——
8 8. . 8 NRR ““
in Verden, der Rechtsanwalt Hoffmann aus Kaukehmen bei dem Amtsgericht in Prökuls, die Gerichts⸗Assessoren Stein und Lipman⸗Wulf bei dem Landgericht I in Berlin, der Gerichts⸗Assessor Gaedcke bei dem Landgericht in Guben, der Gerichts⸗Assessor Dr. Deubel bei dem Amtsgericht und der Kammer für Handelssachen in Barmen sowie bei dem Land⸗ gericht in Elberfeld, der Gerichts⸗Assessor Gerlach bei dem Amtsgericht in Kaukehmen, der Gerichts⸗Assessor Dr. Ruben⸗ 8r. bei dem Amtsgericht in Grätz, der Gerichts⸗Assessor amlok bei dem Amtsgericht in Tarnowitz und der fruͤhere Gerichts⸗Assessor Kurzer bei dem Amtsgericht in Striegau. ☛ Die Rechtsanwalte und Notare, Justiz⸗Räthe Lauck in Seelow und Grauer in Neisse, der Notar, Justiz⸗Rath Lautz in Elberfeld und der Rechtsanwalt und Notar Melchers in Dorsten sind gestorben. “
Ministerium für Handel und Gewerbe Bekanntmachung. 8
Bei den Schiedsgerichten der Arbeiterversicherung sind nachfolgende Beamte zu Vorsitzenden bezw. stellvertretenden Vorsitzenden ernannt worden:
der Amtsrichter Hoffmann in Sorau N.⸗L. zum Vor⸗ sitzenden und
der Regierungs⸗Assesseor Wagner ebenda zum stellver⸗ tretenden Vorsitzenden des in Sorau errichteten Schiedsgerichts 5 öGX“ Unfallversicherung für den Stadtkreis
orst i. L.,
der Stadtsyndikus Sertürner in Hameln zum stell⸗ vertretenden Vorsitzenden der Schiedsgerichte daselbst. Berlin, den 16. Oktober 1897.
Der Minister für Handel und Gewerbe. ö“ 1 111
Der Berg⸗Assessor Doeltz zu Friedrichshütte ist zum Hütten⸗Inspektor ernannt worden.
Bekanntmachung.
Gemäß § 46 des Kommunalabgabengesetzes vom 14. Juli 1893 wird hiermit bekannt gemacht, daß das kommunalsteuer⸗ pflichtige Reineinkommen der Stargard⸗Küstriner Eisen⸗ bahn aus dem Betriebsjahre 1896/97 auf 322 600,03 ℳ festgestellt worden ist.
Posen, den 14. Oktober 1897. 1
Der Königliche Eisenbahn⸗Kommissar. Breithaupt, Eisenbahn⸗Direktions⸗Präsident.
Personal⸗Veränderungen
1
Königlich Preußische Armee.
Offiziere, Portepee⸗Fähnriche ꝛc. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Danzig, 5. Oktober. v. Brandt, Rittm. vom 1. Leib⸗Hus. Regt. Nr. 1, ein Patent seiner Charge verliehen.
Beamte der Militär⸗Verwaltung.
Durch Allerhöchsten Abschied. 29. September. Doebber, Intend. und Baurath von der Intend. des VII. Armee⸗ Korps, auf seinen Antrag mit Pension in den Ruhestand versetzt.
Durch Verfügung des Kriegs⸗Ministeriums. 25. Sep⸗ tember. Bobrik, Baurath, Garn. Baubeamter in Spandau (III. Ve eba h auf seinen Antrag mit Pension in den Ruhestand versetzt.
28. September. Werme, Festungs⸗Bauwart von der Forti⸗ fikation Feste Boyen, zum Festungs⸗Ober⸗Bauwart, Lange, Wall⸗ 89152 von der Fortifikation Mainz, zum Festungs⸗Bauwart, — ernannt.
2. Oktober. Cosmann, Intend. Sekretär von der Intend. des VII. Armee⸗Korps, zum Geheimen expedierenden Sekretär und Kalkulator im Kriegs⸗Ministerium ernannt.
3. Oktober. Schöpperle, Garn. Baumeister, technischer Hilfsarbeiter bei der Intend. des IV. Armee⸗Korps, zum Garn. Bauinsp. ernannt.
4. Oktober. Kluska, Kanzlei⸗Diätar, zum Geheimen Kanzlei⸗ Sekretär im Kriegs⸗Ministerium ernannt. Nehring, Güttler, Tegtmeyer, Brantin, Stellenanwärter, als Geheime Sekretäre bei der General⸗Militärkasse angestellt.
Königlich Bayerische Armee. 6
Offiziere, Portepee⸗Fähnriche ꝛc. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. 7. Oktober. Wisner, Oberst⸗Lt. z. D., zum Konservator beim Topogrophischen Bureau des Generalstabes ernannt.
8. Oktober. Hutter, Hauptm. und Komp. Chef vom 2. Fuß⸗ Art. Regt., unter Stellung à la suite des Regts., auf die Dauer eines Jahres zum Art. Depot München kommandiert. Ran debrock, Hauptm. à la suite des 2. Fuß⸗Art. Regts. und Vorstand des Art. Depots Augsburg, zum Komp. Chef im vorgenannten Regt. ernannt.
Durch Verfügung des Kriegs⸗Ministeriums. Köppel, Major à la suite des Generalstabes des Kriegs⸗Mini⸗ steriums, an Stelle des zum Bats. Kommandeur im 2. Inf. Regt. Kronprinz ernannten Majors Pflaum als Mitglied zur Ober⸗ Examinations⸗Kommission für Kandidaten des höheren Militär⸗ Verwaltungsdienstes kommandiert.
Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. 6. Ok⸗ tober. Meier, Hauptm. a. D., die Aussicht auf Anstellung im Zivildienst ausnahmsweise nachträglich verlieben.
