1897 / 255 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 29 Oct 1897 18:00:01 GMT) scan diff

der Rechtsanwalt Bähr in Reinbek zum Notar für den Bezirk des Ober⸗Landesgerichts Kiel, mit Anweisung seines Wohnsitzes in Reinbek, ernannt worden.

8 8 Ministerium des Innern.

Dem Ober⸗Regierungs⸗Rath Jürgensen ist die Leitung

der Kirchen⸗ und Schulabtheilung bei der Regierung in

Oppeln übertragen worden.

Der Dr. phil. Hermann Broecker zu Berlin, der

Versicherungsbeamte WViktor de Niem zu Berlin und der

Mathematiker A. Brechters zu Hannover sind zu Versiche⸗ rungs⸗Revisoren ernannt worden.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 29. Oktober.

In der am 28. d. M. unter dem Vorsitz des Staats⸗Ministers, Staatssekretärs des Innern Dr. Grafen von Posadowsky⸗ Wehner abgehaltenen Plenarsitzung des Bundes raths wurde von der Uebersicht über den Stand der Bauausführungen u. s. w. für die Eisenbahnen in Elsaß⸗Lothringen u. s. w. Kenntniß genommen. Die Zustimmung wurde ertheilt: der Vorlage, be⸗ treffend Aenderungen der §§ 42 und 44 der Verkehrsordnung für die Eisenbahnen Deutschlands sowie der Nummern VI und XXI der hierzu gehörigen Anlage B, der Vorlage, betreffend den Beitritt des Reichs zu dem Abkommen wegen Regelung einiger Fragen des internationalen Privatrechts vom 14. November v. J., dem Ausschußantrage zu der Vorlage, betreffkend den Entwurf von Bestimmungen über den Vollzug von Freiheitsstrafen, der Vorlage, betreffend den Erlaß der Abgaben für verdorbenes oder zu Grunde gegangenes Salz, sowie den Ausschußanträgen wegen Ab⸗ änderung des Begleitschein⸗Regulativs und wegen Aenderung der Ausführungsbestimmungen zum Zuckersteuergesetz. Außer⸗ dem wurde über den Seiner Majestät dem Kaiser zu unter⸗ breitenden Vorschlag wegen Besetzung einer Mitgliedsstelle beim Disziplinarhofe sowie über verschiedene Eingaben Be⸗

schluß gefaßt.

Nach einer Mittheilung der „Berliner Börsenzeitung“ vom 25. d. M. soll mehreren Eisenbahn⸗Direktionen von der zuständigen Militärbehörde notifiziert worden sein, daß bei eintretender Mobilmachung der gesammten Armee der dortige Wagenpark schlechterdings zur Ausführung des Fahrplans nicht ausreichen würde. Diese Mittheilung ist, wie die amtlichen Erhebungen ergeben haben, völlig erdichtet. Auch ist es unwahr, daß der Wagenpark der preußischen Staatseisenbahn⸗Verwaltung zur Durchführung des Mobil⸗ machungs⸗Fahrplans nicht ausreichend sei.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Großherzoglich hessische Ministerial⸗Direktor Dr. Dittmar ist nach Darm⸗ stadt abgereist.

Dem Regierungs⸗Assessor von Mallinckrodt zu Düssel⸗ dorf ist die kommissarische Verwaltung des Landrathsamtes im Kreise Meschede, Regierungsbezirk Arnsberg, übertragen worden.

4 1 Sachsen. Seine Königliche Hoheit der Prinz Johann Georg wird sich, dem „Dresdner Journal“ zufolge, mit Seiner Majestät dem König am nächsten Sonnabend nach Altenburg begeben, um der Beisetzung Ihrer Hoheit der Herzogin von Sachsen⸗-Alte urg beizuwohnen.

Nach dem nunmehr vorliegenden Gesammtergebniß der Wahlen wird sich die Zweite Kammer, wie folgt, zusammensetzen: 27 Nationalliberale, 21 Mitglieder des Zentrums, 5 Sozialdemokraten, 5 Demokraten, 2 Konservative, 2 Antisemiten, 1 Freisinniger.

Hessen. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin von Rußland sind heute Vormittag um 10 Uhr von Darmstadt abgereist. Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin gaben Allerhöchstdenselben das Geleit zum Bahnhofe, wo die anderen in Darmstadt anwesenden ürstlichkeiten sich ebenfalls eingefunden hatten.

Oesterreich⸗Ungarn.

Der Kaiser empfing gestern in Budapest den bisherigen

deutschen Militär⸗Attaché Grafen von Hülsen⸗Haeseler.

Die gestrige Vormittagssitzung des österreichischen Ab⸗ geordnetenhauses wurde nach einer Reihe namentlicher Abstimmungen um 2 Uhr 35 Minuten unterbrochen. Die Abendsitzung begann um 7. Uhr 10 Minuten. Auf der Tagesordnung stand die erste Lesung des provisorischen Ausgleichs mit Ungarn. Der Abg. EEEEIaE1“ bezeichnete den vorgestern gestellten Antrag des Abg. von Jaworski als geschäftsordnungs⸗ und gesetzwidrig und er⸗ klärte: seine Partei werde alles, was auf Grund der geschäfts⸗ ordnungswidrigen Beschlüsse der letzten Sitzung zu stande komme, als ungesetzlich und verfassungswidrig ansehen. Die Partei werde sich durch das Vorgehen der Majorität nicht einschüchtern lassen und werde vom Kampfe gegen die Sprachenverordnungen nicht ablassen. Der Vize⸗Präsident von Abrahamowicz bemerkte, er werde am Schlusse der Sitzung ausführlich auf diese Erklärung im Namen des Präsidiums antworten. Der Abg. Funke führte aus, die Mehrheit habe vorgestern das Gesct verletzt, weil sie gegen die Geschäftsordnung und damit gegen die Verfassung vorgegangen sei. Redner führte eine

