noch bleibenden Lücken und Löcher mit modernen Silberplatten auszufüllen, um so den Gefäßen wieder ein ansehnlicheres Aussehen zu geben und außerdem vor allem der weiteren Zerstörung Einhalt zu thun. Bei diesen Zusammensetzungen sind aus losen Scherben und Fragmenten einige ganz neue Stücke wiedergewonnen. Der Schatz besteht bekanntlich aus reich verziertem Tafelgeräth und aus einfacher gehaltenem Küchen⸗ und Gebrauchsgeschirr. Das letztere ist durch eine sehr große und starke, geriefelte Schüssel von länglicher Form vermehrt worden, die den Brandspuren auf der unteren Fläche nach lange dem Feuer ausgesetzt gewesen ist und daher möglicherweise als Bratenschüssel gedient hat. Zu dem Prunkgeschirr sind einige besonders zierliche und feine Stücke hinzugekommen: zwei unter sich gleichartige henkellose Becher mit einfach glatter Wandung, am

ündungsrand mit einem schmalen vergoldeten Kranze eng in einander gesteckter Blätter verziert, sodann ein kleiner, äußerst graziös gestalteter Dreifuß, der einst als Untersatz für ein zierliches Prunkgeräth gedient hat. Die Beine sind als egyptisierende Vogelhermen mit Thierfüßen und bärtigen Köpfen gebildet und tragen eine dünne Platte, auf deren Rand eine erst jetzt wieder entdeckte Inschrift in punktierten Buchstaben eingestochen ist. Die Inschrift lautet: M. Scatonis duo pondo duo semis seminnciam, sie giebt also außer dem Namen an, daß zwei Dreifüße, deren einer jetzt fehlt, als Paar zu dem Schatze gehörten und daß beide zu⸗ sammen ein Gewicht von 213⁄24 römischen Pfund (= etwa 832 Gramm) hatten. 8 1u 1

Solche Inschriften finden sich vielfach auf antiken Silbergefäßen und sind auch gn anderen Stücken des Hildes⸗ heimer Schatzes vorhanden. So haben zwei kleine Gefäßfüße den Namen eines L. Manlius Boccus, auf der sogenannten Eierschale steht der Name eines Marsus, auf dem Griff eines Kasserols der eines M. Aurelius C(C.. ), und jedesmal ist die Gewichtsangabe und, wenn das Gefäß zu einer aus mehreren Exemplaren bestehenden Garnitur gehörte, die Stück⸗ zahl hinzugefügt. Ueber die Bedeutung der Namen läßt die Ueberlieferung des Alterthums selbst schwanken: es war nicht ungewöhnlich, daß die Verfertiger ihre Namen auf die von ihnen gearbeiteten Stücke setzten, und ebenso war eine Bezeichnung mit dem Namen des Besitzers uͤblich. Auf jeden Fall beweist die Verschiedenartigkeit der Namen auf den Hildesheimer Ge⸗ fäßen, daß der Schatz nicht ein einheitliches Ensemble gewesen ist; geben sie aber, wie es das Wahrscheinlichste ist, die Besitzer an, so beweisen sie, daß er in seinem jetzigen Bestande garnicht von vornherein in Einer Hand gewesen, sondern aus ver⸗ schiedenem Besitz zusammengekommen ist. Aehnlich ist der prachtvolle Silberschatz, der vor drei Jahren in einem durch den Vesuvausbruch des Jahres 79. nach Chr. verschütteten Landhaus in Boscoreale gefunden wurde, nicht ein geschlossenes Ganzes, sondern aus verschiedenen Quellen zusammengebracht, wie auch heute das Silberzeug in unseren Familien häufig aus älteren und modernen Stücken, aus ererbten und zuerworbenen, aus alt⸗ und neugekauften besteht. Wenn auch die größere Masse dieses Schatzes von Boscoreale wahrscheinlich aus der Zeit des letzten Besitzers, also etwa aus der Neronischen Zeit stammt, so sind manche Stücke darunter, die sich durch ihren Stil und ihre Abnutzung als ältere Waare ausweisen. Reiches Silberzeug war damals und schon seit den letzten Zeiten der Republik in den wohl⸗ habenderen Häusern etwas Gewöhnliches, und viele betrieben das Sammeln von Silbergeschirr als Liebhaberei. Altes Silber war höher geschätzt als das moderne und kam bei dem raschen und plötzlichen Wechsel des Besitzes gerade in jener Zeit reich⸗ lich auf den Markt. In dem Hildesheimer Schatz ist die Verschiedenartigkeit der einzelnen Stücke noch größer, als in dem von Boscoreale. Das meiste stammt aus der Zeit des Augustus. Daneben aber sind ältere und jüngere Stücke in dem Schatze: Nach den neu vorgenommenen ist eins der hervor⸗ ragendsten Gefäße, die große Schale mit dem Bilde der sitzenden Athena, ein griechisches, der Pergamenischen Kunst eng verwandtes Werk. Auch andere Stücke, wie z. B. der neu zusammengesetzte Dreifuß, können sehr wohl der voraugusteischen Zeit angehören. Anderer⸗ seits zeigen einige Gefäße in ihrer Dekoration und ihrem Stil weniger von dem ruhigen, einfachen, vor⸗ nehmen Charakter der Augusteischen Kunst, als von der üppigen Art der auf blendende und starke Wirkung ausgehenden Kunst, wie sie zur Zeit Nero's Mode geworden war. In noch spätere Zeit, in das zweite Jahrhundert nach Chr., weist nicht nothwendig, aber doch sehr wahrscheinlich die Inschrift des M. Aurelius 11 auf dem einen Kasserol und ebenso die wenig feine Arbeit dieses Stückes. Ganz für sich wiederum in Dekoration und Technik stehen zwei große, humpenartige Gefäße, von denen das eine nur sehr unvollständig erhalten, das andere jetzt ganz wiederhergestellt ist. Sie sind allem Anschein nach Werke provinzieller Fabrik und werden daher erst in den Schatz hin⸗ eingerathen sein, als dieser bereits nicht mehr in den Händen eines in Italien ansässigen Besitzers war.