7. Oktober. Muzell, Oberst⸗Lt. z. D., Konservator beim Topographischen Bureau des Generalstabes, mit der gesetzlichen Pension
nd mit der Erlaubniß zum Tragen der bisherigen Uniform mit den ür Verabschiedete vorgeschriebenen Abzeichen der Abschied bewilligt.
8. Oktober. Käß, Major a. D., unter die mit Pension zur
8p. stehenden Offiziere eingereiht. Beamte der Militär⸗Verwaltung.
8. Oktober. Kugler, Veterinär 2. Kl. vom 2. Chev. Regt.
axis, zum 1. Feld⸗Art. Regt. Prinz⸗Regent Luitpold versetzt.
10. Oktober. Niederländer, funktionierender Chemiker und Betriebsführer bei der Pulverfabrik, zum Chemiker 2. Klasse dort⸗ selbst ernannt.
Durch Verfügung des Kriegs⸗Ministeriums. Bertel⸗
mann (Bamberg), Unter⸗Veterinär der Res, mit der Wirksamkeit
om 1. Oktober d. J. zum Unter⸗Veterinär des aktiven Dienststandes m 2. Chev. Regt. Taxis ernannt und mit Wahrnehmung einer
offenen Veterinärstelle beauftragt.
Kaiserliche Marine. Offiziere ꝛc. Ernennungen, Beförderung „Ve etzungen ꝛc. Hubertusstock, 11. Oktober. Koester, Admiral und Chef der Marinestation der Ostsee, zur Vertretung des beurlaubten kommandierenden Admirals kommandiert. Bredow, Korv. Kapitän, zum Kommandanten S. M. Avisos „Greif“ ernannt. Schneider, Korv. Kapitän, von dem Kommando S. M. Avisos „Greif“ entbunden. Mahrenholz, Lt. zur See à la suite des See⸗Offizierkorps,
behufs eventuellen Uebertritts zur Armee, zur Dienstleistung zum Fuß⸗Art. Regt. Nr. 10, v. Manteuffel, Lt. zur See, bis zum N. November d. J. zur Dienstleistung zum Reichs⸗Marineamt, — kommandiert. Schmidt (Reinhold), Lt. zur See, das Kommando zur Dienstleistung zum Reichs⸗Marineamt bis zum 15. Oktober d. J.
verlängert. Kaiserliche Schutztruppen.
Hubertusstock, 7. Oktober. Richter, Königl. bayer. Pr. Lt. vom 3. Inf. Regt. Prinz Karl von Bayern, nach erfolgtem Aus⸗ scheiden aus dem Königl. bayer. Heere mit dem 13. Oktober d. J. als Pr. Lt. mit einem Patent vom 24. Oktober 1893 in der Schutz⸗ truppe für Deutsch⸗Ostafrika angestellt.
Nichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 16. Oktober.
Seine Majestät der Kaiser und König empfingen heute früh um 8 Uhr den Chef des Militärkabinets, General der Infanterie von Hahnke zum Vortrag und begaben Sich um 9 Uhr 15 Minuten von der Wildparkstation nach Berlin zur Nagelung der Fahnen der neugebildeten Regimenter.
8 8 8b
“ 8 11““
Die Nagelung der den am 1. April 1897 neu⸗ formierten Bataillonen verliehenen Fahnen fand heute Vormittag 10 Uhr in der Ruhmeshalle des Königlichen Zeughauses hierselbst in Gegenwart Seiner Majestät des Kaisers und Königs und Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin statt. Die Fahnen waren in dem genannten Raume auf gedeckten Tischen niedergelegt und armeekorpsweise, nach der Nummer der Regimenter rangiert. Die zur Feier befohlenen kommandierenden Generale des Garde⸗, des I. — XI. und XIV.— XVII. Armee⸗Korps, so⸗ wie die Deputationen der betreffenden Regimenter hatten bei den Fahnen Aufstellung genommen. Die Regiments⸗ Kommandeure standen rechts neben der Spitze der ersten Fahne ihres Regiments, die direkten Vorgesetzten, soweit sie anwesend waren, vor derselben. Am unteren Ende wurden die Fahnenstangen von den Lieutenants gehalten, denen die Fahnen⸗Unteroffiziere zur Seite standen. Für jede Fahne war den Regiments⸗Kommandeuren ein Hammer übergeben. Im Lichthofe des Zeughauses hatten sich inzwischen die beim Garde⸗Korps dienenden und zur Zeit bei ihren Truppentheilen anwesenden Prinzen aus regierenden deutschen Fürstenhäusern, das Allerhöchste Hauptquartier und die hier anwesenden General⸗Adjutanten, Generale à la suite und Flügel⸗ Adjutanten Seiner Majestät des Kaisers und Königs, ferner der Reichskanzler, der Kriegs⸗Minister, der Chef des General⸗ stabes der Armee, der Gouverneur und der stellvertretende Kom⸗ mandant von Berlin versammelt. Um 10 Uhr erschienen Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin nebst den vier aäͤltesten Kaiserlichen Prinzen und begaben Sich nach dem Lichthofe. Der Kommandant des Allerhöchsten Hauptquartiers meldete alsbald Seiner Majestät dem Kaiser, daß alles zum Nageln bereit sei, worauf die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften, sowie die sonst zur Nagelung Versammelten in die Ruhmeshalle eintraten. Hierauf begann die Nagelung der Fahnen. Seine Majestät der Kaiser schlugen bei jeder Fahne den ersten Nagel ein, den zweiten Ihre Majestät die Kaiserin, danach Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz, Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz Eitel Friedrich, der Prinz Adalbert, der Prinz August Wilhelm, die Prinzen und Prinzessinnen des Königlichen Hauses, sodann die Prinzen und Prinzessinnen der regierenden deutschen Fürsten⸗ häuser. Es folgten der Reichskanzler, der Kriegs⸗ Minister, der Chef des Generalstabes der Armee, ferner die direkten Vorgesetzten, die Regiments⸗Kommandeure, die Lieute⸗ nants und zum Schluß die Fahnen⸗Unteroffiziere.
Als die Nagelung beendigt war, nahmen Seine Majestät der Kaiser und König im Lichthofe des Zeug⸗ hauses militärische Meldungen entgegen.