lege feierlichen Protest ein gegen die Abendsitzung und werde den Kampf für die Freiheit und das Gesetz fortführen. Der sozialdemokratische Abgeordnete Daszynski schloß sich dem der Linken an. Nachdem noch mehrere Redner der inken Anfragen an das Präsidium gerichtet hatten, beantragte der deutsch⸗fortschrittliche Abgeordnete Groß, die Regierungs⸗ vorlage, betreffend die Verlängerung des Zuckersteuergesetzes, auf die Tagesordnung zu setzen. Der Abg. Kaiser verlangte Ver⸗ lesung des wesentlichsten Inhalts der Petitionen und nament⸗ liche Abstimmung hieruͤber. Der Vize⸗Präsident von Abrahamowicz erklärte: er sei sich der Pflichten eines Prä⸗ sidenten bewußt; seine erste Pflicht sei, dahin zu wirken, daß das Haus seine Aufgaben erfülle; die zweite, den Beschluͤssen der Mehrheit Geltung zu verschaffen; er könne daher weder den Antrag des Abg. Groß noch den Antrag des Abg. Kaiser zur Abstimmung bringen. Diese Erklärung, welche Beifall auf der Rechten, Widerspruch und Lärm bei der Linken hervorrief, entfesselte einen großen Tumult. Der Vize⸗Präsident von Abrahamowicz erklärte, zur Tagesordnung, nämlich zur Berathung des Ausgleichs⸗ provisoriums, überzugehen, und ertheilte dem deutsch⸗fortschritt⸗ lichen Abg. Lecher das Wort. (Großer anhaltender Lärm links, Rufe: Zuerst abstimmen!) Der deutsch⸗ nationale Abg. Wolf richtete unaufhörlich Zurufe an den Vize⸗Präsidenten und wurde wiederholt zur Ordnung gerufen. Der Abg. Lecher begann zu sprechen, war aber wegen des Lärms kaum 1e. Sn. Um 9 ¼ Uhr unterbrach der Vize⸗Präsident die Sitzung auf 10 Minuten. Nach Wieder⸗ eröffnung derselben erklärte der Vize⸗Präsident von Abraha⸗ mowicz, der Abg. Lecher habe das Wort. (Stürmischer Widerspruch links). Der Abg. Wolf Ich bitte, über meinen Antrag auf Schluß der Sitzung abstimmen zu lassen! (Lärm.) Der Abg. Lecher sprach inzwischen weiter, während der Abg. Wolf auf dem Deckel des Pultes einen Marsch trommelte. Mehr als eine halbe Stunde hindurch dauerte diese Scene fort. Der Abg. Lecher sprach leise und unverständlich. Der Abg. Wolf apostrophierte fortwährend den Vorsitzenden, erklärte, nachdem ihm der Vorsitzende das Wort nicht ertheilt, werde er es sich selbst nehmen, und begann eine Rede. So sprachen zwei Redner gleichzeitig; der Abg. Lecher leise, der Abg. Wolf laut. Letzterer begann schließlich aus einer Broschüre über den Volkstag in Eger einzelne Stellen laut vorzulesen. Die Scene erreichte damit ein Ende, daß der Abg. Lecher den Schluß der Sitzung beantragte unter dem Vorbehalt, daß er im Falle der Ablehnung mit seiner Rede fortfahren könne. Das Haus lehnte den Schluß ab, und der Abg. Lecher setzte seine Rede fort. Heute früh um 5 ½ Uhr sprach derselbe noch weiter. Um diese Zeit kam es zu stürmischen Scenen, indem die Sozialdemokraten von dem Vize⸗Präsidenten verlangten, die Sitzung mit Rücksicht auf die Stenographen, welche vor Mübdigkeit fast um⸗ fielen, zu unterbrechen. Dies Verlangen wurde von der Linken stürmisch unterstützt. Es entstand ein großer Lärm, welcher eine halbe Stunde andauerte. Der Vize⸗Präsident unterbrach hierauf die Sitzung auf 10 Minuten. Nach Wiederaufnahme der Sitzung fuhr der Abg. Lecher in seiner Rede fort, während der Lärm bei der Linken andauerte. Die Rede wurde fortwährend von minuten⸗ langem Beifall und Händeklatschen unterbrochen. Um 9 Uhr schloß der Abg. Lecher seine Rede mit den Worten: „Die Deutschen in Oesterreich werden sich weder ergeben noch sterben.“ Redner wurde von der Linken stürmisch be⸗ lückwünscht, die Abgeordneten schwenkten mit Tüchern. Frrrauf wurde der von der Linken beantragte Schluß der Sitzung in zwei namentlichen Abstimmungen abgelehnt. Mehrere Abgeordnete der Linken verlangten nun die Vor⸗ ladung der Minister und namentliche Abstimmung über diesen Antrag. (Widerspruch rechts.) Der Vize⸗Präsident Dr. Cramarcz erklärte die Abstimmung hierüber für unzulässi (Lärm links), ertheilte den Abgg. Kaiser (deutsche Volks⸗ partei) und Daszynski (Sozialist) Ordnungsrufe und entzog beiden Rednern das Wort. (Beifall rechts, stürmischer Wider⸗ spruch links.) Der Vize⸗Präsident erklärte, den Minister von dem Wunsch des Hauses sofort verständigen zu wollen. Der Abg. Dr. Pfersche (deutsche Fortschrittspartei) beantragte, die Sitzung für geheim zu erklären. Der Antrag wurde unter⸗ stützt und die Galerie infolgedessen geräumt. Die Sitzung dauerte Mittags um 12 Uhr noch fort.