Sehr auffallend erscheint es namentlich im Vergleich mit dem Schatze von Boscoreale, wie lückenhaft der Hildesheimer Schatz erhalten ist. Dort sind alle Garnituren, die bei den Trinkgefäßen regelmäßig aus zwei sich entsprechenden Stücken bestehen, vollständig hier ist aus einer gaßzen Anzahl von Garnituren nur je ein Exemplar noch vorhanden: von vier reichverzierten Bechern, von der Schale mit dem Herakleskinde, von dem Dreifuß fehlen die Gegenstücke. Der Grund dafür läßt sich nur darin finden, daß der Schatz im Alterthum über lange Zeit hin von Hand zu Hand gegangen ist. Während der Benutzung durch Generationen hindurch wurde Einzelnes schadhaft und kam ein und das andere Stück abhanden. Man hat Reparaturen vorgenommen und was von einfacherem Geräth allmählich verloren ging, ergänzt. So sind die jetzigen Henkel der großen Athenaschale, die in ihrer Form ganz stillos sind und durch ihre ordinäre Ausführung von der mit unvergleichlicher Feinheit und Eleganz gearbeiteten Schale merkwürdig abstechen, nachträglich angesetzt, nachdem die ursprünglichen Henkel schadhaft geworden waren. So ist in der einen aus drei Exemplaren bestehenden Garnitur von Tellern einmal ein Stück abhanden gekommen und dann durch ein neues ersetzt worden, das den beiden noch vorhandenen nachgebildet, aber in den Einzelheiten des Musters doch nicht ganz übereinstimmend und auch im Gewicht etwas abweichend ausgefallen ist. Diese Teller sind gegossen und cise⸗ liert, und ihre aus Blüthenranken bestehende Dekoration ist einfach gehalten. Die Nachbildung bot also keine besondere Schwierigkeit. Anders verhielt es sich dagegen mit dem kunstvoll und reich verzierten Prunk⸗ geschirr, wie jenen Bechern, deren Gegenstücke fehlen. Sie sind im eigentlichsten Sinne Handarbeit. Das Relief an den Wandungen ist getrieben; die Arbeit, bis auf einen erstaun⸗ lichen Grad der Vollendung gebracht, hat in der persönlichen Ausführung ihren Hauptreiz und besonderen Werth. Wo hätte man in späterer Zeit und zumal in Germanien einen Arbeiter finden sollen, der für den Verlust solcher Stücke hätte Ersatz schaffen können?