In der am 15. d. M. unter dem Vorsitz des Staats⸗ sekretärs des Reichs⸗Justizamts, Wirklichen Geheifnen Raths Dr. Nieberding abgehaltenen Plenarsitzung des Bundes⸗ raths wurden der Antrag Sachsen⸗Meiningens, betreffend die Kontingentierung der Zuckerfabrik Camburg, sowie die Vorlagen, betreffend den Entwurf einer Anweisung zur chemischen Untersuchung von Fetten und Käsen, betreffend den Entwurf eines Gesetzes über die Entschädigung der im Wiederaufnahmeverfahren freigesprochenen Personen und betreffend die Uebersicht der Ausgaben und Einnahmen der Landesverwaltung von Elsaß⸗Lothringen für das Etatsjahr 1896/97, den zuständigen Ausschüssen überwiesen. Den allgemeinen Rechnungen über den ““ für die Jahre 1885/86 bis 1892/93 einschließlich wurde die Entlastung ertheilt. Ferner wurde über einen Antrag, betreffend die Ver⸗ gebung eines Arbeitsplatzes bei der zoologischen Station in Rovigno, sowie über verschiedene Eingaben Beschluß gefaßt. Heute hielten der Ausschuß für Zoll⸗ und Steuerwesen und die vereinigten Ausschüsse für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Handel und Verkehr Sitzungen. “
Das Staats⸗Ministerium trat heute Nachmittag 2 Uhr im Dienstgebäude, Leipziger Platz 11, unter dem Vorsitz des Minister⸗Präsidenten Fürsten zu Hohenlohe zu einer Sitzung zusammen.
Der am hiesigen Allerhöchsten Hofe beglaubigte Botschafter der Vercinigten Staaten von Amerika Andrew D. White hat Berlin mit kurzem Urlaub verlassen. Während seiner Abwesenheit fungiert der Erste Botschafts⸗Sekretär John Brinckerhoff Jackson als interimistischer Geschäftsträger.
Der Königliche Ober⸗Regierungs⸗Rath Rolshoven in Münster ist in gleicher Amtseigenschaft an die Königliche Regierung in Koblenz versetzt worden.
Dem Regierungs⸗Assessor 223 zu Gumbinnen ist die kommissarische Verwaltung des Landrathsamtes im Kreise Darkehmen übertragen worden.
8
Der Regierungs⸗Assessor Hattendorff zu Schleswig ist der Königlichen Regierung zu Stade zur weiteren dienstlichen Verwendung, der Gerichts⸗Assessor Dr. Schieß zu Stade der Königlichen Regierung zu Schleswig zur weiteren probeweisen Beschäftigung als Justitiarius und der Regierungs⸗Assessor Dr. von Brakenhausen zu Neu⸗Ruppin dem Landrath des Kreises Teltow zur Hilfeleistung in den landräthlichen Ge⸗ schäften überwiesen worden. 8
Deutsche Kolonien.
Am 5. Juli war es nahe der englischen Grenze in Deutsch⸗Südwestafrika zu einem blutigen Zusammen⸗ stoß eines Detachements der Schutztruppe mit räuberischen Hottentotten gekommen, bei welchem zwei deutsche Reiter ihren Tod gefunden hatten. Ueber den Erfolg der hierdurch veranlaßten Strafexpedition, welche am 2. August d. J. bei Pamsieb⸗Kluft mit der Zersprengung dieser Räuberbanden endete, wird jetzt im „Deutschen Kolonial⸗ blatt“ der folgende Bericht des Füͤhrers derselben, Second⸗ Lieutenants Helms, veröffentlicht:
Nachdem am Sonntag, den 1. August, 1 Uhr, das Geschütz auf Ukamas eingetroffen war, trat ich an demselben Tage 3 ¾ Uhr Abends von dort den Vormarsch auf die Xamsieb⸗Kluft an. Die Stärke des Detachements betrug: 4 Offiziere, 1 Arzt, 7 Unteroffiziere, 3 Lazareth⸗ gehilfen, 44 Mann (einschließlich 2 Freiwilligen), 1 Kommando Veldschoendrager (13 Mann), 1 Kommando Bondelzwarts (24 Mann), 1 Geschütz, 1 Ochsenwagen. Nach etwa fünfstündigem Marsche erreichte das Detachement Roi⸗Ariam (Walsers Damm). Hier mußte bis zum 2. August, 4 Uhr Morgens, Halt gemacht werden, weil die Führer erklärten, im Dunkel den Weg nicht weiter finden zu können. Am 2. August wurde von 4 Uhr bis 10 Uhr mit einer halben Stunde Pause, während welcher die Ochsen im Joch blieben, durchgetreckt. Um diese Zeit (10 Uhr) be⸗ fand sich der Haupttrupp der Avantgarde etwa 2500 m nördlich der Xamsieb⸗Hauptkluft am nördlichsten Ausläufer der hier äußerst flach verlaufenden Hutaup⸗Kluft. Ich ließ auf den Haupttrupp der Avantgarde aufschließen und gab folgenden Befehl: 1) Der Feind soll sich am Zusammenstoß der Hutaup⸗ und Tamsieb⸗Kluft verschanzt haben. Die englische Polizei wird dem Feinde den Uebergang über die Grenze versperren. 2) Ich werde denselben angreifen a. Abtheilung von Winterfeld, Stärke (abzüglich Pferdebalter) 1 Offizier, 14 Weiße, 3 eingeborene Polizisten, 10 Veldschoendrager, geht in der Hutaup⸗Kluft und westlich davon vor. b. Abtheilung von Bunsen, Stärke (abzüglich Pferdehalter) 1 Offizier, 8 Weiße, 20 Bondelzwarts, in gleicher Höhe mit der Abtheilung von Winterfeld, östlich der Hutaup⸗Kluft. Das Geschütz folgt mit 300 m Abstand hinter der Mitte der Abtheilung von Winterfeld. Unteroffizier mit 4 Mann Geschütz⸗ bedeckung. c. Abtheilung von Altrock, Stärke (abzüglich Pferdehalter) 1 Offizier, 16 Weiße, 4 eingeborene Polizisten, folgt mit 200 m Abstand hinter dem rechten Flügel der Abtheilung von Bunsen. 3) Pferde bleiben gesattelt. Wagen angespannt im Hauptlager. 4) Reiter Schmidt und Siecke als Gefechtsordonnanzen zu meiner Person. Reiter Rieger Ordonnanz beim Herrn Stabsarzt. 5) Ich befinde mich bei der Abtheilung von Bunsen.“