Großbritannien und Irland.

Der Schatzkanzler Sir M. Hicks Beach hielt gestern in Bristol eine Rede, in welcher er, dem „W. T. B.“ zufolge, sagte, die griechischen Staatsmänner hätten zugegeben, daß die Haltung Lord Salisbury's es verhindert habe, daß Griechenland Friedensbedingungen auferlegt worden seien, welche beinahe mit Sicherheit auf eine Abtretung Thessaliens an die Türkei hinausgelaufen wären. Lord Salisbury's Politik habe Griechenland vor den Folgen eigener Thorheit gerettet und den Frieden Europas gewahrt. Bezüglich der Währungsfrage erklärte der Schatzkanzler: Weder die Regierung noch die Bank von England dürften auch nur für einen Augenblick irgend einer Sache zustimmen, welche den Goldvorrath im Lande schädigen könnte, gleichviel, ob es sich um das in der Reserve oder das im Umlauf befindliche Gold handle.

Der frühere Gouverneur der Kapkolonie Lord Rosmead

gester Abend in London gestorben.

a1A1XA1AA2X4X“X“ Der Minister des Aeußern und der groß⸗ britannische Botschafter Sir E. Monson hatten vorgestern eine Besprechung, in der sie die allgemeinen Züge und die Anordnung der Fragen feststellten, welche in der Niger⸗ Angelegenheit zwischen den englischen und französischen Kom⸗ missaren zur Verhandlung kommen sollen. Die Kommission wird heute zusammentreten. 1u“ Der Minister für die Kolonien Lebon ist, wie aus St. Louis am Senegal gemeldet wird, gestern in Kayes eingetroffen. Die Deputirtenkammer hat in ihrer gestrigen Sitzung die Vorlage, betreffend die Haftpflicht der Arbeitgeber bei Arbeiterunsällen, angenommen.

Italien.

Der bisherige deutsche Botschafter, Staatssekretär von Bülow, hat gestern in Monza dem König sein Abberufungs⸗ schreiben überreicht. 1

Wie die „Agenzia Stefani“ meldet, steht für Anfang November der Besuch des österreichisch⸗ ungarischen Ministers des Auswärtigen Grafen Goluchowski am Hoflager in

bestätigt diese Meldung und fügt hinzu, Graf Goluchomski, der trotz seines lebhaften Wunsches noch nicht Gelegenheit gehabt habe, sich dem König Humbert, dem er⸗ lauchten Bundesgenossen des Kaisers Franz Joseph, persönlich vorzustellen, werde infolge der vor mehreren Wochen an ihn ergangenen Einladung des Königs als dessen Gast zwei Tage in Monza verweilen. Türkei. Wie das Wiener „Telegr.⸗Korresp.⸗Bureau“ aus Kon⸗ stantinopel erfährt, dürften von den Beraten für die bulgarischen Bisthümer vorläufig nur zwei, nämlich die für Strumitza und Melnik, ertheilt werden. Die Stockungen in den endgiltigen Verhandlungen über die Friedensbedingungen dauern infolge der Mei⸗ nungsverschiedenheiten über den Artikel 3 des 2.„S. friedensvertrags und über die Frage der Entschädigung von Privatverlusten fort. Die griechischen Delegirten beharren bei ihrer Haltung und wollen nicht zugeben, daß Vereinbarungen getroffen werden, durch welche griechische Unterthanen in den ihnen durchden Vertrag vom Jahre 1832 zugestandenen Privilegien beeinträch⸗ tigt werden. Außerdem verlangen sie die Feststellung der Höhe der Entschädigung von Privaten durch eine türkisch⸗ griechische Untersuchungskommission. Die strittigen Angelegen⸗ heiten sollen in dem heutigen Ministerrath zur Verhandlung gelangen. 8 G Griechenland.

Die Kommission für die Kontrole der Finanzen hat, wie die „Agence Havas“ meldet, beschlossen, behufs Aus⸗ arbeitung des Kontrolplans täglich Sitzungen abzuhalten, und die Zutheilung einiger griechischen Beamten verlangt, welche ihr eventuell Aufklärung geben sollen. Der russische Kommissar wird vorläufig durch den Legations⸗Sekretär Smyrnoff ersetzt werden. In Paris ist aus Athen vom 25. d. M. die Nachricht eingetroffen, daß einige hundert beurlaubte Freiwillige ver⸗ schiedene Magazine gestürmt und Kleidungsstücke sowie Lebens⸗ mittel fortgeschleppt hätten. Starke Patrouillen, welche an den Thatort geschickt worden seien, hätten die Zusammengerotteten zerstreut und einige der Unruhestifter verhaftet. Die Freiwilligen gäben an, sie hätten Hunger und Kälte gelitten. Alle Läden der Stadt seien eiligst geschlossen, aber schon nach einer Stunde wieder geöffnet worden, und das Aussehen der Stadt habe seinen gewohnten Charakter wieder angenommen.