Dieser lückenhafte Zustand, die Ausbesserungen, Vervoll⸗ ständigungen und dazu die Spuren von Abnutzung, die sich verschieden stark an allen Gefäßen finden, lassen mit Sicher⸗ heit darauf schließen, daß der Schatz über geraume Zeit hin in Gebrauch gewesen ist. Es läßt sich nicht sagen, wann er nach Germanien gekommen ist. Aber schwerlich ist das in früherer Zeit als in der zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts nach Chr. geschehen, und vermuthlich ist er lange in germa⸗ nischem 1 verblieben, bis er unter die Erde kam. Er kann als Geschenk in deutsche gelangt sein, wie Tacitus berichtet, daß Silbergefäße in Germanien sich fanden, die von Rom als Geschenke an Gesandte und Fürsten gegeben waren. Tacitus sagt, daß die Germanen solche Kost⸗ barkeit nicht höher bewertheten als irdenes Geschirr. Wie sehr diese Nachricht in ihrer Allgemeinheit übertrieben ist, lehrt der Schatz selbst, sein Erhaltungszustand und die Art seiner Bergung in der Erde. Er war auf das sorgfältigste verpackt, alle kleineren Stücke, die Teller, Becher, Näpfe waren in die drei großen Gefäße hineingelegt, daneben lehnte die große Braten⸗ schüssel und das Gestell eines Klapptisches oder ÜUntersatzes. In dieser Ordnung zusammengestellt, wurde der Schatz durch Soldaten der Hildesheimer Garnison beim An⸗ legen eines Schießstandes gefunden. Ein wunderbarer Glücksfall hat ihn gerettet: die Aushebungsarbeiten an dem Schießstande waren schon fast beendigt, als man daran ging, die hintere Wand noch etwas abzuböschen; da fiel beim Lockern der Erde der erste Silberhenkel den Soldaten vor die Füße. Der Schatz lag nmittelbar hinter der Wan fläche, die als Kugelfang dienen sollte. Hätte man den Schießstand zufällig nur einen Fuß breit weiter nach Westen herausgerückt, so wäre der Schatz in der Mitte des Kugelfanges unentdeckt liegen geblieben und jetzt durch die Geschosse, die ihn getroffen hätten, für alle Ewigkeit vernichtet.

Der Physiolog Geheimer Medizinal⸗Rath, Professor Dr. Rudolf Heidenbhain, Direktor des physiologischen Instituts an der Univer⸗ fität in Breslau, der namentlich durch seine Untersuchungen über die Wärmeentwickelung in den Muskeln und über die Absonderungs⸗ vorgänge in den Drüsen bekannt geworden ist, ist nach einer Meldung des „W. T. B.“ in der vergangenen Nacht gestorben.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Herbstbestellung und Maisernte in Rumänien.

Aus Jassy liegt folgende Nachricht vor:

Durch die anhaltend trockene und warme Witterung des ver⸗ gangenen Monats wurde die Herbstbestellung sehr behindert und an vielen Orten ganz unmöglich gemacht.

Die Maisernte hat bei günstigem Wetter begonnen. Der Menge nach ist sie im allgemeinen über mittel und von guter Beschaffenheit. Infolge des warmen Wetters des vergangenen Monats ist der Neu⸗

mais trocken. Die Deutsche Gersten⸗ und Hopfen⸗Ausstell

Vereins „Versuchs⸗ und Lehranstalt für Brauerei in Berlin“, welche unter Mitwirkung der Deutschen Landwirthschafts⸗Gesellschaft und des Deutschen Hopfenbau⸗Vereins veranstaltet wird, geht ihrer Vollendung entgegen. Während sie in den drei voraufgehenden Jahren in den Saalräumen der Aktienbrauerei Friedrichshain stattfand, wird sie in diesem Jahre zum ersten Male in dem neuerbauten Institut für Gäh⸗ rungsgewerbe des genannten Brauerei⸗Vereins abgehalten. An dem der Ausstellungseröffnung voraufgehenden Tage, dem 14. Oktober, findet das Preisrichten durch ein Kollegium von dreißig der Wissen⸗ schaft, dem Handel, der Landwirthschaft und dem Brauerei⸗ und Mälzereigewerbe angehörigen Sachverständigen statt. Die Eröffnun der Ausstellung erfolgt am 15. Oktober in feierlicher Weise und i mit der Einweihung des neuen Instituts für Gährungsgewerbe ver⸗ bunden. Die Ausstellung ist auf drei Tage berechnet; am letzten Tage, am 17. Oktober, wird das Eintrittsgeld auf 50 herabgesetzt, damit auch dem größeren Publikum Gelegenheit gegeben ist, sich eine be⸗ lehrende Anschauung von den wichtigsten und edelsten Rohmaterialien des Nationalgetränkes zu verschaffen. Die Ausstellung ist in allen ihren Abtheilungen stärker beschickt als die letztjährigen. Außer den zu Preis⸗ bewerb stehenden Gersten, Brauweizen und Ho fen gelangt noch eine große Zahl wissenschaftlich und technisch interessanter Ergebnisse von Hopfen⸗ und Gersten⸗Kulturversuchen und sonstigen Demonstrationen zur Vorführung, an der sich mehrere größere Versuchsstationen und wissenschaftliche Institute betheiligen. Auch die maschinentechnische Abtheilung der Ausstellung weist in diesem Jahre eine stärkere Beschickung auf und wird mannigfache, allge de N heiten zur Anschauung bringen.

1 Verdingungen im Auslande. 1 Belgien. 8

22. Oktober. Magistrat in Brüssel: Lieferung von Röhren nebst Zubehör für die Direktion der Wasserleitung.

27 Oktober. Börse zu Brüssel: Lieferung von Oel und Essenzen für den Bedarf der Kriegs⸗Marine während des Jahres 1898. 6 Loose. ö“

E111

1

-atszi-eene gear. oR vnas 2.r ever⸗

T