Um 10 ½ Uhr hatte Abtheilung von Bunsen den Nordrand der Xamsieb⸗Kluft erreicht und es fielen von derselben die ersten Schüsse auf einzelne wenige sich hinter den wild durcheinander liegenden Klippen und in verschiedenen Schanzen versteckten und sich sehr selten zeigenden Hottentotten. Das Feuer wurde von den letzteren nur sehr schwach erwidert. Ich nahm den rechten Flügel — Abtheilung von Winterfeld — abzüglich der Veldschoendrager, die in der Schlucht Stellung genommen hatten, sowie das Geschütz einschließlich Be⸗ deckungsmannschaften bis zur südlichsten äußersten Ecke des rechten Uferrandes der Hutaup⸗Kluft vor, welch letzterer etwa um 100 m weiter in die Xamsieb⸗Kluft vorspringt als der linke Uferrand und somit die feindliche Stellung flankiert. Diese Stellung wurde von der Abtheilung von Winterfeld 11 ½ Uhr Morgens eingenommen, während das Geschütz infolge großer Geländeschwierig⸗ keiten erst 12 ½ Uhr, als ich mich zur Beschleunigung der Entwickelung des rechten Flügels dorthin begab, mit mir zugleich dort ankam. Das Erscheinen der Abtheilung von Winterfeld in dieser Stellung zwang die Hottentotten, ihre sämmtlichen nach Süden zu gelegenen Schanzen, unter Zurücklassen von 7 Todten, zu räumen. Nachdem das Geschütz auf dem rechten Flügel eingetroffen war und einige Granaten so tief als möglich auf den jenseitigen Ab⸗ hang über die Köpfe der jedoch im todten Winkel auf der Schluchtsohle liegenden Hottentotten hinweggefeuert hatte ging die Abtheilung von Winterfeld, verstärkt durch die Artilleriebedeckung und meine beiden Gefechtsordonnanzen, den Abhang bis auf etwa halbe Höhe hinab gegen die Werft vor. Von dieser Stellung aus konnte der Zug sämmtliche Schanzen, aus denen bis jetzt geschossen war, mit Ausnahme von zwei Löchern am östlichen vorspringenden Rande, unter beberrschendes Feuer nehmen. Daraufhin gab ich 1 ½ Uhr den Befehl, daß die Abtheilung von Altrock zusammen mit den Veldschoendragers in der Schlucht, die Abtheilung von Bunsen auf dem östlichen Abhange gegen die Werft vorgehen sollten.
Der Zug des Lieutenants von Altrock ging etwa 200 m zurück, um in die schroff abfallende Hutaup⸗Kluft absteigen zu können, und ging dann in derselben und auf beiden Abhängen mit seinem Zuge und den Veldschoendragern vor. Nachdem er etwa 100 Schritt vor⸗ wärts gekommen war, erhielt er das erste Feuer und ging in dem⸗ selben etwa 100 Schritt sprungweise vor. Hier stieß die Abtbeilung des Lieutenants von Altrock auf den heftigsten Wider⸗ stand. Sie wurde aus einer mit Löchern durchsetzten und von Rissen durchzogenen Klivpwand auf kurze Ent⸗ fernung (5 Schritt) beschossen. In diese Stellung hatten sich die Hottentotten entweder erst, nachdem sie aus den südlichen Schanzen durch Abtheilung von Winterfeld geworfen waren, gezogen, oder sie hatten sich in derselben absichtlich bisher ganz ruhig verbalten. Gleichzeitig eröffneten etwa 6 bis 7 Hottentotten aus Löchern im gewachsenen Felsen, die noch künstlich mit Klippen versetzt waren, vom östlichen Hange her auf die Abtheilung von Altrock das Feuer. Ich ließ diese Löcher von der Artillerie und der Ab⸗ theilung von Winterfeld unter Feuer nehmen. Trotzdem gelang es der Abtheilung von Altrock nicht, durchzustoßen. Lieutenant von Altrock fiel und Reiter Evest wurde tödtlich verwundet. Die Abtheilung von Bunsen, die den östlichen Abhang heruntergeben sollte, ging etwa 100 m an diesem herab, erhielt hier aber bef⸗ tiges Feuer. Herr von Bunsen schickte die Bondelzwarts in die Kluft zur Verstärkung der Abtheilung von Altrock, die jetzt der Sergeant Kreplin führte. Das Gefecht wurde auf beiden Seiten mit der größten Hartnäckigkeit weiter ge⸗ führt. Bei Eintreten der Dunkelheit gab ich den Befehl, daß Ab⸗ theilung von Winterfeld und die Artillerie in Stellung bleiben, die beiden anderen Abtheilungen dahinter Lager beziehen sollten. Mit Tagesanbruch sollte der Angriff erneut werden. Danach sah ich mich genöthigt, wegen eines kurz vor 4 Uhr erhaltenen Schusses den Befehl an Lieutenant von Winterfeld zu übergeben. Lieutenant von Winterfeld traf folgende Abänderung meines letzten Befehls, daß er das Detachement im sammeln, und von hier aus am nächsten Morgen östlich der Hutaup⸗Kluft vorgehend einen erneuten Angriff auf die Schanzen der Hottentotten machen wollte. Als Lieutenant von Winterfeld am 3. August vor der feindlichen Stellung erschien, fand er dieselbe verlassen. Der Rest der Hotten⸗ totten muß gleich nach Abbruch des Gefechts unterm Schutze der Nacht geflohen sein. Ihre Todten (nach vorläufiger Meldung des Lieutenants von Winterfeld 18), zwei Schwer⸗ verwundete, sowie ihr Vieh und ganze Habe hatten sie zurückgelassen Zahlreiche, aus dem Lager heraus⸗
8
1.