Der General Lockhart ist, wie das „Reuter'sche Bureau“ aus Simla meldet, gestern nach Gundaki vorgerückt; die Höhen zur Seite der Marschroute wurden von den Feinden gesäubert. Zwei Gemeine sind auf dem Zuge verwundet worden. Von Gundaki wurde ein Rekognoszierungsmarsch nach dem Fuß des Sempagha-⸗Passes unternommen und dort der Feind in großer

ahl auf den Gebirasausläufern zu beiden Seiten des Jahl., angetroffen. Auf diesem Zuge wurde der Oberst⸗ Lieutenant Sage, der das erste Gurkha⸗Regiment befehligte, schwer verwundet; weitere Verluste sind auf britischer Seite nicht vorgekommen.

Afrika. Die „Times“ meldet aus Sansibar vom gestrigen Tage

daß der Sultan unter Fiebererscheinungen ziemlich schwer a der Rose erkrankt sei.

Arbeiterbemegung.

Aus Scharmbeck in der Provinz Hannover berichtet di „Weser⸗Ztg.“ nach der „Ndd. V.“”: Die Zigarren⸗ und Taback arbeiter, welche in letzter Zeit mehrere Versammlungen abgehalte haben, um über die Forderung höherer Lohnsätze zu berathen, konnte sich mit den Fabrikanten bis jetzt nicht einigen. Infolge dessen stellte sämmtliche Arbeiter einer Zigarrenfabrik am Sonnabend die Arbeit ein Ebenso wollen die Arbeiter anderer Firmen die Arbeit einstellen wenn ihre Forderungen nicht bewilligt werden.

Aus Hamburg wird dem „Vorwärts“ gemeldet, daß der Aus stand in der Norddeutschen Jutespinnerei in Schiffbeck bereits am Mittwoch Abend beendet worden ist. Den Arbeiter wurde eine Lohnerhöhung von 5 % bewilligt. (Vgl. Nr. 254 d. Bl.)

Aus Triest wird der „Wiener Ztg.“ telegraphiert: Die von den Spediteuren von Tag zu Tag, häufig nur auf Stunden, gedungenen „Facchini“ haben sich am Dienstag früh nicht zur Arbeit gemelde Die Magazinarbeiter und Lastträger sind nicht in den Ausstand ge⸗ treten. Von der Arbeiter⸗Kategorie, welcher die Ausständigen angehören, werden täglich etwa 200 Leute beschäftigt. In dem Verkehr auf den Bahnen und im Schiffstransport ist keine Störung eingetreten. (Vgl. Nr. 253 d. Bl.) Wie „W. T. B.“ vom heutigen Tage meldet, haben die Ausständigen nach einer Lohn⸗ aufbesserung um 20 Kreuzer und anderen kleinen Zugeständnissen die Arbeit wieder aufgenommen.

Aus London meldet „W. T. B.“ zum Ausstande der eng⸗ lischen Maschinenbauer: Gestern ist die Antwort der Maschinen⸗ bauer⸗Vereinigung an das Handelsamt öffentlich bekannt gegeben worden. In derselben werden verschiedene Aenderungen in den Grund⸗ lagen für die vom Handelsamt vorgeschlagene Besprechung in An⸗ regung gebracht, hingegen wird die Anregung des Handelsamts, daß die Forderung des Achtstundentags für die Dauer der Konferenz zurück⸗ gezogen werden solle, gar nicht erwähnt.

Settatistik und Volkswirthschaft.

Die Gewerbebetriebe in Preußen nach Größenklassen 1882 und 1895. 8 (Stat. Korr.) Eine sehr wichtige Seite der gewerblichen Be⸗ triebsstatistik ist die Unterscheidung der Unternehmungen und ihres Personals nach Größenklassen; sie beantwortet vor allem die Frage, in welchen Größenklassen, ob im Klein⸗, mittleren oder Großbetriebe, der Schwerpunkt des heimischen Gewerbfleißes liegt, sowie welche Ver⸗ schiebungen darin sich seit der letzten gleichartigen Ermittelung heraus⸗ gestellt haben. Es ist aber lediglich die soziale Schichtung, über die eine derartige Darstellung Licht verbreiten hilft; eine Beleuchtung der gewerblichen Produktion, d. h. der Masse der Erzeugung und des darin werbenden Kapitals, ist sie natürlich nicht, dient einer solchen jedoch mittelbar auch. 8. 1 Für die Größenklassenbildung ist das Personal der Gewerbe⸗ betriebe sowohl 1882 wie 1895 entscheidend gewesen. Die 1895er Gewerbezählung hat aber ihre Größenklassen nach sämmtlichen in den Betrieben erwerbsthätigen Personen unterschieden, abweichend von der 1882er Aufnabme, welche hierzu nur das Gehilfenversonal (mit Ausschluß der Inhaber) verwendete. Darau;z ergeben sich für die unmittelbare Vergleichung beider Zählungen einige Schwierigkeiten, die indessen rechnerisch beseitigt werden können und im Folgenden be⸗ seitigt sind. Die Vertheilung der Gewerbebetriebe und ihres ersonals auf die einzelnen Größenklassen sowie deren Funahme und Abnahme

Reihe von Bestimmungen der Geschäftsordnung an und sagte, das Vorgehen der Mehrheit sei ein Gewaltakt. Seine Partei

v“

Monza zu erwarten. Das Wiener „Fremdenblatt“

seit 1882 waren nun folgende. Es wurden überhaupt ermittelt

ͤö1ö1ö1“““

Betriebe mit Mitinhabern, Gehilfen oder Motoren: mit 1 Person.. 1 1 2 Personen .

1 5 Personen 11 50 51 200 201 1 000 über 1 000

mit

überhaupt..

Die Verminderung der Alleinbetriebe von 1882 bis 1895 war zum theil früher schon damit erklärt worden, daß die Anlage und Aufbereitung der 1895 er Gewerbestatistik eine genauere Feststellung der Alleinbetriebe und die Ausscheidung einer Anzahl von 1882 zu viel gezählten Alleinbetrieben ermöglicht hatte, weshalb die gesammte Abnahme thatsächlich nicht volle 6,24 v. H. betragen kann, vielmehr weniger ausmachen muß. Aber aus den Zahlen für die Größen⸗

klassen der Betriebe mit Mitinhabern, Gehilfen und Motoren erklärt

in der Grö

8

ßenklasse der

Alleinbetriebe Betriebe mit Mitinh eö“] e] 3—5 Personen 5 Personen..

a. in Industrie und Ge werbe (ohne Kunstgärtnerei, Thierzucht und Fischerei):

1 zusammen. ““ Alleinbetriebe 81 Betriebe mit Mitinhabern, Gehilfen mit 1 Person. 8 8 8 ersonen

Personen 8 19 8

Wir sehen also, daß sich Industrie und Gewerbe (a) völlig anders entwickelt haben als Handel und Verkehr (b), und daß die Gesammtzahlen der Gewerbestatistik von denen der Handels⸗ und Verkehrsgewerbe außerordentlich stark beeinflußt werden. Ins⸗ esammt ergiebt sich eine Zunahme der Betriebe um 5,60, der ersonen um 39,25 v. H., bei der Industrie und dem Gewerbe dagegen eine Abnahme der Betriebe um 4,09 und eine Zunahme der Personen nur um 34,44, während beim Handel und Verkehr eine Zunahme der Betriebe um 33,72 und der Netsonen sogar um 60,49 v. H. ermittelt ist. Daß Handel und Verkehr nach den hier be⸗ sprochenen Merkmalen ziffermäßig so mächtig in den Vordergrund treten und sich in 13 Jahren weit staäͤrker als die produktive Gewerbsthätigkeit entwickelt haben, wird überraschen. Wie be⸗ kannt, klagen unsere ausländischen Konkurrenten schon seit Jahren über das Vordringen des deutschen Handels; in der That hat ja auch, wie die Statistik der Ein⸗ und Ausfuhr ergiebt, der deutsche Handels⸗ verkehr, insbesondere der überseeische, in den letzten 15 Jahren die Fortschritte des Handels aller übrigen Länder weit überflügelt.

In dieser Thatsache des außerordentlichen Aufschwungs von Handel und Verkehr liegt ein gut Theil der Erklärung für die Ver⸗ schiebung in den Größenklassen der Betriebe von 1882 bis 1895. Wenn die Entwickelung unserer Wirthschaftsverhältnisse es ja wohl auch mit sich bringt, daß eine Anzahl von kleineren Betrieben den größeren zum Opfer fällt, so scheint doch viel weittragender der wirthschaftliche Um⸗ bildungsprozeß, der die gewerblichen Selbständigen, namentlich die kleineren, in die Handels⸗ und Verkebrsthätigkeit drängt und ihnen hier eine neue Erwerbsbethätigung eröffnet. Der selbständige Schuh⸗ machermeister, Klempnermeister und eine Menge anderer Handwerker werden Händler mit den Waaren, die sie früher mit oder ohne Ge⸗ hilfen handwerksmäßig neu anfertigten, und behalten in vielen Fällen nur Reparaturwerkstätten; sie nennen ihren Betrieb deshalb, vielleicht auch weil es vornehmer klingt, Schuhwaarenhandlung u. dgl. Die nebenhergehende Entwickelung der Großindustrie mit ihrer billigeren und oft besseren Maschinenarbeit ermöglicht ihnen diesen Wandel ihrer Erwerbsthätigkeit. Aber eine „Proletarisierung“ der kleineren selbständigen Existenzen des Gewerbes ist das doch nicht, wenn Handwerkstreibende als solche verschwinden und dafür im Handel Selbständigkeit erlangen. Man sehe nur folgende Zahlen über die niedrigsten Größenklassen (Kleingewerbe) an, die sich aus obigen Tabellen ableiten lassen. Es wurden 1895 mehr (+) oder weniger (—)

111A“ 1“ b. in Handel

und Gewerbe und Verkehr

81 134 + 14 398 937 + 23 247 .— 27 507 + 39 251 3 —5 Personen. + 23 48 X 45 949

zusammen. 84 226 X 122 845.

Die „selbständigen Existenzen“, die dem eigentlichen „Klein⸗ gewerbe“ verloren gegangen sind, hätten also, wenn nicht anderswo, im Handel und Verkehr Unterkunft als solche gefunden, ganz ab⸗ hesebe davon, daß die Verminderung bei den gewerblichen Allein⸗ etrieben, wie schon angeführt wurde, wegen statistisch, technischer Umstände ohnehin noch größer erscheint, als sie thatsäͤchlich gewesen ist. Freilich ist hierbei die natürliche Bevölkerungsvermehrung, die in dem besprochenen Zeitabschnitt rund 15,5 v. H. betragen hat, nicht in Rechnung gesetzt, während sie doch, wenn alle übrigen Ver⸗ hältnisse die gleichen geblieben wären, überall eine entsprechende Ver⸗ mehrung der Betriebe mit sich gebracht haben würde. Bei Berück⸗ sichtigung der Bevölkerungsvermehrung hätten 1895 in Industrie und Gewerbe (a) rund 265 200 Betriebe mit 1—5 Personen mehr, in Handel und Verkehr (b) dagegen rund 62 400 Betriebe weniger vorhanden sein müssen. In dem Unterschiede der beiden letzten Zahlen 202 800) würde sich jedenfalls die verminderte Bedeutung des leinbetriebes aussprechen, wenn eben die Verhältnisse von 1895 und 882 die gleichen wären. Das sind sie nicht, wie wir schon aus der beferlöblichen Entwickelung von Industrie ꝛc. (a) und Handel ꝛc. (b) gesehen haben.