führende Blutspuren lassen auf seiten der Hottentotten noch auf viele deie schließen. Ihr Führer Kividdoe soll nach Aussage eines angenen schwerverwundet geflüchtet sein. Lieutenant von Winter⸗ feld steht (Stärke: 2 Offiziere, 4 Unteroffiziere, 1 Lazarethgehilfe, 9 Weiße, 22 Bondelzwarts, 12 Veldschoendrager) an der alten Lager⸗ stelle der Hottentotten und soll von da die Spur derselben verfolgen. Verlustliste im Gefecht in der Famsieb⸗Kluft am 2. August 1897: todt: Second⸗Lieutenant von Altrock (Schuß durch den Kopf); Reiter Evest (Schuß durch den Unterleib); schwer verwundet: Second⸗Lieutenant Helms (Knochenschuß im rechten Oberarm), Unter⸗ Lazarethgehilfe Seufert (Schuß durch linken Unterarm und rechten Oberschenkel), Reiter Ammersinn (Schuß durch rechten Oberschenkel), eingeborener Reiter Hill (Schuß durch linke Lungenspitze und Schuß an der rechten Seite entlang); leicht verwundet: Reiter Schmidt (rechter Oberschenkel), Reiter Ehrbardt (linker Oberarm), eingeborener Reiter Lud wig (am Kreuz), 1 Veldschoendrager (rechter Oberschenkel). Die Reiter haben im allgemeinen vorzüglich geschlagen. Einzelne Unteroffiziere und Reiter haben sich im höchsten Grade
ausgezeichnet.
Oesterreich⸗Ungarn.
Der König Alexander von Serbien sowie der König Milan sind gestern Abend auf der Rückreise von Paris nach Belgrad in Wien eingetroffen. 8
Das österreichische Abgeordnetenhaus setzte gestern nach einer Reihe von namentlichen Abstimmungen, welche etwa drei Stunden in Anspruch nahmen, die Verhandlung über die Anklage gegen die Minister fort. Der Abg. Ruß aus, daß die Anklage thatsächlich begründet sei, und hob ie Nothwendigkeit der Vorlegung des authentischen Textes des Er⸗ lasses hervor, welche sowohl er als Andere vergebens verlangt hätten. Der Erlaß trage alle Merkzeichen der gegenwärtigen inneren Politik. Der Redner zitierte sodann mehrere angebliche Erklärungen des Grafen Badeni über die innere Amtssprache, erörterte das Vorgehen der Regierung im böhmischen Landtage, sprach von den Vorfällen in Eger und erklärte, es sei zweifellos, daß der Erlaß gegen die deutsch⸗ böhmischen Abgeordneten ge⸗ richtet gewesen sei und eine vorsätzliche Gesetzesverletzung involviere, welche die Erhebung der Ministeranklage rechtfertige. (Lebhafter Beifall und Händeklatschen links.) Der Abg. Fente beantragte: das Haus wolle beschließen, daß der
inister⸗Präsident, welcher im Hause nicht anwesend war, der Verhandlung beiwohne. Der Vize⸗Präsident von Abrahamo⸗ wicz wollte diesen Antrag nicht zur Abstimmung bringen und er⸗ theilte dem nächsten Redner das Wort. (Stürmische Unterbrechung, Rufe links: Abstimmen!) Der Lärm erneuerte sich bei jedem Ver⸗ such des Vize⸗Präsidenten, dem nächsten Redner das Wort zu ertheilen. Da die Herstellung der Ruhe unmöglich erschien, unterbrach der Vize⸗Präsident die Sitzung. Während der Unterbrechung erschien der Minister⸗Präsident Graf Badeni im Saale. Die Sitzung wurde wieder eröffnet. Der nächste Redner, Abg. Kozakiewicz (Sozialdemokrat), ergriff das Wort und sprach sich für die größte Versammlungs⸗ und Redefreiheit aus. Er dankte der Linken für ihr jetziges Eintreten für die Redefreiheit, erinnerte jedoch daran, daß die Linke selbst es gewesen sei, welche die einschränkenden Gesetze eschaffen und seiner Zeit den Ausnahmezustand in Wien und rag geduldet habe. Der Abg. Schücker (deutsch⸗fortschritt⸗ lich) führte aus, daß das deutsche Volk Oesterreichs die stärksten Mittel zur Bekämpfung der Sprachenverordnungen verlange; er könne die Auffassung des verfassungstreuen Groß⸗ grundbesitzes bezüglich des Geheimerlasses insoweit nicht theilen, als er in dem Erlasse thatsächlich eine vorsätzliche Gesetzes⸗ erblicke. Das deutsche Volk Oesterreichs sei durch die Noth vereinigt worden. (Lebhafter Beifall.) Redner beantragte schließlich, beide Anklageanträge einem besonderen, neu zu wählenden Ausschusse zu überweisen. Die Ver⸗ handlung wurde darauf abgebrochen und die nächste Sitzung auf Dienstag anberaumt.
In der gestrigen Abendsitzung des Budgetausschusses wurden die den Nothstand betreffenden dringlichen Anträge sowie die Regierungsvorlage berathen. Der Budgetausschuß beschloß, einen Unterausschuß einzusetzen, in welchem jedes sronlene vertreten sein solle. Der Unterausschuß konstituierte ich sofort.
Das österreichisch⸗ungarische Kriegsschiff „Frundsberg“ ist gestern von Pola nach der Suda⸗Bai in See gegangen.
Das ungarische „Amtsblatt“ veröffentlicht ein König⸗ liches Handschreiben, durch welches der Budapester Universität gestattet wird, die Königin von Rumänien zum Ehrendoktor der Philosophie zu ernennen.
Großbritannien und Irland.
In einer gestern in Berwick (Northumberland) abge⸗ haltenen Versammlung des Nord⸗Verbandes kon⸗ servativer Vereine gab, wie „W. T. B.“ meldet, Lord Londonderry seine Demission als Verbands⸗Vorsitzender, da er mit dem radikalen Einfluß des Staatssekretärs Cham⸗ berlain auf die innere Politik des Kabinets, namentlich im Zusammenhang mit dem Arbeiterentschädigungsgesetze, nicht einverstanden sei. Die Versammlung gab ihrer Zustimmung zu dem Standpunkte Lord Londonderry’s Ausdruck, worauf dieser seine Demission zurückzog.
Das Panzerschiff erster Klasse „Canopus“ (nach der amtlichen Bezeichnung Doppelschrauben⸗Barbette⸗Schlachtschiff) ist am 13. d. M. in Portsmouth vom Stapel gelaufen. Seine Hauptmaße sind nach der „Köln. Ztg.“ folgende: 130 m Länge, 25 m äußerste Breite, 9 m mittlerer Tiefgang und 12 950 t Wasserverdrängung. Die beiden Schrauben werden von unabhängigen Maschinen von insgesammt 17 500 Pferdekräften in Bewegung gesetzt. Die Kessel gehoren zu der Belloille⸗Wasser⸗ zylinder⸗Kategorie, die in diesem Falle zum ersten Male in der
lotte Verwendung findet. Der Panzer „Canopus“ soll in
Monaten fertig sein, wofern nicht unvorhergesehene Zwischen⸗ fälle störend eintreten sollten. Die Panzereinrichtung ist ähnlich vertheilt wie bei der Majestic⸗Klasse und läuft auf eine Art Verbindung der Vortheile des bei den großen Kreuzern ver⸗ wandten sogenannten Schildkrötenrückens mit dem Zitadellpanzer älterer Schlachtschiffe hinaus. Was die Bewaffnung anbetrifft, so besteht sie, neben vier Hinterladern von 12“ Kaliber, aus zwölf Schnellfeuergeschützen von 6“ Kaliber, zehn 12 Pfünder⸗Schnell⸗ feuergeschützen, sechs 3Pfünder⸗Hotchkißkanonen, einem 12 Pfünder Scm⸗Bootgeschütz, einem 12 Pfünder⸗Scm⸗Feldgeschütz und acht Maximgeschützen. Das Schiff erhält zwei Stahlmasten mit Kampftoppen, von denen jeder mit ZPfündern und Zubehör aus⸗ gerüstet werden. Ueber diesen Toppen erhalten die Masten je eine leichte Plattform für Einrichtung und Lenkung starker elektrischer Scheinwerfer. Der „Canopus“ wird mit 16 Booten, darunter 3 Dampfpinassen, sowie mit 6 Scheinwerfern, die
von drei Dynamomaschinen bedient werden, ausgerüstet. Die Bemannung, einschließlich der Offiziere, soll 750 Mann betragen.
Italien. Der Finanz⸗Minister Branca hat, dem „W. T. B.“ zu⸗
folge, in einem Rundschreiben vom gestrigen Tage den Steuer⸗ beamten Anweisungen ertheilt, 88 welche ein gutes Ein⸗ vernehmen mit den Steuerzahlern bei Erhebung der Ein⸗
kommensteuer erleichtert werden soll.
Der österreichisch⸗ungarische Botschafter Freiherr von Calice hatte am Donnerstag Besprechungen mit dem Groß⸗ vezir und dem Minister des Aeußern; gestern wohnte der Bot⸗ schafter, wie „W. T. B.“ meldet, dem Selamlik bei und wurde später von dem Sultan in Audienz empfangen.
Eine Petition, welche die Abberufung des bulgarischen Bischofs Sinesius und des Handelsagenten Rizow von Uesküb zum Gegenstande hat, ist von der Pforte abschlägig beschieden worden. Es heißt, der ser⸗ bische Bisthumsverweser Firmilianos, der sich bereits auf der Reise nach Uesküb zum Antritt seines Amts befand, habe von der Pforte die Weisung erhalten, noch einige Tage in Saloniki zu verweilen, um dort die Verleihung der bulgarischen Bischofsberathe vor Uebernahme seines Amts abzuwarten.
Aus Kanea berichtet die „Agence Havas“, daß die Unter⸗ suchung nehen der Ermordung von drei Christen in Tsika⸗ laria beendet sei. Von den zehn Festgenommenen seien drei Angeschuldigte in Haft behalten worden.
Wie die „Times“ aus Kaneg vom gestrigen Tage meldet,
haben die Admirale beschlossen, die türkische Gen⸗
darmerie, da sie sich als nicht genügend wirksam erwiesen,
aufzulösen. Nur wenige Albanesen sollen zurückbehalten
und neu organisiert werden.
Schweden und Norwegen. 8 Bei den gestern in Christiania vorgenommenen Wahlen der Wahlmänner zum Storthing siegte, wie „W. T. B.“ berichtet, die Linke mit 8203 Stimmen; die Rechte erhielt 7985 Stimmen, auf die Sozialdemokraten entfielen 658 Stimmen.
Afrika.
Das „Reuter'sche Bureau“ meldet aus Lagos, daß die britischen Streitkräfte, welche von dort nach dem Hinterland entsandt seien, verschiedene Posten an der Nordwest⸗Grenze besetzt hätten. Die Franzosen hätten sich anscheinend nach Bussa zurückgezogen.