Aber auch noch über andere Umgestaltungen der Wirtbschafts⸗ verhältnisse belehren uns die gewerbestatistischen Zahlen der Betriebs⸗ größenklassen. Da finden wir zunächst in der Industrie (a) eine Abnahme der Alleinbetriebe um 12,04 v. H., eine Zunahme der Be⸗ triebe mit 1 Person und Motoren oder (in dieser Klasse nur neben⸗ sächlich thätigen) Mitinhabern um 2,87, wieder eine Abnahme um 12,67 bei den Mitinhaber⸗, Gehilfen⸗ oder Motorenbetrieben mit 2 Personen und weiter eine Zunahme um 14,43 v. H. bei denen mit 3—5 Personen. Das will sagen:

a. in Industrie

Allein b““ Betriebe mit 1 Person. 2 Personen

1882 . 1015 011

. 1 650 806

.. .1 222 139 b. in Handel und Verkehr (einschl. Gastwirthschaft): 246 5 260 89

405 444

Zunabme (+) oder Ab⸗ nahme (—) vom Hundert der Betriebe der Personen 6,24 6,24

44,89 45,90 4,05 4,05 32,68 36,06 18,95 22,95 63,63 61,44 74.11 78,83 88,22 88,38 678 584 64,97 66,94 325 034/ + 101,08 + 101,44 5 861 707]/ + 5),60 39,25

Betriebe

1895 951 642

78 312 305 928 287 956 672 196

64 901

43 899

Personen

1882 1 015 011

53 674 588 054 754 354

1 396 082 294 821 511 546 424 244 406 476 161 355

4 209 535

1895 951 642

78 312 611 856 1 026 349 1 716 517 475 958 914 787 799 185

54 051 294 027 217 032 565 110

39 664

44419 19ℳ† *

1 743 331

sich weiter, woher die Verminderung der Alleinbetriebe kommt, und welche Richtung die Umbildung solcher Betriebe und der kleineren Betriebe überhaupt genommen hat.

„Ehe wir indessen auf diesen Punkt näher eingehen, wollen wir zunächst dieselbe Größenklassen⸗Uebersicht je für Industrie und Gewerbe (a) somierfcr Handel und Verkehr (b) besonders aufstellen. Es wurden gezã

Betriebe 1882

Zunahme (+) oder Ab⸗ nahme (—) vom Hundert der Betriebe der Personen

12,04

4,07 12,67 17,88

4,58 52,98 73,64 87,91 63 96

102 04 34 44

5,84

112,06 54,42 93,43 78,10

Personen

1895 1882 1895

674 042

33 607

189 591

186 134

409 332

43 999

34 628

8 235

1 719

91 185 1 172 140

755 176

32 293 434 196 564 652

1 031 141 211 316 430 278 403 049 400 598 158 735

3 390 293

674 042

33 607 379 182 665 607

1 078 396 323 281 747 146 757 357 656 817 320 710

4 557 749

260 899

43 993 222 764 342 112 608 869 144 890 161 188

39 457

19 683

755 176

12,04

2,87 12,67 14,43

0,75 54,76 68,27 88,10 62,17

103,30

4,09

5,84

112,06 54,42 90,64 75,53 85,82 82,45 100,45 + 106,88 95,78 + 104,50 211,76 + 315,69

4‿½ν4ꝙ41414

¹

01

20 746 72 131 50 696 143 573 10 667

9 V 246 501

43 993 20 746 111 382 144 262 96 645 176 867 252 020 341 875 19 821 79 414 4 448 8 916 77 914 237 464 19 294 17 53 4 735

1 1 1 590 2 896 0,00 + 82,14

542 174 771 323 1 237 882] + 33,72 + 60,49

mit diesem hält er sich besser, wenn vielleicht auch nicht glänzend und nicht in allen, ja nicht einmal in einer genügend großen Zahl von Fällen;

der Kleingewerbtreibende der Betriebe mit 2 Personen hat in neuerer Zeit ebenfalls eine mindere ziffermäßige Bedeutung; aber dies wird wohl verursacht sein, entweder (in der Minderzahl der Fälle) durch Ersatz eines früher gehaltenen Gehilfen durch einen Motor, wobei der Gewerbtreibende in die Größenklasse mit 1 Person zurück⸗ geht, oder (wohl meistens) Hurch Hinzunahme einer dritten und viel⸗ leicht vierten Person mit oder ohne gleichzeitige Motorenbenutzung, wobei er in die nächsthöhere Größenklasse aufsteigt.

Im Handel und Verkehr (b), wo der Kleinbetrieb nur selten Motoren verwendet, dagegen theils hauptberuflich, theils nur nebenher beschäftigte Mitinhaber zahlreich vertreten sind, haben die Alleinbetriebe nicht, wie im Gewerbe, ab⸗, sondern um 5,84 v. H. zugenommen, die Mitinhaber⸗ ꝛc. Betriebe mit 1 Person sogar um 112,06, die mit 2 Personen um 54,42 und die mit 3—5 Personen um 90,64 v. H.

„Das größere und Großgewerbe zeigt nicht annähernd die be⸗ trächtlichen Unterschiede zwischen Gewerbe (a) und Handel ꝛc. (b) wie das Kleingewerbe. ie Zunahme ist beiden in allen Größenklassen gemein; nur ist sie, bis auf die allergrößten Betriebe, im Handel und Verkehr, dem übrigens Post, Telegraphie und Eisen⸗ bahnen hier nicht zugerechnet sind, überall stärker als in der Industrie. Sie betrug vom Hundert a. bei der Industrie b. beim Handel ꝛc.

für Betriebe für für Betriebe für

Personen

54,76 52,98

68,27 73,64 . 88,10 87,91

201 1000 62,17 63,96

1 1 . dna g 102,04 h

Dies zur kurzen Kennzeichnung der Richtung, in welcher sich die Entwickelung und Umgestaltung der Gewerbsthätigkeit in Llcher, voll⸗ zogen hat und vermuthlich weiter vollziehen wird.

Die Größenklassen⸗Statistik der Gewerbebetriebe läßt nun auch noch eine weitere Berechnung zu, aus welcher sich die Bedeutung der einzelnen Größenstufen im Gesammtgewerbe veranschaulicht. Dem dienen folgende Uebersichten.

Von 100 Gewerbebetrieben aller Art und von 100 darin thätigen Personen entfielen

Betriebe

. 15882 1895 Alleinbetriebe. vööö.“” Betriebe mit Mitinhabern, Gehilfen

oder Motoren:

mit 1 son 2 Personen.. 3 —5 Personen.. 16,52 5 Personen 6 38,56 10 8 3,72 50 2 u“ 2,52 51 200 0,50 201 1000 0,10 über 1000 8 0901 8883 zusammen 100 100

Diesselbe Berechnung ergiebt nachstehende Verhältnißzahlen far Industrie und Gewerbe (ohne Kunstgärtnerei, Thierzucht

und Fischerei): Betriebe

1882 1895 57,51

*‿ 4 bb*

*‿ 4*¼

in Betrieben

6—10 Pers. 11 50 51 200

mit

Personen 1882 1895 24,11 16,23

1,34 10 44 17,51 29,29

8,12 15,61 13,63 11,58

5,54

100

4,49 17,55

1,27 13,97 17,92 33,16

7,01 12,15 10,08

9,66

8 Personen 1882 1895 4* 22,28 14,79 Betriebe mit Mittnhabern, Gehilfen oder Motoren: ö“*

2,67 u“ .“

17,76 13,31 33,74 2,33 1,68 0,36 0,09

2,87 16,17 15,88 34,92

3,75

2,95

0,70

0,15

0,95 12,81 16,65 30,41

6,23 12,69 11,89 11,82

1 0,01 0,02 4,68 7,04

8 zusammen. 100 100 100 100 b. für Handel und Verkehr (einschl. Gastwirthschaft): Alleinbetriebe 60,80 48,12 31,96 21,08

0,74 8,32 14,60 23,66 7,09 16,39 16,62 14,41

der allein arbeitende Kleingewerbtreibende verliert an Boden, wenn er nicht den Motor in seine Dienste stellt; 8 5 8

Betriebe mit Mitinhabern, Gehilfen

2,69 18,70 22,93 44,32 10,30 10,10

2,50

0,61

3,55 18,00 27,64 49,19 11,70 13,02

3,19

1,59

1 Person. 5 G 2 Personen.. 3—5 Personen.. 1 5 Personen.. 6— 10 2 5“ 11— 50 . 51 200 8 über 1000 8 0,21 03 kät ttetiittiuit .. 100 ...

Von 100 der als Hauptbetrieb gezählten Gewerbetriebe Preußens überhaupt (1882 1 650 806, 1895 1 743 331), ferner von denen (a) der eigentlichen Industrie (1882 1 222 139, 1895 1 172 140) und von denen (b) des Handels und Verkehrs (1882 405 444, 1895 542 174) waren nicht weniger als 95,71 (1882) und 93,15 (1895) Betriebe mit 1 bis 5 Personen, weiter (a) 95,53 und 92,43 bezw. (b) 96,21 und 94,60. Das Personal dieser Betriebe machte 1882 von 4 209 535 57,27, 1895 von 5 861 707 45,52 Hunderttheile aus, ferner (bei a) von 3 390 293 52,69 und von 4 557 749 38,45 bezw. (bei b) von 771 323 76,28 und von 1 237 882 70,27 Hunderttheile. Was die Versorgung der Menschen mit Arbeit und Arbeitseinkommen anlangt, so liegt also der Schwerpunkt der preußischen Gewerbsthätigkeit ins⸗ gesammt überwiegend, aber auch bei der eigentlichen Industrie noch in weitem Umfange bei den kleinen und kleinsten Betrieben; allein es zeigt sich unverkennbar die Tendenz auf Verringerung ihrer Bedeutung,

mehr natürlich bei den Personen als bei den Betrieben. „Den großen und größten Betrieben, d. h. den Betrieben mit über 10 Personen, geüren an von 100 Betrieben und von

100 Personen:

Betriebe 1882 1895 insgesammt.. 1,89 3,13 in der Industrie (a) 2.14 3,82 41,08 54 46 im Handel und Verkehr (b) 1,16 1,74 13,42 18,03. Alus den oben einzeln aufgeführten Größenklassen läßt sich, je nachdem man die Grenze der Klein⸗, Mittel⸗ und Großbetriebe anders ziehen will, jede beliebige Gruppierung ohne Mühe vornehmen Wir beschränken uns hier auf das Ausgeführte

Personen 1882 1895 35,72 46,36

Die Alters⸗ und Invaliditäts⸗Versicherungsanstalt Hannover hat die etwa 20 Minuten von Zellerfeld entfernte Rohrmann'sche Brauerei mit großem Garten und Wiesen angekauft, um sie zu einer Genesungsanstalt für weibliche Lungen⸗ kranke einzurichten.