Nach einem in Brüssel eingetroffenen Telegramme des Gouverneurs des Congostaats hat der Lieutenant am 15. Juli d. J. die aufrührerischen Soldaten der
xpedition Dhanis bei dem Albert⸗Eduard⸗See vollständig geschlagen. Den Aufrührern seien viele Gewehre und alle Munition abgenommen worden, 400 von ihnen seien gefallen. Die Ueberlebenden hätten sich in die Berge geflüchtet, wo sie nach der Ansicht des Lieutenants Henry wegen Mangels an Lebensmitteln umkommen wü
Nr. 41 des „Centralblatts für das Deutsche Reich', herausgegeben im Reichsamt des Innern, vom 15. Oktober, hat folgenden Inhalt: 1) Konsulat⸗Wesen: Ernennungen. — Ermächtigung zur Vornahme von Zivilstands⸗Akten. — Exequatur⸗Ertheilung. — 2) Zoll⸗ und Steuer⸗Wesen: Bestellung eines Stations⸗Kontroleurs. — 3) Marine und Schiffahrt: Erscheinen eines weiteren Heftes der Entscheidungen des Ober⸗Seeamts und der Seeämter. — 4) Polizei⸗ Wesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiete.
Nr. 42 des „Centralblatts der Bauverwaltung“, beraus⸗ gegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 16. Oktober, hat folgenden Inhalt: Amtliches: Dienst⸗Nachrichten. — Nichtamtliches: Die elektrische Stadtbahn in Berlin von Siemens und Halske. — Ein englisches Werk über moderne Theater. — Die Preisbewerbung für das Bismarck⸗Denkmal in Berlin. — Vermischtes: Feier des 70. Geburtstages des Wirklichen Geheimen Ober⸗Bauraths Professor Friedrich Adler in Berlin. — Preisbewerbung um Entwürfe für den Neubau eines Geschäftshauses der Spar⸗ und Leihkasse in Rendsburg. — Stadt⸗ und Ringbahn in Moskau. — Statistisches über die Eisen⸗ bahn in Rußland. — Ausnutzung der bei Leuchtflammen verloren gehenden Wärme. — Bücherschau. — Neue Patente.
Arbeiterbewegung.
Aus München wird dem „Vorwärts“ berichtet, daß der Aus⸗ stand der dortigen Schuhmacher, der am 17. August seinen Anfang nahm, jeßt nachdem die Zahl der Ausständigen auf 30 berab⸗ gesunken ist, für beendet erklärt wurde. Die größeren Fabriken sollen die Forderungen der Arbeiter bewilligt haben.
In Zeitz sind nach demselben Blatt die Handschuhmacher (90 Arbeiter in 6 Fabriken) in eine Lohnbewegung eingetreten. Die Gehilfen haben ihren Arbeitgebern gekündigt, werden aber die Kündi⸗ gung wieder zurückziehen, wenn ihre Forderung erhöhten Lohnes be⸗ willigt wird.
Aus London meldet „W. T. B.“ zum Ausstande der englischen Maschinenbauer: In einem in der Nacht zum Freitag abgehaltenen Meeting verwarfen die Kesselmacher das Abkommen, welches am Tage vorher das Exekutiv⸗Comité der Unionisten mit den Arbeitgebern der Schiffsreparatur⸗Werkstätten abgeschlossen hatte. (Vgl. Nr. 243 d. Bl.) Infolgedessen sind gestern die Maschinenbauer und Kesselmacher verschiedener Londoner Firmen in den Ausstand getreten. Chamberlain hat ein Einmischen in den Streit in der Maschinenbau⸗Branche abgelehnt, da eine nicht nach⸗ gesuchte Vermittelung nur schädlich wirken könne.
1 Kunst und Wissenschaf
.be Friedrich⸗Wilhelms⸗Universität zu Berlin beging gestern den Akt des Rektoratswechsels. Der zeitige Rektor, Geheime Justiz⸗Rath Dr. Brunner leitete die Uebergabe des Rektorats an seinen Nachfolger, den eee Dr. Schmoller, mit dem Vortrag einer statistischen
Uebersicht der Ereignisse des jetzt abgelaufenen Rektoratsjahres ein, aus welcher “ mitzutheilen ist: Aus dem Lehrpersonal der Universität schieden aus: durch den Tod: die ordentlichen Professoren DDr. du Bois⸗Reymond, Weierstraß, Goldschmidt, Watten⸗
bach, die außerordentlichen Professoren DDr. Hoffory, Lewin, Lommatzsch, die Privatdozenten Professor Dr. Preyer und General⸗Arzt Dr. Burchardt;
durch Berufung an andere Universitäten und Lehr⸗ anstalten: der außerordentliche Professor Dr. med. Georg Winter, die Privatdozenten DDr. Schlesinger, Wer⸗ nicke, Kötter, Kretschmer, Spannagel, Oldenberg, Kern, Friedheim.
Dagegen traten in den Lehrkörper neu ein:
durch Berufung: die ordentlichen Professoren DDr. von Wilamowitz⸗Möllendorff und Engelmann, der ordentliche Honorar⸗Professor, Geheime 1“ Dr. Nnn,sbie außerordentlichen Professoren DDr. Tangl und
einhold;
durch Habilitation: in der theologischen Fakultät der Lic. Gennrich und der Dr. phil. Holl, in der juristischen Fakultät der Dr. Immerwahr, in der medizinischen Fakultät die DDr. Rosin, Lähr, René du Bois⸗Reymond, Ruge, Straßmann, Koblanck, Strauß, in der philo⸗ sophischen Fakultät die DDr. Jacobson, Schmid, Harries, Winnefeld, Marcuse, von Halle, von Buchka.
Befördert wurden: der außerordentliche Professor Dr. “] zum ordentlichen Professor, die Privatdozenten DDr. Nagel, Silex, Jahn, du Bois, Franz Winter zu außerordentlichen Professoren.
Es wurden im Laufe des Jahres promoviert: von der theologischen Fakultät 5 Licentiaten, von der juristischen Fakultät 17 Doktoren, von der medizinischen Fakultät 145 Doktoren und von der philosophischen Fakultät 74 Doktoren, außerdem honoris causa von der theologischen Fakultät 6 Doktoren und 1 Licentiat, von der philosophischen Fakultät 3 Doktoren.
Immatrikuliert wurden: 315 Theologen, 1442 Juristen, 8 e und 1189 Philosophen, zusammen 3789 Stu⸗
ierende.
Abgegangen sind: 333 Theologen, 1452 Juristen, 895 Mediziner und 1132 Philosophen, zusammen 3812 Studierende.
9 Todesfälle von Studierenden sind zur Anzeige gekommen.
Im Winter⸗Semester 1896/97 erhielten 96 und im Sommer⸗Semester 1897 116 Damen die Erlaubniß zum Hören von Vorlesungen.
Es wurden 821 private und 524 öffentliche Vorlesungen gehalten, an welchen 33 287 bezw. 27 067 Zuhörer theilnahmen.
Der Rektor berichtete ferner über die Handhabung der akademischen Disziplin und einige allgemeine Universitäts⸗ Verhältnisse. Er bemerkte hierbei, daß der Universität in dem abgelaufenen Studienjahre folgende Geschenke und Ver⸗ mächtnisse zugefallen sind: von dem verstorbenen Rentier Bier 3000 ℳ zur Vertheilung der Zinsen an Studierende, von dem verstorbenen Wirklichen Geheimen Rath, Professor Dr. Curtius Kunstwerke und Bücher für den archäologischen Apparat, von dem Geheimen Medizinal⸗Rath, Professor Dr. Ols⸗ hausen 5000 ℳ für die Hilfskasse und von dem verstorbenen Geheimen Justiz⸗Rath, Professor Dr. Goldschmidt 1000 ℳ für den Freitischfonds, 1000 ℳ und die für ihn noch ein⸗
ehenden gestundeten Honorare für die Hilfskasse und außerdem 29 sehr werthvolle rechts⸗ und staatswissenschaftliche Bibliothek.
Hierauf theilte der Rektor mit, daß der für das Rektorats⸗ jahr 1897 /98 konstituierte Senat aus folgenden Herren besteht dem Rektor, Professor Dr. Schmoller, dem Universitäts⸗ richter, Geheimen Regierungs⸗Rath Dr. Daude, dem Prorektor, Geheimen Justiz⸗Rath Dr. Brunner, dem Dekan der theologischen Fakultät, Professor Dr. PfiesFret, dem Dekan der juristischen Fakultät, Geheimen Justiz⸗Rath, I Dr. Pernice, dem Dekan der medizinischen Fakultät,
eheimen Medizinal⸗Rath, Professor Dr. Heubner, dem Dekan der philosophischen Fakultät, Geheimen Regierungs⸗ Rath, Professor Dr. Kekule von Stradonitz, den Senatoren, Professoren Dr. Tobler, Geheimen Justiz⸗Rath Dr. Gierke, Geheimen Medizinal⸗Rath Dr. Waldeyer, Geheimen Re⸗ ierungs⸗Rath Dr. Diels und Geheimen Justiz⸗Rath
r. Kahl —, nahm dann seinem Amtsnachfolger den vorgeschriebenen Rektoreid ab und übergab ihm die Insignien des Rektoramtes.
Der neue Rektor, Professor Dr. Schmoller hielt hierauf seine Antrittsrede, in welcher er über „wechselnde Theorien und feststehende Wahrheiten im Gebiet der Staats⸗ und Sozial⸗ wissenschaften und die deutsche Volkswirthschaftslehre“ sprach
Die Mitglieder der Internationalen Lepra⸗Konferenz trafen gestern Nachmittag mittels Sonderzuges von Berlin auf der Station Wildpark ein, von wo Kaiserliche Equipagen dieselben nach dem Neuen Palais brachten. Nachdem die Herren sich im Muschel⸗ faale versammelt hatten, erschienen, wie „W. T. B.“ berichtet, Ihre Majestaͤten der Kaiser und die Kaiserin mit großem Gefolge sowie die vier ältesten Kaiserlichen Prinzen. Der Minister der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten D. Dr. Bosse stellte zunächst die Präsidenten der Konferenz, die Professoren Virchow, Lassar und Hansen, vor. Hierauf ließ Seine Majestät Sich die einzelnen Gelehrten vorstellen und unterhielt Sich mit denselben auf das bhuldvollste. Zuerst wandte Sich Allerhöchstderselbe an die französischen Delegirten, an deren Spitze Professor Besnier⸗Paris steht, alsdann an die übrigen Herren ausländischer Nationalität, zuletzt an die deutschen Mitglieder der Konferenz, von denen mehrere durch besonders eingehende Unterhaltungen ausgezeichnet wurden. Ihre Majestät die Kaiserin ließ Sich durch den Direktor des Kaiserlichen Gesundheits⸗Amtes, Wirklichen Geheimen Ober⸗ Regierungs⸗Rath Dr. Köhler eine Anzahl von Lepraforschern vor⸗ stellen; Allerhöchstdieselbe äußerte Ihre besondere Befriedigung darüber, daß die Thätigkeit der Konferenz einer der deutschen Bevölkerung etwa drohenden Gefahr wirksam entgegentrete. Nachdem Erfrischungen herumgereicht waren, begaben sich die Herren nach der Station Wild⸗ park zurück, um mittels Sonderzuges nach Berlin zurückzukeh
Im Verein für deutsches Kunstgewerbe sprach am Mitt⸗ woch Abend Dr. Th. Volbehr, Direktor des städtischen Museums in Magdeburg, über die Reflexe des Zeitcharakters in den Möbelformen. An der Hand zahlreicher Vorlagen führte er die Entwickelung der Möbelformen im Zusammenhang mit den großen weltgeschichtlichen Wandlungen vor und folgerte aus dieser Ent⸗ wickelung, daß auch unsre Zeit, die von der historischen zur naturwissen⸗ schaftlichen Bildung übergehe, in Haus und Geräth den Ansprüchen der Praxis, des Zweckes und der gesunden Konstruktion nachgehen müffe.
Aus Dresden berichtet „W. T. B.“, daß eine vom Ober⸗
Bürgermeister Beutler einberufene Versammlung von Stadtverordneten, 8
zahlreichen Künstlern und Kunstfreunden beschlossen hat, im Jahre 1899 daselbst eine deutsch⸗nationale Kunst⸗ und kunst⸗ gewerbliche Ausstellung zu veranstalten. G
.“·“*““