Wie man aus Schleswig meldet, gewinnt die Lebensver⸗ sicherung unter der ländlichen Bevölkerung des Regierungs⸗ bezirks immer mehr an Ausdehnung. So sind im Kreise Hader im vergangenen halben Jahre allein bei einer Ve gs etwa 500 000 versichert worden.

Kunst und Wissenschaft.

In der Sitzung der philosopbisch⸗historischen Klasse der Königlichen Akademie der Wissenschaften vom 21. Oktober (vorsitzender Sekretar Herr Vahlen) las Herr Sachau „über eine arabische Chronik aus Sansibar“. Der Vortragende besprach ein arabisches Geschichtswerk, betitelt Kasf al⸗ghumma, das in jüngster Zeit aus Sansibar erworben und von einem unbekannten Schriftsteller wahrscheinlich im zweiten Viertel des vorigen Jahrhunderts verfaßt worden ist. Aus der großen Masse des histo⸗ rischen Materials, einer Geschichte dee Islams vom IJbadi⸗ tischen Standpunkt, heben sich als besonders werthvoll die⸗ jenigen Partien hervor, welche die Sondergeschichte des Ibaditischen Islams, seiner origines, seiner Ausbreitung nach Süd und West be⸗ handeln. Im einzelnen wurde sodann das Verhältniß dieser neuen Geschichtsquelle zu der von Badger in englischer Sprache veröffent⸗ lichten Geschichte von Oman sowie zu der von Masqueray in fran⸗ zösischer Sprache edierten Geschichte der Mzabiten in Nord⸗Afrika unter⸗ sucht. Vorgelegt wurden das von dem korrespondierenden Mitgliede Herrn Denifle in Rom verfaßte und eingesandte Werk „La déso- lation des églises monastères hôpitaux en France“, Tom. I, ferner die mit Unterstützung der Akademie herausgegebenen Schriften: Ioannis Zonarae Epitomae historiarum lib. XIII —XVIII“, ed. Theod. Büttner⸗Wobst (Bonn 1897), und „Das Kämavütram d Vätvyäyana“, übersetzt von Rich. Schmidt (Leipzig 1897).

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Ernteergebniß, Saatenstand und Getreidehandel in Süd⸗Rußland. Aus Odessa liegt folgende Nachricht vor: In dem Gouvernement Cherson stellt sich das Ernteergebniß: Tausend Pud Pud pro Dessjätine à 16,38 kg 1 ha) —. 24 624,0 NW Sommergetreide auf 122 161,6 43,9 zusammen 146 785,6 8 hM Nach Abzug des für den Unterhalt der Bevölkerung und für die Aussaat erforderlichen Getreides (28 Pud pro Kopf) ergiebt sich ein Ueberschuß der letzten Ernte von 71 085,6 Tausend Pud, welcher für die Ausfuhr verfügbar ist. Im Durchschnitt von 5 Jahren seit dem Jahre 1891 hat dieser Ueberschuß 90 826,6 tausend Pud oder 22 % mehr wie der diesjährige betragen. Den besten Ernteausfall hatte der Kreis Ananjew, wo der diesjährige Ueberschuß nur wenig hinter dem durchschnittlichen zurückgeblieben ist. Im Gouvernement Jekaterinoslaw ist folgender Ertrag de

Ernte festgestellt: Werchnjednjeprowsk Jekaterinoslaw und 8 Nowomoskowsk

Pud pro Dessjätine ““ 10 30

an Wintergetreide auf .

in den übrigen 4 Kreisen

20 50 20 60

Roggen 30—-60 Weizen 40— 60

Gerste 80 96 24 40 24 72

Hafer 60 96 18 30 18 48

Auf das wievielte Korn berechnet, vergleicht sich der Ertrag im

Kreise Jekaterinoslaw mit dem Ducchschnittsertrag dieses Kreise

ziemlich ungünstig:

11“ 1

Welben 1u“ 18

M““ 1

L14““ 5 8 Im Gouvernement Bessarabien war der Ertrag: Kreis: Kischinew Chotin Bjelzy Akkermann und ee 8

rtrag in Pud pro Dessjätine

Winterweizen 40 50 füj

22 50 17 40 32 Roggeln 50 70

28 60 17 40 25 Sommerweizen 30 80. 17 50 40 Gerste 17 35 60 65 60 70 Hafer 8 16“] —50 60 60—70 „Die Qualität des Getreides ist vermöge der Kleinheit und Leichtig⸗ keit der Körner überall gering, Gerste nicht ausgeschlossen. Nur Mais verspricht sowohl in quantitativer, wie qualitativer Beziehung eine sehr gute Ernte, deren Ertrag jedoch noch nicht festgestellt ist. Dieser Getreideart hat die große Hitze des letzten Sommers nur zum Besten gereicht; sie ist dadurch so trocken geworden, daß sie schon jetzt ohne Gefahr versandt werden kann, während sonst die Ausfuhr der neuen Ernte nicht vor dem Fräblabrs zu beginnen pflegt.

In der ersten Oktoberwoche ist in Süd⸗Rußland ein starker und

Bender

40 40 60 70

oder Motoren:

reichhaltiger Regen eingetreten, durch welchen in vielen Gegenden erst